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Oktober 2014 Ergebnis der Europawahl: GroKo in Brüssel Rund fünf Monate nach der Europawahl zeichnet sich deutlich ab: Die Juncker- Kommission wird sich auf eine klare EP- Mehrheit stützen können, die sich aus der Europäischen Volkspartei (EVP) und der Progressiven Allianz der Sozialdemo- kraten (S&D) zusammensetzt. >> Seite 2 Europäische Kommission Juncker-Kommission Der nächste Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker hat die EU-Kom- mission politisch auf Wettbewerbsfähig- keit, Wachstum und Jobs ausgerichtet. >> Seite 2 Europapolitik BDI/BDA Fact-Sheets Im Rahmen des Parlamentarischen Abends am 16. September in Straß- burg wurden die politischen Prioritäten der Legislaturperiode 2014-19 diskutiert. >> Seite 3 Rat Wettbewerbsfähigkeitsrat Wichtige Beschlüsse zur durchgehenden Berücksichtigung der industriellen Wett- bewerbsfähigkeit in allen EU- Politikbereichen. >> Seite 3 Handelspolitik EU-Verhandlungen mit Ka nada erfolgreich beendet CETA hat eine kontroverse Debatte ent- facht – auch da es gewissen Vorbildcha- rakter für das geplante Abkommen der EU mit der USA haben könnte. >> Seite 4 Spektrum Europa WTO-Verhandlungen im Ungewissen >> Seite 5 WTO-Verhandlungen im Ungewissen >> Seite 5 Die »SUP« als neuer Streitfall in Brüssel? >> Seite 5 Die »SUP« als neuer Streitfall in Brüssel? >> Seite 5 Vorschlag zur Änderung der Aktionärsrechterichtlinie >> Seite 6 Vorschlag zur Änderung der Aktionärsrechterichtlinie >> Seite 6 Weitere Themen >> Seite 6 Weitere Themen >> Seite 6

Brüssel Aktuell | Oktober 2014

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Page 1: Brüssel Aktuell | Oktober 2014

Oktober 2014

Ergebnis der Europawahl:GroKo in Brüssel

Rund fünf Monate nach der Europawahlzeichnet sich deutlich ab: Die Juncker-Kommission wird sich auf eine klare EP-Mehrheit stützen können, die sich ausder Europäischen Volkspartei (EVP) undder Progressiven Allianz der Sozialdemo-kraten (S&D) zusammensetzt.

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Europäische Kommission

Juncker-Kommission

Der nächste KommissionspräsidentJean-Claude Juncker hat die EU-Kom-mission politisch auf Wettbewerbsfähig-keit, Wachstum und Jobs ausgerichtet.

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Europapolitik

BDI/BDA Fact-Sheets

Im Rahmen des ParlamentarischenAbends am 16. September in Straß-burg wurden die politischen Prioritätender Legislaturperiode 2014-19 diskutiert.

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Rat

Wettbewerbsfähigkeitsrat

Wichtige Beschlüsse zur durchgehendenBerücksichtigung der industriellen Wett-bewerbsfähigkeit in allen EU-Politikbereichen.

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Handelspolitik

EU-Verhandlungen mit Ka­nada erfolgreich beendet

CETA hat eine kontroverse Debatte ent-facht – auch da es gewissen Vorbildcha-rakter für das geplante Abkommen derEU mit der USA haben könnte.

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Spektrum Europa

WTO-Verhandlungen im Ungewissen>> Seite 5WTO-Verhandlungen im Ungewissen>> Seite 5

Die »SUP« als neuer Streitfall in Brüssel?>> Seite 5Die »SUP« als neuer Streitfall in Brüssel?>> Seite 5

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BDI/BDA Brüssel Aktuell Oktober 2014 02

Ergebnis der Europawahl: GroKo in BrüsselErgebnis der Europawahl: GroKo in Brüssel

Rund fünf Monate nach der Europawahl zeichnet sich deutlichab: Die Juncker-Kommission wird sich auf eine klare EP-Mehr-heit stützen können, die sich aus der Europäischen Volkspartei(EVP) und der Progressiven Allianz der Sozialdemokraten(S&D) zusammensetzt. Gemeinsam stellt die Große Koalitionaus EVP (221 Sitze) und S&D (191 Sitze) 412 von 751 Sitzen.Zudem darf sie auf die Unterstützung der Liberalen und Demo-kraten für Europa (ALDE) zählen (66 Sitze).

Klar sind inzwischen auch die Besetzungen von »Spitzenpos-ten« im neuen EP. Der SPD-Politiker Martin Schulz bleibt EP-Präsident. Fünf deutsche Abgeordnete aus den Reihen vonCDU, SPD, Grünen und Linkspartei wurden Ausschussvorsit-zende. Elmar Brok (EVP) übernahm erneut den Vorsitz desAuswärtigen Ausschusses (AFET), während die CDU-Abgeord-nete Ingeborg Gräßle (EVP) Vorsitzende des Haushaltskon-trollausschusses (CONT) wurde. Mit Bernd Lange (S&D) alsVorsitzendem des Außenhandelsausschusses (INTA) über-nimmt ein Deutscher einen besonders industrierelevanten Aus-schuss. Der Grüne Michael Cramer wurde Vorsitzender desVerkehrsausschusses (TRAN). Und schließlich rückte ThomasHändel von der Linke im Beschäftigungsausschuss (EMPL) aufund übernahm dort den Chefposten. Ferner kommen knapp dieHälfte der einflussreichen Koordinatoren von EVP und S&D inden EP-Ausschüssen aus Deutschland.

Trotz Erstarken der Europagegner im EP ist die Mehrheit derkonstruktiven pro-europäischen Parteien mit 2/3 der 751 Abge-

ordneten eindeutig. Ihnen obliegt nun die Verantwortung für dieGestaltung einer starken und wettbewerbsfähigen Europäi-schen Union mit Wachstum und Beschäftigung.

Ansprechpartner:Séverine Féraud (BDA), [email protected] Ritz (BDI), [email protected]

Juncker-Kommission: Neuausrichtung auf Wettbewerbsfähigkeit, Wachstum undJobsJuncker-Kommission: Neuausrichtung auf Wettbewerbsfähigkeit, Wachstum undJobs

Der nächste Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker hatdie EU-Kommission politisch auf Wettbewerbsfähigkeit, Wachs-tum und Jobs ausgerichtet.

Junckers »Politische Leitlinien« für die nächsten fünf Jahre ent-halten zehn überwiegend wachstumsrelevante Prioritäten: Stär-kung von Investitionen, Schaffung eines vernetzten digitalenBinnenmarktes und einer Energieunion, Vollendung des Bin-nenmarktes mit einer gestärkten industriellen Basis und die Ver-tiefung der Wirtschafts- und Währungsunion.

Die neue Kommissionsstruktur hat das Potenzial, die Umset-zung dieses politischen Programms zu gewährleisten. Der ehe-malige niederländische Außenminister, Frans Timmermans, sollals »Erster Vizepräsident« eine Wächterfunktion übernehmen.Sein Votum wird für neue Kommissionsinitiativen entscheidendsein. Gemeinsam mit sechs weiteren Vizepräsidenten soll Tim-mermans die Umsetzung der politischen Prioritäten sicherstel-len. Dazu wird jeder Vizepräsident ein Projektteam von Kom-missaren leiten. Bemerkenswert ist die Projektgruppe »DerEuro und Soziale Dialog«, welche die Rolle der Sozialpartnerexplizit anerkennt. Ferner dürften wichtige Umstrukturierungenfür mehr Kohärenz und einen verstärkten Fokus auf Investitio-nen sorgen. So sollen künftig jeweils ein Kommissar für Ener-gie- und Klimapolitik, für die Digitale Agenda und Konsumenten-fragen bzw. für Binnenmarkt, Industrie und KMUs zuständigsein.

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BDI/BDA Brüssel Aktuell Oktober 2014 03

Die Neuausrichtung der Kommission muss sich jedoch noch inder Praxis bewähren. Es bleibt insbesondere abzuwarten, obdie inhaltlichen Überschneidungen zwischen Vizepräsidentenund Kommissaren in eine verstärkte horizontale Zusammenar-beit oder in Zuständigkeitskonflikte münden werden. Geplantist, dass das EP am 22. Oktober über die Kommission als Gan-zes abstimmt und die Kommission am 3. November startet.Dem Vernehmen nach will die EU-Kommission bereits inner-

halb der ersten drei Monate ein Paket für Investitionen, Wachs-tum und Jobs schnüren. Nach sechs Monaten sollen bereitsVorschläge für einen digitalen Binnenmarkt auf dem Tischliegen.

Ansprechpartner:Anton Bauch (BDA), [email protected] Ritz (BDI), [email protected]

Parlamentarischer Abend und Vorstellung der BDI/BDA Fact-Sheets 2014-2019Parlamentarischer Abend und Vorstellung der BDI/BDA Fact-Sheets 2014-2019

Im Rahmen des Parlamentarischen Abends am 16. Septemberin Straßburg haben der BDI und die BDI-Mitgliedsverbände ge-meinsam mit den deutschen Abgeordneten des EuropäischenParlaments die politischen Prioritäten der Legislaturperiode2014-19 diskutiert.

Mit seiner Studie »Mapping the Cost of Non-Europe, 2014-19«hat das Europäische Parlament klare wachstumsrelevante Prio-ritäten gesetzt. Mit dieser Vorlage ist es gelungen, Schlüsselbe-reiche zu identifizieren, die für eine starke und wettbewerbs-fähige Europäische Union entscheidend sind. Der nächsteKommissionspräsident Jean-Claude Juncker hat am 15. Juliähnlich lautende politische Leitlinien für die neue Legislaturperi-ode vorgestellt.

Zu den europapolitischen Prioritäten der kommenden fünf Jahrehaben sich BDA und BDI gemeinsam mit Fact-Sheets positio-niert und diese zunächst den deutschen EP-Abgeordneten vor-gelegt. In rund 20 Themenblättern stellt die deutsche Wirtschaftkompakt auf jeweils einer Seite dar, welche wachstumsrelevan-ten Themen (z. B. Digitaler Binnenmarkt, Energiebinnenmarkt,TTIP) vorangebracht werden sollten und welche Vorhaben ein-deutig Fehlanreize setzen würden (z. B. die Europäische Ar-beitslosenversicherung). Diese Fact-Sheets werden nun weite-ren MdEPs sowie beim Amtsantritt der neuen EU-Kommissionden Kommissionsdienststellen an die Hand gegeben.

In diesem Format werden im ganzen Verlauf der neuen Legisla-turperiode weitere Positionierungen erfolgen.

Die Fact-Sheets finden Sie ab Anfang nächster Woche hier.

Ansprechpartner:Séverine Féraud (BDA), [email protected] Ritz (BDI), [email protected]

Wettbewerbsfähigkeitsrat fasst wichtige Beschlüsse für Wettbewerbsfähigkeit Wettbewerbsfähigkeitsrat fasst wichtige Beschlüsse für Wettbewerbsfähigkeit

Der Wettbewerbsfähigkeitsrat vom 25.-26. September hat wich-tige Beschlüsse zur durchgehenden Berücksichtigung der in-dustriellen Wettbewerbsfähigkeit in allen EU-Politikbereichengefasst.

Strittig war insbesondere, ob der Rat das wichtige Kommissi-onsziel unterstützt, den Industrieanteil am EU-BIP von rund 15Prozent heute auf 20 Prozent bis 2020 zu steigern. Das Zielwird unter anderem vom Vereinigten Königreich kritisch gese-hen, da die Stärkung der Industrie mit einer Schwächung desDienstleistungssektors gleichgesetzt wird. Der BDI ist über-zeugt: Eine starke Industrie schafft auch Wachstum im Dienst-leistungssektor. In seinen Schlussfolgerungen nahm der Wett-bewerbsfähigkeitsrat das Kommissionsziel schließlich »mit In-teresse zur Kenntnis«. Zudem rufen die Mitgliedstaaten dieKommission auf, die EU-Wirtschaftsstrategie Europa 2020 künf-tig verstärkt auf industrielle Wettbewerbsfähigkeit auszurichten.Eine mutige Erweiterung des energie- und klimapolitischen Ziel-kanons von Europa 2020 um das Industrieanteilsziel lehnt u. a.die Bundesregierung ab.

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BDI/BDA Brüssel Aktuell Oktober 2014 04

Strittig war ferner die dringend notwendige Stärkung der Hoch-rangigen Gruppe »Wettbewerbsfähigkeit und Wachstum« zurVorbereitung des Wettbewerbsfähigkeitsrates. InsbesondereFrankreich befürchtet Zuständigkeitskonflikte mit dem Aus-schuss der Ständigen Vertreter. Der Rat einigte sich schließ-lich – auch auf Druck der Bundesregierung –, unverzüglich Be-schlüsse zur Stärkung der Hochrangigen Gruppe zu treffen. Einständiger Vorsitz, eine feste Mitgliedschaft und ein Arbeitspro-gramm entlang der wachstumsrelevanten Initiativen der nächs-ten EU-Kommission wären wichtig, um den Wettbewerbsfähig-keitsrat deutlich zu stärken.

Dazu trägt auch der Beschluss des Rates bei, künftig alle Vor-schläge mit erheblichen Auswirkungen auf die Wettbewerbs-fähigkeit zu überprüfen. Es ist nunmehr Aufgabe der Ratspräsi-

dentschaft, den Wettbewerbsfähigkeitsrat mit industriepoliti-schen Kernthemen wie der Energie- und Klimapolitik zu befas-sen und zu einem wirklichen Kontroll- und Monitoring-Gremiumder EU-Politik zu machen.

Schließlich forderte der Wettbewerbsfähigkeitsrat die EU-Kom-mission zu Recht auf, neue Kommissionsinitiativen systemati-scher auf ihre Auswirkungen auf Wettbewerbsfähigkeit zu prü-fen. Dabei sollen Interessenvertreter frühzeitig einbezogenwerden.

Ansprechpartner:Joscha Ritz (BDI), [email protected]

EU-Verhandlungen mit Kanada erfolgreich beendetEU-Verhandlungen mit Kanada erfolgreich beendet

Das Freihandelsabkommen zwischen der EU und Kanada(»Comprehensive Economic and Trade Agreement«, CETA) hateine kontroverse Debatte entfacht – auch da es gewissen Vor-bildcharakter für das geplante Abkommen der EU mit der USAhaben könnte.

Beim EU-Kanada-Gipfel am 26. September 2014 haben beideSeiten den Abschluss der Verhandlungen über den Vertragstextin einem gemeinsamen Statement gewürdigt. Vor Herbst 2016dürfte das Abkommen aber kaum in Kraft treten. Es stehennoch komplexe juristische Überarbeitungen und Übersetzungenan, bevor die Ratifizierung beginnen kann. Außerdem ist strittig,ob wichtige Teile des Abkommens wie der Investitionsschutz indie gemischte Zuständigkeit zwischen EU und Mitgliedstaatenfallen. Dann müsste CETA auch auf Ebene der Mitgliedsstaatenratifiziert werden.

Das Abkommen hat folgende Kernelemente:

- die Abschaffung der Industriezölle;- eine Öffnung der kanadischen Beschaffungsmärkte auf Ebene des Bundes und der Provinzen;- ein Investitionskapitel, das die Genehmigung ausländischer

Investitionen erleichtert, den Schutz ausländischer Investoren sicherstellt und zugleich die Regulierungshoheit der Staaten sichert;- mehr Mobilität mit Blick auf Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigungen sowie auf die gegenseitige Anerkennung von Berufsabschlüssen.

Wichtige Teile des Abkommens sind noch nicht öffentlich.Grundsätzlich steht die deutsche Industrie jedoch hinter demVertrag und setzt sich für eine zügige Umsetzung ein. Entgegenweit verbreiteter Bedenken enthält das Abkommen nicht die Öff-nung des EU-Marktes für hormonbehandeltes Fleisch oder eineLiberalisierung öffentlicher Dienstleistung wie Bildung, Gesund-heit oder Wasserversorgung. Regulatorische Zusammenarbeiterfolgt nur, wenn hohe Standards gesichert werden. Damit istden Kritikern des Abkommens in vielen Bereichen Rechnunggetragen worden.

Dennoch wird das Abkommen im Europäischen Parlament vonverschiedenen Seiten, darunter auch Vertretern der Sozialde-mokraten und Grünen, kritisiert. Hauptkritikpunkt sind die Pas-sagen zum Investitionsschutz. Diese waren Grundlage für Kon-sultationen der Europäischen Kommission mit Blick auf die ge-plante Handels- und Investitionspartnerschaft zwischen der EUund den USA (TTIP). Jetzt werden Forderungen erhoben, dienoch ausstehenden Ergebnisse der Konsultationen auch fürCETA zu berücksichtigen. Außerdem verlangen Gegner einesstarken Investorenschutzes in TTIP, entsprechende Regelun-gen auch in CETA herauszunehmen. Aus Sicht des BDI wurdedas Schutzniveau für Firmen gegenüber dem Standard in deut-schen Investitionsförder- und Schutzverträgen bereits so weitgesenkt, dass die CETA-Regelungen in einigen Punkten nichtals Vorbild für künftige EU-Verträge dienen sollten.

Ansprechpartner:Eckart von Unger (BDI), [email protected]

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BDI/BDA Brüssel Aktuell Oktober 2014 05

WTO-Verhandlungen im Ungewissen WTO-Verhandlungen im Ungewissen

Nachdem die WTO-Ministerkonferenz Ende letzten Jahres aufBali richtungsweisende Beschlüsse zur Doha-Verhandlungs-runde erzielen konnte, ist inzwischen wieder unklar, wie esweitergeht.

Das zentrale Element des Bali-Paketes ist ein Abkommen fürerleichterte Zollverfahren (Trade Facilitation Agreement, TFA).Die bis Ende Juli 2014 vorgesehene Annahme des TFA-Umset-zungsprotokolls durch den Allgemeinen Rat der WTO scheitertejedoch. Allen voran Indien, unterstützt durch Bolivien, Kuba undVenezuela, blockierte diesen Schritt. Die indische Regierungwill damit Fortschritte bei den Verhandlungen über die öffentli-che Lagerhaltung von Agrarprodukten erzwingen. Nun droht derpositive Impuls von Bali verloren zu gehen. Nicht nur die Um-setzung des Bali-Pakets ist gefährdet, sondern auch die Eini-gung und zügige Umsetzung eines Arbeitsprogramms für denAbschluss der Doha-Runde.

Seit Mitte September 2014 werden die Gespräche in Genf fort-gesetzt. Der BDI hat am Public Forum der WTO Anfang Okto-ber 2014 in Genf teilgenommen und bei wichtigen Entschei-dungsträgern vor Ort für eine baldige Umsetzung des TFA undeinen schnellen Abschluss der Doha-Runde geworben.

Ansprechpartner:Eckart von Unger (BDI), [email protected]

Die »SUP« als neuer Streitfall in Brüssel?Die »SUP« als neuer Streitfall in Brüssel?

Im Gesetzgebungsverfahren zu dem im April vorgelegten Richt-linienvorschlag über Gesellschaften mit beschränkter Haftungmit einem einzigen Gesellschafter (COM(2014) 212 final), sog.»SUP«-Richtlinie, werfen altbekannte Argumente ihre Schattenvoraus. Dem Vorschlag könnte letztlich das gleiche Schicksaldrohen wie dem Statut für eine Europäische Privatgesellschaft(SPE) und zur Bürokratieleiche werden.

Der Richtlinienvorschlag zur Schaffung einer europäischen Ein-personengesellschaft (societas unius personae – SUP) siehtsich einer umfassenden Diskussion in Wissenschaft, Politik undWirtschaft ausgesetzt. So besteht die Angst, dass der Vor-schlag unseriösen Geschäftspraktiken Vorschub leisten könnte.Andere fürchten die Unterwanderung von Arbeitnehmermitbe-stimmungsrechten und Steuervermeidung. Letztgenannte Argu-mente sind aus der Debatte um die SPE bekannt, zu der nachvielfältigen Bemühungen keine Einigung erzielt werden konnteund die letztlich von der EU-Kommission im Rahmen ihres RE-

FIT-Programms zurückgezogen wurde. Obwohl der SUP-Vor-schlag selbst keinerlei Aussagen zu Fragen des Arbeitnehmer-mitbestimmungsrechts trifft, ist davon auszugehen, dass diesesThema die Debatten im Europäischen Parlament und Rat aber-mals beherrschen wird. Keinesfalls aber darf die Diskussion umdie SUP auf diese Frage reduziert werden.

Vor diesem Hintergrund haben BDI, BDA und der DIHK ein ge-meinsames Positionspapier erstellt, mit dem konstruktive Ver-besserungsvorschläge zu dem Richtlinienvorschlag unterbreitetwerden, den sich die deutsche Wirtschaft gerade im Vergleichzu dem zurückgezogenen SPE-Statut zwar so nicht gewünschthat, der nun aber derart ausgestaltet werden sollte, dass er inden Grenzen seines Anwendungsbereichs Unternehmen eineattraktive Möglichkeit für die grenzüberschreitende Beteiligungam Binnenmarkt bietet. Dafür sollte erstens eine Regelung ein-geführt werden, die offenlegt, welchem nationalen Recht einejeweilige SUP unterliegt. Zweitens muss darauf geachtet wer-den, dass die neue Rechtsform in die bestehenden Handelsre-gister bestmöglich integriert wird, ohne deren öffentlichen Glau-ben zu tangieren. Auch in den Bereichen Solvenzbescheinigungund Weisungsrecht sind Überarbeitungen notwendig.

BDI und BDA werden die Beratungen zum SUP-Vorschlag wei-ter aktiv verfolgen. Die deutsche Wirtschaft hält aber auch wei-terhin an der Idee des SPE-Statuts fest und setzt sich dafür ein,dass das SPE-Statut wieder auf die Agenda der EU-Kommis-sion gesetzt wird. Es liegt nun in der Hand des Gesetzgebers,den Kommissionsvorschlag so abzuändern, dass die SUP eineattraktive Rechtsform für Unternehmen wird und sich somit alsModell neben vorhandenen Rechtsformen etablieren kann.

Ansprechpartner: Carolina Müller (BDI), [email protected] Stefan Sträßer (BDA), [email protected]

Page 6: Brüssel Aktuell | Oktober 2014

BDI/BDA Brüssel Aktuell Oktober 2014 06

Der Vorschlag der EU-Kommission zur Änderung der AktionärsrechterichtlinieDer Vorschlag der EU-Kommission zur Änderung der Aktionärsrechterichtlinie

Im April hatte die EU-Kommission ihren lange erwarteten Vor-schlag für eine Richtlinie zur Änderung der Richtlinie 2007/36/EG im Hinblick auf die Förderung der langfristigen Einbezie-hung der Aktionäre sowie der Richtlinie 2013/34/EU in Bezugauf bestimmte Elemente der Erklärung zur Unternehmens-führung (COM(2014)213 final) vorgelegt und einen ausgewoge-nen Vorschlag versprochen. Dieses Versprechen hat sie leidernicht gehalten.

Entgegen der anfänglichen Zuversicht, der Änderungsvorschlagwerde aktuelle Probleme des europäischen Konzernrechts re-geln, und Stimmrechtsberatern, institutionellen Anlegern undVermögensverwaltern mehr Engagement abverlangen, bleibendie Regelungen in diesem Bereich vage. Bei anderen Aspektenhingegen wird tief in die Aufgabenverteilung zwischen Vorstand,Aufsichtsrat und Hauptversammlung eingegriffen. Verantwort-lichkeiten werden verschoben, ohne dass es hier einen festge-stellten Regelungsbedarf gegeben hätte. Auch der Mehrwerteiner einheitlichen EU-weiten Regelung in diesen Bereichen ge-genüber existierenden nationalen Regelungen steht ernsthaft in

Frage. Dies gilt insbesondere vor dem Hintergrund der unter-schiedlichen Rechtstraditionen und Organisationskonzepte desdualistischen und des monistischen Systems in denMitgliedstaaten.

Betroffen sind hierbei vor allem die Vorschläge im Bereich derVergütungspolitik und der Transaktionen mit nahestehendenPersonen und Unternehmen. Hier wird durch Zustimmungs-pflichten der Aktionäre in ein fein austariertes Corporate Gover-nance System eingegriffen. Außerdem könnten Transaktionenerschwert oder sogar völlig unterbunden werden. Zudem ist diePflicht zur Offenlegung operativer Verträge mit Joint-Venture-Gesellschaften und sonstigen Vereinbarungen aufgrund ihresvertraulichen Inhalts mit erheblichen Wettbewerbsnachteilenverbunden und es besteht das Risiko »opportunistischerAnfechtungsklagen«.

Der BDI hat sich zusammen mit der BDA und dem DIHK miteiner gemeinsamen Stellungnahme zu dem Richtlinienvor-schlag positioniert. Sie ist auf den Webseiten von BDI und BDAabrufbar und kommt zu dem Ergebnis, dass der Vorschlag mitmaßgeblichen Grundentscheidungen des deutschen Gesetzge-bers nicht zu vereinbaren sei. Die Umsetzung des vorgeschla-genen Ansatzes wäre für die deutsche Unternehmenspraxis miterheblichen Schwierigkeiten und Risiken verbunden.

BDI und BDA werden das anlaufende Gesetzgebungsverfahrenweiter aktiv mitbegleiten und auf die vorgenannten Risiken desKommissionsvorschlags hinweisen.

Ansprechpartner:Carolina Müller (BDI), [email protected] Stefan Sträßer (BDA), [email protected]

Die Zukunft der EU-Kohäsionspolitik: 6. Kohäsionsforum in BrüsselDie Zukunft der EU-Kohäsionspolitik: 6. Kohäsionsforum in Brüssel

Am 8. und 9. September 2014 fand das 6. Kohäsionsforum inBrüssel statt, ein Ereignis zur Vorstellung und Bewertung desBerichts über die vergangene EU-Förderperiode 2007-2013sowie zur Diskussion über den effizienten Einsatz der europäi-schen Kohäsionspolitik in den Mitgliedstaaten. Mehr als 700Vertreter der europäischen, nationalen, regionalen und lokalenEbenen (europäische Institutionen, Ministerien, Wirtschafts- undSozialpartner, Zivilgesellschaft) kamen zusammen, um diezukünftige Ausgestaltung der europäischen Regional- undKohäsionspolitik in der neuen Förderperiode 2014-2020 zudiskutieren.

Nach den Vorstellungen der EU-Kommission im 6. Kohäsions-bericht soll sich die EU bei der Vergabe der 352 Milliarden Euroaus den Europäischen Struktur- und Investitionsfonds (ESIF) für

Investitionen in die Regionen, Städte und Realwirtschaft in dennächsten fünf Jahren stärker auf bestimmte Aufgaben konzen-trieren. Zur Verwirklichung der Wachstumsziele der StrategieEuropa 2020 sollten die Schlüsselbereiche CO2-arme Wirt-schaft, Wettbewerbsfähigkeit von KMUs, Innovation und Be-schäftigung sowie soziale Eingliederung im Mittelpunkt stehen.Dies ist eine Entwicklung zur besseren Effizienz der EU-Struk-turfonds, die BDA und BDI ausdrücklich begrüßen (s. gemein-sames Strategiepapier zur Zukunft der Europäischen Struktur-fondsförderung vom 31. Januar 2011). Die Priorisierung der Mit-tel geht allerdings mit einer Absenkung der Fördermittel fürDeutschland einher, denn für die neue Förderperiode2014-2020 erhält die Bundesrepublik insgesamt 19,2 Milliar-den Euro (s. im Vergleich 26,3 Milliarden Euro in der Förderpe-riode 2007-2013).

Page 7: Brüssel Aktuell | Oktober 2014

BDI/BDA Brüssel Aktuell Oktober 2014 07

Eine der Hauptfragen, die während des Kohäsionsforumsimmer wieder gestellt wurde, betrifft die Relevanz der »Makro-Konditionalitätsregelung«, nach der Zahlungen aus den Struk-turfonds bei Nichteinhaltung des Stabilitäts- und Wachstums-pakts teilweise ausgesetzt oder gestrichen werden können. Fürdas Prinzip der Konditionalität hatten sich BDA und BDI inihrem gemeinsamen Positionspapier klar ausgesprochen, alsAnreiz für eine effektive und effiziente Verwendung von Struk-turfördermitteln. Vor dem Hintergrund der anhaltenden Wirt-schafts- und sozialen Krise wurde in verschiedenen Paneldis-kussionen eine Flexibilisierung dieser Regelung angeregt.

Der italienische Europaminister, Sandro Gozi, plädierte für dieHerausnahme der öffentlichen Ausgaben für Investitionen (s.nationale Co-Finanzierung zu Strukturfonds) aus der Berech-nung des staatlichen Haushaltsdefizits, was prompt von JyrkiKatainen, aktueller EU-Kommissar für Wirtschaft und Währungwidersprochen wurde. In diesem Zusammenhang gab es ein öf-

fentliches Brainstorming zu der potenziellen Finanzierungs-quelle der vom EU-Kommissionspräsidenten, Jean-Claude Jun-cker, vorangekündigten 300 Milliarden Euro Investitionsplan fürEuropa. Inwiefern die Europäische Investitionsbank einen kon-kreten Beitrag dazu leisten könnte, ist noch offen.

Ansprechpartnerinnen:Séverine Féraud (BDA), [email protected] Jäger (BDI), [email protected]

EU-Datenschutzgrundverordnung wurde im Rat kontrovers diskutiert EU-Datenschutzgrundverordnung wurde im Rat kontrovers diskutiert

Während das Europäische Parlament sich im März 2014 aufeine Position zur Datenschutzgrundverordnung geeinigt hat,wird das Dossier im Rat weiterhin diskutiert. Die Ausgestaltungder mit dem Verordnungsvorschlag angestrebten EU-weitenVereinheitlichung des Datenschutzrechts führt weiterhin zuKontroversen.

Im Juni 2014 hat sich der Rat für Justiz und Inneres auf einepartielle allgemeine Ausrichtung einigen können. Diese beziehtsich auf den räumlichen Anwendungsbereich der Verordnungsowie die zulässige Übermittlung personenbezogener Daten inDrittländern und an internationalen Organisationen. Zudem wer-den Definitionen der Begriffe »verbindliche unternehmensin-terne Datenschutzregelungen« und »internationale Organisa-tion« festgelegt.

Trotz dieser Ausrichtung legt der Rat Wert darauf, dass die ge-troffenen Vereinbarungen im Laufe der Verhandlungen weiterverändert werden können. Der Rat will sich auch nicht darauffestlegen, ob er eine Richtlinie oder eine Verordnung alsRechtsinstrument favorisiert. Dieses Ergebnis spiegelt dieSchwierigkeiten der Mitgliedstaaten wider, eine gemeinsameLinie für das zukünftige Datenschutzrecht in Europa zu erzielen.Gleichwohl schreiten die Verhandlungen voran. So könnte be-reits beim JI-Rat am 10. Oktober 2014 eine weitere partielleAusrichtung zu Kapitel IV der Datenschutzgrundverordnungerfolgen.

Nähere Beratungen im Rat zum Thema »Beschäftigtendaten-schutz« stehen weiterhin aus. Dieser Bereich des Verordnungs-vorschlags ist für die Unternehmen von besonderer Relevanz,weil unterschiedliche rechtliche Datenschutzvorgaben geradebei grenzüberschreitenden Aktivitäten zu hohem bürokrati-schem Aufwand führen. Deshalb setzt sich die BDA dafür ein,

dass die unterschiedlichen rechtlichen Vorgaben in den EU-Mit-gliedstaaten auch im Bereich des Beschäftigtendatenschutzesangeglichen werden.

Die BDA spricht sich zudem dafür aus, dass in der Daten-schutzgrundverordnung Betriebsvereinbarungen und Tarifver-träge weiterhin als Grundlage für Datenverarbeitungen festge-schrieben werden. Dies muss in der Verordnung unzweifelhaftklargestellt werden. Gerade Betriebsvereinbarungen zwischenArbeitgebern und Arbeitnehmervertretern gewährleisten, dassunbestimmte rechtliche Vorgaben »vor Ort« praxisnah umge-setzt werden. Wesentlich ist außerdem, dass der Rat die Privat-autonomie der Arbeitnehmer stärkt. Arbeitnehmer im Beschäfti-gungsverhältnis sollten weiterhin wie bisher ihre Einwilligungzur Verarbeitung personenbezogener Daten erteilen können.

Ansprechpartnerin:Eva Barlage-Melber (BDA), [email protected]

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BDI/BDA Brüssel Aktuell Oktober 2014 08

BDI aktualisiert Position zur EU-Datenschutzgrundverordnung BDI aktualisiert Position zur EU-Datenschutzgrundverordnung

Die EU-Kommission hatte im Januar 2012 eine »Verordnungzum Schutz natürlicher Personen bei der Verarbeitung perso-nenbezogener Daten und zum freien Datenverkehr« vorgelegt(sog. Datenschutz-Grundverordnung). Der BDI hatte sich be-reits ausführlich zum Kommissionsvorschlag positioniert, hatnun aber seine Stellungnahme im Hinblick auf die legislativeEntschließung des EU-Parlaments aktualisiert.

Der BDI begrüßt die Gesetzgebungsinitiative zur Modernisie-rung und Harmonisierung der Datenschutzregulierung innerhalbder Europäischen Union und setzt sich für einen zügigen Ab-schluss des Gesetzgebungsverfahrens ein. Die verbleibendeZeit sollte genutzt werden, um wichtige Teile der Verordnungweiter inhaltlich zu verbessern.

Der ursprüngliche Kommissionsentwurf ist durch die Arbeit inden Ausschüssen des Europäischen Parlaments an vielen Stel-len bereits verbessert worden. So enthält der Parlamentsent-wurf erstmalig Regelungen zum Datenaustausch zwischen ver-bundenen Unternehmen, wenn ein angemessenes Daten-schutzniveau in der Unternehmensgruppe/im Konzern sicherge-

stellt ist (z. B. durch Binding Corporate Rules). Ferner wurdenRegelungen für eine einheitliche Datenschutzzertifizierung auf-genommen.

Die Parlamentsfassung enthält aber immer noch Regelungen,die aus Sicht der Industrie im weiteren Gesetzgebungsverfah-ren einer Überarbeitung bedürfen. Die Definition des »perso-nenbezogenen Datums« bzw. der »betroffenen Person« istnach wie vor zu weit gefasst und muss präzisiert werden. Wei-terhin sollte die Verordnung klare Vorgaben für die Nutzung vonanonymisierten und pseudonymisierten Daten enthalten unddamit den Weg für eine stärker risikobasierte Betrachtungs-weise öffnen. Auch bei der Bildung von Profilen bei neuen intel-ligenten Systemen spielt die Pseudonymisierung eine wichtigedatenschützende Rolle. In der Textfassung des Parlaments fin-det sich hierzu ein erster Ansatz; dieser sollte im Rat noch wei-terentwickelt und präzisiert werden.

Im Bereich der Auftragsdatenverarbeitung, die eine wichtigeGrundlage für das Cloud Computing darstellt, müssen die Re-gelungen nach wie vor praktikabler ausgestaltet werden.Außerdem ist eine Vereinfachung der gesellschaftsübergreifen-den Datenübermittlung innerhalb von Konzernen erforderlich.An der Vereinfachung der Zusammenarbeit der Unternehmenmit den Aufsichtsbehörden im Rahmen eines One-Stop-Shop-Modells sollte im Rat ebenfalls weitergearbeitet werden.

Der BDI verfolgt alle Entwicklungen zur EU-Datenschutzgrund-verordnung aktiv mit und bringt seine Position gegenüber denGesetzgebern ein. Das aktualisierte Positionspapier findenSie hier.

Ansprechpartner:Carolina Müller (BDI), [email protected] Dr. Heiko Willems (BDI), [email protected]

Bildnachweise: adpic (1,2),© Europäische Union 2014 - Quelle: Europäisches Parlament (1,2) URL-Link, BDI (1,3), Fotolia/M Johannsen (1,3), Fotolia/typomaniac (1,4),Fotolia/Daniel Etzold (5), Fotolia/diefotomacher (6),Fotolia/Dan Race (8)

Redaktion: Leonie Dack, Joscha Ritz (V.i.S.d.P.)Die Verantwortung für die Inhalte der Fremdbeiträge tragen die jeweiligen Autoren.