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Seminar WS 06/07 „Materielle und soziale Infrastruktur“ Leitung: Prof. Dr. Harald Spehl und Dipl. Geogr. Michaela Gensheimer Seminararbeit zum Thema „Demographischer Wandel und soziale Infrastruktur – Freizeit und Kultur“ von Sven Goedecke Bernhardstr. 60 54295 Trier Tel.: 0651/1441394 Mtrk.Nr.: 772483 Angewandte Geographie 7. Fachsemester vorgelegt am 16.02.07

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Seminar WS 06/07

„Materielle und soziale Infrastruktur“

Leitung: Prof. Dr. Harald Spehl und Dipl. Geogr. Michaela

Gensheimer

Seminararbeit zum Thema

„Demographischer Wandel und soziale

Infrastruktur – Freizeit und Kultur“

von

Sven Goedecke

Bernhardstr. 60

54295 Trier

Tel.: 0651/1441394

Mtrk.Nr.: 772483

Angewandte Geographie

7. Fachsemester

vorgelegt am 16.02.07

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Inhaltverzeichnis Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung __________________________________________ 4

2. Definitionen ________________________________________ 5

2.1 Soziale Infrastruktur _________________________________________ 5

2.2 Kultur- und Freizeitinfrastruktur_________________________________ 5

3. Der demographische Wandel___________________________ 6

3.1 Quantitative Entwicklung der Bevölkerung ________________________ 6

3.2 Veränderung des Altersaufbaus ________________________________ 9

4. Wirkungen des demographischen Wandels auf die _________ 11

kommunale Kultur- und Freizeitinfrastruktur_________________ 11

4.1 Westdeutschland___________________________________________ 11

4.1.1 Städtische Räume ___________________________________________ 11

4.1.2 Ländliche Räume____________________________________________ 12

4.2 Ostdeutschland ____________________________________________ 12

4.2.1 Städtische Räume ___________________________________________ 12

4.2.2 Ländliche Räume____________________________________________ 13

5. Auswirkungen des demographischen Wandels auf die

Kommunalfinanzen____________________________________ 14

6. Maßnahmen und Konzepte zur Anpassung der Kultur- und

Freizeitinfrastruktur____________________________________ 16

7. Fazit _____________________________________________ 19

Literaturverzeichnis

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Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Freizeitrelevante Infrastruktur- Überblick__________ 6

Abbildung 2: Entwicklung der Bevölkerungszahl in Deutschland __ 7

Abbildung 3: Trend der Bevölkerungsentwicklung bis 2020______ 8

Abbildung 4: Altersaufbau nach Altersgruppen in % __________ 10

Abbildung 5: Zusammenhang von sinkender Attraktivität und

Infrastrukturnachfrage _______________________ 17

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1. Einleitung Der demographische Wandel und seine Auswirkungen sind mittlerweile in allen

Wissenschaften und Medien ein viel diskutiertes Thema. Meist stehen dabei

gesamtgesellschaftliche Probleme wie die sozialen Sicherungssysteme und die

Rentensicherung im Vordergrund. Doch es existieren auch zahlreiche weitere

Wirkungsfelder, für die neue Strategien entwickelt werden müssen, um die

Effekte des demographischen Wandels so wenig negativ wie möglich zu

gestalten. So tangiert der demographische Wandel die meisten Bereiche der

Stadt- und Regionalplanung wie beispielsweise die soziale Infrastruktur. In

dieser Arbeit werden die Ursachen des demographischen Wandels und die sich

daraus ergebenden Probleme, sowie mögliche Lösungsansätze für die Kultur-

und Freizeitinfrastruktur erläutert.

Zunächst werden Definitionen gegeben, was genau unter sozialer Infrastruktur

und Kultur- und Freizeitinfrastruktur zu verstehen ist. Im folgenden Kapitel drei,

wird der demographische Wandel genau erläutert um dann im nächsten Kapitel

die Auswirkungen auf die kommunale Kultur- und Freizeitinfrastruktur zu

beschreiben. Aufgrund der räumlichen Disparitäten in Deutschland wird hier

unterschieden in West- und Ostdeutschland und in verstädterte Räume bzw.

ländliche Räume. In Kapitel 5 werden die Wirkungen des demographischen

Wandels auf die Kommunalfinanzen beleuchtet. Die Kommunalfinanzen sind für

die soziale Infrastruktur von höchster Bedeutung, da die Gemeinden nach Art.

28 GG angewiesen sind für die öffentliche Daseinsvorsorge aufzukommen.1

Soziale Infrastruktur ist ein Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge. (Im Übrigen

werden die privat finanzierten Kultur- und Freizeiteinrichtungen in dieser Arbeit

vernachlässigt.) Nachdem der Leser über die Ursachen, Merkmale und

Problematik der Thematik in Kenntnis gesetzt worden ist, werden im Kapitel 6

Lösungen und Konzepte für die zukünftige Entwicklung der Kultur- und

Freizeitinfrastruktur vorgelegt. Abgeschlossen wird die Arbeit mit einer kurzen

Zusammenfassung und einem Fazit.

1 Vgl. BBR (BUNDESAMT FÜR BAUWESEN UND RAUMORDNUNG) (2005):

Raumordnungsbericht 2005. Bonn. S. 125

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2. Definitionen Auf eine allgemeine Definition von Infrastruktur wird in dieser Arbeit verzichtet,

da sich zu einen andere Arbeiten des Seminars sich damit auseinander setzen,

und zum anderen in der wissenschaftlichen Literatur Uneinigkeit zu diesem

Thema herrscht.2

2.1 Soziale Infrastruktur Bei einer Definition von sozialer Infrastruktur gehen die Autoren von

wissenschaftlicher Literatur ebenfalls uneinheitlich vor. Die Universität

Karlsruhe fasst unter sozialer Infrastruktur Gemeindebedarfseinrichtungen und

Erholungs-, Frei-, und Spielflächen zusammen. Unter

Gemeindebedarfseinrichtungen wird folgendes verstanden:

� Erziehungs- und Bildungseinrichtungen

� Einrichtungen der Jugendpflege

� Einrichtungen der sozial- und Gesundheitsvorsorge,

� Seelsorgeeinrichtungen

� Rathäuser und Gemeindeverwaltungen

� Kulturelle Einrichtungen.

Unter Erholungs-, Frei-, und Spielflächen werden

� Erholungs-, Spiel-, und Sporteinrichtungen,

� Spielflächen,

� Öffentliche Parks und Grünanlagen,

� Camping- und Zeltplätze,

� Kleingärten und

� Friedhöfe zusammengefasst.3

Dieser Definition folgt der Autor in dieser Arbeit.

2.2 Kultur- und Freizeitinfrastruktur Der oben genannten Definition der sozialen Infrastruktur folgend, beschränkt

sich die Kultur- und Freizeitinfrastruktur ( in der Folge KFIS bezeichnet) auf 2 vgl. FREY, L.-R. (1978): Infrastruktur. In: ALBERS, W. et al (Hrsg.): Handwörterbuch der Wirtschaftswissenschaften. Göttingen. S. 200-215. S. 201 3 vgl. UNIVERSITÄT KARLSRUHE (TH) (2006): Beispiele für Gemeinbedarfseinrichtungen.http://www.isl.uni-karlsruhe.de/module/ begriffe/gemeinbedarf/gemeinbedarf.html (12.02.2007)

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Kulturelle Einrichtungen, Erholungs-, Spiel-, und Sporteinrichtungen,

Spielflächen und Öffentliche Parks und Grünanlagen.

Nach PUHE ist Freizeitinfrastruktur: „Die Freizeitinfrastruktur gehört in das

Reich der Notwendigkeit (...) Insofern kann die Freizeit-Infrastruktur nur die

notwendige Basis liefern, worauf dann ein vielfältiges Freizeitleben aufbauen

kann aber nicht notwendigerweise muss.“ 4

Abbildung 1 liefert einen umfassen Überblick was in den Bereich der KFIS fällt.

Abbildung 1: Freizeitrelevante Infrastruktur- Überblick

Quelle: Agricola 2001, S. 214

3. Der demographische Wandel

3.1 Quantitative Entwicklung der Bevölkerung Die mittlere Variante des World Population Prospects 2004 gibt für Deutschland

eine Verminderung der Bevölkerung von heute 82,6 auf 78,7 Millionen 4 PUHE, H. (1992): Aktuelle Ergebnisse zur Freizeit als Standortfaktor. Eine Umfrage des EMNID-Institutes. In: R&H Werbeagentur GmbH (Hrsg.) Freizeitinfrastruktur in Städten. (EDOTION-INPRO, Tagungsbände zu den Symposien mit dem Themenkomplex Freizeitwirtschaft). Essen. S. 9-24. S.9

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Menschen im Jahr 2050 an. Die 11. koordinierte

Bevölkerungsvorausberechnung des statistischen Bundesamts prognostiziert je

nach Entwicklung der Lebenserwartung, TFR (Totale Fertalitätsrate) und

Wanderungsgewinne in verschiedenen Varianten eine Bevölkerung von 69 bis

74 Millionen Menschen.5 Somit zeigt sich, dass sich die bis dato positive

Bevölkerungsentwicklung Deutschland zukünftig nicht fortsetzen wird. Beide

Varianten deuten auf eine Schrumpfung der Bevölkerung bis zum Jahr 2050.

Nur bei Annahme einer sehr hohen Zuwanderung kann der heutige Bestand

gehalten werden.6

Abbildung 2: Entwicklung der Bevölkerungszahl in Deutschland

Quelle: : DESTATIS 2006, S.15

Allerdings vollzieht sich die Entwicklung regional überaus differenziert: Es

herrscht ein Nebeneinander von Wachstum und Schrumpfung.7 Am

deutlichsten zeigt sich dies bei Betrachtung der alten und neuen Bundesländer.

Erstere sind durch Wachstum, letztere durch Schrumpfung charakterisiert.

Im Osten Deutschlands bleibt der Prozess der Suburbanisierung bestehen oder

verstärkt sich sogar. So sind es einzig die suburbanen Räume der großen

5 vgl.: Abbildung 2

6 vgl. DESTATIS (2006): Bevölkerung Deutschlands bis 2050 – 11. koordinierte

Bevölkerungsvorausberechnung (Presseexemplar). Berlin. S. 17 7 vgl. Abbildung 3

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Städte, die in den nächsten Jahren in Ostdeutschland ein

Bevölkerungswachstum aufweisen können (Berlin, Rostock, Halle, Leipzig,

Dresden).

In den alten Bundesländern ist die Suburbanisierung nicht ganz so stark

ausgeprägt, scheint aber wesentlich weiter ins Umland zu greifen.8 Die

Bundesländer mit dem höchsten Potenzial zur Bevölkerungszunahme scheinen

dabei im Norden Niedersachsen und Schleswig-Holstein sowie im Süden

Bayern und Baden-Württemberg zu sein. Das Wachstum wird sich allerdings

auch hier außerhalb der Städte vollziehen.

Die Abbildung 3 veranschaulicht in einer schematischen Karte die Entwicklung

und zeigt deutlich die bipolare Bevölkerungsentwicklung Deutschlands bis zum

Jahr 2020.

Abbildung 3: Trend der Bevölkerungsentwicklung bis 2020

Quelle: BBR 2005, S. 32

8 vgl. BBR 2005 S.29ff

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3.2 Veränderung des Altersaufbaus Neben des quantitativen Rückgangs der Bevölkerung, ist für den Bedarf an

KFIS die Alterung der Nutzer und deren ethnische Zusammensetzung von

großer Bedeutung. 9

Als Indikator der Alterung einer Bevölkerung wird der Altenquotient verwendet.

Dieser beschreibt das Verhältnis der Bevölkerung im Rentenalter zur

Bevölkerung im Erwerbsalter. Definiert man das Renteneintrittsalter bei 65

Jahren und das Erwerbsalter von 20 bis 64 Jahren ergibt sich für das Jahr 2005

ein Altenquotient von 32. Es ergeben sich also pro 100 Personen im

Erwerbsalter 32 Personen im Rentenalter.10 In der Zukunft wird sich dieses

Verhältnis erheblich verändern. So ergibt sich in der mittleren Variante der 11.

koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Bundesamtes

für das Jahr 2050 ein Altenquotient von etwa 64.

Auch das Medianalter als einfache Kennzahl der Alterung einer Bevölkerung

wird sich infolge der beschriebenen Entwicklung erhöhen. Der Median teilt die

Bevölkerung in eine jüngere und eine ältere Hälfte und lag in Deutschland im

Jahr 2005 bei 42,1 Jahren. Dieser Wert wird sich bis zum Jahr 2050 auf 47,4

Jahre erhöhen.11

Die Abbildung 4 vergleicht den Altersaufbau der Bevölkerung Deutschlands in

den Jahren 2005 sowie 2050. Als Basis wurden die Daten der World Population

Prospects 2004 der UN zu Grunde gelegt.

9 vgl. WINKEL, R. (2006): Die Auswirkungen des demographischen Wandels auf die soziale Infrastruktur. In: GANS, P. / SCHMITZ-VELTIN, A. (Hrsg.): Demographische Trends in Deutschland – Folgen für Städte und Regionen. Hannover. S. 172-190. S. 173 10 vgl. Destatis 2006, S. 23f 11 vgl. SWIACZNY, F. (2005): Aktuelle Aspekte des Weltbevölkerungsprozesses. Regionalisierte Ergebnisse der World Population Prospects 2004. – In: Materialien zur Bevölkerungswissenschaft des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung, 114. Wiesbaden., S. 56

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Abbildung 4: Altersaufbau nach Altersgruppen in %

Quelle: Swianczny 2005, S. 57

Neben der Fertilität und der Mortalität stellt das Wanderungsgeschehen die

dritte Komponente der Bevölkerungszusammensetzung dar. Im Zuge der

Globalisierung haben internationale Wanderungsbewegungen in den letzten

Jahrzehnten an Intensität gewonnen und können so die Bevölkerungsstruktur

eines Landes erheblich beeinflussen. Es ist jedoch festzustellen, dass

Wanderungsentwicklungen wesentlich schwieriger prognostizierbar sind, als die

Entwicklung von Fertilität und Mortalität. Aber auch als Reaktion auf sich

bietende Erwerbsmöglichkeiten können Wanderungen verschiedenster

Ausmaße auftreten.12

In Deutschland wird die Zuwanderung oftmals ein Mittel angesehen, die

demographische Entwicklung doch noch abzuschwächen. Gegenwärtig liegt die

Zahl der Zuwanderung nach Deutschland bei etwa 150.000 Personen pro Jahr.

Eine Stabilisierung der Bevölkerungszahl wäre aber nur bei einer Zuwanderung

von etwa 350.000 Personen pro Jahr erreicht. Eine noch größere Zahl an

Immigranten wäre von Nöten um den Altenquotienten auf dem heutigen Niveau

halten zu können. Dazu müssten bis zum Jahr 2050 175 Millionen Menschen

zuwandern.13

Ein weiteres Risiko der Zuwanderung besteht darin, dass die demographischen

Probleme noch potenziert werden können. Dies folgt aus der Tatsache, dass

12 vgl. Swiaczny 2005, S. 59 13 vgl. Destatis 2006 S. 44ff

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nicht nur junge Menschen immigrieren oder jeder Immigrant mindestens drei

Kinder mitbringt.14

Neben den objektiven oder rein quantitativen Aspekten der Zuwanderung stellt

dieses Thema auch immer ein hoch sensibles politisches und gesellschaftliches

Thema dar. Die Alterung kann durch Einwanderer auch nicht aufgehalten

werden, sondern nur verlangsamt werden.

4. Wirkungen des demographischen Wandels auf die

kommunale Kultur- und Freizeitinfrastruktur

4.1 Westdeutschland

4.1.1 Städtische Räume In Westdeutschen Groß-, Mittel-, und Kleinstädten wird die Bevölkerungszahl

bis 2020 relativ konstant bleiben. Zu unterscheiden sind hier die Kernstädte und

die Umlandgemeinden, da sich durch die starke Suburbanisierung in der

Vergangenheit unterschiedliche Muster ergeben haben.15

In den Westdeutschen Kernstädten werden die Sterbeüberschüsse durch

Wanderungsgewinne ausgeglichen. Eine zunehmende Alterung findet statt,

insbesondere die Gruppe der Hochbetagten (über 75 Jahre) wird größer

werden, so dass die FKIS an die Bedürfnisse der älteren Menschen angepasst

werden muss. Aufgrund des mangelhaften Angebots an Kindertagesstätten und

anderen Kinderbetreuungseinrichtungen, muss die soziale Infrastruktur in

diesem Bereich weiter ausgebaut werden. Insgesamt wird jedoch auch

langfristig in den Kernstädten des Westens nicht sonderlich viel zu verändern

sein. Ausnahmen sind jedoch die altindustriellen Regionen, in denen hohe

Bevölkerungsverluste (bis zu 9% bis 2020) und überdurchschnittliche

Suburbanisierungstendenzen einen großen Anpassungsdruck der FKIS in der

nahen Zukunft bedeutet.

14 vgl. MUSCHWITZ, C. (2004): Stell Dir vor es ist Zukunft und keiner ist da! – Demographische Entwicklung - Thesen und Entwicklungstendenzen für den ländlichen, den dispersen Raum. Unveröffentlicht. S. 23 15 vgl. Winkler 2006, S. 181

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In den Umlandgemeinden wird aufgrund der anhaltenden Suburbanisierung

weiterhin die FKIS ausgebaut werden müssen. Jedoch existieren auch hier

Probleme die bedacht werden müssen. So sind zahlreiche Siedlungen in

Suburbia sehr altershomogen besiedelt worden.16 Das heißt, dass

Gemeindebedarfseinrichtungen für Kinder und Jugendliche, nur kurzfristig

gebraucht werden, langfristig jedoch nicht. Es wird in der mittelfristigen Zukunft

einen erhöhten Bedarf an Einrichtungen für Alte geben.

Von Ostdeutschen Städten unterscheiden sich die Westdeutschen unter

anderem dadurch, dass sie einen wesentlich höheren Anteil ausländischer

Bevölkerung haben. Dieser ist selbstverständlich bei der FKIS-Planung zu

berücksichtigen.

4.1.2 Ländliche Räume In den Ländlichen Regionen Westdeutschlands wird die Bevölkerung bis 2020

leicht zunehmen. Die bedeutendste Veränderung ist hier die in Kapitel 3

beschriebene Alterung der Menschen. Bis 2020 wird die Zahl der Hochbetagten

um etwa 40% zunehmen. Im Gegensatz dazu die Gruppe der unter 15jährigen

um etwa 20% abnehmen. Folglich wird ein hoher Anpassungsbedarf entstehen.

Aufgrund der mangelnden Mobilität der Alten und der großen Entfernungen

müssen im ländlichen Raum mobile Kultureinrichtungen geschaffen werden,

wie Museumsmobile, Bücherbusse und ähnliches.17

4.2 Ostdeutschland

4.2.1 Städtische Räume Die Ostdeutschen Städte müssen differenziert betrachtet werden. Das Berliner

Umland in Brandenburg wird in Zukunft noch weiter wachsen und ist damit die

große Ausnahme in Ostdeutschland. Die Agglomerationsräume um Dresden,

Leipzig, Chemnitz und Rostock, werden aller Voraussicht nach stagnieren. Der

Großteil der Städte ist jedoch von starker Schrumpfung betroffen. Etwa 60%

16 vgl. Winkler 2006, S. 181 17 vgl. MUSCHWITZ, C.; SCHULER, D.; MONHEIM, H. (2002): Forschungsexpertise Infrastrukturanpassung bei Bevölkerungsrückgängen. Abschlussbericht an das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung. ExWoSt – Themenfeld Stadtentwicklung und Stadtverkehr. Trier., S. 85f

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aller Klein- und Mittelstädte in Ostdeutschland wird in der Zukunft schrumpfen.18

Die Folgen des demographischen Wandels können im Osten nicht durch

Binnenwanderungen oder Außenwanderungen ausgeglichen werden, so dass

hier der Rückgang an Bewohnern und der Wandel der Altersstruktur mit voller

Härte spürbar wird. Dadurch ist es nötig die FKIS schon heute bzw. in naher

Zukunft anzupassen und gegebenenfalls rückzubauen. Allerdings ist die FKIS,

hier vor allem die Sporteinrichtungen und Einrichtungen für Jugendliche, nicht

so gut ausgebaut wie im Westen, so dass diese Einrichtungen keineswegs

abgebaut werden müssen, sondern auf Grund der hohen Jugendarbeitslosigkeit

und sozialen Schieflage, das Angebot eher noch ausgebaut werden sollte. Der

Anstieg der starke Anstieg der Hochbetagten (bis 2010 um 32,5%) muss

verstärkt berücksichtigt werden.

Die Suburbanisierung hat sich seit 1990 ähnlich vollzogen wie im Westen, und

die Alterstruktur ist in vielen Bereichen des städtischen Umlands sehr homogen.

Hier müssen, wie im Westen, verstärkt Einrichtungen für Senioren geschaffen

werden.

4.2.2 Ländliche Räume Die Ostdeutschen ländlichen Räume haben den größten Anpassungsdruck der

sozialen Infrastruktur und stehen bereits aktuell und in naher Zukunft vor

massiven Veränderungen. Bis 2010 wird hier die Altersgruppe der 6-15jährigen

um 35,5% zurückgehen. Auf der anderen Seite die Zahl der Hochbetagten bis

2010 um 40% zunehmen und insgesamt die Bevölkerung stark zurückgehen.

Die Kommunen haben große finanzielle Probleme und es wird schwierig sein

das ohnehin schon knappe Sportstättenangebot und kulturelle Einrichtungen

aufrecht zu erhalten. Der Anpassungsdruck ist hier also akut und es muss

dringend reagiert werden. Möglichkeiten könnte auch hier die mobile

Versorgung mit FKIS bieten.

18 vgl. GATZWEILER, H.-P. et al (2003): Schrumpfende Städte in Deutschland? Fakten und Trend (Kurzfassungen). In: Informationen zur Raumentwicklung Heft10/11.2003, S. V-VI., S. VI

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5. Auswirkungen des demographischen Wandels auf die Kommunalfinanzen Es stellt sich die Frage, ob die ohnehin schon angespannte finanzielle Lage der

meisten Kommunen in Deutschland durch den demographischen Wandel noch

intensiviert wird. Auch hier könnte eine voreilige Antwort auf eine Entschärfung

der Situation deuten, da die Kommunen für weniger Menschen aufkommen

müssen und somit Geld sparen. Jedoch wird sich die Lage aller Voraussicht

nach ganz und gar nicht entspannen, sondern eher verschlimmern. Doch auch

diese Aussage ist etwas voreilig und eine detaillierte Betrachtung ist von Nöten.

Anzumerken ist, dass die die jeweilige Lage der Kommunalhaushalte von der

„spezifischen Situation vor Ort und von den zukünftigen politischen

Rahmensetzungen bezüglich des föderativen Finanzsystems abhängig

werden“.19

Die finanzielle Situation einer Kommune ergibt sich aus dem Zusammenspiel

der Einnahmen auf der einen und der Ausgaben auf der anderen Seite. Die

Entwicklung auf der Einnahmeseite hängt entscheidend von der

gesamtwirtschaftlichen Entwicklung ab. Bleibt diese und ihre damit

zusammenhängenden Indikatoren (z.B. BIP) zukünftig auf dem heutigen Stand

ergeben sich aus einem Bevölkerungsrückgang auch gleichzeitig weniger

Einnahmen –auch für die Kommunen. Jedoch ist es wahrscheinlicher, dass die

Wirtschaft insgesamt zukünftig immer noch wachsen wird und die Pro-Kopf-

Einnahmen des Staates somit auch ansteigen. Dadurch könnte bei günstiger

allgemeiner Wirtschaftsentwicklung die negativen Folgen des demographischen

Wandels durch die Pro-Kopf-Mehreinnahmen kompensiert werden, so dass die

Situation auf der Einnahmeseite nicht so kritisch zu betrachten ist wie auf der

Ausgabenseite.

Hier birgt die weit größere Gefahr starker kommunaler Finanznöte, die sich laut

MÄDING (2004) in vier Komponenten teilt:

1. Ausgabenremanenz bei rückläufiger Bevölkerung

19 vgl. GÜRTLER, M. (2004): Demographischer Wandel – Herausforderungen für die – Auswirkungen auf Infrastruktur und Kommunalfinanzen. TAURUS – Diskussionspapier Nr. 8. Trier. S.26

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In Regionen mit schrumpfender Bevölkerungszahl sind für den Unterhalt der

Infrastruktur wachsende Pro-Kopf-Ausgaben zu erwarten. Die absoluten Kosten

bleiben nahezu gleich, jedoch müssen weniger Menschen für diese Kosten

aufkommen. Bei einigen Infrastrukturen erhöhen sich die absoluten Kosten

sogar noch, wenn sie von weniger Menschen genutzt werden (z.B.:

Zusatzkosten durch Verstopfung der Abwasserentsorgung).

2. Steigende Ausgaben pro Kopf wegen der Effekte der demographischen

Strukturwandlung (Alterung, Heterogenisierung, Vereinzelung)

Durch die Alterung der Bevölkerung werden vermehrte Pro-Kopf-

Gesundheitsausgaben zu verkraften sein. Kommunen sind zum einen finanziell

an sozialer Infrastruktur, wie Krankenhäusern und Pflegeinrichtungen und zum

anderen über ihre Ausgabenverantwortung für die Sozialhilfe direkt an diesen

Kosten beteiligt.20

Weiterhin stellt sich die Frage, ob das heutige Bild von einem finanziell gut

ausgestatteten Rentner zukünftig beibehalten werden kann. Der Anteil der

Bevölkerung, der im Niedrigeinkommensbereich beschäftigt ist oder Sozialhilfe

empfängt steigt seit Jahren konstant an. Fraglich ist, ob sich diese

Bevölkerungsgruppen ein Rentenniveau aufbauen können, das ihnen im

Rentenalter ausreicht.21 Das zunehmend ungünstige Verhältnis von

Rentenempfängern zu –Beitragszahlern verschlechtert die zukünftige finanzielle

Situation der Rentner noch.

Durch die fortschreitende Heterogenisierung wachsen die Ausgaben für

Integration. Leider ist festzuhalten, dass Zuwanderer geringere

Bildungsabschlüsse, höhere Arbeitslosenquoten sowie Sozialhilfequoten

aufweisen.22 Durch diese Befunde erhöhen sich auch auf diesem Themenfeld

bei wachsenden Integrationsaufgaben höhere Pro-Kopf-Ausgaben.

Durch die steigende Zahl von Ein-Personen-Haushalten und der Vereinzelung

müssen zukünftig insbesondere Pflegeleistungen von staatlicher Seite erbracht

werden, die heute zu einem großen Teil noch familiär geleistet werden. Bei

20 vgl. MÄDING, H. (2004): Demographischer Wandel und Kommunalfinanzen – Einige Trends und Erwartungen. –In: Deutsche Zeitschrift für Kommunalwissenschaft, 43 (1), S. 84-102. S. 85 21 vgl.: Muschwitz 2004, S. 25 22 vgl.: Mäding 2004, S. 86

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sinkender Kinderzahl und höherer beruflicher Tätigkeit wird letzteres in Zukunft

nicht mehr so stark erbracht werden können.

3. Zusatzausgaben wegen der Effekte der Binnenwanderung

Durch eine hohe Wanderungsintensität (z.B. Suburbanisierung, Ost-West-

Wanderung) wird gesamtwirtschaftlich gesehen viel Geld „verschwendet“.

Beispielsweise wird in einer Region mit starker Abwanderung ein Kindergarten

geschlossen, der auf der anderen Seite in einer Region mit

Wachstumstendenzen wieder aufgebaut werden muss.

4. Zusatzausgaben einer „übermäßigen“ Attraktivitätspolitik bei einer „ruinösen“

Konkurrenz um Einwohner

Sinkende Bevölkerungszahlen wirken intensivierend auf den Konkurrenzkampf

um Einwohner zwischen den Kommunen. Zweckoptimismus führt dazu, diesen

Kampf durch Mehrausgaben (z.B. für die schon angesprochene

Neuausweisung von Baugebieten) gewinnen zu wollen. Gesamtwirtschaftlich

entstehen dadurch jedoch keine Gewinner und Geld wird verschwendet, das

sinnvoller eingesetzt werden könnte.

Die finanzielle Situation der Kommunen hängt also von einem von der

gesamtwirtschaftlichen Entwicklung ab und zum anderen der Ausgestaltung der

Ausgaben auf der anderen Seite. So müssen die Kommunen auf der

Ausgabenseite ein sensibles Auge auf die „demographisch bedingten

fiskalischen ‚Gefahren’“23 werfen, um eine angemessenes Gleichgewicht

zwischen Einnahmen und Ausgaben erlangen zu können.

6. Maßnahmen und Konzepte zur Anpassung der Kultur- und Freizeitinfrastruktur Im Folgenden werden verschiedene Handlungsoptionen der Kommunen

aufgezeigt, die KFIS unter den folgen des demographischen Wandels an die

neuen Situationen bestmöglich anzupassen. Die Gefahr besteht darin, dass 23 MÄDING, H. (2005): Demographischer Wandel in Großstadtregionen. –In: STRUBELT, W. / ZIMMERMANN, H. (Hrsg.): Demographischer Wandel im Raum – Was tun wir? Hannover. S. 79-81. S.87

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Kommunen in die „Schrumpfungsfalle“ tappen, indem weiterhin

wachstumsorientiert gehandelt wird, wo kein Wachstum vorhanden ist. Wenn

keine Anpassung der Infrastrukturen an die neuen Umstände geschieht

gelangen selbige in einen Teufelskreis, der in Abbildung 5 schematisiert ist

Abbildung 5: Zusammenhang von sinkender Attraktivität und Infrastrukturnachfrage

Quelle: Gürtler 2004, S.27

So wird eine intensivierte Zentralisierung und Konzentration gefördert, so dass

eine starre Ausrichtung der Infrastruktur betroffene Räume unattraktiver werden

lässt.

Es bedarf also neuer Handlungsstrategien, die die KFIS auf die Folgen des

demographischen Wandels vorbereiten. GÜRTLER (2004) unterscheidet in

defensiv sowie offensiv ausgerichtete Anpassungsstrategien. Bei ersteren

handelt es sich um Strategien, die sich durch Flexibilisierung oder Rückbau der

Infrastrukturen auszeichnen. Eine andere Möglichkeit besteht darin, die Folgen

des demographischen Wandels offensiv anzugehen. Hierzu gelten

insbesondere Maßnahmen, die die Fertilität zu steigern vermögen oder aber

durch Anwerben von neuer Bevölkerung die demographischen Entwicklung

zumindest verzögern können.

Beide Strategien können, oder müssen vielleicht sogar kombiniert angewandt

werden. So können zum Beispiel offensive, fertilitätssteigende Maßnahmen

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durchgeführt werden, gleichzeitig aber auch die Infrastruktur flexibilisiert

werden, falls die offensive Strategie nicht die gewünschten Resultate erbringt.24

Alle Maßnahmen sollten sich jedoch, um eine angemessene

Infrastrukturversorgung zu erhalten, auf Folgendes konzentrieren:

� „Flexibilität in der Kapazitätsauslegung

� quantitative Versorgungssicherung bei qualitativer Weiterentwicklung des

Angebots und

� hochgradige Effizienz für die eingesetzten Ressourcen.“25

Zu den defensiven Strategien zählen die gezielte Flexibilisierung der

kommunalen Infrastrukturen sowie der Rückbau oder Abriss. Folgende

Flexibilisierungsstrategien sind nach MUSCHWITZ et al (2002) zu nennen:

Bürger- und Soziokulturelle Zentren

Die Zentren sollen durch aktive Bürger und Vereine betrieben werden, die die

Finanzierung durch Einnahmen aus kleineren Dienstleistungen oder aus

Einnahmen bei Veranstaltungen sicherstellen. Dadurch werden für die

Kommune die Kosten gesenkt. In der Praxis hat sich dieses Konzept schon

häufig bewährt. Diese Zentren bieten auch die Möglichkeit einer sektoral

übergreifenden Nutzung, wenn sie beispielsweise als Jugendheim,

Ortsteilbibliothek und Sozialstation gleichzeitig dienen.26

Mehrfachnutzung bestehender Einrichtungen

Statt eines Neubaus für KFIS, können bereits bestehende Gebäude flexibel,

bzw. Mehrfach genutzt werden. Denkbar ist hier die Nutzung von

Schwimmbädern und Turnhallen für umfangreiche Freizeit und

Bildungsangebote. Die Nutzungsintensität soll so erhöht werden.

Mobile Kulturangebote

Wie in Kapitel 5 schon erwähnt, sind mobile Kulturangebote insbesondere für

den ländlichen Raum gangbare Lösungen. Sie können an feste

Kultureinrichtungen angebunden werden. Fast alle Kultureinrichtungen können

24 vgl. Gürtler 2004, S.29 25 Winkel 2006, S. 184 26 vgl. Winkel 2006, S. 185

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„mobil gemacht“ werde. Beispiele sind: Bücherbusse, Museumsmobile und

Landschaftstheater.

Kommerzialisierung / Kultursponsoring

Das Einbinden von privaten Unternehmern und Unternehmen in öffentliche

Veranstaltungen kann zusätzlich Einnahmen generieren. So wird beispielsweise

die Gastronomie häufig privat betrieben.

7. Fazit In der vorliegenden Arbeit ist deutlich geworden, dass der demographische

Wandel, gemeinsam mit dem wirtschaftlichen Strukturwandel und einigen

gesellschaftlichen Trends, wie der Suburbanisierung, starke Konsequenzen für

die aktuelle und zukünftige Infrastrukturplanung hat.

Jedoch, wie in Kapitel 3 herausgearbeitet worden ist, wird der demographische

Wandel regional sehr unterschiedlich ausgeprägt sein und entsprechend

werden die Folgen für die Kultur- und Freizeitinfrastruktur ungleich sein. Es

muss also sehr stark differenziert werden, da auch in Zukunft Wachstums- und

Schrumpfungsregionen neben einander existieren werden. In einigen Regionen

muss rasch gehandelt werden, vor allen Dingen in den schrumpfenden

ländlichen Gemeinden Ostdeutschlands, und in anderen werden Auswirkungen

des Wandels erst mittel, bzw. langfristig spürbar sein. Es ist aber in jedem Fall

sinnvoll sich frühzeitig mit möglichen Maßnahmen und Lösungen zu

beschäftigen, da es besser ist zu handeln wenn die Probleme noch klein sind.

Nach Meinung des Autors sollten die Maßnahmen darauf abzielen, die Bürger

zu aktivieren und einzubeziehen, da in Kapitel 5 dargelegt worden ist, dass die

Finanzlage der Kommunen angespannt ist und sich auch nicht verbessern wird.

In jedem Falle wird es sich schwierig gestalten die qualitativ gut ausgebaute

Kultur- und Freizeitinfrastruktur aufrecht zu halten, denn im Regelfall wird in

diesem Bereich als erstes gespart.

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