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Dein Spiegel Nr. 02_2011

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Dein Spiegel

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    Hey Kai! Wo

    biste???

    Unter der Dusche! Grsse, k.

    Hey Anna! Wo steckst du?

    Hi Schatz! Mal wieder treffen?

    ??? Wieso?

    Handy

    tut doch!

    Ich lieg schon im Bett, und du?

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    Knutsche gerade mit Stephan

    Spiele gerade

    Volleyball

  • EIN KOFFER VOLLER KLAMOTTEN, EINE MENGE PERCKEN, FALSCHEBRTE UND SCHMINKE all das war ntig, um den Schauspielerund Komdianten Mirco Nontschew in sieben verschiedene Lehrer-typen zu verwandeln: den ngstlichen, den fiesen Strengen oderden eitlen Schnling zum Beispiel. Auch fr Profis wie Nontschewund den Fotografen Benno Kraehahn bedeuten solche Aufnahmenviel Arbeit: Jedes Detail soll stimmen, das Licht muss genau einge-richtet sein, und wer als Fiesling fotografiert werden soll, der darf

    !

    AM START

    H A LL O

    Dein SPIEGEL 02 | 2011

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    Die schonsten Kinder-

    filme auf DVD

    www.spiegel.de/shop

    www.universumfilm.de

    Weitere Filme fr die Kleinsten:

    Tomte Tummetott, Lotta aus der Krachmacherstrae,

    Heidi Kindheit in den Bergen, Die wunderbare Reise

    des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgnsen

    Weitere Klassiker der 50er bis 80er Jahre:

    Ronja Rubertochter, Michel in der Suppenschssel,

    Das fliegende Klassenzimmer, Die Konferenz der Tiere

    Weitere Klassiker der 90er Jahre bis heute:

    Der Schatz der weien Falken, James und der Riesenpfirsich,

    Das Geheimnis der Frsche, Chicken Run

    Alle Einzeltitel auch in 6er Boxen erhaltlich.

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    Rumalbern beim Fototermin: Der

    Komdiant Mirco Nontschew zeigt, wie

    ein besonders sportlicher Lehrer aussieht.

    dabei nicht lachen. Das war dann auch das Schwierigste bei den Fotos fr unsere Titelgeschichte: ernst zu bleiben. Erst recht, alsNon tschew einen sportlichen Lehrer darstellen sollte und dafr einpaar Breakdance-bungen auf dem Pult vorfhrte. Das Thema derTitelgeschichte ist dann weniger zum Lachen: Was macht einen guten Lehrer aus und warum gibt es davon so wenige? (Seite 20)

    VON DIESEM HEFT AN gibt es etwas Neues in Dein SPIEGEL: Jeden Monat drucken wir eine Liste der bestverkauften Kinder- und Jugendbcher so wie der groe SPIEGEL die Bestseller fr Erwachsene zeigt. Das Fachmagazin Buchreport ermittelt fr uns in den Buchhandlungen, welche Bcher am hufigsten gekauft werden, und macht daraus zwei Listen: eine fr Kinder, eine fr Jugendliche. Wir stellen daraus eine eigene Hitparade zusammen genau fr die Altersgruppe der Dein SPIEGEL-Leser.

    UNS INTERESSIERT EURE MEINUNG: Welche Erfahrungen habt ihr mit Lehrern gemacht, was denkt ihr ber die anderen Themen im Heft? Schreibt an: Dein SPIEGEL, Brandstwiete 19, 20457 Hamburg, oder per Mail an [email protected]

    VIEL SPASS BEIM LESEN!Euer Dein SPIEGEL-Team

    DAS NCHSTE HEFT ERSCHEINT AM DIENSTAG, DEM 22. FEBRUAR.

  • 4Dein SPIEGEL 02 | 2011

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    Wer will schon so einen als Lehrer? Rezepte fr guten Unterricht

    6 GLOBUS

    Nachrichten aus aller Welt

    10 RAUS HIER!

    Manche Flchtlinge sollen aus

    Deutschland abgeschoben werden.

    Besonders hart trifft das die Kinder

    14 ANGST IST IMMER SCHLECHT

    Der deutsche Innenminister Thomas

    de Maizire erklrt im Kinder-Inter-

    view, warum man sich von Terroristen

    nicht einschchtern lassen soll

    16 KINDERZIMMER AUS ALLER WELT

    Eine Foto-Reise um die Welt: So leben

    die anderen

    20 TITEL: LIEBLINGSLEHRER?

    Was muss ein guter Lehrer knnen?

    Soll er streng sein, aber gerecht,

    oder besser lustig? Wissenschaftler

    und Schler geben Antwort

    27 MEINUNG

    Sollten Schler ihre Lehrer im

    Internet benoten?

    28 PIZZA INTERNATIONAL

    Die Zutaten fr eine Tiefkhl-Pizza

    kommen aus der ganzen Welt und

    aus dem Chemielabor

    31 LESERBRIEFE / WITZE

    32 RTSELKNACKER

    20

    36

    INH

    Johanna und Nikolas interviewen Innenminister Thomas de Maizire

    14

    Wilde Tiere in der Serengeti: Wie der Mensch die Natur bedroht

    EXTRA:LEHRERZEUGNIS!

  • Dein SPIEGEL 02 | 2011

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    Gefunden: Das Schiff des Piraten Blackbeard Bitte fernbleiben: Australiens giftige Tiere

    34 NEWS

    36 DAS LETZTE PARADIES

    Die Serengeti ist ein riesiges

    Naturschutzgebiet in Afrika. Nun

    knnten Menschen es zerstren

    40 VERSUNKENE SCHTZE

    Ein altes Wrack zeigt die Geschichte

    des gefrchteten Piraten Blackbeard

    44 AUSTRALIEN

    Ein Kontinent voller giftiger Tiere

    46 SCHNEE, REGEN, SONNENSCHEIN

    Wie gut (oder wie schlecht) Experten

    das Wetter vorhersagen knnen

    48 TIERE SAGEN UNS IHRE MEINUNG

    Das Knguru

    68 DIE EINARMIGE SURFERIN

    Als sie 13 war, biss ein Hai Bethany

    einen Arm ab. Jetzt surft sie wieder

    70 WIR SIND EIN PAAR FR DEN SPORT

    Kinderreporter fragen die deutschen

    Eiskunstlufer Aljona Savchenko und

    Robin Szolkowy nach Patzern und

    romantischen Momenten auf dem Eis

    73 RTSELAUFLSUNG / IMPRESSUM

    74 FERDINAND

    50

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    50 KULTURTIPPS

    52 EURE TEXTE

    Lukas, 13, erzhlt, wie er an seinem

    Gymnasium fr eine Karriere beim

    Film bt

    56 EIN PROMI UND SEINE WELT

    Die Sngerin Adele

    57 MANGA

    63 BESTSELLER

    64 ALS ICH KIND WAR

    Die Star-Geigerin Anne-Sophie Mutter

    war ein Wunderkind

    66 QUERBEETManga: Abenteuer

    auf dnnem Eis

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    Heldin in den Wellen: Bethany hat nur einen Arm, gehrt aber zur Weltklasse der SurferKaty Perry: Rihanna und Lady Gaga sind keine Konkurrenz fr mich

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    Die britische Hotelange-stellte Kerry Glover, 29,ber eine ungewhnlicheArbeitskollegin

    An diesem Morgen war

    meine Kollegin Guine-

    vere, eine Baby-Eule, putz-

    munter. Die Rezeption war

    voller Gste und Gui-

    nevere liebt es, im

    Mittelpunkt zu

    stehen. Sie

    schaute mit ih-

    ren groen Au-

    gen in die Foto-

    apparate der Tou-

    risten, gab glucksen-

    de Laute von sich und

    lie sich sogar streicheln.

    Guinevere ist erst vier Mona-

    te alt, ihr Gefieder ist flau-

    schig und weich. Jeden Tag

    leistet sie mir fr ein paar

    Stunden Gesellschaft bei

    der Arbeit an der Rezeption

    und begrt unsere Gste.

    Die Idee hatte mein Chef,

    er ist mit einem Falkner be-

    freundet, das ist ein Mann,

    der Greifvgel trainiert. Des-

    wegen hat Guinevere ber-

    haupt keine Angst vor Men-

    schen. Der Falkner bringt ihr

    auch Kunststcke bei: Im Mo-

    ment lernt sie, Braut-

    paaren vor dem

    Traualtar die

    Eheringe aus

    der Luft zu

    berbringen.

    Ich bin immer

    ein bisschen trau-

    rig, wenn der Falk-

    ner sie nach ihrer

    Schicht im Hotel abholt und

    sie in ihr Vogel gehege bringt.

    Aber dort hat sie genug Platz,

    um zu fliegen oder um ein-

    fach in Ruhe ihre Lieblings-

    mahlzeit zu verputzen

    Baby-Muse.

    WASWAR

    DALOS,

    KERRY?

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    Dein SPIEGEL 02 | 2011

    Normalerweise wachsen Pflanzen wie die

    Salz-Schuppenmiere (Blte rechts) am Meer

    doch nun auch an der Schweizer Autobahn.

    GLOBUS+++ NACHRICHTEN AUS ALLER WELT +++

    ZITTERN UMZENTIMETER

    Im Osten Chinas haben Ingenieure die lngste Brcke der Welt bers

    Meer gebaut. Doch bis zum Schluss wussten sie nicht, ob sie wirklich alles rich-

    tig gemacht hatten. Die Brcke besteht eigentlich aus drei Teilen, die sich auf

    dem Wasser treffen. Sie verbindet die Stadt Qingdao mit gegenberliegenden

    Gebieten der Bucht. ber 42 Kilometer ist sie lang so lang wie eine Marathon-

    Strecke. Vier Jahre lang haben Ingenieure die Brcke von verschiedenen Seiten

    aus in die Meeresbucht gebaut. Dann nherten sie sich in der Mitte einander an.

    Dabei durften sie sich nicht verrechnen. Die Brcken-Enden mussten auf den

    Zentimeter genau zusammentreffen. Erst als sie verbunden waren, konnten die

    Bauleute aufatmen: Alles passte. Autofahrer mssen nun nicht mehr um die

    Bucht herumfahren, sondern knnen direkt bers Wassers brausen. Sie sparen

    sich so einen 30 Kilometer langen Umweg und sind viel schneller am Ziel. Jetzt

    stehen die Ingenieure des Landes vor einer neuen Herausforderung. In etwa fnf

    Jahren soll eine Brcke Hongkong, Macau und Zhuhai miteinander verbinden.

    Sie soll etwa 50 Kilometer lang werden: Das wre dann ein neuer Rekord.

    Jedes Jahr landen Tausende

    Tonnen Streusalz auf Autobahnen, Park-

    pltzen und Gehwegen. Das macht zwar

    die Straen weniger rutschig, ist aber fr

    die Umwelt nicht gut. Das Salz wird in den

    Boden gesplt, viele Pflanzen kommen da-

    mit nicht zurecht. Wie sehr das Salz in die

    Natur eingreift, lsst sich jetzt lngs der

    Schweizer Autobahnen besichtigen. Dort

    wachsen Dnenpflanzen, die sonst nur

    in der Nhe von Meeren gedeihen. Die

    Schweiz liegt jedoch in den Alpen und hat

    gar keinen Zugang zum Meer. Zwei Biolo-

    gen entdeckten die fremden Pflanzen, als

    sie im Winter nahe des Genfer Sees im

    SEIT WANN LIEGT DIE SCHWEIZ

    CHINA

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    In ein paar Jahren werden

    Grundschler mglicherweise nur noch Druck-

    buchstaben schreiben lernen: Lernforscher und

    Lehrerverbnde mchten die

    Schreibschrift abschaffen. Die

    meisten Schulkinder benutzen

    schon jetzt als Erstes ein Abc aus

    Druckbuchstaben. Die sind ja

    auch berall: Bcher, Zeitungen,

    Werbeplakate, Computertasta -

    turen im Alltag spielt die ver-

    schnrkelte Schreibschrift

    kaum noch eine Rolle. In der

    zweiten Klasse lernen die

    Schler dann aber noch eine

    fest gelegte Schreibschrift.

    Zeitverschwendung, meint nun zum Beispiel der

    Grundschul verband. Nach ein paar Jahren sieht

    sowieso jede Handschrift anders aus. Deswegen

    sollen die Schler in Zukunft ihre eigene Schrift

    aus den Druckbuchstaben ent wickeln und die

    Zeichen nur verbinden, wenn es ihnen hilft. Wis-

    senschaftler haben heraus gefunden, dass das

    Schreibenlernen auf diese Art genauso gut funk-

    tioniert wie mit einer Schreibschrift. Mit der

    Hand schreiben sollen die Schler aber weiterhin.

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    Eule am Empfang: Die Eule

    Guinevere hat keine Angst vor

    Menschen. In einem britischen

    Hotel begrt sie die Gste.

    Stau steckten. Seither haben sie noch

    viele weitere Arten ausfindig gemacht.

    Die Pflanzen profitieren von den gesal -

    zenen Straen, um in die Schweiz einzu-

    dringen, erklrt der Biologe Raymond

    Delarze. Die Samen wurden zuvor ber

    Autoreifen ins Land transportiert. Die

    Dnenpflanzen gedeihen sogar so

    prchtig, dass sich einige Politiker Sor-

    gen machen, sie knnten die heimi-

    schen Pflanzenarten schdigen. Von

    einer Invasion kann aber keine Rede

    sein: Die Schweizer Meerespflanzen

    brauchen das alljhrliche Streusalz und

    wachsen nur am Straenrand.

    SCHWEIZ AM MEER?

    DEUTSCHLAND

  • In Rumnien mssen

    Hexen jetzt zum ersten Mal Steuern

    zahlen. Das klingt zwar nach einem

    Scherz. Aber dem Staat geht es um

    echte Einnahmen: In Rumnien soll

    es nach Schtzungen 4000 Wahrsa-

    gerinnen und Zauberer geben, die mit

    ihren Ttigkeiten schon mal 15 000

    Euro im Jahr verdie-

    nen. Hexen, Ma-

    gier und Wahr-

    sager sind in Rumnien sogar richtig

    beliebt: Fast jeder im Land hat schon

    mal einen Liebeszauber gebucht,

    und Politiker geben offen dazu, Astro-

    logen um Rat zu fragen. Bisher war

    die Wahrsagerei kein anerkannter Be-

    ruf, das hat der Staat jetzt gendert.

    Bld fr die Hexen: Denn nun mssen

    sie fr die Einnahmen aus ihrer Ttig-

    keit auch Steuern zahlen. Dagegen

    protestieren sie jetzt, eine der Hexen

    hat sogar einen Fluch vorbereitet: Mit

    einem Mix aus Paprika, Pfeffer und

    Hefe will sie sich gegen das neue

    Gesetz wehren. Reichlich spt, knn-

    te man sagen: Denn wenn die Wahr -

    sager wirklich in die Zukunft schau-

    en knnten, dann htten sie sich

    ja wohl schon frher gewehrt.

    ZAUBERN UND ZAHLEN

    +++ NACHRICHTEN AUS ALLER WELT +++

    Was bewirkt Dioxin?Dioxine reichern sich im Krper an.

    Je lter man ist, desto mehr Dioxin

    steckt im Krper. Das Gift steht im

    Verdacht, die Entstehung von Krebs

    zu frdern.

    Wie kam das Dioxin in unsere Lebensmittel?Bei der Herstellung von Tierfutter

    wurde ein Fett verwendet, das

    dioxinbelastet war. Dieses Futter

    wurde an Unternehmen in mehreren

    Bundeslndern verkauft, die damit

    ihre Tiere gefttert haben so

    gelangte das Gift letztlich in unsere

    Lebensmittel.

    Was sollte man tun, um einen solchen Skandal in Zukunft zu verhindern?Alle Futtermittel-Hersteller mssen

    dazu verpflichtet werden, die Zu -

    taten auf Dioxin zu testen, bevor sie

    daraus Futter zusammenmischen.

    Nur so kann man sicherstellen, dass

    die Zutaten nicht zu viel Dioxin ent-

    halten.

    Wie kann man prfen, ob das ei gene Essen frei von Dioxin ist?Das ist das groe Problem: Selbst

    kann man gar nicht prfen, ob das

    eigene Frhstcksei mit Dioxin

    belastet ist. Das Gift schmeckt und

    sieht man nicht aber es ist trotz-

    dem da.

    Schmeckt Ihnen noch Ihr Frh-stcksei? Von einem dioxinbelasteten Ei fllt

    man nicht tot um. Gesund ist es

    aber nicht. Wer sichergehen will,

    der isst im Moment lieber weniger

    Eier.

    Und wie ist es mit Eiern vom Bio-Bauern?Vom aktuellen Fall scheinen sie

    nicht betroffen zu sein. Grundstz-

    lich kann man aber

    leider auch bei

    Bio-Produkten

    nicht sicher

    sein, dass sie

    frei von Dioxin

    sind.

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    GIFT IM EIVor

    kurzem ist in Produkten wie Eiernund Fleisch das Gift

    Dioxin gefunden worden. Darum wurden in

    Deutschland TausendeBauernhfe gesperrt.

    Christiane Gro istSprecherin der Organi-sation Foodwatch. Hiererzhlt sie, warum Dioxin

    so gefhrlich ist und wasman dagegen tun

    kann.

    In Rumnien gelten Hexen

    als ganz normale Berufsttige.

    Deswegen sollen sie jetzt

    auch Steuern zahlen.

    8Dein SPIEGEL 02 | 2011

    SPENDABLE SCHULEEin besonderes Weihnachtsgeschenk gab es fr ameri-

    kanische Schler auf Long Island: 47 nagelneue iPads wurden

    an der Roslyn High School am 20. Dezember an Schler ver-

    teilt. Dabei handelt es sich um ein Pilotprojekt. Insgesamt wer-

    den in dem Bezirk 1100 Gerte an Schler verschenkt. Die

    iPads sollen im Klassenzimmer und zu Hause die Schul bcher

    ersetzen. Auf den Gerten knnen Lernprogramme laufen,

    ein Geschichts-Quiz zum Beispiel oder ein Mathe- Programm.

    Auerdem knnen die Schler mit den iPads ihre Lehrer per

    E-Mail erreichen und die Hausaufgaben elektronisch abgeben.

    Das Geschenk ist als eine Art Experiment gedacht: So soll ge-

    testet werden, ob iPads beim Lernen helfen.

    USA

    RUMNIEN

    GLOBUS

  • Dribbeln, flanken, Tore schieen:Fr Samir ist Fuball mehr alsSport. Er will fr die deutsche

    Nationalmannschaft spielen, damit seine Familie bleiben darf.

  • Dein SPIEGEL 02 | 2011

    11

    Samir schnappt sich einenBall, kickt ihn in die Luft,lsst ihn auf den Kopf sprin-gen, auf die Schultern, niefllt der Ball auf den Boden:

    Das habe ich auf dem Bolzplatz ge-lernt, sagt er stolz, bei 128-mal liegtmein Rekord.

    Samir stammt aus Aserbaidschan,einem kleinen Land zwischen Russ-land und Iran. Und er kann so gutFuball spielen, dass die Talentscoutsvom FC St. Pauli ihn entdeckten.Jetzt hat er sogar die Chance, Profizu werden.

    Doch das wird vielleicht nie pas-sieren.

    Der Grund dafr liegt auf demTisch in seinem Zimmer: ein Briefvon der Auslnderbehrde Hamburg.Darin steht, dass Samir und seine Familie Deutschland verlassen ms-sen. Deutschland schmeit Samirraus. Der Mann von der Behrdehabe es so gesagt: Das Trainingkannst du dir sparen, in Deutschlandhast du so oder so keine Zukunft!

    Samir und seine Mutter kamen alsFlchtlinge hierher. Es gibt sehr, sehrviele Lnder, aus denen Menschenfliehen. Und es gibt sehr viele Grnde fr die Flucht: weil sie derArmut entkommen wollen, weilKrieg herrscht oder weil man seine

    Meinung nicht sagen darf. Jedes Jahrfliehen Hunderttausende Menschenaus ihrer Heimat. Und viele versu-chen, irgendwie in die reichen Ln-der zu kommen, zum Beispiel nachDeutschland.

    Die deutsche Regierung hat Angst,dass zu viele Flchtlinge in Deutsch-land wohnen und arbeiten wollen.

    Deshalb hat sie strenge Regeln auf-gestellt.

    Wer hier auf Dauer bleiben will,muss eine Aufenthaltsgenehmigunghaben, und die ist schwer zu bekom-men. Oder er muss direkt nach derEinreise einen Antrag auf Asyl stel-len. Der wird dann monatelanggeprft. Der Flchtling mussFOTOS: BE

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    ABSCHIEBUNGAUS

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    Gut eingelebt: Samirs Freunde kommen alle aus Hamburg. Sie halten zu ihm. Mit ihnen ber seine Sorgen zu reden fllt ihm trotzdem nicht immer leicht.

    Vor sieben Jahren zog Samir, 13, in die Bundesrepublik. Hier ist jetzt sein Zuhause. Doch

    weil seine Mutter sich nicht an das Gesetz gehalten hat, soll er Deutschland verlassen.

  • Beruf Polizist deshalb konnten diebeiden nicht einfach zur Polizei ge-hen. Irgendwann kratzte die Mutterihr letztes Geld zusammen und be-zahlte einen Schmuggler. Der brachtesie erst in die Trkei, dann nachDeutschland.

    Bei der Ankunft auf dem Flugha-fen hatte die Mutter keine Ausweiseim Gepck. Das ist in Deutschlandverboten, die Polizei nahm die Mut-ter fest.

    Aber man kann Flchtlinge ohnePass nicht einfach zurckschicken:

    beweisen, dass er in seiner Hei-mat verfolgt wrde, ins Gefng-

    nis kme oder sogar gettet wrde.Wenn die deutschen Behrden ihmdas glauben, darf er hierbleiben.

    Das ist schwer zu beweisen. ImJahr 2009 stellten 27 649 Menscheneinen Antrag. Nur 452 Flchtlingenwurde Asyl gewhrt.

    Samir und seine Mutter kamen vorsieben Jahren ohne Einreiseerlaubnisnach Deutschland. Samirs Vater wargewaltttig, die beiden wollten wegvon ihm. Aber der Vater war von

    Erst muss geklrt sein, aus wel-chem Land sie kommen und ob dasLand sie berhaupt aufnimmt. Daskann Monate, sogar Jahre dauern.Bis dahin werden die Flchtlinge von der deutschen Regierung gedul-det mssen dafr aber alle paar Monate einen neuen Antrag stellen.Das betrifft etwa 10 000 Menschen inDeutschland.

    Samir nutzte die Zeit. Er hat dieSprache gelernt, geht zur Schule,spielt im Fuballverein. Deutsch-land ist jetzt meine Heimat, sagt

    12Dein SPIEGEL 02 | 2011

    Samirs Besitz passtauf zwei Regalbretter:

    Wenn es ernst wird,muss er seine Koffer inkrzester Zeit packen.

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    Flei und Fitness: Samirarbeitet viel fr die Schu-le, er will unbedingt dasAbitur machen. Mit sei-nen Freunden trainiert erdreimal in der Wochebeim Proficlub St. Pauli.

  • Dein SPIEGEL 02 | 2011

    13

    Samir. Er kennt niemandenmehr in Aserbaidschan. Samirist jetzt ein Hamburger aus Aser-baidschan. Seine Freunde sinddeutsch, er geht in die 7. Klasseeines Gymna siums und hat ei-nen Notendurchschnitt von 2,0.

    An seinen Geburtsort kann ersich kaum noch erinnern: Wasich nicht vergessen werde, sinddie kaputten Autos, die Schlag-lcher und dass berall Mllrumlag.

    Flle wie Samirgibt es Tausende Kinder, die hier leben,10, 15, manchmal 20Jahre lang. Die gut inder Schule sind undeinen ntzlichen Be-ruf lernen wollen.Und die doch stndigvor der Frage stehen:Darf ich bleiben oder muss ich gehen?

    Ich will Profi wer-den, mit Fuball Geldverdienen, damit mei-ne Familie in Deutsch-land leben kann, sagtSamir trotzig. Die Behrdemacht es ihm nicht leicht.

    Weil Samir nur geduldet ist,darf er Hamburg nicht verlassen.Bei Auswrtsspielen braucht ereine Extra-Genehmigung.

    Wenn die Duldung endgltigabluft, muss Samir innerhalbvon wenigen Tagen in ein Flug-zeug Richtung Aserbaidschansteigen. Davor hat er Angst. Ermuss sich zusammenreien, umnicht zu weinen. Samir kannnicht verstehen, wieso nur Pa-piere zhlen. Er will einfach nurdas tun, was er am besten kann:Fuball spielen. Wie Ronaldo,Rooney oder zil. Die spielenin Spanien oder England Ln-der, von denen Samir nur tru-men kann. Seine nchste groeReise knnte die Abschiebungsein in ein fremdes Land, dasAserbaidschan heit.

    Boris Breyer

    Angelika, 13, hat Deutschland noch nie verlassen. Sie soll

    in ein Land abgeschoben werden, das sie nur aus dem Internet

    kennt: Armenien.

    Meine Heimat? Deutschland, was sonst? Hier habe ich mein

    ganzes Leben verbracht. Ich gehe in die 7. Klasse eines Gymnasi-

    ums, habe gute Noten und spreche wie die Einheimischen,

    ohne Akzent. Ich bin natrlich auch nicht kriminell. Meine Freun-

    dinnen sind alle deutsch, wir waren schon gemeinsam im Kin-

    dergarten. Ich wnsche mir nichts mehr, als bei ihnen bleiben

    zu drfen. Aber das wird sehr schwierig, vielleicht sogar unmg-

    lich. Die Auslnderbehrde sagt, dass meine Eltern kein Recht

    haben, hier zu leben. Deshalb wollen sie uns loswerden. Warum

    soll ich fr die Fehler meiner Eltern ben? Warum sieht nie-

    mand, dass ich hierher gehre? Ich bin doch wirklich deutscher

    als deutsch. Ich verstehe nicht, warum man jemanden weg-

    schickt, der so deutsch ist wie ich.

    Ihre Eltern flohen nach Deutschland,

    weil in Serbien Krieg herrschte.

    Marija, 14, kam in Hamburg auf

    die Welt. Jetzt soll sie mit ihren

    Eltern ausreisen:

    Oft lese ich keine Bcher, hre keine

    Musik, schaue nicht aus dem Fenster

    ich warte einfach nur. Grble, was

    als Nchstes passiert. Darf ich blei-

    ben? Oder muss ich gehen? Ich gehe

    hier zur Schule und habe deutsche

    Freunde. Trotzdem will mich die Aus-

    lnderbehrde abschieben. In ein

    Land, das Serbien heit und mir total

    fremd ist. Meine Eltern sind vor

    meiner Geburt aus Serbien geflohen,

    weil es dort einen Krieg gab. Der ist schon lange vorbei. Ich kann dort trotzdem nicht in

    Frieden leben. Wir gehren nmlich der Volksgruppe der Roma an, das ist eine Minder-

    heit in Serbien. Die Menschen in Serbien hassen uns. Sie behandeln uns, als wren wir

    schmutzig, dumm und gefhrlich. Die meisten Roma-Kinder gehen dort nicht zur Schule,

    haben kein richtiges Zuhause und keine Krankenversicherung. Ich kann nicht einmal

    Serbisch. Mit anderen Kindern dort knnte ich mich also gar nicht verstndigen. Warum

    habe ich kein Recht auf ein Leben in Deutschland?

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    .)

    Wenn Eltern abgeschoben werden, mssen auch die Kinder Deutschland

    verlassen. Egal, wie lange sie hier schon leben. Zwei von ihnen

    erzhlen, warum fr sie die Bundesrepublik zur Heimat geworden ist.

    WIR SOLLENRAUS!

  • ... und auch Kinder sollten keine Angst vor Terroristen haben.

    Das sagte Thomas de Maizire, 56, der deutsche Innenminister,

    den Kinderreportern NIKOLAS, 8, und JOHANNA, 12. Auerdem

    erklrte der Minister, was er ber Flchtlinge in Deutschland

    denkt und warum er fr jedes Lnderspiel Freikarten kriegt.

    Sehr gute Frage. Die Antwort ist:Ganz genau wei ich es nicht. Aber es gibt Hinweise, Gerchte,Tipps. Es gibt abgehrte Telefon -gesprche. Also, wenn zwei sich verabreden fr einen Anschlag unddas Telefonat wird mitgehrt, dann ist das ein Hinweis. Aber auchdann wei man nicht, wie ernst diedas meinen. Es geht also nicht umWissen, sondern darum, die Gefahrrichtig einzuschtzen.Wie erkennt man einen Terroristen?

    Die erkennt man nicht einfach so. Eswre auch ganz falsch zu behaupten,so und so sieht ein Terrorist aus.Zum Beispiel, weil er aus einer Ge-gend der Welt kommt, wo vielleichtauch Terroristen herkommen. Nein,

    manche verkleiden sich ja extra.Es gab jetzt einen Terro-risten in Schweden, der

    hat sich ganz anders ver-halten, als man sich das vor-

    stellt. Man erkennt die nichtam Aussehen, sondern an denTaten.

    Haben Sie mehr Angst vor den Neo-

    Nazis oder vor den islamistischen Ter-

    roristen?

    Dein SPIEGEL: Mssen wir Angst

    vor Terror-Anschlgen in Deutsch-

    land haben?

    Thomas de Maizire: Angst ist immer schlecht. Das Wort Terrorkommt aus dem Lateinischen undheit bersetzt Furcht, Angst. Esheit nicht Tod oder Gewalt.Terroristen wollen also vor allemAngst verbreiten. Durch Anschlgeoder durch die Androhung von Anschlgen. Und wenn wir Angsthaben, dann htten die Terroristenihr Ziel ja erreicht.Knnen wir Kinder uns gegen Terror

    schtzen?

    Das bernehmen vor allem die Poli-zei oder auch die Geheimdienste. DieBrger knnen natrlich wachsamsein. Also aufpassen, ob ihnen etwasVerdchtiges auffllt, ein herrenlo-ser Koffer am Flughafen oderso etwas. Aber Kinder soll-ten sich dar an nicht gro be -teiligen, sondern am bestenihr Leben ganz normal wei-terleben.Woher wissen Sie von geplan-

    ten Anschlgen? Diese Leute

    planen das doch im Geheimen.

    14Dein SPIEGEL 02 | 2011

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    Innenminister Thomas de Maizire

    ICH HABE

    KEINEANGST ...

    Ich habe gar keine Angst, das habeich ja schon gesagt. Angst ist einschlechter Ratgeber, erst recht fr einen Innenminister. Ich halte dieTerroristen fr gefhrlicher. Die Neo-Nazis sind nicht so stark, dasssie unser Land wirklich in Gefahrbringen knnen.Als Innenminister sind Sie auch zu-

    stndig fr die Flchtlinge, die nach

    Deutschland kommen. Woran erken-

    nen Sie, dass jemand politisch ver-

    folgt wird und nicht aus wirtschaftli-

    cher Not nach Deutschland kommt?

    Man sieht das den Menschen nichtan der Nasenspitze an. Deshalb gibtes das Asylverfahren. Da wirdzum Beispiel geprft, ob die Flcht-linge aus einem Land kommen, wosie verfolgt werden, oder aus einem,in dem man seine Meinung nicht freisagen darf. Am Ende der Prfunggibt es dann einen Bescheid: aner-kannter Asylbewerber oder eben ab-gelehnter Asylbewerber.Werden die Abgelehnten zurckge-

    schickt, auch wenn in ihrer Heimat

    Hunger und Not herrschen?

    Grundstzlich ja, aber es gibt Aus-nahmen. Wenn jemand schwer

  • lustig, aber dannwirds langweilig. Wollen Sie Ihr

    ganzes Leben lang

    Politiker bleiben, oder

    haben Sie noch etwas

    anderes vor?

    Zunchst einmal will ichnoch ein paar Jahre Politikerbleiben, und zwar in der Regierung.Es gibt ja auch Politiker, die nicht inder Regierung sind, sondern in derOpposition. Das ist auch wichtig,aber Regieren ist schner. Geradewird das neue Innenministerium ge-baut, da knnen wir Anfang 2015einziehen. Da mch-te ich noch Innen-minister sein.

    sen sind, wrden auch die Elternnicht abgeschoben.Ihr Vater war ein hoher General,

    wurden Sie sehr streng erzogen?

    Beide Eltern waren streng. Wir Kinder hatten zum Beispiel bis zur Konfirmation am Esstisch keinenStuhl mit Lehne, sondern nur einen Hocker. Wir sollten lernen, wie mansich gerade hlt. Ich war das jngsteKind und hatte Glck: Ich musstenicht so lange warten. Meine Elternwollten endlich mal richtige Sthleum den Tisch stehen haben. Stimmt es, dass Sie fr jedes Spiel

    der Nationalmannschaft Freikarten

    kriegen? Warum eigentlich?

    Ja, ich werde zu jedem Spiel eingela-den. Als Innenminister bin ich auchfr den Sport zustndig. Deshalb bekomme ich die Karte. Manchmalnehme ich jemanden aus derFamilie mit, aber die Kartemuss ich dann bezahlen. Finden Sie eigentlich alle

    Sportveranstaltungen, zu

    denen Sie eingeladen werden,

    interessant?

    Eigentlich msste ich jetzt sagen,dass ich alles toll finde. Aberunter uns: Eisstockschie-en ist am Anfang ganz

    krank ist, zum Beispiel. Oder wennjemand aus einem Land kommt, das eigentlich sicher ist und dannbricht dort ein Krieg aus oder einDiktator bernimmt die Macht.Dann wird nicht abgeschoben. Esgibt auch Lnder, die wollen dieFlchtlinge gar nicht zurcknehmen.Die Flchtlinge werden dann inDeutschland geduldet, so nennt mandas: Der Aufenthalt ist zwar ver -boten, wir nehmen es aber hin.Manche Flchtlinge wohnen viele

    Jahre hier, ihre Kinder gehen hier zur

    Schule und wollen hier arbeiten. Sie

    fhlen sich als Deutsche. Und dann

    mssen sie mit ihren Eltern in ein

    fremdes Land ausreisen. Wir finden

    das total ungerecht.

    Von den Geduldeten sind manchetatschlich sehr lange hier. Aberwenn sie fr immer bleiben drften,nur weil sie lange da sind, wre dasfalsch. Dann wrden wir ja diejeni-gen belohnen, die sich vielleicht lan-ge versteckt haben. Oder diejenigen,die sich einen guten Anwalt leistenknnen und deshalb vor Gericht ihreAbschiebung herauszgern.Aber ihre Kinder knnen doch nichts

    dafr.

    Das stimmt. Deshalb berlegen wirjetzt, das Gesetz zu ndern: Wenndie Kinder hier schon lange zurSchule gehen, eine ordentliche Aus-bildung machen und nicht gegen dieGesetze verstoen, dann sollen siebleiben knnen. Und bis sie erwach-V.L

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    Unter Beobachtung: Polizistenund Sicherheitsleute durchsu-chen Bahnhfe und Flughfennach verdchtigen Dingen wie

    Koffern mit Sprengstoff.

    Nikolas und Johanna kommen

    beide aus Berlin. Nikolas geht in

    die 4. Klasse der Papageno-Grund-

    schule, er liebt Hockey und Lego

    Star Wars. Johanna besucht die

    7. Klasse im Franzsischen Gymna-

    sium. Sie reitet und tanzt gern.

  • TRISTAN AUS NEW

    YORK CITY wird von

    seinen Eltern gut

    umsorgt. Sie

    kaufen ihm

    schne Spiel -

    sachen und

    gute Bcher. Der

    Siebenjhrige

    geht auf eine beson-

    dere, kologische

    Schule. Die Pltze dort sind sehr be-

    gehrt. Die Schler mssen Prfungen

    bestehen, um aufgenommen zu wer-

    den. Tristan und seine Eltern leben in

    einer kleinen Wohnung in Manhattan.

    Ihnen gehrt auerdem ein Strand-

    haus in New Jersey. Dort verbringen

    sie die Sommerferien. Wenn er

    erwachsen ist, mchte Tristan ausge-

    fallene Marmeladen erfinden. FOTO

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    Ein einziges Zimmer erzhlt manchmal ein ganzes Leben

    und kann von Land zu Land sehr unterschiedlich aussehen.

    Jeder Mensch wird in eine ganz besondere Situation

    hineingeboren, sagt James Mollison. Der britische Fotograf

    hat reiche und arme Kinder besucht. INDIRA AUS NEPAL Das Haus in

    Nepal, in dem Indira mit ihrer Familie

    lebt, hat nur ein Zimmer mit einem

    einzigen Bett. Die drei Kinder teilen

    sich eine Matratze auf dem Boden.

    Indiras Familie ist sehr arm. Tagsber

    arbeiten alle in einem Granit-Stein-

    bruch. Auch die Kinder mssen

    mithelfen. Sonst knnten sie nicht

    berleben. Indira arbeitet im Stein-

    bruch, seit sie drei Jahre alt war. Eine

    Hilfsorganisation sorgt dafr, dass

    sie auch zur Schule geht. Das

    Mdchen soll Lesen und Schreiben

    lernen, damit es ihm spter

    einmal bessergeht.

    KINDERZIMMER AU

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  • Dein SPIEGEL 02 | 2011

    17

  • Dieser Junge ist erst vier Jahre alt doch

    sein ernstes Gesicht wirkt viel lter. Unter

    schweren Lidern blicken seine Augen in

    eine ungewisse Zukunft. Die Matratze

    ist alles, was diesem Roma-Jungen

    geblieben ist. Von Rumnien ist er mit

    seiner Familie nach Italien gekommen.

    Sie dachten, dass es ihnen dort besser-

    gehen wrde. Aber die italienischen

    Behrden wollten die Familie vertreiben.

    Ohne gltige Papiere drfen die Eltern

    keine richtige Arbeit annehmen. Deswegen

    stehen sie am Straenrand, putzen Auto -

    fenster und hoffen auf Spenden.

    18Dein SPIEGEL 02 | 2011

  • Dein SPIEGEL 02 | 2011

    19

    THAIS lebt in einer ziemlich armen

    Gegend von RIO DE JANEIRO. Dort gibt

    es Bandenkriege und Drogenpro -

    bleme. Aber die Wohnung von

    Thais Familie ist ein sicherer

    Platz. Die Elfjhrige teilt sich

    ein Zimmer mit ihrer Schwes-

    ter. An der Wand hngen Pos-

    ter von brasilianischen Pop-

    stars und Models. Thais be-

    wundert Gisele Bndchen.

    Spter mchte sie auch Model

    werden oder Kinderrztin.

    RISA AUS KYOTO Die 15-Jhrige erlernt den traditionellen Beruf einer japanischen

    Geisha. Deswegen ist sie aus der Hauptstadt Tokio in die alte Kaiserstadt Kyoto

    gekommen. Hier lebt Risa mit einer Gruppe von Frauen in einem traditionellen

    Teehaus. Die Bden sind mit Bastmatten belegt,

    die Schiebetren mit Papier bespannt.

    Zum Schlafen bettet Risa ihren Kopf auf

    eine besondere Sttze, damit die

    kunstvolle Frisur nicht kaputtgeht.

    Als Geisha-Schlerin muss Risa

    immer ordentlich gekleidet sein.

    Sie bt jeden Tag das Wickeln

    ihres Kimono-Gewands und das

    Auftragen der traditionellen

    Schminke.

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  • Ist es gut, wenn ein Lehrer streng ist? Oder ist es besser, wenn viel

    gelacht wird in der Klasse? Wissenschaftler versuchen herauszufinden,

    wie ein guter Lehrer sein muss das ist gar nicht so einfach.

    UNSERE LIEBEN

    20Dein SPIEGEL 02 | 2011

  • Dein SPIEGEL 02 | 2011

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    LEHRER

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    as einen guten Lehrer aus-macht? Eine scheinbar leich-te Frage. Kinder auf der gan-zen Welt haben sehr hnliche

    Antworten gegeben, als manihnen diese Frage einmal gestellt

    hat. Ein guter Lehrer liebt seine Arbeit,hat Tapsola, 12, gesagt. Er muss streng, abergerecht sein, meinte Maia, 13. Und Lisa, 10,fand: Ein guter Lehrer sollte Mdchen undJungen gleich behandeln.

    Die drei Kinder stammen aus ganz unter-schiedlichen Erdteilen. Tapsola kommt ausBurkina Faso in Afrika, Maia aus Russlandund Lisa aus sterreich. Mehr als 500Kinder hat die Unesco weltweit be-fragt, das ist eine Organisation derVereinten Nationen. Und berallauf der Welt wissen Kinder ge-nau, welche Sorte Mensch siesich als Lehrer oder Lehrerinwnschen.

    Die Frage ist: Warumgeht der Wunsch so oftnicht in Erfllung?

    22Dein SPIEGEL

  • Klar, jeder kennt mindestens einen Lehrer,den er einfach toll findet, hoffentlich jeden-falls. Weil der Lehrer freundlich und gerechtist. Weil man ihm alle Fragen stellen kannund er zugibt, wenn er die Antwort nichtkennt. Weil man sich bei ihm nie langweiltund auch nie den Eindruckhat, dass er sich selbstlangweilt. Mit einemsolchen Lehrer hatman Glck gehabt.

    An fast jeder Schu-le findet sich aberauch mindestens einLehrer, bei dem sichalle einig sind: Derbringt es nicht. Weil er zuspt kommt, weil er sich aufder Nase herumtanzen lsst, weil er keine Ah-

    nung hat. Oder weil er langweilig ist. Oderungerecht. Oder alles zusammen. Da

    kann man dann nur hoffen, dass er odersie im nchsten Jahr die Klasse abgibt.

    In ganz schlimmen Fllen be-schweren sich auch die Eltern beider Schulleitung.

    Meistens herrscht unter Schlern,Eltern und auch Lehrerkollegen Einig-

    keit: Der oder die kanns, der ist ein gu-ter Lehrer oder eine gute Lehrerin.

    Und der oder die kann es eben nicht.

    Mein Deutschlehrer ist

    mein absoluter Lieblingslehrer.

    Er ist locker, macht viele Scherze

    und kommt immer gut gelaunt in die

    Klasse. Wenn er vorliest, sind

    wir meist alle still, weil er wie

    ein Schauspieler die ver-

    schiedenen Stimmen und

    Rollen spielt. Das ist toll.

    Paulin, 10, 5. Klasse, Frankfurt

    LIEBLINGSLEHRER

    Was macht einen Lehrer

    zum Schlerliebling?

    Vier Kinder erzhlen

    Bei Frau Mehler, mei-

    ner Musiklehrerin, habe ich

    das Gefhl, dass sie uns versteht,

    denn sie spricht manchmal genau wie

    wir. Ich finde, dass sie guten und lustigen

    Unterricht macht. Sie kann auer-

    dem gut erklren. Ich hatte

    vorher keinen blassen

    Dunst von Musiknoten.

    Jetzt ist es fr mich rich-

    tig einfach.

    Tom, 10, 5. Klasse,Hamburg

    Dein SPIEGEL 02 | 2011

    23

  • Aber wenn man Wissenschaftler fragt,was ein guter Lehrer knnen muss, dann

    stellt sich heraus: So einfach ist das leidernicht.

    Es gibt zwar eine Menge Forschung dar -ber, was Schler knnen sollen und wie sieam besten lernen. Aber ber die Kunst, einguter Lehrer zu sein, gibt es nur wenige si-chere Erkenntnisse. Und einig sind sich dieWissenschaftler auch nicht.

    Natrlich knnen sich alle auf ein paar all-gemeine Sachen verstndigen, wie zum Bei-spiel: Er muss gerecht sein. Aber was heitdas fr konkrete Situationen, etwa: Wiekann ein Lehrer einen Streit schlichten? Wie geht er damit um, wenn je-mand ber seine Note meckert? In solchenFragen, so ProfessorEwald Terhart ausMnster, ist dannnicht mehr so klar,wie ein guter Leh-rer reagiert.

    Kein Wunder, fin-det der Professor.Schon an den verschie-denen Schulen Gymnasium,Gesamtschule oder Grundschule begegnendie Lehrer ja unterschied lichen Schlern.Und mssen anders mit ihnen umgehen.

    Trotzdem gibt es natrlich einige Dinge,die fr alle guten Lehrer gelten. Sollte er etwastreng sein? Nun ja, er muss jedenfalls dafrsorgen, dass der Unterricht nicht zu sehr ge-strt wird. Aber ein Lehrer, der nur streng ist,weil er streng sein will, und damit fr schlech-te Stimmung sorgt, ist kein guter Lehrer.

    Ganz im Gegenteil. Es sei gnstig, wenndie Atmosphre entspannt ist, wenn fter auchmal gelacht wird, wenn Lehrer sich selbst nichtimmer uneingeschrnkt ernst nehmen und alshumorvoll wahrgenommen werden, schreibtProfessor Andreas Helmke und beruft sich dabei auf viele wissenschaftliche Studien.

    Und Angst sei sowieso ganz schlecht, diedrfe ein Lehrer auf keinen Fall verbreiten.

    Denn wenn ein Sch-ler Angst hat, lernt erschlechter.Wie gut oder wie

    schlecht die deutschen Sch-ler im Vergleich mit ande-ren Lndern abschneiden,wird oft getestet, zum Bei-

    Meine Lieblingslehre-

    rin ist Frau Mller. Sie ist jung

    und macht modernen, abwechs-

    lungsreichen Unterricht. Uns bringt

    Geschichte deswegen viel

    mehr Spa. Wenn jemand

    ein Problem hat, geht sie

    auf den Schler in der

    Pause zu und kmmert

    sich darum.

    Ina, 13, 8. Klasse, Bensheim

  • spiel mit der Pisa-Studie. Nur ganz seltenaber wurden bisher die Lehrer getestet. Zu-letzt haben Wissenschaftler die Leistung angehender Mathe-Lehrer berprft: wie gut die Lehrer selbst den Stoff beherrschenund wie gut sie ihn den Kindern beibrin-gen knnen.

    Am besten schnitten in Deutschland dieLehrer ab, die fr den Unterricht am Gym-nasium ausgebildet werden. Sie zhlen zuden besten Lehrern der Welt. Die Mathe- Lehrer, die nicht frs Gymnasium ausgebil-det werden, waren ein wenig schlechter.Aber auch ihre Leistungen waren sehr or-dentlich, verglichen mit den Kollegen im Ausland.

    Das heit aber nur, dass die deutschenLehrer im Durchschnitt gut sind. Es heitnicht, dass alle Lehrer gut sind. Im Gegenteil:Einige versagen total. Darin sehen mancheForscher die grte Schwche der Schule.Sie finden: Besonders schlechte Lehrer soll-ten von der Schule fliegen und nicht mehrunterrichten drfen.

    Das aber geht meis-tens nicht. Ein Schul-

    leiter kann zwarbeim Unterrichtmal zuschauen undeinen Lehrer beur-teilen. Wer dabeischlecht abschnei-

    det, wird dann zumBeispiel nicht befr-

    dert. Aber rauszufliegen das muss ein Lehrer normalerweise nicht befrchten.

    Und Schler knnen im Internet ber ihreLehrer meckern. Ob das allerdings hilft, istziemlich umstritten (mehr dazu auf Seite 27).

    Dein SPIEGEL hat darum gemeinsammit Professor Andreas Helmke ein Lehrer-Zeugnis entwickelt, das du auf Seite 26 fin-dest. Dort sind verschiedene Merkmale auf-gefhrt, die ein guter Unterricht erfllenmuss.

    Wer da zu einem guten Urteil kommt, solldas dem Lehrer ruhig mal sagen. Die freuensich nmlich auch ber gute Noten. Und werein schlechtes Zeugnis ausstellen muss, solltemit den Eltern reden mit den eigenen na-trlich, nicht mit denen des Lehrers. Dannkann man gemeinsam mit dem Lehrer dar -ber reden, was seinen Unterricht besser ma-chen knnte. Markus Verbeet

    Ich mag meine

    Klassenlehrerin am liebsten:

    Sie ist streng, aber trotzdem nett

    und freundschaftlich zu uns. Sie kann

    auch mal lauter werden,

    aber nie zu laut. Das

    braucht sie auch nicht,

    denn sie hat automa-

    tisch Autoritt.

    Mika, 11, 6. Klasse, Hamburg

    Dein SPIEGEL 02 | 2011

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  • Organisation

    Klassenklima

    Verstndlichkeit

    Vertrauen

    Abwechslung

    PassenderUnterricht

    Lernerfolg

    Klasse:

    Unterschrift Schler

    Bemerkungen:

    Fehlstunden: davon unentschuldigt:

    Schuljahr:

    fr

    Lehrer-Zeugnis

    HIER GEBT IHR DIE NOTEN

    26Dein SPIEGEL 02 | 2011

    Zusammen mit dem Wissenschaftler Andreas Helmke hat Dein SPIEGEL dieses Lehrer-Zeugnis

    entworfen. In sieben Fchern knnt ihr Noten geben von sehr gut bis ungengend.

    Der

    Lehrerist immer

    pnktlich und sorgt

    dafr, dass wir den Unter-

    richt nicht so oftstren.

    Er sagt mirimmer

    klar, was ich tun

    soll.

    Wenn

    ichdran bin, lsst

    mich der Lehrer aus -

    reden. Manchmal lobt er

    uns, und wir habenimmer

    dasGefhl, dass er uns

    zuhrt und uns

    respektiert. Der

    Lehrernuschelt

    nicht und verwendet nie

    irgendwelche Fremdworte,

    die ich nicht kenne.Er ist

    gutzu verstehen und

    erklrt immer, womit wir

    uns beschftigen.

    Der

    Lehrer istfr

    mich da, wenn ich ihn

    brauche; ich kann ihn

    immer ansprechen. Hin

    undwieder lsster uns

    mitbestimmen, was wir

    im Unterricht

    machen.

    Der

    Lehrersorgt dafr,

    dass ich mich einbringen

    kann und nicht abschalte.

    Manchmal lsster michallein

    arbeiten, manchmal mit

    anderen, und hin und wieder

    darf ichetwas vor den

    anderenprsen-

    tieren.

    Der

    Lehrermacht

    den Unterricht genau

    richtig fr mich: nicht zu

    schwer und nicht zuleicht,

    nicht zuschnell

    und nicht zu lang-

    sam.

    Der

    Lehrerbringt mir

    wirklich etwas bei.

    Er sorgt dafr, dass ich

    viel dazulerne undnicht

    alles gleichwieder

    vergesse.

  • Dein SPIEGEL 02 | 2011

    27

    LEHRER BENOTEN

    die Leistungen ihrer

    Schler. Damit sitzen

    sie an den Hebeln

    der Macht. Die Klas-

    se ist dem vllig aus-

    geliefert. Ob ein Leh-

    rer dagegen stndig

    unvorbereitet zum

    Unterricht erscheint,

    fies ist oder den Stoff

    nicht beherrscht das

    erfhrt in der Regel nie-

    mand. Allein die Meinung

    der Lehrer zhlt Wider-

    stand ist da meistens

    zwecklos. Die Schler

    trauen sich oft nicht,

    ihren Lehrern zu sagen, was

    ihnen am Unterricht nicht

    gefllt. Der Grund: Sie haben

    Angst, dass ihnen das mit

    schlechten Noten heimge-

    zahlt wird. Trotzdem ist es nur

    verstndlich, dass die Sch-

    ler auch die Leistungen ihrer

    Lehrer benoten wollen. Auf

    spickmich.de kn-

    nen sie sagen, wie

    es ihnen ergeht,

    wenn sie wollen,

    auch ohne ihren

    Namen anzugeben.

    Das ist nicht feige,

    sondern notwendig,

    um ein ehrliches Er-

    gebnis zu bekom-

    men. Viele Lehrer

    haben Angst, dass

    sie aus Rache fr

    schlechte Noten

    runtergemacht wer-

    den. Das ist Unfug!

    Die Lehrer sollten

    die Kritik zum Anlass

    nehmen, um mit ihren Sch-

    lern ins Gesprch zu kommen.

    Sie sollten sich sogar darber

    freuen. Denn so knnen sie

    sehen, wie sie ankommen,

    und ihre eigenen Schwchen

    und Strken erkennen.

    NIEMAND WIRD GERN blo-

    gestellt. Doch Schler haben

    im Internet die Mglichkeit,

    ihre Lehrer einfach fertigzu-

    machen. Auerdem spiegelt

    das Ergebnis meist nicht

    die Ansicht der ganzen Klas-

    se wider. Denn nicht jeder

    Schler gibt sein Urteil ab.

    Statt sich mit den Lehrern in

    der Schule auseinanderzuset-

    zen und sich auch

    selbst der Kritik zu

    stellen, schlagen

    die Schler im Inter-

    net nicht selten ei-

    nen sehr verletzen-

    den Weg ein. Lehrer

    fhlen sich dann an

    den Pranger ge-

    stellt. Nicht nur

    Schler, die an der

    gleichen Schule

    sind, knnen sich

    einloggen, auch

    fremde Menschen

    haben die Mglich-

    keit, sich Informationen ber

    die Lehrer einzuholen. Wenn

    man sich mehrere E-Mail-

    Adressen zulegt, kann man

    einen verhassten Lehrer auch

    gleich mehrmals schlecht

    benoten. Wer so behandelt

    wird, der wird sein Verhalten

    kaum ndern. Vertrauen zwi-

    schen Lehrern und Schlern

    schafft man auf diese Weise

    jedenfalls nicht. Na-

    trlich ist Kritik wich-

    tig. Aber sie sollte

    durchaus auch

    anonym in der

    Schule stattfinden

    und nicht im Inter-

    net. Es geht darum,

    den Unterricht und

    das Verhltnis zwi-

    schen Lehrern und

    Schlern zu verbes-

    sern. Das kann mit

    Internetseiten wie

    spickmich.de nicht

    erreicht werden.

    Lehrer geben

    Schlern Zensuren.

    Warum nicht auch umgekehrt?

    Mit einem Mausklick knnen Sch-

    ler auf spickmich.de ihre Lehrer

    benoten. Das ist nur fair, findet TinoKeller, Betreiber der Internetseite. Die

    Lehrer wissen dann, wie sie ankommen.Marianne Demmer von der Bildungs -

    gewerkschaft GEW entgegnet: KeinMensch sollte ffentlich an den

    Pranger gestellt werden.

    SOLL MAN LEHRERN NOTEN GEBEN?

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    MEINUNG

    JA

    Was denkt ihr ber spickmich.de? Schreibt

    uns eure Meinung an: [email protected]

    Tino Keller

    NEIN

    Marianne Demmer

  • 1 2 3

    4 5

    7

    28

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    6 8

    9

  • Pizza gehrt zu den beliebtesten Gerichten der Erde. Und wie

    Tiefkhlpizza hergestellt wird, verrt viel ber den welt-

    weiten Handel mit Rohstoffen: Was wir in den Ofen schieben,

    stammt oft aus weit entfernten Lndern.

    10

    11

    12

    29

    10 OLIVENL

    Spanien, Italien.

    Spanien ist der grte

    Olivenl-Lieferant.

    8 HEFE

    Der grte Hefe-Hersteller

    der Welt sitzt in Frankreich.

    9 MEHL

    Deutschland. Das

    Getreide dafr stammt oft

    aus Russland.

    12 WASSER

    Deutschland

    11 MAJORAN

    Deutschland, Polen

    5 KNOBLAUCH

    Meistens aus China

    2 KSE

    Echter Kse kommt aus

    Deutschland. Nachgemachter

    Kse enthlt oft Palml aus

    Indonesien.

    6 OREGANO

    Trkei, gypten

    4 PFEFFER

    Indien, Vietnam

    3 SALAMI

    Osteuropa, zum

    Beispiel aus Ungarn

    7 SALZ

    Deutschland

    1 TOMATEN

    Meistens aus Italien

  • R.

    MA

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    IALIS

    / S

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    OD

    Jeder liebt Pizza. Kaum ein anderes Ge-richt ist auf der ganzen Welt so weitverbreitet. Man kriegt Pizza in feinenitalienischen Restaurants, kann sieleicht selbst herstellen, oder man machtes sich noch einfacher und schiebt einefertige Tiefkhlpizza fr zwlf Minuten

    in den Backofen. In Deutschland wurden im Jahr2008 etwa 800 Millionen Tiefkhlpizzen verkauft.

    Das heit: Jeder Deutsche isst im Durchschnitt proJahr zehn Fertigpizzen in Wahrheit sogar noch mehr,weil fr diese Statistik auch Suglinge undPizza-Hasser mitgerechnet werden.

    Um eine Pizza selbst zu ma-chen, sind nur eine HandvollZutaten notwendig. Mehl,Wasser, Hefe und lbraucht man fr den Piz-za-Boden, darauf kom-men Tomaten, Gewr-ze, Kse und je nachLust auch Salamioder Gemse. Dochviele Leute haben kei-ne Lust oder keineZeit dafr. Wozu gibtes schlielich fertigePizza aus dem Super-markt?

    Tiefkhlpizza ist einMassenprodukt. Mit densingenden Pizza-Bckern,die in der Fernsehwerbung lie-bevoll Oregano ber den Teigstreuen, hat sie kaum etwas zu tun.100 Millionen Stck Tiefkhlpizza pro Jahrverlassen etwa eine Fabrik in Wittenburg, die demLebensmittelkonzern Dr. Oetker gehrt. Er ist dergrte Pizza-Hersteller Deutschlands.

    Nach italienischer Backstube sieht es in einer Piz-za-Fabrik nicht aus. Der Teig wird in groen Bottichengeknetet und auf einem Flieband dnn ausgewalzt.Dann werden runde Formen ausgestochen, und mitLuftdruck wird Tomatensauce draufgeblasen. Ein stei-nernes Laufband transportiert die Pizzen in einenriesigen, 300 Grad heien Metallofen.

    Zum Vorschein kommen lecker duftende Pizza- Bden, die nun von Maschinen mit Salamischeibenund Kseraspeln belegt werden. Dann geht es ab indie Kltekammer, bevor die gefrorene Pizza ver-packt wird.

    Die Zutaten dafr kommen hufig aus halb Europa.Weil eine Fertigpizza nicht viel kosten soll, suchenHersteller nach billigen Zutaten. Das fhrt dazu, dassdie Bauern nur wenig Geld fr ihre Produkte erhalten.

    Tomatenlieferanten aus Italien kriegen zum Beispielfr das Kilo Tomaten nur 10 Cent. Die Erntehelferverdienen dann auch wenig, manche nur 200 Euroim Monat.

    Das Fleisch fr die Salami kommt oft aus osteuro-pischen Stllen. Dort lassen sich Tiere billig msten in Massentierhaltung.

    Alle diese Dinge mssen transportiert werden. Daskostet zwar Geld und Energie, ist aber immer nochgnstiger, als die Sachen hier zu kaufen. Knoblauchzum Beispiel kann man auch im heimischen Garten

    anpflanzen, noch besser in den Lndern Sdeuropas. Aber der grte und

    billigste Knoblauch-hersteller ist China.Drei von vier Knob-lauchknollen kom-men aus China.

    Oregano und Lor-beer stammen oft aus

    der Trkei oder gyp-ten, Pfeffer aus Indienoder Vietnam, Chiliaus Indien, Majoranaus Polen. Pizza inter-national.

    Damit das allesleicht zu backen ist und

    lecker aussieht, kommtzu den natrlichen Zuta-

    ten immer noch etwas Che-mie: Laktose zum Beispiel

    lsst den Teig appetitlich braunwerden. Chemisch behandelte

    Strke sorgt dafr, dass der Fladenbeim Auftauen nicht labberig wird.

    Und selbst der Kse auf der Pizza muss nicht un-bedingt aus echtem Kse sein. Es gibt auch Mischun-gen aus Soja, Bakterien-Eiwei, Pflanzenl und knst-lichen Geschmacksstoffen. Auf der Verpackung darfdann das Wort Kse nicht auftauchen eine Zeit-lang haben die Hersteller ihr Produkt deswegen Ana-log-Kse genannt, das heit bersetzt So wie Kse. Mittlerweile wird das Ganze als Pizza-Mixverkauft.

    Lecker ist so eine Tiefkhlpizza meistens trotzdem.Aber wer im Supermarkt immer zur billigsten Sortegreift, trgt dazu bei, dass die Bauern kaum etwasverdienen. Und wirklich gesund ist Fertignahrungauch nicht. Sie enthlt viel Chemie, Fett und Salz.

    Paul Trummer

    PAUL TRUMMER

    ist Wirtschaftsjournalist beim Wiener Kurier

    und hat ein Buch ber das Lieblingsgericht aus dem Khlregal

    geschrieben. Es heit Pizza Globale.

    TIEFKHLPIZZA

    Geht schnell und

    schmeckt. Fr das knusp -

    rige Aussehen sorgen

    chemische Stoffe.

    30

  • Dein SPIEGEL 02 | 2011

    31

    WI ZET

    Soll man Tiere im Winter fttern?,

    fragte Dein SPIEGEL im vergangenen

    Heft. Dazu schrieben uns viele Leser

    ihre Meinung. Die meisten finden: Der

    Winter ist hart, die Tiere brauchen

    unsere Untersttzung. Wie Henrik, 12,

    aus Stuttgart:

    Der Mensch baut den Lebensraum

    der Tiere immer mehr zu. Deshalb fin-

    den sie im Winter nicht

    gengend Nahrung.

    Wenn sie verletzt

    oder krank sind,

    berleben sie nicht.

    Ich finde, wir kn-

    nen die Tiere nicht

    einfach ihrem

    Schicksal berlassen.

    Auch Aila, 9, aus Borgholzhausen ist

    fr Tierftterung: Wenn viele Vgel im

    Winter sterben, frisst im Sommer

    keiner die Mcken, und das finde ich

    sehr schlecht. Auerdem sehe ich

    gern den Vgeln zu, wenn sie zum

    Vogelhaus fliegen.

    Und Ania, 10, aus Tutzing findet: Wir

    stellen im Winter ein Vogelhuschen

    auf. Aber Schwne und Enten sollte

    Johanna, 13, aus Emsdetten schrieb

    uns zu dem gleichen Artikel:

    Die Lstereien der

    Politiker sind nicht

    so dramatisch, man

    msste sie auch

    nicht verffentli-

    chen. Das Video von

    den Soldaten, die

    Zivilisten beschieen,

    dagegen schon. So etwas

    darf keine Regierung vertuschen.

    Das Interview mit Christian Wulff war

    toll. Er hat darin verstndlich erklrt,

    was die Aufgaben eines Bundes -

    prsidenten sind. Das fand ich sehr

    sympathisch.

    Flavia, 11, aus Berlin: Im Interview mit

    dem Mercedes-Chef meinte Dieter

    Zetsche, wenn man kein Auto

    hat, dann wre das

    Leben langweilig. Wie

    kommt er denn auf

    so was? Wir haben

    auch kein Auto,

    und unser Leben

    ist berhaupt nicht

    langweilig! Im

    Gegenteil.

    LESERBRIEFE

    Die Redaktion behlt sich das Recht vor, Leserbriefe zu krzen.

    Fragt der Fritz

    seine Mutter: Mami,

    was ist ein Tischler?

    Sagt die Mutter:

    Jemand, der Tische

    baut. Daraufhin

    der Fritz: Dann ist ein

    Schreiner einer, der

    schreit, oder?

    Eugene, 9, aus

    Eschborn

    Die Baubehrde spricht mit Herrn Mller:

    Die neue Bahnlinie fhrt direkt durch

    ihr Haus. Selbstverstndlich bekommen

    Sie eine angemessene Entschdigung.

    Moment mal, meine Herren, unter-

    bricht Herr Mller, ber Geld knnen wir

    spter reden. Aber Sie glauben doch

    nicht im Ernst, dass ich jedes Mal die Tr

    aufmache, wenn ein Zug kommt?

    Lisa, 11, aus Brssel

    Gehen zwei Eisbren

    durch die Wste. Sagt der eine

    zu dem anderen: Hier war

    es wohl glatt. So viel Sand, wie

    hier gestreut wurde.

    Manos, 10, aus

    Braunschweig

    Die Lehrerin sagt zu Max:

    Dein Vater wird graue Haare

    bekommen, wenn er dieses

    Zeugnis sieht. Darauf Max:

    Da wird er sich freuen, denn er

    hat schon lange eine Glatze!

    Elisheva, 9, aus

    Frankfurt am Main

    Herr Ziehts ist bei der

    Polizei und sagt: Ich mchte

    meinen Namen ndern!

    Fragt der Beamte: Wieso

    denn? Darauf Herr Ziehts:

    Wenn ich mich am Telefon

    mit ,Hallo, hier Ziehts melde,

    dann sagen alle: Na, dann

    machen Sie doch die Tr zu!

    Jenny, 11, aus

    Sottrum

    Was ist eine Blondine

    auf dem Gymnasium?

    Zu Besuch.

    Paula, 12, aus

    Osnabrck

    Oliver Kahn lst ein Kreuzwortrtsel. Es wird ein

    bayerischer Ex-Torwart mit vier Buchstaben gesucht.

    Das bin doch ich, sagt er. Mist, passt nicht,

    ,ich hat nur drei Buchstaben. Seine Freundin kommt

    rein: Das bist doch du! Geht nicht,

    erwidert Kahn, ,du hat nur zwei Buchstaben. Mitten

    in der Nacht fllt es ihm ein: Die meinen mich!

    Fenja, 12, aus Oberursel im Taunus

    man nicht fttern, denn Brot ist

    nicht gut fr sie.

    Johanna, 15, aus Hecklingen

    schrieb uns zu unseren Nachrich-

    ten aus aller Welt: Als ich

    las, dass Mll aus

    Italien nach Norwe-

    gen und Schweden

    transportiert werden

    soll, war ich scho-

    ckiert. Natrlich hat

    das Vorteile, und ich

    finde auch gut, dass Oslo

    mit dem Mll umweltfreund-

    lich Energie produziert. Aber

    wenn der Mll dafr erst quer

    Henrik

    durch Europa transportiert

    werden muss, ist der Nutzen fr

    die Umwelt dahin.

    Philipp, 11, aus Weiterstadt fin-

    det, um WikiLeaks werde

    zu viel Wirbel gemacht:

    Die Daten stehen im

    Netz, da lsst

    sich jetzt

    nichts mehr

    dran ndern.

    Meiner Mei-

    nung nach ist der

    WikiLeaks-Grnder

    Julian Assange kein

    Verbrecher.

    SCHREIBTeure Briefe oder Witze an:

    Dein SPIEGEL,

    Leserservice, Brandstwiete 19,

    20457 Hamburg.Oder schickt eine E-Mail an:

    [email protected]

    Vergesst nicht, Alter undWohnort anzugeben.

    Philipp

    Dieser Typ mit den langen Haaren,

    ist das ein Junge oder ein Md-

    chen? Das ist meine Tochter.

    Ach so, Sie sind also die Mutter!

    Nein! Ich bin der Vater!

    Clara, 10, aus Nrnberg

    Die Krankenschwester

    sagt zu dem Patienten:

    Besuch drfen Sie nur von

    vier bis sechs empfangen.

    Darauf der Patient:

    Ach, in dem Alter kenne

    ich aber niemanden.

    Henri, 8, aus

    Hamburg

    Johanna

  • RTSEL?

    32Dein SPIEGEL 02 | 2011

    FRULEIN FERNOSTDie Akrobatin May-Ling verschleiert ihre

    Herkunft. Auf die Frage, ob sie aus Asien

    komme und in ihrer Kindheit Vogelnester

    habe essen mssen, lchelt sie listig und

    antwortet mit starkem Dialekt, dass es in

    ihrer Heimat ein Elstergebirge gebe und

    eine Silberstrae. Das feinste Porzellan

    komme von dort und man esse tatsch-

    lich Lerchen, doch die seien aus Teig.

    Woher kommt May-Ling?

    GUT AUFGEPASST?Wie heit dieser Zirkus? (Tipp:Sein Name hat zehn Buchstaben.)

    DER CLEVERE CLOWNNachdem der Clown allerhand Spe

    getrieben hat, wird er pltzlich ernst

    und verblfft das Publikum mit dieser

    Frage: Was kommt einmal in der Stunde,

    zweimal in sechs Monaten aber nie in

    einem Schaltjahr vor? Errtst du es?

    Der Zirkus ist in der Stadt! Manege frei fr Menschen,Tiere, Sensationen. Und fr Ben und Luisa. Kannst du sie entdecken? Und kannst du die kniffligen Rtsel lsen? (Die Auflsungen stehen auf Seite 73)

    TRIO VON RIORio Hufeisen hat neun Pferde

    im Stall: drei weie, drei graue

    und drei braune. Er tritt immer

    mit drei Pferden auf, von jeder

    Farbe eines. Wie viele Kombi-nationsmglichkeiten hat er?

    KNACKER

    ILLU

    ST

    RA

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    JULIK

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    EC

    K

  • Dein SPIEGEL 02 | 2011

    33

    HOKUSPOKUSHoppla! In der letzten Nummer ist

    wohl etwas schiefgelaufen.

    Eigentlich wollte der Zauberer

    etwas Lebendiges aus seinem

    Zylinder zaubern, das mit diesen

    vier Buchstaben geschrieben

    wird und noch mit einem

    fnften. Was war das blo?

    ALLES

    ILLUSION?Die Jongleure Jean und

    Pierre sind Meister ihrer

    Kunst. Sie knnen je sechs

    Blle um einen Ball in der Mitte

    kreisen lassen! Aber sie scheinen

    auch Meister der Illusion zu sein.

    Denn sie behaupten, ihre 14 Blle

    htten vier verschiedene Farben

    aber nur drei verschiedene

    Gren. Stimmt das?

    RUBERBANDE IM FADENKREUZDie Polizei im Zirkus? Kommissar Mller ist einer Diebesbande

    auf der Spur! Zwei der Tter konnte er schon verhaften, als sie

    gerade diesen Zettel verbrennen wollten. Wo sitzt ihr Komplize?

  • Hilft Ihnen Minnie auch gegen die Einsamkeit?Ich erinnere mich an einen Tag, an dem ich mal

    wieder ein bisschen traurig war. Minnie sprang

    auf meinen Rcken. Sie tut das oft. Aber an die-

    sem Tag ffnete sie pltzlich ihre kleine Hand und

    fuhr mir mit ihren Fingern durch die Haare. Das

    fhlte sich so gut an.

    Was geben Sie Minnie zu essen?Salat, Schinken, Gurken, Kse und spezielles Fut-

    ter fr Affen. Zwischendurch bekommt sie als

    Belohnung aber auch mal Erdnussbutter oder

    Sprhsahne. Das mag sie besonders gern.

    34Dein SPIEGEL 02 | 2011

    NATUR+TECHNIK

    1500 Legobausteine

    darunter 110 Zahnrder

    brauchte der US-Amerika-

    ner Andrew Carol, um dar -

    aus in 30 Tagen eine der l-

    testen Rechenmaschinen der

    Welt nachzubauen. Die stammt

    aus dem alten Griechenland

    und wurde bereits vor ber

    2100 Jahren erfunden. Mit dem

    sogenannten Antikythera-Me-

    chanismus konnten die Gelehr-

    ten Sonnen- und Mondfinster-

    nisse vorausberechnen. Auch

    die Zeit bis zu den nchsten

    Olympischen Spielen zeigte die

    komplizierte Rechenmaschine

    an. Taucher entdeckten den

    verkrusteten Klumpen aus

    Zahnrdern und Metallstb-

    chen 1900 in einem Schiffs-

    wrack vor der griechischen Ks-

    te. Doch erst 2006 fanden Wis-

    senschaftler heraus, wie die

    Maschine funktioniert hat. Je-

    denfalls fast bis heute sind

    noch immer nicht alle ihre Ge-

    heimnisse geklrt. Der Anti -

    kythera-Mechanismus ist nicht

    die erste Rechenmaschine, die

    Carol aus Lego nachgebaut hat.

    In seiner Freizeit puzzelte er

    schon andere alte Rechenma-

    schinen aus den kleinen Plastik-

    steinchen zusammen. Wenn er

    nicht gerade mit Lego spielt,

    arbeitet Carol als Software-Ent-

    wickler fr die Firma Apple.

    Die alten Griechen hatten einetolle Rechenmaschine: Jetztwurde sie aus Lego nachgebaut.

    INTER

    VIEW

    Mr. Cook, Sie sind seit einem Autounfall vor14 Jahren fast vollstndig gelhmt. Minniehat Ihr Leben verndert?Ja, sie ist ein unglaubliches Geschenk. Fr

    mich kann sie tatschlich lebensrettend sein,

    weil sie mir im Notfall mein Telefon bringen

    wrde. Das ist eine groe Sache fr einen Men-

    schen in einem Rollstuhl. Es gibt mir Unabhn-

    gigkeit. Auerdem hilft sie mir, das tgliche

    Leben zu meistern. Sie versteht etwa 30 engli-

    sche Wrter. Wenn ich zum Beispiel trash

    sage, sammelt sie Mll vom Boden auf und

    wirft ihn in den Mlleimer. Sie kann auch die

    Mikrowelle oder den CD-Spieler bedienen, mir

    etwas zu essen aus dem Khlschrank holen

    oder Marmeladenglser aufschrauben.

    Sie ist also lngst mehr als ein Haustier?O ja. Ich hatte schon andere Tiere vor Minnie,

    aber ich habe niemals zuvor eine solche Ver-

    bundenheit gesprt. Sie ist so menschenhn-

    lich. Schauen Sie sich nur dieses kleine Gesicht

    an und diese Ohren und Finger. Sie bringt mich

    zum Lachen, selbst an Tagen, an denen ich mal

    nicht so gut drauf bin.

    LEGO FR FORTGESCHRITTENE

  • NATURUNDMALEREIMit Pinsel und Farbe forschen? Ja, klar! Seit Jahr-

    hunderten erkunden Knstler mit ihren Gemlden

    die Natur: vom Feldhasen, den Albrecht Drer mal-

    te, bis zum leuchtenden Sternenhimmel, der Vin-

    cent van Gogh faszinierte. Bilder mit Landschaften

    als Hauptmotiv gibt es seit Mitte des 15. Jahrhun-

    derts. Das Buch Natur Pur zeigt, wie die Natur

    einen Platz in der Kunst fand und wie sich der Blick

    der Knstler mit der Zeit verndert hat. Berhmte

    Maler wie Caspar David Friedrich oder Claude

    Monet werden vorgestellt. Dieses Buch fhrt durch

    die Kunstgeschichte und beantwortet sogar natur-

    wissenschaftliche Fragen. Vom Lieblingsberg von

    Paul Czanne landet der Leser sogar bei der

    Antwort auf die Frage: Wie entstehen eigentlich

    Berge? So wird der nchste Besuch im Museum

    garantiert zu einer echten Entdeckungsreise.

    Erschienen im Horncastle Verlag; 19,95 Euro; ab 7 Jahre.

    Minnie ist schon 30 Jahre alt.Wie lange wird sie noch bei Ihnenbleiben?Nun, ich hoffe, mglichst lange. Kapu-

    zineraffen knnen 40 bis 45 Jahre alt

    werden. Sie ist also im Moment noch in

    ihren besten Jahren. Es wird ein trauriger

    Tag werden, wenn sie stirbt. Ich will gar

    nicht daran denken. Minnie hat mir so viel

    Freude gebracht. Es ist einzigartig, ein solches

    Tier zu Hause zu haben. Ich liebe sie, und sie liebt

    mich auch, da bin ich mir sicher.

    Eigentlich msste Sam eine dicke Strafezahlen. Denn der Australier hat etwas getan, das streng verboten ist: Er ist auf einem Wal geritten.Als der 14-jhrige Schler mit einem Freund

    an einem Strand in Westaustralien herumlief,

    sah er einen Glattwal. Das Tier war nur etwa

    zehn Meter vor der Kste in

    den Wellen. Das ist meine

    Chance, sagte Sam. Er

    sprang ins Wasser und

    schwamm zu ihm. Dann

    blickte er dem Wal direkt ins

    Auge und zog sich auf ihn:

    Er fhlte sich weich an, wie

    Babyhaut, die eingelt ist.

    Etwa eine Minute lie sich

    Sam von dem Wal mitziehen

    und herumwirbeln. Danach

    schwamm er ans Ufer zu-

    rck. Ich fand das

    cool, sagt

    er. Doch das nderte sich am nchsten Tag.

    Jemand hatte Sam beobachtet und die Ge-

    schichte weitererzhlt. Medien berichteten

    ber den Jungen auf dem Wal. Und die Behr-

    den suchten nach ihm. Glattwale sind vom

    Aussterben bedroht und drfen nicht ange-

    fasst werden. Auerdem ist so etwas auch

    gefhrlich: Ein Schlag mit

    der Flosse htte den Jungen

    verletzen knnen. 7500 Euro

    sollte Sam als Strafe zahlen.

    So viel Geld? Ich habe das

    alles doch nicht gewusst,

    sagt Sam. Seine Mutter rief

    bei der Behrde an. Und

    Sam hatte Glck: Weil er

    sich entschuldigte, musste

    er nichts zahlen, sondern

    nur versprechen, das nie

    wieder zu tun. In seiner Klas-

    se heit er seitdem

    Moby Dick.

    Dein SPIEGEL 02 | 2011

    35

    Minnie ist fr den gelhmten

    Craig Cook lebenswichtig: Das

    ffchen kann Glser ffnen und

    im Notfall das Telefon holen.

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    MEIN BESTER FREUND IST

    EIN AFFE

    DER MITDEM WAL

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    Seit sechs Jahren lebt der querschnittsgelhmteAmerikaner Craig Cook, 44, in La Habra bei Los

    Angeles mit der Kapuzinerffin Minnie zusammen.Die Organisation Helping Hands hat das Tier

    darauf trainiert, Cook im Haushalt zu untersttzen.

    BUCHTIPP

  • MAJESTTISCHE

    RAUBKATZE:

    Eine Gepardenmutter

    steht schtzend

    ber ihren Jungen.

  • Eine der grten Tierwanderungender Welt: Jedes Jahr ziehen Abertausende wilde Tiere durchden Serengeti-Nationalpark in Afrika. Sie suchen Wasser undNahrung. Doch jetzt greift derMensch in dieses Wunder der Natur ein.

    Dein SPIEGEL 02 | 2011

    37

  • edes Jahr zu Beginn der Trockenzeit gibtes fr die Krokodile im Fluss Mara einenFestschmaus: Dann durchqueren 1,3 Mil-lionen Gnus, 200000 Zebras und fast dop-

    pelt so viele Gazellen ihr Jagdrevier direkt amMaul der Krokodile vorbei.

    Der Fluss mit den hungrigen Krokodilen ist dasletzte und schwierigste Hindernis fr die wildenTiere auf ihrer groen Wanderung durch die wei-ten Ebenen der Serengeti.

    Die Serengeti ist eine baumarme Savanne, etwa sogro wie Belgien. Sie liegt in Afrika in den beiden Ln-dern Kenia und Tansania. Jedes Jahr macht sich hier soziemlich alles, was Hufe hat, auf die Reise es ist eineder grten Tierwanderungen der Erde.

    In der Regenzeit ziehen sie in den grasreichen Sdenzum Ngorongoro-Schutzgebiet in Tansania. Dort bringensie auch ihre Jungen zur Welt.

    Und zur Trockenzeit wandern die Herden viele hundertKilometer zur Masai-Mara-Ebene in Kenia. Unterwegsdroht berall Gefahr.

    proben oder gar wieder-

    holen. Deshalb muss ich

    das Verhalten der Tiere

    sehr gut kennen, um im

    entscheidenden Moment

    drehbereit zu sein.

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    Reinhard Radke ist Tierfilmer. Hier erzhlt er,wie gefhrlich die Arbeit an seinem Film Serengetiwar und warum sein Lieblingstier dasWarzenschwein ist.

    Am Mara-Fluss endet fr viele Tiere der Weg. Hinterihnen liegen die abgegraste Savanne und hungrige Lwen,vor ihnen das fruchtbare Schutzgebiet Masai Mara. Da-zwischen ist jedoch der Fluss in dem die Krokodileschon warten.

    Das klingt grausam. Aber es ist ein natrlicher Kreis-lauf. Lwen und Krokodile holen sich die schwchstenund langsamsten Tiere. Die schnellen berleben und kn-nen sich weiter vermehren. Die Welt in der Serengeti istim Gleichgewicht. Anfang Februar kommt der Film Se-rengeti in die Kinos mit packenden Szenen aus demLeben der Tiere.

    GESTEL

    LTSZ

    ENE I

    STKEINE

    GESETZ DER NATUR: Wer fressen will, muss

    schnell sein. Wer nicht zur Beute werden

    will, muss schneller oder strker sein.

    Was unterscheidet Ihre

    Arbeit von der eines Spiel-

    film-Regisseurs?

    Tiere sind nicht wie Schau-

    spieler. Sie gehorchen mir

    nicht. Ich kann keine Szene

  • Dein SPIEGEL 02 | 2011

    39

    Die Serengeti zieht auch Touristen an, jedes Jahr mehrals 100 000 Besucher. Sie kommen mit Jeeps und Kameras.Die Natur kann sogar diesen Ansturm verkraften.

    Jetzt aber ist dieses Paradies in groer Gefahr: Einezweispurige Fernstrae soll quer durch den Serengeti- Nationalpark gebaut werden und das wre schlimm.

    Denn die Strae wrde nicht nur mehr Touristen brin-gen. Vor allem wrden dort auch viele Lastwagen fahren.Fr die Tiere wre die Fernstrae so etwas wie eine Gren-

    ze. Damit sie den Verkehr nicht stren, msste ein Zaunlngs der Strecke gebaut werden und dann wre diegroe Wanderung in den feuchteren Norden unterbrochen,die Tiere knnten die lebenswichtigen Wasserstellen nichterreichen. Ohne Wanderung gbe es deutlich wenigerWasser fr die Tiere, weniger Grasland und damit gbees dann bald auch weniger Gnus, Zebras und Gazellen.

    Naturschtzer, Filmemacher, Wissenschaftler und na-trlich Menschen, die am Safari-Tourismus Geld verdie-nen, setzen sich ein, um den Lebensraum Serengeti zubewahren.

    Der Tierfilmer Reinhard Radke hat fr den Film Se-rengeti viele Monate in der Wildnis verbracht und dieHerden auf ihrer Reise begleitet. Wer den Film sieht, ver-steht, dass die Natur manchmal grausam ist vor derGrausamkeit des Menschen aber geschtzt werden muss.

    Boris Breyer

    Was macht einen guten

    Tierfilm aus?

    Er muss spannend und

    gleichzeitig schn sein. Ziel

    ist, dass der Zuschauer im

    Kino an den Emotionen,

    Erfolgen und Niederlagen

    der Darsteller teilnimmt.

    Sind die Jagdszenen in

    Ihrem Film alle echt?

    Nichts ist gestellt. Wir

    haben die Tiere weder mit

    Futter angelockt noch

    sie dressiert.

    Sie haben Krokodil-Angriffe ge-

    filmt. Wie nahe waren Sie dran?

    Einige Male bis zu drei Meter

    nher ist viel zu riskant.

    Wurde es mal richtig gefhrlich?

    Einmal strmte ein Flusspferd

    direkt auf mich zu. Das war

    verdammt eng. Also habe ich

    die Flucht ergriffen.

    Ihre Lieblingstiere?

    Warzenschweine. Da lacht ihr!

    Aber die sind sehr intelligent und

    sensibel.

    INTERVIEW

    VictoriaseeMasai-Mara-Schutzgebiet

    Serengeti-Nationalpark

    Ngorongoro-Schutzgebiet

    KENIA

    TANSANIA

    TANSANIA

    KENIA

    UGANDA

    BALD ROLLEN DIE BAGGER: Mitten durch die Serengeti,

    der Heimat von Millionen wilden Tieren, soll 2012

    eine Fernstrae gebaut werden. Die Strae soll die

    Stdte Arusha und Musoma in Tansania verbinden.

    geplante

    Fernstrae

    Arusha

    Musoma

  • Bastelarbeit:

    So soll das Seeru-

    berschiff aus -

    gesehen haben.

    40Dein SPIEGEL 02 | 2011

    DER SCHATZ

    DES PIRATEN

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    Dein SPIEGEL 02 | 2011

    41

    Edward Teach sah zum Frch-ten aus: ber seiner Kleidungtrug er Gurte mit Messernund Pistolen, er hatte schlech-te Zhne und einen dichten,

    schwarzen Bart. Der war so lang, dasser ihn zu zwei Zpfen flechten konn-te. Blackbeard, also Schwarzbart,nannten ihn die Leute. Manchmalband er auch bunte Bnder in seinenBart hinein. Und wenn er in eineSchlacht zog, knotete er Zndschnrean die Hutkrempe. Dann steckte er dieSchnre in Brand und stand funken-sprhend vor seinem Gegner.

    Blackbeard liebte diese Art vonShow: Er war ein Pirat, der wohl ammeisten gefrchtete der Welt. Und daslag nicht nur an seinem Aussehen.

    Seine Karriere begann vor 293 Jah-ren, am 28. November 1717. Black -beard hatte damals noch kein eigenesSchiff. Er stand unter dem Kommandoeines anderen Piraten, hatte aber vorder Kste Amerikas schon Schiffeberfallen, die Sklaven, Zucker oderRum nach Nordamerika brachten. Andiesem Tag gelang den Piraten ein be-sonders dicker Fang: Sie kaperten einfranzsisches Schiff mit 455 Sklaven,zehn Kilo Goldstaub und 59 erschpf-

    Einer der

    gefrchtetsten Piraten

    der Welt hie

    BLACKBEARD. ber

    seine Raubzge gibt

    es viele Legenden.

    Aber wie das Leben an

    Bord eines Piraten-

    schiffs wirklich war,

    untersuchen Forscher

    an alten Wracks.

    Schurke mit Drei-Jahres-

    Bart: Auf seinen Kopf

    war ein Preis ausgesetzt.

  • 42Dein SPIEGEL 02 | 2011

    ten Seeleuten an Bord. Die Piraten wa-ren 150 Mann.

    Als Lohn fr seinen Kampf durfteBlackbeard den franzsischen Seglerbehalten. Er nannte ihn von da anQueen Annes Revenge Rache derKnigin Anne.

    Blackbeard segelte zur HafenstadtCharleston, die heute zu den USA ge-hrt. Vor dem Hafen legte er sich aufdie Lauer in sicherer Entfernung. Sofing der Pirat ein Schiff nach dem anderen ab und plnderte smtlicheLadungen. Darunter war auch einSchiff mit wichtigen Leuten an Bord:Politiker auf dem Weg nach England.Blackbeard freute sich ber den Fangund nahm sie als Geiseln.

    Fr ihre Freilassung forderte er vonEngland aber kein Geld. Er verlangtestattdessen einen gut gefllten Arzt-koffer. Als er ihn erhielt, gab Black -beard alle Schiffe und Geiseln zurck die armen Politiker mussten aber vllig nackt an Land gehen. Dann se-gelte er weiter.

    Doch Blackbeard kam nicht weit.Nur wenige Seemeilen weiter nrd-lich, vor der Kste von North Carolina,lief sein Schiff auf eine Sandbank. DieQueen Annes Revenge war nichtmehr zu retten. Das ist merkwrdig,denn eigentlich war Blackbeard ein guter Seefahrer. Forscher vermutendeshalb, dass der Pirat sein Schiff mitAbsicht auf die Sandbank gesetzt hatte:Er lud alle Schtze der Queen AnnesRevenge auf ein kleineres Schiff um.Da passten aber weniger Leute drauf.Er lie einen Teil seiner Mannschaftzurck und brauchte dann die Beutenicht mehr mit so vielen anderen zu teilen.

    Sein altes Schiff blieb auf der Sand-bank, wurde vergessen und im Laufeder Zeit vom sandigen Meeresgrundbedeckt. Vor 14 Jahren entdeckte deramerikanische Schatztaucher Phil Mas-ters die berreste. Zu seiner Enttu-

    Vom Piratenschatz sind einige Teile noch gut

    erhalten: verschiedene Gewichte, ein Weinkrug,

    Kanonenkugeln oder eine Glocke. Kaum

    noch etwas brig ist von den Schiffskanonen.

  • Dein SPIEGEL 02 | 2011

    43

    schung fand er weder Gold noch Silber.Blackbeard hatte ja alles umgeladen.

    Aber fr Forscher ist der Fund trotz-dem wichtig. Sie entdeckten Grtel-schnallen, Manschettenknpfe, Werk-zeuge und Kanonenkugeln. Aber auchganz persnliche Dinge: eine Maul-trommel und einen Spielstein fr einBrettspiel. So knnen sie sich ein Bilddavon machen, wie das Leben auf ei-nem Piratenschiff war.

    Die Taucher brachten zum Beispielvom Wrack eine Spritze mit. Die knn-te aus dem Arztkoffer stammen. In ihrklebten noch Reste von Quecksilber.

    Piraten hatten keinen Arzt an Bord,sie behandelten sich gegenseitig. UndQuecksilber galt damals als Mittel ge-gen viele Krankheiten: bei Entzndun-gen, als Abfhrmittel, bei Brechdurch-fall, Leiden von Milz, Leber oder Lun-ge, bei Geschwren und Warzen sowieals Verhtungsmittel.

    Am liebsten wrden die Forscherdas ganze Schiff bergen. Aber das istnicht einfach: An der Luft wrden dieEisenteile wie Anker und Kanonen so-fort zu Rost zerbrckeln, man muss sie erst mehrere Jahre lang in S -wasser lagern bis das ganze Meer-salz weggesplt ist. Dafr braucht man viel Platz.

    Auch das Holz kann man nicht ein-fach aus dem Meer fischen: Eine Plan-ke, die unter Wasser stabil aussieht, ge-rt vllig aus der Form, sobald sie aus-trocknet. Also muss das Wasser erstdurch eine andere Flssigkeit ersetztwerden, die das Holz schtzt.

    Das Schiff des Piraten Blackbeardbesteht aus rund 700000 groen undkleinen Teilen. Und alle mssen ge-schtzt werden, damit sie nicht zerfal-len. Die drei Wissenschaftler, die der-zeit an den Funden von der QueenAnnes Revenge arbeiten, wrdenetwa 50 Jahre dafr bentigen. Aberdas lohnt sich, finden die Forscher.

    Angelika FranzV.L.N

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    Ein Wrack zu bergen ist schwieriger, als man

    denkt. Jedes Teil muss lange in Swasser-

    tanks gelagert werden. An der Luft wrden

    die wertvollen Stcke einfach zerfallen.

  • Im Moment ist es ganz schn unge-mtlich im Osten Australiens. SeitWochen schon schttet es dort wie

    aus Eimern. Flsse wie der Fitzroy River bei Rockhampton im Bundes-staat Queensland treten ber die Uferund setzen viele Huser unter Wasser.Die Bewohner tragen ihre Sachen indie oberen Stockwerke. Und dort su-chen auch Tiere Schutz, die man lie-ber nicht im Haus haben will: Gift-schlangen und giftige Spinnen.

    Der australische Katastrophenscht-zer Ian Stewart berichtet von einemBauernhof, auf dem fast tausendSchlangen ausharren und die bei-den Eigentmer. Vor allem die stli-

    che Braunschlange ist hufig in derGegend. Sie besitzt das zweitstrksteSchlangengift der Welt.

    Das strkste Schlangengift hat al-lerdings der Inlandtaipan, der sogarseine Farbe ndern kann. SeinGift ist 20-mal so stark wie daseiner Kobra.

    Australien ist ohnehindie Heimat von besondersvielen giftigen Tieren. Werhier durch den Busch streiftoder baden geht, muss aufpassen.Allein 100 Arten von Giftschlangenleben auf dem Kontinent. Dazukommen fiese Quallen und garstigeSpinnen.

    In und um die australische Gro-stadt Sydney herum lebt zum Beispieleine schwarze Trichternetzspinne, de-ren Biss tdlich sein kann. Und im

    Meer vor der Nordkste Australienstreiben besonders whrend der

    Regenzeit zwischen Oktoberund Mai manchmal fuball-groe, brennend gefhrli-che Wrfelquallen vor den

    Strnden. Die auch Seewes-pen genannten Glibberwesen

    sind die gefhrlichsten Quallen, diees in der Natur gibt. Gert einMensch mit den meterlangen Tenta-keln einer dieser Quallen in Berh-rung, kann er in wenigen Minuten an J. W

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    In Australien leben mehr Gifttiere als in jedem anderen Land

    44Dein SPIEGEL 02 | 2011

    Auf der Flucht: In Australien rettet

    sich diese SCHLANGEvor dem

    Hochwasser.

    Der Biss der SYDNEY-TRICHTER-

    NETZSPINNEkann einen

    Menschen tten.Sie lebt im Gro-raum der australi-schen Hafenstadt

    Sydney.

  • Atem- oder Herzstillstand sterben. Be-sonders gemein: Im Wasser sieht mandie Tiere nur schwer, weil sie blulichschimmern.

    Doch so giftig die Tierwelt auch ist wer sich auskennt, muss keine Angstvor den Biestern haben. Am Strandbeispielsweise sollte man immer eineFlasche Essig dabeihaben. Der machtdie giftigen Nesselkapseln der Quallenunschdlich. Zudem legen die Austra-lier vor manchen Badestrnden Netzeaus, in denen die giftigen Quallen hn-genbleiben. Und beim Wandern ist eswichtig, immer fest aufzutreten. DieSchlangen nehmen das Trampelnschon von weitem wahr und verschwin-

    den. Denn eigentlich haben sie Angstvor den Menschen.

    Warum ausgerechnet in Australienso viele Gifttiere leben, ist noch unklar.Manche Biologen glauben, dass zwi-schen den Arten so etwas wie ein Wett-streit stattgefunden hat, bei dem einegiftige Art die andere immer wiederbertrumpfen musste, um zu ber -leben. Vielleicht ist es aber auch ein-fach Zufall. So waren beispielsweisedie ersten Schlangen, die nach Au -stralien kamen, Giftnattern aus Sd-ostasien. Kein Wunder, dass derenNachfahren ebenfalls Gift produzieren.

    Die Australier nehmen das ganze gif-tige Getier brigens gelassen. DennMO

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    im Jahr werden nur etwa 4000 Men-schen ins Krankenhaus eingeliefert,weil sie von einem Gifttier gestochenoder gebissen wurden. Bei 22 MillionenEinwohnern ist das eher wenig.

    Im berfluteten Osten Queenslandshaben die Behrden vorgesorgt undExtraportionen mit Gegengift einge-flogen. Fr die Bewohner von Rock-hampton ist das beinahe normal. Fastjedes Jahr tritt der Fitzroy River berdie Ufer. Und mit dem Wasser kom-men die Schlangen. Und Salzwasser-krokodile.

    Die sind zwar nicht giftig, aber be-gegnen mchte man ihnen auch nicht.

    Philip Bethge

    der Erde. Wer sich auskennt, muss jedoch keine Angst vor ihnen haben.

    Dein SPIEGEL 02 | 2011

    45

    Nicht nur bei berschwemmungen tummeln sich in Australien gefhrliche Tiere.

    Wer baden will, sollte auf diesen fast durchsichtigenSchwimmer aufpassen: Denn