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.ハS[ &VSPQハJTDIF,PNNJTTJPO WFSレGGFOUMJDIU1BLFU[VS &OFSHJFVOJPO Die Europäische Kommission hat am 25. Februar 2015 ihr Paket zur Energie- union veröffentlicht. Es umfasst drei nicht-legislative Mitteilungen, in deren Mittelpunkt die EU-Rahmenstrategie für eine Energieunion steht. 4FJUF 6NXFMU 7PSTDIMハHF[VS,SFJTMBVGų XJSUTDIBGU[VSàDLHF[PHFO Die Europäische Kommission hat wie an- gekündigt das im Juli 2014 vorgelegte Paket zur Kreislaufwirtschaft (Circular Economy) zurückgezogen. 4FJUF $PSQPSBUF(PWFSOBODF %JF"LUJPOハSTSFDIUFSJDIUMJų OJFOJNNU'BISUBVG Der ECON-Ausschuss hat in seiner Sit- zung am 24. Februar 2015 seine Stel- lungnahme zur Überarbeitung der Ak- tionärsrechterichtlinie abgestimmt. 4FJUF ,BQJUBMNBSLUVOJPO $IBODFOGàSNFIS*OWFTUJų UJPOFOJO&VSPQB Die Europäische Kommission hat ein Strategiepapier zur Harmonisierung und Vereinfachung der Kapitalmarktregeln veröffentlicht. 4FJUF 3BU 8FUUCFXFSCTGハIJHLFJUTSBU o.ハS[ Im Fokus des Rates der Wirtschaftsmi- nister standen die Vollendung des Bin- nenmarktes und die Digitalisierung der Industrie. 4FJUF 8FJUFSF5IFNFO 1SFTTFGSàITUàDL[VS&61FOTJPOTGPOETSJDIUMJOJF 4FJUF 1SFTTFGSàITUàDL[VS&61FOTJPOTGPOETSJDIUMJOJF 4FJUF

Brüssel Aktuell | März 2015

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Page 1: Brüssel Aktuell | März 2015

März 2015

Europäische Kommissionveröffentlicht Paket zurEnergieunion

Die Europäische Kommission hat am25. Februar 2015 ihr Paket zur Energie-union veröffentlicht. Es umfasst dreinicht-legislative Mitteilungen, in derenMittelpunkt die EU-Rahmenstrategie füreine Energieunion steht.

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Umwelt

Vorschläge zur Kreislauf­wirtschaft zurückgezogen

Die Europäische Kommission hat wie an-gekündigt das im Juli 2014 vorgelegtePaket zur Kreislaufwirtschaft (CircularEconomy) zurückgezogen.

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Corporate Governance

Die Aktionärsrechterichtli­nie nimmt Fahrt auf

Der ECON-Ausschuss hat in seiner Sit-zung am 24. Februar 2015 seine Stel-lungnahme zur Überarbeitung der Ak-tionärsrechterichtlinie abgestimmt.

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Kapitalmarktunion

Chancen für mehr Investi­tionen in Europa

Die Europäische Kommission hat einStrategiepapier zur Harmonisierung undVereinfachung der Kapitalmarktregelnveröffentlicht.

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Rat

Wettbewerbsfähigkeitsrat2. – 3. März 2015

Im Fokus des Rates der Wirtschaftsmi-nister standen die Vollendung des Bin-nenmarktes und die Digitalisierung derIndustrie.

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Weitere Themen

Pressefrühstück zur EU-Pensionsfondsrichtlinie>> Seite 6Pressefrühstück zur EU-Pensionsfondsrichtlinie>> Seite 6

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BDI/BDA Brüssel Aktuell März 2015 02

Europäische Kommission veröffentlicht Paket zur Energieunion Europäische Kommission veröffentlicht Paket zur Energieunion

Die Europäische Kommission hat am 25. Februar 2015 ihrPaket zur Energieunion veröffentlicht. Es umfasst drei nicht-le-gislative Mitteilungen, in deren Mittelpunkt die EU-Rahmenstra-tegie für eine Energieunion steht. Das Ziel ist ein gemeinsamerMarkt für Energie in Europa und damit eine engere Strom- undGasvernetzung. Das Papier kann als »Energie- und Klimapoliti-sches Arbeitsprogramm« der kommenden fünf Jahre verstan-den werden. Das Paket enthält darüber hinaus eine Mitteilung»Das Paris-Protokoll«, die das Ambitionsniveau der EU mitBlick auf das UN-Klimaabkommen und COP21 in Paris festlegt(KOM/2015/81) sowie eine Mitteilung zum 10 Prozent Stromver-bundziel der EU bis 2020 (KOM/2015/82).

Die Mitteilung zur Energieunion

Die Mitteilung (KOM/2015/80) skizziert eine Energieunion, dieauf fünf Dimensionen beruht und die Themen Versorgungssi-cherheit, Energiebinnenmarkt, Energieeffizienz, Emissionsredu-zierung sowie Forschung und Innovation umfasst. Nebenden fünf Dimensionen finden sich 15 konkrete Maßnahmen, diedie EU-Kommission in den nächsten Jahren zur Realisierungder »Energieunion« angehen möchte. Diese reichen von freiwil-ligen Maßnahmen bis zur Überarbeitung und Durchsetzung wieNeuauflage von Gesetzgebung. Bei der Vorstellung der Strate-gie betonte der für die Energieunion zuständige EU Vize-Präsi-dent Maroš Šefčovič, dass es vor allem um Solidarität und Ver-trauen gehen muss und auch ganz ideologisch um den »Freeflow of energy as the fifth freedom«. Zudem erklärte er, von nunan jährlich einen Bericht zum Umsetzungsstand der Energie-union vorzulegen. EU Energie- und KlimakommissarMiguel Arias Cañete betonte, dass Europa jährlich 40 MilliardenEuro verliere, da es noch keinen echten Energiebinnenmarktgebe. Insgesamt werden die nötigen Aufwendungen für denAusbau und die Modernisierung der Energieinfrastruktur auf200 Milliarden Euro bis 2020 geschätzt.

Was ist für Unternehmen in diesem Jahr entscheidend?

Die Rahmenstrategie ist nicht-legislativ und entfaltet folglichkeine unmittelbare Wirkung. Als konkretes Legislativ-Vorhabenin 2015 führt sie aber die Reform des EU-Emissionshandels

auf. Bereits jetzt ist klar, dass das ETS verschärft wird, was beiden Unternehmen zu größeren Belastungen führen wird. DerEuropäische Rat hatte bereits im Oktober 2014 für die vierteHandelsperiode (ab 2021) Verschärfungen beim »cap« be-schlossen. Die Gesamtemissionen des ETS-Sektors müssennoch schneller sinken als bisher, nämlich um 2,2 Prozent proJahr (bis 2020: - 1,74 Prozent pro Jahr). Nach Auffassung desBDI müssen sich Energie- und Klimapolitik auch an ökonomi-schen Leitplanken orientieren. Die Wettbewerbsfähigkeit dereuropäischen Industrien und die Attraktivität für Investitionen inEuropa müssen verlässlich erhalten bleiben. Konkret brauchenwir eine ökonomisch überzeugende Reform des europäischenEmissionshandelssystems für die 4. Handelsperiode.

Schwerpunkt Energieversorgungssicherheit

Mit Blick auf die politischen Spannungen zwischen Russlandund der EU setzt die Mitteilung einen Schwerpunkt auf Energie-versorgungssicherheit und den Gasmarkt. Die Kommissionmöchte Gaslieferanten diversifizieren und konkret Allianzen mitDrittländern stärken. Auch möchte sie beim Gaseinkauf der Mit-gliedstaaten stärker mitreden und Möglichkeiten des freiwilligen,gemeinsamen Gaseinkaufs prüfen. Hier fordert sie mehr Trans-parenz, wenn Staaten und Unternehmen langfristige Lieferver-träge für Gas verhandeln. Derzeit darf sie diese zwischenstaatli-chen Abkommen nur im Nachhinein prüfen. Konkret plant dieEU-Kommission hier eine Revision des BeschlussesNr. 994/2012/EU über zwischenstaatliche Abkommen, mit demZiel, die Konformität mit EU-Recht ex-ante prüfen zu könnenund so Verträge über gewerbliche Gaslieferungen transparenterzu machen. Im Zuge der Überprüfung der Verordnung zur Ge-währung der sicheren Gasversorgung (SoS-Verordnung,Nr. 994/2010/EU) möchte die Kommission ebenfalls Transpa-renzmaßnahmen über gewerbliche Gaslieferungen einflechten.

Aus Sicht des BDI sind diese Vorschläge kritisch zu bewerten.Hier gehen die Vorstöße der Kommission über das Prinzip derSolidarität und des Vertrauens hinaus und stehen im Wider-spruch zu marktwirtschaftlichen Grundsätzen und freiem Unter-nehmertum. Das Prinzip der Freiwilligkeit mit Blick auf Transpa-renzmaßnahmen sollte auch in Zukunft das Leitprinzip sein.Den Plänen der Kommission müssten EU-Parlament und Ratzustimmen.

Weitere Schwerpunkte der Mitteilung

Die Mitteilung enthält neue Vorstöße in Richtung EU-Strom-marktdesign sowie zu Kapazitätsmechanismen und die Ver-knüpfung des Großhandels- und Endkonsumentenmarktes, fürdie 2016 Legislativtexte geplant sind. Die Kommission hatneben der Revision der Energieeffizienzrichtlinie auch ein Er-neuerbaren-Paket in petto, für das 2016 - 2017 Vorschläge fürdie Zeit nach 2020 vorgelegt werden sollen. Mit Blick auf dasThema Governance spricht die Kommission von einer dynami-schen Lenkung, die über die 2030 Energie- und Klima Ziele hin-ausgeht und alle Elemente der Energieunion umfassen soll.Auch hier wird eine Mitteilung im Laufe des Jahres erwartet.

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BDI/BDA Brüssel Aktuell März 2015 03

Neu ist ebenfalls die Stärkung und damit Ausweitung der Zu-ständigkeit von ACER und ENTSO-E, um die EU-weite Binnen-marktregulierung besser zu koordinieren.

Aus Sicht des BDI kann es bei der Energieunion nicht um staat-liche Einkaufsgemeinschaften gehen, sondern um die konse-quente Vollendung des Europäischen Energiebinnenmarktes.Deutsche Energiepolitik muss mit der europäischen Energie-strategie und den Nachbarländern koordiniert werden. Versor-gungssicherheit und Energiewende sind nur europäisch zumeistern. Ein möglicher schrittweiser Weg der Umsetzung be-steht in anfänglichen Kooperationen auf regionalen, grenzüber-schreitenden Märkten, die schließlich in einen europäischenStrommarkt zusammengeführt werden.

Wie geht es weiter?

Den Auftakt der Diskussion bildete die Ministerkonferenz inRiga am 6. Februar 2015. Das Strategiepapier wurde auf demEnergieministerrat am 5. März 2015 in Brüssel erstmals formalvon den Ministern diskutiert. Auf dem »EU-Gipfel« am 19./20.März 2015 sollen die Staats- und Regierungschefs Rats-schlussfolgerungen zur Energieunion verabschieden, derenEinzelheiten von der Ratsarbeitsgruppe Energie im April/Mai er-arbeitet und schließlich am 8. Juni 2015 vom Energieministerratbeschlossen werden sollen. Das Verfahren zur Energieunionwird als sogenannter »Riga Prozess« bezeichnet.

Ansprechpartnerin:Dörte Schramm (BDI), [email protected]

Kapitalmarktunion: Chancen für mehr Investitionen in Europa Kapitalmarktunion: Chancen für mehr Investitionen in Europa

Die Kapitalmarktunion nimmt Konturen an. Die EuropäischeKommission hat ein Strategiepapier zur Harmonisierung undVereinfachung der Kapitalmarktregeln veröffentlicht. Ziel ist, dieIntegration der europäischen Finanzmärkte weiter voranzutrei-ben und grenzüberschreitende Investitionen in Europa attrakti-ver zu machen. Eine effektive Kapitalmarktunion wäre ein wich-tiger Schritt zur Komplettierung des Binnenmarktes. Denn dieUnternehmen brauchen zukünftig in stärkerem Maße Zugangzu einem integrierten Kapitalmarkt, um ihre Finanzquellen aufein breites Fundament zu stellen.

Offenkundige Inkonsistenzen zwischen diversen Regulierungs-vorhaben, falsche Steuerungsanreize, Mehrfachbelastungendes Bankensektors und eine zunehmende Risikoverschiebungauf die kreditnehmenden Unternehmen stellen hohe Hürden füreine funktionierende Kapitalmarktunion dar. Kurzfristig plant die

Kommission vor allem die Schaffung eines Marktes für hoch-wertige Verbriefungen, die Vereinfachung der Prospektrichtliniesowie einheitliche Regeln für Privatplatzierungen. Auf längereSicht ist eine stärkere Vereinheitlichung des Gesellschafts-, In-solvenz- und Steuerrechts geplant.

Die Kommissionspläne gehen grundsätzlich in die richtige Rich-tung. Gut geregelte Verbriefungsmärkte können wichtige Im-pulse für die Finanzierung von Investitionen mittelständischerund großer Unternehmen schaffen. Sie eröffnen auch neueWege in der Infrastrukturfinanzierung. Zudem braucht Europamehr Risiko- und Beteiligungskapital, um die Herausforderun-gen der digitalen Wirtschaft zu meistern.

Die Kapitalmarktunion muss jedoch mit Augenmaß erfolgen.Eine Benachteiligung der traditionellen Hausbankfinanzierungdurch eine regulatorische Privilegierung kapitalmarktorientierterFinanzierungsformen würde den Erfolg der Kommissionsinitia-tive in Frage stellen. Letztlich muss es darum gehen, bank- undkapitalmarktbasierte Finanzierungsmodelle auf intelligenteWeise zu verzahnen. So könnte die geplante Kapitalmarktunioneinen positiven Beitrag zu mehr Investitionen, Wachstum undBeschäftigung in Europa leisten.

Ansprechpartner:Dr. Reinhard Kudiß (BDI), [email protected]

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BDI/BDA Brüssel Aktuell März 2015 04

Kommission zieht Vorschläge zur Kreislaufwirtschaft zurückKommission zieht Vorschläge zur Kreislaufwirtschaft zurück

Die Europäische Kommission hat wie angekündigt das imJuli 2014 vorgelegte Paket zur Kreislaufwirtschaft (Circular Eco-nomy) einschließlich der Vorschläge zur Änderung einiger Ab-fallrichtlinien zurückgezogen.

Bis Ende 2015 sollen nun auf der Grundlage einer umfangrei-chen Analyse und einer öffentlichen Konsultation neue Vor-schläge erarbeitet werden, die nicht nur die Abfallpolitik, son-dern auch andere Bereiche im Lebenszyklus von Produktenumfassen sollen. Erklärtes Ziel ist es, Europa in eine wettbe-werbsfähigere ressourceneffiziente Wirtschaft zu verwandeln.Die im Arbeitsprogramm für das Jahr 2015 angekündigte Rück-nahme war in den letzten Wochen Gegenstand heftiger Kritik.Die Mehrheit der Abgeordneten des Europäischen Parlamentssowie die Umweltminister der Mitgliedstaaten hatten die Kom-mission aufgefordert, die Vorschläge beizubehalten und ihnendamit die Möglichkeit zu geben, ihrerseits Verbesserungen imRahmen des Legislativverfahrens vorzunehmen.

Der angekündigte Prozess bietet jetzt die Chance, den bisheri-gen engen Ansatz zu erweitern und etwa die Bezüge zur Roh-stoffnutzung stärker herauszuarbeiten. Außerdem muss dieUmsetzung bestehender Regelungen und Ziele stärker in denpolitischen Fokus gerückt werden. Diese werden bislang in vie-len Mitgliedstaaten bei weitem nicht erreicht. So ist zum Bei-spiel die Deponierung von Abfällen vielfach nach wie vor dieEntsorgungsmethode Nummer Eins. Während hier wertvolleRessourcen verschwendet werden, gelingt es anderen Mitglied-staaten wie Deutschland, diese Abfälle dem Recycling und an-deren Formen der Verwertung zuzuführen. Die Vorschläge derKommission müssen den Abbau der Unterschiede bei der Ab-fallentsorgung in Europa in den Mittelpunkt rücken und hierneue Lösungsansätze bieten. Dies schließt auch eine Prüfungeines effizienteren Einsatzes von Strukturfonds-Mitteln sowieder Verwendung von Mitteln aus dem neuen europäischen In-vestitionsfonds ein.

Ansprechpartner:Dr. Alexander Kessler (BDI), [email protected]

Die Aktionärsrechterichtlinie nimmt Fahrt aufDie Aktionärsrechterichtlinie nimmt Fahrt auf

Der Ausschuss für Wirtschaft und Währung (ECON) und derRechtsausschuss (JURI) im Europäischen Parlament haben je-weils ihre Anmerkungen zur Änderung der Richtlinie2007/36/EG im Hinblick auf die Förderung der langfristigen Ein-beziehung der Aktionäre (COM(2014)213 final) vorgelegt. DerECON-Ausschuss hat bereits eine Stellungnahmeverabschiedet.

Der ECON-Ausschuss hat in seiner Sitzung am24. Februar 2015 seine Stellungnahme zur Überarbeitung derAktionärsrechterichtlinie mit 38 Stimmen dafür, 16 dagegen und5 Enthaltungen abgestimmt. Der Abstimmung waren intensiveVerhandlungen über Kompromissanträge zwischen dem Be-richterstatter Olle Ludvigsson (S&D) und den Schattenberichter-stattern anderer Fraktionen vorausgegangen. Hierbei konnteHerr Ludvigsson seine als wenig unternehmensfreundlich zubezeichnenden Vorstellungen weitgehend umsetzen.

Durch die Abschaffung des »comply or explain« Prinzips in derEinbeziehungspolitik der Aktionäre verpflichtet der Berichter-statter alle institutionelle Anleger und Vermögensverwalter, zudenen auch Einrichtungen der betrieblichen Altersvorsorge(EbAV) gehören, sehr detaillierte Vorgaben zur angestrebtenEngagementpolitik zu erfüllen. Die meisten EbAV investieren inAktien über Fonds bzw. Fondsmandate, die sich häufig anMarktindexen orientieren. Diese bestehen ihrerseits aus einerVielzahl von Einzelwerten (z.B. der europäische Stoxx Europe600 mit 600 Einzelwerten). So müsste also eine EbAV, dem je-weiligen dafür zuständigen Fondsmanager eine Weisung ertei-len, wie er bei Hauptversammlungen der Einzeltitelunterneh-men abstimmen soll. Dieser wirklichkeitsfremde Verpflichtungs-katalog hätte eine teure Lenkungswirkung für die EbAV zur Fol-ge, was zulasten des Arbeitgebers und auch der begünstigtenArbeitnehmer und Rentner gehen könnte.

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BDI/BDA Brüssel Aktuell März 2015 05

Im Bereich der Vergütungspolitik wird der Vorschlag der Kom-mission konzeptuell beibehalten. Danach soll die Hauptver-sammlung mindestens alle drei Jahre oder bei wesentlichen Än-derungen über die Vergütungspolitik abstimmen. Vergütungs-zahlungen außerhalb der genehmigten Vergütungspolitik (beider Einstellung neuer Vorstandsmitglieder) sollen nur aus-nahmsweise möglich sein und stehen unter dem Vorbehalt derZustimmung der Hauptversammlung.

Das Verhältnis der Vergütung für Mitglieder der Unternehmens-leitung und der Vergütung für Vollzeitbeschäftigte ist bei denVergütungsgrundsätzen zu berücksichtigen. Den Mitgliedstaa-ten wird das Recht eingeräumt eine maximale Obergrenze die-ses Verhältnisses einzuführen. Die Abstimmung über den Ver-gütungsbericht wurde als Mitgliedstaatenwahlrecht ausgestaltet.

Im Bereich der Transaktionen mit nahestehenden Personenund Unternehmen nimmt der Ausschuss nur geringfügige Abän-derungen zum Kommissionsvorschlag vor. Neu eingeführt wirdeine Änderung der Rechnungslegungsrichtlinie 2013/34/EU im

Hinblick auf neue Offenlegungs- und Auditierungspflicht fürgroße Unternehmen in Bezug auf a) Firma, Art der Tätigkeitenund Belegenheitsort, b) Umsatz, c) Anzahl der Lohn- und Ge-haltsempfänger in Vollzeitäquivalenten, d) Gewinn oder Verlustvor Steuern, e) Steuern auf Gewinn oder Verlust, f) erhaltenestaatliche Beihilfen. Unternehmen mit weniger als 500 Mitarbei-tern und einer Bilanzsumme von 86 Millionen Euro oder einemNettoumsatz von 100 Millionen Euro sollen von dieser Verpflich-tung ausgenommen werden. Zusätzlich wird die Kommissionbeauftragt bis zum 1. Juli 2016 einen Bericht zu den möglichennegativen ökonomischen Auswirkungen dieser Regelungen anRat und Parlament zu übermitteln. Die üblicherweise vor derEinführung neuer Regelungen vorzunehmende Folgenabschät-zung wird hier als eine »ex-post« Bewertung ausgestaltet undstellt damit die Grundsätze der Besseren Rechtsetzung inFrage.

Der Berichterstatter Sergio Gaetano Cofferati (S&D/Italien) imfederführenden Rechtsausschuss hat ebenfalls seinenBerichtsentwurf vorgelegt. Er unterstützt grundsätzlich die vonder Kommission beabsichtigten Zielstellungen und schlägt ähn-liche Änderungen wie der Berichterstatter der Stellungnahme imECON-Ausschuss vor. Derzeit wird auch im Rechtsausschussan einer Kompromissfindung zu insgesamt 487 eingereichtenÄnderungsvorschlägen gearbeitet. Die Abstimmung ist für den24. März 2015 geplant.

BDI und BDA setzen sich aktiv in den Beratungen im Europäi-schen Parlament im Sinne der gemeinsamen Stellungnahmevon BDA, BDI und DIHK dafür ein, dass der europäische An-satz die deutsche Unternehmenspraxis nicht mit weiteren Risi-ken überzieht.

Ansprechpartnerinnen:Sevérine Féraud (BDA), [email protected] Müller (BDI) , [email protected]

Wettbewerbsfähigkeitsrat 2. – 3. März 2015Wettbewerbsfähigkeitsrat 2. – 3. März 2015

Im Fokus des Rates der Wirtschaftsminister standen die Vollen-dung des Binnenmarktes und die Digitalisierung der Industrie.

Der Wettbewerbsfähigkeitsrat fasste Beschlüsse zum EU-Bin-nenmarkt. Damit lieferte der Rat einen wichtigen Input für dieangekündigte Binnenmarktstrategie der Juncker-Kommission,die im zweiten Halbjahr 2015 vorgelegt werden soll.

Die Mitgliedstaaten fordern zu Recht, bei allen neuen Legislativ-vorschlägen für einen wirklich funktionierenden Binnenmarktunnötige Bürokratiekosten zu vermeiden. Dabei wird die Bedeu-tung integrierter Gesetzesfolgeabschätzungen unter frühzeitiger

Einbeziehung von Stakeholdern betont. Zudem spricht sich derRat für eine starke Agenda zur Um- und Durchsetzung von Bin-nenmarktregeln als ein Kernelement der geplanten Binnen-marktstrategie aus.

Ferner einigten sich die Wirtschaftsminister auf Ratsschlussfol-gerungen zum Digitalen Binnenmarkt und diskutierten die Be-deutung der Digitalisierung für industrielle Wettbewerbsfähig-keit, Wachstum und Jobs in Europa. Im Rahmen der Diskussionwurde zu Recht die Bedeutung eines Höchstmaßes an IT-Si-cherheit und von Standards für eine erfolgreiche digitale Vernet-zung unterstrichen.

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BDI/BDA Brüssel Aktuell März 2015 06

Herausgeber: Bundesverband der Deutschen Industrie e. V.Breite Straße 29; 10178 Berlin; www.bdi.eu

Positiv zu bewerten ist auch, dass dieser industriepolitischeAustausch beim informellen Wettbewerbsfähigkeitsrat vom26. – 27. März 2015 in Riga mit Blick auf die Umsetzung von In-dustrie 4.0 vertieft werden soll. Ziel ist es, Input für die Strategie

der EU-Kommission für einen Digitalen Binnenmarkt zu liefern,die Anfang Mai 2015 vorgelegt werden soll.

Die Ratsdiskussion zur Zukunft der EU-Industriepolitik zeigte er-neut, dass eine neue industriepolitische Kommissionsinitiativefür Wachstum und Jobs notwendig ist. Die europäische Indus-trie fordert mit Nachdruck einen klaren Fahrplan, wie dieJuncker-Kommission die Berücksichtigung der industriellenWettbewerbsfähigkeit in allen Politikbereichen sicherstellen will.

Ansprechpartner:Joscha Ritz (BDI), [email protected]

Pressefrühstück im Europäischen Parlament zur EU-Pensionsfondsrichtlinie(EbAV-Richtlinie)Pressefrühstück im Europäischen Parlament zur EU-Pensionsfondsrichtlinie(EbAV-Richtlinie)

Im Vorfeld der Aufnahme der Beratungen im parlamentarischenAusschuss für Beschäftigung und Soziale Angelegenheiten(EMPL) zur EU-Pensionsfondsrichtlinie luden die Europaabge-ordneten Thomas Mann (CDU) und Joachim Schuster (SPD)zahlreiche Pressevertreter am 4. März 2015 ein, um die we-sentlichen Prinzipien der deutschen betrieblichen Altersversor-gung (bAV) zu bekräftigen.

Dazu gehören vor allem die kollektive Organisation durch dieTarifsvertrags- bzw. Betriebsparteien und der arbeitsrechtlicheSchutzrahmen. Betriebsrenten sind demnach eine freiwilligeSozialleistung und kein Finanzprodukt, entgegen der Definitionder EU-Kommission, aus der sich die regulatorischen Bestim-mungen des EU-Kommissionsvorschlags zur Überarbeitung derEbAV-Richtlinie ableiten. Es darf daher keine Anwendung derquantitativen Eigenmittelvorgaben nach den Grundsätzen vonSolvency II auf Einrichtungen der betrieblichen Altersversor-gung vorgesehen werden. Die fortlaufenden regulatorischen Ar-beiten an einem Bilanzierungsmodell müssen mit sofortiger Wir-kung eingestellt werden.

Unterstützt in ihren Statements wurden die MdEPs von Vertre-tern der deutschen Sozialpartner, Florian Swyter (BDA) undClaudia Menne (Europäischer Gewerkschaftsbund). BeidebAV-Experten wiesen auf die Gefahr der von der EU-Kommis-sion angestrebten Vollharmonisierung der aufsichtsrechtlichenRegelungen auf EU-Ebene hin, die Pensionskassen und Pensi-onsfonds mit erheblicher zusätzlicher Bürokratie und Mehrkos-ten belasten würde, ohne zusätzlichen Nutzen für die Begüns-tigten. Entgegen diesem »one-size-fits-all«-Ansatz ist eineBerücksichtigung der europaweiten bAV-Vielfalt nur über mehrFlexibilität für die Mitgliedstaaten bei der Richtlinienumsetzungzu gewährleisten.

Ansprechpartnerin:Séverine Féraud (BDA), [email protected]

Bildnachweise:Fotolia/mhp (1,2), Fotolia/Gina Sander (1,3),Fotolia/shadow (1,4), Fotolia/Sonia Boukaia-Murari (1,5),adpic/H.Dora (1,6)

Redaktion: Leonie Dack, Joscha Ritz (V.i.S.d.P.)