16
DAS COMPREHENSIVE PNEUMOLOGY CENTER: KRISTALLISATIONSPUNKT FÜR DIE LUNGENFORSCHUNG IN DEUTSCHLAND imZentrum Auszüge aus dem Mitarbeitermagazin 12. JULI 2010: ERÖFFNUNG DES COMPREHENSIVE PNEUMOLOGY CENTER PROF. DR. OLIVER EICKELBERG: STEILVORLAGE FÜR DIE LUNGENFORSCHUNG 6 2 DR. DR. MELANIE KÖNIGSHOFF: ERC STARTING GRANT 2010 9

DAS COMPREHENSIVE PNEUMOLOGY ... - helmholtz-muenchen.de · vereint im Comprehensive Pneumology Center (CPC). Was man beim Fußball als Steilpass in die Spitze bezeichnet, will Eickelberg

  • Upload
    others

  • View
    18

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

DAS COMPREHENSIVE PNEUMOLOGY CENTER: KRISTALLISATIONSPUNKT FÜR DIELUNGENFORSCHUNG IN DEUTSCHLAND

imZentrum

Auszüge aus dem Mitarbeitermagazin

12. JULI 2010: ERÖFFNUNG DES COMPREHENSIVE PNEUMOLOGY CENTER

PROF. DR. OLIVER EICKELBERG: STEILVORLAGE FÜR DIE LUNGENFORSCHUNG

6

2

DR. DR. MELANIE KÖNIGSHOFF: ERC STARTING GRANT 20109

Sonderdruck aus imZentrum.01 Sommer 2009

A man and his goal – Mit dem Start des Lungenforschungszentrums CPC will Oliver Eickelberg die Münchner Pneumologie auf einen internationalen Spitzenplatz katapultieren

Der Neue wurde am Ende einer furiosen Saison gefeiert wie eine Art Messias: Nach Jahren mäßiger Leistungen und übermäßiger Schulden hat Trainer Jürgen Klopp Borussia Dortmund zwar nicht zur 7. deutschen Meisterschaft geführt und den erneuten Sprung auf die internationale Bühne in letzter Minute nicht ganz erreicht – doch die Fans, zu denen sich auch Prof. Dr. Oliver Eickelberg zählt, haben Klopp und ihren BVB im 100. Jahr des Vereinsbestehens so enthusiastisch hochleben lassen, als wäre eine Wiederauferstehung geschehen.

Was Eickelberg imponierte: Da hatte ein jung-dynamischer, medien-gewandter Coach einer Mannschaft Dynamik eingehaucht und ihr eine nachhaltige Perspektive gegeben. Teamplayer ist auch Eickelberg, nicht nur wenn es um Fußball geht – auch in der Wissenschaft. Seine Devise: „Ohne eine Strategie, die alle einbindet und miteinander vernetzt, hat man vielleicht Topspieler, aber keine Topmannschaft.“

Experimentell und klinisch, gleichwertig und vernetzt – dieses Konzept verspricht die Tabellenführung in der Pneumologie. Prof. Dr. Oliver Eickelberg schafft dafürmit seinem Team das experimentelle Fundament

LUNGENFORSCHUNGPROF. DR. OLIVER EICKELBERG

imZentrum 3

Sonderdruck aus imZentrum.01 Sommer 2009

Auf dem Weg an die Spitze der Lungenforschung kommt es auf jeden Einzelnen an

Im Jahr 2008 hat Klopp die Verantwortung für die Borussen-Elf über-nommen, seit dem ersten November 2008 coacht Eickelberg zwei Münchner Institute: das Institute of Lung Biology and Disease (iLBD) am Helmholtz Zentrum München und das Institut für Experimentelle Pneumologie an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU), beide vereint im Comprehensive Pneumology Center (CPC). Was man beim Fußball als Steilpass in die Spitze bezeichnet, will Eickelberg in der Lungenforschung erreichen: Er will grundlagenwissenschaftliche

Erkenntnisse gewinnen und weiterentwickeln, um sie für den Patien -ten nutzbar zu machen. Dafür bietet das Helmholtz Zentrum München seiner Meinung nach „optimale Bedingungen“. Die Fokussierung des Zentrums auf den Bereich Environmental Health und die Neu-ausrichtung des iLBD auf mechanistische Grundlagen von Lungener-krankungen böten ideale Bedingungen, um auch die Auswirkungen

von Umwelteinfl üssen auf Lungenerkrankungen zu erforschen. Eickelberg weiß auch zu schätzen, dass ein ganzer Forschungsverbund universitärer sowie außeruniversitärer Forschungszentren wie keine Einrichtung sonst in Deutschland an einem Strang zieht, seine ganze Expertise bündelt, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Gleichzeitig zwei Institute an zwei exzellenten wissenschaftlichen Standorten zu leiten, bedeutet für Eickelberg eine riesige Chance.

Er will Synergien nutzen und mit dem Verbund des Helmholtz Zentrums München, den Asklepios Fachklinken München-Gau-ting und der Ludwig-Maximilians-Universität München ein deutschlandweit einzigartiges Lungenzentrum aufbauen: das Compre hensive Pneumology Center (CPC). Dass er dabei unein-

geschränkte Unterstützung seitens der Geschäftsführung und von den Mitarbeitern des iLBD erfährt, hat den Wissenschaftler beeindruckt: „Von Anfang an fand eine sehr konstruktive Zusammenarbeit statt.“

Und Eickelberg weiß, dass für innovative Diagnose- und Therapie kon-zepte ein enger Gedankenaustausch zwischen Grundlagenwissenschaft-

„Von Anfang an fand eine sehr konstruktive Zusammenarbeit statt“

lern und jenen in der klinischen Forschung nur möglich ist, wenn beide sowohl inhaltlich als auch räumlich vernetzt arbeiten: Der Grundlagen-wissenschaftler benötigt den tatsächlichen Zugang zum Patienten und zur klinischen Fragestellung, der Kliniker muss auf Forschungsexperten,neueste Infrastrukturen und Technologien zurückgreifen können.

Raus aus dem Mittelfeld

Deshalb freut sich Eickelberg ganz besonders auf den Anpfi ff im Herbst: Dann sind am CPC auf dem Hightech-Campus in München Großhadern alle Leitungen verlegt, die Laborfl ächen ausgebaut und er kann mit seiner Mannschaft die Räume im ersten Stock beziehen. Das Beson-

dere am Translationszentrum: Hier werden experimentelle Forschung und klinische Anwendung gleichgewichtet. Neben Eickelberg, der die experimentelle Leitung übernommen hat, wird ein noch zu berufender zweiter Direktor die klinische Abteilung am CPC führen und für die For-schungsambulanz ebenso wie als klinischer Direktor für die Pneumo-logie am Universitätsklinikum Innenstadt (LMU) sowie für die Asklepios Fachkliniken verantwortlich sein. So leiten zwei Direktoren auf Augen-höhe alle Aspekte des Translationszentrums und vereinen die experi-mentelle Expertise des Helmholtz Zentrums München mit der akade-

Klar: Anatomisch besitzt eine Lunge nur zwei Flügel. Dass das Logo des Comprehensive Pneumology Center (CPC) aus drei stilisierten Lungenfl ügeln zusammengesetzt ist, symbolisiert die Zusammenarbeit der drei Partner Helmholtz Zentrum München, LMU und Asklepios Fachkliniken, München-Gauting am CPC. Transparent wie die Flächen der Lungen -fl ügel wird am CPC auch geforscht: Untersuchungen und Ergebnisse werden nachvollziehbar präsentiert, Erkenntnisse zielgerichtet zur Anwendung gebracht.

mischen Stärke der LMU sowie der klinischen Expertise des Klinikums Großhadern und der Asklepios Fachkliniken.

Die Asklepios Fachkliniken verfügen als eines der größten Lungenhos-pitäler Deutschlands über ein umfangreiches Patientenkollektiv, von dem am CPC zahlreiche Parameter erfasst werden können. Eickel-berg verspricht: „So aufgestellt, kommen wir aus dem Mittelfeld an die Spitze und können eine führende Rolle in Deutschland und Eu-ropa, wenn nicht weltweit einnehmen. Man könnte die Zeit, die für die Entwicklung eines marktfähigen Produkts benötigt wird, deutlich verkürzen." Und das ist nötig: Lungenerkrankungen sind weltweit To-desursache Nummer zwei – laut WHO nehmen sie stetig zu. In Europa verursachen sie jährlich Gesamtkosten von 102 Milliarden Euro. Und

Therapiemöglichkeiten gibt es bisher nur vereinzelt.

Das CPC will eine umfassende Gesundheitsvorsorge: grundlegende Mechanismen bei Erkrankungen der Lunge und Atemwege, sowie frühzeitige Diagnose- und Therapi-emöglichkeiten werden gleichermaßen und miteinander vernetzt vorangetrieben. Der Fokus der experimentellen

Forschung ist dabei auf die Chronisch Obstruktive Lungenerkrankung (COPD), interstitielle Pneumonien, Lungenkarzinome, Lungentrans-plantationen und Aspekte der Stammzellforschung gerichtet. Auf der rund 1500 Quadratmeter großen Forschungsfl äche am Max-Lebsche-Platz sind die räumlichen Bedingungen für diese translationale He-rangehensweise optimal: Direkt unter den experimentellen Laboren und Büros im ersten Stock ist das Erdgeschoss für die CPC-Forschungs- ambulanz reserviert.

„Man könnte die Zeit, die für die Ent-wicklung eines marktfähigen Produkts benötigt wird, deutlich verkürzen“

imZentrum 5

Sonderdruck aus imZentrum.01 Sommer 2009

und entwickeln lokale therapeutische Applikationsformen für Lungen- und Atemwegserkrankungen. Studien zu chronischen Effekten von Um-weltpartikeln auf die Entstehung von Lungenerkrankungen und deren Beitrag zur Chronifizierung von Krankheitsprozessen vervollständigen das Forschungsportfolio. Das iLBD verfolgt vier große Ziele mit dieser Ausrichtung: Es will wissenschaftlich auf höchstem Niveau arbeiten, die Graduierten- und Postgraduiertenausbildung sowie internationale Allianzen fördern, wissenschaftli-che Ergebnisse zur verbesserten Di-agnose-, Therapie- oder Monitoring-Verfahren chronischer Lungener-krankungen zur Anwendung bringen und die Entstehung und Risiken chronischer Lungenerkrankungen der Bevölkerung verdeutlichen.

Um den interaktiven Austausch am iLBD zu verbessern, werden ab September dieses Jahres neben der inhaltlichen Neuausrichtung auch die Räume verändert: Das Erdgeschoss im Gebäude 35 wird in einen hellen, offenen Labortrakt umgebaut, im ersten Stock des Gebäudes 34 entsteht parallel dazu eine offene Bürofläche. Wissenschaftler am iLBD werden in der Zukunft eng mit jenen an den anderen Standorten des CPC interaktiv und auf geicher Ebene zusammen arbeiten. Optisch aus-gedrückt wird das beispielsweise, indem die Innenräume farblich und konzeptionell einander angeglichen werden.

Topspieler auf ihrer Position

Eickelberg ist nicht Klopp. Aber auch er verfolgt moderne Strategien: Er will, „dass jeder einzelne weiß, auf welcher Position er spielt. Und „dass sich jeder stets bewusst ist, für das Gesamtkonzept wichtig zu sein.“ Zwar gilt für ihn nicht das Prinzip des „total football“, bei dem

jeder Spieler in der Lage sein muss, jede andere Position zu übernehmen. „Ich erwarte aber, dass meine Mitarbeiter über ihren Tellerrand hinaus-schauen und das gemeinsame, große Ziel vor Augen haben!“

Hier sollen ausgewählte Patienten systematisch erfasst und molekular charakterisiert werden: Im Idealfall werden innerhalb eines Jahres umfassende Daten von rund 300 Patienten – mittels eines Barcodes an-onym verschlüsselt – in die Datenbank des CPC aufgenommen. Erst eine solch umfassende Basis ermöglicht es Eickelberg zufolge eine Erkrankung von verschiedenen Seiten „unvoreingenommen zu durch-leuchten und die molekularen Ursachen zu entschlüsseln“.

Im Team

Insgesamt fünf experimentelle Arbeitsgruppen der Mannschaft werden in einem ersten Ausbauschritt des CPC direkt am Max-Lebsche-Platz in Großhadern etabliert. Das iLBD, das Institut für Molekulare Immuno-logie, das Institut für Epidemiologie, das Institut für Humangenetik, das Institut für Gesundheitsökonomie und Management im Gesund-heitswesen, das Genomanalysezentrum, die German Mouse Clinic und das Institut für Stammzellforschung sind am Helmholtz Zentrum Mün-chen eng mit dem CPC verbunden. Das Klinikum Großhadern, das Klini-kum Innenstadt und das von Dr. von Haunersche Kinderspital bringen essentielle Expertise in das CPC ein. Zusätzlich unterstützt das Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried den interdisziplinären Ansatz, indem es durch Kollaborationen den direkten Zugang zu seinen wissenschaftlichen Infrastrukturen einbringt. „Wie die Verästelungen im Lungengewebe ist die pneumologische Expertise im Münchner Westen über die Innenstadt mit dem Münchner Norden vernetzt“, beschreibt Eickelberg.

Die experimentelle Mannschaft auf dem Campus

Auch am iLBD, dem einstigen Institut für Inhalationsbiologie, findet derzeit eine Neuausrichtung statt: Sechs Arbeitsgruppen erforschen biologische Mechanismen von chronischen Lungenerkrankungen

Das iLBD erforscht biologische Mechanismen von chronischen Lungenerkrankungen auf dem Campus

CPC

Asklepios Fachkliniken München-Gauting

Helmholtz Zentrum MüncheniLBD

Max-Planck-Institut für Biochemie

LMU – Klinikum Innenstadt – Abteilungen für Physiologie und Stammzellen

LMU – Dr. von Haunersches Kinderspital

LMU – Klinikum Großhadern

Helmholtz Zentrum MünchenHämatologikum

„Wie die Verästelungen im Lungengewebe ist die pneumologische Expertise im Münchner Westen über die Innenstadt mit dem Münchner Norden vernetzt“

imZentrum 7

Sonderdruck aus imZentrum.01 Sommer 2009

„Ich erwarte, dass meine

Mitarbeiter über ihren Teller-

rand hinausschauen und

das gemeinsame, große Ziel

vor Augen haben“

Prof. Dr. med. Oliver Eickelberg

leitet seit dem ersten November 2008 das Institute of Lung Biology and Disease (iLBD) am Helmholtz Zentrum München, das Comprehensive Pneumono-logy Center (CPC) und ist gleichzeitig zum Direktor des Instituts für Experimentelle Pneumologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München berufen worden.

Eickelberg studierte an den Medizinischen Fakul-täten der Universitäten Lübeck, Wien und Basel. Er promovierte 1997 im Fachbereich Humanmedizin an der Universität Basel. Als Postdoctoral Fellow war er zunächst am Department Forschung der Medi-zinischen Fakultät der Universität Basel tätig und wechselte im Februar 1998 mit einem Feodor-Lynen-Stipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung an die Yale University School of Medicine in New Haven, Connecticut. Dort wurde er ab 2000 durch die Juvenile Diabetes Foundation International (JDFI) gefördert.

Ab 2002 setzte der Wissenschaftler seine molekular- und zellbiologischen Forschungsarbeiten an der Medizinischen Klinik und Poliklinik II der Universität Gießen fort. Dort gründete und leitete Eickelberg das Internationale Graduiertenprogramm „MolecularBiology and Medicine of the Lung“, welches ab 2005 auch als Internationales Graduiertenkolleg 1062 „Signaling Mechanisms of Lung Physiology and Disease“ als transatlantischer Verbund mit New Yor-ker Universitäten von der Deutschen Forschungsge-meinschaft (DFG) gefördert wurde.

Oliver Eickelberg ist Autor von über 70 Fachartikeln und aktives Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Vereinigungen und Arbeitsgruppen. Er erhielt für seine wissenschaftliche Arbeit zahlreiche Auszeich-nungen, darunter ein Advanced Postdoctoral Fellow-ship der Juvenile Diabetes Foundation (2000) und den renommierten Sofja Kovalevskaja-Preis der Alexander von Humboldt-Stiftung (2002).

12. JULI 2010: ERÖFFNUNG DES COMPREHENSIVE PNEUMOLOGY CENTER

München, 12. Juli 2010 Bundesforschungsministerin Prof. Dr. Annette Schavan und der bayerische Wissenschaftsminister Dr. Wolfgang Heubisch gaben am 12. Juli 2010 den offi ziellen Startschuss für das Comprehen-sive Pneumology Center (CPC). In dem Translationszentrum für Lungen-forschung bündeln vier Partner, das Helmholtz Zentrum München, die Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München, das Klinikum der Uni versität München und die Asklepios Fachkliniken München-Gating ihre Expertise, um Diagnose, Therapie und Prävention der häufi g lebens- bedrohenden Lungenerkrankungen wie der chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung COPD, Asthma bronchiale, Lungenfi brose oder Lun-genkrebs zu verbessern.

München: „ein hochattraktiver Standort“Prof. Dr. Annette Schavan, Bundesministerin für Bildung und Forschung, Süddeutsche Zeitung, 13.07.2010

Gruppenbild mit Ministern, Partnern des CPC und Geschäfts-führern des Helmholtz Zentrums München (v.l.n.r.): Prof. Dr. Stefan Endres, Klinikum der Ludwig-Maxi milians-Universität, Dr. Nikolaus Blum, Kaufmännischer Geschäftsführer des Helm-holtz Zentrums München, Prof. Dr. Burkhard Göke, Ärztlicher Direktor des Klinikums der Universität München, Prof. Dr. Annette Schavan, Bundesministerin für Bildung und Forschung, Prof. Dr. Günther Wess, Wissenschaftlicher Geschäftsführer des Helmholtz Zentrums München, Dr. Wolfgang Heubisch, Bayerischer Staatsminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Dr. Tobias Kaltenbach, Vor sitzender der Geschäftsführung Asklepios Fachkliniken, Prof. Dr. Oliver Eickelberg, Leiter des Comprehensive Pneumology Center.

imZentrum 9

Sonderdruck aus imZentrum.04 Sommer 2010

5

1

8

6

9

2

4

Prof. Dr. Annette Schavan und der bayerische Wissenschaftsminister, Dr. Wolfgang Heubisch,eröff neten am 12. Juli 2010 das Comprehensive Pneumology Center (CPC). Nach der Presse-konferenz (1) besichtigten die Minister die Patientenambulanz im Erdgeschoss und die experi-mentellen Labore im ersten Stock (2, 3). Viel laufen mussten die Minister bei ihrem Rundgang nicht, denn Kennzeichen und wesentlicher Pluspunkt des CPC sind die extrem kurzen Wege: In einem Gebäude und aufs engste verknüpft, arbeiten die vier Partner – neben dem Helmholtz Zentrum München sind das die Ludwig-Maximilians-Universität München und ihr Klinikum sowie die Asklepios Fachkliniken München-Gauting – daran, Diagnose, Therapie und Prävention der häufi g lebensbedrohenden Lungenerkrankungen zu verbessern.

In anschließenden Fachvorträgen betonten die Minister (9: Prof. Dr. Annette Schavan, 10: Dr. Wolfgang Heubisch), Prof. Günther Wess (6), die Partner des CPC (5: der Leiter des CPC, Prof. Dr. Oliver Eickelberg), die Leiterin der Stiftung AtemWeg, Kerstin Freifrau von Aretin (8), und die Patientin Susanne Link (7) die Bedeutung der Lungenforschung für die Gesundheit der Bevölkerung. Bei der von der ZDF-Moderatorin Kay-Sölve Richter moderierten Podiums-diskussion sprachen die Partner über die exzellenten Möglichkeiten, die durch die Vernetzung am CPC entstehen (4).

3

10

7

imZentrum 11

Sonderdruck aus imZentrum.04 Sommer 2010

Lungenkrankheiten gehören weltweit zu den häufi gsten Todesursachen. Dennoch wurden Lungenerkrankungen vor allem in Deutschland bisher nur wenig erforscht. Die Bundesforschungsministerin Prof. Dr. Annette Schavan sagte anlässlich der feierlichen Einweihung des neuen Lungen-forschungszentrums CPC in München: „Es war dringend an der Zeit, vor-handenes Wissen und Kompetenzen zu bündeln. Das neue Lungenfor-schungszentrum CPC ist ein Kristallisationspunkt für die Lungenforschung von morgen. Es soll zugleich Zentrum für Information und Wissen über Lungenerkrankungen werden.“

„Das CPC wird der Kern des Deutschen

Zentrums sein.“ Bundesforschungsministerin Schavan, Süddeutsche Zeitung, 13.07.2010

Der bayerische Staatsminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Dr. Wolfgang Heubisch, betonte in seinem Grußwort: „Das neue Lungen-forschungszentrum ist ein großer Gewinn für den Wissenschaftsstand-ort Bayern. Für die hohe wissenschaftliche Qualität und Kompetenz des Zentrums bürgen vier starke Partner der bayerischen Gesundheitsfor-schung. Sie alle werden die experimentelle und klinische Forschung auf dem Gebiet der Lungenforschung in einem Gebäude zusammenführen und künftig gemeinsam weiterentwickeln.“ Minister Heubisch ist zugleich Kuratoriumsmitglied der im Februar gegründeten Stiftung AtemWeg zur Erforschung von Lungenkrankheiten, die ihren Sitz im CPC hat.

„Das neue Lungenforschungszentrum ist

ein großer Gewinn für den Wissenschafts-

standort Bayern.“ Staatsminister Heubisch bei der Eröff nung des CPC am 12.7.2010

„Mit dem CPC können wir viel besser untersuchen, wie das Zusam-menwirken von genetischen Risikofaktoren und Umwelteinfl üssen zum Entstehen von Lungenerkrankungen führt. Nur mit diesem besseren Verständnis wird es gelingen, maßgeschneiderte Therapien und persona-lisierte Präventionsstrategien zu entwickeln“, so Prof. Dr. Günther Wess, Wissenschaftlicher Geschäftsführer des Helmholtz Zentrums München. Die Arzneimittelentwicklung in der Lungenforschung ist heute gekenn-zeichnet durch besonders lange Entwicklungszeiten und hohe Ausfall-quoten.

Prof. Dr. Oliver Eickelberg, experimenteller Chairman des CPC, Lehrstuhl-inhaber für „Experimentelle Pneumologie“ am Klinikum der LMU Mün-

chen und Direktor des Instituts für Lungenbiologie am Helmholtz Zentrum München betonte: „Gemeinsam mit den Partnern können wir For-schungsergebnisse direkt in medizinischen Nutzen überführen. Der tägli-che Kontakt mit den Patienten ist für uns eine wichtige Motivation, dabei keine Zeit zu verlieren.“

„Gemeinsam mit den Partnern können wir

Forschungsergebnisse direkt in medizinischen

Nutzen überführen. Der tägliche Kontakt mit

den Patienten ist für uns eine wichtige Motiva-

tion, dabei keine Zeit zu verlieren.“ Prof. Dr. Oliver Eickelberg, experimenteller Chairman des CPC, bei der Eröff nung des CPC am 12.7.2010

In der anschließenden Podiumsdiskussion, moderiert von der Fernseh-Journalistin Kay-Sölve Richter, kam immer wieder die Bedeutung der in Deutschland lange vernachlässigten Lungenforschung zur Sprache. Ministerin Schavan verwies auf das geplante Deutsche Zentrum für Lun-genforschung, als dessen Kern das CPC vorgesehen sei.

Im Rahmen der Veranstaltung stellte die Stiftung AtemWeg Prominente vor, die sich für die Erforschung von Lungenerkrankungen engagieren. Es sind der Schlagerstar Roland Kaiser und die Fernsehmoderatorin, Journalistin und Produzentin Tita von Hardenberg, die neu als Atem-Botschafter gewonnen werden konnten. Die Stiftung AtemWeg wurde von der Münchner Bank und dem Helmholtz Zentrum München ge-meinsam errichtet, um Forschung und Patienteninformation durch das Translationszentrum zu unterstützen.

Der Forschungskomplex am Max-Lebsche-Platz vereint auf einer Ge-samtfl äche von fast  2000 Quadratmetern Arbeitsgruppen der beiden Lehrstühle für experimentelle und klinische Pneumologie der LMU so-wie fünf vom Helmholtz Zentrum München fi nanzierte Arbeitsgruppen, die verschiedenste Aspekte chronischer Lungenerkrankungen erfor-schen. Die Forschungsambulanz bietet die notwendige Infrastruktur für die optimale Behandlung von Patienten, aber auch für die Probenahme im Rahmen klinischer Studien. Die unter einem Dach vereinigte Exper-tise sowie der direkte Kontakt zu den Patienten ist in dieser Konstella-tion neu. Partner des CPC sind das Helmholtz Zentrum München, die Ludwig-Maximilians-Universität, das Klinikum der Universität und die Asklepios-Fachkliniken München-Gauting.

„Dorie“ Melanie Königshoff und die Paletten-Doktorfi sch-Dame: Ein Team, das für Optimismus, Mut und gute Laune steht

Sie studierte Medizin, und einer Karriere als Lungenfachärztin stand nichts im Weg. Doch nach zwei Jahren Klinikalltag siegte ihr Wissensdurst nach neuen Erkenntnissen: Die zweimal mit „summa cum laude“ promovierte Wissenschaftlerin Dr. Dr. Melanie Königshoff beschloss, die Ursachen von Lungenerkrankungen zu erforschen, um bisher fehlende Therapiemöglichkeiten zu entwickeln. Und macht nun Karriere als Lungen-expertin am Helmholtz Zentrum München

EINFACH SCHWIMMEN

ERC STARTING GRANT 2010 DR. DR. MELANIE KÖNIGSHOFF

imZentrum 13

Sonderdruck aus imZentrum.04 Sommer 2010

Wege entstehen dadurch, dass man sie geht – frei nach dem Motto von Franz Kafka hat sich Dr. Dr. Melanie Königshoff während ihres Medizin-studiums in Gießen einen ganz eigenen Weg in die Biochemie gebahnt: Das bestehende Lehrmaterial zu ihrem Lieblingsfach fand sie „einfach schrecklich“, und so tat sie sich mit einem Koautor zusammen, nahm Kontakt mit dem Thieme-Verlag auf und versprach: „Wir können das besser“. Parallel zu ihrem Studienabschluss entstand so das 450 Seiten starke Lehrwerk „Biochemie“. Es trägt das rote „Medi-Learn“-Gütesie-gel, ist kürzlich in zweiter Aufl age erschienen und gilt für Mediziner bereits als Grundlagen-Standardwerk der Biochemie.

Den entscheidenden Schritt tun

Mit Freude und aus innerem Antrieb heraus den entscheidenden Schritt nach vorne zu tun, charakterisiert Königshoff . Und führt dazu, dass sie innerhalb von sechs Jahren zwei Promotionen mit „summa cum laude“ abschloss, ein Graduiertenprogramm absolvierte, die klinische Ausbil-dung durchlief und erste eigene Erfahrungen in der Lehre sammelte. Seit August leitet die 34-Jährige ihre erste unabhängige Nachwuchs-gruppe am Comprehensive Pneumology Center (CPC). Experimenteller Leiter des CPC ist Prof. Dr. Oliver Eickelberg, Leiter des Instituts für Lun-genbiologie am Helmholtz Zentrum München und Leiter des Instituts für Experimentelle Pneumologie der Ludwig Maximilians-Universität.

Mit ihrer Nachwuchsgruppe „Lung Epithelial Cell Plasticity“ untersucht Königshoff , inwieweit die Schädigung von Lungenepithelzellen an der Krankheitsentstehung beteiligt ist und über welche speziellen Repa-raturmechanismen diese verfügen. Zentrales Forschungsobjekt sind primäre Epithelzell-Kulturen und sogenannte 3D ex vivo-Modelle, bei denen Gewebeschnitte kultiviert und analysiert werden. Mit ihnen will das fünfköpfi ge Team neuartige Therapieformen für schwere chroni-sche Lungenerkrankungen entwickeln. Zusätzlich treibt Königshoff noch eine weiteres Forschungsziel an: Sie versucht Proteine zu identifi zie-ren, die Medikamente an ihren vorgesehenen Wirkort, die Lungen-epitheloberfl äche, transportieren und hier binden. „Das CPC bietet für

solche Ansätze optimale Voraussetzungen: Hier arbeiten Kliniker und experimentelle Forscher unter einem Dach zusammen und die Gewe-beproben stammen direkt aus den Kliniken der Kooperationspartner“, freut sich Königshoff über die ausgezeichnete Vernetzung am CPC.

Königshoff ist eine Aufsteigerin. Doch sie kokettiert weder mit ihrem Wissen, noch mit ihren Fähigkeiten oder ihren ehrgeizigen Zielen. Im Gegenteil: Auf dem Schreibtisch steht eine Postkarte mit dem Paletten-Doktorfi sch Dorie aus dem Zeichentrickfi lm „Findet Nemo!“. Freunde haben ihr den Spitznamen „Dorie“ verpasst, weil sie ähnlich begeis-tert und schnell spricht wie die hilfsbereite, stets optimistische Fisch-dame. Ein bisschen auch, weil sie in nebensächlichen Alltagssituatio-nen genauso zerstreut wirken kann wie Dorie – wenn sie mal wieder ihren Schlüssel oder das Handy verlegt hat. Anders aber als Dorie, die immer am Ende des Satzes dessen Anfang vergessen hat, ist Königs-hoff in wichtigen Angelegenheiten sehr strukturiert. Und weiß daher auch, was sie sich von ihrer berufl ichen Zukunft wünscht: zunächst die erfolgreiche Etablierung ihrer Nachwuchsgruppe und internationale Sichtbarkeit. Später dann kann sie sich eine Professur vorstellen.

Bewusst treiben lassen

Einen solch rasanten Aufstieg ließ der Anfang ihrer Laufbahn nicht gleich erkennen: In anfänglicher Bescheidenheit wollte die gebürtige Wilhelmshavenerin nach dem Abitur Medizinisch Technische Assisten-tin werden, bis Freunde sie überredeten, Medizin zu studieren. Und auch während des Studiums beeinfl usste einige Male der Zufall ihren Weg: Als sie ein Appartement in Gießen suchte, wollte Dr. Meinhard Hahn von der biologischen Fakultät gerade seines vermieten und hatte darüber hinaus ein Thema für eine Doktorarbeit zu bieten, wonach Kö-nigshoff „nebenbei“ auch Ausschau hielt. So wurde Königshoff s Ver-mieter gleichzeitig ihr Doktorvater und sie promovierte – als einzige Medizinerin unter Biologen und Biochemikern – über die Rolle von Wachstumsfaktoren bei Brustkrebs. Mit der Einstellung, „sich nicht im Voraus zu viele Gedanken zu machen, sondern einfach mal loszulegen

ommer 2010

Neu eingerichtet: Melanie Königshoff mit ihrem Team in den neuen Laboren des CPC

und dann zu sehen, wie sich die Dinge entwickeln“, ähnelt Königshoff ein weiteres Mal der Paletten-Doktorfi sch-Dame Dorie, wenn diese dem ängstlichen und frustrierten Clownfi sch-Papa Marlin auf der Suche nach seinem Sohn rät: „Schwimmen, schwimmen, einfach schwimmen!“

Dass Königshoff trotz glücklicher Fügungen ihre Entscheidungen dennoch immer sehr bewusst triff t, zeigte sich beispielsweise, als sie Angebote für eine zweite Doktorarbeit aus Hannover und Hamburg ablehnte und sich stattdessen für die Dissertation bei Prof. Dr. Werner Seeger, diesmal an der Fakultät für Medizin der Universität Gießen, erfolgreich bewarb. Königshoff reizte die damals in Deutschland ein-malige Chance, eine ausgezeichnete klinische Ausbildung zu bekom-men und gleichzeitig am Graduiertenprogramm „Molecular Biology and Medicine of the Lung“, zu der Zeit von Eickelberg geleitet, wissen-schaftliches Know-how zu erwerben.

Nach Abschluss dieser zweiten „summa cum laude“-Dissertation ging sie als Postdoc zu Eickelberg und wirkte nun selber auch an der Gestal-tung und Lehre des Graduiertenprogramms mit: Sie leitete Seminare, organisierte Konferenzen, unterrichtete und war Supervisorin für PhD-Studenten. Heute setzt Königshoff diese Expertise als Direktorin des Lungen-Kollegs „Lung Biology and Disease“, einem zentralen Bestand-teil der Graduierten-Schule HELENA des Helmholtz Zentrums München, ein: Sie ist verantwortlich für die akademische Ausbildung der Dokto-randen aam Lungen-Kolleg.

Königshoff sieht HELENA als große Chance – für die Doktoranden und fürs Zentrum. Die große Bandbreite an Aus- und Fortbildungsmöglich-keiten am Zentrum ist ihr sofort positiv aufgefallen, als sie vor rund eineinhalb Jahren hierher kam: „So vielseitig und strukturiert wie hier hat man an keiner Uni die Möglichkeit sich sowohl fachliches Know-how als auch Soft Skills wie Führungsqualifi kationen, Zeitmanagement und Kommunikationsfähigkeiten anzueignen“, resümiert Königshoff . Die neue Graduiertenschule und das Lungen-Kolleg ergänzen dieses Portfolio ihrer Meinung nach ideal.

Entscheidend ist der eigene Charakter

Trotz der vielen Tipps, die man in diesen Kursen erhält, entscheide ih-rer Meinung nach aber letztlich der eigene Charakter, wie man eine Ar-beitsgruppe leitet. Ihr eigener Führungsstil jedenfalls ist geprägt von Off enheit und Transparenz, ihre Bürotür steht immer off en. Aller-dings nicht für Mitarbeiter, die jeden Satz mit „Das Problem ist nur, …!“beginnen und keine eigene Lösungsstrategie entwickeln. Denn aus dem Malik-Management-Programm der Helmholtz-Gemeinschaft hat Kö-nigshoff einen wichtigen Grundsatz mitgenommen: „Man kann einen Menschen nicht motivieren. Man muss ihm Möglichkeiten geben, seine Motivation zu leben.“ Wer dann nicht Selbstständigkeit und Neugier an den Tag legt, ist bei Königshoff falsch.

Sie selber jedenfalls ist neugierig: auf neue Forschungsergebnisse, in-teressante Kollegen, andere Länder. Konferenzen rund um den Globus sind für sie eine ideale Gelegenheit, diesen Wissensdurst zu stillen. Zum Beispiel die alljährliche Lungenkonferenz der American Thoracic Society (ATS) in den USA, von der Königshoff schwärmt, sie sei „eine hervorragende Möglichkeit, um den neuesten Stand der Lungenfor-schung aus erster Hand zu erfahren und sich in den bizarren Sandland-schaften des Death Valley oder den Sweet Water Mountains beim Wandern zu erholen“. In der Natur entspannen kann sich „Dorie“ Königshoff aber auch anders: Sehr gerne geht sie im riff - und entspre-chend fi schreichen Roten Meer auf Tauchstation. Aber nicht um beson-ders tief zu tauchen oder verwinkelte Wracks zu erkunden. Sie will einfach nur „schöne Fische sehen“ – und braucht immer den freien Blick nach oben.

Dr. Dr. Melanie Königshoff hat im Juni einen Starting Grant des European Resarch Council (ERC-Starting-Grant) bekommen. Das Talent-förderprogramm der EU unterstützt Spitzen-forscher mit jeweils bis zu 1,5 Millionen Euro beim Aufbau eines neuen unabhängigen Forschungsteams.

imZentrum 15

Ihr Ansprechpartner:

Helmholtz Zentrum München Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt GmbH

Abteilung KommunikationTel: +49 (0) 89 3187 — [email protected]

Ingolstädter Landstraße 1 D — 85764 Neuherberg www.helmholtz-muenchen.de