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484 IV. Valenz. Grundlagen und Grundfragen Welke, Klaus (2002): Deutsche Syntax funktio- nal. Perspektiviertheit syntaktischer Strukturen. Tü- bingen. Williams, Edwin (1981): Argument Structure and Morphology. In: Linguistic Review 1, 81114. 38. Valenz und Satzbauplan 1. Einleitung 2. Nicht-verbregierte Ergänzungen und Valenzerhöhung 3. Eine Alternative zu den Satzbauplänen 4. Schlussfolgerungen und Aussichten 5. Literatur in Auswahl 6. Quellen 1. Einleitung Im Vorwort zum Kleinen Valenzlexikon deut- scher Verben von Ulrich Engel und Helmut Schumacher wird der Begriff Satzbauplan auf folgende Weise definiert: „Durch die Valenz jedes Verbs ist festgelegt, welche Ergänzungen in seiner Umgebung vorkommen können. Es ist nur eine überschaubare Anzahl sol- cher Kombinationen möglich. Diese Kombinatio- nen nennen wir Satzmuster (SM).“ (Engel/Schuma- cher 1976, 27) „Differenziert man nun die Satzmuster weiter, in- dem man die fakultativen Elemente eigens kenn- zeichnet, so ergeben sich Satzbaupläne (SBP). Die Zahl der Satzbaupläne ist natürlich erheblich grö- ßer als die der Satzmuster; sie bleibt aber immer noch überschaubar.“ (Engel/Schumacher 1976, 29) Im Großen und Ganzen stimmt diese Defini- tion mit derjenigen überein, die man in der letzten Ausgabe der Duden-Grammatik fin- det: „Man kann hinter der grundsätzlich unendlich gro- ßen Zahl konkreter deutscher Sätze eine endliche und überschaubare Anzahl von abstrakten Plänen sehen, Satzbaupläne. […] Zentral für die Begrün- dung von Satzbauplänen ist der Begriff der Valenz (Wertigkeit). Bezogen auf das Verb, meint er dessen Fähigkeit, um sich herum bestimmte Stellen zu er- öffnen, die in einem Satz durch Satzglieder zu be- setzen sind. […] Vom Verb hängt zunächst ab, wie viele Stellen im Satz noch (i. e. außer der Subjekt- stelle) besetzt sein müssen oder können (quantitati- ver Aspekt); darüber hinaus entscheidet sich vom Verb her auch, wie diese Stellen inhaltlich charak- terisiert sein müssen (qualitativer Aspekt). Jedes Verb hat also eine spezifische Ergänzungsbedürf- tigkeit. Auskünfte darüber finden sich in Valenz- wörterbüchern. In der Syntax hingegen werden Wunderlich, Dieter (1997): Cause and the Structure of Verbs. In: Linguistic Inquiry 28, 2768. Klaus Welke, Berlin (Deutschland) global Baupläne aufgestellt, denen sich die einzel- nen Verben mit den von ihnen aufgerufenen Stellen zuordnen.“ (Drosdowski et alii 1995, 650 f.) Zur Klassifizierung der Satzbaupläne werden in den Gebrauchsgrammatiken mehrere Kri- terien angewandt. Zunächst werden die Ver- ben nach ihrer „Wertigkeit“ geordnet, d.h. nach der Zahl der Ergänzungen (oder Aktan- ten), die sie zulassen. So unterscheidet man nullwertige es blitzt (Helbig/Buscha 1972, 554), einwertige der Professor schläft / mich hungert , zweiwertige Hans raucht eine Zigarre / schmeichelt dem Chef / bedarf der Ruhe / liest über Goethe dreiwer- tige Verben er lehrt die Studenten die Grammatik / gibt dem Sohn ein Buch / enthebt den Minister seines Amtes / beneidet seinen Freund um seinen Sportwagen , manchmal sogar vierwertige Verben Freunde antwor- teten ihm auf seine Anfrage mit einer Einla- dung (vgl. Erben 1972, 263). Dieses Verfahren ergibt aber keine Satzbaupläne, sondern um mit den Autoren des Kleinen Valenzlexi- kons deutscher Verben zu sprechen „Satz- muster“. Um Satzbaupläne oder Satzmodelle zu gewinnen, muss man deshalb weitere Kri- terien zu Hilfe nehmen. Dem Vorschlag von Ulrich Engel und Helmut Schumacher zu- folge kann man z. B. die fakultativen Ergän- zungen eigens kennzeichnen. Man kann aber auch die Aktanten nach ihrer syntaktischen Funktion (Subjekt, Akkusativobjekt, Dativ- objekt, usw.) unterscheiden: Mit Hilfe dieses Prinzips werden in der Duden-Grammatik dreiundzwanzig „Hauptpläne“ aufgestellt, nämlich ein Satzbauplan mit einem Aktan- ten Subjekt Prädikat (Die Rosen blü- hen) neun Satzbaupläne mit zwei Aktan- ten Subjekt Prädikat Akkusativobjekt (Der Gärtner bindet die Blumen), Subjekt Prädikat Dativobjekt (Der Sohn dankte dem Vater), Subjekt Prädikat Genitivob- jekt (Die Angehörigen gedachten der Toten), usw. und dreizehn Satzbaupläne mit drei Aktanten Subjekt Prädikat Dativob- Brought to you by | University of Illinois Chicago Authenticated | 172.16.1.226 Download Date | 7/31/12 1:48 PM

Dependenz und Valenz Volume 23 (Ein internationales Handbuch der zeitgenössischen Forschung) || Valenz und Satzbauplan

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484 IV. Valenz. Grundlagen und Grundfragen

Welke, Klaus (2002): Deutsche Syntax � funktio-nal. Perspektiviertheit syntaktischer Strukturen. Tü-bingen.

Williams, Edwin (1981): Argument Structure andMorphology. In: Linguistic Review 1, 81�114.

38. Valenz und Satzbauplan

1. Einleitung2. Nicht-verbregierte Ergänzungen und

Valenzerhöhung3. Eine Alternative zu den Satzbauplänen4. Schlussfolgerungen und Aussichten5. Literatur in Auswahl6. Quellen

1. Einleitung

Im Vorwort zum Kleinen Valenzlexikon deut-scher Verben von Ulrich Engel und HelmutSchumacher wird der Begriff Satzbauplanauf folgende Weise definiert:

„Durch die Valenz jedes Verbs ist festgelegt, welcheErgänzungen in seiner Umgebung vorkommenkönnen. Es ist nur eine überschaubare Anzahl sol-cher Kombinationen möglich. Diese Kombinatio-nen nennen wir Satzmuster (SM).“ (Engel/Schuma-cher 1976, 27)„Differenziert man nun die Satzmuster weiter, in-dem man die fakultativen Elemente eigens kenn-zeichnet, so ergeben sich Satzbaupläne (SBP). DieZahl der Satzbaupläne ist natürlich erheblich grö-ßer als die der Satzmuster; sie bleibt aber immernoch überschaubar.“ (Engel/Schumacher 1976, 29)

Im Großen und Ganzen stimmt diese Defini-tion mit derjenigen überein, die man in derletzten Ausgabe der Duden-Grammatik fin-det:

„Man kann hinter der grundsätzlich unendlich gro-ßen Zahl konkreter deutscher Sätze eine endlicheund überschaubare Anzahl von abstrakten Plänensehen, Satzbaupläne. […] Zentral für die Begrün-dung von Satzbauplänen ist der Begriff der Valenz(Wertigkeit). Bezogen auf das Verb, meint er dessenFähigkeit, um sich herum bestimmte Stellen zu er-öffnen, die in einem Satz durch Satzglieder zu be-setzen sind. […] Vom Verb hängt zunächst ab, wieviele Stellen im Satz noch (i. e. außer der Subjekt-stelle) besetzt sein müssen oder können (quantitati-ver Aspekt); darüber hinaus entscheidet sich vomVerb her auch, wie diese Stellen inhaltlich charak-terisiert sein müssen (qualitativer Aspekt). JedesVerb hat also eine spezifische Ergänzungsbedürf-tigkeit. Auskünfte darüber finden sich in Valenz-wörterbüchern. In der Syntax hingegen werden

Wunderlich, Dieter (1997): Cause and the Structureof Verbs. In: Linguistic Inquiry 28, 27�68.

Klaus Welke, Berlin (Deutschland)

global Baupläne aufgestellt, denen sich die einzel-nen Verben mit den von ihnen aufgerufenen Stellenzuordnen.“ (Drosdowski et alii 1995, 650 f.)

Zur Klassifizierung der Satzbaupläne werdenin den Gebrauchsgrammatiken mehrere Kri-terien angewandt. Zunächst werden die Ver-ben nach ihrer „Wertigkeit“ geordnet, d. h.nach der Zahl der Ergänzungen (oder Aktan-ten), die sie zulassen. So unterscheidet mannullwertige � es blitzt � (Helbig/Buscha1972, 554), einwertige � der Professorschläft / mich hungert �, zweiwertige � Hansraucht eine Zigarre / schmeichelt dem Chef /bedarf der Ruhe / liest über Goethe � dreiwer-tige Verben � er lehrt die Studenten dieGrammatik / gibt dem Sohn ein Buch / enthebtden Minister seines Amtes / beneidet seinenFreund um seinen Sportwagen �, manchmalsogar vierwertige Verben � Freunde antwor-teten ihm auf seine Anfrage mit einer Einla-dung (vgl. Erben 1972, 263). Dieses Verfahrenergibt aber keine Satzbaupläne, sondern �um mit den Autoren des Kleinen Valenzlexi-kons deutscher Verben zu sprechen � „Satz-muster“. Um Satzbaupläne oder Satzmodellezu gewinnen, muss man deshalb weitere Kri-terien zu Hilfe nehmen. Dem Vorschlag vonUlrich Engel und Helmut Schumacher zu-folge kann man z. B. die fakultativen Ergän-zungen eigens kennzeichnen. Man kann aberauch die Aktanten nach ihrer syntaktischenFunktion (Subjekt, Akkusativobjekt, Dativ-objekt, usw.) unterscheiden: Mit Hilfe diesesPrinzips werden in der Duden-Grammatikdreiundzwanzig „Hauptpläne“ aufgestellt,nämlich ein Satzbauplan mit einem Aktan-ten � Subjekt � Prädikat (Die Rosen blü-hen) � neun Satzbaupläne mit zwei Aktan-ten � Subjekt � Prädikat � Akkusativobjekt(Der Gärtner bindet die Blumen), Subjekt �Prädikat � Dativobjekt (Der Sohn danktedem Vater), Subjekt � Prädikat � Genitivob-jekt (Die Angehörigen gedachten der Toten),usw. � und dreizehn Satzbaupläne mit dreiAktanten � Subjekt � Prädikat � Dativob-

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48538. Valenz und Satzbauplan

jekt � Akkusativobjekt (Der Junge schenktseiner Mutter Blumen), Subjekt � Prädikat �Akkusativobjekt � Genitivobjekt (Der Rich-ter beschuldigt den Angeklagten des Dieb-stahls), usw. (Drosdowski et alii 1995,655 ff.). Die Fakultativität bzw. Obligatheitder Ergänzungen wird aber nicht berücksich-tigt. In der Grammatik von Gerhard Helbigund Joachim Buscha (1972, 554 ff.) hingegenwerden zwei Kriterien � das quantitativeKriterium (i. e. die Zahl der Aktanten) unddas Kriterium der Obligatheit bzw. Fakultati-vität der Aktanten � gleichzeitig verwendet,um eine Liste von zehn „Satzmodellen“ (oderSatzbauplänen) aufzustellen. Diese Liste ent-hält z. B. zwei Satzmodelle mit zwei Aktan-ten, und zwar eines mit einem obligatori-schen und einem fakultativen Aktanten (DieMutter kauft Milch ein / Die Mutter kauft ein)und ein anderes mit zwei obligatorischen Ak-tanten (Der Direktor erwartet seine Gäste /*Der Direktor erwartet). Erst danach wird diesyntaktische Funktion der Ergänzungen zuHilfe genommen, um eine genauere Klassifi-zierung zu erzielen: So wird das Satzmodellmit einem obligatorischen und einem fakulta-tiven Aktanten in zwölf Untertypen ge-gliedert: Die Mutter kauft (Milch) ein, dasKind folgt (seiner Mutter), der Arzt steigt (indie Straßenbahn) ein, die Schneiderin arbeitet(an einem Kleid), usw.

Solchen Klassifizierungen liegen folgendeAnnahmen zugrunde:

1. Satzbaupläne sind nicht mit Satzstruktu-ren zu verwechseln. Ein Satzbauplan ist einKonstrukt, in dem nur ein Teil der Merkmalevon Satzstrukturen aufgehoben ist (Eisenberg1986, 81). Er enthält nämlich nur Ergänzun-gen, d. h. Satzglieder, deren syntaktischerStatus (Subjekt, Akkusativobjekt, usw.) undsemantische Eigenschaften vom Verb be-stimmt sind, während Angaben (oder freieSatzglieder) und sogenannte sekundäre Satz-glieder (Helbig 1978a, 94 ff.) nicht berück-sichtigt werden.

2. An einem Satzbauplan (gegebenenfalls aneinem Bündel von Satzbauplänen) lassen sichdie syntaktischen und semantischen Eigen-schaften des Verbs ablesen, und das Verb wie-derum bestimmt, wie viele Stellen der Satz-bauplan enthalten muss (oder kann) und wiediese Stellen zu besetzen sind. Verbvalenzund Satzbauplan sind demnach als die zweiuntrennbaren Seiten ein und desselben Phä-nomens anzusehen: „Lexikon-Eintragungenfür Verben […] und Satzmodelle“, schreibt

Gerhard Helbig (1992, 126), „sind letztlichnichts Verschiedenes, sondern unterschiedli-che Aspekte derselben Sache“.

Nun ist eben letztere These problematisch.Dass man Auskünfte über die Ergänzungsbe-dürftigkeit der Verben in Valenzwörterbü-chern finden sollte, während die Satzbau-pläne als solche im syntaktischen Teil einerGrammatik zu behandeln sind, ist zwar nichtzu bestreiten. Da ein Satzbauplan aber nichtsanderes ist als die Entfaltung eines im Verbenthaltenen Potentials, müsste man mit Hilfeeines Valenzwörterbuchs eine vollständigeListe der Satzbaupläne aufstellen können.Mit anderen Worten: Die im syntaktischenTeil einer Grammatik aufgelisteten Satzbau-pläne müssten, in welcher Form auch immer,in einem Valenzlexikon schon enthalten sein.Dem ist aber anscheinend nicht so. Davonzeugen z. B. die sogenannten kausativenKonstruktionen. Herbert Pütz (1982, 349)diskutiert folgendes Beispiel:

(1) Susanne isst den Teller leer.

und bemerkt, dass die Besonderheit diesesSatzes darin besteht, „dass essen zwar eintransitives Verb ist und Teller als Objekt kei-nen Selektionsbruch darstellt, dass es abernicht der Fall ist, dass Susanne den Tellerisst.“ Nun stellt (1) offenbar die konkrete Re-alisierung eines syntaktischen Modells dar,das man wohl als einen Satzbauplan bezeich-nen darf, und wenn die Verben, die in diesemSatzbauplan vorkommen können, auch be-stimmten syntaktisch-semantischen Bedin-gungen unterliegen (vgl. 2.1.3.2 und 3.3), sokann man sie wahrscheinlich doch nicht voll-ständig auflisten. Dass man unter weinen ineinem Valenzlexikon nach einem Satz wieDas unglückliche Mädchen weinte ihr Kissennass vergeblich suchen würde, versteht sichvon selbst, und daran ist auch nichts zu bean-standen. Aber wenigstens die Möglichkeit,mit weinen einen solchen Satz bilden zu kön-nen, müsste im Lexikoneintrag angedeutetsein. Dort müsste also darauf hingewiesenwerden, dass weinen in einem Satzbauplandes Typs ‘Subjekt � Verb � Akkusativobjekt� Adjektiv’ vorkommen kann, in welchemdas Adjektiv das Ergebnis der durch die vomVerb beschriebene Tätigkeit ausdrückt. Aberhieße das nicht die These aufgeben, dass einSatzbauplan die Verwirklichung eines imVerb enthaltenen Programms ist?

Ebenfalls mit Schwierigkeiten verbundenist im Rahmen der Valenztheorie die Behand-

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486 IV. Valenz. Grundlagen und Grundfragen

lung des sogenannten Pertinenzdativs, derz. B. im folgenden Satz vorliegt:

(2) Ich klopfe meinem Freund auf dieSchulter.

In Bezug auf die Valenz des Verbs klopfenkann die Nominalgruppe im Dativ schwerlichals eine Ergänzung definiert werden. Von derVerbvalenz wird nur das Vorhandensein einerdirektionalen Präpositionalgruppe (Ich klopfean die Tür) erfordert, und das Auftreten einerNominalgruppe im Dativ ist nur dann mög-lich, wenn die mit der Präposition verbun-dene Nominalgruppe einen Körperteil be-zeichnet.

In der Duden-Grammatik wird die Konsti-tuente meinem Freund als „zweitabhängig“gekennzeichnet und die Zweitabhängigkeitfolgendermaßen definiert:

„Die Zweitabhängigkeit entsteht dadurch, dass ander Stelle einer Ergänzung ein Wort steht, das sei-nerseits eine Stelle eröffnet, also ebenfalls eine Va-lenz hat.“ (Drosdowski et alii 1995, 653)

Dass in:

(3) Der Laborant war mit den Ergebnissenzufrieden.

mit den Ergebnissen und zufrieden zusammen-gehören, liegt auf der Hand. Aber dass auchmeinem Freund und auf die Schulter zusam-men eine syntaktische Einheit, einen „Ergän-zungsverband“, bilden, ist höchst fraglich.Während mit den Ergebnissen zufrieden alsAttribut in einer Nominalgruppe (Der mit denErgebnissen zufriedene Laborant) fungierenoder das Vorfeld in einem Aussagesatz beset-zen kann (Mit den Ergebnissen zufrieden warder Laborant diesmal nicht), kann die Folgemeinem Freund � auf die Schulter offensicht-lich nicht als ein Satzglied aufgefasst werden(*Meinem Freund auf die Schulter habe ich ge-klopft).

Im Rahmen der herkömmlichen Valenz-und Satzbauplantheorie sind das Akkusativ-objekt der kausativen Konstruktionen undder Pertinenzdativ offensichtlich schwer zuerklären. In Das Mädchen weinte ihr Kissennass ist die Nominalgruppe ihr Kissen, da sieobligatorisch ist (*Das Mädchen weinte nass),als eine echte Ergänzung anzusehen, unddoch ist ihr Vorhandensein nicht von weinenallein bedingt. Das trifft ebenfalls auf dieGruppe dem Freund in Er klopfte dem Freundauf die Schulter zu, die nicht ohne weiteresweggelassen werden kann (? Er klopfte auf dieSchulter), deren Kasus aber nicht von klopfen

bestimmt ist. Selbstverständlich sind denForschern diese Schwierigkeiten nicht ent-gangen, und es sind verschiedene Lösungenvorgeschlagen worden, auf die im Folgendennäher eingegangen werden soll.

2. Nicht-verbregierte Ergänzungenund Valenzerhöhung

2.1. Die kausativen Konstruktionen2.1.1. Die Darstellung der kausativen

Konstruktionen in den Gebrauchs-grammatiken

In den Gebrauchsgrammatiken werden diekausativen Konstruktionen nicht oder nurnebenbei behandelt. In seiner Grammatik er-wähnt sie Johannes Erben in einem Kapitelüber die Syntax des Adjektivs:

„Zuweilen wirkt das charakterisierende Beiwortnicht nur perfektivierend […], sondern auch transi-tivierend, den Bezug zu einem Objekt herstellend:(sich) die Füße wund laufen, die Augen rot weinen;sich krank lachen (J laufen, dass seine Füße wundsind usw.)“ (Erben 1972, 176)

Die Behauptung, das Beiwort wirke „transiti-vierend“, ist irreführend, denn sie legt denGedanken nahe, dass z. B. in der Wendungsich die Augen rot weinen das Verb weinen un-ter dem Einfluß des Beiworts rot transitivwird. Wenn aber das Verb nur in Verbindungmit dem ihm beigefügten Adjektiv ein Akku-sativobjekt zu sich nehmen kann (*er weintsich die Augen), dann kommt offensichtlichnicht dem Verb allein die Transitivität zu.Diese Feststellung verträgt sich aber schlechtmit der Annahme, dass die Zahl der Stellen,die in einem Satz besetzt werden müssen oderkönnen, direkt vom Verb abhängt.

In der Duden-Grammatik werden die Fü-gungen ‘Adjektiv � Verb’ in dem Kapitelüber die Wortbildung erwähnt:

„[Die Verbverbindungen mit Adjektiven] haben inden letzten hundert Jahren zugenommen. Sie wer-den im Satz […] als trennbare lexikalische Einhei-ten behandelt. Die Beziehung, die zwischen Adjek-tiv und Verb besteht, richtet sich nach ihrer Bedeu-tung. Bei Zustandsverben bildet sich Typ 1 heraus,bei Handlungsverben Typ 3:

1. stillsitzen, übrigbleiben, jemandem nahe-, nä-herstehen usw.

Das Vorderglied steht hier zum Grundwort in demgleichen Verhältnis wie ein subjektbezogenes Satz-adjektiv zum Prädikat sein […] Diese Bildungensind selten.

2. blindschreiben, falschspielen, schieflaufen usw.

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48738. Valenz und Satzbauplan

Hier bestimmt das Erstglied das Grundverb nachArt eines Adverbs. Auch Verbindungen dieses Typskommen nur vereinzelt vor.

3. blankbohnern, breittreten, festdrehen, […]

Diese Verbindungen sind die häufigsten. Das Erst-glied verhält sich zum Grundwort wie ein objektbe-zogenes Satzadjektiv zum verbalen Prädikat. DasAdjektiv gibt den Zustand an, der durch die verbalbezeichnete Tätigkeit entsteht (Ersatzprobe mitetw. machen; vgl. fertigstellen und etw. fertig ma-chen).“ (Drosdowski 1995, 436 f.)

Auf der einen Seite wird unter 3. die Bedeu-tung dieser Verbindungen sehr deutlich er-klärt, auf der anderen Seite aber wird auf dasdamit verbundene syntaktische Problemüberhaupt nicht eingegangen. Auch wirdnicht darauf hingewiesen, dass der hier be-schriebene Konstruktionstyp produktiv istund dass in diesen transitiven Verbindungenauch intransitive Verben (totschweigen) vor-kommen können. Mit anderen Worten: Diemit diesen Konstruktionen verbundenen the-oretischen Schwierigkeiten werden einfachmit Stillschweigen übergangen (vgl. auchBrinkmann 1962, 249 ff.; Eisenberg 1986,213 f.).

2.1.2. Klassifizierung der kausativenKonstruktionen

In seinen Untersuchungen zu Satzbauplan undWortfeld erwähnt Bernhard Engelen zweiSatzbaupläne mit kausativer Bedeutung:

(4) Subjekt � (nichtexistimatorisches) Verb� Akkusativobjekt � Artergänzung(Engelen 1975, 296)

(5) Belebtes Subjekt � Verb � Akkusativ-objekt � Direktionale (Engelen 1975,231)

Dem ersten ordnet er Sätze wie er hat die Kir-che leergepredigt, dem zweiten Sätze wie manhat ihn hinauskomplimentiert, er klatschte dieUnterlage auf den Tisch zu. Er weist daraufhin, dass in Satzbauplan (4) das Verb angibt,„durch welche Aktion der Referent des Ak-kusativobjekts in den in der Artergänzung ge-nannten Zustand überführt wird“ (Engelen1975, 296), geht aber auf die Semantik vonSatzbauplan (5) nicht näher ein. Auch weister nicht ausdrücklich auf die Verwandtschaftbeider Satzbaupläne hin, obwohl diese unver-kennbar ist: Der Satz Er hat die Kirche leerge-predigt bedeutet, dass der durch predigen be-zeichnete Vorgang zur Folge hatte, dass dieKirche leer wurde, und Man hat ihn hinaus-komplimentiert bedeutet, dass man durch

Komplimente den unerwünschten Gast dazugebracht hat, sich zu verabschieden. Dochbezeichnet er in beiden Fällen die Struktur als„inhaltsdeterminierend“, was den Gedankennahe legt, dass Satzbaupläne und Verbvalenzvielleicht doch nicht „unterschiedliche As-pekte derselben Sache“ sind.

Zu Bernhard Engelens Darstellung ist au-ßerdem Folgendes zu bemerken:

1. Während er hat die Kirche leergepredigtdurch er hat gepredigt, so dass die Kirche leerwurde paraphrasiert werden kann, lässt derSatz er klatschte die Unterlagen auf den Tischeine ähnliche Paraphrase nicht zu und gehörteinem anderen Typ an: Der Vorgang wirdhier vom Präpositionalgefüge auf den Tischausgedrückt, während das Verb klatschen ei-nen Umstand dieses Vorgangs beschreibt.

2. Obwohl in der Struktur (4) das Adjektivnicht weglassbar ist (*Er hat die Kirche gepre-digt), ist die Bezeichnung „(Art)ergänzung“nicht ganz gerechtfertigt, denn das Vorhan-densein des Adjektivs ist nicht von der Verb-valenz bedingt.

3. In der zweiten Struktur muss das Subjektnicht unbedingt ein belebtes Wesen be-zeichnen:

(6) Da polterten draußen Schritte. Die Türwurde aufgerissen. Der Wind blies denDoktor ins Zimmer. (Martin, Hansjörg,Bei Westwind hört man keinen Schuss,38)

(7) Die anderen […] sehen sich die Fußball-weltmeisterschaft an, egal, ob sich dieAutomaten, wenn sie Störung haben, dieSeele aus dem Leib klingeln. (Wolf,Christa, Kindheitsmuster, 253)

4. Was die Bezeichnung „Direktionale“ be-trifft, so ist sie nicht sehr glücklich gewählt,denn hielte man an ihr fest, so müsste manz. B. den Sätzen Sie sang das Kind in denSchlaf und Er schellte den Wächter aus demBett zwei unterschiedliche Satzbaupläne zu-ordnen, obwohl sie dieselbe syntaktischeStruktur (Subjekt � Verb � Akkusativobjekt� Präpositionalgefüge) aufweisen und se-mantisch ähnlich sind, da in beiden Fällendas Präpositionalgefüge das Ergebnis dervom Verb ausgedrückten Tätigkeit be-schreibt. Deshalb ist es ratsam, die demGrundverb beigefügten Konstituenten nachihrer kategorialen Zugehörigkeit � „Adjek-tiv“, „Partikel“ und „Präpositionalgefüge“ �zu differenzieren.

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488 IV. Valenz. Grundlagen und Grundfragen

So ergeben sich zunächst drei Grundtypen:

Typ 1: Adjektiv � Verb

(8) Er hat die Kirche leergepredigt.

(9) Das Mädchen weinte ihr Kissen nass.

Typ 2: Partikel � Verb

(10) Man hat ihn hinauskomplimentiert.

(11) Ich habe Geld genug zusammendirigiert.(Aussage eines erfolgreichen Dirigenten)

Typ 3: Präpositionalgefüge � Verb

(12) Wir läuteten ihn aus dem Schlaf.

(13) Der Brunnen plätscherte ihn in denSchlaf.

Ferner sind bei transitivem Grundverb zweiSorten von Konstruktionen zu unterscheiden,nämlich solche, in denen die dem Verb beige-fügte Konstituente weglassbar ist (Er ohr-feigte sie aus dem Zimmer / Er ohrfeigte sie)und solche, in denen das Weglassen dieserKonstituente eine Selektionsbeschränkungverletzt (Susanne aß den Teller leer / *Susanneaß den Teller). So lässt sich jeder der obenaufgezählten Grundtypen in drei Untertypeneinteilen:

(14) Das Mädchen weinte ihr Kissen nass /*Das Mädchen weinte ihr Kissen.(� Typ 1a)

(15) Der Hund fraß seinen Napf leer / *DerHund fraß seinen Napf. (� Typ 1b)

(16) Er hat seine Schuhe blank geputzt / Erhat seine Schuhe geputzt. (� Typ 1c)

(17) Er hat alle seine Mieter herausgeklagt /*Er hat alle seine Mieter geklagt.(� Typ 2a)

(18) Oskar Matzerath schrie eine kostbareVase entzwei / *Oskar Matzerath schrieeine kostbare Vase. (� Typ 2b)

(19) Er ohrfeigte sie hinaus / Er ohrfeigte sie.(� Typ 2c)

(20) Wir läuteten den Wächter aus demSchlaf / *Wir läuteten den Wächter.(� Typ 3a)

(21) Die Motten haben ein Loch in den Man-tel gefressen / *Die Motten haben einLoch gefressen. (� Typ 3b)

(22) Sie heiratete ihn aus einem Lager he-raus. / Sie heiratete ihn. (� Typ 3c)

Darüber hinaus sind die Fälle zu berücksich-tigen, wo die Objektstelle durch ein Reflexiv-pronomen besetzt werden muss:

(23) Ich lachte mich/*ihn krumm. (Typ 1)

(24) Er arbeitete sich/*ihn empor. (Typ 2)

(25) Er boxte sich/*ihn durch die Menge.(Typ 3)

Schließlich ist zu erwähnen, dass, wenn dasAkkusativobjekt oder die in der Präpositio-nalgruppe enthaltene Nominalgruppe einenKörperteil bezeichnet, die Konstruktion umeinen Pertinenzdativ erweitert wird � Dassdu ihm eine so unerträgliche Plage an den Halsschwatzen willst (Lenau, zitiert bei Paul 1919,234) �, der bei bestimmten Verben als Refle-xivpronomen realisiert werden muss (Ichtrampelte mir/*ihm die Füße warm, Ich weintemir/*ihm die Augen rot). Auch ein Dativus(in)commodi kann unter Umständen hinzu-gefügt werden:

(26) Sie werden sich mit Ihrem ewigen Petro-leumkocher noch alle Mieter aus derWohnung kochen. (Fontane, Theodor,Stine, 12, zitiert bei Faucher 1979, 59)

Bei den Konstruktionen des Typs 1 bezeich-net das Adjektiv den Zustand, in den der Re-ferent des Akkusativobjekts durch die vomVerb ausgedrückte Tätigkeit überführt wird.Das zeigen folgende Paraphrasen:

(27) Das Mädchen weinte ihr Kissen nass �Das Mädchen weinte, so dass ihr Kissennass wurde.

(28) Der Hund fraß seinen Napf leer � DerHund fraß, so dass sein Napf leer wurde.

(29) Er putzte seine Schuhe blank � Er putzteseine Schuhe, so dass sie blank wurden.

Die Ähnlichkeit zwischen dem Typ 1 und denTypen 2 und 3 ist unverkennbar. So ist z. B.die Präpositionalgruppe aus dem Schlaf in Sieläuteten den Wächter aus dem Schlaf mit ei-nem Adjektiv austauschbar: Sie läuteten denWächter wach. Doch gibt es auch Unter-schiede. Bei den Typen 2 und 3 sind einfacheParaphrasen wie die obigen nicht immermöglich, und, während beim Typ 1 der Refe-rent des Akkusativobjekts anscheinend im-mer affiziert ist, kann er bei den Typen 2 und3 auch effiziert sein. In Er hat ein Loch in dasTischtuch gebrannt bezeichnet ein Loch eineEntität, die erst durch den vom Verb be-schriebenen Vorgang hervorgerufen wird.Hinzu kommt, dass die Konstruktionen desTyps 1 mit transitivem Grundverb unter Um-

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48938. Valenz und Satzbauplan

ständen mehrere Interpretationen zulassen,was bei den anderen Typen nicht der Fall ist.Der Satz Der Vater schüttelte das Kind wachkann kausativ (Der Vater schüttelte das Kind,bis es wach wurde) oder nicht-kausativ inter-pretiert werden (Wunderlich 1985, 226, Fuß-note 36). In letzterem Fall kann sich das Ad-jektiv (wenigstens theoretisch) entweder aufdas Subjekt (Der Vater schüttelte das Kind,wobei er wach war) oder auf das Objekt (DerVater schüttelte das Kind, das wach war) be-ziehen.

2.1.3. Zur Interpretation der kausativenKonstruktionen

2.1.3.1. Sind die kausativen Fügungenlexikalische Einheiten?

Wenn dem so wäre, dann wäre das Problemselbstverständlich gelöst, denn Fügungen wienass weinen, leer predigen, usw. wären alszweiwertige transitive Verben aufzufassen.Doch „eine solche Annahme“, schreibt Her-bert Pütz (1982, 349), „würde das Lexikonbeträchtlich anschwellen lassen, weil dieKonstruktionen produktiv sind.“ Für denVerfasser eines Lexikons ist diese Feststellungzweifellos wichtig, aber von einem theoreti-schen Standpunkt aus ist sie irrelevant, dennZusammensetzungen mit trennbaren oderuntrennbaren Präfixen wie be-, ver-, ein- usw.sind ebenfalls produktiv und doch echte lexi-kalische Einheiten. Verbpräfixe kennzeichnensich u. a. dadurch, dass sie unveränderlichsind und keine Konnexion mit einem anderenZeichen eingehen können. So bezieht sich soin Sie hatte sich die Schürze so umgebunden,dass … nicht etwa auf um allein, sondern aufdas komplexe Lexem umbinden. Es fragt sichalso, ob Adjektive, Partikeln und Präpositio-nalgruppen, die in kausativen Konstruktio-nen dem Grundverb beigefügt sind, Verbprä-fixen gleichgestellt werden können. DieseFrage kann nicht pauschal beantwortetwerden:

� Partikeln sind in jeder beliebigen syntakti-schen Umgebung unveränderlich undnicht � oder äußerst begrenzt � erweite-rungsfähig, und in kausativen Konstruk-tionen verhalten sie sich wie echte Verb-präfixe. Deshalb ist es durchaus sinnvoll,hinauskomplimentieren, entzweischreien,zusammentrommeln, usw. als zusammen-gesetzte Verben anzusehen.

� Was die Adjektive anbelangt, so bleibensie in kausativen Konstruktionen im Prin-zip steigerungsfähig:

(30) Wir fegten Oberschlesien sauberer, als esjemals gewesen. (Salomon, Ernst von,Die Geächteten, 208)

(31) Du sollst dich noch schlanker laufen.

Auch können sie gelegentlich eine Ergänzungzu sich nehmen:

(32) Ganz sorgfältig sah ich sie auf ihremgrauen Großstadtbalkon die Tagetes-pflänzchen von Unkraut frei zupfen.(Kronauer, Brigitte, Rita Münster, 84)

oder von Adverbialen oder adverbial ge-brauchten Elementen wie halb, ganz, so be-gleitet sein, welche allerdings ebensowohl aufdas Adjektiv als auf die ganze Fügung ‘Ad-jektiv � Verb’ bezogen werden können (vgl.Sie hat den Teller halb geleert):

(33) Sie hat den Teller halb leer gegessen.

(34) Elise hatte ihr Köpfchen an meine Brustgelegt, sie hatte sich so müde getrauert,dass sie � o glückliche Kindheit! � dieAugen schloss und einschlummerte.(Raabe, Wilhelm, Die Chronik der Sper-lingsgasse, 69)

Dabei ist aber die Tendenz zu verzeichnen,Adjektiv und Verb, sofern das Adjektiv alleinsteht und nicht vom Verb getrennt ist, zusam-menzuschreiben (leergepredigt, rotgeweint,usw.), was den Schluss nahelegt, dass vieledieser Fügungen als lexikalische Einheitenempfunden werden.

� Präpositionalgruppen enthalten außer ei-ner Präposition für gewöhnlich nur eineKonstituente, die meistens eine Nominal-gruppe ist, und sind als solche nicht erwei-terungsfähig: Erweitert werden kann näm-lich nur die mit der Präposition in Verbin-dung stehende Konstituente. Als echtesSatzglied anzusehen ist eine Präpositional-gruppe also nur dann, wenn die darin ent-haltene Nominalgruppe erweitert werdenkann und/oder wenn deren Konstituentenfrei substituierbar sind. Demnach könnendie Präpositionalgruppen, die Phraseolo-gismen sind (sich zu Tode fahren, sich umKopf und Kragen reden, usw.) als Verbprä-fixe angesehen werden. Es bleibt aber einebeträchtliche Anzahl von Präpositional-gruppen, die ohne Zweifel Satzgliedersind. Besonders aufschlussreich in dieserHinsicht ist folgender Beleg:

(35) Die Bäume rauschten vor unseren Fens-tern, und sie rauschten mich aus einemTraum, von dem ich schon beim Erwa-

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490 IV. Valenz. Grundlagen und Grundfragen

chen nicht mehr sagen konnte, was dasgewesen sein mochte. (Tucholsky, Kurt,Schloss Gripsholm, 38)

Das Präpositionalgefüge aus einem Traum,von dem […] mochte ist in diesem Kontexteiner einzigen Beschränkung unterworfen: Esmuss eine Orts- oder Zustandsänderung be-zeichnen (Die Bäume rauschten mich in einenschönen Traum / *in einem schönen Traum);aber abgesehen davon ist die Wahl der Ele-mente, aus denen es sich zusammensetzt, frei.Die gesamte Fügung aus einem Traum, vondem […] mochte, rauschen kann also nichtals eine lexikalische Einheit aufgefasst wer-den, und das trifft auf die Mehrheit der Kon-struktionen vom Typ 3 zu:

(36) Wir läuteten ihn aus dem tiefsten Schlaf /aus einem schönen Traum.

(37) Die Motten haben ein Loch in seinenteueren Wintermantel gefressen.

Solche und ähnliche Konstruktionen zu in-terpretieren, ist also die Aufgabe der Syntax.

Nun liegt aber auf der Hand, dass dieStruktur des Satzes Susanne isst den Tellerleer durch ein Tesniere’sches Stemma wie

isst

Susanne Teller leer

den

Abb. 38.1: Tesniere’sches Stemma

nicht adäquat dargestellt werden kann, dennzwischen der Nominalgruppe den Teller unddem Verb essen besteht keine Dependenzbe-ziehung. Deshalb müssen andere Lösungen inBetracht gezogen werden.

2.1.3.2. Die „Small Clause“-AnalyseHerbert Pütz (1982, 349 ff.) � der sich nurmit Konstruktionen ‘Adjektiv � Verb’ be-schäftigt � schlägt eine syntaktische Inter-pretation vor. Seiner Ansicht nach geht derSatz Susanne isst den Teller leer auf die bipro-positionale Grundstruktur Susanne isst, so

dass der Teller leer wird zurück. Vom komple-xen Satz, der die Tiefenstruktur darstellt,wird der einfache Satz durch eine Transfor-mation abgeleitet, die das Subjekt der „SmallClause“ (vgl. Hoekstra 1988), d. h. des einge-betteten Satzes Der Teller wird leer, zum Ob-jekt des Matrixsatzes Susanne isst macht(Subjektanhebung). Dieser Ansicht schließensich Peter Gallman und Horst Sitta an:

„Gewöhnliche, also „nichtergative“ Verben, kön-nen, wenn sie kein (Akkusativ-)Objekt verlangen,den Akkusativ immerhin noch dem „Subjekt“ einersogenannten Small Clause zuweisen. Ohne Objekt:Die Hunde bellen. (Ungrammatisch: Die Hunde bel-len die Kinder). Aber korrekt: Die Hunde bellen[die Kinder wach] (gemeint: Die Hunde bellen, [sodass die Kinder wach werden]).“ (Gallmann/Sitta1992, 162, Fußnote 36)

Um seine Interpretation zu rechtfertigen,stützt sich Herbert Pütz auf folgende Feststel-lung. Der Satz

(38) Die Mutter sagt, Susanne hätte den Tel-ler beinahe leer gegessen.

ist zweideutig. Beinahe kann sich entwederauf den ganzen Objektsatz beziehen, was be-deutet, dass Susanne überhaupt nichts vondem Teller gegessen hat, oder nur auf leer.Herbert Pütz meint, dass die zweite Bedeu-tung nicht erklärt werden könne, wenn manleer essen als zusammengesetztes Verb an-sehe. Dieses Argument ist aber nicht überzeu-gend, weil der Satz

(39) Er hat die Tür beinahe geschlossen.

der ein einfaches Verb enthält, ebenso ambigist.

Ferner sind die theoretischen Begriffe, de-ren sich Herbert Pütz bedient, insbesonderedie Unterscheidung zwischen Tiefen- undOberflächenstruktur, nicht nur der Depen-denz- und Valenzgrammatik, sondern auchder GB-Theorie fremd. Will man also ohneTiefenstruktur auskommen und die „SmallClause“-Analyse doch aufrechterhalten, somuss man dem Satz Susanne isst den Tellerleer eine dreigliedrige Struktur zugrundele-gen, nämlich [Susanne] [isst] [den Tellerleer]. Da das Verb essen die „Small Clause“nicht erfordert, ist diese als freies Satzgliedaufzufassen, was mit dem Status des Neben-satzes in Susanne isst, so dass der Teller leerwird übereinstimmt. Wenn man vom Problemdes Akkusativs in der „Small Clause“ absieht,so erscheint diese Hypothese also durchaussinnvoll. Doch kann sie nicht allen Eigen-schaften der kausativen Konstruktionen

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49138. Valenz und Satzbauplan

Rechnung tragen. Der Sinn des ersten Satzesvon (40) ist ohne Zweifel kausativ:

(40) Christine hat mich von sich weg erkältet.Ja, das ist das rechte Wort, und solchesich mehrende Kälte, das ist schlimmerals Streiten und Heftigsein. (Fontane,Theodor, Unwiederbringlich, 212)

Er bedeutet nämlich, dass Christines Kälteihrem Mann gegenüber bewirkt hat, dass die-ser sich von ihr abgewandt hat. Aber dass dasVerb erkälten hier im übertragenen Sinne ver-standen wird, ist offenbar auf die Konstruk-tion selbst � auf die „Oberflächenstruk-tur“ � zurückzuführen, und eine Paraphrasenach dem Muster Susanne isst, so dass der Tel-ler leer wird wäre deshalb nicht nur unange-bracht, sondern unakzeptabel:

(41) *Christine hat (mich) erkältet, so dassich mich von ihr abgewandt habe.

Die bipropositionale Struktur ist genetischwohl als die Matrix anzusehen, durch welchekausative Konstruktionen entstanden sind,aber diese Struktur wurde uminterpretiert,und in der heutigen Sprache werden die kau-sativen Konstruktionen als monopropositio-nale, verbzentrierte Strukturen empfunden(vgl. Faucher 1987; Vuillaume 1995). Deshalbempfiehlt es sich, eine oberflächennähere In-terpretation zu suchen als diejenige, die vonHerbert Pütz vorgeschlagen wird.

2.1.3.3. Der Begriff „komplexes Prädikat“Nach Jean Fourquets Auffassung der Satz-struktur lassen sich die Beziehungen, die zwi-schen den Konstituenten des Satzes Sieweinte ihr Kissen nass bestehen, so darstellen(vgl. auch Vennemann 1977; Pasierbsky1981):

K1

K2

K3

VG1G2G3Sie ihr Kissen nass wein-

Abb. 38.2: Die deutsche Satzstruktur nach JeanFourquet

„Wir nehmen an“, schreiben Jean Fourquetund Blanche Grunig (1971, 12), „dass nur einSatzglied G1 mit dem Verb (genauer mit dem

Verblexem) eine Konnexion eingeht; dieseKonnexion ergibt einen Komplex K1: an die-sem fügt sich nur ein zweites Glied G2 an,das also nicht mehr mit dem Verb, sondernmit einem das Verb enthaltenden Komplexverbunden ist, und so weiter.“ In der Spracheder Dependenzgrammatik würde man sagen,dass das Akkusativobjekt ihr Kissen nichtvon weinen regiert wird, sondern vom Kom-plex nass weinen.

In einer den kausativen Konstruktionengewidmeten Studie plädieren Wolfgang Kochund Inger Rosengren (1995) für eine ähnlicheInterpretation. Sie diskutieren u. a. das Bei-spiel Wir haben den Teller leer gegessen undstellen fest, dass die Stellungsmöglichkeitendes Adjektivs leer weitgehend mit denen einestrennbaren Verbpräfixes übereinstimmen(Koch/Rosengren 1995, 10�14):

(42) Den Teller haben wir leer gegessen / DenTeller haben wir aufgegessen.

(43) Leer gegessen haben wir den Teller / Auf-gegessen haben wir den Teller.

(44) ?Leer haben wir den Teller gegessen /*Auf haben wir den Teller gegessen.

(45) *Gegessen haben wir den Teller leer / Ge-gessen haben wir den Teller auf.

(46) *Den Teller leer haben wir gegessen /*Den Teller auf haben wir gegessen.

(47) *Den Teller gegessen haben wir leer /*Den Teller gegessen haben wir auf.

(48) *Wir haben leer den Teller gegessen /*Wir haben auf den Teller gegessen.

(49) *Wir haben den Teller leer nicht geges-sen / *Wir haben den Teller auf nicht ge-gessen.

Diese Tests zeigen u. a., dass leer und essen ineinem Aussagesatz nur dann getrennt auftre-ten können, wenn essen im Präsens oder Prä-teritum steht und an die zweite Stelle rückenmuss, um den Aussagesatz als solchen zu sig-nalisieren (Wir essen/aßen den Teller leer).Obwohl das Adjektiv leer eine sehr enge Ver-bindung mit dem Verb eingeht, büßt es seineSatzgliedhaftigkeit nicht ein (vgl. 2.1.3.1).Folglich kann der Komplex leer essen nichtals ein zusammengesetztes Verb angesehenwerden. Auf der anderen Seite aber kann erdie Nominalgruppe den Teller als Akkusativ-objekt zu sich nehmen, was das Verb essenallein nicht kann. Um der Besonderheit desaus leer und essen zusammengesetzten Kom-

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492 IV. Valenz. Grundlagen und Grundfragen

plexes Rechnung zu tragen, schlagen Wolf-gang Koch und Inger Rosengren vor, die Ein-heit, die sich aus der Verbindung des Grund-verbs mit der ihm beigefügten Konstituenteergibt, ein „komplexes Prädikat“ (complexpredicate) zu nennen (Koch/Rosengren 1995,2).

Bemerkenswert an den kausativen Kon-struktionen, insbesondere an denen, die einintransitives Verb enthalten, ist, dass derKomplex K1, der durch die Konnexion desSatzgliedes G1 mit V entsteht, eine höhereValenz besitzt als V: Während weinen einwer-tig (und intransitiv) ist, ist nass weinen zwei-wertig und verhält sich in jeder Hinsicht wieein transitives Verb. Man kann hier wohl von„Valenzerhöhung“ sprechen, aber man musssich darüber im klaren sein, dass die Valenzdes Grundverbs nicht erhöht wird und dassder Begriff „Valenzerhöhung“ sich eigentlichauf den Wertigkeitsunterschied zwischen demVerb und dem Komplex K1 bezieht.

In Hinsicht auf die Beziehungen zwischenVerbvalenz und Satzbauplan ist der Begriff„komplexes Prädikat“ von großer theoreti-scher Tragweite, denn, wenn man annimmt,dass in sie weinte ihr Kissen nass das Akkusa-tivobjekt ihr Kissen nicht vom Verb weinen,sondern von dem Komplex, der sich aus derKonnexion eines Satzgliedes (nass) mit demVerb ergibt, regiert wird, so verzichtet mande facto auf das Postulat, dass Ergänzungennotwendig von der Valenz des Verbs bedingtsind und dass Satzbauplan und Verbvalenz„unterschiedliche Aspekte derselben Sache“sind.

2.2. Der PertinenzdativDer Pertinenzdativ stellt einen anderen Fallvon Valenzerhöhung dar. Um ihn zu erklä-ren, haben die Autoren der Duden-Gramma-

Satz

Prädikatsverband

Ergänzungsverband

Subjekt Prädikat Pertinenzdativ Raumergänzung

Ich klopfe ihm auf die Schulter

Abb. 38.3: Pertinenzdativ und Ergänzungsverband nach der Duden-Grammatik

tik den Begriff „Ergänzungsverband“ ge-prägt. Sie vertreten die These, dass im Satz:

(50) Ich klopfe ihm auf die Schulter.

das Pronomen ihm auf die Raumergänzungbezogen ist und zusammen mit dieser einenErgänzungsverband bildet, was graphisch sodargestellt wird (Drosdowski 1995, 673).

Dass zwischen dem Pertinenzdativ und derPräpositionalgruppe oder, genauer gesagt,der darin enthaltenen Nominalgruppe eineBeziehung besteht, ist nicht zu bestreiten, dadas Auftreten des Pertinenzdativs vom Vor-handensein der Nominalgruppe die Schulterbedingt ist. Es handelt sich aber nicht umeine syntaktische, sondern um eine semanti-sche Beziehung, denn ihm und auf die Schul-ter verhalten sich offensichtlich wie zwei von-einander unabhängige Satzglieder (vgl. 1.).

Heide Wegener hat eine ganz andere Inter-pretation des Pertinenzdativs vorgeschlagen:

„Der Pertinenzdativ ist ein Commodi im Kontextvon Körperteillexemen; er ist ein Dativobjekt imKontext von Körperteillexemen, wenn man diesesauf die REC-Rolle festlegt, in Beispielen wie (34):

(34) er pflanzt dem Patienten einen Herzschrittma-cher ein.er amputiert ihm ein Bein, zieht ihm einenZahn, etc.

Für beide sog. freien Dative gilt, dass das Verb eineHandlung oder einen Vorgang beschreibt, die ihrObjekt wirklich, i. a. physisch affizieren […] unddadurch bzw. durch das Resultat der Handlungden Possessor dieses Objekts betreffen.“ (Wegener1991, 82)

Ferner schreibt sie Folgendes:

„In Analogie zur der Regel, die Fanselow/Felix(1987b: 71) für den strukturellen Akkusativ formu-lieren (R1), möchte ich für den strukturellen DativR2 vorschlagen:

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49338. Valenz und Satzbauplan

R1: V weist seinem Komplement Objektiv (Akku-sativ) zu;R2: V weist seinem 2. Komplement Dativ zu;wobei R1 im Deutschen um den Zusatz zu ergän-zen wäre:R1’: Verben, die eine zielgerichtete Bewegung be-schreiben, realisieren ihr Komplement präpositio-nal. […]

Die Regel R2 steht […] im Einklang mit der Dar-stellung der Abhängigkeitsverhältnisse bei Four-quet (1977, 71), Vennemann (1977, 288) und Wege-ner (1985a, 140 ff.), wo diese Dative [i. e. die freienDative] als nicht unmittelbar vom Verb, sondernvon einem Verbkomplex, bestehend aus dem Verbund seinem primären Komplement, regiert gelten:

[Akk � V]: weil er [dem Kind [den Fuß verbindet]][Präp � V]: weil er [dem Kind [übers Haar

streicht]][Nom � V]: weil [dem Kind [der Zahn wa-

ckelt]].“(Wegener 1991, 92 ff.)

Es braucht vorerst nicht auf die Einzelheitendieses Regelsystems eingegangen zu werden.Es genügt darauf hinzuweisen, dass hier wiebei den kausativen Konstruktionen die Kom-plexe, die sich aus der Verbindung von G1mit V ergeben, eine höhere Valenz besitzenals V:

(51) Er fühlt die Wärme der Sonne vs. Erfühlt ihm den Puls.

(52) Er tritt auf die Straße vs. Er tritt ihmauf den Fuß.

(53) Er heftete Zeichnungen an dieWand vs. Er heftet ihm einen Orden andie Brust.

Während die Komplexe die Wärme der Sonnefühlen, auf die Straße treten nur eine Ergän-zung zulassen, nämlich das Subjekt, lassendie Komplexe den Puls fühlen, auf den Fußtreten, zwei Ergänzungen zu, einen Pertinenz-dativ und ein Subjekt, und während an dieWand heften zweiwertig ist, ist an die Brustheften dreiwertig. Darüber hinaus verhaltensich diese Komplexe in vielen Hinsichten wieVerben, die den Dativ regieren. Davon zeugtu. a. die Tatsache, dass sie sich mit dem Hilfs-verb bekommen verbinden (vgl. Leirbukt1997, 91; 98):

(54) Er bekam den Puls gefühlt / auf denFuß getreten.

(55) Er bekam einen Orden an die Brust ge-heftet.

und mit einfachen Verben austauschbar sind.So können die Komplexe den Puls (ge)-

fühl(t), auf den Fuß (ge)tret(en) z. B. durchgeholfen (er bekam geholfen), der Komplex andie Brust (ge)heft(et) z. B. durch verliehen(er bekam einen Orden verliehen) ersetztwerden.

3. Eine Alternative zu denSatzbauplänen

3.1. Semantische und syntaktischeValenzerhöhung

Die beim Pertinenzdativ festgestellte Valenz-erhöhung ist anderer Art als bei den kausati-ven Konstruktionen. Sowohl in Er tritt aufdie Straße als auch in Er tritt ihm auf den Fußist die Präpositionalgruppe als eine Ergän-zung zu betrachten. Wenn der Komplex aufden Fuß treten eine höhere Valenz besitzt alsauf die Straße treten, so deshalb, weil auf denFuß eine Nominalgruppe enthält, die einenKörperteil bezeichnet. Mit anderen Worten,beim Verb treten ist der Komplex K1 entwe-der zwei- oder einwertig, je nachdem, ob diein G1 enthaltene Nominalgruppe einen Kör-perteil bezeichnet oder nicht. In diesem Fallkann man also von semantischer Valenzerhö-hung sprechen, weil die Valenz von K1 vonder Semantik von G1 abhängt.

Bei den kausativen Konstruktionen ist esanders. In Sie weinte ihr Kissen nass ist dasVorhandensein von K1 (nass) nicht von derVerbvalenz bedingt. Aber die Konnexion vonnass (G1) mit dem Verb weinen, das einwertigund intransitiv ist, ergibt einen zweiwertigentransitiven Komplex. Die Valenzerhöhungwird hier dadurch bewirkt, dass ein nicht-va-lenzbedingtes Satzglied an das Verb ange-schlossen wird. Sie wird also durch ein syn-taktisches Mittel erzielt.

Dass beide Typen unterschieden werdenmüssen, wird dadurch bestätigt, dass sie sichkombinieren können. In:

(56) Der Fuchs schmeichelte dem Raben dasStück Fleisch aus dem Schnabel.(Nach Lenau, zitiert bei Paul 1919, 235)

ergibt sich aus der Verbindung von schmei-cheln mit einer Präpositionalgruppe ein tran-sitiver Komplex. Aber die Möglichkeit, anden Komplex das Stück Fleisch aus demSchnabel schmeicheln einen Pertinenzdativanzuschließen, ist von der Wahl der mit ausverbundenen Nominalgruppe, nämlich demSchnabel, bedingt.

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494 IV. Valenz. Grundlagen und Grundfragen

3.2. Strukturen vs. RegelnAus den obigen Ausführungen geht hervor,dass die Zahl der Ergänzungen im Satz nichtein für allemal feststeht und nicht notwendigvom Verb allein bestimmt ist. Jean Fourquetund Blanche Grunig haben also völlig recht,wenn sie schreiben: „Bei syntaktischen Kon-nexionen im Satz ist der verbale Teil nichtnotwendig alleinbestimmend, was die Bin-dungsfähigkeit betrifft.“ (Fourquet/Grunig1971, 13). Das kann man am Beispiel desVerbs wehen verdeutlichen. Wird es mit einerArtangabe � Der Wind weht kühl � oder miteiner lokativen Präpositionalgruppe � DieFahne weht im Winde � verbunden, eröffnetes nur eine Stelle, nämlich die des Subjekts.Wird ihm aber eine Präpositionalgruppe bei-gefügt, die das Ziel der Bewegung bezeichnet,so entsteht ein Komplex, der andere Bin-dungsmöglichkeiten besitzt als kühl wehenoder im Winde wehen:

(57) Der Wind weht über die Stadt.

(58) Der Wind weht frische Luft über dieStadt.

(59) Der Wind weht mir ins Gesicht.

(60) Der Wind weht mir frische Luft ins Ge-sicht.

An den Komplex über die Stadt wehen kannentweder das Subjekt oder ein Akkusativob-

weht

frische Luft

Der Wind

ihm

ihm

über die Stadt

kühl

ins Gesicht

frische Luft

Abb. 38.4: Valenzerhöhung

jekt angeschlossen werden. Wird die ersteWahl getroffen, so ist die Valenz des Komple-xes gesättigt (Der Wind weht über die Stadt);wird aber ein Akkusativobjekt an den Kom-plex über die Stadt wehen angefügt, so bleibtnoch die Stelle des Subjekts offen (Der Windweht frische Luft über die Stadt). Nun kannman statt die Stadt eine Nominalgruppe wäh-len, die einen Körperteil bezeichnet. So ent-steht ein Komplex (ins Gesicht wehen), an denein Pertinenzdativ oder ein Akkusativobjektangeschlossen werden kann. Wenn man sichfür den Pertinenzdativ entscheidet, so ent-steht ein neuer Komplex, der sich nur nochmit einem Subjekt verbinden kann (Der Windweht mir ins Gesicht). Wird aber ein Akkusa-tivobjekt gewählt, so ergibt sich ein Komplex(frische Luft ins Gesicht wehen), der noch umeinen Pertinenzdativ und dann um ein Sub-jekt erweitert werden kann.

Metaphorisch kann man sich das Verb alsden Ausgangspunkt und das Subjekt als denEndpunkt eines Weges vorstellen. Zwischendem Verb und dem Subjekt gibt es an be-stimmten Stellen Gabelungen, wo Entschei-dungen zu treffen sind, die die Strecke ver-kürzen oder verlängern können. Mit anderenWorten: Es gibt mehrere Wege, über die manvom Verb zum Subjekt gelangen kann. ImFalle von wehen kann man diese verschiede-nen Möglichkeiten graphisch so darstellen:

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49538. Valenz und Satzbauplan

Diese „Wege“ entsprechen zwar Satzbau-plänen, sind aber nicht als solche aufzufas-sen. Satzbaupläne sind statische Strukturen,während es hier um die Anwendung von hie-rarchisch geordneten Regeln geht. Eine vondiesen Regeln besagt z. B., dass die unmittel-bare Konnexion einer Artangabe mit demVerb wehen das Auftreten jeder weiteren Er-gänzung außer dem Subjekt blockiert (DerWind weht kühl / *Der Wind weht über dieStadt kühl); eine andere Regel besagt, dassder Komplex K1, wenn er eine direktionalePräpositionalgruppe enthält, ein Akkusativ-objekt regieren kann, usw.

Demnach könnte man die Satzbaupläneals das Resultat der Anwendung von Regelnauffassen. Primär wären also nicht die Satz-baupläne, sondern die Regeln, durch welchesie erzeugt werden. Den Vorteil dieser Kon-zeption hat Heide Wegener für den Dativsehr überzeugend erklärt: Er besteht „gegen-über der Idee der Dependenzgrammatik,beim jeweils einzelnen Verb Ergänzungenvorzusehen, in der enormen Vereinfachungdes Lexikons und damit der leichteren Lern-barkeit: Statt bei einer ‘fast unübersehbar’großen Zahl von Verben (Engel/Schumacher1978, 61) im Lexikoneintrag einen Dativ,oder einen Akkusativ oder gar Nominativ,vorzumerken, braucht dies nur bei den weni-gen Verben mit inhärentem Dativ zu gesche-hen. In allen anderen Fällen erfolgt die Da-tivzuweisung über eine einzige Regel.“ (We-gener 1991, 100).

3.3. Welche Regeln?Es herrscht heute Einstimmigkeit darüber,dass die Kasus ein hierarchisch strukturiertesSystem bilden, dass sie also nicht willkürlich,sondern auf Grund der Beziehungen, die zwi-schen ihnen bestehen, selegiert werden. DieseHypothese stützt sich u. a. auf folgende Be-obachtungen: Der von einwertigen Verbengeforderte Aktant steht fast immer im Nomi-nativ, das Objekt der zweiwertigen Verbenmeistens im Akkusativ, das Subjekt ist immerobligatorisch, das Akkusativobjekt ist � na-mentlich bei dreiwertigen Verben � seltenerfakultativ als das Dativobjekt und dieses wie-derum seltener weglassbar als das Präpositio-nalobjekt, usw. Diese und ähnliche Fakten le-gen den Gedanken nahe, dass der Nominativenger als der Akkusativ und der Akkusativenger als die anderen obliquen Kasus an dasVerb gebunden ist, dass in der Kasushierar-chie der Nominativ an erster Stelle rangiert,der Akkusativ an zweiter Stelle, usw. Im Rah-

men der GB-Theorie wurde konsequenter-weise der Vorschlag gemacht, diese Hierar-chie auf ein allgemeines Prinzip zurückzufüh-ren: So hat z. B. Heide Wegener in Anleh-nung an Beate Primus neulich die Hypotheseaufgestellt, „dass ein rangniedrigerer Kasuserst selegiert werden kann, wenn der ranghö-here selegiert ist“ und dass „einstellige Ver-ben den Nom., zweistellige Nom./Akk., drei-stellige Nom./Akk./Dat., usw.“ selegieren(Wegener 1998, 78). Sollte sich diese Hypo-these bestätigen, so würde sie selbstverständ-lich eine beträchtliche Vereinfachung bedeu-ten. Dabei ist aber zu bemerken, dass nichtbei allen Verben die Kasus „strukturell“, d. h.über eine allgemeine Regel, zugewiesen wer-den, dass es auch „inhärente“ Kasus gibt,d. h. solche, die sozusagen unmotiviert undim Lexikon festgelegt sind. Deshalb ist dieaktuelle Forschung darum bemüht, die Zahlder Verben mit inhärenter Kasuszuweisungauf einen kleinen Rest zu reduzieren (vgl.u. a. Wegener 1991).

Nun sind aber die Regeln, nach denenstrukturelle Kasus zugewiesen werden, nochmit Schwierigkeiten verbunden:

Laut R1’ („Verben, die eine zielgerichteteBewegung beschreiben, realisieren ihr Kom-plement präpositional“) ist die Präpositional-gruppe übers Haar in er streicht dem Kindübers Haar als primäres Komplement aufzu-fassen. R1’ ist deshalb unentbehrlich, weillaut R2 der Dativ erst zugewiesen werdenkann, wenn das primäre Komplement schonselegiert ist. Mit anderen Worten: Damit dieNominalgruppe dem Kind als 2. Komplementbetrachtet werden kann, muss übers Haar alsprimäres Komplement aufgefasst werden.Ohne R1’ wäre das Vorhandensein des Da-tivs in er streicht dem Kind übers Haar nichtdurch R2 zu erklären.

Dass R1’ ausdrücklich als Zusatz zu R1hingestellt wird, impliziert, dass das primäreKomplement im Akkusativ und die Direktio-nale in einer Entweder-Oder-Beziehung zuei-nander stehen, also nicht im selben Satz auf-treten können und dass alle Verben, die einezielgerichtete Bewegung beschreiben, Intran-sitiva sind. Nun stimmt das offensichtlichnicht, denn es gibt viele Verben, die zugleicheine Direktionale und ein Akkusativobjekt zusich nehmen (er wirft den Stein über dieMauer / er taucht die Hand ins Wasser, usw.).Es gibt sogar Konstruktionen, die ein Kom-plement im Dativ, ein Komplement im Akku-sativ und eine Direktionale enthalten (erschleuderte ihm den Handschuh ins Gesicht / er

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496 IV. Valenz. Grundlagen und Grundfragen

drückte dem Bettler ein Geldstück in die Hand,usw.). Wollte man in solchen Fällen die Di-rektionale als primäres Komplement betrach-ten, so müsste man nicht nur die Nominal-gruppe im Dativ als 2. Komplement auffas-sen, sondern auch diejenige im Akkusativ,was selbstverständlich sinnlos wäre. Die Re-gel R1 ist also nur unter Verzicht auf den Zu-satz R1’ aufrechtzuerhalten, und wenn aufR1’ verzichtet wird, dann muss die Regel R2,wenn nicht aufgegeben, so doch revidiertwerden. Wie dem auch sei, es gibt keinenGrund, das Akkusativobjekt und die Direkti-onale als Komplemente gleichen Ranges zubetrachten. Es gilt vielmehr, dass der Akku-sativ, der doch das primäre Komplementkennzeichnet, oft erst dann zugewiesen wer-den kann, wenn eine Direktionale schon sele-giert ist. Das trifft nicht nur auf die oben be-handelten kausativen Konstruktionen zu,sondern auch auf mit ihnen verwandte Struk-turen wie (61)�(63):

(61) er klatschte die Unterlagen auf denTisch / *er klatschte die Unterlagen.

(62) er knallte den Hörer in die Gabel / * erknallte den Hörer.

(63) er donnerte seine Mappe in die Ecke / *erdonnerte seine Mappe.

Darüber hinaus ist zu bemerken, dass dieKonnexion einer direktionalen Präpositional-gruppe mit einem Verb das Auftreten einesAkkusativobjekts anscheinend nie blockiert.

Das Vorhergehende legt die Hypothese nahe, dassdirektionale Präpositionalgruppen das syntakti-sche Mittel par excellence darstellen, mit intransiti-ven Verben transitive Komplexe zu bilden. DieseFähigkeit verdanken sie zwei bemerkenswerten Ei-genschaften, und zwar einer semantischen und ei-ner syntaktischen:

1. Sie können auch dann, wenn sie nicht mit einemVerb verbunden sind, eine Orts- oder Zustands-änderung ausdrücken (Ins Wasser mit ihm!).

2. Sie gehen immer die erste Konnexion mit demVerb ein, was u. a. daraus hervorgeht, dass sie ineinem Nebensatz dem Verb immer am nächstenstehen (weil der Wind mir kühl ins Gesichtwehte / *weil der Wind mir ins Gesicht kühlwehte).

Deshalb sind sie nicht mit Dativ- und Akkusativ-objekten gleichzustellen. Dativ- und Akkusativob-jekte bezeichnen Entitäten, die vom Prozess betrof-fen sind, während direktionale Präpositionalgrup-pen zur Beschreibung des Prozesses selbst beitra-gen und deshalb nicht als Argumente des Verbs zubetrachten sind.

Da es keine eingehende empirische Studie überdie syntaktische Valenzerhöhung gibt, wäre es be-stimmt verfrüht, Regeln formulieren zu wollen,nach welchen transitive Komplexe aufgebaut wer-den. Was die kausativen Konstruktionen betrifft,so steht zwar fest, dass sie nicht mit allen intransiti-ven Verben gebildet werden können:

(64) *Die Bombe explodierte uns in Panik.

Ob aber nur nichtergative Verben solche Konstruk-tionen zulassen (vgl. das Zitat von Gallmann/Sittaunter 2.1.3.2.), sei aber dahingestellt. Eine nähereUntersuchung verdienen ferner die Präpositional-gruppen, die den Ausgangspunkt einer Bewegungbezeichnen (Der Fuchs schmeichelte dem Raben dasStück Fleisch aus dem Schnabel ), und die Adjek-tive, die ebenfalls in vielen kausativen Konstruktio-nen anzutreffen sind.

4. Schlussfolgerungen und Aussichten

Wenn ein Satzbauplan nichts anderes ist alsdie Realisierung eines von der Valenz desVerbs bestimmten Programms, dann ist dieValenz primär, und der Begriff des Satzbau-plans kann, wenn nicht in der pädagogischenPraxis, so doch in der Theorie, als redundantangesehen und somit ohne weiteres entbehrtwerden. Deshalb ist es nicht weiter verwun-derlich, dass er in der heutigen Forschung im-mer mehr in den Hintergrund tritt. Der Va-lenzbegriff hingegen bleibt weiterhin aktuell.Das ist z. B. in der GB-Theorie der Fall (vgl.Vater 1994, 138 ff.): Sowohl auf der semanti-schen wie auf der morphosyntaktischenEbene wird dort der Valenz des Verbs (wennauch das Wort Valenz nicht gebraucht wird)eine zentrale Rolle zugesprochen. Der Theta-Theorie zufolge bestimmt das Verb die Zahlder Argumente, die in einem Satz vorkom-men, sowie die thematischen Rollen(„Agens“, „Instrument“, usw.), die an dieseArgumente vergeben werden, und laut derKasustheorie kommt es ebenfalls dem Verbzu, den Nominalgruppen (eigentlich denDPs), die diesen Argumenten entsprechen,Kasusmerkmale zuzuweisen.

Obwohl der Begriff des Satzbauplans vonvornherein als theoretisch überflüssig angese-hen werden konnte, so hat er doch in derForschung eine positive Rolle gespielt. DieFeststellung, dass bestimmte Satzbauplänenicht als die bloße Realisierung eines im Verbenthaltenen Programms aufgefasst werdenkönnen, hat nämlich zu der Einsicht geführt,dass nicht nur die Valenz der Verben, sondernauch diejenige der Komplexe (oder der„komplexen Prädikate“) relevant sein kann.

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49738. Valenz und Satzbauplan

Nur sind noch nicht alle Konsequenzen ausdieser Erkenntnis gezogen worden. Das gehtz.B aus dem Aufsatz von Heide Wegener(1991) hervor. Dort wird ausdrücklich daraufhingewiesen, dass der Pertinenzdativ „nichtunmittelbar vom Verb, sondern von einemVerbkomplex, bestehend aus dem Verb undseinem primären Komplement“, regiert wird.Das bedeutet, dass z. B. in Er drückte demFreund die Hand die Nominalgruppe demFreund ihr Kasusmerkmal nicht von drücken,sondern vom Komplex die Hand drücken zu-gewiesen bekommt. Dies steht aber in Wider-spruch zu der von Heide Wegener selbst vor-geschlagenen Regel R2 („V weist seinem 2.Komplement Dativ zu“), denn dem Freundkann nicht als 2. Komplement von drückenaufgefasst werden, da das Vorhandensein vondem Freund nicht von drücken bestimmt ist(*Er drückte dem Freund den Knopf). Dasheißt aber nicht, dass solche Regeln über-haupt unangebracht sind. Im Gegenteil:Heide Wegener hat völlig recht, wenn sieschreibt, dass ihr Vorteil „gegenüber der Ideeder Dependenzgrammatik, beim jeweils ein-zelnen Verb Ergänzungen vorzusehen, in derenormen Vereinfachung des Lexikons unddamit der leichteren Lernbarkeit“ besteht.Doch müssen die Regeln offensichtlich revi-diert werden, damit sie den Tatsachen ge-nauer entsprechen.

5. Literatur in Auswahl

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Bausewein, Karin (1990): Akkusativobjekt, Akkusa-tivobjektsätze und Objektsprädikate im Deutschen.Untersuchungen zu ihrer Syntax und Semantik(� Linguistische Arbeiten, Bd. 251). Tübingen.

Bierwisch, Manfred (Hg.) (1971): Syntaktische Stu-dien (� studia grammatica, Bd. V). Berlin (4. Auf-lage).

Brinkmann, Hennig (1971): Die deutsche Sprache.Gestalt und Leistung. Düsseldorf (2., neubearbei-tete und erweiterte Auflage).

Centre de Recherche en Linguistique Germanique(Hg.) (1987): Das Passiv im Deutschen. Akten desKolloquiums über das Passiv im Deutschen, Nizza1986. Tübingen.

Drosdowski, Günther (Hg.) (1995): Grammatik derdeutschen Gegenwartssprache (� Der Duden, Bd.4). Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich.

Eichinger, Ludwig M./Eroms, Hans-Werner (Hgg.)(1995): Dependenz und Valenz (� Beiträge zur ger-

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Eisenberg, Peter (1986): Grundriss der deutschenGrammatik. Stuttgart.

Engel, Ulrich/Schumacher, Helmut, unter Mitar-beit von Joachim Ballweg et alii (1976): Kleines Va-lenzlexikon deutscher Verben (� Forschungsbe-richte / Institut für deutsche Sprache Mannheim,Bd. 31). Tübingen.

Engelen, Bernhard (1970): Die Satzbaupläne II, 8und II, 2 (Die Mutter macht die Suppe warm, Karlnennt mich einen Lügner). In: Moser, Hugo et alii(Hgg.) (1970), 62�84.

Engelen, Bernhard (1975): Untersuchungen zu Satz-bauplan und Wortfeld in der geschriebenen deutschenSprache der Gegenwart (� Heutiges Deutsch I / 3.1 & I / 3. 2). München.

Erben, Johannes (1972): Deutsche Grammatik. EinAbriß. München (11. Auflage).

Eroms, Hans-Werner (1998): Kasus, Rollen undKonversen. In: Vuillaume, Marcel (Hg.) (1998),59�70.

Fanselow, Gisbert/Felix, Sascha W. (Hgg.) (1990):Strukturen und Merkmale syntaktischer Kategorien(� Studien zur deutschen Grammatik, Bd. 39). Tü-bingen.

Faucher, Eugene (1973): Propositions clandestines.In: Cahiers d’allemand 5, 53�65.

Faucher, Eugene (1987): Von den Toden, die da ge-storben worden waren. In: Centre de Recherche enLinguistique Germanique (Hg.) (1987), 117�128.

Fourquet, Jean (1970): Prolegomena zu einer deut-schen Grammatik (� Sprache der Gegenwart, Bd.VII). Düsseldorf.

Fourquet, Jean/Grunig, Blanche (1971): Valenzund Struktur. In: Helbig, Gerhard (Hg.) (1971),11�16.

Gallmann, Peter/Sitta, Horst (1997): Satzglieder inder wissenschaftlichen Diskussion und in Resultat-grammatiken. In: Zeitschrift für germanistischeLinguistik 20, 137�181.

Harras, Gisela/Bierwisch, Manfred (Hgg.) (1996):Wenn die Semantik arbeitet. Klaus Baumgärtnerzum 65. Geburtstag. Tübingen.

Helbig, Gerhard (Hg.) (1971): Beiträge zur Valenz-theorie. Den Haag.

Helbig, Gerhard (1974): Probleme der deutschenGrammatik für Ausländer. Leipzig (3., überarbei-tete Auflage).

Helbig, Gerhard (Hg.) (1978): Beiträge zu Proble-men der Satzglieder (� Linguistische Studien).Leipzig.

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498 IV. Valenz. Grundlagen und Grundfragen

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Helbig, Gerhard/Buscha, Joachim (1972): DeutscheGrammatik. Ein Handbuch für den Ausländerunter-richt. Leipzig.

Hoekstra, Teun (1998): Small clause results. In:Lingua 74, 101�139.

Isacenko, Alexander V. (1971): Das syntaktischeVerhältnis der Bezeichnungen von Körperteilen imDeutschen. In: Bierwisch, Manfred (Hg.) (1971),7�28.

Kürschner, Wilfried/Vogt, Rüdiger (Hgg.) (1985):Grammatik, Semantik, Textlinguistik. Akten des 19.Linguistischen Kolloquiums Vechta 1984 (� Lin-guistische Arbeiten, Bd. 19. 1). Tübingen.

Koch, Wolfgang/Rosengren, Inger (1995): Secon-dary Predications: Their Grammatical and Concep-tual Structure (� Sprache und Pragmatik, Bd.35). Lund.

Leirbukt, Oddleif (1997): Untersuchungen zum be-kommen-Passiv im heutigen Deutsch (� Reihe Ger-manistische Linguistik, Bd. 177). Tübingen.

Levin, Beth/Rappaport Hovav, Malka (1993): Un-accusativity: at the syntax-lexical semantics inter-face. Cambridge Mass./London.

Moser, Hugo et alii (Hgg.) (1970): Studien zur Syn-tax des heutigen Deutsch � Paul Grebe zum 60. Ge-burtstag (� Sprache der Gegenwart, Band VI).Düsseldorf.

Pasierbsky, Fritz (1981): Sprachtypologische As-pekte der Valenztheorie unter besonderer Berück-sichtigung des Deutschen. In: Zeitschrift für Phone-tik, Sprachwissenschaft und Kommunikationsfor-schung 34, 160�177.

Paul, Hermann (1919): Deutsche Grammatik, Bd.III. Tübingen (zitiert nach dem Nachdruck von1968).

Pütz, Herbert (1982): Objektsprädikate. In: Abra-ham, Werner (Hg.) (1982), 331�367.

Sitta, Horst (1995): Wie sinnvoll ist es, in Ge-brauchsgrammatiken Satzbaupläne aufzuführen?In: Eichinger, Ludwig M./Eroms, Hans-Werner(Hgg.) (1995), 225�232.

Steinitz, Renate (1992): „Modern“: Argument-struktur, „Traditionell“: Valenz � Versuch einesBrückenschlags. In: Linguistische Berichte 137,33�44.

Thielemann, Werner/Welke, Klaus (Hgg.) (1994):Valenztheorie � Werden und Wirkung. WilhelmBondzio zum 60. Geburtstag. Münster .

Vater, Heinz (1994): Einführung in die Sprachwis-senschaft. München.

Vennemann, Theo (1977): Konstituenz und Depen-denz in einigen neueren Grammatiktheorien. In:Sprachwissenschaft 2, 259�301.

Vuillaume, Marcel (1995): Der absolute Akkusativ.In: Eichinger, Ludwig M./Eroms, Hans-Werner(Hgg.) (1995), 397�412.

Vuillaume, Marcel (Hg.) (1998): Die Kasus imDeutschen. Form und Inhalt. Tübingen.

Wegener, Heide (1985): Ergativkonstruktionen imDeutschen. In: Kürschner Wilfried/Vogt, Rüdiger(Hgg.) (1985), 187�197.

Wegener, Heide (1990): Der Dativ � ein strukturel-ler Kasus? In: Fanselow, Gisbert/Felix, Sascha W.(Hgg.) (1990), 70�103.

Wegener, Heide (1990a): Komplemente in der De-pendenzgrammatik und in der Rektions- und Bin-dungstheorie. Die Verwendung der Kasus im Deut-schen. In: Zeitschrift für germanistische Linguistik18, 150�184.

Wegener, Heide (1998): Die Kasus des EXP. In:Vuillaume, Marcel (Hg.) (1998), 71�84.

Welke, Klaus (1994): Thematische Relationen.Sind thematische Relationen semantisch, syntak-tisch oder/und pragmatisch zu definieren? In: Deut-sche Sprache 22/1, 1�18.

Welke, Klaus (1995): Dependenz, Valenz und Kons-tituenz. In: Eichinger, Ludwig M./Eroms, Hans-Werner (Hgg.) (1995), 163�176.

Wunderlich, Dieter (1985): Über die Argumentedes Verbs. In: Linguistische Berichte 97, 183�227.

Wunderlich, Dieter (1996): dem Freund die Handauf die Schulter legen. In: Harras, Gisela/Bierwisch,Manfred (Hgg.) (1996), 331�360.

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6. Quellen

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Fontane, Theodor (1976): Stine. (� Ullstein-Buch4520). Frankfurt a. M./Berlin/Wien.

Frisch, Max (1977): Homo Faber (� st 354). Frank-furt a. M.

Kronauer, Brigitte (1991): Rita Münster. Stuttgart.

Martin, Hansjörg (1988): Bei Westwind hört mankeinen Schuss (� rororo thriller 2286). Reinbekbei Hamburg.

Raabe, Wilhelm (1968): Die Chronik der Sperlings-gasse. Frankfurt a. M./Berlin.

Salomon, Ernst von (1975): Die Geächteten (� ro-roro 461). Reinbek bei Hamburg.

Tucholsky, Kurt (1979): Schloß Gripsholm (� ro-roro 4). Reinbek bei Hamburg.

Wolf, Christa (1983): Kindheitsmuster. Darmstadtund Neuwied (9. Auflage).

Marcel Vuillaume, Nizza (Frankreich)

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