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Caspar David Friedrich – ein deutscher Künstler des Nordens Nina Hinrichs Schleswig-Holsteinische Schriften zur Kunstgeschichte Band 20 LESEPROBE © 2011 VERLAG LUDWIG

Caspar David Friedrich – ein deutscher Künstler des Nordens · A ANAlysE dEr FriEdrich-rEzEptioN im 19. JAhrhuNdErt 21 i Friedrich im politischen Kontext seiner zeit: der deutsche

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Caspar David Friedrich – ein deutscher Künstler des Nordens

Nina Hinrichs

Schleswig-Holsteinische Schriften zur Kunstgeschichte Band 20

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Schleswig-Holsteinische Schriften zur Kunstgeschichte Band 20

Herausgegeben im Auftrag der Arthur-Haseloff-Gesellschaft von Heiko K.L. Schulze

in Zusammenarbeit und mit Mitteln der Sparkassenstiftung Schleswig-Holstein

Dieser Band wurde mit freundlicher Unterstützung der Dr. Peter Hirschfeld-Stiftung gedruckt.

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Kiel 2011

Nina Hinrichs

Caspar David Friedrich – ein deutscher Künstler des Nordens

Analyse der Friedrich-Rezeption im 19. Jahrhundert und im Nationalsozialismus

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Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt.Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig.

Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung

und Verarbeitung durch elektronische Systeme.

© 2011 by Verlag LudwigHoltenauer Straße 141

24118 Kiel Tel.: +49-(0)431-85464

Fax: +49-(0)431-8058305 [email protected]

Gestaltung: Daniela Zietemann

Gedruckt auf säurefreiem und alterungsbeständigem PapierPrinted in Germany

ISBN: 978-3-86935-049-3

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ZUM GELEIT

Die Schriftenreihe »Bau + Kunst« verfolgt das Ziel, die Ergebnisse aktueller kunsthistorischer Forschung aus Schleswig-Holstein einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Besonderes Gewicht liegt auf Themen aus dem Bereich der Kunst- und Architekturgeschichte Norddeutschlands und des Ostseeraumes. Die Reihe öffnet sich in ihrer über die Region hinausweisenden Konzeption der Erkenntnis, dass künstlerische Phänomene nicht an den Landesgrenzen Halt machen, sondern in größeren, nicht selten internationalen Zusammenhängen zu sehen und zu verstehen sind. Die landesgeschichtliche Bedeutung der Reihe wird dadurch nicht geschmälert.

»Bau + Kunst« wird in Zusammenarbeit und mit Mitteln der Sparkassenstiftung Schleswig-Holstein herausgegeben im Auftrag der Arthur-Haseloff-Gesellschaft e.V. von Dr. Heiko K.L. Schulze. Alle Beteiligten wünschen, dass die in regelmäßi ger Folge erscheinenden Publikationen inner- und außerhalb des Landes Resonanz finden.

Kiel, im Sommer 2011

Reinhard BollSparkassenstiftung Schleswig-Holstein

Prof. Dr. Uwe AlbrechtArthur-Haseloff-Gesellschaft e.V.

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Caspar David Friedrich, Selbstbildnis mit aufgestütztem Arm, um 1802, Bleistift, Feder, 26,7 × 21,5 cm, Hamburg, Kunsthalle

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DANKSAGUNG

Die vorliegende mit opus eximium bewertete Dissertation konnte aufgrund ei-nes Promotionsstipendiums der Deutschen Forschungsgesellschaft entstehen. Im Zeitraum 2006–2009 war ich Kollegiatin im Graduiertenkolleg »Imaginatio bore-alis« der Universität Kiel. Durch den interdisziplinären Austausch in dem Kolleg erhielt ich Anregungen und Kritik in Bezug auf meine Studien. Herzlichen Dank für die hervorragende Betreuung meiner Arbeit spreche ich meinem Doktorvater Herrn Prof. Dr. Kuder und der Zweitgutachterin Frau Prof. Dr. Ströter-Bender aus. Während der gesamten Forschungszeit standen sie mir mit guten Anregungen und Kritik zur Seite und haben intensiv die Entstehung der Arbeit begleitet. Weiterhin möchte ich mich bei meiner Familie und meinem Lebensgefährten für die Unter-stützung in der Promotionszeit bedanken. Die Publikation wird durch die Spar-kassenstiftung Schleswig-Holstein und die Arthur-Haseloff-Gesellschaft finanziert.

Bad Zwischenahn, Januar 2011 N. H.

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INHALT

Einleitung 13

EinblickeindieNördlichkeitsdiskurseim19.JahrhundertundimNationalsozialismus 16

AANAlysEdErFriEdrich-rEzEptioNim19.JAhrhuNdErt 21

i FriedrichimpolitischenKontextseinerzeit:derdeutscheNationsbildungsprozess 22

1. Caspar David Friedrich – ein deutscher Künstler des Nordens 22

2. Der deutsche Nationsbildungsprozess: Die Befreiungskriege und Friedrichs patriotisches Engagement 24

3. Die Rolle Schwedens in den Befreiungskriegen und die Bedeutung dieses Landes für Friedrich 32

4. Friedrichs Bildmotivik: Eichen, Hünengräber und Gotik 36

a) Eiche 36b) Hünengrab 40c) Gotik 42

iiBedeutungsgewinnungnördlicherBildwelten–VeränderungderNaturwahrnehmung 47

1. Natur- und Selbstwahrnehmung im Wandel: Friedrich im kulturellen Kontext seiner Zeit 47

2. Friedrichs Bildwelten: Jenseits von Arkadien 49

iiidasErhabeneundderNorden 55

1. Einblicke in den Diskurs der Erhabenheit 55

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2. Die Theorien der Erhabenheit Kants und Schillers 56

a) Kants Theorie des Erhabenen 57b) Schillers Theorien des Erhabenen 59

3. Der Norden und die Theorien des Erhabenen von Kant und Schiller 61

4. Konfrontation mit der übermächtigen Natur 62

5. Analyse der Friedrich-Rezeption im 19. Jahrhundert in Bezug auf erhabene Empfindungen 66

6. Friedrichs Gedanken zu Kunst und Natur und seine Auffassung von Erhabenheit 70

7. Friedrich und die Theorien des Erhabenen von Kant und Schiller 75

a) Friedrichs Kunst – Verbildlichung der Theorien des Erhabenen? 75b) Friedrich – ein Kritiker der Theorie Schillers? 77

8. Der erhabene Norden – Friedrichs Polardarstellungen 80

a) »Das Eismeer«: Die Arktis, eine konstruierte Welt 82b) Radikalität des Werkes »Das Eismeer« 83

9. »Mönch am Meer« 86

a) Verschiedene Empfindungen vor einer Seelandschaft von Friedrich 89

iVNordischelandschaftalsstimmungsträger:melancholischelandschaften 93

1. Einblicke in den Melancholiediskurs zur Lebenszeit Friedrichs 93

2. Friedrich und die Melancholie 97

3. Entwicklung von Friedrichs Bildsprache und Stellungnahme des Künstlers zu seiner »düsteren Motivik« 102

4. Tragödie der Landschaft 104

5. Auf Tod und Verfall verweisende Symbolik 106

a) »Abtei im Eichwald« und »Klosterfriedhof im Schnee« 110

6. Winter-, Herbst-, Abend- und Nachtdarstellungen 113

a) Herbst und Winter 115b) Abend und Nacht 119

7. Abschließende Beurteilung 126

V derossianischeNorden 129

1. James Macphersons Ossian-Dichtungen 129

2. Ein Einblick in die künstlerische Umsetzung der Ossianthematik 131

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3. Ossian der Homer des Nordens 134

4. Friedrich und Ossian? 135

5. Die »nordische Urnatur« Rügens: sagenumwoben, erhaben und melancholisch 139

a) Kosegarten, der Sänger Rügens, und Friedrich, der Maler Rügens 144

6. Ein Exkurs: Friedrich-Rezeption des Rügener Pastors Theodor Schwarz 148

a) Die Nordsehnsucht in der Literatur der Romantik 149b) Ein romantischer und nationaler Roman 150c) Kaspar, der Landschaftsmaler 152d) Religiöse Nordsehnsucht der Künstler: Die antiarkadische Künstlerreise in den hohen Norden 155e) Nördliche Topoi im Roman 160

BANAlysEdErFriEdrich-rEzEptioNimNAtioNAl-soziAlismus 165

i dieVereinnahmungvonFriedrichslebenundKunstimNationalsozialismus 166

1. Kurt Karl Eberlein: Was ist deutsch in der deutschen Kunst? 166

2. Einblick in die nationalsozialistische Rezeption der Romantik 169

3. Vereinahmung Friedrichs im Nationalsozialismus 171

4. Das nordische »Rassebild« Friedrichs 174

5. Friedrichs Heimatliebe – Bindung an den nordischen Rasseraum 178

6. Nordische Bewegung, germanischer Geist und altgriechische Spiegelungen in Friedrichs Werk 179

7. Deutsche Innerlichkeit, deutsche Seelenkunst 181

8. Vereinnahmung des patriotischen Elements in Friedrichs Kunst 183

9. Heroischer Untergangswille und nordische Melancholie: »Wodan lächelt nicht« 189

10. Nordische Frömmigkeit, germanischer Götterglaube, Pantheismus und Mystik 192

iidielandschaftsmalereiimNationalsozialismus:liegteinrückgriffaufFriedrichsKunstvor? 197

1. Seh-Weisen von Landschaft 197

2. Bauernmalerei 200

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3. Landschaft als Rassenselbstbildnis des Künstlers und als Ausdruck der Heimatliebe 204

4. Die deutsche Klarheit in der Landschaftsmalerei 209

5. Romantische Strömungen in der nationalsozialistischen Malerei 213

6. Landschaft im Dienst des Krieges 219

a) Landschaft im Dienst des Krieges: Besetzte Gebiete 222b) Landschaft im Dienst des Krieges: Konfrontation mit der Natur 224c) Landschaft im Dienst des Krieges: Fand eine Vereinnahmung von Friedrichs patriotischer Motivik statt? 226

8. Fazit: Friedrich ein Vorbild für die nationalsozialistische Landschaftsmalerei? 230

9. Ein Exkurs: Radziwill und Friedrich 232

schlussbetrachtungundAusblick 235

Anmerkungen 247

Farbtafeln 337

literaturverzeichnis 329

Abbildungsverzeichnis 344

personenregister 348

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EINLEITUNG

Ziel dieser Arbeit ist die Analyse der Friedrich-Rezeption in Bezug auf die unter-schiedlichen nationalen Entwicklungsstadien Deutschlands zur Lebenszeit des Künstlers und in der Zeit des Nationalsozialismus. Das »Nationale« und der »Nor-den« sind zwei abstrakte nicht zusammenhängende Begriffe.1 Doch sowohl im 19. Jahrhundert als auch im Nationalsozialismus wurde der Norden mit nationalen Vorstellungen verknüpft. Es wird untersucht, welche weiteren Gedanken und Bil-der mit dem Norden in den unterschiedlichen historischen, gesellschaftlichen und politischen Kontexten verbunden wurden. Weiterhin wird dargelegt, inwiefern Friedrichs Bildwelt Vorstellungen des Nordraumes prägte. Dabei wird analysiert, inwiefern er die Erwartungshaltung des Betrachters befriedigte und welche Werke unkonventionelle »Seh-Arten« beinhalten.

Das 19. Jahrhundert – mit Fokus auf die romantische Epoche – und die Zeit des Nationalsozialismus stellen zwei wichtige Zeiträume in der Entwicklungsgeschichte der deutschen Nation dar: Zur Lebenszeit Friedrichs gab es diese noch nicht. Es entwickelte sich ein Nationalgefühl der Deutschen. Im Nationalsozialismus dagegen wurde der Nationalgedanke rassistisch aufgeladen und es wurde die Schaffung eines »Großgermanischen Reiches« angestrebt. Es lag eine Hypertrophierung des nationa-len Gedankens vor, die im Größenwahn Hitlers und dessen Weltherrschaftsplänen gipfelte. Während im Nationalsozialismus nahezu ausschließlich eine rassistische Interpretation des »Nordischen« erfolgte, waren die Nördlichkeitsdiskurse im 19. Jahrhundert anders und vielschichtiger.2

Im ersten Teil dieser Arbeit – »Analyse der Friedrich-Rezeption im 19. Jahrhun-dert« – werden Friedrichs patriotisches Engagement zur Zeit der napoleonischen Kriege und die Rolle Schwedens in den Befreiungskriegen analysiert.

Friedrich wurde von seinen Zeitgenossen als deutscher Künstler mit Nordbezug bezeichnet. Diese Charakterisierung bezog sich sowohl auf seine Person als auch auf seine Kunst. Die Bedeutungsgewinnung von nördlicher Motivik in der Kunst stand unter anderem in Wechselwirkung mit einer Änderung der Naturwahrnehmung, die durch die Erhabenheitskonzepte Burkes, Kants und Schillers mit herbeigeführt wurde. Angeregt durch diese Theorien entwickelte sich die Vorstellung vom »erhabe-nen Norden« als Gegenbild zum »schönen klassizistischen Süden«. Dies spielte für

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14 einleitung

die Bewertung von Friedrichs Kunst im 19. Jahrhundert eine bedeutende Rolle. Im Gegensatz zu den klassizistischen »Arkadienmalereien« wurden seine Werke – ins-besondere die Polarbilder – als Verbildlichung des erhabenen Nordens bezeichnet. In dieser Studie wird untersucht, welche Bildmotive Friedrichs von Rezipienten des 19. Jahrhunderts als erhaben oder erhebend bezeichnet wurden. Die Auffassung des Künstlers von Erhabenheit wird dargelegt und mit Bezugnahme auf aktuelle Forschungspositionen wird kritisch hinterfragt, ob der Künstler ein Vertreter oder ein Kritiker der philosophischen Theorien des Erhabenen war.

Zur Lebenszeit Friedrichs wurde die Natur des Nordens ebenfalls mit melancho-lischen Empfindungen belegt. Friedrichs »Seelenlandschaften« wurden von seinen Zeitgenossen als melancholisch bezeichnet. Es wird analysiert, welche Motive seiner Werke als Stimmungsträger solcher Empfindungen benannt wurden. Die Pro-jektion von sublimen und melancholischen Gemütsstimmungen auf die nordische Natur erfolgte bereits durch James Macphersons Ossian-Dichtungen. Seine Werke beeinflussten stark die Kunst und die Literatur bis in das 2. Jahrzehnt des 19. Jahr-hunderts. Diese ossianisch geprägte Erwartungshaltung an nördliche Bildwelten ist ebenfalls in der Friedrich-Rezeption zu erkennen. Diese wird differenziert ana-lysiert und es wird untersucht, ob der Künstler eine bildliche Umsetzung ossia-nischer Themen intendierte.

Der Insel Rügen, deren Natur Friedrich vielfach verbildlichte, wurden ossianische Züge zugesprochen. Kosegarten – der Pastor in Altenkirchen und ein Bekannter des Künstlers – hat in seinen Gedichten den ossianischen Charakter Rügens be-sun gen. Er besaß eine religiös geprägte Naturwahrnehmung, die auch Friedrich teilte. Dieses Naturverständnis wurde in einem Roman von Theodor Schwarz – dem Nachfolger von Kosegarten – aufgegriffen. Friedrich fungierte als Vorbild für die Konstruktion einer der Romanfiguren – den Landschaftsmaler Kaspar. Dieser unternimmt mit zwei weiteren Künstlern eine Reise in den hohen Norden. Die ser Roman ermöglicht Rückschlüsse sowohl auf herrschende Nord- und Südvorstel-lungen als auch auf die Rezeption von Friedrichs Kunst seitens des Pastors Schwarz.

Im ersten Teil der Arbeit werden auch Vorstellungen des Nordens analysiert, die von dem nationalen Gedanken weitestgehend entkoppelt sind. Dies ist im zwei-ten Teil – »Analyse der Friedrich-Rezeption im Nationalsozialismus« – nicht der Fall. Der Begriff »nordisch« wurde für die Genese und Festigung des rassistischen Ariermythos funktionalisiert. Ein kollektives rassisches Identitätsempfinden der Deutschen sollte hervorgerufen werden.

In den Jahren 1933–45 erfolgten Vereinseitigung und propagandistische Verein-nahmung von Friedrichs Werk. Die nationalsozialistische selektive, verzerrende Sicht auf den Künstler wird differenziert untersucht. Friedrichs Kunst wurde als vorbildhaft für die nationalsozialistische Landschaftsmalerei propagiert. Es wird

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