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Spielzeit 2018/19 7. Philharmonisches Konzert Stürmische Ruhe Butterworth Brahms Beethoven

Butterworth Brahms Beethoven - Dortmunder Philharmonikerder Oboe der Grund, warum der berühmte Geiger Pablo de Sarasate ablehnte, das Kon-zert zu spielen. Er schrieb an Brahms: „Ich

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Spielzeit 2018/19 7. Philharmonisches KonzertStürmische Ruhe

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7. Philharmonisches Konzert

Stürmische Ruhe

George ButterworthA Shropshire Lad

Johannes BrahmsViolinkonzert D-Dur op. 77I. Allegro non troppoII. AdagioIII. Allegro giocoso, ma non troppo vivace

Pause

Ludwig van Beethoven6. Sinfonie F-Dur op. 68, „Pastorale“I. Erwachen heiterer Empfindungen bei der Ankunft auf dem Lande: Allegro ma non troppoII. Szene am Bach: Andante molto mossoIII. Lustiges Zusammensein der Landleute: Allegro –IV. Gewitter, Sturm: Allegro –V. Hirtengesang – Frohe und dankbare Gefühle nach dem Sturm: Allegretto

Di 19. | 20. 03. 201920.00 UhrKonzerthaus Dortmund

19.15 Uhr Konzerteinführungim Komponistenfoyer

Konzertende ca. 22.15 Uhr

Julia Jones Dirigentin Midori Violine

Bitte schalten Sie Ihre Handys aus, und denken Sie daran, dass nicht akkreditierte Bild- und Tonaufnahmen während des Konzerts aus urheber-rechtlichen Gründen untersagt sind.

Partner der Philharmonischen Konzerte

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„Unter Beethovens idyllischer Oberfläche brodelt es manchmal gewaltig. Das erinnert mich ganz an mich!“ Blanca Gorgojo, Violoncello

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7. Philharmonisches Konzert

Stürmische Ruhe

Wenn die Temperaturen steigen und die Sonne länger am Himmel bleibt, dann zieht es den Menschen in die Natur. Natürlich auch die Kompo-nisten! Brahms schreibt sein großes Violinkonzert 1878 in der Sommer-frische von Pörtschach am Wörthersee, und Ludwig van Beethoven schildert in seiner „Pastorale“ das „Erwachen heiterer Empfindungen bei der Ankunft auf dem Lande“. Doch Vorsicht: Hinter der Idylle lauern bisweilen stürmische Abgründe! Das weiß niemand so gut wie George Butterworth, der am Vorabend des Ersten Weltkriegs mit seiner Rhap-sodie „A Shropshire Lad“ romantische Musik komponiert.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts erfreut sich in England der Gedichtszyklus „A Shropshire Lad“ von Alfred Edward Housman großer Be-liebtheit. In den Gedichten des Professors für klassische Philologie geht es um junge Männer („Lads“) aus der nordwestenglischen Region Shropshire. Die stehen mitten in der Blüte des Lebens und ahnen noch nichts davon, dass sie bald sterben werden. Eine Lyrik der Vergänglichkeit, am Vorabend des Ersten Weltkriegs ein durchaus prophetischer Stoff.

Die Gedichte Housmans sind bei den engli-schen Komponisten der Zeit sehr beliebt. Ei-ner davon ist George Butterworth. Der Sohn

einer Amateursängerin studiert nach der Schule zunächst Jura, doch seine Liebe zur Musik ist zu groß. Dieses Studium bricht er zwar ebenfalls ab, doch er findet ein Einkom-men als Musiklehrer und -kritiker. Bald feiert er auch als Komponist erste Erfolge und gilt als großes Talent. Um 1910 komponiert But-terworth zwei erfolgreiche Liederzyklen zu Housmans Lyrik. Kurz darauf entscheidet er sich, darüber auch ein Orchesterwerk zu komponieren. Er beschreibt es so: „Eine Art Orchester-Epilog zu meinen beiden Liederzy-klen nach ‚A Shropshire Lad‘. […] Die Rhapso-die soll vielmehr vor allem das Heimweh des ‚Shropshire Lad‘ in seinem Exil ausdrücken.“

George Butterworth (1885 – 1916)A Shropshire Lad

Besetzung 2 Flöten, 2 Oboen, Englischhorn, 2 Klarinetten, Bassklarinette, 2 Fagotte, 4 Hörner, 2 Trompeten, 3 Posaunen, Tuba, Pauken, Harfe, Streicher Dauer ~10 Minuten Uraufführung 2. Oktober 1913, Leeds

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Resignierter RückblickDie Rhapsodie beginnt mit einem fahlen a-Moll der Streicher. Klarinetten und Brat-schen spielen sich eine Klageformel zu. Dann spielt die Soloklarinette eine zarte Melodie. Butterworth hat sie aus seiner Vertonung von Housmans Gedicht „Loveliest of trees“ über-nommen: „Und zwanzig werd ich nimmer-mehr; / das ist schon fünfzig Jahre her.“ Diese Stimmung eines melancholischen und resignierenden Rückblicks zieht sich durch das gesamte Stück. Butterworth zeigt, dass er Sibelius und Debussy genau studiert hat: Kunstvoll und filigran ist das instrumentiert. Nach einem letzten, furiosen Aufrauschen er-klingt die Klage des Anfangs wieder. Die Flöte spielt ein letztes Zitat aus einem weiteren Housman-Lied: „With rue my heart is laden“.

Die erfolgreiche Uraufführung findet am 2. Oktober 1913 beim Leeds Festival statt. Andere Orchester und Dirigenten überneh-men das Werk schon bald. Butterworth gilt jetzt als das größte Talent seiner Generation. Doch dann bricht der Erste Weltkrieg aus, Butterworth meldet sich freiwillig zum Dienst. Er stirbt am 5. August 1916 an der Somme, erschossen von einem deutschen Scharf-schützen. Heutzutage ist es unmöglich, But-terworths Rhapsodie zu hören, ohne sie nicht als düstere, prophetische Vorankündigung der kommenden Ereignisse zu verstehen.

Johannes Brahms (1833 – 1897)Violinkonzert D-Dur op. 77

1853 lernt der junge Johannes Brahms den Geiger Joseph Joachim kennen. Es ist der Beginn einer Freundschaft, die sein Leben verändert: Joachim ist nur unwesentlich älter, aber bereits ein gefeierter Solist. Es ist Joachim, der Brahms bei Clara und Robert

Besetzung 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 2 Hörner, 2 Trompeten, 2 Posaunen, Pauken, Streicher, Solovioline Dauer ~ 40 Minuten Uraufführung 1. Januar 1879, Leipzig

Von tiefer Trauer ist mein Herz zerrissen.Wo gingen meine Freunde hin?Die Mädchen mit den Rosenlippen küssen,die Jungs mit flinken Füßen, leichtem Sinn?

An Flüssen, die zu breit zum Überspringen,begraben liegen sie, bei andren Leichen.Die Mädchen mit den Rosenlippen gingenzum Land, wo alle Rosen bleichen.

A. E. Housman, With rue my heart is laden aus: A Shropshire Lad

Schumann einführt und damit dessen Karriere den entscheidenden Schub gibt. Schnell entwickelt sich Brahms zu einem gefeierten Komponisten. Doch Joachims Wunsch nach einem Violinkonzert lehnt er stets ab.

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Mit der Bitte um RatEs dauert bis zum Sommer 1878, als Joachim plötzlich eine Postkarte aus Pörtschach am Wörthersee erhält. Aus seinem Urlaubsort schickt der Pianist Brahms dem Geiger Skiz-zen für ein Violinkonzert. Brahms bittet ihn um technische Ratschläge: „Ich bin zufrie-den, wenn Du ein Wort sagst, und vielleicht einige hineinschreibst: schwer, unbequem, unmöglich usw.“ Joachim ist begeistert: „Es ist eine große echte Freude für mich, daß Du ein Violinkonzert (in vier Sätzen sogar!) auf-schreibst. Ich habe sofort durchgesehen, was Du schicktest, und Du findest hie und da eine Note und Bemerkung zur Änderung.“

Manche Vorschläge von Joachim lehnt Brahms aber ab und belässt die Passagen schwierig und kompliziert. Daher stammt das Bonmot, er habe gar kein Konzert für, son-dern gegen die Violine komponiert. Aber die Kadenz darf Joachim schreiben. Im späten 19. Jahrhundert, wo der Geniekult den Kom-ponisten in den Mittelpunkt stellt, ist das eine große Auszeichnung. Den Plan, ein vier-sätziges Konzert zu komponieren, verwirft Brahms aber wieder. Er ersetzt die beiden Mittelsätze durch ein klassisches Adagio.

Große Ehre für den SolistenVor der Uraufführung am 1. Januar 1879 schreibt Brahms in großer Eile die letzten Korrekturen. Dabei entwickelt er Joachim ge-genüber angesichts der technischen Heraus-forderungen ein schlechtes Gewissen: „Du wirst Dich hüten, wieder um ein Konzert zu bitten?“ Die Uraufführung mit dem Leipziger Gewandhausorchester und Brahms als Diri-gent erntet jedoch nur ein schwaches Echo. Wie schon Clara Schumann bemerkte, ist das Konzert keines für solistische Glanzlichter, sondern eines, in dem „das Orchester mit dem Spieler ganz und gar verschmilzt.“

Der große erste Satz mit seinen über zwanzig Minuten Spieldauer beginnt bedächtig, mit singenden Melodien von Bratschen und Oboen. Mit dem Klischee vom sperrigen, komplizierten Brahms hat diese Musik vor-dergründig wenig gemeinsam. Der erste Ein-satz der Solovioline lässt lange auf sich war-ten. Dann beginnt sie auch nicht mit dem ersten Thema, sondern umspielt und variiert dieses direkt. Erst später darf die Geige sich auch den Hauptthemen widmen. Das zweite, milde Thema spielt sie zu Streicher-Pizzicati. Brahms entfaltet einen weiten, elegischen Satz. Ein Jahr zuvor beschreibt er Pörtschach – den Ort, wo er komponiert – in einem Brief: „Der Wörthersee ist ein jungfräulicher Bo-den, da fliegen die Melodien, dass man sich hüten muss, keine zu treten.“ Nur manchmal

schlägt die Stimmung kurz zu virtuosen Momenten voller komplizierter Doppel-griffe um. Einmal scheint alles gar in träumerisch- dunkler Nacht zu versinken. Auch nach der großen Ka-denz befreit sich die Solo-violine lange nicht aus ihrer versunkenen Verklärtheit, bevor einige furiose Akkor-de den Satz beschließen.

Brahms und Joachim (Fotografie, 1867)

„Der Wörthersee ist ein jungfräu­licher Boden, da fliegen die Melo­dien, dass man sich hüten muss, keine zu treten.“Johannes Brahms

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„Aber halten Sie mich für so geschmacklos?“Das Adagio steht in F-Dur, der traditionellen Tonart für idyllische Landschaftsszenen. Eine melancholische, sich weit erstreckende Oboenmelodie eröffnet den Satz. Die Solo-violine nimmt diese auf und führt sie weiter. So entwickelt Brahms einen weiteren Satz wie aus einem Guss. Dabei war die Melodie der Oboe der Grund, warum der berühmte Geiger Pablo de Sarasate ablehnte, das Kon-zert zu spielen. Er schrieb an Brahms: „Ich will ja gar nicht leugnen, dass das an sich ganz gute Musik ist; aber halten Sie mich für so geschmacklos, dass ich mich auf das Podi-um stelle, um mit der Geige in der Hand zuzu-hören, wie im Adagio die Oboe dem Publikum die einzige Melodie des ganzen Stückes vor-spielt?“

Waren Orchester und Solist vorher oft eine unauflösliche Einheit, rückt der dritte Satz die Solovioline in den Mittelpunkt. Dieses feurige Rondo ist „alla ungarese“, „wie unga-risch“ geschrieben; eine weitere Hommage an Joachim, der aus der Grenzregion von Österreich und Ungarn stammt. Das Rondo- Thema steht im Mittelpunkt und brennt sich den Zuhörern ein, auch wenn es zwischen-durch immer wieder entrückt wirkende Passagen gibt. Mehr und mehr beschleunigt sich der Satz, bevor er in ein furioses Finale gipfelt.

Ludwig van Beethoven (1770 – 1827)6. Sinfonie F-Dur op. 68, „Pastorale“

Besetzung Piccoloflöte, 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 2 Hörner, 2 Trompeten, 2 Posaunen, Pauken, Streicher Dauer ~ 45 Minuten Uraufführung 22. Dezember 1808, Wien

Seine sechste Sinfonie komponiert Beet-hoven gleichzeitig mit der Fünften in den Jah-ren 1807 und 1808. Die gemeinsame Urauf-führung findet in einem legendären Rahmen statt: Am 22. Dezember 1808 veranstaltet Beethoven ein gigantomanisches Akademie-konzert in Wien. Neben den Sinfonien werden auch das vierte Klavierkonzert sowie die Chorfantasie op. 80 uraufgeführt. Über vier Stunden dauert das Konzert. Das ist zu viel Kunst auf einmal, selbst Beethovens Kollege Johann Friedrich Reichardt stellt fest: „Da haben wir denn auch in der bittersten Kälte

von halb sieben bis halb elf ausgehalten, und die Erfahrung bewährt gefunden, dass man des Guten – und noch mehr des Starken – leicht zu viel haben kann.“

Auf das LandDie Sechste nimmt auch wegen ihrer Urauf-führung eine Sonderstellung ein. Ganz be-sonders ist aber, dass Beethoven zu den einzelnen Sätzen programmatische Angaben vorschreibt. Diese entführen den Hörer auf das Land. Waldspaziergänge passen zu-nächst kaum zum typischen Beethoven-Bild,

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doch hält er sich gerne in der Natur auf. Viel Zeit verbringt er etwa in Heiligenstadt, einem Sommerfrischeort vor den Toren von Wien. An seine Bekannte Therese Malfatti schreibt er eines Tages: „Wie froh bin ich, einmal in Gebüschen, Wäldern, unter Bäumen, Kräu-tern, Felsen wandeln zu können, kein Mensch kann das Land so lieben wie ich.“

Wo die Fünfte noch mit der Tür ins Haus fällt, mutet der Anfang der Sechsten verspielt und unbestimmt an: „Erwachen heiterer Empfin-dungen bei der Ankunft auf dem Lande“ schreibt Beethoven darüber. Es beginnt fast wie aus dem Nichts: Ein paar getupfte Töne der ersten Geigen, dazu Liegetöne von Brat-schen, Celli und Kontrabässen. Dieser Auf-takt steht in F-Dur, der traditionellen Tonart für idyllische Landschaftsbilder – wie bei Brahms. Erst allmählich treten die Hörner, dann die weiteren Holzbläser dazu. Die Stim-mung ist locker und gelöst. Selbst der erste Einsatz des gesamten Orchesters verbreitet

eine entspannte, heitere Lustigkeit im 2/4-Takt. Liegetöne der Holzbläser und mittleren Streicher markieren den Über gang zum Mittelteil. Kurze Dialo-ge zwischen den verschie-denen Gruppen lassen die Musik dort zwischenzeitig an Fahrt gewinnen. Dann greifen die Streicher das erste Thema wieder auf, um in die spielerische Re-prise überzu leiten. Selbst der sonst in Sinfonien üb-liche Tutti-Jubel am Satz-ende fällt nur kurz aus.

„Wie froh bin ich, einmal in Gebüschen, Wäldern, unter Bäumen, Kräu­tern, Felsen wandeln zu können, kein Mensch kann das Land so lieben wie ich.“Ludwig van Beethoven an Therese Malfatti

Nachtigall, Wachtel und KuckuckDer zweite Satz ist die „Szene am Bach“. Im 12/8-Takt etablieren die Streicher eine flie-ßende Bewegung, darüber singen erste Vio-linen und Holzbläser ihre Melodien. Dieser Satz ist noch elegischer als sein Vorgänger, er ruht fernab aller äußeren Einflüsse in sich. Erst in den letzten Takten unterbricht Beet-hoven den Fluss der Idylle; Flöte, Oboe und Klarinette imitieren plötzlich die Rufe von Nachtigall, Wachtel und Kuckuck. Beethoven schreibt die Namen der Vögel sogar aus-drücklich in die Partitur. Doch während der echte Kuckuck eine kleine Terz ruft, lässt Beethoven seinen Kuckuck eine große Terz singen. Die Legende, Beethoven habe diesen Satz tatsächlich an einem Bach komponiert, hat die Musik wissenschaft mittlerweile in das Reich der Legenden verweisen können.

Zurück aus der unberührten Natur führt uns Beethoven mit dem „Lustigen Zusammensein der Landleute“ auf ein Fest. Die Menschen tanzen flink und beschwingt. Nur im mittleren Allegro-Teil gewinnt dieses Scherzo kurz eine burschikose Ruppigkeit. Doch plötzlich unter-bricht Beethoven den Tanz ganz unvermittelt. Ohne Pause leitet er in den vierten Satz über. Das leise Grummeln der Streicher kündigt ein nahendes Gewitter an. Es entlädt sich in er-schütternden Tuttischlägen. Dieser Sturm ist in der Musikgeschichte ohne Vorläufer, Hec-tor Berlioz hat ihn gar als „das Ende der Welt“ bezeichnet. Hier zeigt sich die Natur nicht als Idylle, sondern als zerstö rende Kraft. Nur allmählich zieht der Sturm weiter.

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Dank nach dem SturmDie Holzbläser leiten in den letzten Satz über, wieder ohne Pause: „Frohe und dankbare Ge-fühle nach dem Sturm“. Klarinette und Horn etablieren den „Hirtengesang“, danach wan-dert die Melodie durch das Orchester. Beet-hoven schlägt dabei eine Brücke zurück zum ersten Satz: Auch das Finale steigert sich nie in triumphale Dramatik, sondern bleibt ein schlichter Dankgesang. Selbst auf den letz-ten Partiturseiten nimmt Beethoven die Mu-sik noch einmal kurzzeitig zurück. Ein letzter Hornruf zu Streicher-Sechzehnteln, dann schließt die Sechste mit zwei Akkorden.

Die gemeinsame Uraufführung der Fünften und der Sechsten in Beethovens Akademie-konzert ist dabei kein Zufall: Man muss die beiden sehr unterschiedlichen Sinfonien als Einheit begreifen, die sich gegenseitig ergän-zen. Wo die Fünfte mit ihrem Schicksalsmotiv und der musikalisch-thematischen Arbeit die Final sinfonie etabliert, gilt die Sechste als eine Gründungsurkunde der Programmmu-sik: Hier öffnet Beethoven die Tür, durch die Hector Berlioz oder Franz Liszt hindurchge-hen. Als später im 19. Jahrhundert der Streit zwischen den Anhängern absoluter und pro-grammatischer Musik eskaliert, können sich beide Seiten auf Beethoven berufen.

Blick über Heiligenstadt (Gemälde von Tobias Dionys Raulino, Aquarell, 1821)

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Die britische Dirigen-tin Julia Jones ist für Interpretationen be-kannt, die durch Klar-heit und Frische be-stechen. Ihr Gespür beim Kombinieren

von traditionellem Kernrepertoire mit selten aufgeführten Werken macht ihre Konzert-programme unverkennbar.

Vor ihrer Berufung zur Generalmusikdirek-torin nach Wuppertal im Jahr 2016 war Julia Jones von 1998 bis 2002 Chefdirigentin am Theater Basel und von 2008 bis 2011 Chef-dirigentin des Orquestra Sinfónica Portu-guesa am Teatro Nacional de São Carlos in Lissabon.

Sie arbeitete unter anderem mit dem Orche-stre Philharmonique de Strasbourg, dem Ton-künstler-Orchester Österreich, der Staats-kapelle Dresden, dem Philharmonischen Staats orchester Hamburg, dem Orkest van het Oosten und dem Mozarteumorchester Salzburg. Ebenso nennenswert sind auch Kooperationen mit der Semperoper Dresden, der Oper Frankfurt, der Staatsoper Berlin, der Wiener Staatsoper und den Salzburger Festspielen.

Gastspiele führten sie zuletzt an die Königliche Oper Stockholm („Aida“), die Den Norske Opera („La traviata“) und an das Royal Opera House in Covent Garden („Die Zauberflöte“). Neben den Konzerten in Dortmund war sie diese Spielzeit auch bei den Bremer Philhar-monikern zu Gast und wird an das Royal Opera House zurückkehren, um „Carmen“ zu dirigie-ren. In Wuppertal ist sie aktuell neben zahl-reichen sinfonischen Konzerten auch an der Oper mit „Luisa Miller“, „Le nozze di Figaro“ und mit „Carmen“ zu erleben.

Julia Jones Dirigentin

Biografien

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Midori ist eine visio-näre Künstlerin, Akti-vistin und Pädagogin. Seit über 30 Jahren gerühmt für ihre atem beraubende, intensive musikali-

sche Zwiesprache mit ihrem Publikum, ist sie unermüdlich rund um den Erdball unterwegs zu den großen Orchestern. So spielte sie u.a. mit dem London Symphony Orchestra, Chica-go Symphony Orchestra, Boston Symphony Orchestra, San Francisco Symphony Orche-stra und dem Sinfonieorchester des Bayeri-schen Rundfunks, den Berliner Philharmoni-kern, Wiener Philharmonikern, New York Philharmonic oder Los Angeles Philharmonic. Sie arbeitete mit bedeutenden Musikern wie Claudio Abbado, Leonard Bernstein, Chris-toph Eschenbach, Mariss Jansons, Paavo Järvi, Yo-Yo Ma und Susanna Mälkki.

Ihre vielseitige Diskographie umfasst neben Sonaten von Bloch, Janáçek sowie Schosta-kowitsch und sämtlichen Sonaten und Parti-ten für Violine solo von Johann Sebastian Bach die 2013 mit dem Grammy Award aus-gezeichnete Aufnahme von Hindemiths Vio-linkonzert mit dem NDR Sinfonieorchester unter Christoph Eschenbach und das von ihr inspirierte Vio linkonzert „DoReMi“ des Kom-ponisten Peter Eötvös.

Für ihren internationalen Aktivismus wurde Midori 2007 vom damaligen UN-General-sekretär Ban Ki-Moon zur UN-Friedensbot-schafterin ernannt und 2012 mit dem Crystal Award des World Economic Forum in Davos ausgezeichnet. Zwei ihrer Non-Profit-Orga-nisationen feierten 2017 ihr 25. Jubiläum: „Midori & Friends“ und „Music Sharing“. Au-ßerdem steht sie der Organisation „Partners in Performances“ in den USA vor und dem „Orchestra Residencies Program“.

Zum akademischen Jahr 2018/19 übernahm sie einen Lehrstuhl am renommierten Curtis Institute of Music in Philadelphia. Zuvor war sie Inhaberin des Jascha Heifetz Chair der Thornton School of Music der University of Southern California (USC).

Midori wurde 1971 in Osaka geboren und be-gann bereits im frühesten Alter, Geige zu spie-len. 1982, als Zubin Mehta sie das erste Mal spielen hörte, lud er sie als Überraschungs-solistin für das traditionelle Silvesterkonzert des New York Philharmonic ein, bei welchem sie Standing Ovations erhielt und den Grund-stein für eine großartige Karriere legte.

Sie spielt eine Guarnerius del Gesù „Ex-Huber man“ von 1734. Ihre vier Bögen stammen aus den Häusern Dominique Pec-catte, François Peccatte und Paul Siefried.

Midori Violine

1. ViolineShinkyung KimYang LiAnna StraubBianca AdamekBranca WellerJudith SchweenBela TambreaAndreas GreuerJoowon ParkWolfram WeberGesa RenzenbrinkSunyoung Park *

2. ViolineMatthias Braun *Susanne SchmidtBjörn KuhlenMartin WesterhoffVera PlumBarbara KohlUlrike Grosser-KrotzingerYuliia Yasylkova **Renate MorocuttiElke Hies

ViolaRoman Nowicki MinGwan KimMartin BurghardtArmin BehrHindenburg LekaKatharina GruthoffErmanno NiroWanjae Yoo **

VioloncelloFranziska Batzdorf Risto Rajakorpi Florian SebaldAndrei Simion Hauke HackMarkus Beul

KontrabassVlado Zatko *Dirk NolteManuela UhlmannJunsu Chun

FlöteFelix ReimannChu-Chun Li **Britta Schott

OboeVolkmar Schöller Birgit Welpmann Stefanie Dietz

Klarinette Willfried Roth-SchmidtMartin BewersdorffMatthias Grimminger

FagottMinori Tsuchiyama Roland Grabert

HornMonika LorenzenArnd SchmittGregor FasFerenc Pal

TrompeteDaniel HufnaglMitsugu Hotta

PosauneBerndt Hufnagl Johannes LeitnerPaul Galke

TubaYuki Aso **

HarfeAlexandra Mikhaylova

PaukenFrank Lorenz

* = Aushilfe** = Praktikant/in in Kooperation mit

dem Orchesterzentrum | NRW

(Kurzfristige Besetzungs- änderungen möglich)

Besetzung

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Vorschau

Danke für 42 Jahre!

Di 07. | Mi 08. 05. 201920.00 UhrKonzerthaus Dortmund

Markus Stenz Dirigent Nemanja Radulovic Violine

8. Philharmonisches Konzert

Düstere Leidenschaft

Aram Chatschaturjan„Gajaneh” (Auszüge)Violinkonzert d-Moll

Peter Tschaikowsky4. Sinfonie f-Moll op. 36

Seit 1977 war Willfried Roth-Schmidt Solo-klarinettist bei den Dortmunder Philharmoni-kern. Jetzt spielt er am 20. März sein letztes Philharmonisches Konzert – passend zum Übergang in den Ruhestand unter der Über-schrift „Stürmische Ruhe“ – im Konzerthaus. Eine Ära geht zu Ende: „Ich blicke auf ein er-fülltes Musikerleben als Soloklarinettist in Dortmund und in Opernhäusern und Konzert-sälen der ganzen Welt zurück.“ Vor seiner

Dortmunder Zeit stu-dierte Roth-Schmidt in Nürnberg, Hann-over sowie Detmold und war dann zwei Jahre Soloklarinettist in Hagen. Nach 42 Jahren in Dortmund lässt ihn die Entwick-lung der letzten Jahre für „sein“ Orchester

positiv in die Zukunft schauen: „Dortmund zählt jetzt schon zu den europäischen Spit-zenorchestern und wird sich sicherlich noch weiter entwickeln können.“

Aber natürlich hängt ein Vollblut-Musiker wie Willfried Roth-Schmidt die Musik nicht ein-fach von einem auf den anderen Tag an den Nagel. Einige solistische und kammermusika-lische Aktivitäten wird er in jedem Fall weiter-führen. „Außerdem bin ich an der Uni Zürich mit Lehrauftrag akkreditiert und weiterhin an der Musikakademie Wuppertal für das Studi-um angehender junger Musiker zuständig. Aber ich freue mich auch, mehr Zeit für die Familie und das Golfspielen zu haben.“

Die Dortmunder Philharmoniker danken Will-fried Roth-Schmidt für 42 Jahre und wün-schen ihm alles Gute, Glück und Gesundheit für den wohlverdienten Ruhestand!

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Impressum

Herausgeber Theater Dortmund – Spielzeit 2018/2019

Geschäftsführender Direktor Tobias Ehinger

Generalmusikdirektor Gabriel Feltz

Redaktion Malte Wasem

Gestaltung Mohr Design, Köln

Druck Druck & Verlag Kettler GmbH, Bönen

Redaktionsschluss 11. 03. 2019

Irrtümer und Änderungen vorbehalten

FotosCourtesy the English Folk Dance and Song Society, Marcel Urlaub, Daniel Häker, Timothy Greenfield-Sanders,Anke Sundermeier

Gefördert durchSparkasse Dortmund Theater- und Konzertfreunde Dortmund e.V. Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen WDR 3 Kulturpartnerschaft

philharmoniker.theaterdo.de doklassik.de

Karten 0231 / 50 27 222 Abo 0231 / 50 22 442