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Mit der Band Sens Unik erlangte er Ruhm, doch Carlos Leal überzeugt auch als Schauspieler. Dafür hat sich der Schweizer als Wohnort Los Angeles ausgesucht. Der talentierte Mister Leal TEXT: CLAUDIA KOCHER FOTOS: CHRISTOPH KAMINSKI Seine Präsenz ist auffällig. Seine Unruhe ebenso. Wahrscheinlich möchte Carlos Leal woanders sein. In Los Angeles, wo sei- ne Frau und sein sieben- jähriger Sohn wohnen. Doch nun muss er die Trommel für sein erstes Solo-Album «Reflections» rühren, dafür von Inter- view zu Interview fahren und überall dasselbe erklären. Während seines Schweizer Aufenthalts hat er einen Auftritt an den Swiss Music- Awards und am Schweizer Filmpreis im Schweizer Fernsehen. Zeitgleich läuft die dänische Serie «The Team» im Schweizer Fernsehen, ORF und ZDF. Er spielt eine der Hauptrollen, einen belgischen Journalisten. Carlos Leal hat den Turbogang einge- schaltet. «Mein Leben ist sehr aufre- gend», bestätigt er. Unglücklicher- weise halte er zu viel Ruhe nicht aus. Deswegen auch das Solo-Album. Er habe das immer geplant, schon als er Sänger bei der Hip-Hop-Band Sens Unik war. Und jetzt, wo Carlos Leal vor allem schauspielerisch auf sich aufmerksam macht, veröffent- licht er als Solo-Künstler das Album «Reflections», das er nur für sich ge- macht hat. «Ich will nicht überheb- lich klingen, aber ich tat mein Bes- tes.» Schlechte Kritiken würden ihn trotzdem treffen. Anderseits sagt er: «Ich weiss, was ich tat, und ich weiss, weshalb ich es tat.» Schliesslich habe es zwanzig Jahre gedauert, bis er sich musikalisch so ausdrücken konnte wie auf «Reflections». Natür- lich wisse er, dass seine Musik CARLOS LEAL «Mein Leben ist sehr aufregend.» Pronto Persönlich 5

CARLOS LEAL Der talentierte Mister Leal - textundsatz · Ist Carlos Leal in der Schweiz, be-sucht er seine Eltern in Lausanne. Sie kamen als spanische Einwande - rer in die Schweiz,

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Page 1: CARLOS LEAL Der talentierte Mister Leal - textundsatz · Ist Carlos Leal in der Schweiz, be-sucht er seine Eltern in Lausanne. Sie kamen als spanische Einwande - rer in die Schweiz,

Mit der Band Sens Unik erlangte er Ruhm, doch Carlos Leal überzeugt auch als Schauspieler. Dafür hat sich der Schweizer als Wohnort Los Angeles ausgesucht.

Der talentierte Mister Leal

TEXT: CLAUDIA KOCHER FOTOS: CHRISTOPH KAMINSKI

Seine Präsenz ist auffällig. Seine Unruhe ebenso. Wahrscheinlich

möchte Carlos Leal woanders sein. In Los Angeles, wo sei-

ne Frau und sein sieben-jähriger Sohn wohnen. Doch nun muss er die Trommel für sein erstes Solo-Album «Reflections»

rühren, dafür von Inter-view zu Interview fahren und

überall dasselbe erklären. Während seines Schweizer Aufenthalts hat er einen Auftritt an den Swiss Music-Awards und am Schweizer Filmpreis im Schweizer Fernsehen. Zeitgleich läuft die dänische Serie «The Team» im Schweizer Fernsehen, ORF und ZDF. Er spielt eine der Hauptrollen, einen belgischen Journalisten.

Carlos Leal hat den Turbogang einge-schaltet. «Mein Leben ist sehr aufre-

gend», bestätigt er. Unglücklicher-weise halte er zu viel Ruhe nicht aus. Deswegen auch das Solo-Album. Er habe das immer geplant, schon als er Sänger bei der Hip-Hop-Band Sens Unik war. Und jetzt, wo Carlos Leal vor allem schauspielerisch auf sich aufmerksam macht, veröffent-licht er als Solo-Künstler das Album «Reflections», das er nur für sich ge-macht hat. «Ich will nicht überheb-lich klingen, aber ich tat mein Bes-tes.» Schlechte Kritiken würden ihn

trotzdem treffen. Anderseits sagt er: «Ich weiss, was ich tat, und ich weiss, weshalb ich es tat.» Schliesslich habe es zwanzig Jahre gedauert, bis er sich musikalisch so ausdrücken konnte wie auf «Reflections». Natür-lich wisse er, dass seine Musik

CARLOS LEAL

«Mein Leben ist sehr

aufregend.»

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nicht massentauglich sei. Da-für sei sie zu wenig strukturiert.

Musik ist so etwas wie der Teppich in Carlos Leals Leben. Im Internet forscht er nach Bands, verfolgt Blogs und versucht, neue Talente zu ent-decken. «Davon bin ich ziemlich besessen.» Einen normalen Sender mit Pop-Musik hält er nicht lange aus. Gleichmacherei versucht er auch bei der Schauspielerei zu ver-meiden. Auf das Image des gut aus-sehenden Croupiers wie im 007-Film «Casino Royale» möchte er nicht festgelegt werden. Abwechs-lung ist interessant. Als Bundespoli-zist war er im Schweizer Fernsehen in der Serie «Der Bestatter» zu se- hen. In den USA hat er schon in mehreren Serien mitgespielt. Beim Schauspielern lerne er viel über sich. Einen Charakter kennenzuler-nen, dafür brauche es anthropologi-sche Arbeit. «Man muss sich für die Menschen interessieren.»

Sein Leben in Übersee kann man sich alles andere als glamourös vor-stellen. «Ich bin 45 Jahre alt, Vater mit Familie und will daneben auch ein soziales Leben führen.» Ein we-

nig mixe er das Soziale mit Arbeits-beziehungen. So organisiert Carlos Leal zusammen mit seiner Frau Jo Kelly, der Frau seines Lebens, wie er sagt, Pasta-Dinners. «Für kreative Freunde.» Aber nie und nimmer

würde er zu diesen Anlässen den Medien die Türen öffnen. Glamour liegt ihm nicht. «Glamour existiert nicht wirklich.»

In Los Angeles, wo Carlos Leal seit fünf Jahren lebt, hat er einen Agen-ten und einen Manager. «Ohne Ma-nager schaffst du es dort nicht.» Ei-nen weiteren Agenten hat er in Deutschland, einen in Frankreich, einen in Spanien und einen in Itali-en. Später, wenn man gross sei, brauche man nicht in jedem Land einen solchen. Dann genüge einer in den USA und vielleicht noch einer in London. Natürlich könne man auch an Partys und Hände schüt-

«Ohne Manager schaffst du es dort

nicht.»

teln. «Aber Dustin Hofmann oder Kevin Spacey wirst du so trotzdem nicht.»

Seiner Familie hat er versprochen, dass er nie länger als einen Monat am Stück fort ist. «Meine Frau würde eine längere Absenz verstehen, sie ist erwachsen und weiss als ehema-lige Schauspielerin, um was es geht. Bei meinem Sohn ist das nicht mög-lich. Ich brauche seine Präsenz und er braucht meine.» Wenn man sich wie er entschlossen habe, internati-onal Karriere zu machen, sei aber klar, dass man viel reisen müsse.

Ist Carlos Leal in der Schweiz, be-sucht er seine Eltern in Lausanne. Sie kamen als spanische Einwande-rer in die Schweiz, als Carlos noch klein war. Auch zu seinem Bruder hat er einen guten Draht. Ist Carlos Leal in der Schweiz, macht er auch Werbung für Cablecom. Das Skript hat ihm schon vor vier Jahren gefal-len. «Da kann ich über mich selbst lachen.» Er mag das Ironi-

Der Musiker und Schauspieler Carlos Leal lacht gerne – über sich selbst.

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sche an diesen Spots. Er erhält immer wieder Anfragen, Werbung zu machen. Die Zusammenarbeit ist für ihn enorm wichtig, sie muss ihm hundert Prozent zusagen und auch die Marke sollte vor allem zu ihm passen.

In zwanzig Jahren möchte Carlos Leal ein ruhigeres Leben führen als jetzt. Er möchte dann zwar immer noch Kunst machen. Aber einen Tick langsamer. «Ich stelle mir vor, in einer Schweizer Stadt Theater zu spielen. Jeden Tag mit dem Fahrrad ins Theater zu radeln. Nach der Auf-führung mit Freunden Wein zu trin-ken und über Shakespare zu reden. Über Godot. Übers Leben.» Manch-mal vermisse er ein intellektuelles Umfeld, weil es in Hollywood nur ums Geld gehe und weniger um den Inhalt. «Drehe ich in LA eine Serie, weiss ich, sie wird von vielen beach-tet, aber sie ist nicht wirklich wich-tig. Es ist okay, eine Weile lang vieles auszuprobieren. Aber in zwanzig Jahren, da will ich gutes Theater ma-chen.» Shakespeare eben.

Biografiemit der er viermal die Goldene Schallplatte gewann. Nach kleinen Filmrollen nahm Leal in Paris Schauspielunter-richt. Heute wohnt er in Los Angeles.

Fertig gestylt: Carlos Leal mag es gerne unprätentiös.

Der 45-jährige Carlos Leal wuchs in Renens bei Lausanne auf, seine Eltern waren spanische Immigranten. 1990 gründete er die Hip-Hop-Band Sens Unik,

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