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Ob durchs Wadi Nossob oder den Pfälzer Wald, mitJutta Kleinschmidts Rallye-BMW macht Pflügen Spaß

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Sie ist die erfolgreichsteRallye-Pilotin der Welt.Allein an der Rallye Dakar

hat Jutta Kleinschmidt 17 Malteilgenommen, dabei als eine derwenigen auf zwei und vierRädern, und die Härteprüfungals erste und bislang einzige Fraugewonnen. Ihren historischenGesamtsieg errang die Ingenieu -rin 2001 im Mitsubishi Pajero.Und dieser Geländewagen bildetin gewisser Weise auch den

Startpunkt für den Wiederauf-bau ihrer BMW R 100 GS von1992. Denn das Motorrad sollteeigentlich neben dem Sieger autoin einer Sonderausstellung zumThema Rennsport ab November2015 im PS.Speicher in Einbeckstehen. „Allerdings hatte dieBMW inzwischen eine andereLackierung als bei der Rallye, derHeckanbau fehlte, und auch derrestliche Zustand ließ eine kurz-fristige Präsentation nicht zu“,

erinnert sich Ulrich Beppler anden Grund für einen völligenNeubeginn. Der Zweirad-Mechanikermeister renoviertein seiner Landauer Werkstatt be -kanntlich schon KleinschmidtsHPN-BMW von 1987 (siehe„BMW Motorräder“ 48).

Und nun galt seine Heraus-forderung ihrer Sieger maschine,mit der sie den ersten Platz derDamenwertung und den 23.Platz im Gesamtklassement bei

der Rallye Paris-Kapstadt er -reicht hatte. Diese einzigartigeVariante der legendären Mara-thonveranstaltung nahm 1992noch mehr Zeit und Strapazenin Anspruch als sowieso schon.Sie durchquerte nämlich ganzAfrika auf über 12 000 Kilo -metern, mit doppelt so vielenPrüfungskilometern wie bei derersten Paris-Dakar 1979. Nachdem traditionellen Start in Frank -reich staubte sie drei Wochen

Siegerportrait: Schrammen und Schmutz erzählen die Geschichte des Klassensiegs bei Paris-Kapstadt

Siegermaschine: 1992 ein modifiziertes Serienmotorrad, keine HPN-BMW wie bei Juttas erstem Dakar-Start 1988

Jutta Klein-schmidt fährt seit 1987 BMW und fährt Rallye,Enduro, Straßen-rennen, ob Motor-rad oder Auto

JENSEITS VON DAKAR„Die Dakar“ steht als fester Begriff für die wohl härteste Rallye der Welt. Und dassdie gleichnamige Ausführung der BMW R 100 GS auch für noch viel weiter taugt,bewies Jutta Kleinschmidt bei der Rallye Paris-Kapstadt 1992. Genau dieseMaschine ist nun, nach 25 Jahren, bei MTS in Landau wiederbelebt worden

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lang von Libyen durch Nigerund Tschad nach Zentralafrika,durchquerte dabei Sahara undSahel, berührte nach Kamerunden Atlantischen Ozean an derWestküste Angolas, versank inNamibia in den Fluten plötz-lich angeschwollener Wadisund schaffte es schließlich bisganz hinunter nach Kapstadt inSüdafrika. Dieses materialmor-dende Motorsport-Abenteuerhatte an der BMW seine Spurenhinterlassen – und sollte sicht-bar fortleben. „Mit LackiererMichael Schönen zusammenentstand die Idee, das Gerät sozu gestalten, als käme es direktvon der Rallye“, weist Bepplerauf den gelungenen Lackeffekthin. Diesen Ansatz besprach erzuvor mit Jutta Kleinschmidt,und dann ging’s los.

Im ersten Schritt wurde dasMotorrad komplett zerlegt undeisgestrahlt. So offenbarte sichdie kalte Wirklichkeit mit ihrerHerausforderung, viele Teileirgendwo auftreiben zu müssen,denn die geschundene BMW sahim wahrsten Sinne des Worteswüst aus. „Beide Felgen hattenDurchschläge, und natürlichmussten die Radlager gewech-selt werden.“ Ausrüstungen wiedie Handprotektoren fehltenebenso wie das komplette Heckinklusive hinterem Kotflügelund Zusatztank. „Die Beschaf-fung stellte sich schwierig dar,da es gebrauchte Teile sein soll-ten“, so Beppler. Und nach derSucherei mussten dann gefunde -ner Heckrahmen und Zusatztankkompatibel gemacht werden.Fürs gegenüberliegende Ende

hingen beide Gabelstand rohreverbogen im Wind, und dieGabel brauchte eine Komplett-sanierung. Immerhin konntenhier im Verborgenen Neuteilezum Einsatz kommen, samt lin-kem Dämpferrohr mit Dämp-ferventil, das defekt war. Selbst-redend saßen die Bremskolbender vorderen Scheibenbremsefest im Sattel, mussten gangbarund mit Reparatursatz auf Vor-dermann gebracht werden. Undeine neue Bremsleitung gehörtenach über 20 Jahren allemal zumPflichtprogramm.

Die R 100 GS war ja die ersteBMW mit der Paralever-Hinter -radaufhängung, die Lastwechselweiter reduzierte als das vor-hergehende Monolever, undman muss sich nochmals klarmachen, dass hier eine Serien-

maschine durch die afrikanischeWildnis geprügelt worden war.Teile wie die Schwinge durftenlaut Reglement nicht getauschtwerden, weshalb sie von derRallye-Leitung eine spezielleFarbmarkierung erhielt. „DieSchwinge war völlig ausge-schlagen, und zum Glück fandich tauglichen Ersatz mit ähn -licher Patina in unserem Lager-bestand“, erklärt der Umbau-spezialist. „Die Farbmarkierun-gen mussten wir halt rekon-struieren.“ Die Kardanwellelag ebenfalls im vorrätigenTeilebestand bei MTS, und der Achsantrieb bedurfte derRevision. Das originale White-Power-Federbein der BMWbrachte schließlich die FirmaTriple Tuning wieder auf denneuesten Stand. �

Zeitzeugen: IMO-Tacho und Tripmaster sind original, dasfehlende Roadbook fand sich beiTouratech im Fundus

Fernbedienung: Für die Rallye-Instrumente ergänzen zusätzliche Schalter die serien-mäßige Ausstattung

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Aufgerödelt mit Zusatz-leuchte, Zusatztank und Werkzeugrollesetzen die nachgefertigten Aufkleber

das i-Tüpfelchen

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Das Wüstenschiff baggerte mit vergleichsweise

schmaler Hinterhand, gegenübereiner heutigen GS Adventure

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TECHNISCHE DATEN: KLEINSCHMIDT-BMW R 100 GS RALLYEPreis: keine Angabe (unverkäufliches Einzelstück)Leistung: maximal zirka 60 PS (44 kW) bei 6500/min, Drehmoment 76 Nm bei 3750/minMotor: Viertakt-Zweizylinder-Boxermotor, luft-ölgekühlt. Zwei Ventile pro Zylinder. Bohrung x Hub94,0 x 70,6 mm, Hubraum 980 ccm, Verdichtung 8,5. Zwei Bing-Gleichdruckvergaser � 40 mm,Krümmer und Vorschalldämpfer original mit Fuchs-Endschalldämpfer. Elektrostarter. HPN-Kupp-lung, Fünfganggetriebe, KardanFahrwerk: Doppelschleifen-Stahlrohrrahmen, vorn originale Telegabel, Federweg 225 mm, hintenParalever-Einarmschwinge mit originalem BMW WP-Federbein, Federweg 180 mm. Drahtspeichen -räder mit Michelin Desert, vorn 90/90-21, hinten 140/80-17. Vorn Scheibenbremse � 285 mm,mit Brembo-Sattel, hinten Trommelbremse, � 200 mm. Carbon-Tank, Inhalt 37 Liter plus Heck-tank, Inhalt 7,5 Liter. Sitzhöhe zirka 860 mm. Gewicht vollgetankt zirka 230 kgKontakt: Ulrich Beppler, MTS Motorradtechnik Südpfalz, Im Grein 1c, 76829 Landau, Telefon(06341) 96 90 596, Internet www.mts-motorradtechnik.de

Mal wieder am Ziel: Uli Beppler

Ähnlich der anderen Kom-ponenten sollte auch das Doppel -herz des Boxers einerseits wiedervolle Kraft erlangen, anderer-seits aber nicht neu aussehen.Natürlich wurde der Motorkomplett zerlegt und überholt,wobei sich Kolben und Zylinderals total verschlissen zeigten.„Hier musste ich wieder Gutemit äußerlicher Patina finden“,erläutert Beppler einmal mehrdie Problematik. Original-Köpfe sowie die 40er Bing-Gleichdruckvergaser konnte erdagegen behalten, nachdem sietechnisch überholt waren.Anders wieder die Abgasfüh-rung: „Beide Krümmer warenzum Sammler hin so verrostet,dass nur die Schrott-Tonneübrig blieb.“ Auch hier musstenhübsch alte besorgt werden, diein den Fuchs-End schalldämpfermünden durften. Das gleicheSpiel beim Zubehör: „Der linkeZylinderschutzbügel fehlte, und

der Teilemarkt war gerade leer-gefegt. Also wurde ein Ver-chromter besorgt, entchromt,neu beschichtet und dann mitRallye-Spuren nachbearbeitet.“Das fehlende Roadbook-Ge -häuse kam von Touratech, dienach ihrem Umzug noch einGebrauchtes fanden. Der zuge-hörige Kabelbaum wuchs dannbei MTS zum noch funktions-fähigen Fernbedienungsschalterund wurde für die Rallye-Instrumente mit Tripmasterwieder fruchtbar gemacht. DieInstrumente selbst benötigteneine penible Durchsicht.

Wie ein Märchen aus Tausend -undeine Nacht mutet an, dassauf der transkontinentalen Hatz1992 der Tank keinen eklatantenSchaden genommen hatte. Erwäre in dieser Form unersetz -lich gewesen, denn er wurde alsEinzelstück für die Rallye Paris-Kapstadt aus Carbon angefer-tigt, mit rund 37 Liter Volumen

und zwei Einfüllstutzen. Bliebenur noch der mit Echtlederbezogene Sitz, der im RückenJutta Kleinschmidts Namenträgt. „Und mit Hilfe unsererWerbeagentur wurden noch dieAufkleber von damals nach -gefertigt“, freut sich abschlie-ßend Ulrich Beppler. Kurz vorWeihnachten 2016 konnte ersomit den langwierigen Boxen -stop be enden und jetzt, EndeFebruar 2017, nach Einbeck zumPS.Speicher, wo Kurator AndySchwietzer das Prachtstückstrahlend entgegen nahm.

Nach 25 Jahren dokumentierenZylinder, Motorgehäuse oder Fuchs-Rohr angemessen dieHistorie der Maschine

Handschriftliches Zeugnis aus Südafrika: „Links fahren!“Heute gewährt der Echtledersitz einenHauch Luxus