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4 TPS 6 | 2013 Christine Betz Geburtstag feiern in der Kita Auf die Haltung kommt es an Der Geburtstag ist ein freudiges Ereignis, ein Ehrentag für das Kind. An diesem Tag ist es Hauptperson, steht im Mittelpunkt. Mit Würdigung des Geburtstags in der Kita vermitteln Erzieherinnen dem Kind und seiner Familie Wertschätzung: Du bist hier wichtig, du wirst wahrgenommen, wir freuen uns mit dir. G eburtstag feiern in der Kita ist für Erzieherinnen eine Selbst- verständlichkeit. Eine gelungene Ge- burtstagsfeier trägt zur Stärkung der kindlichen Persönlichkeit bei, erlebt sich das Kind doch als etwas Besonde- res, Einzigartiges. Gleichzeitig ist eine Geburtstagsfeier ein soziales Ereignis, das die Kindergruppe in ihrem Ge- meinschaftsgefühl stärkt. Schöne Er- lebnisse bleiben in Erinnerung, lösen auf Dauer positive Gefühle aus und wirken in die Zukunft. Erzieherinnen ist es ein Anliegen, den Kindern die- sen besonderen Tag zu einem Tag des Gelingens zu machen. Dazu gehört z. B., sich morgens Zeit zu nehmen für die Begrüßung des Geburtstagskindes, für Gespräche, sicherzustellen, dass die Gruppe über das Ereignis infor- miert ist, ein Geschenk vorzubereiten und einen Zeitraum für die Feier zu reservieren. „Ich freue mich mit dem Kind“, „Für mich ist es für diesen Tag der König/die Königin“, „Ich will es besonders hervorheben“, „Ich will es seiner Persönlichkeit und seinen Bedürfnissen angemessen durch sei- ne Feier geleiten“, das sind Aussagen meiner Kolleginnen. Doch haben die- se hehren Vorstellungen im oft trube- ligen Alltag einer Erzieherin auf Dauer eine Chance? Nach „Stolpersteinen“ gefragt, nennen die Kolleginnen die oft knappe Zeit, die Organisation, wie z. B. aufwändiges Essen, die Gefahr, einen Geburtstag zu vergessen (nach einem langen Wochenende oder den Kita-Ferien), die Feier als Stressaus- löser, wenn man z. B. bei Personal- Engpässen sowieso schon am Limit arbeitet. Schutzfaktoren gegen das Vergessen Spätestens hier wird deutlich: Der Geburtstag gehört in das Konzept der Kita. Zu beleuchten sind hier Aspekte auf vier Ebenen: ¡ Welche Bedeutung hat der Ge- burtstag für das einzelne Kind? ¡ Was bedeutet der Geburtstag für die Gruppe? ¡ Wo findet die Feier ihren räum- lichen Platz? ¡ Welche Organisationsstrukturen sorgen für einen guten Ablauf? Geht man davon aus, dass eine Erzie- herin ihren Beruf rund 40 Jahre oder länger ausübt und dabei Gruppen mit 20 bis 25 Kindern betreut, kommt sie leicht auf rund 1 000 Geburtstage, die es im Laufe der Jahre zu feiern gilt. Routine! Immer das Gleiche! Schon wieder Geburtstag! Auch das noch, zu all dem andern Stress! Diese Haltung kann leicht von der Erzieherin Besitz ergreifen, kümmert sie sich nicht um „Schutzfaktoren“. Für jedes Kind und dessen Fami- lie ist der Geburtstag ein besonders wichtiger Tag, wenn nicht der wich- tigste im ganzen Jahr. Ein Tag, den es zu würdigen gilt: als Freudentag für das Geburtstagskind, an dem ihm be- sondere Aufmerksamkeit zusteht. Mit dem „Gießkannenprinzip“ erreicht man hier wenig, ist die Aufmerksam- keit doch individuell zu dosieren. In- trovertierte Kinder verkriechen sich beim „großen Bahnhof“ vielleicht in ihr Schneckenhaus, für die Extrover- tierten kann es nicht lebhaft genug zugehen. Welcher Erzieherin ist das noch nie passiert: Ein Kind mit Eltern im Schlepptau, bepackt mit Kuchen und erwartungsfrohem Gesicht, be- tritt den Gruppenraum und siedend- heiß fällt es einem ein: Stimmt ja, heute hat … Geburtstag! Also schnell umschalten und die Tagesplanung hinten anstellen. Um solche Überraschungen zu ver- meiden, gibt es in unserer Kita einen Geburtstagskalender an zentraler Stel- le im Eingangsbereich. In einer Mo- natsübersicht sind alle Kinder mit ih- rem Geburtstag eingetragen. Auf dem Tagesblatt findet sich an den entspre- chenden Tagen das Foto des Geburts- tagskinds. So rückt der Geburtstag rechtzeitig ins Bewusstsein der Kinder und der Erzieherinnen. Jeder, der die Kita betritt, nimmt wahr, heute gibt es ein Geburtstagskind! Kurze Gespräche entstehen darüber, der eine oder an- dere zählt schon mal an der Monats- oder Jahresübersicht, wie lange es noch dauert bis zum eigenen Geburts- tag. Das Geburtstagskind wird als sol- ches wahrgenommen, viele Menschen gratulieren, freuen sich mit ihm, es entsteht Kommunikation, Empathie, gute Laune und eine positive Atmo-

Christine Betz Geburtstag feiern in der Kita€¦ · Freunde zu haben, ist für mich das größte Glück. realisten behaupten zuweilen, ich sei nur eine hand-puppe. Fantasiebegabte

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Page 1: Christine Betz Geburtstag feiern in der Kita€¦ · Freunde zu haben, ist für mich das größte Glück. realisten behaupten zuweilen, ich sei nur eine hand-puppe. Fantasiebegabte

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Christine Betz

Geburtstag feiern in der KitaAuf die Haltung kommt es an

Der Geburtstag ist ein freudiges Ereignis, ein Ehrentag für das Kind. An diesem Tag ist es Hauptperson, steht im Mittelpunkt. Mit Würdigung des Geburtstags in der Kita vermitteln Erzieherinnen dem Kind und seiner Familie Wertschätzung: Du bist hier wichtig, du wirst wahrgenommen, wir freuen uns mit dir.

Geburtstag feiern in der Kita ist für Erzieherinnen eine Selbst-

verständlichkeit. Eine gelungene Ge-burtstagsfeier trägt zur Stärkung der kindlichen Persönlichkeit bei, erlebt sich das Kind doch als etwas Besonde-res, Einzigartiges. Gleichzeitig ist eine Geburtstagsfeier ein soziales Ereignis, das die Kindergruppe in ihrem Ge-meinschaftsgefühl stärkt. Schöne Er-lebnisse bleiben in Erinnerung, lösen auf Dauer positive Gefühle aus und wirken in die Zukunft. Erzieherinnen ist es ein Anliegen, den Kindern die-sen besonderen Tag zu einem Tag des Gelingens zu machen. Dazu gehört z. B., sich morgens Zeit zu nehmen für die Begrüßung des Geburtstagskindes, für Gespräche, sicherzustellen, dass die Gruppe über das Ereignis infor-miert ist, ein Geschenk vorzubereiten und einen Zeitraum für die Feier zu reservieren. „Ich freue mich mit dem Kind“, „Für mich ist es für diesen Tag der König/die Königin“, „Ich will es besonders hervorheben“, „Ich will es seiner Persönlichkeit und seinen Bedürfnissen angemessen durch sei-ne Feier geleiten“, das sind Aussagen meiner Kolleginnen. Doch haben die-se hehren Vorstellungen im oft trube-ligen Alltag einer Erzieherin auf Dauer eine Chance? Nach „Stolpersteinen“ gefragt, nennen die Kolleginnen die oft knappe Zeit, die Organisation, wie z. B. aufwändiges Essen, die Gefahr, einen Geburtstag zu vergessen (nach einem langen Wochenende oder den Kita-Ferien), die Feier als Stressaus-

löser, wenn man z. B. bei Personal-Engpässen sowieso schon am Limit arbeitet.

Schutzfaktoren gegen das Vergessen

Spätestens hier wird deutlich: Der Geburtstag gehört in das Konzept der Kita. Zu beleuchten sind hier Aspekte auf vier Ebenen: ¡ Welche Bedeutung hat der Ge-

burtstag für das einzelne Kind?¡ Was bedeutet der Geburtstag für

die Gruppe?¡ Wo findet die Feier ihren räum-

lichen Platz?¡ Welche Organisationsstrukturen

sorgen für einen guten Ablauf?

Geht man davon aus, dass eine Erzie-herin ihren Beruf rund 40 Jahre oder länger ausübt und dabei Gruppen mit 20 bis 25 Kindern betreut, kommt sie leicht auf rund 1 000 Geburtstage, die es im Laufe der Jahre zu feiern gilt. Routine! Immer das Gleiche! Schon wieder Geburtstag! Auch das noch, zu all dem andern Stress! Diese Haltung kann leicht von der Erzieherin Besitz ergreifen, kümmert sie sich nicht um „Schutzfaktoren“.

Für jedes Kind und dessen Fami-lie ist der Geburtstag ein besonders wichtiger Tag, wenn nicht der wich-tigste im ganzen Jahr. Ein Tag, den es zu würdigen gilt: als Freudentag für das Geburtstagskind, an dem ihm be-

sondere Aufmerksamkeit zusteht. Mit dem „Gießkannenprinzip“ erreicht man hier wenig, ist die Aufmerksam-keit doch individuell zu dosieren. In-trovertierte Kinder verkriechen sich beim „großen Bahnhof“ vielleicht in ihr Schneckenhaus, für die Extrover-tierten kann es nicht lebhaft genug zugehen. Welcher Erzieherin ist das noch nie passiert: Ein Kind mit Eltern im Schlepptau, bepackt mit Kuchen und erwartungsfrohem Gesicht, be-tritt den Gruppenraum und siedend-heiß fällt es einem ein: Stimmt ja, heute hat … Geburtstag! Also schnell umschalten und die Tagesplanung hinten anstellen.

Um solche Überraschungen zu ver-meiden, gibt es in unserer Kita einen Geburtstagskalender an zentraler Stel-le im Eingangsbereich. In einer Mo-natsübersicht sind alle Kinder mit ih-rem Geburtstag eingetragen. Auf dem Tagesblatt findet sich an den entspre-chenden Tagen das Foto des Geburts-tagskinds. So rückt der Geburtstag rechtzeitig ins Bewusstsein der Kinder und der Erzieherinnen. Jeder, der die Kita betritt, nimmt wahr, heute gibt es ein Geburtstagskind! Kurze Gespräche entstehen darüber, der eine oder an-dere zählt schon mal an der Monats- oder Jahresübersicht, wie lange es noch dauert bis zum eigenen Geburts-tag. Das Geburtstagskind wird als sol-ches wahrgenommen, viele Menschen gratulieren, freuen sich mit ihm, es entsteht Kommunikation, Empathie, gute Laune und eine positive Atmo-

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WERKSTATTGeburtstag feiern

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sphäre. So vermittelt die Kita ganz nebenbei eine bestimmte Haltung: Du bist wichtig, du stehst heute im Mittelpunkt, wir nehmen dich wahr. Selbstverständlich ist, dass es eine Zu-ständigkeit im Team für die Pflege und Gestaltung des Kalenders gibt.

Kein Stress!

Häufig kommt es vor, dass im Mittel-punkt der Geburtstagsfeier das Essen steht. Da werden ganze Frühstücks-buffets aufgefahren, warmes Essen oder eine Kuchenauswahl, die der Verkaufstheke des Bäckers in nichts nachsteht. Möglicherweise setzt es die Familie unter Stress: vor der Arbeit noch alles richten, trotzdem keine Hektik verbreiten, das Geburtstags-kind soll ja einen schönen Tagesan-fang haben, die Feier für nachmittags vorbereiten … Nachtschichten bei El-tern, die das schlechte Gewissen plagt, nicht perfekt zu sein, sind an der Ta-gesordnung. Wie wichtig es Eltern ist,

das „Richtige“ in der Kita abzuliefern, wurde mir deutlich, als ich im Inter-net nachschaute. In einem Forum ging es heiß her: Eltern, vorwiegend Mütter, diskutierten und entsandten Hilferufe, was wohl angemessen sei; ob man es wagen könne, „fertig Ge-kauftes“ zu liefern, ob Laugenbrezeln aus Weißmehl eventuell als zu unge-sund gelten könnten oder man mit Muffins als einfallslos dastehe. Das Ganze gipfelte darin, Geschenktüt-chen für alle Kinder der Gruppe zu pa-cken, möglichst pädagogisch wertvoll und bloß nicht mit billigem Plastik oder Süßkram. Das kann schnell ins Geld gehen und führt zu Konkurrenz-druck und schlechten Gefühlen.

Vermittelt sich die Haltung der Kita: „Hier steht das Kind im Mittel-punkt der Feier und nicht das Essen“ klar an die Eltern, kann das für alle Beteiligten sehr entlastend sein. Eine Kleinigkeit zum „aus der Hand essen“ ist völlig ausreichend. Niemand muss hier besonders originell sein, keiner muss ein Vermögen ausgeben. Der

Anspruch, „sich abzuheben“, etwas Besonderes zu liefern, liegt bei den Erwachsenen, nicht bei den Kindern. Kinder lieben Rituale, Wiederholun-gen und spüren mit ihren Antennen ganz klar die Haltung der Kita. Steht das Kind im Mittelpunkt oder das Essen? So wird es sich anspruchsvoll bezüglich des Essenswunsches äußern oder mit etwas Unkompliziertem, das allen schmeckt, einverstanden sein. Auf der Beliebtheitsliste in unserer Kita stehen Muffins, Laugengebäck und Mini-Eis am Stiel ganz oben. Am besten ist es, Eltern fragen ihre Kin-der, diese wissen, was passt. Prima, wenn es so läuft. Die Erzieherin kann sich auf das Geburtstagskind konzen-trieren und muss sich nicht um Ge-schirrberge und aufgeplatzte Würst-chen scheren.

Weniger ist mehr

Die Erfahrung in unserer Kita zeigt, dass es den Kindern völlig ausreicht,

Den eigenen und die Geburtstage der anderen kennen: persönliche hervorhebung und soziale einordnung zugleich  

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Haini feiert Geburtstag

Als ganz  junger Buntspecht habe  ich  im Juni 1993 auf  einem meiner erkundungsflüge diese Kinderta-gestätte entdeckt. Die fröhlichen Kinderstimmen und das  kunterbunte  treiben  zogen  mich  magisch  an. hier wollte ich künftig leben. ich wurde liebevoll auf-genommen, bekam ein wunderbares nest und hatte ab  sofort  einen  richtig  interessanten  Job: Maskott-chen der Kinder. Die Kita nennt sich „Die Buntspechte“ und ich erhielt den  namen  haini  –  schließlich  bin  ich  ein  echter hain-Gründauer. seitdem führe ich ein spannendes und  interessantes  Leben.  ich  begleite  die  Kinder durch  ihren  Alltag,  erlebe  viele  Abenteuer  und  bin bei  allen  Festen  und  Feiern  dabei. Mittlerweile  bin ich  sogar  richtig  berühmt:  Als  Logo  ziere  ich  den Briefkopf der Kita, mich gibt es als stempel und auf t-shirts,  zeitungen  berichten  von  mir,  und  ich  bin namensgeber  des naturspielraums  am Ort.  sogar in der Kita-hymne besingen mich die Kinder bei je-dem besonderen Anlass –  ich bin eben ein echtes Markenzeichen!Ohne angeben zu wollen, kann ich von mir behaup-ten, der beliebteste Mitarbeiter des hauses zu sein. Wenn ich was sage, hören alle zu. Wenn die Kinder 

mit mir sprechen, Bilder  für mich malen und Aben-teuer mit mir bestehen, pocht mein Vogelherz ganz laut  vor  Aufregung.  Dazuzugehören  und  so  viele Freunde zu haben, ist für mich das größte Glück.realisten behaupten zuweilen, ich sei nur eine hand-puppe.  Fantasiebegabte  Menschen  nehmen  mich dagegen als das wahr, was ich bin: ein sehr  leben-diges Wesen, welches das Gemüt der Jungen und Junggebliebenen  anspricht  und  sie  in  eine  bunte Welt voller Geschichten entführt. stellt  euch  vor,  am  14.  Juni  war  mein  Geburtstag. ich bin  jetzt  20  Jahre  alt! Meinen Geburtstag habe ich mit  allen  kleinen  und  großen  Buntspechten  im Wald  gefeiert.  Mein  kleines  Buntspechtherz  hüpfte vor Freude als alle sangen: „Wie schön, dass du ge-boren bist, wir hätten dich sonst sehr vermisst.“ Die Kinder haben mich mit selbstgebasteltem und schö-nen Bildern beschenkt. Und da alle Buntspechte an ihrem ehrentag eine Geburtstagskrone bekommen, war  tatsächlich  auch  eine  für mich  vorbereitet. Da-mit hätte ich nicht gerechnet – aber Jette hat daran gedacht und eine silberne Glitzerkrone mit kleinen, blauen Federn  für mich gemacht. natürlich gab es auch ein Festmahl, mein Lieblingsessen: Würmer!

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WERKSTATTGeburtstag feiern

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ihren Geburtstag im Rahmen des täglichen Gruppenkreises von 30 Minuten Dauer zu feiern. Da ist Zeit genug für Rituale, ein Spiel, den Ge-burtstagsschmaus und natürlich das Geschenk. Weniger ist mehr! Mega-Events müssen nicht sein. Feste ge-stalten, Gemeinschaft leben ist Inhalt aller gängigen Bildungspläne. Schade, wenn Kinder im Kita-Alter mehr oder weniger unbewusst schon lernen: Eine Feier zu organisieren bedeutet Stress, alle sind angespannt! Nicht zuletzt verhindert Stress, dass unsere Kinder gut lernen können.

Eine Festvorbereitung ist etwas Spannendes und macht Spaß – diese Erkenntnis sollte sich in den Köpfen der Kinder festsetzen. Hier können Kinder eine ganze Menge lernen und sich mit all ihren Fähigkeiten einbrin-gen. Wer weiß besser als die Freunde des Geburtstagskindes, welches das richtige Geschenk ist? Ein Geschenk schön zu verpacken, Schleifen und Geschenkpapier auszuwählen, ist spannend. Beim Vorbereiten des Ge-schirrwagens ist, wer zählen kann, klar im Vorteil. So wird die Festvor-bereitung zum Lern- und Bildungsan-reiz für die ganze Gruppe. Im Laufe

eines Kindergartenjahres entwickeln die Kinder Routine in der organisato-rischen Vorbereitung und Initiative in der inhaltlichen Gestaltung der Feier, sodass sich die Erzieherin überflüssig macht. Wie schön ist es doch dann, sich als Erzieherin entspannt auf die Situation einzulassen und gemeinsam mit den Kindern zu genießen.

Eigene Ansprüche überdenken

Sie fragen sich, wie das gelingen kann? Wenn wir unsere eigene Anspruchs-haltung als Erwachsene überdenken, uns in das Kind hineinversetzen, uns mal an unsere Kindergeburtsta-ge erinnern, was damals schön war, bringt uns dies auf die richtige Spur. Geburtstag zu feiern, im Mittelpunkt zu stehen, ist eine hoch emotiona-le Situation. Ein paar Gedanken im Voraus, was die Persönlichkeit dieses Geburtstagskindes ausmacht, wie es wohl reagiert und was ihm Freude macht, hilft, dass es kein Geburtstag „von der Stange wird“ und das Indivi-duelle nicht zu kurz kommt.

In unserer Kita ist es üblich, im Geburtstagsmonat ein Entwicklungs-

gespräch mit der Familie zu führen. Hier ist es hilfreich, Synergieeffekte zu nutzen. Die Überlegungen zum Geburtstag führen dazu, sich Gedan-ken um die Entwicklung, die Vor-lieben und Besonderheiten des Ge-burtstagskinds zu machen. Jetzt noch einen Geburtstagsbrief zu verfassen, ist ein vergleichsweise geringer Auf-wand und ein wichtiger Meilenstein im Portfolio oder dem, wie es bei uns heißt, Erinnerungsbuch.

Das Kind am Geburtstag mit der Gruppe zu fotografieren und die wichtigen Eckpunkte der Feier kurz festzuhalten, helfen dem Kind, sich später an diesen besonderen Tag zu erinnern und der Erzieherin, genau diesen Geburtstag und dieses Geburts-tagskind noch einmal bewusst wahr-zunehmen. Wenn zudem Erzieherin-nen ihren eigenen Geburtstag mit den Kindern feiern, geben sie diesen die Chance, am Modell zu lernen und können so indirekt steuern, was am Geburtstag zählt. So gelingt es ganz bestimmt, die Lernfreude der Kinder und der Erwachsenen am Leben zu halten und einen großen Teil der tau-send Geburtstage lebendig und indi-viduell zu gestalten. ■

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sind alle Kinder mit ihren 

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