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Mit 12 Sachen quer durch Deutsch- land und zurück ! Ein Törn der etwas anderen Art und einem hohen Erho- lungsfaktor. Still und ohne Hast fließt die Mosella vor unserem Hafenbecken vorbei. So wurde die Mosel von den Römern auch genannt, abgeleitet von der kel- tischen Namensform Moseal über die lateinische Bezeichnung Mosella na- mensbeeinflusst von der parallel flie- ßenden Maas. Die Mosel ist 544 km lang, der größte Nebenfluss des Rheins, fließt durch die Länder Frank- reich, Luxemburg und Deutschland, wobei die Bundesländer Saarland und Rheinland-Pfalz durchquert wer- den und bei Koblenz am deutschen Eck in den Rhein mündet. Bereits zu Römers Zeiten im 4. Jahrhundert wurde die Mosel als Transportwas- serweg für Handelsgüter - insbeson- dere für Weinfässer aus Eichenholz - für die römischen Legionen - genutzt. Die Römer wussten bereits damals schon, dass der Wein hier gut ge- deiht und hervorragende Spitzenwei- ne hier erzeugt werden, denn nicht umsonst befindet sich in dieser Regi- on das größte Steillagenweinanbau- gebiet der Welt. So ist es auch nicht verwunderlich, dass in diesem Gebiet einer der ältesten römischen Städte - Trier - und der älteste Weinort Deutschlands - Neumagen - liegen. Grund genug an der Mosel seinen Urlaub zu verbringen egal ob mit Boot, Caravan, Zelt, Fahrrad oder auf Schusters Rappen, in den vielen Weinorten und Straußwirtschaften einzukehren und einen guten Trop- fen, mit einer kleinen Brotzeit, zu ge- nießen. Erstes Grün zeigt sich an Bäumen und Sträuchern. Die Pfirsichbäume in den Weinbergen blühen und es duftet nach frischem Grün. Nebel steigt von der Mosel an den Weinhängen auf. Tau fängt sich in Spinnennetzen am Wegesrand und glänzen wie kleine Diamanten im morgendlichen Son- nenlicht der aufgehenden Sonne. Der Frühling hat Einzug gehalten an der Mosel, genauer gesagt in Neumagen-Dhron, und unser Aus- gangshafen für den diesjährigen Törn von rund 7 Wochen von West nach Ost und zurück. Die Hauptsai- son hat noch nicht begonnen, der goldene Mai, mit seinen vielen Block- wochenenden, liegt vor uns, und wir erhoffen uns eine schöne Zeit für die nächsten Wochen. Nachdem die Kinder uns im großen und ganzen nicht mehr brauchen, machen wir unseren gemeinsamen Traum, eine längere Fahrt mit der Barbarella, dieses Jahr zum ersten Mal war. Mein Büro habe ich kurzer Hand auf´s Boot verlegt mit Internet, Fax, Telefon, Drucker, Kopierer und Scanner, so dass ich gut vernetzt, der Dinge abwarten kann, die da kommen. Und gleich vorneweg, jeder kann so eine Auszeit nehmen, da muss man kein Bootsbesitzer sein. Solch eine Auszeit auf Zeit ist mit jedem Fortbewegungsmittel und für Jedermann möglich. Denn mur Men- schen, die sich allzu wichtig nehmen und beruflich so gefordert werden, als gelte es das Unternehmen oder sogar die Welt zu retten, werden frü- her oder später für Ihre persönliche Wichtigkeit bestraft, hat den Weg und das Leben verpasst und kann nichts aber auch gar nichts erzählen, denn eines sollte jedem klar sein, das letzte Hemd hat keine Taschen. Am Sonntagabend - 22.04.2012 - kommen wir in Neumagen-Dhron an. Auspacken ist heute nicht mehr. Wir machen uns einen schönen Abend und gehen zunächst einmal im - Gra- fenkeller - ein schönes Corden Bleu mit einer ordentliche Portion Pom- mes essen und danach schauen wir fern. Abends fängt es an zu regnen. Ich habe mir eine neue Wetterstation von Bresser mit Windfahne und Re- gensensor gekauft und auf dem Ge- räteträger montiert. Das Ding leistet sehr gute Dienste und ich kann nun auch mein lokales Wetter ohne Inter- netzugang direkt ablesen. So bin ich noch besser informiert und kann bei starken Wetterschwankungen besser reagieren und entsprechende Vor- kehrungen treffen. Der Montag und Dienstag sind bestimmt mit aufräu- men und Verstauen von Dingen, die wir in den nächsten Wochen benöti- gen, oder es zumindest zu meinen, dass wir Sie benötigen. So habe ich meine ganze Werkstatt von zu Hau- se dabei. Darüber hinaus habe ich in den letzten Monate umfangreiche Er- satzteile besorgt, so dass nichts schief gehen dürfte. Dienstags wird das Wetter zunehmend schlechter. Ein Tief über England mit gerade mal 998 hPa ist stark ausgeprägt und bringt uns ständige heftige Regen- schauer mit gerade mal Temperatu- ren um die 10 -13 Grad. Am Diens- tagabend sind wir endlich fertig. Die Maschine und Aggregate sind alle überprüft und probegelaufen. Wir machen zum Abschluss der Über- prüfungsarbeiten noch eine kurze Probefahrt auf der Mosel von etwa 10 km. Unser Schiff - die Barbarella - haben wir nun komplett durchgecheckt, voll- getankt und Proviant sowie Getränke für die nächsten Wochen gebunkert, so dass wir nur noch Frischware ab und an kaufen müssen. Wir sind trotz mäßigen Wetters guter Dinge und starten an einem Mittwochmor- gen den 25.04.2012 unter grauen wolkenbehangenem Himmel Mosel abwärts. Das Wetter hat sich die letzten Tagen stark verschlechtert, und das Tief über England bestimmt weiterhin unser Wetter, aber am Wo- chenende soll es besser werden. Die Mosel führt nach unserer Auffassung auf Grund der voran gegangenen Regenfällen etwas mehr Wasser. Auf jeden Fall schiebt sie mit etwa 2-3 km pro Stunde zu Tal und so fahren wir mit rund 13 Stundenkilometer und 1500 Umdrehungen pro Minute Richtung Koblenz. Wir wollen heute noch Zell an der Mosel erreichen. Dank Funk an Bord kommen wir auch sehr gut voran und ab der Schleuse Wintrisch haben wir den Frachter “Big Ben” vor uns der uns bis Zell die Schleusen freimachen wird. Aber leider hat die Saison noch nicht begonnen und der Stadtanleger von Zell a. d, Mosel ist noch nicht im Wasser. So müssen wir weiter fah- ren bis nach Bullay. Dort liegen wir an einem festen Wasserwanderrast- platz (abgek. WwRpl.). direkt an der Mosel aber zentrumsnah. Der erste Tag ist geschafft. Bullay ist ein klei- nes Städtchen mit verwinkelten heimeligen Gassen, mit altem Fach- werkbauten und zahlreichen Einkehr- möglichkeiten, wo es typisch mosel- ländische Spezialitäten gibt. Ein Highlight ist das jährliche Bullayer Herbstfest. Obwohl wir im Strom lie- gen, wird es eine ruhige Nacht. Am Morgen beim Gassi gehen mit Leo auf der Moselpromenade fährt ein Schubverband mit 160 m an uns vor- bei talwärts. Bedeutet für mich, dass ich mir Zeit lassen kann, denn mit dem können wir nicht mit schleusen, da Kammer dann voll mit Schiff ist. Wir legen etwa 30 Min. später ab und fahren bei Regen, Temperaturen um die 7 bis 10 Grad und sehr star- kem Wind weiter talwärts und ge- langen nach 20 Min. an unsere erste Schleuse. Der Tag kann beginnen. Da es nachts stark geregnet hat (laut Wetterstation 10 mm) führt die Mosel noch mehr Wasser und hat nach meinen Einschätzungen heute gut und gerne 3-4 Stundenkilometer drauf. An Engstellen stellenweise mehr. So machen wir bei mäßigen Drehzahlen von gerade mal 1500 U/min gute Fahrt mit etwa 13-14 km/h zu Tal. An Engstellen sogar über 15 km/h. Die Strömung auf der Mosel nimmt je näher wir dem Rhein kommen weiter zu und was sich in der Fahrrinne als angenehm erweist - wir kommen ja schließlich rasch voran - rächt sich im Oberwasser der Schleusen. Bei starkem Wind von 2- 3 bft und einer relativ hohen Restströmung der Mosel im Ober- wasser der Schleusen - schieben wir ohne Antrieb - mit ca. 3 km/h - in die Schleusen rein. Ich muss ständig mit dem Rückwärtsgang Schub nach vorne raus nehmen, leider mit dem Resultat, dass ich dann in den Schleusen weniger gut manövrieren kann und logischer Weise so mehr oder minder gut in die Schleusen einfahre, da Wind und Strömung ein- fach zu stark sind. So kommt es wie es kommen muss an unserem zwei- ten Tag auf der Mosel. In der Schleu- se Lehmen müssen wir mit einem Flusskreuzfahrschiff mit schleusen und das verursacht - bei laufenden Maschinen - eine erhebliche Unterwasserströmung in der Schleu- se. Um aber halbwegs manövrier fähig zu bleiben muss ich zumindest mit Standgas fahren. Das erhöht aber gleichzeitig mit Wind und Rest- strömung im Oberwasser die Anlege- geschwindigkeit auf gut 5-6 km/h was entscheidend zu viel ist. Ich be- komme die Barbarella einfach nicht auf Kurs und somit an den Rand. Ich treibe hinter dem Kreuzfahrer von links (Backbordseite) nach rechts (Steuerbordseite), stelle dabei fasst die Barbarella wegen der Unterwas- serströmung quer und erhalte auch noch gleichzeitig vom Schleusenwär- ter über Funk meinen ersten An- schiss für diesen Tag. Dabei sind doch überall Kameras montiert und der muss doch sehen, dass ich Pro- bleme durch Wind und Strömung habe. Naja da heißt es nur absolute Ruhe bewahren, nicht schreien, nicht fluchen sondern Vollgas zurück - damit ich nicht noch auf den Vorder- mann auflaufe - Schiff stabilisieren auf Kurs bringen und dann irgendwie am Schleusenrand anlegen und festmachen. Ich schaffe das, aber leider stoße ich hierbei mit unserem Schiffchen ein wenig unfreundlich am Schleusenrand an. Der Stahl le- be hoch. Aber es werden sicherlich noch einig Stößchen hi und da fol- gen. Mal abwarten. Mit böigem Wind und Hochwasser laufen wir den Yachthafen (YH) Win- ningen an, der letzte Haltepunkt an der Mosel. Zum Winninger YH gibt Ab und Fort - Quer durch Deutschland nach Berlin, zur Mecklenburgischen Seenplatte und zurück (Teil 1)

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Mit 12 Sachen quer durch Deutsch-land und zurück ! Ein Törn der etwasanderen Art und einem hohen Erho-lungsfaktor.

Still und ohne Hast fließt die Mosellavor unserem Hafenbecken vorbei. Sowurde die Mosel von den Römernauch genannt, abgeleitet von der kel-tischen Namensform Moseal über dielateinische Bezeichnung Mosella na-mensbeeinflusst von der parallel flie-ßenden Maas. Die Mosel ist 544 kmlang, der größte Nebenfluss desRheins, fließt durch die Länder Frank-reich, Luxemburg und Deutschland,wobei die Bundesländer Saarlandund Rheinland-Pfalz durchquert wer-den und bei Koblenz am deutschenEck in den Rhein mündet. Bereits zuRömers Zeiten im 4. Jahrhundertwurde die Mosel als Transportwas-serweg für Handelsgüter - insbeson-dere für Weinfässer aus Eichenholz -für die römischen Legionen - genutzt.Die Römer wussten bereits damalsschon, dass der Wein hier gut ge-deiht und hervorragende Spitzenwei-ne hier erzeugt werden, denn nichtumsonst befindet sich in dieser Regi-on das größte Steillagenweinanbau-gebiet der Welt. So ist es auch nichtverwunderlich, dass in diesem Gebieteiner der ältesten römischen Städte -Trier - und der älteste WeinortDeutschlands - Neumagen - liegen.Grund genug an der Mosel seinenUrlaub zu verbringen egal ob mitBoot, Caravan, Zelt, Fahrrad oder aufSchusters Rappen, in den vielenWeinorten und Straußwirtschafteneinzukehren und einen guten Trop-fen, mit einer kleinen Brotzeit, zu ge-nießen.

Erstes Grün zeigt sich an Bäumenund Sträuchern. Die Pfirsichbäume inden Weinbergen blühen und es duftetnach frischem Grün. Nebel steigt vonder Mosel an den Weinhängen auf.Tau fängt sich in Spinnennetzen amWegesrand und glänzen wie kleineDiamanten im morgendlichen Son-

nenlicht der aufgehenden Sonne.Der Frühling hat Einzug gehalten ander Mosel, genauer gesagt inNeumagen-Dhron, und unser Aus-gangshafen für den diesjährigenTörn von rund 7 Wochen von Westnach Ost und zurück. Die Hauptsai-son hat noch nicht begonnen, dergoldene Mai, mit seinen vielen Block-wochenenden, liegt vor uns, und wirerhoffen uns eine schöne Zeit für dienächsten Wochen.

Nachdem die Kinder uns im großenund ganzen nicht mehr brauchen,machen wir unseren gemeinsamenTraum, eine längere Fahrt mit derBarbarella, dieses Jahr zum erstenMal war. Mein Büro habe ich kurzerHand auf´s Boot verlegt mit Internet,Fax, Telefon, Drucker, Kopierer undScanner, so dass ich gut vernetzt,der Dinge abwarten kann, die dakommen. Und gleich vorneweg, jederkann so eine Auszeit nehmen, damuss man kein Bootsbesitzer sein.Solch eine Auszeit auf Zeit ist mitjedem Fortbewegungsmittel und fürJedermann möglich. Denn mur Men-schen, die sich allzu wichtig nehmenund beruflich so gefordert werden,als gelte es das Unternehmen odersogar die Welt zu retten, werden frü-her oder später für Ihre persönlicheWichtigkeit bestraft, hat den Wegund das Leben verpasst und kannnichts aber auch gar nichts erzählen,denn eines sollte jedem klar sein,das letzte Hemd hat keine Taschen.

Am Sonntagabend - 22.04.2012 -kommen wir in Neumagen-Dhron an.Auspacken ist heute nicht mehr. Wirmachen uns einen schönen Abendund gehen zunächst einmal im - Gra-fenkeller - ein schönes Corden Bleumit einer ordentliche Portion Pom-mes essen und danach schauen wirfern. Abends fängt es an zu regnen.Ich habe mir eine neue Wetterstationvon Bresser mit Windfahne und Re-gensensor gekauft und auf dem Ge-räteträger montiert. Das Ding leistet

sehr gute Dienste und ich kann nunauch mein lokales Wetter ohne Inter-netzugang direkt ablesen. So bin ichnoch besser informiert und kann beistarken Wetterschwankungen besserreagieren und entsprechende Vor-kehrungen treffen. Der Montag undDienstag sind bestimmt mit aufräu-men und Verstauen von Dingen, diewir in den nächsten Wochen benöti-gen, oder es zumindest zu meinen,dass wir Sie benötigen. So habe ichmeine ganze Werkstatt von zu Hau-se dabei. Darüber hinaus habe ich inden letzten Monate umfangreiche Er-satzteile besorgt, so dass nichtsschief gehen dürfte. Dienstags wirddas Wetter zunehmend schlechter.Ein Tief über England mit gerade mal998 hPa ist stark ausgeprägt undbringt uns ständige heftige Regen-schauer mit gerade mal Temperatu-ren um die 10 -13 Grad. Am Diens-tagabend sind wir endlich fertig. DieMaschine und Aggregate sind alleüberprüft und probegelaufen. Wirmachen zum Abschluss der Über-prüfungsarbeiten noch eine kurzeProbefahrt auf der Mosel von etwa10 km.

Unser Schiff - die Barbarella - habenwir nun komplett durchgecheckt, voll-getankt und Proviant sowie Getränkefür die nächsten Wochen gebunkert,so dass wir nur noch Frischware abund an kaufen müssen. Wir sindtrotz mäßigen Wetters guter Dingeund starten an einem Mittwochmor-gen den 25.04.2012 unter grauenwolkenbehangenem Himmel Moselabwärts. Das Wetter hat sich dieletzten Tagen stark verschlechtert,und das Tief über England bestimmtweiterhin unser Wetter, aber am Wo-chenende soll es besser werden. DieMosel führt nach unserer Auffassungauf Grund der voran gegangenenRegenfällen etwas mehr Wasser. Aufjeden Fall schiebt sie mit etwa 2-3km pro Stunde zu Tal und so fahrenwir mit rund 13 Stundenkilometerund 1500 Umdrehungen pro MinuteRichtung Koblenz. Wir wollen heutenoch Zell an der Mosel erreichen.Dank Funk an Bord kommen wirauch sehr gut voran und ab derSchleuse Wintrisch haben wir denFrachter “Big Ben” vor uns der unsbis Zell die Schleusen freimachenwird.

Aber leider hat die Saison noch nichtbegonnen und der Stadtanleger vonZell a. d, Mosel ist noch nicht imWasser. So müssen wir weiter fah-ren bis nach Bullay. Dort liegen wiran einem festen Wasserwanderrast-platz (abgek. WwRpl.). direkt an derMosel aber zentrumsnah. Der ersteTag ist geschafft. Bullay ist ein klei-nes Städtchen mit verwinkeltenheimeligen Gassen, mit altem Fach-werkbauten und zahlreichen Einkehr-möglichkeiten, wo es typisch mosel-ländische Spezialitäten gibt. EinHighlight ist das jährliche BullayerHerbstfest. Obwohl wir im Strom lie-gen, wird es eine ruhige Nacht. AmMorgen beim Gassi gehen mit Leoauf der Moselpromenade fährt einSchubverband mit 160 m an uns vor-bei talwärts. Bedeutet für mich, dassich mir Zeit lassen kann, denn mit

dem können wir nicht mit schleusen,da Kammer dann voll mit Schiff ist.Wir legen etwa 30 Min. später abund fahren bei Regen, Temperaturenum die 7 bis 10 Grad und sehr star-kem Wind weiter talwärts und ge-langen nach 20 Min. an unsere ersteSchleuse. Der Tag kann beginnen.Da es nachts stark geregnet hat (lautWetterstation 10 mm) führt die Moselnoch mehr Wasser und hat nachmeinen Einschätzungen heute gutund gerne 3-4 Stundenkilometerdrauf. An Engstellen stellenweisemehr. So machen wir bei mäßigenDrehzahlen von gerade mal 1500U/min gute Fahrt mit etwa 13-14km/h zu Tal. An Engstellen sogarüber 15 km/h. Die Strömung auf derMosel nimmt je näher wir dem Rheinkommen weiter zu und was sich inder Fahrrinne als angenehm erweist- wir kommen ja schließlich raschvoran - rächt sich im Oberwasser derSchleusen. Bei starkem Wind von 2-3 bft und einer relat iv hohenRestströmung der Mosel im Ober-wasser der Schleusen - schieben wirohne Antrieb - mit ca. 3 km/h - in dieSchleusen rein. Ich muss ständig mitdem Rückwärtsgang Schub nachvorne raus nehmen, leider mit demResultat, dass ich dann in denSchleusen weniger gut manövrierenkann und logischer Weise so mehroder minder gut in die Schleuseneinfahre, da Wind und Strömung ein-fach zu stark sind. So kommt es wiees kommen muss an unserem zwei-ten Tag auf der Mosel. In der Schleu-se Lehmen müssen wir mit einemFlusskreuzfahrschiff mit schleusenund das verursacht - bei laufendenMaschinen - e ine erhebl icheUnterwasserströmung in der Schleu-se. Um aber halbwegs manövrierfähig zu bleiben muss ich zumindestmit Standgas fahren. Das erhöhtaber gleichzeitig mit Wind und Rest-strömung im Oberwasser die Anlege-geschwindigkeit auf gut 5-6 km/hwas entscheidend zu viel ist. Ich be-komme die Barbarella einfach nichtauf Kurs und somit an den Rand. Ichtreibe hinter dem Kreuzfahrer vonlinks (Backbordseite) nach rechts(Steuerbordseite), stelle dabei fasstdie Barbarella wegen der Unterwas-serströmung quer und erhalte auchnoch gleichzeitig vom Schleusenwär-ter über Funk meinen ersten An-schiss für diesen Tag. Dabei sinddoch überall Kameras montiert undder muss doch sehen, dass ich Pro-bleme durch Wind und Strömunghabe. Naja da heißt es nur absoluteRuhe bewahren, nicht schreien, nichtfluchen sondern Vollgas zurück -damit ich nicht noch auf den Vorder-mann auflaufe - Schiff stabilisierenauf Kurs bringen und dann irgendwieam Schleusenrand anlegen undfestmachen. Ich schaffe das, aberleider stoße ich hierbei mit unseremSchiffchen ein wenig unfreundlicham Schleusenrand an. Der Stahl le-be hoch. Aber es werden sicherlichnoch einig Stößchen hi und da fol-gen. Mal abwarten.

Mit böigem Wind und Hochwasserlaufen wir den Yachthafen (YH) Win-ningen an, der letzte Haltepunkt ander Mosel. Zum Winninger YH gibt

Ab und Fort - Quer durch Deutschland nach

Berlin, zur Mecklenburgischen Seenplatte

und zurück (Teil 1)

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es nicht viel zu sagen. Viel zu groß,weit weg vom Ortszentrum, nichtschön gelegen und mit 22,75 Euro-nen die Nacht - ohne Strom undWasser - viel zu teuer. Kein Wunderdass dieser Hafen seit Jahren Proble-me hat, was man so aus diversenKreisen hört. Für uns heißt das zu-künftig, lieber durchfahren, ein wenigmehr Zeit einplanen und nach Lahns-tein ins Oberwasser der erstenSchleuse fahren. Dort liegt man sehrgut, ruhig, kostenlos und das Zentrumvon Lahnstein ist nur wenige Gehmi-nuten entfernt.

Am zweiten Tag unserer Reise kannich bereits ein Zwischenergebnis über

die Navigation auf der Barbarella ab-geben. Bereits während meiner Pla-nungen zu diesem Törn habe ich mirGedanken gemacht, wie ich am Be-sten die Reise dokumentieren kannund ob zwischenzeitig digitale Bin-nenkarten mit Navigationsprogrammeexistieren. Schon seit Beginn meinerYachttätigkeit in den 80er Jahren ver-folge ich die Entwicklung in der See-navigation mit Kartenplotter, GPS,AIS etc. Ich bin der Meinung, dassFesteinbauten nichts bringen, da sieim Zuge des Computerzeitalters sehrschnell veralten und somit dem aktu-ellen Standards hinterher hinken. Da-rüber hinaus sind sie zu unflexibel.Verstärkt wird dieser Eindruck auchdadurch, dass die Entwicklung vonEndgeräten immer kleiner wird. Desweiteren benötigt man ja auch Zweit-geräteausstattung, wenn man zweiSteuerstände hat und an jedemSteuerstand über die gleichen Peri-pheriegerät verfügen möchte. Um daausreichend flexibel zu sein sindcomputerunterstütze Navigation miteinem zweiten Sichtgerät z.B. mittelsiPad, oder Notebook die ideale Er-gänzung, sind leicht und kostengüns-

tig zu unterhalten bzw. auf dem neu-esten Stand zu halten. Aber was ge-hört zu einer sinnvollen Ausstattungauf eine Yacht. Ich vertrete hier dieMeinung - so viel technische Aus-stattung wie notwendig und so wenigwie möglich. Das bedeutet für mich,Echolot, Stunden- und Drehzahlmes-ser, zwei voneinander unabhängigeFunkgeräte, Navigationssoftware mittragbarem Notebook, an den ich spä-ter auch AIS-Empfänger/Sender an-schließen kann. Notebook mit glei-cher Spezifikation, separates HandGPS auch geeignet für Auto, Wan-dern und Rad f ahren, zwei tetageslichttaugliche Bildschirmanzei-ge aller Systeme am zweiten Fahrer-stand, mittels iPad, Tablet-PC oderNotebook, internes Netzwerk mitDrucker und Internetanbindung. Da-zu noch eine gescheite Wettersoft-ware, die über das Internet die Datenschnell und zeitnah auf die Yacht mitgrafischen Wetterkarten übermittelt.Hier bin ich im Internet auf das kos-tenlose Programm zygrib - www.zy-grib.org - gestoßen. Mit dieser Soft-ware werden Wetterdaten, die in alsGRIB Format vorliegen im Internetbei den einzelnen Wetterstatioenabgerufen und entsprechende Wet-

terkarten erstellt. Ich kann nur sageneine super Sache und sieht dann soaus wie unten abgebildet. Das allessollte genügen um gefahrlos über dieBinnen- und Seeschifffahrtsstraßenzu fahren. Nach einigen Recherchenund sehr guten Tipps in diversenForen bin ich auf die kostenlose Soft-ware OpenCPN gestoßen, die auchviele Kartenformate lesen kann undsehr leicht zu bedienen ist. Die Kar-ten Binnen - die zwischenzeitig auchdigital vorliegen - können vom WSV

( W a s s e r -und Schiff-f ah r tsve r -waltung desBundes) alsECN-Kartenhierzu kos-tenlos ge-nutzt wer-d e n . W i eo b e n b e -s c h r i ebenhabe ich mirmeine klei-ne Naviga-t i o n s ec k eselbst zu-s a m m e n -gestellt undwas soll ichsagen, es

funktioniert wunderbar, ohne Aus-fälle, ist darüber hinaus super genauund hat auch noch Spaß gemacht.Im Notfall könnte man da sogarnachts navigieren, wenn man denngesehen wird unddie anderen auchsieht. Das dürfte mitder flächendecken-den Einführung desAIS-Systems auchfür Freizeitskipperzukünftig aber auchkein Problem mehrdarstellen. Bei mirauf der Barbarellasieht das dann soaus.Die Kosten warmehr als beschei-den. Lediglich eineneue GPS-Maus fürrund 80 Euro muss-te angeschafft werden. Alles anderewar vorhanden bzw. wurde kostenlosim Internet runter geladen.

Ab Winnigen wird das Wetter zuneh-mend besser. Es hört auf zu regnen,das Barometer steigt Stunde umStunde und für das Wochenende istschönes Wetter vorhergesagt.

Früh morgens fah-ren wir los, dennhier hält uns nichtsmehr. Wir wollenheute bis Köln inden Stadthafen fah-ren. Es ist nur dieSchleuse Koblenzzu durchfahren. Ander Schleuse Ko-blenz angekommenmüssen wir auf denFrachter Erasmusmit 1.095 tonnenwarten. Wir machenim Oberwasser festund sonnen uns ge-

mütlich bei angenehmen 18 -20Grad. Nach etwa 30 Min. können wirgemeinsam schleusen. Im Unterwas-ser winken uns vom Ufer eine Men-schengruppe zu. Zuerst meinen wir,die wollten uns zuwinken, doch dannmerken wir auch, dass etwas nichtstimmt. Irgend etwas treibt im Was-ser. Es scheint aber kein Lebewesenzu sein. Wir können aber auch nichthalt machen, da das Treibgut mittenim Fahrwasser und direkt in Brü-ckenbereich ist und wir dort nichtgesehen werden.Also Funkspruch andie Schleuse mitPan Pan, Treibgutim W asser undMenschen bit tenum Hilfe. Als wir amDeutschen Eck inden Rhein laufen,kommt auch schondie Wasserschutz-polizei mit Vollgasund Blaulicht umdie Ecke, aber wiesoll es auch anderssein, ohne Funk.Wir werden durchdie Wellen ganzschön geschüttelt.

Leider kann ich keine weiteren Ge-

danken daran verschwenden, dennich muss mich nun auf den Rheinkonzentrieren und die Einfahrt in denRhein per Funk überwachen. Nichtdass noch ein Frachter talwärts

kommt und uns geradewegs Steuer-bords in die Seite fährt.

Wir hängen uns hinter den FrachterErasmus und hinter ein großes Con-tainerschiff. Die Fahrt Rheinabwärtsgleicht einem Höllenritt. Wir schiebenmit dem Strom und bei 1700 U/min.mit 20 Sachen zu Tal. Also auf demRhein ist der Verkehr grandios undheute morgen ist echt was los. Mitbis zu vier Reihen fahren Schub- undFrachtschiffe nebeneinander zu Taloder zu Berg. Ohne Funk ist man daganz schön aufgeschmissen, daman von nichts was mitbekommt.Aber Gott sei dank haben wir Funkan Bord und können so früh- undrechtzeitig den Schiffen aus demWeg gehen. Aber ich mach mir kei-nen Stress. Ich setze mich hintereinen Konvoi von Berufsschiffen diezu Tal fahren und bleibe in derenFahrwasser, soweit es halt geht,denn auch bei denen muss man -von der Geschwindigkeit - mithaltenkönnen, da unsere Erasmus, schonlängst über alle Berge ist und wir bisKöln noch sehr oft von Berufsschif-fen, die im Schnitt schneller als 20km/h fahren, überholt werden.

Ich versuche jedes Schiff zu protokollieren aber es begegnen uns un-zählige Schiffe und irgendwann beiüber 50 Schiffe ist mir das protokol-lieren zu viel und ich hör auf damit.Bei aller Liebe zum Logbuch führen,das kann man keinem zumuten. Essind einfach zu viele Schiffe. Das

Wetter wird Stunde um Stunde bes-ser und richtig warm. Nach etwa 5

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Stunden laufen wir in den StadthafenK ö l n - d i r e k t a m S c h o -koladenmuseum und nur 10 Gehmi-nuten vom Kölner Dom entfernt - ein.

Nach einer kurzen Verschnaufpausean Deck - es ist schön warm - gehenwir gegen Abend in die Kölner Alt-stadt. Es ist Freitag - Wochenende -und in der Stadt ist die Hölle los. ImToro Negro (mexikanisches Steak-haus) gehen wir schön essen. NachRückfrage bei dem sehr freundlichenKellner - über die vorhandenen Men-schenmassen -, entgegnet er sehr er-staunt, dass dies völlig normal seiund ich möchte erst gar nicht wissen,was hier los ist wenn Veranstaltungen

wie Fasching ist. Dabei hat Köln vielmehr zu bieten wie z.B. Schokoladen-museum, Kölner Dom, romanischeKirchen in Köln, Heinzelmännchen-brunnen, Liebesschlösser, 4711Stammhaus und vieles mehr. Wasuns ebenfalls auffällt, dass sehr vieleAusländer hier leben und dass dieStadt sehr schmutzig ist. Überall lie-gen Hundehaufen und ich bin wohlder Einzige, der die Hinterlassen-schaften unseres Leo´s weg mache,denn die Passanten schauen michein wenig verwundert und ungläubigan. Am nächsten Tag sind in Köln 25Grad angesagt. In Köln selbst ist dieHölle los. 1000 und aber 1000 Mens-chen in der Altstadt, am Dom und amRhein. Bereits am Schokoladenmu-seum fängt das menschliche Chaosan. In der Stadt selbst sind unzähligeBesichtigungsgruppen aus allen Tei-len der Republik. Dazwischen dann

noch skrupellos Radfahrer und Jog-ger, dass man um sein Leben Angsthaben muss. Ja und dann noch dieGruppen männlich/weiblich, die sich

grölend, schreiendund trinkend durchKöln bewegen undihren Jungesellen-abschied feiern.Also was Menschsich da antut er-schließt sich mirnicht. Fazit, Köln istein bisschen ver-rückt, laut, laut undn o c h m a l s l a u t .Ganz ehrlich, wirbrauchen das nicht.Wir kehren auf un-sere Barbarella zu-rück und essennoch an der Tatort-

bude eine Currywurst mit Pommesund lassen den Tag direkt am Rhein-hafen, bei herrlich warmen Wetterausklingen. Am nächsten Tag - es istSonntag - fahren wir weiter nachDüsseldorf. Gegen 16:00 Uhr laufenwir dort, mit starkem Rückenwind, inden Medienhafen ein. Aber es gelingtmir im engen Bereich des Hafens dieBarbarella mit rückwärts Schub anden Steg anzulegen. Die Hafenmeis-terin ist sehr freundlich und knöpftmir gleich für eine Nacht - ohne

Strom - 22,13 € ab. An diePreise müssen wir uns erstmal gewöhnen. Wir sind haltvon der Mosel und Saarandere Preise gewöhnt.Aber was soll. Wir habenUrlaub und ich arbeite jaauch nicht umsonst. Derehemalige alte Handelsha-fen hat in den letzten Jah-ren eine vollständige Wand-lung vollzogen. Lagerhallenwurden restauriert, Architek-ten aus aller Welt habendem Hafen ein neues Ge-sicht mit moderner Architek-tur verpasst, so dass einedurch und durch neue Ha-fenatmosphäre - Leben amund auf dem Wasser - ent-stand. Wir gehen an der Rheinpro-menade entlang in die Stad-t, die etwa 1,5 km vom Ha-fen entfernt ist. Wir wollenu n s m i t

Freunden aus Kin-destagen treffen,aber in Düsseldorfist ein Marathonstadtlauf voll im Gange, so dass dieRheinpromenadesehr überfüllt ist undwir nur langsam v-oran kommen. Doches wird alles gut undwir treffen unsereFreunde auf einerder vielen Außenter-rasse bei einemBier. Nach einemoder auch zwei Bier-chen gehen wir schön in der Düssel-dorfer Innenstadt essen und an-schließend an der längsten Thekeder Welt einen heben. Oder warenes zwei. Am nächsten Tag geht esbei schönem warmen aber windigen

Wetter weiter nach Oberhausen. Wirmachen die Leinen gegen 10:00 Uhrlos und schieben gemütlich mit 1.600U/min. und 18,5 km/h zu Tal. Es istMontag - ein Werktag - und entspre-chend sehr viel los auf dem Rhein.Aber es wird heute noch schlimmer,es ist die Hölle, vorne, hinten, linksund rechts in zwei, drei oder vier Rei-hen. Überall Schiffe, Frachter undSchubverbände. Dazu gesellen sichnoch im Bereich derIndustriestandortezahlreiche Leichterdie im Rhein hinter-einander oder ne-beneinander vorAnker liegen undvon uns umfahrenwerden müssen,wenn man nicht vonden Grossen genö-tigt werden und sei-ne Ruhe haben will.Erschwert wird dasganze noch, dasswir - trotz der hohenGeschwindigkeit -noch von zahlrei-chen Berufsschiffen überholt werden,die halt noch schneller sind als wir.Rundum, es gibt viel zu tun auf derKommandobrücke der Barbarellaund über Langweile kann ich michnun weiß Gott nicht beschweren.Endlich, nach 2 1/2 Stunden sind wirin die Ruhr zu Berg eingefahren undper Funk melde ich mich bei derRuhrschleuse zum Schleusenvor-gang an. Als wir an die Schleuseankommen ist alles bereits vorberei-tet und können ohne Wartezeit in dieSchleuse einlaufen. Es läuft wie amSchnüren und ich bin der Meinung,dass das Schleusenpersonal vielfreundlicher ist als an der Mosel, woman sich oft als Bittsteller vorkommt.Gegen 14:30 Uhr kommen wir in derMarina Oberhausen an, direkt nebendem größten E inkaufscenterDeutschland, aber mitten im Ruhr-pott, umringt von Industriegebiet,Gewerbeparks und Autobahn. Es istsehr laut. Draußen im Rhein-Herne-Kanal ziehen die Frachter vorbei undentsprechend stark ist der Schwellim Hafen. Ich muss eine Vor- undeine Achterspring legen. Windkommt auf und es wird sehr unge-mütlich. Ich baue die SAT-Anlage auf

und versäume es sie mittels Leine zusichern. Folge, durch das vor undzurück des Schiffs fällt sie ins Was-ser. Gott sei Dank hält das Anten-nenkabel der Belastung stand. Ichkann sie bergen und funktionieren tut

sie auch noch. So ist der Fernseh-abend gerettet. Mit 13 EUR die Nachfür unsere Barbarella kann man nichtmeckern. Aber ansonsten kann mandem Hafen leider nichts abgewinnen.Am nächsten Tag ist der 01.05.2012und wir haben uns Maifeiertag Freu-nde aus Oberwesel - die jedes Jahran Mosel sind - eingeladen. Wir ma-chen einen Ausflug in den Kaisergar-ten/Schlossgarten von Oberhausen.

Danach gehen wir auf Grund einerEmpfehlung aus Restaurant-Kritik zueinem Griechen “Pegasus” in Ober-hausen essen. Es war hervorragend,entschädigt für den Yachthafen undkann nur jedem weiter empfohlenwerden, der hierher kommt. Für dieZukunft nehmen wir uns vor Häfendirekt an Industrie oder Autobahn zumeiden. Vor diesem Hintergrund ma-chen wir uns vom Acker und fahrenam nächsten Tag weiter in RichtungNorden. Der Weg führt direkt durchden Ruhrpott mit Brach- und Indu-striegelände, mitten durch die Mon-tanindustrie. Ist alles genauso be-scheiden, wie bei uns die Saar zwi-schen Saarbrücken und Völklingen.Nicht der Rede wert und man ver-sucht solche Abschnitte an einemTag zu durchfahren. Erst an derMündung in den Dortmund-Ems-Ka-nal wird es wieder schöner. Wir steu-ern Datteln - größter Wasserknoten-punkt der Welt - an. Hier treffen vierKanäle zusammen: der Dortmund-Ems-Kanal, derRhein-Herne-Kanal , der W e-sel-Datteln-Kanal und der Dat-teln-Hamm-Kanal.Eine sehr schöne Gegend in absolutruhiger Lage und der Ortschaft Dat-teln. Mitten in der Natur lassen wir -ohne Lärm und Hektik - den Abendbei 27 Grad ausklingen.Nach einer sehr ruhigen Nacht in-mitten der Natur fahren wir bei diesi-gem aber trockenem Wetter gegen10:00 Uhr am nächsten Tag weiter.Wir machen das Aggregat an undwaschen während der Fahrt Ge-schirr. Funktioniert wunderbar undohne Probleme. Geschirr wird schönsauber und trocken. Wir wollen einenZwischenstopp in Münster - derFahrradstadt - machen und danachweiterfahren und an einem öffentli-chen Anleger, die es überall im Ka-nal gibt übernachten. Der Dortmund-Ems-Kanal ist nach unserer Auffas-sung wunderschön. Wie in Frank-reich fahren wir an kleinen Gehöftenvorbei und durch viel Natur mit wenigMenschen. Nicht zu vergleichen mitden lauten Städten zuvor und dem

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Ruhrpott. In Münster angekommenmachen wir halt im Stadthafen II. Ein

alter Industriehafen der ebenfalls imWandel steckt. Auf der einen SeiteRestaurants, Cafe´s und Bar´s undauf der anderen Seite Industrie.Zum Übernachten nur bedingt geeig-net, wenn einem Lärm nicht stört.Ansonsten ist Münster die Fahrrad-stadt schlecht hin, mit eigener Fahr-radwegeinfrastruktur. So viele Fahr-räder habe ich in meinem ganzenLeben noch nicht gesehen. Wir ver-lassen Münster und fahren weiter bisauf DEK km 85,6 und übernachten ir-gendwo bei Schmedehausen. Einkleiner verschlafener Ort mit rund 600Einwohnern mitten in der Pampa.Morgen geht es dann weiter in denMittellandkanal MLK. Das Wetter istweiterhin wechselhaft, mit Schauernund örtlichen Gewittern. Bei uns blei-bt es aber trocken mit 20 bis 23 Gradam Tag. Nachdem wir unserenalltäglichen und ausgiebigen Morgen-spariergang mit Leo unternommenhaben legen wir wie üblich gegen11:00 Uhr ab. Die Sonne scheint undes ist schön angenehm warm. DerDortmund-Ems-Kanal zeigt sich vonseiner schönsten Seite. Wir fahrendurch viel Natur, mit vielen einsamenBauernhöfen. Um 12:30 Uhr fahrenwir in den Mittellandkanal ein. Dieserist genau so ausgebaut, wie der DEKmit Alleebäumen links und rechts desKanals. Wir schieben mit 1.800 U/minund rund 13 km/h durch den Kanal.Ringsum Natur, Natur, Natur.....Was mir auffällt, sind die vielen öf-fentlichen Anlegestellen. Zwar ohnejeglichen Service, dafür aber in derNatur und absolut ruhig oder an einerOrtschaft. So was müsste es an der

Mosel oder Saar auch geben. So gehtunsere Fahrt weiter und nach etwa6,5 Stunden sind wir in Bad Essenund haben eine Tagesdistanz von

83,3 km und einer Durchschnitts-geschwindigkeit von rund 13 km/h

hingelegt. Es läuftbisher alles super.Das Barometer fälltwieder unaufhör-lich. Es ist schlech-teres Wetter vor-ausgesagt und inder Nacht fängt esbei 2 Grad zu reg-nen an. Über Deut-schland jagt einTiefdruckgebiet dasandere und be-herrscht das Wet-tergeschehen. Mor-gens mache icheinen Bürotag -man nennt das

auch Homeoffice - und regele was

notwendig ist. Meine Kunden bekom-men gar nicht mit, dass ich nicht imBüro sitze. Die Fäkalienpumpe berei-

tet Probleme. Wir können den Ab-wassertank nicht mehr selbst ab-

pumpen . W ahr-scheinlich muss ichdie Pumpe ausbau-en und mal danachsehen. Das wird dienächste größereAktion denke ich.Bärbel geht einkau-fen und um die Mit-tagszeit fahren wirbei Dauerregen undeiner Schweinskälteweiter. Da ich abervergessen habeden Mast zu legen,muss ich eine Voll-bremsung an derFußgängerbrücke

in Bad Essen hinlegen. Dabei habeich einen Frachter glatt übersehen,der von hinten angefahren kam undin dessen Fahrwasser ich hineinge-

fahren bin. Gerade so kann ich, mitvolle Fahrt zurück, eine Kollision

verhindern. Mit einem geschätztenAbstand von gerademal 5 Metern rausc-ht er an uns vorbei.Der Schreck stecktuns allen in denGliedern. So wasdarf einfach niemehr passieren.Aus diesem Grundeschreibe ich gleicheinen Check-upZettel, der am Steu-erstand angebrachtwird und auf denMast aufmerksamm ac h t . A b e n d sübernachten wir -irgendwo in der Na-

tur auf MLK km 148,2. Ich bin heil-froh, wenn der MLK endlich vorbeiist. So langsam wird er doch eintö-

nig. Na ja morgenwollen wir weiternach Wolfsburg.Das sind noch 100km zu fahren. DieNacht ist wie immerabsolut ruhig. DasWetter ist trübe unddrückt auf die Stim-mung an Bord. Beidem Wetter wollenwir nur noch ausdem MLK raus. Ge-gen 8:45 Uhr legenwir früh ab gelan-gen nach etwa 1Stunde Fahrzeit andie Schleuse An-

derten. Da es sich um eine soge-nannte Sparsch-leuse handelt müs-sen wir noch 45Min. warten bis einF r a c h t e r d ah e rkommt, damit wireinfahren können.In der Schleuseselbst sind an derB a c k b o r d s e i t eSchwimmpoller, diedas Schleusen sehrkomfortabel ma-chen. Naja wie demauch sei, ich macheunsere Barbarellagut fest, leider vielzu gut, wie sich we-nig später raus stellt. Denn derSchwimmpoller schwimmt schnellernach oben wie die Barbarella, sodass sofort das Tau - was ich natür-lich mit einem ordentlichen Klampen-

schlag befestigt habe - sich nichtmehr lösen lässt . Die Hoffnung,

dass sich das gan-ze, in der Schleuseo b e na n g e k o m m e n ,nochmal normali-siert, löst sich inLuft auf. Also wastun, wenn man sei-ne 25 Tonnenschiffnochmals habenmöchte, man neh-me ein scharfesKüchenmesser -was man immer inder Hosentaschedabei haben sollte -und schneide dasAuge vom Tau auf.

Aber Vorsicht, das Tau steht unterenormen Zug und kann ggf. unkon-trolliert so wegsaußen, dass Verlet-zungen nicht ausgeschlossen wer-den können. Vorteil von dieser Artdes Schnittes, man kann das Tauspäter nochmals reparieren und wei-ter nutzen.Nach 96 km Fahrt und einer weiterenSchleuse - Schleuse Sülfeld - , diewir ohne Probleme passieren, kom-men wir abends gegen 18:00 Uhr inWolfsburg im Yachthafen, direkt ne-ben der Autostadt an. Der Wolfsbur-ger Yachthafen ist eine sehr schöneAnlage mit Service, Wasser, Strom,Fäkalienabsauganlage. Der Hafen istallerdings sehr eng und ich mussmein ganzes Können abrufen. Dasheißt mit 13 m Länge vorwärts durchdie Einfahrt, die gerade mal 5 mBreite misst und dann weiter bisganz vorne an den Kopfsteg amClubhaus, dort auf der Stelle drehen,vorne und hinten keinen berühren,denn das gibt Ärger. Da staunen dieanwesende Gäste im Yachtclub nichtschlecht wie das - absolut ohne Hek-tik und ohne dass Mann oder Frauschreien, schimpfen, an Leinen zer-ren etc - geht. Wir holen Wasser undStrom und leeren unseren Fäkalien-tank mit der clubeigenen Absaug-anlage und siehe da die Fäkalien-pumpe geht wieder. Ich denke diehat nur Vakuum gezogen. EgalHauptsache sie geht wieder.

Auf den 96 km Fahrt, war genug Zeiteinmal die Elbeliteratur durch zu le-sen. Zur Hause hatte ich keine Zeit

mehr, denn die nautischen Führersind erst ein paar Tage vor Törnbe-ginn - obwohl rechtzeitig bestellt - beimir angekommen. Dabei wurde mirklar, dass die Elbe, zwar mit der Bar-

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barella zu Berg, bezwungen werdenkann, dies aber bis Dresden, wo wireigentlich hinwollen, mindestens 30Stunden zu Berg - also etwa 4-5 Tage- in Anspruch nehmen würde. Vondaher haben wir mit unserem SohnPhilipp telefoniert und auf der Bar-barella entschieden, dass es sinnvol-ler wäre, ein Mietauto zu organisie-ren, in einem Hotel in Dresden ein-zuchecken und die Zeit sinnvoller inDresden und Umgebung zu nutzen.So haben wir in Dresden relativ Zen-trumsnah ein schönes Hotel gebuchtund bei Sixt ein Mietauto für eine Wo-che angemietet. Das alles ging rechtschnell und ohne Probleme währendder Fahrt direkt von der Barbarellamit Hilfe des mobilen Internets anBord. Alles im Allem kostet uns dasMietauto inkl. Hotel - Übernachtungmit Frühstück - nicht mehr, als wennwir den Sprit für die Barbarella fürdiese Bergfahrt hätten zahlen müs-sen. Ja sogar die Liegegebühr inMagdeburg - wie sich später rausstellen wird - war in den Kosten drin.

Früh morgens legen wir, bei Regen,in Wolfsburg ab. Für die Autostadt inWolfsburg sollte man zwei/drei Tagenfür eine Besichtigung einplanen. Esscheint sehr interessant zu sein. DieFahrt bis zur Elbe verläuft ohne weite-re Vorkommnisse und ich bin froh alswir den MLK über die Schleuse Rot-hensee zu Tal - wir sind höher als die

Elbe - Richtung Elbe verlassen kön-nen und anschließend zu Berg nachMagdeburg fahren. Über Funk höreich, dass im Industriehafen von Mag-deburg ein Frachter ebenfalls die El-be zu Berg fahren möchte. Ich rufenoch meiner Frau Bärbel zu ,” super,hinter dem fahren wir jetzt die Elbehoch, dann muss ich mir gar keineGedanken über Fahrweise etc. ma-chen, denn wir bleiben in Funkkontaktund in dessen Fahrwasser”. Wir blei-ben so etwa 500 bis 800 hinter demFrachter und tuckern, mit etwa 2.000U/min und 7-9 km/h, gemütlich dieElbe hoch, die mit ordentlich Strö-mung - ich schätze so 6-8 km/std.- zuTal fließt. Aber was ich erst jetzt mit-bekomme ist, dass da noch einSchiffchen mit dem Frachter mitfährt.Es stellt sich an der ersten Engstelle -Magdeburger Brücke, Fahrwasser-breite gerade mal etwas mehr als 50m - heraus, dass das ein ausgewach-sener Schlepper ist, der den Frachternun an die lange Leine holt. Najadenke ich mir so, der wird den jetztmal ordentlich zu Berg hochziehen.Aber weit gefehlt, der Schlepper

schleudert - wie ein zu kleines Ab-schleppfahrzeug vor einem großenAbschleppgegenstand im Winter -von links nach rechts durchs Wasserund aus unserem anfänglichen kom-fortablen Abstand wird schnell einminimalistischer. Wir sind etwa 100Meter hinter dem Frachter und müs-sen in den Stromschnellen an dieserEngstelle - rechts und links sind Fel-sen im Wasser - unter 3/4 Teillastmit etwa 2.400 U/min die Barbarellaauf der Stelle manövrieren. Nacheiner gefühlten Ewigkeit - ca. 15 Min.- hat der Schlepper den Frachterendlich durch die Engstelle gezogenund ich kann nun mit Volllast - 2.700U/min und 5 km/h - schweißnassdurch die Engstelle fahren. Als wir indie Hafeneinfahrt von Magdeburgeinfahren, haben wir noch eine kleineGrundberührung, da wohl die Elbehier Sand an der Einfahrt angehäufthat. Aber für die Barbarella stellt daskein Problem da, sie schiebt mit IhrerMasse einfach darüber hinweg undich bin heilfroh als ich endlich im Ha-fen festmachen kann. Fazit, die Elbemuss nicht sein. Sollen die sie fah-ren, die das müssen. Im Urlaub brau-ch ich das nicht unbedingt.Es ist weiterhin wechselhaft aberschön warm mit 25 bis 28 Grad. FürDresden ist warmes sonniges Wettervoraus gesagt. Am nächsten Tag -den 08.05.2012 - hole ich bei Sixtmeinen Mietwagen - ein krachneuer

Audi A4 Caravan,der erst heute zu-gelassen wurde - abund wir fahren überdie A14 nach Dres-den.

In Teil 2 meinesTörnberichts lesenSie über den Auf-enthalt in Dresden,Sächsische Schwei-z, Havel-Kanal undHavel-Land, sowiedie Mecklenburgi-schen Seenland-schaft bis hinaufnach Mirow und die

Rückfahrt nach Neumagen-Dhron ander Mosel im September 2012

Stand Dez.. 2012M. Marx

www.barbarella-92241.de

Törnetappen km/Schleusen

Neumagen-Koblenz 156/8.................................................................

Koblenz-RHK 192/0.................................................................

RHK-DEK 48/5.................................................................

DEK-MLK 91/1.................................................................

MLK-Magdeburg 334/3.................................................................

Summe 805/17

Törnführer und Gewässerkarten

÷ Manfred Fenzl - Die Mosel mit Saar -Edition Maritim Verlag, Hamburg -ISBN 3-89225-319-6÷ Manfred Fenzl - Vom Rhein zur Nord- undOstsee - Edition Maritim Verlag, Hamburg -ISBN 978-3-89225-446-1÷ NV. Sportschifffahrtskarten Binnen -Berlin und Mecklenburgische Seenplatte -Band 1 bis 4