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2,50 E JANINE JANSEN · JOHANN SEBASTIAN BACH · ZWEISTIMMIGE INVENTIONEN BWV 772 –786 · MODERATO· GIGA ALFRED SCHNITTKE · AM 27.02.2008 DREISTIMMIGE INVENTIONEN BWV 787– 801 · CIACCONA · CORRENTE ALLEMANDE · SARABANDE · PARTITA FÜR VIOLINE SOLO NR. 2 D-MOLL BWV 1004 · SO KLINGT NUR DORTMUND.

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2,50 E

Janine Jansen · Johann sebastianbach · Zweistimmige inventionenbwv 772 – 786 · moDeRato · giga alfReD schnittke · am 27.02.2008DReistimmige inventionen bwv787– 801 · ciaccona · coRRente allemanDe · saRabanDe · PaRtita füR violine solo nR. 2 D-moll bwv1004 · so klingt nuR DoRtmunD.

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Dauer: ca. 2 Stunden 15 Minuten inklusive Pause

Janine JanSen Violine

MaxiM RySanoV Viola

ToRleif TheDéen Violoncello

abo: Solisten iii – »Junge Wilde«

Wir bitten um Verständnis, dass Bild- und Tonaufnahmen während der Vorstellung nicht gestattet sind.

KonZeRThaUS DoRTMUnD · MiTTWoch, 27.02.2008 · 19.00

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Bei den Proben mit itamar Golan für das Konzert im Mai 2007

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PRoGRaMM

Johann SeBaSTian Bach Partita für Violine solo nr. 2 d-moll BWV 1004

allemande corrente Sarabande Giga ciaccona

Dreistimmige inventionen (Sinfonias) BWV 787– 801 (fassung für Violine, Viola und Violoncello)

Sinfonia nr. 1 c-Dur BWV 787 Sinfonia nr. 2 c-moll BWV 788 Sinfonia nr. 3 D-Dur BWV 789 Sinfonia nr. 4 d-moll BWV 790 Sinfonia nr. 5 es-Dur BWV 791 Sinfonia nr. 6 e-Dur BWV 792 Sinfonia nr. 7 e-moll BWV 793 Sinfonia nr. 8 f-Dur BWV 794 Sinfonia nr. 9 f-moll BWV 795 Sinfonia nr. 10 G-Dur BWV 796 Sinfonia nr. 11 g-moll BWV 797 Sinfonia nr. 12 a-Dur BWV 798 Sinfonia nr. 13 a-moll BWV 799 Sinfonia nr. 14 B-Dur BWV 800 Sinfonia nr. 15 h-moll BWV 801

einführung mit Ulrich Schardt um 18.15 Uhr im Komponistenfoyernach dem Konzert: »meet the artist!« im Backstage-Bereich

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Johann SeBaSTian Bach (1685 –1750)Zweistimmige inventionen BWV 772 – 786 (fassung für Violine und Viola)

invention nr. 1 c-Dur BWV 772 invention nr. 2 c-moll BWV 773 invention nr. 3 D-Dur BWV 774 invention nr. 4 d-moll BWV 775 invention nr. 5 es-Dur BWV 776 invention nr. 6 e-Dur BWV 777 invention nr. 7 e-moll BWV 778 invention nr. 8 f-Dur BWV 779 invention nr. 9 f-moll BWV 780 invention nr. 10 G-Dur BWV 781 invention nr. 11 g-moll BWV 782 invention nr. 12 a-Dur BWV 783 invention nr. 13 a-moll BWV 784 invention nr. 14 B-Dur BWV 785 invention nr. 15 h-moll BWV 786

alfReD SchniTTKe (1934 –1998) Streichtrio für Violine, Viola und Violoncello

Moderatoadagio

– Pause –

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WeRKe

STReichTRio anDeRS

für die instrumente Geige, Bratsche und cello, die einen wesentlichen Teil des Streichorchesters darstellen, gibt es interessanterweise nicht so viele originalkompositionen, wie man vermuten könnte. Sicher, da sind Beethovens Streichtrios, einzelne Werke von Mozart, Schubert, Schönberg und als ein wirklich neuer Klassiker das heute zu hörende zweisätzige Trio von alfred Schnittke. im heutigen Konzert gibt es »Streichtrio anders«.

Die von Johann Sebastian Bach für das cembalo oder Klavichord gedachten zweistimmigen inventionen und dreistimmigen Sinfonien werden heute von Violine und Viola bzw. Violine, Viola und Violoncello in neue Klangfarben getaucht. Der sachlich objektive Klangcharakter des Tasteninstruments tritt zurück, und die einzelnen deutlich unterscheidbaren Klangfarben ver-setzen Bachs ursprünglich als reine Schüler- und Übungswerke gedachte einfälle in ganz neue Schwingung.

»MiT 2 STiMMen Reine SPielen…« J. S. Bach ZWeiSTiMMiGe inVenTionen BWV 782 – 786 ( faSSUnG fÜR Violine UnD Viola); DReiSTiMMiGe inVenTionen BWV 787 – 801 ( faSSUnG fÜR Violine, Viola UnD Violoncello )

Um das Jahr 1720 erstellt Bach ein »clavierbüchlein für Wilhelm friedemann Bach«, seinen ältesten Sohn. es handelt sich um ein klassisches Unterrichtswerk, in dem sich neben Werken J. S. Bachs auch Kompositionen anderer Meister, zum Beispiel von Telemann, finden. Bach über-arbeitet die Werke mehrfach und nennt die zweistimmigen Stücke schließlich »inventionen« und die dreistimmigen »Sinfonien«. Diese Titel alleine sagen aber wenig über die Werke aus. Bach schreibt diese 15 zwei- und 15 dreistimmigen Werke als lehrmaterial. er ist sich dieser Bedeu-tung bewusst und formuliert in seinem Vorwort auf dem Titelblatt der notenausgabe den damit verbundenen anspruch für Komponist, Spieler und hörer:

»aufrichtige anleitung. Womit denen liebhabern des clavires, besonders aber denen lehr-begierigen, eine deütliche art gezeigt wird, nicht alleine (1) mit 2 Stimmen reine spielen zu lernen, sondern auch bey weiteren progreßen (2) mit dreyen obligaten Partien richtig und wohl zu ver-fahren, anbey auch zugleich gute inventiones nicht alleine zu bekommen, sondern auch selbige wohl durchzuführen, am allermeisten aber eine cantable art im Spielen zu erlangen, und dar-neben einen starcken Vorschmack von der composition zu überkommen. Verfertiget von Joh: Seb: Bach. hochfürstlich anhalt-cöthenischer capellmeister. anno christi 1723.«

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Der Spieler soll also lernen, zuerst einen zweistimmigen, dann einen dreistimmigen Klaviersatz zu beherrschen, ihn präzise zu spielen und die eigenständigen Stimmen korrekt und geschmack-voll zum Klingen zu bringen. Der Pianist soll sich aber nicht nur klavierspielend betätigen, sondern durch das Studium dieser Werke einen eindruck von der Kompositionsweise erhalten und so eigene einfälle auch selber formulieren. Jeder Jazzer unserer Zeit würde genau diese Worte Bachs unterschreiben: inventionen nicht als reine Klavierschule, sondern als geschmacks-bildende anregung zum improvisieren. Dass Bach es mit der aufforderung zur improvisation ernst meint, zeigt der notentext. Denn im original sucht man vergeblich nach Vorgaben für Ver-zierungen. Ganz bewusst hat Bach dies den Schülern und den heutigen interpreten überlassen.

Die jeweils 15 Stücke für zwei bzw. drei Stimmen basieren auf der einfachsten musikalischen Grundform und idee. Jede dieser inventionen und Sinfonien wird aus jeweils einem Thema entwickelt, ohne dass ein anderer störender oder ablenkender Gedanke hinzutritt. aus einem einzigen einfall wird das Stück zu einer geschlossenen form entwickelt. Die Stücke sind in den auf dem Klavier relativ leicht spielbaren Tonarten gesetzt und in der Reihenfolge der aufstei-genden Tonleiter angeordnet. Käme man auf den Gedanken, dass nur ein einziger thematischer einfall pro Stück ein wenig dürftig erschiene, so belehrt Bach den Spieler und hörer eines Besseren, indem er den Stücken individuelle charaktere zuerkennt. Manche klingen wie eine fantasie, andere haben den strengeren charakter eines Präludiums oder einer fuge.

Bei den dreistimmigen Sinfonien ist die stimmliche Verflechtung naturgemäß dichter. Bereits zu Beginn einer jeden Sinfonie tritt das Thema nicht mehr alleine, wie in den zweistimmigen in-ventionen, auf, sondern wird jeweils von einer tieferen Stimme unterstützt. Die fortentwicklungen des Themas gewinnen an Gewicht, einzelne Teile der Stücke werden schärfer voneinander ab-gesetzt, die einzelnen einsätze des Themas erfolgen streng nacheinander in fugenform.

Streichinstrumente statt cembalo – original oder fälschung? Die antwort lautet: Weder noch. Denn die form der Bearbeitung respektiert die originalkomposition, bleibt eng am notentext und hat mit fälschung rein gar nichts zu tun.

Dass Bach seine inventionen und Sinfonien für die Tasteninstrumente seiner Zeit geschrieben hat, ist klar und unstrittig. Dass aber gerade diese linearen Kompositionen mit ihren klar vonein-ander abgrenzbaren Stimmverläufen für die ausführung mit Streichinstrumenten sehr geeignet erscheinen, ist nicht nur logisch, sondern stellt eine Bereicherung dar. Denn während die inventi-onen auf dem »identisch klingenden« Klavier den Übungsstückcharakter nicht gänzlich ablegen können, erscheinen die Bearbeitungen für die verschieden (hoch) klingenden Streichinstrumente Violine, Viola und Violoncello ein Mehr an Klangfarbenreichtum, eine größere innere lebendigkeit zu versprechen, ohne dass der originalcharakter der Werke in frage gestellt wird.

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»…aBeR nieManD WaGTe Sie ZU SPielen« J. S. Bach PaRTiTa fÜR Violine Solo nR. 2 D-Moll BWV 1004

in seinen Memoiren »lassen Sie ihn doch Geige lernen« erinnert sich der weltberühmte Geiger nathan Milstein, dass er als Schüler in odessa von Bachs Werken für Violine lediglich die g-moll-Sonate kannte. er schreibt: »natürlich wussten wir von der existenz der berühmten chaconne, aber niemand wagte, sie zu spielen, weil sie so anspruchsvoll und schwer zu bewältigen war.« nathan Milstein wurde während seiner weiteren Geigenkarriere anerkanntermaßen einer der größten interpreten des Violinkosmos von Johann Sebastian Bach, der sechs Sonaten und Parti-ten, von denen im heutigen Konzert die Partita nr. 2 mit der berühmten abschließenden ciaccona erklingt. Die beiden wesentlichen formen barocker Kammermusik, die italienische Sonate und die französische Suite, üben entscheidenden einfluss auf Bachs Werke für Solovioline aus. Die drei Partiten in h-moll, d-moll und e-Dur sind tatsächlich stilisierte Tanzsuiten, von denen wiederum jede einen ganz eigenen charakter hat.

Die heute erklingende zweite Partita in d-moll besteht aus den traditionellen Sätzen einer Suite (allemanda, corrente, Sarabanda, Giga). abgeschlossen und gekrönt wird sie von der ciaccona in d-moll, die an Virtuosität, dramaturgischem aufbau und kompositorischer Komplexität einen Gipfel der Geigenkunst darstellt. Dieses Werk in das Zentrum dieses Konzertes zu stellen, ist nicht nur anspruchsvoll für Janine Jansen als Geigerin, sondern gibt diesem abend eine Dramaturgie, der wir hörerinnen und hörer uns nur schwerlich entziehen werden können. allein die abschlie-ßende ciaccona dauert eine knappe Viertelstunde, in denen der Geige alles an technisch Denk- und Spielbarem abverlangt wird. Die großen, weniger bekannten Solo-Violinwerke der Spät-romantik und frühen Moderne von ysaye, Reger und hindemith beziehen sich allesamt auf Bachs Vorbild, der auch hier wegweisend für die weitere Musikgeschichte war.

BeKennTniSMUSiK iM WieneR Tonfall alfReD SchniTTKe STReichTRio fÜR Violine, Viola UnD Violoncello

alfred Schnittke, der große Meister des Stilmix im ausgehenden 20. Jahrhundert, der Grenz-gänger zwischen Russland, Österreich, frankreich und schließlich Deutschland, komponiert für die seltene Besetzung des Streichtrios ein gewichtiges Werk, das gut 20 Jahre nach seiner ent-stehung bereits ein Klassiker zu werden scheint. Das Streichtrio vollendet Schnittke im Jahr 1985. es ist ein auftragswerk der Wiener alban-Berg-Gesellschaft anlässlich der feierlichkeiten zum

Gewinnerin des ECHO KLASSIK 2007

JANINE JANSEN

Janine Jansen und Freunde entdecken und adaptieren Bachs feinsinnige Musik von der Solo-Partita Nr. 2 mit ihrer berühmten

Chaconne bis zu den zwei – und dreistimmigen Inventionen.

BACH: INVENTIONEN & PARTITA · Janine Jansen, ViolineMaxim Rysanov, Viola · Torleif Thedéen, Violoncello · Decca CD 4759081

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14 i 15 WeRKe

vom späten Schubert, über Mahler, Berg, Schostakowitsch eben zu ihm führt. Und doch ist es seine ureigene Musiksprache, die stilistischen Brüche, die auskomponiert werden, die harmonien, die in dieser Konsequenz eben doch erst in der zweiten hälfte des vergangenen Jahrhunderts eingesetzt werden.

Das Streichtrio von Schnittke ist eine große leidens- und Trauermusik. Durch die abwesenheit eines schnellen Satzes fehlt diesem Werk jeglicher Kontrast, klangliche hoffnungsschimmer sind zwar zart eingewebt, gewinnen aber nicht die oberhand.

»SchaRDTS PlaTTenSchRanK«

Mein Tipp: Die Bach-Werke dieses Konzertes sind auf einer aktuellen aufnahme mit Jansen, Rysanov und Thedéen vereinigt. Diese Bach-Platte stellt eine ideale Mischung aus Struktur und Sinnlichkeit dar. Bachs Strukturen werden von den zwei bzw. drei Streichinstrumenten sauber dargestellt. Der individuelle Reiz der Bearbeitungen liegt in der klanglichen individualität der drei unterschiedlichen Streichinstrumente. Der etüdenhafte charakter wird in einen Dialog verwan-delt, in den die absolut gleichwertigen instrumente treten. Bachs Musik wird so zu einem klang-sinnlichen austausch verschiedener Streichinstrumente. höhepunkt der aufnahme ist dann aber doch die monumentale ciaccona aus der Partita für Solo-Violine, bei der sich Janine Jansen nach vorsichtigem Beginn in einen wahren Klangfarbenrausch spielt: königlich!

Wer Bach sagt, muss auch Gould hören. Glenn Gould ist auch eine lange Zeit nach seinem Tode immer noch der Maßstab für das Tastenspiel von Bach. er steht für sich alleine da, wie er seinen Bach gliedert, singt (und mitsingt). hier werden selbst die inventionen zu ganz großer Kunst. Und dass Bach auf dem Klavier klingt, jenseits aller historisch informierten aufführungspraxis, wird bei Gould zur Selbstverständlichkeit. auf dem modernen flügel reicht an Gould meiner Meinung nach lediglich andras Schiff heran, der eine moderne, kantable und lyrisch blühende Sichtweise der Bach-Werke vorgelegt hat. Wer von ihnen doch das cembalo bei Bach vorzieht, sollte bei andreas Staier, Robert hill oder dem altmeister des cembalospiels, Gustav leonhardt, nachhören. Bachs d-moll-Partita liegt selbstverständlich in den diversen Gesamtaufnahmen der Solowerke für Violine vor. Meine geschmacklichen Vorlieben gelten hier nathan Milstein, henrik Szeryng und den beiden ein-spielungen von christian Tetzlaff. Schnittkes Streichtrio ist ein Werk zum nochmalhören. in meinem heimischen cD-Player erklingt die klangsatte und edel-spätromantische auffassung des Gaede Trio. als alternative empfehle ich als klanglich härtere alternative die »authentisch-russische« interpreta-tion mit Mark lubotsky (Violine), Theodore Kuchar (Viola) und alexander ivashkin (Violoncello).

100. Geburtstag und 50. Todestag des Komponisten. Schnittke erweist Wien, der Stadt, in der er einige Jugendjahre verbracht hat, seine ehre. Und er beschwört mit klangsatten harmonien den Widmungsträger Berg. Selbst Schubert, sicherlich aber Gustav Mahler, steht Pate für manch ruhige Passage. Das Werk besteht, ungewöhnlich genug, aus zwei langsamen Sätzen, die sich in ihrem charakter nicht grundlegend voneinander unterscheiden. Der erste Satz enthält sicher die noch dramatischeren Zuspitzungen, türmt akkordgebirge auf, die an einen Brahmsschen Klavier-satz erinnern. Den drei Streichinstrumenten wird klanglich und technisch alles abverlangt. Klang-satte Doppelgriffpassagen imaginierten ein größer dimensioniertes ensemble. Der zweite Satz führt mehr in die innenwelt der Musik und Schnittkes empfindungen. Resignative, aber gleich-zeitig intensiv klingende Passagen bestimmen den Verlauf. Zuweilen meint man ein Wiener lied durchzuhören. Schnittke zeigt sich hier als großer Komponist in einer Kontinuität, die tatsächlich

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intendant Benedikt Stampa begleitet Janine Jansen zu ihrer Garderobe

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Janine JanSen

Seit ihrem Debüt im amsterdamer concertgebouw 1997 ist Janine Jansen ein großer Star in ihrem heimatland. heute ist sie international als eine der größten Geigerinnen ihrer Generation, als eine wahrhaft aufregende und vielseitige Künstlerin, anerkannt. ihrem londoner Debüt im november 2002 mit dem Philharmonia orchestra unter der leitung von Vladimir ashkenazy folgten rasch einladungen der berühmtesten orchester der Welt wie das Royal concertgebouw orchestra, die Berliner Philharmoniker, london Symphony orchestra, cleveland orchestra, nhK Symphony orchestra Tokyo und Sydney Symphony. Sie hat bereits mit so bedeutenden Dirigenten wie Sir andrew Davies, Mark elder, Valery Gergiev, neeme Järvi, Paavo Järvi, Sakari oramo, Mikhail Pletnev und edo de Waart zusammengearbeitet.

Janine Jansen hat bei Decca (Universal Music Group) einen exklusivvertrag unterschrieben und für ihre aufnahme von Vivaldis »Vier Jahreszeiten« hervorragende Kritiken erhalten. im »BBc Music Magazine« wurde die cD als »atemberaubende Sequenz fesselnder Klängfülle, die natür-lich aus der Musik erwächst und dieser nicht übergestülpt ist« gelobt. auf ihrer letzten Veröffent-lichung ist sie mit den Violinkonzerten von Mendelssohn und Bruch mit dem Gewandhaus-orchester unter der leitung von Riccardo chailly zu hören.

Die junge Geigerin war »BBc new Generation artist«, sie gab im Juli 2003 ihr Debüt bei den »BBc Proms«. 2005 war sie der Mittelpunkt der »BBc Proms first night« mit Mendelssohns Violinkonzert, das sie mit dem BBc Symphony orchestra und Sir Roger norrington live fürs fernsehen spielte.

in der Saison 2007/08 hat Janine Jansen ihre Debüts mit den new yorker Philharmonikern unter Maazel sowie den los angeles Philharmonikern unter edo de Waart gegeben und wird auch wieder mit dem cleveland orchester und Toronto Symphony auftreten. europäische enga-gements umfassen die londoner Symphoniker, die Dresdner Staatskapelle mit Daniel harding, das Deutsche Sinfonie orchester Berlin sowie das Radio filharmonisch orkest und die BBc Philharmonic. Des Weiteren ist sie Solistin auf der großen europatournee des cincinnati Symphony unter Paavo Järvi und auf der Japantournee mit dem SWR Stuttgart und Sir Roger norrington.

Janine Jansen ist eine begeisterte Kammermusikerin: Sie gründete und betreut das jährliche »internationale Kammermusikfestival« in Utrecht und ist seit 1998 Mitglied von Spectrum Konzerte Berlin, einer bedeutenden Kammermusikreihe in der Berliner Philharmonie. ihre Kammermusikpartner sind u.a. leif ove andsnes, yuri Bashmet, Mischa Maisky, Julian Rachlin, Kathryn Stott, Jean-yves Thibaudet und Maxim Vengerov. Seit der Saison 2006/07 ist Janine Teil der »Jungen Wilden«-Reihe am KonZeRThaUS DoRTMUnD.

BioGRafien18 i 19

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BioGRafien20 i 21

Janine Jansen studierte bei coosje Wijzenbeek, am Konservatorium Utrecht bei Philipp hirsh-horn und nach ihrem abschluss (cum laude) bei Boris Belkin. im September 2003 verlieh ihr das Kulturministerium den »holländischen Musikpreis« – die höchste auszeichnung, die ein Künstler in den niederlanden erhalten kann. Sie erhielt 2004 und 2005 den »edison clas-sic Public award« sowie 2006 den »echo Klassik« für ihre Vivaldi-aufnahme. ihre neueste Platte erreichte den Goldstatus in den ersten Wochen nach ihrer Veröffentlichung.

Janine Jansen spielt die »Barrere«, eine Violine von antonio Stradivari (cremona) aus dem Jahr 1727, die ihr durch Vermittlung der Stradivari Society® of chicago und des elise Mathilde fund leihweise überlassen worden ist.

MaxiM RySanoV

Maxim Rysanov gehört zweifelsohne zu den weltbesten und charismatischsten Viola-Spielern. Regelmäßig erhält er einladungen, um als Solist oder Kammermusiker in seiner Wahlheimat Großbritannien oder im sonstigen ausland zu konzertieren.

er war Gast bei vielen renommierten festivals und in vielen Konzertsälen weltweit. er arbeitet regelmäßig mit Künstlern wie augustin Dumay, Martin fröst, Marc-andre hamelin, Janine Jansen, Gidon Kremer, Mischa Maisky, lev Markiz, Viktoria Mullova, Julian Rachlin, Maxim Vengerov, dem aSch Trio und anderen.

als Solist konzertierte er weltweit mit orchestern wie dem english chamber orchestra, dem european Union youth orchestra, der amsterdam Sinfonietta, dem china Philharmonic, der Deutschen Staatsphilharmonie, der academy of St Martin in the fields, dem Geneva chamber orchestra und dem orchestre de chambre de Wallonie.

Ursprünglich aus der Ukraine, wohnt er nun in london, wo er an der Guildhall School of Music and Drama studierte und davor an der Zentralen Spezialschule für Musik in Moskau. er gewann mehrere bedeutende internationale Preise und Wettbewerbe wie den internationalen Viola-Wettbewerb »lionel Tertis« und den Wettbewerb in Genf. Seit September 2007 ist er »BBc new Generation artist«. Geplante BBc-auftritte schließen Konzerte mit dem BBc Symphony, dem BBc Philharmonic und den schottischen BBc-orchestern in den kommenden Monaten ein.

Maxim Rysanov hat ein starkes interesse an zeitgenössischer Musik – er ist Widmungsträger mehrerer moderner Werke, so Konzerte von Dobrinka Tabakova und elena langer. er wurde eingeladen, die Weltpremiere des neuen Werks für Viola und Violoncello von aryom Vassiliev, »Duo concertante«, beim »Spitalfields festival« mit der Britten Sinfonia zu spielen.

an die gemeinsame cD-aufnahme mit Bachs zwei- und dreistimmigen inventionen mit Janine Jansen und Torleif Thedeen schließt eine Welttournee mit demselben Repertoire an, so z.B. am heutigen abend im KonZeRThaUS DoRTMUnD. andere cD-aufnahmen umfassen das Tripelkonzert von Schnittke (Quartz), eine cD mit Werken von Taverner und Kancheli (onyx) und eine Recital-cD mit evelyn chang (avie), die weltweit großen anklang fand und mit dem »editor’s choice« des »Gramophone Magazines« ausgezeichnet wurde.

Jüngste highlights umfassen sein Debüt in Japan und china mit Bachs »Goldberg-Variatio-nen« in der Triofassung mit Julian Rachlin und Mischa Maisky (zu hören auch in so renommier-ten europäischen häusern wie dem South Bank centre london, der Philharmonie Berlin und dem Wiener Konzerthaus) und ein Konzert mit Mozarts »Sinfonia concertante« mit augustin Dumay und dem orchestre Royale de Wallonie beim »Beijing festival«. Dieses Schlüsselwerk des Viola-Repertoires führte er auch gemeinsam mit Janine Jansen und dem european Union youth orchestra und Vladimir ashkenazy in london auf.

Sein Debüt mit orchester in Deutschland gab er mit dem Viola-Konzert von Bartók mit der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz unter Tamas Vasary. als Solist war er beim »Mostly Mozart«-festival in der londoner Barbican hall zu hören.

nach einem Dirigier-Stipendium an der Guildhall School of Music und nach dem Gewinn des Wettbewerbs »Bournemouth Symphony orchestra’s young conductor«, verfolgt Maxim Rysanov auch eine stetig steigende Karriere als Dirigent.

Maxim Rysanov spielt eine Giuseppe-Guadagnini-Viola aus dem Jahr 1780, die ihm von der elise Mathilde Stiftung zur Verfügung gestellt wird.

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BioGRafien

ToRleif TheDéen

Torleif Thedéen errang internationale anerkennung, als er 1985 drei der bedeutendsten cello-Wettbewerbe der Welt gewann. Seitdem ist er ein gefragter Solist in den großen internationalen Musikzentren und konzertiert nicht nur mit allen führenden orchestern Skandinaviens, sondern auch weltweit, unter Dirigenten wie Paavo Berglund, andrey Boreyko, neeme Järvi, eri Klas, Gennady Roshdestvensky, esa-Pekka Salonen, leif Segerstam und franz Welser-Möst.

Konzertreisen führten ihn über europa hinaus wiederholt nach neuseeland, nordamerika und australien. als Kammermusiker ist Torleif Thedéen mit Partnern wie Janine Jansen und Julian Rachlin in bedeutenden Konzertsälen, so in der Wigmore hall in london, der carnegie Recital hall in new york, dem concertgebouw in amsterdam und der Berliner Philharmonie zu hören. ebenso ist er gefragter Gast bedeutender internationaler festivals.

Seit 1986 hat Torleif Thedéen zahlreiche cDs für BiS aufgenommen. Seine cD mit Schostako-witschs cellokonzerten gewann 1995 den »cannes classical award«, und seine im Jahr 2000 erschienene aufnahme von J. S. Bachs Solo-Suiten wurde begeistert aufgenommen (sie wurde »editor’s choice« im »BBc Music Magazine« im november 2001). 2002 erschien seine aufnahme von Dvoráks cellokonzert.

nach der bei Decca gemeinsam mit Janine Jansen und Maxim Rysanov eingespielten aufnahme (Bachs Dreistimmige inventionen in einer Streichtriofassung) findet in der Spielzeit 2007/08 eine weltweite Tournee statt. im november 2007 war Torleif Thedéen Gast des Tokyo Metropolitan Symphony orchestra. 2009 wird Torleif Thedéen mit dem london Philharmonic orchestra in london musizieren und mit dem BBc national orchestra of Wales auf Tournee gehen. ebenso ist eine cD-aufnahme für cpo mit der nDR Radiophilharmonie geplant.

Torleif Thedéen wurde 1992 zum Professor am Königlichen Konservatorium von Kopenhagen ernannt. Seit 1996 ist er außerdem Professor am Stockholmer edsberg Musikinstitut. er spielt ein David-Techler-cello von 1711 (das ehemals lynn harrel gehörte).

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GeiGenViRTUoSen iM KonZeRThaUS DoRTMUnD

RUSSiSche Seelealina Pogostkina, Gewinnerin des »Königin-elisabeth-Wettbewerb« 2001 in Brüssel, spielt gemeinsam mit dem city of Birmingham Symphony orchestra Prokofiews erstes Violinkonzert. Des weiteren auf dem Programm: Mahlers fünfte Sinfonie und elgars Strreicherserenade e-moll.

Mo 28.04.08 · 20.00

»JUnGe WilDe« GeiGenKlänGeDen Reigen der »Junge Wilde«-Geigerinnen beschließt für die Saison 2007/08 die lettin Baiba Skride. Gemeinsam mit der cellistin Sol Gabetta und ihrer Schwester lauma am Klavier spielt

sie Werke von Beethoven, Schumann und Brahms.

fr 02.05.08 · 19.00

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iMPReSSUM

TexTe Ulrich Schardt

foTonachWeiSe Titel © Sonja Werner · Konzerthaus DortmundS. 4 i 5 © Sonja Werner · Konzerthaus DortmundS. 8 i 9 © Sonja Werner · Konzerthaus DortmundS. 16 |17 © Sonja Werner · Konzerthaus DortmundS. 18 © Sonja Werner · Konzerthaus Dortmund

heRaUSGeBeR KonZeRThaUS DoRTMUnD

GeSchäfTSfÜhReR UnD inTenDanT Benedikt Stampa

ReDaKTion claudia Beißwanger · Dr. Jan Boecker

KonZePTion Kristina erdmann

anZeiGen Milena ivkovic · T 0231-22 696 161

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konZeRthaus DoRtmunDphilharmonie für westfalen

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