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Der deutschsprachige Markt in Luxemburg - Nachgefragt Aus ganzheitlicher Perspektive Februar 2016 - 3. Ausgabe

Der deutschsprachige Markt in Luxemburg - Nachgefragt · Der deutschsprachige Markt in Luxemburg - Nachgefragt Aus ganzheitlicher Perspektive 3 Vorwort Im letzten Jahr haben wir erstmalig

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Der deutschsprachige Markt in Luxemburg - Nachgefragt Aus ganzheitlicher Perspektive Februar 2016 - 3. Ausgabe

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Inhaltsverzeichnis

3 Vorwort

Marktanalyse6 Wieso Luxemburg?

9 Der deutschsprachige Markt in Luxemburg

13 Marktbereiche unter der Lupe

Wir für Sie72 As One - Die Deloitte Strategie

76 Unser Dienstleistungsangebot

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Der deutschsprachige Markt in Luxemburg - Nachgefragt Aus ganzheitlicher Perspektive 3

Vorwort

Im letzten Jahr haben wir erstmalig neben dem Fokus auf Deutschland auch die Wirtschaftsbeziehungen Luxemburgs zu Österreich und der Schweiz beleuchtet, um den gesamten Umfang des deutschsprachigen Marktes in Luxemburg abzudecken. Für die 3. Auflage haben wir dieses erfolgreiche Konzept beibehalten.

Der größte Handel Luxemburgs findet nach wie vor mit seinen unmittelbaren Nachbarstaaten statt: Deutschland ist Luxemburgs wichtigster Handelspartner und größter Exportmarkt. Ebenso hat Luxemburg für die Schweiz und Österreich einen hohen Stellenwert. So ist das Großherzogtum für Österreich nicht nur ein vielversprechender Markt, sondern auch einer der größten ohne eigene Präsenz der Wirtschaftskammer. In Luxemburg ansässige Schweizer Unternehmen sind vor allem sehr stark im Fondsgeschäft und Private Banking vertreten.

Wie schon in den Vorjahren geben wir im ersten Teil der Broschüre einen Überblick über die verschiedenen neun Wirtschaftsbereiche und Industrien in Luxemburg (Banken, Investment Management, Private Equity/Real Estate, PSF, Versicherungen, Öffentlicher Sektor & Europäische Institutionen, Handel & Industrie, Technologie, Medien & Telekommunikation sowie Biowissenschaften & Gesundheitswesen) und zeigen mittelfristige Trends und Herausforderungen dieser Branchen auf.

Im zweiten Teil der Broschüre stellen wir dar, wie Deloitte mit den aktuellen Herausforderungen umgeht und welche Dienstleistungen wir anbieten.

Wir haben nachgefragt:Neben den traditionellen Interviews mit Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik, die uns

interessante Branchen-Einblicke gewähren, haben wir im Vorfeld der Broschüre ein Interview mit Luxembourg for Finance über ihre neue Kampagne „Surprising Lux“ geführt, die viele ‚überraschende‘ und interessante Fakten über Luxemburg bereithält. Die Wiedergabe dieses Interviews finden Sie zu Beginn der Broschüre.

Im letzten Jahr hatten wir neben den Interviews diverse Stellungnahmen und Gastbeiträge zu spezifischen und aktuellen Themen für Sie zusammengestellt. In diesem Jahr haben wir wieder vermehrt Interviews in die Broschüre aufgenommen, um die Themen Corporate Governance und Digitalisierung mit Vertretern aus den verschiedenen Industrien zu diskutieren.

Wir über uns:Deloitte Luxemburg ist eine der größten Firmen in Luxemburg mit über 1.800 Mitarbeitern, über 80 Partnern und über 45 Nationalitäten. Internationalität gehört zu unserer DNA: Global gehört Deloitte zu einem der größten internationalen Unternehmensnetzwerke mit 225.000 Mitarbeitern in mehr als 150 Ländern. Mit unseren multikulturellen und mehrsprachigen Teams betreuen wir weltweit nationale and internationale Kunden.

Das deutschsprachige Geschäft erfährt bei uns besondere Aufmerksamkeit – seit 2011 arbeiten wir in Luxemburg verstärkt mit deutschsprachigen Marktteilnehmern zusammen und bauen unsere Marktpräsenz innerhalb unseres Netzwerkes sukzessive aus. Unser deutschsprachiges Team in Luxemburg besteht derzeit aus über 250 Mitarbeitern.

Entdecken Sie uns und unser Potential – wir freuen uns auf den Austausch mit Ihnen und wünschen Ihnen bis dahin eine interessante Lektüre.

Jan van DeldenGerman Business LeaderAudit Partner

Nach dem großen Erfolg der ersten und zweiten Ausgabe unserer Broschüre “Der deutschsprachige Markt in Luxemburg – Nachgefragt: Aus ganzheitlicher Perspektive” freuen wir uns, Ihnen dieses Jahr die 3. Auflage unserer Broschüre präsentieren zu können.

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Wieso Luxemburg? 6

Der deutschsprachige Markt in Luxemburg 9

Marktbereiche unter der Lupe 13

Banken 14

Investmentfonds 20

Financial Sector Professionals (PSF) 30

Private Equity & Real Estate 36

Versicherungen 42

Öffentlicher Sektor/Europäische Institutionen 46

Handel & Industrie 50

Biowissenschaften & Gesundheitswesen 58

Technologie, Medien & Telekommunikation 66

Marktanalyse

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Der deutschsprachige Markt in Luxemburg - Nachgefragt Aus ganzheitlicher Perspektive 5

Grußwort von Cindy TerebaGeschäftsführender Vorstand, Business Club Luxemburg e.V.

Diese Broschüre ist für luxemburgische wie deutsche Unternehmen ein ausgezeichnetes Instrument, um den deutsch-luxemburgischen Markt zu erfassen. Dank interessanter Erfahrungsberichte und Aussagen von Wirtschaftsvertretern erblickt man kaleidoskopartig die unterschiedlichen Facetten der deutsch-luxemburgischen Wirtschafts- und Handelsbeziehungen. Je nach Perspektive verändert sich das Bild und es wird schnell klar: Diese Beziehungen sind vielfältig, über die Jahre gewachsen und bieten noch reichlich Potenzial.

Als in Berlin lebende Luxemburgerin habe ich meine eigene Perspektive, die sich jedoch nie in einem einzigen Bild erschöpft. Je nachdem, in welches Bundesland ich reise, mit welcher Branche ich mich beschäftige, verändern sich Chancen und Möglichkeiten. Dabei ist es wichtig, nah an den Unternehmen zu bleiben, von ihrem Erfahrungsreichtum zu lernen und diesen weiterzugeben.

Genau hier setzt auch der Business Club Luxemburg an. Als die zentrale Plattform für deutsche und luxemburgische Unternehmen in der Bundesrepublik steht der Business Club für Vernetzung und bietet eine Anlaufstelle für jene Unternehmen, die sich für das jeweilige Nachbarland interessieren.

In Deutschland wie in Luxemburg braucht es erfahrene Menschen, die sich in ihrem Bereich auskennen und einen Zugang vermitteln können, denn Vertrauen und Empfehlungen sind wichtige Türöffner, selbst dann, wenn man Nachbar ist und eine gemeinsame Sprache spricht.

Deutschland und Luxemburg bilden im Grunde eine ideale Partnerschaft. Was der eine an Fläche mitbringt, kompensiert der andere durch kurze Wege. Wo der eine für einen ganzen Industriezweig Partei ergreifen kann, tritt der andere mit Neutralität auf.

Ich bin überzeugt davon, dass gerade die Unterschiede zwischen Luxemburg und Deutschland noch viel unerkanntes Potenzial für eine intensivere Zusammenarbeit bergen.

Bei zwei dynamischen Märkten wie Luxemburg und Deutschland lohnt es sich daher immer wieder aufs Neue, zum Nachbarn zu blicken, um sich inspirieren zu lassen, sich weiterzuentwickeln und zu ergänzen.

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Wieso Luxemburg?

Luxemburg – vielfältige VorzügeKultur• Eine bunte und mehrsprachige

Kultur

• Mehrere Forschungs- und Entwicklungsinitiativen

Europäische Institutionen• Viele Europäische Institutionen

sind in Luxemburg ansässig (Europäische Investitionsbank,Europäisches Parlament, Europäische Kommission, Europäischer Investitionsfonds, Europäischer Rechnungshof, Europäischer Gerichtshof)

Rechtliches Umfeld• Strenge

Vertraulichkeitsgrundsätze im nationalen Gesetz verankert

• Strenge Datenschutzgesetze

• Unternehmensfreundliche Gesetze und Regulierung

Infrastruktur• Moderne Anbindungsinfrastruktur

• Riesiges Angebot an Data und Business Continuity Centres sowie ICT-Dienstleistungen

• Forschungszentren

Standort• Mitten im Herzen von

27 Nationen der EU-Wirtschaftsgemeinschaft

• Wichtige Hauptstädte binnen 2 Stunden erreichbar

• Zugang zu einem Markt mit 500 Millionen Verbrauchern

• Hocheffektives Logistikzentrum

Arbeitskräfte• Internationale

Ausbildungssysteme

• Universität

• Hochqualifizierte Arbeitskräfte

• Multilingual

• Multikulturell

Steuerwesen• Kundenorientierung

der Finanzverwaltung

• Verständnis für Kundenbelange

• Investitionen und Leistungserbringung

• Einfache und übersichtliche Verwaltungsvorgänge

Umwelt• Neutral und sicher

• Rechtsrahmen fördert einen sozialen und umweltgerechten Ansatz

• Regionale Initiativen für den Umweltschutz und nachhaltige Entwicklung

Politisches Umfeld• Wenig Bürokratie und

unkomplizierte Wege

• Eine unternehmerfreundliche Regierung fördert innovative Unternehmen und neue Technologien

• Extrem wettbewerbsfähiges wirtschaftliches Umfeld

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Der deutschsprachige Markt in Luxemburg - Nachgefragt Aus ganzheitlicher Perspektive 7

Luxemburg in Zahlen

Das Großherzogtum Luxemburg zeichnet sich als einer der führenden Wirtschaftsstandorte Europas durch seine diversifizierte Struktur und konzentrierte Expertise aus. Als einer der in europäischen und weltweiten Ranglisten führenden Finanzstandorte trägt der Finanzsektor 28,7% zur luxemburgischen Wirtschaftsleistung bei. Das bedeutet aber auch, dass etwa drei Viertel durch Handel, Gastgewerbe und Transport (23,6%), Immobilienwesen und Dienstleistungen für Unternehmen (18,1%) und sonstige nicht-finanzielle Branchen (29,6%), erwirtschaftet werden. Zu letzteren zählen unter anderen die Bereiche Bildung, Gesundheitswesen und Sozialschutz (9,7%), Baugewerbe (5,6%), Metallerzeugung und -bearbeitung sowie sonstiges produzierendes Gewerbe (4,9%). Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) beläuft sich auf 49,4 Milliarden Euro und pro Kopf auf 88.500 Euro1.

Innovative Wirtschaft

Das Rückgrat der Luxemburger Finanzdienstleistungs-branche bilden Private Banking und Fondsverwaltung. Über die letzten Jahre wurde die Fondsindustrie ausgebaut und brachte das Großherzogtum in der internationalen Rangliste an zweite Stelle. Hingegen ist Luxemburg aus europäischer Sicht im Private Banking führend, dabei stärkt vor allem die Versicherungsbranche den lokalen Finanzplatz und Luxemburg als Standort erster Wahl für Unternehmen dieser Branche.

Zur wirtschaftlichen Stabilität und Innovation tragen neben der Finanzbranche auch verschiedene Industrien außerhalb dieses Sektors bei: Mit der von Politik und Wirtschaft ins Leben gerufenen Cluster-Initiative fördert das Großherzogtum neun nicht-finanzielle Industriesektoren. Dazu zählen unter anderem EcoInnovation, Internet Communication Technology, der Automobilsektor, Business- und Kongress-Tourismus (MICE) oder die Raum- und Seefahrt.

Zudem initiiert und verfolgt die luxemburgische Regierung verschiedene Strategien zur Steigerung der Attraktivität des Wirtschaftsstandorts Luxemburg für Unternehmen. Die Förderung des Fintech-Sektors, Maßnahmen im Bereich der Cyber-Sicherheit, die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung, der Ausbau der technologischen Infrastruktur des Landes sowie das Vorhandensein großer Datenzentren sind einige Beispiele für die Schlüsselbereiche, in denen sich Luxemburg engagiert und investiert. Dabei belegt das Großherzogtum im europäischen Vergleich im Bereich Wettbewerbsfähigkeit den 6. Rang und zählt hiermit zu den konkurrenzfähigsten Ländern weltweit. Die Beschäftigungsrate liegt bei 72,1%, womit Luxemburg im internationalen Vergleich gut abschneidet.

Mit 20 Datenzentren, die sich auf einer Fläche von insgesamt über 40.000 m2 erstrecken, verfügt Luxemburg über eines der größten Daten- und Internet-Hubs in Europa. Angesichts der hochmodernen Internet-Infrastruktur haben mehrere öffentliche und europäische Institutionen sowie diverse Unternehmen ihre Datenzentren im Großherzogtum angesiedelt.

Politische Stabilität

Luxemburg ist ein politisch stabiles Land mit adäquater Gesetzgebung und Rechtssicherheit. Vordere Platzierungen in internationalen Rankings bestätigen dies. Dabei wird Luxemburg von einer konstitutionellen, parlamentarisch-demokratischen Monarchie regiert. In Luxemburg wird ein dauerhafter Dialog zwischen Regierung, Sozialpartnern und der Privatwirtschaft gepflegt. So bilden langfristige und aufrechte Beziehungen zwischen Führungskräften aus Wirtschaft und Vertretern der Politik die Basis für einen kontinuierlichen Austausch.

Einen regen Austausch pflegt Luxemburg auch mit seinen Nachbarstaaten, besonders aus dem deutschsprachigen Raum.

1 Quelle: Statec 2015

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Qualität und Diversität

Die luxemburgische Regierung legt hohen Wert auf Qualität im Bildungswesen. Dieses erstreckt sich vom primären und sekundären Schulunterricht bis zum Hochschulbildungswesen. Zudem spricht ein Abiturient in Luxemburg nach seiner schulischen Laufbahn in der Regel vier Sprachen: Luxemburgisch, Deutsch, Französisch und Englisch.

Die Universität Luxemburg bildet Studenten aus mehr als 100 verschiedenen Ländern aus und beschäftigt darüber hinaus Lehrkräfte und Angestellte aus 25 verschiedenen Ländern. 2003 gegründet, ist die Universität zudem noch sehr jung. Dennoch verkörpert und vermittelt sie die Hauptattribute Luxemburgs: Internationalität und Weltoffenheit. Ferner bestehen verschiedene Partnerschaften zwischen der Universität und Führungskräften aus der Industrie und dem Finanzsektor. Somit kommt der Universität das Privileg zu, Wissen aus erster Hand durch renommierte Vertreter der Privatwirtschaft vermitteln zu können, die als Dozenten tätig sind.

Eine Besonderheit des Großherzogtums ist das multikul-turelle Umfeld. Einwohner aus der ganzen Welt leben nebeneinander auf sehr kleiner Fläche. Die verschiedenen in Luxemburg aufeinandertref-fenden Kulturen bilden ein facettenreiches menschliches Umfeld, das zu einer herausragenden Weltoffenheit beiträgt. Heutzutage bilden Bürger etwa 170 verschiedener Nationalitäten 45% der Luxemburger Bevölkerung. Diverse Kulturen und Glaubensgemein-schaften leben friedlich Seite an Seite. Zudem ermögli-cht das multilinguale und multikulturelle Umfeld, dass hier ansässige Firmen ihre Dienstleistungen für Kunden in deren Muttersprache erbringen können. Neben diesen Faktoren profitiert Luxemburg auch von den hochqualifizierten Beschäftigten im Land. Laut dem vom Weltwirtschaftsforum veröffentlichten Human Capital Report 2015 sind 60% der Arbeitskräfte in Luxemburg „hochqualifiziert“, womit das Großher-zogtum im Ranking mit 141 anderen Ländern an erster Stelle steht.

Tor zu Europa

Luxemburg bietet mit seiner geographisch zentralen Lage einen wichtigen Standortvorteil für international agierende Unternehmen. Per Schiff und Flugzeug und über ein gut ausgebautes Schienennetz lassen sich wichtige europäische Hauptstädte in weniger als zwei Stunden erreichen.

Darüber hinaus befinden sich zentrale europäische Institutionen in unmittelbarer Nähe: die Europäische Kommission, das Sekretariat des Europäischen Parlaments, die Europäische Investment Bank sowie der Europäische Rechnungshof.

Deutsch-Luxemburgische Beziehungen

Das Großherzogtum steht seinen deutschsprachigen Nachbarn sehr nah. Die Deutsch-Luxemburgische Wirtschaftsinitiative (DLWI) mit Sitz in Luxemburg agiert als branchenübergreifende Wirtschaftsvereinigung im Interesse des deutsch-luxemburgischen Wirtschaftsverkehrs. Über sie lassen sich Privatpersonen sowie mittelständische und Großunternehmen aus Industrie und Handel und Dienstleistungssektor gegenüber sowie dem Finanz- öffentlichen Institutionen im Dialog mit dem Staat vertreten. Erklärtes Ziel ist es, die Beziehungen und die Zusammenarbeit zwischen deutschsprachigen, am Wirtschaftsstandort Luxemburg geschäftstätigen Unternehmen und dem luxemburgischen Staat zu fördern. Der in Berlin von deutschen und luxemburgischen Unternehmen gegründete Business Club Luxemburg verfolgt ein ähnliches Ziel. Beide Organisationen veranstalten regelmäßig Vorträge, Unternehmenspräsentation und Symposien zu aktuellen unternehmensrelevanten Wirtschaftsthemen sowie Veranstaltungen in lockerer Atmosphäre zum Networking. Der Dialog zwischen Vertretern aus Politik und Wirtschaft erhält so seine kontinuierliche Dynamik und bildet letztendlich die Basis für die Arbeit der DLWI.

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Der deutschsprachige Markt in Luxemburg - Nachgefragt Aus ganzheitlicher Perspektive 9

Der deutschsprachige Markt in LuxemburgOffizielle Bezeichnung: Großherzogtum Luxemburg

Hauptstadt: Luxemburg

Fläche: 2.586 km2

Ausmaße: Nord-Süd 82 km; Ost-West 57 kmLänge der Grenzen: Gesamtlänge 356 km; mit Frankreich: 73 km; mit Deutschland: 135 km; mit Belgien: 148 km

Verwaltungseinheiten:

3 Distrikte (Luxemburg, Diekirch, Grevenmacher),

12 Kantone, 105 Gemeinden

Bruttoinlandsprodukt (BIP)

(in Milliarden € - 2014): 44.4

BIP Wachstumsrate (in % - 2014): 5,6BIP pro Kopf (in 1.000 € – 2014): 88,5

Bevölkerung insgesamt Schätzung 1. Januar 2015 (in 1000): 563 Bewohner

Frauen:

281

Luxemburger: 304.3

Ausländer: 258.7

=

+Portugiesen

92.1

Franzosen 39.4Italiener

19.5

Belgier18.8

Sonstige 36.5

Sonstige Länder der EU29.6

Deutsche12.8

Niederländer: 4Briten: 6

Regierungsform: Konstitutionelle, parlamentarisch-demokratische MonarchieStaatsoberhaupt: S.K.H. Großherzog HenriRegierungschef: seit 04.12.2013 Xavier Bettel

Männer:

282

45,9%

Landesprache: Luxemburgisch (Lëtzebuergesch)Verwaltungssprachen/Amtssprachen: Deutsch, Französisch, LuxemburgischWährung: €

Ausländerin Luxemburg

Import/Export 2014 in %

Quelle: STATEC

Export (in %)

27,7513

13,63

4,974,16

Import (in %)

6,415,42

0,50

34,18

27,21

13,22

DeutschlandSchweizFrankreichBelgienUSANiederlandeVereinigtes Königreich

3,32

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Wann wurde SurprisingLux konzipiert?

Am 30. Oktober 2015 haben Luxembourg For Finance (LFF) und Luxembourg for Business (LFB) die gemeinsame Kommunikationskampagne „SurprisingLux: Möglichkeiten jenseits der Grenzen“ gestartet. Mit Hilfe von Fakten, Zahlen und Beispielen informiert SurprisingLux über die Entwicklung der luxemburgischen Wirtschaft mit dem Ziel, deren Stärke und Vielfältigkeit zu zeigen. Die Broschüre wird von einer Mikrowebseite und einer Social Media-Kampagne begleitet, die ständig mit neuen Beispielen aktualisiert werden.

Was ist die Hauptaufgabe Ihrer Initiative?

Wir haben SurprisingLux ins Leben gerufen, um gezielt über innovative Produkte und Dienstleistungen zu informieren, die aus Luxemburg stammen. Luxemburg wird oft vereinfacht als Finanzzentrum dargestellt, wobei die restlichen Sektoren, in denen Luxemburg aktiv ist, vergessen werden. Wer Luxemburg besser kennt, weiß ebenso um die Stahlindustrie des Landes. Luxemburg ist aber noch weitaus mehr als Finanzen und Stahl. Es verfügt über eine leistungsstarke Wirtschaft, die vielfältige Dienstleistungen, modernste Technik, eine innovative Produktion und Fertigungsindustrie sowie modernes Handwerk bietet. Investoren und Unternehmen entscheiden sich für Luxemburg aus ganz unterschiedlichen Gründen.

Sie werben für das Land Luxemburg als Wirtschaftsstandort. Was macht SurprisingLux besonders?

Die Broschüre wurde unter einem internationalen Aspekt entwickelt. Wir bieten unter anderem einen Überblick über in Luxemburg tätige, internationale Firmen.

Wir fordern Investoren und Unternehmer dazu auf, uns ihre eigenen Anekdoten und überraschenden Fakten mitzuteilen und über ihre Produkte und deren Entstehung zu berichten. Unsere Broschüre lädt die Leser im ersten Teil dazu ein, Luxemburg gewissermaßen unter die Lupe zu nehmen und zu verstehen, was das Land erfolgreich macht:

• Eine geographisch zentrale Lage, wodurch Luxemburg seit langem als Knoten- und Verbindungspunkt für internationale

Interview mit Lynn Robbroeckx SurprisingLuxCommunications Manager,Luxembourg for Finance

Wussten Sie ... dass am Bau des höchsten Gebäudes der Welt zwei Luxemburger Unternehmen maßgeblich beteiligt waren? Für die Konstruktion des 206 Stockwerke hohen Burj Khalifa-Turms in den Vereinigten Arabischen Emiraten wurden unter anderem 600.000m2 Wärmeschutzglas der Firma Guardian Luxguard sowie 3.000 Tonnen Stahlträger von ArcelorMittal verwendet.

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Der deutschsprachige Markt in Luxemburg - Nachgefragt Aus ganzheitlicher Perspektive 11Der deutschsprachige Markt in Luxemburg - Nachgefragt Aus ganzheitlicher Perspektive 11

Geschäftstätigkeiten sowohl in Europa als auch darüber hinaus fungiert

• Politische Stabilität, Innovation und Aufgeschlossenheit gegenüber Investoren und Unternehmen sowie die starke Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit des Landes, wie immer wieder durch vordere Plätze in internationalen Rankings unter Beweis gestellt

• Know-how und internationale Kompetenzen

• Eine hohe Lebens- und Arbeitsqualität. Diese sogenannte Work-Life-Balance wird auch von Expatriates und ihren Familien sehr geschätzt

Was ist das Besondere an Luxemburg?

Luxemburgs Blick war schon immer auf das Ausland gerichtet. Einen zu schützenden Heimatmarkt gibt es nicht, deshalb setzen wir auf Synergien für internationales Wachstum.

Dank seiner überschaubaren Größe ist Luxemburg sehr reaktionsfähig. Die Luxemburger Regierung versteht sich als ein agiler Partner. Wir sind stolz, sagen zu können, dass Luxemburg ein offenes, wirtschaftsfreundliches Umfeld bietet, in dem Unternehmen tatkräftige Unterstützung bekommen und sich erfolgreich entwickeln können.

Was sind die Vorteile und Stärken Luxemburgs, nachdem die Steuervorteile durch die Transparenz-Initiativen verschwanden?

Steuervorteile sind weder die Basis unserer Wirtschaft, noch sind sie dazu gedacht, Unternehmen nach Luxemburg zu bringen. Die Entscheidung, sich mit einem Firmenhauptsitz in einem Land niederzulassen, beruht auf mehreren Faktoren. Das Steuersystem spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle. Luxemburg bietet viele Vorteile für Firmen.

Luxemburg hat eine lange Tradition politischer Stabilität und wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit. Das Land verfügt über eine hohe Kompetenz in vielen Industrie- und Wirtschaftsbereichen, wie Stahl, Polymere, Verbundwerkstoffe, Fertigung von Automobilteilen, Logistik, digitale Dienste, Satellitenindustrie und Medienproduktion. Darüber hinaus zeichnet sich unsere Finanzbranche durch ihr breites Tätigkeitsfeld

aus: vom traditionellen Bankgeschäft über Anlagefonds und Versicherungen bis hin zur Notierung von Wertpapieren.

Investoren, die sich für Luxemburg als Standort entscheiden, haben damit einen starken und zuverlässigen Partner für internationales Wachstum.

Können Sie uns hierzu einige Beispiele nennen?

Die Produktpalette in Luxemburg umfasst nahezu alle Bereiche, von Sensoren in Laufschuhen bis zu den Reifen für die Limousine des US-Präsidenten.

Materialien Luxemburger Herkunft sind innovativ und zukunftsträchtig sowie qualitativ sehr hochwertig. So verfügt in Luxemburg hergestellter, leichtgewichtiger Stahl über die höchste Qualität weltweit und wird bei Großprojekten verwendet. Durch die Verwendung von ArcelorMittals hochfestem Histar®-Stahl anstelle von herkömmlichem Stahl verringert sich das Gewicht von Stahlsäulen um 32% und das von Trägern um 19%. Durch die leichteren Materialien wird die Emission des Treibhausgases CO2 während der Produktion um 30% gesenkt.

Besonders wichtig für den Logistiksektor und die Pharmabranche sind die kurzen Distanzen zwischen Flughafen und Lagerstätten. Als interkontinentaler Hub für hochwertige Logistikdienstleistungen hilft das Großherzogtum beim Versand von Sondergütern und beim sicheren Handel zu geringstmöglichen Risiken. Luxemburg hat den ersten Flughafen, der eine vollständige GDP-Zertifizierung, d. h. ein Qualitätssystem für Lager und Vertriebszentren für Pharmaprodukte, nach den Richtlinien der WHO und der EU besitzt.

Das Gleiche gilt für Produkte von Dupont im Bereich Logistik. DuPont™ Tyvek® ist ein besonderer Vliesstoff, der sehr gut schützt. Tyvek® Air Cargo Covers wirkt dem Verderb empfindlicher Waren entgegen, indem es vor Umgebungseinflüssen schützt, plötzliche Temperaturschwankungen dämpft und überschüssige Feuchtigkeit entweichen lässt.Dank der zahlreichen Forschungs- und Entwicklungs-einrichtungen in Luxemburg können derartige Produkte vor Ort entwickelt werden.

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Die Notierung der Volkswagen Dim Sum Bonds an der Luxemburger Börse. Als der deutsche Volkswagen-Konzern für seine Geschäftstätigkeiten in China Liquidität benötigte, wandte er sich dafür an Luxemburg, wo es möglich ist, Dim Sum Bonds an der Börse zu notieren. Der erste kommerzielle Dim Sum Bond Europas wurde an der Luxemburger Börse notiert. Heute ist unsere Börse Marktführer in diesem Bereich mit einem Marktanteil von 43% außerhalb Asiens .

Interessant und überraschend aus der Automobilindustrie ist, dass die Mehrzahl der Hyundai-Kia-Fahrzeuge mit einem in Luxemburg entwickelten System zur Insassenklassifizierung (OC-System) für den amerikanischen Markt ausgerüstet ist. Bei genauer Analyse stellt man fest, dass nahezu alle Fahrzeuge weltweit mit Bauteilen aus Luxemburg ausgestattet sind. Auch die Finanztechnologie (FinTech) ist für Luxemburg eine Wachstumsbranche.

International führende FinTech-Unternehmen, KMU-Unternehmen und Existenzgründer aus dem FinTech-Bereich haben sich hier niedergelassen, um ihre Produkte international zu entwickeln und zu vermarkten. Zwei Drittel dieser FinTech-Unternehmen wurden innerhalb der letzten drei Jahre gegründet.

Welche Rückmeldungen haben Sie von Ihrer Zielgruppe bis jetzt bezüglich SurprisingLux bekommen?

Wir haben sehr positive Rückmeldungen erhalten. Unsere Kommunikation läuft zum großen Teil auch über soziale Medien. Wir haben einen virtuellen Kalender erstellt, über den wir wöchentlich den Inhalt der Broschüre Schritt für Schritt veröffentlichen. Über Social Media teilen wir täglich Neuigkeiten und interessante Fakten zu Luxemburg mit. Wir wollen zeigen, was Luxemburg zu bieten hat und warum wir auf unser Land stolz sind.

Wollen Sie damit eine besondere Zielgruppe erreichen?

Unsere Kommunikation zielt auf ein internationales Publikum ab. Wir beziehen Informationen mit ein, die auch für China, Asien, den Mittleren Osten und Lateinamerika von Interesse sind, um uns nicht nur auf den „klassischen“ europäischen Markt zu beschränken. Alle unsere Berichte und Beispiele sind weltweit von Interesse.

Aus diesem Grund haben auch die weltweiten Botschaften sowie die LTIOs (Luxembourg Trade and Investment Offices) Zugriff auf unsere Informationen und veröffentlichen diese ihrerseits über die Social Media-Kanäle.

Und aus dem europäischen Publikum, was ist für Ihre deutschsprachige Zielgruppe wichtig?

Es gibt sehr enge Verbindungen zwischen Luxemburg und Deutschland, auch aus wirtschaftlicher Sicht. Luxemburg ist in der EU der perfekte Onshore-Hub für Bankgeschäfte, Vermögensverwaltung, Anlagenfonds, Private Equity und Versicherungen. 26 der in Luxemburg ansässigen Banken sind deutscher Herkunft. Deutschland ist in der Europäischen Union hinsichtlich seiner Wirtschaftskraft eines der führenden Länder, ist aber auch bei Geschäftstätigkeiten in China und anderen Ländern der Welt ganz vorne mit dabei. Schließlich findet Deutschland als starke Wirtschaftsmacht in der Europäischen Union in Luxemburg einen guten Partner. Luxemburg bietet Dienstleistungen und Lösungen für deutsche Firmen, die international und außerhalb Europas tätig sind und aktiv werden wollen. Deutsche und internationale Unternehmen aus der Automobilindustrie finden in Luxemburg eine ganze Reihe von Automobilzulieferern. Die Tatsache, dass nahezu alle Luxemburger fließend Englisch, Deutsch und Französisch sprechen, schafft nicht nur eine kulturelle Nähe zu Deutschland, sondern fungiert auch als Brücke für ausländische Unternehmen, die mit Deutschland in Kontakt treten wollen.

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Der deutschsprachige Markt in Luxemburg - Nachgefragt Aus ganzheitlicher Perspektive 13

Marktbereicheim Fokus

Banken Seite 14

Investmentfonds Seite 20

Technologie, Medien & Telekommunikation Seite 66

Biowissenschaften & Gesundheitswesen Seite 58

Financial Sector Professionals (PSF) Seite 30

Private Equity & Real Estate Seite 36

Versicherungen Seite 38

Handel & Industrie Seite 50

Öffentlicher Sektor/ Europäische Institutionen Seite 46

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BankenFakten

Zum 30. September 2015 waren in Luxemburg 143 Banken aus 27 verschiedenen Ländern registriert. Hiervon kommen insgesamt 26 aus Deutschland; damit sind die deutschen Banken auf dem Luxemburger Bankenmarkt mit Abstand am zahlreichsten vertreten.

Hinter Frankreich mit 15 Banken belegt die Schweiz mit insgesamt 12 Banken den dritten Rang. Banken sind mit verschiedenen Geschäftsmodellen in den Bereichen Vermögensverwaltung, Privatkunden und Investmentfonds/Depotbankgeschäft, internationales Kreditgeschäft und Treasury präsent. Insgesamt beschäftigt der Bankensektor derzeit (Stand: September 2015) mehr als 25.823 Mitarbeiter. Im Vergleich zu 2014 ist ein Rückgang in der Beschäftigungszahl zu verzeichnen, was einerseits auf die Restrukturierung und Konsolidierung im Bankensektor und anderseits auf die Tätigkeitsverlagerung zum Fondsmanagement und PFS-Bereich zurückzuführen ist. Innerhalb des Bankensektors steckt auch sehr viel Entwicklungspotential im Depotbanken- und Fondsadministrationsgeschäft, insbesondere durch die Einführung der Richtlinie über die Verwalter alternativer Investmentfonds AIFMD.

Seit der Euro-Einführung ist die Europäische Bankenunion das ambitionierteste Integrationsprojekt der EU. Sie repräsentiert eine grundlegende Umbildung der Finanzmarktaufsicht und ist eine wichtige Ergänzung der Währungsunion. Schließlich wird dieses Projekt erhebliche Auswirkungen auf die europäische Integration und die Struktur des Bankensektors haben.In diesem Zusammenhang soll die neue zentrale Bankenaufsicht, der sogenannte Single Supervisory

Mechanism (SSM), der von der Europäischen Zentralbank (EZB) mit Sitz in Frankfurt geleitet wird, einer der Hauptakteure bei der Umgestaltung der Finanzdienstleistungsbranche in Europa werden. Dies ist mit erheblichen Auswirkungen und regulatorischen Veränderungen auch für Banken außerhalb der Eurozone verbunden und wird deren Geschäftsmodelle und -strategien beeinflussen.

Um wirksam auf die daraus resultierenden Bedürfnisse und Anforderungen der Bankinstitute einzugehen, hat Deloitte das Banking Union Centre in Frankfurt eröffnet.

Mit Blick auf die Bankenunion soll das Deloitte Banking Union Centre folgende Funktionen erfüllen:

• Identifikation der Herausforderungen für Banken im Geltungsbereich des SSM

• Kanalisierung von Deloitte Kernkompetenzen in einer zentralen Anlaufstelle und grenzüberschreitende Begleitung und Unterstützung der Banken

• Deloitte Fachleute stehen obersten Entscheidungsträgern von Banken bei wichtigen Fragen zum SSM zur Seite

Für diese ständige Vertretung hat Deloitte ein multidisziplinäres Team leitender und erfahrener Fachleute aus seinen Finanzdienstleistungs-niederlassungen in ganz Europa zusammengestellt, darunter Experten aus Österreich, Belgien, Frankreich, Deutschland, Italien, Luxemburg, den Niederlanden, Spanien und Großbritannien.

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Der deutschsprachige Markt in Luxemburg - Nachgefragt Aus ganzheitlicher Perspektive 15

26Deutschland

1Zypern, Dänemark, Griechenland, Irland, Lettland, Türkei, Liechtenstein 2

Andorra, Kanada, Norwegen, Portugal, Russland

3Spanien, Niederlande,

Israel, Qatar 15 Frankreich

12 Schweiz

7Schweden

6USA 10

Italien, China8 Großbritannien

5Luxemburg, Belgien,

Japan, Brasilien

Banken in Luxemburg

(Stand 31.09.2015)

21%Luxemburg

18%Nicht-EU Länder

18% Deutschland, Belgien,Frankreich

22%Sonstige EU Länder

Herkunftsland von Private

Banking Kunden in Luxemburg

26Deutschland

1Zypern, Dänemark, Griechenland, Irland, Lettland, Türkei, Liechtenstein 2

Andorra, Kanada, Norwegen, Portugal, Russland

3Spanien, Niederlande,

Israel, Qatar 15 Frankreich

12 Schweiz

7Schweden

6USA 10

Italien, China8 Großbritannien

5Luxemburg, Belgien,

Japan, Brasilien

Banken in Luxemburg

(Stand 31.09.2015)

21%Luxemburg

18%Nicht-EU Länder

18% Deutschland, Belgien,Frankreich

22%Sonstige EU Länder

Herkunftsland von Private

Banking Kunden in Luxemburg

Quelle: CSSF, ABBL

Quelle: CSSF, ABBL

Trends

• Strukturelle Reform im Bankensektor

• Neue Institutionen in Aktion

• Daten & regulatorisches Reporting

• Vertrieb in einem multikulturellen Umfeld

• Wettbewerb und Innovation

• Stresstests und Risikomanagement

• „Capital Markets Union“

• Mix der Geschäftsmodelle in einer Welt mit multiplen Einschränkungen

• Solvency II und Versicherungskapital

• Die Interaktion von Makrostrukturen verschiedener Länder

• Internationalisierung und Spezialisierung des Bankensektors

• Internationalisierung des Kundenstamms, mit vor allem verstärkter Öffnung für den asiatischen Markt

• Digitalisierung und Fintech

• Zertifizierung der Kundenberater

• Kurzlebigkeit der Finanzprodukte Herausforderungen

• Nischenfindung (z.B. Sukuk-Staatsanleihen)

• Diversifizierung der Finanzquellen

• ICT Synergien mit dem Bankensektor

• Reputation

• Digitalisierung

• Anspruch des durch Selbstlektüre sehr gut informierten Kunden

• Steigende Anzahl an Regulationen

• Fintech

• Virtuelle Währungen

• „Blockchain“

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Wie sieht Ihrer Meinung nach der Luxemburger Bankenplatz in Zukunft aus?

„Der Markt wird nicht nur breiter, sondern auch tiefer.“

Der Luxemburger Bankenplatz hat in den letzten Jahren viele Veränderungen erfolgreich gemeistert. Er ist gut aufgestellt und besitzt die nötige Anpassungsfähigkeit, um sich auch in Zukunft weiteren Herausforderungen zu stellen. Diese sind unterschiedlicher Natur.

Der europäische Bankenmarkt wird sich in den nächsten Jahren weiter wandeln. Es wird im Zuge der Konsolidierung zu einer Abnahme der Anzahl europäischer Institute in Luxemburg kommen. Gleichzeitig wird sich der Trend einer Zunahme der Anzahl von Nicht-EU-Anbietern in Luxemburg fortsetzen. Das gilt für Banken, aber auch für Fondsgesellschaften, Versicherer und Rückversicherer. Wir werden zunehmend Präsenzen aus Asien, insbesondere China, dem mittleren Osten und Lateinamerika verzeichnen. Dadurch wird unser Bankenplatz noch internationaler und spezialisierter bei gleichzeitigem Ausbau des Dienstleistungsangebots. Der regulatorische Druck wird weiterhin stark zu spüren sein; Investitionen in Umsetzung bzw. Anpassungen folglich auch. Die Geschäftsmodelle müssen demnach stetig angepasst werden, genauso wie das Know-how der Mitarbeiter. Auch im aufsichtsrechtlichen Bereich werden die zentralisierte Aufsicht, die gemeinsame Einlagensicherung sowie der neue europäische Abwicklungsmechanismus Veränderungen mit sich bringen.

Neuerungen gibt es auch bei den Kunden. Hat sich das Kundenprofil im Private Banking Bereich vom Affluent Client hin zum (Ultra) High Net Worth Individual gewandelt, handelt es sich beim jetzigen Wandel um einen, der besonders von den neueren Generationen vorangetrieben wird. Die Generationen X, Y und Z verlagern Finanzdienstleistungskonsum und Geschäftstransaktionen immer mehr ins mobile Internet. Heutzutage sind Bankangebote in Form von Apps abrufbar, über die der Kunde sämtliche Informationen international, zeitlich unbegrenzt und bequem abrufen und Transaktionen tätigen kann. So ist die Verwaltung seines Portfolios in jeder Zeitzone völlig unproblematisch. Der Kunde kann auf Distanz in

Interview mit Serge de Cillia Chief Executive Officer,Luxemburger Bankenvereinigung ABBL

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kürzester Zeit Entscheidungen treffen. Er ist wesentlich informierter als früher und erfährt durch den ständigen Informationsfluss unverzüglich von wichtigen Entscheidungen, die auf internationalen Finanzplätzen getroffen werden.

Der Kunde ist auch anspruchsvoller, und die Banken müssen darauf reagieren. Der Kunde erwartet umfassende Beratung, die über klassische Bankprodukte hinausgeht. Verlangt wird zusätzlich Beratung in Bereichen wie z. B. Real Estate, Erbfolge von Privatleuten sowie Unternehmern und Investitionen im Bereich der Kunst. Dadurch wird der Markt nicht nur breiter, sondern auch tiefer. Diese Entwicklung hat einen erheblichen Einfluss auf die Kundenbetreuung und folglich auf die Geschäftsmodelle.

Entscheidend ist, dass die in Jahrzehnten gesammelte Expertise durch kontinuierliche Aus- und Weiterbildung der Angestellten ausgebaut wird. Der Trend geht dahin, auf höhere Ansprüche der Kunden durch Zertifizierung der Mitarbeiter zu reagieren. Die Mitarbeiter müssen demnach permanent geschult werden. Zertifizierungen gibt es bereits auf verschiedenen Finanzplätzen wie Hongkong, Singapur, London und der Schweiz. Die Anzahl der somit qualifizierteren Banken wird in Zukunft ausschlaggebend für die Qualität eines Finanzplatzes sein.

Welches sind die Anziehungspunkte für Banken, die sich in Luxemburg niederlassen wollen, in Zeiten, in denen die Überwachung (SSM) streng ist?

Der Erfolg unseres Banken- und Finanzplatzes hätte sich ohne seine effizienten regulatorischen Rahmenbedingungen, die strikte Bankenführung und -kontrolle sowie den hohen Investorenschutz nicht nicht eingestellt.

Luxemburg ist stolz darauf, ein strenges regulatorisches System zu haben, das Wachstum und Innovation fördert und bei Auftauchen von Fehlverhalten schnell reagiert.

Als Gründungsmitglied der Europäischen Union wendet Luxemburg den rechtlichen EU-Rahmen an. Seit Beginn der Bankenunion und mit der Einführung des Einheitlichen Regelwerkes und des Einheitlichen Aufsichtsmechanismus gibt es innerhalb der

europäischen Richtlinien wesentlich weniger Spielraum als in der Vergangenheit, in der die sogenannten National Discretions noch eine Rolle spielten. Dabei setzten die Gesetze 80% der Richtlinien um. Mit etwa 20% konnte frei umgegangen werden. Dadurch, dass wir mittlerweile mit weniger Richtlinien, aber mit mehr Verordnungen konfrontiert werden, kommt es nicht mehr zu National Discretions oder nationalen Alleingängen. Daraus ergibt sich für den Luxemburger Bankenplatz aber kein Nachteil, da wir in den letzten Jahrzenten zahlreiche Kompetenzen entwickelt haben.Anders ausgedrückt, Luxemburgs Erfolgsgeheimnis beruht heute nicht mehr auf Souveränitätsnischen, sondern auf Kompetenznischen. In einer Europäischen Union mit harmonisierten Regeln muss man sich über andere Leistungsmerkmale wie Qualität, Effizienz und Schnelligkeit hervorheben. Das Qualitätssiegel Triple-A ist z. B. von großer Bedeutung für Banken, die sich in Luxemburg niederlassen wollen.

Luxemburg sowie Deutschland gehören zu den wenigen Staaten, deren Anleihen bei allen großen Ratingagenturen den höchsten Qualitätsstandard genießen. Weltweit schaffen das nur eine Handvoll Länder; die USA, Frankreich und Großbritannien sind nicht mehr dabei. Das Qualitätssiegel sichert den Regierungen niedrige Zinsen für ihre Anleihen, weil das Ausfallrisiko als minimal eingeschätzt wird. Es spricht für gesunde Staatsfinanzen und wirtschaftliche Stabilität. Luxemburg verfügt über ein „AAA“ mit stabilem Ausblick. Weitere positive Merkmale und für Banken wichtige Kriterien sind die politische Stabilität Luxemburgs, eine Regierung, die fest zum Finanzplatz steht, sowie eine effizient funktionierende öffentliche Verwaltung.

Aus diesen Gründen hat sich in Luxemburg in den letzten Jahrzehnten schrittweise ein Finanzplatz-Ökosystem etabliert, das sich aus Universal- und Spezialbanken, Versicherern, Finanzdienstleistern (PSF), spezialisierten Dienstleistern, Beratern, Wirtschaftsprüfern, großen Anwaltskanzleien, Wertpapierabwicklern, der sehr international aufgestellten Luxemburger Börse etc. zusammensetzt. Die Bankengruppen, die hier vertreten sind bzw. die sich hier niederlassen wollen, finden vor Ort die Expertise und die Voraussetzungen, die sie für ein international erfolgreiches Wirtschaften brauchen.

Banken

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Darüber hinaus kommen luxemburgische Markt-teilnehmer in den Genuss von Begleitprogrammen der Regierung Luxemburgs, die aktiv den eigenen Standort international weiterentwickelt, für ihn wirbt und ihn im Rahmen europäischer und internationaler Regeln unterstützt. Teil dieser Programme ist beispielsweise Luxembourg for Finance, die Agentur zur Förderung des Finanzplatzes. Über den Luxemburger Bankenverband ABBL werden die hiesigen Banken beim luxemburgischen Arbeit-geberverband (UEL) sowie in über 50 Gremien und Ausschüssen in Luxemburg repräsentiert. Somit sind die Interessen der Banken in den wichtigsten Entscheidungsorganen in Luxemburg und über die ABBL-Vertretung in Brüssel sowie die Europäische Bankenvereinigung (EBF) bei den wichtigsten europäischen Entscheidungsträgern vertreten.

Welchen Stellenwert werden Banken aus den deutschsprachigen Ländern haben?

Die deutschsprachigen Banken haben eine bedeutende Rolle bei der Entwicklung des Luxemburger Banken-platzes gespielt und werden es auch weiterhin tun. Seit einigen Jahren kommt es jedoch, bedingt durch den Markt und die Lage der jeweiligen Muttergesellschaften in Deutschland, zu einer Konsolidierung der deutschen Banken auf dem Luxemburger Finanzplatz. Grund dafür ist unter anderem auch die Verschlankung einer ganzen Reihe von deutschen Landesbanken im Anschluss an die Entscheidung der EU-Kommission in Bezug auf die Staatshilfen im Rahmen der Finanzkrise von 2008. Einige Häuser haben aus historischen Gründen eine doppelte Präsenz in Luxemburg. Das gleichzeitige Führen einer Niederlassung und einer Filiale resultiert jedoch zunehmend in einem hohen Kostendruck. Dazu kommt seit 2009 die Steuertransparenz, aufgrund derer das Privatkundengeschäft nun auch öfter in einer Niederlassung angeboten wird.

Es gibt eine Reihe deutscher Häuser, die noch nicht auf dem luxemburgischen Finanzplatz vertreten sind, vor allem Privatbanken. Wegen des zunehmenden Trends zur internationalen Kundschaft dürfte bei ihnen das Interesse für Luxemburg als Standort wachsen. Sie haben in der Regel seit Generationen einen deutschen Kundenstamm,

der zunehmend internationaler wird. Da liegt es natürlich nahe, sich zu fragen, wo man noch vertreten sein sollte, um diesen internationalen Bedarf abzudecken. Luxemburg mit seinen kompetenten deutschsprachigen Mitarbeitern und seiner geographischen Lage ist dazu optimal positioniert. Einige deutsche Banken in Luxemburg haben deshalb auch schon angekündigt, ihr Geschäft in Luxemburg ausbauen zu wollen.

Viele Schweizer Banken sagen über Luxemburg, es sei das Tor zu Europa, und haben angekündigt, ihre Präsenz in Luxemburg zu verstärken. Wir haben nach dem helvetischen Referendum im Februar 2014 vermehrt Nachfragen von Investoren aus der Schweiz, die Interesse haben, nach Luxemburg zu expandieren. Dieser Trend hat sich seit den Wahlen Ende Oktober 2015 nochmals verstärkt.

Wir arbeiten kontinuierlich daran, Luxemburg noch attraktiver zu machen. Zurzeit beschäftigen wir uns mit zusätzlichen Punkten, wie z. B. der Vereinfachung der Outsourcing-Möglichkeiten. Eine Bank in Luxemburg ist oft sehr stark daran interessiert, IT und Organisations-Outsourcing bei der Muttergesellschaft zu betreiben. Nach den heutigen Regeln ist das nicht immer möglich oder aufgrund der Notwendigkeit der verschlüsselten Datenübermittlung an den Hauptsitz sehr aufwendig. Wir arbeiten dabei mit dem Finanzministerium und mit der Bankenaufsicht an Lösungen, um die Datenübermittlung ins Ausland zu vereinfachen. Das wäre zukünftig ein weiterer Vorteil Luxemburgs gegenüber anderen Finanzplätzen, den auch die Banken vor Ort zwecks Reduzierung der Kostenstruktur nutzen könnten.

Welches sind die wichtigsten Neuerungen am Luxemburger Bankenplatz? Welchen Einfluss hat „Fintech“ bzw. haben „Fintech-Unternehmen“?

Wie eben schon angedeutet, kann sich ein Finanzplatz langfristig nur weiterentwickeln, wenn Innovation konsequent gefördert wird und man Neuerungen gegenüber aufgeschlossen bleibt. Der Luxemburger Bankenplatz lebt seit jeher von seiner Aufgeschlossenheit und Innovationsfähigkeit. In den 60er Jahren haben wir den Euromarkt mit aus der Taufe gehoben. In den 70er Jahren haben wir die erste islamische Finanzinstitution

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Der deutschsprachige Markt in Luxemburg - Nachgefragt Aus ganzheitlicher Perspektive 19

im Westen sowie die erste im Ausland operierende Bank Chinas willkommen geheißen. Mit der Gründung von Cedel International wurde der Grundstein für Clearstream International gelegt, heute einer der größten weltweit tätigen Anbieter von Wertpapierdiensten. In den 80er Jahren haben wir das Private Banking aufgebaut und Europas Investmentfondsindustrie revolutioniert. In den 90ern hat Luxemburg ein modernes und zukunftsorientiertes Regelwerk für den gesamten Finanzplatz eingerichtet. Nach der Jahrtausendwende haben wir Islamic Finance, Philanthropie, Mikrofinanz, private Pensionsfonds und andere vielversprechende Neuerungen wie alternative Investmentfonds oder das Renminbi-Depot- und Kreditgeschäft auf den Weg gebracht. Die Luxemburger Börse hat 2002 als erster Markt in Europa einen Sukuk und 2011 einen Dim Sum Bond gelistet. 2012 waren wir eines der ersten Länder, das die Family-Office-Industrie reguliert hat. 2013 waren wir bei der Umsetzung der Alternative Investment Fund Managers Directive (AIFMD) ganz vorne mit dabei. 2014 hat die CSSF als erste europäische Aufsichtsbehörde eine Position zu virtuellen Währungsoperatoren bezogen und 2015 als erste eine Virtual Currencies Operator-Lizenz an eine Payment Institution vergeben.

Die Regierung Luxemburgs hat sich zum Ziel gesetzt, Digital Leader in Europa zu werden. Die Finanzplatzakteure werden dieses Ziel mit umsetzen, daher Innovationen fördern und eine Führungsposition im Bereich der digitalen Finanzleistungen anstreben. Schon heute gibt es eine große Anzahl von „Fintech“-Anbietern, deren kreative Innovationen von den Banken aufgegriffen und gefördert werden. In dieser Hinsicht ist es sinnvoll, sich mit diesen, der aufsichtsbehördlichen Kontrolle noch nicht unterliegenden Anbietern zusammenzuschließen, um gemeinsam Lösungen – sei es für den Back-Office- oder Front-Office-Bereich – zu finden und von ihnen zu profitieren.

Im Zuge der Digitalisierung wird die Gewährleistung vertraulicher Datenübertragung und -speicherung eine immer größere Rolle spielen. Auch hier ist Luxemburg weltweit mitführend. Wir haben insgesamt 23 Datenzentren, wovon acht mit dem besten Rating Tier 4 ausgezeichnet sind. In Luxemburg werden Daten sicher abgelegt, sei es als aktives Datacenter oder als Back-up.

Es ist äußerst interessant, diesen internationalen Zugriff auf in Luxemburg abgelegte Daten aufzubauen. Sehr von Vorteil sind dabei die hochmodernen Datennetze Luxemburgs, die im internationalen Vergleich von höchster Qualität sind.

Vor drei Jahren hat die CSSF das Rundschreiben 12/552 herausgegeben. Hatte dieses Rundschreiben Auswirkungen auf die interne Governance der Banken, oder war es lediglich eine Compliance-Übung zur Überprüfung, ob die Vorschriften eingehalten wurden?

Ein großer Teil der Vorschriften wurde bereits dank intern bestehender Richtlinien eingehalten. Andere wurden im Anschluss an die Implementierung der Capital Requirements Directive (CRD) umgesetzt. Aufgrund der unterschiedlich schnellen Implementierung der Richtlinien in Europa im Vergleich zu den USA spielt das Thema Level Playing Field natürlich eine große Rolle. Da die Anpassung in Europa schneller vonstattengeht, entsteht ein Nachteil für die europäischen Marktteilnehmer.

Durch den sehr hohen Regulierungsaufwand werden die Banken mit immer höheren Compliance-Kosten konfrontiert. Unseren Kenntnissen zufolge wurden von den Luxemburger Banken allein im Jahr 2013 382 Millionen Euro investiert, um die verschiedenen Regulierungen umzusetzen. Das entspricht 1% des luxemburgischen BIPs und 3,6% des Bankennettoeinkommens. Im Durchschnitt sind 41% der jährlichen Investitionen einer Bank regulierungsbezogen. Allgemein haben sich die regulatorischen Kosten in den letzten vier Jahren jährlich um 20% erhöht. Allein 9% der Bankmitarbeiter arbeiten heute ausschließlich im Compliance-Bereich. Die sechs teuersten regulatorischen Maßnahmen betreffen FATCA, EMIR, CRD IV, AIFMD, SEPA und das CSSF-Rundschreiben 12/552.

Die EU-Kommission wäre gut beraten, jeweils eine Kosten-Nutzen-Analyse der Non-Compliance-Kosten im Verhältnis zu den Kosten der Investitionen in Compliance-Aktivitäten durchzuführen.

Banken

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InvestmentfondsFakten

Luxemburg hat sich im Laufe der Jahre europaweit zum größten und weltweit zum zweitgrößten Fondsstandort nach den USA entwickelt. Das Vermögen unter Verwaltung belief sich im September 2015 auf 3,36 Billionen Euro und verzeichnete so seit Beginn des Jahres 2015 einen Anstieg von 8,78%.

Gemessen am Anteil des insgesamt verwalteten Nettofondsvermögens liegen deutsche Promotoren mit 14,9% bei der Auflage von Fonds in Luxemburg hinter den USA (21,4%) und Großbritannien (16,6%) auf dem dritten Platz. Die Schweiz belegt Rang 4 mit 14,1%. Die Zulassung und Überwachung der Fonds und der Verwaltungsgesellschaften erfolgt durch die luxemburgische Finanzmarktaufsicht CSSF. Als weiteres Standbein der Luxemburger Fondsindustrie sollen sich nachhaltige Investmentfonds entwickeln, wobei ‚soziale Kriterien‘ im Vordergrund der Investmententscheidungen stehen.

Das neue ESG-Label wird Investmentfonds verliehen, die die von LuxFLAG definierten Nachhaltigkeitskriterien bezüglich Umwelt (Environment), Sozialem (Social) und Unternehmensführung (Governance) erfüllen. Bewerben können sich um das neue Label OGAW- und AIFMD-Fonds, die ihren Sitz in einem europäischen Land oder einem Land mit vergleichbarer Rechtsordnung haben.

Trends

• AIFMD – harmonisierter Rahmen für Alternative Investment Fonds Manager

• European Social Entrepreneurship Funds

• Erschließung neuer Märkte für Luxemburger Fonds (OGAW)

• Größere Flexibilität in der Strukturierung durch Modernisierung des rechtlichen Rahmens (z.B. Einführung Spezialkommanditgesellschaft ohne Rechtspersönlichkeit)

• Carried Interest – steuerliche Auswirkungen

• Nachhaltige Investmentfonds (RI – Responsible Investment Fonds)

• Investments in Real Assets

Herausforderungen

• Anti Money Laundering (AML)

• Key Information Documents for Packaged Retail and Insurance-based Investment Products (PRIIPs)

• Markets in Financial Instruments Directive and Regulations (MiFID II/MiFIR)

• UCITS V & CSSF Circular 14/587

• European Long Term Investment Funds (ELTIFs)

• Money Market Funds (MMFs)

• Effiziente Gestaltung der Beziehungen zwischen Investor, Transferstelle, Depotbank, Investment Manager und Verwaltungsgesellschaft, Auswirkung auf Geschäftsmodelle und Standortfragen

• Wahrnehmung von Pflichten und Governance in einem sich verändernden regulatorischen Umfeld

• Bewältigung von Kosten durch die Umsetzung von regulatorischen Anforderungen

• Auswirkungen von EMIR und Dodd Frank auf das Geschäftsmodell

• Vertriebsmodell und gesetzliche Anforderungen in den einzelnen Vertriebsländern (z.B. MiFID)

• Preisgestaltung der Dienstleistungen AIFMD - neue Chancen aber auch Herausforderungen

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Der deutschsprachige Markt in Luxemburg - Nachgefragt Aus ganzheitlicher Perspektive 21

Niederlande

2,2%75.059 Mio €

Andere

6,3%220.241 Mio €

Schweden

1,7%60.866 Mio €

United States

21,6%757.222 Mio €

Groß-britannien

16,7%585.451 Mio €

Deutschland

14,8%520.386 Mio €

Schweiz

14,1%494.969 Mio €

Italien

8,6%302.764 Mio €

Frankreich

7,6%268.612 Mio €

Belgien

4,3%152.109 Mio €

Luxemburg

2,2%75.714 Mio €

Internationaler Fondsstandort Luxemburg

Marktanteile der Fondsanbieter nach Herkunftsland,

gemessen am verwalteten Nettovermögen (%):

Quelle: Alfi, Stand 31. Oktober 2015

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Wie sehen Sie die Trends und Herausforderungen im Vergleich zum Vorjahr? Gibt es eine Veränderung oder eine besondere neue Herausforderung?

Der Fondsstandort Luxemburg hat sich über lange Jahre hinweg weiterentwickelt und kann heute auf eine ganze Reihe von Stärken bauen. Doch das Umfeld ändert sich rapide, und die Akteure des Fondszentrums werden immer anspruchsvoller. Ihren Ansprüchen zu genügen, ist eine echte Herausforderung: Dabei geht es in erster Linie darum, aufzuzeigen, dass die Fondsindustrie im besten Interesse der Anleger und der Wirtschaft arbeitet. Um seinen ‚Ambition 2020‘-Plan zu verwirklichen, hat sich ALFI fünf gleichermaßen wichtige Ziele gesteckt:

• Maßnahmen fördern, welche die Interessen der Anleger und Fondsindustrie in Einklang bringen

• Die zentrale Rolle der Investmentfonds in der Weltwirtschaft aufzeigen

• Den Investoren Zugang zu Anlagemöglichkeiten auf den Weltmärkten ermöglichen

• Gewährleisten, dass Luxemburg der bevorzugte Fondsstandort für Asset Manager bleibt

• Innovation, Forschung, Ausbildung und Talententwicklung fördern

Gab es in Bezug auf Governance in den letzten Jahren große Veränderungen? Wenn ja welche?

Wenn man sich die Ziele und Maßnahmen des ALFI Ambition Paper 2020 ansieht, wird einem bewusst, dass eindeutig ein Akzent auf höhere Standards vor allem auch im Bereich ‚Good Governance‘ gesetzt wird. Erfolgreich diese Ziele in Zusammenarbeit mit der Investmentfondsindustrie umzusetzen, beinhaltet unwiderruflich die Anwendung von Prinzipien wie ‚Good Governance‘.Es ist eine Tatsache, dass ALFI sich seit Jahren bemüht, in diesem Bereich ein Vorreiter zu sein, was nicht zuletzt untermauert wird durch die kontinuierlichen Anpassung des ALFI Code of Conduct, der von den Mitgliedern unserer ALFI Governance-Arbeitsgruppe bearbeitet wird.

Auch unsere zahlreichen weiteren Richtlinien, z. B. im Bereich Risk Management, tragen zum Verständnis von einer bestmöglichen, verantwortungsbewussten Unternehmensführung bei.

Interview mit Anouk Agnès Deputy Director General & Director Communications and Business Development,ALFI

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Der deutschsprachige Markt in Luxemburg - Nachgefragt Aus ganzheitlicher Perspektive 23

Welche Auswirkungen hat Digitalisierung im Fondsbereich auf Produkte und Vertrieb, insbesondere durch Fintech wie z. B. Robo-Advisors?

Die rasante Entwicklung der Kommunikations-technologien und das Heranwachsen der „digitalen Generation“ werden die Art und Weise, wie Investoren mit den Anbietern von Anlageprodukten und -dienstleistungen interagieren, fundamental verändern. Galt noch vor wenigen Jahren das Internet-Banking am heimischen PC fast als technologische Revolution, so ist heute das Bezahlen an der Ladenkasse mit Smartphones oder anderen mobilen Geräten vielerorts bereits gang und gäbe. Geldüberweisungen über mobile Geräte werden zunehmend gängige Praxis, genauso wie Geldanlegen und Investieren.

Der Trend, selbst Investitionen mehr und mehr über Internet bzw. Smartphones abzuwickeln, wird unter anderem auch von den Bemühungen verschiedener Regulierungsbehörden angetrieben, Provisionen beim Vertrieb von Finanzprodukten und in der Beratung transparent zu machen oder gar gänzlich zu verbieten. Dies verleitet bereits jetzt eine wachsende Zahl von Sparern dazu, Berater und Vermittler zu umgehen und direkt zu investieren. So hat eine Studie des Analysehauses Fundscape im Auftrag der ALFI gezeigt, dass in Großbritannien nach dem Inkrafttreten des Provisionsverbots besonders Kleinanleger wegen der für sie unverhältnismäßig hohen Beraterhonorare kaum noch Beratung in Anspruch nehmen.

Diese progressive Disintermediation reduziert Anlageprodukte und -beratung auf reine Konsumartikel, mit zum Teil weitreichenden Folgen für die Finanzindustrie. So haben einzelne Finanzinstitute bereits damit begonnen, die Anlageberatung für Retail-Kunden durch Robo Advisors durchführen zu lassen, Online-Werkzeuge, die dem Nutzer nach dem Ausfüllen eines kurzen Fragebogens im Handumdrehen das passende Anlageportfolio zusammenstellen, das der Kunde dann auch gleich mit wenigen Mausklicks online erwerben kann.

Mit der rasant wachsenden Digitalisierung der Anlageprozesse erhalten die Finanzinstitute gleichzeitig eine bisher nie gekannte Menge an Informationen über Vermögenssituation,

Risikobereitschaft, Anlagehorizont und Präferenzen ihrer Kunden. Damit eröffnen sich neue Möglichkeiten, Produkte an die spezifischen Vorlieben einzelner Kundengruppen anzupassen.

Doch wie in den meisten Wirtschaftsbereichen kommt das Thema Big Data auch in der Asset-Management-Industrie erst allmählich an. Die meisten Fondsanbieter haben noch keine konkreten Vorstellungen davon, wie sie aus den riesigen Datenmengen, die ihnen in Zukunft zur Verfügung stehen werden, den größten Nutzen ziehen können.Es wäre sehr verwunderlich, sollte hier nicht das eine oder andere der derzeit boomenden Fintech-Unternehmen sehr bald mit innovativen Lösungen aufwarten. Ebenso wie die Banken beobachtet deshalb auch die Fondsbranche derzeit die Fintech-Szene ganz genau. Gezielte Partnerschaften mit Fintechs können helfen, nicht den Anschluss an die technische Entwicklung zu verlieren.

Die bereits angesprochene Disintermediation stellt jedoch auch die technologieaffinen Anleger vor neue Herausforderungen.

Anders als an einem Bankschalter hat ein Anleger, der online investiert, Zugang zu einer schier endlosen Auswahl an Finanzprodukten. Wer sich zu seiner Orientierung dabei jedoch auf von Computern ausgewertete Fragebögen verlässt, muss selber schon ein Mindestmaß an Finanzwissen mitbringen, um die Tauglichkeit der angebotenen Lösungen einigermaßen angemessen einschätzen zu können.

Eine Studie des europäischen Fondsverbandes EFAMA belegt hingegen, dass in Sachen Finanzwissen europaweit ein enormer Nachholbedarf besteht. Die Asset Management-Branche ist deshalb gefordert, ihren Beitrag zu einer besseren Ausbildung der Anleger zu leisten. Nicht ausreichend informierte Kunden riskieren überzogene Erwartungen – Enttäuschungen sind damit vorprogrammiert. Damit würde das als so fortschrittlich angesehene Online-Investieren letztlich für die Branche kontraproduktiv. Die ALFI hat deshalb mit ihrer neuen Online-Plattform www.understandinginvesting.org einen ersten Schritt getan, den Sparern die Grundbegriffe und -konzepte der Geldanlage näherzubringen.

Investmentfonds

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Interview mit Maria Löwenbrück Geschäftsführender Verwaltungsrat,Union Investment Luxembourg S.A.

Welches sind derzeit die wichtigsten Entwicklungen am Fondsstandort Luxemburg aus Ihrer Sicht?

Luxemburg hat sich in den letzten Jahren zum größten Fondsstandort in Europa und zum zweitgrößten weltweit entwickelt. Der Schlüssel hierzu sind drei Faktoren: internationale Ausrichtung, Leistungsstärke und Stabilität.

Mit einer Summe von über 3,5 Billionen Euro Ende Oktober 2015 hat sich das Fondsvermögen in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt. In Luxemburg aufgelegte Fonds werden mittlerweile in über 70 Ländern weltweit vertrieben.

Als Tor zu Europa genießt Luxemburg international einen exzellenten Ruf. Obwohl der Schwerpunkt nach wie vor auf UCITS-Fonds liegt, bietet der Finanzsektor Lösungen für unterschiedliche Investorengruppen in unterschiedlichen Investments an.

Eine stetige Weiterentwicklung des Finanzplatzes Luxemburgs hat jedoch auch auf dem Gebiet der Corporate Governance stattgefunden. So wurden in den letzten Jahren neben gesetzlichen bzw. regulatorischen Anforderungen verschiedene selbstverpflichtende Corporate-Governance-Leitlinien für die Finanzbranche entwickelt, die den Standort nachhaltig stärken. Zu nennen wären hier zum Beispiel The Ten Principles of Corporate Governance of the Luxembourg Stock Exchange sowie der ALFI Code of Conduct for Luxembourg Investment Funds.

Darüber hinaus wurde von der Luxembourg Fund Labelling Agency (LuxFLAG), einer unabhängigen Klassifizierungsagentur mit Fokus auf den Bereich nachhaltiger Investments, ein ESG-Label für Investmentfonds konzipiert, die die von LuxFLAG definierten Nachhaltigkeitskriterien bezüglich Umwelt, Sozialem und Unternehmensführung erfüllen.

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Wie sieht für Sie eine gute Corporate Governance aus?

Unter Corporate Governance versteht man die Grundsätze für eine gute und transparente Unternehmensführung. Dabei handelt es sich um ein umfangreiches Konzept, das als Gesamtheit der Beziehungen zwischen einem Institut, seinem Verwaltungsrat, seiner zugelassenen Geschäftsführung, seinen Aktionären und anderen Interessengruppen beschrieben werden kann. Mit diesen Regeln soll sichergestellt werden, dass die Ziele des Unternehmens erreicht, die Ressourcen wirtschaftlich und effizient eingesetzt und die Risiken kontrolliert werden. Zudem soll das Vermögen von Unternehmen und Kunden gleichermaßen geschützt und sollen die internen Vorschriften und Verfahren stets eingehalten werden.

Neben den gesetzlichen bzw. regulatorischen Anforderungen existieren zur Orientierung verschiedene nationale und internationale Standards wie zum Beispiel die Principles for Responsible Investment (PRI) der Vereinten Nationen, bei denen es sich um eine freiwillige Selbstverpflichtung der teilnehmenden Investoren handelt.

Unternehmen, welche die an eine gute Unternehmensführung gestellten Anforderungen nicht als lästiges Pflichtenheft, sondern als Chance sehen, können ihren Wert langfristig steigern. Denn eine gute Unternehmensführung kann wesentlich dazu beitragen, Vermögensverluste und Skandale zu verhindern, die aus unzureichender Kontrolle resultieren. Grundsätzlich gilt, dass Unternehmensskandale nicht unabhängig von der Unternehmensführung betrachtet werden können.

Wichtiger als alle formalen Regeln ist für die Qualität der Unternehmensführung jedoch das konkrete Engagement aller Beteiligten. Corporate Governance muss vom Management vorgelebt werden und so zum festen Bestandteil einer Unternehmenskultur auf allen Ebenen werden. Bestandteil einer guten Corporate Governance ist zum Beispiel ein werteorientiertes Management. Die definierten Werte müssen –

ausgehend vom Management – im Unternehmen etabliert werden, und zwar dergestalt, dass eine regelmäßige Kontrolle und Weiterentwicklung erfolgen kann. Dabei ist es wichtig, dass das Management sich auch anhand der Einhaltung dieser Werte beurteilen lässt. So lässt sich neben einer guten Reputation am Markt und der Steigerung des Unternehmenswertes auch die Attraktivität als Arbeitgeber deutlich erhöhen.

Für wie wichtig halten Sie gute Corporate Governance?

Aus Sicht einer Luxemburger Kapitalverwaltungs-gesellschaft deutscher Provenienz, die als Treuhänder Anlagevermögen in bedeutendem Maße verwaltet, spielt eine gute Corporate Governance eine bedeutende Rolle. Ein nachhaltiges Wirtschaften ist – neben der Verantwortung im Rahmen der Finanzmarktaktivitäten – für die Gesellschaft elementarer Bestandteil eines effizienten Risikomanagements, aber auch eine ethische Verpflichtung.

Bei Union Investment bekennen wir uns zum verantwortlichen Investieren, nehmen unsere Rolle als aktiver Aktionär ernst und nutzen gezielt unsere Möglichkeiten. Wir nehmen Einfluss auf Unternehmen, in die wir investieren, damit soziale, ökologische und Corporate-Governance-Aspekte verstärkt berücksichtigt werden.

Asset Management heißt für uns, einen Beitrag zum Risikomanagement zu leisten. Unser Ziel ist dabei, die Unternehmensleitung für die Bedeutung nachhaltigen Wirtschaftens zu sensibilisieren und so Governance-Risiken zu reduzieren. Deshalb suchen wir kontinuierlich den Dialog mit der Führungsebene und ausgesuchten Spezialisten der Unternehmen, in die unsere Kunden investieren.

Wir führen jährlich mehr als 4.000 Gespräche mit Unternehmen und üben bei zahlreichen Hauptversammlungen unser Stimmrecht aus, sei es vor Ort, über Vollmachten oder über Proxy Voting.

Investmentfonds

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Auf Hauptversammlungen treten unsere Experten als Redner auf und sensibilisieren beispielsweise für Themen wie Corporate Governance, Auswirkungen von CO2-Emissionen auf die Umwelt, Chancen erneuerbarer Energien, Konsequenzen von Rüstungsbeteiligungen oder Kapitalmaßnahmen.

Wir engagieren uns in verschiedenen branchenweiten Initiativen und haben als einer der ersten deutschen Asset Manager die Principles for Responsible Investment (PRI) unterzeichnet. Auf diese Weise leisten wir unseren Beitrag, die Fondsbranche Schritt für Schritt nachhaltiger auszurichten und Unternehmenswerte langfristig zu steigern. Davon profitieren auch unsere privaten und institutionellen Anleger, deren Vermögen wir treuhänderisch verwalten.

Neben den Principles for Responsible Investment orientieren wir uns auch an nationalen Standards wie dem ALFI Code of Conduct for Luxembourg Investment Funds und den deutschen „BVI-Leitlinien zum verantwortlichen Investieren“.

Wir sind überzeugt davon, dass gut entwickelte Aufsichtsstrukturen die Corporate Governance in Unternehmen stärken. Der Anleger vertraut sein Geld nur dem an, der sein Unternehmen nach klaren und nachvollziehbaren Regeln führt.

Deshalb ist das Engagement der Fondsgesellschaften für eine bessere Corporate Governance alle Anstrengung wert, denn sie stärkt das Vertrauen in die Aktie als Anlageform und hat aus Sicht des Anlegers eine Schutzfunktion.

Welche großen Veränderungen gab es in Bezug auf Governance in den letzten Jahren?

Mit dem Deutschen Corporate Governance Kodex wurde bereits 2002 ein erstes Regelwerk für eine freiwillige Selbstverpflichtung geschaffen. In den darauffolgenden Jahren sind sowohl auf nationaler Ebene in Luxemburg wie auch auf internationaler Ebene diverse Gesetze und auch weitere Regelwerke gefolgt.

Im Zuge der weltweiten Umsetzung der Principles for Responsible Investment haben die sogenannten ESG-Kriterien in den letzten Jahren enorm an Bedeutung gewonnen. Im Einzelnen geht es dabei um ökologische Kriterien (Environment), soziale Kriterien (Social) und Aspekte einer verantwortungsvollen Unternehmensführung (Corporate Governance), die zusammen die drei Säulen des modernen Nachhaltigkeitsverständnisses bilden. Eine zentrale Säule ist dabei die Corporate Governance, denn gut geführte Unternehmen sind weniger anfällig für Ereignis-, Klage- und Reputationsrisiken und damit robuster und langfristig erfolgreicher.

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Der deutschsprachige Markt in Luxemburg - Nachgefragt Aus ganzheitlicher Perspektive 27

Interview mit Stephan Blohm GeschäftsführenderVerwaltungsrat, von Heydt Invest S.A.

Wie wichtig sind Fonds aus deutschsprachigen Ländern für den Luxemburger Standort?

Der Standort Luxemburg erfreut sich einer hohen Akzeptanz, die sich maßgeblich aus der professionellen Flexibilität der bestehenden Marktteilnehmer ergibt. Diese Flexibilität ist insbesondere durch die dezidierte Marktdurchdringung einzelner Servicedienstleister gekennzeichnet. Corporates (wie beispielsweise Versicherungskonzerne), semi-professionelle (beispielsweise Versorgungswerke) und Retail-Investoren, aber insbesondere auch Asset Manager und Vermögensverwalter, können auf ein breites Spektrum von Back-Office-Dienstleistungen zurückgreifen. Der Fondsstandort Luxemburg zeichnet sich dadurch aus, dass selbst vermeintlich kleinere Fonds ihre spezialisierten Anbieter finden. Ein hohes Angebot von Anbietern im Bereich von Depotbanken, Verwaltungsgesellschaften und Zentralverwaltungen ermöglicht darüber hinaus auch exotische Fonds- und Verbriefungsstrukturen.

Die in diesem Zusammenhang flexible und umsetzungsstarke Finanzmarktaufsicht sowie Gesetzgebung bieten ein lösungsorientiertes Umfeld – nicht nur im Fondsbereich, sondern insbesondere auch im Bereich der Verbriefungen und SPV-Administration, wie z. B. SOPARFI-Strukturen.

All diese Dienstleistungsangebote werden Hand in Hand mit einem Höchstmaß an Flexibilität der Anbieter angeboten. Dieser leistungsorientierte Ansatz der Anbieter wird insbesondere von den deutschsprachigen Marktteilnehmern geschätzt. Der Standort Luxemburg zeichnet sich durch einen stabilen Pool an qualifizierten, deutschsprachigen Mitarbeitern aus, die insbesondere von deutsch-sprachigen institutionellen Investoren anerkannt werden. Eine Vielzahl von lokalen und internationalen Mitarbeitern, wovon viele eine mehr als 20-jährige Erfahrung in dem Sektor vorweisen können, aber auch junge Talente runden das Bild entsprechend ab.

Luxemburg hat sich durch seine Flexibilität, Schnelligkeit und Professionalität als zweitgrößter Fondsstandort weltweit nachhaltig Akzeptanz verschafft und entsprechend etabliert.

Investmentfonds

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Wird es in Zukunft noch mehr Fonds mit deutschsprachiger Herkunft geben?Welches sind die wichtigsten Entwicklungen am Fondsstandort Luxemburg?

Die Herausforderungen des Finanzplatzes der letzten Jahre hat Luxemburg hervorragend gemeistert. Dennoch wird sich der Finanzplatz auf eine weitergehende Veränderung einstellen müssen.Die Demographie in den bisherigen Kernmärkten, insbesondere im deutschsprachigen Raum, sowie die anhaltende Zinsschwäche werden eine Umverteilung der bestehenden Asset-Strukturen hervorrufen.Es ist zu erwarten, dass sich das dynamische Wachstum deutlich verlangsamen wird und dass sich gewünschte Strukturen von einem wertpapierorientierten hin zu einem alternativen Ansatz verschieben werden. Insgesamt ist davon auszugehen, dass die verwalteten Vermögen durch das bisherige „Ansparen“ und das zu erwartende „Entsparen“ sinken werden. Des Weiteren sind bei alternativen Fondsvehikeln, die beispielsweise in Infrastruktur und regenerative Energien investieren, von volumenmäßig großen Fonds auszugehen, da nur hier eine entsprechende Risikodiversifikation sichergestellt werden kann.

Diese Entwicklungen, gepaart mit erhöhten aufsichtsrechtlichen Anforderungen, werden insbesondere die Leistungsfähigkeit und Kompetenz der kleinen und mittelgroßen deutschsprachigen Anbieter fordern und fördern. Die Kontinuität einer bedingungslosen Servicebereitschaft und einer fortwährenden Neuerfindung des eigenen Geschäftsmodells wird dem Luxemburger Standort für deutsche Dienstleistungsanbieter auch in Zukunft eine prosperierende Zukunft bereiten.

Wie sieht Corporate Governance heutzutage aus, und für wie wichtig halten Sie diese?

Der Finanzplatz Luxemburg hat im letzten Jahrzehnt eine dynamische Entwicklung vollzogen, in der auch Corporate Governance einen maßgeblichen Anteil eingenommen hat.

Der Wettbewerb an den europäischen Finanzplätzen nimmt stetig zu, die heimischen Mitbewerber stellen sich immer breiter auf, die aufsichtsrechtlichen Anforderungen sowie die Ansprüche an Qualität und Transparenz steigen kontinuierlich.

Die logische Schlussfolgerung ist daher, diese Herausforderungen anzunehmen, indem sich Unternehmen intern sicher und effizient aufstellen, ihre Risiken im Blick haben und somit eine ebenso hochwertige wie wirtschaftliche Unternehmensführung gewährleisten können.

Instrumente einer guten Unternehmensführung, auch Good Governance genannt, stellen hierbei eine angemessene und wirksame Überwachung des geschäftlichen Betriebs sicher und gewährleisten in der Folge Sicherheit und Stabilität für das Unternehmen, seinen Mitarbeitern und seinen Kunden bzw. Anlegern.

Investoren und Aufsichtsbehörden, aber auch das Unternehmensmanagement der unterschiedlichsten Dienstleister verlangen funktionierende interne Kontrollsysteme, geprüft von externen Wirtschafts-prüfern und dokumentiert durch anerkannte Kontrollberichte (wie bspw. ISAE 3402), zur Sicherstellung eines aufsichtsrechtskonformen Geschäftsbetriebes.

Regelmäßige Managementmeetings sowie Investorentreffen mit standardisierten Abläufen stellen sicher, dass Schwachstellen und Probleme frühzeitig erkannt werden und nachhaltig verbessert werden können.

Das Risikomanagement, die Compliance-Funktion sowie die interne Revision, unterstützt durch funktionierende interne Kontrollsysteme, spielen hierbei eine entscheidende Rolle für eine gute Unternehmensführung sowie zum Schutz der Investoren respektive Anleger und seiner Investitionen.

Zusammenfassend haben die oben genannten drei Kontrollsäulen die Aufgabe, das Management zu unterstützen und doloses sowie fehlerhaftes Handeln mittels stringenter Prüfungen und Überwachungen auszuschließen. Aufsichtsorgane, externe Prüfungsgesellschaften sowie die Kontrollorgane der Kunden unterstützen aktiv diesen Prozess.

Der aktuelle Standard in Luxemburg im Bereich Corporate Governance ist führend im internationalen Vergleich und veranlasst Investoren, Luxemburg als Hub für die Verwaltung ihrer Anlagen auszuwählen.

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Der deutschsprachige Markt in Luxemburg - Nachgefragt Aus ganzheitlicher Perspektive 29

Basierend auf den aktuellen Entwicklungen ist von einem Abschwung dieses positiven Trends nicht auszugehen.

Welchen Einfluss hat die „Digital-Culture“? Wie verändert die Digitalisierung den Arbeitsablauf?

Digitale Technologien, Dienstleistungen „on demand“, mobile Zahlungs- und sonstige Dienste sowie ein Datenaustausch, den man heute schon nicht mehr in Sekunden misst, haben nicht nur im privaten Bereich Einzug gehalten.

Die Digitalisierung verändert ebenso den geschäftlichen Bereich und hat entscheidenden Einfluss auf Märkte, Arbeitnehmer, Kunden und das gesellschaftliche Umfeld. Hierbei bietet Digitalisierung Chancen, birgt jedoch auch Risiken.

(Daten-)Wolken und soziale Medien zwingen Unternehmen, die bestehenden Strategien und Angebote kontinuierlich und grundlegend zu überdenken respektive weiterzudenken. Digitalisierung ist eine Bedrohung für traditionelle Geschäftsmodelle, allerdings ebenso ein Potentialträger. Denn die Digitalisierung ermöglicht Innovationen, die gute Wachstumschancen bieten.

Unternehmen, die sich kontinuierlich dem Wandel und den sich permanent verändernden Konsumentenwünschen stellen, haben in diesem sich rasch wandelnden Markt eine große Chance dort nachhaltig zu verbleiben und unabdingbar zu werden.

Im Bereich der Finanzwirtschaft sind diese und weitere Meilensteine sichtbar. Fintech und Blockchain sind nur wenige Beispiele von Entwicklungen, auf die sich nun auch die europäischen Aufsichtsbehörden konzentrieren und dessen Entwicklung maßgeblichen Einfluss auf bestehende Marktteilnehmer haben wird.

Neben den oben genannten Beispielen spielt die Thematik Social Media eine wichtige Rolle.

Interessenten und Kunden, wiederum nicht nur aus dem privaten Bereich, fordern eine schnelle, auf sozialen Medien basierte Kommunikation und Datenübermittlung, um Informationen, Erfahrungen oder Meinungen auszutauschen sowie Wissen anzusammeln.

Finanzdienstleister sind in naher Zukunft gefordert, das breite Spektrum an vorhandenen Medien auszunutzen. Hierzu zählen unter anderem Foren, Weblogs (bspw. Twitter) soziale Netzwerke (z. B. Facebook, XING, LinkedIn), Wikis, Auskunftsportale und Document-Sharing-Portale sowie Bewertungsportale.

Für Unternehmen stehen hierbei derzeit die klassischen Kommunikationsziele im Vordergrund, wie Image, Bekanntheit, Kundengewinnung und Kundenbindung.

Auch Unternehmen aus dem Finanzdienstleistungs-sektor beginnen damit, den direkten Dialog mit ihrer Zielgruppe zu suchen. Allerdings gilt es, die Chancen und die Risiken des öffentlich geführten Dialogs zu kennen. Wird der Dialog falsch angewandt, wird aus dem erhofften Erfolg schnell ein Misserfolg.

Eine allgemeingültige Vorgehensweise für den Umgang mit der Digitalisierung kann nicht vorgegeben werden, jedoch gilt, dass sich Unternehmen mit dem Thema befassen müssen.

Es ist wichtig herauszufinden, inwiefern die eigene Zielgruppe soziale Medien nutzt und ob die angebotenen Produkte oder Dienstleistungen in den sozialen Medien besprochen werden.

Investmentfonds

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Financial Sector Professionals (PSF)Fakten

In Luxemburg wird der Finanzsektor, neben den Kreditinstituten, von regulierten Gewerbetreibenden des Finanzsektors, kurz PSF, (PSF – franz. Professionnel du Secteur Financier) getragen. Diese werden durch das Gesetz vom 5. April 1993 reguliert und durch die Luxemburger Finanzmarktaufsicht CSSF zugelassen und überwacht. Dabei gibt es folgende drei PSF Kategorien:

1. Wertpapierunternehmen Unternehmen, die wiederholt gewerbsmäßig Wertpapierdienstleistungen für Dritte erbringen bzw. Anlagetätigkeiten ausüben. Dazu zählen beispielsweise Anlageberater und Vermögensverwalter

2. Spezialisierte PSF Sind im Finanzsektor tätige Gesellschaften, die jedoch keine Wertpapierdienstleistungen anbieten, wie zum Beispiel Zahl- und Registerstellen.

3. Support-PSF Erbringen unterstützende Dienstleistungen und sind hauptsächlich für Banken oder andere PSF tätig, für die sie als Subunternehmer operative Tätigkeiten ausführen. Dazu zählen insbesondere Kundenkommunikationsstellen und Betreiber von IT-Systemen des Finanzsektors.

Trends

Die Anzahl der PSF in Luxemburg, nach einem konstanten Anstieg von etwa 95 % zwischen 2004 und 2011, hat sich in den letzten Jahren stabilisiert: 315 PSF im Dezember 2014 im Vergleich zu 314 zum Jahresende 2013. Die spezialisierten PSF stellen dabei die größte Gruppe mit 39%, Wertpapierunternehmen 35% und die Support-PSF 26% der Gesellschaften. Obwohl der PSF-Sektor einen gewissen Grad an Reife erreicht hat, entwickelt er sich stetig weiter, insbesondere die Geschäftsgrundlage der Gesellschaften.

Das zeigt sich an den zuletzt eingeführten Lizenztypen, wie etwa die Family-Office-Lizenz, die bereits von beinahe 200 PSF erworben wurde, oder die Verwahrstellen-Lizenz, die sich vor allem vor dem Hintergrund des Gesetzes vom 12. Juli 2013 zu AIFM einer starken Nachfrage erfreut. Beide Lizenzen werden in den kommenden Jahren viel zum weiteren Erfolg der PSF in Luxemburg beitragen. Neben den neuen Lizenzen wird sich auch die Nachfrage nach den traditionellen PSF-Lizenzen weiter dynamisch entwickeln, dabei ist die absolute Anzahl der PSF auf einem stabilen Niveau; innerhalb des Sektors gibt es zahlreiche Liquidationen, aber auch in gleichem Umfang Neugründungen von PSF oder Umwandlungen bestehender Unternehmen in PSF.

Herausforderungen

• OECD-Paradigmenwechsel hin zu einem Fokus auf Steuertransparenz, was in vielen Fällen zu einer Überprüfung des Geschäftsmodells der PSF führt

• Wachsende Zahl regulatorischer Anforderungen: AIFMD/ FATCA/ BASEL III/CRD IV/MiFID II

• Vermögensverwaltung im Rahmen von Family Offices

• Steigender Wettbewerb bei gleichzeitig sinkenden Margen

• AIFMD - neue Chancen aber auch Herausforderungen: Neuer PSF Status für Verwahrstellen von Vermögenswerten, die keine Finanzinstrumente sind

• Fintech – Einführung neuer, digitaler Zahlungswege

Aufteilung der PSF in Luxemburg

Quelle: CSSF

2004

Support-PSFSpezialierte PSF

Wertpapierunternehmen

90

76

166

88

97

185

85

111

196

92

6855

215

100

90

67

257

110

102

74

286

109

113 118 124 126

79

301

88

322

116 109 107

85

318

81

314

2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013

123

111

81

315

2014

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Der deutschsprachige Markt in Luxemburg - Nachgefragt Aus ganzheitlicher Perspektive 31Der deutschsprachige Markt in Luxemburg - Nachgefragt Aus ganzheitlicher Perspektive 31

Interview mit Raoul Mulheims Co-Founder/ Chief Executive Officer,Digicash Payments

Was zeichnet Digicash als Finanzdienstleister aus, und worin liegen die Hauptaktivitäten?

Die Firma Digicash Payments S.A. wurde 2012 gegründet und wird laut PSD (Payment Services Directive) als Zahlungsinstitut bezeichnet.

Die Luxemburger Regierung hat vor einigen Jahren das Statut des Gewerbetreibenden des Finanzsektors (Professionnel du Secteur Financier – PSF) auf Unternehmen ausgeweitet, zu denen auch Betreiber von IT-Systemen und Kommunikationsnetzen des Finanzsektors gehören, die sogenannten „unterstützenden PSF“ (Support-PSF). Wir unterliegen zu 90% den gleichen Regularien und Kontrollen, können zudem aber Zahlungsdienste anbieten.

Bereits 2010 haben wir begonnen, über die Muttergesellschaft Mpulse S.A. unsere Plattform zu entwickeln. Wir kommen nicht aus dem Finanzsektor, sondern aus dem Bereich Telekommunikation, in dem wir Mobilfunkanbietern Zahlungsdienstleistungen anbieten.

Über Digicash ermöglichen wir nun das Zahlen per Smartphone. In Luxemburg bieten bereits vier große Banken (Banque et Caisse d’Epargne de l’Etat (BCEE), Post Luxembourg, Banque Internationale à Luxembourg (BIL) and BNP Paribas) ihren Kunden diese Zahlungsmethode an, die sowohl zum Bezahlen in Geschäften, im Internet als auch zum Begleichen von Rechnungen durch direkte Abbuchung vom Girokonto dient.

Ganz neu ist die Funktion „Digicash Transfer“, die einen schnellen und einfachen Geldtransfer von einem Konto zum anderen über die Telefonnummer des Empfängers ermöglicht. Sie wird nach und nach von unseren vier Partnerbanken umgesetzt.

Wer sind Ihre Kunden?

Unsere Zielgruppe sind in erster Linie Retail-Banken und Unternehmen. Der Endnutzer ist der Kunde der Bank. Die Basis für unsere Zahlungsdienstleistung ist Vertrauen. Daher bieten wir dem Endnutzer das Produkt über Banken an, die über mehrere Jahre hinweg als etablierte Institute das volle Vertrauen der Kunden genießen.

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Es hat sich herausgestellt, dass es Anbietern, die keine Partnerschaften mit Banken eingegangen sind, deutlich schwerer fiel, auf dem Markt Fuß zu fassen.

Bis jetzt gehören vier Luxemburger Banken zu unseren festen Kunden. Natürlich muss der Endkunde Digicash auch bei Händlern und Rechnungsstellern nutzen können. Die Luxemburger Versicherungsgesellschaften, Telekom- und Stromanbieter zählen zu unseren Kunden auf der „Merchant“-Seite. Vor kurzem hat Enovos angekündigt, zukünftig die Rechnungen aller Kunden mit dem Digicash QR-Code auszustatten, was einem Zuwachs von 1,2 Millionen Rechnungen entspricht.Insgesamt konnten wir bisher 80.000 Downloads der verschiedenen Digicash Apps verzeichnen, wobei die Nutzergruppe sehr stark diversifiziert ist. Der Altersdurchschnitt liegt bei 41 Jahren.

Wie gut wird Digicash von den Finanzinstituten in Luxemburg angenommen?

Banken verfügen neben dem erwähnten Vertrauen als etablierte Institution auch im Bereich Marketing durch bestehende Strukturen und die entsprechende finanzielle Kraft über einen gewissen Vorteil. Indem dem Endkunden das Produkt über die Bank angeboten wird, profitieren wir von dieser „Marketing-Power“. So ist Digicash mittlerweile dank der Finanzinstitute sehr gut auf dem Luxemburger Markt etabliert. Zu Beginn war es schwer, Banken von Digicash zu überzeugen, da das Produkt außerhalb ihrer „Komfortzone“ liegt. Die Banken müssen die Sicherheit und den Datenschutz bei Anwendung mobiler Endgeräte gewährleisten, die die Grundvoraussetzung für alle digitale Finanzprodukte sind, noch vor Aspekten wie Schnelligkeit, Bequemlichkeit oder der Verfügbarkeit rund um die Uhr.

Aber Digicash ist weit mehr als ein Zahlungssystem. Wir versuchen, die Banken über ein gemeinsames Produkt zusammenzubringen, da diese am Luxemburger Standort nicht den nötigen Skaleneffekt erzielen können, als dass jedes Finanzinstitut in der Lage wäre seine eigenen Lösungen anzubieten. Der Grundstein für diese Art von Digitalisierung wird so gemeinsam gelegt, wobei aber jede Bank ihr eigenes Produkt vermarktet.

Wie verändert die Digitalisierung den Zahlungsalltag Ihrer Kunden?

Fast alle Rechnungen, die von Versicherungs-gesellschaften ausgestellt werden sowie viele Rechnungen von Einrichtungen aus dem öffentlichen Sektor, sind bereits mit dem Digicash QR Code versehen und erleichtern somit die Begleichung. Sie können bequem und sicher von zu Hause aus bezahlt werden, indem durch das Einscannen des QR-Codes per Smartphone eine SEPA-Überweisung ausgelöst wird. Diese Zahlweise bietet die gleiche Sicherheit, ist schneller und schützt zudem vor Eingabefehlern. Auch die Bestätigung ist unmittelbar verfügbar. Wir arbeiten derzeit an einer Lösung für die programmierbare Abbuchung, die eine alternative Methode zur Autorisierung von Daueraufträgen darstellen wird.

Im öffentlichen Bereich und Versicherungssektor wurde Digicash zügiger und problemloser integriert als in den Verkaufsstellen. Die zu Beginn im Retailbereich in Zusammenarbeit mit dem Supermarkt Cora angewandte Technologie funktionierte einwandfrei, aber nicht reibungslos. Das Produkt kann nur Anhänger finden, wenn die Technik „frictionless“ ist, wie wir gerne sagen. Eine unkomplizierte, schnelle Vorgehensweise beim Bezahlen ist für unseren Erfolg die Voraussetzung. Das zu Anfang noch notwendige Einscannen des QR-Codes an der Kasse war zu schwerfällig.

Wir haben aus diesem Grund ein neues Produkt entwickelt, das wir „Digicash Beacon“ nennen. Der Begriff ist bereits von den Apple i-beacons bekannt. Diese sogenannte „Boje“ ersetzt den QR Code. Digicash Beacon-Terminals werden zurzeit in verschiedenen Verkaufsstellen in Luxemburg installiert. Auchan Luxemburg verfügt bereits über einen solchen Terminal an allen Kassen. Die Zahlung je nach Smartphone-Modell über Bluetooth Low Energy (BLE) oder NFC-Technologie ausgelöst. Es genügt, das Handy in der Nähe des Terminals zu platzieren und anschließend den Betrag mit einem vierstelligen Code zu bestätigen, um die SEPA-Überweisung auszulösen. Dank aktueller Entwicklungen dürfte auch bald das Bezahlen per Fingerabdruck über das Telefon möglich sein.

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Der deutschsprachige Markt in Luxemburg - Nachgefragt Aus ganzheitlicher Perspektive 33

Unser Ziel ist es, eine digitale ID zu schaffen, die eine direkte Verbindung zwischen Kunden und Kundenkonto erstellt. Das Potential dieses Ansatzes geht weit über die Digitalisierung der Zahlungsmethode hinaus. Banken und Einzelhändler sind an einem solchen Konzept stark interessiert, und wir arbeiten auch hier eng mit anderen Finanzdienstleistern zusammen, um diesen Weg zu ebnen.

Das Smartphone wird in absehbarer Zeit neben Bargeld und Karten ein weitgenutztes Zahlungsinstrument sein. Ein weiterer Vorteil der Zahlung per Digicash ist die Möglichkeit, Treuepunkte beim Händler zu sammeln, indem diverse Kundentreuekarten an die App gebunden werden. In Zukunft soll mit den gesammelten Bonuspunkten dann auch ein Teil der Rechnungen an der Kasse beglichen werden können.

Wie sehen Sie die Konkurrenz durch Google Wallet oder Apple Pay? Welche Rolle spielt Digicash dabei europaweit?

Apple Pay und Google Wallet sind Produkte, die momentan auf dem amerikanischen und britischen Markt eingeführt wurden. Die vermehrte Zusammenarbeit mit kontinentaleuropäischen Banken ist kurzfristig nicht unbedingt absehbar, da diese den Zugriff auf die Kredit- oder Debitkarten Ihrer Kunden autorisieren müssen, und auch einige Anpassungen der Infrastrukturen hierzu notwendig sind.

Apple Pay und Google Wallet werden sich sicher in Europa positionieren, aber auf eine andere Art und Weise als in den USA und Großbritannien. Ähnlich wie z.B. Kreditkarten stellt Apple Pay auch nur sehr bedingt eine Konkurrenz für Digicash dar, als reiner kontaktloser Auslöser von Zahlungen, wobei die fortschreitende Integration von Digicash mit Kundenbindungsprogrammen, der Einsatz im Bereich der Rechnungsstellung und die vollständige Virtualisierung mittels einer Digicash ID weit über die reine Auslösungsfunktion hinausgehen und einen reellen Mehrwert für den Endkunden darstellen.

Gibt es bereits Projekte mit deutschen, österreichischen oder Schweizer Finanzinstituten?

Wir führen derzeit mit deutschen und Schweizer Banken erfolgsversprechende Gespräche über eine eventuelle Zusammenarbeit. In Österreich gibt es bisher nur ein Finanzinstitut, das Interesse zeigt.

Inwiefern wird Luxemburg durch Digicash für ausländische Markteilnehmer interessant?

Luxemburg steht in der technologischen Entwicklung sehr weit vorne, was eine positive Auswirkung auf die Positionierung des Finanzplatzes im Ausland hat. Im Retailkundenbereich ist Luxemburg ein begrenzter und übersichtlicher Markt, aber die zentrale Lage und die hohen technischen Voraussetzungen sind von großem Vorteil. Es ist sehr leicht, technische Produkte zu testen und nach Europa zu exportieren. Die Spezialisierung im Finanzsektor und die Offenheit für neue Finanzideen sind weitere Vorzüge.

Wir arbeiten z.B. aktiv mit Luxembourg for Finance zusammen und nehmen regelmäßig an Veranstaltungen im Ausland teil. Dabei wird der digitale Fortschritt Luxemburgs und der Luxemburger Finanzinstitute in den Vordergrund gestellt. Er besteht neben bzw. durch Digicash auch darin, dass zwischen Händlern und Banken eine digitale Verbindung hergestellt worden ist. Zu diesem Zweck sind wir dabei mit dem Interdisciplinary Centre for Security, Reliability and Trust der Universität Luxemburg dem Wirtschaftsministerium und einigen anderen Partnern auch ein Forschungs- und Entwicklungsprojekt ins Leben zu rufen, das sich „Luxembourg Open Scheme for Fintech“ nennt. Es strebt die Zusammenarbeit der verschiedenen Partner über den Zahlungsbereich hinaus an, indem es auf die Realisierung eines Schemas für eine digitale Meta-ID, die Standardisierung und die vereinfachte Authentifizierung der Teilnehmer hinarbeitet. Über dieses Schemata sollen dann diverse Informationen und Daten ausgetauscht werden, die die Zusammenarbeit und das Erstellen neuer Produkte und Dienstleistungen stark vereinfachen.

Financial Sector Professionals (PSF)

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Dabei kann es sich z. B. um KYC-Daten (Know Your Customer) handeln, die an die jeweilige im Finanzinstitut hinterlegte Kundenidentität gebunden sind. Anlässlich eines Notartermins z.B. wäre es somit nicht mehr notwendig, die KYC Papiere vorzulegen, da der Notar auf die Bank und wenn nötig über eine Schnittstelle auf die Informationen zugreifen kann. Die Bank wäre anschließend verpflichtet, dem Notar bei Bedarf die Papiere auszuhändigen. Man kann sich das so ähnlich vorstellen wie „Facebook Connect“ mit den Sicherheitsansätzen und -standards des Finanzsektors.Die Daten werden natürlich nicht öffentlich zugängig gemacht. Wer auf welche Informationen Zugriff haben wird, ist Teil der Forschungs- und Entwicklungsarbeit und gibt dem Endkunden die Möglichkeit, von einer größeren Transparenz und weiterführenden Kontrolle zu profitieren.

Wir sind dabei, hierfür Partner zu gewinnen, sowohl auf der öffentlichen Seite über die Universität Luxemburg und das Wirtschaftsministerium, als auch auf der privaten Seite, wo wir festgestellt haben, dass das Interesse einiger bedeutender Marktteilnehmer aus allen Bereichen des Finanzplatzes grösser ist als zunächst angenommen.

Diese Möglichkeit der Datenanbindung wird die Attraktivität des Luxemburger Standorts für ausländische Markteilnehmer zusätzlich steigern.

Für Fintech-Unternehmen, Finanzinstitute, Händler und andere Finanzdienstleister, die sich in Luxemburg niederlassen möchten, ist der digitale Fortschritt ein wichtiger Anziehungspunkt.

Im internationalen Kontext positionieren wir uns heute bereits als Technologieanbieter im digitalen Bezahlbereich. Wir entwickeln diese Technologie zu 100% und bieten das Produkt, gegebenenfalls mit Partnern, internationalen Banken, Händlern und Servicedienstleistern an.

Wo positionieren sich Luxemburger Datenzentren im europäischen Vergleich?

Datenzentren zählen generell zur Infrastruktur des Internets. Vor allem Luxconnect und Post haben in den letzten Jahren kräftig in den Ausbau der Internet-Infrastruktur im Allgemeinen und in den Bau von Datenzentren im Speziellen investiert, um Luxemburg auf Weltklasseniveau zu bringen. Zusammen mit dem Glasfasernetz ist das Land einer der führenden europäischen Akteure im IT-Bereich. Wir haben hier sehr gute Verbindungen zu den wichtigen ICT-Hubs wie London, Brüssel, Amsterdam, Frankfurt und Paris.

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Der deutschsprachige Markt in Luxemburg - Nachgefragt Aus ganzheitlicher Perspektive 35

Financial Sector Professionals (PSF)

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Fakten

Unterstützt durch die Expertise in der Fondsindustrie, hat Luxemburg sich über Jahrzehnte hinweg auch im Bereich der außerbörslichen Unternehmensbeteiligungen und im internationalen Immobilienmarkt etabliert. In Luxemburg sind mehr als 25.000 Holding-Gesellschaften registriert, von denen ein Großteil im Private-Equity-Bereich tätig ist. Die Investition in Private Equity ist für bestimmte Investoren im Rahmen von unregulierten Formen, bspw. der Gesellschaft für Finanzbeteiligungen - SOPARFI (Société de Participations Financières) möglich. Im Bereich der regulierten, also gesetzlich überwachten Formen sind dies die Investmentgesellschaft in Wagniskapital - SICAR (Société d’Investissement au Capital à Risque) und Spezialfonds – SIF (Specialised Investment Fund). SICARs sind speziell für Private Equity und Wagniskapital (Venture Capital) konzipiert. Im Kontext der Implementierung der AIFM-Richtlinien führte die luxemburgische Regierung eine neue Art von Kommanditgesellschaft ein: Die SCSp (Special Limited Partnership). Diese neue Gesellschaftsform erlaubt vertragliche Flexibilität, um die Gesellschaft an die speziellen Bedürfnisse der Investoren anzupassen.

In den letzten Jahren hat Luxemburg auch im Bereich der Immobilienfonds an Bedeutung gewonnen. Man unterscheidet zwischen Dachfonds und direkten Immobilienfonds. Laut ,Alfi Survey 2015‘ kommen 30% der Fondsinitiatoren von Real-Estate-Fonds und 15% der Initiatoren von direkten Real-Estate-Fonds aus Deutschland. Für die Schweiz sind es 5% respektive 7%. 2014 gab es insgesamt 303 Real-Estate-Fondseinheiten in Luxemburg. Im November 2015 hat sich die Zahl auf 315 erhöht (Quelle: ALFI, CSSF).

Trends

• Umsetzung regulatorischer und steuerlicher Herausforderungen

• Umsetzung von Wachstumsansprüchen in einem von Unsicherheit geprägten Umfeld

• Identifizierung von Effizienzsteigerung zur Begegnung des Kostendrucks

• Verstärkte Ausweitung von Substanz, um steuerlichen Anforderungen zu genügen

• RAIF (Restricted Alternative Investment Fund)

• Stärkere Überschneidung von Private Equity und Real Estate Akteuren

• Traditionelle Asset-Manager „entdecken“ alternative Investments

Private Equity/Real Estate

50%

50%

20%

20%

20%

40%

89%

11%

50%

20%

12%

20%50%

50%60%

33%

33%

17%

17%

20%

100%

40%

40%38%

2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014

Großbritannien

Schweiz

Europa (sonstige)

Nordisch/Baltisch

Deutschland

BeNeLux

Amerika (sonstige)

Frankreich

Initiatorenherkunft pro Fonds pro Jahr

Quelle: ALFI Survey 2015

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Der deutschsprachige Markt in Luxemburg - Nachgefragt Aus ganzheitlicher Perspektive 37

30%Deutschland

32%Großbritannien

16%BeNeLux

4% Nordisch/Baltisch

2% Asien, Australien & Neuseeland

9% Frankreich

4%Europa (sonstige)

5% Schweiz

13%Großbritannien

14%Europa (sonstige)

5%Nordisch/Baltisch

20% BeNeLux

15%Deutschland

7%Schweiz

8%Frankreich

10% USA

Herkunft von Fondsinitiatoren von Real Estate

Fonds

Initiatorherkunft von direkten Real Estate

Fonds6%Amerika (sonstige)

30%Deutschland

32%Großbritannien

16%BeNeLux

4% Nordisch/Baltisch

2% Asien, Australien & Neuseeland

9% Frankreich

4%Europa (sonstige)

5% Schweiz

13%Großbritannien

14%Europa (sonstige)

5%Nordisch/Baltisch

20% BeNeLux

15%Deutschland

7%Schweiz

8%Frankreich

10% USA

Herkunft von Fondsinitiatoren von Real Estate

Fonds

Initiatorherkunft von direkten Real Estate

Fonds6%Amerika (sonstige)

Herausforderungen

• Investitionsstrukturierung bei der Auflage unter Berücksichtigung von Flexibilitäts- und Steueraspekten

• Kapital-Anziehung: Die Nähe zu Investoren und Partnern in der Vermögensverwaltung sind von zentraler Bedeutung

• Die Generierung von neuen Investmentideen unter Berücksichtigung von neuesten Markttrends und Kundenwünschen

• Exit-Strategie beim Verkauf von Anlagen und Vermögenswerten

• Umsetzung der AIFMD Anforderungen

• Arbeitskräfte mit der richtigen Expertise für Luxemburg gewinnen

• Identifikation geeigneter Investments

Quelle: ALFI Survey 2015

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350

2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Q1 Q22015

Q3

PART II (2010 Gesetz) Institutional Funds/SIF (Gesetz von 13. Februar 2007)

7 7 7 8

14

1229

45

83 121 135166

183

218252

280 281

19 21 16 15 13 27 26 27 23 23

282

22653

287

222014

Anzahl Luxemburger Real Estate Fonds

Quelle: Quelle: ALFI, CSSF

„In Luxemburg wird der Markt der „Immobilieninvestoren“ durch die AIFM professionalisiert und in eine Richtung zur Konsolidierung über die Errichtung von Zugangs-barrieren in den Markt getrieben“

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Der deutschsprachige Markt in Luxemburg - Nachgefragt Aus ganzheitlicher Perspektive 39Der deutschsprachige Markt in Luxemburg - Nachgefragt Aus ganzheitlicher Perspektive 39

Interview mitUwe Druckenmüller Geschäftsführender Verwaltungsrat, Swiss Life Fund Management (LUX) S.A.

Welche Vorteile hat für Sie der Fondsstandort Luxemburg für einen Immobilienfondsanbieter?

Die Swiss Life Fund Management (LUX) S.A. hat gemeinsam mit der Schwestergesellschaft CORPUS SIREO International S. à r. l. als vollintegrierter Immobilienfondsinitiator, der neben der aufsichtsrechtlichen Fondsleitung und Investorenbetreuung auch das Asset Management und die Akquisition von Immobilien „aus einer Hand“ anbietet, eine Sonderstellung im Luxemburger Markt. Wir bieten unseren Investoren ein vollumfassendes Gesamtpaket für deren Immobilieninvestment an. Dabei schätzen wir insbesondere sehr das bestehende ‚Ökosystem‘ aus diversen spezialisierten Dienstleistern, sei es Zentralverwaltung, Rechtsanwälte oder Wirtschaftsprüfer, die nicht nur gemäß ihrer Beauftragung eine Aufgabe abarbeiten, sondern unsere Produkte von der Konzeption bis zur Liquidation über den gesamten Lebenszyklus aktiv begleiten und somit einen echten Mehrwert für uns als Kunden liefern.

Die Dienstleister in Luxemburg sind sehr nah am Markt und haben ein wirkliches Interesse an der Entwicklung ihrer Kunden. Ein gutes Beispiel ist die sehr frühzeitige Information durch unsere Rechtsanwälte hinsichtlich der neuen Möglichkeiten der SCSp (Société en Commandite Spéciale) oder durch unsere Wirtschaftsprüfer von Deloitte bezüglich des neuen Investmentvehikels „Fonds d’Investissement Alternatif Réservé“.

Welche Rolle spielt Corporate Governance in Ihrem Unternehmen und welche Entwicklungen konnten Sie beobachten?

Corporate Governance ist für uns, die wir treuhänderisch mit Investorengeldern umgehen, natürlich sehr wichtig. Neue, regulatorische Regelungen zu Corporate Governance verbessern in der Regel die Wahrnehmung durch die Markteilnehmer und schaffen einen angemessenen Rahmen, in dem die handelnden Personen agieren können bzw. müssen. Die Betonung eines unabhängigen Risikomanagements durch Einführung der AIFMD hat die Sensibilität für diese Funktion zum Beispiel geschärft.

Private Equity/Real Estate

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Gleichzeitig führen konkrete regulatorische Vorgaben zur Corporate Governance aber auch dazu, dass sich die verantwortlichen Personen auf einen verbindlichen Rahmen berufen können, um sich z. B. gegen unlautere Forderungen besser wehren zu können. Verbindliche, schriftliche Regelungen, die täglich von der Geschäftsleitung vorgelebt werden, sind die Grundlage für eine wirkungsvolle Corporate Governance, die als Referenz für das Handeln aller Mitarbeiter dienen kann. Insgesamt beurteilen wir das regulatorische Umfeld zur Corporate Governance sehr positiv, auch wenn es nicht immer einfach ist, alle notwendigen Aspekte zu bedenken.

Als Entwicklung lässt sich leider zum Teil beobachten, dass sich durch die regulatorischen Vorgaben eine gewisse ‚Absicherungsmentalität‘ ausbreitet, d.h. dass die Marktakteure teilweise vor Entscheidungen zurückschrecken, wenn diese nicht durch entsprechende Gutachten und Stellungnahmen mehrfach abgesichert sind. Wir hoffen, dass die handelnden Personen nicht den Mut zu eigenen Entscheidungen verlieren und diese wohl überlegt und weiterhin selbstverantwortlich treffen. Eine gute Dokumentation der eigenen Entscheidungsfindung ist dabei sehr hilfreich.

Wie beeinflusst die Digitalisierung Ihr Unternehmen bzw. Ihre Investitionsent-scheidungen?

Natürlich laufen bei uns im Unternehmen viele Prozesse IT-gestützt ab, wodurch sich die Effizienz und Arbeitsgeschwindigkeit stark erhöht haben. Ob dies aber immer zu besseren Ergebnissen führt, sei dahingestellt. Für uns ist die IT nur Unterstützung und wird bei uns die wesentlichen Entscheidungen, z. B. hinsichtlich Investitionen, nicht ersetzen können.

Man muss immer den Sinn und Zweck von Prozessen im Auge behalten und erkennen, was wirklich entscheidungsrelevant ist. Nicht alles was Digital umsetzbar ist, ist auch immer sinnvoll.

Hinsichtlich unserer Investitionsentscheidungen spielt Digitalisierung und die damit einhergehenden gesellschaftlichen Veränderungen eine wichtige Rolle. So haben wir uns z. B. angesehen, wie Digitalisierung die Nutzung von Gebäuden verändern könnte, um so zukünftige Bedürfnisse besser einschätzen zu können. Für den Bürogebäudebereich sehen wir in den nächsten Jahren keine so gravierenden Veränderungen, aber für unsere Investitionen in Retail-Objekte, also Verkaufsflächen vor Ort, haben wir uns intensive Gedanken gemacht, z. B. wie Online-Shopping den Bedarf an Verkaufsflächen verändern könnte. Viele Einzelhändler sind, greifen wir hier z. B. nur mal den Buch- oder Modehandel heraus, nachweislich durch den Online-Handel bedroht, während wir bei Produkten des täglichen Bedarfs, z. B. bei Lebensmitteln, eher weiterhin einen Bedarf für Verkaufsflächen vor Ort sehen.

Insbesondere sind die Kombination von Online-Angebot und stationärem Handel, wo die Geschäfte als „Abholzentren“ bzw. „Umtauschstellen“ fungieren, entscheidende Aspekte bei unseren Überlegungen. Deshalb bevorzugen wir als Investor verkehrstechnisch gut angebundene Retail-Objekte, die mit genügend Platz eine gemischte Nutzung von Supermärkten und Einzelhandelsgeschäften aufweisen. Wenn dann noch der stationäre Handel bereit ist, die Digitalisierung durch eine Verknüpfung des stationären Handels mit den Vorteilen des Online-Handels als Chance zu verstehen, sollten sich die Auswirkungen der Digitalisierung besser abfedern lassen.

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Der deutschsprachige Markt in Luxemburg - Nachgefragt Aus ganzheitlicher Perspektive 41

Worin sehen Sie in den nächsten Jahren die größten Herausforderungen für den Standort Luxemburg?

An erster Stelle sehe ich das Problem, ausreichend qualifiziertes Personal für das angestrebte Wachstum zu finden. Leider sind potentielle Mitarbeiter, insbesondere aus Deutschland, selten über Arbeitsmöglichkeiten in Luxemburg ausreichend und gut informiert bzw. ziehen einen Arbeitsplatz in Luxemburg nicht in Erwägung. Leider versuchen einige Arbeitgeber den Schwierigkeiten, ausreichend qualifiziertes Personal zu finden, mit höheren Gehältern und weiteren Vergütungsanreizen zu begegnen. Diese ungesunde Entwicklung in Verbindung mit dem grundsätzlichen Personalqualifizierungsproblem wird in schwierigen Zeiten zu den bekannten Herausforderungen führen.

Auch erkennen wir, dass Marktteilnehmer vermehrt Standarddienstleistungen ins ‚ferne Ausland‘ auslagern, was von unseren Kunden nur auf eingeschränkte Akzeptanz stößt.

Die andere Herausforderung wird in Zukunft sicherlich sein, für all die neuen regulatorischen Anforderungen pragmatische Lösungsansätze zu finden, die ein gesundes Wirtschaften noch erlauben. Insbesondere haben die beratenden Berufe hier eine hohe Verantwortung, ihre Kunden durch umfassende Information und Ausbildung auf dem Laufenden zu halten, so dass sie auch weiterhin ihr Geschäft ohne ständige Rückversicherung beim Berater eigenständig und mit der notwendigen Umsetzungsgeschwindigkeit betreiben können.

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Fakten

Luxemburg wird von Versicherungs- und Rückversicherungsunternehmen als Standort bevorzugt. Ein wichtiger Punkt innerhalb der gesetzlichen Regelungen für Versicherungsunternehmen ist die Vereinbarung zur Dienstleistungsfreiheit dieser Unternehmen in anderen EU-Staaten. So ist ein grenzüberschreitender Vertrieb möglich. Für die Standortwahl ausschlaggebend sind das lokale Know-how, insbesondere in Bezug auf den grenzüberschreitenden Vertrieb, sowie die Kosten. Mehr als 90% der im Jahr 2014 gezahlten Prämien stammen aus dem Ausland2. Im Versicherungsmarkt lassen sich grundsätzlich drei Arten von Versicherungen unterscheiden – Lebensversicherungen, Nichtlebensversicherungen und Rückversicherungen. Im Bereich der Rückversicherungen ist Luxemburg durch die hohe Anzahl an firmeneigenen Rückversicherungsunternehmen (Captive Reinsurance) Europas führender Standort (ca. 220 Gesellschaften in 2014). 7% der Rückversicherer (16) sind deutschen Ursprungs. Zu den Top 10 Versicherern im Nicht-Lebensversicherungsbereich gehörten 2014 die deutschsprachigen Unternehmen DKV Luxembourg und die Allianz Insurance Luxembourg, im Bereich der Lebensversicherungen die Swiss Life (Luxemburg) sowie die Allianz Life Luxembourg. 2013 wurde die Gesellschaftsform des PSA (Professionel du Secteur Assurance) in das Versicherungsgesetz aufgenommen, um insbesondere die kostengünstige Verwaltung auslaufender Bestandsportfolien zu ermöglichen.

2014 hat Deutschland als Kunde der luxemburgischen Lebensversicherungen zum ersten Mal die Top 5 erreicht. Mit einem Prämienvolumen von 1,36 Milliarden Euro belegt die Bundesrepublik den 4. Platz hinter Frankreich, Italien und Belgien.

Trends

• Solvency II

• Vermittlerrichtlinie II für Versicherungen

• Anlageprodukte für Kleinanleger (Packaged Retail Investment Products)

• Sparverordnung

• Kosteneinsparungsstrategie/Konsolidierung

Herausforderungen

• Implementierung von Solvency II

• Steuerreformen in den Europäischen Ländern

• Produktmargen, Effizienz und Margenschutz

• Verstärkte regulatorische Konformitätsauflagen

• Bevorstehende Reform des Rechnungswesens (IFRS 4 für Versicherungsverträge) und damit verbundenen IT- und Trainingsmaßnahmen

• Erhöhte Anforderungen an die Berichtserstattungs-kapazitäten, um den regulatorischen Anforderungen gerecht werden zu können

• Laufende Anpassungen der Produkte, um den regulatorischen Marktzyklus zu schließen

• Niedrige Zinssätze (Japanisches Szenario)

• Digitalisierung im Bereich des Vertriebes

• Private Altersvorsorge als Ersatz zu staatlichen Rentensystemen

Versicherungen

2 Quelle: CAA Annual Report 2014/2015

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Der deutschsprachige Markt in Luxemburg - Nachgefragt Aus ganzheitlicher Perspektive 43

Rückversicherungsgesellschaften in Luxemburg – Herkunftsland der Muttergesellschaften

18%Belgien

6%Skandinavien

6%USA

33% Frankreich

4%Italien

8%Iberische Halbinsel 7%

Deutschland

9%Andere

8%Luxemburg

Rückver-sicherungs-

gesellschaften in Luxemburg

Aktivitätssektor der Muttergesellschaft

Transport

Lebensmittelindustrie

Chemie

Vertrieb

Banken

Versicherung

Andere

Telekommunikation

14%

14%

14%

10%

10%

8%

Industrie 29%

6%

5%

30%25%20%15%10%5%0

Quelle: CAA Annual Report 2014/2015

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Welches sind die Herausforderungen der luxemburgischen Versicherungsbranche?

2016 ist sicherlich ein wichtiges Jahr für die gesamte europäische Versicherungsbranche: Die Solvency-II-Richtlinie trat am 1. Januar 2016, nach jahrelangen Verhandlungen und Vorbereitungen, EU-weit in Kraft. Jetzt heißt es den Übergang von Solvency I zu Solvency II zu verarbeiten und auch gegebenenfalls die Produktpalette anzupassen.

Der Trend im Lebensversicherungsbereich geht hier klar zu Unit-linked-Produkten, bei denen der Versicherungsnehmer die finanziellen Risiken trägt, nicht der Versicherer; dies auch wegen der anhaltend tiefen Zinsen. Unit-linked-Produkte sind auch im Eigenkapital „günstiger“, was in einem Geschäftsbereich mit schrumpfenden Margen immer wichtiger wird.

Was sind, neben Solvency II, die wesentlichen regulatorischen Herausforderungen?

Vor kurzem wurde auch eine andere wichtige EU-Richtlinie verabschiedet: Die zweite Vermittlerrichtlinie muss in einem Zeitraum von 2 Jahren nach Veröffentlichung in allen EU-Ländern umgesetzt werden. Bei dieser Richtlinie konnte man sich nur auf eine Minimalharmonisierung einigen. Für international tätige Versicherer ist es deshalb wichtig, die wahrscheinlich nicht einheitliche Umsetzung in den verschiedenen Vertriebsländern genau zu verfolgen. Zudem ist auch die Europäische Aufsichtsbehörde für das Versicherungswesen (EIOPA) berechtigt, verschiedene technische Auflagen zu erlassen, z. B. zu Inhalt und Form des Produktinfoblattes für Nichtlebensversicherungsprodukte.

Zudem ist die Vermittlerrichtlinie auch zur Vertriebsrichtlinie „mutiert“, so dass von ihr in Zukunft auch der Direktvertrieb erfasst wird.Ein anderes wichtiges Regelwerk ist das Inkrafttreten der PRIIP-Verordnung. Hier wird diesmal maximale Harmonisierung ohne nationale Umsetzung verfolgt.

Interview mit Marc Hengen Administrateur délégué Président du Comité de Direction,ACA

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Der deutschsprachige Markt in Luxemburg - Nachgefragt Aus ganzheitlicher Perspektive 45

Diese beiden neuen Regelwerke werden den Versicherern – hauptsächlich solchen, die in mehreren Ländern tätig sind, was für luxemburgische Unternehmen mehrheitlich der Fall ist – wichtige Entscheidungen im Vertrieb und Produktbereich abverlangen.

Wie wirkt sich die Digitalisierung auf die Versicherungsbranche aus?

Die Digitalisierung der Versicherungsbranche oder besser gesagt des Versicherungsvertriebs wird zukünftig ebenfalls eine große Rolle spielen: Die Versicherer müssen von einer produktbezogenen Verwaltung zu einem kundenorientierten Vertrieb übergehen, um in Zukunft Kunden direkt ansprechen zu können.

Die Versicherungsbranche ist allgemein nicht als Vorreiter in der Digitalisierung bekannt: Diese Migration muss in den nächsten Jahren beschleunigt werden, um nicht von neuen Anbietern verdrängt zu werden. Es besteht die Gefahr, dass das bestehende Geschäftsmodell der Versicherungsbranche, ähnlich wie durch „Uber“ in der Taxibranche, fundamental in Frage gestellt wird.

Die Altersvorsorge ist ein traditioneller Kompetenzbereich der Versicherungsbranche. Aufgrund der demographischen Entwicklungen in Europa, d.h. der generellen Überalterung, kommen auf die staatlichen Rentensysteme große Herausforderungen zu. Hier kann die Versicherungsbranche eine wichtige Zusatzfunktion übernehmen: entsprechende Produkte zu entwickeln und anzubieten, wobei sie auf ihre Erfahrungen, langjährige Verpflichtungen bestens zu verwalten, aufbauen kann.

Jetzt heißt es den Übergang von Solvency I zu Solvency II zu verarbeiten und auch gegebenenfalls die Produktpalette anzupassen

Versicherungen

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Fakten

Für die Luxemburger Wirtschaft spielt der öffentliche Sektor eine entscheidende Rolle. So unterstützt die luxemburgische Regierung mittels ihrer Cluster-Politik Unternehmen aus verschiedenen Industrien. Die Beihilfen sind dabei nicht nur für Unternehmen vorgesehen, die sich bereits in Luxemburg befinden, sondern auch für die Firmen, die planen, dort ansässig zu werden. Daneben ist der luxemburgische Staat als Anteilseigner von Unternehmen direkt mit der luxemburgischen Wirtschaft verbunden.

Luxemburg steht außerdem in besonderem Verhältnis zur Europäischen Union – zum einen ist das Großherzogtum einer ihrer Gründungsstaaten, und zum anderen haben mehrere europäische Institutionen ihren Sitz in Luxemburg, darunter der Europäische Rechnungshof, die Europäische Investitionsbank sowie der Europäische Gerichtshof.

Mit dem Umsetzen der Richtlinien aus dem Forschungs- und Innovationsprogramm ,Horizon 2020‘ der EU hat die luxemburgische Regierung substanzielle Reformen zur Verbesserung der Lebensqualität, des Forschungsumfelds und zur Förderung der Wirtschaft auf den Weg gebracht. Darunter ist für Luxemburg der Punkt Mobilität von entscheidender Bedeutung, angesichts der hohen Zahl an Pendlern, die täglich mit dem eigenen Fahrzeug zur Arbeit unterwegs sind. Die luxemburgische Regierung hat mehrere Maßnahmen ergriffen, um die Mobilität zwischen den Nachbarländern zu vereinfachen. Das Projekt ,Mobiregio‘ geht dabei aus einer Initiative hervor, die zehn Partner des öffentlichen Verkehrs- und Transportwesens aus der Großregion Luxemburg-Saarland-Rheinland-Pfalz-Lothringen-Wallonien vereint.

Im Bereich des Bildungswesens haben Deutschland und Luxemburg mittels einer Kooperation eine bi-nationale Schule gegründet. Die an der deutsch-luxemburgischen Grenze gelegene Schule zielt auf die Vermittlung eines europäischen Bewusstseins ab, um ihren Schülern sowohl sprachlich als auch fachlich ein europäisches Verständnis zu vermitteln und sie somit für einen international ausgerichteten Arbeitsmarkt zu qualifizieren.

Trends

• PPP – Private Public Partnerships

• Öffentliche Beihilfen

• Förderung von verschieden Sektoren in Luxemburg (z. B. Cluster Initiativen & Haut Comité pour l’ industrie)

• Nation Branding

• Nachhaltige Mobilität

Herausforderungen

• Die Einhaltung von realen Kosten-Nutzen-Verhältnissen bei gleichzeitigem Angebot qualitativ hochwertiger Dienstleistungen

• Überarbeitung der öffentlichen Verwaltung

• Stabilisierung der Staatsfinanzen

• Horizon2020

• Big Data sowie Analytics innerhalb verschiedener öffentlicher Institutionen

• Kooperation der Unternehmen und der Regierung in Bezug auf PPPs

• Attraktivität des Wirtschaftsstandort halten und steigern: in Luxemburg ansässige Unternehmen im Land zu halten und neue nach Luxemburg zu locken

Öffentlicher Sektor/ Europäische Institutionen

Über die letzten Jahre hat die Luxemburger Regierung die wirtschaftliche Entwicklung in verschiedenen hochwertigen Bereichen ins Auge gefasst.Dazu gehören unter anderem die Logistik, die Biotechnologien, gewerbliche Schutzrechte, Versand - „E-Commerce“ und Umwelttechnologien. Sie hat sich ein ehrgeiziges Ziel für die öffentlich finanzierte Forschung in Höhe von 3% des BIP gesetzt und in den letzten Jahren öffentliche Investitionen deutlich ausgebaut.

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Interview mit Carlo Thelen Generaldirektor,Chambre de Commerce

Wie wichtig ist heutzutage Entrepreneurship und wie fördern Sie diesen?

Eine Welt ohne Entrepreneurship ist eine Welt des Stillstands. Unternehmertum führt zu Innovation und technischem Fortschritt, ist Quelle allen Fortschritts und Motor des Wirtschaftswachstums. Und Wirtschaftswachstum bringt neue Arbeitsplätze. Aber Unternehmertum ist auch ein Weg zur persönlichen Entfaltung, Selbstverwirklichung und Selbstbestimmung.

Die Existenzgründungs- und Unternehmensförderung gehört zu den Hauptaufgaben der Handelskammer, und entsprechend vielfältig ist das Angebot an Hilfsleistungen für Unternehmer. Ob Gründungs-beratung, Informationen zur Gründungsförderung und -finanzierung, Hilfeleistung beim Aufstellen des Geschäftsplans oder bei der Bewältigung administrativer Verfahren, die Handelskammer begleitet Unternehmer in allen Lebenslagen – von der Existenzgründung über die Sicherungs- und Wachstumsphase bis hin zu Krisen und Unternehmensnachfolge. 2016 wird die Handelskammer im Rahmen eines Public-Private Partnership mit dem Wirtschaftsministerium und zahlreichen Partnerorganisationen das House of Entrepreneurship ins Leben rufen, das als zentrale Anlaufstelle für alle Existenzgründer und Unternehmer funktionieren und somit den Verwaltungsaufwand für Existenzgründungen entscheidend vereinfachen wird.

Was bringt deutschsprachige Firmen und Investoren nach Luxemburg?

Wir orientieren uns in Bezug auf unsere wirtschaftliche Dynamik gerne am Exportweltmeister und Nachbarn Deutschland. Trotz einer beeindruckenden wirtschaftlichen Vielfalt kann Luxemburg, was die Bandbreite der wirtschaftlichen Aktivität betrifft, natürlich nicht mit einem Flächenland wie Deutschland mithalten. Umso wichtiger ist es daher, dass wir unsere besonderen Vorteile als kleines Land gegenüber einem großen Staat voll ausschöpfen und stetig verbessern.

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Und das tun wir! Wenn es darum geht, unseren Unternehmen ein vorteilhaftes wirtschaftliches Umfeld zu bieten, setzen wir auf Schnelligkeit und Effizienz durch kurze Wege. Das bereits erwähnte Projekt House of Entrepreneurship ist ein wichtiger Meilenstein auf diesem Weg.

Insbesondere deutsche KMUs schätzen es, dass sie bei uns Gehör und Sichtbarkeit finden. Wir bemühen uns, auf die Belange unserer Unternehmen einzugehen und ganze Sektoren durch Vernetzung und Förderung zu stärken. Die luxemburgische Wirtschaft arbeitet Hand in Hand mit der Regierung an Lösungen, somit werden Unternehmen Teil des Prozesses und können mitgestalten.

Weitere Vorteile sind unsere Mehrsprachigkeit und Internationalität. Als kleines Land sind dies nicht nur isolierte Attribute in der Wirtschaftswelt, sondern täglich gelebte Praxis auf vielen Ebenen. Gut ausgebildete Fachkräfte sowie Erfahrung und Know-how im grenzüberschreitenden Handel zeichnen uns aus.

Als kleines Land setzen wir wirtschaftlich auf eine Nischenpolitik mit dem Anspruch, in ausgewählten Bereichen führend zu sein. Nur so können wir unseren größeren Nachbarländern auf Augenhöhe begegnen. Als Beispiele nenne ich Satellitentechnik, hochwertige Spezialprodukte in der Stahlindustrie, Fondsverwaltung in der Finanzbranche und Cyber-Security. Deutsche Unternehmen schätzen unsere Förderprogramme zur Entwicklung und Herstellung innovativer Produkte in Luxemburg.

Was unternimmt die Luxemburger Handelskammer, um die Attraktivität des Standorts Luxemburg beizubehalten bzw. zu erhöhen?

Zum einem hat die Luxemburger Handelskammer eine beratende Rolle im politischen Leben und im Gesetzgebungsverfahren und erstellt zahlreiche Gutachten zu Gesetzesentwürfen und großherzoglichen Verordnungen. In seinen Gutachten vertritt die Handelskammer die Interessen der Luxemburger

Unternehmen und sorgt dafür, dass der gesetzliche und regulatorische Rahmen in Luxemburg unternehmerfreundlich bleibt. Zum andern unterbreitet die Handelskammer der Regierung regelmäßig Vorschläge, wie das Land seine Wettbewerbsfähigkeit verbessern kann. Die Einführung einer S.à.r.l. simplifiée ins Luxemburger Recht, also einer neuen, vereinfachten Gesellschaftsform, die auf die Bedürfnisse moderner Existenzgründer zugeschnitten ist, geschieht auf Initiative und Vorschlag der Handelskammer.Damit ein Standort für Dritte überhaupt attraktiv sein kann, muss er erst einmal bekannt sein. Die Handelskammer ist deshalb viel im Bereich Standortförderung aktiv, organisiert oder beteiligt sich an Wirtschaftsmissionen im Ausland, gestaltet aktiv die Nation-Branding-Strategie des Landes mit und empfängt zahlreiche ausländische Delegationen, um sie von den Vorzügen des Großherzogtums zu überzeugen. Auf den wichtigsten Absatzmärkten, wie Deutschland und Frankreich, ist die Handelskammer mit eigenen Wirtschafts- und Handelsabteilungen vertreten.

Wer in Luxemburg tätig werden will, wird im Espace Entreprises der Handelskammer in allen Fragen des Arbeitsrechts, des Sozialversicherungsrechts, des Wettbewerbsrechts, des Gesellschafts- und Handelsrechts sowie der direkten und indirekten Steuern kompetent beraten. Ab 2016 wird das House of Entrepreneurship, ein Zusammenschluss der wichtigsten öffentlichen und privaten Beratungs- und Förderstellen des Unternehmertums in Luxemburg, seine Tore öffnen. Die administrativen Hürden für Existenzgründer in Luxemburg werden damit auf ein Minimum reduziert werden.

Welche Projekte gibt es seitens der luxemburgischen Handelskammer in deutschsprachigen Ländern (Stichwort: Trade-Missions, Roadshows, etc.)?

Deutschland ist unser wichtigster Handelspartner. Aus diesem Grund haben wir 2012 entschieden, gemeinsam mit dem Außenministerium eine Wirtschafts- und Handelsabteilung in Berlin zu eröffnen. Seither haben wir unsere Aktivitäten im deutschen Markt deutlich gesteigert und an Sichtbarkeit gewonnen.

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Der deutschsprachige Markt in Luxemburg - Nachgefragt Aus ganzheitlicher Perspektive 49

Frau Cindy Tereba, die Leiterin unserer Wirtschafts- und Handelsabteilung in Berlin, sondiert die Märkte der einzelnen Bundesländer und organisiert regelmäßig sektorspezifische Delegationsreisen aus oder nach Luxemburg.

Mit Hilfe von Wirtschaftsveranstaltungen zeigen wir Flagge und präsentieren unsere Wirtschaft in allen ihren Facetten.

Dank des 2012 gegründeten Wirtschaftsclubs Business Club Luxemburg verfügen wir in Deutschland über ein engagiertes Netzwerk von Unternehmern und Wirtschaftsvertretern, die sich gemeinsam mit unseren Honorarkonsuln für Luxemburg stark machen.Nicht zuletzt ist Deutschland einer der wichtigsten Messestandorte der Welt, und wir haben allein hier jedes Jahr luxemburgische Gemeinschaftsstände bei mindestens sieben Messen.

2013 standen auch Österreich und die Schweiz erfolgreich im Fokus der Außenwirtschaftsaktivitäten der Handelskammer, mit zwei Wirtschaftsmissionen, die einen gezielten Austausch und spezifische Kooperationen in den Bereichen erneuerbare Energien und nachhaltiges Bauen, Life Sciences und Logistik zum Ziel hatten.

2016 plant die Handelskammer erneut Wirtschaftsmissionen nach Deutschland (Bremen) und in die Schweiz, die seitens des Wirtschaftsministers Etienne Schneider bzw. der Staatssekretärin Francine Closener begleitet werden.

Welche Bedeutung hat das Label ,Made in Luxembourg‘ aktuell für europäische und insbesondere für deutsche, österreichische und Schweizer Marktteilnehmer?

Das Label wurde 1984 auf Initiative des Außenministeriums, der Handelskammer und der Handwerkskammer ins Leben gerufen, um die Herkunft von Luxemburger Produkten und Dienstleistungen auszuzeichnen. Es ermöglicht einerseits, den Verbraucher auf einheimische Produkte aufmerksam zu machen, und andererseits, im Ausland das Bewusstsein

für die Qualität Luxemburger Produkte zu erhöhen. Das Label findet vielseitige Verwendung und kann auf dem Produkt selbst, auf dem Briefkopf der Firma oder auf deren Werbung angebracht werden. Das Label erfreut sich bei den einheimischen Unternehmen eines großen Zuspruchs und steht für die von Luxemburg und seinen Unternehmen vertretenen Werte wie Dynamik, Zuverlässigkeit und Vertrauen.

Heute wird viel über Digitalisierung geredet. Welchen Einfluss hat die Digital Culture?

Die Luxemburger Regierung hat mit der Initiative Digital Luxembourg den gesamten ICT-Sektor (Informations- und Kommunikationstechnologien) zur obersten Priorität der Politik erklärt und sich eine ambitionierte Strategie für die digitale Entwicklung des Landes gegeben. Die Digital Culture gehört sozusagen zur DNA des Landes und wird schon seit Jahren gezielt unterstützt, was dazu geführt hat, dass Luxemburg heute weltweit zu den absoluten Spitzenreitern in Sachen IT- und Netzstrukturen gehört. Nicht wenige Unternehmen, die sich in den vergangenen Jahren in Luxemburg niedergelassen haben, taten dies, weil sie vor Ort hervorragende IT- und Breitbandinfrastrukturen vorfanden. So ist Luxemburg heute im Bereich Fintech, also bei der Bereitstellung neuer, innovativer IT-Lösungen im Banken- und Finanzbereich, federführend.

Öffentlicher Sektor/Europäische Institutionen

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Fakten

Es gibt in Luxemburg um die 400 Unternehmen, die unter einer deutschsprachigen Leitung stehen bzw. eine deutschsprachigen Muttergesellschaft haben. Deutschsprachige Unternehmen stehen somit in Luxemburg auf Platz drei hinter Belgien und Frankreich. Außerdem belegt Deutschland den zweiten Rang, wenn man die Kriterien Bruttowertschöpfung zu Faktorkosten, Personalaufwendungen (jeweils hinter den USA) oder die Zahl der Beschäftigten (hinter Frankreich) als Grundlage nimmt. Insbesondere der Logistiksektor ist im Aufwind. Die Branche schaffte bereits 2012 einen jährlichen Mehrwert von 850 Millionen Euro. Mehr als 13.000 Menschen in Luxemburg arbeiten 2012 in der Logistikbranche. Der Logistikbereich verfügt über fast 800 Unternehmen mit mehr als 13.000 direkt Beschäftigten3, was 2,6% des Luxemburger Arbeitsmarktes entspricht. Laut dem Logistics Performance Index belegte Luxemburg 2014 den 8. Platz4. Die Schlüsselfiguren in der Logistikbranche sind seit mehreren Jahren im Cluster für Logistik vereint, um gemeinsame industriespezifische Ziele zu erreichen. Im Rahmen der Luxemburger Cluster-Initiative haben sich in anderen Clustern Akteure des Ecotech-Sektors, der Automobilindustrie oder auch des maritimen Bereichs vereint, um zusammen eine solide Basis für ihre Industrien zu gestalten.

In den letzten Jahren fuhren mehr als 200 Schiffe unter Luxemburger Flagge, vor allem kommerziell genutzte Jachten, Handels- und Transportschiffe sowie Baggerschiffe. Es gibt Potential, dass sich dieser Trend in Zukunft fortsetzen wird, da die EU Länder, die 60% ihrer Schiffe unter der Flagge eines anderen Mitgliedstaates fahren lassen, durch Beihilfen fördert.Am Luxemburger Flughafen wurden im Jahr 2014 insgesamt 708.426 Tonnen umgeschlagen, und das Wachstum war damit ähnlich stark wie im letzten Jahr (+5%). Das dürfte unter anderem an dem im Jahr 2013 eröffneten Health and Care Center liegen, das mit verschiedenen Temperaturzonen eine große Bandbreite von Möglichkeiten für die Lagerung und Kühlung von gefährlichen oder instabilen Stoffen liefern kann.

Der Standort Luxemburg bietet viele Implementierungs-möglichkeiten für neue Industrien. So entwickelt sich beispielsweise Belval zu einem neuen Hub und empfängt heute schon zahlreiche deutsche Vertreter verschiedener Industrien (Residenz „Verte“, modulare Gebäude von ALHO, Würth Befestigungsmaterial).

Im Juni 2014 hat sich auch die deutsche Firma Haribo in Luxemburg niedergelassen, und das Heimwerkerunternehmen „Bauhaus“ wird 2016 ein Geschäft in Mamer eröffnen.5

Die Luxemburger Regierung hat im Januar 2015 das Institut für geistiges Eigentum eröffnet, um Patente direkt im Großherzogtum zu schaffen und lokale Innovationen zu schützen. Ein neues Event hat Forschung und Wirtschaft weiter zusammengeführt. Bei Mind & Market in Luxemburg hatten Teilnehmer 15 Minuten Zeit, ihr Geschäftsmodell einer Jury und einem Fachpublikum vorzustellen. Hier trafen kreative Köpfe mit guten Ideen auf Experten und Vertreter der Wirtschaft, die dabei helfen können, diese Ideen zu verwirklichen.6

Trends

• Transport & Logistik

• Maritim

• Automobilindustrie

• Haut Comité pour l’ industrie

• Kongresstourismus

Herausforderungen

• Die Förderung der Wettbewerbsfähigkeit Luxemburgs

• Big Data

• Investitionen von Luxemburger Unternehmen in der Großregion

• Steigerung der Attraktivität des Standorts Luxemburg für deutschsprachige Unternehmen

Handel & Industrie

3 Quelle: http://www.journal.lu/article/neue-duale-ausbildung-fuer-den-logistikbereich4 Quelle: http://lpi.worldbank.org/international/global/20145 Quelle: Bauhaus http://www.bauhaus.lu/6 Quelle: http://www.science.lu/de/content/15-minuten-%C3%BCberzeugungsarbeit-forscher-pr%C3%A4sentieren-bei-mind-

market-innovative

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Information & Kommunikation

Sonstige

Bausektor

Produktions & Fertigungsindustrie

Öffentliche Verwaltung

Spezialisierte, wissentschaftliche & technische Aktivitäten

Gesundheits & Sozialwesen

Transport & Lagerung

Handel, Instandhaltung & Reparatur von Kraftfahrzeugen

Grundstücks & Wohnungswesen

Finanz- und Versicher-ungsdienstlei-

stungen

27%

Realwirtschaft

73%

13%

9%

16%

11%

8%

7%11%

8%

5%

13%

Der deutschsprachige Markt in Luxemburg - Nachgefragt Aus ganzheitlicher Perspektive 51

Struktur der Bruttowertschöpfung Luxemburgs im Jahre 2014 (NaceR2)

Quelle: http://www.statistiques.public.lu/stat/TableViewer/tableView.aspx

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„Unsere Beziehung zur Schweiz ist für den Luxemburger Uhrenhandel besonders wichtig.“

Goeres Horlogerie ist seit 1970 erster offizieller Verkaufspartner von Rolex und wurde 1998 offizieller Vertreter der Marke Patek Philippe in Luxemburg.

Der deutschsprachige Markt ist unbestritten von größter Bedeutung für Luxemburg, allein schon deshalb, weil – auf nationaler Ebene gesehen – Deutschland unser Haupthandelspartner ist.

Als Unternehmer habe ich vielfältige Kontakte zum deutschsprachigen Raum, wobei die

Schweiz an erster Stelle steht. Bereits in den 50-er Jahren ist mein Vater in die Schweiz gereist, und auch ich bin seit meiner Studienzeit eng mit der Schweiz verwurzelt. So wundert es nicht, dass unser Haus schon seit langer Zeit mit Schweizer Firmen wie Rolex oder auch Patek Philippe zusammenarbeitet.

Diese langjährigen Kooperationen prägen die Geschäftsbeziehungen zum deutschsprachigen Raum. Mit der deutschen Schmuckmanufaktur Wellendorff, die wir seit 2001 exklusiv in Luxemburg vertreten, verhält es sich genauso. Die Aussagen sind klar, der industrielle Prozess ist bis ins kleinste Detail durchdacht, die Geschäftsbeziehungen basieren auf gewachsenem Vertrauen, und die für alle Vertragspartner gleichen Bedingungen werden punktgenau eingehalten.Das ist wahrscheinlich auch das Geheimnis dafür, dass die mit dem deutschsprachigen Raum eingegangenen Geschäftsbeziehungen in der Regel lange anhalten. Es liegt in der Geschäftsnatur der Luxemburger, langfristige Bindungen einzugehen, und genauso verhält es sich auch im deutschsprachigen Raum. One-Shot-Operationen sind beidseitig nicht so beliebt.Und was für die Geschäftspartner gilt, ist auch für die Kunden zutreffend. Seit Jahren haben wir einen treuen Kundenstamm aus Deutschland. Es sind Menschen aus der deutschsprachigen Großregion, die Luxemburg und seinen Flair lieben, die an uns Luxemburgern die Kombination des moselfränkischen mit dem französischen Touch schätzen. Die Stadt Luxemburg wird ebenso gerne besucht, da sie auf der einen Seite den Charme des Überschaubaren und in der auf der anderen Seite dennoch das Leben einer europäischen Metropole pulsiert. Dies macht den Unterschied zu vergleichsgroßen Nachbarstädten im Ausland aus.

Der Kunde aus dem deutschsprachigen Raum ist besonders angetan von dem luxemburgischen, einwandfreien Service und ist auch immer wieder bereit, nach Luxemburg zu reisen, da er hier die gewünschte hohe Qualität der Dienstleistung vorfindet. Als Unternehmer freuen mich diese langjährigen Kundenbeziehungen sehr, und es ist unser erklärtes Ziel, den Kundenstamm im deutschsprachigen Raum auszubauen. Es passt einfach vieles zusammen, und es gibt durchaus noch ausschöpfbares Potenzial.

Interview mit Robert Goeres

Inhaber,Goeres Horlogerie

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Interview mit René Winkin Generaldirektor,Fedil - Business Federation Luxembourg

Die Fedil nennt sich Business Federation Luxembourg, sie steht also für Unternehmertum im Allgemeinen. Könnten Sie uns kurz die Entwicklung der Fedil hin zur Business Federation schildern?

Die Fedil wurde 1918 von einer Gruppe Industrieller gegründet, um als Interessenvertretung zu wirken und zum Sozialdialog auf nationaler Ebene beisteuern zu können. Anfangs waren fast ausschließlich Betriebe aus dem produzierenden Gewerbe und dem Baugewerbe vertreten. Im Laufe der Zeit öffnete sich unser Verband für Mitglieder aus verschiedenen Dienstleistungsbereichen. Heute stellt die herstellende Industrie nur noch knapp die Hälfte der Mitglieder. Die Dienstleistungsindustrie hat sich in den letzten Jahrzehnten rasant entwickelt, auch innerhalb der Fedil. Mehrere wichtige Akteure aus diesem Bereich tragen maßgeblich zum Wirken der Fedil bei. Ich denke, diese Entwicklung ging ähnlich bei unseren deutschen Partnern BDI und BDA vonstatten. In Luxemburg mag sie etwas rasanter gewesen sein. Das ist nicht außergewöhnlich in einem kleinen Land, wo ein schnelles Wachstum einiger dynamischer Sektoren schnell zu bedeutenden Verschiebungen innerhalb der Wirtschaftsstruktur führen kann.

Wie passen Industrie und Dienstleistung zusammen? Gibt es gemeinsame Interessen?

Ich bin dankbar für diese Frage, denn sie erlaubt es mir, auf einige wichtige Charakterzüge der Fedil hinzuweisen. Die in der Fedil organisierten Betriebe stehen für gemeinsame Begriffe wie Unternehmertum, Technologie, Innovation und Internationalität, und diese Themen verbinden.Sie verbinden heute mehr denn je, denn wir merken, dass es immer weniger Abgrenzungen zwischen den einzelnen Sektoren gibt. Zum Teil sind die Übergänge fließend.Wichtige Dienstleistungsunternehmen sind im Zuge der Spezialisierung groß geworden und mittlerweile Bestandteil der Arbeitsabläufe ihrer industriellen Auftraggeber. Die Dienstleister selbst haben wiederum industrielle Strukturen aufgebaut, um Produktivität und Qualität ihrerseits zu sichern.Durch die Digitalisierung der Industrie entsteht eine neue, wichtige Symbiose zwischen Industrie und Dienstleistern. Die Dienstleister und das herstellende Gewerbe arbeiten so an der nächsten industriellen Revolution Hand in Hand zusammen.

Handel & Industrie

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Stichwort Digitalisierung: Was tut sich in Luxemburg, und gibt es Parallelen zu Deutschland?

Die Neuordnung der Finanzbranche durch Fintech steht hoch auf der politischen Agenda, da dieses Thema einen bedeutenden Teil unserer Wirtschaft betrifft. Das Thema soll offensiv angegangen werden, da es viele Opportunitäten birgt. Der innerhalb der Fedil organisierte IT-Sektor verfolgt diese Entwicklung mit großem Interesse. Luxemburg hat das Potenzial, sich als Fintech-Standort zu positionieren.

Parallelen zu Deutschland sehe ich ganz klar bei der Digitalisierung der Industrie. Das von der deutschen Politik mitinitiierte Zukunftsprojekt „Industrie 4.0” bringt uns erste wichtige Erkenntnisse über den Prozess der Neuorientierung selbst, aber auch über das hierfür notwendige Umfeld. Datensicherheit oder der zügige Ausbau der Kommunikationsinfrastruktur sind unumgängliche Themen, welche Luxemburg seit Jahren vorantreibt.

Laut dem deutschen Bundesministerium für Bildung und Forschung bedeutet die mit Industrie 4.0 einhergehende Integration von IT in den Produktionsprozess massive Änderungen – insbeson-dere bei Arbeitsprozessen und Arbeitsinhalten – sowie die Erweiterung von Qualifikationsprofilen der Facharbeiter in den Betrieben, der praxiserfahrenen Ingenieure und vor allem in der Ausbildung. Die Qualifikation unserer Ingenieure erfolgt sehr oft an deutschen Universitäten. Luxemburgische Studenten zieht es zur technischen Ausbildung traditionell nach Deutschland. Hinzu kommt die hohe Zahl an deutschen Grenzgängern, welche oft technische Berufe in unseren Unternehmen ausüben.Die Fedil hat sich dazu entschieden, dem Mangel an gut ausgebildeten Fachkräften durch eine gezielte Kampagne an unseren Schulen entgegenzuwirken. Es gilt, die technischen Profile wieder stärker in den Vordergrund zu rücken, denn ohne sie wird die Erneuerung der Wirtschaft hin zu einer effizienteren Struktur nicht möglich.

Doch wir dürfen nicht beim Thema Ausbildung stehen bleiben. Über dieses wichtige Thema hinaus gilt es, das Unternehmertum verstärkt zu fördern. Es bedarf neuer, innovativer Betriebe, um den eben angesprochenen Strukturwandel zu fördern und zu beschleunigen.

Die Fedil möchte diesen technologiegetriebenen Wandel in Partnerschaft mit Politik und Verwaltung fördern und begleiten.

Sie haben das Thema Unternehmertum angesprochen. Was tut sich auf diesem Gebiet in Luxemburg? Welche Rolle kann die Fedil einnehmen?

In den letzten Jahrzehnten hat Luxemburg viele gutbezahlte Jobs im Finanzsektor oder im öffentlichen Dienst angeboten, was für das Unternehmertum sicherlich nicht förderlich war. Es gibt jedoch erfolgreiche Initiativen, die darauf abzielen, junge Menschen für dieses Thema zu begeistern, Forscher oder Forschungsergebnisse in neue Unternehmen zu bringen und die Unternehmensgründer bei ihren ersten Schritten unterstützend zu begleiten.Die Fedil hat sich nicht darauf beschränkt, ein unternehmerfreundliches Umfeld einzufordern, sondern ist selbst aktiv geworden, indem sie vor rund 15 Jahren die Initiative startete, einen Business-Plan-Wettbewerb samt Coaching zu starten, welcher in die Großregion hineinwirkt. Zusammen mit der Handelskammer und mit Unterstützung der Regierung hat sich diese Initiative im Laufe der Jahre weiterentwickelt. Heute ist der Business-Plan-Wettbewerb zusammen mit vielen anderen Angeboten in der Organisation Nyuko (www.nyuko.lu) angesiedelt. Nyuko bietet unternehmenslustigen Menschen eine erste Anlaufstelle, wo sie in Co-working-Räumen an ihren Projekten arbeiten können, wo sie unentgeltlich mit Unternehmern, Finanziers oder z. B. Anwälten in Kontakt kommen und ein maßgeschneidertes Ausbildungsangebot genießen. Ziel ist es, die Projektträger zielführend ins Unternehmertum zu begleiten und erste Fehler durch Erfahrungsaustausch zu vermeiden.

Rund um Initiativen wie Nyuko hat sich in Luxemburg eine Gemeinschaft von Unternehmern und anderen am Unternehmertum interessierten Menschen gebildet, die das Thema positiv nach vorne bringen und die nötigen Vernetzungen (z. B. mit der Forschung oder mit der Finanzwelt) aufbauen. Dieses attraktive Angebot soll ausgebaut werden und so das Unternehmertum in der Großregion weiter fördern.

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Der deutschsprachige Markt in Luxemburg - Nachgefragt Aus ganzheitlicher Perspektive 55

Interview mit Romain Poulles Founder/Chief Executive Officer,PROgroup/ProNewTech

Würden Sie uns einen Überblick über Ihre Geschäftstätigkeiten geben?

Ich habe in den letzten Jahren mehrere Ingenieurbüros in Luxemburg, Belgien und Frankreich gegründet, die sich inzwischen weiterentwickelt und verändert haben.

Unsere drei Hauptaktivitäten sind:

• Projektmanagement im Bereich Urbanismus, d.h. Städtebau, Hoch- und Tiefbau sowie Innenausbau (PROgroup)

• Nachhaltiges Bauen (PROgroup)

• Informations- und Kommunikationstechnologien (ICT) (ProNewTech)

PROgroup arbeitet zunehmend an der Entwicklung von Pilotprojekten, die auf die Kreislaufwirtschaft ausgerichtet sind, was ich seit bereits vier oder fünf Jahren als mein Steckenpferd bezeichnen kann. Unsere Ingenieure haben das erste „Smart Building“-Konzept ausgeschrieben und die Umsetzung koordiniert (SolarWind Luxembourg). Dieses Konzept bewirkt eine Energieeffizienz von zusätzlichen 30% zu den „Green Building“-Konzepten während der gesamten Lebensdauer (Live Cycle) von administrativen Gebäuden. Im Dezember 2015 gewannen wir mit diesem Projekt im Rahmen der Klimakonferenz COP21 von Paris den „Green Building Award“.

Ähnliche mutualisierte IT-Konzepte werden demnächst im Bereich von „Smart Sites“ von einem der von mir mitgeführten Ingenieurbüros (ProNewTech) studiert, ausgeschrieben und angewendet.

Im Februar 2015 hat sich die luxemburgische Regierung offiziell eine innovative und wettbewerbsfähige Kreislaufwirtschaft zum Ziel gesetzt und sich deren Anforderungen an die strategische Ausrichtung gestellt. Kreislaufwirtschaft bedeutet vor allem, dass die eingesetzten Rohstoffe über den Lebenszyklus einer Ware hinaus wieder vollständig in den Produktionsprozess zurückgelangen. Über das Recycling können Abfallprodukte als Sekundärrohstoffe wiederverwertet werden. Produkte wie Handys, Häuser und Autos müssen „re-designed“ werden, so dass sie recycelbar sind, dadurch im Wirtschaftskreislauf bleiben, und der wertvolle Rohstoff bewahrt wird. Ziel ist es auch, die Produkte zunächst wiederholt zu verwenden und reparierfähig zu machen, bevor sie schlussendlich recycelt werden.

Handel & Industrie

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Daraus haben sich neue Businessmodelle entwickelt wie z. B. das Product-Service-System (PSS) sowie Sharing-, Leasing- Pooling- und Performance-Economy-Modelle.

Eine neue Art des Wirtschaftens verlangt auch neue Finanzmodelle. Es gibt eine ganze Reihe von Projekten, Ideen und Studien, die nur realisiert werden können, wenn der Finanzsektor mit einbezogen wird. Das Potential ist groß, da Luxemburg in diesem Bereich über sehr viel Erfahrung und Fachwissen verfügt. Gibt es aus der Kreislaufwirtschaft entstandene Business-Modelle bereits in Luxemburg?

Das SolarWind-Gebäude in Windhof wurde zu einem großen Teil nach den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft gebaut. Es ist weltweit das erste Gebäude, das allen drei großen Umweltzertifizierungen entspricht: britisch (BREEAM), französisch (HQE) und deutsch (DGNB = Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen e.V.). Das Gebäude besteht aus vier Stockwerken mit Dachterrasse, ausgestattet mit Sonnenkollektoren und städtischen Windkrafträdern.Auf der Gartenebene befindet sich eine Kinder-tagesstätte. Zudem gibt es Versammlungs-, Billard-, Küchen- und Fitnessräume, die sogenannten „Shared Spaces“. Darüber hinaus wird auch Carsharing angeboten. Bewohner und Nutzer des SolarWind-Gebäudes können die Autos stunden- oder kilometerweise mieten.

Revolutionär in seinem Energieverbrauch, seiner permanenten Regulierung der Luftqualität sowie seiner akustischen und thermischen Isolierung stellt SolarWind außerdem eine Innovation bezüglich Wohlgefühl, Komfort und Harmonie dar.Zudem wurde konsequent nach positiven Einflüssen, weniger nach einer Reduzierung negativer Einflüsse gesucht (z.B. wurde die Biodiversität über den Bau des Gebäudes gefördert und verbessert).

Sie erwähnten den Einsatz der Luxemburger Regierung für die Kreislaufwirtschaft. Inwiefern handelt es sich dabei um eine Initiative, die Luxemburg als Standort für Unternehmen attraktiver macht?

Luxemburg wird sich in den nächsten Monaten verstärkt in der Kreislaufwirtschaft engagieren und das Geschäftsumfeld attraktiver gestalten, so dass auch große Unternehmen wie Philipps, Siemens, Renault,

ArcelorMittal und Tarkett den Standort Luxemburg für die Entwicklung ihrer Businessmodelle entdecken. Ein Beispiel eines neuen Business-Modells im Rahmen der Kreislaufwirtschaft liefert der Fußbodenbelag-Hersteller Tarkett. Er fertigt unter anderem Kunstrasen, den er aber nicht verkauft, sondern verleast. Er bietet somit neben dem Produkt einen Service an (Produkt-Service-System), der darin besteht, den Kunstrasen nach einer gewissen Nutzungsdauer abzuholen und einzuschmelzen, um daraus einen neuen Kunstrasen herzustellen.

Gibt es einen besonderen Grund für Luxemburgs Engagement in der Kreislaufwirtschaft?

Allerdings. Luxemburg verfügt nur über ein geringes Vorkommen an Rohstoffen. Es gehört zu den ressourcenärmsten Ländern der Welt und ist daher auf den Import angewiesen. Je mehr sich der Vorrat dieser nicht-erneuerbaren Rohstoffe reduziert, desto größer wird der Wettbewerb um die verbleibenden Ressourcen. Durch den Aufbau der Kreislaufwirtschaft kann dieser Wettbewerb entschärft und die Abhängigkeit Luxemburgs von anderen Ländern auf ein Minimum reduziert werden.

Wir haben im Jahr 2014 durch die EPEA (Environmental Protection Encouragement Agency) in Hamburg eine Machbarkeitsstudie durchführen lassen, und das Ergebnis hat gezeigt, dass das Potential der Kreislaufwirtschaft in Luxemburg sehr hoch ist.

Und die Indikatoren für dieses Potential wären?

Um die Kreislaufwirtschaft voranzutreiben, bedarf es einer gewissen Anzahl an Unterstützern und Förderern. Unternehmen, die ihre verwendeten Rohstoffe nicht mehr entsorgen, sondern stattdessen in sogenannten „Materialbanken“ lagern, benötigen neue Finanzierungs- und Businessmodelle. Dies fordert einen anpassungsfähigen Finanzsektor, der auf die Bedürfnisse der Unternehmen eingeht, die in der Kreislaufwirtschaft aktiv sind. Im Hinblick darauf fand Mitte Dezember 2015 eine größere Veranstaltung bei der Europäischen Investitionsbank (EIB) statt, um dem Finanzsektor das Potential der Kreislaufwirtschaft in Luxemburg, aber auch allgemein, vorzustellen.

Banken und Fonds müssen zirkulare Investment-programme und Materialinvestmentfonds anbieten, die Recyclingzyklen müssen finanziert werden. Gleichzeitig kommt es im Rahmen der Risikoabsicherung zu einem

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Umschwung in der Versicherungsbranche. Auch die Steuergesetze müssen entsprechend angepasst werden.Luxemburg entwickelt sich dank der vorhandenen Strukturen im Finanzsektor, der IP-Gesetze (Intellectual Property Law) und der Informations- und Kommunikationstechnik sehr schnell und ist auf dem besten Wege, im Bereich Kreislaufwirtschaft Vorreiter in Europa zu werden. Laut Aussage der Luxemburger Umweltministerin hat sich Luxemburg zum Ziel gesetzt, als erstes europäisches Land das im Dezember 2015 implementierte neue Abfallgesetz umzusetzen und fühlt sich dieser Herausforderung durchaus gewachsen.

Durch Ihre Unternehmenstätigkeiten und Projekte engagieren Sie sich sehr stark im Bereich Innovation. Wie wichtig ist der Unternehmergeist für Luxemburg?

Ich bin zwar Ingenieur, bezeichne mich aber als kreativer Unternehmer. Für mich sind Unternehmergeist und Kreativität im Unternehmen sehr wichtig. Persönlich unterscheide ich dabei folgendermaßen zwischen Kreativität und Innovation. Innovation ist meiner Ansicht nach ein Managementprozess, der neue Konzepte und Innovationen hervorbringt, der von innen herauskommt und kontinuierlich stattfinden sollte. Bei Kreativität spreche ich eher von einer Diskontinuität, von komplett bahnbrechenden Ideen. Sowohl Kreativität als auch Innovation sind für Unternehmen und die Wirtschaft eines Landes von herausragender Bedeutung. Wie wirkt sich die Digitalisierung auf die Arbeit und auf den Arbeitsablauf aus?

Die allgemeine Vernetzung, Mobilität, IoT (Internet of Things) und das soziale Internet haben meines Erachtens in Zukunft auf jeden Arbeitsbereich fundamentalen Einfluss. Der Bausektor ist diesbezüglich derzeit noch sehr konservativ. In Bereichen wie Mobilität und Logistik wird es meines Erachtens hingegen in den nächsten Jahren zu einem kompletten Umschwung mit einhergehender Verbesserung kommen. Voraussetzung ist dafür natürlich die notwendige Informations- und Kommunikationstechnologie.

Dabei sind Digitalisierung und Datenautobahnen für unsere Firma ProNewTech ein großes Thema. Wir werden in dem Bereich in Deutschland in Zukunft sehr breitgefächert aktiv sein. Wir sind z. B. im Bereich

Breitband 2020 in Deutschland aktiv. Mit diesem Projekt sollen Gigabit Ethernet-Dienstleistungen flächendeckend über Glasfasernetze (Fiber Backbone & FTTH „Fiber To The Home“) zur Verfügung gestellt werden. Das erlaubt eine erhebliche Steigerung der Energieeffizienz bei Übertragungstechnologien gegenüber kupferbasierenden, energieverschwen-denden Technologien und die zusätzliche Nutzung von Breitbandkapazitäten. Bei unserer täglichen Arbeit findet ein Building Information Modeling System (BIMS) immer stärker Anwendung, wodurch alle Akteure auf dem Bau vernetzt werden. Derzeit herrscht noch ein starkes Silodenken; die Kommunikation zwischen Architekten, Bauingenieuren und Bauunternehmern ist noch sehr eingeschränkt, und jeder Akteur arbeitet für sich. Wesentlich bessere Resultate werden erzielt, sobald es durch die Vernetzung zu Co-Konzeptionen und vermehrter Zusammenarbeit kommt.

Inwiefern wird Luxemburg durch den Fortschritt im Bereich der Digitalisierung für ausländische Unternehmen noch interessanter?

Im Bereich der Datenzentren sowie der HPC (High Performance Computerzentren) setzt sich das ProNewTech-Team (Consulting Engineers) erfolgreich für energieeffizientere Infrastrukturen ein. Wir waren bereits zum zweiten Mal Gewinner des „Green IT Awards“ und konnten auf internationaler Ebene unsere „Smart Building“-Konzepte in Australien und Brasilien vorstellen.Das bereits genannte BIMS System ist ebenfalls eine bedeutende Neuerung in der Baubranche, stellt aber auch eine große Herausforderung dar. Die Vernetzung aller Akteure wird die Bauwelt fundamental verändern und bietet neue und ungeahnte Möglichkeiten. Dieser Fortschritt durch die Digitalisierung bringt exzellente Resultate mit sich.

Wie ist die Digitalisierung als Trend und Herausforderung zu verstehen?Die Digitalisierung ist in vielerlei Hinsicht wichtig. Zum Ersten führt sie zu einer Entmaterialisierung, und zweitens stellt sie eine Vernetzung dar, die mit Optimierungspotential gleichzusetzen ist. Luxemburg weist zudem eine der höchsten Konzentrationen an Datenzentren weltweit auf. Und die Digitalisierung macht den industriellen Umschwung von einer konsumorientierten zu einer nachhaltigen und ressourcenschonenden Wirtschaft erst möglich.

Handel & Industrie

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Fakten

Das luxemburgische Gesundheitssystem ist eines der besten staatlich geförderten Gesundheitssysteme in Europa. Die obligatorische Kranken- und Pflegeversicherung stellt eine universelle Absicherung der gesamten Bevölkerung dar. Dabei sind besonders das hohe Niveau der Leistungen, die freie Wahl des Anbieters (Arzt, Krankenhaus, Pflege), der direkte Zugang zu den Fachärzten oder die Rückerstattung der Leistungen für die hohe Zufriedenheit innerhalb der Bevölkerung maßgebend. (Quelle: Deloitte Studie 2011 und 2013 über die Nutzer des Luxemburger Gesundheitssystems).

Aus der Deloitte Gesundheits-Studie von 2014 geht erneut hervor, dass Patienten, die in Luxemburg ärztlichen Rat suchen, sehr zufrieden mit Kompetenzen und Fachkenntnissen sowie mit der Krankenhauspflege sind (Quelle: Deloitte Luxemburg Healthcare-Umfrage 2014). Durch die Einrichtung der öffentlichen Forschungszentren (CRP) sowie die Gründung der Universität Luxemburg wurde die Forschung und Entwicklung durch starke finanzielle und politische Unterstützung im Laufe der letzten 20 Jahre vorangetrieben. Der Bereich Biotechnologie ist eine der vier Branchen, in welche die Luxemburger Regierung seit 2004 verstärkt investiert, um die Wirtschaft zu diversifizieren. Ziel ist es, Luxemburg zu einem attraktiven Standort für Forschung und Innovation zu machen. Wichtige Akteure sind diesbezüglich die öffentlichen Forschungseinrichtungen. Weitere Initiativen im Bereich der Biowissenschaften sind die Gründung der Integrated BioBank of Luxembourg (IBBL) sowie der Aufbau des Luxembourg Centre for Systems Biomedicine (LCSB) als Teil der Universität Luxemburg.

Die luxemburgische Regierung hat im Juli 2014 die Richtlinie der EU über die Ausübung der Patientenrechte in der grenzüberschreitenden Gesundheitsversorgung in ihr Gesetz übertragen. Diese Richtlinie vereinfacht den Grenzgängern den Zugang zur Pflege in Luxemburg und deren Rückerstattung.

Das neue Pharma & Healthcare Center wurde im Frühjahr 2013 innerhalb des Cargocenters am Flughafen Luxemburg eröffnet. Es bietet 3000 Quadratmeter Lagerfläche mit unterschiedlichen Temperaturzonen. Die Nachfrage des Pharmasektors wurde überdie letzten Jahre immer größer, da verschiedene Unternehmen immer mehr Artikel nutzen, die in spezifischen Temperaturen gelagert werden müssen. Die Aufrechterhaltung der Integrität der Kühlkette auf jeder Stufe des Bearbeitungsprozesses stellt eine besondere Priorität des Pharma & Healthcare Center dar.

Deutsche Beispiele in Luxemburg

Luxemburger Krankenhäuser arbeiten unter anderem mit deutschen Universitäten zusammen. So bekam zum Beispiel das CHL (Centre Hospitalier de Luxembourg) im Jahr 2008 den Titel „Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität des Saarlandes“.

Im Herbst 2012 hat das „Max-Planck-Institut Luxemburg für internationales, europäisches und regulatorisches Verfahrensrecht“ im Großherzogtum seine Aktivitäten aufgenommen.

Biowissenschaften & Gesundheitswesen

*http://www.deloitte.com/lu/survey/health-2013

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Der deutschsprachige Markt in Luxemburg - Nachgefragt Aus ganzheitlicher Perspektive 59

Interview mit Dr. Thomas Dentzer Head of Life Sciences Sector, LuxInnovation

Wie wichtig ist heutzutage Entrepreneurship und wie fördern Sie diesen?

Entrepreneurship ist sicher einer der Hauptpfeiler einer gesunden Wirtschaft. Der Gedanke der Selbständigkeit ist traditionell weniger ausgeprägt in Europa als beispielsweise in den USA. Das hat überwiegend wirtschaftliche und kulturelle Gründe. Wir versuchen, durch eine gute Aufklärung und transparentes Aufzeigen von Risiken und Möglichkeiten, von der Gründung und Finanzierung eines Firmenprojekts an, bis zum tatsächlichen Führen einer Firma, den Leuten die Zweifel und Bedenken zu nehmen. Durch unsere lange Erfahrung können wir den Gründern helfen, Fehler zu vermeiden, die Projekte im Detail zu besprechen und eventuell neu auszurichten. Wir können hierbei sowohl auf Erfahrungen im Bereich der Start-ups wie auch auf Beratungs- und Fachwissen aus den Lebenswissenschaften zurückgreifen. Dazu soll immer zuerst eine Markt- und Projektanalyse durchgeführt werden, um die Risiken besser abzuschätzen, bevor man ein solches Unterfangen angeht. Eine fortwährende Begleitung und das Wissen, dass man nicht alleine da steht, helfen vor allem Erstgründern.

Heute wird viel über Digitalisierung geredet, welchen Einfluss hat die „Digital-Culture“ im Bereich BioHealth Cluster?

Die Digitale Welt wird die traditionelle Medizin sicherlich revolutionieren und Dinge ermöglichen, die noch vor ein paar Jahren Zukunftsmusik waren. Diese neue Zeitrechnung hat schon heute begonnen, und das Luxembourg BioHealth Cluster sowie der Sektor sehen die Digitalisierung als Chance für den Standort Luxemburg, sich eine Nische zu schaffen und in fünf bis zehn Jahren eine der führenden Health-IT Standorte zu werden. Heute schon handelt es sich bei einem Großteil der Forschung am Luxembourg Center for Systems Biomedicine (LCSB) um Bioinformatik und Analytik. Das reine Datensammeln ist nicht mehr das Problem; vielmehr ist die Datenauswertung nun das Wichtige. Das ermöglicht uns schon jetzt, Zusammenhänge zu erkennen und Therapien neu auszurichten, die sofort dem Patienten helfen.

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Welche wichtigen Entwicklungen gab es in den letzten Jahren?

Die biomedizinische Forschung hat in Luxemburg keine lange Tradition und hat in den letzten sieben Jahren eine rasante Entwicklung durchgemacht. Der Aufbau einer gesunden Basis, sprich der öffentlichen Forschung, hatte Vorrang. Durch strategische Partnerschaften wurde sich ein „Kickstart“ der Biomedizin erhofft.

Der politische Wille sowie die bereitgestellten finanziellen Mittel haben bewirkt, dass nun über 400% mehr Wissenschaftler als noch vor sieben Jahren in Luxemburg aktiv sind. Auf verschiedenen Forschungsgebieten hat Luxemburg sich bereits etabliert und könnte in Zukunft auch auf globaler Ebene eine führende Rolle spielen.

Hervorzuheben ist vor allem die Erforschung neurodegenerativer Erkrankungen wie Parkinson oder Alzheimer. Der nächste Schritt ist, eine kritische Masse von Forschern zu schaffen, damit öffentliche und private/industrielle Forscher zusammenarbeiten können. An Firmen wie Fast Track Diagnostics (FTD), die unter anderem Diagnosekits für Ebola entwickelt haben, kann man auch die rasante Entwicklung festmachen. Vor ein paar Jahren als Spin-off gegründet, ist FTD nun weltweit mit ihren Produkten vertreten, getreu dem Motto „from local to global“. Wir verzeichnen in der Tat in den letzten zwei Jahren eine ansteigende Zahl an Firmengründungen, seien es „Spin-offs“ oder ausländische Firmen, die sich neben den öffentlichen Institutionen ansiedeln. Dies ist auch unser Ansatzpunkt für die nächsten zwei Jahre. Deswegen müssen wir gezielt Firmen nach Luxemburg bringen, um eine möglichst vollständige Wertschöpfungskette aufzubauen, und um die hohe Wachstumsrate unseres Sektors auch über die nächsten Jahre gewährleisten zu können.

Welche Vorteile bietet der Luxemburger Standort?

Der Luxemburger Standort unterscheidet sich sehr von anderen Standorten oder Regionen. Als junger, aufstrebender Sektor bieten sich Forschern und Firmen viele Möglichkeiten, die es anderswo mit alten und festen Strukturen nicht gibt. Die Größe des Sektors und des Landes ermöglichen auch eine intensivere Nähe zu allen Akteuren, seien es nun Forscher in öffentlichen Institutionen, in Firmen oder auch Ministerien, bis hin zum Minister persönlich. Das weitgehende Fehlen der großen Pharmakonzerne erlaubt überdies auch kleineren Firmen, ihre Interessen besser darzustellen und gegebenenfalls Lösungen zusammen mit den Akteuren des Luxemburger Systems umzusetzen.

Im Zusammenspiel mit seinen allgemein bekannten Vorteilen, wie etwa die zentrale Lage des Landes, seine Mehrsprachigkeit und seine internationale Ausrichtung, hat Luxemburg ein sehr attraktives Gesamtpaket zu bieten, und es ist nicht überraschend, dass viele nicht-EU Firmen Luxemburg als ein „Hub“ oder „Gateway“ zu Europa nutzen.

Wie hat sich der Standort seit der Fusion der beiden großen Luxemburger Forschungszentren verändert?

Die Fusion der beiden CRPs hat natürlich einen Einfluss auf den Sektor. Vor allem setzt es ein Signal und zeigt dass Luxemburg eine neue Ausrichtung hat und fokussierter in die Zukunft schaut. Der biomedizinische Sektor ist eher indirekt betroffen, da die meiste Forschung in unserem Bereich an der Universität Luxemburg sowie dem Luxemburg Institute of Health (LIH) erfolgt. Dennoch hat die Fusion das Tor für interdisziplinäre Forschung weiter geöffnet, dies vor allem in Bezug auf Nano- und Informationstechnologien sowie im Bereich der Wirkung von Umweltfaktoren und Pathogenen.

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Der deutschsprachige Markt in Luxemburg - Nachgefragt Aus ganzheitlicher Perspektive 61Der deutschsprachige Markt in Luxemburg - Nachgefragt Aus ganzheitlicher Perspektive 61

Interview mit Prof. Dr. Rainer Klump Universität Luxemburg: Verantwortungsvolle Digitalisierung leben und vermitteln

Heute wird viel über Digitalisierung geredet, welchen Einfluss hat die Digital Culture innerhalb der Universität? Wie gehen Sie damit im Alltag des Uni-Lebens um?

Soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter spielen an der Universität Luxemburg eine immer wichtigere Rolle, und sind aus der Kommunikation mit Studierenden und anderen internen und externen Zielgruppen nicht mehr wegzudenken. Die Nachricht, dass wir im Times Higher Education World Ranking 2015 unter den Top 200 Universitäten gelandet sind, haben z. B. im vergangenen Oktober fast 100.000 Facebook-Nutzer über ihren Newsfeed erhalten.Zudem wurde der Post binnen weniger Minuten 800 Mal geliked. Man könnte nun sagen, dass letzteres ein Web-2.0-typischer Reflex ist. Aber bei aller Oberflächlichkeit, die man Facebook und Co. vorwirft, zeigt dies doch eines: In der digitalen Welt ist eine neue Form der Sichtbarkeit entstanden. Diese Sichtbarkeit ist mit Schnelligkeit gepaart, mit Dynamik also – und Dynamik fördert Innovation.

Das ist gut, und das stellt uns natürlich vor neue Herausforderungen, auf die wir mit Kreativität und Offenheit reagieren müssen. Wenn Informationen schnell und rund um die Uhr verfügbar sind, müssen Organisationen transparent und effizient kommunizieren – wobei Kommunizieren Dialog bedeutet.

In der digitalen Welt hat jeder Zugang zu allen Informationen – und kann reagieren. Das birgt natürlich auch Risiken. Man muss also exakt kommunizieren, jedes Wort muss sitzen – das gilt umso mehr für uns als sichtbare Institution in einem kleinen Land wie Luxemburg.

Damit einher geht die Aufgabe, den Umgang mit der Informationsflut zu vermitteln. Deshalb ist es nicht nur Teil unserer digitalen Strategie, selbst richtig zu kommunizieren, sondern auch, „digitale Kompetenzen“ (digital literacy) zu lehren. Hier geht es u. a. um die Fähigkeit, die Informations- und Datenflut effizient zu filtern, vertrauenswürdige Informationen zu finden und zu nutzen und generell Kommunikation an die digitale Umwelt anzupassen.

Das Wort Digitalisierung ist in aller Munde. Stellt sich die Frage, was es bedeutet – und wie gerade eine in jeder Hinsicht junge Institution wie die Universität Luxemburg damit umgeht.

Biowissenschaften & Gesundheitswesen

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Wie verändert die Digitalisierung den Arbeitsablauf?

Diese digitale Umwelt ist ein Zusammenspiel von Mensch und Technik. Letztere hat sich in den letzten beiden Jahrzehnten ebenso schnell entwickelt wie der Informationsfluss – das eine bedingt das andere. Deshalb investieren wir konsequent in unsere technologische Infrastruktur. So haben wir Anfang 2016 SAP eingeführt. Zudem sehen wir den Ausbau des neuen hochschuleigenen Intranets als langfristige Aufgabe auch im Sinne einer effizienten internen Kommunikation.

In der Forschung hat die Digitalisierung in zahlreichen Fachbereichen zur Produktion enormer Datenmengen geführt, die intelligent gehandhabt werden müssen. Es gilt, den Umgang mit Big Data für alle Fächer, auch in den Geisteswissenschaften, zu erschließen.

Big Data birgt für Forschung und Wirtschaft enorme Potentiale, sie wird wissenschaftliche Entdeckungen und Innovationen beschleunigen. Über die entsprechenden Hochleistungsrechner und Datencenter zu verfügen, wird zu einem Erfolgsfaktor für wissenschaftliche Exzellenz. An unserer Universität haben wir hier in den vergangenen Jahren massiv investiert und verfügen heute nach dem Goodyear R&D Center über die größten High Performance Computing (HPC)-Kapazitäten in Luxemburg, vergleichbar mit anderen Datencentern in der Großregion. Unser Ziel wird es sein, für Luxemburg zu einem nationalen HPC-Exzellenzzentrum zu werden.

IT wird auch moderne und innovative Hochschulmana-gement-Methoden unterstützen. So wird die Nutzung interner Daten für strategische Entscheidungen und Qualitätsmanagement immer wichtiger. Solche Daten werden bei uns von unserem Strategy & Planning Office genutzt und ausgewertet. Zudem wird künftig ein CIO für die interne IT-Struktur zuständig sein. Hierbei geht es auch um Datensicherheit und die verantwortungsvolle Datenverwaltung.

Ein weiteres Stichwort, das im Zusammenhang mit Digitalisierung steht, ist Mobilität. Viele Dinge können heute von unterwegs erledigt werden, und für Meetings reicht heute ein Skype-Account, wo früher ein Flugticket vonnöten war. Das alles führt zu einer gesteigerten

Produktivität, hat aber auch einen Haken: Die Zeit, eingehender über Dinge nachzudenken, entfällt häufig – und damit auch eine gewisse Tiefe.

Spielt Digitalisierung auch eine Rolle bei der Ausbildung der Studenten?

Alles muss heute online sein und in Echtzeit verfügbar: So lautet das Credo des Zeitgeists. Angebote wie MOOC (Massive Open Online Courses), die von Elite Unis wie Harvard oder dem MIT angeboten werden, oder SPOC (Small Private Online Courses) machen den Hörsaal zum virtuellen Raum. Eine Folge: Universitäten konkurrieren weltweit untereinander, wobei die Nachfrage nach dem ‚zeitgemäßen‘ Studium in der realen Welt ungebrochen ist.

Unsere Studierenden fordern eine ‚smarte’ Digitalisierung der Lehre, einen ausgewogenen Mix aus neuen Medien und persönlicher Interaktion. Eine weitere Herausforderung besteht deshalb für uns darin, Mehrwert im Hörsaal zu schaffen, d.h. die Interaktion zwischen Professor und Student zu maximieren. Das ist zudem lebensnah, denn Manager müssen ja auch reale und virtuelle Teams leiten und über Grenzen und Zeitzonen hinweg agieren.

Was wünschen Sie sich in Bezug auf die Entwicklung in der Uni? Wie sieht Ihr Zukunftsbild der Uni aus?

Die Pflicht einer Universität im 21. Jahrhunderts ist es Menschen auszubilden, die nicht befürchten müssen, im digitalen Zeitalter überflüssig zu werden. Dabei spielen auch soziale Kompetenzen wie Kooperation, interkulturelle Kommunikation, Eigeninitiative und Kreativität eine zentrale Rolle – und zusammen ergibt das die Soft-Skills-Säule unserer Vision, eine beispielhafte europäische Forschungsuniversität des 21. Jahrhunderts zu werden.

Auf dem Weg dahin spielt eine wohldosierte und nachhaltige Digitalisierung eine zentrale Rolle, und das in jeder Hinsicht. In der Verwaltung werden wir die unterschiedlichen Prozesse weiter beschleunigen und die Kommunikation noch effektiver gestalten. In der Lehre werden wir sukzessive weitere digitale Elemente dort integrieren, wo es sinnvoll ist. Und in der Forschung ist Digital an der uni.lu ohnehin ein Leitmotiv.

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Letzteres gilt nicht nur in der Information and Communication Technology (ICT) und den Computational Sciences, sondern gemäß unserem Ansatz beispielsweise auch in der Biomedizin, bei Rechtswissenschaft und Finance, in den Materialwissenschaften oder den Sozialwissenschaften.

Und generell wollen wir auch in Sachen Digitalisierung nicht nur Bildungseinrichtung sein, sondern darüber hinaus Berater und Ideengeber – ein zentraler Motor der neuen Wissensgesellschaft Luxemburgs.

Welche Rolle spielt Digitalisierung im Forschungsalltag und speziell in Ihrem Bereich?

Digitalisierung ist aus der Forschung nicht mehr wegzudenken. Neue technologische Entwicklungen zur Erfassung von z. B. Umweltdaten liefern immer größere Mengen an Daten in rasant steigender räumlicher und zeitlicher Auflösung. Deshalb werden dezidierte Speicher- und Bearbeitungsplattformen von immer größerer Wichtigkeit. Eine optimale Auswertung dieser Datensätze und Informationen benötigt völlig neue Ansätze. In der Hydrologie liefern schon heute Satelliten weltweit täglich eine Vielzahl an Informationen über Bodenfeuchte, Zustand der Vegetation, Niederschläge oder die Ausdehnung von überschwemmten Gebieten. Mit dem geplanten Einsatz von neuen Satellitenkonstellationen, die speziell auf umweltrelevante Fragestellungen ausgerichtet sind, werden diese Informationen in immer kürzeren Zeitabschnitten verfügbar sein und somit völlig neue Möglichkeiten im Bereich des Wasserressourcenmanagements bieten.

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Interview mit Dr. habil. Laurent Pfister Department ,Environmental Research and Innovation‘ Luxembourg Institute of Science and Technology

Wie interessant und wettbewerbsfähig ist Luxemburg als Forschungsstandort?

Die Luxemburger Forschungslandschaft hat sich in den vergangenen 20 Jahren grundlegend verändert. Öffentliche Forschungszentren, sowie die Universität Luxemburg, sind seit ihrer Gründung kontinuierlich gewachsen. Dabei hat ohne Zweifel auch die Gründung des Fonds National de la Recherche eine wesentliche Rolle gespielt. Durch die Einführung von klar definierten Forschungsprogrammen konnte so eine Vielzahl von Schwerpunkten nachhaltig ausgebaut werden. Dadurch haben heute eine nicht unerhebliche Anzahl von Forschergruppen und Einrichtungen in ihren jeweiligen Kompetenzbereichen internationale Sichtbarkeit und Attraktivität erlangt. Die rapide steigende Anzahl von Kollaborationen mit großen Forschungseinrichtungen im Ausland, sowie die Eingliederung von international anerkannten Fachkräften und Spezialisten in existierende Forschergruppen in Luxemburg sind ein weiterer Beweis der steigenden Attraktivität des Forschungsstandorts Luxemburg.

Wenngleich sich daraus auch Nachteile im Sinne einer eventuell nicht immer ausreichenden kritischen Masse ergeben können, so ist in einem kleinen Land wie Luxemburg die geographische Nähe ein nicht zu unterschätzender Aspekt, der das heute mehr denn je gefragte interdisziplinäre Angehen von komplexen wissenschaftlichen Fragen erleichtert. Ein Forschungszentrum wie Esch/Belval ist also genau in diesem Sinne und stärkt insofern auch den Standortvorteil für Luxemburg.

Werden wichtige Forschungsbereiche in Luxemburg genügend gefördert?

In dieser Frage haben sich viele Dinge in den vergangenen Jahren verändert. Es ist nicht unbedingt die Menge der Fördermittel, die im Mittelpunkt steht, als vielmehr die Notwendigkeit, erfolgreiche Forschungsaktivitäten nachhaltig zu unterstützen. Das kann über die Anschaffung von strategisch wichtigen wissenschaftlichen Ausrüstungen passieren, die den jeweiligen Gruppen einen nachhaltigen Wettbewerbsvorteil bringt. Auch können gefestigte,

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langfristig angelegte Forschungsbereiche eine kritische Masse darstellen, die im internationalen Wettbewerb ausschlaggebend ist. Im Endeffekt aber ist es die Qualität der wissenschaftlichen Arbeit, die über einen mittel- bis langfristigen Zeitraum Erfolg oder Misserfolg bestimmt.

Gibt es Forschungsstipendien für Promovierende aus dem deutschsprachigen Ausland?

Wir haben aktuell in unserer Forschungsgruppe Hydrologie am LIST (Luxembourg Institute of Technology) zwei Promovierende aus dem deutschsprachigen Ausland. Prinzipiell können diese im Rahmen von größeren Forschungsprojekten finanziert werden und decken somit einen Teilaspekt des jeweiligen Projektes ab; oder sie werden über ein dezidiertes PhD-Projekt finanziert.

Inwiefern arbeiten Sie mit deutsch(-sprachig)en Forschungsinstitutionen zusammen? Welche Vorteile ergeben sich daraus für Luxemburg als Forschungsstandort?

Die Zusammenarbeit mit deutsch(-sprachig)en Forschungsinstitutionen gibt es schon seit vielen Jahren in der Hydrologie. Speziell europäische Projekte haben in der Vergangenheit immer wieder den Rahmen für diese Art von Zusammenarbeit geboten. In der Hydrologie existiert außerdem seit vier Jahren eine Forschergruppe, die über ein bilaterales Abkommen zwischen der DFG (Deutsche Forschungsgemeinschaft) und dem FNR finanziert wird. Ein Dutzend Forschungsinstitutionen und Universitäten aus Luxemburg, Deutschland und Österreich arbeiten zusammen an der Erforschung von wesentlichen hydrologischen Prozessen, die sowohl die Entstehung von Hochwasser und Dürren studiert, wie auch die Qualität der Ober- und Grundwasserkörper untersucht. Das Projekt wird vom Karlsruher Institut für Technologie und dem LIST in enger Zusammenarbeit koordiniert. Das vorher im Rahmen von mehreren nationalen Forschungsprojekten aufgebaute experimentelle Einzugsgebiet der Attert in Luxemburg hat bei der Entstehung dieser Zusammenarbeit eine nicht unwesentliche Rolle gespielt. Dieses bilaterale Projekt

zeigt, wie eine langfristig angelegte Strategie ein konsolidiertes Wachstum in einem kompetitiven nationalen und internationalen Umfeld ermöglicht.

Diese Form von Zusammenarbeit an einem gemeinsamen Forschungsprojekt bietet Möglichkeiten und Perspektiven, die sich in der Form niemals im Rahmen von nationalen Forschungsprojekten ergeben würden. Die Vielzahl an Ressourcen und Investitionen erlauben somit völlig neue interdisziplinäre Ansätze, die von einem Institut kaum alleine getragen werden können.

Biowissenschaften & Gesundheitswesen

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Fakten

Im Bereich der TMT muss man feststellen, dass es nur wenige deutschsprachige Vertreter hierzulande gibt. Unter den größten TMT-Unternehmen sind ein Schweizer und ein deutsches Unternehmen in Luxemburg ansässig.

Luxemburg fördert seine Wettbewerbsfähigkeit durch den Aufbau eines Innovationsstandorts. Das ICT Cluster unterstützt seit 2002 Mitglieder der Informations- und Kommunikationstechnologie (ICT). Die Tätigkeiten beziehen sich insbesondere auf folgende Bereiche:

• Forschungszusammenarbeit auch auf EU-Ebene

• ICT für eine gesunde und alternde Bevölkerung

• E-invoicing und elektronische Zahlung

• ICT für grüne Projekte sowie ortsgebundene Dienstleistungen in Zusammenarbeit mit dem ‚Luxembourg Space Cluster‘

In den Bereichen Konnektivität und IT-Infrastruktur ist Luxemburg anderen europäischen Ländern eine Armlänge voraus. Das Großherzogtum verfügt über hochmoderne Konnektivitätsinfrastrukturen und zahlreiche Datenzentren. Hierzulande bieten die meisten Datenzentren Tier-II, Tier-III oder Tier-IV-Dienstleistungen an. 40% der in Europa zertifizierten Tier-IV-Datenzentren befinden sich in Luxemburg.Im Sommer 2013 wurde auf Initiative der Luxemburger Regierung die ‚ICT Task Force‘ ins Leben gerufen, die sich vor allem mit Umwelttechnologie / grünen Technologien, Logistik, elektronischen Bezahlungssystemen, Cyber Security und Datenmanagement beschäftigt.

Im Informations- und Kommunikationssektor ist z. B. die europäische Mediengruppe RTL in Luxemburg vertreten, die ihre historischen Wurzeln im Großherzogtum hat und insbesondere im deutschsprachigen Raum mit Medieninhalten aktiv ist.

Seit 2008 ist die Reduzierung der Roaming-Tarife eine Priorität auf europäischer Ebene. Innerhalb der letzten sechs Jahre haben die Parlamentarier eine Reduzierung von 26 Cent pro Minute erreicht. Seit Juli 2014 kostet eine im Europaraum gesendete SMS nur noch 6 Cent. Daraufhin wurde auf europäischer Ebene die Entscheidung getroffen, einen Schritt weiter zu gehen. Schon bald wird es das Roaming in seiner heutigen Form nicht mehr geben, dies wurde 2014 vom Parlament beschlossen. Jedoch muss der Europäische Rat dem Telecom Package noch zustimmen, mitsamt der Thematik der Net Neutrality.

In naher Zukunft wird ein Europäer also für seine SMS, Anrufe und die mobilen Daten sowohl in seinem Heimatland wie auch im europäischen Ausland die gleichen Tarife zahlen.

Luxemburgs Premierminister Xavier Bettel, der auch das Amt des Medien- und Kommunikationsministers besetzt, fördert die Sektoren der Technologie, Medien und Telekommunikation und unterstützt mit Hilfe der Regierung das Vorantreiben der ICT-Branche und deren Förderung im Ausland. Trends

• Investition in Infrastruktur

• E-payment/e-invoicing

• Direkte kontaktlose Bezahlung via Smartphone im Geschäft (Digicash)

• Datenmanagement

• Datensicherheit

• Grüne Technologien

• DigitaLuxembourg: Bündnis der Akteuren des ICT Sektors (Fedil ICT, Apsi, CLC, Eurocloud)

Technologie, Medien & Telekommunikation

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Der deutschsprachige Markt in Luxemburg - Nachgefragt Aus ganzheitlicher Perspektive 67

London

Paris

Frankfurt

Amsterdam

Brüssel

Strasburg

Luxemburg

Quelle: 2014, Luxembourg for Business – proud to promote ICT

Cegecom (by Artelis)

Cogent Communications

Colt

Level 3

LuxConnect

Telecom Luxembourg Private Operator

TeliaSonera

Teralink (by POST Luxembourg)

Verizon

23 verschiedene Routen nach Luxembourg

I.R.U. Fiber optical networks in 2014

Herausforderungen

• Wettbewerb, Kunden, Deregulierung und technologische Fortschritte

• Kunden reorganisieren, Märkte erweitern und Infrastruktur aufbessern

• In Luxemburg ansässige Unternehmen in Luxemburg zu halten und neue nach Luxemburg zu locken

• Harmonisierung des Privatsphäre- und Datenschutzes

• Verbesserung der elektronischen Identifizierung und Authentifizierung

• Schaffung eines sicheren und transparenten Zahlungsmarktes (Digital Payment)

• Big Data

• „click & collect“ – Zugriff nach Lieferung anhand von Packstationen

• Lücke Breitbandzugang

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68 Der deutschsprachige Markt in Luxemburg - Nachgefragt Aus ganzheitlicher Perspektive 68

Interview mit Dr. Raphaël Frank Informatiker und Mitbegründer des Start-up-Unternehmens Motion-S

Herr Dr. Frank, als Gewinner des Mind & Market-Awards, warum ist aus Ihrer Sicht Mind & Market wichtig für Luxemburg?

Mind & Market in Luxemburg ist ein neues Konzept. Der erste Award im Juni 2015 ist sehr professionell organisiert und von den Medien begleitet worden. Insgesamt gab es großen Zulauf, und es bot die optimale Plattform, um entscheidendes Networking zu betreiben. In Luxemburg ist dieses Konzept bisher einmalig.

An einem solchen Event teilzunehmen, war nicht nur wichtig für die allgemeine Bekanntheit unserer Firma und unseres Produktes, sondern ermöglichte uns auch, zukünftige Investoren kennenzulernen.

Welche Bilanz ziehen Sie nach dem ersten Jahr seit der Firmengründung?

Die Zeit war sehr spannend. Es war viel Arbeit, aber auch viel Freude. Vor allem der Effekt von Mind & Market war sehr positiv. Er gab uns die Möglichkeit, Kunden zu finden und uns auf dem Markt auszu-tauschen.

MIND & MARKET

Mind & Market in Luxemburg gibt jungen Firmengründern und Start-up-Unternehmen die Möglichkeit, ihre Ideen einer Jury sowie einem Fachpublikum vorzustellen. Am 30. Juni 2015 fand der erste Wettbewerb statt, den Herr Dr. Raphaël Frank mit seinem Konzept Motion-S gewann.

Dr. Raphaël Frank ist Informatiker am Interdisciplinary Center for Security, Reliability and Trust (SnT) der Universität Luxemburg. Als Mitbegründer des jungen Start-up-Unternehmens Motion-S hat er gemeinsam mit seinem Team eine App entwickelt, mit deren Hilfe Autofahrer ihr eigenes Fahrverhalten analysieren können. Die App ist wie ein Spiel konzipiert, so dass vor allem junge Menschen angesprochen werden. Sie dient dazu, vorausschauendes Fahren zu trainieren, indem dem Fahrer sein Fahrverhalten aufgezeigt wird. Die App kann somit dazu beitragen, sowohl Unfälle zu vermeiden als auch den Kraftstoffverbrauch zu reduzieren.

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Der deutschsprachige Markt in Luxemburg - Nachgefragt Aus ganzheitlicher Perspektive 69

Der Ausblick für das nächste Jahr sieht hervorragend aus. Das Projekt wurde aus der Uni heraus gegründet und kann nun mehr und mehr von uns erweitert werden. Wir werden jetzt das Augenmerk und die volle Energie auf die Kundenakquisition und die Weiterentwicklung unseres Produktes legen. Die Finanzierung ist dank eines Sponsors gewährleistet, und in den nächsten sechs Monaten ist die Aussicht auf weitere Kunden und Investoren groß.

Mind & Market in Luxemburg war ein echter Gewinn im ersten Jahr. Ohne dieses Event wäre ein solcher Start unseres Unternehmens nicht möglich gewesen.

Welches waren für Sie die interessantesten Projekte?

Das Angebot an Projekten war breit gefächert und sehr reichhaltig. Es gab eine Menge interessanter und vor allem qualitativ sehr hochwertiger Projekte. Eines, das mir sehr gut gefallen hat, betraf einen mit einem Ohr-Modul ausgestatteten Motorradhelm, der Hinweise auf Gefahrenstellen liefern konnte.

Welche Dynamik entstand zwischen den Projekteigentümern und präsenten Unternehmen/Unternehmern?

Im Anschluss an das eigentliche Event war es möglich, ein persönliches Gespräch mit Interessenten und verschiedenen Investoren zu führen. Das war eine einmalige Gelegenheit, neue Kontakte zu knüpfen und mögliche Investoren direkt anzusprechen. Es waren sowohl Start-ups als auch bereits länger bestehende Unternehmen anwesend, wobei nicht nur die Unterschiede innerhalb der Unternehmen zu einem regen Austausch und zu einer besonderen Atmosphäre führten. Eine Woche später wurden wir zu Folgegesprächen eingeladen.

Heute wird viel über Digitalisierung geredet, welchen Einfluss hat Ihrer Ansicht nach „Digital-Culture“?

Heutzutage hat jeder mit einer Form von Digitalisierung zu tun. Je mehr Anwendungen zur Verfügung stehen, desto größer ist die Erleichterung in unserem Alltag. Digital Culture macht unsere Firma und unser Business aus. Neben der täglichen Arbeit mit dem Smartphone arbeiten wir mit verschiedenen digitalen Hilfsmitteln

und Datengruppen sowie deren Auswertungen. Für unsere Firma gehört das zum Arbeitsalltag.

Unser Produkt richtet sich an den menschlichen Nutzer. Telematiksysteme und Anwendungen über das Smartphone stehen in unserem Fokus. Unsere Kampagnen haben uns gezeigt, dass die neue Generation der Digital Natives größer wird und auch direkt angesprochen werden möchte. Hinsichtlich der älteren Generation gibt es noch gewisse Schwierigkeiten, solche Technologien für eine breite Masse interessant zu gestalten. Junge Leute können intuitiver mit der Technologie umgehen und erkennen ihre Vorteile schneller.

Von daher ist Digital Culture die Basis unseres Business-Modells, und wir hoffen, auf dem bestehenden Trend weiter aufbauen zu können.

Ist die Kurzlebigkeit der digitalen Produkte eine besondere Herausforderung?

Hierbei handelt es sich um ein wirkliches Problem. Sobald man ein Produkt vollständig entwickelt hat, kann es bereits nach zwei Monaten nicht mehr aktuell, im schlimmsten Falle sogar nicht mehr nutzbar sein. Ein Beispiel dafür ist die jüngste Umstellung des IOS 8 auf IOS 9 bei Apple-Produkten, die zu einer Problematik bei der Lokalisierung des Nutzers geführt hat. Ein Korrekturprogramm zur Fehlerbehebung zu entwickeln, verlangt zusätzlichen Aufwand und greift auf Ressourcen zurück, die häufig nicht dafür geplant sind. Android bringt Updates sogar noch schneller heraus als Apple, und hier besteht zusätzlich die Schwierigkeit der Verträglichkeit zu unterschiedlichen Hardwaresystemen.

Diese Situation wird sich zwar in den nächsten Jahren nicht ändern, aber wir haben uns darauf eingestellt und entsprechende Ressourcen und Maßnahmen eingeplant.

Technologie, Medien & Telekommunikation

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Der deutschsprachige Markt in Luxemburg - Nachgefragt Aus ganzheitlicher Perspektive 71

Wir für SieAs One - Die Deloitte Strategie 72

Unser Dienstleistungsangebot 76

Audit 76

Advisory & Consulting 78

Tax 86

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As One Die Deloitte Strategie

Mit ‚As One‘ erfindet sich Deloitte nicht komplett neu, sondern stellt entscheidende Weichen: Mit unseren multidisziplinären Dienstleistungen, einer verstärkten grenzüberschreitenden Zusammenarbeit und gezielten Investitionen in innovative Services sowie organisches und externes Wachstum bauen wir unsere Marktposition in der Welt systematisch aus.

Durch die ‚As One-Strategie haben wir einen funktionsübergreifenden Planungsprozess entwickelt und implementiert. Die Interessen von Kunden und Mitarbeitern stehen dabei konsequent im Fokus unseres Handelns.

Ziel ist es, unsere Marktposition durch fokussierte Kunden- und Marktprogramme, die Entwicklung von innovativen Lösungen sowie die bereichs- und grenzüberschreitende Zusammenarbeit auszubauen. Mit Hilfe unseres internationalen Netzwerkes begleiten unsere Experten Großkonzerne und mittelständische Unternehmen bei ihrer globalen Expansion. In Bezug auf unsere Fachexperten bündeln wir unsere Expertise themenübergreifend und richten unsere Leistung somit noch gezielter an der Nachfrage und den Herausforderungen unserer Kunden aus. Innerhalb des deutschsprachigen Marktes arbeiten die Mitarbeiter in Luxemburg, Deutschland, Österreich aber auch in der Schweiz Hand in Hand zusammen, und ergänzen sich fach- und industrieübergreifend.

Das globale Deloitte-Netzwerk

• Steht für die Betreuung internationaler Niederlassungen zur Verfügung

• Bietet die fachlich qualifiziertesten und kompetentesten Ansprechpartner und Experten vor Ort

• Bietet eine umfassende, weltweite Betreuung in allen Ländern

Unser Standort in Luxemburg mit deutschsprachigen Mitarbeitern

• Ist auf die Betreuung deutscher Unternehmen in Luxemburg spezialisiert

• Verfügt sowohl über die fachlichen als auch organisatorischen Kapazitäten und Erfahrungen

Mit Hilfe unseres internationalen Netzwerkes begleiten unsere Experten Großkonzerne und mittelständische Unternehmen bei ihrer globalen Expansion. In Bezug auf unsere Fachexperten bündeln wir unsere Expertise themenüber-greifend und richten unsere Leistung somit noch gezielter an der Nachfrage und den Herausforderungen unserer Kunden aus.

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Der deutschsprachige Markt in Luxemburg - Nachgefragt Aus ganzheitlicher Perspektive 73

Im Rahmen unserer interdisziplinären Zusammenarbeit im Bereich Data Analytics entwickeln wir innovative Technologien, die neue Einblicke in Zustand und Erfolg eines Unternehmens ermöglichen. So nutzen wir im Audit aktiv die Chancen, die die Digitalisierung mit sich bringt.Reinhard Scharpenberg, Partner Deloitte Berlin

Unsere Kunden sind es gewohnt, global zu denken und erwarten von ihren Prüfern und Beratern grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit einem zentralen Ansprechpartner. Mit unserer „As One“ Strategie überzeugen wir unsere Kunden nicht nur funktionsübergreifend, sondern auch länderübergreifend zusammenzuarbeiten und sind damit der ideale Partner für global operierende Unternehmen.Rolf Künemann, Partner Deloitte Düsseldorf

Den Mandantenbedürfnissen zu entsprechen bzw. deren Erwartungen zu übertreffen. Das ist unser Anspruch und dazu stellen wir die besten Ressourcen aus Audit, Tax, Consulting und Corporate Finance: „as one“.Andreas Koch, Partner Deloitte München

Gerade unsere Kunden in der Finanzdienstleistungsindustrie – Banken, Investmentmanagement-gesellschaften und Versicherungen – erwarten in Anlehnung an ihre Geschäftsmodelle und aufgrund der Europäisierung und Internationalisierung der aufsichtlichen Gesetzgebung fachlich tiefgreifende und Länder-übergreifende Beratung. Durch unsere kompromisslose Spezialisierung auf diese Industrie, die internationale Verschränkung der Deloitte Practices und die reibungslose Zusammenarbeit unserer deutschsprachigen FSI-Experten in klar definierten Kompetenzbereichen schaffen wir einen klar messbaren Mehrwert für unsere Kunden.Dominik Damm, Partner Deloitte Wien

Unser diversifiziertes „Cross border“ Team vereinigt international und national erfahrene Experten aus unterschiedlichen Fachgebieten. Das macht Deloitte zum idealen Partner für länderübergreifend agierende Kunden.Nora Engel, Partner Deloitte Wien

In unserer schnellen und immer anspruchsvoller werdenden Zeit wird der ausserordentliche Wert der „As - One“ Strategie deutlich. Es gibt kaum eine Herausforderung mit der sich unsere Kunden beschäftigen, die nicht eine multidisziplinäre und grenzüberschreitende Betrachtung erfordert. Zur Erarbeitung von kundenorientierten und innovativen Lösungen arbeiten unsere Experten global und nahtlos zusammen.Marcel Meyer, Partner Deloitte Zürich

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Wir haben deutschsprachige Spezialisten für Sie in allen Abteilungen. Unsere Teams arbeiten Hand in Hand und industrieübergreifend. Unsere deutschsprachigen Mitarbeiter stehen Ihnen jederzeit zur Verfügung, um Sie zu beraten und maßgeschneiderte Lösungen für Sie zu erarbeiten.

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Unsere hochqualifizierten deutschsprachigen Prüfungsteams stehen unter der Leitung von insgesamt 5 luxemburgischen Réviseur d’Entreprises, die alle zusätzlich auch eine Qualifikation als deutscher Wirtschaftsprüfer haben. Sie decken alle relevanten Prüfungsdienstleistungen ab.

Als Kunde erwarten Sie, dass Ihr Abschlussprüfer stets am Puls der Zeit ist und Sie über relevante Entwicklungen zeitnah informiert werden. Deshalb sind wir in allen wichtigen Fachgremien (beispielsweise IRE, ALFI, ABBL, CSSF, Fedil, OEC, CNC usw.) vertreten und stets über alle aktuellen Neuerungen informiert und aktiv an der Ausarbeitung neuer Standards beteiligt. Als Kunde von Deloitte profitieren Sie zudem insbesondere bei grenzüberschreitenden Sachverhalten von einem Service ‚aus einem Guss‘, da wir bestens mit unseren Kollegen in den Deloitte-Prüfungsabteilungen im deutschsprachigen Raum (Deutschland, Österreich, Schweiz) vernetzt sind.

Abschlussprüfung

Entscheiden Sie sich für Sachverstand, der Mehrwert schafft! Lassen Sie die Richtigkeit Ihrer Zahlen prüfen und bestätigen. Wir prüfen unabhängig von der Unternehmensgröße und unabhängig von der Branche sowohl in den gesetzlichen vorgesehenen Fällen wie auch auf freiwilliger Basis Jahres- und Konzernabschlüsse. Unsere Abschlussprüfungen führen wir entsprechend internationalen Prüfungsstandards (International Standards on Auditing) durch. Selbstverständlich verfügen wir über die notwendige Expertise in allen in Luxemburg gängigen Rechnungslegungsstandarts sowie dem aufsichtsrechtlichen und branchenspezifischern Anforderungen und Regularien. Für bestimmte Unternehmenstransaktionen sieht der luxemburgische Gesetzgeber die Intervention eines Prüfers vor.

Unser Dienstleistungsangebot

Audit

Als Kunde von Deloitte profitieren Sie insbesondere bei grenzüberschreitenden Sachverhalten von einem Service ‚aus einem Guss‘, da wir bestens mit unseren Kollegen in den Deloitte-Prüfungsabteilungen im deutschsprachigen Raum (Deutschland, Österreich, Schweiz) vernetzt sind.

Unsere deutschsprachigen Prüfungsexperten für Sie:

4128

27

ACCA - Association ofChartered Accountants

OECL - Ordre des experts comptables Luxembourg

Wirtschaftsprüfer

Steuerberater

IRE Lux -Institut des Réviseurs

d'Entreprises Luxembourg

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Der deutschsprachige Markt in Luxemburg - Nachgefragt Aus ganzheitlicher Perspektive 77

Unsere Prüfungsexperten erstellen beispielswiese die notwendigen Berichte zur Durchführung folgender Transaktionen: Zahlung einer Zwischendividende, Sacheinbringungen (bei Gründung oder Kapitalerhöhung), Verschmelzung, Spaltung oder Liquidation eines Unternehmens.

Erstellung von Jahres- und Konzernabschlüssen oder Konzernreporting

Sie suchen Unterstützung für Ihre Finanzberichterstattung? Wir unterstützen Sie, indem wir an der Erstellung des Jahres- und Konzernabschlusses bzw. Konzernreportings mitwirken und diese aus den Buchhaltungsdaten erstellen und überleiten - egal ob LuxGAAP, IFRS oder USGAAP.

Prüfung der internen Kontrollsysteme

Vermeiden Sie Risiken durch ein optimal aufgestelltes Kontrollsystem!Sorgen Sie für Transparenz: Demonstrieren Sie Ihren Kunden gegenüber funktionsfähige interne Kontrollen. Als Outsourcing-Unternehmen geben Sie Ihren Kunden zusätzliches Vertrauen, wenn Sie Ihre Kontrollen unabhängig durchleuchten lassen– beispielsweise entsprechend dem International Standards on Assurance Engagements ISAE 3402.

Beratung in allen Fragen der Rechnungslegung

Sie stehen vor Herausforderungen in Ihrer Rechnungslegung? Sie müssen einen neuen Rechnungslegungsstandard implementieren?Wir unterstützen unsere Kunden unter Beachtung der geltenden Unabhängigkeitsanforderungen im Rahmen unserer prüfungsnahen Beratung in allen rechnungslegungsrelevanten Fragestellungen. Auf dem Gebiet der IFRS fungiert Deloitte Luxemburg als sogenanntes Centre of Excellence, dessen Expertise

unseren Kunden uneingeschränkt zur Verfügung steht. Darüber hinaus ermöglicht unser internationales Netzwerk weltweiten Zugriff auf Experten auch in branchenspezifischen Spezialfragen.

Staatliche Beihilfen für berufliche Weiterbildung

Bilden Sie Ihre Mitarbeiter weiter und realisieren Sie Liquiditätsvorteile durch schnellere Bearbeitung. Reichen Sie Ihren Antrag entsprechend geprüft beim Institut national pour le développement de la formation professionelle continue/INFPC ein, und erreichen Sie dadurch eine erhebliche Beschleunigung der Auszahlung der staatlichen Beihilfen.

Nachhaltigkeitsberichterstattung

Demonstrieren Sie Transparenz!Die Öffentlichkeit erwartet von Unternehmen heutzutage zunehmend eine ganzheitliche, d.h. über die reine Finanzberichterstattung hinausgehend alle Aktivitäten umfassende Berichterstattung. Lassen Sie Ihren Nachhaltigkeitsbericht, den Sie z.B. gemäß den Anforderungen der Global Reporting Initiative (GRI) erstellen, durch unsere spezialisierten Teams prüfen.

Performance Audit

Entdecken Sie verborgenes Potential!Zielsetzung eines Performance Audit ist das Aufdecken von Verbesserungspotentialen für ein Unternehmen. Wir untersuchen und bewerten Geschäftsaktivitäten, Geschäftsfunktionen und Projekte unserer Kunden im Hinblick auf Wirtschaftlichkeit und Effektivität und leiten daraus Verbesserungsmaßnahmen für Sie ab. Ein Performance Audit ist insbesondere in wettbewerbsintensiven Branchen von großem Nutzen.

Audit

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Advisory & Consulting

In Advisory & Consulting, dem größten Dienstleistungsbereich unseres Unternehmens in Luxemburg, arbeiten mehr als 100 hochmotivierte, deutschsprachige Mitarbeiter. Unsere Dienstleistungen sind in 5 Säulen untergliedert, die zielgerichtet und effizient nach den Funktionen der Ansprechpartner beim Kunden ausgerichtet sind.

Unser deutschsprachiges Advisory & Consulting Team in Zahlen

01/Strategy & Corporate Finance

Umsetzung strategischer und finanzieller Unternehmensziele

Chief Executive/Financial Officer

• Unternehmens- und Business-Unit-Strategie

• Regulatorische Strategie

• Corporate Finance

• CFO-Dienstleistungen

• Executive Search & Coaching

22 2126

CISSP - Certified InformationSystems SecurityProfessional

CIA - Certified Internal Auditor

Six Sigma -Black Belt

Certification

OECL -Ordre des Experts Comptables Luxembourg

4 Steuerberater

FRM -Financial

Risk Officer

CISA -Certified Information

Systems Auditor

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Der deutschsprachige Markt in Luxemburg - Nachgefragt Aus ganzheitlicher Perspektive 79

02/ 03/ 04/ 05/Operations Excellence &Human Capital

Technology& Enterprise Application

Risk, Compliance, Attest

Outsourced Solutions

Beratung und Unterstützung, Projekte/Tagesgeschäft

Auswahl und Implementierung von IT-Anwendungen

Kontrolle und Minimierung finanzieller, operativer, compliance und technischer Risiken

Auslagerung wiederkehrender Geschäftsprozesse

Chief Operating Officer Chief Information Officer Chief Risk Officer Chief Compliance Officer

Outsourcing

• Operations Excellence Services

• Beratungsdienstleistungen im Bereich Humankapital

• Outsourcing Advisory Services

• IT Dienstleistungen

• Enterprise Anwendungen & Packages

• Entwicklung von Anwendungslösungen

• Testing

• Finanzielles & Operationelles Risikomanagement

• Unterstützung bei Gerichtsverfahren & Rechtsstreitigkeiten

• Informations- und Technologierisiko

• Regulatory Compliance

• Versicherungsmathematische Dienstleistungen

• Interne Revision

• IT Revision

• IT Sicherheit & Schutz personenbezogener Daten

• Fonds Reporting

• Europaweite Steuer- dienstleistungen für Fonds

• Fondsregistrierung

• Hotline Dienste (Steuern, Compliance, aufsichtsrechtliche Anforderungen)

• Komplexes Pricing

• Risiko Reporting

• Steuer Reporting & Rubik Dienstleistungen für Kunden

Advisory & Consulting und Steuerberatung

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Regulatory Strategy

Haben Sie den Überblick im Dschungel der regulatorischen Themenstellungen? Jedes Jahr steigt die Anzahl europäischer Rechts-handlungen durchschnittlich um rund 15.000, allein auf europäischer Ebene beläuft sich die Gesamtanzahl der Rechtsakte bereits auf ca. 90.000. In einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld streben sowohl Regulatoren als auch Unternehmen nach rechtlichen und regulatorischen Verbesserungen. Unser Team kennt die verschiedenen Facetten und stellt die richtigen Fragen.

Mergers & Acquisitions

Sie streben eine Fusion mit einem anderen Unternehmen an oder prüfen Übernahmeoptionen? Sei es für die Nachfolge des Unternehmens, die Festigung der Marktposition oder die Diversifizierung der betrieblichen Tätigkeit, eine optimale Transaktion muss gefunden und abgewickelt werden. Neben der Findung von strategiekonformen Lösungen und Objekten sind erfolgreiche Übernahmeverhandlungen erfolgsentscheidend.

CFO Services

Ihre Agenda ist unsere Agenda.Komplizierte Entscheidungen sind zu treffen und das richtige Vorgehen zu kennen ist oftmals schwieriger als es scheint. Durch das Produkt CFO Services aggregiert Deloitte seine Fähigkeiten zur Unterstützung von CFOs – vom Reporting über Kontrollprozeduren bis hin zu strategischen Fragestellungen.

Financial Due Diligence

Vermeiden Sie verdeckte Risiken. Für den Kauf/Verkauf eines Unternehmens benötigen Sie eine fundierte Due Diligence. Ob Käufer- oder Verkäufer Due Diligence, ob In- oder Ausland, Ziel ist die Erreichung bester Qualität bei der Wertermittlung, gute Verhandlungen zwischen allen involvierten Parteien und eine zügige Abwicklung der Transaktion.

Fair Value Centre

Sie benötigen eine Bewertung von Unternehmen, Anteilen oder Anlagen? Bewertungen sind umfangreich und kontrovers. Dazu sind tiefgründige Kenntnisse des zu bewertenden Unternehmens und der zugrundeliegenden Märkte nötig, sowie der gesetzlichen Anforderungen und qualitativen und quantitativen Informationen. Unser Fair Value Centre unterstützt Sie bei Fusionen, Übernahmen und Verkauf, Steuerpolitik und strategischer Planung, Insolvenz und Restrukturierung oder auch bei der Bewertung von Portfolien. Dabei bewerten wir in Luxemburg und im Ausland Unternehmen, Stamm- und Vorzugsaktien, geistiges Eigentum und immaterielle Vermögenswerte, Geschäftsanteile, private Schuldverschreibungen, Optionen und andere Derivate.

Family Office

Vermögensschutz im regulierten Rahmen.Ziel ist die langfristige Sicherung von Familienvermögen über mehrere Generationen. Ein effektives Vermögensmanagement liquider und illiquider Vermögensgegenstände verbindet individuelle und familiäre Ziele. Unser Team ergänzt und erweitert Ihr Dienstleistungsspektrum.

Grenzwerte

Performance

Perfo

rman

ce

EffizienzKon

trolle

Durchführung

Leading EdgeDer KatalysatorWie kann die Finanzfunktion Standards für die Organisation setzen? Förderung der Verhaltensweisen der gesamten Organisation zur Erreichung strategischer und finanzieller Ziele.

Der StrategeWie kann die Finanzfunktion gestärkt und dadurch das Unternehmen geleitet werden? Ermittlung von strategischen Geschäftsausrich-tungen und Anpassung von finanziellen Strategien.

Der OperatorWie kann die Finanzfunktion unter Berücksichti-gung der begrenzten Ressourcen größtmögliche Kosteneffizienz liefern? Ausgewogenheit zwischen Kosten und Service Levels um den Verantwortlich-keiten der Finanzorganisation gerecht werden zu können.

Der AufseherIst Ihre Kontrollinfrastruktur robust? Schützen und erhalten Sie die Unternehmenswerte Ihrer Organisation.

Finanz-function

Die 4 Gesichter eines CFO

01/Strategy & Corporate Finance

(CEO/CFO)‚Die Strategen‘

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Der deutschsprachige Markt in Luxemburg - Nachgefragt Aus ganzheitlicher Perspektive 81

Geschäftsmodell (Target Operating Models)

Sie möchten ein Geschäftsmodell erstellen, oder ein bestehendes hinterfragen beziehungsweise transformieren? Durch unsere Praxiserfahrung und unsere Industriekenntnis begleiten wir Sie erfolgreich in jeder Phase Ihres Geschäftsmodells.

Outsourcing Advisory Services

Was sind die Auswirkungen, wenn wir Geschäftsprozesse auslagern?Bei der Entscheidungsfindung, für oder gegen Auslagerung eines bestimmten Geschäftsbereiches, kommt es darauf an, Potenziale und Risiken richtig einzuschätzen. Wir helfen Ihnen einen fundierten Business Case zu erstellen und geeignete Anbieter auszuwählen.

Personalberatung

Ihr Personal – Ihr KapitalWir sind Ihr Partner für Personalauswahl, -einstellung, -beurteilung, -entwicklung und -veränderung. Darüber hinaus stehen wir Ihrer Personalabteilung gerne als kompetenter Ansprechpartner bei der Neu- und Weiterentwicklung ihrer HR-Prozesse zur Seite.

CIO Services

Steht Ihre Systemlandschaft aufgrund der Vielzahl neuer regulatorischer Anforderungen auf dem Prüfstand oder entspricht Ihre IT-Infrastruktur nicht mehr dem aktuellen Stand der Technik? Design und Aufbau einer Hochleistungs- IT Organisation kann eine Herausforderung sein, aber Deloitte kann Ihnen helfen, dies zu erreichen. Hochleistungs-IT ist ein strategisches Muss im heutigen Markt, wo die meisten Firmen und Organisationen, IT als Hilfe für Ihre Wachstumsagenda sehen. Hierunter fallen z.B. Integration neuer Geschäfts- und IT-Prozesse, Entwicklung von Service Delivery Prozessen, Optimierung des Beschaffungsmanagements und Modellierung der Unternehmensarchitektur.

Enterprise-Resource-Planning-System (ERP)

Sie spielen mit dem Gedanken ein neues ERP einzuführen oder zu modernisieren? Die Definition der IT Strategie, die Evaluation verschiedener ERP-Systeme, die Realisierung von Kosten-Nutzen Analysen, die Prozessoptimierung und nicht zuletzt die technische Umsetzung und Implementierung eines neuen ERP-Systems stellen große Herausforderungen für eine erfolgreiche Transformation dar. Erfolgskritisch ist die Verfügbarkeit von adäquaten Ressourcen mit IT- und Fachexpertise in der richtigen Transformationsphase.

02/Operations Excellence & Human Capital

(COO)‚Die Anpacker‘

03/Technology& Enterprise Application

(CIO) ‚Die Informatiker‘

Advisory & Consulting

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Forensik und Anti-Geldwäsche (AML)

Wie schützen Sie sich gegen Geldwäsche und Betrug? Wie gehen Sie mit Betrugs- und Reputationsrisiken um? Betrugsfälle und andere reputationsschädigende Handlungen haben in den letzten Jahren zu hohen finanziellen Verlusten bei Finanzinstituten geführt. Der internationale Druck auf Kreditinstitute, Finanzdienstleister, Investmentfonds nimmt zu. Die Implementierung von Maßnahmen zur Prävention von Geldwäsche, Betrugsfällen und anderen reputationsschädigenden Handlungen sind daher kritische Erfolgsfaktoren für das jeweilige Geschäftsmodell. Kundenidentifizierungs-, Überwachungs- und Kooperationsvorschriften sind unser tägliches Geschäft – fragen Sie unsere AML Experten.

Liquidation

Stehen Sie vor operativen Herausforderungen? Deloitte kombiniert die Fähigkeiten eines erfahrenen Liquidators mit intensiver Expertise im Banken- und Fondssektor in Luxemburg und erspart Ihnen dadurch Risiken, Zeit und Kosten. Aber auch als erfahrener Insolvenzverwalter stellt Deloitte das realisierte Vermögen zum Nutzen angemeldeter Gläubiger fest.

IT Risk

Haben Sie Ihre IT Risiken unter Kontrolle und wollen Sie mehr IT Sicherheit in Ihrem Unternehmen? Proaktive Security Governance und Compliance Programme gewinnen an Bedeutung. Unternehmen sind in zunehmendem Maße von immer komplexer werdenden IT Infrastrukturen abhängig und dadurch einer steigenden Anzahl an IT Risiken ausgesetzt. Ziel ist neben der Minimierung von IT-Risiken auch die Erfüllung der diesbezüglichen aufsichtsrechtlichen Anforderungen ohne dabei einen negativen Einfluss auf die Geschäftsziele akzeptieren zu müssen. IT Risiken lassen sich durch die Implementierung einer Kontrollumgebung minimieren. Kurzfristige und unüberlegte Reaktionen auf neue technische Sicherheitsbedrohungen können heutzutage nicht die Mängel in der globalen Sicherheitsstrategie beheben. Nachhaltigkeit ist der Schlüssel zum Erfolg.

Internal Audit

Sie benötigen Unterstützung bei der internen Revision? Erhalten Sie eine höhere Qualität Ihrer internen Revision durch Zugriff auf Revisionsspezialisten, welche die notwendigen Fähigkeiten, weitreichende Industrieerfahrung und breites regulatorisches Wissen mitbringen. Unsere Spezialisten bieten Ihnen professionelles Know-How im Bereich interne Revision, Industrie- und Fachwissen sowie Kooperationsfähigkeit, um effektiv mit Ihrer Organisation zusammenzuarbeiten.

Risikomanagement

Benötigen Sie Unterstützung beim Management von operationellen und finanziellen Risiken? Gerne unterstützen wir Sie bei der Umsetzung von qualitativen und quantitativen Vorgaben an das Risikomanagement, überprüfen oder validieren ihre internen Risikomodelle. Im Rahmen der Messung von operationellen Risiken unterstützen wir Sie beim Aufbau einer Risiko-/Kontrollmatrix inkl. Abhilfemaßnahmen und Plänen zur Verbesserung der Kontrollen (Dashboards zur Berichterstattung / Kommunikation mit Führungskräften, die Auswahl von Governance-, Risk - und Compliance- Werkzeugen, Key Risk Indicators).

Risikomanagement und Strategieentwicklung für Banken

Benötigen Sie Unterstützung bei der Analyse der regulatorischen Anforderungen oder der Prüfung strategischer Optionen für Ihre Geschäftsfelder? Unser Team unterstützt Sie gerne bei der Analyse der neuen regulatorischen Anforderungen (Basel III bzw. CSSF 12/552), bzw. führt entsprechende Gap-Analysen hinsichtlich Governance, Methodik und Berichterstattung durch. Darüber hinaus entwickeln wir die damit verbundenen notwendigen Prozesse und Prozeduren oder bereiten IT Implementierungen vor (Funktions-/ Geschäftsanforderungen) bzw. leisten fachliche Betreuung während der Implementierungsphase. Mithilfe unseres firmeninternen Tools sind wir außerdem in der Lage, die kombinierten Auswirkungen von strategischen Optionen auf Kapitalanforderungen, Liquidität und Profitabilität zu simulieren, um somit Anknüpfungspunkte für die Strategieentwicklung zu liefern.

04/Risk, Compliance, Attest

(CCO, CRO)‚Die Aufpasser‘

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Der deutschsprachige Markt in Luxemburg - Nachgefragt Aus ganzheitlicher Perspektive 83

Tax Reporting für Private Banking Kunden

Angesichts der großen internationalen Kundenbasis sind Banken mit der Bereitstellung unterschiedlicher Steuerreportings für die jeweiligen Rechtsordnungen konfrontiert. Deloitte Luxemburg bietet Steuerreporting-Dienstleistungen für Kunden in neun Ländern an, dies sowohl in Luxemburg, als auch über die in der Schweiz ansässige Tochter Deloitte Tax Reporting Services AG. Wir bieten einen umfassenden Outsourcing-Service, auch in der Schweiz, um Banken bei der Erfüllung der Auflagen durch die endgültige Quellensteuerverordnung zu unterstützen, die am 1. Januar 2013 in Kraft trat und eine Folge des sogenannten Rubik-Abkommens ist.

Sie möchten steuerliche und Compliance Belastungen in einen Wettbewerbsvorteil umwandeln und durch die Anwendung von aktuellen Vorschriften bestehende Kundenbeziehungen fördern sowie neues Kundenvermögen anwerben? Ein internationales Steuerreporting inklusive der Erträgnisaufstellung, das Sie Ihren ausländischen Kunden anbieten, stellt einen solchen Wettbewerbsvorteil für Ihr Institut dar. Hierbei ist zwischen der Erstellung automatisierter, systemunterstützer Steuerreports und individueller, auf die Bedürfnisse des Kunden zugeschnittene Steuerreports, zu unterscheiden. Platzieren Sie sich als innovativer Wettbewerber und bereiten Sie sich auf beide Anforderungen vor.

Regulatory Watch Service

Neue Vorschriften, Neuregelungen, regulatorische Änderungen, Auswirkungen? Seien Sie immer auf dem neuesten Stand. Wir identifizieren die relevanten Regulierungsbereiche je nach Aktivität des Kunden, schlagen eine passende Liste an Quellen vor, je nach Geschäftsbereich und Standort(en) des Kunden, und richten eine personalisierte regulatorische Überwachung ein. Dank der weltweiten Präsenz von Deloitte können wir regulatorische Themen an all Ihren Standorten verfolgen. Unsere personalisierte Plattform ermöglicht einen sicheren Zugang zu denen für Sie zusammen getragen Informationen. Des Weiteren bieten wir Ihnen monatliche Dashboards, spezialisierte Ansprechpartner und Übersichten neuer Themen und

deren Priorität. Zudem können wir Sie auch in Bezug auf die regulatorischen Änderungen beraten, Analysen aufstellen und bieten Ihnen eine Hotline für Ihre Fragen.

Fondsregistrierung

Sie möchten Ihre Fonds in bestimmten Ländern vertreiben, verfügen aber nicht über das nötige Know-How bzw. die Ressourcen für eine Marktanalyse (Vertriebskanäle, Zielgruppen, Produkttypen usw.) oder für die administrativen Prozesse? Der Eintritt in einen neuen Markt erfordert eine sorgfältige Analyse, um neben dem Potenzial auch die damit verbundenen Kosten und Risiken korrekt einschätzen zu können. Ist die Entscheidung für einen Markt gefallen, gilt es schnellstmöglich eine Vertriebszulassung zu erhalten, ob es sich um einen innereuropäischen Markt oder um Märkte wie Asien oder Lateinamerika handelt.

Fondsreporting

Sie sind auf der Suche nach einem Dienstleister, der Sie bei der Rechnungslegung Ihrer Fonds professionell unterstützt? Wir unterstützen Sie bei den Jahresabschlüssen nach unterschiedlichen Standards für Ihre luxemburgischen oder ausländischen Fonds (mit und ohne komplexe Strukturen), der Koordination, Verwaltung und Zusammenarbeit mit allen Anteilseignern sowie der systemseitigen Erstellung Ihrer Rechnungslegung inklusiv der Entwicklung von Schnittstellen zu anderen Systemen.

KIID Management

Sie vertreiben multiple Anteilsklassen Ihrer Fonds in mehreren Ländern oder planen dies zukünftig zu tun? Für jede Anteilsklasse und jedes Vertriebsland muss ein KIID erstellt und den lokalen Behörden und Vertriebsstellen fristgerecht zur Verfügung gestellt werden. Die Überprüfung des Inhaltes der KIIDs auf Regelkonformität, die Validierung des SRRI, dieVeröffentlichung der KIIDs via Webseiten oder der Versand zu den Vertriebsstellen sind oftmals sehr zeitaufwändige Tätigkeiten. Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, diese Aktivitäten auszulagern?

05/OutsourcedSolutions

‚Wir-machen-das-für-Sie‘

Advisory & Consulting

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Fund Industry Compliance Hotline

Sie möchten zeitnah auf neue regulatorische Anforderungen reagieren ohne die Effizienz einer schlanken Organisation aufgeben zu müssen? Compliance-Abteilungen von Fonds-Management- und Investmentunternehmen sowie deren Geschäftsleitung sehen sich derzeit vielen regulatorischen Herausforderungen gegenüber. Dabei können die meisten Unternehmen in diesem Bereich nur eingeschränkt auf Fachpersonal zurückgreifen. Wäre insolchen Fällen nicht eine Compliance-Hotline, die Ihnen im Bedarfsfall unbürokratisch und schnell weiterhilft, genau das Richtige? Wir haben sie für Sie.

AIFMD für Depotbanken

Erschließen sich Ihnen die Implikationen aus AIFMD für Ihre Depotbank vollumfänglich?Haftungsfragen sind zu prüfen und die Zusammenarbeit mit Prime Brokern ist zu überprüfen, oder ist etwa noch mehr zu tun? Beide Aspekte sind zwar wichtig, allerdings zeigt die Erfahrung, dass es sich hierbei nur um die Spitze des Eisbergs handelt. Darüber hinaus sind Aufsichtspflichten zu erfüllen, sehr spezielle Segregationsregeln einzuhalten und neue Konzepte wie das ‚Depositary Lite‘ Modell sind zu erstellen bzw. anzupassen. Beachten Sie: AIFMD stellt keine isolierte Herausforderung für Finanzinstitute dar, sondern ist immer gesamthaft mit anderen, fundamentalen, aufsichtsrechtlichen Änderungen wie EMIR oder CRD IV zu betrachten.

AIFMD Reporting

Sie sind ein AIFM und müssen die Berichterstattung nach Artikel 24 der AIFMD vorbereiten? Die Anforderungen an die Berichterstattung für AIFM können leicht unterschätzt werden. Pro AIF müssen über 300 Datenfelder gefüllt werden, die Daten müssen von unterschiedlichen Quellen zusammengetragen und teilweise bestehende Daten weiter bearbeitet werden. Gegebenenfalls müssen spezielle Berichte pro Vertriebsland erstellt werden. Dies erfordert Investitionen in die Datenverarbeitung, Datenübermittlung und entsprechende Ressourcen.

Europaweite Steuerdienstleistungen für Fonds

Erbringen Ihre externen Dienstleister tatsächlich den vereinbarten Service in der gewünschten Qualität? Durch die Nutzung von ‚Leading Edge Technology‘ bieten unsere Experten einen umfassenden Premium-Service. Unsere integrierte End-to-End-Lösung umfasst die gesamte Koordination zwischen allen in den Prozess eingebundenen Beteiligten (wie Verwaltungsgesellschaften, Fonds-Administratoren, Wirtschaftsprüfern und lokalen Steuer-Experten) über einen einzigen Ansprechpartner. Wir bieten ein Monitoring-System, das es Ihnen ermöglicht auf einer kontinuierlichen Basis den Status und die Qualität der ausgelagerten Tätigkeiten zu messen. Wir bieten Ihnen zusätzliche Sicherheit durch eine unabhängige, vierteljährliche Plausibilitätskontrolle, der von Ihrem Fonds Administrator berechneten steuerlichen Informationen und Ad-hoc-Hilfe für alle Fragen im Zusammenhang mit den für Fonds veröffentlichen steuerlichen Informationen.

Risikoberichterstattung

Sie fühlen sich überwältigt von der Masse an neuen Regelungen und der zunehmenden Komplexität der Risikoberichterstattung? Die Gestaltung, Umsetzung und Qualitätskontrolle Ihrer Risikoberichterstattung im Rahmen existierender EU-Regelungen (wie z.B. UCITS, AIFM und Basel II / III Richtlinien) und bevorstehender (wie z.B. Solvency II) in Kombination mit nationalen Vorschriften (wie z.B. VAG oder GroMiKV Gesetze) setzen nicht nur tiefgreifende Kenntnis der Anforderungen voraus, sondern binden in gleichem Maße Schlüsselressourcen Ihres Unternehmens. Eine frühzeitige Analyse mit einer durchdachten Umsetzungsplanung kann hier entscheidende Freiräume in Ihrer Organisation schaffen.

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Der deutschsprachige Markt in Luxemburg - Nachgefragt Aus ganzheitlicher Perspektive 85

In Advisory & Consulting, dem größten Dienstleistungsbereich unseres Unternehmens in Luxemburg, arbeiten mehr als 100 hochmotivierte deutschsprachige Mitarbeiter

Advisory & Consulting

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Mit mehr als 300 Mitarbeitern ist die Steuerabteilung von Deloitte Luxemburg einer der größten steuerlichen Dienstleister am luxemburgischen Markt. Unsere anerkannten Experten verfolgen intensiv sämtliche relevanten internationalen und nationalen Entwicklungen und sind jederzeit in der Lage, Sie steuerlich auf höchstem Niveau zu beraten. Ein wesentlicher Aspekt zur Sicherung der Beratungsqualität ist die aktive Förderung von luxemburgischen und internationalen Berufsexamina (z. B. Expert Comptable bzw. deutsche Steuerberater, LLM) sowie unsere enge Zusammenarbeit mit den einzelnen Mitgliedsfirmen des weltweiten Deloitte-Netzwerkes.

BEPS

Ihr Unternehmen ist mit dem Wandel der Steuerpolitik und Steuervorschriften durch den Aktionsplan zur Bekämpfung der Gewinnverkürzung und Gewinnverlagerung der OECD (BEPS) konfrontiert? Gruppeninterne Leistungsbeziehungen international agierender Unternehmensgruppen werden neu zu bewerten und zu organisieren sein, neue Anforderungen an Transparenz und Substanz kommen hinzu und neue Offenlegungspflichten sind zu meistern. Wir helfen Ihnen mit der Beurteilung der Auswirkungen der BEPS Initiativen auf Ihr Unternehmen durch unseren Assessor-Tool Fragebogen. Unsere Steuerspezialisten beschäftigen sich ausführlich mit den Veränderungen der Steuervorschriften in Luxemburg, bewirkt durch die Veröffentlichung der BEPS-Aktionspläne im September 2014 und 2015, sowie mit den möglichen Auswirkungen dieser Aktionspläne auf Ihr Unternehmen. Ihnen wird außerdem der eventuelle Handlungsbedarf aufgezeigt und Sie werden dabei unterstützt, Ihr Unternehmen fit für die Zukunft zu machen.

FATCA - Automatischer Informationsaustausch

Initiiert durch FATCA wurden die Bemühungen auf internationaler Ebene zur Schaffung von mehr grenzüberschreitender Steuertransparenz intensiviert: FATCA, und der OECD Common Reporting Standard (CRS) stellen die Finanzindustrie vor neue Herausforderungen. Wir entwickeln mit Ihnen Strategien zur CRS-Umsetzung unter Berücksichtigung bestehender Synergien zu anderen Informationsaustausch-Systemen und helfen Ihnen, dadurch kosteneffizient den Anforderungen des steuerlichen Informationsaustauschs zu begegnen.

Quellensteuererstattung nach der Aberdeen-Rechtsprechung

Erstattung von zu Unrecht einbehaltenen Quellensteuern? Fonds haben die Möglichkeit, auf der Grundlage einschlägiger EuGH-Rechtsprechung, auf Dividenden- und Zinszahlungen einbehaltene Quellensteuern zurückzufordern, sofern bestimmte Voraussetzungen

Tax

77661591

Examen de fiscalité :A. Value added Tax

Examen de fiscalité :B. Corporate Income TaxExamen de fiscalité :

B. International Taxation

OECL -Ordre des experts

comptables Luxembourg

Examen de fiscalité : Cycle A

Examen de fiscalité : A. Individual Income Tax

14Steuerberater

Examen de fiscalité :Cycle B

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Der deutschsprachige Markt in Luxemburg - Nachgefragt Aus ganzheitlicher Perspektive 87

erfüllt werden. Wir bieten Ihnen maßgeschneiderte Lösungen, beginnend mit Machbarkeitsstudien bis hin zur Geltendmachung der Steuerrückforderung. Unsere Dienstleistungen umfassen: Kosten-Nutzen-Analysen, Unterstützung bei der Geltendmachung von Steuerrückforderungen sowie die Überwachung der laufenden Rückforderungsverfahren.

Steuerreporting für Fonds

Im Lichte von FATCA und Common Reporting Standards steigen die Anforderungen an die steuerliche Transparenz von Gewebetreibenden des Finanzsektors.Das gilt auch für Investmentfonds. Schon heute verlangen zahlreiche Staaten, dass Fonds den Investoren steuerliche Daten zur Verfügung stellen. Wir helfen Ihnen, aktuelle und zukünftige Herausforderung der steuerlichen Berichtserstattung zu meistern.

Islamic Finance

Sie stehen vor neuen Herausforderungen im globalisierten Vertrieb durch die vermehrte Nachfrage von muslimischen Investoren nach „Sharia-konformen“ Finanzprodukten?Hier ergeben sich für Fondsinitiatoren und -administratoren neue Herausforderungen, z. B. im Zusammenhang mit der Auswahl zulässiger Vermögensanlagen sowie deren steuerlicher Behandlung. Deloitte Luxemburg – als Kompetenz-zentrum für „Islamic Finance“ – unterstützt Sie im Zusammenspiel mit unserem weltweiten Netzwerk bei allen relevanten Fragen. Unsere Dienstleistungen umfassen z. B. Strategieberatung, aufsichtsrechtliche und steuerliche Beratung, Vertrieb, operationelle Beratung wie auch Fonds- und Steuerreporting.

Strategisches Management von geistigem Eigentum

Profitieren Sie von attraktiven Rahmenbedingungen zur Entwicklung sowie Nutzung Ihrer Ideen und immateriellen Vermögensgegenstände. Ein gutes Management geistigen Eigentums ermöglicht es Ihnen, den Cashflow oder Kapitalfluss innerhalb der Unternehmensgruppe zu verbessern, Gewinne

unter günstigen Rahmenbedingungen zu versteuern sowie zukünftige, steuerliche Planungsbarrieren zuvorzukommen. Für die Standortwahl hinsichtlich des Managements Ihres geistigen Eigentums finden auch nicht-steuerliche Aspekte Berücksichtigung (Unterstützung innovativer Unternehmen durch den Staat, verlässliche gesetzliche Rahmenbedingungen und kompetente Arbeitskräfte).

Verrechnungspreispolitik und -dokumentation

Sie möchten den steigenden Dokumentations-anforderungen für den internationalen Dienstleistungsaustausch pro-aktiv begegnen und Ihre Preisgestaltung auf eine sichere Basis stellen? Um sowohl nationale (luxemburgische) als auch internationale (OECD) Anforderungen an marktübliche Verrechnungspreise innerhalb eines Konzerns bestmöglich umzusetzen und das Risiko der Nichtanerkennung von Versicherungspreisen durch Steuerbehörden zu minimieren, sollte sich die Unternehmensführung bereits frühzeitig mit der Verrechnungspreisstrategie und der entsprechend erforderlichen Dokumentation auseinandersetzen. Außerdem helfen wir Ihnen dabei, Ihr Unternehmen schnell an neue Dokumentationsanforderungen anzupassen (wie z. B. Country-by-Country Reporting). Wir unterstützen Sie nicht nur bei der Erstellung der relevanten Dokumentation zur Vorlage bei der Steuerbehörde, sondern beraten Sie bei der Gestaltung einer Verrechnungspreispolitik für Ihren Konzern.

Business Model Optimization (BMO)

Zur Sicherung der nationalen und internationalen Wettbewerbsfähigkeit Ihres Unternehmens sind Veränderung der Wertschöpfungskette unerlässlich? Globalisierung und die Erschließung neuer Märkte machen die Überprüfung des globalen Geschäftsmodells multinationaler Unternehmen mittlerweile unabdingbar. Unser Fokus liegt auf der detaillierten Planung in Zusammenhang mit globalen Wertschöpfungsketten und geistigem Eigentum sowie der Kombination von unterschiedlichen Geschäftsstrategien und deren steuerlichen Optimierung.

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Börsennotierung (IPO)

Sie planen eine Kapitalerhöhung? Eine Börsennotierung kann Ihnen den Zugang zu internationalem Anlagekapital ermöglichen. Luxemburg bietet als anerkannter internationaler Platz für die Notierung von Wertpapieren und Finanzvehikeln eine breite Palette an Notierungsmöglichkeiten. Die Notierung einer Luxemburger Gesellschaft an einer ausländischen Börse (z. B. in Frankfurt oder New York) ist gängige Marktpraxis. Entscheidend ist die Planung der steuerlichen Auswirkungen der Notierung, sowohl aus Anleger- und Investoren- als aus Unternehmenssicht. Die möglichen Auswirkungen einer Hinzurechnungsbesteuerung (CFC-Rules) und gegebenenfalls Quellensteuern auf Dividendenzahlungen gelten als zentrale Aspekte, die über Erfolg und Misserfolg einer Notierung entscheiden.

Steueroptimierte Unternehmensstrukturierung und Unternehmenszusammenschlüsse

Sie wollen vorhandene Steuersparpotenziale nutzen oder brauchen Hilfe bei einer Fusion, Übernahme oder Geschäftsveräußerung? Ob Steigerung der Gewinnmargen durch Optimierung der Steuerbelastung oder effiziente Gewinn- und Kapitalrückführung, eine steuereffiziente Optimierung der Gesellschaftsstruktur unter Berücksichtigung Ihrer Geschäftsziele in jeder Phase, ist unerlässliche Voraussetzung, um langfristig erfolgreich zu sein. Wir helfen Ihnen mit detaillierten Analysen und verschiedenen an Ihr Unternehmen angepassten Vorschlägen für eine Restrukturierung. Haben Sie schon einen Unternehmenszusammenschluss geplant, unterstützen wir Sie mit umfangreicher Erfahrung und Kenntnissen bei der erfolgreichen Umsetzung aller erforderlichen Schritte: von der Due Diligence über die Strategiefestlegung bis hin zum Geschäftsabschluss sind besondere Fachkenntnisse und ein Team von Spezialisten erforderlich. Die steuerlichen Auswirkungen auf Ebene der Anleger und Investoren, genauso wie auf der des Unternehmens müssen bei dieser Art von Transaktion berücksichtigt werden. Wir haben im besonderen Erfahrung mit Strukturierungen in der Fonds-, Banken-, Immobilien-, Private-Equity-, Finanz-, Grüne Energie-, Öl und Gas -, Konsumgüterindustrie sowie der Technologie-, Medien- und Telekommunikationsindustrie.

Schifffahrt in LuxemburgSie suchen nach einem geeigneten Land, um Ihr Schiff zu registrieren? Dank dem Maritime Cluster in Luxemburg bieten sich optimale Standortvoraussetzungen für die Registrierung von Schiffen. Wir beraten Sie nicht nur über eine auf Ihre Bedürfnisse zugeschnittene Form der Eigentümergesellschaft, sondern zeigen Ihnen sämtliche steuerliche Vorteile des luxemburgischen Schifffahrtsregimes auf.

Umsatzsteuerliche Betreuung durch VAT Comfort

Sicherheit für Ihr Unternehmen in Bezug auf Umsatzsteuer ist eines Ihrer Anliegen? In Konzernstrukturen und im Umfeld von zunehmend variablen Funktionen ist es eine Herausforderung jederzeit sicherzustellen, dass alle bestehenden (und insbesondere die kürzlich neu gegründeten) Gesellschaften ihren Umsatzsteuerverpflichtungen in Luxemburg vollumfänglich nachkommen. Wir helfen Ihnen mit speziell zugeschnittenen Lösungen, wie z. B. VAT Comfort, die darauf abzielen, Ihnen diese Sicherheit zu geben und Ihr Unternehmen umsatzsteuerlich ständig am Puls der Zeit zu halten. In regelmäßigen Treffen wird der umsatzsteuerliche Status Ihrer Gesellschaft(en) überprüft und Sie werden über aktuelle, für Ihre Strukturen relevante, umsatzsteuerliche Änderungen informiert (z. B. aktuelle Rundschreiben bzw. EuGH Urteile).

Unternehmensgründung/Rechnungslegung/ (Umsatz-) Steuererklärung/Domizilierung

Sind Sie auf der Suche nach einem Dienstleister, der Ihnen ein umfangreiches Angebot an Dienstleistungen aus einer Hand anbieten kann? Dann sind Sie bei uns genau richtig. Mit unserer strategischen Positionierung im Herzen Europas zählen wir heute zu den angesehensten Akteuren in den Bereichen Buchhaltung, Steuerwesen und Unternehmensberatung mit luxemburgischen, grenzüberschreitenden und internationalen Kunden. Obwohl wir mit dem internationalen Deloitte-Netzwerk zusammenarbeiten, bleiben wir dennoch lokal verwurzelt. Zu unseren Kunden zählen neben Private Equity- und Real Estate-Gesellschaften auch Internationale Strukturen sowie Freiberufler, kleine und mittlere Unternehmen, Familienunternehmen,

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Der deutschsprachige Markt in Luxemburg - Nachgefragt Aus ganzheitlicher Perspektive 89

öffentliche Einrichtungen und Großunternehmen in Luxemburg und in der Großregion. Unser Dienstleistungsangebot umfasst dabei u. a. Buchführung, Back-Office (Rechnungslegung und Zahlungen), Geschäftsberichte, Einzelabschlüsse, Konsolidierung der Konten, Rechtliche Formalitäten bei der Schließung, (Umsatz-) Steuererklärung, Domizilierung und vieles mehr. Wir beraten Sie ebenfalls bei der Unternehmensgründung, der Erteilung einer Niederlassungsgenehmigung, der Umstrukturierung oder Übertragung von Unternehmen und überprüfen die Möglichkeiten staatlicher Beihilfen und Subventionen. Somit können wir Ihnen einen auf Ihre Größe abgestimmten Komplettservice für alle Ihre Tätigkeitsbereiche anbieten und Ihr zentraler Ansprechpartner bleiben.

Steuerliche Dienstleistungen für den Mittelstand

Sie wollen in Ihrem mittelständischen Unternehmen Komplexität umfassend und kostengünstig meistern? Mittelständische Unternehmen haben oftmals keine eigene Steuerabteilung, müssen sich aber mit ähnlich komplexen Sachverhalten wie große Unternehmen beschäftigen. Deshalb ist eine umfassende sowie steuerübergreifende Beratung aus einer Hand im Rahmen einer angepassten Kostenstruktur besonders wichtig. Im Idealfall verknüpft die Beratung von mittelständischen Unternehmen sämtliche Fragestellungen, die sich sowohl auf Gesellschafts- als auch auf Gesellschafterebene über den gesamten Lebenszyklus der Unternehmung stellen.

Staatliche Subventionen und Zuschüsse

Starthilfe durch staatliche Förderungen effizient nutzen. Luxemburger Unternehmen können von einer Vielzahl staatlicher Maßnahmen profitieren. Ob die Neugründung einer Gesellschaft, der Ausbau von bestehenden oder Aufbau von neuen Geschäftsfeldern, das Engagement in Forschung und Entwicklung, die Aus- und Weiterbildung oder die Verbesserung des ökologischen Fußabdruckes, Luxemburg bietet Subventionen und Zuschüsse im Rahmen von über 70 verschiedenen Initiativen.

Persönliche Einkommensteuer

Sie suchen nach Hilfe für Ihre privates Vermögensmanagement, Beratung bezüglich der Erbschaftssteuer, Ihrer persönlichen Besteuerung oder der Ihrer Arbeitnehmer? Für Privatpersonen führt eine gute Steuerberatung nicht nur zu einer optimierten Steuerbelastung, sondern berücksichtigt zugleich auch sämtliche Lebenssachverhalte der betreffenden Person oder Familie. In einer globalisierten Welt steigen die Anforderungen an das private Vermögensmanagement – eine intelligente Nutzung der in Luxemburg zur Verfügung stehenden Instrumentarien hilft Ihnen, diesen Anforderungen gerecht zu werden. Mit unserer Beratung stellen wir sicher, dass eine effiziente Strukturierung bei voller Flexibilität erlaubt, Ihr Vermögen an die nächste Generation zu übergeben, ohne die Kontrolle über Ihr Unternehmen oder Ihre Anlagen zu verlieren. Innerhalb Ihres Unternehmens stellt eine umfassende, steuerliche Betreuung Ihrer Arbeitnehmer (z. B. entsandte Mitarbeiter) und Ihrer Geschäftsführung (z. B. durch steueroptimierte Optionspläne, Quellensteuererklärungen) einen bedeutenden Vorteil im Wettbewerb um Spitzenkräfte dar. Darüber hinaus können Unternehmen durch eine angepasste Personalpolitik im internationalen Kontext von einer erhöhten steuerlichen Substanz sowie von Vorteilen bei der Sozialversicherung profitieren.

Grenzgänger

Ihr Unternehmen beschäftigt Grenzgänger? Mit der zunehmenden Internationalisierung des Arbeitsplatzes Luxemburg kommen auf Unternehmen immer neue Herausforderungen hinzu, um mit den Reportingverpflichtungen verschiedener Länder Schritt zu halten. Wir unterstützen Sie im Rahmen von Steuern und Sozialversicherung bei allen Compliance Anforderungen rund um das Thema Grenzgänger.

Tax

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Kontaktieren Sie unser deutsches Team: [email protected]

Cindy Tereba

Lynn Robbroeckx

Dr. Raphaël Frank

Serge de Cillia

Anouk Agnès

Maria Löwenbrück

Stephan Blohm

Raoul Mulheims

Uwe Druckenmüller

Marc Hengen

Carlo Thelen

Robert Goeres

René Winkin

Romain Poulles

Dr. habil. Laurent Pfister

Prof. Dr. Rainer Klump

Dr. Thomas Dentzer

Wir möchten uns ganz herzlich bei all unseren Interviewpartnern bedanken!

Die Gasbeiträge, Interviews und Quotes geben die Auffassungen der jeweiligen Autoren wieder und stimmen nicht zwangsläufig mit der Auffassung von Deloitte Luxemburg überein.

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Contacts

Deloitte Luxembourg560, rue de NeudorfL-2220 LuxembourgGrand Duchy of Luxembourg

Tel.: +352 451 451Fax: +352 451 452 401www.deloitte.lu

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Audit

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Luc BrucherPartner - Life Sciences & Healthcare Leader+352 451 454 [email protected]

Martin FlaunetPartner - Banking Leader+352 451 452 [email protected]

Tom PfeifferPartner - Audit+352 451 454 [email protected]

Andreas MeierPartner - Audit+352 451 452 [email protected]

Tax

Christian BednarczykPartner - Cross-Border Tax+352 451 454 [email protected]

Balazs MajorosPartner - Cross-Border Tax+352 451 453 [email protected]

Markus JungDirector - Cross-Border Tax+352 451 454 [email protected]

Advisory & Consulting

Joël VanoverscheldePartner - Advisory & Consulting Leader+352 451 452 [email protected]

Lou KieschPartner - Regulatory Strategy+352 451 452 [email protected]

Michael MartinPartner - Forensic & Dispute Services+352 451 452 [email protected]

Marco LichtfousPartner - Capital Markets/Financial Risk+352 451 454 [email protected]

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