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'FCSVBS (FNFJOTBNFS#%"%(# QBSMBNFOUBSJTDIFS"CFOE BDA und DGB luden am 28. Januar 2015 zum ersten gemeinsamen Parlamentari- schen Abend in Brüssel ein. Höhepunkt der gut besuchten Veranstaltung war ein moderiertes Gespräch zum Thema »Per- spektive Europa – Herausforderungen der Sozialpartner« zwischen Arbeitgeber- präsident Ingo Kramer und dem DGB- Vorsitzenden Reiner Hoffmann. 4FJUF 3BUTQSハTJEFOUTDIBGU -FUUMBOET1SJPSJUハUFOGàSEJF &63BUTQSハTJEFOUTDIBGU Am 1. Januar 2015 hat Lettland zum ersten Mal seit dem EU-Beitritt des Lan- des im Jahr 2004 die Ratspräsidentschaft übernommen. 4FJUF *OWFTUJUJPOFO &VSPQハJTDIFT*OWFTUJUJPOTų QBLFU Die Europäische Kommission hat im Januar 2015 die Details für das angekün- digte Investitionspaket in Höhe von 315 Milliarden Euro vorgestellt. 4FJUF 8JSUTDIBGUTVOE8ハISVOHTVOJPO 4UBCJMJUハUTVOE8BDITų UVNTQBLU481 Die EU-Kommission hat am 13. Januar 2015 eine Mitteilung zur besten Nutzung der Flexibilität in den vorhandenen Re- geln des SWP vorgelegt. 4FJUF 8JSUTDIBGUTVOE8ハISVOHTVOJPO "OLBVGWPO4UBBUTBOMFJIFO Die Europäische Zentralbank hat ange- sichts der mittelfristig zu schwachen Per- spektiven für die Preisentwicklung im Eu- ro-Währungsgebiet ein umfangreiches Anleiheankaufprogramm beschlossen. 4FJUF 8FJUFSF5IFNFO 55*1*OWFTUJUJPOTTDIVU[VOE4DIJFETWFSGBISFO 4FJUF 55*1*OWFTUJUJPOTTDIVU[VOE4DIJFETWFSGBISFO 4FJUF 7JFUOBN'5"BVG;JFMHFSBEFO 4FJUF 7JFUOBN'5"BVG;JFMHFSBEFO 4FJUF $IJOB/FVFT"OHFCPU[VNレGGFOUMJDIFO"VGUSBHTXFTFO 4FJUF $IJOB/FVFT"OHFCPU[VNレGGFOUMJDIFO"VGUSBHTXFTFO 4FJUF *OUFSOBUJPOBMF$PSQPSBUF(PWFSOBODF 4FJUF *OUFSOBUJPOBMF$PSQPSBUF(PWFSOBODF 4FJUF

Brüssel Aktuell | Februar 2015

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Februar 2015

Gemeinsamer BDA-DGBparlamentarischer Abend

BDA und DGB luden am 28. Januar 2015zum ersten gemeinsamen Parlamentari-schen Abend in Brüssel ein. Höhepunktder gut besuchten Veranstaltung war einmoderiertes Gespräch zum Thema »Per-spektive Europa – Herausforderungender Sozialpartner« zwischen Arbeitgeber-präsident Ingo Kramer und dem DGB-Vorsitzenden Reiner Hoffmann.

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Ratspräsidentschaft

Lettlands Prioritäten für dieEU-Ratspräsidentschaft

Am 1. Januar 2015 hat Lettland zumersten Mal seit dem EU-Beitritt des Lan-des im Jahr 2004 die Ratspräsidentschaftübernommen.

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Investitionen

Europäisches Investitions­paket

Die Europäische Kommission hat imJanuar 2015 die Details für das angekün-digte Investitionspaket in Höhe von 315Milliarden Euro vorgestellt.

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Wirtschafts- und Währungsunion

Stabilitäts- und Wachs­tumspakt (SWP)

Die EU-Kommission hat am 13. Januar2015 eine Mitteilung zur besten Nutzungder Flexibilität in den vorhandenen Re-geln des SWP vorgelegt.

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Wirtschafts- und Währungsunion

Ankauf von Staatsanleihen

Die Europäische Zentralbank hat ange-sichts der mittelfristig zu schwachen Per-spektiven für die Preisentwicklung im Eu-ro-Währungsgebiet ein umfangreichesAnleiheankaufprogramm beschlossen.

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Weitere Themen

TTIP: Investitionsschutz und Schiedsverfahren>> Seite 5TTIP: Investitionsschutz und Schiedsverfahren>> Seite 5

Vietnam: FTA auf Zielgeraden>> Seite 6Vietnam: FTA auf Zielgeraden>> Seite 6

China: Neues Angebot zum öffentlichen Auftragswesen>> Seite 7China: Neues Angebot zum öffentlichen Auftragswesen>> Seite 7

Internationale Corporate Governance>> Seite 7Internationale Corporate Governance>> Seite 7

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BDI/BDA Brüssel Aktuell Februar 2015 02

Gemeinsamer BDA-DGB parlamentarischer Abend in Brüssel: »Perspektive Europa –Herausforderungen der Sozialpartner«Gemeinsamer BDA-DGB parlamentarischer Abend in Brüssel: »Perspektive Europa –Herausforderungen der Sozialpartner«

BDA und DGB empfingen am 28. Januar 2015 zahlreiche Gästeaus Politik und Wirtschaft zum ersten gemeinsamen Parlamen-tarischen Abend in Brüssel. Höhepunkt der gut besuchten Ver-anstaltung war ein moderiertes Gespräch zum Thema »Per-spektive Europa – Herausforderungen der Sozialpartner« zwi-schen Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer und dem DGB-Vorsit-zenden Reiner Hoffmann.

Der Wahlausgang in Griechenland war der Ausgangspunkteiner Debatte zwischen Kramer und Hoffmann über die künftigefiskal- und wirtschaftspolitische Kursbestimmung zentraler EU-Mitgliedstaaten. So bekräftigte der Arbeitgeberpräsident, dassbereits umgesetzte Reformen in Griechenland zu ersten Erfol-gen geführt hätten und zeigte sich zuversichtlich, dass dasLand die noch anstehenden wachstumsfördernden Strukturre-formen meistern wird. Auch in Frankreich sieht Kramer eineFortsetzung des Reformkurses. Anerkennend betonte er dieEntschlossenheit der französischen Regierung, in Krisenzeitenden Reformkurs aufrechtzuerhalten und die notwendigen Struk-turreformen durchzuführen.

Laut Kramer könnte einer erfolgreichen Sozialpartnerschaftdabei eine besondere Rolle zukommen. In Deutschland hatman dank Sozialpartnerschaft schwierige Zeiten besser über-winden können. Sowohl für den Arbeitgeberpräsidenten alsauch für den DGB-Vorsitzenden könnte das Modell der deut-schen Sozialpartnerschaft eher in seinen Grundprinzipien, nach

denen Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter gemeinsamnach Lösungen suchen, auf die europäische Ebene übertragenwerden. Die Zukunft der Europäischen Sozialpartnerschaft inRichtung Reform-Partnerschaft sieht Kramer darin, dass der eu-ropäische soziale Dialog zu konkreten Ergebnissen führenmuss, die für Unternehmen und Arbeitnehmer gleichermaßeneinen Mehrwert bringen.

Kramer und Hoffmann diskutierten des Weiteren über die Be-deutung der transatlantischen Handels- und Investitionspartner-schaft (TTIP). Der Arbeitgeberpräsident wies auf die einmaligeChance hin, gemeinsame Regeln für freien und fairen Handelzwischen den beiden mit Abstand größten Wirtschaftsregionender Welt mit den höchsten Umwelt-, Verbraucher- und Sozial-standards zu entwickeln. Die zum Teil ablehnende Grundhal-tung, die zu TTIP entstanden ist, obwohl dessen vertraglicheGrundlagen noch nicht einmal ausverhandelt worden seien,könnte Kramer kaum nachvollziehen. Die Chance für die glo-bale Wirtschaft, dass TTIP Maßstäbe auf hohem Niveau setzt,dürfte nicht vergeben werden.

Ansprechpartnerin:Séverine Féraud (BDA), [email protected]

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BDI/BDA Brüssel Aktuell Februar 2015 03

Wettbewerbsfähiges, digitales und engagiertes Europa – Lettlands Prioritäten für dieEU-RatspräsidentschaftWettbewerbsfähiges, digitales und engagiertes Europa – Lettlands Prioritäten für dieEU-Ratspräsidentschaft

Am 1. Januar 2015 hat Lettland zum ersten Mal seit dem EU-Beitritt des Landes im Jahr 2004 die Ratspräsidentschaft über-nommen. Es setzt damit die Trio-Ratspräsidentschaft der Län-der Italien, Lettland und Luxemburg fort. Lettland will sich für einwettbewerbsfähiges, digitales und außenpolitisch engagiertesEuropa einsetzen.

Entsprechend setzt die lettische Präsidentschaft in ihrem Ar-beitsprogramm für die erste Jahreshälfte folgende dreiSchwerpunkte:• eine Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Volkswirtschaften als Grundlage für Wachstum und Arbeitsplätze• ein gemeinsamer digitaler europäischer Binnenmarkt mit hohen Datenschutz- und Sicherheitsstandards• eine aktivere Rolle der EU als außenpolitischer Akteur, inklusive Fortschritte bei TTIP.

Lettland will sich während seiner Ratspräsidentschaft außerdemfür eine erfolgreiche Umsetzung des Investitionsprogramms vonKommissionspräsident Juncker einsetzen. Ein weiterer Schwer-punkt bildet die Energiepolitik, wo die Schaffung eines gemein-samen europäischen Energiemarktes und die Stärkung derEnergieunabhängigkeit im Mittelpunkt stehen sollen.

Auf dem Gebiet der Beschäftigungspolitik möchte sich Lettlandfür eine bessere Arbeitsmarktbeteiligung von jugendlichen Ar-beitslosen, Langzeitarbeitslosen und Menschen mit Behinde-rung einsetzen. Mit Blick auf die Weiterentwicklung der sozialenDimension der EU will sich die lettische Präsidentschaft in ers-ter Linie für die Stärkung des sozialen Dialogs einsetzen.

Die Präsidentschaft legt den Fokus zu Recht auf wachstumsori-entierte Prioritäten der Juncker-Kommission. Insbesondere beider Digitalisierung der Industrie und der Energieunion sollte dieChance genutzt werden, um einen Impuls für Wettbewerbs-fähigkeit zu geben.

BDI und BDA haben bereits Gespräche mit der lettischenRatspräsidentschaft in Riga geführt.

Das Arbeitsprogramm der lettischen Ratspräsidentschaft ist hier abrufbar.

Ansprechpartner:Max Conzemius (BDA), [email protected] Joscha Ritz (BDI), [email protected]

Europäisches Investitionspaket: Sorgfältige Projektauswahl ausschlaggebend fürErfolg Europäisches Investitionspaket: Sorgfältige Projektauswahl ausschlaggebend fürErfolg

Die Europäische Kommission hat im Januar 2015 die Details fürdas angekündigte Investitionspaket in Höhe von 315 Milliar-den Euro vorgestellt. Im Zentrum des Pakets steht die Errich-tung eines Europäischen Fonds für strategische Investitionen(EFSI), für den die EU-Kommission nun einen Verordnungsvor-schlag vorgelegt hat. Der Fonds wird innerhalb der Europäi-schen Investitionsbank (EIB) errichtet und soll zur Förderungstrategischer Investitionen, z. B. in Energie- und Breitbandnetzesowie von Unternehmen mit weniger als 3 000 Beschäftigteneingesetzt werden. Die EU stellt dafür 16 Milliarden Euro inForm von Garantien aus dem EU-Haushalt zur Verfügung, wei-tere fünf Milliarden Euro kommen von der EIB. Die Mitgliedstaa-ten können sich ebenfalls beteiligen.

Um die Beteiligung der Mitgliedstaaten am Fonds zu fördern,werden nationale Beiträge bei der Bewertung der Haushaltsfi-nanzen im Rahmen des Stabilitäts- und Wachstumspakts(SWP) nicht gezählt. Dies hat die EU-Kommission in ihrer Mit-teilung zu den Anwendungen der SWP-Regelungen zeitgleichpräzisiert. Zudem bekommen Staaten, die einen Beitrag zumEFSI geleistet haben, ein stärkeres Mitspracherecht bei derVerteilung der Mittel. Der Vorschlag der EU-Kommission sollnoch vor Juni 2015 vom Rat und vom Europäischen Parlamentangenommen werden.

Mit ihrem Investitionspaket stellt die Kommission wichtige Wei-chen für die Stärkung der Investitionstätigkeit in der EU. Um diegewünschte Impulswirkung zu erreichen, wird es auf die

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BDI/BDA Brüssel Aktuell Februar 2015 04

sorgfältige Projektauswahl ankommen. Diese darf nicht untereiner Politisierung der Mittelvergabe, wie beim EU-Haushaltjährlich zu beobachten, leiden.

Mit dem erklärten Ziel, in erster Linie auf den Finanzmärktenausreichend vorhandenes Privatkapital für Infrastrukturinvesti-tionen zu mobilisieren, verfolgt die Kommission den richtigenAnsatz. Es kommt jetzt darauf an, gleichzeitig die Rahmenbe-dingungen für private Investitionen auf nationaler und europäi-scher Ebene zu verbessern.

Über eine flexible Anwendung der Regeln des Stabilitäts- undWachstumspaktes könnten die Anreize für eine finanzielle Be-teiligung der Mitgliedstaaten erhöht werden, um die Schlagkraftdes Fonds zu erhöhen. Der dadurch kurzfristig gewonnene Frei-raum darf jedoch nicht dazu führen, dass der SWP weiter auf-geweicht wird.

Ansprechpartner:Elisaveta Gomann (BDA), [email protected]. Reinhard Kudiß (BDI), [email protected]

Stabilitäts- und Wachstumspakt: EU-Kommission will Haushaltsregeln zukünftiggroßzügiger auslegen Stabilitäts- und Wachstumspakt: EU-Kommission will Haushaltsregeln zukünftiggroßzügiger auslegen

Die EU-Kommission hat am 13. Januar 2015 eine Mitteilung zurbesten Nutzung der Flexibilität in den vorhandenen Regeln desStabilitäts- und Wachstumspakts (SWP) vorgelegt. NationaleStrukturreformen und öffentliche Investitionen sollen bei der Be-wertung der Staatsfinanzen der Mitgliedstaaten stärker berück-sichtigt werden.

Die EU-Kommission wird in Zukunft den »positiven haushalts-politischen Auswirkungen von Strukturreformen« Rechnung tra-gen. Sowohl bei der Eröffnung eines Defizitverfahrens als auchbei einem bereits laufenden Verfahren kann eine längere Fristzur Defizitkorrektur vorgeschlagen werden. Um einen Aufschubzu erhalten, soll der entsprechende Mitgliedstaat einen Struktur-reformplan vorlegen, der bei Umsetzung langfristig positiveAuswirkungen auf den Haushalt haben wird.

Auch öffentliche Investitionen werden zukünftig begünstigt be-handelt werden. Mitgliedstaaten, die nicht gegen die drei Pro-zent Defizitgrenze verstoßen, dürfen vorübergehend vom ver-einbarten Konsolidierungskurs abweichen, wenn ihr Wirt-schaftswachstum negativ ist oder weit hinter seinem Potenzialzurückbleibt. Eine unzureichende Rückführung der Gesamtver-schuldung soll künftig kein Ausschlusskriterium mehr sein.

Aus Sicht der deutschen Wirtschaft ist für Wachstum und Jobsentscheidend, dass Investitionen, Strukturreformen und Haus-haltskonsolidierung Hand in Hand gehen. Die flexiblere Ausle-gung der Fiskalregeln durch die EU-Kommission darf nicht dazuführen, dass Anreize für Strukturreformen und solide Haushalts-politik geschwächt werden. Die EU-Kommission sollte die Um-

setzung von Strukturreformplänen streng überwachen und zü-gig Vorschläge für eine verbindlichere Umsetzung von Reform-zusagen im Rahmen des Europäischen Semesters vorlegen.

Ansprechpartner:Martin Kumstel (BDA), [email protected] Ritz (BDI), [email protected]

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BDI/BDA Brüssel Aktuell Februar 2015 05

Ankauf von Staatsanleihen kein Ersatz für Strukturreformen Ankauf von Staatsanleihen kein Ersatz für Strukturreformen

Die Europäische Zentralbank hat angesichts der mittelfristig zuschwachen Perspektiven für die Preisentwicklung im Euro-Währungsgebiet ein umfangreiches Anleiheankaufprogrammbeschlossen. Das Eurosystem wird von März 2015 mindestensbis September 2016 monatliche Käufe von Wertpapieren im Vo-lumen von 60 Milliarden Euro tätigen.

Die EZB plant in einem Gesamtvolumen von über 1,1 BillionenEuro Anleihen von Zentralstaaten, öffentlich-rechtlichen Anstal-ten und EU-Institutionen wie z.B. der EIB, im Sekundärmarkt zuerwerben. 80 Prozent der Käufe tätigen die nationalen Noten-banken auf eigenes Risiko, 20 Prozent unterliegen der gemein-samen Haftung. Hierzu zählen explizit die sehr sicheren Anlei-hen von EU-Institutionen, auf die zwölf Prozent der Käufe ent-

fallen. Ob dies die Sorgen vor einer Umverteilung fiskalischerRisiken restlos zerstreut, wird die Praxis zeigen.

Die EZB möchte mit den angekündigten Anleihekäufen auf mitt-lere Sicht ihre Zielvorgabe zur Geldwertstabilität absichern.Über die Bilanzausweitung der Notenbank und die Erhöhungder Liquidität im Finanzsystem sollen die Marktteilnehmer ihreInflationserwartungen wieder stärker an der Zielmarke der EZBvon nahe zwei Prozent ausrichten können. Die Anleihekäufesollen den monetären Transmissionsprozess beschleunigenund die Wirtschaft mit frischem Kapital versorgen.

Der massive Ankauf von Wertpapieren dürfte über die resultie-rende Euro-Abwertung die Exporte begünstigen und mittelfristigzu höheren außenwirtschaftlichen Überschüssen des Eu-roraums und zu Impulsen für die gesamtwirtschaftliche Aktivitätführen. Im aktuellen Niedrigzinsumfeld könnte das Programmeine zusätzliche Belastung für die betriebliche und private Al-tersvorsorge bedeuten. Damit es seine positive Wirkung entfal-ten kann, muss es durch Maßnahmen zur Stärkung der Investi-tionstätigkeit und der Beschäftigung in der Eurozone flankiertwerden. Nationale Strukturreformen auf Güter- und Dienstleis-tungsmärkten, eine Stärkung der nationalen Institutionen unddie Vertiefung des europäischen Binnenmarkts für Energie unddie digitale Wirtschaft sind wichtige Komponenten einer solcheneuropäischen Wachstumsstrategie.

Ansprechpartner:Elisaveta Gomann (BDA), [email protected] Dr. Reinhard Kudiß (BDI), [email protected]

TTIP: Investitionsschutz und Schiedsverfahren modernisieren TTIP: Investitionsschutz und Schiedsverfahren modernisieren

Die seit Mitte 2013 stattfindenden Verhandlungen zwischen denUSA und der EU zu einer Transatlantischen Handels- und In-vestitionspartnerschaft (TTIP) verfolgen das Ziel, Handels- undInvestitionsbarrieren im transatlantischen Markt abzubauen undso beide Wirtschaftsräume noch stärker miteinander zu ver-knüpfen. Gerade für die exportorientierte deutsche Wirtschaft istder Schutz von Investitionen – also der Schutz vor direkter undindirekter Enteignung, vor Diskriminierung und unfairer Behand-lung – unverzichtbar. Investitionsschutzverträge und Investor-Staat-Schiedsverfahren sind seit Jahrzehnten bewährte Instru-mente für deutsche Unternehmen, um ihre Investitionen im Aus-land abzusichern.

Bemüht um Transparenz und Argumentationsaustausch hat dieEU-Kommission vom 27. März bis zum 13. Juli 2014 eine öf-fentliche Konsultation zum Investitionsschutz und Schiedsver-fahren als Bestandteil von TTIP durchgeführt. Auch der BDI be-teiligte sich an der Befragung (Die Antworten des BDI auf dieFragen der Kommission finden Sie hier). Insgesamt wurden fast150.000 Eingaben eingereicht, allerdings bestanden hiervon

97 Prozent aus vorformulierten, wortgleichen Antworten. Indivi-duelle Antworten kamen lediglich von gut 3.000 Personen undrd. 450 Organisationen. Auch hat nur ein kleiner Teil der Einga-ben ausführlich und konstruktiv zu den zwölf Fragen der Kon-sultation Stellung bezogen. Laut Kommission haben insbeson-dere Wirtschaftsverbände und Unternehmen dafür plädiert, In-vestitionsschutz im TTIP zu verhandeln, wohingegen Gewerk-schaften und NROs diesem Instrument kritisch bis ablehnendgegenüber stehen. Die Ergebnisse der Konsultation stellte dieEU-Kommission am 13. Januar 2015 vor, eine Stellungnahmedes BDI dazu finden Sie hier. Angesichts der Ergebnisse der Konsultation sind aus Sicht derEU-Kommission vor allem vier Themenbereiche von besonde-rer Bedeutung, die näher untersucht werden sollen: (1) derSchutz der Regulierungsautonomie des Staates (right to regula-te), (2) die Zusammensetzung, Arbeitsweise und Neutralität derSchiedsgerichte, (3) das Verhältnis nationaler Rechtssystemezu Investor-Staat-Schiedsverfahren und (4) die Einführungeines Berufungsmechanismus bei Schiedsverfahren.

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BDI/BDA Brüssel Aktuell Februar 2015 06

Die EU-Kommission will die Ergebnisse der Konsultation dazunutzen, sich mit Rat und EU-Parlament über die europäischePosition in den TTIP-Verhandlungen zu Investitionsschutz undISDS intensiv zu beraten und eine gemeinsame Vorgehens-weise zu entwickeln.

Das transatlantische Abkommen bietet die Chance, Mängel inbestehenden Investitionsschutzabkommen zu beseitigen. Eskommt darauf an, im Rahmen der Verhandlungen ein moderni-

siertes Investitionsschutzkapitel zu etablieren. Ziel sollte sein,staatliche Souveränität und Regulierungshoheit effektiv zuschützen, die Effektivität der Streitbeilegung und Mechanismenzum Schutz vor ungerechtfertigten oder unseriösen Klagen vonInvestoren sowie die Transparenz der Schiedsgerichtsverfahrenzu verbessern. Zudem sollte ein Berufungsmechanismus beimSchiedsgerichtsverfahren vorgesehen werden. Zu Recht weisensowohl EU-Handelskommissarin Malmström als auch der BDIauf die Notwendigkeit moderner Bestimmungen hin. Ein moder-ner Investitionsschutz mit den Vereinigten Staaten kann einenglobalen Standard setzen und als Blaupause für künftige neueInvestitionsschutzabkommen dienen. Die Position der deut-schen Industrie zu künftigen Investitionsschutzabkommen derEU finden Sie in dem BDI-Papier »Schutz europäischer Investi-tionen im Ausland« in englischer und deutscher Sprache hier.Weitere Informationen zur Notwendigkeit eines Investitions-schutzkapitels in TTIP finden Sie im BDI-Papier »The I inTTIP« hier.

Ansprechpartner:Dr. Oliver Perschau (BDA), [email protected] Dr. Christoph Sprich (BDI), [email protected]

Vietnam: FTA auf ZielgeradenVietnam: FTA auf Zielgeraden

Die Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen (FTA) derEuropäischen Union mit Vietnam können eventuell bereits inder ersten Jahreshälfte 2015 abgeschlossen werden.

Im Vorfeld der Verhandlungsrunde im Januar und mit Blick aufdie vorerst letzte vereinbarte Runde vom 9. bis 13. März 2015hat die deutsche Industrie der Bundesregierung nochmals zen-trale Petita übermittelt. Das FTA soll helfen, dass deutsche Un-ternehmen stärker von Vietnams Transformation zu einem In-dustrieland profitieren können. In den letzten Jahren weistDeutschland ein wachsendes Handelsdefizit mit dem südo-stasiatischen Land auf.

Ein Hauptanliegen der deutschen Industrie ist, dass Vietnamdeutlich kürzere Zeiträume für den Abbau der Importzölle aufIndustrieprodukte akzeptiert. Bislang sind lange Übergangsfris-ten von zehn Jahren für Kraftfahrzeuge und sieben bis zehnJahre für Maschinen und Chemieprodukte vorgesehen. Ausge-nommen von Gebrauchtwagen, gebrauchten Textilien, Indus-trieabfällen und Salz wird Vietnam am Ende alle Importzölle aufGüter beseitigen. Kritisch sieht der BDI, dass Vietnam die Mög-lichkeit zur Zollrückvergütung nicht aufgeben möchte. Außer-dem hat sich Vietnam noch nicht bereit erklärt, langfristig aufAusfuhrzölle zu verzichten.

Der BDI setzt sich ferner für einen wesentlich verbesserten Zu-gang zu öffentlichen Aufträgen in Vietnam ein. Besonders unbe-friedigend ist der von Vietnam angebotene Schwellenwert, abdem die Ausschreibungsregeln gelten. Dieser liegt für zentraleRegierungsstellen mehr als 15 Mal so hoch wie der Standard imAbkommen der Welthandelsorganisation über das öffentlicheBeschaffungswesen.

Auch wichtig für die deutsche Industrie sind die Vereinbarungenzum Investitionsschutz in dem FTA. Leider ist zu erwarten, dassdas Investitionsschutzniveau deutlich hinter dem des geltendendeutsch-vietnamesischen Investitionsförderungs- und -schutz-vertrages zurück bleiben wird. Zum Abbau bzw. zur Vermei-dung nicht-tarifärer Handelshemmnisse sollten die Verhand-lungspartner Informations- und Konsultationsmechanismen ver-einbaren. Spezifische regulatorische Vereinbarungen werdenzum Beispiel für den Pharmasektor vorgesehen, sind aber ins-besondere für den Automobilsektor noch nicht weitgehendgenug.

Ansprechpartner:Eckart von Unger (BDI), [email protected]

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BDI/BDA Brüssel Aktuell Februar 2015 07

China: Neues Angebot zum öffentlichen AuftragswesenChina: Neues Angebot zum öffentlichen Auftragswesen

Ende Dezember 2014 hat China ein verbessertes Angebot fürden Beitritt zum Abkommen über das öffentliche Auftragswesen(Government Procurement Agreement, GPA) der Welthandels-organisation (WTO) vorgelegt. Es gilt jedoch als sicher, dassdie GPA-Mitglieder noch weitgehendere Zugeständnisse einfor-dern werden.

Wann China gegebenenfalls ein verändertes GPA-Angebot vor-legen wird, ist offen. Das GPA liberalisiert den Marktzugangzum öffentlichen Auftragswesen zwischen seinen Mitgliedern.Für die deutsche Industrie ist die Erweiterung des GPA um wei-tere Staaten ein zentrales Anliegen, da das öffentliche Auftrags-wesen durchschnittlich zehn bis 15 Prozent des Bruttosozialpro-duktes eines Landes ausmacht und dieser Markt in vielen In-dustrie- und Schwellenländern außerhalb der EU sehr abge-schottet ist. Dem GPA gehören derzeit 15 Parteien an, die 43WTO-Mitglieder umfassen (u. a. die USA, Japan und die EU mit

28 Mitgliedsstaaten). China hat sich im Beitrittsprotokoll zurWTO von 2001 dazu verpflichtet, Mitglied des GPA zu werden.

Zu den Verbesserungen des neuen chinesischen Beitrittsange-bots im Vergleich zum vorherigen Angebot zählen, dass 15 statt10 der 22 Provinzregierungen erfasst werden. Die Schwellen-werte, ab denen die Verpflichtungen des GPA gelten würden,wurden weitgehend auf den Standardwert der übrigen Mit-gliedsstaaten abgesenkt. Im Angebot sind mehr Dienstleistun-gen und weitere wichtige Bauleistungen wie Tief- und Inge-nieurbau sowie Lager- und Industriegebäude eingeschlossen.Übergangsfristen wurden verkürzt.

Der BDI hält nach erster Prüfung der chinesischen Offerte deut-liche Nachbesserungen für unverzichtbar. China sollte alle Pro-vinzen, Versorgungs- und Staatsunternehmen dem GPA unter-stellen. Das Gleiche gilt für die autonomen Regionen und diekommunale Ebene, die noch gar nicht berücksichtigt sind.Außerdem sollten die Baudienstleistungen möglichst voll erfasstwerden. Der Schwellenwert ist generell im Dienstleistungsbe-reich und insbesondere im Baubereich auf den GPA-Standardabzusenken, möglichst sogar auf den niedrigeren EU-Standard.Außerdem enthält das revidierte Papier in den allgemeinenAusführungen nach wie vor generelle Ausnahmetatbeständebeispielsweise zum Schutz »wichtiger nationaler Politikziele«oder zur Berücksichtigung von lokaler Fertigung und zum Tech-nologietransfer in den Ausschreibungsbedingungen. Diese sindaus Sicht der deutschen Industrie in dieser Form nichtakzeptabel.

Ansprechpartner:Eckart von Unger (BDI), [email protected]

Internationale Corporate Governance – Die Pläne der OECD zur Überarbeitung der»OECD-Corporate Governance Principles« Internationale Corporate Governance – Die Pläne der OECD zur Überarbeitung der»OECD-Corporate Governance Principles«

Die OECD Grundsätze der Corporate Governance gelten seit1999, wurden 2004 das letzte Mal grundlegend überabreitetund bilden im Bereich der Corporate Governance eine interna-tionale Richtschnur für politische Entscheidungsträger, Investo-ren, Unternehmen und sonstige interessierte Gruppen in allerWelt. In einem im Jahr 2014 begonnen Prozess sollen die Prin-zipien nun im Verlauf des Jahres 2015 erneut einer Überarbei-tung unterzogen werden.

Die Corporate Governance Prinzipien der OECD sind ein Instru-ment, dass vor allem die Regierungen und Gesetzgeber derOECD Länder darin unterstützen sollen, ihr gesetzliches und in-stitutionelles Rahmenwerk zu überprüfen und zu verbessern.Im Rahmen einer über die Jahreswende durchgeführten öffentli-chen Konsultation hatte die OECD einen überarbeiteten Vor-

schlag der Corporate Governance - Prinzipien online gestelltund um Kommentierung gebeten.

Die Schwerpunkte der Überarbeitung sollen neben der Garantieder Rechte von Aktionären auch auf deren Gleichbehandlungliegen. Ein neues Kapitel zu institutionellen Investoren, Aktien-märkten und Intermediären wird eingefügt, die Rolle von ande-ren Unternehmensbeteiligten (z.B. Arbeitnehmer) soll insge-samt gestärkt werden. Vorgeschlagen werden auch die Zu-nahme der Offenlegungspflichten und eine Erhöhung der Pflich-ten der Aufsichtsorgane.

Der BDI hatte sich mit einer Stellungnahme zu den Änderungs-vorschlägen der OECD positioniert. Darin mahnt der BDI vor al-lem, die in den Entwurf der Prinzipien aufgenommenen

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BDI/BDA Brüssel Aktuell Februar 2015 08

Herausgeber: Bundesverband der Deutschen Industrie e. V.Breite Straße 29; 10178 Berlin; www.bdi.eu

Offenlegungspflichten zur Einhaltung von Menschenrechtenentlang der Lieferkette unbedingt zu streichen und keine Vermi-schung der Aspekte der Corporate Governance und der sog.Corporate Social Responsibility (CSR) zu betreiben.

Ähnlich wie im EU-Kontext der Überarbeitung der Aktionärs-rechterichtlinie schlägt die OECD eine Beteiligung von Ak-tionären - in Form einer Genehmigung der Vergütung von Gre-mienmitgliedern - vor. Der BDI warnt insoweit vor einer Ver-schiebung der Zuständigkeiten des Aufsichtsrates hin zu Ak-tionären. Auch die neu eingeführten Empfehlungen zu »relatedparty transactions« verfehlen nicht nur die Bewertung dieserVorgänge als ein Instrument, dass z.B. bei Transaktionen inner-halb eines Konzerns in der Regel positive Effekte für die Unter-nehmensentwicklung zeigt, auch hier ist die Verschiebung derKompetenzen des Aufsichtsrats zum Aktionär als ein falschesSignal für eine ausgewogene Corporate Governance zu verste-hen. Ein internationales Rahmenwerk wie die OECD-Prinzipiensollte zum einen davon Abstand nehmen zu detaillierte Vorga-ben an die OECD Länder zu machen und zum anderen eu-ropäische und national etablierte Instrumente und Mechanis-men zur Sicherstellung von Transparenz und zum Schutz vonMinderheitsaktionären ausreichend in Bezug nehmen.

Die OECD-Prinzipien gelten als Gradmesser künftiger interna-tionaler Entwicklungen im Bereich der Corporate Governance.Staaten, die Mitglied der OECD sind, verpflichten sich die Re-

gelwerke der OECD umzusetzen. Auch die EU-Institutionennutzen die umfassenden Debatten zur Corporate Governanceauf internationaler Ebene als Ideenpool für eigene Vorschläge.Der BDI wird die Überarbeitung der OECD-Prinzipien daheraktiv mitbegleiten und sich dafür einsetzen, dass sich die OECDGrundsätze ausreichend an der Unternehmenspraxisorientieren. Ansprechpartnerin: Carolina Müller (BDI), [email protected]

Bildnachweise: FKPH (1,2),© Europäische Union 2015 - Quelle: Europäisches Parlament (1,3) URL-Link,Adpic/B. Leitner (1,3), Fotolia/Peter Kirillov (1,4),Fotolia/Erk (1,5), BDI (6), Fotolia/INFINITY (7)

Redaktion: Leonie Dack, Joscha Ritz (V.i.S.d.P.)