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das Konzept für das erste städtische Familienzen- · 2018. 3. 9. · von Netzwerken FLUXUS wurde bereits seit 2002 das Konzept für das erste städtische Familienzen-trum in der

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In den Händen unserer Kinder liegt die Zukunft un-serer Gesellschaft. Daher ist die Erziehung und Bil-dung von Kindern eine der bedeutendsten, an-spruchsvollsten und schönsten Aufgaben. DieserLeitsatz begleitet die Veränderungen von der Kin-dertagesstätte zum Familienzentrum.

In den Familienzentren Hannover ist es gelungen,die Bereiche frühkindliche Bildung, Entwicklung undErziehung mit Elternbildung und -beratung zu ver-zahnen. Und zwar vor Ort, dort wo Familien lebenund Unterstützung brauchen. Im Familienzentrumist ein Ort entstanden, an dem Eltern Anliegen undBedürfnisse besprechen können und Unterstützungfür ihre Erziehungsaufgabe und für die eigene Le-bensplanung finden. Die Kinder profitieren eben-falls, denn nur starke Eltern können ihre Kinder aus-reichend fördern. Zudem gewährleistet die Kinder-tageseinrichtung mit Krippe, Kita und Hort eine op-timale Förderung über ihre vielfältigen Angeboteund Projekte.

Jedes Familienzentrum wird durch ein Netzwerk vonunterschiedlichen Einrichtungen aus Schule, Bera-tung, Gesundheitsdiensten und Kultur maßgeblichunterstützt. Vielfältige Kooperationen vor Ort er-möglichen erst das reichhaltige Angebot in einemFamilienzentrum und damit eine gute Unterstüt-zung der Familien. Diese wird bereits sehr gut an-genommen.

Mit dem trägerübergreifenden Programm „Famili-enzentren Hannover“ ist es gelungen, in Hannoverexemplarisch innovative Wege zu beschreiten undsich den Herausforderungen konstruktiv und zu-kunftsweisend anzunehmen, die sich aus dem de-mografischen Wandel und den gesellschaftlichenVeränderungen ergeben. Mit dieser Dokumentationwird sowohl ein Rückblick vorgelegt, der die voran-gegangen Entwicklungen nachzeichnet, als auch einAusblick gewagt, der erste Ergebnisse vorstellt unddie Bedeutung für die Familien dokumentiert.

Das Programm geht auf die enge Zusammenarbeitder städtischen Fachbereiche Bildung und Qualifi-zierung und Jugend und Familie zurück. Im Rahmendes Bundesprogramms Lernende Regionen - Bildungvon Netzwerken FLUXUS wurde bereits seit 2002

das Konzept für das erste städtische Familienzen-trum in der Kindertagesstätte Gronostraße gemein-sam entwickelt und fand schließlich Umsetzung imhannoverschen Programm der Familienzentren.

Ich möchte allen Akteuren danken, insbesondereden MitarbeiterInnen, KoordinatorInnen und Lei-tungen in den Familienzentren, den Fachberatun-gen, den Trägern sowie der Koordination und Bera-tung der Familienzentren. Sie alle haben großes En-gagement und außergewöhnliche Einsatzbereit-schaft gezeigt. Erst hierdurch wurden nötige Verän-derungen in diesem Prozess möglich.

Ein besonderer Dank gilt auch der Heinz und HeideDürr Stiftung. Erst durch ihre maßgebliche Unter-stützung kann die Landeshauptsstadt Hannover diefür diesen Prozess notwendigen Fort- und Weiter-bildungen für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiterrealisieren.

Thomas WalterJugend- und Sozialdezernent

V o r w o r t

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Vorwort 1

1. Einführung 4

2. Entstehungsgeschichte und Rahmenbedingungen der hannoverschen Familienzentren 5

2.1 Historie der hannoverschen Familienzentren 5

2.2 Rahmenbedingungen in Hannover 6

2.3 Trägerübergreifendes Profil 6

2.4 Ausstattung der hannoverschen Familienzentren 7

3. Rahmenkonzeption der “Familienzentren Hannover” 8

3.1 Philosophie der Familienzentren 8

3.2 Zielgruppen der Familienzentren 8

3.3 Ziele der Familienzentren 9

4. Familienzentrum mit Early-Excellence-Centre Ansatz 10

5. Bildungsanspruch von Kindern – Elementarpädagogik im Familienzentrum 11

6. Zusammenarbeit mit Eltern, Beteiligung und Elternbildung 12

7. Anforderungen an das pädagogische Personal 13

8. Strukturelle Voraussetzungen an ein Familienzentrum 14

9. Familienzentren Hannover 15

9.1 Familienzentrum an der Corvinuskirche, Stadtteil Stöcken 15

9.2 Familienzentrum Davenstedter Markt, Stadtteil Davenstedt 16

9.3 Familienzentrum Gnadenkirche zum Hl. Kreuz, Stadtteil Mittelfeld 17

9.4 Familienzentrum Gronostraße, Oberricklingen 18

9.5 Familienzentrum Misburger Regenbogenschiff, Stadtteil Misburg 19

9.6 Familienzentrum Nordstadt, Stadtteil Nordstadt 20

9.7 Familienzentrum Papenkamp, Stadtteil Kronsberg 21

9.8 Familienzentrum Sahlkamp, Stadtteil Sahlkamp 22

9.9 Familienzentrum Spielhaus Linden, Stadtteil Linden Nord 23

9.10 Familienzentrum St. Maximilian Kolbe, Stadtteil Mühlenberg 24

9.11 Familienzentrum Voltmerstraße, Stadtteil Hainholz 25

10. Forum Familienzentrum 27

10.1 Vergabekriterien im Programm Familienzentren Hannover 27

10.2 Trägerübergreifende Zusammenarbeit, Kooperationsverbund 28

10.3 Netzwerkmanagement/Kontraktmanagement 28

10.4 Qualitätsentwicklung und -sicherung 28

10.5 Evaluation und wissenschaftliche Begleitung 29

10.6 Fortbildungsprogramm 29

11. Ausblick 31

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I N H A L T

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Darüber hinaus rückt die Bedeutung von frühkindli-cher Bildung nicht zuletzt durch die neuesten Er-kenntnisse der Hirnforschung über die Bedeutsam-keit der ersten Lebensjahre stärker ins Blickfeld vonBildungspolitik und Öffentlichkeit. Die Bildung undEntwicklung von Kindern zu eigenverantwortlichenund lernbegeisterten jungen Menschen ist wesent-lich zum Erhalt des Allgemeinwohls. Denn wir lebenin einer Wissensgesellschaft, die maßgeblich durchihre Fähigkeit, sich zu bilden und Neues zu ent-decken, geprägt wird.

Der Ausgangspunkt für die Einrichtung eines Fami-lienzentrums ist die Annahme, dass alle Eltern ihrenKindern die besten Entwicklungsmöglichkeiten bie-ten wollen, aber viele Eltern nicht genau wissen,was das Beste ist und wie sie es erreichen können.Für viele Bereiche gibt es eine Vielzahl an Ausbil-dungen und Schulungen und auch Unterrichtsfächer,aber keine Vorbereitung auf das Elternsein. Dieser in-time Lebensbereich bleibt gesellschaftlich in einerGrauzone. Unterstützungsmaßnahmen orientierensich bisher eher an Defiziten als an Potentialen.

Eltern haben einerseits die Schwierigkeit, den stei-genden Ansprüchen sowohl in der Erziehung als auchim Beruf zu genügen. Andererseits entsteht späte-stens seit PISA ein gesellschaftlicher Druck auf alleerzieherisch Tätigen, sowohl im Elternhaus als auchim Kindergarten und in der Schule. Hierbei spieltdie Gestaltung von Übergängen zwischen Elternhausund allen Bildungsinstitutionen eine immer größereRolle.

Damit die optimale Förderung unserer Kinder ge-währleistet werden kann, müssen Eltern, Erzieher-Innen und LehrerInnen kooperieren. Eltern sind dieersten und maßgeblichen Vorbilder von Kindern.Deshalb brauchen Kinder kompetente und starke El-tern, die sich und ihren Kindern etwas zutrauen undnachhaltig fördern und fordern.Die Zusammenarbeit mit Eltern ist bereits Bestand-teil in Kindertageseinrichtungen. Allerdings hat dieBedeutung und Wertigkeit davon inzwischen einenanderen Stellenwert bekommen. Die Rede ist von El-ternbildung.

Vor diesem Hintergrund wandelt sich die Zusam-menarbeit mit Eltern. Zum einen steht heute das Er-reichen von Erziehungspartnerschaften zwischen El-tern und ErzieherInnen im Vordergrund. Der Blick-winkel der ErzieherInnen öffnet sich damit aus derSicht der Kinder in einen systemischen Ansatz, d. h.Anwalt der Familien zu werden und nicht mehr “nur“Anwalt des Kindes zu sein. Zum anderen stehen dieEinrichtungen vor der Herausforderung, Angebotemit Eltern zu entwickeln, die deren erzieherische,persönliche und berufliche Kompetenz stärken.

Auf diesen Erkenntnissen basiert die Idee, eine Kin-dertageseinrichtung um den Bereich der Elternbil-dung und -beratung zu erweitern und zu einem Fa-milienzentrum (weiter-) zu entwickeln. Des Weite-ren werden in den Familienzentren aktuelle Ansätzefrühkindlicher Bildung integriert. Damit diese Bereiche professionelle Berücksichti-gung finden können, ist sowohl Personalentwick-lung sowie Fort- und Weiterbildung der professionellTätigen als auch sozialräumliche Vernetzung erfor-derlich. Die vielfältigen Veränderungen und Heraus-forderungen, die damit verbunden sind, werden imFolgenden dargelegt.

3

Durch den raschen Wandel

der Lebensbedingungen

von Familien, die Notwen-

digkeit Kindererziehung

und Erwerbsleben in Ein-

klang zu bringen und den

veränderten gesellschaftli-

chen Anspruch an Erzie-

hung und Bildung sind so-

wohl Eltern und Eineltern

als auch alle pädagogisch

und erzieherisch Tätigen

vor eine Vielzahl von An-

forderungen gestellt. Dies

bedingt einen ständig

wachsenden Bedarf an

kompetenter Beratung,

Unterstützung und Schu-

lung.

E i n f ü h r u n g1.

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Entstehungsgeschichte

und Rahmenbedingungen

der hannoverschen Familienzentren

2.1 Historie der hannoverschen Familienzentren

Die städtische Kindertageseinrichtung Gronostraßeist das erste Familienzentrum dieser Art in der Lan-deshauptstadt Hannover und wurde im Mai 2006 of-fiziell eröffnet. Der Entwicklungsprozess „Von derKita zum Familienzentrum“ begann im Jahr 2002. DieKindertageseinrichtung Gronostraße nahm Kontaktzur FLUXUS Elternwerkstatt auf. Das FLUXUS–Netz-werk Hannover gehört zum Bundesprogramm der„Lernende Regionen – Bildung von Netzwerken“, undist im Fachbereich Bildung und Qualifizierung derStadt angesiedelt. Ziel war es, die bisher in der Kindertageseinrichtungpraktizierten Elternbeteiligungs- und Elternbil-dungsangebote durch eine Konzeption verlässlichabzusichern. Eine Zukunftswerkstatt bildete den Auftakt für dieseKonzeptionsentwicklung. Im Rahmen einer „Kern-gruppe“ wurde bis Ende 2003 die neue Konzeptionentwickelt. Anfang 2004 wurde im Team der KindertagesstätteGronostraße der Entschluss gefasst, beim Fachbe-reich Jugend und Familie der Stadt einen Projektan-trag zu stellen, um die neue Konzeption „Von der Kin-dertagesstätte zum Familienzentrum“ umzusetzen.Die weiteren Meilensteine bis zur Eröffnung des Fa-milienzentrums Gronostraße bildeten u. a. eine El-ternbefragung, die Entwicklung eines Raumkonzep-tes für das Familienzentrum, ein Teamentwicklungs-prozess und das Werben in den Verwaltungs- und po-litischen Gremien sowie die Einrichtung einer Halb-tagsstelle zur Koordination der Elternbildungsange-bote im Familienzentrum.

Die Konzeption überzeugte nicht nur die zuständigeFachabteilung, sondern auch den Rat der Stadt, so-dass entsprechend Mittel in den städtischen Haushalteingestellt wurden. Zum neuen Kindergartenjahr2006 starteten trägerübergreifend vier weitere Fa-milienzentren. Für die Gesamtkoordination und fachliche Beglei-tung wurde gemeinsam von den beiden Fachberei-chen Jugend und Familie sowie Bildung und Qualifi-zierung eine halbe Stelle eingerichtet.

Das Forum Familienzentrum wurde ins Leben geru-fen, welches sich als wichtiges Austausch-, Bera-tungs- und Entwicklungsgremium etabliert hat. Eineder ersten gemeinsamen Aufgaben war die Entwick-

lung eines trägerübergreifendes Corporate Designsfür die „Familienzentren Hannover“ unter großer Be-teiligung der fünf Familienzentren. Es entstandeneine Übersicht, die über die Programmatik „Famili-enzentren in Hannover“ informiert und fünf einrich-tungsbezogene Kurzinformationen.

Im August 2007 wurden sechs weitere Familienzen-tren in die Förderung aufgenommen. Außerdem nahmen mehrere Fachberatungen der Trä-ger an der Early-Excellence-Centre Weiterbildung inBerlin teil und entwickelten ein abgestimmtes, trä-gerübergreifendes Fortbildungsprogramm für daspädagogische Personal.

Durch das Engagement der Heinz und Heide DürrStiftung konnten 2008 und 2009 erste Teile diesesFortbildungsprogramms umgesetzt werden.

Im August 2008 konnten weitere vier Kindertages-stätten in das Programm der Landeshauptstadt Han-nover aufgenommen werden. Zum August 2009 wirddas Programm um vier weitere Familienzentren er-weitert, so dass 19 Familienzentren im Auf- und Aus-bau sein werden.

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2.

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2.2 Rahmenbedingungen in Hannover

Das Thema “Familienzentren“ wurde in der Stadt-strategie “Hannover plusZehn“ verankert und vomRat der Landeshauptstadt Hannover als Hand-lungsfeld aufgegriffen. Im Rahmen der Beratungenzum Haushalt 2006 hat die Landeshauptstadt Han-nover (LHH) erstmalig 200.000 € zur Weiterent-wicklung von Kindertagesstätten zu Familienzen-tren eingesetzt. Mit diesen Mitteln sollen an geeigneten Standor-ten, in Stadtteilen mit schwieriger Sozialstrukturund in enger Kooperation mit den FachbereichenJugend und Familie sowie Bildung und Qualifizie-rung, durch neue Konzepte in Kindertagesstätten,familien- und kinderunterstützende Angebote ge-schaffen werden (vgl. Informationsdrucksache Nr.1624/2007, LH Hannover).

In diesem Zusammenhang wurden die erstenFamilienzentren gezielt trägerübergreifend ausge-wählt. Die nachfolgenden Standorte haben sich umdie Aufnahme in das Programm beworben undmüssen bestimmte Voraussetzungen erfüllen(näheres dazu in Kapitel 10).

Mittlerweile hat die Landeshauptstadt Hannoverdieses Programm in zwei weiteren Etappen auf ins-gesamt 15 Familienzentren erweitert und die ent-sprechenden Mittel dafür zur Verfügung gestellt.Im August 2009 werden vier weitere Familienzen-tren in das Programm aufgenommen.

Die regionale Entwicklung von Familienzentren inHannover orientiert sich an der Rahmenkonzeption„Familienzentren Hannover“.

Umgebungskarte Hannover 1:100 000 © Landeshauptstadt Hannover, Geoinformation, 2005

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2.3 Trägerübergreifendes Profil

Beinahe alle großen Träger der freien Jugendhilfe, diebisher in Hannover Kindertageseinrichtungen be-treiben, sind mit mindestens einem Familienzen-trum am Programm beteiligt. Dabei handelt es sichum: die Arbeiterwohlfahrt Region Hannover e.V., denCaritas Verband Hannover, das Deutsche Rotes KreuzRegion Hannover e.V., evangelische Kirchengemein-den im Bereich des Stadtkirchenverbandes Hannover,einige Elterninitiativen, die Stadtverwaltung der Lan-deshauptstadt Hannover, den Paritätischen Wohl-fahrtsverband GGPS Hannover gGmbH sowie in dreiKooperationsverbünden die Einrichtungen Spokusae.V., Spats e.V. sowie Spielhaus Linden, die an derEntwicklung zu Familienzentren beteiligt sind (nähe-res zu einzelnen Familienzentren in Kapitel 9).

Neben einem trägerübergreifenden Corporate De-sign ist auch die konzeptionelle Einführung des “Ear-ly-Excellence-Centre Ansatzes” (EEC) für alle ver-pflichtend. Dies wird durch die Träger aktiv unter-stützt. Darüber hinaus findet zweimonatig das „Forum Fa-milienzentrum“ statt, das als wesentliches Aus-tausch-, Beratungs- und Entwicklungsgremium eta-bliert ist. Es richtet sich an die Leitungen, Koordina-torinnen sowie die Fachberatungen (näheres hierzuin Kapitel 10).

An der vom Verein „Early Excellence – Zentrum fürKinder und ihre Familie“ angebotenen Weiterbildungzur/zum „EEC BeraterIn“ nahmen 2006 mehrereFachberatungen aus Hannover teil. Ziel war es, einträgerübergreifendes Fortbildungsprogramm aufzu-bauen und umzusetzen.

Verpflichtend für alle Träger ist die Einführung eineseinheitlichen an EEC angelehnten, ressourcenorien-tierten Beobachtungssystems (näheres siehe in Ka-pitel 10). Das Fortbildungskonzept und die weitereQualitätsentwicklung der Familienzentren wird in en-ger Abstimmung aller Fachberatungen mit dem Fach-bereich Jugend und Familie entwickelt und umge-setzt (näheres in Kapitel 10).

2.4 Ausstattung der hannoverschen Familien-zentren

Jedes Familienzentrum wird jährlich mit 40.000 €zusätzlich zum Kita-Etat durch die Stadt gefördert.Davon entfallen ca. 25.000 € auf Personalkosten, umeine halbe Koordinationsstelle für die Vernetzungs-leistung und Elternbildungsangebote einzurichtenund ca. 15.000 € auf Sachkosten.

Der Fachbereich Jugend und Familie hat eine Fach-beratungsstelle eingerichtet, die mit einer halbenStelle den Entwicklungsprozess der Familienzentrenin Hannover koordiniert. Darüber hinaus finanziert die Stadt das trägerüber-greifende Corporate Design der Familienzentren Han-nover und übernimmt die Kosten für die Drucker-zeugnisse des Programms sowie jeweils die ersteAuflage der einrichtungsbezogenen Kurzinformatio-nen.

Die Heinz und Heide Dürr Stiftung unterstützt die LHHannover mit 200.000 € für die Entwicklung derhannoverschen Familienzentren zu “Early-Excellen-ce-Centres”. Durch diese finanzielle Unterstützung istes erst möglich geworden, das umfangreiche Fort-bildungsprogramm zu realisieren.

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R a h m e n k o n z e p t i o n

der “Familienzentren Hannover”

3.1 Philosophie der Familienzentren

Eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass die Zu-sammenarbeit mit Eltern und Kindern gelingen kann,ist eine Änderung der Grundhaltung aller Beteiligten.Das beinhaltet einen Perspektivwechsel, der die Fa-milie in ihrem ganzen Spektrum mit ihren sozial-räumlichen Bedingungen in den Mittelpunkt stellt.Der Ansatz über die Potentiale wirkt sich dabei för-dernd auf die Zusammenarbeit zwischen Erzie-herInnen, Eltern und Kindern aus.

Vor diesem Hintergrund bildet eine Kultur der Wert-schätzung zwischen Kindern, Eltern, pädagogischenFachleuten sowie weiteren externen Kooperations-partnern ein wichtiges Fundament. Alle machen sichgemeinsam auf den Weg, auch Räume, Gegenstän-de, Angebote und Projekte werden wertgeschätzt.Ziel ist die Entwicklung eines respektvollen undgleichberechtigten Umgangs miteinander, der (in-ter-) kulturelle und geschlechtsspezifische Unter-schiedlichkeiten einbezieht und Möglichkeiten akti-ver Beteiligung eröffnet. Die vorhandenen Potentia-le bei Kindern, Eltern und Mitarbeitenden werdenerkannt, gefördert, aber auch eingefordert.

Eltern als die Experten ihrer Kinder anzusehen undihnen einen Ort anzubieten, an dem sie ihre Poten-tiale und Ressourcen einbringen können, aber auchUnterstützung und Beratung erhalten, ist eine we-sentliche Basis im Familienzentrum. Hierfür ist so-wohl eine klare, offene und einladende Atmosphärebedeutsam als auch Transparenz über Verantwort-lichkeiten, Aktivitäten, Ziele, Strukturen und Regelnim Familienzentrum notwendig und für alle ver-bindlich.Um den Ansatz des “Empowerment” in die Arbeit zuintegrieren, gilt es, Kinder und Eltern anzunehmenwie sie sind und gegenseitige Erwartungen zu klärenund abzustimmen.

Um die “Philosophie leben zu lernen“ benötigenzunächst alle MitarbeiterInnen im FamilienzentrumUnterstützung. Hierbei ist wesentlich, bei den Mit-arbeiterInnen sowohl Begeisterung für die Verände-

rungsprozesse zu wecken als auch die Notwendigkeitvon zukunftsweisenden Veränderungen zu verdeut-lichen. In einem partnerschaftlichen und wertschät-zenden Umgang wird geklärt, welche Rahmenbe-dingungen erforderlich sind und welche Unterstüt-zung benötigt wird, um diese “Philosophie“ zu leben.Zu beachten ist stets, dass bei den Veränderungs-prozessen keine Überforderung Einzelner entsteht. InFortbildungen und Teamtagen wird angeregt, sichfolgenden Fragen zu widmen:

Wovon werde ich geleitet? Welche eigenen Werte und Normen habe ich? Welche persönliche und berufliche Kompe-tenz, Identität, Reflexionsfähigkeit, Rollendi-stanz, … habe ich und/oder kann ich ver-bessern, erweitern?Welche persönlichen Vorstellungen, Erwar-tungen und Befürchtungen habe ich in Bezug auf die Entwicklung zum Familienzentrum und die Bedingungen in der Kindertagesein-richtung? Welche eigene Sozialisation habe ich erfah-ren? Wie ist meine Vorstellung, wie Familie ausse-hen sollte?

3.2 Zielgruppen der Familienzentren

Die Arbeit in den Familienzentren richtet sichzunächst an die Kinder und ihre Eltern, die in der Ein-richtung angemeldet sind. Darüber hinaus an alleFamilien im Stadtteil sowie alle Institutionen imStadtteil, die in vielfältiger Form Angebote und Ak-tivitäten mit und für Kinder und Familien anbieten.

3.

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3.3 Ziele der Familienzentren

Auf Grundlage der Philosophie sind nachfolgendaufgeführte Ziele mit dem Familienzentrum ver-bunden. Die vorgenommene Unterteilung erfolgtvor dem Hintergrund aktueller gesellschaftlicherDiskurse. Die nachfolgende Aufzählung der Zie-le bietet einen Einblick in die Komplexität undVielschichtigkeit der Herausforderungen, in de-nen sich die Familienzentren befinden, um dengesellschaftlichen Veränderungen Rechnung zutragen.

Bildungspolitische Ziele:Bildung und Erziehung von Kindern fördern,Begeisterung und Freude fürs Lernen wecken, lebenslanges Lernen anlegen, bildungspolitische Akzente setzen, neue Formen des Lernens initiieren,Erziehung und Bildung von Anfang an eta-blieren, d. h. die Zielgruppen um Eltern mitKindern unter drei Jahren bzw. nach der Kita- und Hortzeit erweitern, Modelleinrichtungen mit Kompetenz- und Fortbildungszentrum für ErzieherIinnen und pädagogische Fachleute einrichten.

Hintergrund:Die neuen Herausforderungen sowohl in der (früh-)kindlichen Bildung und Entwick-lung als auch in der Elternbeteiligung, -bil-dung und -beratung finden Berücksichti-gung.Die Übergänge in den Bildungslaufbahnen von Kindern und Eltern werden frühzeitig angelegt und begleitet.

Familienpolitische Ziele:Eltern als die ersten und wichtigsten Erzie-herInnen ihrer Kinder wertschätzen, ein-binden und beteiligen,Erziehungspartnerschaften zwischen Kin-dern, Eltern und ErzieherInnen aufbauen,Module der Elternbildung und bedarfsge-rechte Unterstützungsangebote einrichten und ausbauen, Förderung der Selbstständigkeit von Fami-lien durch spezielle Angebote für Eltern, die ihre erzieherischen, persönlichen und beruflichen Kompetenzen stärken,Interkulturalität und geschlechtsspezifischeAspekte berücksichtigen.

Hintergrund:einen konkreten Beitrag zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf leisten,zu einer bewussten Familienplanung anregen,Hilfestellung der Familien beim Ausstieg aus der Sozialhilfe geben und dazu beitra-gen, staatliche Leistungen langfristig zu reduzieren.

Gesundheitspolitische Ziele:psychomotorische Gesundheit von Kindern fördern,die Selbstorganisation der Familien zu gesunder Lebensweise unterstützen,gesundheitsfördernde Aktivitäten als wich-tigen Bestandteil (Setting-Ansatz) integrie-ren,zur konkreten Gesundheitsvorsorge (z. B. Zahngesundheit, Ernährung, Bewegung) anregen,professionell Tätige aus Jugendmedizin, Logopädie, Ergotherapie, Jugend- und Familienberatung einbinden sowie Kon-takte zu Sportvereinen herstellen.

Hintergrund:die Bedeutung von Wohlbefinden heraus-stellen, Prävention fördern,zur Übernahme von Eigenverantwortung zur Gesunderhaltung anregen,langfristig einen Beitrag zur Reduzierung von Leistungen aus Gesundheits- und Sozialsystem leisten.

Netzwerkziele:systemischen und sozialräumlichen Ansatz integrieren,sozialräumliche Netzwerke aufbauen undInterdisziplinarität gewährleisten, d. h. unterschiedliche Berufsgruppen pädagogi-scher Fachrichtungen im Familienzentrum (Kommunaler Sozialdienst, Jugend- und Familienberatung, Gesundheitsdienste, Stadtteilkultur, Handwerk, …) einbinden, z. B. durch Kontraktmanagement,ressourcenorientierte Zusammenarbeit för-dern,trägerübergreifendes Forum aller Familien-zentren zum Erfahrungsaustausch, zur Wei-terentwicklung und Fortbildung etablieren.

Hintergrund:Wissenstransfer sicherstellen und struktu-rell anlegen,strukturelle und sozialräumliche Zusam-menarbeit verbessern, trägerübergreifende Kooperationen zur bedarfsgerechten und passgenauen Ent-wicklung von Angeboten und Aktivitäten imHinblick auf die erzieherischen, persönli-chen und beruflichen Kompetenzen der Beteiligten initiieren,bestehende Ressourcen optimal nutzbar machen,langfristig einen Beitrag zur Senkung von Kosten aus dem Sozialsystem leisten.

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F a m i l i e n z e n t r u m mit

Early-Excellence-Ansatz

Es sind vor allem zwei Grundprinzipien, die den Geisteines Early-Excellence-Centres, auch als „Pen GreenZentrum“ bekannt, prägen:"Unser Bild vom Kind bedeutet, es ist reich an Po-tentialen, stark, kraftvoll, kompetent und vor allemverbunden mit Erwachsenen und anderen Kindern."(Malaguzzi)"Nichts berührt Eltern intensiver und dauerhafter alsdie Vermittlung von Einsichten in das Verhalten deseigenen Kindes. Ihre Beteiligung kann grundlegen-de Effekte haben." (Athey)

Das Kind wird zuallererst in seinen Stärken und Kom-petenzen wahrgenommen. Diese herauszufinden, zubeobachten und zu fördern, ist das zentrale Anliegenaller pädagogischen Arbeit und methodischen An-sätze bei “Pen Green”. Damit korrespondiert eineSichtweise auf die Eltern als Experten ihrer Kinder.Es gilt ebenso, die Eltern in ihrer Entwicklung und inihrem Selbstbewusstsein zu stärken. Denn Kinderbrauchen Eltern, die sich kompetent fühlen und sichetwas zutrauen. Familienzentren, die nach dem Ear-ly-Excellence-Ansatz arbeiten, offerieren Eltern des-halb eine Vielzahl von Angeboten, die auf den erstenBlick nichts mit Kindern zu tun haben, jedoch daraufzielen, Eltern in ihrem unmittelbaren Lebenszusam-menhang zu stärken und ihnen den Erwerb von zu-sätzlichen Qualifikationen zu ermöglichen. Einzel-nen Müttern und Vätern bietet das Zentrum darüberhinaus Honorartätigkeiten an.

Eine wichtige Grundlage bildet die einladende At-mosphäre – alle sind Willkommen, Eltern und alleKinder in der Familie, das Mitwirken ist ausdrücklicherwünscht.Daher gilt es in der Arbeit der Familienzentren, dieHaltung gegenüber Kindern, Eltern und Familien da-hingehend zu entwickeln, dass ein positives undwertschätzendes Klima der Anerkennung den Um-gang prägt. Diese Veränderungen benötigen viel Zeitund Unterstützung in den Familienzentren.

Im Bereich von (früh-)kindlicher Bildung und Ent-wicklung werden aktuelle Forschungsergebnisse undErkenntnisse über kindliche Bildungsprozesse in dietägliche Arbeit eingebunden. Wesentlich ist es, anden Potentialen der Kinder anzusetzen, um Überfor-derung zu vermeiden. Handlungsleitend für alle Ver-änderungen ist das Wohl des Kindes. Die Aufgabe derErzieherInnen ist es hierbei, den Kindern Impulseund Anregung zu geben, die ihr Interesse wecken.Umgekehrt soll auch den Interessen der Kinder nach-gegangen und ihre Neugier und ihr Forscherdrang ge-fördert werden. Auch das ist Teil des Early-Excellen-ce-Gedanken.

Im Bereich der Elternbildung und -beratung sindFortbildungen z. B. in Bezug auf Eltern-Rückmelde-gespräche nötig. Diese dienen dazu, Eltern stärker indie Entwicklungsprozesse ihrer Kinder einzubezie-hen. Auch ein Überblick über Eltern-Trainingspro-gramme ist sinnvoll. Des Weiteren sind Fortbildun-gen zu Moderationstechniken und Methodenkompe-tenz notwendig. Die ErzieherInnen übernehmen einewichtige Brückenfunktion zwischen Kindern, Elternund weiteren Netzwerkpartnern.

4.

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Bildung vermittelt Fähigkeiten, Fertigkeiten und Ori-entierungskompetenzen, um sich zurechtfinden zukönnen, einen eigenen Standpunkt einzunehmenund Entscheidungen verantwortlich treffen zu kön-nen. Im frühen Kindesalter ist sie ohne Erziehungnicht möglich. Bildung ist ein eigenaktiver und so-zialer Prozess. Lerntempo und Lernlust sind in die-ser Lebensphase besonders hoch und haben auf dasLernen im weiteren Leben einen entscheidendenEinfluss. Basiskompetenzen können nur in zeitlich begrenztenEntwicklungsphasen ausgebildet werden. Eine akti-ve Auseinandersetzung und kontinuierliche Bezie-hungen sind hierfür von entscheidender Bedeutung.Dabei ist die Qualität der Interaktion zwischen Kindund Erwachsenen der zentrale Punkt in der Entwick-lung.Basierend auf dem „Niedersächsischen Orientie-rungsplan für Bildung und Erziehung“ versteht sichdie Kindertageseinrichtung als Bildungseinrichtung,die die Kinder als Entdecker, Forscher, Erfinder undDichter in einer Person sieht. Selbermachen ist ent-scheidend und hierfür werden den Kindern vielfälti-ge Erfahrungsräume geboten, die zur Eigeninitiativeherausfordern und mit anregungsreichen Materiali-en ausgestattet sind.

ErzieherInnen unterstützen die Kinder in ihren Lern-prozessen, in dem sie ihnen Wege aufzeigen, wie sieAntworten auf ihre Fragen bekommen. Kinder er-halten die Gelegenheit, sich gegenseitig bei ihrenTätigkeiten, beim unentwegten Ausprobieren undLernen, anzuregen, zu ergänzen und zu bestätigen.Damit sich das Entwicklungspotential der Kinder ent-falten kann, übernehmen die ErzieherInnen die Auf-gabe, die Kinder bei der Auseinandersetzung mit ih-rer Umwelt zu unterstützen und zu begleiten.Auf dieser Grundlage soll die Qualität von Bildung imFamilienzentrum für Kinder gestaltet, gesteuert undweiterentwickelt werden. Denn das Bildungsspek-trum in Kindertageseinrichtungen muss neuen An-forderungen gerecht werden können. Kinder sollenhineinwachsen können, in eine Wissensgesellschaft,die Angebote sollen kindgerecht sein und Kinder inihrer frühen Lebensphase nicht überfordern. Maß-geblich sind der Wissensdurst und das freiwillige In-teresse von Kindern. Daher ist es notwendig, KindernImpulse zu geben, damit sich im “Freien Spiel“ ihreunterschiedlichen Kompetenzen entwickeln. Wichtigist, Kinder in ihrer Unterschiedlichkeit wahrzunehmenund diese zu fördern. Angelehnt an beispielsweise die“Reggio-Pädagogik” sollen deshalb im Familienzen-trum entsprechende Arbeitsansätze und Erzie-hungsstile Berücksichtigung finden.

Das Familienzentrum setzt bei (früh-)kindlicher Bil-dung und Entwicklung an. Das bedeutet, dass ge-eignete Ansätze für Kinder entwickelt und einge-führt werden, die Kinder und Eltern bereits mit derGeburt oder während der Schwangerschaft begleiten.Somit erweitert sich die Zielgruppe auf Eltern mitKindern von Anfang an bis in den Zeitraum nach derGrundschulzeit über die Hortzeit hinaus. Hierbei wirdder Gestaltung der jeweiligen Übergänge eine be-sondere Bedeutung beigemessen.

Bildungsanspruch

v o n K i n d e r n

– Elementarpädagogik im Familienzentrum5.

10

Die Bedeutung der frühen

Förderung ist fachlich

unumstritten. Hochwertige

Bildung, Erziehung und

Betreuung im Elementarbe-

reich kann hierbei einen

Beitrag zur Chancengleich-

heit und Zukunftssicherung

ermöglichen, in dem u. a.

auf Herkunft bedingte

Benachteiligungen in der

Kindertageseinrichtung

intensiv eingegangen wird.

Dies geschieht in Familien-

zentren, insbesondere

durch die Einbindung

der Eltern in die

Bildungsprozesse

ihrer Kinder.

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Vor diesem Hintergrund ergeben sich unterschiedli-che Bedingungen für die Praxis. Einige wesentlicheVoraussetzungen sind an dieser Stelle noch einmalhervorgehoben:Integrative Zusammenarbeit mit Eltern und Eltern-bildung bedeutet (vgl. Pestalozzi-Fröbel-Haus, Ber-lin):

Eltern in die Bildungs- und Entwicklungs-prozesse ihrer Kinder einzubeziehen,Eltern als Experten und als die ersten Erzieher ihrer Kinder zu respektieren,Kindertageseinrichtungen zu Zentren umzugestalten, in denen Kinder, Eltern und ErzieherInnen gemeinsam lernen.

Im Familienzentrum soll Elternbildung über die Stär-kung der erzieherischen Kompetenzen von Elternhinaus reichen. Basierend auf den gesellschaftlichenAnforderungen sollen drei inhaltliche Säulen der El-ternbildung und Beteiligung von Eltern verankertwerden. Diese bestehen aus der Förderung der per-sönlichen, erzieherischen und beruflichen Kompe-tenz. Nachfolgend einige Beispiele für Themen undAngebote im Familienzentrum.

Zusammenarbeit mit

E l t e r n , B e t e i l i g u n g u n d

E l t e r n b i l d u n g6.Die Entwicklung von

einer Kindertageseinrich-

tung hin zu einem Familien-

zentrum stellt eine große

Herausforderung an die

pädagogischen Fachkräfte

dar. Denn die Zusammenar-

beit mit Eltern und

Elternbildung in die

tägliche Praxis als

festen Bestandteil

einzubinden, bedeutet,

einen Paradigmenwechsel

vorzunehmen.

FamilienpolitischeAspekte

GesundheitspolitischeAspekte

BildungspolitischeAspekte

Familien-

zentrum

Gesundheits-dienste

Stadtteil-kultur

Schule

Familien-bildung

Interkulturelle Bildung

Außerschulische Bildung

Erwachsenen-bildung

KommunaleSozialdienste

Jugend- und Familienberatung

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Die persönlichen Kompetenzen von Eltern: Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein stärken, z. B. mittels Schwimmkurs, Fahr-rad fahren lernen, Identität fördern, z. B. Familienfeste im Stadtteil,Selbst- und Fremdeinschätzung entwickeln, z. B. Stadtteilmütterqualifizierung,Lernen lernen, z. B. Vorbereitung auf Haupt-schulabschlusskurs, Selbststeuerung und -strukturierung fördern, z. B. FuN Baby, Familienergokurs,lebenslanges Lernen anlegen, Gesundheit – Krankheit (psychisch, phy-sisch) thematisieren, z. B. durch Kochkurs: Haushaltsplanung, Kostenbewusstsein, gesunde Ernährung,….

Die erzieherischen Kompetenzen von Eltern:Akzeptanz zur eigenen Rolle als Mutter oder Vater fördern, z. B. Elternschule,ethische und ethnische Hintergründe, Lebens-gewohnheiten einbeziehen, z. B. interkulturelle Feste, FuN Programm, Familiensysteme kennen lernen,weitere Erziehungsstile kennen lernen,entwicklungspsychologische Ansätze einbinden,Beobachtungs- und Wahrnehmungskom-petenzen stärken,Fördermöglichkeiten für das eigene Kind kennen lernen und umsetzen,Sprachförderung, -entwicklung und -bildung integrieren,bewussten Umgang mit freier Zeit fördern,….

Die beruflichen Kompetenzen von Eltern:Sprachkurse (z. B. deutsch, türkisch, englisch),PC-Kurse,Zweiter Bildungsweg, z. B. durch Haupt-schulabschlusskurs,Gesundheitsbildung, Gesundheitsbera-tung,finanzielle Anreize schaffen – Tauschring-konzept, nachbarschaftliche Hilfsdienste,Kompetenzen würdigen, anerkennen, wie-der einbringen, Kulturtechniken (wieder) erlernen, z. B. lesen, schreiben,Motivationsebenen schaffen, gemeinsam entwickeln,Qualifizierungsangebote erschließen, anbieten, besuchen, allgemeine Beschäftigungsmöglichkeit eruieren, erschließen,….

Daraus ergeben sich Anforderungen an die pädago-gisch Tätigen im Familienzentrum.

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Elternbildung nimmt in der bisherigen Ausbildungvon ErzieherInnen einen minimalen Stellenwert ein.Das derzeitige Berufsprofil steht im Gegensatz zuden Anforderungen, die an ErzieherInnen heute ge-stellt werden. So sollen sie doch die Eltern beteiligen,mit ihnen Gespräche führen und sich von Eltern “aufdie Finger gucken“ lassen. Dass das zu Unzufrie-denheit führen kann und ein Konkurrenzkampf zwi-schen ErzieherIn und Eltern ausgelöst werden kann,ist evident. Dabei geht es um das Wohl des Kindesund der Familie – und das geht nicht ohne die Eltern. Viele Bemühungen, Kindern einen Rahmen zu gebenund ihnen klare, verständliche Grenzen zu setzen,stehen häufig im Widerspruch zu dem Verhalten,das sie von Eltern erfahren. Aus diesem Blickwinkelbetrachtet, werden weder die Potentiale der Kindernoch der Eltern ausreichend beachtet. Und genauhier liegt der Ansatz für einen Perspektivwechsel inder Ausbildung und auch in Fort- und Weiterbildungvon ErzieherInnen. Elternbildung und -beteiligungsollten wesentliche Bestandteile in der Ausbildungund der täglichen Praxis werden. Das Anknüpfen anPotentiale ist maßgeblich, um Erziehungspartner-schaften zwischen Kindern, Eltern und ErzieherInnenzu erreichen. Denn letztlich benötigen Eltern Unter-stützung auf unterschiedlichen Ebenen, die ihnenrechtlich zustehen (vgl. GG Artikel 6, SGB VIII, §§11, 22).

Neben den veränderten Ansprüchen an die Ausbil-dungsinhalte, muss für eine entsprechende Qualifi-zierung der in den Einrichtungen Tätigen gesorgtwerden. Dazu im Folgenden wichtige Aspekte derFort- und Weiterbildung von ErzieherInnen, die kei-nen Anspruch auf Vollständigkeit erheben und kei-ne Gewichtung beinhalten. Sie wurden größtenteilsvon MitarbeiterInnen selbst formuliert. Auch hierbeikönnen die drei Säulen der Kompetenzstärkung zu-grunde gelegt werden:

Persönliche Kompetenzen:Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein stärken,persönliche Identität schaffen,Haltung gegenüber sich und anderen reflektieren,eigene Stärken und Schwächen erkennen,interdisziplinäre Zusammenarbeit fördern,…

Erzieherische Kompetenzen:andere Erziehungsstile kennen lernen, z. B. Elternkurse, Wahrnehmung auf verschiedenen Ebenen schulen (Eltern, Kinder, Familie als System, Einrichtung, Strukturen der eigenen Einrich-tung, …),interkulturelle Erziehungsstile berücksich-tigen,…

Berufliche Kompetenzen:Methodenkompetenz erweitern,Förderung der Akzeptanz der eigenen Rolle als ErzieherIn,Rollendistanz stärken,berufliche Identität fördern,Elternberatung, Elterngespräche erlernen,Anpassung des vorhandenen eigenen Wis-sens an laufende Prozesse (gesellschaftlich) gestalten,Form der Kontaktaufnahme zu Eltern wahrnehmen, lenken,das Gesamtwissen über die Einrichtung und ihre Organisationsstruktur erkennen, nutzen, stärken und steigern,…

Damit sich ErzieherInnen den neuen Anforderungenund Veränderungen stellen, besteht eine wichtigeAufgabe darin, ErzieherInnen zu motivieren und ihreÄngste, Befürchtungen und Erwartungen ernst zunehmen. Deshalb ist der Förderung der Motivationeine besondere Aufmerksamkeit zu widmen.

MitarbeiterInnen-Motivation:die persönlichen Ressourcen erkennen, wecken, stärken,einen Rahmen entwickeln, um die Res-sourcen für die Arbeit zu nutzen,die unterschiedlichen persönlichen Fähig-keiten, Neigungen und Fertigkeiten sowie das Erfahrungswissen einbringen und dies gegenseitig wertschätzen, würdigen und einbeziehen,MitarbeiterInnen in der Kindertagesein-richtung unterstützen und entlasten,die Fähigkeit stärken, in Netzwerken zu arbeiten.

Anforderungen an

das pädagogische Personal7.Auch ErzieherInnen

wollen Kindern die beste

Begleitung und Förderung

bieten. Allerdings stehen

sie oftmals vor der

Schwierigkeit, dass ihrem

Engagement Grenzen

gesetzt werden. Diese

liegen zum einen in ihrem

Berufsprofil und

zum anderen in den

vorliegenden Rahmenbe-

dingungen begründet.

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Strukturelle Voraussetzungen für ein

Fami l i enzentrum

Ein Familienzentrum ist eingebettet in den Stadtteilund bezieht die sozialräumlichen Strukturen mit ein.Daher sind Kooperationen mit weiteren Einrichtun-gen und Institutionen ein wesentlicher Bestandteil.Durch die Zusammenarbeit können sich u. a. Fami-lien an das Familienzentrum wenden, bekommendort kompetente Beratung und an ihren Bedürfnissenorientierte Angebote. Eltern können sich in einemvertrauten Rahmen austauschen, Kontakte knüpfenund ihre Kompetenzen und Engagement einbringen. Von daher ist eine kompetente Unterstützung durchentsprechende Fachleute z. B. aus Familienbildung,ärztlichem Dienst, Elternberatung, Jugend- und Fa-milienberatung und Kommunalem Sozialdienst vorOrt eine Voraussetzung für die Beteiligung und dasErreichen von Eltern. In dem geschützten, weil ver-

trauten Ort Familienzentrum, in der Nähe ihresWohnortes, können Eltern und Familien leichter er-reicht werden. Der Charakter eines „Amtes“ verliertsich und es entsteht Bürgernähe, eines der Leitbilderder Stadt Hannover. Zur Koordination ist eine Koordinationsstelle uner-lässlich, die die unterschiedlichen Angebotsformenvor Ort vernetzt, begleitet und kontinuierlich (wei-ter) entwickelt. Es zeigt sich bereits, dass die bishe-rige halbe Stelle nicht ausreicht. Umstrukturierungen benötigen Zeit, Begleitung, Fort-bildung und Planung.

8.

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Politik

FB Jugend und Familie & FB Bildung und Qualifizierung

Bereich Kindertagesstätten & Heimverbund

Träger der Kindertageseinrich-tung / des Familienzentrums

Kita-Fachberatung

Koordination & Prozessbegleitung

Familienzentrum KindertageseinrichtungKoordination vor Ort

FamilienpolitischeAspekteFamilienbildung, -beratung, -beteiligung,

BildungspolitischeAspekte (Übergänge)Erwachsenenbildungschulische & außerschu-lische Bildung, kulturelle Bildung, Bildungsbera-tung,

GesundheitspolitischeAspekte(Jugend-) Medizin,Psychomotorik, Sport, Bewegung, Ernährungs-beratung,

Sozialräumliches Netz-werk auf- und ausbauen

PersonalentwicklungElternbildung, -beratung, -beteiligung

(Früh-)kindliche Entwicklung & Bildung

Persönliche KompetenzHaltung, kulturelle Bil-dung, Rhetorik,

Erzieherische KompetenzBeobachtungssysteme, Early-Excellence-Ansatz,

Berufliche KompetenzEntwicklungspsychologie,Gesprächsführung,Methodenvielfalt,

Persönliche KompetenzElterncafé, Sprachkurs, Schwimmangebot,Elternforum,

Erzieherische KompetenzElternkurs, Elternzeit,Erziehungsberatung,Gesundheitsfragen,

Berufliche KompetenzHauptschulabschlusskurs,PC-Kurs, Rucksackmutter,

soziales und emotionalesLernen, lebenspraktischeKompetenzen, Natur- undLebenswelt,

kognitives Lernen: mathe-matische, naturwissen-schaftliche Kompetenzen,Lesekompetenz, Sprache& Sprechen,

Körper, Bewegung,Gesundheit,

ethische & religiöse Fra-gen, Grunderfahrungen,ästhetische Bildung,

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Nachfolgend stellen sich die

ersten elf Familienzentren

vor. Texte und Inhalte sind

von den einzelnen Familien-

zentren und Trägern ver-

fasst. Um eine möglichst

große Vielfalt der Familien-

zentren und deren Angebote

abzubilden, hat jedes Fami-

lienzentrum besondere, ein-

zelne Themenschwerpunkte

und Angebote ausgewählt

und miteinander abge-

stimmt. Weitergehende

Informationen zu den

einzelnen Familienzentren

können den jeweiligen

Kurzinformationen

entnommen werden.

9 . F a m i l i e n z e n t r e n

Hannover

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9.1 Familienzentrum

an der Corvinuskirche,

Stadtteil Stöcken

„Malen zur Entspannung“ Parallel zur Entwicklung der Kita an der Corvinuskir-che in Stöcken, begann Barbara Gschwendtner, Er-zieherin in unserer Einrichtung, eine Weiterbildungzur Kunsttherapeutin. In unserem Haus hat Kunst ei-nen hohen Stellenwert. Wir verstehen uns als “Reg-gio orientierte Einrichtung” und fördern die „hundertSprachen“ und die vielfältigen Ausdrucksformen derKinder. Malen, zeichnen, töpfern, tischlern, falten,bauen usw. sind alltägliche Arbeiten der Kinder. Auchden Eltern wurden schon seit vielen Jahren in Works-hops Techniken aus der bildnerischen Kunst vermit-telt. Wir machten die Erfahrung, dass sich diese Formder Eltern- und Familienbildung für unsere multi-kulturelle Kindertagesstätte besonders eignet, da siedie verbale Sprache ergänzt und Gemeinschaft un-abhängig von Deutschkenntnissen entstehen lässt.

Für das Familienzentrum wollten wir ein Angebotfür Eltern machen, mit dem wir an diese Erfahrun-gen anknüpfen konnten. Über Barbara Gschwendtnerlernten wir die Kunsttherapeutin Hannah Over ken-nen. Wir hatten beschlossen, dass jedes Familien-zentrumsangebot jeweils von einer/einem Mitarbei-tenden der Kita begleitet werden sollte. Deshalb bo-ten beide gemeinsam den Eltern zum ersten Mal imHerbst 2006 einen Kurs „Malen zur Entspannung“(Ausdrucksmalen) an. Unser Ziel war es, den ElternEntlastung durch künstlerisches Arbeiten zu ermög-lichen, die Kontakte unter den Eltern zu stärken undeine positive Erfahrung mit therapeutischen Fach-kräften zu ermöglichen. Wir legten den Kurs auf denNachmittag, in das Ende der Kita-Öffnungszeit, sodass wir einen Gruppenraum nutzen und gleichzei-tig eine Kinderbetreuung anbieten konnten.

Zum ersten Kurs kamen zehn Mütter, überwiegendaus der Gruppe von Barbara Gschwendtner. Ein Kursumfasst ca. sechs bis zehn Treffen, zwischen denKursen ist z. B. die muslimische Fastenzeit, eineWeihnachtspause oder eine Sommerpause. Inzwi-schen hat sich ein fester Kern gebildet, der regel-mäßig teilnimmt, dazu kommen immer auch neue In-teressierte. Die Kursleiterinnen schaffen eine ent-spannte, wertschätzende Atmosphäre, richten diehochwertigen Gouachefarben und die großformati-gen Papiere her. Zum Teil geben sie am Anfang derStunden einen Impuls durch eine Märchen- odereine Phantasie-Anregung, aber die Mütter entschei-den selbst, was und wie sie malen. Das Malen erfor-dert Konzentration, in dieser Phase ist es ruhig. Im

Anschluss tauscht man sich aus, betrachtet die Bil-der und kommt ins Gespräch.

Das Angebot, mit dem Kurs eine Ausstellung zu be-suchen, wurde interessiert angenommen. Der ge-meinsame Besuch von Museen oder Kunstausstel-lungen ist deshalb fester Bestandteil der Kurse ge-worden. Auch hierfür übernimmt das Familienzen-trum die Kosten (für die Kurse zahlen die Mütter zuBeginn eines Blocks einen Beitrag von 1 € pro Tref-fen). Gern greifen die Kursleiterinnen auch Vor-schläge der Mütter auf, z. B. gemeinsam vor derWeihnachtspause Zeit zu haben für ein adventlichesKaffeetrinken.

Auf die Frage, was die Kurse bewirkt haben, fällt unszuerst auf, dass die Mütter sicherer geworden sind.Sie haben im Laufe der Zeit die Kompetenz erworben,sich ausdrücken zu können. Das Selbstbild „ICH bineine MALERIN! Ich kann etwas herstellen und dar-stellen.“ stärkt ihr Selbstbewusstsein. Außerdemwirkt sich diese Gruppe positiv auf die sozialen Ver-netzungen der Mütter innerhalb des Familienzen-trums aus.

Das sagen die Mütter über die Malkurse imFamilienzentrum an der Corvinuskirche:

„Ich bin stolz auf meine Bilder, ich würde sie auchausstellen.“

„Ich freue mich, dass ich auch weiter kommen kann,wenn mein Sohn in der Schule ist.“

„Zuerst war ich unruhig, wenn meine Kinder in derKinderbetreuung waren, aber sogar dem Kleinen gehtes gut.“

„Ich wollte andere kennen lernen. Die ErzieherIn-nen haben mich gefragt. Ich konnte es mir nicht vor-stellen, aber eine Stunde ohne die Kinder ist Ent-spannung pur.“

„Diese Stunden sind für mich wie Mittagsschlaf.“

„Hier schöpfe ich Kraft für meinen Alltag.“

„Ich kann jetzt mit meinen Kindern anders malen.“

„Mein Sohn malt jetzt auch mehr, seit er weiß, dassich malen gehe.“

„Das Klönen ist auch wichtig.“

„Es ist ein bisschen Urlaub.“

„Das Experimentieren mit Farben macht einfachSpaß.“

„Eigentlich gefällt einem

alles, was jetzt hier so

passiert. Ich meine, es

hat sich viel geändert,

das ist jetzt ein Familien-

zentrum und nicht mehr

Kindergarten. Damals

war das hier ein ganz

normaler Kindergarten,

jetzt haben sie es als

Familienzentrum einge-

richtet. Ich finde, das ist

eine sehr gute Idee:

Zuerst für die Kinder, für

die Eltern und auch für

die Kontakte zwischen

Erziehern und Eltern.

Familienzentrum bedeu-

tet, dass es viel Kontakt

mit Familien, mit Erzie-

hern und Familien geben

muss und nicht nur spe-

ziell mit dem Kind. Und

das ist eine wirklich gute

Idee.“

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9.2 Familienzentrum

Davenstedter Markt,

Stadtteil Davenstedt

Das DRK Familienzentrum am Davenstedter Marktumfasst ein Haus, in dem drei Kindergartengruppenund eine Krabbelgruppe untergebracht sind. Der Hortmit zwölf Plätzen in einer angemieteten Wohnungmit Außengelände befindet sich ebenfalls am Da-venstedter Markt.

Unser pädagogisches Handeln richtet sich an densieben DRK-Grundsätzen aus

MenschlichkeitUnparteilichkeitNeutralitätUnabhängigkeit EinheitFreiwilligkeitUniversalität

Im August 2007 sind wir in das städtische Pro-gramm „Familienzentren“ aufgenommen worden.Unser Ziel ist es, mit unseren Angeboten das Fami-lienzentrum zu einem integralen Bestandteil desStadtteils zu entwickeln. Folgende Angebote gibtes bereits bei uns:

„FuN-Projekt“, Familie und Nachbarschaft (begleitet von der evangelischen Familien-bildungsstätte)„KESS-Kurs“ für Eltern (in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft der katholi-schen Familienbildungsstätte)ElterncaféInterkulturelles KochenZwei Beratungsangebote für Eltern im Hin-blick auf Fragen zur physischen, psychi-schen und kognitiven Entwicklung ihrer KinderBeratungsstunde der zuständigen Schulärztin Beratungsstunde mit einer Ergotherapeutin Kurs „Fit für den Kindergarten“ (in Koope-ration mit der katholischen Familienbil-dungsstätte)Integrationssprachkurs für Frauen (in Zusammenarbeit mit der AWO)

Neben diesen Angeboten ist die Förderung eines ge-sundheitsbewussten Verhaltens ein Themenschwer-punkt unserer Angebote für Kinder und Familien.Die Weltgesundheitsorganisation hat 1946 Gesund-heit als einen „Zustand vollständigen physischenund sozialen Wohlbefindens und nicht einfach die Ab-wesenheit von Krankheit und Gebrechen“ definiert. Deshalb haben wir es uns zum Ziel gemacht, ge-sundheitsbewusstes Verhalten im ganzheitlichen Sin-ne, in Projekten und Angeboten zur Ernährung, Be-wegung, Wellness, Kreativität zu fördern. Das Projekt„Iss dich fit“, das von der Rut- und Klaus-Bahlsen-Stiftung gefördert wird, setzt bei Kindern, ihren El-tern und den BetreuerInnen gleichermaßen an: Es istspielerisch und einprägsam und verbindet die Ver-mittlung theoretischen Wissens mit Praxisorientie-rung. Vom Einkauf bis zum Kochen wird in individu-eller Projektarbeit vermittelt, was eine ausgewoge-ne, ausreichende und gesunde tägliche Ernährung fürdie Entwicklung von Kindern bedeutet und wie mansie erreichen kann.

„TigerKids“ ist ein Angebot, das wir in Zusammen-arbeit mit der AOK durchführen. Hierbei wird sowohlauf das Verhalten des einzelnen Kindes als auch aufgesundheitsfördernde Bedingungen im Kindergar-ten hingewirkt. Die Ziele, mehr frisches Obst undGemüse statt kalorienreicher Nahrung zu essen,mehr Wasser, ungesüßten Tee und verdünnte Saft-schorlen, statt gezuckerter Getränke zu sich zu neh-men, mindestens eine Stunde täglich körperlich ak-tiv zu sein, körperlich inaktive Freizeitbeschäftigun-gen auf möglichst eine Stunde pro Tag einschränken,sollen dauerhaft in den Kindergarten- und Famili-enalltag integriert werden.

Unser naturnahes Außengelände lädt die Kinder zumToben, Schaukeln, Klettern, Fußball spielen und vie-len anderen Aktivitäten ein. Die Kräuterspirale wirdzusammen mit den Kindern bepflanzt und gepflegt.Außerdem werden wir zwei Patenschaften für Bäu-me auf dem Davenstedter Markt übernehmen.

Für die Kita-Eltern und Erwachsenen aus dem Stadt-teil haben wir einen Frauen-Fitnesskurs eingerichtet.Kurse für Entspannungstechniken und ein PEKIP-Kurs komplettieren das Programm.

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9.3 Familienzentrum

Gnadenkirche zum

Hl. Kreuz,

Stadtteil Mittelfeld

Interreligiöse Erziehung Im Familienzentrum der Ev.-luth. Gnadenkirchezum Heiligen Kreuz in Hannover-Mittelfeld reden wiroft über "GOTT und die WELT". Das ist für uns sehrnahe liegend, denn zu uns kommen Menschen vonüberall her.

Wir können sagen: Zu uns kommen Familien mitihren Kindern von allen Kontinenten der Welt. JedeFamilie bringt ihre ganz eigene Lebensgeschichtemit, so dass eine Vielfalt an Wissen und Erfahrun-gen in unserem Familienzentrum zusammen kom-men. Diese Vielfalt sehen wir als eine große Chan-ce an, um Bildung und Integration lebensnah undlebendig zu gestalten. Projekte und unterschiedli-che Tagesangebote sollen es möglich machen, dasswir voneinander lernen können.

Großes Interesse finden die Arbeitsgemeinschaftenwie z. B. Sport, Musik, Tanz, Sprachunterricht, Nä-hen und Töpfern. Darüber hinaus gibt es Projektewie Eltern-, Babysitter- und Kochschule, die Eltern-Kind-Gruppe, den pädagogischen Mittagstisch undeinen Singkreis. Alle Angebote sind generations-übergreifend.

Wenn wir über die Welt sprechen, ist Gott uns im-mer gegenwärtig. Die Menschen bringen in ihrenErfahrungen auch ihre Kultur und ihren Glaubenmit. In unserem Familienzentrum ist das immer

wieder ein wichtiger Gesprächsinhalt: der Glaube.Unsere christlichen Werte lassen sich in alltäglicheSituationen, wie z. B. die Mahlzeiten, das Beten,Geschichten erzählen, Begegnungen zwischen denGeschlechtern, Begrüßungen u. v. a. m. einbrin-gen. Auch die Mitgestaltung von Gottesdienstenund die monatliche Teilnahme an Andachten, spe-ziell für unsere Kinder sind uns selbstverständlich.

Die Palette der Angebote in unserem Haus ist groß,doch fehlte uns ein sichtbarer Ort für Religion undGlaube. Mit diesem Wunsch ist die Idee für die Ein-richtung eines Religionsbüros entstanden, das vonFachleuten geführt wird. Eine Diakonin und eineErzieherin mit Zusatzqualifizierung im Bereich Re-ligionspädagogik werden dieses Büro leiten. Wirhoffen, dass dieses Büro ein zentraler Ort sein wird,an dem sich Menschen begegnen werden, die überihren Glauben sprechen und sich trotz aller Unter-schiede verstehen können.

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9.4 Familienzentrum

Gronostraße, Oberricklingen

Elternzeit Wie kam es zur Einführung der Elternzeit?Angeregt durch Berichte über die Arbeit von Early-Excellence-Centres in England, hat das Familien-zentrum Gronostraße das Prinzip der intensiven Zu-sammenarbeit von Eltern und MitarbeiterInnen derBetreuungseinrichtungen, bereits vor einigen Jahrenin sein Konzept übernommen.

Was heißt das in der Praxis unseres Familienzen-trums?Die Elternzeit ist seit längerem ein fester Bestandteilder pädagogischen Arbeit im Familienzentrum. Siewurde zunächst in der Kleinkindgruppe entwickelt.Durch das rege Interesse der Eltern wurden auch dieanderen Gruppen im Kindergarten und Hort ermutigt,eine Elternzeit einzuführen. Seit Sommer 2007 gibtes nunmehr für die gesamte Einrichtung einen fest-en Nachmittagstermin, an dem die Eltern herzlichwillkommen sind. Die Kleinkindgruppe hat ihre„Türen“ mittlerweile täglich eine Stunde für die El-tern geöffnet.Aus der Praxis des Hortes hat sich eine Abwandlungentwickelt; die Elternzeit ist hier nicht an festen Ter-minen orientiert, sondern mit unterschiedlichen Ak-tivitäten verbunden. An diesen Angeboten nehmendie Eltern verstärkt teil.

Was bedeutet nun die Elternzeit?Die Eltern begleiten ihr Kind im Alltag des Familien-zentrums. Punktuell werden auch Angebote und Ak-tivitäten vorbereitet. Entscheidend ist aber, dass dieEltern ihr Kind so erleben, wie es sich ohne beson-dere Anregung durch die MitarbeiterInnen gibt. Sielernen Spielpartner und Freunde ihres Kindes kennenund erfahren, was ihr Kind alles kann. Durch den re-gelmäßigen Kontakt zu den ErzieherInnen können

mögliche Auffälligkeiten umgehend besprochen wer-den. Der Blick auf die Fähigkeiten des eigenen Kin-des wird geschult. Mit Hilfe der MitarbeiterInnenkönnen Eltern einüben, ihr Kind noch konzentrierterzu beobachten und einzelne Entwicklungsschrittewahrzunehmen. Die Persönlichkeit des eigenen Kin-des kann im Zusammenspiel mit anderen Gleich-altrigen ganz anders erlebt werden.

Wie sehen Eltern die Elternzeit?Viele Eltern haben durch die regelmäßige Elternzeiteinen sehr vertrauensvollen Umgang mit den Be-zugspersonen ihrer Kinder entwickeln können. Siefühlen sich selber zum Familienzentrum zugehörigund sind gerne bereit, ehrenamtliche Aufgaben zuübernehmen. Der häufige Kontakt mit anderen Elternbietet ihnen die Möglichkeit, Erfahrungen auszutau-schen. Viele Eltern genießen es, als wichtigste Be-zugspersonen ihrer Kinder in den Kindergarten auf-genommen zu werden.

Das sagen die Eltern über die Elternzeit im Famili-enzentrum Gronostraße:

„Mir gefällt es, mit Yagmur im Kindergarten etwas zumachen“.

„Mir gefällt es, mit Levent etwas im Kindergarten zumachen, z. B. basteln wir, oder malen und spielen“.

„Die Elternzeit ist super. Man kommt besser in Kon-takt zu den anderen Eltern und Kindern. Die Bastel-aktionen für Fasching und Ostern sind super“.

„Eine wirklich gute Idee, die Elternzeit. Hier kann ichmit anderen Eltern und ErzieherInnen Erfahrungenin Sachen Kindererziehung austauschen. Phillip istmein erstes Kind und deswegen kann ich einen gut-en Rat gut gebrauchen. Ich kann auch sehen, wiemein Kind mit anderen Kindern umgeht“.

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9.5 Familienzentrum

Misburger Regenbogen-

schiff, Stadtteil Misburg

Kooperation und Vernetzung Mit der Gründung, dem Aufbau und der Entwicklungunseres AWO Familienzentrums, wurde schon imSommer 2000 ein zukunftsweisendes Konzept, daseine ganzheitliche Unterstützung von Familien er-möglicht, umgesetzt. Hierbei liegen die Arbeit-schwerpunkte auf Betreuung, Bildung und Beratung- drei sozial-pädagogische Arbeitsbereiche - Kinder-tagestätte, Familienbildung und Familienberatung -unter einem Dach.

Durch die Kooperation und Vernetzung entstehen inunserem Haus bürgernahe und nutzerübergreifendeAngebote für alle Mitglieder der Gesellschaft, d. h. al-tersspezifisch und generationsübergreifend. Somitorientiert sich die Einrichtung an den Bedarfen derim Stadtteil lebenden Menschen, der Kinder, Eltern,Ratsuchenden und Senioren.

Durch ein großzügiges Raumangebot können täg-lich, auch während der Betreuungszeiten der Kinder,in der Kindertagesstätte mehrere Angebote parallelstattfinden. Über die Familienbildung findet ein breitgefächertes Kurs- und Veranstaltungsangebot statt.Entwicklungsbegleitung (PEKIP) für Eltern mit Säug-lingen ab 6 Wochen, „Krabbelmäuse“, „Windel-rocker“ und „Musikgarten” - musikalische Frühför-derung für Babys und Kleinstkinder, Spielkreise ohneEltern etc. bis hin zu Erziehungsvorträgen und Se-minaren für Eltern und Interessierte.

In Zusammenarbeit mit der Familienbildung im Fa-milienzentrum, dem KSD (Kommunaler Sozialdienst)und dem VSE (Verein für Sozialtherapeutische Einrichtungen), konnte im November 2007 eine„Väter-Mütter-Kinder-Gruppe“ eingerichtet werden,die sich wöchentlich in unserem Haus trifft. DiesesKooperationsangebot richtet sich an Familien mitgeringem Einkommen und ist für die Teilnehmendenkostenfrei. Angeleitet wird die Gruppe von zwei So-zialpädagoginnen, vom KSD und von der Familien-bildung. Der Schwerpunkt der pädagogischen Arbeitliegt sowohl in der Stärkung der Erziehungskompe-tenz als auch der persönlichen Kompetenzen. In

gemütlicher Atmosphäre findet ein strukturiertesVormittagsprogramm statt, in dem Lieder, Bewe-gungsspiele sowie erste einfache Kreativangeboteintegriert werden. Eltern und Kinder erfahren in spie-lerischer Weise, ihre jeweiligen Rollen anzunehmen.Während die „Kleinen“ ins Spiel vertieft sind, könnendie „Großen“ miteinander ins Gespräch kommen,Kontakte knüpfen und Erfahrungen austauschen. Al-tersgerechte Spiele, Bewegungsanregungen sowieMöglichkeiten der Entwicklungs- und Sprachförde-rung sind Inhalte und werden nach Einschätzungder MitarbeiterInnen gut angenommen. Darüber hin-aus erfahren die Teilnehmenden Akzeptanz und kön-nen niedrigschwellige Beratung erhalten. Die Grup-pe wird gut angenommen und kann noch ausgebautund erweitert werden. Inzwischen finden diese Tref-fen auch statt, wenn eine oder beide Fachkräfte feh-len, indem die Gruppe sich selbst organisiert.

Das monatlich an einem Samstag stattfindende Fa-milienfrühstück gibt auch allen neuen Familien dieMöglichkeit, Nachbarn und unser Veranstaltungs-programm kennen zu lernen.

Lesenächte für die Schulkinder erfreuen sich großerBeliebtheit und konnten in Kooperation mit der Fach-hochschule schon einige Male stattfinden. Auch miteiner Ferienganztagsbetreuung für Schulkinder konn-ten berufstätige Eltern in dieser Vernetzung und Ko-operation mit dem Jugendwerk der AWO und derMHH Unterstützung erhalten.

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9.6 Familienzentrum Nord-

stadt, Stadtteil Nordstadt

Interkulturelles Leben und Lernen unter vie-len Dächern.Es ist Sommer, Rauchschwaden und Grillgerücheerfüllen die Luft. Auf bunten Decken sitzen Studen-tinnen mit Laptops im Schatten, eine türkischeGroßfamilie hat sich zum Picknick niedergelassen,Hunde tollen zwischen fliegenden Frisbeescheibenherum, auf dem Spielplatz ist ein dichtes Gedrän-gel und Gemurmel aller im Stadtteil vertretenenMuttersprachen, eine Joggerin winkt dem Punk aufder Parkbank im sommerlichen Welfengarten zu...

Gleichzeitig gibt es auch in der Nordstadt unter-schiedliche Bildungs- und Entwicklungschancenund Benachteiligungen aufgrund von Hautfarbe,Herkunft, Geschlecht und Religion. Darum ist einZiel unserer Arbeit im Familienzentrum Nordstadtder Abbau von Diskriminierung und die Verbesse-rung der Möglichkeiten gesellschaftlicher Teilhabealler hier lebenden Menschen.

Kommunikation, Schaffung von zwischenmenschli-chen Kontakten, Gleichberechtigung, Solidarität,Toleranz, Bildung und Fortbildung stehen im Mit-telpunkt unseres Interesses. Im pädagogischenAlltag werden Mehrsprachigkeit und die Vielfaltder Herkunftsländer der Mädchen und Jungen alsKompetenz und Anreiz zum täglichen Lernen undKennen lernen verstanden. In Aktionen, Projekten,Kursen und der „alltäglichen“ Arbeit, geht esdarum, Kinder, Jugendliche und Erwachsene zustärken und eigene und gemeinsame bewussteWege und Strategien zu entwickeln, das Leben zumeistern, zu lernen und Nachbarschaft zu pflegen.Diese gemeinsame Haltung bildet die Grundlageder gemeinsamen pädagogischen Diskussionenund der Ausgestaltung der Aktivitäten des Famili-enzentrums.

Zwei praktische Beispiele für diesen Ansatz:

Interkultur bei SPOKUSA:Mit unterschiedlichen Gruppen- und Kursangebo-ten orientieren wir uns inhaltlich und praktisch anden Bedürfnissen und Wünschen von Frauen mitdem Fokus auf Migrationshintergrund. Wir bietenGruppen für unterschiedliche Muttersprachen an,um Raum für die Pflege der eigenen Kultur zu bie-ten – ein Stückchen Heimat in der Fremde, einKokon gegen das Heimweh. Gleichzeitig ist es unswichtig, niedrigschwellige Angebote mit unter-schiedlichen Inhalten wie Erzählcafé, Fitness-,

Fahrrad-, Näh-, Koch- und Malkurs anzubieten, dievielfältige Möglichkeiten bieten, um Deutschkennt-nisse fast spielerisch in entspannter Umgebung all-tagstauglich zu erwerben und zu verbessern.

Sprachförderung in der AWO Kita Mäuseburg:Wir bieten ganzheitliche interkulturelle Sprachför-derung in allen drei Bildungsbereichen:

in der Krippe (18 Mon. bis 3 Jahre),im Kindergarten (3 – 6 jährige Kinder) undim Hort (6 – 10 jährige Kinder).

Ganzheitliche interkulturelle Sprachförderung um-fasst:

Deutschförderung (Sprachförderung im enge-ren Bereich u .a. Verbesserung der Ausspra-che, Wortschatzerweiterung, verbale Kommu-nikation, Rollenspiele, Gespräche)Ganzheitliche Ansätze (u. a. rhythmisch-musi-kalischer Bereich, Sinnesschulung, Konzentrati-onsförderung, Motorik, Förderung sozialer Kompetenzen, Artikulation von Befindlichkei-ten und Emotionen, Chancengleichheit für Mädchen und Jungen).

Wir erreichen diese Lernschwerpunkte und Bil-dungsziele durch angeleitete Aktivitäten für alleAltersgruppen. Alles findet spielerisch statt, imVordergrund steht, dass das Kind Spaß am Spielenund Lernen hat. Wir bieten vorschulische Sprach-förderung an, sind Partner im Projekt „Schlau-mäuse“, einer Bildungsinitiative von MicrosoftDeutschland und Partnern. Seit 2003 bieten wirzusätzlich Sprachförderung in der Kita für Kindermit Migrationshintergrund an. Zukünftige Schul-kinder erhalten notwendige Sprachförderung durcheine Lehrerin der Grundschule. Ergänzend trifftsich seit Oktober 2008 einmal wöchentlich eineGruppe der Elternwerkstatt Sprachbildung „Griff-bereit“ in der Kita.

Interkulturelle Bildungs- und Lernschwerpunktesind wichtige Bestandteile unseres Familienzen-trums, sie werden regelmäßig überprüft und wei-terentwickelt, auch in Form von gemeinsamen Stu-dientagen der MitarbeiterInnen von Spunk, dasTollhaus, Mäuseburg und SPOKUSA zur interkultu-rellen Sensibilisierung.

Im Erkennen von Gemeinsamkeiten entwickelnsich Selbstbewusstsein, Stärke und Solidarität, imAustausch über Unterschiedlichkeiten entstehenneue Ausdrucksmöglichkeiten zwischen den Men-schen. Wir sehen unsere Arbeit im Bereich Inter-kultur als einen Beitrag zum gleichberechtigtenMiteinander der verschiedenen Kulturen im Stadt-teil und der Einwanderungsgesellschaft Deutsch-land. Im Vordergrund steht die Begegnung mitsich selbst und der/dem Anderen.

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9.7 Familienzentrum Papen-

kamp, Stadtteil Kronsberg

Das Familienzentrum Papenkamp ist das ersteparitätische Familienzentrum im Kooperationspro-gramm der Stadt Hannover. Wir haben uns im Juli2007 gemeinsam auf den Weg gemacht, ein offe-nes Haus für alle Familien, Kinder, Eltern, Großel-tern und andere Interessierte zu werden. UnsereEinrichtung liegt im Stadtteil Bemerode/Krons-berg.

Das Team betreut 115 Kinder im Alter von 18Monaten bis 6 Jahren. Wir orientieren uns am Kon-zept des „offenen Kindergartens“ und bieten viel-fältige Bildungsmöglichkeiten in unterschiedlichenFunktionsräumen an.

Unsere pädagogische Arbeit richten wir am pari-tätischen Leitgedanken der Gleichheit aller in ih-rem Ansehen und ihren Möglichkeiten aus. Damitverbunden sehen wir das Recht jedes Kindes aufgleiche Chancen zur Verwirklichung seines Lebensin Würde und zur Entfaltung seiner eigenen Per-sönlichkeit. Durch die Integration des Early-Excel-lence-Ansatzes in unserem pädagogischen Alltagsetzen wir diesen Anspruch auf bestmögliche Bil-dung für alle Kinder um. Die enge und positiveZusammenarbeit mit Eltern bildet die Grundlageunserer Bildungsarbeit.

Unsere Schwerpunkte

Eines der ersten Angebote im Familienzentrum istdie Frauen-Sportgruppe „Bauch, Beine, Po“. Im-mer mittwochs von 16.00 bis 17.00 Uhr steht dieHalle des Familienzentrums den sportbegeistertenMüttern offen. Im inzwischen vierten Durchlaufdieses beliebten Angebotes trainieren die Frauenunter Anleitung einer erfahrenen ÜbungsleiterinKraft, Ausdauer und Koordination. In der Halle, die man rundum gegen Einsicht vonaußen schützen kann, fühlen sich besonders auchunsere muslimischen Frauen sicher und wohl. FürKinder im Kindergartenalter bieten wir eineBetreuung an.

Offener BabytreffSeit Juni 2008 bieten wir einen offenen Treffpunktfür Eltern mit Kindern von 0 bis 3 Jahren an. Mitt-wochs in der Zeit von 10.00 bis 11.30 Uhr treffensich interessierte Eltern mit ihren Babys und nut-zen die Gelegenheit zum gemeinsamen Spiel undum sich über alle wichtigen Fragen rund um dasLeben mit einem Baby auszutauschen. Das Baby-treffen bereichert das Leben im Familienzentrumund bietet Lernanreize und Gesprächsthemen fürunsere Kindergartenkinder: „Waren wir auch malBabys?“ „Waren die Erzieherinnen mal Babys?“„Wo kommen denn die Babys her?“. Eltern, diedas Babytreffen besuchen, werden durch die kon-sequente Umsetzung des Early-Excellence-Ansat-zes im Aufbau einer tragfähigen Beziehung zuihrem Kind unterstützt. Sie lernen die theoreti-schen Konzepte wie Engagiertheit, Wohlbefindenund Schemata kennen und tauschen sich über diepädagogischen Strategien aus. So können sie dasLernverhalten ihrer Kinder besser verstehen unddiese in ihren frühen Bildungsprozessen angemes-sen begleiten. Unter den Eltern sind durch dieRegelmäßigkeit der Treffen auch tragfähige Bezie-hungen entstanden, so dass sich u. a. die Elternder Babys außerhalb der Gruppe treffen und einan-der unterstützen.

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9.8 Familienzentrum Sahl-

kamp, Stadtteil Sahlkamp

Ursprünglich entstanden im Stadtteil Sahlkampzwei separate Ideen, ein Familienzentrum zu grün-den. Auf der einen Seite entwickelte sie sich beimVerein zur Förderung der Kinder- und Jugendarbeitim Stadtteil Sahlkamp e.V. mit seinen zwei Krip-pen, seiner Kindertagesstätte und seinen zwei Hor-ten. Auf der anderen Seite arbeitete der SPATS e.V.mit seinen Einrichtungen NaDu-Kinderhaus undStadtteilbauernhof Sahlkamp an dem Konzept„Vom NaDu-Kinderhaus zum Familienzentrum“.Um diese Ursprungsideen zu verwirklichen, schlos-sen sich die beiden Vereine zusammen. Als Ver-bundpartner haben sie sich auf den Weg gemacht,gemeinschaftlich das Familienzentrum Sahlkampzu entwickeln.

Wir zeichnen uns aus durch eine konstruktive Ver-netzung im Stadtteil, ein quartiersumfassendesAngebot für die Familien, eine Vielfalt an räumli-chen Möglichkeiten sowie einen Pool von engagier-ten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit denunterschiedlichsten Fähigkeiten, Sprachkompeten-zen und unerschöpflicher Kreativität.

Familienzentrum

LiLaLu- Krippe

- Interkultureller Ansatz- Kleinstkind-Pädagogik

NaDu-Kinderhaus- offener Kindertreff

- Mittagstisch- Bildungsangebote für

Erwachsene

HäWi-Kids- Hortangebot im offenen

Gruppenbereich- Hausaufgaben-

betreuung

Volle Pulle Sahlkamp- Krippe

- Kleinstkind-Pädagogik- interkultureller Ansatz

Maikäfer- Hort mit engem Kontakt

zur Schule,- Gartenpflegeprojekt

Stadtteilbauernhof- Tierpflege, Dressur, Reitenund Voltigieren mit Kindern

- Bauerngarten und gesundesKochen

- Hüttenbauplatz- Familienaktionen

KiTa-Wigwam- ganzheitliche, naturnahe Bil-dung und Erziehung für Kinder

von 1,5 bis 12 Jahren- Familienberatung

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9.9 Familienzentrum Spiel-

haus Linden, Stadtteil

Linden- Nord

Drei Institutionen unterschiedlicher Trägerunter einem Dach.Wir, die Elterninitiative Drachenkinderladen e.V.,Träger des Familienzentrums Spielhaus Linden,bieten ein Betreuungsangebot für 18 Kinder imAlter von 3 - 6 Jahren. Wir sind eine integrativeEinrichtung und arbeiten eng mit therapeutischenFachkräften zusammen.Wir, eine Kindergruppe der AWO, betreuen 14 Kin-der im Alter von 3 - 6 Jahren. Wir bieten ein nie-drigschwelliges Angebot mit dem Schwerpunkt„Sprache lernen“ und Gesundheitserziehung.Wir, eine offene Einrichtung der Caritas, öffnenunsere Türen für alle Kinder im Stadtteil von 6 - 14Jahren und sind eine zuverlässige Adresse fürFamilien, die Hilfe bei sozialen, pädagogischen undalltagspraktischen Belangen brauchen.Das Besondere an unserem Haus ist die bereitsbestehende Kooperationsgemeinschaft der dreiTräger. Darüber hinaus profitieren wir von derUnterschiedlichkeit der jeweiligen Kontakte imStadtteil und entwickeln auf dieser Basis gemein-same Initiativen und Projekte.Unser gemeinsames Anliegen ist es, durch träger-übergreifende Angebote den Bedürfnissen all derFamilien im Spielhaus Rechnung zu tragen, aberauch die Bandbreite der Angebote zu erweitern,um den Familien im Stadtteil die Möglichkeit zugeben, uns kennen zu lernen.

Die bunte Vielfalt der Nationen in unserem Stadt-teil spiegelt sich auch im Familienzentrum Spiel-haus Linden wider. Das Miteinander tun, spielenund lernen, lässt die Kinder und ihre Familien aufeine besondere Art Akzeptanz und Toleranz kennenlernen. Wir entwickeln unsere Ideen und Konzeptenah an den Interessen und Bedarfen der Familien,die wir in unseren Institutionen betreuen. Ein neuer Schwerpunkt unseres Konzeptes ist diepädagogische Arbeit mit Kindern im Alter von 0 - 2Jahren. Erstmalig startete im Oktober das ProjektFuN-Baby in Zusammenarbeit mit Familienhebam-men und der Evangelischen Familienbildungs-stätte. FuN-Baby ist ein kostenloses Programm fürMütter mit einem Baby (0 - 12 Monate) und läuftals Kurs über einen Zeitraum von acht Wochen.Der Kurs hat einen festen Ablauf und beinhaltetÜbungen für Mutter und Kind u. a. Babymassage,Wahrnehmungsübungen, Bewegungsförderung, Lie-der und Spiele. Eine Gesprächsrunde und ein klei-ner Imbiss runden den Ablauf der Treffen ab. DieMütter werden als wichtigste Bezugs- und Erzie-hungspersonen ihrer Kinder wertschätzend aner-kannt und gefördert, womit vorhandene Ressour-cen zur adäquaten Versorgung und zum Bezie-hungsaufbau zwischen Mutter und Kind gestärktwerden.Finanziert durch das Land Niedersachsen, werdendie FuN-Teamerinnen, die aus unserem Familien-zentrum kommen, vorab durch die Bildungsstättequalifiziert und insbesondere bildungsungewohnteund sozial benachteiligte Familien zur Teilnahmeam Kurs FuN-Baby eingeladen.

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9.10 Familienzentrum

St. Maximilian Kolbe,

Stadtteil Mühlenberg

Ein Haus für alle!Direkt im Gebäude der Grundschule Mühlenbergbefindet sich seit fast 20 Jahren unsere Einrich-tung. Angefangen haben wir als kleiner Kindergar-ten im unteren Bereich der Schule, im Jahr 2008gibt es zwei Ganztagsgruppen für Vorschulkinderund eine Krippe für Kinder unter drei Jahren. Diebeiden Hortgruppen für Schulkinder befinden sichin der oberen Etage. Insgesamt 105 Kinder imAlter von 18 Monaten bis 10 Jahren werden beiuns betreut.

Neben dem Bildungs- und Betreuungsangebot fürKinder, halten wir auch zahlreiche Angebote fürderen Eltern vor. Die Zusammenarbeit mit Elternund deren Beteiligung am Alltag ihrer Kinder istuns sehr wichtig. Eltern sind die ersten Expertenihrer Kinder und nur durch regelmäßigen Kontaktund Austausch zwischen den pädagogischen Mitar-beiterinnen und Eltern, kann es gelingen, sich einumfassendes Bild von jedem einzelnen Kind zumachen.

Jedes Kind lernt auf seine eigene Art und Weise inseinem eigenen Tempo. Eltern und Erzieherinnensind Begleiter auf diesem Weg. Um möglichst vielüber die Kinder zu erfahren, ist es erforderlich ihreBildungs- und Lernprozesse genau zu beobachtenund zu dokumentieren. Dabei gehen wir von denStärken der Kinder aus. Auf dem, was sie bereitskönnen, wird aufgebaut. Durch Erfolg, Bestätigungund immer neue Anreize und Herausforderungen,steigt die Motivation und das Interesse der Kinder,sich zu betätigen und aktiv zu sein. Sie zeigen, wasihnen wichtig ist und welche Hilfen sie benötigen.

Die Beobachtungen der Kinder werden in Bildungs-und Lerngeschichten zusammengefasst und ihnenvorgestellt, um miteinander ins Gespräch zu kom-men. Dieser Austausch ermöglicht es den Kindern,eigene Handlungen zu reflektieren und Stärken zuerkennen. Zusätzlich zu den Geschichten werdenBeobachtungen in Beobachtungsbögen dokumen-tiert. Kollegialer Austausch und Austausch mit denEltern des Kindes ermöglicht es den pädagogi-schen Fachkräften, individuelle Unterstützungs-

maßnahmen zu entwickeln. Ergänzt wird der ausNeuseeland stammende Ansatz der Bildungs- undLerngeschichten durch Elemente anderer ressour-cenorientierter Beobachtungsverfahren: der Leuve-ner Engagiertheitsskala und der Schematheorie.Alle drei Ansätze gehen ausschließlich von denStärken und Kompetenzen der Kinder aus undermöglichen eine hohe Beteiligung der Eltern.Dieser hannoversche Beobachtungsbogen ist trä-gerübergreifend für alle Familienzentren verbind-lich und befindet sich in der Erprobungsphase.Über die Entwicklung der Kinder werden regel-mäßige Gespräche geführt. Um einen anderen,positiven Blick auf das Kind zu erhalten, werdendie Beobachtungen schriftlich und durch Foto- undFilmmaterial festgehalten und gemeinsam mit denEltern angesehen und besprochen. Informationenwerden ausgetauscht und gemeinsam können wei-terführende Angebote für das jeweilige Kind ent-wickelt werden. Unsere Grundhaltung ist, Eltern als Erziehungspart-ner anzuerkennen, sie an den Bildungsprozessenihrer Kinder zu beteiligen und voneinander zu ler-nen. Die Zusammenarbeit zwischen Eltern und denpädagogischen MitarbeiterInnen zeigt den Kinderndie Verbindung zwischen Familie und Kinderta-geseinrichtung. Um die Bildungsprozesse sichtbarzu machen, werden die Dokumentationen in einemBuch zusammengefasst, so dass die Kinder esjederzeit betrachten können. Das „Ich-Buch“ oder„Portfolio“ regt zum Staunen und Nachdenken an,informiert und erklärt Zusammenhänge, hält Pro-zesse fest und ruft Vergangenes in Erinnerung.Neben den Eltern und ErzieherInnen wird das Buchfür die Kinder ein Begleiter ihrer Lernentwicklungund eine Sammelstelle für erworbenen Fähigkeitenund Kompetenzen.

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9.11 Familienzentrum Volt-

merstraße, Stadtteil Hainholz

Im Familienzentrum in Hainholz arbeiten schonseit vielen Jahren hier unterschiedliche soziale undkulturelle Einrichtungen zusammen. NachdemHainholz 2001 in das Programm „Soziale Stadt“aufgenommen wurde, intensivierte sich die Arbeitnochmals. Ein wesentlicher Schwerpunkt liegtneben dem Thema „Demokratische Teilhabe“ indem Themenfeld „Stärkung von Eltern und Fami-lien“.

Seit August 2006 sind wir als Familienzentrum derStadt Hannover anerkannt. Die Bildungsangebotein unserem Familienzentrum richten sich an dieKinder, an ihre Eltern sowie an Eltern und Kinder.Uns ist die Vielfalt in der Angebotsplanung wichtig,damit wir die Persönlichkeitsentwicklung jedeseinzelnen Kindes sinnvoll begleiten und unterstüt-zen können.

Ein weiterer besonderer Schwerpunkt unsererFamilienangebote ist seit Jahren die Durchführungvon Eltern-Kind-Fahrten.

Nicht nur über Familienleben reden, sondern Fami-lienleben gestalten, miteinander spielen, miteinan-der reden, miteinander verreisen war und ist dasMotto, unter dem seit 2001 die Eltern-Kind-Fahr-ten stehen. An Wochenenden werden diese Fahr-ten durchgeführt. Ca. 50 - 60 Eltern mit ihren Kin-dern nahmen bereits an den Familienfreizeiten teil.Diese Freizeiten finden in Kooperation mit demKulturtreff und den zwei Kindertagesstätten vorOrt statt.Bei den vergangenen Fahrten wurde das Programm„Soziale Stadt“ thematisiert, aber es wurde auchüber Erziehungsfragen gesprochen.

Hauptanliegen war und ist es, dass Eltern sich fürdie Belange des Stadtteils interessieren, sich ge-meinsam auf den Weg machen, Fragen stellen,über den Wohn- und Lebenswert im Stadtteilnachdenken und die Entscheidungs- und Beteili-gungsgremien im Stadtteil kennen lernen. 2005hatte die Fahrt den Schwerpunkt „Wohnen mitKindern“. Eltern und Kinder aus dem Umfeld desFamilienzentrums Voltmerstraße hatten denWunsch geäußert, sich für die optimale Nutzungihrer Wohnung Anregungen und Hilfe zu holen undsich darüber mit anderen Eltern auszutauschen.

Die Freizeit 2007 stand unter dem Motto „StarkeMütter – starke Kinder“. Zentrales Thema war hierGewalt in der Familie. Gemeinsam mit und auchimmer wieder ohne Kinder fanden hierzu Spiele,Aktionen und Gespräche statt. Bei der Eltern-Kind-Fahrt 2008 wurde auf Wunsch der Eltern diesesThema intensiviert. Für die Durchführung derWorkshops waren immer Moderatorinnen vor Ortverantwortlich, für die Kinderbetreuung fuhrenErzieherinnen und Erzieher aus den jeweilige Ein-richtungen mit.

Beteiligte über die Eltern-Kind-Freizeiten des Fami-lienzentrums Voltmerstraße: „Am meisten Spaß gemacht und richtig begeisterthaben mich die Freizeiten. Ich glaube, dass dortein Gefühl von Nachbarschaft entstanden ist, ken-nen lernen über die Kita-Grenzen hinweg. Es wareinfach gelungen, weil diese Mischung von Freizeitund Erholung, Information und Aktion undgemeinsam woanders sein können ein großesBedürfnis angesprochen hat. Die Eltern, die sichauf den Freizeiten kennen gelernt haben, sind sich,glaube ich, wirklich näher gekommen.“Renate Dreßler, Leiterin der ev. Kita der Kirchenge-meinde Hannover-Hainholz.

Heidrun Niklas, Mutter berichtet über ihre persön-lichen Erlebnisse.„Nun ja, dann waren wir also bei den Familienfrei-zeiten in Heeßen, oft gelobt trotz Regen. Abendsim Lehrerzimmer redet es sich prima, die Tanzein-lage der drei russischen Freundinnen, wandern imWald, die Kinder schmutzstarrend, glücklich amBächlein…”.

Weitere Zitate von Müttern und Kindern:

„Ich möchte wieder kommen!“

„Es war alles schön!“

„Es war schön mit Mama im Hochbett zukuscheln“.

„Die Mitternachtsköfte waren superlecker“.

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Ev. luth. Familienzentrum an der Corvinuskirche Moorhoffstr. 28 A, 30419 Hannover, Tel.: 0511-75 25 20, e-mail: [email protected]äger: ev. luth. Kirchengemeinde Ledeburg-StöckenAngebot: Kindergarten und IntegrationsplätzePlätze: 59, davon 8 Integrationsplätze

DRK Familienzentrum Davenstedter MarktDavenstedter Markt 24, 30455 Hannover, Tel.: 0511-49 63 44, Fax: 0511-2 20 82 70,e-mail:[email protected]äger: DRK-Region Hannover e. V.Angebot: Krabbelgruppe, Kindergarten, HortPlätze: 102, ganztags, halbtags

Ev. luth. Familienzentrum Gnadenkirche z. Hl. KreuzGleiwitzer Str. 25, 30519 Hannover, Tel.: 0511-86 31 31, e-mail: [email protected]äger: ev. luth. Kirchengemeinde z. hl. KreuzAngebot: Kindergarten, Einzelintegration HortPlätze: 117, davon ein Integrationsplatzganztags, halbtags

AWO Familienzentrum Gottfried-Keller-Straße Gottfried-Keller-Str. 24, 30655 Hannover, Tel.: 0511-69 34 94, Fax: 0511-7 60 53 53, e-mail: [email protected]äger: AWO-Region Hannover e. V.Angebot: KindergartenPlätze: 50, ganztags und 3/4 Betreuung

Familienzentrum GronostraßeGronostr. 9 c-e, 30459 Hannover, Tel.: 0511-168-4 95 87/4 95 62, e-mail: [email protected],[email protected]äger: Stadt HannoverAngebot: Krabbelgruppe, Kindergarten, HortPlätze: 144, ganztags, halbtags, ganztags

AWO Familienzentrum Misburger Regenbogenschiff,Ibykusweg 3, 30629 Hannover, Tel.: 0511-5 86 50 83, e-mail: [email protected]äger: AWO-Region Hannover e. V.Angebot: Krabbelgruppe, Kindergarten, HortPlätze: 110, ganztags, halbtags, 3/4 Betreuung

Familienzentrum NordstadtKlaus-Müller-Kilian-Weg 6-8, 30167 Hannover, Tel.: 0511-70 11 83, e-mail: [email protected], Tel.: 0511-70 23 60,e-mail: [email protected]äger: Spokusa e. V. & AWO-Region Hannover e.V.Angebot: Krabbelgruppe, Kindergarten, Hort &offener Türbereich für Kinder/Jugendliche bis 14 JahrePlätze: Ca. 172 Kinder in drei Häusern, inklusive offenen Türbereich

Paritätisches Familienzentrum PapenkampPapenkamp 11, 30539 Hannover, Tel.: 0511-5 29 58 70, e-mail: info@familienzentrum- papenkamp.deTräger: Gemeinnützige Gesellschaft für paritätische SozialarbeitAngebot: Krabbelgruppe, KindergartenPlätze: 115, ganztags, 3/4 Betreuung, halbtags

Familienzentrum SahlkampSpessartweg 6, 30657 Hannover, Tel.: 0511-6 06 23 10, e-mail: [email protected]äger: Spats e. V. Verbundpartner:Verein zur Förderung der Kinder- und Jugendarbeitim Sahlkamp e.V.NaDu-Kinderhaus Offener TreffStadtteilbauernhof Offener TreffAngebot: Krabbelgruppe, Kindergarten, HortPlätze: 40, im offenen Türbereich NaDu,40 im Stadtteilbauernhof, 20 ganztags19 ganztags / altersübergreifend56 Plätze

Familienzentren in Hannover„(…) jetzt beobachte ich

mehr, was meine Kinder

machen. Früher hatte man

die Kinder immer im Auge

und die sind immer da und

ach, man merkt ja gar

nicht, was die da machen.

Oder man sitzt da, versucht

Ihnen das so beizubringen,

alles hintereinander. Und

dann merk ich immer, viel-

leicht überfordert man so

die Kinder … Und dann hab

ich jetzt gemerkt, man

muss einmal, zweimal,

dreimal wiederholen und

dann beobachte ich immer,

ach der hat das jetzt

gemacht. Das habe ich ihm

beigebracht, er hat´s jetzt

gemacht. Ich hab auch

mehr Geduld: Kinder haben

ihr eigenes Tempo und die

prägen sich alles ein. Das

hab ich jetzt auch durch

dieses Programm gelernt.“

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AWO Familienzentrum Schweriner StraßeSchweriner Str. 22, 30625 Hannover, Tel.: 0511-53 72 87, Fax: 0511-27 06 44 36, e-mail: [email protected]äger: AWO-Region Hannover e. V.Angebot: Kindergarten, HortPlätze: 115, ganztags, halbtags, 3/4-Betreuung

Familienzentrum Spielhaus LindenWalter-Ballhause-Str. 12, 30451 Hannover, Tel.-Büro: 0511-4 58 35 79,e-mail: [email protected]äger: Drachenkinderladen e. V.Angebot: Kinderladen, EinzelintegrationKindergarten,Plätze: 18 Plätze mit Betreuungsvertrag,ganztags, halbtags 12 Plätzeweitere Plätze im offenen Türbereich fürKinder/Jugendliche von 6 bis 14 Jahren

Caritas Familienzentrum St. Maximilian KolbeLeuschner Str. 20, 30457 Hannover,Tel.: 0511-2 62 05 73/43 46 53, e-mail: [email protected]äger: CaritasverbandAngebot: Krabbelgruppe, Kindergarten, HortPlätze: 105, ganztags, nachmittags

Familienzentrum im Freizeitheim VahrenwaldVahrenwalder Str. 92, 30165 Hannover, Tel.: 0511-168-4 06 21, e-mail: [email protected]äger: Stadt HannoverAngebot: Kindergarten, Plätze: 75, ganztags, 3/4-Betreuung, halbtags

Familienzentrum Voltmerstraße Voltmerstr. 57 c, 30165 Hannover, Tel.: 0511-3 52 16 95,e-mail: [email protected]äger: Stadt HannoverAngebot: Kindergarten, HortPlätze: 75, ganztags, 3/4-Betreuung

DRK Familienzentrum Wittenberger StraßeWittenberger Str. 134, 30179 Hannover, Tel.: 0511-6 06 82 06,e-mail: [email protected]äger: DRK-Region Hannover e. V.Angebot: Krabbelgruppe, Kindergarten, Plätze: 90 Plätze, ganztags, 3/4-Betreuung undhalbtags mit Essen

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F o r u m

Familienzentrum10.10.1 Vergabekriterien imProgramm FamilienzentrenHannover

Nach der Entwicklung der ersten Familienzentrenstellte sich die Frage, nach welchen Kriterien dieweiteren Standorte ausgewählt werden sollen.Hierzu haben trägerübergreifend Fachberatungenund der städtische Fachbereich Jugend und Fami-lie Kriterien entwickelt, die im Folgenden skizziertwerden.

Voraussetzungen:Lage in einem schwierigen Wohn- und Leben-sumfeldhoher Anteil an Kindern mit schwierigen Lebensbedingungen, wie z. B. Migrationshin-tergrund, Sprachschwierigkeiten, überforderte, bildungsarme, arbeitslose Elternje Stadtbezirk, bzw. Stadtteil nur ein Familien-zentrumdie grundsätzliche Bereitschaft des gesamten Teams, dass die Kindertageseinrichtung sich zueinem Familienzentrum entwickelt schriftliche Zusicherung des Trägers, die Wei-terentwicklung aktiv zu unterstützen und maß-geblich pädagogisch und organisatorisch zu begleitenein pädagogisches Konzept, das schriftlich in der Kindertageseinrichtung vorliegt und im Grundsatz inhaltlich gelebt wirddie erklärte Bereitschaft, die pädagogische Arbeit inhaltlich zu überprüfen und sie entspre-chend den Anforderungen an ein Familienzen-trum anzupassendas Interesse an Kooperation mit anderen Fachleuten und Einrichtungen, z. B. an Famili-enbildung und die dafür notwendige Kooperati-onsbereitschaft mit unterschiedlichen Partnern

Bedingungen für den ProzessÖffnung der Einrichtung nach innen und nach außen (Teamentwicklung)päd. Konzept der Einrichtung als Familienzen-trum entwickeln die Einführung des „Early-Excellence-Gedan-kens“ in die pädagogische Arbeit im Familienzentrumdie Einführung des ressourcenorientierten, trä-gerübergreifenden Beobachtungsverfahrens

die klare Bereitschaft, in dem Prozess die eigene pädagogische Arbeit und Arbeitsansätzezu überprüfen und weiterzuentwickelnIndizien für die Öffnung in den Stadtteil, Ein-richtungen im Stadtteil trägerübergreifend ein-binden, GWA, Beratung, …trägerübergreifende Zusammenarbeit, z. B. Teilnahme am Forum FamilienzentrumAkzeptanz für die neue Zusammenarbeit mit Eltern, aktive Beteiligung der Eltern: „Elternfo-rum“, „Elternzeit“Dritte, andere Fachleute in die Arbeit im Fami-lienzentrum einbindendie Kompetenzen der Eltern in persönlicher, beruflicher und erzieherischer Hinsicht fördern entsprechende Fortbildungen besuchenMarketing und Dachmarke „Familienzentren Hannover“ aufgreifen

Erwartungen, Wünschenswertes:regionale ÖffentlichkeitsarbeitZusammenarbeit mit der TagespflegeAusweitung der Zielgruppe bis hin zur pränata-len Betreuung, Angebote für andere Zielgrup-pen, d. h. für Menschen, deren Kinder nicht in der Einrichtung sind

Im Forum Familienzentrum sind

die Leitungen, KoordinatorInnen

und Fachberatungen mit der Ge-

samtkoordination verpflichtend

zusammengeschlossen. Das Fo-

rum findet zweimonatig für ca.

vier Stunden statt. Hier ist der Ort

für Erfahrungsaustausch und Wei-

terentwicklung der pädagogischen

Arbeit. Im Forum wird neben der

Ermittlung von Fortbildungsbedar-

fen auch über Teamentwicklungs-

prozesse sowie Erfahrungen mit

Kooperationen und Angeboten

diskutiert. Im Forum werden Stan-

dards entwickelt, die für die

pädagogische Arbeit in den han-

noverschen Familienzentren trä-

gerübergreifend gelten sollen.

Diese orientieren sich an den be-

reits bestehenden Standards der

unterschiedlichen Träger und er-

weitern sie um die Besonderhei-

ten, die für Familienzentren be-

deutsam sind.

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10.2 TrägerübergreifendeZusammenarbeit, Kooperati-onsverbund

In der Stadt Hannover gibt es bereits eine langeTradition der Vernetzung und trägerübergreifendenZusammenarbeit. Im Rahmen des ProgrammsFamilienzentren wurde diese weiter intensiviert.Alle in Hannover befindlichen Träger für Kinderta-geseinrichtungen haben mindestens ein Familien-zentrum in ihrer Verantwortung. Ziel war und istes, eine gemeinsame, verbindliche Rahmenkon-zeption zu verankern, die jeweilige Trägerbeson-derheiten berücksichtigt und Vielfalt ermöglicht. Jedes Familienzentrum ist einzigartig. Sie unter-scheiden sich in ihren Ausgangsbedingungen, ihrerGröße, ihrem Einzugsgebiet in den unterschiedli-chen Stadtbezirken und Stadtteilen und in ihrerTrägerschaft.

10.3 Netzwerkmanage-ment/Kontraktmanagement

Damit das Familienzentrum in der angelegtenForm tragfähig wird, müssen die Grundlagen füreine konstruktive Zusammenarbeit im Stadtteilvereinbart werden. Durch Netzwerkarbeit findeteine auf die sozialräumlichen Strukturen abge-stimmte Zusammenarbeit statt. Mit Kontraktenwerden Arbeitsstrukturen schriftlich vereinbart undverbindlich für alle Beteiligten. Die Unterstützungvon außen wird gewährleistet, in dem weitere pro-fessionelle Anbieter wie beispielsweise Familienbil-dung, Fachberatung, Schuldnerberatung, Stadtteil-kulturarbeit, Kommunaler Sozialdienst, Jugend-und Familienberatung, Gesundheitsdienste, FLU-XUS, usw. eingebunden werden. Einige der Kooperationspartner haben bereitsInteresse an Einführungen und Fortbildungen zurBesonderheit der Arbeitsweise in Familienzentrennach EEC bekundet, um sich möglichst optimal indie Zusammenarbeit zu begeben. Durch das auf-nehmen von Impulsen aus dem Stadtteil undTrends bei den Akteuren im Quartier, kann dasFamilienzentrum zum Seismographen für Verände-rungen und Bedarfe im Stadtteil werden.

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10.4 Qualitätsentwicklungund -sicherung

Qualitätsentwicklung und -sicherung bildet einewesentliche Grundlage der Arbeit in den Familien-zentren. Sie knüpfen an die bereits bestehendenQualitätssicherungssystemen der Einrichtungen anund ergänzen sie im Rahmen der Entwicklung vonder Kindertageseinrichtung zum Familienzentrum.Zentral ist dabei die Frage nach dem verändertenBlick auf das einzelne Kind und seine Familie.

Neben dem Austausch im Forum werden mit Hilfevon jährlichen Sachberichten und damit einherge-hende Selbstevaluation die laufenden Entwick-lungsprozesse dokumentiert. Diese unterstützenmaßgeblich die Analyse sowohl der Stärken alsauch der Verbesserungsmöglichkeiten und Weiter-entwicklung der Angebote.

In dem trägerübergreifenden Diskurs über dieQualitätsentwicklung zeigte sich, dass unterschied-liche Einschätzungen in Bezug auf die Qualität ein-zelner Angebote bestehen. Dies macht es erforder-lich, gemeinsam Qualitätsstandards zu entwickeln,z. B. zur Partizipation von Kindern und Eltern, be-darfsgerechten Öffnungszeiten, u. a. m. zu formu-lieren. Darüber hinaus soll eine Verständigungüber die Bedeutung von Begrifflichkeiten herge-stellt werden, wie z. B. interkulturelle Kompetenz,Partizipation von Kindern und Eltern.

Wesentlich für eine gelingende Qualitätsentwick-lung sind eine größtmögliche Transparenz und dieBerücksichtigung der Interessenvielfalt. Von guterQualität kann dann gesprochen werden, wenngrößtmögliche Zufriedenheit bei allen Beteiligtenhergestellt ist.

Da sich die Bedürfnisse, Qualitätsvorstellungen,Interessen und Wünsche von Kindern, Eltern, Mit-arbeiterInnen und Trägern immer wieder verän-dern, ist Qualitätsmanagement eine ständige undwichtige Arbeitsgrundlage.

Um die Qualität eines breit gefächerten Angebotessowohl für die unterschiedlichen Elterngruppierun-gen als auch in der frühkindlichen Bildung und Ent-wicklung zu gewährleisten, werden in den Netz-werken der Familienzentren die Kompetenzen derBildungsakteure in den jeweiligen Stadtbezirkendurch gezielte Kooperationen dauerhaft eingebun-den. Hierzu zählen beispielsweise Büchereien, Kul-tureinrichtungen, Bildungsträger oder Sportver-eine. Darüber hinaus gilt es, auch überregionalePartner passgenau für Aktivitäten zu gewinnen undfortlaufend neue Entwicklungen und Erkenntnisseaus der Forschung aufzugreifen.

Damit die vielen Puzzleteile eines Familienzen-trums zu einem strahlenden Mosaik werden kön-nen, brauchen die Aktiven auch zukünftig dieUnterstützung aus Politik und Verwaltung. Dieseleisten einen Beitrag, die “Reibungsverluste“ vorOrt so gering wie möglich zu halten. Denn ohnedas persönliche Engagement und die hohe Motiva-tion der Akteure ist eine gelingende Umsetzungnicht möglich.

„Elternzeit, ja, da kann

man auch in Gruppen

viel mit den Kindern

spielen oder basteln.

Wenn ich dabei bin,

bekommt mein Sohn

ein Gefühl, meine Mut-

ter kommt extra mei-

netwegen, gibt mir

diese Zeit, extra eine

Stunde für mich. Zu

Hause ist es anders, er

spielt was er will und

ich bin in der Küche,

oder ich bin am Com-

puter und er ist allein.

Aber hier sitze ich

extra mit meinem

Sohn, mein Auge in sei-

nen Augen, ich rede

mit ihm, das ist sehr

gut für seine Entwick-

lung.“

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10.5 Evaluation und wissen-schaftliche Begleitung

Das erste Familienzentrum nach dieser Konzeptionwurde durch die Fachhochschule Hannover wissen-schaftlich begleitet. Einzelne Ergebnisse konntenbereits Berücksichtigung finden und haben zurWeiterentwicklung beigetragen. Hierzu zählen u. a.die Entwicklung eines Raumkonzeptes, Fortbil-dungsbedarfe und die Etablierung einer halbenKoordinationsstelle je Standort.

Die Erfahrungen münden in eine weitere wissen-schaftliche Begleitung der Fachhochschule Hanno-ver. Ein entsprechender Forschungsantrag wurdeim Frühjahr beim Niedersächsischen Institut fürfrühkindliche Bildung und Entwicklung (nifbe),gestellt.

Durch prozessorientierte Evaluation sollen dieBedarfe und Anforderungen an ein Familienzentrumim sozialräumlichen Bezug begleitet werden. Dazuwerden für die Bereiche der Prozess-, Ergebnis-und Personalqualität überprüfbare Kriterien ent-wickelt.

Die wissenschaftliche Begleitung soll u. a. folgendeAspekte beinhalten und Verläufe abbilden:

Beteiligung von Eltern, Kindern, Mitarbeiter-InnenAngebotsstruktur Bildungsauftrag der KindertageseinrichtungenEntwicklung von Angeboten für Eltern und FamilienPersonalentwicklungNetzwerkentwicklung

10.6 Fortbildungsprogramm

Im Verlauf der Entwicklung zeigte sich ein umfang-reicher Fortbildungsbedarf für die pädagogisch Tä-tigen in den Familienzentren. Die MitarbeiterInnenhaben sich mit großem Engagement den Heraus-forderungen im Veränderungsprozess gestellt. Umdie begonnene Entwicklung fortzuführen, ist ste-tige Unterstützung und Begleitung unerlässlich. Zunächst haben trägerübergreifend Fachberatun-gen an der einjährigen Weiterbildung „Early-Excel-lence-Berater/in“ des Vereins EEC für Kinder undihre Familien, in Kooperation mit dem Pestalozzi-Fröbel-Haus Berlin, teilgenommen. Parallel wurde ein verbindliches Fortbildungspro-gramm für die hannoverschen Familienzentren ent-wickelt und vereinbart. Basierend auf dem Ansatzder Early-Excellence-Centres wurden verschiedeneModule erarbeitet.

Ethischer Code und pädagogische Strategien für das gesamte pädagogische PersonalEinführung eines angepassten Beobachtungs-systems nach EEC im Rahmen von ein bis zwei Studientagen und Begleitung in Dienstbespre-chungen der jeweiligen FamilienzentrenUmgang mit Medien I + II – Dokumentation mit der Digitalkamera und Videofilm sowie Ein-führung in die Schnitttechnik für das gesamte pädagogische PersonalChangemanagement – Veränderungsprozesse gestalten für Leitung und KoordinationSupervision und Coaching Integrierte Familienarbeit

Die Fortbildungen werden u. a. mit ReferentInnendes EEC Vereins aus Berlin durchgeführt. Der ethi-sche Code und die pädagogischen Strategien wer-den von den Fachberatungen der hannoverschenTräger eingeführt.

Die Einführung eines für die Familienzentren ver-bindlichen, einheitlichen ressourcenorientiertenBeobachtungs- und Dokumentationssystems bildetein weiteres Fortbildungsmodul. Anknüpfend anbereits in einzelnen Einrichtungen bestehendeBeobachtungssysteme wurde – basierend auf denSystematiken nach EEC Berlin und den Bildungs-

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und Lerngeschichten nach Kerr – ein hannover-scher Bogen entwickelt. Dieser befindet sichbereits in der Erprobungsphase. Ziel ist es, zumeinen am Bestehenden anzuknüpfen und die Mitar-beiterInnen nicht zusätzlich zu belasten und zumanderen, im Rahmen der Gesamtkonzeption eineinheitliches Programm zu verfolgen. Dies dientsowohl der Stärkung der Dachmarke Familienzen-tren Hannover als auch der effektiven und effizien-ten Fortbildungsabwicklung und vor allem derBegleitung nach der Einführung durch die Fachbe-ratungen. Es haben bereits zwei Familienzentrenmit der Einführung begonnen. 2009 wird das Per-sonal für weitere neun Familienzentren durch dieFachberatungen fortgebildet. Da die zeitlichen Res-sourcen der Fachberatungen begrenzt sind, werdendie Fortbildungen eng mit der Begleitung bei derUmsetzung abgestimmt. Dieser Prozess wird vor-aussichtlich Ende 2010 abgeschlossen sein. Voraussetzung für die Einführung des Beobach-tungssystems ist, dass alle MitarbeiterInnen desFamilienzentrums in den pädagogischen Strategiengeschult sind und diese in der praktischen pädago-gischen Arbeit gelebt werden. Durch zusätzliche Teamsupervision und Coachingwird die Veränderungsdynamik in den Teams be-gleitet.Entsprechend dem Entwicklungsstand der einzel-nen Familienzentren wird der Schwerpunkt „Inte-grierte Familienarbeit“ mit ReferentInnen des EEC-Vereins 2010 angeboten. Im Bereich Umgang mit Medien wird 2009 ein ein-heitliches Schnittprogramm eingeführt, dessenHandhabung in Fortbildungen praktisch vermitteltwird. Ziel ist es, u. a. ein Video über die pädagogi-sche Arbeit und die Angebote jedes Familienzen-trum zu produzieren, das zur Präsentation einge-setzt werden kann. Die Fortbildungen finden sowohl in den jeweiligenTeams als auch trägerübergreifend statt. Bei den trägerübergreifenden Terminen soll derKontakt der MitarbeiterInnen unterschiedlicherFamilienzentren hergestellt und der Austausch zwi-

schen den Familienzentren weiter unterstützt wer-den. Außerdem sollen dadurch die unterschiedlichenFamilienzentren in einem Gesamtrahmen einglie-dert und die Identifikation aller MitarbeiterInnenmit dem Programm Familienzentrum Hannover ge-fördert werden.Erst dank der finanziellen und auch ideellen Förde-rung durch die Heinz und Heide Dürr Stiftungkonnte das umfangreiche Fortbildungsprogrammrealisiert werden. Die fundierte und intensive Un-terstützung der Familienzentren ermöglicht dieImplementierung der Grundgedanken des EEC unddie Neuausrichtung der pädagogischen Arbeit inden hannoverschen Familienzentren.

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„Der Kontakt zwischen Erziehern und Eltern ist viel besser geworden.

Früher brachten wir nur unsere Kinder: ‚Hallo, Guten Morgen und

Tschüss.’ Aber jetzt wirklich, wenn wir zusammen in einer Gruppe sind (...)

unterhält man sich mit den Eltern über seine Probleme. Das ist sehr gut.

Man nimmt viel, man gibt ab … Geben und Nehmen, das finde ich gut“

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Ausblick11.In Hannover ist es gelungen, sich den gesellschaft-lichen Herausforderungen für die Entwicklung ei-ner familienfreundlichen Stadt zu stellen. Es gibtderzeit 15 Familienzentren und weitere vier wer-den zum August 2009 aufgenommen:• Kindertagesstätte St.Vinzenz des Caritas-Ver-

bandes Hannover e.V. in Linden-Süd.• Ev.-luth. Kindertagesstätte Wagnerstraße in

Hannover-Mitte.• Kindertagesstätte Mendelknirpse der Kinderhilfe

Stephanstift in der Südstadt.• Städtische Kindertagesstätte Rotekreuzstraße im

Roderbruch.

Die Weiterentwicklung von Kindertageseinrichtun-gen in Familienzentren stellt ein geeignetes In-strument dar, ganzheitliche, familienorientierte An-gebote vor Ort zusammenzuführen, um Familienoptimal zu unterstützen.

Es zeigt sich, dass die vielfältigen Angebote in denFamilienzentren gut angenommen werden. Bei-spielsweise konnten durch die Präsenz von Famili-enberaterInnen beispielsweise konnten Vorbehaltevon Eltern reduziert werden, Beratung in Anspruchzu nehmen. Der Kommunale Sozialdienst führt denRückgang von Notinterventionen in Familien aufdie Arbeit eines Familienzentrums zurück. Umdiese Eindrücke zu verifizieren, ist eine wissen-schaftliche Begleitung vorgesehen. Ein entspre-chender Forschungsantrag ist im Januar gestelltworden.

Um die zukünftige Arbeit in den Familienzentren zusichern und die Qualität der bisherigen Arbeit wei-terzuentwickeln, ist die trägerübergreifende Zu-sammenarbeit im Forum Familienzentrum notwen-dig. Ziel sollte es sein, die bestehenden Familien-zentren personell zu verstärken, um dem steigen-den Bedarf gerecht werden zu können. Für dieArbeit in den Familienzentren ist die bisher einge-richtete zusätzliche halbe Stelle für die Koordina-tion in den einzelnen Familienzentren unerlässlich.Es zeigt sich bereits ein Bedarf, diese Stellen auf-zustocken.

In unterschiedlichen Gremien wurde das Pro-gramm vorgestellt und von verschiedenen Koope-rationspartnern, wie z. B. Familienbildungsstättenund Beratungseinrichtungen, der Wunschgeäußert, auch eine Einführung in die Early-Excel-lence-Arbeit zu erhalten.

Das umfangreiche Programm „FamilienzentrenHannover“ genießt bereits hohes Ansehen, weitüber Niedersachsen hinaus. Dies zeigt sich in vie-len Anfragen und Einladungen, die Konzeption undErfahrungen vorzustellen.

Mit dem Programm Familienzentren konnte inHannover ein wichtiger Baustein gelegt werden,Familien in ihrer bedeutenden Aufgabe besser zuunterstützen. Im Sinne erfolgreicher und effizien-ter Präventivarbeit gilt es, diese Arbeit trotz knap-per öffentlicher Mittel kontinuierlich fortzusetzen.

Der Blick über die Grenzen Hannovers hinaus solldie Weiterentwicklung der hannoverschen Famili-enzentren unterstützen. Daher ist die weitereZusammenarbeit mit dem Verein „Early Excellence– Kinder und ihre Familien“ in Berlin sowie einebundesweite Vernetzung ein wichtiger Bestandteilder Arbeit.

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Dokumentation

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