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142 Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus) Beschreibung: Drittgrößte heimische Art. Dreieckige, kurze Ohren. Breite Flügel. Breite Schnauze. Schwarzbraunes Gesicht. Ohren derbhäutig, fast dreieckig. Bauchseite ohne deutlichen Übergang hellbraun. Flügel relativ breit, schwarz bis schwarzbraun. Verwechslungsgefahr mit der Nordfledermaus. Abb. 168: Breitflügelfledermaus Diese ist allerdings deutlich kleiner. Kopf-Rumpflänge: 60-80 mm, Unterarmlänge: 47-58 mm, Flügelspannweite: um 36 cm, Gewicht: 17-35 g. Zahnformel: 2113/3123 (= 32 Zähne). Lebenserwartung: Mit über 20 Jahren (Höchstalter 24 Jahre) können Breitflügelfledermäuse sehr alt werden.

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Breitflügelfledermaus(Eptesicus serotinus)

Beschreibung: Drittgrößte heimische Art. Dreieckige, kurze Ohren. Breite Flügel.Breite Schnauze. Schwarzbraunes Gesicht.Ohren derbhäutig, fast dreieckig.Bauchseite ohne deutlichen Übergang hellbraun. Flügel relativ breit, schwarz bis schwarzbraun. Verwechslungsgefahr mit der Nordfledermaus.

Abb. 168: Breitflügelfledermaus

Diese ist allerdings deutlich kleiner.Kopf-Rumpflänge: 60-80 mm, Unterarmlänge:47-58 mm, Flügelspannweite: um 36 cm, Gewicht: 17-35 g. Zahnformel: 2113/3123(= 32 Zähne). Lebenserwartung: Mit über 20 Jahren (Höchstalter 24 Jahre) können Breitflügelfledermäuse sehr alt werden.

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Verbreitung: Europa. In Südeuropa weit verbreitet, in Nordeuropa bis zum 55. Breitengrad. Verbreitungsschwerpunkt in Nordostdeutschland. In Westbayern und Ostbayern mit den meisten Nachweisen (Südrhön, Donau-Iller-Lechplatten, Frankenalb, Spessart). Winterquartiere in der Nähe der Sommerverbreitung (ortstreue Art). Kommt in Höhenlagen bis 700 m ü.NN vor, allerdings Schwerpunktvorkommen bis 500 m ü.NN.

Status: Mit knapp 400 Nachweisen seit 1985 bis 2004 gehört die Breitflügelfledermaus zu den selteneren Fledermausarten Bayerns.Folgende Funde sind bekannt geworden. Wochenstuben: 85, Sommerquartiere: 69, Einzelnachweise im Sommer: 107, Winter-quartiere: 107, sieben Einzelnachweise im Winter.

Abb. 169: Sommerverbreitung der Breitflügelfledermaus

Ökologie, Lebensraum und Lebensweise: Bevorzugt die tiefen und mittleren Lagen.Parks mit hohem Grünland- und Gehölzanteil, Weidegebiete mit hohem Angebot an Großinsekten, Siedlungsgebiete (Kulturfolger!). Die Breitflügelfledermaus gilt als Überträgerder Fledermaustollwut.

Wochenstuben: Vor allem im Dachbereich von Wohnhäusern sind Wochenstuben besonders häufig zu finden. Hinter Außenverkleidungen,

Fensterläden und in Hohlblocksteinen. Wochenstuben umfassen zwischen 10 und 60 adulte Weibchen. Es findet ein regelmäßiger Quartierwechsel statt. Jagdgebiete: Breitflügelfledermäuse jagen in Dörfern, um Straßenlaternen, entlang linearer Gehölzstrukturen, in Gewässernähe und in Alleen. Nur selten in Wäldern. Die Entfernung zum Quartier beträgt maximal 3 Kilometer.

Jagdstrategie und Nahrung: Breitflügelfledermäuse jagen nach Sonnenuntergang in 5 bis 10 Metern Höhe und besitzen einen langsamen und wendigen Flug. Ihre Beute, mittlere und größere Insekten und Spinnentiere, vor allem Nachtschmetterlinge wie Eulenfalter (52 %), Zweiflügler und Käfer (32 %) (KURTZE 1991), wird aus dem freien Luftraum, selten vom Boden oder Blätterwerk, aufgenommen.

Ortungslaute: Rufanfang frequenzmoduliert,am Ende nahezu frequenzkonstant auslaufend.Bis 22 ms lange Einzelrufe; meist aber kürzer. Hauptfrequenz zwischen 23 und 27 kHz,meist um 25 kHz. Verwechslungen sind mit Zweifarbfledermaus und Kleinabendsegler,in bestimmten Jagdsituationen auch mit Großem Mausohr möglich. Bei längeren Rufreihen, die unter optimalen Bedingungen aufgenommen wurden, kann die Art jedoch gut an dem arttypischen Rhythmus und den kennzeichnenden Rufabständen erkannt werden (SKIBA 2009).In Gebieten mit gemeinsamen Vorkommen der oben genannten Arten sollten in Zweifelsfällen ergänzende Nachweismethoden zum Einsatz kommen (Nachtsichtgerät, starke LED-Strahler). Populationsbiologie und Verhalten: Meist erst im zweiten Lebensjahr geschlechtsreif. Paarung im Oktober. Gebärt ein Junges im Juni, dieses verlässt das Quartier nach etwa einem Monat. Ortstreue Art.

Gefährdung: In Bayern gefährdet.Wegen Bindung an Gebäudequartiere sind Renovierungen und Holzschutzmittel problematisch. Vernichtung der Nahrungs-grundlage durch Verlust von Streuobstwiesenund Hecken. Deutschlandweit jedoch stabile Bestände. Rote Liste IUCN 2006: LC (ungefährdet), FFH-Anhang: IV, Rote Liste BRD:G (Gefährdung ungeahnten Ausmaßes), Rote Liste Bayern: 3, Berner Konvention: II, Bonner Konv.: II.

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Abb. 170: Jagdrevier beim Schloss Sophienreuth

Verkehrs- und Katzenopfer: Die Zahl der Verkehrs- und Beutegreifopfer in Bayern ist sehr gering.

FFH-Monitoring: FFH-Anhang IV. Erfasst werden in Bayern die Wochenstuben (28 Stichproben) alle zwei Jahre. Ein Bestand der Wochenstuben mit mehr als 30 Tieren gilt als hervorragend, mit 20 bis 30 als gut und mit weniger als 20 als mittel bis schlecht. Verbreitung im Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge: Für die Breitflügelfledermaus liegt aus der Detektor- und batcorder-Erfassung nur ein unsicherer Nachweis aus dem äußersten Nordosten des Landkreises vor. Auf die Art wurde speziell geachtet, weil sie im Gesamtbereich Nordostbayerns bisher kaum festgestellt wurde.

Sichere Nachweise sind z. B. aus den Städten Coburg, Bamberg und Bayreuth bekannt.Fünf Breitflügelfledermäuse wurden bei der Scheunenkartierung des LBV im Landkreis Hof in Zettlitz (Gemeinde Gefrees) hinter einer Scheunenverkleidung auf der Südseite entdeckt (10.06.08; Wolfrum). Weitere Überprüfungen einiger Meldungen aus dem Fichtelgebirge oder der Münchberger Hochfläche erwiesen sich als Nord- oder Zweifarbfledermäuse. Die fragliche Rufaufzeichnung (batcorder) wurde nur deshalb in die Karte aufgenommen, weil aus dem engeren Umfeld der Fundstelle (14.7.09, Grünland SW Forsthaus bei Schloss Sophienreuth) ein älterer Nachweis bekannt war (10.8.90, Netzfang im Schlosspark Sophienreuth bei Schönwald; Morgenroth 1991).

Aussichten: Mit Wochenstuben im Landkreis ist zunächst nicht zu rechnen. Nach dem Nachweis 2008 auf der Müchberger Hochfläche und im Hohen Fichtelgebirge 1990, ist bei den weiteren Untersuchungen an den Scheunen auf mögliche Einzelnachweise zu achten.

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Abb. 171: Jagdrevier beim Schloss Sophienreuth

Verbreitungssituation in Oberfranken:Knapp außerhalb des Untersuchungsgebietes war die Art auch aus der Kirche in Nemmersdorf(Lkr. Bayreuth; Todfund durch Eicke 1984) bekannt. Albrecht & Hammer (1993) fanden bei einer Überprüfung der Kirche keinen Hinweis mehr auf diese Fledermausart. Aktuelle batcorder-Begehungen im Raum Bad Berneck-Goldkronach-Nemmersdorf-Weidenberg ergaben ebenfalls keine Hinweise auf Vorkommen der Breitflügelfledermaus. Im angegebenen Bereich wurden jedoch mehrfach Nord- und Zweifarbfledermäuse nachgewiesen(STRÄTZ, unveröffentl.).Sichere Nachweise einzelner jagender Tiere liegen aus den Städten Coburg, Bayreuth (Oberkonnersreuth, Meyernberg) und Bamberg (Bug, Klinikum, Stockseegebiet, Mainauen) vor. Sommerquartiere sollen in den Kirchen von Teuchatz, Lisberg und Thüngfeld bestehen.

Ende April 2010 konnten gemeinsam jagende Breitflügel- und Nordfledermäuse in Püttlach- und im mittleren Wisentgebiet festgestellt werden. Die Tiere überwintern dort in Karst-höhlen der Frankenalb. Ob ein Teil dieser Tiere in

das Fichtelgebirge abwandern ist nicht bekannt.Bei folgenden Kartierungen im westlichen Oberfranken sollte die Art gezielt in den Dörfern erfasst werden. Die Breitflügelfledermaus jagt gerne an Straßenlaternen und benutzt dann einen etwas abweichenden Ruftyp, der besonders leicht zu Verwechslungen mit anderen Arten führen kann. Batcorder-Aufnahmen sollten deshalb in einiger Entfernung von Straßenlampen durchgeführt werden. Weiterhin sollten starke LED-Strahler für Sichtbeobachtungen genutzt und nach Möglichkeit aufgezeichnete Sozialrufe ausgewertet werden.

Verbreitung in Deutschland:Die Breitflügelfledermaus ist in Deutschland als verbreitete Art einzustufen, mit einem Verbreitungsschwerpunkt im norddeutschen Tiefland. Hier kann die Art auch als häufig gelten, während sie im Süden meist nur gebietsweise, vor allem in tieferen, wärmebegünstigten Lagen in Flusstälern auftritt. Die Bestände der Art scheinen stabil zu sein, möglicherweise auch mit positivem Bestandstrend.

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Abb. 172: Verbreitungskarte der Breitflügelfledermaus im Landkreis Wunsiedel i. Fichtelgebirge, Stand: März 2010