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„Etymologisches” zu Ζεύς, Διός, Δία, Δίϰη. (Hesiod Erga 248—266) Author(s): Karl Deichgräber Source: Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung auf dem Gebiete der Indogermanischen Sprachen, 70. Bd., 1./2. H. (1951), pp. 19-28 Published by: Vandenhoeck & Ruprecht (GmbH & Co. KG) Stable URL: http://www.jstor.org/stable/40847741 . Accessed: 16/02/2015 15:40 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . Vandenhoeck & Ruprecht (GmbH & Co. KG) is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung auf dem Gebiete der Indogermanischen Sprachen. http://www.jstor.org This content downloaded from 132.248.9.8 on Mon, 16 Feb 2015 15:40:41 PM All use subject to JSTOR Terms and Conditions

Deichgräber, „Etymologisches” Zu Ζεύς, Διός, Δία, Δίϰη. (Hesiod Erga 248—266)

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Deichgräber

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  • Etymologisches zu , , , . (Hesiod Erga 248266)Author(s): Karl DeichgrberSource: Zeitschrift fr vergleichende Sprachforschung auf dem Gebiete derIndogermanischen Sprachen, 70. Bd., 1./2. H. (1951), pp. 19-28Published by: Vandenhoeck & Ruprecht (GmbH & Co. KG)Stable URL: http://www.jstor.org/stable/40847741 .Accessed: 16/02/2015 15:40

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  • K. Deichgrber, Etymologisches" zu Zevg, Aig, Ala, AUr. 19

    wieder gebrauchen und damit die ja sonst so klaren Entwicklungs- fden des Ai. auch in diesem Falle in ziemlichem Mae entwirren knnen; damit wird auch der aus eigener Erfahrung bekannte groe Vorteil fr jeden sprachwissenschaftlich erluternden Sanskrit- lehrer, die Ausnahmen" pitaram, -hanam gegenber dataram, rjnam mit dem Hinweis auf jiccva : oxoqa u. dgl. verstndlich machen zu knnen, nunmehr ohne schlechtes Gewissen" wegen der pdagogisch vorteilhaften Anwendung eines nicht vorhandenen Lautgesetzes verwandt werden knnen. Die hier in Frage stehenden Flle sind Widerspiegelungen ursprachlicher Tatsachen und damit auch von weiterer als innerarischer Bedeutung; und doch ist das Ge- setz tot, wird vielleicht jetzt, da die letzten wirklich frappierenden Flle seines Problemkreises gelst sein drften, in noch strkerem Mae als vordem fr unwiederbringlich abgetan gelten knnen1).

    Graz. Mantred Mayrhofer.

    Etymologisches" ZU Zstig, Aig, Aia, Axr. (Hesiod Erga 248-266)

    Bevor wir uns unserem eigentlichen Anliegen zuwenden, der Erklrung einer Einzelheit aus einem Verse des Abschnitts 248-266 der Erga, ist es gut, die Komposition der Perikope und die sich hier aussprechende Denkart des Dichters kurz zu charakterisieren, auch im Hinblick auf die Beziehung zu frheren Versen a). Der Abschnitt ist eine echte Hypotheke an die Richter- Knige und entspricht damit den brigen protreptischen Elegien" seiner eigenen und der Dichtung anderer. Die Knige werden in direkter Anrede (o5 aoiZrjec) zunchst ermahnt, dem vor- liegenden, d.h. Hesiods Rechtshandel {x^ve xrjv) ihre volle Auf- merksamkeit zu widmen, denn dreimal zehntausend unsterbliche

    *) Whrend des Druckes dieser schon 1948 geschriebenen Arbeit sind noch die folgenden Aufstze zum Brugmannschen Gesetz" erschienen beziehungsweise mir zugnglich geworden, die ich in der zu Anfang gegebenen Wissenschafts- geschichte nachzutragen bitte: E. Sievers, Festschrift fr Braune 156 f.; J. Kury- lowicz, Prace Filol. XI 206 f.; Etudes Indo-europennes I (1935); Symbolae Rozwadowski 1, 103; BSL. 1949 57 f.; F.B. J. Kuiper, India Antiqua (Leyden 1947) 198 f. - Eine wesentliche nderung meiner eigenen Ansichten ist von diesen Arbeiten nicht ausgegangen.

    2) Ich folge im allgemeinen auer Rzachs groer Ausgabe Wilamowitz' Edition mit Kommentar, Berlin 1928. Literaturhinweise gebe ich nur in besonderen Fllen und soweit mir das Material zugnglich ist.

    2*

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  • 20 & Deichgrber

    Wesen gibt es, die als des Zeus Wchter aus nchster Nhe auf die Freveltaten der Menschen achten - also auch darauf, da sie - die Knige - gerecht richten. Es ist klar, da Hesiod hier an eine Vorstellung anknpft, die schon in der Darstellung des goldenen Zeitalters auftauchte. Dort wurden die Menschen nach ihrem Tode nicht nur apove yvo, sondern auch (pvlanec *). In der Darstellung des goldenen Zeitalters, dieses aus so tiefer Sehnsucht entstandenen Bildes einer unwiederholbar entschwun- denen Vergangenheit des Menschengeschlechts, erscheinen die Wchter zum ersten Mal (123). Jetzt wird mit dem Verspaar 254/5 der Auftrag, der den Wchtern bertragen ist, dahin nher umschrieben, da sie, in Nebel gehllt, berall ber die Erde dahinziehend, yvooovov te lxa nal o%xha 'ya. Die Verse erklren in einer fr Hesiod und die epische Dichtung charakteristischen Weise2) einmal den unmittelbar vorhergehenden Vers, dann den Logos" (106) von dem ersten der fnf Zeitalter. So ordnet sich die erste Hlfte der herausgehobenen Perikope in den Zusammenhang ein. - Zu den Wchtern aber kommt eine zweite Macht, die,' darin ebenso hesiodeisch, neben- und zustzlich an- gefgt ist - sagen wir additiv - (256) : Auerdem aber ( te) ist die Jungfrau Dike da, die dem Zeus entsprossene Tochter, die es sogleich (ccxxa) dem Gott kndet, wenn Menschen unrechte Gesinnung (vovg) hegen. Das Sogleich" ist der Ausdruck fr die Unmittelbarkeit und Unausweichlichkeit des Zusammenhangs zwischen dem Frevel der Menschen und der Bue, die Zeus verhngt. Das Sogleich oder Spter ist das alte Thema bei der Frage der Verwirklichung des gttlichen Rechts. So schliet die Reihe mit erneuter Parnese an die aaiZ^sg: axoiwv ikeov m ny%v &sa&E, und zwei von Wilamowitz gut erklrte Gnomen, welche die Knige wohl beachten sollten, die von der schlechten Tat, die den Tter schdigt, und die von dem schlimmen Rat, der auf den Ratenden, also auch auf die Knige, zurckfllt, fgen sich sinnvoll an (265/6). Die Komposition der Verse 248 bis 266 ist, obgleich zwei Vorstellungen aufeinanderfolgen, dennoch geschlossen. Zwei warnende Mchte stellt Hesiod hier vor das Auge des Richters8). Die Mahnung des Anfangs findet ihre Be-

    l) Die Verse 124/125 = 254/255 betrachte ich als Zusatz von spterer Hand. *) Nur ein Beispiel: II. 1 1. 2. 8) Der ohne Partikel folgende Abschnitt 267 ff. steigert die Unmittelbarkeit

    von Zeus' Wirksamkeit, ohne, an Hesiod gemessen, dem Vorhergehenden zu widersprechen.

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  • Etymologisches" zu Zeug, Al} Aia, AUr. 21

    grndung. Das Auf achten, Nichtvergessen, das ist es, wozu er immer wieder aufruft. Darber hinaus aber erkennen wir, wie Hesiod nicht nur warnt, sondern auch ein Vorbild zeichnet, die Knige sollen sich offenbar an den cpvXayteg ein Beispiel nehmen : xaTayQeod-e (248) lautet die Aufforderung, mit der Hesiod sich an die Knige wendet, aber cpoviai (250) beschreibt auch die Ttigkeit der Wchter. Diese wiederum cpvlaoovaiv (254), und yvaaafievoi (263) sollen die Knige von ihren krummen Recht- sprchen lassen (264). Die Verwirklichung des Rechts kann sich Hesiod nur denken als Nichtauerachtlassen dessen, was richtig ist, wie andererseits als das mX&eod-ai1) dessen, was falsches, nicht gerades Recht ist. In dieser Weise sind die Wortwieder- holungen Ausdruck der Denkweise des Hesiod, mgen sie auch im Epos - wir denken zugleich an die Ringkomposition" - vorbereitet sein. Nicht zufllig wendet sich auch Hesiod wie am Anfang so auch am Schlu an die Knige.

    Das Sprachliche, so zeigt sich hier, ist alles andere als be- deutungslos fr die hesiodeische Denkart. So aber drfen wir besonders den Vers 256 interpretieren, der bisher, soweit wir sehen, eine Erklrung unter diesem, dem hesiodeischen" Gesichts- punkt nicht gefunden hat. Die zweite wachende und unverzglich handelnde Kraft fhrt Hesiod mit dem Vers ein: f %e nctQ&vo oi Aixr, Ai xyeyava 2). Die Echtheit dieses Verses ist m. W. niemals bezweifelt worden und lt sich auch nicht bestreiten. Und doch scheint mir eine Besonderheit in der zweiten Hlfte bisher nicht beachtet zu sein, obwohl die Deutung, die wir geben werden, nicht fern liegt, wenn man sich nur einmal die Eigen- art des Hesiodeischen Denkens und Sprechens vergegenwrtigt. Wenn wir bei der Besprechung des vorliegenden Problems einen Umweg gehen, so wird er sich lohnen.

    Also gehen wir von einer Erkenntnis aus, von der man wohl annehmen sollte, da sie Allgemeingut wre. Man wird sie bei Wilamowitz, der seinen Kommentar doch auch Eduard Norden widmet, nur deshalb vermissen, weil er sich um das, was man den *Hoieio yo nennen knnte, einfach nicht kmmern

    *) Alles was im Epos, in der Elegie mit dem Gedanken des Erinnerns, Nichtvergessens zu tan hat, letzten Endes auch die Anamnesis Piatons drfte einem groen, vielleicht spezifisch griechischen Zusammenhang angehren. Ich mchte wnschen, da das Problem einmal zusammenhngend behandelt wird.

    a) In Prosa stnde am Anfang nal . . . ; Aig xyeyavZcu Theog. 76 von den Musen.

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  • 22 K. Deichgrber

    wollte. Eduard Norden hat, kaum als erster, in seinem an sprach- lichen Beobachtungen so reichen Buche Agnostos Theos2 (1923) S. 259, 1 darauf hingewiesen, da sich Hesiod in dem hymnischen Zeusvorspruch der Erga ein Wortspiel erlaubt, ein Wortspiel, sagen wir zunchst, obwohl die von Hesiod benutzte Wendung auf eine tiefe Deutung des Namens des hchsten Gottes fhrt. Der Dichter ruft in den beiden ersten Versen seines Lehrgedichts die Musen an mit den Worten: Movoai IIieQrj&ev oifjoiv %Xe- ovaai dvie, Ai3 wnexe, ocpxeov Tiaxf fiveovoai und beschreibt dann preisend mit einer uerlich doppelten, jeweils polar ge- stalteten Antithese den umfassenden Machtbereich des Gottes, seine Herrschaft, die sich hier in ihrer ganzen Bedeutung und Richtung als auf alle Menschen erstreckend darstellt: v te i qoxol veg fi (paxo %e (paroi te, r%o ^^toi te Ai leyXoio 'xrjTi, mit welch letzterem Ausdruck er zugleich betont zu dem Anfang des ersten dieser beiden Verse zurckkehrt. Diesen Eingang aber sollten wir besser mit anastrophischer Verlegung des Akzents auf die erste Silbe der Prposition v te ia geschrieben denken und beim Lesen = Lautlesen dieser wahrhaft sprechenden voces paginarum voll bercksichtigen, da das a in ia mitgehrt wird. Vollstndige Elision gibt es ja auerdem nicht, es heit Ala. Hesiod nimmt den Namen des Gottes aus Vers 2 in Vers 3 auf und zwar an der gleichen Stelle, so da auch deswegen die bereinstimmung ins Ohr fallen mu. Zeus ist der Grund, weshalb Menschen yatoi und cpatoi sind, Qrjzol und QQrjvoi, der bewirkt, ob ihr Name bekannt ist oder nicht, - das ist nichts Geringes -, und - was mit den folgenden Versen wieder in einer groartigen Allmachtprdikation gesagt wird - in dessen leichter Hand es steht, die Sterblichen in die Hhe zu heben zu Name, Bedeutung und Ruhm oder sie zu vernichten (zugleich hesiodeische Wendung des epischen Ausdrucks von den leicht lebenden Gttern?). Zeus ist der mchtige Gott, der, wenn es ihm gefllt1), jeden Urteils- spruch geraderichten kann - durch Dike, so ist es Hesiods berzeugung, der ja nach Ursachen sucht, - anders, aber durch- aus noch im Sinne des Hesiod gesprochen, er ist der aiio ihres Aufstiegs und ihres Niedergangs: v ca erklrt Aia. Dabei ist der Gebrauch der Prposition mit dem Akkusativ statt des Genitivs sachlich bedingt. Eine indirekte, damit aber nicht ver- ringerte Wirkung geht von Zeus aus (Khner-Gerth, Grammatik II l3 485). Zeus ist wie der Inbegriff so auch der Urgrund des aus-

    *) Richtig wie Wilamowitz dem Zeus nicht die freie Entscheidung nimmt.

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  • Etymologisches* zu Zeug, Aig, Aa, Anr. 23

    nahmslos waltenden Ausgleichs, fundamentum und causa iustitiae. Es liegt im Vorspruch der Erga eine Etymologie vor. Es

    empfiehlt sich aber, sich auch zu vergegenwrtigen, da dieses nach unseren Begriffen willkrliche Deuten und Erklren zu- gleich ein Wesenszug von Hesiods lterem, von ihm selbst in den Erga berichtigtem Gedicht ist, also der Thogonie, ganz ab- gesehen davon, da manche Gtternamen fr ein solches Ver- stndnis immer durchsichtig waren oder schienen1). Naheliegend und richtig ist die Etymologie der Grajen, die natrlich deshalb so heien, weil sie alt und ergraut sind, Bei Gttern und Menschen gilt dieser Name (270f.). Die letzte Bemerkung ist kaum ein beliebiger Zusatz und hat auch schwerlich nur den Sinn, da der Name allgemein verbreitet ist. Vielleicht gibt es wie bei Homer so auch bei Hesiod das alte Motiv einer eigenen Gtter- sprache (vgl. 197 u. 830). Stellen wir dann z. B. die Erklrung der Namen Chrysaor2) und Pegasus zurck, von denen wenigstens der erste ein sprechender ist, der von Hesiod und auch von uns kaum anders als es 280 ff. geschieht (nach dem epischen Bei- wort XQvocq) erklrt werden konnte, so mu vor allem die doppelte, in beiden Fllen hesiodeische Etymologie der Titanen herangezogen werden. Tiive, sagt mehr aus, als da sie %i%ai- vorweg iaodaMr sind (207 ff.)8). In ihrem Namen tragen sie nicht nur das ewige Merkmal ihrer Art und ihres Handelns, sondern auch ihr Schicksal. Es ist die voi, der sie notwendig anheim- fallen. Diese Etymologie birgt bereits das Geheimnis der tragischen Ironie in den Namendeutungen der attischen Tragdie. Und ihren Namen gibt ihnen ja auch Zeus, der Walter ber Recht und Unrecht, er ist nicht zufllig der Namengeber. Dann aber wenden wir uns noch Aphrodite zu. Aphrodite hat diesen Namen, da sie v cpQcp d'^d'rj, Kythereia kann sie genannt werden, da sie nach Kythera gelangte, Kyprogeneia, da sie im Meer um Zy- pern auftauchte, piAofipijfa ti firjv e%(pav&r (195ff.). Zu diesen Erklrungen, die alle, wie man sieht, dem theogonischen Prinzip entsprechen, ist nur zu bemerken, da einzelne Kritiker sie z. T. als sptere Zustze ansehen, wohl auch weil sie an ihrer

    *) Es soll hier nicht gefragt werden, wie es kommt, da die Etymologien sich zuerst an den Namen der Gtter entwickeln. Zum Problem vgl. F. Heinimann, Nomos und Physis 150.

    2) Vgl. auch P. Kretschmer, Glotta XXXI 92. ) l Ltaveg mit langem c und xaalvovzeg mit kurzem entspricht dem epischen

    Gebrauch: 'Ae, *Aeg coioAoiye . . .

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  • 24 K. Deichgrber

    Zahl Ansto nahmen. Man sollte aber beachten, da doch alles Hesiodeische etwas Katalogartiges hat und da die Vielnamigkeit zu den stehenden Kennzeichen der Gtterschilderung, also zu Gebet und Hymnus gehrt und deshalb auch Hesiods Denken naheliegt. Weiter mag aus dem Anhang das Verhltnis der Namen Amphitrite und ihres Vaters Triton herangezogen werden (930). Ein Denken, das auf den Ursprung, die angeborene Art zurckgeht, prgt sich auch in der Beachtung der Gleichheit von Namenteilen aus. Wir fhren nur die historischen Beispiele Sokrates, Sohn des Sophroniskos, und Aristagoras von Milet, Sohn des Molpagoras, an. Wollen wir noch bei Hesiod die ver- breitete Vorstellung belegen, da das Erbe des Vaters in dem Nachkommen fortwirkt und der Name dieser Tatsache Ausdruck gibt, auch ohne buchstblich an den Vorfahr anzuknpfen, so sei an die Bezeichnungen der zahlreichen Tchter des Nereus erinnert, die mit ihren sprechenden Namen im Katalog Theog. 240 - 264 nur Explikationen, wenn man will, Hypostasen seines Wesens sind, seiner Wahrhaftigkeit, seiner Milde und Rechtlichkeit wie seines Wesens als Meergott1).

    Die iog-Etymologie des Prooimions der Erga liegt auf der Hand und das theogonische Etymologisieren der Thogonie ist fester Bestandteil des hesiodeischen Dichtens. Ebendieses fhrt aber zu 256 der Erga zurck. Den Klang und Sinn dieses Verses werden wir nun richtig verstehen: f xe naqd-vog ax lxtjf Ai xyeyava. Inhaltlich besagt die Zeile, da Hesiod die Dike in den Erga im Gegensatz zur Thogonie, wo sie als dritte neben den beiden anderen Hren Eunomia und Eirene erscheint (901 ff.), als Tochter des Zeus eingefhrt hat, vielleicht wie Vs. 1 1 ff. sich selbst kor- rigierend, und zwar, was, wie man wei, bei ihm die bereinstimmung von beider Wesensart bezeichnet, ohne ihr eine Mutter zu geben. Wilamowitz hat diese Neuerung, deren nachwirkende Bedeutung nicht hoch genug angeschlagen werden kann, in der blichen Weise nur kurz in seinen Erluterungen vermerkt. Man sieht

    *) ber diese und weitere Etymologien bei Homer und Hesiod handelt, worauf mich Br. Snell vor Jahren aufmerksam gemacht hat, Ernst Risch, Eumusia, Festschrift Howaldt 1947. Das Buch ist mir nicht zugnglich. Zu Nereus und den Nereiden vgl. Verf., Hesiod Theog. 80-103 (als Manuskript gedruckt, Gttingen 1947). Allgemein zu den Problemen des Namen wesens" E. Frnkel, RE. s.v.; E. Schwyzer, Gr. Grammatik I 635, als Beispiel noch Thuk. I 29. [K. N.: Nachdem die genannte Festschrift mir zugnglich geworden ist, stelle ich mit besonderem Vergngen fest, da ich bei meinen berlegungen insgesamt zu gleichen Ergeb- nissen wie der Sprachwissenschaftler gekommen bin.]

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  • Etymologisches" zu Ze, i, Ala, Alaf. 25

    aber, da Hesiod diese Feststellung als solche nicht gengt. Auch darin und darum ist in seinen Augen Dike eines Wesens mit Vater Zeus, wie es ihr Name aussagt, der zudem als letztes Wort vor Aig erscheint. Der Anklang Alxtj-Ai ist von Hesiod empfunden worden, die Stellung nicht unbeabsichtigt. Der hchste Gott und Dike stehen sich in ihrem Namen, Wesen, nicht nur uerlich nahe. Vers 256 ist noch mehr zu beachten, wenn man den Vers 36 und andre zum Vergleich heranzieht: i&erjGi lxrj, a t9x Aig eloLV qioxai oder 27Off. Im Prooimion erschien der Zusammen- hang in v %e i, das man auch als Gegensatz zu der Prdikations- formel des oix . . . vev {non . . . sine) ansehen sollte. Ist aber dort schon mehr im Sinne einer philosophischen Auffassung Zeus der ahiog fr das in Ma und Recht begrndete Glck und Unglck des menschlichen Daseins, so ist er nun fr den genealogisch denkenden Dichter der Vater der Dike, sie seine Tochter, so da die gleiche erste Silbe ihres Namens nur selbstverstndlich an ihn erinnert, die Gttin des Rechts sich mit dem Gott der Allmacht innerlich verbindet: vvfiojc, echt und sprachlich richtig1).

    Aber sind wir wirklich mit dieser Interpretation auf dem richtigen Wege? Es trifft sich gut, da sich die etymologisierende Zusammenstellung von Ala und Atxrj hnlich bei den Spteren findet, die ber das Verhltnis von Wort und Sache reflektierten. Wir bergehen Heraklit und besonders Aischylos2), bei dem ein direkter Zusammenhang mit Hesiod besteht, greifen sofort zu Piatons Kratylos und lesen, was dort ber Ala und lxaiov steht. (Der Wechsel von einer gttlichen Person zu einem Begriff steht hier nicht zur Diskussion.) In dem Abschnitt 396 a gibt Sokrates, ganz in der Art der Meteorologen" und Physiker", d.h. der Philosophen vor und neben ihm etymologisierend, fr Zevg, Ztjv, Ala die Erklrung: i v ijv del nai xo oiv {mxeh eine Definition, die im Kreise des mehr in die Breite als in die Tiefe der Probleme eindringenden Diogenes von Apollonia, also der Anaxagoreer, zuhause sein mu8). Es ist die Erklrung, der sich dann spter in ihrer Weise die Stoiker anschlieen konnten (Stoic, vett. frgg. II 305, 20 aus Diogenes Ala ikv y> i v x nvia, Zfjva e

    *) ber den Rechtsgedanken im archaischen Griechentum zuletzt allgemein K.Latte, Antike und Abendland II, Hamburg 1946, 64 ff.; ebendort H. Diller, Hesiod und die Anfnge der griechischen Philosophie 140 ff.

    2) Zu Aischylos als Etymologen vgl. W. Kranz, Stasimon 287 ff. 3) Vgl. W. Theiler, Zur Geschichte der teleologischen Naturbetrachtung,

    Leipzig 1925, 28. 60.

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  • 26 & Deichgrber

    xaovaiv naq* d xov fjv ahi axiv f i tov tjv xe%WQt]xev), und gegen welche sich dann schon Aristarchs Kritik richtete, der vielleicht auf Grund sprachlicher Beobachtungen erklrte, da die Anastrophe hier unmglich sei, da sonst beide Wrter miteinander verwechselt wrden; K. Lehrs Quaest. ep. 94 ff. Fr den Sokrates des Kratylos ist jedoch diese Etymologie mglich. Weiter aber will Sokrates die allgemein verbreitete Auffassung der Physiker, welche von dem Prinzip der Bewegung ausgehen (to nv eivai v tioqel), noch in einem weiteren Sinne bestimmen. Ihre Annahme, so sagt er, geht dahin, das xaiov sei dasjenige, was alles beaufsichtige und betreue (niTQonevei), indem es durch alles hindurchgehe: % nvxa iaov1). - Und wieder darber hinausgehend behauptet er noch einmal geheimnisvoll, doch fr den hellhrigen Hrer vielleicht verstndlich, er habe unter den Vertretern der Auffassung, das xaiov sei das ahiov (f yiyveiai, tovt Ioti %b afoiov), einen Mann (tic) gefunden, der Ata xaXelv '(pt] (t xaiov) . . . TOVTO q&co eivai. Da drfte es doch nahe- liegen, anzunehmen, da dieser n ber xaiov = iaov und unter Verwendung der i -Etymologie die sinnvolle Erklrung fr seine Beschreibung des xaiov fand, da fr ihn auch iaov in xaiov mitklang. Er drfte die Vorstellung, die uns bei Hesiod in seinem Etymologisieren sichtbar wird, aufgenommen haben2). Etymologisierende Philosophen - wann sterben sie eigentlich aus? - knnten sich wie auch sonst die alte hesiodeische Denk- form zu eigen gemacht haben. Der Abschnitt aus Piatons Kratylos sollte als Anonymi fragmentum in der Sammlung der Vorsokratiker stehen, ebenso wie das viele andere, was bisher schon aus diesem Dialog in diese Sammlung aufgenommen werden mute. Die Ur- sachen- und Rechtsordnung ist in Zeus enthalten, das sagte Aig ~ Aixt] dem alten grbelnden Dichter, der, der Tradition ver- haftet, doch eine neue Epoche des griechischen Denkens einleitet. Dem Philosophen, den Sokrates kannte, sagt die Verbindung xaiov, iaov, wie die Einheit von Recht und Sein gewhrleistet ist. Hesiod steht nicht alleine.

    Damit ist zu Vers 256 der Erga das Notwendige gesagt. Die Gelegenheit sei aber noch zu zwei Bemerkungen benutzt, die nicht auerhalb des uns hier angehenden Zusammenhanges

    *) Zum Gedanken des alles Durebdringenden vgl. Philologus LXXXVIII (1933) 361 mit Anm. 29. 30 uvai bei Diogenes Vorsokr 6 II 56, 19.

    2) Eigentmlich, da Sokrates nicht in irgendeiner Form von 413 a auf 396 zurckverweist. - Ist brigens der xi$ vielleicht Kratylos selbst?

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  • Etymologisches" zu Zev, Ai, Aia, M. 27

    stehen, einmal zu dem Hinweis auf eine weitere Beziehung der Spteren zu Hesiod, dann Hesiods zum vorausgehenden Epos.

    Im ersten Teil des Kratylos setzt sich Sokrates mit dem Verhltnis von vo/ia und yvo auseinander. Wenn hier gerade dieses Problem so ernsthaft errtert wird, so berrascht es auch den Leser, der in den Etymologien dieses Paignion von Dialog nicht nur eine, auf einen Autor zurckzufhrende Lehre zu finden bereit ist. Es ist ja der besondere Reiz dieses Gesprchs, wenn Piaton jedenfalls nach meiner Empfindung so deutlich wie nur mglich ironisierend, gelegentlich auch ihm selbst eigene Denkmittel und Prinzipien in den Flu seines unaufhaltsamen Etymologisierens einbezieht. Das schnste Beispiel dafr scheint mir immer wieder das Spiel 398 d/e: co, %>co, oocpoi QrjTOe, sivol ytal iaZexTixo, coxv Ixavol vreg und entsprechend eQO)TfTLKo sollen zusammengehren. Wir sind ganz in der Welt des Sokrates und Piaton, der Fragen und der Themen etwa des Symposion oder des Phaidros1). Die These, da die Etymologien alle von einem Autor stammen, ist m. E. schon durch den Hinweis auf diesen Passus widerlegt. Da weiter das Problem des vofia fr Piaton ein echtes ist, beweist z. B. der siebente Brief, in welchem der Stufengang der Erkenntnis mit dem Namen beginnt (342b). Wir wollen aber fr unseren Zusammenhang vornehmlich darauf hinweisen, wie im Kratylos gerade die Frage nach dem Verhltnis von vofta und yvo sich darstellt. Wir erkennen, da beides sich berhren mute, mochte nun yvo mehr im Sinne der Art-Gattung oder der Abstammung gefat werden, was im Kratylos beides geschieht. Alte Dichtung, auch Hesiod, wird mehr als einmal im Kratylos zitiert. Aber auch in der Frage- stellung begegnen sich Hesiod und Sokrates-Platon. Wer vofia und yvo verband, mute, ob er nun genealogisch d.h. hesiodeisch oder dialektisch d. h. platonisch vorging, auf die gleiche Frage kommen, das Gattungsproblem des Namens. Es fhrt auch hier ein Weg von Hesiod zu Piaton.

    Dann das Zweite und Letzte. In der Odyssee und zwar in dem Teil, den wir wenig glcklich als Telemachie zu bezeichnen pflegen, ist der Freier Noemon Sohn des Phronios. An ihn tritt Athena mit der Aufforderung heran, Telemachos das Schiff zu geben, das ihn auf das Festland bringen soll, ol nqoyqaiv

    *) E. Haag, Piatons Kratylos, Tbinger Beitrge zur Altertumswissenschaft Heft 19 kann ich im Grundstzlichen oft beistimmen. Wichtig H. Diller, Wort- bild und Sprache im Heraklitismus, Neues Bild der Antike I 303 ff.

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  • 28 K. Deichgrber, Etymologisches* Zevg, Ai, Ala} A fay.

    TiEKxo (d87 vgl. 430). Er hat von dem Vater berlegung und Vernunft geerbt, damit auch Verstndnis fr Athenas Art und Plan. Sein Name spricht fr jeden vernehmlich die berein- stimmung seiner Art mit der des Vaters aus. Aber auch z. B. der Freier Antinoos ist, was sein Name besagt, und er heit nicht zufllig Sohn des Eupeithes. Hat er doch die Fhigkeit der eindringlichen Rede. So knnten wir weiter die Namen durchgehen und Telemachos zu seinem Vater, dem Meister des Bogens, stellen, wo man dann schon in der Ilias angekommen wre, wenigstens der Fassung, die uns vorliegt, - B 260 Odysseus sagt zu Thersites (sprechender Name!): Wenn du nicht Vernunft annimmst, firx%y neiz* 'Ovoorji xqr &ioioiv Tie it] [rj* en Trj[i%oio na%r'q xexZrjfivo eirv (vgl. A 354), Vater und Sohn gehren zusammen - oder Astyanax zu seinem Vater Hektor1). Oder man knnte an die freilich spte Erfindung des Acjp Efitfeo vtg jRT314 denken. In lteren und jngeren Partien des Epos arbeitet und formt etymologisierendes und genealogisches Denken. So mu man, will man Hesiod verstehen, bei seinen sprachlichen Kombinationen in Namensdingen, wie man ihre Fortsetzung in der Philosophie sieht, ihren Ursprung in der Heldendichtung erkennen, ja in dem Leben selber. Ax% Ai xyeyavla - dem Inhalt und der Form nach htte Homer nicht so sprechen knnen, da er die Anschauung von einer allgemeinen Gttin des Rechts nicht kannte und sein Zeus in so vielem ein anderer war als der des Hesiod. Aber das genealogische Namens- denken war auch sein fester Besitz, und das hat sich mit anderen Merkmalen des epischen Gestaltens auf ihn vererbt. Es hat sich bei Hesiod, dem reflektierenden Dichter, nur verstrkt.

    Gttingen. Karl Deichgrber.

    *) Die Konsequenzen, die sich aus Wilamowitz' Bemerkung zur Bezeichnung des Astyanax nach Hektor ergehen - Andromache und Astyanax von dem Dichter erfundene Personen, Piaton I 291 - sind von ihm selbst m. W. nicht ausgefhrt, auch nicht in Ilias und Homer". Zu Telemachos in der Ilias s. Wilamowitz, Die Heimkehr des Odysseus 186: ... das bleibt unklar, unbehaglich, aber spielen mag ich nicht, obgleich ichs knnte." Hektors Name von Homer erfunden nach Plat. Krat. 393 A.

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    Article Contentsp. 19p. 20p. 21p. 22p. 23p. 24p. 25p. 26p. 27p. 28

    Issue Table of ContentsZeitschrift fr vergleichende Sprachforschung auf dem Gebiete der Indogermanischen Sprachen, 70. Bd., 1./2. H. (1951), pp. I-IV, 1-128Front MatterNochmals: die uere Sprachform als Ausdruck der seelischen Einstellung [pp. 1-8]Zur Restproblematik des Brugmannschen Gesetzes [pp. 8-19]Etymologisches zu , , , . (Hesiod Erga 248266) [pp. 19-28]Griechisch-Germanisches [pp. 29-33]Syntaktisch-stilistische Kleinigkeiten aus alten nieder-deutschen Bibelbersetzungen [pp. 33-51]Ein lateinischer Lautwandel. w >w? [pp. 51-76]Zwei Inselnamen in der Adria [pp. 76-105]Nochmals lat. astur [pp. 105-106]Zur tocharischen Wortforschung [pp. 107-111]Kritische Erluterungen zur tocharischen Wortforschung [pp. 112-114]Zur altirischen Prsensflexion [pp. 114-119]Mlat. dieperdulum, deperdulus, dispridulus und Verwandtes [pp. 119-122]Bibliographie zur indogermanischen Wortstellung (Fortsetzung): Bibliographie der Jahre 1937 1947 [pp. 122-124]Zugesandte Druckschriften [pp. 125-128]