Cockpit 12.01

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  • Gripen fr

    die Schweiz!

    Das Schweizer Luftfahrt-Magazin Nr. 1/Januar 2012 CHF 8.20 / 5.50

    Cover Story

    Fighter Conference London Analyse der Libyen-Operation

    Civil Aviation

    A350XWB das neue Airbus-Flaggschiff

    History

    Schweizer Kanonen fr Pearl Harbor

    Air Traffic Control

    Mit EGNOS in die Zukunft

  • Trotz Sistierung 365 Tage fliegen.

    In die Prmie eingerechneter Nutzungsrabatt/Luftfahrtversicherung

    Bedrfnisgerechter VersicherungsschutzKeine Hinterlegung des LufttchtigkeitszeugnissesKeine Meldung der Sistierung

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  • Take-offLiebe Leserinnen und Leser

    Nun heisst der Tiger-Nachfolger also Gripen. Der Bundesrat stellt bei der Typenwahl die Machbarkeit ins Zentrum. Ein kluger Ent-scheid. Ich habe an dieser Stelle den Chef VBS auch schon innig kritisiert. Nun sei es ein-mal andersrum: Der Typenentscheid und dessen Begrndung sind richtig. Chapeau!Wrden (nur) Piloten, (nur) Industrielle, (nur) Politiker oder (nur) Experten entschei-den dann she das Ergebnis anders aus. Ein Entscheid dieser Grssenordnung muss aber bis ins Detail stimmig sein: Er muss den Anforderungen (nicht: Wnschen) der Luftwaffe gengen, er muss von der gesamten Armee getragen sein (andere Be-schaffungsbegehren), er soll finanziell vertretbar und wirtschaftlich erfolgreich sein und er soll last but not least politisch machbar sein (Parlament, Referendum). So wird die vermeintlich zweitbeste Lsung zur besten. Obige Anforderungsliste htte bei Dassault wohl nur auf wenige Punk-te gepasst, regelmssige Cockpit-Leser wissen auch weshalb. Und die fortschreitende Entwicklung am internationalen Kampfflugzeug-Markt gibt uns (leider) recht. Leider weil das Flugzeug wirklich von exzellenter Machart ist. Dem Eurofighter hing das Teuro an und es drohte ein anderer, nicht unerheblicher Stolperstein: Obwohl hinter dem Eurofighter ein europisches Konsortium steht, wurde EADS in der ffentlichen Wahrnehmung als Deutschland erkannt. Hier spielten wohl antideutsche Reflexe, welche wahrscheinlich auch bei einer Volksbefragung selbst bei Kampfjet-Befrwortern nicht aus-zurumen gewesen wren. Wenn drei sich um einen Auftrag streiten, bleiben zwei Enttuschte zurck. So mgen die Reaktionen am und nach dem 30. November verstndlich sein; so auch das etwas weinerliche Communiqu aus Frankreich. Wenig Verstndnis habe ich allerdings, wenn behauptet wird, einen Papierflieger einzukaufen. Wer solches sagt, hat sich entweder nicht kundig gemacht oder seinen Frust gepflegt. Apropos Papierflieger: Vor gar nicht langer Zeit hat die SWISS Papierflie-ger bestellt (C-Series). Wie zuvor gelegentlich die Swissair auch. Von Kritik keine Spur. Saab baut seit den Nachkriegsjahren jetgetriebene Kampfflugzeuge, mit Draken, Viggen und Gripen drei besonders bemerkenswerte dazu. Diesem Hersteller zu unterstellen, dass die Modifikation der aktuellen C/D-Version eine Gefahr sei, zeugt nicht von Expertise. Im Gegenteil zu uns in der Schweiz, die wir unsere Flugzeugindustrie selber abge-schafft haben, profitiert Saab von einem starken staatlichen Rckhalt querbeet durch alle Parteien. Selbst fr die grne Partei Schwedens sind die vielen Hightech-Arbeitspltze der Flugzeugindustrie nicht des Teufels. Lyckliga Sverige!Saab wird als kleiner, aber wichtiger Player im Kampfflugzeug-Markt bestehen. Mit dem Zuschlag aus der Schweiz vielleicht noch verstrkt, wurde die hiesige Evaluation doch von allen drei Anbietern immer als besonders anspruchsvoll, kompetent und darum mit hoher internationaler Signalwirkung bezeichnet. Und: Das System Gripen scheint ganz besonders fr kleinere Lnder tailord zu sein; in diesem Sinne ist der einstrahlige Schwede ein wrdiger Tiger-Nachfolger. Den Kritikern ist nun der ehemalige Testpilot Res Schmid entgegen-getreten. Er rckt den Bundesratsentscheid ins richtige Licht. Seit

    Schmids Klarstellung mag niemand mehr so richtig widersprechen. Wer sollte auch? Es war ein guter Schachzug von Ueli Maurer, sich von diesem Topexperten beraten zu lassen.In den Wochen vor dem Entscheid war die nervosit franaise in Bern fast physisch sprbar. Toutes ses forces contre le Gripen! In diesem Kontext sind auch die vertraulichen Unterlagen zu sehen, die der BaZ zugespielt wurden. Ein Vertrauensbruch der untragbaren Art. Fr den damali-gen BaZ-Verleger, Moritz Suter, muss die Diskredition seiner schwedi-schen Freunde durch einen Journalisten aus dem eigenen Hause nicht erfreulich gewesen sein. Noch heute wird in Linkping vom Crossair-Grnder und ehemaligen Papierflugzeug-Besteller Suter in hchsten Tnen geschwrmt. Cockpit hat immer klar Stellung bezogen: Es gibt eine beste Lsung (Eurofighter), eine vernnftigste Lsung (Gripen) und eine riskante Lsung (Rafale). Natrlich freute es uns, dass der Bundesrat das eben-so sieht. Die eingesteckten Schmhungen, Prgel und Unterstellun-gen (von Saab bezahlt) sind nun vergessen. Es mssen sich nun alle Beteiligten hinter diesen Entscheid stellen, um gemeinsam die Parla-mentshrde zu meistern und sich in geschlossenen Reihen einem allflligen Plebiszit zu stellen. Partikularinteressen sind jetzt fehl am Platz, es geht nicht mehr um Befindlichkeiten, sondern um unsere Landesverteidigung.

    In eigener Sache (1)In den letzten Monaten wurden ausgewhlte Cockpit-Abonnenten von unseren Abo-Akquisiteuren kontaktiert. Langjhrigen Cockpit-Lesern wurde anerboten, ein Abonnement zu sponsoren. Weit ber 20 Bestellungen wurden bisher so platziert herzlichen Dank! Diese geschenkten Abos werden nun an Jugendliche mit kleinem Sackgeld, an Jugendtreffs oder andere soziale Einrichtungen vergeben. Eine schne Weihnachtsgeschichte! Die Aktion luft auf kleinem Feuer weiter; der Verlag und die Redaktion freuen sich im Namen der neu-en Cockpit-Leser fr diese sympathische Geste!

    In eigener Sache (2)Die Redaktionsstuben kennen es: Wchentlich treffen Pressemitteilun-gen von Red Bull ein Events und Stunts noch und noch. Nur, der RB-Pressedienst ist eine Einbahnstrasse. Wer Informationen braucht, bekommt a) keine Antwort, b) eine Antwort, die nicht auf die Fragen eingeht oder c) eine Antwortzusage ohne weitere Post... Beim Schrei-ben des Reports (Seite 52) hat Thomas Strssle gleich alle drei Facetten dieser Pressearbeit erlebt. Fr Insider ist das zwar nicht neu. Kritik am Schwergewicht der Flieger-Szene wird jedoch nur hinter vorge-haltener Hand vorgetragen. Wer mchte nicht einmal einen RB-Flieger an seinem Flugtag? Wer schielt nicht einmal auf ein RB-Sponsoring?

    In eigener Sache (3) Krzlich sprach mich ein regelmssiger Cockpit-Leser an. Er wrde jeweils mit Genuss das Editorial lesen. Nur, weshalb so negativ, gibt es keine positiven Meldungen, die nennenswert sind? Lieber C.N., dein Einwand ist berechtigt! Und dieses erste Editorial im neuen Jahr ist der Beweis, dass es auch anders kann.

    Ich wnsche Ihnen ein erfolgreiches neues Jahr.Ihr Max Ungricht

    3Cockpit 01 2012 Editorial

  • The Patrouille Suisse needs young aviation talents!

    Aviatiktalente gesuchtTalents daviateurs recherchsAviation talents wanted

  • Military Aviation

    6 And the winner is: Gripen!

    Civil Aviation

    14 Die Douglas DC-8 der berschall-Airliner fliegt auch heute noch

    Cover Story

    32 International Fighter Confe-rence London: die Analyse der Libyen-Operationen

    History

    44 Pearl Harbor: Oerlikon Flgel-kanonen fr Japan (2)

    Military Aviation6 And the winner is: Gripen!

    8 National Flight Academy Flugzeugtrger im Kampf gegen die Bildungsmisere

    11 Die Flying Monsters!

    Civil Aviation14 Die Douglas DC-8 der

    berschall-Airliner fliegt auch heute noch

    16 Dock B am Flughafen Zrich: Das Projekt Zrich 2010 ist offiziell abgeschlossen

    18 Sharklets fr die neuen Airbus A320

    19 Airbus A350XWB Das Flaggschiff macht Fort-schritte

    20 Helvetic Airways: Nun werden die Flugzeuge selber gewartet

    21 Your Captain speaking... Im Tuk Tuk durch Delhi

    22 SWISS AviationTraining. Der Weg ins Airline-Cockpit (7)

    Air Traffic Control24 EGNOS: Die Heinzelmnn-

    chen aus dem Orbit

    26 skyguide im Wandlungspro-zess: Wir liefern Sicherheit

    27 Jubilum 10 Jahre militri-sche und zivile Flugsicherung unter einem Dach

    Mittelposter28 Saab Gripen D

    Foto: Karl-Heinz Hug

    Airports30 Verband Schweizer Flug-

    pltze VSF; Minerallgelder ein Weihnachtsgeschenk?

    Business Aviation31 Data Sheet: North Amercan

    Sabreliner

    Cover Story32 International Fighter Confe-

    rence London: die Analyse der Libyen-Operationen

    Helicopter36 Swiss Helicopter Association

    die Info-Seite

    Virtual Flying38 Das Einrichten von FSX auf

    dem Computer

    40 Die Flightsimmer am Pilatus

    General Aviation41 I read you five! AOPA-Pr-

    sident Daniel Affolter

    History44 Pearl Harbor: Oerlikon Fl-

    gelkanonen fr Japan (2)

    Report52 Hangar 7 Die Schatztruhe

    der roten Bullen

    Regelmssige Rubriken

    3 Take-off

    10 Inside

    37 Heli-Focus

    42 News

    46 Vor 25 Jahren

    47 Staffeln der Welt

    48 HB-Register

    50 Gallery

    54 Letzte Seite: Leserreisen, Le-serwettbewerb, Leseraktion fr junge Leute, Vorschau, Full stop

    Titelbild: Gripen in den Farben der Patrouille Suisse. Nach dem Entscheid fr ein einstrahliges Flugzeug ist die Chance gross, dass die PS weiterexistieren wird. Foto: Georg Mader; Fotomontage: Silvia Bretscher, bresil.ch Verlag Cockpit

    Cockpit 53. Jahrgang

    HerausgeberJordi AG das Medienhaus Verlag Cockpit Postfach 96, 3123 Belp Zentrale: +41 31 818 01 11 Fax: +41 31 819 38 54 www.cockpit.aero

    Verlagsleitung: Markus Lusti Verlagssupport: Daniel Jordi

    Cockpit erscheint monatlich am Ende des Vormonates.

    Unsere PartnerCockpit ist Verbandsorgan der Swiss Helicopter Association (SHA) sowie Partner der AOPA Schweiz und des Verbandes Schweizer Flugpltze (VSF)

    AnzeigenverkaufJordi AG das Medienhaus Beat Moser Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp Telefon +41 31 818 01 42 E-Mail: [email protected]

    AboserviceJordi AG das Medienhaus Ursula Seifried Jordi Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp Telefon +41 31 818 01 27 E-Mail: [email protected]

    AbonnementspreiseInlandabo jhrlich CHF 87. Jugendabo fr Schler und Studenten (mit Ausweis): CHF 52. Schnupperabo (fr 3 Monate): CHF 20. Einzelverkaufspreis: CHF 8.20 inkl. Porto und MWSt. Auslandabo steuerfrei, Porto nach Aufwand Preisnderungen vorbehalten.

    Auflage8072 Exemplare (Druckauflage) 4559 Ex. (WEMF-Beglaubigung 2011) 10 942 Leser (gemss Umfrage 2008)

    Text- und Bildredaktionmt-media, GAC, Flughafen Bern, CH-3123 Belp Telefon: +41 31 960 22 49 Fax: +41 31 960 22 29 E-Mail: [email protected]

    Chefredaktor: Max Ungricht

    Stv. Chefredaktor: Thomas Strssle

    Redaktions-MitarbeiterPeter Aegerter, Jean-Luc Altherr, Daniel Bader, Werner Baier, Jol Bessard, Jrgen Gassebner, Markus Herzig, Walter Hodel, Rolf Mller, Samuel Sommer, Dr. Bruno Stanek, Hans-Heiri Stapfer, Anton E. Wettstein

    Bitte Texte und Fotos nur nach vorheriger Absprache zusenden

    DruckvorstufeTopDesk-Design, Hangweg 20, CH-3125 Toffen Telefon: +41 (0)31 964 04 42 E-Mail: [email protected] Layout: Elisabeth Schenk

    Layoutkonzept/Druck/VertriebJordi AG das Medienhaus Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp

    gedruckt auf FSC-zertifiziertem Papier

    ISSN 0010-0110

    The Patrouille Suisse needs young aviation talents!

    Aviatiktalente gesuchtTalents daviateurs recherchsAviation talents wanted

    5Cockpit 01 2012 Inhalt

  • Evaluation Tiger-TeilersatzAnd the winner is: Saab Gripen!

    Foto: P

    er Kustvik

    Absagen sind der Tiefpunkt einer Kampagne und nach oft jahrelangem Einsatz schmerzlich dazu. So stellen sich die Geschmhten schnell die Fragen Was haben wir falsch gemacht? Wo htten wir anders agieren sollen? Entspricht unser Produkt den Bedrfnissen? Waren unsere Kontakte und unser Mar-ketingkonzept die richtigen? Eine Analyse, die nicht nur aufgrund von rationalen Faktoren zum Ergebnis fhrt.

    Auswahlverfahren fr neue Kampfflugzeuge sind

    nichts fr schwache Nerven. Davon knnen alle Her-

    steller der Welt aus Erfahrung erzhlen. Kaum glaubt

    man sich besonders gut positioniert, machen (oft

    bewusst gestreute) Gerchte die Runde. Eine emoti-

    onale Berg- und Talfahrt. Und wie von Cockpit stets

    prognostiziert, zhlen am Ende nicht nur die

    Leistungsdaten.

    Dassault auf dem hohen RossAlle drei beteiligten Anbieter haben das Absage-Szenario schon erlebt. Beispiele: Dassault in Marokko, Gripen in Indien und Euro-fighter/Typhoon in Brasilien. Dort wurde jeweils viel Herzblut und noch mehr Geld investiert. Dassault hatte sich in der Schweiz lange als Sieger gewhnt. Die (in-offiziellen) Rckmeldungen besttigten die Klasse des Fliegers. Der Rest war Verkaufen la franaise mit Nicolas Sarkozy, dem Chef-

    Schon vor dem Schweizer Entscheid haben schwedische Enthusiasten den Gripen eingeschweizert (Gripen C).

    Der Gripen NG dient als Testplattform fr die neuen E/F-Leistungsmerkmale.

    Foto: K

    atsuhiko Tokun

    aga

    6 Military Aviation Cockpit 01 2012

  • Foto: S

    aab

    verkufer Frankeichs. Was unseren Export-firmen im Ausland oft fehlt Regierungsun-tersttzung wird von franzsischer Seite zu stark forciert. Auf Kosten einer einsei-tigen und glaubhaften Gesamtkampagne jedoch die Vereinigten Arabischen Emi-rate lassen grs sen. Zustzlich war die bis-herige Erfolgslosigkeit im Exportmarkt eine schwere Hypothek.

    Eurofighter mit Teuro-Image Cassidian tat sich schwer, das Teurofigh-ter-Image loszuwerden. Obwohl das eu-ropische Konsortium gnstiger offerierte als die franzsische Konkurrenz und mit der hohen Anzahl an geflogenen Stunden konsistente Betriebskostenzahlen vorwei-sen konnte, galt das Teuer als gesetzt. Der Vorteil, drei Nachbarlnder als EF-Betreiber vorzuweisen, stach nicht, obwohl solche Sy-nergien auch Bestandteil der Entschei-dungsfindung gewesen sind.Cassidian htte mit EADS im Rcken ber das wohl interessanteste Kompensations-volumen verfgt. Es mag sein, dass aktuel-le politische Dissonanzen mit Deutschland dem Geschft nicht zutrglich waren (Steu-erdiskussion, Flughafen Zrich u.a.m.). Kampagnendirektor Alexander Vinh, ein blitzgescheiter und sympathischer Mann, muss sich und seinem Team keine Vorwr-fe machen. Der Gegenwind war zu stark.

    Saab aus der Position des KleinenSaab fuhr eine gelungene Strategie. Das Bud-get war kleiner als bei den Konkurrenten. Der frhere Kampagnendirektor, Manne Koerfer, verstand es meisterhaft, die Vorz-ge des Kleinen zu positionieren. Er war wohl der erste der Vertreter der Anbieter in der Schweiz, der verstand, wie unser Land tickt. Sein Nachfolger, Anders Carp, hat die Kampagne mit viel Elan und Selbstbewusst-sein weitergefhrt. Der richtige Mann zum richtigen Zeitpunkt. Mag man in den Wo-chen vor dem Entscheid erstaunt gewesen sein, wie wenig Saab sich zum Geschft ver-nehmen liess; auch dies war gut getimt.

    Gripen fr die SchweizDer Bundesratsentscheid hat viele ber-rascht. Die in den ersten Reaktionen vorge-schobenen Argumente lassen jedoch mehr auf persnliche Befindlichkeiten, als auf Fakten schliessen. Der Gripen ist kein Bil-ligflugzeug oder Kampfflugzeug der zwei-ten Kategorie. Als einmotorige Maschine ist der Gripen gnstiger im Ankauf und na-trlich auch im Betrieb. Ein Konzept, dass selbst in den USA (JSF) nach dem F-16 sei-ne Wiederauferstehung feiert. Und die Kon-kurrenztauglichkeit hat der Gripen bewie-sen, so zum Beispiel im Jahr 2010, als die

    Technische Daten Gripen ELnge 14,9 mSpannweite 8,6 mMTOW 16 500 kgLeistung + 22 000 lbsZuladung 53007000 kgSupercruise > M 1,2Reichweite > 2200 NmMax. Geschw. Mach 2,0

    Schwedische Sozialdemokraten stehen hinter dem Gripen Im Gegensatz zu den Schweizer Linkspartei-en stehen die schwedischen Sozialdemokra-ten zur Landesverteidigung und ihrer Luft-fahrtindustrie:The Social Democrats are positive to the de-velopment of the ten super fighters, if the Swiss deal goes through. Getting this order at this point is good for Sweden. It is impor-tant both for the armed forces and for Swe-den as a nation. It shows that Jas Gripen is a fighter and a defense system that has earned international respect, said Social Democrat Peter Hultqvist, head of the Riksdag Commit-tee on Defense, to TT.(TT/The Local)

    211th Tactical Squadron aus Tschechien am Tiger Meet im niederlndischen Volkel den Preis fr die beste Staffel entgegennehmen durfte. Und dies bereits im fnften Jahr nach der Erstauslieferung der ersten Gripen in die Tschechische Republik! VBS-Chef Ueli Maurer muss sich wohl seine Aussage von der besten Armee der Welt noch tausendmal vorhalten lassen. Wer ihn nun kritisiert und hchstmgliche Techno-logie mit bester Lsung gleichsetzt, macht einen Denkfehler. Das bestmgliche Ge-samtpaket ist letzten Endes, was eine gute Armee ausmacht. Ein Lehrstck aus dem FIS-Debakel. Der Entscheid fr den Flieger aus Schweden ist darum richtig und klug!

    Gripen E/FDie neue Exportversion Gripen E/F (interne Bezeichnung MS 21 Material System 21) wird gegenber der heutigen C/D-Version einige bedeutsame Neuheiten aufweisen. Optisch wird sich die neue Version vor al-lem durch das in die Flgel versetzte Haupt-fahrwerk vom Vorgnger unterscheiden. Dies schafft Platz fr eine grssere Tankka-pazitt und fr mehr Waffenstationen (neu 10). Ebenfalls neu wird das Triebwerk sein; das General Electric F414G Mantelstrom-triebwerk verfgt ber mehr Leistung; die Maschine ist Supercruise-fhig. Interessant sind die Neuerungen bei den Sensoren: Der Gripen MS 21 erhlt ein AESA Radar von Selex Galileo, einen IRST Sen-sor und neue Systeme zur elektronischen Kriegsfhrung (EW) sowie ein verbessertes Selbstschutzsystem. Entgegen den geus-serten Befrchtungen, die Integration die-ser Neuerungen sei eine Gefahr, kann darauf hingewiesen werden, dass die Test-plattform Gripen NG bereits die Nachwei-se der Funktionalitt erfliegt. Die genaue Konfiguration wird nun Bestandteil der Ver-tragsverhandlungen sein. Das betrifft auch die Bewaffnung: Ob der Multirole-Gripen in der Schweiz mit ei-ner Luft-Boden-Bewaffnung versehen sein wird, ist noch nicht bekannt. Im Air-to-Air-Bereich ist aus Logistik- und Kostengrn-den davon auszugehen, dass er dieselben Lenkwaffen wie der F/A-18 mitfhren wird, obwohl der Gripen zwischenzeitlich auch MICA-zertifiziert ist. Bereits 2015 sollen die ersten Maschinen ausgeliefert werden. Das ist ein ehrgeiziger Plan, die schwedische Regierung hat aber bereits reagiert und will ihrerseits die E/F-Typen bei der eigenen Luftwaffe frher als geplant einfhren. Gut mglich, dass das angekndigte Referendum den Zeitplan be-einflussen wird.

    Max Ungricht

    Das NG-Cockpit.

    7

  • Flugzeugtrger im Kampf gegen Bildungsmisere

    Die USA beschreiten neue Wege, um bei Collegeabsolventen Interesse

    an Forschung, Technologie, Ingenieurwissenschaften und Mathematik zu

    wecken. Ganze Schulklassen sollen zu diesem Zweck auf einem simulier-

    ten Flugzeugtrger virtuelle Rettungsmissionen durchfhren. Unser Cock-

    pit-Mitarbeiter Martin Rosenkranz hat sich das vorab angesehen.

    Die Hightech-Wirtschaft und die Streitkrfte in den USA beklagen seit vielen Jahren den bestndig sin-kenden Anteil an Studenten im Ingenieur- und Mathematikbereich gegenber den Geisteswissenschaften und der Juristerei.Seit 1985 hlt dieser Trend ungebrochen an und hat sich in den letzten zehn Jahren in den Schulstufen 8 bis 11 sogar noch ver-strkt. Im internationalen Vergleich sehen sich die USA in diesen Bildungsbereichen deutlich in der unteren Hlfte der Indus-trienationen platziert. Und hinter vorgehal-tener Hand wird die Situation als even wor-se beschrieben. Viel zu wenig jedenfalls, um sich auf Dauer weltweit technologisch zu behaupten. Es gilt gegenzusteuern.

    National Flight AcademyNational Flight Academy (NFA) ist der Name einer neuen Bildungseinrichtung, welche im Umfeld des National Naval Avi-ation Museum auf der Naval Air Station (NAS) in Pensacola FL errichtet wurde, um diesem dringenden Problem im Schul- und Bildungssystem mit einem neuen Ansatz zu begegnen.

    Satte 41 Millionen Dollar hat die Naval Avi-ation Museum Foundation (NAMF) unter Vice Admiral (ret.) Gerald Hoewing an Spen-den gesammelt und investierte diese in die Errichtung eines vierstckigen Gebudes auf der NAS Pensacola, welches einem im In-neren das Gefhl vermittelt, sich auf einem Flugzeugtrger zu befinden. Schon beim Be-treten des Gebudes es wird Ambition genannt und trgt die fiktive Trainings-Tr-ger-Bezeichnung CVT-11 berkommt einem das Gefhl, festen Boden zu verlas-sen. Ein Streifen Wasser, eine Gangway, eine Schiffsglocke am Quarterdeck und die dazu passende akustische Kulisse aus Hafengeruschen und Seemvengekreische tragen dazu bei. Raum fr Raum wird die Illusion aufrecht-erhalten. Hangardeck, Bereitschaftsrume, Kommandorume, Staffelquartiere, Unter-knfte, Waschrume; die Installationen sind unverkleidet an Wnden und Decke angebracht, Tren und Gnge mit den fr Kriegsschiffe blichen Nummerncodes zur Orientierung verziert. Einziges Zugestnd-nis im Unterschied zu Originalschiffen sind die US-Bauvorschriften bezglich behin-

    dertengerechter Zugnglichkeit. Entspan-nungsbereiche, in denen die Besatzung sich in ihrer Freizeit erholen und soziale Kontakte pflegen kann, gibt es hingegen auch auf richtigen Schiffen. Die Combat Strike Group 11 so wird der virtuelle Ein-satzverband der Ambition genannt gibt es hingegen in der realen Welt nicht.

    Ihr seid die Crew ...!Ab Sommer 2012 sollen wchentlich 246 Jugendliche im Collegealter (Schulstufen 712) in Drei- oder Fnf-Tages-Kursen samt bernachtung in den Mehrbett-Quartieren verschiedene gespielte Simulationen ab-solvieren und aktiv die gestellten Probleme auf Basis rationaler Berechnungen lsen. CVT-11 wird dafr ein Umfeld bereitstel-len, welches bei den Jugendlichen des er-gebnisorientierten Digitalzeitalters rasch Interesse und Motivation wecken soll. Das Hangardeck wird angefllt mit hochklassi-gen Flugsimulatoren, in den Kommando-rumen dominieren grosse Touchscreens, auf welchen bewegliche Landkarten eine bersicht ber die Situation bieten. Dazu kommen die entsprechenden Kommuni-

    Fotos: M

    artin

    Rosen

    kran

    z

    National Flight Academy

    Heute noch in der National Flight Academy, morgen vielleicht schon im Training Air Wing Six (TRAWING 6). Die Ausbildung der USN- und USMC-Piloten findet nur einen Steinwurf entfernt statt (T-6A Texan II).

    Quarterdeck: ber das so genannte Quarter-deck wird die Ambition betreten.

    8 Military Aviation Cockpit 01 2012

  • 9kationsmittel und andere moderne Werk-zeuge, um die getroffenen Entscheidungen simuliert in die Tat umsetzen zu knnen.

    Zivile Katastrophenszenarien ...Die Szenarien, welche bei der NFA derzeit in Ausarbeitung sind, lehnen sich stark an Naturkatastrophen der letzten Zeit an, wie zum Beispiel Erdbeben und Tsunamis. Ent-sprechend der Aufgabenstellung sollen die virtuellen Kapazitten der CVT-11 bestmg-lich zur Erfllung des Auftrages zum Ein-satz kommen, berraschungen und kurz-fristige Situationsnderungen inklusive.Das beginnt mit der Entscheidung, wie viele Einsatzkrfte fr welche Teilbereiche abge-stellt werden mssen. Weiter zu Details der Einsatzplanung etwa wie die zur Verf-gung stehende Nutzlastkapazitt der Hub-schrauber am besten zwischen Treibstoff und Hilfsgtern aufgeteilt wird und bis hin zu pltzlich auftretenden Notfllen, welche

    sofortige nderungen der laufenden Ein-stze erfordern und Prioritten unmittel-bar ndern.Alle Aufgaben erfordern ein umfangreiches Teamwork bei den Problemlsungsstrategi-en. Der Gruppendruck soll dazu beitragen, dass alle Absolventen am Geschehen aktiv teilnehmen mssen. Mentoren und Trainer, rekrutiert aus Navy-Fachkrften der Berei-che Intelligence, Flugbetrieb oder auch Me-dizin, werden als Team-Mitglieder fachli-chen Beistand leisten. Sie vermitteln den jungen Entscheidungstrgern an den Ar-beitspltzen und Bildschirmen technische Details und ein entsprechendes Feedback.Zwei Szenarien, deren Ausarbeitung schon fortgeschritten ist, wurden nher erlutert.Eine der Simulationen ist angelehnt an das Erbeben in Haiti. Die Crew der Am-bition soll in diesem Szenario Bebenopfer mit Trinkwasser versorgen. Mehrere Ver-sorgungspunkte, jeweils in unterschiedli-cher Entfernung zum Trger mit ebenfalls unterschiedlicher Dringlichkeit und Was-sermenge, sollen abgedeckt werden. Dabei muss die Kapazitt des simulierten Schiffes bercksichtigt werden.

    Fragen, die sich dabei unter anderem stel-len: Wie sind die Turnaround-Zeiten zu den einzelnen Zielen? Wie viel Treibstoff ben-tigen die Hubschrauber jeweils? Wie viel Trinkwasser kann jeweils geladen werden? Wie viel Hubschrauber knnen in welchem Zeitraum an Deck landen, laden und star-ten? Wie entwickelt sich das Wetter, wie lange gibt es Tageslicht? Wo wren Aussen-landeflchen? Welche Unwgbarkeiten gibt es noch?Ein weiteres Szenario hat einen heranna-henden Tsunami als bungsannahme. Die Crew hat zwei Stunden Zeit, um Zivilisten aus Gefahrenzonen und Techniker aus einer Atomanlage zu retten.Diese zugrunde liegenden Geschichten wer-den im weiteren Ablauf noch durch uner-wartete Ereignisse aufgewertet. Dies kn-nen Seenot-Meldungen sein, auf welche reagiert werden muss, oder auch Defekte am Equipment. Und natrlich darf erwartet

    werden, dass in der Ambition-Befehlsket-te nicht alles reibungslos abluft, Missver-stndnisse auftreten und Fehler gemacht werden wie auch im realen Leben.Eines ist aber klar: Rechenfehler und dar-aus resultierend falsche Entscheidungen knnen letztlich virtuell Leben kosten ...

    Gespannte Erwartung ...Um herauszufinden, ob die Szenarien wie ge-wnscht funktionieren, sollen Anfang 2012 Beta-Tests stattfinden. Denn nicht nur fr die Jugendlichen, sondern auch fr die Erfinder der Ambition wird es eine neue Erfahrung. Und man ist gespannt, wie Jugendliche auf den Stress und die simulierte Verantwortung reagieren. Es passiert eben nicht alle Tage, dass man mit Multi-Milliarden-Dollar teu-rem Equipment ausgestattet wird und es auf die eigenen Fhigkeiten ankommt, ob Mis-sionen erfolgreich absolviert werden oder Menschen sterben. Simuliert zwar natr-lich aber gerade diesen Umstand will man mit einer mglichst perfekten Illusion ver-gessen machen. Erarbeitet wurde dieses Modell in Zusam-menarbeit mit mehreren Bildungseinrich-

    tungen in den USA. Untersttzung bei der Ausfhrung erhlt die NFA durch mehrere namhafte Universitten im Sden der USA.

    Beispiel NASADie NFA ist mit ihrer Idee eines real erleb-baren Technikanreizes aber nicht alleine und auch nicht die erste Institution. Die US-Weltraumbehrde NASA hat schon 1982 mit dem Space Camp eine Einrichtung mit hnlicher Zielsetzung geschaffen. Dort knnen ganze Familien im Zuge mehrt-giger Astronautenlehrgnge ihr Interesse fr Naturwissenschaften wecken. Bei den inzwischen rund 500 000 Absolventen des Space Camp fhrte dies zu deutlich mess-baren Neuorientierungen hin und auch zu Leistungssteigerungen in den gewnschten Bildungsbereichen.Generell orientiert man sich an den Ent-wicklungen des Sputnik Schocks, wel-cher in den USA der 1950er- und 60er-Jahre binnen einer Generation zu einer Verviel-fachung der Leistungsfhigkeit in diesen Bereichen gefhrt hat. Dass eine direkte Anknpfung an die enormen naturwissen-schaftlichen Errungenschaften dieser Zeit angestrebt wird, zeigen hochkartige Na-men im Leitungsgremium der NFA: Die bei-den ehemaligen U.S. Navy Captains und As-tronauten Gene Cernan (Apollo 10 & 17/letzter Mensch am Mond) und Jim Lovell (Apollo 9 &13) stehen ebenso auf der Liste, wie Apollo 11 Commander Neil Armstrong, welcher als erster Mensch seinen Fuss auf den Mond gesetzt hat. Sie alle gehen laut VAdm. Hoewing in Pensacola ein und aus ...

    Sptere Ausweitung angedachtDie hochgerechneten Kosten pro Jugendli-chem wurden in Pensacola vorerst mit zirka 1250 Dollar fr die gesamte Woche veran-schlagt. Die Verantwortlichen der Founda-tion sprechen aber davon, dass diese mit je-der Berechnung gnstiger werden. Ziel ist es, diese Mittel so weit wie irgend mglich nicht den Schlern oder Eltern umzuhn-gen, sondern jene durch Stipendien, Spon-soren und in den USA im Gegensatz zu Europa nicht so seltenen technikaffinen Philanthropen aufzubringen. Werden vor-erst Schulen im Sden der USA mit dem Pro-gramm beginnen, ist spter durchaus auch die Teilnahme europischer Schulklassen vorstellbar in Abstimmung mit der jewei-ligen Botschaft.Gut vorstellbar jedenfalls, dass nach einer Woche Einsatz auf der CVT-11 die obige berschrift fr wenigstens die Hlfte der Teilnehmer keine Berechtigung mehr hat. Allsdann: All Hands ...!

    Martin Rosenkranz

    Quartier: die Studenten wohnen whrend des Aufenthalts in 44 spartanischen Sechs-Perso-nen-Kabinen.

    Staffel: der Ready-Room einer CVT-11-Ein-satzstaffel. Hier bekommen die Piloten ihre Auftrge.

  • Fotos: W

    alter Hod

    el

    Inside

    Impressionen 2011

    Patrouille Suisse: die Schweiz im richtigen Licht erstrahlen lassen.

    Super Puma Display Team: Berglwen im Element (Berglwe heisst auf Englisch Puma/Cougar).

    PC-7 TEAM: Spektakel pur (nur auf den ersten Blick unscharf).

    F/A-18 Hornet Solo Display: die Hornisse sticht hervor.

    Andrin Witchi, PC-7 TEAM: im Einsatz fr die Schweiz.

    Lukas Rechsteiner, Super Puma Display Team: auch am Boden stil-sicher (im Interview mit dem Radio Zrichsee-Moderator Beni Fisch).

    Andreas Hebeisen, PC-7 TEAM: die Stimme des Teams (links).Die Drohne ADS 95 Ranger: Dekoration an der Fachveranstal-

    tung ADS 95 des Patrouille Suisse Fanclubs.

    10 Military Aviation Cockpit 01 2012

  • Foto: R

    . P. W

    alter

    Die Flying Monsters

    Das Motto eines Geschwaderballs des Jagdbombergeschwaders 32 (JaboG 32) in Lechfeld gab der 2. Staf-

    fel ihren Namen, den sie heute noch trgt: Flying Monsters. Am 30. August 2011 feierten sie ihr 35-Jah-

    re-Monster-Jubilum.

    Der Staffel gehren insgesamt 40 Mnner und Frauen an, davon rund 30 Piloten und Waffensystemoffiziere (WSO), unter ihnen die erste Kampfpilotin der Deutschen Luftwaf-fe. Aktuell sind es sogar zwei Pilotinnen und zwei weibliche WSO, die bei den Flying Monsters den Tornado ECR fliegen. Ein hoch motiviertes, engagiertes Team, das sich durch ein Hchstmass an Professionalitt auszeichnet.Das Durchschnittsalter der Besatzungen liegt bei etwa 30 Jahren, wobei der Jngste 23 und der lteste 43 ist. Wir achten darauf, dass im Regelflugbetrieb die Zusammensetzung der Crews mglichst oft wechselt. Dadurch, dass jeder mit jedem fliegt, erzielen wir ein hohes Mass an Standardisierung und somit auch Sicherheit, so Staffelkapitn Oberstleutnant Stefan Illner.Der Weg ins Cockpit des Tornado ECR dauert rund zweieinhalb Jah-re. Er beginnt mit der fliegerischen Vor- und Erstausbildung. Der Theorieteil findet in Frstenfeldbruck statt, der fliegerische auf der Grob 105 in Goodyear, Arizona. Im Anschluss daran folgt die fliege-rische Grund- und Fortgeschrittenenausbildung. Die angehenden Tornadopiloten sind fr 15 Monate beim Euro NATO Joint Jet Pilot

    Training (ENJJPT) auf der Sheppard AFB, Texas. Dort fliegen sie in ihrer Grundausbildung die T-6A Texan II, ein einmotoriges Turbo-prop-Flugzeug mit Jet-hnlichen Flugeigenschaften. Die Fortgeschrittenenausbildung und damit der Umstieg in den Jet findet auf der T-38C Talon statt. Auf dieser erhalten die Flug-schler auch mit dem zweimonatigen Introduction to Fighter Fundamentals-Kurs eine erste Einweisung in die taktische Fliege-rei. Die WSO hingegen gehen fr 16 Monate auf die NAS Pensacola, Florida. Die Ausbildung erfolgt bei der US Navy auf der T-6A Texan II, der T-39 Sabreliner sowie der T-45C Goshawk. Nchste Station nach Sheppard beziehungsweise Pensacola ist fr rund neun Monate das fliegerische Ausbildungszentrum der Luftwaffe auf der Holloman AFB, New Mexico. Dort findet die Tornado-spezifische Grundschu-lung (Waffensystemausbildung) statt, von wo es nach erfolgreichem Abschluss in die jeweiligen Einsatzstaffeln nach Deutschland zu-rckgeht. Die Europisierung, das heisst das Vertrautmachen mit den europischen Wetterbedingungen und der hohen Luftverkehrs-dichte sowie die Ausbildung fr den Einsatz des Tornados in der ECR Rolle, ist dann Aufgabe der Staffel.

    Das Staffelabzeichen der Flying Monsters, passend zur diesjhrigen Sonderlackierung neben dem regulren Abzeichen und dem des JaboG 32 (von links nach rechts).

    Zurck von einer bungsmission im Rahmen vom Tactical Leadership Programme TLP im belgischen Florennes: Ein mit vier HARM Ra-keten bestckter Tornado ECR ist ein seltener Anblick. Standardmssig immer dabei sind zwei AIM-9L Sidewinder, der TSPJ Tuschsen-der sowie ein Chaff- und Flarewerfer BOZ 101.

    Die Jubilums-Maschine 46+19 war der Star auf dem diesjhrigen Ok-toberfest des JaboG 32.

    Anlsslich der 30 Jahre Flying Monsters erhielt die 46+32 im Jahr 2006 diese Sonderlackierung.

    Foto: R

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    . Finkbeine

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    11

  • Frisch bei den Flying Monsters angekommen, mit insgesamt 180 Flugstunden als Pilot oder 160 Flugstunden als WSO und davon jeweils 70 bis 90 auf dem Tornado, haben sie den Status Non Combat Ready (NCR). Bereits nach einem halben Jahr intensi-ver fliegerischer und theoretischer Weiterqualifizierung sind sie Limited Combat Ready (LCR). Um den Status Combat Ready (CR) zu erhalten, vergehen rund zwei weitere Jahre, in denen insbesondere die praktischen Fhigkeiten in der Durch-fhrung von Missionen gesteigert werden. Ein wichtiger Mei-lenstein dabei ist die Teilnahme an einer Hochwertbung, also einer multinationalen, verbundenen Luftkriegsoperation (CO-MAO) wie Red Flag oder ELITE. Um im Rahmen internationa-ler Operationen der NATO eingesetzt werden zu knnen, reicht bereits der Status LCR.

    Der Tornado ECR Der Tornado ECR (Electronic Combat and Reconnaissance) basiert auf dem Tornado IDS (Interdiction Strike). Herzstck des Tornados ECR ist das ELS (Emitter Location System) zusammen mit der Anti-Radar-Rakete AGM-88B HARM (High Speed Anti Radia tion Missile). Das ELS oder auch die HARM selbst erfasst die Radarstrahlung des Feuerleitra-dars einer Luftabwehrstellung. Diese wird anhand ihrer Radarsignatur identifiziert und entsprechend mit der HARM bekmpft. Einmal ver-schossen, fliegt die HARM selbststndig und ohne aktiv zu strahlen zum Ziel, um dort mit ihrer Sprengwirkung das Radargert zu zerst-ren. Der Tornado kann vier HARM beziehungsweise zwei HARM plus zwei Treibstofftanks mitfhren. Um seine Einstze weitestgehend unabhngig von Wetter- und Lichtverhltnissen fliegen zu knnen, ist die Maschine mit einem FLIR (Forward Looking Infrared)-System ausgerstet. Zur Selbstverteidigung fhrt er zwei Luft-Luft-Raketen

    Diese Aufnahme entstand beim Erstflug des mit vier HARM schwer bewaffneten Monsters 46+49 am 11. September 2003.

    Ein Tornado ECR in der Standardkonfiguration mit zwei HARM Raketen und zwei Zusatztanks bei einem langsamen berflug.

    Foto: R

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    Foto: Jab

    oG 32

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    12 Military Aviation Cockpit 01 2012

  • 13

    vom Typ AIM-9L Sidewinder, einen Tornado Self Protection Jammer (TSPJ) Tuschsender sowie den Chaff- und Flare-Werfer BOZ 101 mit sich. Auf die beim Tornado IDS vorhan-denen Bordkanonen musste aufgrund des Platzbedarfes fr die ECR-spezifischen Syste-me verzichtet werden.

    Die Flying Monsters im EinsatzDer Tornado ECR wird fr die elektronische Kampffhrung und Aufklrung eingesetzt, das heisst Aufklrung der elektronischen Bedro-hungslage, um so Flugrouten fr verbn-dete Flugzeuge mit der geringstmglichen Bedrohung durch gegnerische Luftabwehr zu finden (Minimum Risk Routing) Aufspren von Radar-gefhrten Flugab-wehrstellungen und deren Bekmpfung (SEAD = Suppression of Enemy Air Defence) zur Sicherung des Luftraums fr nachfol-gende Krfte Aufklrung und Zielzuweisung (Positi-onskoordinaten) in Echtzeit fr sich bereits in der Luft befindende Flugzeuge.Der erste reale Einsatz war im August 1995. Im Rahmen der NATO-Operation Delibera-

    te Force verlegten die Flying Monsters mit mehreren Maschinen auf den italienischen Sttzpunkt Piacenza. Dort bildeten sie ge-meinsam mit der 1. Staffel des JaboG 32 und dem Aufklrungsgeschwader 51 (AG 51) das Einsatzgeschwader 1. Sie flogen zur Unter-sttzung der NATO-Eingreiftruppe Aufkl-rungseinstze ber dem ehemaligen Jugosla-wien, wobei es zu keinen Kampfhandlungen kam. Das JaboG 32 beteiligte sich bei Opera-tion Allied Force mit beiden Staffeln am Ko-sovo-Konflikt. Hierzu wurden Anfang 1999 wiederum zehn Tornado ECR nach Piacenza verlegt und bei insgesamt 438 SEAD Einst-zen 236 HARM Raketen verschossen.Deutschland hatte von April 2007 bis No-vember 2010 der Internationalen Schutz-truppe fr Afghanistan ISAF sechs Tornados fr die optische Aufklrung zur Verfgung gestellt. Hierfr wurden Tornado IDS des Ja-boG 32 mit entsprechenden Aufklrungsbe-hltern ausgestattet. Geflogen wurden die-se Maschinen dann unter anderem von den eigens hierfr beim AG 51 ausgebildeten Crews der Flying Monsters. Mit dem Abzug der Tornados aus Afghanistan ist ihr ISAF-Engagement jedoch noch nicht beendet. So

    sind Mitglieder der Staffel regelms sig bei Versorgungsflgen zwischen Termez in Us-beskistan und Afghanistan mit der C-160 Transall an Bord und bedienen als takti-scher Systemoffizier deren EloKa Selbst-schutzsysteme. Weiterhin stellt sie mehre-re Piloten, welche die seit Anfang 2010 in Mazar-e-Sharif stationierten Aufklrungs-drohnen Heron 1 steuern und damit auch ohne ihre Tornados einen sehr wichtigen Beitrag zur Sicherung der eigenen und ver-bndeten Krfte leisten. Darber hinaus werden entsprechend ausgebildete Piloten und WSO als Forward Air Controller (FAC) eingesetzt. Deren Aufgabe ist es, vom Boden aus Luftangriffe auf Ziele in ihrer unmittel-baren Umgebung zur Untersttzung der Bo-dentruppen zu leiten.Wie die Zukunft der Staffel und des Torna-do ECR nach der im Oktober 2011 mit einem neuen Stationierungskonzept angekndigten Auflsung des JaboG 32 aussieht, ist derzeit noch offen. Auf jeden Fall werden die Flying Monsters bis dahin aber ein essenzieller Be-standteil der Luftstreitkrfte der NATO sein.

    Ralf Peter Walter

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  • Douglas DC-8Am 30. Mai 1958 startete eine vierstrahlige Passagiermaschine zu ih-

    rem Erstflug. Die Douglas DC-8. Als Konkurrenz zur Boeing 707 begann

    die Douglas Aircraft Company 1952 mit Vorstudien fr ein jetgetriebe-

    nes Passagierflugzeug. Am 31. August 1959 gingen die ersten DC-8

    bei United Airlines und Delta Airlines in den Liniendienst.

    Eine fast unberblickbare Anzahl von Typen wurde angeboten. Die Ty-penbezeichnung reichte von der ur-sprnglichen DC-8-10 ber die Serien 20 bis 33, 40, 41, 42 und 43. Dann die 50er-Serie, bis 55. Und 60, 61, 62 und 63 (siehe Kasten). Der Prototyp der DC-8 wurde mit einem Triebwerk JT3C-6 von Pratt & Whitney ausgerstet. Dieses Triebwerk mit 6123 kp Schub erwies sich als zu schwach. Nachfol-gende Maschinen erhielten die strkeren JT4A-3 Triebwerke mit je 8600 kp Schub.1966 kam eine gestreckte Version der DC-8 auf den Markt, die DC-8-61. Es folgten die Serien 62 und 63. Bis zum Erscheinen der Boeing 747 (Jumbo-Jet) waren die DC-8 der Serie 61 mit bis zu 251 Passagiersitzen die grssten Passagierflugzeuge der Welt.Da sich die Zelle der DC-8 als sehr langlebig erwies, begann man die Serien 60 mit neuen Triebwerken auszursten. Es entstand die DC-8-70, mit den Serien 72 und 73. Gene-ral Electric USA und SNECMA Frankreich grndeten 1974 das Unternehmen CFM International. Daraus resultierte der An-

    DC-8-Festival in Las Palmas, Gran Canaria: im Vordergrund eine DC-8 der Iberia, hinten links TIA, Trans International und rechts Aviaco.

    DC-8-55 F, TR-LVK der Air Gabun im Anflug auf London Heathrow. Die Maschine flog frher

    als N4905C bei der Capitol Airways.

    Im Cockpit der DC-8-62H 6Y-JII der Air Jamaica auf dem Flug von Zrich nach Montego Bay in Jamaika.

    14 Civil Aviation Cockpit 01 2012

  • 15

    trieb der DC-8-70er-Serien, das Triebwerk CFM56-2. Alternativ konnte das Triebwerk JT8D-209 von Pratt & Whitney verwendet werden.Im Mai 2000 flogen noch 262 DC-8-Maschi-nen. In den folgenden Jahren wurden im-mer mehr DC-8-Flugzeuge stillgelegt: 51 im 2006, 39 im 2007, 46 im 2008, 72 im 2009 und 65 im 2010.

    Auch heute noch aktiv2010 flogen noch folgende Fluggesellschaf-ten mit der DC-8, die Maschine wird aktuell vorwiegend von Frachtairlines eingesetzt.Ghana, 9G: Iris Air, Meridian Airways, John-sons Air. Kongo, Dem. Republik, 9Q: CAA-Companie Africain, Hewa Bora Airways, Trans Air Cargo Services. Rwanda, 9XR: Sil-verback Cargo Freighters. Vereinigte Arabi-sche Emirate, A6: Heavylift International. USA, N: Astar Air Cargo. Brasilien, PP: Beta Cargo, Skymaster Airlines.Johnsons Air und Skymaster Airlines er-scheinen im JP Airline Fleets 2011 nicht mehr.

    Daten der wichtigsten SerienDC-8-11 DC-8-32 DC-8-55 DC-8-63 DC-8-73

    Lnge 45,93 m 45,93 m 45,93 m 57,12 m 57,12 mSpannweite 42,57 m 43,38 m 43,38 m 45,23 m 45,23 mHhe 12,89 m 12,89 m 12,89 m 13,10 m 13,10 mReisegeschw. 919 km/h 943 km/h 930 km/h 941 km/h 941 km/hReiseflughhe 10 668 m 10 668 m 10 668 m 11 279 m 12 964 mReichweite 7780 km 10 100 km 12 140 km 11 270 km 12 960 kmPassagierzahl 118-176 132-176 132-176 161 251

    Private Halter der DC-8 sind nicht aufge-fhrt. Ende 2010 waren noch 35 DC-8-Ma-schinen im Einsatz. Zu erwhnen sei die ehemalige DC-8-72 der Jet Aviation HB-IGH, die heute bei der britischen Brisair als VP-BHS fliegt.Die DC-8 hatte einige Besonderheiten: Am 21. August 1961 durchbrach eine DC-8 die Schallmauer, im Sinkflug mit Mach 1,0124. Die DC-8 war so der erste ber-schalljet der zivilen Luftfahrt. Die DC-8 konnte im Landeanflug in der Luft die Schubumkehr an den Triebwerken akti-vieren. Bei den Typen DC-8-70 war dies dann allerdings verboten. Am 12. Mai 1972, also

    so ziemlich genau vor vierzig Jahren, wurde die letzte DC-8-63, SE-DBL an die Fluggesell-schaft SAS ausgeliefert. Insgesamt wurden von 1959 bis 1972 total 556 Maschinen aus-geliefert. Es drfte nicht mehr lange gehen, und der elegante Vierstrahler ist total vom Himmel verschwunden. Schade! In der Schweiz waren die DC-8 in erster Li-nie bei der Swissair zu sehen (drei Flugzeuge der Version 32, 2-mal 53 und 7-mal 62). Aber auch die Balair und die SATA setzten den Airliner ein. Unvergesslich ist die Ze bra DC-8 der African Safari Airways.

    Erwin Dietsch

    DC-8-63 CF N4867T der Transamerica in Zrich Kloten. TIA flog diverse Charterketten in die USA. Im September 1986 stellte die Airline den Be-trieb ein. Die DC-8 stand spter bei der Union de Transport Aerien (UTA), Transamerika Airlines, Flying Tigers, FedEx und der UPS im Einsatz.

    Die DC-8-62 HB-IDL in Kloten. Diese Maschine wurde im Februar 1970 fabrikneu an die Swissair ausgeliefert. 1984 ging sie an die Capitol Air, spter an die National Airlines.

  • Fotos: Aerom

    edia A. E

    . Wettstei

    Im Beisein von Bundesrtin Doris Leuthard und dem Zrcher Regie-

    rungsrat Ernst Stocker sind am 22. November in Zrich das neue Dock B sowie das zentrale Sicher-heitskontrollgebude (SKG) einge-

    weiht worden. Die seit dem 1. Dezember in Betrieb stehende Infrastruktur bietet mehr Komfort

    fr die Passagiere, aber auch betriebliche Vorteile.

    Projekt Zrich 2010 offiziell abgeschlossen

    Mit der offiziellen Beendigung des 430 Millionen Franken teuren Projekts Zrich 2010 hat Z-rich in mehrfacher Hinsicht dazugewinnen knnen. So profitieren die Passagiere vom erhhten Komfort und den kalkulierbar ge-wordenen Wartezeiten vor den Sicherheits-kontrollstellen. Mit dem neu geschaffenen Parallelrollweg vor dem gekrzten Dock B konnte zudem der Rollverkehr verflssigt werden. Doch auch die Zuschauer knnen von der neuen, innovativ und informativ ge-stalteten, weltweit wohl einzigartigen Ter-rasse profitieren (siehe Cockpit 12/2011).Fr die Flughafenverantwortlichen war dies

    Einweihung des Docks B und des Sicherheitskon-trollgebudes

    Grund genug, am 22. November die Fertig-stellung in den neuen Rumlichkeiten des Docks B zu feiern. Vor rund 400 geladenen Gsten, und der einleitenden Ansprache von Flughafendirektor Thomas Kern, usserte sich Andreas Schmid, Verwaltungsratspr-sident der Flughafen Zrich AG, zur Finan-zierung und legte Wert darauf, dass man das Projekt mit eigenen Mitteln finanziert habe. Er erinnerte auch an das Swissair-Grounding, als man mitten in der Krise, im Glauben an die Zukunft des Flughafens, ber zwei Milli-arden Franken investiert habe. Im Hinblick auf die inzwischen abgelehnten kantonalen Initiativen, die den Flughafen stark einge-schrnkt und den Pistenausbau verhindert htten, sprach Schmid von einem Denkver-bot, das man dem Flughafen aufzwingen wolle. Er erinnerte auch daran, dass Pisten-verlngerungen vom Stimmvolk genehmigt werden mssen. Lob gab es auch vom Zr-cher Regierungsrat Ernst Stocker, der von einem schnen und eleganten Gebude sprach. Bundesrtin Doris Leuthard betonte, dass ein attraktiver Flughafen eine wichtige Visitenkarte fr die Schweiz sei. Vom Tor zur Welt mit international guten Anbindungen profitiere der Wirtschaftsstandort Schweiz in hohem Masse, erklrte die Vorsteherin des UVEK weiter. Und bezglich Pistenerweite-rung hielt sie fest, dass neue Pisten heute kaum mehr realisierbar seien. Sicherheit sei ein Kernelement und ber Varianten msse nachgedacht werden knnen, womit sie ei-nes der zentralen Probleme des Flughafens ansprach.

    Blick von der Schengen-Ebene Richtung Aus-gang mit den beiden Durchbrchen zur Ter-rassenebene, die den Besuchern Einblick ge-whren und zustzlich Tageslicht einbringen.

    Das Band ist durchschnitten: Andreas Schmid, Verwaltungsratsprsident der Flughafen Zrich AG, Bun-desrtin Doris Leuthard, Regierungsrat Ernst Stocker und Thomas Kern, CEO Flughafen Zrich AG (v.l.).

    16 Civil Aviation Cockpit 01 2012

  • Dock B in neuem Glanz Die ideenreiche Gestaltung mit Lichthfen und durch grossflchige Glasfassaden licht-durchfluteten Rumlichkeiten lassen den Fortschritt der Architektur im Vergleich zum 1975 erffneten ehemaligen Dock B unschwer erkennen. Mit dem Rckbau des massiven Bentonbaus bis auf die tragende Stahlkonstruktion haben sich neue Gestal-tungsmglichkeiten ergeben, ohne die das flexible Abfertigungskonzept wohl kaum realisierbar gewesen wre. So wurden tech-nische Anlagen ins Untergeschoss und auf das Dach verlegt und zwei getrennte Ebe-nen fr Schengen- und Nicht-Schengen-Pas-sagiere geschaffen. Maximal neun Maschi-nen sind es heute noch, die am auf 250 Meter verkrzten und 45 Meter breiten Dock ab-gestellt werden knnen. Auch fr die A380 ist eine Position vorgesehen. Fr das Boar-ding und Deboarding der auf dem Vorfeld geparkten Maschinen sind in der untersten, den Nicht-Schengen-Passagieren vorbehal-tenen Ebene, zustzlich acht Busgates ange-bracht worden. Neu konzipiert wurde ferner die Terrassen-etage, in die viel Know-how der vergange-nen Jahre eingeflossen ist. So wurde etwa der vom Check-in 2 aus erreichbare Besu-cherraum, noch vor der Sicherheitskontrol-le, im ersten Drittel der Terrasse platziert. Die auf 200 Quadratmetern untergebrach-ten Rumlichkeiten eignen sich fr ver-schiedenste Anlsse und knnen fr eine Mindestdauer von 24 Stunden gemietet werden. Bereits vor der Erffnung habe eine Nachfrage bestanden, erklrt Oliver Ml-ler, Manager Visitor Service, der zusammen mit Rahel Kindermann-Leuthard, Manage-rin beim Visitor Service und Privatpilotin, zwei Jahre fr das unter dem Motto Faszi-nation Fliegen lehrreich gestaltete Terras-senprojekt gearbeitet hat. Eine halbe Milli-

    on Besucher soll es denn sein, die jhrlich erwartet werden.

    Drei Tren lenken und trennen die PassagierstrmeDie seit Mrz 2009 in Zrich geltenden EU-Regelungen verlangen eine strickte Tren-nung der in die Schengenzone ein- oder aus-reisenden Passagiere von denjenigen, die innerhalb der Schengenzone verkehren. Gefordert wird zudem, dass aus Nicht-Schengen-Staaten ankommende Transit-passagiere vor dem Weiterflug die Sicher-heitskontrolle zu passieren haben. Den Schlssel, wie und wohin die jeweiligen Passagiergruppen von oder zur jeweiligen Fluggastbrcke geleitet werden, bestimmt im flexibel genutzten Dock B der Gateagent, der die entsprechende Tre ffnet und da-mit ber ein Schliesssystem automatisch die beiden anderen Tren blockiert. Vom Dock B abfliegende Passagiere wer-den von der flexiblen Standplatznutzung kaum etwas bemerken. Sie werden je nach Zielflughafen entweder in die Warterume der unteren, fr Nicht-Schengen-Passagie-re bestimmte Etage, oder in die darberlie-gende, von Schengen-Passagieren genutzte Ebene geleitet, wo sie nach dem Selfboar-ding eine Neuheit fr Zrich ebenaus zur Fluggastbrcke gehen knnen. Fr Nicht-Schengen-Passagiere hingegen fhrt der Weg ber die Rolltreppe auf die Schen-gen-Ebene, dem Korridor entlang, den Glas vom Schengen-Raum abtrennt, zur Flug-gastbrcke hin. Bei der Ankunft fhrt der Weg fr aus Nicht-Schengen-Staaten ein-reisende Passagiere wiederum ber die un-tere Etage zur Passkontrolle. Transitpassa-giere hingegen whlen den Weg ber die Sicherheitskontrolle zum Anschlussflug. Innerhalb des Schengenraums Einreisen-de knnen sich direkt ber die obere Ebene

    zur Gepckausgabe oder zum Anschluss-flug begeben. Vorteile bietet das neue Dock auch Tran-sitpassagieren, deren Anschlussflug ab die-sem Dock gefhrt wird, denn sie knnen von den kurzen Distanzen profitieren. Nach Angaben des Flughafens soll die neue Infra-struktur hauptschlich von den Hauptkun-den Swiss und Air Berlin genutzt werden.

    Zentrale Sicherheitskontrolle verkrzt WartezeitenDen fr smtliche Reisenden grssten Nut-zen drfte die Verlegung der dezentralen Sicherheitskontrollstellen in das zentrale Sicherheitskontrollgebude (SKG) bringen, da damit die bei unterschiedlichen Auslas-tungen oftmals lngeren Wartezeiten an den einzelnen Kontrollpunkten wegfallen. Insgesamt 26 Kontrolllinien sind es denn, die im neu zwischen Check-in 1 und 2 er-richteten Gebude, verteilt auf vier Ebenen, verfgbar sind. Whrend bei normaler Aus-lastung lediglich die beiden mittleren Eta-gen geffnet sind, werden die zustzlichen beiden Kontrolletagen nur bei Spitzenbelas-tungen hinzugezogen.

    Inbetriebnahme nach DrehbuchRund 100 Seiten sind es, in denen Michael Lipphardt, Projektleiter Start up Terminal Engineering, den Gesamtablauf in der drit-ten Version festgehalten hat. Aufgeteilt in fnf Haupt- und 98 Teilprozesse werden die verschiedensten Vorleistungen definiert, die termingerecht vor dem 30. November zu er-bringen waren. So etwa die Schulung des Per-sonals der verschiedenen Flughafenpartner, aber auch das Training mit der neuen Infra-struktur, oder die Verbundtests mit Swissport und Dnata auf dem Vorfeld; zum Teil wurden verschiedene Tests mit Figuranten durchge-fhrt. Neben der terminlichen Planung der Inbetriebnahme galt es auch, Fallback-Sze-narien zu entwickeln. Etwa, wie bei allflli-gen Ausfllen in den wenigen zur Verfgung stehenden Stunden vorzugehen ist. Mit der Inbetriebnahme in der Nacht vom 30. November auf den 1. Dezember galt es neben den letzten Tests noch die Absperrun-gen zu entfernen und die Benutzerfhrung zu aktualisieren. Aber auch die Kantons-polizei war gefordert. Sie hatte mit einem Grossaufgebot smtliche zuvor landseitig zugeordneten Rumlichkeiten nach sicher-heitstechnischen Kriterien zu berprfen. Mit dem Andocken des Swiss-Flugs LX289 aus Johannesburg und der Begrssung des ersten Passagiers durch Flughafendirektor Thomas Kern war letztlich auch die erste Feuerprobe erfolgreich berstanden.

    Anton E. Wettstein

    Blick von der Schengen-Etage in die darunterliegende Nicht-Schengen-Ebene mit Aufgang. Rechts die trennende Glaswand.

    17

  • Airbus A320 absolviert ersten Testfl ug mit Sharklets

    Airbus hat Ende November mit

    dem A320-Entwicklungsfl ugzeug

    (MSN 001) den Erstfl ug mit neu-

    en, als Sharklets bezeichneten

    Wingtips durchgefhrt.

    Mit dieser Flugerprobung sollen Daten fr die Feineinstellung der fl ugmechanischen Kontrollgeset-ze und die Besttigung der Leistung sowie fr die Zulassung erfasst werden.Die Sharklets sind zirka 2,5 Meter hoch. Sie ersetzen die bisher verwendeten Winglets und sind ab Ende 2012 als Option fr neu auszuliefernde Flugzeuge erhltlich. Die fr die Airbus A320-Familie konstruierten Wingtips sollen den Treibstoffverbrauch um weitere 3,5 Prozent reduzieren, was pro Flugzeug einer jhrlichen Verringerung der CO2-Emissionen um rund 700 Tonnen ent-spricht. Zustzlich gehren Sharklets zur Standard-ausrstung der A320neo-Familie. Dafr lie-gen bei Airbus schon nahezu 1500 Bestel-lungen und Kaufabsichtserklrungen von

    Sharklets Sharklets, beziehungsweise Winglets, er-hhen die Streckung der Tragfl che, ohne die Spannweite zu vergrssern. Der Haupt-grund fr den Einsatz von Sharklets/Wing-lets besteht in der Reduktion des indu-zierten Widerstandes, was sich auf den Treibstoffverbrauch auswirkt; Sharklets bringen auch weitere Vorteile, wie etwa das Handling am Boden (Spannweite), die Reduktion der Wirbelschleppen oder eine verbesserte Stabilitt um die Hochachse. Nachteilig ist das erhhte Gewicht.

    Sharklets und Winglets unterscheiden sich in den aerodynamischen Anforderungen grundstzlich nicht. Der Name Sharklet weist auf die Form hin, die optisch der R-ckenfl osse der Haifi sche nicht unhnlich ist. mt

    26 Kunden vor. Zusammen mit den neu-en Triebwerken tragen beim A320neo die Sharklets zu einer Reduktion des Treibstoff-verbrauchs von zirka 15 Prozent bei.

    Starke Prognose fr Single-Aisle-Flug-zeugeAirbus spricht in der Kategorie der Single-Aisle-Jets von einem durchschnittlichen jhrlichen Flottenwachstum von 3,4 Pro-zent; dies hat zur Folge, dass sich bis ins Jahr 2030 der Bestand auf 23 000 Flugzeuge ver-doppeln wird. Diese Expansion bedeutet ebenfalls, dass in diesem Zeitraum weltweit rund 19 200 neue Maschinen als Ersatz fr ltere Modelle auszuliefern sein werden.

    Max Ungricht

    Lustiges Detail: Fr die Testfl ge mit den neuen Sharklets hat der A320 ein Haifi schge-biss auf die Unterseite des Rumpfes aufge-malt bekommen.Fo

    tos: Airb

    us

    www.cockpit.aero

    18 Civil Aviation Cockpit 01 2012

  • 19

    Fotos: Airb

    us

    Neues Airbus-Flaggschiff macht FortschritteVon der Flugzeugnase bis zum Leitwerk wchst der neue Airbus-Langstreckenjet allmhlich heran. Auch das

    Trent XWB ist am fliegenden Teststand, dem ersten gebauten A380, montiert und wartet auf den ersten Ein-

    satz im Flug. Dennoch hat sich das Programm um einige Monate verzgert.

    berall auf der Welt wird fleissig an neuen Flugzeugprogrammen gearbeitet. Dies gilt auch fr den A350XWB, das neue Langstreckenflagg-schiff von Airbus. In den Kompetenzzent-ren und bei Partnerfirmen in ganz Europa entstehen derzeit Bauteile und Komponen-ten, die fr den weiteren Zusammenbau an das nchstgrssere Werk geliefert werden. So hat das Centre of Excellence fr Verbund-werkstoffe im spanischen Iliescas dem Air-bus-Tragflchenwerk in Broughton die ers-te A350-Flgelunterschale bergeben. Mit rund 32 Metern Lnge und einer Breite von sechs Metern ist sie das bisher grsste fr die zivile Luftfahrt gefertigte Bauteil aus Kohle-faser. In Wales wird die Schale an der Trag-flche des Flugzeugs mit der Seriennummer MSN001 montiert, das als erster A350XWB fliegen wird. Danach wird die gesamte Kom-ponente nach Bremen transportiert, wo die Ausrstung mit allen beweglichen Teilen erfolgt. Die letzte Station ist dann die Ver-bindung der Tragflche mit dem Rumpf in der Endmontagelinie in Toulouse.Mitte Oktober war der Standort Broughton Schauplatz eines besonders feierlichen Er-eignisses. In Anwesenheit des britischen Premierministers David Cameron wurde eine neue, 400 Millionen Pfund teure Hal-le fr den Zusammenbau der A350-Trag-flchen eingeweiht. Mit einer Flche von 46 000 Quadratmetern ist die North Factory grsser als das ehrwrdige Wembley-Stadi-

    on und damit eine der grssten je in Gross-britannien erstellten Produktionshallen.

    Erste Cockpit-Sektion gebautFortschritte macht nicht nur das Tragwerk, sondern auch der Rumpf des A350XWB. So wurde die erste Nasensektion vom nord-franzsischen Maulte per Beluga an den Airbus-Standort St-Nazaire in der Nhe von Nantes transportiert. Sie besteht aus drei Teilen: dem Cockpit sowie dem oberen und unteren Rumpfvorderteil samt den Bordt-ren und dem Schacht des Bugfahrwerks. Der vorderste Teil des Flugzeugs besteht zu 40 Prozent aus Composites, 55 Prozent sind aus Aluminium oder Aluminium-Lithium gefertigt, fr den Rest wurde Titan verwen-det. Die Nasensektion geht spter per Schiff nach Hamburg, wo sie mit dem an sie an-schliessenden, 13 Meter langen Rumpfvor-derteil verbunden und den ntigen Syste-men ausgerstet wird.Neben dem Rumpf kommt der europische Hersteller auch beim Leitwerk voran. In Ge-tafe entsteht derzeit die erste Hhenflosse und erhlt demnchst die elektrischen und hydraulischen Systeme. Nach Beendigung der Montagearbeiten wird das Horizontal Tailplane direkt an den Endmontagestand-ort Toulouse geliefert.

    Trent XWB vor dem ErstflugEiner der wichtigsten und teuersten Be-standteile eines modernen Verkehrsflug-

    zeugs sind die Triebwerke. Der bisher als einziger fr alle drei A350-Modelle vorge-sehene und bis zu 97 000 Pfund starke An-trieb, das Trent XWB von Rolls-Royce, ist Mitte Oktober unter dem Flgel der A380 MSN001 montiert worden und durchluft derzeit Bodentests. Airbus hofft, das gigan-tische Triebwerk, das ber einen Fandurch-messer von drei Metern verfgt, bis Ende Jahr in die Luft zu bringen.Dieselbe zeitliche Limite hatte sich der Her-steller auch fr den Beginn der Endmontage in Toulouse gesetzt. Anlsslich der Prsen-tation des Finanzergebnisses fr die ersten neun Monate dieses Jahres musste der Air-bus-Mutterkonzern EADS aber bekannt ge-ben, dass damit erst im ersten Quartal 2012 zu rechnen ist und sich die Indienststellung des ersten A350-900 entsprechend von 2013 auf die erste Hlfte 2014 verschieben wird. Als Grund fr die Verzgerung nannte EA-DS-Chef Louis Gallois unter anderem Be-denken, zu frh in Toulouse eintreffende Bauteile knnten technologisch unausge-reift sein. Damit gab er ein klares Bekennt-nis ab, die bei der Endmontage des A380 aufgetretenen Fertigungsschwierigkeiten beim A350 unter allen Umstnden zu ver-meiden. Die Versptung kostet den euro-pischen Luftfahrtkonzern rund 200 Mil-lionen Euro.

    Thomas Strssle

    Airbus A350XWB

    Airbus will das erste Trent XWB noch vor Jah-resfrist am fliegenden Teststand, dem A380 MSN001, in die Luft bringen.

    Links: Air France ist einer der jngsten Kun-den, der den A350-900 bestellt hat.

    19

  • Seit Ende November wartet Helvetic Airways ihre

    Fokker 100 im eigenen Hangar am Flughafen

    Zrich. Sptestens in zwei Jahren sollte auch klar

    sein, welches Nachfolgemuster Martin Ebners

    Fluggesellschaft einsetzen will.

    Acht Jahre nach ihrer Grndung hat Helvetic Airways Ende November am Flughafen Zrich ihren eigenen Wartungs-hangar in Betrieb genommen. In der Box F der Werft 2, in unmittelbarer Nachbarschaft zu SR Technics, finden zwei Fokker 100 der Fluggesellschaft bei geschlossenem Tor gleichzeitig Platz. Bruno Jans, CEO der Fluggesellschaft, bezeichnet es als absolu-ten Glcksfall, dass sein Unternehmen ausgerechnet dort, wo die Fokker 100 die lngsten Standzeiten haben, eine Mglichkeit gefunden hat, die Flotte selber zu warten. Damit sind wir in der Operation flexibler und mssen nicht mehr lngere Wartezeiten in Kauf nehmen, wenn eines unserer Flugzeuge technische Hilfe bentigt, ergnzt Jans. Als Vorteil bezeichnet der Helvetic-Chef

    auch die kurzen Wege: Die Bros befinden sich im selben Gebude, die Schalldmpfer liegen direkt vor dem Hangar.

    Nachwuchs selber ausbildenDer nach EASA Part-145 zertifizierte Betrieb kann zwar alle Wartungs-arbeiten bis zum C-Check (diesen aber nicht mehr) ausfhren, will sich jedoch auf die Line Maintenance konzentrieren. Auch aufwendigere Eingriffe wie der Wechsel eines Triebwerks oder des Fahrgestells sind mglich. Gelegentlich hilft die bis anhin fr die Line Maintenance zu-stndige SR Technics aus, etwa beim Unterhalt der Reifen oder Repara-turen an den Notrutschen. Derzeit ist nicht vorgesehen, auch Auftrge fr Drittkunden auszufhren. Fr die grsseren C-Checks und die Hea-vy Maintenance vertraut Helvetic weiterhin auf die Dienste der Aust-rian Technik in Bratislava, einer Tochterfirma der AUA, sowie Fokker Services. Das Ersatzteillager des Technikbetriebs umfasst rund 50 000 Einzelteile, doppelt so viel wie bis anhin. Diese konnten von Fokker Services, dem fr den technischen Support verantwortlichen Unter-nehmen des 1996 in Konkurs gegangenen niederlndischen Flugzeug-herstellers, relativ gnstig erworben werden. Chef des neuen, an 24 Stunden und sieben Tagen pro Woche laufen-den Wartungsbetriebs ist der 46-jhrige Brite Matthew Kelly. Er steht an der Spitze von 35 Mitarbeitern, von denen 30 neu rekrutiert wur-den. Damit steigt die Zahl der insgesamt bei Helvetic Airways Beschf-tigten auf 180. Ab Ende 2012 will das Unternehmen mit der Ausbil-dung von eigenen Flugzeugmechanikern und Spezialisten beginnen.

    Fokker-100-Nachfolger in zwei Jahren bekanntWie lange diese noch Fokker 100 warten werden, ist ungewiss. Bei Helvetic geht man davon aus, dass die hollndischen Regionaljets noch bis ungefhr 2017 weiterbetrieben werden, danach wird wohl ein Nachfolgemuster zum Einsatz kommen. Martin Ebner, Besitzer der Helvetic Airways Group, sagte gegenber Cockpit: Der Ent-scheid fr die Ablsung unserer Fokker 100 sollte in eineinhalb bis zwei Jahren erfolgen, wobei wohl nur ein neues Flugzeug als Nach-folgemodell in Frage kommt. Er habe an der letztjhrigen Paris Air Show Gelegenheit gehabt, sowohl die CSeries als auch den Superjet 100 kennen zu lernen. Er wolle dies aber nicht als Hinweis auf eine Vorentscheidung verstanden wissen.Eine Frage, auf die schon frher eine Antwort gefunden werden muss, ist jene nach der Weiterfhrung des Wetlease-Vertrages mit SWISS. Bekanntlich sind drei Helvetic-Maschinen fr SWISS im Einsatz. Bruno Jans meinte, er habe vom Schweizer Flagcarrier in deutschem Besitz Zeichen [erhalten], dass SWISS mit uns plant.

    Thomas Strssle

    Helvetic wartet ihre

    Flugzeuge selber

    Foto: Tho

    mas Strssle

    Stolz steht die erste Fokker 100 HB-IVC nach einer Inspektion als erste Helvetic-Maschine im neuen Hangar.

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    20 Civil Aviation Cockpit 01 2012

  • Your Captain speaking

    Smog und vllig berlastete Strassen kennzeichnen Neu-Delhi. Trotz-

    dem hat sich Neu-Delhi einen Teil der Mystik bewahrt, die auf viele

    Leute eine spezielle Faszination ausbt. So gibt es in den 24 Stunden,

    in denen ich diese Stadt erleben durfte, gengend zu entdecken und

    zu erleben.

    Im Tuk Tuk durch Delhi

    Nach drei Stunden Flugzeit verlas-sen wir das mir bekannte Gebiet, welches ich in Europa in den letz-ten knapp drei Jahren berflogen habe. ber Georgien, Aserbaidschan und Turk-menistan erreichen wir die Grenze Af-ghanistans. Lngst ist es dunkel und nur die mit Schnee bedeckten Gipfel sind im Mondschein zu erkennen. Wir melden uns zehn Minuten vor dem Einflug in Afgha-nistan bei der Flugkontrolle an. Erst auf den dritten Aufruf reagiert die Flugkont-rolle und gibt uns mit ausgeprgtem ame-rikanischen Akzent zu verstehen, dass der Einflug genehmigt ist.

    Eine helle GrenzeAls wir uns der pakistanisch-indischen Grenze nhern, erkenne ich pltzlich eine hell beleuchtete Linie unter uns. Der Kapi-tn erklrt mir sogleich, dass dies die Gren-ze zwischen Pakistan und Indien ist. Knapp 3000 Kilometer lang ist diese Grenze. Und vom Norden bis zum Arabischen Meer ist diese Grenze mit Tausenden Scheinwerfern ausgeleuchtet. So weit das Auge reicht ist diese Linie zu erkennen und wirkt surreal in die Landschaft gezeichnet, die sich an-sonsten durch Dunkelheit kennzeichnet. Kurz nach der Grenze beginnen wir mit dem Sinkflug Richtung Neu-Delhi. Obwohl das Wetter schn ist, meldet Delhi nur zwei Ki-lometer Sicht aufgrund von Luftverschmut-zung.

    Auf dem Weg ins HotelEs ist bereits nach Mitternacht Lokalzeit, als wir am Flughafen Delhi von unserem Crewbus abgeholt werden. Vorbei an den Armenvierteln geht es hinein in den Smog der Grossstadt. Eigentlich schnes Wetter, aber der sternenklare Himmel lsst sich nur erahnen, zu sehr ist die Stadt im selbstverur-sachten Dunst versunken. Mde kommen wir im Hotel an und ich bestelle mir Naan Brot und Samosas: die erste Mahlzeit in ei-

    nem jener Lnder, welches ich fr ihre K-che bewundere.

    Schwieriges AufstehenNoch etwas mde stehe ich am Morgen auf. Mir wurde empfohlen, bei einem indischen Schneider um die Ecke eine Bundfaltenhose schneidern zu lassen. Vorbei an Dutzenden Schneidereien erreiche ich das gesuchte Ge-schft und werde von einem netten Herrn begrsst. Es vergehen nur Sekunden, bis ich einen usserst schmackhaften Chai-Tee vor mir stehen habe. Der geschftige Inhaber verliert keine Zeit mich zu vermessen und mir dabei zu erklren, dass er fr die Beleg-schaft von Grosskonzernen die Uniformen machen darf und er ein weitum gesuchter Schneider sei. Bis ich wieder auf der Strasse bin und nach einem Fortbewegungsmittel Ausschau halten kann, vergeht einige Zeit, da sich das Feilschen als usserst schwie-rig erweist.

    Tuk TukAn eine Fahrt mit der Metro oder dem Bus ist kaum zu denken. Zu berfllt sind diese und aufgrund meiner bescheidenen Orts-kenntnis wrde ich wohl kaum meinen Zielort erreichen. Die Wahl fllt auf das Tuk Tuk. Ein Tuk Tuk ist einfach erklrt ein Moped, auf welches eine kleine Kabine gebaut wurde, um zwei Passagiere zu be-frdern. Nach wenigen Minuten erkenne ich aber, dass die Inder dies gerne auch als Befrderungsmittel fr Gruppen benutzen. Es ist keine Seltenheit, dass aus einem Tuk Tuk links und rechts Beine rauslugen und bei der Vorbeifahrt sechs dunkle Gestalten erkennbar sind.

    Sightseeing mal andersErneut feilsche ich mit einem Tuk-Tuk-Fahrer und erst nachdem ich mich etwas genervt abwende und mich auf die Suche nach einem neuen Fahrer mache, willigt er ein. Wieder berkommt mich das Gefhl,

    Foto: Tob

    ias Mattle

    mehr als den ortsblichen Tarif bezahlen zu mssen. Obwohl dies bei den sehr tiefen Preisen in Indien nicht weiter schlimm ist, mchte ich den Indern nicht das Gefhl ge-ben, dass Touristen auszunehmen sind wie Weihnachtsgnse. Wenn der Preis erstmal ausgehandelt ist, sind die Inder jedoch sehr freundlich. Es scheint meinem Fahrer sichtlich Spass zu machen, mir seine Stadt nherzubringen. Beinahe drei Stunden fhrt er mich durch die Stadt und erklrt mir Gebude, Bruche und Denkmler von Neu-Delhi.

    Tandoori und MangoAuch als kulinarischer Reisefhrer sind die Tuk-Tuk-Fahrer usserst kompetent. ber grosse Strassenkreuzungen und durch ver-winkelte Gassen bringt er mich zu einem ver-steckten Kleinod indischer Kche: Ich pro-biere die Tandoori-Spezialitten des Hauses und genehmige mir einen Mango Lassi. Gut genhrt und zufrieden setzt der Fahrer mich wieder im Hotel ab. Ein spannender Tag in Delhi ist vorber und ich gnne mir noch einige Stunden Schlaf vor einem anstrengen-den Nachtflug in die Schweiz.

    Tobias Mattle

    Das Tuk Tuk ist das ideale Verkehrsmittel fr eine kurze Fahrt durch Neu-Delhi.

    21

  • Fotos: m

    t

    Der Weg ins Airline-Cockpit (7)

    Nachdem sich die angehenden Airline-Piloten im ersten Kursmodul T1 sieben Wochen lang ein umfassen-

    des theoretisches Wissen angeeignet haben, steht endlich die Lufttaufe bevor.

    Dafr geht eine erste Hlfte der Klas-se, sprich zwlf Flugschler, nach Grenchen, whrend die andere Hlfte sich (noch) mit CBT-bungen be-schftigen muss. Der Flughafen Grenchen dient SWISS Avi-ationTraining als Basis fr die VFR-Ausbil-dung. Vier Fluglehrer mit vier Flugzeugen betreuen in dieser Ausbildungsphase die Schler. SAT fliegt jhrlich zirka 4000 Stun-den mit einmotorigen Flugzeugen ab GRE. Das VFR SEP Training (Visual Flight Rules Single Engine Piston) wird zurzeit noch auf Piper Archer- und Warrior-Maschinen durchgefhrt. Ab April 2012 werden moder-ne Diamond DA40NG Flugzeuge eingesetzt, um das Cockpit-Management in einer Linie vom Basistrainer zum zweimotorigen DA42 (MEP, IFR) durchziehen zu knnen. Im Masterplan Flight Training sind die VFR-Ausbildungsphasen 1 und 2 detailliert aufgefhrt. Nach rund 14 Flgen in der Pha-se 1 (Introduction, Fundamentals, Effects around the axis, Slow Flight/Stalls, Circuits, usw.) zu jeweils zirka 50 Minuten Blockzeit findet nach zwlf Stunden Einfhrung ein Progress-Test statt. Mit dem Beginn der Pha-se 2 stehen bereits Navigationsflge und Platzrunden auf Aussenpltzen, aber auch Notfalltrainings und Power-off-Landungen, an. Der erste Teil der Phase 2 umfasst zirka zwlf Blockstunden und wird ebenfalls mit einem Progress-Test abgeschlossen. VFR-Cheffluglehrer Nik Studer schildert ei-nen Tag aus dem Schulbetrieb: Um 7.45 Uhr beginnt der Tag mit einem Briefing der Instruktoren. Anschliessend (8.15 Uhr) trifft man sich zum Briefing mit den Flug-schlern. Hier wird aufgrund der vorlie-genden Meteodaten und der NOTAMs ein grundstzlicher Entscheid go/no go ge-fllt. Dabei sollen sich die Flugschler der fortschreitenden Erfahrung entsprechend immer mehr selber einbringen. Anschlies-send erfolgen der Flugauftrag und die indi-viduelle Flugvorbereitung.

    Der zweite Teil der Flugphase 2 beginnt mit dem ersten Solo Flug der Schler. Spter stehen Cross-Country-Flge in der Schweiz oder im Ausland an. Mit ungefhr 38 absol-vierten Blockstunden folgt die Vorbereitung auf den abschliessenden Mastery Test Basic VFR; der erste Ausbildungsblock in Gren-chen ist nach sechs bis sieben Wochen da-mit abgeschlossen!

    Max Ungricht

    Details zum Pilotenberuf der SWISS finden sich im Internet unter: www.swiss-aviation-training.com.

    Endlich Luft unter den Flgeln

    Andr Mhlheim, 1988Fr Andr Mhlheim aus Scheuren ist die Ausbildung in Grenchen beinahe ein Heimspiel. Sein Wohnort liegt nicht weit von Grenchen entfernt und er hatte be-reits seine SPHAIR-Ausbildung und den PPL in Grenchen absolviert. (Anmerkung der Redaktion: Inhabern eines PPLs wird je nach Ausbildungs- und Kenntnisstand bei der VFR-Ausbildung eine Gutschrift von bis zu zehn Stunden erteilt). Der BWL-Bachelor-Absolvent hat offensichtlich Flugbenzin im Blut, sein Vater fliegt bei der SWISS. Vor Eintritt in die SAT hatte Mhlheim 75 Stunden auf vier Flugzeugtypen in seinem Flugbuch stehen. Cockpit traf Andr Mhlheim in Grenchen nach einem Cross-Country-Flug durch die TMA Zrich mit anschliessender Landung im Birrfeld.

    Cockpit: Andr Mhlheim, war Pilot zu sein schon immer Ihr Traum?Andr Mhlheim: Ja, aber ich wollte zuerst eine andere Ausbildung abschliessen.

    Sie sind ja schon fast ein erfahrener Hase. Ein Vorteil?In bestimmten Dingen ja. So fiel mir zum Beispiel der Theorieblock sicher leichter, als meinen Kollegin-nen und Kollegen ohne fliegerische Vorkenntnisse. Aber hier beim Fliegen stellt sich mir eine andere He-rausforderung: Ich muss lernen, mir einige Mdeli abzugewhnen, weil unterschiedliche operationelle Voraussetzungen gegeben sind.

    Empfinden Sie die Ausbildung als fordernd?Ja, man muss konzentriert arbeiten. In den letzten Tagen wurden unsere Flugzeuge nach La Chaux-de-Fonds verlegt, da in Grenchen durch den Nebel nicht durchgehend VFR-Training mglich war. Wir fuhren also am Morgen jeweils im Auto in den Jura, und abends wieder zurck. Diese langen Tage waren ermdend. Aber dieser zustzliche Stressfaktor hat auch sein Gutes: Ich lernte, mich auf das We-sentliche zu konzentrieren.

    Also rundum happy?Ja. Und ich schtze die gute Stimmung sowie die immer neuen Herausforderungen: So zum Beispiel der

    heutige Flug, der aus Wettergrnden vllig anders verlief, als geplant. Das war ziemlich challenging!

    Die SAT-Fluglehrer Pascal Winkler (links) und Mario Richard (rechts) mit Flugschlern nach einem langen Trainingstag. Grundstzlich en-det fr alle Beteiligten der Tag erst, wenn die Flugzeuge wieder zuhause sind.

    Ausbildungszeitachse

    22 Civil Aviation Cockpit 01 2012

  • SAN DIEGO HOUSTON 13. 23. Oktober 2012

    Die Miramar-Airshow des United States Marine Corps gilt als eine der spektakulrsten Aviatik-Anlsse weltweit. Neben vielen atemberaubenden militrischen und zivilen Vorfhrungen bietet das Demo Team der Navy, die Blue Angels, immer ein Hchstmass an Action. Wings Over Houston wird dominiert von Flugvorfhrungen rasanter Kolbenmotorjger und schwerer Bomber der in Midland, TX beheimateten Commemorative Air Force (CAF).

    Was spricht u.a. fr unsere exklusiven Reise 2 Top-Flugtage (Miramar + Wings Over Houston) Direktflug Europa - San Diego Erstklasshotels an bester Lage inkl. Frhstck Flugzeugtrger USS Midway und fak. USS Lexington Lonestar Flight Museum, Galveston Mitfluggelegenheit Boeing B-17 beste VIP-Pltze an den Airshows (Kat. "Chalet") inkl. Snacks und Getrnke Fachkompetente Reiseleitung ab Zrich viel Freizeit zur persnlichen Gestaltung

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    23

  • Heinzel-mnnchen aus dem

    Orbit

    Das traditionelle Instrumentenlandesystem (ILS) erhlt Konkurrenz aus dem Weltall: Das Schweizer Flugsiche-

    rungsunternehmen skyguide bietet seit Mitte November 2011 auf den beiden Flugpltzen Altenrhein und Les

    Eplatures die Mglichkeit des satellitengesttzten Anflugverfahrens an. Die Schweiz ist nach Frankreich das

    zweite Land, das sich die bestechende Przision des europischen Satellitensystems EGNOS zu Nutze macht.

    Der Anflug ist markant smoother, freut sich Pilatus-Werkpilot Thed-dy Spichtig. Sprachs und tauchte mit einer brandneuen PC-12 NG in eine grottenhssliche Nebelsuppe ein den Ap-proach auf Altenrhein beginnend. Den Weg bahnte sich Spichtig nicht ber den Leit-strahl eines konventionellen ILS, sondern mit der Hilfe von Heinzelmnnchen aus dem Orbit. Das Zauberwort heisst EGNOS und steht fr European Geostationary Na-vigation Overlay Service (siehe Kasten). Das seit Oktober 2009 in Betrieb stehende euro-pische Satellitensystem ist seit Mrz 2011 fr die Luftfahrt zugelassen und so etwas wie Doping fr die Przision der gngigen Navigationssysteme wie dem GPS. EGNOS sorgt fr eine Genauigkeit, die der heutigen ILS CAT 1 in nichts nachsteht. Skyguide hat das satellitengesttzte Anflug-verfahren am 17. November 2011 auf der Piste 10 von Altenrhein sowie der Piste 24 des bei La Chaux-de-Fonds gelegenen Plat-zes Les Eplatures eingefhrt und gehrt damit in Europa zu den Pionieren. Bislang haben erst drei Flughfen in Frankreich EGNOS den roten Teppich ausgerollt. Die Kosten fr die Einfhrung neuer satel-litengesttzter Flugverfahren tragen in der Regel die einzelnen Flugpltze. Les Eplatu-res und Altenrhein waren eine Ausnahme, sagt skyguide-Sprecherin Maude Rivire, da die Verfahren im Rahmen eines euro-

    pischen Programms entwickelt wurden. Die Kosten fr die Einfhrung der neuen Flugverfahren auf beiden Flugpltzen be-laufen sich auf rund 300 000 Franken sie wurden hlftig von skyguide sowie der Eu-ropischen Kommission finanziert.Die Einfhrung des satellitengesttzten Anflugverfahrens auf Basis von EGNOS in Altenrhein und Les Eplatures soll lediglich ein erster Meilenstein darstellen. Skygui-de arbeitet im Rahmen des Innovationspro-gramms CHIPS mit verschiedenen Partnern an der Entwicklung und Einfhrung von satellitengesttzten Navigationsverfahren. Aktuell sind dies 20 Projekte an 15 Standor-ten, wobei Buochs und Meiringen voraus-sichtlich dieses Jahres verwirklicht werden sollen. Weitere Standorte sind Alpnach, Bad Ragaz, Dbendorf, Lugano und Sion.

    Satellitentaugliche PilatusMit der neuen satellitengesttzten Navi-gationstechnologie knnen die Flugzeuge unabhngig von Bodenstationen auch bei garstiger Witterung przis ihren Weg zu-rck zu Mutter Erde finden. Dieser Vorzug erschliesst vor allem kleineren Flugpltzen ganz neue Dimensionen, denn die konventi-onellen ILS-Installationen sind enorm kost-spielig. Dank der Przision von EGNOS so-wie hnlichen Systemen sind sie nicht mehr den Launen von Petrus ausgeliefert. Diesen Umstand nutzen vor allem Airports in den

    Vereinigten Staaten aus, wo so etwas wie Goldgrberstimmung aufkommt. Innert weniger Jahre ist die Zahl der fr ein satel-litengesteuertes Anflugverfahren zugelas-senen Pltze auf 2700 hochgeschnellt das sind mehr als doppelt so viele wie mit ILS ausgerstete Pisten. Dieser Boom hat wiederum sehr konkrete Auswirkungen auf die Schweizer Luftfahrt-industrie: So gelangt der Grossteil der in den USA so beliebten Pilatus PC-12 NG mit einer Instrumentierung zur Auslieferung, die auf EGNOS und analoge Systeme in Nordame-rika und Asien ansprechen.

    Kein Ersatz frs ILS Im Gegensatz zu den Vereinigten Staaten ist in der Schweiz das satellitengesttzte Anflugverfahren auf der Basis von EGNOS vorerst als Ergnzung zum konventionel-len Blindlandesystem mittels Leitstrahl vor-gesehen. Eine vollstndige Ablsung des ILS ist erst lngerfristig vorgesehen, betont Projektleiter Heinz Wipf von skyguide. Fr Armin Unternhrer, CEO Peoples Busi-ness Airport St. Gallen-Altenrhein, liegen die Vorteile des Blindlandesystems aus dem Weltall auf der Hand: Es sichert eine hhere Verfgbarkeit des Flugplatzes. Vieles bleibt hingegen beim Alten: Weder die Sinkflugpro-zedur noch die Entscheidungshhe ndern sich durch den Gebrauch von EGNOS. Zu-dem bleiben die Flugrouten beim Schlecht-

    EGNOS Satelliten ergnzen neu das ILS

    Pilatus-Werkpilot Theddy Spichtig zeigt whrend des Sinkfluges auf Altenrhein auf das Bordinstrument fr das satellitengesttzte Anflugs-verfahren auf der Basis von EGNOS.

    24 Air Traffic Control Cockpit 01 2012

  • 25

    wetteranflug gleich auch wenn durch den Wegfall des ILS-Leitstrahls verkrzte Anflge technisch durchaus mglich wren.

    Kaum EGNOS-taugliche Jets Noch scheinen Airlines und General-Avia tion-Betreiber die Tre zum Weltall nicht aufgestossen zu haben. Die Alternative zum ILS bedingt spezielle Bordinstrumente und diese fehlen bei ei-nem Grossteil der heute im Einsatz stehenden Flugzeuge. Neben der PC-12 NG haben vor allem Business-Jets mit Interkontinen-talreichweite einen Link in den Orbit. Fliegerisch und im Cock-pit bietet das neue System kaum Herausforderungen, da es sich an das traditionelle Instrumentenlandeverfahren anlehnt. hn-liches gibt es aus dem Tower zu berichten, wie das Beispiel Al-tenrhein zeigt: Am Bodensee haben die Fluglotsen lediglich eine halbtgige Umschulung auf das neue Anflugverfahren absolvie-ren mssen. Ihr frisch erworbenes Wissen knnen die Lotsen erst sprlich einsetzen. Armin Unternhrer schtzt, dass derzeit weni-ger als zehn Prozent aller nach Altenrhein kommenden Maschinen bereits EGNOS-tauglich getrimmt sind. Jhrlich zhlt der Airport am Schwbischen Meer rund 32 000 Bewegungen, wobei zwei Drit-tel der Landungen auf Sicht durchgefhrt werden.

    Der heisse Draht Fr den Pilatus-Werkspiloten Theddy Spichtig ist das satellitenge-sttzte Anflugverfahren ein Meilenstein: Es wird die Zuverlssig-keit fr die General Aviation verbessern, hilft Treibstoff zu sparen

    Der Rotstift aus dem AllDas European Geostationary Navigation Overlay Service (EGNOS) verbessert die Przision der gngigen GPS-Systeme. EGNOS besitzt heute eine Positionsgenauigkeit zwischen einem und drei Metern, whrend dieser Wert beim einfachen GPS zwischen 10 und 20 Meter schwankt. Verantwortlich fr die Fehlerquellen beim einfachen GPS sind die durch die Ionosphre bedingten variierenden Laufzeiten der Funksignale. ber 30 Bodenstationen in Europa, Nordafrika und dem Nahen Osten empfangen die Funksignale der GPS-Satelliten und fil-tern eben diese Ungenauigkeiten heraus. Die fehlerbereinigten Kor-rekturdaten stellt EGNOS auf eigenen Satelliten zur kostenlosen Nut-zung bereit. EGNOS ist auf Europa beschrnkt, mit WAAS steht auf dem nordamerikanischen Kontinent ein kompatibles System zur Ver-fgung. EGNOS mit Sitz in Toulouse ist ein Gemeinschaftsprojekt der Europischen Union, der Weltraumorganisation ESA sowie der Flug-sicherung Eurocontrol und gilt als Vorstufe zur Realisierung des Satel-litennavigationssystems Galileo. (sta)

    EGNOS korrigiert die Fehler der GPS-Systeme ber Bodenstationen und leitet die Korrekturdaten via eigenen Satellit an die Flugzeuge weiter.

    und die Lrmemissionen zu senken. Dass die Pilatus-Werke ihre PC-12 NG mit Instrumenten fr dieses Verfahren ausrsten, ist kein Zufall. Wir erhoffen uns ein besseres Marktpotenzial, betont Her-mann Spring vom Pilatus Projekt Management. Nach rund 150 Landungen mit Hilfe von Satelliten in Europa und den Vereinigten Staaten zieht Pilatus-Werkspilot Spichtig eine posi-tive Bilanz: Das System ist nicht nur przis, sondern auch zuverls-sig. Beispielsweise informiert EGNOS den Piloten einem heissen Draht gleich alle sechs Sekunden ber den Zustand des Systems. So ist der Flugzeugfhrer jour, wenn die Positionierungssysteme falsche Daten ausstrahlen oder der Empfang gestrt ist. Fr einen samtweichen Approach sind die Pfadfinder aus dem All ebenfalls prdestiniert, denn im Gegensatz zum ILS entfllt ein Leitstrahl der durch Strungen bedingt immer zu unruhigen Anflgen fh-ren kann. Balsam fr die Nerven der Piloten.

    Hans-Heiri Stapfer

    Das Display fr das satelliten-gesttzte Anflug-verfahren befin-det sich im linken Ins trumentenbrett der PC-12 NG.

    Fotos: Han

    s-Heiri Stap

    fer

    Air Traffic Control

  • Foto: H

    ans-Heiri Stap

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    Wir liefern vor allem Sicherheit, betont Alex Bristol anlsslich einer krzlich abgehaltenen Fachtagung. Und von dieser Maxime soll nach Willen des skyguide-COO nicht abge-rckt werden allen Umbauten zum Trotz, die dem Schweizer Flugsicherungsunter-nehmen ins Haus stehen. Intern sollen die Controller-Arbeitspltze zur berwachung des Luftraums einheitlich gestaltet wer-den: Mit dem Common Controller Cockpit (CCC) ist es in Zukunft mglich, whrend

    der frequenzschwa-chen Nacht Teile eines des in Zrich und Genf domizi-lierten Centers zu schliessen. Denkbar ist in einem zweiten Schritt whrend Spitzenzeiten die Delegation einzel-ner Aufgaben an die jeweils andere Stel-le. Dies aus gutem Grund: skyguide muss den mit Ab-stand komplexesten Luftraum in Europa im Griff haben.

    Die Harmonisierung an den beiden Stand-orten soll spter in Europa Schule machen und das Schweizer Unternehmen sieht sich in dieser Aufgabe als Pionier. Dabei schielt skyguide auf den Functional Airspace Block Europe Central (FABEC), an dem sich neben der Schweiz, Belgien, Deutschland, Frank-reich, Luxemburg sowie die Niederlande be-teiligen. Den Kuchen dieses ab diesem Jahr neu zu schaffenden Luftraums mit einer Flche von 1,7 Millionen Quadratkilome-tern sowie jhrlich 5,3 Millionen Flgen tei-

    Der im kommenden Monat abgeschlossene Umbau des Towers am

    Zrcher Flughafen symbolisiert den Wandlungsprozess von skyguide:

    Zu den zahlreichen Herausforderungen gehrt die Vereinheitlichung

    der Controller-Arbeitspltze an den beiden Standorten Zrich und Genf.

    len sich sieben Flugsicherungen auf. ber die Hlfte des europischen Luftverkehrs wickelt sich ber dem FABEC-Gebiet ab. Darum orakeln die Auguren mit saftigen Wachstumsprognosen.

    Neue Pulte fr Fluglotsen Aber auch ber dem heimischen Himmel sind Vernderungen in Aussicht: skygui-de will ihre Leistungen auf den einzelnen Regionalflugpltzen neu definieren. Wir wollen die Finanzierung der notwendigen Infrastruktur und Leistungen langfristig si-chern, sagt Alex Bristol. Hintergrund die-ser Aktivitt ist die Tatsache, dass die Gel-der aus der Spezialfinanzierung Luftverkehr heute nicht ausreichen, um die nicht ge-deckten Flugsicherungsleistungen auf den Regionalflugpltzen zu kompensieren. Zustzlich: Seit August und bis zum kom-menden Februar unterzieht das Unterneh-men den Tower auf dem Zrcher Flughafen einem Facelifting. Kernstck bilden dabei sie-ben neue Pulte fr die Fluglotsen. Das Mo-biliar samt dazugehriger Technik wird jeweils whrend der Nacht in den Tower transportiert, um den Betrieb nicht zu beein-trchtigen. Mit rund 900 000 Franken schlgt diese Innovation zu Buche. Bei Strungen knnen die Lotsen knftig das Reservesystem auf ihre Arbeitsplatzform holen, ohne den Platz zu verlassen, lobt Projektleiter Adrian Bhler das neue System. Dabei wird klar: Das Thema Sicherheit zieht sich in jeder Hinsicht als roter Faden durch skyguide.

    Hans-Heiri Stapfer

    skyguide im Wandlungsprozess

    Wir liefern Sicherheit

    Die Controller auf dem Tower des Flughafens Zrich werden mit neuen Arbeitspltzen ausgerstet.

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