Upload
others
View
0
Download
0
Embed Size (px)
Citation preview
Herbert Mauel
Geschäftsführer Bundesverband privater
Anbieter sozialer Dienste e.V.
Das neue Prüfverfahren in der
stationären Pflege
2 Herbert Mauel Das neue Prüfverfahren stationär
Rückblick
• Die Frage nach der „richtigen“ Qualitätsbeurteilung von Pflege-
einrichtungen wird seit Einführung der Pflegeversicherung diskutiert.
• 2008: Mit dem PfWG hat der Gesetzgeber verschiedene Maßnahmen
geschaffen, z.B. die Veröffentlichung von Ergebnissen externer
Qualitätsprüfungen (sog. Pflegetransparenz-Vereinbarungen)
• Projektauftrag BMG/BMFSFJ „Entwicklung und Erprobung von
Instrumenten zur Beurteilung von Ergebnisqualität in der stationären
Altenhilfe“
• 2012: Verankerung eines indikatorengestützten Verfahrens, daraufhin
Vereinbarung der Anlage 2 zu den Maßstäben und Grundsätzen in der
stationären Pflege (MuG) nach § 113 SGB XI
3 Herbert Mauel Das neue Prüfverfahren stationär
Perspektivenwechsel 2014
• Seit 2014 wird nicht mehr vorrangig die Pflegedokumentation geprüft,
sondern Mitarbeiter der Pflegeheime müssen gegenüber den Prüfern des
MDK die tatsächliche Versorgung jedes einzelnen in die Prüfung
einbezogenen Pflegebedürftigen darlegen und verteidigen.
• Damit ist bereits ein erster Perspektivenwechsel erfolgt von der Prüfung
der Dokumentation hin zur pflegefachlichen Begründung durch die
Pflegekräfte, ergänzt durch die Inaugenscheinnahme der Menschen
• Dieser Perspektivenwechsel wurde allerdings weder von der Politik noch
von der Öffentlichkeit angemessen zur Kenntnis genommen.
• 2015: Das Projekt „Modellhafte Pilotierung von Indikatoren in der
stationären Pflege“ (MoPIP) wird ausgeschrieben.
Das PSG II schreibt die Einführung eines indikatorengestützten Verfahrens
zur Beurteilung von Ergebnisqualität verbindlich fest, gleichzeitig wird die
Neugestaltung der Qualitätsdarstellung gesetzlich festgelegt.
4 Herbert Mauel Das neue Prüfverfahren stationär
Weiterentwicklung des Systems
• Mit dem PSG II wurde der Qualitätsausschuss Pflege geschaffen, der die
Weiterentwicklung der Qualität in der Pflege begleiten soll.
• Im Herbst 2016 wurde der Auftrag zur „Entwicklung der Instrumente und
Verfahren für Qualitätsprüfungen nach §§ 114 ff. SGB XI und die
Qualitätsdarstellung nach § 115 Abs. 1a SGB XI in der stationären
Pflege“ ausgeschrieben.
• Dieser Auftrag umfasst die Erstellung von Empfehlungen für die Revision
der externen Qualitätsprüfungen sowie die Neukonzipierung einer
öffentlichen Qualitätsberichterstattung. Damit verbunden ist die
Abschaffung der Transparenzberichte.
• 2017 wurde der Auftrag an das Institut für Pflegewissenschaft an der
Universität Bielefeld (IPW) und das aqua-Institut für angewandte
Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen (aqua-Institut)
erteilt.
• Der Abschlussbericht wurde im September 2018 vorgelegt.
5 Herbert Mauel Das neue Prüfverfahren stationär
Kritik am aktuellen Verfahren
• Ein gängiges Vorurteil am aktuellen Pflege-TÜV lautet mangelnde
Transparenz. Ein Beitrag zum Verbraucherschutz würde nicht geleistet.
• Auf wissenschaftlicher Seite sind die Transparenzkriterien und die
Bewertungssystematik umstritten.
• Fehlende Prüfung von Ergebnis- und Lebensqualität
• Gerne und oft wird der undifferenzierte Vorwurf gemacht, im bestehenden
Notensystem könne eine schlechte pflegerische Versorgung mit einem gut
leserlichen Speiseplan ausgeglichen werden.
• Damit wird öffentlich die eigene Unkenntnis über die tatsächliche
Systematik der Bewertung dargestellt und das heutige Bewertungssystem
gezielt diskreditiert.
• Solche politischen Darstellungen haben und hatten keinerlei Bezug zur
tatsächlichen Situation in den Pflegeeinrichtungen und sind Gift für die
Motivation u. Wertschätzung der tatsächlich pflegenden Menschen.
6 Herbert Mauel Das neue Prüfverfahren stationär
Externe
Qualitätsprüfungen
durch den MDK
Einrichtungs-
informationen
Qualitätsdarstellungen
Elemente des neuen
Qualitätssystems
Erfassung von
Indikatoren durch
die Einrichtungen
7 Herbert Mauel Das neue Prüfverfahren stationär
Indikatoren für Ergebnisqualität
8 Herbert Mauel Das neue Prüfverfahren stationär
Indikatoren /
Versorgungsergebnisse:
Was bewirken Pflege und andere Hilfen beim Bewohner?
- Gesundheit und Pflegebedürftigkeit, Lebenssituation
- Handeln/Aktivitäten des Bewohners
- Bewertung der Versorgung durch den Bewohner
9 Herbert Mauel Das neue Prüfverfahren stationär
Versorgungsergebnisse: Verlaufsbetrachtung
Versorgung/Unterstützung durch die Einrichtung
Zeitpunkt 1 Zeitpunkt 2 Veränderung
10 Herbert Mauel Das neue Prüfverfahren stationär
Qualitätsindikatoren zur Abbildung
von Ergebnisqualität
Der ursprüngliche, im Auftrag des BMG und des BMFSFJ entwickelte
Indikatorensatz wurde über die Jahre modifiziert. Folgende Indikatoren zur
Erfassung von Ergebnisqualität werden künftig erhoben:
1. Erhaltene Mobilität
2. Erhaltene Selbstständigkeit bei Alltagsverrichtungen
3. Erhaltene Selbstständigkeit bei der Gestaltung des Lebensalltags
4. Dekubitusentstehung
5. Schwerwiegende Sturzfolgen
6. Unbeabsichtigter Gewichtsverlust
7. Durchführung eines Integrationsgesprächs
8. Anwendung von Gurten
9. Anwendung von Bettseitenteilen
10.Aktualität der Schmerzeinschätzung
11 Herbert Mauel Das neue Prüfverfahren stationär
Qualitätsindikatoren und DAS
• Die Einrichtungen führen künftig im Abstand von sechs Monaten eine
EDV-gestützte Ergebniserfassung für die Bewohner durch.
• Die Ergebniserfassung beinhaltet z.B. die Zusammenstellung von
Informationen, die Bestandteil der routinemäßigen Pflege- oder anderer
Dokumentationen sind (z.B. Sturzprotokolle, Angaben zu Gewichtsverlauf).
Sie umfasst auch die Beurteilung ausgewählter Fähigkeiten oder
Merkmale der Pflegebedürftigkeit (z.B. Beurteilung der Mobilität oder der
kognitiven Fähigkeiten).
• Diese Daten werden verschlüsselt an die sog. Datenauswertungsstelle
(DAS) gesendet.
• Es ist vorgesehen, dass sie am 1.9.2019 betriebsbereit ist. Ab dann
können sich die Einrichtungen registrieren.
• Die DAS nimmt eine statistische Plausibilitätsprüfung vor und errechnet
aus den Daten einrichtungsbezogene Qualitätsindikatoren.
12 Herbert Mauel Das neue Prüfverfahren stationär
Qualitätsindikatoren
• Ein Indikator stellt eine Verhältniszahl dar, z.B. die Anzahl der Personen in
einer Pflegeeinrichtung mit schwerwiegenden Folgen nach einem Sturz im
Verhältnis zur Gesamtzahl der Bewohner in einem definierten Zeitraum.
• Für jeden Indikator ergibt sich anhand von Durchschnittswerten aller
Einrichtungen zu diesem Indikator eine Bewertung für diesen
Qualitätsbereich.
• Die Einrichtungen können diese Ergebnisse für ihr internes
Qualitätsmanagement verwenden.
13 Herbert Mauel Das neue Prüfverfahren stationär
Durchführung der Ergebniserfassung
(Verbindliche Regeln zur Durchführung finden sich in den MuGs)
• Erfassung aller Bewohner, die zum Zeitpunkt der Ergebniserfassung
von der Einrichtung versorgt werden
• Überprüfung der Ausschlusskriterien:
• Einzug vor weniger als 14 Tagen vor dem Stichtag
• Kurzzeitpflegegast
• Sterbephase
• seit mindestens 21 Tagen vor dem Stichtag nicht mehr in
der Einrichtung
• 14 Tage Zeit für Ergebniserfassung („Ergebniserfassungszeitraum“)
Innerhalb dieser Zeit müssen die Informationen weitergeleitet
werden.
14 Herbert Mauel Das neue Prüfverfahren stationär
Erhebungsreport
• Wichtiges internes Steuerungs- und Kontrollinstrument
• Sollte von einer verantwortlichen Leitungskraft geführt werden
(sorgfältig…)
• Inhalte: Mindestens Aufführung der „Stichtagsbewohner“ und der
Ausschlussgründe
• Empfehlenswert: Ausbau zu einem Steuerungsinstrument
• Vor unbefugtem Zugriff schützen
• Empfehlenswert: Zusammenführung mit der Pseudonymisierung
15 Herbert Mauel Das neue Prüfverfahren stationär
Zeitliche Vorgaben
16 Herbert Mauel Das neue Prüfverfahren stationär
Bewertung der Ergebnisse
17 Herbert Mauel Das neue Prüfverfahren stationär
Qualitätsdarstellung der
Indikatoren
(Auszug)
18 Herbert Mauel Das neue Prüfverfahren stationär
Ergebnisbeurteilung:
Vorgehen im Regelbetrieb
Regelmäßige Erfassung der Ergebnisse in der Einrichtung:
Selbständigkeit, Dekubitus, Sturzverletzungen etc. (alle 6 Monate)
Bewertung durch die sog. Datenauswertungsstelle:
• Vergleichende Beurteilung nach vorgegebenen Kriterien
Externe Prüfungen:
• Fachliche und methodische Überprüfung der
Ergebniserfassung
• Beratung zur Verbesserung von Versorgungsergebnissen
19 Herbert Mauel Das neue Prüfverfahren stationär
Die MDK-Prüfung
20 Herbert Mauel Das neue Prüfverfahren stationär
Die Qualitätsprüfung – Ablauf
• Die DAS liefert an den MDK
• Bewohnercodes
• Informationen über die Indikatorenerfassung
• Indikatorenergebnisse (die parallel auch die Einrichtungen erhalten)
• Die Qualitätsprüfung erfolgt im Auftrag der Pflegekassen ( in der Regel
einmal jährlich) und wird am Tag zuvor im Pflegeheim angekündigt.
• Die Qualitätsprüfer führen ein Einführungsgespräch mit Vertretern der
Einrichtung.
• Der MDK untersucht bei 9 Bewohnern die Versorgungsqualität, bei
6 dieser Bewohner erfolgt zudem eine Plausibilitätskontrolle
21 Herbert Mauel Das neue Prüfverfahren stationär
Plausibilitätskontrolle durch den MDK
• Es wird geprüft, ob die bei der Ergebniserfassung erhobenen
Informationen mit anderen Informationsquellen übereinstimmen oder
nicht.
• Der MDK stützt sich hierbei auf die Informationserfassung, die bei
der Beurteilung der jeweiligen Qualitätsaspekte erfolgt.
• Diese Erfassung wird mit dem von der Einrichtung für den
betreffenden Bewohner ausgefüllten Erhebungsbogen verglichen.
• Es wird auch geprüft, welche systematischen Auswirkungen
bestimmte Fehleinschätzungen auf die Kennzahl des betreffenden
Pflegeergebnisses haben.
• Im weiteren erfolgt die Prüfung fachlich relevanter Qualitätsaspekte
für die Pflegequalität („QPR-Prüfung“) .
22 Herbert Mauel Das neue Prüfverfahren stationär
Sechs Qualitätsbereiche
1. Unterstützung bei der Mobilität und Selbstversorgung
2. Unterstützung bei der Bewältigung von krankheits- und
therapiebedingten Anforderungen und Belastungen
3. Unterstützung bei der Gestaltung des Alltagslebens und der
sozialen Kontakte
4. Unterstützung in besonderen Bedarfs- und
Versorgungssituationen
5. Bedarfsübergreifende fachliche Anforderungen
6. Organisationsaspekte und internes Qualitätsmanagement
Diese enthalten insgesamt 24 Qualitätsaspekte mit 21 personenbezogenen
Qualitätsaspekten zur Versorgungsqualität und drei Qualitätsaspekten zur
einrichtungsbezogenen Strukturqualität.
23 Herbert Mauel Das neue Prüfverfahren stationär
Qualitätsbereich 1 Unterstützung bei der Mobilität und Selbstversorgung
• Zuordnung orientiert sich an Modulen 1 und 4 des NBI
• Bereich gliedert sich in vier Qualitätsaspekte:
• 1.1 Unterstützung Mobilität
• 1.2 Unterstützung Ernährung und Flüssigkeitsversorgung
• 1.3 Unterstützung Kontinenzverlust, Kontinenzförderung
• 1.4 Unterstützung Körperpflege
24 Herbert Mauel Das neue Prüfverfahren stationär
Qualitätsbereich 2 Unterstützung bei der Bewältigung von krankheits- und
therapiebedingten Anforderungen und Belastungen
• Zuordnung orientiert sich an Modul 5 des NBI
• Bereich gliedert sich in fünf Qualitätsaspekte:
• 2.1 Medikamentöse Therapie
• 2.2 Schmerzmanagement
• 2.3 Wundversorgung
• 2.4 Unterstützung in besonderen medizinisch-pflegerischen
Bedarfslagen
• 2.5 Unterstützung bei der Bewältigung von sonstigen
therapiebedingten Anforderungen
25 Herbert Mauel Das neue Prüfverfahren stationär
Qualitätsbereich 3 Unterstützung bei der Gestaltung des Alltagslebens und der
sozialen Kontakte
• Zuordnung orientiert sich an Modul 6 des NBI
• Bereich gliedert sich in drei Qualitätsaspekte:
• 3.1 Unterstützung bei Beeinträchtigungen der Sinneswahrnehmung
• 3.2 Unterstützung bei der Tagesstrukturierung, Beschäftigung und
Kommunikation
• 3.3 Nächtliche Versorgung
26 Herbert Mauel Das neue Prüfverfahren stationär
Qualitätsbereich 4 Unterstützung bei in besonderen Bedarfs- und
Versorgungssituationen
• Bestimmte Konstellationen, die nicht alle Bewohner und
Versorgungssituationen betreffen
• Bereich gliedert sich in vier Qualitätsaspekte:
• 4.1 Unterstützung in der Eingewöhnungsphase nach dem Einzug
• 4.2 Überleitung bei Krankenhausaufenthalten
• 4.3 Unterstützung von Bewohnern mit herausforderndem Verhalten
und psychischen Problemlagen
• 4.4 Freiheitsentziehende Maßnahmen
27 Herbert Mauel Das neue Prüfverfahren stationär
Qualitätsbereich 5 Bedarfsübergreifende fachliche Herausforderungen
• Aspekte, die unabhängig vom einzelnen Bewohner bei der Durchführung
pflegerischer Maßnahmen zu betrachten sind
• Bereich gliedert sich in fünf Qualitätsaspekte:
• 5.1 Abwehr von Risiken und Gefahren
• 5.2 Biografieorientierte Unterstützung
• 5.3 Einhaltung von Hygieneanforderungen
• 5.4 Hilfsmittelversorgung
• 5.5 Schutz von Persönlichkeitsrechten und Unversehrtheit
28 Herbert Mauel Das neue Prüfverfahren stationär
Qualitätsbereich 6 Organisationsaspekte und internes Qualitätsmanagement
• Ebene der Struktur‐ und Ablauforganisation organisatorische Aspekte
und allgemeine Anforderungen an das Qualitätsmanagement zur
Förderung einer sicheren, bedarfs‐ und bedürfnisgerechten Versorgung
• Sicherstellung elementarer Voraussetzungen der pflegerischen
Versorgung
• Bereich gliedert sich in drei Qualitätsaspekte:
• 6.1 Qualifikation und Aufgabenwahrnehmung der Pflegedienstleitung
• 6.2 Begleitung sterbender Heimbewohner und ihrer Angehörigen
• 6.3 Maßnahmen zur Vermeidung und zur Behebung von
Qualitätsdefiziten
29 Herbert Mauel Das neue Prüfverfahren stationär
Bewertungskategorien
• Künftig werden vor allem (in jeweils etwas abgewandelter Form) zwei
Frage die externe Prüfung bestimmen:
• Hätte dem Bewohner ein Schaden entstehen können (C)?
• Ist dem Bewohner ein Schaden entstanden (D)?
• Schon hier wird deutlich, dass am Prüfungstag gut vorbereitete
Pflegefachkräfte zur Verfügung stehen müssen, die den fachlichen Diskurs
führen können.
• Die bisherige strukturelle personelle Unterbesetzung am Prüfungstag kann
durch die vorherige Ankündigung deutlich vermieden werden.
• Zudem soll es einen sinnvollen zeitlichen Zusammenhang geben zur
Indikatorenauswertung, da der MDK die Plausibilität der Ergebnisse prüfen
soll. Je länger die Indikatorenerhebung zurückliegt, umso schwieriger
dürfte die fachgerechte Prüfung der Plausibilität werden.
30 Herbert Mauel Das neue Prüfverfahren stationär
Bewertungskategorien
• Die einzelnen Qualitätsaspekte werden durch sog. Leitfragen erschlossen
• Bsp. Schmerzmanagement:
• Ist die Schmerzsituation des Bewohners fachgerecht erfasst worden?
• Erhält der Bewohner eine fachgerechte Unterstützung der
Schmerzbewältigung?
• Nach erfolgter Bewertung anhand der Bewertungskategorien (siehe
vorherige Folie) erfolgt im zweiten Schritt eine zusammenfassende
Bewertung der einzelnen Qualitätsaspekte.
• Je nachdem, wie häufig der MDK Prozess- (C-Defizit) oder
Ergebnisdefizite (D-Defizit) festgestellt hat, erfolgt eine Zuordnung zu vier
verschiedenen Bewertungskategorien.
31 Herbert Mauel Das neue Prüfverfahren stationär
Bewertungskategorien
A: Keine Auffälligkeiten oder Defizite.
B: Auffälligkeiten, die keine Risiken für den Bewohner erwarten lassen −
z.B. wenn der MDK feststellt, dass der Bewohner selbstständiger essen
kann als dies in der Dokumentation angegeben ist.
C: Defizit mit Risiko negativer Folgen für den Bewohner − z.B. wenn ein
Bewohner zu wenig Nahrung zu sich nimmt, die Einrichtung aber nicht
darauf reagiert.
D: Defizit mit eingetretenen negativen Folgen für den Bewohner – z.B. wenn
ein Bewohner dehydriert oder unterernährt ist und dies auf einen Fehler
der Pflegeeinrichtung zurückgeht.
32 Herbert Mauel Das neue Prüfverfahren stationär
Bewertungssystematik
Qualitätsbeurteilung Anzahl der Fälle mit
C- oder D-Wertung
Anzahl der Fälle mit
D-Wertung
Keine oder geringe
Qualitätsdefizite
0-1 0
Moderate
Qualitätsdefizite
2-3 1
Erhebliche
Qualitätsdefizite
4 2-3
Schwerwiegende
Qualitätsdefizite
5 und mehr 4 und mehr
33 Herbert Mauel Das neue Prüfverfahren stationär
Zwei Ebenen der Qualitätsbewertung
Bewohnerebene
A B C D
Keine
Auffälligkeiten
oder Defizite
Auffälligkeiten
ohne Risiko
oder negative
Folgen
Defizit mit
Risiko
negativer
Folgen
Defizit mit
eingetretenen
negativen
Folgen
Einrichtungsebene Qualitätsdarstellung
1 2 3 4
Keine oder
geringe Defizite
Moderate
Qualitätsdefizite
Erhebliche
Qualitätsdefizite
Schwerwiegende
Defizite
Nur Häufigkeiten von
C und D-Wertungen
34 Herbert Mauel Das neue Prüfverfahren stationär
Qualitätsdarstellung der externen
Qualitätsprüfungen
(Auszug)
35 Herbert Mauel Das neue Prüfverfahren stationär
(Erhoffte) Vorteile des neuen
Systems
• Weniger Einflussmöglichkeiten der Prüfer auf die Ergebnisse einer
Prüfung
• Pflegedokumentation ist nur zweitrangig, wenn das
Versorgungsergebnis stimmt
• Dokumentationsfehler werden nicht so negativ bewertet wie Fehler in
der Versorgung der Pflegebedürftigen
• Mehr Gewichtung des Fachgesprächs eines Mitarbeiters
(tatsächlich?)
36 Herbert Mauel Das neue Prüfverfahren stationär
Das Fachgespräch
„Dem Fachgespräch (…) kommt ein hoher Stellenwert zu. Soweit
nicht anders vermerkt, hat die fachlich schlüssige, mündliche
Darstellung der Versorgung, der Bedarfskonstellation und anderer
Sachverhalte einen ebenso hohen Stellenwert wie die schriftliche
Dokumentation. Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass
mündliche Schilderungen fachlich nachvollziehbar sind und ein in
sich stimmiges Bild ergeben. Aussagen, die in sich nicht stimmig sind
oder in Widerspruch zu anderen Informationen stehen, sind ebenso
wenig nutzbar wie unzutreffende Angaben in der
Pflegedokumentation. Ähnliches gilt für unklare oder abstrakte
mündliche Mitteilungen.“ (Auszug QPR vollstationär)
Der MDK hat immer das letzte Wort.
37 Herbert Mauel Das neue Prüfverfahren stationär
Einrichtungsinformationen
38 Herbert Mauel Das neue Prüfverfahren stationär
Einrichtungsinformationen
• Ein drittes und letztes Element der künftigen Qualitätsdarstellung sind die
Angaben der Einrichtung.
• Hier gab es erheblichen Diskussionsbedarf, so dass eine Entscheidung
erst in der Sitzung des erweiterten Qualitätsausschusses am 19.3.19 zu
einiger (einstimmigen) Entscheidung führte.
• Auf freiwilliger Basis können die Einrichtungen ergänzend zu den
Ergebnissen der Qualitätsprüfungen und den Indikatorenergebnissen noch
Angaben zu verschiedensten Bereichen machen (z.B. zur Erreichbarkeit
der Pflegeeinrichtung, zur Möglichkeit des Probewohnens oder zur
Personalausstattung).
39 Herbert Mauel Das neue Prüfverfahren stationär
Prüfbericht – keine Gesamtnote
• Anhand der Ergebnisse (Ergebnisse der Qualitätsindikatoren, Ergebnisse
der Qualitätsprüfung, Angaben der Einrichtung) wird ein Prüfbericht
veröffentlicht.
• Es gibt keine zusammenfassende Bewertung durch Noten.
Ergebnisse werden nicht mehr in Bereichs- oder Gesamtbewertungen
zusammengefasst.
• Das gesamte Prüfverfahren wird einmal jährlich durchgeführt, die
Datenerhebungen (Ergebniserfassung) , die Berechnung der
Qualitätsindikatoren erfolgt aller sechs Monate.
• Damit werden10 + 6 Bereichsergebnisse sowie Einrichtungsangaben
übersichtlich und leicht verständlich veröffentlicht.
40 Herbert Mauel Das neue Prüfverfahren stationär
Weitere Änderungen
• Die Regelprüfungen nach dem neuen indikatorengestützten Prüfsystem
werden künftig grundsätzlich am Tag zuvor angekündigt, um eine bessere
organisatorische Vorbereitung der Prüfungen zu ermöglichen. Damit wird
eine jahrelange Forderung des bpa aufgegriffen. Denn bisher haben die
unangekündigten Prüfungen in den meisten Fällen zu einer personellen
Mangelsituation geführt.
• Unter bestimmten Voraussetzungen sollen in Einrichtungen mit besonders
guten Qualitätsergebnissen die Prüfungen nur alle zwei Jahre
durchgeführt werden. Hierfür soll der Spitzenverband Bund der Pflege-
kassen mit der Entwicklung entsprechender Kriterien beauftragt werden,
die ab der zweiten Indikatorenerhebung gelten sollen.
• Zur Finanzierung der Umstellung können die Einrichtungen einmalig
1.000 Euro beantragen.
41 Herbert Mauel Das neue Prüfverfahren stationär
Externe
Qualitätsprüfungen
durch den MDK
Einrichtungs-
informationen
Qualitätsdarstellungen
Elemente des neuen
Qualitätssystems
Erfassung von
Indikatoren durch
die Einrichtungen
42 Herbert Mauel Das neue Prüfverfahren stationär
Wichtige Fristen
• Ab dem 1. Oktober 2019 bis zum 30. Juni 2020 müssen die Pflegeheime
erstmals indikatorenbezogene Daten zur vergleichenden Messung und
Darstellung der Ergebnisqualität erheben und an die Datenauswertungs-
stelle übermitteln (Einführungszeitraum). Die innerhalb dieses Zeitraums
übermittelten indikatorenbezogenen Daten werden noch nicht
veröffentlicht.
• Die Datenauswertungsstelle ist ab September betriebsbereit, so dass
dann die Registrierung der Einrichtungen als Voraussetzung für die
Datenerhebung und –übermittlung erfolgen kann.
• Ab dem 1. Juli 2020 müssen die Daten halbjährlich übermittelt werden,
ab diesem Zeitpunkt erfolgt dann auch die Veröffentlichung entsprechend
der Qualitätsdarstellungsvereinbarung (QDV).
43 Herbert Mauel Das neue Prüfverfahren stationär
Wichtige Fristen
• Bis 31. Oktober 2019 wird noch auf Grundlage des alten „Pflege-TÜV“
geprüft.
• Die neue QPR tritt am 1. November 2019 in Kraft, ab dann wird der MDK
die vollstationären Einrichtungen nach dem neuen System prüfen.
• Mit diesem Zeitpunkt tritt die Pflege-Transparenzvereinbarung stationär
(PTVS) in der Fassung vom 11.08.2016 außer Kraft.
• Bis zum 31. Dezember 2020 soll der erste Prüfzyklus abgeschlossen
sein. Diese ersten Prüfergebnisse innerhalb der Einführungsphase
werden nicht veröffentlicht.
• Ab dem 1. Januar 2021 erfolgt die Prüfung dann einmal jährlich
(Verlängerung des Prüfrhythmus auf zwei Jahre möglich). Ab dann
erfolgt auch die regelhafte Veröffentlichung der Qualitätsprüfungen nach
dem neuen Verfahren und die Pflegenoten sind Geschichte.
44 Herbert Mauel Das neue Prüfverfahren stationär
Wichtige Fristen
• Für die Dauer von zwölf Monaten ab Inkrafttreten der QDV wird bei den
veröffentlichten Qualitätsdarstellungen auf der ersten Darstellungsebene
folgender Hinweis gegeben: „Bitte beachten Sie, dass ein
Einrichtungsvergleich nur auf der Grundlage von Berichten mit gleicher
Prüfgrundlage und Bewertungssystematik möglich ist. Bewertungen auf
der Grundlage der bis zum 30.10.2019 gültigen Pflege-
Transparenzvereinbarung stationär und Bewertungen auf der Grundlage
der seit dem 01.11.2019 geltenden Qualitätsdarstellungsvereinbarung
stationär sind nicht miteinander vergleichbar.“
• Auf den Plattformen der Landesverbände der Pflegekassen wird die
Qualitätsdarstellung nach alter Rechtsgrundlage solange ausgewiesen,
bis die Qualitätsdarstellung nach neuer Rechtsgrundlage veröffentlicht
wird.
45 Herbert Mauel Das neue Prüfverfahren stationär
Zukünftige Rolle des MDK
• Insbesondere Vertreter der Wohlfahrt haben in den letzten Jahren
gegenüber den Verantwortlichen in den Heimen suggeriert, dass der
MDK bzw. die MDK-Prüfungen von einer Messung der Indikatoren
abgelöst würden.
• Zu rechnen ist eher mit dem Gegenteil und einer im Vergleich zur
heutigen Situation ausgebauten Position der MDK-Prüfung.
• Prüfung und Berichterstattung werden vermutlich noch viel deutlicher als
bisher an den Qualitätsanforderungen der Prüforganisation und deren
Prüfwünschen angepasst.
• Zwar soll das Fachgespräch aufgewertet und als gleichwertige
Datenquelle gegenüber Dokumentationen eingestuft werden, die
letztliche Beurteilung bleibt aber in der Hoheit der Prüforganisation.
• Auch künftig werden die Prüfergebnisse der MDK-Prüfung ein zentrales
Element der Qualitätsdarstellung sein und somit die öffentliche
Bewertung der Pflegeheime maßgeblich prägen.
46 Herbert Mauel Das neue Prüfverfahren stationär
Neue Herausforderungen
für die Heime
Noch 2011 hieß es bei der BAGFW:
„Ein neues, auf Lebens- und Ergebnisqualität ausgerichtetes Konzept, darf nicht zu
einer weiteren Erhöhung des Aufwands für alle Beteiligten führen, sondern muss die
Effizienz der Qualitätsprüfung erhöhen und sich auf die Wirksamkeit der Pflege
konzentrieren. Stationäre Einrichtungen sind gegenwärtig (…) umfassenden
Kontrollen unterzogen, die durch weitere diverse Prüfungen ergänzt werden. Diese
aufeinander nicht abgestimmten Prüfungen verbrauchen enorme personelle
Ressourcen der Einrichtungen, aber auch bei den Prüfinstitutionen. (…) Ein auf
Lebens- und Ergebnisqualität ausgerichtetes Prüfkonzept darf nicht zu einer weiteren
Erhöhung des Aufwands führen, sondern muss die Prüfung der Qualität auf die
Wirksamkeit der Pflege konzentrieren. Das Konzept der Lebens- und Ergebnisqualität
muss das gegenwärtige System (…) und darf nicht zu einer weiteren Aufblähung
umstrittener Prüfverfahren führen. Wir brauchen nicht noch umfangreichere
Qualitätsprüfungen, sondern bessere und effizientere Prüfungen.“
47 Herbert Mauel Das neue Prüfverfahren stationär
Neue Herausforderungen
für die Heime
• Laut Abschlussbericht bestehen zwischen dem Ansatz der
Ergebniserfassung und bspw. dem neuen Strukturmodell keine
Reibungspunkte auf der inhaltlich-fachlichen Ebene.
• Auf der methodischen Ebene allerdings kommt es zu Abweichungen.
„Systeme, die mit Qualitätsindikatoren arbeiten, setzen eine standardisierte Information
über Versorgungsergebnisse voraus. Das bedeutet, dass die für die
Kennzahlberechnung erforderlichen Informationen von allen Einrichtungen in der
gleichen Art zur Verfügung gestellt werden müssen. Manche Dokumentationssysteme,
die nach der mit dem zweiten Pflege‐Stärkungsgesetz initiierten Reform entwickelt
worden sind, sehen diese standardisierte Informationserfassung heute bereits vor. Das
oben angesprochene Strukturmodell der Pflegedokumentation folgt einem anderen
Ansatz, indem die zu dokumentieren Sachverhalte nicht in standardisierter Form,
sondern als Freitext erfasst werden. Die standardisierte Einschätzung wird also für
die betreffenden Einrichtungen eine zusätzliche methodische Anforderung sein
und damit auch zusätzlichen Aufwand mit sich bringen.“ (Abschlussbericht, S. 69)
48 Herbert Mauel Das neue Prüfverfahren stationär
Was macht der bpa?
• Der bpa hält ein umfassendes Schulungsangebot (Indikatorenschulung,
QPR-Infoveranstaltungen, Schulungen zur technischen Umsetzung) für
seine Mitglieder bereit.
• Wir informieren fortlaufend über aktuelle Entwicklungen, ergänzt durch
kommentierte und aufbereitete Unterlagen.
• Das Qualitätshandbuch wird derzeit ebenfalls komplett überarbeitet und
den Mitgliedern rechtzeitig vor Inkrafttreten der QPR zur Verfügung
gestellt.