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Stromproduzent aus Leidenschaft: Alois Rohrer und sein Wasserkraftwerk Seite 6 Ökostrom: Umweltschutz und Produktion im Dialog Seite 10 Aus Wasser wird Energie: So gehts Seite 14 naturstrom magazin Mai 2010 Das Magazin für Kundinnen und Kunden von EKZ Naturstrom

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Stromproduzent aus Leidenschaft: Alois Rohrer und sein Wasserkraftwerk Seite 6

Ökostrom: Umweltschutz und

Produktion im Dialog Seite 10 Aus Wasser wird Energie: So gehts Seite 14

naturstrom magazin

Mai 2010Das Magazin für Kundinnen und Kunden von EKZ Naturstrom

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2 EKZ Naturstrom-Magazin Mai 2010

Sie haben es in der Hand. Ihr Kauf-

verhalten bestimmt, ob fair Ge-

handeltes oder nachhaltig Produ-

ziertes aus der Region in die Regale

kommt. Der Kundeneinfluss auf

alle Waren ist enorm, auch beim

Strom. Mit dem Bezug von EKZ

Naturstrom sitzen Sie mit am Ruder

der Energieproduktion und steuern

in eine nachhaltige Richtung. Nachhaltig zum Beispiel

durch zertifizierte Wasserkraft.

Auf den folgenden Seiten lesen Sie mehr über die

Rolle der Wasserkraft für die Erreichung der Klima-

ziele. Von globalen Fragestellungen zu lokalen

Lösungsansätzen: Hierzulande gab es Anfang des

20. Jahrhunderts rund 7000 Kleinwasserkraftwerke,

davon sind heute noch etwa 10 Prozent in Betrieb.

Eines davon ist die mit einer ganzen Menge Herz-

blut betriebene Anlage Pilgersteg.

Viele Anlagen sind ungenutzt. Der Dialog von

Umweltschutz und Produktion ab Seite 10 macht

deutlich, welche Herausforderungen hinter

einer Neunutzung stecken. Herausforderungen,

denen unsere Produzenten begegnen, denn

die Nachfrage nach EKZ Naturstrom steigt. Dank

Ihrer Entscheidung!

Jens BrüggemannRedaktor EKZ Naturstrom-Magazin

Liebe Leserin, lieber Leser

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3EKZ Naturstrom-Magazin Mai 2010

Inhalt

So funktionierts Wie ein Speicherkraftwerk Wasser in Energie verwandelt

Mitmachen lohnt sich!Ihre Meinung interessiert uns: Fragen beantworten und eine Video-kamera gewinnen

Andrea Burkhardt Die Leiterin der Abteilung Klima beim BAFU über umwelt-verträgliche Wasserkraftnutzung

Strom für die Nachbarn Im Kleinwasserkraftwerk Pilgersteg entsteht in zwei Turbinen Strom aus erneuerbarer Energie

06

Ökologische Wasserkraft Michael Casanova von Pro Natura und Adrian Bretscher von Elaqua AG diskutieren über nachhaltige Kleinwasserkraft

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4 EKZ Naturstrom-Magazin Mai 2010

«Einige klimapolitische Massnahmen ha-ben zur Folge, dass fossile Energieträger durch Strom ersetzt werden; zum Bei-spiel durch Wärmepumpen oder Elektro-mobile. Dies wirft die Frage auf: Wie kommen wir zu mehr Strom? Die Optio-nen neuer Kraftwerke sind bekannt, ein vermehrter Zukauf von fossil erzeugtem Strom aus dem Ausland ist möglich. Aber geht es auch ohne Klimabelastung?

Mit ihrem sehr hohen Anteil an Strom aus Wasserkraft setzt die Schweiz be-reits auf eine der richtigen Karten. Aus Sicht des Klimaschutzes steht fest: Er-neuerbare Wasserkraft ist eine wichtige CO2-freie Energiequelle. Das ökologisch vertretbare Potenzial von neuen Anlagen mit einer Leistung von mehr als 10 MW und von dezentralen Kleinwasserkraft-werken wird auf je über 1000 Gigawatt-stunden geschätzt – eine allerdings umstrittene Energiequelle.

Konflikt mit dem UmweltschutzEin Ausbau der Wasserkraft steht im Konflikt mit anderen Umweltanliegen wie Gewässerschutz, Natur- und Land-schaftsschutz, dem Schutz einheimi-scher Fische. Nur 10 Prozent unserer nutzbaren Fliessgewässer sind noch un-genutzt. Eine Ausdehnung der Wasser-kraft stösst daher an Grenzen, und die postulierte Umweltverträglichkeit ist um-so wichtiger. Die Kantone, welche die

Weitsichtiger Ausbau der WasserkraftAndrea Burkhardt leitet die Abteilung Klima beim Bundesamt für Umwelt (BAFU). Bei der Nutzung der Wasser-kraft sieht sie Konflikte mit anderen Umweltanliegen.

Hoheit über die Gewässer besitzen, sind somit gefordert, den Ausbau der Was-serkraft mit einer transparenten Schutz- und Nutzungsstrategie zu lenken: Neue Wasserkraftwerke sollen primär dort rea-lisiert werden, wo ein hohes Potenzial einem geringen ökologischen und land-schaftlichen Wert gegenübersteht. Wichtiger als der Bau von neuen ist der technische Ausbau von bestehenden Anlagen. Viele sind nicht optimal ausge-rüstet. Hier machen Investitionen am ehesten Sinn, betrachtet man das Span-nungsfeld zwischen Stromversorgung und Naturschutz.

Die Wasserkraft ist selbst von der Klimaänderung betroffen, wie sich im Hitzesommer 2003 zeigte. Ändern sich die Niederschläge und die Abflussre-gime, wirkt sich das auf den Pegelstand der Stauseen und Fliessgewässer aus. Die Produktion der Wasserkraft könnte langfristig bis zu 7 Prozent zurückgehen. Ein weitsichtiger, umweltverträglicher Ausbau der Wasserkraft muss auch die-se Aspekte berücksichtigen.»

Wichtiger als der Bau von neuen ist der technische Ausbau von bestehenden Anlagen.

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5EKZ Naturstrom-Magazin Mai 2010

Andrea Burkhardt setzt auf nach­haltige Wasserkraft.

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6 EKZ Naturstrom-Magazin Mai 2010

200 Schritte auf der Wendeltreppe füh-ren Alois Rohrer tief in die enge Schlucht der Jona hinunter. Gleich neben dem natürlichen Wasserfall, unter weit vorra-genden Felsen, liegt das Herz seines Kleinwasserkraftwerks: das Turbinen-häuschen. «Die Treppe gehe ich mehr-mals wöchentlich rauf und runter – das hält mich fit. Und im Winter wärmt es», lacht Rohrer. Denn obwohl der Betrieb des Wasserkraftwerks heute mehrheit-

Klein, aber H2ORüti hat seinen eigenen Energiespender: Mit viel Herzblut betreibt Alois Rohrer sein Kleinwasser-kraftwerk am Pilgersteg.

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7EKZ Naturstrom-Magazin Mai 2010

lich automatisiert ist, gibt es immer vor Ort zu tun. «Das Projekt ist ein Fass ohne Boden, seit 15 Jahren. Das ist eben mein Hobby», erzählt er.

Mit seinem «Hobby» versorgt Rohrer gut 400 Haus halte mit Strom aus erneuer barer Energie, jährlich produziert er etwa 1,3 Millionen Kilowattstunden. Die Staumauer ist zwar die höchste im Kanton Zürich. Das Tobel war aber für Fische noch nie durchgängig. «Der Stau-

see ist darum keine Belas tung, sondern im Gegenteil eine Bereicherung – für die Natur und auch die Menschen, die hier leben», erklärt Rohrer.

Hauptsache HerzenssacheZwischen 1918 und 1920 wurde das Wasserkraftwerk Pilgersteg von einer Stifte- und Schuhnagelfabrik gebaut. Heute steht die ganze Anlage als Zeuge der Industrialisierung unter Denkmal-schutz. «Man findet selten so interes-sante Anlagen», sagt Rohrer. Da das Werk durchgängig in Betrieb war, ist vieles aus der Entstehungszeit erhalten, sogar eine der Turbinen stammt noch aus dem Jahr 1920.

Anfang des 20. Jahrhunderts gab es in der Schweiz gegen 7000 lokale Klein-wasserkraftwerke. Mit dem Bau leis-tungsfähiger grosser Anlagen wurden dann aber viele kleine Werke aus Kos-

Das Wasserkraft­werk Pilgersteg liegt in der Jona­Schlucht.

Eine Turbine stammt noch aus der Anfangs­zeit: 1920.

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8 EKZ Naturstrom-Magazin Mai 2010

1910 1920 1930 1940 1950 1960 1970 1980 1990 2000

60%

40%

20%

0%

2001 bis 10 000 kW1001 bis 2000 kW301 bis 1000 kWbis 300 kW

Der Leistungsbeitrag der Kleinwasserkraftwerke nahm im Laufe des 20. Jahrhunderts massiv ab. In den letzten Jahren hat die Bedeutung der Kleinwasserkraft wieder leicht zugenommen.

tengründen stillgelegt. Genaue Erhe-bungen gibt es aktuell nicht, Experten schätzen, dass heute noch etwa 10 Prozent der Anlagen Strom produzie-ren. Interessant wurde der Betrieb so kleiner Werke erst in den 90er-Jahren wieder, als die gesetzlichen Rahmen-bedingungen geändert wurden. Gleich-zeitig nahm die Nachfrage nach Strom aus erneuerbaren Energiequellen zu.

Darum hat Alois Rohrer sein Werk auch zertifizieren lassen. Schon seit sieben Jahren hat er das TÜV-Label. «Und momentan nehmen wir die nature-made-Zertifizierung in Angriff», erklärt er.

Das sei wichtig, um am Markt zu be-stehen. «Und es schafft neue Möglich-keiten, den ökologischen Mehrwert der Energie an Partner wie die EKZ zu verkaufen.» Reich werde man mit der Strompro duktion nicht. «Aber dafür macht es mir riesige Freude!»

Das Speicher­kraftwerk nutzt Energie aus der gestauten Jona.

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9EKZ Naturstrom-Magazin Mai 2010

KleinwasserkraftZu den Kleinwasserkraft wer- ken werden Werke mit einer Leistung von weniger als 10 Megawatt gerechnet, als Kleinstwasserkraftwerke gelten Werke mit bis zu 300 Kilowatt Leistung. Gemeinsam machen die Kleinwasserkraftwerke etwa 10 Prozent der ganzen Schweizer Wasserkraft und 5 Prozent des gesamten Schweizer Strommix aus.

Stromproduzent aus Leidenschaft: Alois Rohrer.

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10 EKZ Naturstrom-Magazin Mai 2010

sollen bestmöglich geschützt werden. Falls eine neue Anlage errichtet wird, soll das nur an Gewässern geschehen, die bereits durch bestehende Eingriffe in ihrer Funktion beeinträchtigt sind. Herr Bretscher, was bedeuten diese Ansprüche für die Produktion?

Adrian Bretscher: Der Bund gibt uns den Auftrag, Energie aus erneuerbaren Quellen zu fördern. Unser Ziel ist es, mit einer Anlage das Optimum an Leistung zu produzieren und dabei die ökologi-schen Aspekte gebührend zu berück-sichtigen. Wir müssen die Balance

«Wir sitzen in einem Boot» Für Michael Casanova, Projektleiter Gewässerschutz- und Energiepolitik bei Pro Natura, und Adrian Bretscher, Geschäftsführer der Firma Elaqua AG, Betreiberin von Kleinwasserkraftwerken, ist klar: Wasserkraft muss effizient und ökologisch genutzt werden.

Herr Casanova, wann ist die Nutzung der Wasserkraft ein Problem für Pro Natura?

Michael Casanova: Wir unterstützen als Naturschutzorganisation die Nutzung erneuerbarer Energien – einfach mit gewissen Auflagen. Man kann die Nutzung von Wasserkraft umweltfreund-lich gestalten. Man kann es aber auch falsch angehen und viel zerstören. Damit Letzteres nicht passiert, schaut Pro Natura neue Projekte jeweils sehr genau an. Heute werden bereits über 90 Prozent der Bäche und Flüsse für die Energiegewinnung genutzt. Ein Ausbau mit neuen Anlagen ist mit sehr grossen ökologischen Kosten verbunden.Trifft das auch auf die Kleinwasserkraft-werke zu?

Casanova: Gerade bei Kleinwasser-kraftwerken mit geringer Leistung haben wir oft einen verhältnismässig grossen Eingriff in das Gewässer. Pro Natura fordert, dass der Ausbau von ökologisch unbedenklichen Infrastrukturkraftwerken wie Trinkwasserkraftwerken sowie die technische Optimierung und der mass-volle Ausbau bestehender Werke dem Neubau vorgezogen werden. Die verblei-benden unverbauten Fliessgewässer

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11EKZ Naturstrom-Magazin Mai 2010

finden, den verschiedenen Interessen-gruppen gerecht zu werden und doch rentabel zu bleiben. Ich bin allerdings der Meinung, dass man ein Optimum in der Produktion erreichen kann, ohne Rück-schritte in der Ökologie zu machen.

Stimmt das aus Sicht der Umwelt-verbände?

Casanova: Es gibt gesetzliche Grundlagen, die erfüllt sein müssen. Sogar der Bundesrat hat aber festgehal-ten, dass die Bestimmungen nur den minimalen Anforderungen entsprechen, die das Überleben des Gewässers gerade noch gewährleisten. Wenn man einen Standort ökologisch aufwerten will, führt das dazu, dass der Betreiber Kompromisse eingehen und beispiels-weise über das gesetzliche Minimum hinaus Restwasser abgeben muss.

Michael Casanova (links) und Adrian Bretscher im Gespräch.

Technische Innovationen verbessern Effizienz und Umweltbilanz. Adrian Bretscher, Elaqua AG

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12 EKZ Naturstrom-Magazin Mai 2010

Daher ist unsere Forderung an neue Anlagen, dass sie nach den Kriterien der «naturemade star»-Zertifizierung geplant werden. Das bedingt, dass sich der Betreiber intensiv mit dem Gewässer und seinen ökologischen Funktionen auseinandersetzt, nicht nur mit der Produktionsmaximierung. Wie sieht die Zusammenarbeit zwischen Betreibern und Umweltverbänden aus?

Bretscher: Die Zusammenarbeit mit den Umweltverbänden erfolgt erfreuli-cherweise auf partnerschaftlicher Basis. Das erfordert allerdings Kommunikati-onsbereitschaft von beiden Seiten. Bei neuen Projekten setzen wir uns bereits vorgängig mit den Interessengruppen

zusammen, um sie möglichst früh am Projekt zu beteiligen.

Casanova: Wir erleben die Zusam-menarbeit, wenn sie gesucht wird, in der Regel sehr positiv. In manchen Projekten werden die Umweltverbände sehr früh einbezogen, das macht es für beide Seiten einfacher. Die Umweltorga-nisationen können frühzeitig reagieren, und der Betreiber kann das Projekt gegebenenfalls so ausarbeiten, dass es gar nicht erst zu Komplikationen kommt. Gibt es viele Kleinwasserkraftwerke, die wirklich schädlich sind für die Umwelt?

Casanova: Zahlreiche Anlagen haben negative Auswirkungen. Insbesondere jene, die gebaut und konzessioniert wurden, bevor die Gesetze zum Gewäs-serschutz in Kraft getreten sind. Die gesetzliche Sanierungspflicht schreibt vor, die Anlagen bis 2012 an das Gewäs-serschutzgesetz anzugleichen. Leider werden die Sanierungen aber nur zögerlich in Angriff genommen. Einer der Gründe sind Interessenkonflikte. Oft verfügen die gleichen Interessengruppen

Die Geschichte des Kleinwasser­kraftwerks Win­disch geht ins 19. Jahrhundert zurück.

Leider werden Sanierungen nur zögerlich in Angriff genommen.

Michael Casanova, Pro Natura

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13EKZ Naturstrom-Magazin Mai 2010

über die Wasserhoheit, die auch in die Kraftwerksprojekte involviert sind.

Bretscher: Bei bestehenden Klein-wasserkraftwerken kann durch techni-sche Innovationen bei einer Sanierung gleichzeitig die Effizienz gesteigert und eine bessere Umweltbilanz erreicht werden. Damit profitieren beide Seiten von einer Sanierung. Das Kleinwasserkraftwerk Windisch wurde «naturemade star»-zertifiziert. Lohnt sich das?

Bretscher: Die Wirtschaftlichkeit ist ein wichtiger Aspekt. Ob sich eine Zertifizierung auszahlt, hängt stark von den Auflagen ab, die es bei der Umset-zung zu berücksichtigen gilt. In Windisch hielten sie sich glücklicherweise in Grenzen. Ein positiver Zusatzeffekt ist, dass der Dialog in der Projektgruppe, die für den Zertifizierungsprozess ins Leben gerufen wird, fortgesetzt wird.

Casanova: Aus unserer Sicht lohnt sich eine Zertifizierung nach «nature-made star» auf jeden Fall. Für die Gewässerökologie ist es ein Gewinn.

Aber auch für die Wasserkraft, denn ihr gutes Image in der Bevölkerung wird gestützt. Produzenten, die zertifizierten Ökostrom herstellen, können sich auf dem Markt von der Konkurrenz abheben und sich entsprechend positionieren.

Bretscher: Mit der Ökologisierung der Kleinwasserkraft sensibilisiert man die Bevölkerung auch für erneuer-bare Energien. Strom als Produkt erhält ein «Gesicht», das für hohe Qualität steht.

Casanova: Vor allem sensibilisiert die Zertifizierung für den wichtigen Unterschied zwischen erneuerbarer und ökologischer Energie.

Bretscher: Mit «naturemade star» haben wir die Möglichkeit, es allen Interessengruppen recht zu machen. Wir Produzenten sitzen mit den Umweltorganisationen heute in einem Boot, das war früher weniger der Fall. Vorher hatten wir die ökologischen Forderungen auf der einen Seite, die Rentabilität auf der anderen – jetzt bringen wir beides zusammen.

Eine der drei Turbinen stammt noch vom Beginn des 20. Jahr­hunderts.

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14 EKZ Naturstrom-Magazin Mai 2010

Stausee

Überlauf

Druckschacht

Wasserschloss

Zentrale mit Turbinen und Generatoren

Druckstollen

Wasserentnahme

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15EKZ Naturstrom-Magazin Mai 2010

Wie funktioniert ein Speicherkraftwerk? So wird aus Wasser Energie für Zeiten mit hohem Verbrauch.

Ein Speicherkraftwerk nutzt ein grosses Gefälle und eine relativ kleine Wasser-menge zur Erzeugung von Energie. Speicherkraftwerke funktionieren mit Wasser aus einem hochgelegenen See, der natürlich sein kann oder durch Auf-stauen mit einer Staumauer oder einem Staudamm aus Gestein und Erde ent-steht. Über eine Wasserentnahme am Grund des Sees gelangt das Wasser in einen Druck stollen und schliesslich über einen Druckschacht bis in die tiefer gele-gene Maschinenzentrale. Ein Wasser-schloss vermindert Druckstösse beim Ein- und Ausschalten des Werkes.

In der Zentrale sind meist mehrere Maschinengruppen aus Turbine und Generator installiert. Die Turbine wandelt die Strömungsenergie des Wassers in Rotationsenergie um und treibt den Generator an, der die elektrische Energie produziert. Ab der Transformatoren- und Schaltstation wird der Strom zu den Verbrauchern transportiert.

Grössere Anlagen werden in der Re-gel als Saisonspeicher genutzt: In war-men Jahreszeiten sammeln die Speicher-seen Wasser, in der kalten Jahreszeit wird mit diesem Strom erzeugt, um Spitzen im Verbrauch zu decken.

Transformatoren- und Schaltstation

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16 EKZ Naturstrom-Magazin Mai 2010

Entwicklung der Produktionvon EKZ Naturstrom

EKZ Naturstrom solarEKZ Naturstrom azur (seit Januar 2010 EKZ Naturstrom star) EKZ Naturstrom blue (seit Januar 2010 EKZ Naturstrom basic)

Geschäftsjahr2005/2006

641

6551

13 133

889

8100

15 664

915

8500

19 000

1002

8734

20 331

30000

25000

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15000

10000

5000

0MW

h (

Meg

awat

tstu

nd

en)

Geschäftsjahr2006/2007 +19%

Geschäftsjahr2007/2008 +16%

Geschäftsjahr2008/2009 +6%

Immer mehr EKZ Naturstrom im NetzDie Nachfrage nach umweltgerecht erzeugtem Strom aus Sonne, Wasserkraft und Biomasse steigt weiter. Die Produktion und der Absatz aller drei EKZ Naturstrom-Produkte legten zu.

Die Bilanz der EKZ Naturstrom-Produkte im letzten Geschäftsjahr kann sich sehen lassen. Alle drei, Naturstrom blue, azur und solar, verzeichneten eine Steigerung der Produktions- und Absatz-menge. Bei EKZ Naturstrom blue war die Zunahme mit über 1300 Mega- watt stunden (MWh) am grössten. Ins- gesamt wurden in das EKZ Netz über

30000 MWh Naturstrom ein gespeist. Das entspricht dem Strom verbrauch von fast 7000 Haushalten.

Neue Produzenten aus der RegionAuf Anfang 2010 wurde das bestehende Naturstrom-Sortiment aufgewertet. Die neue «naturemade»-Zertifizierung für alle Produkte stellt entsprechende

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17EKZ Naturstrom-Magazin Mai 2010

An forderungen an die Produktion. Darum wurden bereits im vergangenen Geschäftsjahr neue Produzenten in das Anlagenportfolio des EKZ Naturstroms aufgenommen. Unter ihnen Martin Wipf, Landwirt aus Marthalen, der mit seiner Biogasanlage jährlich rund 550 MWh «naturemade star»-zertifizier-ten Naturstrom produziert. Einen ausführlichen Bericht gab es im Natur-strom-Magazin von Oktober 2009. Beim Kleinwasserkraftwerk Pilgersteg in Rüti läuft im Moment die Zertifi-zierung – mehr dazu ab Seite 6 dieser Ausgabe.

Gute Aussichten für SonnenscheinAuch im Solarbereich hat sich einiges getan. Durch die weiter steigende Nachfrage konnte auch die EKZ Solar-strombörse um 14 neue Produzenten wachsen. Mit der steigenden Zahl an Produzenten, günstigeren Herstellungs-kosten und effizienteren Anlagen fallen die Kosten für die Produktion von Solarstrom weiter. Aus diesem Grund wurde der Preis für EKZ Naturstrom solar Anfang 2010 erneut gesenkt, auf 70 Rappen pro Kilowattstunde.

In der Biogas­anlage von Martin Wipf entsteht Natur­strom.

Neue SolarstromproduzentenUm die steigende Nachfrage für Solarstrom zu decken, nehmen die EKZ auch dieses Jahr neue Sonnenkraftwerke in die EKZ Solarstrombörse auf. Ab sofort können sich interessierte Pro-duzenten für die Ausschreibung anmelden unter: [email protected]

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18 EKZ Naturstrom-Magazin Mai 2010

EKZ Naturstrom ist Teil der EKZ Umwelt-Initiative. Mit dieser schaffen die EKZ Voraussetzungen für all jene, die aktiv zur Energieeffizienz und zum Umweltschutz beitragen wollen.

Impressum

Herausgeber: Elektrizitätswerke des Kantons ZürichDreikönigstrasse 188002 ZürichTel. 0800 444 999www.ekz.ch/naturstrom-magazin

Verantwortlich:Jens Brüggemann,Georg Meier [email protected]

Infel AGMilitärstrasse 36, 8021 ZürichBernadette Schenker, Daniela Hefti

Fotos: Tomas Wüthrich, Stefan Walter, EKZ, Andreas Eggenberger, Claudio Köppel/Infel, www.amazon.de, Catcorner, Cisco Flip Video

5. bis 7. Preis: Strom auch auf der einsamen Insel Mit diesem Solar- Ladegerät können Sie Handys, Konsolen, Digitalkameras und MP3-Player mit Sonnenenergie laden.

Sommer, Sonne, FerienfilmEinfach die Fragen auf nebenstehendem Talon beantworten und einen von drei attraktiven Preisen gewinnen!

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19EKZ Naturstrom-Magazin Mai 2010

1. Preis:Ferienfilm mit der Flipcam Das Gadget für den Urlaub: handlich, kinderleicht zu bedienen, Filme in Topqualität.

Kraftwerk live?Mit der Flipcam haben wir für Sie Alois Rohrer und sei- nem Kleinwasserkraftwerk Pilgersteg (Seite 6 in diesem Magazin) einen Besuch abgestattet. Das Resultat finden Sie unter:www.ekz.ch/naturstrom-magazin

2. bis 4. Preis: Wasserkraft einmal andersSpüren Sie die Kraft des Wassers, während Sie auf der Bade insel über See oder Meer treiben.

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Wie lesen Sie das Naturstrom-Magazin? Jede Ausgabe mehr oder weniger ganz Ausgewählte Beiträge Selten Nie

Wie viele Personen in Ihrem Haushalt lesen das Naturstrom-Magazin? Anzahl:

Bewahren Sie Artikel oder Ausgaben auf? Immer Selten Nie

Dass es das Naturstrom-Magazin gibt, finde ich ... sehr wichtig wichtig nicht unbedingt wichtig unnötig

Am meisten interessieren mich ... Produzentenporträts Neuigkeiten der EKZ Rätsel Prominente und Ökologie Interviews technische Erklärungen

Ich würde gerne weitere Artikel lesen über ...

Energieeffizienz im Alltag Forschung Stromprodukte Region Stromherkunft und -produzenten Kultur

Wie passen folgende Eigenschaften zum Naturstrom-Magazin? Kompetent Informativ Sympathisch

Wenn Sie etwas am Naturstrom-Magazin ändern könnten, was wäre das?

Ihre Meinung interessiert uns! Was gefällt Ihnen am Naturstrom-Magazin? Was können wir noch besser machen? Jetzt mitmachen und gewinnen.

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Elektrizitätsw

erke des Kantons Zürich

Naturstrom

-Magazin

Dreikönigstrasse 18

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Page 22: Das Magazin für Kundinnen und Kunden von EKZ Naturstrom ... · 8 EKZ Naturstrom-Magazin Mai 2010 1910 1920 1930 1940 1950 1960 1970 1980 1990 2000 60% 40% 20% 0% 2001 bis 10000 kW

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