41
„Demenz aktiv begegnen“: im interdisziplinären Dialog Ernährung von Demenzkranken 1

Demenz aktiv begegnen: im interdisziplinären Dialog Ernährung von Demenzkranken 1

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Demenz aktiv begegnen: im interdisziplinären Dialog Ernährung von Demenzkranken 1

1

„Demenz aktiv begegnen“:im interdisziplinären DialogErnährung von Demenzkranken

Page 2: Demenz aktiv begegnen: im interdisziplinären Dialog Ernährung von Demenzkranken 1

2

„Demenz aktiv begegnen“Ausgewogen und vielfältig:Ernährung von Demenzkranken und ihren Angehörigen

Page 3: Demenz aktiv begegnen: im interdisziplinären Dialog Ernährung von Demenzkranken 1

3

Gliederungsübersicht

Teil 1 Informationen für Ärzte

● Wissenschaftliche Fakten und Hintergrundinformationen

Teil 2 Patienteninformationen

● Ausgewogene Ernährung im Alter

● Ernährung bei Demenz

Page 4: Demenz aktiv begegnen: im interdisziplinären Dialog Ernährung von Demenzkranken 1

4

Warum ist eine ausgewogene Ernährung insbesondere im Alter wichtig?

● Mit dem Alter ändern sich Nährstoff- und vor allem Energiebedarf, zusätzlich nimmt meist die körperliche Aktivität ab

Weniger Energie wird benötigt, aber der Bedarf an Nährstoffen bleibt gleich

Lebensmittel mit hoher Nährstoffdichte (= Nährstoffgehalt pro Energiegehalt, z. B. Getreide, Obst und Gemüse)

● Die Bildung von Vitamin D nimmt im Alter ab

erhöhte Zufuhr von Vitamin D zum Schutz vor Osteoporose

Page 5: Demenz aktiv begegnen: im interdisziplinären Dialog Ernährung von Demenzkranken 1

5

Physiologische Veränderungen im Alter

● Aktive Muskelmasse ↓

● Knochenmasse ↓

● Nervengewebe ↓

● Fettgewebe ↑

Grundumsatz ↓

● Hunger- und Sättigungsgefühl ↓

● Konzentrationsfähigkeit der Niere ↓

● Vitamin-D-Synthese in der Haut ↓

● Krankheitshäufigkeit ↑

Page 6: Demenz aktiv begegnen: im interdisziplinären Dialog Ernährung von Demenzkranken 1

6

Ernährungszustand im Alter

● Abhängig von:

● Pflegestufe

● Mit steigender Pflegestufe verschlechtert sich häufig der Ernährungszustand

● Verpflegungsart

● Private Pflege oder stationäre Einrichtung

in stationären Einrichtungen besteht häufiger

das Problem einer Mangelernährung

● Gesundheitszustand

● Demenzerkrankung, weitere Erkrankungen

können die Nahrungsaufnahme beeinträchtigen

● Alter

● Mit steigendem Alter nimmt die Zahl der

Erkrankungen zu

Page 7: Demenz aktiv begegnen: im interdisziplinären Dialog Ernährung von Demenzkranken 1

7

Ernährungszustand im Alter● Mit steigender Pflegebedürftigkeit steigt das Risiko

einer Mangelernährung Mangelernährung weniger vom Alter abhängig1

● Bei Altenheimbewohnern wirken sich ein im Normbereichliegender Nährstoffspiegel und paradoxerweise auch Übergewicht positiv auf Funktionalität und Überleben aus2

● Versorgungssituation in Altenpflegeheimen3

● 2/3 der Bewohner eines Altenpflegeheims sind mangelernährt oder gefährdet

Bei Einlieferung besteht häufig schon eine Mangelernährung

Alte Menschen mit hoher Pflegebedürftigkeit leben häufiger in Pflegeeinrichtungen

1 Volkert D: Ernährung im Alter. Quelle & Meyer, Wiesbaden 1997. 2 Kaiser et al. Functionality and mortality in obese nursing home residents: an example of 'risk factor paradox'? J Am Med Dir Assoc. 2010 Jul;11(6):428-435. 3 ErnSTES-Studie, Ernährungsbericht 2008, Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. Bonn.

Page 8: Demenz aktiv begegnen: im interdisziplinären Dialog Ernährung von Demenzkranken 1

8

Ernährung und Demenz

● Demenzkranke haben ein erhöhtes Risiko für eine Mangelernährung

● Ein schlechter Ernährungszustand kann das Fortschreiten der Demenz-Erkrankung beschleunigen1

Eine ausgewogene Ernährung ist wichtig für den Verlauf der Demenzerkrankung

Page 9: Demenz aktiv begegnen: im interdisziplinären Dialog Ernährung von Demenzkranken 1

9

Mögliche Probleme bei der Ernährung von Demenzkranken

● Verlust von Hunger- und Sättigungsgefühl kann aufgrund steigender Vergesslichkeit zu Nahrungsverweigerung führen „Ich habe schon gegessen“

● Veränderung der Wahrnehmung erschwert die Identifizierung der Speisen

● Geschmackssinn lässt nach

● Manche Demenzkranke können aufgrund „innerer Unruhe“ nicht bis zum Ende der Mahlzeit am Tisch sitzen bleiben

ungenügende Nahrungsaufnahme bei erhöhtem Energiebedarf

Page 10: Demenz aktiv begegnen: im interdisziplinären Dialog Ernährung von Demenzkranken 1

10

Beeinflussung der Demenz durch Ernährung

● Möglicherweise protektiver Einfluss auf die Entstehung und den Verlauf von Demenz durch Konsum von:

● Omega-3-Fettsäuren1,2

● z. B. in Seefisch, Raps- und Olivenöl

● B-Vitamine2

● z. B. in Fleisch, Milchprodukten

● Folsäure2

● z. B. in Gemüse, Vollkorn, Fleisch, Folsäure-angereichertes Salz

● Mediterrane Ernährung1,3

● Reich an Gemüse, Fisch und Obst

● Aber: Studienergebnisse inkonsistent

1 Baran, Aizenberg Is dementia preventable? Focus on Alzheimer's disease. Expert Rev Neurother. 2010 Nov;10(11):1689–1698.2 Dangour et al. B-vitamins and fatty acids in the prevention and treatment of Alzheimer’s disease and dementia: a systematic review. J Alzheimers Dis. 2010;22(1):205–224.3 Scarmeas et al. Mediterranean diet and risk for Alzheimer´s disease. Ann Neurol 2009; 66(2):216–225

Page 11: Demenz aktiv begegnen: im interdisziplinären Dialog Ernährung von Demenzkranken 1

11

Wichtige Nährstoffe im Alter1

Nährstoff Vorkommen Aufgaben Mangelerscheinung

Vitamin D Fettfische, Leber Regulation des Knochenstoffwechsels

Störung der Knochen-bildung, Entkalkung

Folsäure Gemüse, Vollkorn, Fleisch, Milch

Zellteilung und Zellneu-bildung, Nervengewebe

Störung des Blutbildes, Anämie

Vitamin B12

Leber, Fleisch, Fisch, Milch, Eier

Blutbildung Anämie, Schädigung des Rückenmarks

Calcium Milch und Milchprodukte, Gemüse

Bausteine für Zähne und Knochen, Blutgerinnung, Nervensystem

Entkalkung von Knochen, Osteoporose

Eisen Fleisch, Brot, Wurstwaren, Gemüse

Baustein von Hämoglobin, Sauerstofftransport, Blutbildung

Abgeschlagenheit, Erschöpfung, Blutarmut

Jod Seefisch, jodiertes Speisesalz

Bestandteil des Schilddrüsenhormons

Vergrößerung der Schilddrüse

1 Fit im Alter. IN FORM. Deutschlands Initiative für gesunde Ernährung und mehr Bewegung. Eine Initiative der Deutschen Gesellschaft für Ernährung und dem Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz.

Page 12: Demenz aktiv begegnen: im interdisziplinären Dialog Ernährung von Demenzkranken 1

12

Verbesserung der Nahrungsaufnahme bei Demenzkranken

● Förderung des Appetits über Anregung der Sinne wie Hören, Sehen, Fühlen, Riechen und Schmecken „Essen mit allen fünf Sinnen“

● Positive Atmosphäre bei den Mahlzeiten schaffen und ablenkende Reize wie Fernsehen oder Radio vermeiden

● Mahlzeiten entsprechend der individuellen Fähigkeiten und des persönlichen Bedarfs anbieten, z. B. durch

● Anbieten von „Finger Food“

● Einrichten von Essstationen zum „Eat by Walking“

● auf Hilfen wie Einhandbretter, Schnabeltasse oder Besteck mit dicken Griffen zurückgreifen

Page 13: Demenz aktiv begegnen: im interdisziplinären Dialog Ernährung von Demenzkranken 1

13

„Essen mit allen fünf Sinnen“

● Hören

● Mit Mahlzeiten assoziierte Geräusche, geräuschvolles Essen

● Sehen

● Mahlzeiten schön anrichten, Klare Konturen zur leichteren Erkennung der Speisen

● Fühlen

● „Begreifen“ der Speisen, Selbständiges Essen, z. B. durch „Finger Food“

● Riechen

● Gerüche können Appetit anregen, geruchvolle Nahrungsmittel

● Schmecken

● Veränderte Geschmackswahrnehmung, verstärkt Würzen

Page 14: Demenz aktiv begegnen: im interdisziplinären Dialog Ernährung von Demenzkranken 1

14

Referenzwerte für die tägliche Energiezufuhr1

● Referenzwerte für die Energiezufuhr bei Normalgewicht und altersangepasster körperlicher Aktivität ab 65 Jahre

● Männer: 2.000 kcal/Tag

● Frauen: 1.600 kcal/Tag

● Empfohlene tägliche Wasserzufuhr über Getränke

● Männer: 1230 ml/Tag

● Frauen: 1310 ml/Tag

● Aber: Der Energiebedarf ist abhängig von Konstitution und körperlicher Aktivität

Gewichtskontrolle zur Früherkennung einer Mangelernährung

1 DACH-Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr der DGE, ÖGE, SGE/SVE

Page 15: Demenz aktiv begegnen: im interdisziplinären Dialog Ernährung von Demenzkranken 1

15

Möglichkeiten der externen Kontrolle

Page 16: Demenz aktiv begegnen: im interdisziplinären Dialog Ernährung von Demenzkranken 1

16

Empfehlungen zur Verbesserung der Ernährungssituation im Alter1

● Entwicklung eines Verpflegungskonzepts zur Prävention und Therapie von Mangelernährung

● Erstellung von Ess- und Trinkprotokollen zur Überwachung der Ernährung

● Regelmäßige Gewichtskontrolle zur frühzeitigen Erkennung von Gewichtsverlust (Alternativ: Wadenumfang messen)

● Verpflichtende Weiterbildungsmaßnahmen für Pflegepersonal in Altenpflegeeinrichtungen

● Verstärkter Einsatz von Ernährungsfachkräften in Altenpflegeheimen

1 Ernährungsbericht 2008, Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. Bonn

Page 17: Demenz aktiv begegnen: im interdisziplinären Dialog Ernährung von Demenzkranken 1

17

Screening-Methoden zur Erfassung des Ernährungszustandes (1/2)

● Mini Nutritional Assessment (MNATM)1, 2

● Anthropometrie

(BMI (alternativ: Wadenumfang), Gewichtsverlauf)

● Allgemeinzustand

(Appetit, Mobilität, Krankheiten oder Stress, Psychische Situation (Demenz), Medikamenteneinnahme)

● Ernährungsgewohnheiten

● Selbsteinschätzung

Einfache und schnelle Methode zur Erkennung gefährdeter oder bereits mangelernährter Personen

1 Guigoz Y, Vellas B and Garry PJ. Mini Nutritional Assessment: A practical assessment tool for grading the nutritional state of elderly patients. 1994. Facts and Research in Gerontology. Supplement #2:15–59. 2 Cereda E. Mini Nutritional Assessment. Curr Opin Clin Nutr Metab Care. 2011 Oct 26. [Epub ahead of print]

Page 18: Demenz aktiv begegnen: im interdisziplinären Dialog Ernährung von Demenzkranken 1

18

Screening-Methoden zur Erfassung des Ernährungszustandes (2/2)

● Subjective Global Assessment (SGA)1,2

● Anamnese

● Gewichtsveränderungen

● Nahrungszufuhr

● Gastrointestinale Symptome oder Grunderkrankungen

● Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit

● Auswirkung der Erkrankung auf den Nährstoffbedarf

● Körperliche Untersuchung

Checkliste für die subjektive Einschätzung des Untersuchers

1 Detsky AS et al. What is subjective global assessment of nutritional status? JPEN J Parenter Enteral Nutr. 1987 Jan-Feb;11(1):8–13.

Page 19: Demenz aktiv begegnen: im interdisziplinären Dialog Ernährung von Demenzkranken 1

19

Gliederungsübersicht

Teil 1 Informationen für Ärzte

● Wissenschaftliche Fakten und Hintergrundinformationen

Teil 2 Patienteninformationen

● Ausgewogene Ernährung im Alter

● Ernährung bei Demenz

Page 20: Demenz aktiv begegnen: im interdisziplinären Dialog Ernährung von Demenzkranken 1

20

Ausgewogen und vielfältig: Ernährung von Demenzkranken und ihren Angehörigen

Page 21: Demenz aktiv begegnen: im interdisziplinären Dialog Ernährung von Demenzkranken 1

21

Warum ist eine ausgewogene Ernährung insbesondere im Alter wichtig?

● Mit dem Alter verändert sich die Körperzusammensetzung und die körperliche Bewegung nimmt in der Regel ab

Weniger Energie wird benötigt, aber der Bedarf an Nährstoffen bleibt gleich

Lebensmittel mit hoher Nährstoffdichte (= Nährstoffgehalt pro Energiegehalt, z. B. Getreide, Obst und Gemüse)

● Die Bildung von Vitamin D nimmt im Alter ab

erhöhte Zufuhr von Vitamin D zum Schutz vor Osteoporose

Page 22: Demenz aktiv begegnen: im interdisziplinären Dialog Ernährung von Demenzkranken 1

22

Warum ist eine ausgewogene Ernährung insbesondere im Alter wichtig?

● Folgen einer Mangelernährung

● Krankheitshäufigkeit nimmt zu

● Bereits bestehende Krankheiten schreiten schneller fort

● Mobilität nimmt ab

● Sterblichkeitsrisiko steigt

Page 23: Demenz aktiv begegnen: im interdisziplinären Dialog Ernährung von Demenzkranken 1

23

Tipps für eine ausgewogene Ernährung

● Vorteile:

5 Portionen Obst und Gemüse pro Tag

decken täglichen Nährstoffbedarf an Vitaminen, Mineralstoffen, Ballaststoffen und sekundären Pflanzeninhaltsstoffen (eine Portion entspricht der Menge, die in eine geöffnete Hand passt)

● Empfehlung:

● Obst zum Frühstück oder als Nachmittagssnack anbieten

● Gemüse und Obst in kleine Stücke schneiden

● Gemüsesuppen pürieren

● 1 Portion als Obst- oder Gemüsesaft anbieten

– Obst und Gemüse –

Page 24: Demenz aktiv begegnen: im interdisziplinären Dialog Ernährung von Demenzkranken 1

24

Tipps für eine ausgewogene Ernährung

● Vorteile:

● Geringer Fettgehalt

● Hoher Anteil an Kohlenhydraten, Ballaststoffen und sekundären Pflanzeninhaltsstoffen

● Empfehlung:

● Vollkornprodukte aus fein gemahlenem Mehl verwenden

● Frischkornbrei einweichen

● Bei ballaststoffreicher Kost ausreichend Flüssigkeit zuführen

– Getreide- und Getreideprodukte –

Page 25: Demenz aktiv begegnen: im interdisziplinären Dialog Ernährung von Demenzkranken 1

25

Tipps für eine ausgewogene Ernährung

● Vorteile:

● Hohe Mengen an Calcium, einige B-Vitamine und Protein

● Aufgrund der weichen Konsistenz bevorzugter Verzehr bei älteren Menschen

● Empfehlung:

● Als Zwischenmahlzeit eignen sich Joghurt oder ein Glas Milch

● Joghurt kann auch mit Obst/-püree angereichert werden

– Milch und Milchprodukte –

Page 26: Demenz aktiv begegnen: im interdisziplinären Dialog Ernährung von Demenzkranken 1

26

Tipps für eine ausgewogene Ernährung

● Vorteile:

● Reich an tierischem Protein

● Fleisch und Wurst enthalten Eisen, Zink und einige B-Vitamine, aber auch Purine, die den Krankheitsverlauf von Gicht negativ beeinflussen

● Fisch ist reich an „guten“ Fettsäuren und Jod

Gesundheitszustand des Betroffenen berück-sichtigen (nur wenig Fleisch bei Gicht-Patienten)

● Empfehlung:

● Fettarme Fleischprodukte wählen

● 1–2 mal wöchentlich Fisch verzehren

– Fleisch und Fisch –

Page 27: Demenz aktiv begegnen: im interdisziplinären Dialog Ernährung von Demenzkranken 1

27

Getränkezufuhr

● Täglich sollten 1,2–1,5 Liter Flüssigkeit über Getränke (Saftschorlen, Früchte-/Kräutertees, Wasser) aufgenommen werden

● Unzureichende Flüssigkeitsaufnahme kann Symptome der Demenz verschlechtern

● Empfehlung zur Verbesserung der Flüssigkeitsaufnahme:

● Regelmäßige Erinnerung

● Zu jeder Mahlzeit Getränke anbieten

● Leere Gläser/Becher immer auffüllen

● Geeignete Trinkgefäße wählen

● Bei Schluckbeschwerden Getränke andicken

Page 28: Demenz aktiv begegnen: im interdisziplinären Dialog Ernährung von Demenzkranken 1

28

Einfluss der Demenz auf das Ernährungsverhalten

● Veränderte Wahrnehmung

● „Leben in einer anderen Welt“

● Speisen und Getränke werden unter Umständen nicht mehr als solche erkannt

● Veränderung der sozialen Fähigkeiten

● Verlust der Tischmanieren

● Eingeschränkte oder fehlende Kommunikation soziale Isolation

● Veränderungen im Sättigungs- und Hungergefühl

● Abnahme des Nervengewebes reduziert Hunger- und Sättigungsgefühl

● Multimorbide Patienten nehmen mehrere Medikamente ein, die zum Teil Appetitlosigkeit als Nebenwirkung haben

Page 29: Demenz aktiv begegnen: im interdisziplinären Dialog Ernährung von Demenzkranken 1

29

Ernährung bei Demenz

● Essbiografie

● Dokumentation der bevorzugten Speisen und Getränke des Betroffenen, aber auch von Ritualen

● Wichtig bei wechselnden Pflegepersonen, um auf die Bedürfnisse des Demenzkranken eingehen zu können

● Anpassung des Energie- und Nährstoffbedarfs

● Die benötigte Energie ist individuell unterschiedlich abhängig von körperlicher Aktivität und Ernährungszustand

● Viele Demenzkranke haben eine „innere Unruhe“ und dadurch einen erhöhten Bewegungsdrang mehr Energie wird benötigt

Page 30: Demenz aktiv begegnen: im interdisziplinären Dialog Ernährung von Demenzkranken 1

30

Ernährung bei Demenz

● Essen im Hinblick auf die individuellen Fähigkeiten

● Nur bei Notwendigkeit unterstützend eingreifen, um die Selbständigkeit des Demenzkranken zu erhalten

● Beschwerden beim Kauen und Schlucken

● Auf eine ausreichende Zahn-/Mundhygiene und gut sitzende Zahnprothesen achten

● Der Demenzkranke selbst spricht Probleme beim Kauen meist nicht an Essverhalten beobachten

Page 31: Demenz aktiv begegnen: im interdisziplinären Dialog Ernährung von Demenzkranken 1

31

Verbesserung der Nahrungsaufnahme bei Demenzkranken

● Förderung des Appetits über Anregung der Sinne wie Hören, Sehen, Fühlen, Riechen und Schmecken „Essen mit allen fünf Sinnen“

● Positive Atmosphäre bei den Mahlzeiten schaffen und ablenkende Reize wie Fernsehen oder Radio vermeiden

● Mahlzeiten entsprechend der individuellen Fähigkeiten und des persönlichen Bedarfs anbieten, z. B. durch

● Anbieten von „Finger Food“

● Einrichten von Essstationen zum „Eat by Walking“

● auf Hilfen wie Einhandbretter, Schnabeltasse oder Besteck mit dicken Griffen zurückgreifen

Page 32: Demenz aktiv begegnen: im interdisziplinären Dialog Ernährung von Demenzkranken 1

32

„Essen mit allen fünf Sinnen“

● Mit Mahlzeiten assoziierte Geräusche

● z. B. Klappern von Geschirr oder Besteck in der Küche

● Geräuschvolles Essen,

● z. B. Abbeißen von Gebäck oder Salat

Appetitanregend

– Hören –

Page 33: Demenz aktiv begegnen: im interdisziplinären Dialog Ernährung von Demenzkranken 1

33

„Essen mit allen fünf Sinnen“

● Mahlzeiten schön anrichten

● Klare Konturen bei Mahlzeiten mit Hilfe von Farben

● Speisen sollten sich farblich vom Teller abgrenzen und Teller wiederum von der Tischdecke

● Jahreszeitliche Tischdekoration hilft bei der Orientierung

● Aber: Keine mit Speisen verwechselbare Deko!

– Sehen –

Page 34: Demenz aktiv begegnen: im interdisziplinären Dialog Ernährung von Demenzkranken 1

34

„Essen mit allen fünf Sinnen“

● „Begreifen“ der Speisen hilft bei deren Erkennung

● Selbständiges Essen, auch wenn es mit Besteck nicht mehr möglich ist, motiviert

„Finger Food“

– Fühlen –

Page 35: Demenz aktiv begegnen: im interdisziplinären Dialog Ernährung von Demenzkranken 1

35

„Essen mit allen fünf Sinnen“

● Gerüche können Appetit anregen und Orientierungshilfe geben, z. B.

● Der Geruch nach Kaffee deutet das Frühstück an

● Der Geruch nach Gebratenem signalisiert das baldige Mittagessen

● Geruchvolle Nahrungsmittel auswählen

– Riechen –

Page 36: Demenz aktiv begegnen: im interdisziplinären Dialog Ernährung von Demenzkranken 1

36

„Essen mit allen fünf Sinnen“

● Geschmackssinn nimmt altersabhängig ab

● Verstärktes Würzen der Speisen,

● z. B. mit frischen Kräutern oder Gewürzen

● Veränderung der Geschmackswahrnehmung führt häufig zu einer Süß-Bevorzugung

● Süßen der Speisen verbessert deren Akzeptanz

– Schmecken –

Page 37: Demenz aktiv begegnen: im interdisziplinären Dialog Ernährung von Demenzkranken 1

37

Positive Atmosphäre bei den Mahlzeiten

● Einbeziehung bei Planung und Zubereitung der Mahlzeiten

● Anreichen der Mahlzeiten in Schüsseln zur Selbstbedienung/Selbstbestimmung

● Ruhige und helle Atmosphäre mit wenig Ablenkung

● Gesellschaft – ja oder nein?

Individuelle Bedürfnisse des Betroffenen beachten

Page 38: Demenz aktiv begegnen: im interdisziplinären Dialog Ernährung von Demenzkranken 1

38

„Finger Food“

● Erleichtert die Nahrungsaufnahme bei motorischen Einschränkungen

● „Begreifen“ der Speisen fördert deren Identifizierung

● Portionierung der Speisen in 1–2 Bissen

● Beispiele:

● Butterbrot in Häppchen schneiden

● Obst und Gemüse in kleine Häppchen schneiden

● Joghurt oder Grießbrei andicken und stichfest machen

● Fleisch in kleine Stücke schneiden oder kleine Würstchen oder Frikadellen anbieten

Page 39: Demenz aktiv begegnen: im interdisziplinären Dialog Ernährung von Demenzkranken 1

39

„Eat by Walking“

● „Essstationen“ mit „Finger Food“ an Orten, an denen die Demenzkranken häufig vorbei kommen oder stehen bleiben

● Zusätzliche Essgelegenheit außerhalb der Mahlzeiten

● Eignet sich für untergewichtige Senioren oder Senioren mit übermäßigem Bewegungsdrang

Page 40: Demenz aktiv begegnen: im interdisziplinären Dialog Ernährung von Demenzkranken 1

40

Fazit

● Auf eine ausgewogene Ernährung im Alter und speziell bei Demenzkranken achten

● Über die Anregung der Sinne den Appetit und die Freude auf das Essen fördern

● Mahlzeiten entsprechend den individuellen Fähigkeiten und Vorlieben anbieten

… Ernährung im Alter und besonders bei Demenz ist somit sehr wichtig!

Page 41: Demenz aktiv begegnen: im interdisziplinären Dialog Ernährung von Demenzkranken 1

41

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!