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Der Anbau der Lärche im Großherzogtum Hessen

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Page 1: Der Anbau der Lärche im Großherzogtum Hessen

Jorstwiffenfchaftltches Centralblatt. ©Woher 1906.

I. Ori0inal-Artifcel. "" (Nackdrack verboten.)

Der Anbau der Lärche im (Brofjherzogtum Hessen. Von Dr . SBaU^e r , Gr . Gefj. Dberforfkat, Sarrnfiabt.

Jm Anschlüsse an meine legten Mitteilungen in dieser Zeitschrift sei zunächst daran erinnert, daß seit der Einführung der Särche in Hessen etwa hundert Jahre verflossen find, eine recht lange Zeit und doch wieder furz nach dem Leben eines Baumes bemessen. Damals tobte der Kampf um die Lärche weit lebhafter als heute etwa um die DouglaSfichte. Oberforftrat von Wedekind, der den Fortschritt vertrat und mit jugend­lichem Eifer sür den Anbau der wertvollen Lärche eintrat, wurde von seinem Kollegen v. Rabenau bekämpft, der aus Grund eigener Erfahrung die Lärche als das „schlechteste Holz" unter den Nadelhölzern bezeichnete. „Kiefer, Fichte, Weißtanne geben ein weit besseres Brenne, Bau- und Nu|holz. Diese Angaben gründen sich auf selbst gemachte Ersahrungen im eigenen Wald, wo 10—40 jährige Stämmchen vorkommen. Viele 100 Gulden find für den Anbau verschwendet worden. Den ersten Samen haben wir von dem verstorbenen Forstmeister Har t ig in ©laden*

bach erhalten Jn hiesiger Gegend Lärchen zu erziehen, kommt mir gerade so vor, als wenn man aus seuchtem, gutem Boden in milder Lage, woselbst Eichen, Efchen, Ulmen und Erlen gut fortkommen, Rappeln anpflanzen wollte." Wie unbefangen und verständig hört sich dagegen die Ansicht des Obersorsirats von B r a n d i s , eines geborenen Westfalen, an, der sich für versuchsweisen Anbau ausspricht. „Man darf in der wissenschaftlichen Forschung gegen andere Länder nicht zurückbleiben. Man erzählt, der erste Beamte, welcher die Schlagwirtfchaft einführen wollte, fei deshalb Jafsiert worden, und wenn ich mich der Äußerungen meiner Landsleute im Herzogtum Westfalen erinnere, wenn sie diese ihnen Verheerung scheinende Wirkung der Methode sehen, so finde ich die Er¬ zählung ganz wahrscheinlich. Jener Forstmann wurde das Opfer der zu feiner Zeit geltenden Meinung. Jch wünsche nicht, daß es der Lärche auch

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so ginge und würde mich für fernere Versuche erklären, und wenn es auch nur wäre, um über die Sache, die stets wieder zur Sprache kommen wird, nach und nach ins Steine zu kommen" (Darmstadt, 12. 8. 1829). I hm schließt sich Zamminer an. von K l ip f te in (Vorsilender der Oberforftdirektion) fchreibt das fchlechte Gedeihen der Kulturen der falschen Behandlung der Särchenzapfen in Tnrol zu (Zerreißen durch Mafchinen und Behandlung mit heißem Wasser). Die Saat in Kiefern tauge nichts, besser noch in Frucht. Pflanzung fei vorzuziehen. Das schlimmste Hütber-nis bei Saat und Pflanzung „ins Frerje" bilde das Wild (Abäsen, Ver-beifeen, Schlagen). „Die ersten Lärchen, welche in Das ©roßherzogtum gekommen, sind wohl jene 37 Stück, welche der oerstorbene Forstmeister § a r t i g zu Gladenbach zu Ende der 1730 er Jahre in einem Puber¬ beute! mit aus Braunschweig brachte und auf seinem Gute Mittelscheid aussetze. Von den daraus erzogenen Stämmen würbe von den 1780 er Jahren an oiel Samen und zwar anfänglich das Pfund zu 4 Gulden verkauft. Seit den 30 er Jahren hat sich der Handel mit Tiroler Samen ausgebildet, jedoch nur zum Nachteil der Lärchenkultur, denn durch die schlechte Qualität desselben und den geringen Ersolg der Saaten wurden Waldeigentümer und Forstbeamten abgeschreckt." Samen Durch Sonnen-flengen sei am besten. H a r t i g Vater und Sohn wollten Lärchen in Kiesernbeständen zur Nachbesserung verwenden, allein das Wildpret ver­nichtete sie. Zuviel vorroachsen dürfe die Lärche auch nicht. Er empfiehlt horstweife Nachbesserung und als Abtriebsalter höchstens 80 Jahre. „Magerer, flacher, feuchter und stark mit Ton gemengter Boden eignet sich nicht für die Lärche, hohe Lage nicht, weit sie durch Glatteis, Nauh-reif, Wind und Schneedruck zu viel leidet. Uber die Holzgüte bei uns wissen wir nichts." Auf dem Simplon wäre Wuchs langsamer, das Holz daher (nach Dr. Anderson) schwerer und brauchbarer. Man solle Versuche bei Pfosten von unserer Lärche durch Forsibiener machen lassen usw.; von K l ip f te in will die Lärche nur im kleinen oerwendet haben, insbesondere bei Nachbesserungen (6' Entfernung). „Der Anbau, in der Ebene der hiesigen Provinz (Starkenburg), in den höheren Lagen des Odenwalds, Vogelbergs und Hinterlands möchte zu untersagen sein . . . . desgleichen der Anbau aus schwerem und slachgründigem Voden." von Kl ipstein war ein scharfer Beobachter, er betont, was manche nicht zu sagen wagen, den Wildschaden an der Lärche besonders.

Ein Ausschreiben der Oberforstdirektion vom 14. 9. 1828 an die Gr. Forsimeifter (Oberforstmeister, Land Jägermeister), aufgenommen von oon Wedekind, hatte die Lärchenfrage in Fluß gebracht und zahlreiche interessante Mitteilungen aus den üerschiedenen Neoieren zu Tage gc-

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fordert. Das Ausschreiben lautete: „Da der von Ausländern angekaufte .Lärchensamen weniger zuverläffig ist und auch der im Jnlande selbst gereiste Samen ein besseres Gedeihen verspricht, so haben wir beschlossen, daß kein im Auslande gesammelter Samen mehr in der Negel angekauft, dagegen mehr wie bisher darauf hingewirkt werden foU, den Samen von Lärchen im Land felbst zu sammeln und auszuklagen Wir werden sür das Pfund im Land gefammelten und ausgeklengten Samens, wenn er von erforderlicher Güte ist, 30 Kreuzer einschließlich des Sammlerlohns der Zapfen vorerst bezahlen lassen Wir be¬ willigen diesen hohen Preis vorerst zur Ermunterung, indem der aus¬ wärts anzukaufende billiger zu haben ist. — Da die Lärche zu denjenigen Holzarten gehört, welche hinsichtlich ihrer Nutzbarkeit zu Bauholz und ihres schnellen Wachstums ein vorzügliches Jnteresse gewährt, indessen es an einer Zusammenstellung der in neuerer Zeit über ihre Kultur und über ihr Gedeihen unter den örtlichen Verhältnissen, wie sie das Gro߬ herzogthum darbietet, angestellte Ersahrungen fehlen, ja in demjenigen, was in dieser Hinsicht zu unserer Kenntniß gekommen ist, manche Wider¬ sprüche obwalten, so geben wir Jhnen aus, über dasjenige, was Jhnen diesen Gegenstand Betreffendes bekannt geworden ist, gutachtlich Bericht zu erstatten. Jn diesem Bericht haben Sie eine Uebersicht der Flächen einzurücken, welche mit Lärchen a) rein, b) gemischt (und mit welcher Holzart) kultiviert und bestanden find, nebft Angabe des Neviers, Eigen-thümers, Alters und der -Bestandsgüte, sodann noch ein Verzeichniß der¬ jenigen Saaten beizufügen, welche während Jhrer Amtsverwaltung mi߬ lungen find." (Die leiten 13 Sßorte sind wohl von v. K l i p st ein an¬ gefügt worden.) Wie es in damaliger Zeit üblich war, hatte jedes Mit¬ glied der Obersorstdirektion seine Ansichten über den Lärchenanbau schriftlich niedergelegt (s. oben).

Aus den Berichten der Lokalsorstbeamten fei nachstehendes hier mitgeteilt:

Der Gr. Forstinfpektor vom Forste Vöhl erwähnt eine Lärchensaat im Nevier Altenlotheim aus den 1770 er Jahren, welche in vollkommenem Schlüsse eine Höhe von 70—80' (— bis 20 m) und einen Durchmesser von 9—10" ( = bis 25 cm) erreicht habe. Boden: Lehm mit etwas Grau¬ wade gemischt. Der größte Teil der Stämmchen sei von heftigen Winden „umgebeugt" worden. Mißratene Kulturen wären eine $olge des schlechten Saatguts aus dem Auslande.

Forstmeister Frh. von Lepel in Offenbach wil l lieber Kieser als Lärche säen. Die Lärche habe selbst bei geringem Wildstande sehr zu leiden namentlich uom Nehbocf, „deren einzelne ein besonderes Geschäft

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daraus zu machen scheinen, die Lärchenpflanzen aufzusuchen und zu »er¬ wüsten, und hierin dürfte ein wesentliches Hindernis des Gedeihens und der Ausdehnung derselben liegen".

Aus dem Forste Biedenkopf wird gemeldet, daß nur in den Nevieren Biedenkopf und Gladenbach kleine Lärchenbestände (am Meistershain, an der Saalwiefe, in der Schuppe und in der Schelteran) vorkämen, sodann in dem Privatwalde des Gr. Forstinfpektors Beisenherz zu Gladenbach und Kons. Die 30—45 jährigen Bestände seien mit Fichten gemischt und im Meistershain und an der Saalwiese aus Saat, sonst aus Pflanzung (mit 8—10' Abstand) entstanden. Eine 60 jährige Pflanzung am Mittelscheid im erwähnten Privatwalde habe Vauklole von 50' Länge und 8—10" Durchmesser geliefert. Der Zuwachs in den leiten 5 Jahren wäre nicht bedeutend gewefen, daher sötte man die Haltbarkeit der Lärche für dortige .Gegend auf 60 Jahre seien. Auf nassem, tonigem Boden zeige die Lärche nur kümmerlichen Wuchs.

Oberforstmeister von Krug zu Umstadt liebt die Lärche, die er im Pflanzgarten erzogen und zur Nachbesserung verwendet wissen will. Er möchte nur gemischte Bestände erziehen, „da aus den in der Physiologie der Holzpflanzen begründeten Ursachen wohl als Negel angenommen werden kann, daß eine jede passende Mischung einem reinen Bestände vorzuziehen ist".

Der Forstinspektor zu Schotten schreibt: „Die 4 Nevierberichte dokumentieren, daß die Kultur der Lärche, welche wegen ihres schnellen Wachstums und der bereits anerkannten Brauchbarkeit des Holzes die Ausmerksamkeit jedes denkenden Forstmanns in Anspruch nimmt, im Forste Schotten nicht sehr ausgedehnt ist." Vor 15—20 Jahren wäre der Eifer größer gewesen. Dust- und Schneebrüche schreckten ab. Jn gemischten Beständen trete kein Schaden ein. Für die obere Lage des Vogelsbergs tauge die Saat nichts. Er empfiehlt Saat in Frucht usw.

Oberforstmeister von Gall-Gießen macht gleichfalls den Tvroler Samen schlecht. Unsere Lärchen gäben noch zuviel tauben Samen wegen ihrer Jugend. Die Tnrolcr Berglärche hätte besseres Holz als die „Gruß"-Lärche. Da bei uns der Boden zu gut sei, erhalte man das schlechte Hotz der Gruß-Lärche, daher sei er gegen den Anbau. Als Brandl) otz habe die Lärche einen sehr geringen Wert.

Dr. E. ig et; er- Gießen, damals Nevierförster und Prosesior, berichtet am 9. 12. 1828, daß unter seiner Leitung eine ganze Neche von Lärchen¬ beständen angelegt worden seien und zwar in den Nevieren Nieder-Ohmen, im Stadtwalde von Gießen durch Saaten, in den Nevieren Bessungen Babenhausen, Grünberg und Gießen durch Pflanzungen (1813—1815).

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Nach setner Ansicht haben Lärchen, unter der Zone von 1200—1500' gewachsen, keinen großen Wert. (Die Erfahrung hat dies nicht be¬ stätigt. Wa.) Die Lärche habe als Vorbau-Holzart sür Buche SSert; im übrigen seien reine Bestände vorzuziehen, höchstens mit der Birke, nicht ober mit der Kieser gemischt. Letjte Holzart wurde durch die Lärche unterdrückt. Unter allen Umständen spricht sich E. Hever sür Lärchen¬ Pflanzung, selbst mit Jährlingen, aus. Jm Jahre 1822 sei die „hohe Haide" niebergebrannt, dem zu loderen Boden durch Betreiben mit 9ünb-viel) und Schasen die nötige Festigkeit verschafft, dann gesät worden, woraus abermals Schafeintrieb stattgesunden hätte. Auf einer Brand¬ fläche solle man nicht im 1. Jahre säen. Jm „Gieser Stadtwald" führte E. Her)er eine Lärchenzapfensaat aus, über die späterhin von Zeit zu Zeit bei trockener Witterung eine gedrängte Schafherde getrieben wurde. Doch sollen wenig Pflanzen gekommen sein, weil, wie schon von Sponed gesagt hätte, die Lärchen viel tauben Samen besäßen. Als beste Pflanzzeit empfiehlt Hever das Frühjahr vor dem Laub¬ ausbrach. Bei 6—8' weiter Pflanzung betrügen die Kosten für 1 Morgen 30—40 Kr. Hever spricht sich nur für einen beschränkten Anbau der Lärche aus und meint, die Fichte (die damals in Hessen noch selten war) verdiene einen viel ausgedehnteren Anbau. „Jene ungeheuren Summen, welche für Floßholz ins Ausland gehen, könnten dem hiesigen Staate dadurch erspart werden."

Forstinspektor Herpel-Vurg-Gemünbtn erwähnt, baß in Mischsaaten mit Kiesern im Schenk-Schweinsbergischen Walde (bei Wälberhausen) und im Neoier N.-Ohmen die Lärche vorwüchsig sei und die Kieser unter¬ drücke. Die große Dürre von 1815 habe den Saaten sehr geschadet. Jm Nevier Hainbach seien 81 Morgen mit Kiesern und l\± Lärchen aus¬ gesät worden, aber mit wenig Ersolg. Später habe man die Lärche öfter aus Stocklöcher gesät und im übrigen mehr gepflanzt. Die Holz¬ güte nehme mit dem Alter zu, in der Jugend fei das Holz schwammig. Man solle den Anbau eifrig wetterbetreiben, bie Nachkommen müßten urteilen usw.

Neviersörsier Münch in Langd (jefet Oberförsteret Eichelsbors und teilweise Bad-Salzhausen) spricht von dem guten Gedeihen der Lärche aus einem mit Dammerde überdeckten Lehmboden von guter Lage. Ein 25jähriger Bestand habe eine Höhe von 55' und mittleren Durchmesser von 4 y 2 " (— 1174 c m ) - Mischsaaten von Kiefer und Lärche = 4 : 1 . Ahnlich spricht sich Oberförster Schnauber zu Eichelsdors aus.

Neoierförsier Asfmus zu Lißberg (jetjt Oberförsterei Konradsdorf) will des Schneedrucks wegen die Lärche nicht aus kleine Blößen gebracht

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haben und ebensowenig auf nassen tonigen Boden, wo sie [ich ftarf mit Moos überzöge. 23 jährige Lärchen hätten eine Höhe von 40'—50' (== 10—121/* m) und einen unteren Durchmesser bei 5' vom Boden »011 8" ( = 20 cm). Gleich guten Wuchs habe er in seinem früheren Nevier Zwiefalten (je^t Schotten) beobachtet. Assmus erzog die Lärchen im Pflanzgarten und pflanzte noch 5—10 jährige Lärchen in die Buchen¬ bestände aus der 23 er Mast. Man könne auch auf Stocklöcher säen, müsse aber die Pflanzen verteilen. Jn der Abteilung Seekopf habe er die Lärche in 5' Abstand gepflanzt, im Klosterwald in 6' Abstand, bann in Abteilung Hasel einige 100 Stämmchen zerstreut, im Kleekopf an Wegen unb in Horsten, in Abteilung Steuth am Nabe mit 6—8' Ab-ftanb mit Birkenzwischenpflanzung, um Schlankeres Lärchenbauholz zu er¬ ziehen unb an Pflanzen zu sparen. Es sei feine Pflanze ausgegangen. Jn Distrikt Stein: mit Kiesern unb Fichten gemischt; bann sei eine Misch¬ saat von Kiefer, Lärche unb Weymouthskiefer gut geraten. Ebenso be¬ richtet Neoierförster Werner in Bingenheim von gut gelungenen Saaten.

Der Forstinspektor von Nornrob teilt mit, baß bie Lärchenpflänz¬ linge in Saatschulen seit 1799 mit Erfolg erzogen würden. Während bie Lärche an Nänbern burch den Einfluß des Winds gekrümmt erwachse, bilde sie innerhalb der Kiefernbestände einen schönen geraden Schaft. Jm Nevier Grebenau wachse die Lärche in Mischung mit Kieser gut, soweit sie nicht vom Wilde beschädigt werbe.

Jm Forste Wald-Michelbach im Odenwalde erziehe man keine reinen Bestände. Jm Forste Groß-Gerau (Nhein-Main-Ebene) komme kaum eine Lärche vor.

Der Forstinspektor des Forsts Nidda meint, für die Lärche sei kein genügender P l a | vorhanden, da die Waldungen zu gut ständen, nur auf Blößen könne sie in Frage kommen, wachse aber ba sehr gut. Bei dieser Gelegenheit hebt er bas prachtvolle Wachstum der Fichte im Vogelsberg hervor. Leiber habe man bort, wo nur bie Fichte hingehöre, ju viel bie Kieser angebaut.

Oberforstrat von Wedekind stellt nach den eingegangenen Verzeich¬ nissen sest, daß die Lärche auf 710 Morgen rein und auf 1816 Morgen in Mischung angebaut worden war, das heißt noch vorhanden war, miß­ratene Kulturen sind nicht aufgeführt. Die Lärche begegnet nach ihm in der Jugend keinen größeren Gefahren als unsere (d. h. einheimischen) Holzarten, leidet von Jnsekten weniger, ist bei geschlossenen Beständen empfindlich gegen Schneedruc! und leidet unter Wind. Sie gedeiht in geschulten Lagen, mehr aus Winterseiten in einem srischen, nicht binden¬ den, ziemlich fruchtbaren Boden. Sie bewahrt ihren schnellen Wuchs bis

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ins 50. und 60. Jahr hinein, wo Kieser und Fichte sie einholen. Die Vornulung liesert brauchbares Nufeholz und Okonomiehölzer. Verdorbene Sichtschläge von Buchen konnten mit Lärchen ausgebessert werden und zwar durch Pflanzung. Diese verdient überhaupt den Vorzug so lange, als bis über die beste Saatmethode mehr Erfahrung vorliegt. (Darm¬ stadt, 7. 8. 1829. von Wedekind.)

Durch Nr. OFD 5049 v. 8. 9. 1829 wurde der Ankauf ausländischen Lärchensamens verboten und aus mehrere Bezugsquellen in Hessen hin¬ gewiesen. Von jüngeren als 30—40jährigen Lärchen sott kein Samen gesammelt und dieser an der Lust ausgeflengt werden. Ohne besondere Genehmigung dursten keine Mischsaaten von Lärchen mit Kiefern oder Fichten ausgeführt werden. Es wurde Pflanzung in 5—6' Abstand und horstweise Einsprengung in Heegen empfohlen. Über den Holzwert, über Zuwachs usw. sotten Erfahrungen gesammelt und einberichtet werden.

Über den Verlauf der Angelegenheit in den nächsten zwei Jahr¬ zehnten geben die Akten keinen Aufschluß. Erst in dm 50 er Jahren liefen zahlreiche Berichte über Krankheiten an den Lärchen ein. Der Forstmeister in Battenberg berichtet, daß die Motte an allem Unglück schuld sei.

Wenn auch hie und da den Urteilen über das Verhalten der Lärche falsche Beobachtungen oder Voreingenommenheit zu Grunde lagen, so fielen sie troft der damals noch sehr furzen Beobachtungszeit ost sehr zutreffend aus. Freilich waren die Anbauverfuche auch recht ausgedehnt. Ob wir heute mit einer uns fremden Holzart in gleichem Maße vor¬ gehen würden? Man ist je|t weit vorsichtiger, namentlich nach dem Neinsatt mit der Pirms rigida, während man mit dem Anbau der Douglasfichte schon mutiger arbeiten könnte. Naturgemäß war man sich über den Gebrauchswert der bei uns erwachsenen Lärchen noch ganz unklar, daher die widerstreitenden Ansichten sowohl der Lokal- wie der Kollegialbeamten. Heute nach einem Jahrhundert sehen wir die Sache anders an; wir wissen, daß jene mangelhasten Lichtschläge, die in ver¬ schiedenen Forsten des mittleren und unteren Vogelsbergs mit Lärchen seinerzeit durchsprengt wurden, eben durch diese hochwertig geworden find. Auf nicht zu flachem, kräftigem und mäßig frifchem Boden ist die Lärche zu einem herrlichen Baume erwachsen, der weit über das Buchen¬ blätterdach hervorragt — aber nur da, wo sie waldbauttch richtig be¬ handelt wurde. Jhr Holz wird alsdann mit 30 bis 40 Ji für 1 cbrn bezahlt und ist als Bauholz wie als Werkholz sehr gesucht. Waldbau¬ lich wichtig ist, daß die auch horstweife eingebrachten Lärchen frühzeitig vereinzelt werden; das Schattenholz (Buche) wächst dann zwischen und

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unter dem lichten Schirm der Lärchen empor. Kaum eine Holzart sieht man aber ost noch so falsch behandelt als gerade diese. Wenn die Saat¬ Bestände unter sonst gleichen Umständen erst flott gewachsen sind, dann nachlassen, um schließlich traurig einzugehen, so liegt das meist nur an der mangelnden Nachhilfe. Jm Oöemvatde habe ich aneinander an¬ grenzend prächtige junge Lärchen im Privatwalde und jammervolle Stämmchen im Gemeindewalde gesehen. Dort holte der Bauer jedes Jahr so und so viel Stangen und Stängelchen heraus, hier mußte alles im gedrängten Schlüsse ersticken. Verträgt schon die Fichte einen so dichten Stand nicht (Büchsenranzensaaten!), um wieviel weniger die Lärche. Je besser nun das Ausgangsprozent bei der Lärchensaat war, je dichter die Pflänzlinge aufwuchsen, desto nötiger war und ist doch die Hilfe nach Lust und Licht. Kein Wunder, daß die Pflanzung besseren Erfolg hatte, namentlich, wenn man die Lärchen in mehreren Metern Abstand einbrachte. Fehlerhaft war dabei nur, abgefehen von der oft falfchen Standortswahl (zu trockener oder nasser bindiger Boden), das zu späte Einpflanzen in die ost 20—30 jährigen Buchenschonungen. Vor 15 Jahren habe ich durch Stammanalvsen festgestellt, daß auf dem Bunt¬ fandsteinboden der Oberförsterei Grebenau (vergl. Allg. F.- u. J.-Z. 1890) nach 3—4 Jahrzehnten die Lärche von der Kiefer eingeholt wird, die Lärche dort also regelrecht einen Vorsprung haben muß. Dabei erwächst sie in jener Gegend (300—400 m) zu einem prächtigen Baume, falls sie nur eine genügende Krone (mindestens 1 / s der Stammlänge) entwickeln lann. Während ihres ganzen Lebens muß sie gut bekrönt sein, sonst unterliegt sie im Kampfe ums Dasein. Jmmer noch lassen sich manche Fachgenossen durch die langen Schritte, die die Lärche in der Jugend macht, täuschen und bringen sie als Lückenbüßer zu spät in die Schonungen. Wer aber beobachtet hat, mit welcher Ausdauer die vorher zurück¬ gebliebenen Buchen fast ptöfclich in die Höhe gehen, wie selbst das Köpfen von ihnen überwunden wird, der wird in jenen Fehler nicht verfallen. Daß jene nach Luft und Licht sich vergeblich sehnenden Lärchen selbst geringen Beschädigungen durch Wild, Jnsekten und Pilzen unterliegen, das hat Boden mit Necht seinerzeit hervorgehoben. Die Art kann ein so vorzügliches Erziehungsmittel sein und doch begegnet man selbst noch aus den 20 er Jahren des vorigen Jahrhunderts stammenden ge¬ schlosserten Lärchenhorsten. Selbst wenn das Holz nicht so begehrt wäre, müßte hier gehauen werden. Aus der andern Seite werden mitunter vom Lärchenkrebs befallene, üppig wachfende Stangen und Stämme aus¬ gehauen, die man getrost stehen lassen könnte. Die Kümmerer und die unterdrückten Lärchen müssen natürlich ausgemerzt werden. Erfreulich ist

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es, daß auch ältere Lärchen nach kräftiger Durchsorstung sich wieder er¬ holen und zahlreiche Adventivknospen bilden. Jm lichten Schatten der Lärche siedeln sich Elsbeere, Vogelbeere, Kirsche usw. an, Holzarten, denen man sonst seltener begegnet. Könnten die Begründer der Lärchenbestände heute nochmals ihre Waldkinder sehen, sie würden diese mit gemischten Gefühlen, Freude neben Trauer, betrachten. Wir Nachkommen müssen uns an die Betriebsnachweisungen halten, die lehrreichen Ausschluß über die Bestandsbegründung und Erziehung geben — saus sie richtig fort¬ geführt worden sind und werben konnten. Durch mehrfache Organi¬ sationen, veränberte Grunbeinteilungen ist manches besianbsgeschichttich Wertvolle uns verloren gegangen. Jmmerhin stoßen wir auch heute noch aus eine Neihe von Lärchengründungen aus älterer Zeit, die ein¬ gangs dieser Arbeit in den Nevtersörfter- bezw. Forstamtsberichten erwähnt wurden, und können nun ein sach- und fachgemäßes Urteil über den Er¬ folg fätten- Es sei hier z. B. aus den von Nevierförster Münch (Langd) an der Hungen-Schottener Straße geschaffenen Bestand hingewiesen, der bei der Versammlung des deutschen Forstvereins den Teilnehmern an der Nacheyjkursion im vorigen Jahre vorgezeigt werden konnte. Nicht unerwähnt will ich lassen, daß die wenigen 'älteren Lärchen, denen ich in der Ebene begegnet bin, besonders auf dem frischen feinkörnigen fog. schwenden Sande keineswegs gegen deren Anbau auf folchen Ortlich-feiten fprechen, wenn auch zweifelsohne das Hauptanbaugebiet in den Vorbergen zu suchen ist, wo die Lärche das beste Gedeihen findet unb zu einem hochwertigen Baume erwächst. Ab unb zu sinben sich schöne natürliche Verjüngungen ber Lärche vor, so in Abteilung 1 Bärengraben unb Hohleicher Strauch in der Oberförsterei Grebenau sowie in ber Glaubzahler Dickung ber Obersörsterei Bab-Salzhausen, erstere aus Bunt-sanbstein-, letjtere aus Lößboben. Je weiter der Samen fliegt, desto lichter kommen die Lärchen zu stehen; andernfalls muß wie bei den Saaten frühzeitig für den geeigneten Pflanzenabftand geforgt werden. Heute, wo die Kulturkoften fo gewaltig gestiegen sind, muß man für solche Gaben der Natur doppelt dankbar fein. Um die Eingatterungs-kosten kommt man freilich nicht herum, wenn auch nur ein schwacher Nehstand vorhanden ist. Diese Notwendigkeit betonte schon Gras von Bero ld ingen bei Besprechung des 17. Themas bei der Versammlung deutscher Land- und Forstwirte 1841, oergl. 20. Hest der ». Wedekind-schen Jahrbücher. Uber den Lärchenanbau außerhalb Hessens erhalten wir hier aussührliche Nachrichten. Obersorstmeister von P a n n e w i l be¬ richtete dort über die Lärchenkulturen in Oberschlesien. „Die Vorberge sind der natürliche, gedeihlichste und liebfte Standort für die Lärche."

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Sie muß nach ihm einen guten Boden haben. Forstmeister Nußbaum er verlangte für sie gleichfalls einen tiefgründigen, frischen und humosen Boden. Graf Kalrocki berichtete von erstaunlichem Wüchse der Lärche in der Gegend von Lettowil (bei Brünn). Oberförster Schwarz und von Kleple sagten, die Lärche wolle nicht zu hoch, aber auch nicht in die Ebene herab, von Wedekind verwies auf seine Abhandlung im 6. Heft der Jahrbücher. Der Boden dürfte nicht zu bindig, zu felsig und zu sandig (Flugsand), vor allem müsse der Samen gut sein. Z ö t l berichtete aus der Gegend von Salzburg, wo man von Joch-, Gras-, Steinlärche spreche. Die Steinlärche habe wenig Splint und rotes Kern¬ holz. Aus der Münchener Versammlung deutscher Land- und Forstwirte 1844 sagte Finanzrat W a r t h von der Schwarzwaldlärche, daß sie über 2300' nicht mehr gedeihe, obwohl sie in den Alpen und in Tprol höher gehe. Aus gutem Boden liefere sie sogar schlechtes Brennholz, fie passe aus mageren Boden, den man verbessern wolle (vergl. 29. Hest 1. c). Forstrat M a n t e l erwähnte das vorzügliche Lärchenholz im Spessart. Wo kein Schneedruct vorkäme, gedeihe die Lärche in hoher Lage. Er empsahl Mischung mit Kiefer und Fichte. (Höhenlage 1000—2000'.) Jm Basalt wüchse die Lärche erst flott, halte aber nicht aus und liefere schlechtes Holz. —

Wenn sich eine eingeführte Holzart so im Walde erhält und bewährt hat wie unsere Lärche, dann verdient sie gewiß alle Beachtung. Neben der Douglasfichte wird gerade sie als Lichtholz unter den Nadelhölzern stets zur Einsprengung in Laubhotzbestände aus den ihr zusagenden Stand¬ orten besonderen Vorzug verdienen unb hier nicht wenig zur Erhöhung der Waldrente beitragen. Jn Hessen finden sich aber so gute Laubholz-stanborte, daß man diese stets für Buche, Eiche, Esche, Ahorn in An¬ sprach nehmen wird. Neben diesen Holzarten wird die Lärche noch ihren P Ia | finden, vornehmlich da, wo die obere Grenze für die Eiche, im Vogelsberg z. B. zwischen 300 und 400 m Meereshöhe, überschritten wird. Douglasfichte, Lärche, Weymouthskiefer vertragen wie bie Wei߬ ranne, gut unb beffer als bie $\§te, äußere Beschäbigungen. Jm Bunt¬ sandsteingebiet, aus Lößboben kommt natürlich in ben unteren unb mitt¬ leren Lagen auch die Kieser in Betracht, insbesondere da, wo die Frische und Bodenkrast wie bei manchen vollkommen kalkarmen Lößorten nach¬ läßt. Jedenfalls kann man dort, wo man die Laubliolzzucht nicht auf; geben will oder darf, das Nadelholz als Mischholz nicht entbehren, will man nicht aus eine angemessene Nente verzichten. Manchenorts hat die unberechtigte Furcht vor dem Lärchenkrebs die Wirtschafter vom Anbau

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der Lärche abgehalten. Allerdings kann da, wo keine Lärchen leben, auch kein Lärchenkrebs vorkommen. Es erinnert das etwas an die Kuren Dr. Eisenbarts. War es denn immer der Krebs, der die Lärchen tötete, «der war es nicht vielmehr mangelhaste Behandlung der Lärche in mald-baulicher Hinsicht? Genügend freistehende Lärchen, deren Kronen um¬ lichtet und umweht werden, leiben entschieden weniger unter der Motte bezw. haben die Krast in sich, um derartigen Angriffen zu begegnen oder um sich rasch und gründlich wieder zu erholen. Die Pilzangst ist wie bezüglich der Menschen so auch bezüglich der Pflanzen im Abnehmen, daher werden manche Zaghafte wieder dem Anbau der wertvollen deutfchen Lärche näher treten. Sie durch die japanische oder sibirifche Lärche er-sefcen zu wollen, halte ich für verfehlt, fo wenig ich auch sonst gegen Einbürgerung fremder wertvoller, hier gedeihender und die Eigenfchaften unserer Jnländer ergänzender Holzarten bin. Man wird der Ansicht M a v r ' s beipflichten muffen und den Anbau der Japanerin nicht als einen Fortschritt bezeichnen. Jedenfalls scheint sie nach den bis je|t vor¬ liegenden Erfahrungen größere Ansprüche an Bodenkraft und Luftfeuchtig­keit zu machen als unsere Lärche; wenigstens fühlt sie sich in den Vor¬ bergen recht wohl und besticht dort die Wirtschafter durch ihr flottes Jugendwachstum und ihre üppige Benadelung, die übrigens geradefo unter der Motte leidet wie diejenige der europäischen Lärche. Als „Ersa|" für diefe bedürfen wir der japanischen Lärche aber gewiß nicht; dagegen muß die vollzogene Einbürgerung der larix europaea in Hessen als ein Gewinn für unfere Waldungen, daher als ein Fortschritt be¬ zeichnet werden. Die 1905 erfchienenen Wirtschastsgrundfätje1) schenken daher auch ihr die gebührende Beachtung. Jn zahlreichen Obersörstereien stehen heute noch über 100jährige Lärchen von tadellosem Wüchse, die ihres schönen Kernholzes wegen gern gekaust werden. Der Preis scheint wie bei der Kieser mit dem Durchmesser zu steigen, so daß man die Lärche wohl als Starkholz erziehen kann. Aber auch das Stangen-und schwächere Stammmaterial wird gut bezahlt, Mangel an Absa| besteht nicht Lassen wir uns daher diese schä|bare Holzart auch sürder-hin nicht ausgehen. Auffallend ist und bleibt das wechselnde Keimprozent, das nach Versuchen von Heß 2) zwischen 17 und 59 schwankt und im Durchschnitt 36—37 beträgt Abgesehen von Stocklöchersaaten bringt man heute fast ausnahmslos die Lärche durch Pflanzung in die Bestände und dabei in angemessenen Abständen nicht nur zum finanziellen Vorteil des Waldbesifeers, sondern auch zur Verschönerung der Forste.

*) Sarmslabt, Snd^anbto tg Gr. OtaatSöerlag. 2) fit. § e g , §oljarten. H I . aufrage.