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FacharztprüfungRadiologie

1450 kommentierte Prüfungsfragen

Guido Albes

Mit einem Info-Teil von

B. MüllerV. Lippek

4., unveränderte Auflage1845 Abbildungen

Georg Thieme VerlagStuttgart · New York

Bibliografische Informationder Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnetdiese Publikation in der Deutschen National-bibliografie; detaillierte bibliografischeDaten sind im Internet überhttp://dnb.d-nb.de abrufbar.

1. Auflage 20072. Auflage 20103. Auflage 2013

© 4. Aufl., 2017 Georg Thieme Verlag KGRüdigerstraße 1470469 StuttgartDeutschlandTelefon: +49/(0)711/89 31-0Unsere Homepage: www.thieme.de

Printed in Germany

Zeichnungen: Heike Hübner, BerlinUmschlaggestaltung: Thieme VerlagsgruppeRedaktion: Katharina Georgi, StuttgartSatz: Druckhaus Götz GmbH, 71636 Ludwigsburggesetzt in 3B2, Version 9.1, UnicodeDruck: Westermann Druck, 08058 Zwickau

DOI 10.1055/b-004-140274

ISBN 978-3-13-241505-8 1 2 3 4 5 6

Auch erhältlich als E-Book:eISBN (PDF) 978-3-13-241506-5eISBN (epub) 978-3-13-241507-2

Wichtiger Hinweis: Wie jede Wissenschaft ist dieMedizin ständigen Entwicklungen unterworfen.Forschung und klinische Erfahrung erweitern unse-re Erkenntnisse, insbesonderewas Behandlung undmedikamentöse Therapie anbelangt. Soweit in die-semWerk eine Dosierung oder eine Applikation er-wähnt wird, darf der Leser zwar darauf vertrauen,dass Autoren, Herausgeber und Verlag große Sorg-falt darauf verwandt haben, dass diese Angabe demWissensstand bei Fertigstellung des Werkes ent-spricht.Für Angaben über Dosierungsanweisungen und Ap-plikationsformen kann vom Verlag jedoch keineGewähr übernommen werden. Jeder Benutzer istangehalten, durch sorgfältige Prüfung der Beipack-zettel der verwendeten Präparate und gegebenen-falls nach Konsultation eines Spezialisten fest-zustellen, ob die dort gegebene Empfehlung für Do-sierungen oder die Beachtung von Kontraindikatio-nen gegenüber der Angabe in diesem Buch ab-weicht. Eine solche Prüfung ist besonders wichtigbei selten verwendeten Präparaten oder solchen,die neu auf den Markt gebracht worden sind. JedeDosierung oder Applikation erfolgt auf eigene Ge-fahr des Benutzers. Autoren und Verlag appellierenan jeden Benutzer, ihm etwa auffallende Ungenau-igkeiten dem Verlag mitzuteilen.

Geschützte Warennamen (Marken) werden nichtbesonders kenntlich gemacht. Aus dem Fehleneines solchen Hinweises kann also nicht geschlos-sen werden, dass es sich um einen freien Waren-namen handelt.Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urhe-berrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalbder engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes istohne Zustimmung des Verlages unzulässig undstrafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigun-gen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und dieEinspeicherung undVerarbeitung in elektronischenSystemen.

VorwortDie ursprüngliche Idee zu diesemBuch entstand vorjetzt über 10 Jahren in Essen am Alfried-Krupp-Krankenhaus während der Vorbereitung auf dieeigene Facharztprüfung. Vorrangig im Ärger überein damals nicht existierendes Kompendium be-gann ich, den Stoff der Facharztprüfung anhandvon Gegenstandskatalogen der Ärztekammern undErfahrungsberichten ehemaliger Prüflinge mög-lichst übersichtlich und kompakt zu bündeln. Dasdaraus entstandene Skript – aus heutiger Sicht einextrem dünner und dürftiger Manuskriptentwurf,den ich im Jahr 2003 an denThieme Verlag schickte,führte dazu, dass dieser mir, allen voran Herr Dr.Urbanowicz, als Buchkonzept ein Frage-Antwort-Prinzip vorschlug. Da sich das Frage-Antwort-Kon-zept auch in meinen Augen auf legendäre Weiseschon in der „Schwarzen-Reihe“ zur Prüfungsvor-bereitung des Physikums und der Staatsexaminabewährt hatte, entschloss ich mich, diesen Vor-schlag dankend aufzunehmenunddas Konzept um-zusetzen.

Mein Ziel war es, die Thematik der Fragen, Ant-worten und besonders der Kommentare kontinu-ierlich einander aufbauend zu gliedern, sodass alsGanzes ein Kompaktlehrbuch entsteht, das miteiner zusammenhängenden Systematik alle prü-fungsrelevanten Themengebiete der Radiologiebehandelt. Der Leser erhält damit nicht nur dieMöglichkeit, den realen Prüfungsverlauf zu simu-lieren, sondern darüber hinaus ein Kompendium,das ihm in der Prüfungsvorbereitung zur Seitesteht.

Analog zum Verlauf der realen Facharztprüfungbeschäftigt sich der erste Teil ausschließlich mitden technischen Grundlagen des Röntgens, derSonografie, der Computertomografie und der Kern-spintomografie. Der nachfolgende zweite, spezielleTeil behandelt anhand zahlreicher Fallbeispiele vonKopf bis Fuß die klinischen Fragestellungen derRadiologie. In der dritten Auflage wurden weiter-führende neue Untersuchungstechniken sowie die

Methodik radiologisch interventioneller Verfahrenin den speziellen Teil eingearbeitet.

Verständlicherweise richtet sich die fachliche Fein-ausrichtung eines derartigenWerkes stets nach deneigenen Interessen- und Arbeitsschwerpunkten.Während die erste Auflage nicht unwesentlichdurch meine allgemeinradiologisch/schnittbild-diagnostische Tätigkeit in Essen geprägt war, hatdie aktuelle Auflage im Rahmen meines späterenArbeitsfelds in der Neuroradiologie in Essen unddurch die jetzige Position am Klinikum Stuttgarteine stärker ausgeprägte neuroradiologische Ge-wichtung. In der aktuellen Auflage mit einem kom-plett überarbeiteten und ergänzten Kopf- undWirbelsäulenteil eignet sich das Buch somit auchbesonders für die Vorbereitung auf die Prüfungzur Zusatzbezeichnung „Neuroradiologie“.

Dank der vorzüglichen Zusammenarbeit mit derKinderklinik am Klinikum Stuttgart ließen sich inder Neuauflage zahlreiche interessante pädiatri-sche Kasuistiken einfügen, die das Buch in vielenKapiteln auf eine kinderradiologische Ausrichtungerweitern.

Vonseiten des Thieme Verlags wurden mir bei die-ser Ausgabe dankenswerterweise nur sehr wenigeEinschränkungen des Umfangs des Werkes sowieder Anzahl und Größe der Abbildungen auferlegt.Die neueingebrachten Fallbeispiele ließen sichsomit perfekt ausarbeiten und mit noch mehr Bil-dern in hoher Abbildungsqualität illustrieren.

Mit der aktuellen Auflage des vorliegenden Bucheshoffe ich nicht nur dem unentwegten Fortschrittder Radiologie standhalten zu können, sonderndem Leser zu helfen, sich (zeit-)effizient auf seineFacharztprüfung Radiologie und Schwerpunkt-bezeichnung Neuroradiologie vorzubereiten.

Ich wünsche Ihnen viel Glück und Erfolg!

Stuttgart Guido Albes

5

Vorwort

DanksagungAllen Lesern der ersten Auflagen, die mit ihrer gro-ßen Akzeptanz dazu beigetragen haben, dass sichdieses Buch bisher sehr gut verkauft hat, meinenallerherzlichsten Dank. Zwar führte dies dazu, dassich mich kurz nach Ersterscheinen des Werkesbereits mit der Erstellung der Neuauflage zu be-schäftigen hatte; der Zuspruch bedeutet jedochnachhaltig eine Entschädigung für die Müheneines derartigen Projektes.

Die vorliegende Neuauflage mit einem neuroradio-logischen Schwerpunkt ließ sich optimal in einementsprechend hochqualifizierten Umfeld erstellen.Mein Dank gilt daher in erster Linie meinem der-zeitigen Chef, Herrn Prof. Dr. Dr. H. Henkes, der mirnicht nur den fachlichen, sondern auch den zeitli-chen Rahmen für die Erarbeitung der Neuauflageermöglicht hat. Auch dem Leiter des Neurozen-trums amKlinikum Stuttgart, Herrn Prof. Dr. H. Bäz-ner und allen anderen Kollegen desNeurozentrumsund der „benachbarten“ Fachdisziplinen des Klini-kum Stuttgart herzlichen Dank für die Unterstüt-zung dieses Projektes. Allen Kollegen, die bei deralltäglichen Routinearbeit, in ständigen Diskussio-nen und Recherchen tausender Fallbeispiele, die–wie bereits erwähnt – das eigentliche Gerüst die-ses Buches darstellen, die „Sache“ vorangebrachthaben, meinen aufrichtigen Dank! In diesem Zu-

sammenhang ist besonders das kleine, mich täglichumgebende Team der „Keimzelle“ des Betriebsteilsdes Bürgerhospitals gesondert hervorzuheben.

Ein besonderer Dank gilt Frau Dr. Th. von Kalle, derÄrztlichen Direktorin des Radiologischen Institutesdes Olgahospitals am Klinikum Stuttgart, die mirmit wertvollen Fallbeispielen und hoher fachlicherKompetenz in den kinderradiologischen Passagendes Buches beratend zur Seite stand.

Auch an den „Urvater“dieses Buches, Herrn Prof. Dr.D. Kühne, der als unser ehemaliger Chef amAlfried-Krupp-Krankenhaus in Essen die Erstausgabe desWerkes außerordentlich förderte, nochmals meinherzlichstes Dankeschön.

Schließlich allen anderen unterstützenden Köpfender ersten Auflage nochmals ganz herzlichen Dank.Hier sind besonders Herr Dr. M. Montag bei derErarbeitung des Kapitels „Mammografie“, HerrProf. Dr. Th. Liebig bei den neuroradiologischenKapiteln, Herr Prof. Dr. A. Krödel, die Herren Dres.O. Schaal, M. Renelt und M. Baumgärtel in den ske-lettradiografischenKapiteln sowieHerrDr. Ch.Wolfund die Herren M. Hench, K-H. Trümmler undD. Müsgen bei der Verfassung des Technik-Teils zuerwähnen.

6

AnschriftenAlbes, Guido, Dr.Diagnostische RadiologieKlinik für Radiologie im MarienhospitalBischofsstraße 149074 Osnabrück

Müller, Bringfried, Dr. med. Dipl.-Psych.Psychologische Leitung

Lippek, VeraPädagogische Leitung

Elisabethstraße 935037 Marburg

7

Anschriften

Inhaltsverzeichnis

Teil 1: Technische Grundlagen und Strahlenschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25

1 Röntgen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26

1.1 Physikalische Grundlagen . . . . . . . . 261.1.1 Grundlagen aus der Atomphysik . . . . 261.1.2 Strahlenarten und

Strahlenerzeugung . . . . . . . . . . . . . . . . 271.1.3 Wirkungseffekte der

Röntgenstrahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30

1.2 Röntgentechnik . . . . . . . . . . . . . . . . . 331.2.1 Röntgeneinrichtung/Röntgenröhre . . 331.2.2 Röntgenstrahlenqualität,

Strahlenfilter und Blenden . . . . . . . . . 421.2.3 Streustrahlen,

Streustrahlenreduktion . . . . . . . . . . . . 451.2.4 Filmfoliensystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48

1.3 Bildqualität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56

1.4 Bildverstärker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61

1.5 Digitale Röntgentechnik . . . . . . . . . 641.5.1 Binäres System/Bildmatrix . . . . . . . . . 641.5.2 Digitale Bildverarbeitung . . . . . . . . . . . 651.5.3 Digitale Bildverstärker-Radiografie . . 661.5.4 Digitale Lumineszenzradiografie . . . . 671.5.5 Digitale Detektoren . . . . . . . . . . . . . . . . 68

1.6 Computertomografie . . . . . . . . . . . . 711.6.1 Technische Grundlagen . . . . . . . . . . . . 711.6.2 Detektorsysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . . 731.6.3 Korrekturprogramme der

Bildverarbeitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 751.6.4 Schwächungswerte . . . . . . . . . . . . . . . . 76

1.6.5 Kollimation,Schichtempfindlichkeitsprofil . . . . . . 77

1.6.6 Partialvolumeneffekt . . . . . . . . . . . . . . . 781.6.7 Spiral-CT-Technik . . . . . . . . . . . . . . . . . 781.6.8 Multidetektor-CT . . . . . . . . . . . . . . . . . . 801.6.9 Bildqualität und Strahlenbelastung

im CT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 811.6.10 Bildartefakte im CT . . . . . . . . . . . . . . . . 83

1.7 Röntgenkontrastmittel . . . . . . . . . . 84

1.8 Qualitätssicherung in derRöntgendiagnostik . . . . . . . . . . . . . . 88

1.8.1 Grundsätze der Qualitätssicherungin der Röntgendiagnostik . . . . . . . . . . . 88

1.8.2 Konstanzprüfung derFilmverarbeitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88

1.8.3 Konstanzprüfung am Röntgengerät . 891.8.4 Konstanzprüfung am

Durchleuchtungsgerät . . . . . . . . . . . . . 901.8.5 Konstanzprüfung bei der

Mammografie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90

1.9 Dosimetrie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 901.9.1 Dosiseinheiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 901.9.2 Dosismesstechnik . . . . . . . . . . . . . . . . . 93

1.10 Strahlenschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . 961.10.1 Strahlenexposition und

Strahlenwichtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 961.10.2 Rechtliche und organisatorische

Strahlenschutzmaßnahmen . . . . . . . . 98

2 Ultraschall . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105

2.1 Physikalische und technischeGrundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105

2.2 Gerätetechnik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107

2.3 Ultraschallartefakte . . . . . . . . . . . . . 111

2.4 Dopplersonografie . . . . . . . . . . . . . . 115

§

8

Inhaltsverzeichnis

3 Magnetresonanztomografie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118

3.1 Grundprinzipien . . . . . . . . . . . . . . . . . 118

3.2 Bildentstehung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 129

3.3 Messsequenzen . . . . . . . . . . . . . . . . . 136

3.4 MR-Angiografie . . . . . . . . . . . . . . . . . 148

3.5 MR-Artefakte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153

3.6 MR-Kontrastmittel . . . . . . . . . . . . . . 158

3.7 MR-Gerätetechnik . . . . . . . . . . . . . . . 163

3.8 MR-Sicherheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 166

Spezielle diagnostische Radiologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 173

4 Gehirn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 174

4.1 Fehlbildungen undEntwicklungsstörungen . . . . . . . . . . 174

4.1.1 Embryologische Entwicklung . . . . . . . 1744.1.2 Balkenentwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . 1744.1.3 Kortexentwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . 1764.1.4 Myelinisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1804.1.5 Weitere Fehlbildungen, zystische

und fettgewebshaltige intrakranielleRaumforderungen . . . . . . . . . . . . . . . . . 186

4.1.6 Phakomatosen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1964.1.7 Vaskuläre Malformationen . . . . . . . . . 203

4.2 Ischämische Erkrankungen desGehirns . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 210

4.2.1 Bildgebende Diagnostik zerebralerIschämien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 210

4.2.2 Infarktpathogenese,-pathophysiologie und -typologie . . . 222

4.2.3 Zerebrale Infarkte bei jungenPatienten, Hypoxie . . . . . . . . . . . . . . . . . 235

4.3 Intrakranielle Blutungen . . . . . . . . . 2414.3.1 Darstellung in MRTund CT . . . . . . . . . 2414.3.2 Intrazerebrale Blutungen . . . . . . . . . . . 2444.3.3 Subarachnoidalblutung . . . . . . . . . . . . 2474.3.4 Traumatisch bedingte intrakranielle

Blutungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2534.3.5 Sinus- und Hirnvenenthrombose . . . 261

4.4 Endovaskuläre Therapiekraniozephaler Erkrankungen . . . . 266

4.4.1 Technische und methodischeGrundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 266

4.4.2 Endovaskuläre Behandlung vonHirngefäßaneurysmen . . . . . . . . . . . . . 269

4.4.3 Endovaskuläre Behandlungvaskulärer Malformationen . . . . . . . . . 273

4.4.4 Endovaskuläre Wiedereröffnungkraniozervikaler Gefäßverschlüsseund -stenosierungen . . . . . . . . . . . . . . . 276

4.5 Intrakranielle Tumoren . . . . . . . . . . 2794.5.1 Intrakranielle Metastasen . . . . . . . . . . 2794.5.2 Neuroepitheliale Tumoren . . . . . . . . . . 2834.5.3 Nichtneuroepitheliale intrakranielle

Tumoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3044.5.4 Hypophysentumoren,

Raumforderungen der Sella unddes Sinus cavernosus . . . . . . . . . . . . . . . 314

4.6 Entzündliche intrakranielleErkrankungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 325

4.6.1 Meningitis, Ependymitis, subduralesund epidurales Empyem . . . . . . . . . . . 325

4.6.2 Hirnabszess, Enzephalitis, HIV-assoziierte Erkrankungen . . . . . . . . . . 331

4.6.3 Entzündliche demyelinisierendeErkrankungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 343

4.7 Demenz mit ihrenDifferenzialdiagnosen,Liquorzirkulationsstörungen . . . . . 347

4.7.1 Neurodegenerative Erkrankungen . . 3474.7.2 Alkoholassoziierte Erkrankungen

des Gehirns . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3574.7.3 Liquorzirkulation . . . . . . . . . . . . . . . . . . 359

¸

9

Inhaltsverzeichnis

5 Wirbelsäule . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 368

5.1 Angeborene Erkrankungen . . . . . . . 368

5.2 Traumatische Schädigungen derWirbelsäule . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 380

5.3 DegenerativeWirbelsäulenveränderungen . . . . . 391

5.4 Interventionelle radiologischeTherapie von Schmerzsyndromen 408

5.5 EntzündlicheWirbelsäulenerkrankungen . . . . . . 413

5.6 Raumforderungen derWirbelsäuleund des Spinalkanals . . . . . . . . . . . . 431

5.6.1 Extradurale Tumoren derWirbelsäule . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 432

5.6.2 Intradurale-extramedulläre Tumorendes Spinalkanals . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 440

5.6.3 Intramedulläre Tumoren . . . . . . . . . . . 443

5.7 Vaskuläre Erkrankungen desSpinalkanals . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 447

6 Gesichtsschädel und Hals . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 455

6.1 Orbita . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 455

6.2 Nasennebenhöhlen . . . . . . . . . . . . . . 4626.2.1 Speicheldrüsen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 471

6.3 Hals . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4726.3.1 Tumor-Staging, Lymphknoten . . . . . . 4726.3.2 Pharynx . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4736.3.3 Larynx . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 476

7 Thorax . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 479

7.1 Mediastinum und Gefäße . . . . . . . . 4797.1.1 Erkrankungen der Pulmonalgefäße . 4797.1.2 Fehlbildungen und Varianten der

großen thorakalen Gefäße . . . . . . . . . . 4837.1.3 Erkrankungen des Mediastinums,

der Pleura und des Perikards . . . . . . . 4857.1.4 Erkrankungen der thorakalen und

abdominellen Aorta . . . . . . . . . . . . . . . . 492

7.2 Lunge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5017.2.1 CT-Morphologie des

Lungenparenchyms . . . . . . . . . . . . . . . . 5017.2.2 Lungenparenchym-

veränderungen mit diffus erhöhterDichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 502

7.2.3 InfektiöseLungenparenchymerkrankungen . . . 506

7.2.4 Diffuse interstitielleParenchymveränderungen,Asbestose, Bronchiolitis . . . . . . . . . . . . 514

7.2.5 Parenchymerkrankungen mitverminderter Dichte . . . . . . . . . . . . . . . 525

7.2.6 Diffuse noduläreParenchymveränderungen . . . . . . . . . 528

7.2.7 Lungenrundherde . . . . . . . . . . . . . . . . . 5317.2.8 Bronchialkarzinom . . . . . . . . . . . . . . . . 535

7.3 Herz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 537

7.4 Mammadiagnostik . . . . . . . . . . . . . . 5437.4.1 Tripeldiagnostik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5437.4.2 Mammografie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 543

10

Inhaltsverzeichnis

8 Bauch- und Beckenorgane . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 563

8.1 Untersuchungstechnik derparenchymatösenOberbauchorgane . . . . . . . . . . . . . . . 563

8.2 Leber und Gallengänge . . . . . . . . . . 565

8.3 Pankreas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 583

8.4 Milz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 595

8.5 Gastrointestinaltrakt . . . . . . . . . . . . 596

8.6 Nebenniere . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 619

8.7 Niere . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 623

8.8 Weibliche und männlicheGeschlechtsorgane . . . . . . . . . . . . . . 633

9 Bewegungsapparat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 643

9.1 Posttraumatische unddegenerative Knochen- undGelenkveränderungen . . . . . . . . . . . 643

9.1.1 Besonderheiten der Frakturlehreim Kindesalter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 643

9.1.2 Karpale Gefügestörungen . . . . . . . . . . 6469.1.3 Schulter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6499.1.4 Kniegelenk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6559.1.5 Ischämische Knochenerkrankungen . 666

9.2 Arthrotische und rheumatischeGelenkveränderungen . . . . . . . . . . . 672

9.3 Knochen- und Weichteiltumoren,tumorähnliche Knochenläsionen . 685

9.3.1 Systematik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6859.3.2 Zystische Läsionen des Knochens . . . 6919.3.3 Faser- und fibrohistiozytäres Gewebe

bildende tumorartige Läsion undTumoren des Knochens . . . . . . . . . . . . 695

9.3.4 Knochensubstanz produzierendetumorähnliche Läsionen undTumoren des Knochens . . . . . . . . . . . . 701

9.3.5 Knorpelbildende tumorähnlicheLäsionen und Tumoren desKnochens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 707

9.3.6 Vom Knochenmark ausgehendeTumoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 714

9.3.7 Weichteiltumoren . . . . . . . . . . . . . . . . . 7209.3.8 Anhang: Morbus Paget . . . . . . . . . . . . . 725

Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 729

Sachverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 737

11

Inhaltsverzeichnis

Facharzt –wie nehme ich dieletzte Hürde?Bringfried Müller, Vera Lippek

DieWeiterbildung zum Facharzt erfolgt im Rahmeneinermehrjährigen Berufstätigkeit.Wer Allgemein-mediziner, Kinderarzt, Chirurg o. Ä. werdenwill, er-wirbt seine Fachbezeichnung, indem er als Arzt inweiterbildungsberechtigten Einrichtungen arbei-tet, Weiterbildungsveranstaltungen besucht undeine Prüfung ablegt. Mit der Facharztprüfung er-langt der Arzt die Befähigung, selbstständig zu ar-beiten und sich niederzulassen.

Wer dieWeiterbildung zumFacharzt anstrebt, kannsich bei der für ihn zuständigen Landesärztekam-mer beraten lassen. Hier erhält man die rechtsver-bindliche Weiterbildungsordnung sowie die Listenweiterbildungsberechtigter Ärzte und Einrichtun-gen. Darüber hinaus bearbeiten die zuständigenAbteilungen der Landesärztekammern die Anträgeauf Zulassung zur Facharztprüfung und organisie-ren die Prüfung (siehe Adressenlisten der 17 bun-desdeutschen LÄK).

Das Facharztgespräch

Antragstellung undVoraussetzungenDer Arzt in Weiterbildung kann den Antrag auf Zu-lassung zur Facharztprüfung in der Regel frühestens4 – 8 Wochen vor Erfüllung der Mindestweiterbil-dungszeiten stellen (s. Weiterbildungsordnung derLandesärztekammern). Das Antragsformular ist beider Abteilung Weiterbildung der zuständigen Ärz-tekammer erhältlich. Bei schwierigen Fragen zurAnerkennung von Ausbildungszeiten etc. ist es un-bedingt ratsam, schon vorab Teilabklärungen vor-zunehmen. Dies empfiehlt sich insbesondere beiwechselnden Arbeitgebern, Teilzeitstellen etc.Unter Umständen können diese Unterlagen schonvorab eingereicht werden, das aktuelle Arbeits-zeugnis darf jedoch frühestens 1 Woche vor Ablaufder Mindestweiterbildungszeit ausgestellt und ein-gereicht werden.

Zur Antragstellung sind in der Regel folgende Un-terlagen einzureichen:● vollständig ausgefülltes Antragsformular,

● Approbation oder Berufserlaubnis,● Lebenslauf,● sämtliche Zeugnisse/Beurteilungen, die für denangestrebten Facharzt relevant sind, mit:○ genauen Angaben zu Beginn und Ende derWei-terbildung,

○ den im Einzelnen absolvierten Weiterbildungs-abschnitten,

○ den dabei vermittelten und erworbenen Kennt-nissen, Erfahrungen und Fertigkeiten,

○ den erbrachten ärztlichen Leistungen in Diag-nostik und Therapie gemäß den „Richtlinienzur Weiterbildungsordnung“.

Im Abschlusszeugnis muss der zur WeiterbildungErmächtigte eine Stellungnahme über die fachlicheEignung des Arztes in Weiterbildung abgeben unddiesen für die Facharztprüfung vorschlagen.

Bei operativen Fächern ist darüber hinaus die Vor-lage einer Aufstellung der selbstständig durch-geführten Eingriffe erforderlich. Der Operations-katalog muss vom Weiterbildungsleiter bestätigtwerden und sollte sich an den Richtlinien zur Wei-terbildungsordnung orientieren.

Normalerweise können nur Weiterbildungszeitenvon zur Weiterbildung Ermächtigten anerkanntwerden. Bei manchen Ärztekammern muss einWeiterbildungsabschnitt obligat für mindestens 1Jahr in einem Haus mit voller Weiterbildungs-ermächtigung absolviert werden. In manchen Län-dern könnenTeilweiterbildungszeiten addiert wer-den unter der Voraussetzung, dass alle in der Wei-terbildungsverordnung vorgeschriebenen Inhalteabsolviert wurden. Beschäftigungszeiten vonweni-ger als 6 Monaten werden üblicherweise nicht an-gerechnet. Auch die in diesem Zeitraum erbrachtenRichtzahlen werden normalerweise nicht aner-kannt!

PrüfungsterminIn der Regel gibt es keine feststehenden Prüfungs-termine. Allerdings kann der Antragsteller damitrechnen, innerhalb von 3 Monaten einen Prüfungs-termin zugeteilt zu bekommen.

Nach Abschluss des Zulassungsverfahrens wird erdann mit einer Frist von mindestens 2 Wochen zurPrüfung geladen (gewünschten Prüfungsterminmitangeben).

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PrüfungsablaufDie Facharztprüfung ist eine 30- bis 45-minütige,nichtöffentliche mündliche Einzelprüfung.

Die Prüfungskommission besteht in der Regel aus 3Ärzten, von denenmindestens 2 selbst die Anerken-nung für das zu prüfende Gebiet besitzen müssen.Die Entscheidung zur Beurteilung der Prüfung wirdmehrheitlich getroffen.

Den weitaus meisten Bewerbern um die Anerken-nung als Facharzt gelingt es, in dem abschließendenFachgespräch die erforderlichen besonderen oderzusätzlichen Kenntnisse darzulegen, wie die gerin-gen Durchfallquoten beweisen (s. Abbildung).

NichtbestehenDas Nichtbestehen der Facharztprüfung hat für denBetroffenen keine existenziellen Folgen, da er wei-terhin den Arztberuf wie bisher ausüben kann.

Gegen ablehnende Entscheidungen ist innerhalbvon 4 Wochen ein Widerspruch bei der Ärztekam-mer möglich. Über den Widerspruch entscheidetdie Ärztekammer dann nach Anhörung des von ihreingesetzten Widerspruchsausschusses. Ansonstenkann das Anerkennungsverfahren und damit dasFachgespräch mehrmals, auch schon nach relativkurzer Zeit (frühestens nach 3 Monaten), wieder-holt werden.

Allerdings kann die Ärztekammer eine Verlänge-rung der Weiterbildungszeit von 3 Monaten bis zumaximal 2 Jahren anordnen. Alternativ kann der

Prüfungsausschuss auch Auflagen erteilen, die,wenn sie erfüllt und nachgewiesen werden, ohneWiederholungsprüfung zur Anerkennung führen.

Prüfungsstil und -inhaltAnders als in den medizinischen Staatsexaminamuss der Prüfungsstil in der Facharztprüfungeiner-seits den Ausbildungsstand und die Berufserfah-rung der Bewerber respektieren, andererseits aberauch die erforderliche Kontrolle ermöglichen. Diesgeschieht in der Form eines klinisch relevantenFachgesprächs mit Kollegen, vergleichbar einerChefarztvisite.

Anhand von Fallschilderungen soll der Prüflingsein Wissen auf folgenden Gebieten unter Beweisstellen:● einschlägiges Grundlagenwissen,● ausreichende Kenntnis der Fachliteratur,● Kenntnis ärztlicher Arbeitsweisen(Untersuchungstechniken, bildgebende Verfah-ren, Mikroskopie, EKG, EEG-Diagnostik u. Ä.),

● Anamnese,● Abfragen von Untersuchungsbefunden,● Differenzialdiagnosen,● Entwickeln eines differenzialdiagnostischenApproaches (welche Untersuchungen, in welcherReihenfolge?).

In der Regelwird der Prüflingmit einem Fall aus derPraxis konfrontiert, wie er im Klinikalltag jederzeitvorkommen kann. Im Unterschied zu den IMPP-orientierten Prüfungen im Studium werden in derFacharztprüfung keine exotischen Details, son-dern die häufigsten Krankheitsbilder erörtert.

1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000

523 568630 675

743771

704

2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007

802 878 889 9821 026 1 081 1 140Prüfungen in der Weiterbildungsabteilung

Zur Illustration der Entwicklung der Facharztprüfungen in den letzten 15 Jahren beispielhaft die Anzahl der Facharzt-prüfungen in Hessen. Die Durchfallquoten liegen bei ca. 5%. (Quelle: www.laekh.de)

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Der Prüfling sollte daher ein differenzialdiagnosti-sches Ranking im Kopf haben, damit er die Wahr-scheinlichkeit verschiedener Diagnosehypotheseneinordnen kann.

ProtokollführungRechtlich besteht keine zwingende Notwendigkeit,das gesamte Prüfungsgeschehen einschließlich derFragen und Antworten genau zu dokumentieren.Was die Protokollführung während der Facharzt-prüfung betrifft, werden insofern keine überzoge-nen Ansprüche gestellt. Mindestanforderung ist,dass die Hauptthemen der Prüfung zusammenge-fasst und die Antworten des Prüflings dokumen-tiert sind. Selbst ein unzureichendes Protokollwürde allein nicht zwingend zur Rechtswidrigkeitder Prüfungsentscheidung führen.

Im Streitfall wird ggf. ein von der Ärztekammer ge-bildeter Widerspruchsausschuss eingeschaltet, derdie entscheidenden Informationen durch Einver-nahme von Zeugen, z. B. der Prüfer, einholt.

LerntippsLernen ist ein Prozess der Verknüpfungneuer Inhal-te mit bereits vorhandenen Gedächtnisstrukturen.Da diese Strukturen individuell verschieden sind,muss auch dieWahl geeigneter Lernstrategien indi-viduell erfolgen.

Als ausgebildeter Arzt verfügen Siebereits über um-fangreiche Lernerfahrungen und offenbar auchüber einige brauchbare Lernstrategien (immerhinhaben Sie schon eine ganze Reihe Prüfungen erfolg-reich gemeistert …). Die folgenden Ausführungensollten Sie daher lediglich als Anregungen verste-hen, Ihre bisherigen Strategien punktuell zu ergän-zen oder effektiver zu gestalten. Empfehlenswertsind die folgenden Ausführungen insbesonderedann, wenn der Motor Ihrer Prüfungsvorbereitungein aus Lernvermeidung resultierendes „schlechtesGewissen“ ist.

Lernvermeidung ist die Folge einer mehr oder we-niger stark ausgeprägten Angst. Diese Angst führtdazu, alles, was an das Angst auslösende Objekt(hier: die Prüfung) erinnert, zu vermeiden. Die in-

haltliche Auseinandersetzungmit der Prüfung wirddaher immer wieder aufgeschoben. Schließlichwird von einem bestimmten Zeitpunkt an dasschlechte Gewissen so groß, dass es handlungs-bestimmend wird. Die Handlungen zielen dannaber leider nicht auf Lernen ab, sondern auf dieReduzierung des schlechten Gewissens. Bücherwerden gekauft, das eigene Budget wird belastet,was uns das wohlige Gefühl vermittelt, nun dochetwas in die Prüfungsvorbereitung „investiert“ zuhaben. Das schlechteGewissen ist beruhigt undver-liert an Triebkraft – leider jedoch nur vorüber-gehend. Gleichzeitig bekommen wir nämlich beimDurchblättern der Fachliteratur eine grobe Vorstel-lung von der enormen Fülle des Prüfungsstoffesund schon beginnt der Angstpegel erneut zu stei-gen. Mit anderenWorten: Alles, was an die Prüfungerinnert, wird zunächst aus Angst so lange beiseite-gelegt, bis das schlechte Gewissen wächst, die vor-handene Angst übertrifft und wieder zum Hand-lungsantrieb wird.

Dabei grenzen einige der zur Gewissensberuhigungeingesetzten Strategien geradezu an Selbstbestra-fung: Man quält sich in stundenlangen Sitzungenam Schreibtisch, liest „grausame Literatur“, nurum sich anschließend besser zu fühlen! Die Kehr-seite der Medaille ist jedoch leider, dass man nichtwirklich etwas für die Prüfung getan hat.

Sie kennen das? Dann könnten Ihnen die folgendenEmpfehlungen vielleicht doch nützen:● Im Schnelltest zur PrüfungsvorbereitungerfahrenSie, in welchen Bereichen sich Ihre Prüfungsvor-bereitung optimieren lässt.

● Wer Zeit sparen möchte, kann sich direkt mit denbeschriebenen Profilen auseinandersetzen undden dort gegebenen Empfehlungen folgen, umspezielle Lernbereiche zu verbessern.

● Im Test geprüft werden die Bereiche Lernpla-nung, Lernort, Lernzeit, Lern- und Lesestil.

● Geben Sie bitte an, ob Sie der jeweiligen Aussagezustimmen können (stimmt) oder sie für sich ver-neinen müssen (stimmt nicht).

● Die Auswertungstabelle zeigt Ihnen, welche Ant-wort welchem Punktwert in den einzelnen Berei-chen entspricht.

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Selbsttest

Nr. Frage stimmt stimmtnicht

1 Ich markiere Textstellen, bevor ich den Text vollständig gelesen habe.

2 Bevor ich einen Text lese, formuliere ich Fragen, die ich aus den Überschriften ableite.

3 Bevor ich lerne, orientiere ich mich über die Prüfungsrelevanz der zu lernenden Fakten.

4 Beim Lesen fasse ich den Text Abschnitt für Abschnitt in eigenen Worten zusammen.

5 Ich sitze häufig bis nachts am Schreibtisch.

6 Meine tägliche Lernzeit hängt vom Zufall und von der jeweiligen Stofffülle ab.

7 Ich mache mir oft bildliche Vorstellungen von komplizierten Zusammenhängen.

8 Ich versuche fast immer, Bezüge zwischen verschiedenen Fächern herzustellen.

9 Ich versuche meistens, alles zu behalten, was ich lese.

10 Ich baue gerne Modelle (Papier, Draht, Pappe), um mir Sachverhalte besser vorzustellen.

11 Ich muss ein Stoffgebiet sehr häufig wiederholen, bis ich es mir einprägen kann.

12 Ich denke mir häufig Eselsbrücken aus.

13 Bevor ich ein Buch lese, orientiere ichmich am ganzen Inhaltsverzeichnis und verschaffemir einenÜberblick über alle Kapitel.

14 Ich überlege mir häufig eine praktische Anwendung dessen, was ich gelernt habe.

15 Ich lese lieber ein Buch mehrmals als mehrere Bücher einmal.

16 Ich vermeide fachliche Diskussionen mit Kollegen, da diese zu zeitraubend sind.

17 Mir wichtig erscheinende Textstellen schreibe ich wörtlich ab.

18 Ich lerne meistens erst kurz vor der Prüfung.

19 Ich nehme einen Kalender und plane die Gesamtzeit für jedes Gebiet, nachdem ich mir einenÜberblick über die Zeit bis zur Prüfung verschafft habe.

20 Beim Lesen überlege ich mir, was ein Prüfer hierzu fragen könnte.

21 Ich stelle das Telefon ab, wenn ich lerne.

22 Beim Lernen freue ich mich über jede Ablenkung, auch wenn es Dinge sind, die mir sonst keinenSpaß machen (Einkaufen, Abwaschen).

23 Ich mache regelmäßig zu festen Zeiten kurze Pausen.

24 Ich habe jeden Tag feste Arbeitszeiten, die ich einhalte.

25 Ich plane, an welchen Tagen ich den Stoff wiederholen muss.

26 Zum Lernen gehe ich extra an einen Ort, an dem ich ungestört bin.

27 Wenn ich vor dem Schreibtisch sitze, denke ich oft an etwas anderes.

28 Ich beginne in der Regel mit meinen Lieblingsthemen.

29 Bevor ich lerne, verschaffe ich mir einen Überblick über den gesamten Prüfungsstoff.

30 Ich werde beim Lernen häufig durch unangemeldeten Besuch abgelenkt.

31 Ich höre beim Lernen gerne Musik.

32 Ich denke mir häufig verrückte Sachen aus, um Fakten besser zu behalten.

33 Oft ist es nicht wichtig, den Stoff zu verstehen; man muss ihn reproduzieren können.

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Auswertung Interpretation▶ 0 – 5 Punkte: Sie gestalten diesen Bereich opti-mal.

▶ 6 – 10 Punkte: Ihre bisherigen Strategien habensichwahrscheinlich bewährt. Eine Optimierung desbetreffenden Bereiches ist zwar möglich, aber kurz-fristig steht der Aufwand vermutlich in keiner sinn-vollen Relation zum erwarteten Nutzen. Wenn Siejedoch noch sehr viel Zeit bis zur Prüfung haben,könnten Sie an diesen Bereichen noch arbeiten.

▶ 11 – 15 Punkte: Sie könnten durch eine bessereGestaltung des betreffenden Bereiches Ihre Prü-fungsvorbereitung optimieren. Lesen Sie hierzudie ausführlicheren Erläuterungen zu den einzel-nen Lernbereichen.

▶ 16 – 20 Punkte: Sie benötigen vermutlich sehrviel Energie, um Defizite in diesem Bereich zu kom-pensieren. Eine Änderung Ihrer Lernstrategie indem Bereich würde eine wesentliche VerbesserungIhrer bisherigen Prüfungsvorbereitung zur Folgehaben. Lesen Sie hierzu unbedingt die ausführliche-re Interpretation.

Bereich Frage Score Antwort

Lernplanung 3 4 stimmt nicht

18 3 stimmt

19 3 stimmt nicht

25 4 stimmt nicht

28 2 stimmt

29 4 stimmt nicht

Summe

Lernort 21 5 stimmt nicht

26 5 stimmt nicht

30 5 stimmt

31 5 stimmt

Summe

Lernzeit 5 4 stimmt

6 3 stimmt

22 3 stimmt

23 4 stimmt nicht

24 4 stimmt nicht

27 2 stimmt

Summe

Lernstil 7 1 stimmt nicht

8 1 stimmt nicht

9 2 stimmt

10 3 stimmt nicht

11 2 stimmt

12 2 stimmt nicht

14 3 stimmt nicht

15 1 stimmt nicht

16 1 stimmt

32 2 stimmt nicht

33 2 stimmt

Summe

Lesestil 1 2 stimmt

2 4 stimmt nicht

4 3 stimmt nicht

13 4 stimmt nicht

17 3 stimmt

20 4 stimmt nicht

Summe

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LernplanungSie haben nur vage Vorstellungen von der inhalt-lichen Gestaltung Ihrer Lernzeit. Es hängt häufigvom Zufall und von Ihrer Lust ab, welches Themen-gebiet Sie gerade lernen. Prüfungsrelevanz spielthierbei oft eine untergeordnete Rolle. Sie werdenhäufig unzufrieden sein mit sich und Ihren Leistun-gen, da Sie nur vage Zwischenziele haben, derenErreichen für Sie nicht überprüfbar ist. Sie solltensich etwas mehr Zeit nehmen, den genauen AblaufIhrer Prüfungsvorbereitung zu konzeptualisieren.Eine bessere Planung könnte diesem schlechtenGe-fühl vorbeugen.● Zur Erstellung dieses Planes sollten Sie sich Zeitlassen.

● Klären Sie, welche Lernzeit Ihnen bis zur Prüfungzur Verfügung steht.

● Klären Sie, welche Teilgebiete wirklich prüfungs-relevant sind, und teilen Sie Ihre Zeit entspre-chend dem Umfang dieser Stoffgebiete ein.

● Beginnen Sie mit den prüfungsrelevantesten The-men.

● Kalkulieren Sie mehrere Wiederholungsdurch-gänge ein.

● Planen Sie an jedem Tag eine feste Zeit ein, in derSie den Stoff des Vortages wiederholen.

Bedenken Sie, dass Sie Ihren Plan sicherlich mehr-mals neu überarbeiten und revidieren müssen. In-terpretieren Sie eine Änderung Ihres Lernplanesdabei nicht als völlige Fehlplanung, sondern alsneue verbesserte Auflage Ihres ursprünglichen Vor-habens, welches Sie dem Ziel näher bringt.

LernortAn Ihrem bisher gewählten Arbeitsplatz sind Sievielen Störungen ausgesetzt undmüssen erheblicheEnergie aufwenden, um sich diesen Störungen zuentziehen. Die Stunden, die Sie als Arbeitszeit ver-buchen, haben Sie eigentlich damit verbracht, sichimmer wieder in ein Thema einzudenken, da Sievermutlich jedes Mal gestört werden, wenn Sie ge-rade die innere Ruhe gefunden haben, sich auf denLernstoff einzulassen. Diese Energien stündenIhnen zusätzlich zum Lernen zur Verfügung, wennSieMaßnahmen ergreifenwürden, um eine bessereArbeitsatmosphäre zu schaffen.● Sie könnten Ihre Prüfungsvorbereitungeffizientergestalten,○ indem Sie Ihren jetzigen Arbeitsplatz durch or-ganisatorische Maßnahmen abschirmen,

○ indem Sie z. B. Lernzeiten definieren, die auchIhre Bekannten kennen, oder

○ indem Sie das Telefon abstellen.● Sie können sich aber auch ein Refugium an einemschwer zu erreichenden Ort (z. B. Bibliothek)schaffen.

Letzteres hat darüber hinaus den weiteren Vorteil,dass Sie sich nicht in den Tiefen Ihrer eigenenLiteratur verlieren, Ihnen nicht einfällt, dass Sienoch Blumen gießen müssen oder dass Sie ja dasFernsehprogramm vom Abend noch nicht ken-nen …

LernzeitSie zwingen sich häufig zu ineffektiven Zeiten anden Schreibtisch.Wahrscheinlich sind Sie getriebenvon Ihrem schlechten Gewissen, halten sich abernur vor Ihren Büchern auf, ohne sich tatsächlich inbrauchbare Lernarbeit zu vertiefen.

Bei Ihnen besteht eine deutliche Diskrepanz zwi-schen Brutto- und Nettoarbeitszeit. Sie verbringenviel Zeit an Ihrem Schreibtisch, ohne dass Sie über-haupt aufnahmefähig sind. Bei der OrganisationIhres Arbeitstages vernachlässigen Sie, dass Sieeinem physiologischen Rhythmus unterliegen undErholungspausen brauchen. Sie zwingen sich anden Schreibtisch, schaffen es vielleicht, ein paar Sei-ten zu lesen, und sind zu einem späteren Zeitpunktenttäuscht, weil Sie zwar wissen, dass Sie dasThema gelesen haben, sich aber nicht an den Inhalterinnern können. Sie kompensieren diesen Miss-erfolg durch noch längere Arbeitszeiten und ertap-pen sich ständig bei abschweifenden Gedanken.Dies geschieht zwangsläufig, da Sie Ihrem Geistnicht die nötigen Ruhepausen einräumen.● Akzeptieren Sie die Endlichkeit Ihrer Aufnahme-fähigkeit und gönnen Sie sich Pausen.

● Bedenken Sie, dass der Erholungswert einer Pausein den ersten Minuten am größten ist.

● Machen Sie daher häufiger kurze Pausen.● Wenn Sie sehr lange Pausen machen, sollten Siehinterfragen, ob diese langen Pausen nicht dasResultat einer mangelnden Lernmotivation sind,die entsteht, weil Sie diese Pausen zu spät ma-chen.

● Versuchen Sie auch dann eine Pause einzulegen,wenn Sie eigentlich noch „fit“ sind.

● Steigern Sie Ihre tägliche Lernzeit von Woche zuWoche.

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Sie werden bemerken, dass Sie sich darauf freuen,nach 5 – 10min wieder an den Schreibtisch zu dür-fen, wenn Sie Ihre Lernzeit nicht bis zur Erschöp-fung ausdehnen.

LernstilSie empfinden Lernen als eine Pflichtübung, bei deres gilt, einfach nur viele Fakten zu behalten. Sie ver-suchen diese Fakten abzuspeichern und verlierenvermutlich schnell die Lust am Lernen, weil Sienur für die Prüfung lernen.● Sie sollten sich bemühen, den Lernstoff in Ihreeigenen Gedächtnisstrukturen zu integrieren.Hierzu ist es jedoch notwenig, die Inhalte selbstzu überdenken und nicht nur passiv abzuspei-chern.

● EineÜbungkönnte ein Referat sein,welches Sie zueinem relevanten Thema vorbereiten und das Sieeiner fachfremden Person vortragen. Bei der Er-läuterung komplexer Zusammenhänge gegen-über einem Fachfremden werden Sie Strategienentdecken, die Sie sich selbst zunutze machenkönnen, wenn Sie vor der Aufgabe stehen, kom-plizierte Zusammenhänge zu behalten.

● Überlegen Sie sich praktische Anwendungen desGelernten oder suchen Sie nach Beispielen ausIhrem Alltag, die Sie mit dem Gelernten assoziie-ren. Auf dieseWeisewird der Stoff in Ihre eigenenGedächtnisstrukturen integriert.

● Entwickeln Sie eigene Modelle, die gedanklichoder konkret sein können, um die Verarbeitungs-tiefe des Gelernten zu erhöhen. VernachlässigenSie hierbei zunächst den Anspruch auf die Voll-ständigkeit dieser Modelle, damit Sie sich nichtverzetteln.

● Erinnern oder konstruieren Sie zu jedem Krank-heitsbild einen Patienten, den Sie selbst behan-delt haben. Überlegen Sie, welche diagnostischenund therapeutischen Maßnahmen Sie selbstdurchgeführt haben oder durchführen lassenwürden.

Dieser Lernstil erfordert kurzfristig zwar mehr Zeit,doch die neu entwickelten Strategien vermittelnIhnen Spaß am Lernen, so dass Sie keine zusätzlicheBelastung empfinden. Darüber hinaus sparen Siesich einige Wiederholungsdurchgänge, da Sie dengelernten Stoff durch die gesteigerte Verarbeitungs-tiefe länger behalten.

LesestilSie lesen ein Lehrbuch wie einen Roman. Leiderempfinden Sie dessen Inhalt wahrscheinlich weni-ger spannend, so dass nur sehr wenig von dem Ge-lesenen haften bleibt. Sie könnten die Behaltens-quote des Gelesenen wesentlich steigern, wenn SieFolgendes beachten:● Verschaffen Sie sich einen Überblick über denLernstoff, indem Sie auch Vorwort und Einleitungder Lehrbücher lesen und das Inhaltsverzeichnisstudieren.

● Leiten Sie sich aus den Kapitelüberschriften Fra-gen an denText ab (Beispiel Hormone:Was ist einHormon? Wie teilt man Hormone ein? Was pas-siert, wenn wir ein bestimmtes Hormon nichthätten?). Sie können diese Standardfragen imPrinzip zu jedem Kapitel stellen.

● Versuchen Sie beim Lesen, die gestellten Fragenzu beantworten.

● Fassen Sie in eigenen Worten den gelesenen Textzusammen und markieren Sie die Kernaussagendes Textes, auch wenn diese zunächst zu trivialerscheinen.

● Markieren Sie Textstellen erst dann, wenn Sieeinen Abschnitt vollständig gelesen und selbstdurchdacht haben, was die Kernaussage des Ge-lesenen war.

● Rekapitulieren Sie nach ca. einem Tag das Gelese-ne, ohne das Buch hierbei aufzuschlagen. LesenSie erst dann erneut, wenn Sie bei IhremGedächt-nisprotokoll die Lücken erkannt haben.

Möglicherweise benötigen Sie beim ersten Lese-durchgangmehr Zeit als gewohnt. Kurz vor der Prü-fung profitieren Sie jedoch von diesem Mehrauf-wand. Sie werden sehr viel von den gelesenen Tex-tenbehalten, da Siemit der inzwischen erworbenenLesestrategie eine hohe Verarbeitungstiefe errei-chen.

Der Mensch behält(nach R. Spinola, in Weiterbildung 4/88):● 10% von dem, was er liest,● 20% von dem, was er hört,● 30% von dem, was er beobachtet,● 50% von dem, was er hört und sieht,● 70% von dem, was er selbst sagt,● 90% von dem, was er selbst tut.

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Prüfungsrhetorik

Auf Augenhöhe mit dem Prüfer!?Im Zusammenhang mit der Facharztprüfung wirdimmer wieder betont, dass es sich hierbei um ein„kollegiales Fachgespräch“ handelt. Trotz der in die-ser Formulierung angedeuteten Statussymmetriegibt es unter den „Kollegen“ faktisch erhebliche Rol-lenunterschiede: Während der Prüfling mit einemAnliegen an die Prüfungskommission herantritt,haben die Prüfer die Macht, dies zu bewilligenoder abzulehnen.

Bei aller Kollegialität sollten daher in jedem Fall ei-nigekommunikativeGrundregeln beachtetwerden.

Beurteilungskriterien in der PrüfungJede menschliche Kommunikation findet stets aufzwei Ebenen gleichzeitig statt: der Vernunft- undder Gefühlsebene. Dieses Prinzip greift selbstver-ständlich auch in mündlichen Prüfungen.

Den Nachweis unserer fachlichen Qualifikation er-bringen wir über unsere inhaltlichen Äußerungen,die der Prüfer auf der Vernunftebene wahrnimmtund bewertet. Gleichzeitig empfängt und interpre-tiert der Prüfer unbewusst aber auch alle anderen(nonverbalen) Signale, die wir senden, und gleichtsie mit dem gängigen Rollenideal ab.

Im Prüfungsgespräch muss der Kandidat daher be-weisen, dass er nicht nur über die fachlichen Vo-raussetzungen zum Facharzt verfügt, sondern auchdie erforderlichen charakterlichen Eignungsmerk-male mitbringt. Hierzu zählen z. B. Selbstsicher-heit, Belastbarkeit, angemessene Umgangsformenetc. All dies wird über nonverbale Signale vermit-telt, wie z. B. unsere äußere Erscheinung, Spracheund Körperhaltung. Daraus ergeben sich verschie-dene Konsequenzen auf der Verhaltensebene.

Tasten und testen: dieBegrüßungsphaseIn der sog. Begrüßungsphase tasten sich die Ge-sprächspartner aneinander heran. Auf der Basisdes hier gezeigten Verhaltens orientieren sich diePrüfer, d. h. es entsteht ein erster Eindruck vomPrüfling. Ist dieses „Vor-Urteil“ erst gebildet, wer-den die Prüfer im weiteren Verlauf des Gesprächs

versuchen, Belege zurUntermauerung ihrer Annah-me zu finden (zur Not wird das Gehörte/Geseheneim Unterbewusstsein auch „passend gemacht“, umDisharmonien zwischen der Vernunft- und Ge-fühlsebene zu beseitigen).

Da die Begrüßungsphase sehr kurz undwortarm ist,entsteht der prägende Ersteindruck hauptsächlichaufgrund der vom Prüfling vermittelten nonver-balen Signale. Unter Berücksichtigung dieser Tatsa-che können die folgenden Tipps eine positive Vor-einstellung des Prüfers bewirken.

Kleidung/äußere ErscheinungIhre äußere Erscheinung amPrüfungstag sollte demformalen Anlass einer Prüfung gerecht werden.Entscheiden Sie sich für eine Garderobe, die einenmöglichst optimalen Kompromiss zwischen denAnforderungen der Prüfungssituation und Ihren ei-genen Vorstellungen darstellt, damit Sie am Tag Xnichts aus der Fassung bringt. Wer sich irgendwie„verkleidet“, in seiner Bewegungsfreiheit einge-schränkt oder lächerlich fühlt, könnte ungewolltdie falschen Signale in Richtung Prüfer aussenden.

Körperhaltung und AuftretenDie Körperhaltung ist eine der zentralen Strategien,bewusste Kompetenzsignale zu vermitteln. PositiveVerhaltensziele wie Entspanntheit und Selbst-bewusstsein können durch eine kontrollierte Kör-perhaltung ausgedrückt werden.

▶ Gangarten. Probieren Sie unterschiedlicheGangarten imHinblick auf TempoundAnspannung.Gehen Sie auf Ihr Spiegelbild zu und begrüßen Sieeinen imaginären Prüfer. Die zunehmende Routinewird Sie entspannen, so dass das Kompetenzsignal„selbstbewusst auftreten“ sich von selbst einstellt.

▶ Blickkontakt. Erweitern Sie Ihr Gangtraining umdie Komponente „Blickkontakt“. Gehen Sie auf den„Prüfer“ im Spiegel zu und versuchen Sie, einemBlickkontakt standzuhalten (dabei das Lächelnnicht vergessen, sonst wirkt Ihr Verhalten aggres-siv!). Nach und nach wird sich durch Training auchdiese Selbstbewusstseinsgeste fest in Ihrem Verhal-tensrepertoire verankern.

▶ Sitzpositionen. Probieren Sie Sitzpositionen aus(mit und ohne Tisch)! Benutzen Sie auch hier Ihr

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Spiegelbild als Kontrolle. Versuchen Sie, Sitzpositio-nen zu finden, die Selbstbewusstsein und Ent-spanntheit ausdrücken (z. B. locker übereinandergeschlagene Beine, Hände lose im Schoß gefaltetoder entspannt auf dem Tisch). Ziel sollte es sein,eine Sitzposition zu finden, die häufige Korrekturen(gern als „nervöses Gezappel“ interpretiert) ver-meidet.

▶ Rollenspiel. Alle im Vorfeld trainierten Verhal-tensweisen sollten bis zur Prüfung so weit auto-matisiert sein, dass sie authentisch wirken. Nichtsdarf so aufgesetzt wirken wie die Vorstellung einesschlechten Schauspielers. Der Prüfer könnte sonstauf die Idee kommen, auch Ihre Fachkompetenzsei nur „vorgetäuscht“. Sichern Sie sich daherdurch Rollenspiele mit Ihrer Arbeitsgruppe/IhrenFreunden ab und lassen Sie sich Ihr Verhalten inseiner Wirkung rückmelden.● Spielen Sie die Begrüßungsphase mit verteiltenRollen durch. Legen Sie dabei Ihre Ziele offenund lassen Sie sich die Wirkung Ihres Verhaltensrückmelden. Setzen Sie jeden Verbesserungsvor-schlag unmittelbar in einen neuen Versuch um,bis Ihr Verhalten sich mit der gewünschten Wir-kung deckt.

● Beobachten Sie genau, wie Ihre Mitspieler IhreVerhaltensziele umsetzen. Möglicherweise kön-nen Sie von den gezeigten Alternativen profitie-ren (Ausprobieren!).

● Variieren Sie die Begrüßungssituation, damit Siefür alle Fälle gewappnet sind (z. B. Prüfer kommtzur Begrüßung auf Sie zu; Prüfer ist bei IhremEintreten noch mit Notizen beschäftigt etc.). Do-kumentieren Sie das Akzeptieren der Rollengren-zen durch Einhalten der „Benimm-Regeln“!

Sauber starten: das „Warming-up“im PrüfungsgesprächAls Warming-up bezeichnet man die Phase im Prü-fungsgespräch, in der die ersten inhaltlichen Äuße-rungen getroffen werden. Zur Annäherung undzum Stressabbau stellt der Prüfer in der Regel eineoffene Eingangsfrage. Das bedeutet: Der Prüflinghat den aktiven Sprecherpart und verfügt bei derGestaltung der Antwort sowohl zeitlich als auchinhaltlich über einen maximalen Freiheitsgradund entscheidet allein, was und wie viel er erzählt.

Das Warming-up ist beendet, sobald der Prüflingseinen Redefluss unterbricht oder signifikante fach-liche Fehler macht. Mit dem Ende dieser Phaseübernehmen die Prüfer verstärkt die Themen- undGesprächssteuerung.

Verhaltensziel in dieser Prüfungsphase sollte essein, ein Maximum an Prüfungszeit durch selbst-bestimmtes Sprechen zu verbrauchen und eine vor-zeitige Einmischung des Prüfers zu verhindern.

Hier eine Auswahl geeigneter Strategien:

▶ Sprechtempo kontrollieren. Langsames Spre-chen verbraucht Zeit, hat einen selbstberuhigendenEffekt und suggeriert Selbstbewusstein. SprechenSie sich zur Übung in Ihrem normalen Sprechtempoeinen kurzen Text vor, den Sie auswendig hersagenkönnen. Stoppen Sie die Zeit und versuchen Sie inden folgenden Durchgängen, die Sprechzeit mög-lichst zu verdoppeln.

Bemühen Sie sich auch in Alltagsgesprächen, sooftSie daran denken, um eine gezielte Verlangsamungdes Sprechtempos. Sie werden die Erfahrung ma-chen, dass Sie sich besser konzentrieren können,sich insgesamt entspannter fühlen und dass IhreZuhörer aufmerksamer sind als üblich.

▶ Antworten sinnvoll strukturieren. VerfahrenSie grundsätzlich nach der Faustregel „Skelett vorDetail“! Eine vom Allgemeinen zum Speziellen vo-ranschreitende Antwortstruktur erlaubt Ihnen, einMaximum an Prüfungszeit selbstbestimmt zu ge-stalten und vorzeitige Einmischungen der Prüferzu verhindern. Je mehr Sie (quantitativ) zu sagenhaben, desto deutlicher gelingt es Ihnen, (Fach-)Kompetenz zu suggerieren. Es sei allerdings ange-merkt, dass eine unabdingbare Erfolgsvorausset-zung für diese Strategie die fachliche KorrektheitIhrer Äußerungen ist!

Führen Sie als Training mit Ihrer Arbeitsgruppe/Ihren Freunden eine Simulation dieser Gesprächs-phase durch. Lassen Sie sich eine offene Eingangs-frage stellen und bitten Sie die anderen, sich überalldort mit Fragen einzuschalten, wo eine Nachfrageerforderlich scheint. Je länger Sie ungestört redenkönnen, desto besser ist Ihre Antwortstruktur!

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▶ Mit Pausen richtig umgehen. Pausen haben eineüberaus wichtige Funktion im Prüfungsgespräch,denn Sie geben dem Prüfling die nötige Zeit, seineGedanken zu ordnen, und fördern so einen logisch-stringenten Vortrag. Um den Sprecherpart unddamit die aktive Gesprächssteuerung in dieserPhasemöglichst lange zu behalten, sollteman aller-dings dafür sorgen, dass der Prüfer die eingescho-benen Pausen nicht als „Startsignal“missdeutet.

Verschaffen Sie sich in Alltagsgesprächen ein Gefühldafür, welche Pausenlänge vom Gesprächspartnertoleriert wird. Registrieren Sie unauffällig die Pau-senlänge bis zur ersten Einmischung des Ge-sprächspartners. Auf diese Weise gewinnen Sie einsicheres Gefühl für die zeitliche Angemessenheitvon Sprechpausen.

Vermeiden Sie überlange Pausen in der Prüfung,wenn Sie auf Anhieb keine Antwort parat haben.Versuchen Sie stattdessen „laut zu denken“, d. h.lassen Sie den Prüfer an Ihrer Antwortfindung teil-haben. Bemühen Sie sich, auf der Basis Ihnen be-kannter Fakten eine Antwort herzuleiten. Immer-hin ist dieses Verfahren besser als ein vorschnelles„Passen“, da Sie auf diese Weise wenigstens in Teil-bereichen Ihre Kompetenz dokumentieren können.

▶ Laut und deutlich sprechen. Die Sprachqualität(Lautstärke, Intonation, Tempo) ist ein überausdeutliches Kompetenzsignal. Mit dem vorrangigenZiel in dieser Prüfungsphase, eine vorzeitige Prüfer-einmischung zu verhindern, ist insbesondere dieLautstärke von großer Bedeutung.

Eine laute und klare Aussprache kann z. B. verhin-dern, dass der Prüfer Ihre Ausführungen rein akus-tisch nicht versteht. Eine Nachfrage des Prüferskönnte Sie zum einen verunsichern und zum ande-ren mit einer weiteren Frage verknüpft werden, sodass die selbstbestimmte Eröffnungsphase vorzei-tig gekappt wird. Darüber hinaus steigt für den Prü-fer die Hemmschwelle, sich in einen lauten Vortrageinzuschalten, da er Sie bei seiner Unterbrechungakustisch überbieten müsste!

Abgesehen davon suggeriert eine angemesseneLautstärke, dass Sie hinter dem stehen, was Sie sa-gen, und ist damit eine eindeutige Dokumentationvon Selbstbewusstsein und Kompetenz. Und bittekeine falsche Scheu: Eine geflüsterte Falschantwortist mit Blick auf die Endbeurteilung nicht weniger

gravierend als eine laut und deutlich vorgetragene…

Versuchen Sie schließlich, Ihre Intonation zu ver-bessern (z. B. durch laute Leseübungen). Sie tunIhren durch vorangegangene Prüfungen vielleichtschon erschöpften Prüfern einen großen Gefallen,da es leichter fällt, einem intonatorisch abwechs-lungsreichen Vortrag zu folgen. Auf diese Weisesammeln Sie ohne großen Aufwand Pluspunkte.

Die heiße Phase desPrüfungsgesprächsIn dieser Gesprächsphase geht es darum, die Fach-kompetenz des Prüflings etwas genauer unter dieLupe zu nehmen. Entsprechend dominieren diePrüfer das Geschehen durch eine verstärkte (Fra-ge-)Aktivität im Detailbereich.

Unser vorrangiges Gesprächsziel in dieser Phasesollte es sein, die Zahl der Prüferfragen möglichstgering zu halten, deren „Tiefenreichweite“ auf einvertretbares Maß zu begrenzen und die eigenenAntwortspielräume auszubauen.

▶ Antworten sinnvoll strukturieren. Wie schonin der Frühphase des Prüfungsgesprächs solltenjetzt die Antworten generell vom Allgemeinenzum Speziellen strukturiert werden.

Machen Sie sich klar, dass jeder Ihrer Antworten einpotenzielles Angebot an den Prüfer darstellt, die vonIhnen gegebenen Fachinformationen durch weiter-gehende Fragen zu vertiefen. Durch die Antwort-struktur „Skelett vor Detail“ hat man die Chance,vorab eine ganze Reihe richtiger Fakten zu nennen,bevor auf der Detailebene ggf. „gepasst“ werdenmuss. Der positive Effekt basiert hier auf einer Ab-schwächungmöglicher Falschantworten durch ihreEinbettung in (richtige) Allgemeinaussagen.

▶ Das Prüfungsgespräch steuern. Um sein (fachli-ches) Gesicht in der Detailfragerunde zu wahren,sollteman ausschließlich „kontrollierte“Antwortengeben, um sich ein Mindestmaß an thematischerSteuerung zu sichern. Nur so besteht die Möglich-keit, Nichtgewusstes dezent zu verschweigen undstattdessen sicheres Wissen zu thematisieren. AusdiesemGrund sollten in den Antworten ausschließ-lich Themen, Termine oderDetails genanntwerden,

21

die bei näherem Nachfragen auch näher erläutertwerden können. Andererseits können Details be-wusst und gezielt eingeflochten werden, um denPrüfer zu Nachfragen zu provozieren und dannfachlich zu glänzen.

Trainieren Sie Ihre Fähigkeit zur Gesprächssteue-rung, indem Sie z. B. versuchen, „Köder“ aus demBereich Ihres sicheren Fachwissens auszulegen.Amgeeignetsten hierfür erweist sich immer wiederdie Erwähnung spezieller Fachtermini oder Verfah-ren.

▶ Antwortspielräume ausbauen. Weniger Prüfer-fragen bedeuten mehr Antwortspielräume für denPrüfling. Die quantitative Minimierung der Prüfer-fragen erlaubt dem Kandidaten, besser zu steuern,was er darstellenwill oder kann, so dass die Gefahr,bei Lücken ertappt zu werden, sich erheblich ver-ringert. Außerdem bedeutet ein selbstbestimmtes(und möglichst ausgedehntes) Gestalten von Prü-fungszeit, dass weniger Gebiete/Themen abgefragtwerden können.

Denken Sie daran, dass (selbst richtige) Stichwortehäufig geraten wirken und bei der Endbeurteilungim ungünstigsten Fall als bloßes Fragmentwisseneingestuft werden. Gewöhnen Sie sich in Prüfungs-simulationen daher an, grundsätzlich in ganzen, zu-sammenhängenden Sätzen zu antworten. Kom-binieren Sie diese Technik mit einer bewusstenKontrolle des Sprechtempos, um möglichst vielPrüfungszeit selbstbestimmt zu verbrauchen.

Trainieren Sie die inhaltliche Strukturierung IhrerAntworten unter dem Aspekt der Nachvollziehbar-keit. Sollte sich aus der Prüferperspektive ein „roterFaden“ vermissen lassen, ist mit häufigen und vor-zeitigen Einmischungen und damit mit dem Verlustdes Sprecherparts zu rechnen.

Sollte Ihnen dieser Trainingspunkt schwerfallen,stellen Sie den Prüfungssimulationen eine Aufbau-übung voran: Skizzieren Sie Ihre Antworten (z. B.auf Fachfragen aus früheren Prüfungsprotokollen)zunächst schriftlich und bitten Sie dann Ihre Ar-beitsgruppe/Freunde um eine Beurteilung im Hin-blick auf Nachvollziehbarkeit und logische Strin-genz!

▶ Sich auf den Prüfer einstellen. In der heißenPhase des Prüfungsgesprächs sollte jede unnötigeSpannung zwischen Prüfer und Prüfling vermiedenwerden. Aus diesem Grund sollte der Kandidat ver-suchen, sich möglichst schnell auf den Fragestil desPrüfers einzustellen. Ausschweifende Antwortenwerden den „Stichwort-Frager“ ebenso in Wallungbringen wie Telegrammstil-Antworten den „offe-nen Frager“. Die Konsequenz einer missglücktenEinstellung auf den Prüfer ist das vorzeitige Abkap-pen der Prüflingsbeiträge. Dadurch werden Selbst-bewusstsein und Konzentrationsfähigkeit des Kan-didaten unterminiert und (schlimmer noch) dieUnfähigkeit der Verhaltenseinstellung auf den Prü-fer ggf. als fachliche Unfähigkeit hochgerechnet.

Spielen Sie in Ihren Prüfungssimulationen verschie-dene Prüfertypen durchmit dem Trainingsziel, IhreAntwortenmöglichst schnell dem Fragestil des Prü-fers anzupassen. Fertigen Sie dazu eine Kurz-beschreibung verschiedener Prüfertypen an. EinMitglied Ihrer Lerngruppe wählt dann geheimeinen Prüfertyp aus, den er in der folgenden Simu-lation verkörpernwill. Nach der „Prüfung“ beurteiltder Prüfer das Anpassungsvermögen des Kandida-ten undgibt ggf. Hinweise zu einer OptimierungdesAntwortstils.

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Adressen der Ärztekammern

Bundesärztekammer

Postfach 120 86410598 BerlinTel.: 0 30/40 04 56–0Fax: 0 30/40 04 56–3 88E-Mail: [email protected]

Baden-Württemberg Landesärztekammer

Jahnstraße 4070597 StuttgartTel.: 07 11/7 64 85–0Fax: 07 11/7 69 89–50E-Mail: [email protected]

Bayerische Landesärztekammer

Mühlbaurstraße 1681677MünchenTel.: 0 89/41 47–0Fax: 0 89/41 47–2 80E-Mail: [email protected]

Ärztekammer Berlin

Friedrichstraße 1610969 BerlinTel.: 0 30/4 08 06–0Fax: 0 30/4 08 06–34 99E-Mail: [email protected]

Landesärztekammer Brandenburg

Dreifertstraße 1203044 CottbusTel.: 03 55/7 80 10–0Fax: 03 55/7 80 10–36E-Mail: [email protected]

Ärztekammer Bremen

Schwachhauser Heerstraße 3028209 BremenTel.: 04 21/34 04 20–0Fax: 04 21/34 04 20–9E-Mail: [email protected]

Ärztekammer Hamburg

Humboldtstraße 5622083 HamburgTel.: 0 40/22 80 20Fax: 0 40/2 20 99 80E-Mail: [email protected]

Landesärztekammer Hessen

Im Vogelsgesang 360488 FrankfurtTel.: 0 69/9 76 72–0Fax: 0 69/9 76 72–1 28E-Mail: [email protected]

Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern

August-Bebel-Straße 9 a18055 RostockTel.: 03 81/4 92 80–0Fax: 03 81/4 92 80–80E-Mail: [email protected]

Ärztekammer Niedersachsen

Berliner Allee 2030175 HannoverTel.: 05 11/3 80 02Fax: 05 11/3 80 22 40E-Mail: [email protected]

Ärztekammer Nordrhein

Tersteegenstraße 940474 DüsseldorfTel.: 02 11/43 02–0Fax: 02 11/43 02–12 00E-Mail: [email protected]

Landesärztekammer Rheinland-Pfalz

Deutschhausplatz 355116 MainzTel.: 0 61 31/2 88 22–0Fax: 0 61 31/2 88 22 88E-Mail: [email protected]

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Ärztekammer des Saarlandes

Faktoreistraße 466111 SaarbrückenTel.: 06 81/40 03–0Fax: 06 81/40 03–340E-Mail: [email protected]

Sächsische Landesärztekammer

Schützenhöhe 1601099 DresdenTel.: 03 51/8 26 70Fax: 03 51/8 26 74 12E-Mail: [email protected]

Ärztekammer Sachsen-Anhalt

Doctor-Eisenbart-Ring 239120 MagdeburgTel.: 03 91/6 05 46Fax: 03 91/6 05 47 00E-Mail: [email protected]

Ärztekammer Schleswig-Holstein

Bismarckallee 8 – 1223795 Bad SegebergTel.: 0 45 51/8 03–0Fax: 0 45 51/8 03–1 80E-Mail: [email protected]

Landesärztekammer Thüringen

Im Semmicht 3307751 Jena-MauaTel.: 0 36 41/6 14–0Fax: 0 36 41/6 14–1 69E-Mail: [email protected]

Ärztekammer Westfalen-Lippe

Gartenstraße 210 – 21448147MünsterTel.: 02 51/9 29–0Fax: 02 51/9 29–29 99E-Mail: [email protected]

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Teil I

TechnischeGrundlagen undStrahlenschutz

I

1 Röntgen

1.1 Physikalische Grundlagen

1.1.1 Grundlagen aus derAtomphysik

Frage 1

6 Nennen Sie die Bestandteile eines Atoms.

7 Das Atom besteht aus einem Atomkern undeiner Elektronenhülle.

8 Bestandteile eines Atoms:● Atomkern

○ Protonen○ Neutronen

● ElektronenhülleIn der Elektronenhülle bewegen sich negativ ge-ladene Elementarteilchen, die Elektronen, aufdefinierten Bahnen um den Atomkern.

Frage 2

6 Erklären Sie kurz das Prinzip des Bohr-Atom-modells.

7 Nach dem Bohr-Atommodell bewegen sichdie Elektronen auf definierten Bahnen umden Atomkern.

8 Entsprechend dem Bohr-Atommodell(▶ Abb. 1.1) kreisen die Elektronen (negativ ge-ladene Elementarteilchen) auf definierten Um-laufbahnen oder -schalen um den Atomkern.Jede Elektronenbahn entspricht hierbei einemdefinierten Energieniveau des jeweiligen Elek-trons. Der Betrag der Ladung eines Elektronsentspricht dem eines Protons. Auf jeder Schalehat das Elektron einen bestimmten Abstandzum Atomkern, jede Schale weist eine definierteMaximalzahl an Elektronen auf. Die Schalenwerden von innen nach außen mit Großbuch-staben bezeichnet. Die innerste Schale, also dieSchalemit demkleinsten Energieniveau,wird alsK-Schale bezeichnet. Das Modell wurde 1913von Niels Bohr entwickelt und stellt eine Über-gangsvorstellung zwischen klassischer Physik

und Quantenphysik dar. Es ist insofern nicht nurvon historischer Bedeutung, als sich anhand desBohr-Atommodells anschaulich die Entstehungder Röntgenstrahlung erklären lässt.

Frage 3

6Wie wird ein Element im Periodensystem ge-kennzeichnet und geordnet?

7 Die Elemente sind im Periodensystem auf-steigend nach der Ordnungszahl geordnet.Darüber hinaus sind die Elemente durch dieMassenzahl gekennzeichnet.

8 Ordnungszahl:● Gibt an, wie viele Protonen der Atomkern be-sitzt.

● Nach der Anzahl der Protonen werden die Ele-mente im Periodensystem angeordnet.

● Wird dimensionslos schräg unter das abge-kürzte Element geschrieben.

Massenzahl:● Gibt an, wie schwer ein Element ist.● Entspricht etwa der Summe der Neutronenund Protonen eines Atoms (da die Elektroneneine vernachlässigbar kleineMasse aufweisen).

● Wird schräg vor und über das abgekürzte Ele-ment geschrieben.

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Abb. 1.1 Schematische Darstellung des Bohr-Atom-modells (nach Ewen 1998).

26

Technische Grundlagen und Strahlenschutz

1

Frage 4

6 Erklären Sie in diesemZusammenhang den Be-griff Isotop.

7 Isotope sind Elemente mit ungleicher Mas-senzahl und gleicher Ordnungszahl.

8 Die Ladung der Elektronen eines Atoms wirddurch die Protonen des Kernes neutralisiert. Dadas chemische Verhalten eines Atoms von derZahl der Elektronen der Elektronenhülle be-stimmt wird, zeigen auch alle Atomemit gleicherProtonenzahl ein ähnliches chemisches Verhal-ten, unabhängig von der Neutronenzahl. Isotopehaben zwar wegen der gleichen Protonenzahlein gleiches chemisches Verhalten, sind jedochaufgrund der unterschiedlichen Massenzahl(also aufgrund der unterschiedlichen Anzahlder Neutronen) in Bezug auf ihre physikalischenEigenschaften ungleich. Isotope des Wasserstoff-atoms 1

1H sind beispielsweise Deuterium 21H

und Tritium 31H. Isotope stehenwegen ihrer glei-

chen Protonenzahl und Ordnungszahl an dersel-ben Stelle im Periodensystem.

Frage 5

6Was verstehen Sie unter der Anregung einesAtoms?

7 Durch die Zufuhr von Energie gelangt einElektron des Atoms auf ein höheres Energie-niveau.

8 Nach dem Bohr-Atommodell kannman sich vor-stellen, dass ein Hüllenelektron eines Atomsdurch die Kollision mit einem Elektron oder Pho-ton auf eine höhere Umlaufbahn gestoßen wird.Das Elektron gelangt also durch den Stoß aufeine Elektronenbahn, die weiter vom Atomkernentfernt ist. Dem Elektronwird somit potenzielleEnergie zugeführt, die entsprechend den einzel-nen Elektronenhüllen nur definierte Werte an-nehmen kann. Das angeregte Elektron kannseine Energie wieder abgeben, indem das Elek-tron zurück auf eine näher am Atomkern gelege-ne Elektronenbahn (Schale des Bohr-Atommo-dells) zurückspringt. Die dabei abgegebene Ener-gie kann in Form eines Photons freigesetzt wer-den. Die abgegebene Energie weist ebenso wiebei der Anregung definierte Werte auf, nämlich

der Energiedifferenz zwischen den Elektro-nenbahnen, sie ist damit entsprechend gequan-telt.

Frage 6

6Was verstehen Sie unter der Ionisation einesAtoms?

7 Durch die Zufuhr von Energie wird ein Elek-tron aus dem Elektronenverband einesAtoms herausgelöst.

8 Ionisationsvorgänge:● Stoßionisation● PhotoionisationBei der Stoßionisation wird durch geladene Teil-chen (Elektron oder Proton) und bei der Photoio-nisation durch ein Photon, das eine höhere Ener-gie als die Bindungsenergie eines Hüllenelek-trons aufweist, ein Elektron aus demElektronen-verband herausgelöst. Ein ionisiertes Atom trägtdamit eine positive Ladung, da die Anzahl derpositiv geladenen Protonen des Atomkernsnicht mehr durch die identische Anzahl an Elek-tronen der Hülle kompensiert wird.

1.1.2 Strahlenarten undStrahlenerzeugung

Frage 7

6 Erklären Sie den Unterschied zwischen direktund indirekt ionisierender Strahlung.

7 Direkt ionisierende Strahlung entsteht durchStoßionisation geladener Teilchen, indirektionisierende Strahlung durch Photoionisati-on oder Stoßionisationungeladener Teilchen.

8 Strahlen, deren Energie so groß ist, dass sie beiDurchtritt durch Materie Atome ionisieren kön-nen, nennt man ionisierende Strahlen. Bei derdirekt ionisierenden Strahlung erfolgt die Ioni-sierung durch die Stoßionisation eines gelade-nen Teilchens, d. h. ein Hüllenelektron wirddurch ein Elektron oder Photon aus dem Atom-verband gestoßen.Indirekt ionisierende Strahlung entsteht durchungeladene Teilchen. Hierbei können Photonen-strahlen durch Absorption eines Photons die

27

1 Röntgen

§

Ionisation durchführen (= Photoionisation) odereine Neutronenstrahlung führt durch eine Kolli-sion zur Ionisation (= Stoßionisation).

Frage 8

6Was ist Photonenstrahlung?

7 Elektromagnetische Strahlung.

8 Spektrum der Photonenstrahlung:● energiearme Radiowellen● Infrarotwellen● sichtbares Licht (von Rot nach Blau)● ultraviolettes Licht● Röntgenstrahlen● Gammastrahlen● kosmische StrahlungGammastrahlung entsteht aus dem angeregtenZustand eines Folgekerns nach α- oder β-Teil-chenabgabe eines radioaktiven Strahlers (γ-Quantenabgabe).

Frage 9

6Was ist unter korpuskulärer Strahlung zu ver-stehen?

7 Eine Strahlung, die aus Ionen oder Elektro-nen besteht.

8 Korpuskuläre Strahlung entsteht bei Kernspal-tungsprozessen. Bei einem α-Zerfall werden He-lium2+-Kerne, also Kerne bestehend aus 2 Neu-tronen und 2 Protonen, oder schwere Ionen frei-gesetzt. Bei dem β-Zerfall entstehen imKernspal-tungsprozess positiv oder negativ geladene Elek-tronen.

Frage 10

6 Erläutern Sie das Prinzip der Erzeugung vonRöntgenstrahlen.

7 Die kinetische Energie der zwischen Kathodeund Anode beschleunigten Elektronen wirdin der Anode inWärmeenergie und Röntgen-strahlung umgewandelt.

8 Durch die Kathode fließt ein Heizstrom, der zurFreisetzung einer Elektronenwolke um das Heiz-wendel führt. Die zwischen der Kathode und derAnode anliegende Spannung beschleunigt dieElektronen. Im Vakuum beträgt die Geschwin-digkeit der Elektronen (konstant) 300 000 km/s,ihre kinetische Energie ist direkt proportionalzur anliegenden Spannung. Die Elektronen pral-len auf die Anode und werden abgebremst, diekinetische Energie wird in Wärmeenergie undRöntgenstrahlung umgewandelt (▶ Abb. 1.2).

Frage 11

6 Definieren Sie den Begriff Elektronenvolt.

7 Ein Elektronenvolt entspricht der kineti-schen Energie eines Elektrons, das im Vaku-um die Spannung von 1 V durchfliegt.

8 Die Definition lässt sich anhand der Röntgenröh-re sehr gut veranschaulichen, wenn man sichvorstellt, dass zwischen Kathode und Anode dieSpannung von einem Volt anliegt und man nurein Elektron mit der Ladung 1 betrachtet. DasElektronenvolt hat entsprechend die Einheit eVund ist die Maßeinheit für die Energie von Ato-men, Kern- und Elementarteilchen.

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Abb. 1.2 Schematische Darstellung zur Funktionswei-se der Röntgenröhre mit Heizspannungsversorgung fürdie Elektronenemission und Spannungsversorgung fürdie Elektronenbeschleunigung von der Kathode zurAnode (nach Ewen 1998).

28

Technische Grundlagen und Strahlenschutz

1

Frage 12

6 Erklären Sie den Begriff der Bremsstrahlung.

7 Die zwischen Kathode und Anode beschleu-nigten Elektronen werden an der Anode ab-gebremst und abgelenkt. Diekinetische Ener-gie der Elektronenwird dabei inWärmeener-gie und Röntgenstrahlen umgewandelt.

8 Das Elektron wird am positiven Feld eines Atom-kerns in der Anode abgebremst und gibt einenTeil seiner kinetischen Energie als elektromag-netische Wellen (= Röntgenstrahlung) ab(▶ Abb. 1.3). Es entsteht eine elektromagnetischeStrahlung, die ein kontinuierliches SpektrumvonWellenlängen bzw. Energieniveaus aufweist.Es erfolgt keine Übertragung der Energie der be-schleunigten Elektronen auf Hüllenelektronender Anode.

Frage 13

6 Erklären Sie den Begriff Grenzwellenlänge.

7 Die Grenzwellenlänge ist die kürzeste Wel-lenlänge im (kontinuierlichen) Spektrumder Bremsstrahlung, entspricht also derStrahlung mit höchster Energie in dem Spek-trum der erzeugten Röntgenstrahlung.

8 Röntgenstrahlung mit einer Grenzwellenlängeentsteht, wenn in der Anode die kinetische Ener-gie des Elektrons komplett in Röntgenstrahlungumgewandelt wird. Am besten kann man sichdie Grenzwellenlänge (oder Grenzenergie) ver-anschaulichen, indem man sich vorstellt, dassdie gesamte kinetische Energie des beschleunig-ten Elektrons vollständig an der Anode als Pho-ton abgegeben, also komplett in Röntgenstrah-lung umgewandelt wird, ohne dassWärmeener-gie entsteht.

Frage 14

6Wovon ist die Grenzwellenlänge abhängig?

7 Von der Röhrenspannung.

8 Bei niedriger Röhrenspannung haben die be-schleunigten Elektronen eine geringe Energie.Es entsteht an der Anode eine geringe Grenz-energie mit einer entsprechend langen Grenz-wellenlänge (62 kVs ≈ 0,02 nm). Bei einer hohenRöhrenspannung entsteht eine energiereicheRöntgenstrahlung mit einer kurzen Grenzwel-lenlänge (124 kVs ≈ 0,01 nm).

Frage 15

6 Erklären Sie den Begriff „charakteristischeRöntgenstrahlung“.

7 Die charakteristische Röntgenstrahlung ent-steht durch die Wechselwirkung der Katho-denelektronenmit den Hüllenelektronen derAnode.

Frage 16

6Wovon ist die charakteristische Röntgenstrah-lung abhängig?

7 Von dem Material der Anode.

8 Die durch die Röhrenspannung beschleunigtenKathodenelektroden treffen auf die Hüllenelek-tronen des Anodenmaterials. Hierdurch kommtes zu einer Anregung und Ionisation der Anoden-

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Abb. 1.3 Entstehung von Röntgenstrahlung durch dieAblenkung schneller Elektronen im elektrischen Feld derAtomkerne in der Anode (nach Ewen 1998).

29

1 Röntgen

§