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April 2009 1 grünes alternatives forum meran spazio verde alternativo merano Anno 6 / n° 2 di CACTUS - aprile 2009 - bimensile Poste Italiane s.p.a. – Spedizione in A.P. – D.L. 353/2003 (conv. in L. 27.02.2004 n. 46) art. 1, comma 2, DCB Bolzano Bedingungslos Der Europaparlamentarier und grüne Sprecher Sepp Kusstatscher über die Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens Un ritratto di Harry Reich, da anni miccia esplosiva della creatività meranese. Uno sguardo sulle sue „creature“ e sui nuovi progetti Pag.11 Pag. 8 Seite 2-3 Sabine Giunta: „Il precariato imposto impedisce qualsiasi processo di presa di coscienza.“ 1000 Euro im Monat bar auf die Hand, ohne jede Gegenleistung. Wer würde dazu nicht Ja sagen? Wer wollte nicht leben wie im Paradies oder wie im Schlaraffenland, wo einem die gebratenen Tauben bekanntlich auch ins Maul geflogen sein sollen? Nur: Verrückt ist die Idee halt, reine Utopie. Außerdem natürlich unmoralisch, denn wer nicht arbeitet, soll wenigstens hungern. Außerdem: Wer soll das überhaupt bezahlen? Und wenn: Wer würde da noch arbeiten? Sicher niemand, höchstens wir selbst noch ein bisschen und nur, wenn die Arbeit auch Spaß macht oder besonders gut bezahlt würde… Und doch: Seit rund 500 Jahren machen sich Menschen, und nicht die blödesten unter ihnen, ernsthaft Gedanken über das Modell des bedingungslosen Grundeinkommens für alle. Aktuell wird die Debatte wieder rund um die Welt - auch in Südtirol - und quer durch alle Parteien mit großem Ernst geführt. Da und dort gibt es bereits Modellversuche und die Ergebnisse lassen auch Skeptiker aufhorchen. Vielleicht kommt diese Idee also gerade zurecht, um die Welt aus der Wirtschaftkrise zu retten: Die Staatsmilliarden gehen direkt an die Menschen anstatt an marode Betriebe und fallierte Banken. Das wäre doch eine Perspektive, meint die Cactus-Redaktion.

CACTUS - Aprile/April 2009

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Numero di Aprile della rivista meranese

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Page 1: CACTUS - Aprile/April 2009

April 2009 1

grünes alternatives forum meranspazio verde alternativo meranoAnno 6 / n° 2 di CACTUS - aprile 2009 - bimensile

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Der Europaparlamentarier und

grüne Sprecher SeppKusstatscher über die Idee

eines bedingungslosen

Grundeinkommens

Un ritratto di Harry Reich, da

anni miccia esplosiva della

creatività meranese. Uno

sguardo sulle sue „creature“

e sui nuovi progettiPag.11Pag. 8Seite 2-3

Sabine Giunta:

„Il precariato imposto

impedisce qualsiasi

processo di presa di

coscienza.“

1000 Euro im Monat bar auf die Hand, ohnejede Gegenleistung. Wer würde dazu nichtJa sagen? Wer wollte nicht leben wie imParadies oder wie im Schlaraffenland, woeinem die gebratenen Tauben bekanntlichauch ins Maul geflogen sein sollen? Nur:Verrückt ist die Idee halt, reine Utopie.Außerdem natürlich unmoralisch, denn wernicht arbeitet, soll wenigstens hungern.Außerdem: Wer soll das überhauptbezahlen? Und wenn: Wer würde da noch

arbeiten? Sicher niemand, höchstens wirselbst noch ein bisschen und nur, wenndie Arbeit auch Spaß macht oderbesonders gut bezahlt würde…Und doch: Seit rund 500 Jahren machensich Menschen, und nicht die blödestenunter ihnen, ernsthaft Gedanken über dasModell des bedingungslosenGrundeinkommens für alle. Aktuell wirddie Debatte wieder rund um die Welt -auch in Südtirol - und quer durch alle

Parteien mit großem Ernst geführt. Daund dort gibt es bereits Modellversucheund die Ergebnisse lassen auch Skeptikeraufhorchen. Vielleicht kommt diese Ideealso gerade zurecht, um die Welt aus derWirtschaftkrise zu retten: DieStaatsmilliarden gehen direkt an dieMenschen anstatt an marode Betriebeund fallierte Banken. Das wäre doch einePerspektive, meint die Cactus-Redaktion.

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Bedingungsloses Grundeinkommen

Ein Einkommen für alleDer Europaparlamentarier und grüne Sprecher Sepp Kusstatscher machtsich für die Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens stark. Warumethische, soziale und ökologische Gründe dafür sprechen, erklärt er imInterview mit dem Cactus.

Cactus: Was verbirgt sich hinter demBegriff des „bedingungslosen Grund-einkommens“?Sepp Kusstatscher: Darunter ver-steht man, dass der Staat jedem Bür-ger ein gleich hohes Basiseinkommengewährt – und zwar ohne Arbeits-verpflichtung und ohne Rücksicht aufsonstige Einkommen. Es soll gewähr-leisten, dass alle in Würde leben undam gesellschaftlichen und kulturellenLeben teilhaben können.

Frage der Gerechtigkeit

Das klingt nach einer ziemlich radi-kalen Idee.Es ist eine radikale Idee, die im We-sentlichen durch drei Argumentebegründet wird.Erstens: der ethische Aspekt! JederMensch auf dieser Welt hat das Recht,in Würde zu leben. Sonne, Wasser,Luft und Erde und somit auch dieFrüchte dieser Erde sind für alle da.Bei gerechter Verteilung reicht es füralle. Ein zweiter Aspekt ist ein sozialer.Eine Grundabsicherung ist notwendig,um die Armut zu bekämpfen. Bei unswird ohnehin schon allen, die keineArbeit haben bzw. von ihrer Arbeitnicht leben können, durch Sozialleis-tungen eine Art Mindesteinkommengewährleistet. Verwaltung und Kon-trolle dieser sozialen Transfer-leistungen sind aber kompliziert undteuer. Da könnte man doch gleich al-len ein Grundeinkommen auszahlen!

Konsum besteuern

Der dritte Aspekt ist ein ökologischer.Die Einführung des Grund-einkommens brächte eine radikaleVeränderung der Steuern mit sich.Nicht mehr die Arbeit wäre der großeSteuerträger, sondern vor allem derKonsum. Bei uns wird zu viel konsu-miert. Die ständige Steigerung vonProduktion und Konsum führt unsin eine ökologische Katastrophe. Wirleben ohnehin schon so, als ob wireinen zweiten oder dritten Planetenin Reserve hätten.

Unbezahlte Arbeit

Aber warum sollen Leute, die nichtarbeiten, Geld geschenkt bekom-men?In unseren modernen Gesellschaftenarbeiten zwischen 40% und 45% derBevölkerung gegen Bezahlung, derRest lebt bereits heute von Transfer-leistungen, Angehörigen oder Vermö-gen. Die meisten leisten mehr Stun-den unbezahlte gesellschaftlich rele-vante Arbeit als Erwerbsarbeit. DieDeutschen arbeiten im Schnitt 17Stunden pro Woche gegen Entloh-nung und ca. 25 Stunden ohne. Inte-ressant dabei: Frauen arbeiten 31Stunden pro Woche gratis, dieMänner 19 Stunden.Es ist doch ungerecht, wennbeispielsweise eine Mutter mit meh-reren Kindern, die möglicherweisenoch jemanden mitbetreut, für ihrewertvolle Arbeit keinen Lohn be-kommt und nicht einmal sozial-versichert ist. Es gibt so viele Tätig-keiten, die für unsere Gesellschaftwichtig sind und die nicht bezahltwerden.

Bedeutet dies, dass besonders Frau-en davon profitieren würden?Ja! Es gibt innerhalb der europäischenNetzwerke Fraueninitiativen, die dieseFrage vertiefen. Die Entscheidungs-freiheit zu haben, sich für Lohnarbeitund Karriere zu entscheiden oder ebennicht, und dieser Entscheidung denexistentiellen Druck zu nehmen, darfallerdings nicht dazu führen, dass die

Frauen verstärkt wieder am Herdlanden.

Heißt das, die Menschen wären freizu entscheiden, ob sie noch für Geldarbeiten wollen oder nicht?Ich denke, die meisten würden undsollen weiterhin arbeiten, auch gegenEntlohnung. Allerdings wird die Arbeithäufig mythisiert, sie ist aber auch einMittel der gesellschaftlichen Kontrol-le. Viele sind heute trotz Arbeit arm undmüssen finanziell unterstützt werden.Der Produktionsfaktor Arbeit ist durchdie Globalisierung und einseitige Spiel-regeln zu Gunsten der Konzerne zumDumpingobjekt geworden.

Die Wahlfreiheit, einer Lohnarbeitnachzugehen oder nicht, würde dieKreativität fördern. Denken wir an jun-ge Menschen, die sich selbstständigmachen möchten, sich das heute abernicht trauen, da sie Angst haben, vonihrem Unternehmen nicht leben zukönnen.

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Nie wieder arbeiten?Vollbeschäftigung ade

Unser Wirtschaftssystem ist trotzWirtschaftswachstum nicht mehr inder Lage, allen Menschen Arbeit zubieten...Das ist eines der wichtigsten Argu-mente für das Grundeinkommen. DieProduktivität hat derart zugenommen,dass Arbeitskräfte überflüssig gewor-den sind. Vor 80 Jahren hat ein in derLandwirtschaft tätiger Mensch mitseiner Arbeit drei Leute ernährt. Heu-te produziert er für 120 Personen Nah-rungsmittel. In der Industrie werdenautomatisch gesteuerte Maschinenimmer produktiver. Aufgrund ökolo-gischer Überlegungen müssen wirsparsamer leben, mehr reparieren undweniger wegwerfen und nur mehr soviel produzieren, wie wir wirklich brau-chen.

Unsere Steuersysteme sind verrückt:Der Großteil der Steuern wird aufErwerbsarbeit erhoben und unsereSozialversicherungssysteme fußenebenfalls auf Arbeit. Somit wurde dieLohnarbeit unverhältnismäßig teuer.Jeder Unternehmer, der Kosten sen-ken will, wird bei der Reduzierung derArbeitsplätze anfangen. Dies führt zuimmer mehr Arbeitslosen. Der Staatwiederum subventioniert Unterneh-men, um teilweise sinnlose Arbeits-plätze zu schaffen oder zu halten.Steuern müssten steuern. Würde vorallem der Konsum besteuert, also derVerbrauch von Ressourcen,besonders nicht erneuerbarer, sowieKapitalgewinne und Wertzuwachs,und nicht die Lohnarbeit, dann wür-de viel nachhaltiger gewirtschaftetwerden.

Die Gegner

Das klingt alles sehr einleuchtendund einfach. Warum haben wir dasbedingungslose Grundeinkommennoch nicht?Vor allem aus zwei Gründen. VieleFachleute in den Sozialver-

sicherungssystemen, die oft auch dieBerater der Politiker sind, würden dannmehr oder weniger überflüssig wer-den. Auch die Gewerkschaften wür-den an Gewicht verlieren. Diese sozi-alpolitischen Institutionen empfindenvielfach, dass mit dem Grundein-kommen am Ast, auf dem sie sitzen,gesägt würde.Der zweite Grund ist, dass die Reichen,die viel mehr konsumieren, mehr Steu-ern zahlen müssten. Und dagegenwehren sie sich. Gegen eineHarmonisierung der Steuersysteme inder EU wehren sich aber auch die Na-tionalstaaten. Das ist meine Haupt-kritik am EU-Markt, der zwar frei, abernicht fair ist.

Kritische Masse erreichen

Warum machst du dich für dieses The-ma stark?Es ist ein ökosoziales Anliegen. Ichglaube, dass diese radikale Idee, dieim Grunde denkbar einfach ist, zu ei-nem Paradigmenwechsel führen wür-de und viele Probleme, die wir sozial-politisch, wirtschaftspolitisch undumweltpolitisch haben, lösen könnte.Ich möchte auch nach Ablauf meinesMandats als EU-Parlamentariermithelfen, eine kritische Masse fürdiese Idee zu schaffen. Wenn genugLeute diesen Paradigmenwechselwollen, wird die Politik nachziehen.

Das heißt, es geht momentan haupt-sächlich um Überzeugungsarbeit?Ganz genau! Wir müssen den Kreis-lauf des „Immer-Mehr“ bei Produkti-on und Konsum durchbrechen. Woein Wille, da ein Weg! Wo kein Wille,da nur Ausreden!

Basic-Income-Network Südtirol / Sudtirolo

Zur Zeit seid ihr dabei ein Netzwerkin Südtirol aufzubauen. Wenn jemandmitarbeiten möchte, wo und bei wemsollte er/sie sich melden?Alle sind eingeladen sich zu beteili-gen. Wir haben auch eine Webseiteeingerichtet, wo wir laufend über un-sere Aktivitäten berichten. Werinteressiert ist, kann sich in meinemBüro in Bozen melden.

Danke für das Gespräch.

Interview: Alexander Wallnöfer

und Martina Juda

Wer darüber hinaus mitarbeitenwill, wendet sich am besten anMarkus Lobis – den persönli-chen Referenten von:

Sepp Kusstatscher, MEP

Bindergasse 539100 BozenTel.+39 0471 312280Fax. +39 0471 980009E-Mail : [email protected]

Wer mehr zum Südtirolableger des Basic-Income-Networks erfahren will,findet alle Informationen auf der Webseite: http://bin-st.blog.de/

Sepp Kusstatscher: „Jeder hat ein Recht auf Sonne,Wasser, Luft und Erde und auf die Früchte unseresPlaneten. So wie wir wirtschaften, könnte manmeinen wir haben eine zweite oder dritte Erde inReserve.“

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Da un anno un piccolo villaggio inNamibia è protagonista di un esperi-mento sociale sul Reddito di cittadi-nanza. L’esperimento si chiama BIGProject (da Basic Income Grant) e, in

effetti, è un progetto ambizioso, cheha cambiato profondamente la vita diOtjivero.

8,5 Euro per cambiare ...

L’idea è di una radicale semplicità: perdue anni, dal gennaio 2008, tutti gliabitanti di Otjivero sotto i 60 anni ri-cevono un pagamento mensile di 100dollari namibiani, l’equivalente di cir-ca 8,5 euro. Il pagamento è assoluta-mente incondizionato, nel senso chenon prevede alcun obbligo da partedel ricevente. Gli ultrasessantennisono esclusi perché ricevono la pen-sione statale di anzianità, mentre laquota che spetta ai bambini viene riti-rata dai genitori.Il progetto pilota è stato concepito erealizzato da una coalizione di orga-nizzazioni namibiane, la “Basic IncomeGrant Coalition”, a cui aderiscono ilConsiglio delle Chiese della Namibia,il sindacato, un forum delle organizza-zioni non governative e la rete delleassociazioni per la lotta all’AIDS. La“BIG Coalition” ha voluto mettere in

pratica l’indicazione (avanzata nel2002 ma poi lasciata in sospeso) di unacommissione governativa namibiana,che ha individuato nel Reddito di cit-tadinanza la misura più efficace percombattere l’estrema disuguaglianzaeconomica in Namibia. Se l’esperimen-to di Otjivero funziona, il governodovrà trarne le dovute conseguenze eapplicare il Reddito di cittadinanza al-l’intera Namibia: questo l’obiettivodella Coalizione.I fondi vengono da donazioni di pri-vati cittadini namibiani e internazio-nali, da offerte raccolte da diverse co-munità ecclesiastiche e da organizza-zioni sostenitrici.Il progetto è realizzato e monitoratoscientificamente in modo continuo daun’equipe di sociologi appositamen-te incaricata dalla Chiesa luterananamibiana, che conduce indagini sta-tistiche, studi approfonditi di alcunicasi selezionati, interviste discorsivecon gli abitanti.

... migliorare ...

Dalle ricerche è evidente che il BIG hacontribuito a migliorare la vita diOtjivero sotto moltissimi aspetti. Sononate tante piccole attività economiche,la malnutrizione è quasi scomparsa,sono aumentati vertiginosamente i li-velli di scolarità e di accesso alle curesanitarie.Il primo rapporto sul BIG Project, usci-to a settembre 2008, compara i dati ri-levati a luglio 2008 con quelli emersidallo studio pre-esperimento svoltodalla stessa équipenel novembre 2007.Questi i dati piú si-gnificativi:– nutrizione: 42% dibambini malnutritinel novembre 2007,17% nel luglio 2008– sanità: pagamen-to dei (minimi) con-

tributi sanitari per cure di base alla cli-nica locale quintuplicato– scuola: raddoppiato il numero deicontributi scolastici pagati; dimezza-to il numero dei bambini che non fre-quentano la scuola; risultati scolasti-ci migliorati– criminalità: i crimini legati alla po-vertà sono diminuiti del 60%– occupazione: gli occupati sono pas-sati dal 36% al 48%. Fra i disoccupati,aumento della ricerca attiva di lavoro– economia. reddito medio mensile peradulto aumentato da 200 a 389N$; ilmiglioramento supera i 100N$ delBasic Income Grant mensile. Redditoda lavoro dipendente aumentato del27%, da lavoro autonomo del 300%.La maggior parte del BIG resta nell’eco-nomia locale. Da gennaio 2008 100 per-sone hanno aperto e mantengono unconto bancario di risparmio.

... e dare speranza.

Infine, statistiche a parte, con il Red-dito di cittadinanza ha preso il via unprocesso di auto-aiuto e coscientiz-zazione sociale della comunità. Su ini-ziativa degli abitanti stessi, si è costi-tuito un comitato elettivo di gestionedel BIG che rappresenta tutti i gruppilinguistici e sociali. Il suo motto? “IlBIG Project è un piccolo progetto daigrandi obiettivi: prima Otjivero, poi laNamibia, poi l’Africa e infine tutto ilmondo”!

Elisa Grazzi

L’esperimento di OtjiveroCome il Reddito di cittadinanza sta cambiandoun villaggio

L‘esperienza in Africa

Un racconto più particolareggiato dellavisita ad Otjivero si trova nel libro Ad-dio società del lavoro? Come il Reddi-to di cittadinanza può cambiare il mon-do, di Sepp Kusstatscher, MadeleineRohrer, Elisa Grazzi e Markus Lobis,Prokopp&Hechensteiner Verlag, 2008,edizione bilingue italiano-tedesco. Il libro si trova in libreria o può essere ordinato dalsito:www.prokopp-hechensteiner.com/verlag.

Ulteriori informazioni:w w w. b i g n a m . o rgwww.bin-st.blog.de

Elisa Grazzi, insieme a Sepp Kusstatscher eMarkus Lobis, ha visitato il villaggio di Otjiveronel luglio del 2008

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Die Idee des Grundeinkommens fin-den wir bereits in Thomas Morus’Roman Utopia (1516). Darin wird vor-geschlagen, allen Menschen eine ArtLebensunterhalt zu zahlen, um Dieb-stahl vorzubeugen.

Die Schuld des Staates

Der französische StaatstheoretikerMontesquieu (1689-1755) präzisiert:„Der Staat schuldet allen seinen Ein-wohnern einen sicheren Lebensun-terhalt, Nahrung, geeignete Klei-dung und einen Lebensstil, der ihreGesundheit nicht beeinträchtigt.“

Thomas Paine (1737–1809), der gro-ße politische Vordenker, entwickelt dieIdee von einem Fond, der aus einer„Bodenmiete“ der Landbesitzer ge-speist wird. Aus diesem Fond solltenalle Erwachsenen eine jährliche Sum-me erhalten, und zwar unabhängigvon ihrem Besitz oder Einkommen.

Ein Naturrecht

Im 19. Jahrhundert nimmt u.a. der fran-zösische Frühsozialist Charles Fou-

rier (1772-1837) diese Gedanken auf.Er vertritt in Die falsche Industrie(1836) die Ansicht, dass die Zivilisa-tion jedem einen Lebensunterhaltschuldet. Schließlich sei das ersteNaturrecht auf Jagen, Sammeln, Fi-schen, Weiden, und damit auf die Be-schaffung des Notwendigen zur Stil-lung des Hungers, in der Zivilisationverloren gegangen.

Lebensrecht ohne Arbeit

Der Brite John Stuart Mill (1806-1873)geht in seinem Buch Grundsätze derpolitischen Ökonomie auf FouriersVorschlag ein: „Dieses System be-trachtet nicht die Aufhebung von Pri-vateigentum […] ; im Gegenteil, es

zieht dieses auf offeneWeise mit ein – alsElement der Vertei-lung von Waren undKapital, sowie von Ar-beit. […] In der Ver-teilung ist ein be-stimmtes Minimum fürden Lebensunterhaltjedes Mitglieds einerGemeinschaft be-stimmt, ob arbeitsfä-hig oder nicht.“

Ein Jahrhundert späterplädiert auch der gro-ße Philosoph und Psy-choanalytiker Erich

Fromm (1900-1980) inWege aus einer kran-ken Gesellschaft fürein arbeits-unabhängiges Grund-einkommen. Er begrün-det dieses u.a. mit demRecht, aus persönli-chen Gründen eine Ar-beit auszuschlagen, ohne deswegenNot zu erleiden.

Die Vorschläge Fromms stoßen nichtzuletzt in den USA auf breites Interes-se. Dort lässt Präsident Lyndon B.

Johnson 1967 eine Kommission ein-richten, die sich mit dem bedingungs-losen Grundeinkommen beschäftigt.

Negative Steuer

Selbst Nobelpreisträger Milton

Friedman (1912-2006) sieht die nega-tive Einkommensteuer nicht zuletzt alsChance, sozialstaatliche Bürokratie zureduzieren.

Nach Auffassung des US-Ökonomenund Bestsellerautors Jeremy Rifkin

(geb. 1943) wird durch die digitale Re-volution langfristig die Arbeit ver-

Utopia - A.D. 1516Eine kleine Geschichte des Grundeinkommens - von den “Utopien” im16. Jahrhundert bis zu den Wirtschaftswissenschaftlern der Gegenwart

Zur Geschichte des Grundeinkommens

schwinden. Daraus stelle sich die Fra-ge, womit ein Mensch seinen Lebens-unterhalt bestreiten soll.

Arbeit wird knapp

Auch der französische Sozial-philosoph André Gorz (1923-2007)weist darauf hin, dass der Anstieg derProduktivität dazu führt, dass immerweniger menschliche Arbeitskraft be-nötigt wird. Die Vorstellung von Voll-beschäftigung werde zur Illusion:„Das Ziel einer Gesellschaft, in derein(e) jede(r) weniger arbeitet, da-mit alle Arbeit finden und besser le-ben können, wird somit heute zu ei-nem der wichtigsten Faktoren desZusammenhalts der Gewerkschaftund der Erneuerung sozialerFreiheitsbewegungen.“

Franco Bernard

Thomas Morus schlägt 1516 in seinem Polit-Roman „UTOPIA“ alseiner der ersten ein Einkommen für alle vor (Bild: Wikipedia)

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In breve

Eine Definition für eilige Leserinnen und Leser

Grundeinkommen

Vor kurzem hat die Gemeindeverwaltung einenBeschlussantrag der Grünen zur Realisierung einesinterkulturellen Gartens angenommen. Ein interkulturellerGarten kann viele Formen haben: es kann sich um einenSchrebergarten handeln, um eine Parkfläche oder auch nurum kleine Restflächen. Die Idee dahinter ist jedoch immerdie gleiche: einen Treffpunkt zu schaffen für Einheimischeund Migranten. Durch die gemeinsamen Bewirtschaftungeines Schrebergartens wird z.B. das gegenseitigeKennenlernen erleichtert und dem um sich greifendenMisstrauen allem Fremden gegenüber ein „grüner“ Riegelvorgeschoben.

Die Realisierung der Nord-West-Umfahrung fordert weitereOpfer. Die Schrebergärten, die sich in der St. Josefsstraßebefinden, müssen in absehbarer Zeit der Baustelle weichen.Wertvolles Grün geht damit verloren. Es handelt sich jedochnicht nur um einen Verlust, den man in Quadratmeternmessen kann: Schrebergärten haben eine wichtige sozialeFunktion, geben sie doch gerade älteren Menschen dieMöglichkeit, auch ohne eigenen Garten Gemüse anzubauen,sich zu bewegen, andere Leute zu treffen und den„Bodenkontakt“ nicht zu verlieren. Eine Ersatzfläche solltedringende bereitgestellt werden.

+/- Gärten

Interkulturelle Gärten Schrebergärten müssen der Nord-West-Umfahrung weichen

Das bedingungslose Grund-einkommen ist ein Betrag, der vomStaat in gleicher Höhe an jede Bürgerinund jeden Bürger ausbezahlt wird,ohne eine Gegenleistung dafür zuerwarten. Es ist somit eine Form vonMindesteinkommenssicherung, diesich von den zur Zeit existierendenSystemen der Grundsicherungwesentlich unterscheidet: Das

Grundeinkommen muss die Existenzsichern und gesellschaftlicheTeilhabe ermöglichen; es stellt einenindividuellen Rechtsanspruch dar; eswird ohne Bedürftigkeitsprüfungausbezahlt und bedeutet keinenZwang zur Arbeit. DasGrundeinkommen bedeutet aber nichtfür jeden mehr Geld, es kommt nichtautomatisch dazu, sondern würde

unter Umständen einen Teil desErwerbseinkommens ersetzen. MehrGeld in der Tasche hätten nur jene,die derzeit sehr wenig Einkommenhaben, vor allem Kinder, Jugendliche,Rentnerinnen und Rentner mit einerMindestpension und Familien. DasGrundeinkommen hebt Armut auf undnimmt Existenzängste.

Klaudia Resch

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Argumente

Befürworter & KritikerIst ein Grundeinkommen finanzierbar? Werwürde die Drecksarbeit übernehmen? Diewichtigsten Fragen im Überblick

Was spricht dagegen?

Die häufigsten Argumente gegen dasbedingungslose Grundeinkommensind, dass die Menschen nicht mehrarbeiten würden, wenn sie auch ohneLohnarbeit leben könnten, dassinsbesondere die sogenannten„Drecksarbeiten“ niemand mehrerledigen würde und dass dieEinführung des bedingungslosenGrundeinkommens nicht finanzierbarsei.

Arbeit reicht nicht für alle

Jahrelang war es das Bestreben derMenschen, durch Rationalisierungder Arbeitsabläufe und durch denEinsatz von Maschinen dieProduktivität zu steigern und dieArbeitszeit zu verkürzen. Heute gehtes auch in der Linken nicht mehrdarum, die Menschen von der Arbeitzu befreien, sondern vielmehr darum,möglichst viele in eine Erwerbsarbeitzu bringen. Und das zu Recht, dennwer keiner entlohnten Arbeitnachgeht, ist in unserer Gesellschaftnichts wert, leistet anscheinendkeinen Beitrag für das Allgemeinwohl,wird im schlimmsten Fall sogar alsSozialschmarotzer bezeichnet. Dabeiist längst klar, dass es immer wenigereinen Arbeitsplatz für alle geben wird.Es ist also höchste Zeit, dasEinkommen von der Arbeit zu trennen.Wir alle brauchen und haben einEinkommen, auch jene, die keineErwerbsarbeit haben. Derzeit liegt dieErwerbsquote in Südtirol, einem Landmit Vollbeschäftigung, bei 73,4%(Astat, 3. Trimester 2008), das heißt,rund drei Viertel der Bevölkerung imAlter zwischen 15 und 64 Jahren geheneiner Erwerbsarbeit nach.Aufgerechnet auf die Gesamt-bevölkerung heißt das, dass lediglich49% der Südtirolerinnen und

Südtiroler ihr Einkommen über ihreArbeit beziehen.In einer Umfrage zumbedingungslosen Grundeinkommengaben die Befragten an, dass nachihrer Einschätzung etwa 80% derBevölkerung nicht arbeiten würde,wenn es durch das Grundeinkommenkeinen Zwang zur Arbeit mehr gäbe.Auf die Frage, ob sie selber nocharbeiten würden, antworteten 60% mitJa, etwa 30% mit Ja, aber... (...als

Selbständige, ...in einem anderenBereich, ...weniger Stunden, usw.) undnur 10% gaben an, sie würden erst malausspannen, studieren gehen,verreisen oder Ähnliches.Was die sogenannte „Drecksarbeit“betrifft, ist sie meist nicht dreckig ansich, sondern aufgrund der geringenWertschätzung, der geringenBezahlung und der schlechtenArbeitsbedingungen nicht attraktiv.

Konsum besteuern

Zur Finanzierung desbedingungslosen Grundeinkommensgibt es unterschiedliche Modelle.

Meist wird eine starke Vereinfachungdes Steuersystems vorgesehen,sowie weniger Aufwand, Bürokratieund Kontrolle in der Verwaltung, daviele Transferzahlungen (z. B. Rente,Familienförderung, Arbeitslosengeld,Lebensminimum, Wirtschafts-förderung, Wohnbauförderung usw.)durch das Grundeinkommen ersetztwürden.Die meisten Finanzierungsmodellegehen davon aus, dass nicht wiebisher die Arbeit, sondern der Konsumdie Hauptsteuerlast tragen muss, dasheißt, dass ein Großteil derSteuereinnahmen über die

Mehrwertsteuer abgedeckt werdensollte. Wer viel verbraucht, zahlt vieleSteuern. Zudem würde diesesSteuermodell eine ökologischereWirtschaft fördern, da einerseits dieSteuern auf Rohstoffe, Energie,Konsum steigen, andererseits Arbeitweniger besteuert wird und es sodurchaus billiger sein könnte, Dingezu reparieren, als sie wegzuwerfen undneue zu kaufen.

Zusätzliche Steuereinnahmenkönnten über Kapitalsteuern und dieBesteuerung von Finanz-transaktionen kommen.

Klaudia Resch

Arbeit muss billiger werden durch weniger Steuern auf Arbeit und mehr auf den Konsum

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Reddito di cittadinanza

Responsabilizzare gli indi-vidui

Io credo che ogni individuo debbaessere responsabilizzato e che l’impe-gno profuso nell’affrontare le provedella vita dovrebbe essere direttamen-te proporzionale ai risultati che ci siattendono. Temo che il fatto di avereun’entrata a prescindere da ciò siacontroproducente e faccia precipitarechi usufruisce di questo beneficio, inuna forma di assistenzialismo e di di-pendenza che non lo aiuta a crescerecome persona. Credo però anche chesia assolutamente doveroso averedegli strumenti di sostegno tesi ad aiu-tare i cittadini nei momenti di bisogno,che possono capitare a tutti soprat-tutto in periodi di crisi, ma ritengo chequesto sostegno debba essere limita-to al periodo di difficoltà e debba ave-re la funzione di far superare la situa-zione critica e di aiutare chi neusufruisce a tornare alla normalitá conle proprie forze.

Barbara Nesticò, direttrice di

ripartizione Cultura, Tempo

libero e Affari sociali

Wirtschaft einschließen

Die Diskussion von Existenz sichern-den Einkommensmustern ist nichtneu. Eines dieser Muster ist das be-dingungslose Grundeinkommen.Besonders in Zeiten anhaltender Sta-gnation und steigender Arbeitslosen-zahlen wird die Diskussion darüberwieder belebt. Das bedingungsloseGrundeinkommen müsste allerdingsso hoch sein, dass es eine angemes-sene Lebensführung ermöglicht undjeder Bürgerin und jedem Bürger alsRechtsanspruch zusteht.

In Südtirol gibt es den Rechtsan-spruch auf das garantierteMindesteinkommen, das aber an Be-dingungen geknüpft ist: Mann oderFrau müssen nachweisen, dass siearm, krank oder arbeitsunfähig sind.Ein Grundeinkommen kann in einigenPhasen des Lebens sinnvoll sein.Wenn ein Dienst für die Gesellschaftfreiwillig erbracht wird, indem Men-schen sich vielerlei notwendigen,nützlichen und sinnvollen Beschäfti-gungen widmen. Also wiederum ge-knüpft an Bedingungen. Denn ein be-dingungsloses Grundeinkommenmüsste unabhängig von Arbeit oderVerfügbarkeit für den Arbeitsmarktsein. Und damit käme ein ganz neuesGesellschaftsmodell in den Blick, dasauch die Wirtschaft mit einschließenmüsste. Die Abkehr vonWegwerfprodukten, Ressourcenschonendes Wirtschaften, Verzicht aufAusbeutung der dritten Welt sindnämlich schwer vereinbar mit denWachstumszielen der herkömmlichenÖkonomie.

Ulrike Egger, SGBCISL Meran

Il lavoro non garantiscel’inclusione sociale

La disponibilità al lavoro non garanti-sce più l’inclusione sociale e la parte-cipazione al benessere economico. Ilprecariato imposto impedisce qualsi-asi processo di presa di coscienza e dianalisi delle proprie condizioni sog-gettive individuali. In un tale conte-sto il RdC garantisce maggiore stabi-lità nel consumo privato e quindi unaumento delle entrate fiscali. Nelcontempo aumenta l’autonomia del-l’individuo dalla necessità di sottosta-re a condizioni lavorative al limite del-

la schiavitù e può svolgere un ruolodecisivo di collettore di coscienze. IlRdC si intreccia strettamente con iltema della riduzione dell’orario di la-voro e potrebbe costituire lo strumen-to di omogeneizzazione e diricomposizione sociale delle catego-rie delle disoccupate, delle lavoratriciautonome e precarie, delle occupatedipendenti.

Sabine Giunta, CGIL

Lohnsenkung undSchwarzarbeit

Die Aussicht auf ein Grundein-kommen würde heutzutage vielenMenschen ruhigere Nächte besche-ren und tausende von Familien müss-ten nicht ständig an der Armutsgrenzeleben. Niedere Renten, niedere Löh-ne, Jobverlust: ein angemessenesMindesteinkommen wäre gerade jetztvonnöten. Doch ein bedingungslosesGrundeinkommen ohne existenzielleNotwendigkeit zur Erwerbstätigkeitwürde - zumindest in Italien - die Löh-ne weiter senken und die Schwarzar-beit fördern. Jede finanzielle Zuwen-

Barbara Nesticò: „Ritengo che questosostegno debba essere limitato al periododi difficoltà.“

Ulrike Egger: „Sinnvoll, wenn ein Dienstfür die Gesellschaft freiwillig erbrachtwird.“

Sabine Giunta: „Il precariato impostoimpedisce qualsiasi processo di presa dicoscienza.“

Christine Pichler: „Ein angemessenesMindesteinkommen wäre gerade jetztvonnöten.“

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Bedingungsloses Grundeinkommendung aus öffentlicher Hand muss imZweck und Ziel definiert sein.Das Argument, dass die Auszahlungeines bedingungslosen Grund-einkommens dem Staat unterm Strichweniger kostet als die Summe aller öf-fentlichen Zuwendungen und dessenVerwaltung und Kontrolle, ist zwarnicht von der Hand zu weisen, aberob Anreize zur Erwerbstätigkeit aus-reichen, um das System auf lange Sichtzu finanzieren, sei jedoch dahinge-stellt.

Christine Pichler, Landes-

sekretärin AGB/CGIL

Sono altre le priorità nellaredistribuzione del reddito

L’erogazione di reddito minimo e ga-rantito per tutti deve necessariamen-te sposarsi con le reali possibilità dispese di una società. Oggi le risorsedisponibili sono estremamente ridot-te. Comunque anche se la coperta nonfosse così corta, a mio parere, sareb-bero altre le priorità nellaredistribuzione del reddito: garantirealle persone anziane una vecchiaia di-gnitosa; permettere di lasciare il mon-do del lavoro ad un’età anagrafica nontroppo avanzata; garantire stipendiche non costringano a lavorare en-trambi i genitori; sostenere economi-camente gli studenti meritevoli … . Ciòdetto credo che comunque la propo-sta non sia da cestinare, ma da colti-vare e far maturare fino a quando lecondizioni macroeconomiche possa-no seriamente permetterne l’attuazio-

ne. Anche nelle scelte economiche bi-sogna aver sogni e visioni nel lungoperiodo e saper cogliere le opportuni-tà e le sfide nel breve periodo.Max Boriero, commercialista e

Consigliere Comunale dei

Verdi - Grüne - Vërc

Südtirol kann es probieren

Das erste Mal, dass ich mich mit die-sem Thema beschäftigt habe, warnach einer TV-Sendung zum ThemaHartz IV. Fazit: die Verwaltung der Ar-beitslosengelder verschlingt mehr alsam Ende ausgeschüttet werden kann.Dabei ist der größte Aufwand der Ver-such, die Gelder gerecht zu verteilen,Schlaumeier auszugrenzen und Faulenicht zu prämieren. Ein Versuch, beidem Hartz IV kläglich gescheitert ist.Würde man allerdings jedem Bürgereinfach 700 Euro geben, würde mandie gleiche Wirkung (Armuts-

Il punto di partenza è ben raccontato nel librodell’antropologo Alberto Salza: Niente (Sperling&Kupfer,2009): I poveri sono sempre più poveri. E ciò accade tantonei Paesi del cosiddetto Terzo Mondo, quanto nelle no-stre città. Dalla giungla al giardino di casa nostra, il mon-do è disseminato di trappole che si chiamano assenza: dicibo, acqua, casa, patria, diritti, istruzione, salute. Salza, inqualità di viaggiatore, per quarant’anni ha vissuto perico-losamente a contatto con la miseria estrema, dalle perife-rie delle nostre città agli slum delle megalopoli di Africa eAsia. Ne ha ricavato un pugno di teorie e molti taccuini dianeddoti e incontri con personaggi impossibili da dimen-ticare. Il libro-reportage si chiude con una domanda tantoparadossale quanto inquietante: Ci prepariamo ad assi-stere alla nascita di una nuova specie? L’homo nihil, il

Tout BIEN?

bekämpfung) bei geringerem Kosten-aufwand erzielen. Klingt also gut,wenn man mit Steuergeldern vernünf-tig umgehen will, auch wenn es nicht„gerecht“ scheint. Doch immer mehrbegeistert mich der Nebeneffekt:Leistungswille und Wettbewerb erlan-gen dadurch eine neue Bedeutung.Ist die Grundstimmung der Bevölke-rung nicht mehr primär von Existenz-angst und Furcht vor sozialem Fallgeprägt, würden Berufe und derenWertigkeit neu besetzt werden. Ent-schleunigung als kulturelles Angebotim Dialog mit Wachstumswillen wä-ren die Folge, Sinn-Gewinnung in kre-ativem Wettbewerb mit Gewinnmaxi-mierung. Südtirol mit seinen Kompe-tenzen könnte dank seiner Autonomiediesen Weg ruhig andenken, da es fle-xibel genug für Lernprozess und Kor-rektur ist.

Rainer Schölzhorn, Präsident

der Kurverwaltung Meran

povero più povero, sarà il prossimo anello dell’evoluzioneumana?Im übrigen bleibt, das bedingungslose Grundeinkommen inseinen verschiedenen Typologien auszugooglen. Eine ersteÜbersicht über die Debatte europa- und weltweit bietetwww.unternimm-die-zukunft.de (mit einigen wenigen Textenauch in ital. Sprache), die Seite der Iniziative des dm-ChefsGötz W. Werner. Il dibattito sul concetto pure su www.bin-italia.org, con qualche riferimento d’epoca, ma anche irapporti aggiornati al 2009. E l’equivalente del Basic IncomeEarth Network su www.basicincome.org/bien/. Schließlichein Werkstattbericht des Namibischen Pilotprojekts zumGrundeinkommen unter www.bignam.org mit zahlreichenpdf.Dateien, die das Projekt illustrieren.

Martin Alber

Max Boriero: „La proposta non è dacestinare, ma da coltivare e farmaturare.“

Rainer Schölzhorn: „Leistungswille undWettbewerb erlangen dadurch eine neueBedeutung.“

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Wie bereits Nietzsche wusste: „DasTragische im Leben großer Männerliegt häufig nicht in ihrem Konfliktemit der Zeit und der Niedrigkeit ihrerMitmenschen, sondern in ihrer Unfä-higkeit, ein Jahr, zwei Jahre ihr Werkzu verschieben; sie können nicht war-ten.“ Eins ist sicher: Unsere Stadt-regierung besteht aus wahrhaft gro-ßen Männern (und Frauen).Allerdings - und dies galt ja bereitsfür Nietzsche - liegen Genie undWahnsinn mitunter nah beieinander.Also Grund zur Beunruhigung.

Sorgen mache ich mir zum Beispiel ummanche MehrheitsgemeinderätInnen.Abgesehen vom bisweilen befremd-lich wirkenden Tunnelblick bestürztmich deren zunehmende Irrationalitätim Abstimmungs- und Begründungs-verhalten. Ein Beispiel: Neulich schlugjemand im Gemeinderat vor, etwas fürdie Sicherheit der RadfahrerInnen ander Kreuzung Otto-Huber-Straße/Freiheitsstraße zu unternehmen:Warnschilder, Bodenschwellen undSpiegel waren die Ideen mit dem Ziel,die RadfahrerInnen sicherer über denVerkehr in der Freiheitsstraße geleitenzu können. Diese Vorschläge stamm-ten übrigens aus der von der Stadt-regierung stolz präsentierten Studieüber Merans Radwege. Kurzum, wasits mit diesem sinnvollen Vorschlaggeschehen? Abgelehnt! Begründung:Dies genüge nicht, um die Sicherheitausreichend zu erhöhen, dazubrauche es mehr, und daher sei mandagegen, selbst dies zu tun. Und wenndann der Tunnel fertig sei, wäre damitdas Problem eh gelöst.

Nur um garantiert nicht missverstan-den zu werden: Nein, ich glaube nicht,dass hier Alkohol im Spiel ist, wie vonanderer Seite völlig grundlos undmedienwirksam vermutet wurde.

Nichts liegt mir ferner, als irgend-welche Gerüchte in die Welt zu set-zen, aber wussten Sie schon, dassmittels LSD- oder Cannabis-KonsumBewusstseinszustände erreicht wer-den können, die an Nahtod-erfahrungen erinnern, inklusiveTunnelvisionen mit Licht am Endedesselben?

Sigmund hätte seine Freude gehabtan dieser Fixierung der Meraner Stadt-regierung auf das Düstere, Muffigeund röhrig zu Grabende - ein geradezuklassischer Fall von postsexuellemUnter-Es. Erhellend ist auch das fol-gende Beispiel, das kürzlich im Ge-meinderat zu Irritationen führte: DerVorschlag, aus SicherheitsgründenTempo 40 einzuführen, wurde nebendem running gag (Sie wissen schon,das übliche Verschwinden aller Pro-bleme durch den Tunnel) unter ande-rem aus dem Grund abgelehnt, dassdie Radfahrer zu ihrer Sicherheit ja aufden Radwegen (sic) fahrenkönnten. Abgesehendavon, dass auch dieserVorschlag aus besagterStudie stammt, welche dieMehrheit sich anfertigenließ (dort stand sogar Tem-po 30): verstehen Sie jetzt,warum ich mich sorge? Icherspare Ihnen die Liste derPsychopharmaka undDrogen, die dazu führen,dass man plötzlich Dingesieht, die es nicht gibt ...

Eines aber kann sie, dieMehrheit im Gemeindrat,und das gereicht ihr, wiegesagt, zu großer Ehre:Warten. Wie schrieb Bür-germeister Günther Januthim Januar 2008 in den„Meraner Nachrichten“?

„Alles Gewünschte ist selbstverständ-lich auch im neuen Jahr nicht mach-bar! Es ist es jedoch gelungen, aufder Ebene von Fakten klare Schwer-punkte zu setzen – in allen Berei-chen.“

Neidvoll muss ich zugeben, dass ichmich zu solcher Geistesgröße nichtaufschwingen kann. Es mag selbstver-ständlich sein, aber ich schaffe esnicht mich daran zu erfreuen, dass inMeran so gar nichts machbar ist. Aberschön, dass es die Schwerpunkte sowunderbar hingekriegt hat. Und 2009ist ein neues Jahr. In allen Bereichenund auf der Ebene von Fakten.

Ein besorgter Beobachter des

Gemeinderats Meran

Apropos Ebene von Fakten, fast hät-te ich’s vergessen: Auf die Frage, wasder von der Mehrheit in Auftrag ge-gebene „Masterplan zur RadmobilitätMeran“, dessen Umsetzung abzuleh-nen die Mehrheit keine Gelegenheitauslässt, die SteuerzahlerInnen gekos-tet hat, gab Stadträtin AngelikaMargesin überhaupt gar keine Ant-wort. Wie das zu verstehen ist, ver-stehe ich auch nicht. Garantiert nichtvon mir, sondern von Erich Kästnerstammt das folgende Zitat, nach demnichts mehr zu sagen bleibt:Ob Sonnenschein, ob Sterngefunkel: Im Tunnel bleibt es immer dunkel.

TunnelblickeDie Mehrheit im Meraner Gemeinderat sprichtsich gegen jegliche Verbesserung derVerkehrssituation aus und wartet auf das Lichtam Ende des Tunnels. Genie oder Wahnsinn?

Glosse

Jahrelanger allzu achtloser Gebrauch der Begriffe„Tunnel“ und „Umfahrung“ führte dazu, dass die„Meraner Nachrichten“ sich im Juli 2008 auf Seite11 genötigt sahen, Grundlegendes prinzipiell zuklären. Wir sehen die Dringlichkeit dieser Klar-stellung ein und möchten hiermit auchunsererseits die Öffentlichkeit darauf hinweisen,dass Tunnels:a) früher oder später unterirdisch verlaufen undb) heutzutage auch in Südtirol nicht mehr vonHand gegraben werden.Bitte merken Sie sich das ein für allemal!

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Harry Reich, miccia esplosiva della creatività meranese

Im Portrait

Fare tanto con poco

Harry Reich: „La città è un territorio da conquistare, favorendo l’incontro delle persone,trovando gli spazi, realizzando le proprie visioni”

Se dovessi descrivere Harry Reich inpoche parole, lo paragonerei ai fuochid’artificio. Tu sai che quando ci sono,lo spettacolo è assicurato, ma guardiverso il cielo con la speranza che ogniesplosione sia più spettacolare di quel-la precedente, con la curiosità di sco-prire fino a dove la fantasia e l’inge-gno possono dipingere il cielo di nuo-ve scintille colorate.Gli anni sono 55, le iniziative culturaliideate e promosse a Merano forsemolte di più. Nato a Cermes, ha sem-pre vissuto a Merano (a parte una pic-cola parentesi di 5 anni negli anni ’70,durante i quali ha girovagato per l’Eu-ropa in autostop, vivendo a Roma,Parigi, Monaco, Amsterdam eAmburgo). Per 10 anni ha condivisoun grande appartamento con altre 4persone, attualmente la sua “comune”è composta da 2 persone e 4 gatti.Litografo, sindacalista, cameriere, discjockey, fotografo in spiaggia ma, sem-pre e comunque, pittore e creativo.“Nonostante le mie ultime mostre sia-no andate molto bene, la vita d’artistaed il lavoro culturale implicano la ne-cessità di svolgere anche altre piccoleattività collaterali e qualche lavorosaltuario”.

Le sue “creature”

Le sue “creature” sono molteplici, apartire dalla fondazione 25 anni fa del-la Associazione giovanile“Kommunikationszentrum – Meran”,nell’ambito della sinistra alternativa(all’interno della quale hanno iniziatoa suonare musicisti meranesi del cali-bro di Rolando Biscuola). Insieme aChristian Troger e Enzo Nicolodi hacontribuito all’organizzazione delleproiezioni di immagini di reportage diviaggio “On the Road”, appuntamen-to fisso per molti meranesi da ormaipiù di 20 anni.“La città è un territorio da conquista-re, favorendo l’incontro delle perso-ne, trovando gli spazi, realizzando leproprie visioni. Non possiamo aspet-tare che le occasioni piovano dal cie-

lo, dobbiamo muoverci e metterci ingioco personalmente”. Questa azio-ne ha portato alla nascita del CircoloEst-Ovest, fucina della creativitàmeranese, punto di ritrovo e sede diiniziative culturali rilevanti (i primiesperimenti di caffè filosofico, mostree jam sessions che hanno animato lascena musicale della città).L’elenco delle iniziative promossesembra inesauribile: il mercatino del-le pulci, “La notte – Die Nacht”, “Ilpellegrinaggio dei sogni”, “La veritàè più che nuda”, lo show multimediale“Photonights” (quest’anno, nel mesedi settembre, si svolgerà la IV edizio-ne), la “Fiera della cittadinanza atti-va”, la redazione della rivista“Vissidarte” (una creatura “ancora invia di sviluppo, alla ricerca di unaidentità più forte e più critica) e“Summer Vision”, ennesima fatica cheha vivacizzato l’ultima estatemeranese. “Abbiamo sempre fattotanto con poco, i contributi economi-ci della politica sono sempre stati piut-tosto limitati. In realtà, penso chequeste iniziative nate dalla nostra pas-sione e dall’aiuto fornito da tutti gli

artisti coinvolti, siano il modo miglioreper fare politica attiva, interculturale epartecipata”.Le nuove idee non mancano mai, rav-vivate da interscambi culturali con isti-tuzioni di altre città o da una folta schie-ra di giovani meranesi “emigrati” aVienna, Londra o Barcellona: “Quan-do tornano per qualche giorno a casa,ci contagiano con il loro entusiasmo econ le loro novità”.

Gruppi di acquisto solidale

L’impegno più recente riguarda la co-stituzione di un gruppo di confrontoanche sul tema dello stipendio di base.“Come artista sono molto vicino al so-ciale, credo sia fondamentale crearereti di aiuto e di solidarietà, come i re-centi Gruppi di Acquisto Solidale”.Ci salutiamo con un sorriso, mentreHarry lancia la sua ultima provocazio-ne: “Pensa, in questo anno hoferianoil nostro motto potrebbe essere pro-prio quello francese: Liberté, Égalité,Fraternité”.

di Nicola Morandini

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[email protected]

Associazione culturale CACTUS KulturvereinWinkelweg 46/b, via Winkel, 39012 Meran/o

Tel. 0471- 976299, Fax 0471 - 312280Registrato al Tribunale di Bolzano, n.16/2003

Direttore Responsabile: Aldo Mazzastampa/Druck: Union Druck, Meran

tiratura/Auflage: 2.600Layout: Thomas Spitaler, Alexander Wallnöfer,

Nicola Morandini foto copertina: Nicola Morandini

redazione/Redaktion: Klaudia Resch, Anni Schwarz, Martina Juda, Alexander Wallnöfer,

Nicola Morandini, Thomas Spitaler, Franco BernardVignetta/Karikatur: Veronika Leiter

hanno collaborato/MitarbeiterInnen dieser Nummer:Elisa Grazzi, Martin Alber

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