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Zusatzmaterial zum Hörbuch: Die Comtessa VON ULF SCHIEWE GESPROCHEN VON REINHARD KUHNERT Audible GmbH - Geschäftsführer: Nils Rauterberg und Dr. Michael Treutler - Gesellschaftssitz: Berlin HRB: 113109B Handelsregister AG Berlin Charlottenburg - UST-ID: DE 238390510

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Zusatzmaterial zum Hörbuch:

Die ComtessaVON ULF SCHIEWE

GESPROCHEN VON REINHARD KUHNERT

Audible GmbH - Geschäftsführer: Nils Rauterberg und Dr. Michael Treutler - Gesellschaftssitz: Berlin

HRB: 113109B Handelsregister AG Berlin Charlottenburg - UST-ID: DE 238390510

Frauen durften nach fränkischem Rechtsverständnis erben, allerdings erst an zweiter Stelle nach den Brüdern. Ermen-garda von Narbonne, wie auch ihre berühmte Zeitgenossin Eleonore von Aquitanien, erwarb so den Anspruch auf den Titel erst nach dem frühen Tod ihrer beiden Brüder. Erben war eines, doch eine solche Herrschaft auch auszuüben, war eine andere Sache. Frauenherrschaft war zwar durchaus akzeptiert, doch eher als vorübergehende Lösung, als Regentin bei unmündigen Söhnen oder als Kastellanin, wenn sich der Ehemann auf dem Feldzug befand. Ansonsten waren Erbinnen ein begehrtes Ziel für ehrgeizige Männer, und einmal verheiratet, herrschte der Herr Gemahl.

Umso erstaunlicher, dass es Ermengarda in ganz jungen Jahren gelungen ist, sich neben Titel auch die Herrschaft zu si-chern, die sie dann eigenständig fünfzig Jahre lang erfolgreich und hochgeachtet ausübte. Sie war eine große Förderin der Troubadour-Kunst und wird in vielen Liedern als außergewöhnliche Schönheit gepriesen. Von einem Wikingerfür-sten, der sich auf dem Weg ins Heilige Land befand, ist ein Lied überliefert, das sie als blond beschreibt. Ich habe sie aber eher als dunkelhaarigen Mittelmeertyp gesehen.

Chroniken über Ermengarda gibt es keine, sie selbst hat ja kein Tagebuch hinterlassen, so ist man also auf dürftige Er-wähnungen in Urkunden angewiesen. Der Romanerzähler versucht, aus wenigen Fakten eine Geschichte zu kon-struieren, wie sie sich hätte abspielen können.

Der Ehevertrag vom 21. Oktober 1142, wie im Roman verbatim zitiert, ist überliefert. Allerdings wurde diese Ehe kurz darauf, nach Gefangennahme Alfons', wieder aufgelöst. So viel ist nachweisbar. Aufgrund einer Kaufurkunde aus dem Vallespir zu dieser Zeit (mit den im Roman behandelten ­Unterzeichnern) wird vermutet, dass sie sich durch Flucht dem Grafen von Toulouse entzogen haben könnte. Dies habe ich als Basis für den Roman genommen.

Es hat auch nach Einstellung der Kriegshandlungen jenen Rat der Regionalfürsten gegeben, den nachfolgenden Frie-densschwur und die Vermählung mit einem Bernard d'Anduse, der aber fortan nicht mehr in Ermengardas Umgebung aufgetaucht ist, obwohl weiterhin in seiner Heimat urkundlich erwähnt. Daraus schließen Historiker auf eine Scheinehe. Ermengarda hat selbst keine Kinder gehabt, ihre jüngere Schwester wurde wie beschrieben nach Spanien verheiratet. Deren Söhne haben später die Herrschaft in Narbonne angetreten. Die nachfolgenden Vizegrafen hießen dann wie Er-mengardas Vater alle Aimeric bis hinein ins 14. Jahrhundert.

Der Troubadour Peire Rogier hat tatsächlich viele Jahre am Hof Ermengardas verbracht, allerdings habe ich ihn einige Jahre vorgezogen. Sein Spitzname für Ermengarda in den Liedern war Tort-n'avetz, niemand weiß, warum. Ich habe versucht, dafür eine Erklärung zu finden. Von Jaufré Rudel ist nicht bekannt, ob er sich in Narbonne aufgehalten hat, ist aber durchaus denkbar. Die Geschichten, die ich über ihn erzählt habe, sind tatsächlich so überliefert, ebenso wie seine »ferne Liebe«, Hodierna von Tripolis, die er später (1148) in Begleitung von Alfons Jordan während des zweiten Kreuzzugs tatsächlich kennenlernen durfte. Allerdings war er bei seiner Ankunft in Tripolis so todkrank, dass er in ihren Armen verstarb.

Wer Narbonne heute besucht, wird sich wundern, dass die Aude nicht mehr die Stadt durchquert. Nur noch ein bes-cheidener Kanal, Canal de la Robine, erinnert daran. Vermutlich die für den mittelalterlichen Mühlenbetrieb immer aus-gedehnter angelegten Aufstauungen haben zu einer allgemeinen Versandung geführt, so dass sich der Fluss plötzlich im 14. Jahrhundert ein neues Bett weiter nördlich gesucht hat. Der Verlust der Verbindung zur Aude führte zum allmäh­lichen wirtschaftlichen Niedergang der Stadt. Die römische Brücke ist allerdings noch vorhanden, wie Teile der Via Domitia.

Die Namen von Personen und historischen Orten in Südfrankreich habe ich, soweit es sich ermitteln ließ, in mittelalterli-chem Okzitan wiedergegeben. Zuletzt noch ein Wort zum Titel des Buches. Streng genommen war Ermengarda keine Comtessa, aber den Adelstitel Vizegräfin gab es in deutschen Regionen nicht, und Vescomtessa wäre als Romantitel zu unverständlich gewesen. Außerdem sagten solche Titel nicht viel über die Macht und Reichtum eines Adelsgeschlechts aus. Narbona war bedeutender und reicher als manche benachbarte Grafschaft, wie auch ihrerseits die Grafen von Tou-louse oder Barcelona den Herzögen von Aquitanien in nichts nachstanden.

Anmerkungen des Autors

Bonusmaterial zum Hörbuch: Die Comtessa

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Die nachfolgende Liste besteht aus wichtigen historischen Personen. Die Spitz- oder Kosena-men stehen in Klammern und sind meine Erfindung.

Ermengarda (Erminha), Vizegräfin von Narbona (*1127, † 1197), Tochter des Aimeric II. von Narbona (über die Mutter ist $ nur bekannt, dass sie den gleichen Namen trug). Ermengarda herrschte allein und kinderlos bis 1192. Ihr Nach$$ folger war Pedro Manrique de Lara, der zweite Sohn ihrer Halbschwester Ermessenda.

Alfons Jordan, Graf von Tolosa (*1103, † 1148), Sohn des ­Raimon IV. von Tolosa und der Elvira von Kastilien. Sein ­Le$$ ben war gekennzeichnet von Auseinandersetzungen mit Aquitanien (wegen alter Erbansprüche), mit Barcelona $$ über den Besitz der Provence und natürlich durch den hier beschriebenen Konflikt über Narbona. Schloss sich $$ dem Zweiten Kreuzzug an und wurde in Outremer wegen eines Streits über die Grafschaft Tripolis angeblich $$ vergiftet.

Ermessenda (la Bela), Ermengardas Stiefmutter. Es ist kaum etwas über sie bekannt. Ich habe versucht, ihr eine Seele zu $$ geben.

Ermessenda (Nina), Tochter des Aimeric II. von Narbona und Ermessenda (la Bela), Ermengardas Halbschwester. Sie $$ heiratete später Manrique Perez de Lara, einen der wichtigsten Berater und Heerführer der kastilischen Könige. $ Ihr erster Sohn Aimeric starb jung, der zweite Pedro erbte die Vizegrafschaft von Narbona im Jahr 1192.

Aimeric II., Vizegraf von Narbona († 1134), Ermengardas verstorbener Vater

Aimeric und Berenguer, Ermengardas verstorbene Brüder (Details und Todesdatum unbekannt)

Arnaut de Leveson, Erzbischof von Narbona († 1149), seit 1119, als er Statthalter von Tolosa war, eng mit Alfons Jordan $$ verbündet.

Ramon Berenguer IV., Graf von Barcelona (* 1113, † 1162), Ermengardas Vetter väterlicherseits. Wurde durch seine Hei$$ rat mit Peronella von Aragon auch Regent des Königreichs Aragon, beide Reiche wurden als »Krone von Ara$$ gon« vereint.

Trencavels Brüder, Roger de Carcassona und Raimon de ­Besier. Die Trencavels waren eine wichtige Familie, die gern $$ das Zünglein an der Waage zwischen Tolosa und Barcelona spielte.

Bernard d’Andusa, ein Edelmann aus den Cevennen, der zwar offiziell mit Ermengarda verheiratet wurde, aber ­danach $ auf seine Ländereien zurückkehrte und nie mehr in ihrem Leben in Erscheinung trat.

Jaufré Rudel, Edelmann und bekannter Troubadour

Peire Rogier, bekannter Troubadour

Weitere urkundlich erwähnte Personen

Bardine Saptis, Konsul und Ratsherr der Stadt Narbona

Gausbert de Vallespir, Vizegraf von Vallespir. Er und sein Bruder Artaud sind Mitunterzeichner der Kaufurkunde über $$ Güter in Fourques.

Peire Monetarius, Kaufmann und Münzer von Narbona

Peire Montbrun, rechte Hand des Erzbischofs Leveson

Historische Personen

Bonusmaterial zum Hörbuch: Die Hure Babylon

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Peire Raimon de Narbona, junger Edelmann, erwähnt als ­Ermengardas Berater und Verwalter des Vermögens der $$ Vizegrafschaft.

Peire de Menerba, Vizegraf von Menerba, einer kleinen Festungsstadt nordwestlich von Narbona. Wichtiger Vasall von $$ Narbona. Tritt urkundlich als Unterzeichner von ­Ermengardas Ehevertrag in Erscheinung, wie auch Mont$$ brun, Monetarius und Saptis.

Rabbi Todros, Vorsteher der bedeutenden jüdischen Gemeinde von Narbona

Erfundene Personen

Arnaut de Montalban, junger Edelmann aus Rocafort, Enkel des Jaufré de Montalban

Severin, Arnauts Schildträger und Freund

Aimar de Rocafort, Mönch und Vertrauter der Familie

Domna Adela, Arnauts Mutter

Raol de Montalban, Arnauts Onkel, Kastellan von Rocafort

Ada und Robert, Arnauts Geschwister

Jaufré de Montalban, Arnauts Großvater und Protagonist aus dem Roman »Der Bastard von Tolosa«

Cortesa, die Köchin auf Rocafort

Hamid, ein alter Moslem und Jaufrés Kriegskamerad

Felipe de Menerba, Sohn des Vizegrafen von Menerba

Tibaut de Malvesiz, Edelmann und Ermessenda la Belas rechte Hand

Namenloser Mann, Tibauts Spitzel und Auftragsmörder

Joan de Berzi, Edelmann und Alfons’ Reiterführer

Giraud de Trias, junger Edelmann und Felipes Freund

Guillem Ramon de Castellvell, katalanischer Edelmann. Es hat ihn zwar gegeben, ich habe ihn aber nur geborgt, denn $

er war wahrscheinlich niemals in Narbona.

Abd Allah, Ermengardas maurischer Falkner

Domna Anhes, Hofdame des vizegräflichen Palastes

Jamila, maurische Sklavin des Gausbert de Vallespir

Jori, ein Straßenjunge

Maria, eine Aussätzige

Roger, Edelmann und Anführer von Menerbas Kriegern

Roderic, Edelmann und einer von Castellvells Rittern

Prior Berard, Vorsteher des Klosters Fontfreda

Bruder Peire, Mönch des Klosters Fontfreda

Magistra Bertrada, Vorsteherin des Klosters Serrabona

Mossenher Ignatius, Abt des Klosters Santa Maria de ­Vallespir

Paire Imbert, Abt des Klosters Sant Paul Serge zu Narbona

Historische Personen

Bonusmaterial zum Hörbuch: Die Hure Babylon

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Im Folgenden die fremdsprachlichen Begriffe, einige lateinischen Ursprungs, die meisten also aus dem mittelalter­lichen Okzitan, eine eigenständige Sprache, die in vielem dem Katalanischen ähnelt. Das Wort Okzitan kannte man damals noch nicht. Man sprach die lenga romana, also die römische Sprache.

alberc occt Gasthausalquerque span Vorläufer des Damespielsamor occt Liebeanjol occt Engelaquaeductus lat Aquäduktaula lat Saal, Aulaavesque occt Bischofbaneira d’amor occt Banner der Liebebela occt hübschben occt gutbestia occt Bestie, Viechbon Dieu! occt guter Gott!cambiadors occt Geldwechslercanso occt Liedcapitan occt Hauptmanncastelan occt Burgherrcastellum novum lat neue Burgcasula lat liturgisches

Priestergewandcavalier occt Rittercertas occt gewissclavicula lat Schlüsselbeincolhons occt Hodencoms, comtessa occt Graf, Gräfinconcilium lat Versammlungconfesso lat ich gestehecor occt Herzcosiniera occt Köchinde que parla? occt wovon redest du?deable occt Teufeldenier occt SilberpfennigDieu occt GottDieu vos gard occt Gott schütze Euchdiga me occt sag mirdominium lat Herrschaftsbereichdominus, domina lat Herr, Herrindomna occt Dame (Herrin von domina)domnejant occt Schürzenjägerdonzela occt Fräuleinescusa occt entschuldigefamilia occt Familiefilh occt Sohnfilh da puta occt Hurensohnfilha occt Tochterfilheta occt Töchterchenfilius lat Sohn

Glossar

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fin d’amor occt Hohe Minnefol bestia occt verrücktes Viechfont freda occt kühle Quellefornicator lat Lüstlingfortuna lat Glücksgöttinfraire occt Brudergambais occt gepolsterte Kampfwestegarda occt Wachegartz occt Jungegarça occt Mädchen

(auch: schlimmes M.)homagium lat Huldigung (u. Treueschwur)hospitium lat Pflegehausimperador span KaiserJes Maria! occt Jesus und Maria!joglar occt Gaukler, fahrender Sängerjoia occt Freudejusieus occt Judenlaudes lat klösterliches Stundengebetlenga romana occt römische Spracheleprosarium lat Heim für Aussätzigemagister militum lat Heerführermagistra lat Meisterin ­(Klostervorsteherin)maistre occt Meistermantenent occt jetztmasel occt Fleischhauermedicus lat Arztmeravilha occt Wundermercé de Dieu occt Gott sei dankmerda occt Scheißemessenhers occt meine Herrenmidomna occt Madame (meine Dame)militia lat Miliz, Heermilitia urbana lat Stadtwachemossenher occt mein Herrmout ben occt sehr gutnassim ? Vorsteher der jüdischen

Gemeindenau occt Schiffnina occt kleines Mädchenno parla mot! occt sprich kein Wort!nonus lat klösterliches Stundengebetnubilis lat heiratsfähigome occt Mannoriflamme frz Banner von St. Denispaire occt Vaterpalatz occt Palastpalatz vescomtal occt Palast des Vizegrafenpater lat Vaterpater familias lat Oberhaupt der Familiepax ecclesiae lat Kirchenfriede

Glossar

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per deable! occt beim Teufel!per Dieu! occt bei Gott!per l’amor de Dieu! occt um Gottes willen!perdona me occt verzeih mirpetit occt kleinpezo occt Fußsoldatposterula lat Hintertürchenprinceps aragonensis lat Fürst von Aragonpurgatorium lat Fegefeuerputan! occt verdammt (»Hure«)que deable! occt was, zum Teufel!que Dieu m’ajut! occt hilf mir, Gott!quet occt stillrefectorium lat Speisesaal im Klostersarasin occt Maure, Moslemsecretarius lat Schreiber, Sekretärsenher occt Herrserra occt Bergkettesobrecot occt Wappenrocksolidus lat Goldmünzesoudadier occt Reisiger, berittener Kriegertor de sarasin occt Maurenturmtort n’avetz! occt unrecht habt Ihr!tramontanha occt Bergwind in Südfrankreichtrobador occt Troubadourusurpator lat der die Macht an sich reißtvelh occt alt, Altervellum lat feinstes PergamentVerges Maria! occt Jungfrau Maria!vescoms, vescomtessa occt Vizegraf, Vizegräfinveteranus lat Veteran

Glossar

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