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BWL für Mediziner

Donnerstag, 05.07.201215.30-17.00 Uhr

Hörsaalgebäude, Uniklinikum Bonn

Heide Fier

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Wirtschaft & Medizin – wie passt das zusammen?

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Outline

• Wie denke ich wirtschaftlich?• Grundprinzipien der BWL• Der Gesundheitsmarkt in Deutschland• Krankenhaus• Praxis• Zusammenfassung

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Ein simples Spiel!

6 Freiwillige (3 Männer, 3 Frauen)

3 Pärchen (Person A & Person B)

Spielregeln:

Person A erhält 100 € und muss das Geld unter sich und Person B aufteilen. Person A macht Person B ein einmaliges Angebot bez. des abzugebenden Anteils.

Akzeptiert Person B die Offerte dürfen beide ihre Anteile behalten, lehnt Person B ab, kriegen beide nichts!

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Grundprinzipien wirtschaftlichen Handelns Wirtschaften=planmäßiger Einsatz knapper Güter (Produktionsfaktoren) für

die Befriedigung menschlicher Bedürfnisse.

Maximumprinzip: Mit gegeben Aufwand an Produktionsfaktoren, den größtmöglichen Güterbeitrag zu erzielen Ertragsmaximierung

Minimumprinzip: Mit dem geringsten Aufwand einen bestimmten Ertrag zu erzielen Aufwandsminimierung

Gewinnmaximierung: Ein möglichst günstiges Verhältnis zwischen Aufwand

und Ertrag soll realisiert werden Wirtschaftlichkeit

Jeder Euro stiftet einen zusätzlichen Nutzen!

Quelle: Woehe (2000) – Einführung in die allgemeine Betriebswirtschaftslehre

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Kulturelle Normen & persönlicher Altruismus außer Acht gelassen!

Angenommen, beide Akteure hätten sich strikt an die wirtschaftlichen Grundsätze gehalten:

1. Unter dem Aspekt der Gewinnmaximierung: Wie viele Euro hätte der Mitspieler A in der ersten Stufe behalten, wohl wissend, dass Mitspieler B bei einem Anteil von 0 € abgelehnt hätte?

2. Unter dem gleichen Aspekt der Gewinnmaximierung: Hätte Mitspieler B das Angebot abgelehnt?

Ultimatum bargaining games – aus rationaler wirtschaftlicher Sicht

Quelle: Henrich et al. (2001) , In Search of Homo Economicus: Behavioral Experiments in 15 Small-Scale Societies, The American Economic Review 91(2), 73-78.

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Ein simples Spiel? Ultimatum bargaining games

• Eines der bekanntesten Spiele aus der Verhaltensökonomie

• In jeder Stufe entscheidet nur ein Mitspieler und in der letzten Stufe wird das Ergebnis aus zwei vordefinierten Entscheidungsmöglichkeiten gewählt

• Die durchschnittlichen Angebote in Industriegesellschaften liegen bei ca. 44% mit einer sehr geringen Ablehnungsrate

Quellen:Güth et al. (1982), An experimental analysis of ultimatium bargaining, Journal of Economic Behaviour and Organization 3, 367-388Henrich et al. (2001) , In Search of Homo Economicus: Behavioral Experiments in 15 Small-Scale Societies, The American Economic Review 91(2), 73-78.

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“In Search of Homo Economicus: Behavioral Experimentsin 15 Small-Scale Societies“

Henrich et al.(2001), The American Economic Review 91(2), 73-78

Group Country Mean OfferMean rejection rate

Machiguenga Peru 0.26 0.05Hadza Tanzania 0.40 0.19Hadza Tanzania 0.27 0.28Au PNG 0.43 0.27Gnau PNG 0.38 0.40Sangu Tanzania 0.42 0.05Orma Kenya 0.44 0.04Lamelarae Indonesia 0.58 0.00Ache Paraguay 0.51 0.00

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Was ist die Konsequenz?

Vielleicht verhalten wir uns nicht immer wie ein Homo Oeconomicus im strengen Sinne, trotz allem handeln die meisten Individuen/Unternehmen nach dem Prinzip der Nutzenmaximierung/Gewinnmaximierung (oftmals gegeben unserer kulturellen Normen)!

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Schnittstellen zwischen Medizin und Ökonomie hier in Bonn?

The Center for Economics and Neuroscience (CENs) was founded in 2009 by Christian Elger, Armin Falk, Martin Reuter and Bernd Weber.

It combines knowledge and methods from neuroscience, behavioral genetics, medicine and economics to deepen our understanding of human behavior, especially in economically relevant contexts.

CENs will also provide a platform for the field of neuroeconomics within Germany and internationally with the aim of fostering interdisciplinary work.

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Arbeit des CENs

Bonner Forscher finden „Altruismus-Gen“Eine winzige Änderung in einer bestimmten Erbanlage geht demnach mit einer signifikant höheren Spendenbereitschaft einher. Personen mit dieser Änderung gaben im Schnitt doppelt soviel Geld für einen wohltätigen Zweck wie andere Probanden.

Inflation "felt" to be not so bad as a wage-cut Economists and brain researchers in Bonn have discovered a neuronal cause of the so-called "money illusion"

Fairness ist gesundUngerechte Löhne begünstigen Herzerkrankungen

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Unternehmen

ÖffentlicheBetriebe

ÖffentlicheHaushalte

PrivateHaushalte

Betriebe

Produktion

Abdeckung fremden Bedarfs

Haushalte

Konsum

Eigener Bedarf

Wirt

scha

ftse

inhe

iten

Wirtschaftseinheiten am Markt

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Gesamtvermögen

Kennzahlen wirtschaftlichen Handelns

Aufwand Ertrag

Betriebsnotwendiges VermögenKosten Leistung | Erlös

GeldvermögenAusgabe Einnahme

KasseAuszahlung Einzahlung

Grundbegriffe des Rechnungswesens

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Einzahlung/Auszahlung

Kasse/KontoAuszahlung Einzahlung

Bestandsgrösse: Kasse/Konto

Einzahlung/Auszahlung: Unmittelbarer Zugang von Bar- und Buchgeld

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Einnahme/Ausgabe

Bestandsgrösse: Geldvermögen

Einnahmen: Einzahlung+Forderungszugang+Schuldenabgang in einem best. Zeitraum

Ausgaben: Auszahlung+Forderungsabgang+Schuldenzunahme in einem best. Zeitraum

GeldvermögenAusgabe Einnahme

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Kosten/Leistung|Erlös

Bestandsgrösse: Betriebsnotwendiges Vermoegen

Leistung|Erlös: Mit Marktpreisen bewertete Güterentstehung, Einnahmen und sonst. Betriebsbedingte Leitungen (z.B. Erhöhung des Lagerbestandes, Umsatzerlöse)

Kosten: Werteverzehr an Gütern und Diensten in einer Abrechnungsperiode, der durch die rein betriebliche Tätigkeit bedingt ist (z.B. Löhne, Mieten, Material)

Betriebsnotwendiges VermögenKosten Leistung | Erlös

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Aufwand/Ertrag

Bestandsgrösse: Gesamtvermögen

Ertrag: Ergebnis der betrieblichen Leistungserstellung, d. h. alle erfolgswirksamen Wertzuflüsse in ein Unternehmen während einer best. Zeitperiode (Betriebliche Erträge: Erlöse/Leistungen + Betriebsfremde Erträge: Mieteinnahmen, Erträge aus Wertpapieren, Zinseinnahmen etc.)

Aufwand: Als Aufwand bezeichnet man den Geldwert aller Güter und Leistungen, die im Unternehmen in einer best. Zeitperiode ge- bzw. verbraucht werden (Alle Kosten + z.B. Zinszahlungen, Versicherungen etc.)

GesamtvermögenAufwand Ertrag

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Liquidität/wirtschaftliches Planen

Liquidität: Fähigkeit einer Wirtschaftseinheit, seine fälligen Verbindlichkeiten jederzeit (fristgerecht) und uneingeschränkt begleichen zu können. Fälligkeitszeitraum <1 Jahr: Kurzfristige Liquidität Fälligkeitszeitraum 1-5 Jahre: Mittelfristige Liquidität Fälligkeitszeitraum >5 Jahre: Langfristige Liquidität

Erfordert voraussichtliches Planen!

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Die Abrechnung eines Geschäftsjahres

Privatpersonen /Ehepaare

Unternehmen(z.B. KKH mit

Rechtsform GmbH)

Arztpraxen (nicht GmbH)

Einkommens-steuererklärung Jahresabschluss

Einnahmen-Überschuss-

Rechnung

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Der Gesundheitsmarkt in Deutschland - Fakten

• 2008: ca. 263 Mrd. EUR Gesundheitsausgaben~ 10,5% des BIP (Brutto-Inland-Produkt)– Ambulante Einrichtungen ca. 50%– Krankenhäuser ca. 36%

• 2009: Jeder neunte Beschäftigte in Deutschland ist im Gesundheitswesen tätig.

• Demographische Entwicklung

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Kkh in D – Trägerschaften

Trägerschaft | Jahr 2004 2005 2006 2007 2008Öffentlich 780 751 717 677 665Freigemeinnützig 831 818 803 790 781Privat 555 570 584 620 637 Insgesamt 2166 2139 2104 2087 2.083

Öffentliche KKH: Trägerschaft von Gebietskörperschaften: Allg. KKH (Gemeinde/Kreise), Unikliniken (Land), Bundeswehrkkh (Bund)

Freigemeinnützige Krankenhäuser: Trägerschaft der grossen Verbände der kirchlichen oder freien Wohlfahrtspflege (z.B. Caritas, Diakonie, Deutsches Rotes Kreuz, Johanniter)

Private Krankenhäuser: private Trägerschaft (z.B. Asklepios, Rhoen-Kliniken, Helios/Fresenius)

Quelle: Gesundheitsberichterstattung des Bundes (2011)

Anzahl KKH in Deutschland nach Jahr und Trägerschaft

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Krankenhäuser – Kostenstruktur I

Nur GKV-Patienten, ohne Vor- und Nachstationäre Behandlungen, ambulantes Operieren, stationäre Entbindungen

Ausgaben je Krankenhaustag (stationäre Behandlung) in EUR

Quelle: AOK (2010) – Zahlen und Fakten 2009/2010, AOK Bundesverband

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Krankenhäuser – Kostenstruktur II

Ausgaben je Krankenhausfall (stationäre Behandlung) in EUR

Nur GKV-Patienten, ohne Vor- und Nachstationäre Behandlungen, ambulantes Operieren, stationäre Entbindungen

Quelle: AOK (2010) – Zahlen und Fakten 2009/2010, AOK Bundesverband

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Krankenhäuser – Kostenstruktur III

Durchschnittliche Verweildauer in Tagen

Quelle: Statistisches Bundesamt (2010): Fachserie 12.1, Reihe 6.1.1

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Kostenstruktur nach Ausgabenposten I

Ausgaben insgesamt, 2008: 71,1 Mrd. €

Quelle: Statistisches Bundesamt (2009): Fachserie 12, Reihe 6.3,

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Kostenstruktur nach Ausgabenposten II

Personalkosten, 2008: 43,3 Mrd. €

Quelle: Statistisches Bundesamt (2009): Fachserie 12, Reihe 6.3,

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Kostenstruktur nach Ausgabenposten III

Sachkosten, 2008: 27,3 Mrd. €

Quelle: Statistisches Bundesamt (2009): Fachserie 12, Reihe 6.3,

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Bewertung der Leistungserbringung in deutschen KKH, GDRG I

• Diagnoseorientiertes Fallpauschalensystem, Jeder Behandlungsfall im KKH wird genau einer Diagnostic related group (DRG) zugeordnet

• 2010 in D: über 1100 DRGs• Die meisten DRGs geben untere und obere Grenzverweildauern der

Patienten an• Seit 2004 für alle KKH und Kassen abrechnungsverpflichtend• Hauptparameter der Zuweisung:

– Hauptdiagnose– durchgeführte Prozeduren (Operation, Ultraschall, CT, etc.)– Schweregradeinstufung (Nebendiagnosen, Ressourcenverbrauch)

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• Fast für jede DRG gibt es eine bundesweite Bewertungsrelation (BR) die Berechnung erfolgt über das Institut für das Entgeltsystem im Krankenhaus (InEK)

• Casemix (CM): Summe aller Bewertungsrelationen aller innerhalb einer Zeiteinheit erbrachten DRGs in einem KH

• Casemixindex (CMI): Der CMI berechnet sich aus dem Casemix geteilt durch die Zahl der Fälle

• Basisfallwert:– seit 2010 bundeslandeinheitlich

• NRW: 2895 €• Rheinland-Pfalz: 3120 €

Bewertung der Leistungserbringung in deutschen KKH, GDRG II

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Aufbau der DRGs: Hauptdiagnose| Durchg. Prozeduren|Schweregradeinteilung

1. Stelle: HauptdiagnoseMDC Code Bezeichnung00 A Sonderfälle01 B Krankheiten und Störungen des Nervensystems02 C Krankheiten und Störungen des Auges03 D Krankheiten und Störungen im HNO-Bereich04 E Krankheiten und Störungen der Atmungsorganeusw.

2. Stelle: Durchgeführte ProzedurenOperativ 01-39, invasiv 40-59, konservativ 60-89

3. Stelle: Schweregradeinteilung (nicht unbedingt klinischer Schweregrad!)

A: höchster Ressourcenverbrauch/Schweregrad bis H: niedrigster Ressourcenverbrauch, bzw. Z: keine Schweregradeinteilung

Bewertung der Leistungserbringung in deutschen KKH, GDRG III

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Beispiele:

O60D • „Vaginale Entbindung ohne komplizierende Diagnose“• Bewertungsrelation: 0,511 (ohne Beleghebamme)• Mittlere Verweildauer: 3,4 Tage

O01H• „Primäre Sectio caesarea ohne komplizierende Diagnose,

Schwangerschaftsdauer mehr als 33 vollendete Wochen (SSW), ohne komplexe Diagnose“

• Bewertungsrelation: 0,803 (ohne Beleghebamme)• Mittlere Verweildauer: 4,9 Tage

Bewertung der Leistungserbringung in deutschen KKH, GDRG IV

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Bewertung der Leistungserbringung in deutschen KKH, GDRG V

- Kritikpunkte -• Blutige Entlassungen, Kliniken haben einen Anreiz, Patienten früh

zu entlassen – nicht bewahrheitet

• Upcoding, beste Diagnose wird rausgesucht, z.B. werden Fälle vornehmlich als akut eingestuft, weil mehr abgerechnet werden kann – Anfangsproblem, aber mittlerweile Plausibilitätsprüfungen von den Krankenkassen

• Rosinenpickerei, Patient mit vielen Risikofaktoren, hoehere Schweregradeinstufung, aber wenn absehbar, dass längere Liegezeit, viele Medikamente, dann u.U. unwirtschaftlich, schwierige Fälle werden weitergeschickt – stellt ein Problem dar! Je nach wirtschaftlicher Ausrichtung der Klinik mehr oder weniger vorhanden. Bei Kliniken mit öff. Versorgungsauftrag keine Relevanz

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Überblick – Dichte von Arztpraxen (Stand 2007)

Quelle: Statistisches Bundesamt (2009): Fachserie 2, Reihe 1.6.1,

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Ausgewählte Grundzahlen je Arztpraxis 2007 (ohne Medizinische Versorgungszentren)

Quelle: Statistisches Bundesamt (2009): Fachserie 2, Reihe 1.6.1,

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Arztpraxis ISchritte zur Niederlassung:

1. Eintrag in das Arztregister (ist bei der zuständigen Kassenärztlichen Vereinigung zu beantragen)

2. Die Aufnahme in die Warteliste (Wartezeit auf einen Praxissitz in von Zulassungsbeschränkungen betroffenen Planungsbereichen)

3. Antrag auf Zulassung als Vertragsarzt (Über die Zulassung entscheidet der Zulassungsausschuss, der paritätisch mit Vertretern der Krankenkassen und der Ärzteschaft besetzt ist)

4. Beantragung genehmungspflichtiger Leistungen (ambulante Ops, Ultraschall etc.)

5. Entscheidung über den Teilnahmeweg in die Vertragsärztliche Versorgung (Praxisübernahme, Praxisneugründung, Anstellung in einer Praxis, Gemeinschaftspraxis)

6. Businessplan (Investitionsfinanzierung/Liquiditätsplanung)

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Arztpraxis IIÜbernahmepreis: Substanzwert + Goodwill

• Substanzwert (Gebäudewert, technische Gerätschaften, Praxisvorrat etc.)

• Goodwill: ca. 25-30% des durchschnittlichen Jahresumsatzes in den letzten drei Jahren+Prognose zukünftiger Gewinn (Erwartungswert)

Aktuelle Zahlen aus Berlin:

– Allgemeinmedizinische Praxis: 50.000€– Neurologische Praxis: 90.000€– Orthopädische Praxis: 275.000€

Finanzierungsvolumen: Übernahmepreis+Investitionen (Gerätschaften, Umbau etc.)

Finanzierung:

• Eigenkapital• Existenzgründerzuschuss• Kredite (Existenzgründerprogramme, z.B. Apobank)

Quelle: Q4Med GbR

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Was gehört in einen Business-Plan?

• Gründerperson/en• Produkt/Dienstleistung• Marktübersicht• Marketing• Unternehmensorganisation/Personal• Chancen und Risiken• Finanzierung

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Finanzierungseckpunkte• Lebenshaltungskosten

• Investitionsplan/Kapitalbedarf– Wie hoch ist der Gesamtkapitalbedarf für

• Anschaffungen und Vorlaufkosten für Ihren Unternehmensstart• für eine Liquiditätsreserve während der Anlaufphase (mind. 6

Monate nach Gründungszeitpunkt)

• Finanzierungsplan– Eigenkapitalanteil vs. Fremdkapitalbedarf– Sicherheiten, Koennen best. Objekte geleast werden…

• Ertragsvorschau/Rentabilitätsrechnung /Liquiditätsplan– Wie hoch schätzen Sie den Umsatz für die nächsten drei Jahre?– Wie hoch schätzen Sie die Kosten für die nächsten drei Jahre?– Wie hoch schätzen Sie den Gewinn für die nächsten drei Jahre?

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Beispiel: Liquiditätsplanung einer Praxis

Praxiseinnahmen Soll Jahr 1 Soll Jahr 2 Soll Jahr 3

Erlöse Kassenabrechnung 180 180 180

Erlöse Privatpatienten 45 55 65

sonstige Einnahmen 20 30 30

Summe Praxiseinnahmen 245 265 275

Praxisausgaben Soll Jahr 1 Soll Jahr 2 Soll Jahr 3

Praxis- und Laborbedarf 5 5 5Personalkosten 50 50 50sonstige Kosten 45 35 35Finanzierung 15 15 15Abschreibungen 10 10 10

Summe Praxisausgaben 125 115 115

Gewinn/Verlust (EBIT) 120 150 160

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Arztpraxen und Insolvenz?

Aerzteblatt (2006): - 240 Praxisinhaber die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens

über ihr Vermögen im Jahr 2005- Nur die Spitze des Eisbergs, viele Praxen wirtschaften

defizitär- Angeführte Hauptgründe:

- Sparmaßnahmen im Gesundheitssystem - Änderungen in den Abrechnungsmodalitäten- Konsumverhalten- Übersteigerte Investitionen - Ehescheidung (!)

Quellen: Von Zwoll et al. (2007), Die Arztpraxis in Krise und Insolvenz, RWS Verlag Köln.Fissenewert (2006), Die Arztpraxis in der Insolvenz: Nicht zwangsläufig das Ende, Dtsch Arztebl 2006; 103(20): [16]

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FRAGEN?

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VIEL ERFOLG BEI DER KLAUSUR!

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