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DIPLOMARBEIT zur Erlangung des akademischen Grades eines Magisters der Rechtswissenschaften an der rechtswissenschaftlichen Fakultät der Karl-Franzens-Universität Graz Der digitale Nachlass unter besonderer Berücksichtigung des postmortalen Persönlichkeitsrechts eingereicht von Christoph Kölbl Begutachterin: Univ.-Prof. Mag. Dr. iur. Elisabeth Staudegger am Institut für Rechtswissenschaftliche Grundlagen Fachbereich Recht und IT Graz, Februar 2017

Der digitale Nachlass unter besonderer Berücksichtigung ...€¦ · USB Universal Serial Bus . 1 I. Einleitung „Seit Beginn der Menschheitsgeschichte war das Vergessen für uns

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DIPLOMARBEIT

zur Erlangung des akademischen Grades eines

Magisters der Rechtswissenschaften

an der rechtswissenschaftlichen Fakultät

der Karl-Franzens-Universität Graz

Der digitale Nachlass

unter besonderer Berücksichtigung des postmortalen

Persönlichkeitsrechts

eingereicht von

Christoph Kölbl

Begutachterin: Univ.-Prof. Mag. Dr. iur. Elisabeth Staudegger

am Institut für Rechtswissenschaftliche Grundlagen

Fachbereich Recht und IT

Graz, Februar 2017

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I

Ehrenwörtliche Erklärung

Ich erkläre ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne fremde

Hilfe verfasst, andere als die angegebenen Quellen nicht benutzt und die den Quellen wört-

lich und inhaltlich entnommenen Stellen als solche kenntlich gemacht habe.

Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder ähnlicher Form keiner anderen inländischen oder

ausländischen Prüfungsbehörde vorgelegt und auch noch nicht veröffentlicht.

Die vorliegende Fassung entspricht der eingereichten elektronischen Version.

Graz, im Februar 2017 Christoph Kölbl

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II

Vorwort

Die vorliegende Arbeit wurde im Jänner 2017 an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät

der Karl-Franzens-Universität Graz als Diplomarbeit eingereicht. Schrifttum und veröf-

fentlichte Judikatur wurde bis Anfang Jänner 2017 berücksichtigt.

Der allerherzlichste Dank gebührt meinen Eltern und Großeltern, die mich während meiner

gesamten Studienzeit hindurch in jeglicher Form unterstützt haben, um mir meinen Karrie-

rewunsch möglich zu machen. Besonders bedanken möchte ich mich auch bei der Kanzlei

Eisenberger & Herzog für die Möglichkeit als studentischer Mitarbeiter Praxiserfahrung

gesammelt haben zu dürfen.

Abschließend möchte ich mich herzlichst bei Herrn Dipl.-Ing. Langmantel und der Internet

Foundation Austria (IPA) bedanken, dass diese Arbeit mit einem netidee-Stipendium ge-

fördert und finanziell unterstützt wurde.

Graz, im Februar 2017 Christoph Kölbl

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III

Inhaltsverzeichnis

Ehrenwörtliche Erklärung .................................................................................................. I

Vorwort ................................................................................................................................ II

Inhaltsverzeichnis ............................................................................................................. III

Abkürzungsverzeichnis .................................................................................................... VI

I. Einleitung .......................................................................................................................... 1

A. Problemstellung und Ziel dieser Arbeit ..................................................................... 2

B. Aufbau und Systematik .............................................................................................. 2

II. Der „digitale Nachlass“ .................................................................................................. 4

A. Der Begriff des „digitalen Nachlasses“ ..................................................................... 4

1. Definitionsversuche der österreichischen und deutschen Lehre ............................ 5

2. Der Begriff „digitale Inhalte“ als Anknüpfungspunkt ........................................... 7

3. Abgrenzung zwischen digitalen Inhalten und personenbezogenen Daten ............. 8

4. Zusammenfassung .................................................................................................. 8

B. Der Begriff „Daten“ ................................................................................................. 10

1. Differenzierung zwischen Information und Daten .............................................. 10

2. Der Datenbegriff iSd DSG 2000 – Datenschutz post mortem? ........................... 10

3. Sachenrechtliche Einordnung von Daten ............................................................. 13

C. Zusammenfassung .................................................................................................... 16

III. Rechtliche Rahmenbedingungen ............................................................................... 18

A. Erbrechtliche Beurteilung – keine erbrechtliche Sonderbehandlung des digitalen .....

Nachlasses ................................................................................................................ 18

B. Persönlichkeitsrechtliche Aspekte ........................................................................... 24

C. Zusammenfassung .................................................................................................... 26

IV. Ausgewählte Problembereiche des „digitalen Nachlasses“ ..................................... 29

A. Die Frage der Vererblichkeit des „digitalen Nachlasses“ ........................................ 29

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1. Der Begriff der Höchstpersönlichkeit als entscheidendes Abgrenzungs- ................

merkmal ............................................................................................................... 29

2. Vererblichkeit von Daten ..................................................................................... 34

3. Differenzierung zwischen höchstpersönlichen und vermögens- .............................

rechtlichen digitalen Gütern ................................................................................. 36

B. Die Vererblichkeit ausgewählter hinterlassener digitaler Güter .............................. 36

1. Das private Social-Media-Nutzungsprofil ........................................................... 36

a. Tod des Nutzers – Die bisherige Regelungspraxis nach dem Tod eines .............

Nutzers bei Facebook ............................................................................................... 44

b. Können nahe Angehörige das SNP des Verstorbenen löschen lassen? ........... 46

2. Domains ............................................................................................................... 48

3. Der „Wettaccount“ des Verstorbenen .................................................................. 50

4. Digitale Bilddaten des Verstorbenen ................................................................... 52

5. Cloud-Computing ................................................................................................ 57

C. Zugangsrecht der Erben zu den digitalen Inhalten des Verstorbenen - Recht ..............

auf Auskunft über die Zugangsdaten? ........................................................................ 61

1. Allgemeines ......................................................................................................... 61

2. Auskunftsrecht des Erben im Wege der Gesamtrechtsnachfolge ........................ 61

3. Datenschutzrechtliche Aspekte (post mortem) .................................................... 63

4. Kommunikationsrechtliche Aspekte .................................................................... 66

5. Persönlichkeitsrechtliche Aspekte (Postmortales Persönlichkeitsrecht) ............. 70

6. Fazit ...................................................................................................................... 74

D. Das Auskunftsrecht des Gerichtskommissärs ............................................................. 75

V. Gegenwärtige Gestaltungsmöglichkeiten im Umgang mit dem „digitalen Nachlass“

und rechtspolitische Überlegungen .................................................................................. 77

A. Handlungsoptionen des Erblassers in praxi ............................................................. 77

B. Denkbare Gestaltungsmöglichkeiten ....................................................................... 78

1. Allgemeines ......................................................................................................... 78

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2. Bisher in der Lehre diskutierte Lösungsansätze .................................................. 78

a. Testament ......................................................................................................... 78

b. Digitaler Bevollmächtigter/Nachlassverwalter in der Rolle als ...........................

Testamentsvollstrecker ............................................................................................ 80

c. Auflage nach § 709 ABGB .............................................................................. 82

d. Verfallsdatum für Informationen? ................................................................... 83

VI. Resümee ........................................................................................................................ 85

Literaturverzeichnis ...................................................................................................... VIII

Judikaturverzeichnis ..................................................................................................... XXI

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Abkürzungsverzeichnis

Die im Text verwendeten Abkürzungen entstammen den „Abkürzungs- und Zitierregeln

der österreichischen Rechtssprache und europarechtlicher Rechtsquellen – AZR“, heraus-

gegeben von Peter Dax und Gerhard Hopf, 7. Auflage (2012).

Folgende weitere Abkürzungen werden verwendet:

CD Compact Disc

LG deutsches Landgericht

VG deutsches Verwaltungsgericht

DVD Digital Versatile Disc

E-Mail Electronic Mail

GK Gerichtskommissär

idZ in diesem Zusammenhang

ISPA Internet Service Provider Austria

iSv im Sinne von

Kap Kapitel

Mat Materialien

RTR Rundfunkregulierungsbehörde

SIM Subscriber Identify Module

SNP Social-Network-Plattformen

USB Universal Serial Bus

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1

I. Einleitung

„Seit Beginn der Menschheitsgeschichte war das Vergessen für uns Menschen die Regel

und das Erinnern die Ausnahme. Durch die Digitaltechnologie und die globale Vernetzung

hat sich das Verhältnis verschoben. Aufgrund der weiten Verbreitung digitaler Techniken

ist das Vergessen heute zur Ausnahme und das Erinnern zur Regel geworden.“1

Der rechtliche Umgang mit Daten wirft unzählige Fragen auf. Eine spezielle Facette bildet

der sog „digitale Nachlass“, der in der Lit seit den letzten Jahren verstärkt diskutiert wird.2

Bei einem aktiven Internetnutzer sind es circa 250 Mitgliedschaften, die nach seinem Tod

im Internet bestehen bleiben. Aus dem Datenkonglomerat können sich wichtige Hinweise

wie Kredite, Guthaben oder andere mögliche Risiken ergeben, die für eine Entscheidung

der Erben, ob sie die Erbschaft annehmen oder ausschlagen, eine bedingte oder unbedingte

Erbantrittserklärung abgeben sollen, relevant sein können.3 Ferner ist es für nahe Angehö-

rige wichtig, wie mit den Einträgen ihrer geliebten Verstorbenen umgegangen wird.4 Das

„digitale Erbe“ des Verstorbenen wie E-Mails, Profile in sozialen Netzwerken wird oftmals

unter dem Begriff „digitaler Nachlass“ zusammengefasst. Auch widmen sich immer mehr

Tageszeitungen der Problematik des „digitalen Nachlasses“.5

Während in Deutschland bereits ein Judikat iZm dem „digitalen Nachlass“ ergangen ist,

wurde dieses Thema hierzulande bis dato noch nicht an den Obersten Gerichtshof herange-

tragen.6 In der österreichischen Lehre steht man noch am Beginn der Diskussion.7 Damit

verbundene Fragen, wie nun mit diesen Daten nach dem Tod eines Nutzers zu verfahren

ist, stellen sich nicht nur in der Praxis der Notare, sondern bedürfen auch einer juristischen

Aufarbeitung.

1 Mayer-Schönberger, Delete. Die Tugend des Vergessens in digitalen Zeiten (2010) 11. 2 Alexander, Digitaler Nachlass als Rechtsproblem, K&R 2016, 301 (301). 3 Thiele, Der digitale Nachlass – Erbrechtliches zum Internet und seinen Diensten, jusIT 2010/79, 167 (169). 4 Böhsner, Digitale Verlassenschaft – Tod im „Sozial Network“, Zak 2010/635, 368 (368). 5 <http://diepresse.com/home/techscience/internet/5108882/Bestattungsservice-umfasst-kuenftig-auch-digita-len-Nachlass> (24.01.2017); http://derstandard.at/2000046567677/Facebook-Status-Tot-Bestattungs-Service-regelt-digitalen-Nachlass (24.01.2017); <http://diepresse.com/home/techscience/internet/4661516/Digitales-Erbe_Facebook-laesst-Nachlassverwalter-bestimmen> (24.01.2017). 6 LG Berlin 17.12.2015, 20 O 172/15 = K&R 2014/11, 693 (Leeb); Swoboda, Social Media: Zugangsgewäh-rung post mortem – Verletzung des postmortalen Persönlichkeitsrechts? ZIIR 2016, 239 (240f). 7 Zur österreichischen Lehre bislang Höhne, Der Tod im Internet, ZIIR 2015, 238; Böhsner, Zak 2010/635, 368; Thiele, jusIT 2010/79, 167; Brehm, Verlassenschaft 2.0 – Ausgewählte Fragen zum Umgang mit dem digitalen Nachlass, JEV 2017, 159 (160); generell zu SNP Sedef, The Social Network – (k)ein Recht auf Datenlöschung?, Zak 2013/351, 183; vgl dagegen zur deutschen Lehre von Vielen Kutscher, Der digitale Nachlass (2015); Deusch, Digitales Sterben: Das Erbe im Web 2.0, ZEV 2014, 2; Herzog, Der digitale Nachlass – ein bisher kaum gesehenes und häufig missverstandenes Problem, NJW 2013, 3745.

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A. Problemstellung und Ziel dieser Arbeit

Das Ziel dieser Diplomarbeit besteht darin, die Rechtsfragen, die mit dem „digitalen Nach-

lass“ einhergehen zu strukturieren, in die österreichische Rechtsordnung einzuordnen und

einige ausgewählte Probleme aufzuzeigen. Die Frage der Vererblichkeit digitaler Daten

bzw digitaler Inhalte, die höchstpersönliche und/oder vermögenswerte Rechte betreffen,

sowie die Handhabung der sich daraus ergebenden Probleme, sollen dabei uA Gegenstand

dieser Arbeit sein. Aufgrund der Vielfalt an Rechtspositionen, die mit dem „digitalen

Nachlass“ verbunden sind, sollen die Problembereiche anhand ausgewählter Beispiele er-

örtert werden.8

Die jeweiligen Fragen werden dabei ausschließlich nach österreichischem Recht behandelt.

Die Fragen der Rechtsgestaltung sowie spezielle Fragen in Bezug auf das Urheberrecht

werden ausdrücklich nicht behandelt. Auf die Probleme des auf den Erbfall bzw auf das

jeweilige Rechtsverhältnis (zB vertragliche Schuldverhältnisse) anwendbaren Rechts wird

im jeweiligen Kontext gegebenenfalls kurz hingewiesen.9 Eine umfassende Aufarbeitung

dieser – vor allem im internationalen Privatrecht angesiedelten – Problematik wäre im

Rahmen der Diplomarbeit aufgrund des damit verbundenen Umfangs nicht möglich.

Der Fokus der Diplomarbeit liegt zudem auf privaten, und nicht auf geschäftsbezogenen

Daten.

B. Aufbau und Systematik

Zu Beginn soll ein Überblick über den sog „digitalen Nachlass“ verschafft werden. Auf die

derzeitigen Begriffsdefinitionen sowie das schlagende Element der Daten wird dabei näher

eingegangen. In diesem Kapitel wird weiters der dem „digitalen Nachlass“ zugrundelie-

gende Datenbegriff rechtlich untersucht werden, um in weiterer Folge die für die Vererb-

lichkeit relevanten datenschutz-, erb,- sowie persönlichkeitsrechtlichen Rahmenbedingun-

gen dartun zu können (Kapitel II).

Bevor das Hauptthema der ausgewählten Problembereiche des „digitalen Nachlasses“ nä-

her beleuchtet wird, werden zunächst die dafür relevanten erbrechtlichen Rahmenbedin-

8 Siehe Kap IV. 9 Vgl dazu Brehm, JEV 2017, 159 (160).

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gungen insbesondere der persönlichkeitsrechtlichen Aspekte konzentriert dargelegt wer-

den, um den rechtlichen Rahmen der anschließenden Untersuchung abzugrenzen (Kapitel

III).

Der Hauptbereich dieser Arbeit betrifft die ausgewählten Problembereiche des „digitalen

Nachlasses“ (Kapitel IV). Dabei wird zunächst der durch Kapitel III gewonnene rechtliche

Rahmen, konzentriert auf den Problembereich des „digitalen Nachlasses“, dargestellt. In

diesem Kapitel werden die zentralen Fragen der Vererblichkeit des „digitalen Nachlasses“

anhand ausgewählter hinterlassener digitaler Güter untersucht. Weiters widmet sich dieses

Kapitel dem zweiten zentralen Problempunkt: dem Zugangsrecht der Erben bzw des

GK (= Gerichtskommissärs) zu den Daten, insbesondere den Zugangsdaten des Verstorbe-

nen. Dies wird wiederum unter Berücksichtigung datenschutz-, erb-, persönlichkeits- sowie

auch kommunikationsrechtlicher Aspekte untersucht werden.

Anschließend widmet sich das vorletzte Kapitel den derzeitigen Gestaltungsmöglichkeiten

für den Erblasser (Kapitel V). In diesem Kapitel werden die gegenwärtigen Handlungsop-

tionen, welche in der Praxis bereits bestehen, kurz dargestellt. Danach werden die in der

Lit bereits diskutierten Gestaltungsmöglichkeiten rechtlich, sowie auch rechtspolitisch un-

tersucht werden.

Den Abschluss bildet das Resümee (Kapitel VI). In diesem letzten Kapitel wird nochmals

die Problematik zusammengefasst sowie mit Vorschlägen de lege ferenda versucht werden

zur Diskussion auf breiter Ebene aufzufordern.

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II. Der „digitale Nachlass“

A. Der Begriff des „digitalen Nachlasses“

Der Begriff des sog „digitalen Nachlasses“ ist dem österreichischen Recht, insbesondere

dem Erbrecht, fremd. Das österreichische Zivilrecht normiert im Achten Hauptstück des

Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuchs in § 531 ABGB den rechtlichen Begriff der Ver-

lassenschaft10. Der Begriff „Nachlass“ wurde durch das ErbRÄG 201511 abgelöst.12

Die weitere Verwendung des Begriffes „Nachlass“ ist in Lit und Rsp aber durch die Neue-

rung nicht ausgeschlossen, zumal insb in der EuErbVO13 von diesem gesprochen wird.14

Im Rahmen dieser Arbeit wird aufgrund unionsrechtlicher Erwägungen somit der Fokus

auf den Begriff „digitaler Nachlass“ gelegt.

§ 531 ABGB definiert: „Die Rechte und Verbindlichkeiten eines Verstorbenen bilden, so-

weit sie nicht höchstpersönlicher Art sind, dessen Verlassenschaft.“15

§ 531 ABGB idgF wurde durch das ErbRÄG 2015 geändert. Den Materialien zufolge han-

delt es sich dabei aber um keine inhaltlichen, sondern rein sprachliche Änderungen.16

In die Norm neu Eingang gefunden hat die Bezeichnung „höchstpersönlicher Art“.

§ 531 aF17 enthielt dagegen die Passage „nicht in bloß persönlichen Verhältnissen gegrün-

det.“18 Aus § 531 ABGB idgF ergibt sich zwar im Wege eines Umkehrschlusses, dass

Rechte und Verbindlichkeiten höchstpersönlicher Art (wie zB höchstpersönliche Rechts-

10 Im Begutachtungsverfahren wurde die Verwendung eines einheitlichen Begriffes für „Nachlass“ angeregt. Man einigte sich schließlich auf Verlassenschaft; vgl dazu Barth/Pesendorfer, Praxishandbuch des neuen Erbrechts (2016) 12. 11 Bundesgesetz, mit dem das allgemeine bürgerliche Gesetzbuch, das Anerbengesetz, das Außerstreitgesetz, das Gerichtsgebührengesetz, das Gerichtskommissärsgesetz, das Gerichtskommissionstarifgesetz, das allge-meine Grundbuchsgesetz 1955, das IPR-Gesetz, die Jurisdiktionsnorm, das Kärntner Erbhöfegesetz 1990, die Notariatsordnung, das Rechtspflegergesetz, das Tiroler Höfegesetz, das Wohnungseigentumsgesetz 2012 und die Kaiserliche Verordnung über die dritte Teilnovelle zum allgemeinen bürgerlichen Gesetzbuch geändert werden (Erbrechts-Änderungsgesetz 2015 – ErbRÄG 2015) idF BGBl I 87/2015. 12 Für die Beibehaltung des Begriffs „Nachlass“: bpv Hügel Rechtsanwälte OG, Univ.-Prof. Dr. Hanns F. Hügel 41/SN-100/ME, 7. 13 Verordnung (EU) Nr. 650/2012 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 4. Juli 2012 über die Zuständigkeit, das anzuwendende Recht, die Anerkennung und Vollstreckung von Entscheidungen und die Annahme und Vollstreckung öffentlicher Urkunden in Erbsachen sowie zur Einführung eines Europäischen Nachlasszeugnisses, ABl L 2012/201, 107. 14 Vgl dazu ausführlich Barth/Pesendorfer, Praxishandbuch, 12. 15 § 531 ABGB idF BGBl I 87/2015 (ErbRÄG 2015), in Kraft ab 01.01.2017. 16 ErlRV 688 BlgNR XXV. GP, 4; JAB 718 BlgNR XXV. GP, 1. 17 § 531 idF JGS 1811/946. 18 § 531 idF JGS 1811/946.

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verhältnisse) nicht in die Verlassenschaft fallen, der Begriff der Höchstpersönlichkeit wird

gesetzlich jedoch nicht weiter konkretisiert.19 Aus der Systematik und im Hinblick auf die

Einordnung im Gesetz unter der Überschrift „Begriffe“, ergibt sich jedoch, dass es sich bei

§ 531 ABGB idgF um eine Art Legaldefinition handelt.20 Konkretisiert wird die Bestim-

mung durch die §§ 547, 548 S 1 ABGB und 1448 ABGB.21

Anhand des Gesetzeswortlauts lässt sich somit auf den ersten Blick erkennen, dass der Ge-

setzgeber zwischen höchstpersönlichen und nicht höchstpersönlichen Rechten und Ver-

bindlichkeiten differenziert.22 Laut dem OGH bilden die vererblichen Vermögenswerte,

Rechte und Pflichten des Erblassers im Todeszeitpunkt den Nachlass iSd § 531 ABGB.23

§ 531 ABGB idgF definiert zwar den Begriff der Verlassenschaft und regelt somit, was

unter dem „Nachlass“ zu verstehen ist24, für den „digitalen Nachlass“ existiert aber bislang

weder auf unionsrechtlicher, noch auf nationaler Ebene eine allgemein anerkannte Defini-

tion. Somit ist im ersten Schritt zu klären, was fachsprachlich unter dem sog „digitalen

Nachlass“ verstanden wird, um diesen Begriff in weiterer Folge unter die relevanten erb-

rechtlichen Normen rechtlich subsumieren zu können.

1. Definitionsversuche der österreichischen und deutschen Lehre

Im Schrifttum sowie in der Praxis, finden sich unterschiedliche Umschreibungen des „digi-

talen Nachlass“. Die ISPA25 versteht unter dem „digitalen Nachlass“ jene Daten eines ver-

storbenen Internetnutzers, die unabhängig von seinem Tod im Internet fortbestehen, wie

etwa Facebook, Benutzerkonten, Profile, Blogs, usw.26 Demnach würden die Daten27 des

verstorbenen Internetnutzers dessen Nachlass bilden. In der Lehre hat man sich ebenfalls

19 Aus den Materialien zu § 531 ABGB aF finden sich keine auch keine weiteren Erläuterungen vgl Ofner, Der Ur-Entwurf und die Berathungs-Protokolle des Österreichischen Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbu-ches I (1976) 322. 20 So auch Schauer in Fenyves/Kerschner/Vonklich (Hrsg), Großkommentar zum ABGB – Klang Kommen-tar §§ 531-551 ABGB, Erbrecht3 § 531 Rz 22 (2016); der in § 531 eine Art Legaldefinition sieht. 21 Siehe dazu ausführlich Kap III. A. 22 Dazu ausführlich in Kap III. A. 23 OGH 20.12.2012, 2 Ob 195/12h = immolex 2013/33, 114 (Pfiel); 29.08.2002, 6 Ob 191/02k; RIS-Justiz RS0128702. 24 Schauer in Fenyves/Kerschner/Vonklich, Klang3 § 531 Rz 3. 25 Internet Service Providers Austria <https://www.ispa.at/ueber-ispa/ueber-ispa.html> (17.03.2016). 26 ISPA, Stellungnahme zum digitalen Nachlass, 2. <https://www.ispa.at/filedl/0/0/1458318423/e180a37d69f8faa1d3e1e029e24f2a3f9006c0d4/fileadmin/content/5_Wissenspool/Broschüren/Digitaler_Nachlass/Digitaler_Nachlass_2015.pdf> (17.03.2016). 27 Der Begriff „Daten“ ist rechtlich im DSG 2000 geregelt und definiert diese als Angaben über Betroffene, deren Identität bestimmt oder bestimmbar ist. Zur Vererblichkeit von Daten siehe Kap IV. A. 2.

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bereits mit einer Definition versucht. Thiele spricht sich klar gegen den Begriff des „digita-

len Nachlasses“ mit dem Argument aus, dass es weder „digitale Rechte“, noch einen „digi-

talen Nachlass“, sondern nur nachgelassene digitale Güter gäbe, die Teil der Verlassen-

schaft eines Menschen sind.28 Doch auch beim Terminus „digitale Güter“ handelt es sich in

Wahrheit um keinen gesetzlich verankerten Begriff. Unter „Digitale Güter“ versteht man

vielmehr „[...] immaterielle Mittel zur Bedürfnisbefriedigung, die aus Binärdaten (0, 1)

bestehen und sich mit Hilfe von ICT entwickeln, vertreiben oder anwenden lassen.“29 Den-

noch wird dieser Begriff in der Lit mittlerweile vielfach verwendet.30 Der Ausdruck „digi-

taler Nachlass“ dient somit wohl eher als Umschreibung des „digitalen Erbes“ eines Ver-

storbenen, doch den Begriff an sich, gibt es nicht.

Ein Blick in die deutsche Lehre31 zeigt eine Reihe von Definitionsversuchen. Der deutsche

Anwaltverein beschreibt den „digitalen Nachlass“ als „[...] die Gesamtheit des digitalen

Vermögens, also Urheberrechte, Rechte an Websites, Domains sowie sämtliche Vertrags-

beziehungen zwischen Providern und dem Erblasser hinsichtlich der Nutzung des Internets

selbst, aber auch hinsichtlich diverser Internetangebote [...] und erfasst damit auch die

Gesamtheit aller Accounts und Daten des Erblassers im Internet.“32 Diese Definition er-

scheint im Licht des § 531 ABGB zutreffend, zumal dieser Definitionsversuch zwischen

höchstpersönlichen und nicht höchstpersönlichen Rechtsverhältnissen differenziert, und

nur jene Rechte und Verbindlichkeiten des Erblassers, die nicht höchstpersönlicher Art

sind, zum Verlassenschaftsbegriff zählt. Extensiver ist dabei die Definition von Deusch,

der den Begriff über den Bereich des Internets hinaus erfasst. Demnach ist unter dem „di-

gitalen Nachlass“ „[...] die Gesamtheit der Rechtsverhältnisse des Erblassers betreffend

informationstechnische Systeme einschließlich des gesamten elektronischen Datenbestands

28 Thiele, jusIT 2010/79, 167 (167); von digitalen Gütern spricht auch Gebauer, Digitale Verlassenschaft – Was passiert mit Facebook-Accounts & Co?, ZIIR 2015, 382 (383). 29 Clement/Schreiber, Internet-Ökonomie. Grundlagen und Fallbeispiele der vernetzten Wirtschaft3 (2016) 24. 30 Vgl dazu uA Staudegger, Datenhandel – ein Auftakt zur Diskussion. Zur Zulässigkeit des Handels mit Daten aus Anlass der Weitegrabe von „Gesundheitsdaten“, ÖJZ 2014/21, 107 (112f); Thiele, jusIT 2010/79, 167 (167); Gebauer, ZIIR 2015, 382 (383). 31 Deusch, ZEV 2014, 2 (2); Herzog, NJW 2013, 3745 (3745). 32 Bräutigam, in Deutscher Anwaltverein, Stellungnahme Nr 34/2013 zum Digitalen Nachlass 2013, 93; Extensiver die Definition von Deusch, ZEV 2014, 2 (2), der die Definition über den Bereich des Internets hinaus erweitert. Demnach ist unter „digitaler Nachlass“ „[...] die Gesamtheit der Rechtsverhältnisse des Erblassers betreffend informationstechnische Systeme einschließlich des gesamten elektronischen Datenbe-stands des Erblassers“.

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des Erblassers“33 zu verstehen. Demnach wären auch Daten auf Datenträgern (USB-

Sticks, CDs, SIM-Karten usw) mitumfasst.

Diesen Begriffsdefinitionen ist jedenfalls allen gemeinsam, dass der Begriff „digitaler

Nachlass“ eher als Sammelbegriff verwendet wird und weniger exakt subsumtionsfähige

Inhalte aufweist.34 Jedenfalls liegt der Schwerpunkt auf den Daten des Verstorbenen.

2. Der Begriff „digitale Inhalte“ als Anknüpfungspunkt

Ein Anknüpfungspunkt für eine präzisere Definition des „digitalen Nachlasses“ bietet der

unionsrechtlich geschaffene Terminus „digitale Inhalte“.35

Art 2 Z 11 der VR-RL definiert: „Im Sinne dieser Richtlinie bezeichnen die Ausdrücke

„digitale Inhalte“ Daten, die in digitaler Form hergestellt und bereitgestellt werden.“36

Der jüngst veröffentlichte Vorschlag der EU für eine Richtlinie über bestimmte vertrags-

rechtliche Aspekte der Bereitstellung digitaler Inhalte37 enthält dabei eine Erweiterung des

Begriffs der digitalen Inhalte.38 Dieser wurde bewusst weit gefasst, um auch zukünftige

technische Weiterentwicklungen mitzuberücksichtigen.39 Aus unionsrechtlichen und auch

innerstaatlich-rechtlichen40 Überlegungen ist es somit terminologisch geboten, am Begriff

„digitale Inhalte“ anzuknüpfen und auf diesem aufzubauen. Digitale Inhalte sind Daten, die 33 Deusch, ZEV 2014, 2 (2). 34 Vgl dazu Alexander, K&R 2016, 301 (302). 35 Dieser Begriff wurde mit der Richtlinie 2011/83/EU des Europäischen Parlaments und des Rates vom 25. Oktober 2011 über die Rechte der Verbraucher, zur Abänderung der Richtlinie 93/13/EWF des Rates und der Richtlinie 1999/44/EG des Europäischen Parlaments und des Rates sowie zur Aufhebung der Richtlinie 85/577/EWG des Rates und der Richtlinie 97/7/EG des Europäischen Parlaments und des Rates, ABl L 2011/304, 64 geschaffen und auch Wort für Wort in § 3 Z 6 FAGG übernommen. 36 Art 2 Z 11 Vebraucherrechte-RL; vgl auch § 3 Z 6 FAGG.; Nach dem ErwGr 19 der Verbraucherrechte-richtlinie 2011/83/EU zählen zu diesen etwa Computerprogramme, Anwendungen (Apps), Spiele, Musik, Videos oder Texte unabhängig davon ob auf sie von einem körperlichen Datenträger, durch Streaming oder Herunterladen zugegriffen wird. 37 Vorschlag für eine Richtlinie des Europäischen Parlaments und des Rates über bestimmte vertragsrechtli-che Aspekte der Bereitstellung digitaler Inhalte, 2015/0287 (COD). 38 Im Sinne dieser Richtlinie bezeichnet der Ausdruck „digitale Inhalte“ gemäß Art 2 Nr 1 lit a Daten, die in digitaler Form hergestellt und bereitgestellt werden, darunter Video- und Audioinhalte, Anwendungen, digi-tale Spiele, sonstige Software; Art 2 Nr 1 lit b: Dienstleistungen, die die Erstellung, Verarbeitung oder Spei-cherung von Daten in digitaler Form ermöglichen, wenn diese Daten vom Verbraucher bereitgestellt werden (etwa Cloud-Services), Art 2 Nr 1 lit c: Dienstleistungen, die die gemeinsame Nutzung der von anderen Nut-zern dieser Dienstleistungen in digitaler Form bereitgestellten Daten und sonstige Interaktionen mit diesen Daten ermöglichen (gemeint sind Social-Media-Plattformen). 39 ErwGr 11 des COD 2015/0287. 40 Vgl den Begriff „digitale Inhalte“ im FAGG.

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in digitaler Form her- als auch bereitgestellt werden und somit einen Teil des Nachlasses

eines Menschen bilden. Umfasst werden bspw Audio- und Videoinhalte, Anwendungen,

digitale Spiele, sonstige Software, Blogs, etc.41

3. Abgrenzung zwischen digitalen Inhalten und personenbezogenen Daten

Sowohl bei digitalen Inhalten als auch personenbezogenen Daten handelt es sich um Da-

ten. Jedenfalls ist aus dem Wortlaut erkennbar, dass der Begriff „digitale Inhalte“ weiterge-

fasst ist, als der Begriff der personenbezogenen Daten.

Personenbezogene Daten42 beinhalten das Merkmal der Identifizierbarkeit der Person bzw

die Möglichkeit mittels der Daten auf die Person rückschließen zu können.43 Digitale In-

halte sind dagegen Daten, die in digitaler Form her- und bereitgestellt werden. Somit kön-

nen darunter sowohl Daten, also Angaben über Betroffene, deren Identität bestimmt oder

bestimmbar ist, als auch andere Daten, die nicht auf die Person gerichtet sind, verstanden

werden.

4. Zusammenfassung

Wie sich zeigt, werden mit dem Versuch den „digitalen Nachlass“ zu definieren, eine Rei-

he an Begriffen verwendet. Zu besseren Übersicht sollen die nun verwendeten Begriffe

tabellarisch gegenübergestellt werden.

Digitale Güter

Digitale Gütern umfassen sämtliche Rechtsverhältnisse, die digita-

le Inhalte und Daten beinhalten.

Digitales Erbe

Umschreibt die hinterlassenen digitalen Inhalte und Daten einer

Person und wird als Sammelbegriff verwendet.

Digitales Vermögen

Bezeichnet jene digitalen Inhalte, die für die Erben einen Vermö-

genswert aufweisen und in die Verlassenschaft fallen.

Digitale Inhalte

Daten, die in digitaler Form hergestellt und bereitgestellt werden.

Personenbezogene Daten

Angaben über Betroffene, deren Identität bestimmt oder bestimm-

bar ist.

41 ErwGr 19 der Verbraucherrechte-RL; ErlRV 89BlgNR XXV. GP, 26. 42 Zum Datenbegriff iSd DSG 2000 siehe Kap II. B. 2. 43 ErlRV 1613 BlgNR XX. GP, 35.

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Nachlass, Verlassenschaft

Die Gesamtheit der Rechte und Verbindlichkeiten eines Verstor-

benen, sofern sie nicht höchstpersönlicher Art sind. Nachlass und

Verlassenschaft werden dabei synonym verwendet.

Folgt man einem Teil der Lehre, gibt es keinen „digitalen Nachlass“, sondern nur digitale

Güter, die einen Teil der Verlassenschaft des Verstorbenen bilden. Digitale Güter können

nun entweder als digitale Inhalte oder personenbezogene Daten44 der verstorbenen Person

ausgestaltet sein. Allen gemeinsam ist, dass es im Kern um Daten geht.

Wie bereits die Definitionsversuche der deutschen Lehre45 zeigen, werden aber sämtliche

Rechtsverhältnisse des Erblassers, welche Daten umfassen, ebenso vom sogenannten „digi-

talen Nachlass“ erfasst,46 so etwa Nutzungsverhältnisse, die mit der Errichtung eines Ac-

counts begründet werden und auch Daten beinhalten (vgl zB Social Networks). Mit besag-

ten Rechtsverhältnissen kann entweder eine Verbindlichkeit einhergehen

(zB Netflix, SkyGo, DAZN, usw), oder auch ein Guthaben verbunden sein (zB Wettkonten

auf bwin.com, bet at home, aber auch das Einkaufsguthaben auf Amazon, Zalando usw).

Somit sind diese Rechtsverhältnisse richtigerweise auch zum sog „digitalen Nachlass“ zu

zählen.

Der Ausdruck „digitaler Nachlass“ ist aber im Ergebnis eher als Umschreibung des „digita-

len Erbes“ einer Person zu verstehen. Für die weitere Behandlung des „digitalen Nachlas-

ses“ wird am Begriff der digitalen Güter festgehalten, der bereits in der Lit Eingang gefun-

den hat. Der Gesetzgeber gibt in § 531 ABGB eine Art Definition der Verlassenschaft bzw

des Nachlasses vor. Richtig ist, dass für den „digitalen Nachlass“ keine andere rechtliche

Behandlung als für den „analogen Nachlass“ gelten kann. Denn auch an digitalen Gütern

können sowohl Rechte als auch Verbindlichkeiten bestehen. Somit bilden sie einen Teil

der Verlassenschaft des Verstorbenen.47

44 Zur Frage der personenbezogenen Daten im Zusammenhang mit dem „Digitalen Nachlass“ siehe in diesem Kapitel Punkt B. 45 Deusch, ZEV 2014, 2 (2); Bräutigam, in Deutscher Anwaltverein, 93; Herzog, NJW 2013, 3745 (3745). 46 Deusch sprich von der „[...] Gesamtheit der Rechtsverhältnisse des Erblassers betreffend informations-technische Systeme einschließlich des gesamten elektronischen Datenbestands [...]“; Bräutigam von „[...] sämtliche[n] Vertragsbeziehungen zwischen Providern und dem Erblasser hinsichtlich der Nutzung des In-ternets [...]“. 47 Thiele, jusIT 2010/79, 167 (167); vgl auch Gebauer, ZIIR 2015, 382 (383).

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B. Der Begriff „Daten“

1. Differenzierung zwischen Information und Daten

Spricht man jedoch von der rechtlichen Einordnung von Daten und den daran bestehenden

Rechten, ist es notwendig, zwischen verschiedenen Rechtsebenen zu differenzieren.48 Die

Begriffe „Daten“ und „Information“ werden oft miteinander vermengt oder sogar synonym

verwendet.49 Es besteht aber ein technischer Unterschied. „Daten“ sind eine interpretierfä-

hige, in einer formalisierten Art und Weise verfügbare Repräsentation von Informationen,

die für die Kommunikation nutzbar ist.50 Damit wird, anders als beim datenschutzrechtli-

chen Datenbegriff, nicht auf die Bedeutung (semantische Ebene), sondern auf die Codie-

rung als Zeichenmenge (syntaktische Ebene) abgestellt.51 Juristisch gesehen ist ebenso

inhaltlich klar zu differenzieren, da die Bedeutung von Daten im Normalfall nämlich nicht

in diesen selbst liegt, sondern dabei auf die inkorporierte Information abgestellt wird.52 Die

Differenzierung zwischen „Informationen“ und „Daten“ liegt auch dem Datenschutzrecht

zugrunde. Das DSG 2000 ist nur auf personenbezogene Daten anwendbar und versteht

darunter Angaben über Betroffene, deren Identität bestimmt oder bestimmbar ist und meint

die dahinterstehende Informationen. Der Informationsgehalt von Daten kann nicht nur

schuldrechtlich,53 sondern auch iZm erbrechtlichen Frage durchaus relevant sein. Wenn im

Zuge der Arbeit von „Daten“ die Rede ist, ist stets die dahinterstehende Information ge-

meint, wie es auch das DSG 200054 vorsieht.

2. Der Datenbegriff iSd DSG 2000 – Datenschutz post mortem?

Im Zusammenhang mit digitalen Gütern ist auch ein Schutz personenbezogener Daten

nach dem DSG 2000 denkbar. Unter dem Begriff „Daten“ sind gemäß § 4 Z 1 DSG 2000

solche personenbezogener Art zu verstehen, also Angaben über Betroffene, deren Identität

48 Vgl bereits Staudegger, ÖJZ 2014/21, 107 (113); Zur deutschen Lehre Alexander, K&R 2016, 301 (302). 49 Staudegger, ÖJZ 2014/21, 107 (113). 50 Sonntag, Informationstechnologie: Grundlagen, in Jahnel/Mader/Staudegger (Hrsg), IT-Recht3 (2012) 1 (5); Zech, Daten als Wirtschaftsgut – Überlegungen zu einem Recht des Datenerzeugers, CR 2015, 137 (138) spricht von Daten als maschinenlesbar codierte Information. 51 Vgl dazu Zech, CR 2015, 137 (138) mwN. 52 Staudegger, ÖJZ 2014/21, 107 (114). 53 Staudegger, ÖJZ 2014/21, 107 (114), die eine schuldrechtliche Relevanz zB iZm Gewährleistungsforde-rungen sieht. 54 Bundesgesetz über den Schutz personenbezogener Daten (Datenschutzgesetz 2000 – DSG 2000), BGBl I 165/1999 idF I 132/2015.

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bestimmt oder bestimmbar ist.55 Das DSG 2000 wurde in voller Umsetzung der Richtlinie

95/46/EG56 erlassen, die jedoch durch die Datenschutzgrundverordnung (DS-GVO)57, wel-

che bereits in Kraft getreten ist und ab 25.05.2018 unmittelbar anwendbar sein wird, abge-

löst werden wird.58 In richtlinienkonformer Interpretation des § 4 Z 1 DSG 2000 sind unter

„personenbezogene Daten“ alle Informationen über eine bestimmte, oder bestimmbare

natürliche Person zu verstehen.59 Es kommt dabei nicht darauf an, in welcher Form oder

Methode diese Darstellung erfolgt.60 Aus dem Gesetz geht die Reichweite des Daten-

schutzrechts nicht eindeutig hervor. Ob sich dieser Schutz nun lediglich auf lebende Perso-

nen bezieht, oder sich auch auf Daten bereits verstorbener Personen erstreckt, bleibt, wie

im Folgenden gezeigt wird, de lege lata umstritten. Auf unionsrechtlicher Ebene ist festzu-

halten, dass durch die Datenschutzrichtlinie61 Daten Verstorbener nicht angesprochen wer-

den.62 Auch aus der Stellungnahme der Art 29-Datenschutzgruppe63 geht hervor, dass der

Datenschutz mit dem Tod der betroffenen Person erlischt.64 Ein weitergreifender Schutz,

somit ein die Daten Verstorbener umfassender, bleibt den Mitgliedstaaten bei der Umset-

zung der Richtlinie jedenfalls vorbehalten.65 Die europäische Richtlinie geht somit zwar

55 Die DS-GVO enthält in Art 4 Z 1 DS-GVO eine Legaldefinition für „personenbezogenen Daten“: Alle Informationen, die sich auf eine identifizierte oder identifizierbare natürliche Person (im Folgenden „be-troffene Person“) beziehen; als identifizierbar wird eine natürliche Person angesehen, die direkt oder indirekt, insbesondere mittels Zuordnung zu einer Kennung wie einem Namen, zu einer Kennnummer, zu Standortda-ten, zu einer Online-Kennung oder zu einem oder mehreren besonderen Merkmalen, die Ausdrücke der phy-sischen, physiologischen, genetischen, psychischen, wirtschaftlichen, kulturellen oder sozialen Identität die-ser natürlichen Person sind, identifiziert werden kann. 56 Richtlinie 95/46/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 24. Oktober 1995 zum Schutz natür-licher Personen bei der Verarbeitung personenbezogener Daten und zum freien Datenverkehr, ABl L 1995/281 idF L 2003/284, 1. 57 Verordnung (EU) 2016/679 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 27. April 2016 zum Schutz natürlicher Personen bei der Verarbeitung personenbezogener Daten, zum freien Datenverkehr und zur Auf-hebung der Richtlinie 95/46/EG (Datenschutz-Grundverordnung), ABl L 2016/119, 1. 58 Ausführlich zum Begriff der personenbezogenen Daten iSd DS-GVO siehe Bergauer, Personenbezogene Daten. Begriff und Kategorien, in Knyrim (Hrsg), Datenschutzgrundverordnung Praxishandbuch (2016) 43. 59 Gemäß Art 2 lit a der Richtlinie 95/46/EG sind „personenbezogene Daten“ alle Informationen über eine bestimmte oder bestimmbare natürliche Person („betroffene Person“); vgl dazu Jahnel, Handbuch Daten-schutzrecht (2010) Rz 3/71. 60 Jahnel, Handbuch Datenschutzrecht, Rz 3/72. 61 Datenschutz-RL 95/46/EG. 62 Dammann/Simitis (Hrsg), EG-Datenschutzrichtlinie – Kommentar (1996), 109; Kuner, European Data Protection Law. Corporate Compliance and Regulation2 (2002) Rz 2.41. 63 Die „Artikel 29-Datenschutzgruppe“ ist ein unabhängiges Gremium, das die EU-Kommission in Daten-schutzfragen berät und durch Art 29 DS-RL unionsrechtlich verankert ist. MwN <https://secure.edps.europa.eu/EDPSWEB/edps/lang/de/Cooperation/Art29> (18.01.2017). Durch die DS-GVO wird aus der Artikel 29-Datenschutzgruppe der Europäische Datenschutzausschuss, dem durch die DS-GVO eine tragende Funktion im Datenschutzrecht zukommen wird (vgl dazu die Art 68ff DS-GVO). 64 Stellungnahme v 20.06.2007 zum Begriff „personenbezogene Daten“, StN 4/2007, 01248/07/DE/WP 136 (25), abrufbar unter <http://ec.europa.eu/justice/policies/privacy/docs/wpdocs/2007/wp136_de.pdf> (18.01.2017). 65 Art 29-Datenschutzgruppe, Personenbezogene Daten, 26; Dammann/Simitis, EG-Datenschutzrichtlinie – Kommentar, 109; Kuner, European Data Protection Law2, Rz 2.41.

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vom Schutz der Daten Betroffener bis zum Tod aus, lässt aber eine abweichende Regelung

durch nationale Vorschriften der Mitgliedstaaten zu. In Österreich ist ein Schutz des Be-

troffenen über den Tod hinaus gesetzlich nicht vorgesehen.66

Aufschluss gibt ein Blick in die österreichische Lehre und die Judikatur der Datenschutz-

behörde67.

Im jüngsten Erkenntnis der Datenschutzbehörde sprach diese aus, dass „das Grundrecht

auf Datenschutz [...] ein höchstpersönliches Recht [ist], das mit dem Tod des Betroffenen

erlischt und nicht auf Rechtsnachfolger übergeht. Träger dieses Grundrechtes (‚jeder-

mann’) können somit nur lebende Personen sein.“68 Die Datenschutzbehörde lehnte somit

ein Datenschutzrecht post mortem wiederholt ab, und blieb ihrer bisherigen Linie treu.69

Auch in der Lehre wird ein Datenschutzrecht post mortem beinahe einhellig verneint.70

Kritisch äußerte sich dazu Thiele, der die datenschutzrechtliche Eingriffsmöglichkeit nach

dem Tod des Betroffenen, als wenig überzeugend bezeichnet.71 Mit einem Verweis auf

eine, für das österreichische Recht vergleichbare, Entscheidung aus Deutschland, und zwar

des LG Saarbrücken72, in der die Richter nicht von einer grundsätzlichen Unanwendbarkeit

des Datenschutzrechts nach dem Tod des Betroffenen ausgehen, versucht er dies zu unter-

mauern.

Auch die DS-GVO geht von einem Schutz personenbezogener Daten natürlicher Personen

aus. Aus ErwGr 27 der DS-GVO geht hervor, dass die Verordnung nicht für die personen-

bezogenen Daten Verstorbener gilt. Die Mitgliedstaaten können aber Vorschriften für die

Verarbeitung der personenbezogenen Daten Verstorbener vorsehen.73

66 ErlRV 1613 BlgNR XX. GP, 35: Spricht lediglich davon, dass Daten auf die Identität einer Person zurück-zuführen sein müssen; das italienische Datenschutzrecht schützt dagegen die Daten Verstorbener, vgl dazu Kuner, European Data Protection Law2 Rz 2.41. 67 Ehemals Datenschutzkommission. 68 DSB 18.11.2015, DSB-D122.367/0007-DSB/2015; 11.03.2015 DSB-D122.319/0002-DSB/2015. 69 DSB 18.11.2015, DSB-D122.367/0007-DSB/2015; 11.03.2015 DSB-D122.319/0002-DSB/2015; DSK 17.10.2012 K121.842/0008-DSK/2012 = Dako 2015/28 (Haidinger/M.Weiss); 27.08.2010 K121.628/0015-DSK/2010; 12.09.2003, K202.028/006-DSK/2003. 70 Zur hM: Jahnel, Handbuch Datenschutzrecht, Rz 2/8; Dohr/Pollirer/Weiss/Knyrim (Hrsg), DSG2 § 1 (26.11.2015) E 41; aA Thiele, Rechtssicherer Betrieb von Sozialen Trauerplattformen – Persönlichkeitsrecht-liches zur Parte 2.0, RdW 2015/149, 148 (149); aA auch Prietl, Postmortaler Persönlichkeitsschutz. zum Fortwirken des zivilrechtlichen Persönlichkeitsschutzes nach dem Tod (1995) 283. 71 Thiele, RdW 2015/149, 149. 72 LG Saarbrücken 14. 2. 2014, 13 S 4/14 = NJW 2014, 1395 (Deutsch). 73 ErwGr 27 DS-GVO.

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Es ist festzuhalten, dass das Datenschutzrecht ein höchstpersönliches Recht ist, welches

mit dem Tod des Betroffenen untergeht. Da es nur auf die Daten lebender Personen an-

wendbar ist, kann es daher nicht auf die Erben übergehen.74 Das Recht auf Datenschutz ist

als ein höchstpersönliches Recht gemäß § 531 ABGB iVm § 1448 ABGB somit auch nicht

vererblich.

Dementsprechend sind gespeicherte personenbezogene Daten auch in Bezug auf den „digi-

talen Nachlass“ (zB auf Social Network Plattformen = SNP) nach dem Ableben des Nut-

zers datenschutzrechtlich nicht mehr geschützt.75 Wenn sich aber die Information, die Da-

ten über verstorbene Personen enthält, gleichzeitig auf lebende Personen bezieht und es

sich um personenbezogene Daten iSd Richtlinie handelt, können personenbezogene Daten

über verstorbene Personen indirekt den Schutz der Datenschutzbestimmungen genießen.76

Folgt man diesem Ansatz, dass auch nach dem Tod eines Nutzers ein mittelbarer Schutz

besteht, wenn die Daten eines verstorbenen Nutzers auch personenbezogene Daten über

eine andere Person enthalten, dann wäre ein Schutz iSd Datenschutzrechts denkbar.77 Für

die Frage des „digitalen Nachlasses“ scheidet aber ein datenschutzrechtlicher Schutz nach

derzeitiger hL und Rsp aus.

3. Sachenrechtliche Einordnung von Daten

Wie die eben dargestellten Definitionsversuche des Begriffs des „digitalen Nachlasses“

allesamt zeigen, bilden auch Daten einen Gegenstand davon.78 Diese sind der Ausgangs-

punkt der juristischen Untersuchung. Für die erbrechtliche Beurteilung von Daten ist es

zunächst erforderlich, diese allgemein rechtlich einzuordnen.79 Ob Daten als Sachen zu

74 Sowohl der Gesetzeswortlaut „Jedermann“, als auch die hL sowie die Judikatur der DSB (ehemals DSK) geht spricht gegen ein Datenschutzrecht post-mortem. Jedenfalls bleibt den Mitgliedstaaten im Zuge der Schaffung eines Ausführungsgesetzes die Möglichkeit vorbehalten, einen Schutz für die Daten Verstorbener vorzusehen. 75 Vgl dazu Hartmann, Ausgewählte Rechtsprobleme im Zusammenhang mit Social network-Plattformen (Dissertation, Wien 2015) 101. 76 Art 29-Datenschutzgruppe, Personenbezogene Daten, 26; dazu auch Jahnel, Datenschutzrecht, Rz 2/8; Souhrada-Kirchmayer, Das Datenschutzgesetz 2000, SozSi 2000, 938 (941f). 77 Art 29-Datenschutzgruppe, Personenbezogene Daten, 26; dazu auch Jahnel, Datenschutzrecht, Rz 2/8; Thiele, jusIT 2010/79, 167 (167f); Hartmann, Ausgewählte Rechtsprobleme SNP, 101. 78 Alexander, K&R 2016, 301 (302). 79 Siehe Kap IV. A. 2.

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qualifizieren sind, ist anhand der einschlägigen sachenrechtlichen Bestimmungen zu prü-

fen.

§ 285 ABGB definiert: „Alles, was von der Person unterschieden ist, und zum Gebrauch

der Menschen dient, wird im rechtlichen Sinne eine Sache genannt.“

Aus § 292 ABGB ergibt sich weiters eine Unterscheidung zwischen körperlichen und un-

körperlichen Sachen. Die österreichische Rechtsordnung bzw das ABGB geht von einem

sehr weiten Sachbegriff aus.80 Aus der Systematik der gesetzlichen Vorschriften zeigt sich

allerdings, dass die sachenrechtlichen Bestimmungen des ABGB, entgegen der program-

matischen Ankündigung des leg cit für unkörperliche und körperliche Sachen nicht gleich-

ermaßen gelten.81 Auch Phänomene der elektronischen Revolution, wie elektronisch ge-

speicherte Dokumente, sind zwar vom Sachbegriff nach § 285 ABGB erfasst,82 die Mehr-

zahl der Normen stellt aber auf die Beherrschbarkeit der Sache ab und ist somit allein auf

körperliche Sachen zugeschnitten.83

§ 292 ABGB definiert: „Körperliche Sachen sind diejenigen, welche in die Sinne fallen;

sonst heißen sie unkörperliche; z. B. das Recht zu jagen, zu fischen und alle andere Rech-

te.“

Zur rechtlichen Einordnung von Daten findet sich keine Stellungnahme von Seiten des

OGH. Ebenso fehlt es sowohl an einer klaren juristischen Aufarbeitung, als auch einer

diesbezüglichen Diskussion in der Lehre.84 Staudegger hat dieses Problem jedoch bereits

aufgegriffen.85 Nach bisheriger hA sind Daten als unkörperliche Sachen zu qualifizieren,

da sie keine räumlich abgrenzbare Materie sind.86 An Daten als Informationen können da-

80 Helmich in Kletečka/Schauer (Hrsg), ABGB-ON § 285 ABGB Rz 1 (Version 1.03 Stand 01.01.2016); Koziol/Welser/Kletecka, Bürgerliches Recht: Allgemeiner Teil, Sachenrecht, Familienrecht (2014) I14 Rz 762. 81 Koziol/Welser/Kletečka, Bürgerliches Recht I14, Rz 767. 82 Stabentheiner in Fenyves/Kerschner/Vonklich (Hrsg), Großkommentar zum ABGB – Klang Kommentar §§ 285-352 ABGB, Sachenrecht3 § 285 Rz 14 (2011). 83 Koziol/Welser/Kletečka, Bürgerliches Recht I14, Rz 767. 84 Vgl dazu Staudegger, ÖJZ 2014/21, 107 (108ff). 85 Ausführlich dazu Staudegger, ÖJZ 2014/21, 107 mwN. 86 Koziol/Welser/Kletečka, Bürgerliches Recht I14, Rz 766; G. Kodek in Schwimann/Kodek (Hrsg), ABGB Taschenkommentar3 § 292 Rz 1 ABGB (April 2015); Andreewitch/Steiner, Outsourcing – Herausgabe der Daten bei Vertragsbeendigung, ecolex 2005, 358 (359); Helmich in Kletečka/Schauer, ABGB-ON § 292 Rz 6; Eccher/Riss in Koziol/Bydlinski/Bollenberger, Kurzkommentar zum ABGB4 § 292 Rz 1 (2014).

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her weder Eigentum, noch Herausgabeansprüche begründet werden.87 IZm Softwares qua-

lifiziert die Jud88 die Übertragung von Datenträgern mit fertiger Standardsoftware gegen

einmaliges Entgelt als Kauf einer beweglichen körperlichen Sache.89 Beim Begriff Soft-

ware sei eine Materialisierung immanent und könne mit einem Buch verglichen werden.90

Kisslinger vertritt die Ansicht, dass die auf Datenträger gespeicherten Daten sachenrecht-

lich einen Bestandteil des jeweiligen körperlichen Speichermediums darstellen, und veror-

tet dabei eine hM.91 Auch laut P. Bydlinski besteht kein Zweifel daran, dass die Daten –

genauer: ihre Speicherung iS einer elektromagnetischen Veränderung des Trägermaterials

– Bestandteil des jeweiligen Datenträgers sind.92 Laut Kodek sind Daten ohne entsprechen-

den Datenträger als unkörperliche Sachen zu qualifizieren. Wovon aber im Falle elektroni-

scher Datenträger samt darauf befindlichen Daten ausgegangen werden kann, lässt er aber

offen.93 Auch ein Blick in die deutsche Lehre zeigt, dass idZ die Ansicht vertreten wird,

dass Daten, die sich auf einem elektronischen Datenträger befinden, das rechtliche Schick-

sal des Mediums teilen. Allerdings darf idZ nicht verkannt werden, dass § 90 BGB94 nur

von körperlichen Sachen spricht, während das ABGB expressis verbis körperliche und

unkörperliche Sachen erwähnt (vgl §§ 291, 292 ABGB). Folgt man nun der Meinung, dass

Daten auf einem elektronischen Datenträger das rechtliche Schicksal der Hauptsache tei-

len, darf allerdings nicht verkannt werden, dass an den gespeicherten Daten eigenständige,

und vom Datenträger unabhängige Rechte (wie zB Persönlichkeitsrechte), bestehen kön-

nen.95

Untermauert wird diese Ansicht auch durch die Bestimmungen des Fernabsatzrechts, de-

nen zufolge digitale Inhalte (somit Daten) als Waren zu qualifizieren sind, wenn sie auf

einem körperlichen Datenträger, etwa einer CD oder einer DVD, bereitgestellt werden, und

87 Helmich in Kletečka/Schauer, ABGB-ON § 292 Rz 6; Andreewitch/Steiner, ecolex 2005, 358 (359); krit Staudegger, ÖJZ 2014/21, 107 (114f). 88 OGH 10.04.1991, 2 Ob 625/90; 14.10.1994, 5 Ob 504/96 = ecolex 1998, 127 (Wilhelm) = JBl 1998, 577 (krit Staudegger) = SZ 70/202. 89 Kisslinger in Fenyves/Kerschner/Vonklich (Hrsg), Großkommentar zum ABGB – Klang Kommentar §§ 285-352 ABGB, Sachenrecht3 § 292 Rz 16 (2011). 90 P. Bydlinski, Der Sachbegriff im elektronischen Zeitalter: zeitlos oder anpassungsbedürftig? AcP 1998, 287 (306). 91 Kisslinger in Fenyves/Kerschner/Vonklich, Klang3 § 292 Rz 16. 92 P. Bydlinski, AcP 1998, 287 (315). 93 G. Kodek in Schwimann/Kodek, ABGB Taschenkommentar3 § 292 Rz 1. 94 § 90 BGB definiert: „Sachen im Sinne des Gesetzes sind nur körperliche Gegenstände.“ 95 Vgl zur deutschen Lehre Alexander, K&R 2016, 301 (302).

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unter dieser Voraussetzung für digitale Inhalte folglich die Bestimmungen über Kaufver-

träge anzuwenden sind.96 Daraus lässt sich somit ableiten, dass Daten, die sich auf einem

körperlichen Datenträger befinden, dessen rechtliches Schicksal teilen.

Nach derzeitigem Meinungsstand scheint der zentrale Anknüpfungspunkt, ob Daten als

körperliche oder unkörperliche Sache zu qualifizieren sind, der Datenträger zu sein.97 Nach

hM sind jedenfalls Daten, die nicht auf einem Datenträger gespeichert sind, unkörperliche

Sachen.98 Eine Tendenz lässt sich auch dahingehend erkennen, als auf Datenträger gespei-

cherte Daten im Umkehrschluss als körperliche Sachen zu qualifizieren sind.99 Untermau-

ert kann diese Ansicht aus der Systematik des Gesetzgebers iZm den Bestimmungen des

Fernabsatzrechts werden.

C. Zusammenfassung

Daten prägen somit den „digitalen Nachlass“. Terminologisch sind dabei die Begriffe der

„digitalen Inhalte“ und „personenbezogenen Daten“ auseinanderzuhalten. Mit dem Tod des

Betroffenen genießen Daten nach dem Datenschutzrecht keinen Schutz. Für die weitere

Beurteilung wird daher bewusst von „digitalen Inhalten“ oder „Daten“ gesprochen. Digita-

le Inhalte können nämlich sowohl höchstpersönliche, als auch vermögenswerte Daten um-

fassen. Der Begriff der personenbezogenen Daten ist streng genommen an das DSG 2000

geknüpft, weshalb dieser Terminus auch nur iVm dem Datenschutzgesetz verwendet wer-

den soll.

Hinsichtlich einer Begriffsdefinition für den „digitalen Nachlass“, wäre es grds denkbar,

den Begriff des „Nachlasses“ oder der „Verlassenschaft“ gemäß § 531 ABGB idgF ge-

danklich um die digitalen Inhalte zu erweitern, denn der „digitale Nachlass“ ist nicht an-

ders als der „analoge Nachlass“ zu behandeln. Demnach würden die Rechte und Verbind-

lichkeiten eines Verstorbenen einschließlich seiner Daten und digitalen Inhalte, soweit sie

96 ErlRV 89 BlgNR XXV. GP, 26. 97 Krit Staudegger, ÖJZ 2014/21, 107 (109). 98 Koziol/Welser/Kletečka, Bürgerliches Recht I14, Rz 766; G. Kodek in Schwimann/Kodek, ABGB Taschen-kommentar3 § 292 Rz 1; Andreewitch/Steiner, ecolex 2005, 358 (359); Helmich in Kletečka/Schauer, ABGB-ON § 292 Rz 6; Eccher/Riss in KBB, ABGB4 § 292 Rz 1; vgl dazu auch Staudegger, ÖJZ 2014/21, 107 (109). 99 Kisslinger in Fenyves/Kerschner/Vonklich, Klang3 § 292 Rz 16; G. Kodek in Schwimann/Kodek, ABGB Taschenkommentar3 § 292 Rz 1; krit Staudegger, ÖJZ 2014/21, 107 (109).

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nicht höchstpersönlicher Art sind, dessen Verlassenschaft bzw Nachlass bilden. Dies wäre

dogmatisch insofern präzise, als unter Rechte und Verbindlichkeiten, einschließlich seiner

digitalen Inhalte, auch Persönlichkeitsrechte oder Immaterialgüterrechte erfasst werden

und somit bereits das Abgrenzungsmerkmal der Höchstpersönlichkeit beinhaltet.

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III. Rechtliche Rahmenbedingungen

A. Erbrechtliche Beurteilung – keine erbrechtliche Sonderbehandlung des digita-

len Nachlasses

Im Ausgangspunkt ist festzuhalten, dass die Rechtsfragen die sich iZm dem „digitalen

Nachlass“ ergeben, nach den allgemeinen Bestimmungen und Grundsätzen des österreichi-

schen Zivilrechts – insbesondere nach dem ABGB – zu beurteilen sind. Dem Eindruck soll

schlichtweg vorgebeugt werden, es möge sich beim „digitalen Nachlass“ um eine völlig

eigenständige Problematik handeln. Indessen ist der österreichischen Rechtsordnung auch

kein Sonderrecht für digitale Lebensbereiche bekannt.100 Rechtsfragen des digitalen Nach-

lasses sind somit zunächst an den einschlägigen erbrechtlichen Bestimmungen des ABGB

zu prüfen. Diese finden sich in den §§§ 531, 547, 548 S 1 und 1448 ABGB.

Wie bereits eingangs erwähnt, wird in § 531 ABGB der Verlassenschaftsbegriff definiert

als „Die Rechte und Verbindlichkeiten eines Verstorbenen, soweit sie nicht höchstpersönli-

cher Art sind.“101 Konkretisiert wird diese Bestimmung durch die §§§ 547, 548 S 1 und

1448 ABGB. Einleitend ist bereits ersichtlich, dass es auf das Merkmal der „höchstpersön-

lichen Art“ ankommt.102

§ 547 ABGB idgF103 regelt die Gesamtrechtsnachfolge:

„Mit der Einantwortung folgt der Erbe der Rechtsposition der Verlassenschaft nach; das-

selbe gilt mit Übergabebeschluss für die Aneignung durch den Bund.“

Den Materialien zufolge wurde die Bestimmung durch das ErbRÄG 2015 sprachlich neu

gefasst und regelt demnach das Schicksal der Verlassenschaft, nämlich den Eintritt der

Erben als Universalrechtsnachfolger.104 § 546 ABGB idgF regelt nun ausdrücklich, dass

100 Dennoch sei an dieser Stelle an die derzeitigen europarechtlichen Vorhaben der Europäischen Union hin-gewiesen: Vorschlag für eine Richtlinie des Europäischen Parlaments und des Rates über bestimmte vertrags-rechtliche Aspekte der Bereitstellung digitaler Inhalte, 2015/0287 (COD); Vorschlag für eine Richtlinie des Europäischen Parlaments und des Rates über bestimmte vertragsrechtliche Aspekte des Online-Warenhandels und anderer Formen des Fernabsatzes von Waren, 2015/0288 (COD). 101 § 531 ABGB idF BGBl Nr I 87/2015 (ErbRÄG 2015), in Kraft ab 01.01.2017. 102 Zum Merkmal der Höchstpersönlichkeit siehe ausführlich Kap IV. A. 1. 103 Vgl dazu § 547 ABGB aF „Der Erbe stellt, sobald er die Erbschaft angenommen hat, in Rücksicht auf dieselbe den Erblasser vor. Beide werden in Beziehung auf einen Dritten für eine Person gehalten.“ 104 ErlRV 688 BlgNR XXV. GP, 7.

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die Verlassenschaft mit dem Tod des Verstorbenen dessen Rechtsposition fortsetzt.105 Ge-

mäß § 547 ABGB tritt der Erbe mit Einantwortung sodann als Gesamtrechtsnachfolger in

die Rechtsposition der Verlassenschaft ein und setzt uno actu die Rechte und Verbindlich-

keiten des Verstorbenen fort. Laut Rsp erlangt der Erbe durch die Universalsukzession die

volle Herrschaft über den Nachlass, Besitz, Eigentum, Forderungen und auch sonstige

Rechte gehen auf ihn über.106 Sobald der Erbe die Erbschaft angenommen hat, übernimmt

dieser die, mit der Übernahme des Erbes verbundenen, Rechte und Pflichten vor allem

Dritten gegenüber.107 Erbe und Erblasser werden in Beziehung auf einen Dritten für eine

Person gehalten.108 Einem Teil der Lehre zufolge soll der Erbe, aufgrund der Univer-

salsukzession und dem damit verbundenen Eintritt in die Rechtstellung des Erblassers,

auch in die Rechte als Nutzer von Online-Plattformen eintreten.109 Gleiches soll auch für

die Rechte als Vertragspartner eines Providers oder Domainvergabestelle, die der Verstor-

bene innehatte, gelten.110 Hier ist allerdings klar zu differenzieren.111

Aus § 547 ABGB folgt im Ergebnis, dass der Erbe mit Einantwortung die Rechte und

Pflichten des Verstorbenen grds übernimmt.

Konkretisiert und auch eingeschränkt wird die Norm allerdings durch die §§ 548 S 1 und

1448 ABGB.

§ 548 S 1 ABGB besagt, dass der Erbe jene Verbindlichkeiten übernimmt, „[...] die der

Verstorbene aus seinem Vermögen zu leisten gehabt hätte [...]“112. Daraus folgt, dass der

Erbe jedenfalls vermögenswerte Verbindlichkeiten zu übernehmen hat.

§ 548 S 1 ABGB idgF wurde ebenfalls rein sprachlich geändert.113 Nach dem Gesetzes-

105 Durch das ErbRÄG 2015 wurde ausdrücklich normiert, dass die Verlassenschaft iSd hL und Rsp als juris-tische Person zu betrachten ist; vgl dazu ErlRV 688 BlgNR XXV. GP, 7. 106 OGH 29.10.1969, 4 Ob 2316/96h; 20.09.2012, 2 Ob 166/12v = iFamZ 2013/138, 183 (Parapatits); Weiß in Klang III2 132; vgl auch Sprohar-Heimlich in Fenyves/Kerschner/Vonklich (Hrsg), Klang3 § 547 Rz 19. 107 Weiß in Klang (Hrsg), Kommentar zum Allgemeinen bürgerlichen Gesetzbuch III2 (1952) 132; vgl dazu auch Sprohar-Heimlich in Fenyves/Kerschner/Vonklich (Hrsg), Großkommentar zum ABGB – Klang Kom-mentar §§ 531-551 ABGB, Erbrecht3 § 547 Rz 19 (2016). 108 Sprohar-Heimlich in Fenyves/Kerschner/Vonklich, Klang3 § 547 Rz 19. Stabentheiner in Fe-nyves/Kerschner/Vonklich, Klang3 § 547 Rz 20. 109 Thiele, jusIT 2010/79, 167 (168f); Gebauer, ZIIR 2015, 382 (385f). 110 Thiele, jusIT 2010/79, 167 (169). 111 Siehe Kap IV. A. und B. 112 § 548 ABGB idF BGBl Nr I 87/2015 (ErbRÄG 2015), in Kraft ab 01.01.2017. 113 Vgl dazu JAB 718 BlgNR XXV GP 1; ErlRV 688 BlgNR XXV. GP, 7; § 548 S 1 ABGB aF: Verbind-lichkeiten, die der Erblasser aus seinem Vermögen zu leisten gehabt hätte, übernimmt sein Erbe. Auch aus den Stellungnahmen finden sich keine weiteren Anhaltspunkte; vgl auch Schau-er/Motal/Reiter/Hofmair/Wöss, Erbrechtsreform: Paradigmenwechsel oder Window Dressing? JEV 2015, 40

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wortlaut sind somit vermögenswerte Verbindlichkeiten des Verstorbenen vererblich. Aus

den stenographischen Protokollen ergeben sich zu der Norm keine weiteren relevanten

Erläuterungen.114 In Ergänzung zu § 531 ABGB, der neben Rechten auch Verbindlichkei-

ten des Erblassers als zum Nachlass gehörig bezeichnet, bestimmt § 548 S 1 ABGB, dass

vermögenswerte Verbindlichkeiten, die der Erblasser zu erfüllen gehabt hätte, vom Erben

zu übernehmen sind.115 Entscheidend ist nach dieser Norm somit der Vermögenswert.

§ 548 ABGB bezieht sich dabei lediglich nur auf die Übernahme der Verbindlichkeiten des

Erblassers durch den Erben (= Erblasserschulden).116 Satz 1 entspricht den Grundsätzen

der Gesamtrechtsnachfolge, macht aber auch höchstpersönliche Verbindlichkeiten vererb-

lich, wenn sie sich noch zu Lebzeiten des Erblassers vermögensrechtlich konkretisiert ha-

ben.117 Dabei ist freilich zu beachten, dass es auch bei vermögensrechtlichen Rechtsver-

hältnissen vorkommen kann, dass sie durch die Individualität eines Beteiligten in einem

solchen Maße beherrscht werden, dass sie mit dessen Tod „stehen und fallen“.118

Die entscheidende Einschränkung erfährt § 547 schließlich durch § 1448 ABGB119 (iVm

§ 531 ABGB).

§ 1448 ABGB. „Durch den Tod erlöschen nur solche Rechte und Verbindlichkeiten, wel-

che auf die Person eingeschränkt sind, oder die bloß persönliche Handlungen des Versto-

benen betreffen.“120

Nach dem Gesetzeswortlaut gehen Rechte und Verbindlichkeiten, die auf den Verstorbe-

nen eingeschränkt sind, sowie bloß persönliche Handlungen iSv solchen höchstpersönli-

cher Art nicht auf die Erben über. Näheres lässt sich aber aus den Erläuterungen nicht ent-

(45); Die Autoren sprechen sich für eine ersatzlose Streichung des § 548 nF aus, zumal die in Satz 1 genann-ten Verbindlichkeiten des Erblassers bzw die darin enthaltene Rechtsfolgenanordnung bereits von § 547 erfasst sei und in § 548 nicht speziell wiederholt werden müsse. 114 Ofner, Berathungs-Protokolle I, 324. 115 Werkusch-Christ in Kletečka/Schauer (Hrsg), ABGB-ON § 548 ABGB Rz 1 (Version 1.03 Stand 01.03.2015). 116 Sprohar-Heimlich in Fenyves/Kerschner/Vonklich, Klang3 § 548 Rz 3. 117 OGH 25.10.2000, 2 Ob 281/00p = SZ 73/167; 15.06.2000, 4 Ob 85/00d = ecolex 2000/322, 808 (Schand-a) = MR 2001, 353 (Zöchbauer); RIS-Justiz RS0114350; Ehrenzweig/Kralik, System des österreichischen allgemeinen Privatrechts IV: Das Erbrecht3 (1983) 13; Apathy in Koziol/Bydlinski/Bollenberger (Hrsg), Kurzkommentar zum ABGB4 § 548 Rz 1 (2014); Eccher in Schwimann/Kodek (Hrsg), Praxiskommentar zum Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch III4 § 548 Rz 1. 118 Vgl Schauer in Fenyves/Kerschner/Vonklich, Klang3 § 531 Rz 25 mwN. 119 § 531 ABGB iVm § 1448 ABGB. 120 § 1448 ABGB idF JGS 1811/946.

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nehmen.121 § 531 ABGB muss daher vielmehr in Verbindung mit § 1448 ABGB verstan-

den werden. Demnach gehen höchstpersönliche Rechte, oder bloß persönliche Hand-

lungen, mit dem Tod der Person unter. Auf den Erben übergehen können daher nur, nicht

auf die Person des Erblassers eingeschränkte, Rechte und Verbindlichkeiten, denn diese

bilden auch seine Verlassenschaft (§ 531 ABGB).

Der OGH stellte wie eingangs erwähnt zum Nachlass fest, dass in diesen grundsätzlich das

aus allen vererblichen Rechten und Verbindlichkeiten bestehende Vermögen des Erblas-

sers zum Todeszeitpunkt fällt.122 Das Höchstgericht sprach zudem wiederholt aus, dass

vermögensrechtliche Rechte und Pflichten im Allgemeinen vererblich sind, es sei denn, sie

wären höchstpersönlicher Natur.123 Somit sind höchstpersönliche Rechte und Verbindlich-

keiten idR unvererblich, während vermögensrechtliche im Allgemeinen vererblich sind.

Zum älteren Schrifttum führte insbesondere Stubenrauch aus, dass der Tod nicht als eine

Erlöschungsart der Rechte und Verbindlichkeiten anzusehen ist, da diese nach § 531 und

547 ABGB auf den Erben grds übergehen.124 Eine Ausnahme besteht jedoch in den Rech-

ten, welche sich auf persönliche Eigenschaften und Verhältnisse (wie etwa die Ver-

pflichtung zur Fortsetzung einer Gemeinschaft gemäß §§ 831 und 833 ABGB; die Voll-

macht gemäß § 1022 ABGB; persönliche Arbeitsleistungen oder die Verpflichtung zur

Unterstützung eines Beschenkten in gewissen Fristen gemäß § 955 ABGB) beziehen sowie

auch bei den Rechten, die durch Vertrag in Folge gesetzlicher Anordnung auf die Person

des Berechtigten eingeschränkt sind (wie persönliche Dienstbarkeiten gemäß

§ 529 ABGB; das Vorkaufsrecht; die Verpflichtung zur Unterstützung eines Beschenkten

in gewissen Fristen gemäß § 955 ABGB).125 Nach § 1448 ABGB erlöschen mit dem Tod

daher Rechte, welche auf die Person eingeschränkt sind, oder die bloß persönliche Hand-

lungen des Verstorbenen betreffen, also Personenrechte, sowie auch diejenigen Sachen-

rechte und Pflichten, welche sich bloß auf persönlichen Verhältnissen und Fähigkeiten

beziehen wie zB persönliche Dienstbarkeiten, das Wiederkaufsrecht oder das Vorkaufs-

121 Ofner, Der Ur-Entwurf und die Berathungs-Protokolle des Österreichischen Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuches II (1976) 258. 122 OGH 20.12.2012, 2 Ob 195/12h; 29.08.2002, 6 Ob 191/02k; RIS-Justiz RS0128702. 123 OGH 05.04.1984, 7 Ob 18/84 = SZ 57/73; OGH 29.01.2004, 6 Ob 263/03z = NZ 2005/21, 77 (F. Müller) = SZ 2004/15; RIS-Justiz RS0012194. 124 Stubenrauch, Commentar zum österreichischen allgemeinen bürgerlichen Gesetzbuche II8 (1903) 895. 125 Stubenrauch, Commentar II8, 895; vgl auch Zeiller, Commentar über das allgemeine bürgerliche Gesetz-buch für die gesammten Deutschen Erbländer der Oesterreichischen Monarchie IV (1813) 183.

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recht.126 Alle übrigen, sich bloß auf das Vermögen beziehende Rechte und Verbindlichkei-

ten, dauern auch nach dem Tode des Berechtigten oder Verpflichteten an und gehen folg-

lich auf andere Personen über.127 Nach Krasnopolski gehören nur die vermögensrechtli-

chen Beziehungen des Erblassers zum Nachlass, all jene Rechte und Verbindlichkeiten, die

rein persönlicher Natur sind, also die, die Rechtsstellung oder den status einer Person

betreffen (zB die Rechtstellung als Ehegatte, als Vater, als Kind, etc), dagegen nicht.128

Zeiller spricht von höchstpersönlichen Sachenrechten (die zB aus einer persönlichen Wür-

de entspringen) oder bloß persönlichen Vertragsrechten (zB §§ 955, 1022, 1079 ABGB),

welche nicht Gegenstand der Verlassenschaft sind.129

Das jüngere Schrifttum vertritt dabei beinahe einhellig die Grundregel, dass vermögens-

werte Rechte und Verbindlichkeiten grds vererblich sind, während dagegen höchstpersön-

liche Rechte und Verbindlichkeiten, wie insb die Persönlichkeitsrechte, oder aber auch die

persönlichen Rechte und Pflichten aus dem Familienverhältnis unvererblich sind.130 Laut

Schauer lässt sich aus den §§ 531, 1448 der maßgebende Wertungsgesichtspunkt entneh-

men, wonach Rechtsverhältnisse, die aus solchen persönlicher Art hervorgehen, in der Re-

gel unvererblich werden.131 Maßgebend ist also, dass sie durch die Persönlichkeit eines

Beteiligten geprägt sind.132 „Dies trifft vor allem dann zu, wenn sie den höchstpersönlichen

Lebensbereich berühren, [...].“133 Diese Ansicht spielt vor Allem iZm der Frage, ob SNP

vererblich oder unvererblich sind, eine maßgebende Rolle.134 Vermögensrechtliche

Rechtsverhältnisse weisen einen solchen persönlichen Bezug zumeist nicht auf, weshalb

sie im Allgemeinen vererblich sind.135

126 Stubenrauch, Commentar zum österreichischen allgemeinen bürgerlichen Gesetzbuche I8 (1902) 737f. 127 Stubenrauch, Commentar I8, 738. 128 Krasnopolski/Kafka, Lehrbuch des Österreichischen Privatrechts. Österreichisches Erbrecht V (1914) 1f; So auch Unger, System des österreichischen allgemeinen Privatrechts VI: Erbrecht (1894) 6: Die Gesamtheit der vermögensrechtlichen Verhältnisse, in denen der Verstorbene stand, bilden den Nachlass: Solche Vermö-gensrechtsverhältnisse, welche ihrer Natur oder ihrer Bestimmung nach an die bestimmte Person gebunden sind, gehen daher mit ihr unter. 129 Zeiller, Commentar über das allgemeine bürgerliche Gesetzbuch für die gesammten Deutschen Erbländer der Oesterreichischen Monarchie II (1812) 349f. 130 Griss in Koziol/Bydlinski/Bollenberger (Hrsg), Kurzkommentar zum ABGB4 § 1448 Rz 1 (2014); Welser in Rummel/Lukas (Hrsg), ABGB4 § 531 Rz 2 (Stand 1.11.2014); Holly in Kletečka/Schauer (Hrsg), ABGB-ON § 1448 ABGB Rz 2 (Version 1.02 Stand Jänner 2016). 131 Schauer in Fenyves/Kerschner/Vonklich, Klang3 § 531 Rz 25. 132 Schauer in Fenyves/Kerschner/Vonklich, Klang3 § 531 Rz 25. 133 Schauer in Fenyves/Kerschner/Vonklich, Klang3 § 531 Rz 25. 134 Siehe Kap IV. B. 1. 135 Schauer in Fenyves/Kerschner/Vonklich, Klang3 § 531 Rz 25.

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Festzuhalten ist, dass laut den einschlägigen erbrechtlichen Bestimmungen der Erbe mit

Einantwortung gemäß § 547 ABGB als Universalrechtsnachfolger in die Rechtsposition

der Verlassenschaft eintritt und die Rechte und Pflichten des Verstorbenen grds über-

nimmt. Höchstpersönliche Rechte und Pflichten erlöschen gemäß § 1448 ABGB mit dem

Tod der Person und gehen nicht auf die Erben über. Doch sind Verbindlichkeiten aus

höchstpersönlichen Rechtsverhältnissen nach herrschender Lehre136 und Rsp137 allerdings

vererblich, wenn sie bereits vermögensrechtlich konkretisiert sind. Entscheidend ist zudem

der, aus § 531 ABGB iVm § 548 S 1 ABGB resultierende, Vermögenswert.

So sind laut OGH vermögensrechtliche Rechte und Pflichten im Allgemeinen vererblich,

es sei denn sie wären höchstpersönlicher Natur und folglich unvererblich.138 Dem folgt

auch die herrschende Lehre.139

Welche Rechte und Pflichten nun vererblich sind und welche nicht, ergibt sich aus dem

Gesetz in Form einer Grundregel aber nicht.140 Soweit einzelne rechtliche Positionen des

Verstorbenen nicht durch ausdrückliche Bestimmungen geregelt sind, ist somit auf inter-

pretatorischem Weg, unter Heranziehung der jeweiligen konkreten Sachmaterie, festzustel-

len, ob diese vererblich sind.141 So kommt es auch bei „digitalen Rechten“ darauf an, ob

diese höchstpersönlicher Art sind und daher nicht auf die Erben übergehen können, oder ob

diesen Rechten ein vermögensrechtlicher Charakter beigemessen werden kann, der zum

Übergang auf die Erben führt.

136 Ehrenzweig/Kralik, Erbrecht3, 13; Apathy in KBB, ABGB4 § 548 Rz 1; Eccher in Schwimann/Kodek, ABGB Praxiskommentar III4 § 548 Rz 1; Werkusch-Christ in Kletečka/Schauer, ABGB-ON § 548 Rz 1. 137 OGH 25.10.2000, 2 Ob 281/00p; 15.06.2000, 4 Ob 85/00d. 138 OGH 05.04.1984, 7 Ob 18/84 = SZ 57/73; OGH 29.01.2004, 6 Ob 263/03z = NZ 2005/21, 77 (F. Müller) = SZ 2004/15; RIS-Justiz RS0012194. 139 Vgl Ehrenzweig/Kralik, Erbrecht3, 11; Schauer, Nachlass und vererbliche Rechtsverhältnisse in Gru-ber/Kalss/Müller/Schauer (Hrsg), Erbrecht und Vermögensnachfolge (2010) § 15 Rz 4; in diese Richtung Ferrari/Likar-Peer, Erbrecht. Ein Handbuch für die Praxis (2007) 7; für eine Differenzierung nach privat-rechtlicher und öffentlich-rechtlicher Natur Welser/Zöchling-Jud, Bürgerliches Recht: Schuldrecht Allgemei-ner Teil, Schuldrecht Besonderer Teil, Erbrecht II14 (2015) Rz 1837ff; auch Welser in Rummel/Lukas, ABGB4 § 531 Rz 2. 140 Vgl auch Winkler, Handbuch Erbrecht. Österreichisches Erbrecht und Verlassenschaftsverfahren (2006) 14; vgl auch Schauer in Gruber/Kalss/Müller/Schauer, Vermögensnachfolge, § 15 Rz 4. 141 Ferrari/Likar-Peer, Erbrecht, 5f; vgl dazu auch Schauer in Gruber/Kalss/Müller/Schauer, Ver-mögensnachfolge, § 15 Rz 4.

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B. Persönlichkeitsrechtliche Aspekte

Mit der rechtlichen Beurteilung des „digitalen Nachlasses“ sind stets die Wertungen des

Persönlichkeitsrechts zu berücksichtigen, denn Persönlichkeitsrechte spielen dabei eine

maßgebliche Rolle. Wie zu Beginn bereits dargestellt wurde, können auch iZm dem soge-

nannten „digitalen Nachlass“ auch Persönlichkeitsrechte des Verstorbenen betroffen sein.

§ 16 ABGB definiert: „Jeder Mensch hat angeborne, schon durch die Vernunft einleuch-

tende Rechte, und ist daher als eine Person zu betrachten. [...]“142

Aus den stenographischen Protokollen ergeben sich keine weiteren Erläuterungen zu der

Norm.143 Aus § 16 ABGB wird ein allgemeines Persönlichkeitsrecht abgeleitet. Dieses

sichert dem einzelnen Menschen die Unversehrtheit, sowie Achtung seiner Persönlich-

keit.144 Dabei handelt es sich um ein höchstpersönliches Recht, da Persönlichkeitsrechte

untrennbar mit der Existenz des Menschen verbunden sind und mit Erlangung der Rechts-

fähigkeit entstehen.145 Das Persönlichkeitsrecht geht mit dem Tod einer Person unter. Mit

diesem erlöschen damit auch seine Persönlichkeitsrechte.146 Daraus folgt jedoch nicht, dass

der Schutz der Persönlichkeit zur Gänze erlischt.147 Aufgrund des höchstpersönlichen Cha-

rakters sind Persönlichkeitsrechte zwar unvererblich, doch steht dem ein postmortales Per-

sönlichkeitsrecht nach stRsp nicht entgegen.148

Für bestimmte Rechtsbereiche sieht das Gesetz ausdrückliche Regelungen vor. So ist im

Urheberrecht in den §§ 77, 78 UrhG149 der Schutz der Persönlichkeit nach dem Tod einer

Person normiert. In den übrigen Fällen fehlt es an ausdrücklichen Regelungen. Doch steht

nun nach einhelliger Lit150 und Rsp151 das Fortwirken des Persönlichkeitsrechts mit den

142 § 16 ABGB. 143 Ofner, Berathungs-Protokolle I, 35ff. 144 Koziol/Welser/Kletečka, Bürgerliches Recht I14, Rz 277. 145 Schauer in Kletečka/Schauer (Hrsg), ABGB-ON § 16 Rz 25 (Version 1.01 Stand 01.10.2013). 146 Rest, Postmortaler Persönlichkeitsschutz – Ein Überblick, MR 2012, 113 (113). 147 Schauer in Gruber/Kalss/Müller/Schauer, Vermögensnachfolge, § 15 Rz 13. 148 OGH 29.08.2002, 6 Ob 283/01p (Omofuma) = SZ 2002/107; 25.05.2000, 1 Ob 341/99 = SZ 73/87; 23.05.1984, 1 Ob 550/84 = SZ 57/98. 149 Bundesgesetz über das Urheberrecht an Werken der Literatur und der Kunst und über verwandte Schutz-rechte (Urheberrechtsgesetz), BGBl 111/1936 idF I 99/2015. 150 So Ferrari/Likar-Peer, Erbrecht, 24; Aicher in Rummel/Lukas (Hrsg), ABGB4 § 16 Rz 51 (Stand 01.07.2015); Schauer in Kletečka/Schauer, ABGB-ON § 16 Rz 26; Posch in Schwimann/Kodek, ABGB I4 § 16 Rz 48; Eccher in Schwimann/Kodek, ABGB Praxiskommentar III4 § 531 Rz 57; Koch in Koziol/P. Bydlinski/Bollenberger (Hrsg), Kurzkommentar zum ABGB4 § 16 Rz 5 (2014); Koziol, Österreichisches Haftpflichtrecht II2 (1984) 16 ff; F. Bydlinski, Paradoxer Geheimnisschutz post mortem?, JBl 1999, 553

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Grundsätzen der österreichischen Rechtsordnung in Einklang. Somit ist die Persönlichkeit

eines Menschen auch nach dem Tod rechtlich geschützt. Man spricht vom sogenannten

postmortalen Persönlichkeitsrecht. Die Persönlichkeitsrechte wirken daher auch nach

dem Tode fort.152

Festzuhalten ist, dass Persönlichkeitsrechte höchstpersönlich, und folglich unvererblich

sind. Die Tatsache, dass Persönlichkeitsrechte auch nach dem Tod der Person Schutz ge-

nießen, ist aber von der Frage der Vererblichkeit von solchen klar abzugrenzen. Beim

Schutz der Persönlichkeit des Verstorbenen geht es um das Recht der Lebenden, noch nach

dem Tod respektvoll behandelt zu werden.153 Das postmortale Persönlichkeitsrecht ist da-

her vielmehr als fortbestehendes Abwehrrecht zum Schutz des Verstorbenen anzusehen,

welches auch nach dem Tod durchgesetzt werden kann.

Abgesehen davon, ist an Fälle zu denken, in denen auch Persönlichkeitsrechten ein vermö-

genswerter Charakter zukommen kann. So merkte bereits ein Teil des älteren Schrifttums

an, dass Persönlichkeitsrechte vererblich werden können, soweit diese einen verselbstän-

digten Vermögenswert bekommen und in den Rechtsverkehr eintreten, wie etwa Immateri-

algüterrechte.154 Doch ist laut Rsp nicht ausgeschlossen, dass auch Persönlichkeitsrechten

ein Vermögenswert zukommen kann.155 So ließ der Oberste Gerichtshof in der E Ernst-

Happel-Briefmarke vom 07.11.2007156 zwar ausdrücklich offen, ob vermögenswerte Be-

standteile der Persönlichkeit vererblich sind, aus der Systematik der Entscheidung ist aber

abzuleiten, dass es damals bereicherungsrechtliche Ansprüche der Erben grundsätzlich für

möglich hielt.157 Das Höchstgericht verwies in seinen Ausführungen auf die Entscheidung

des deutschen BGH158, in der die Vererblichkeit der vermögenswerten Bestandteile aus-

(553 ff); Ehrenzweig/Kralik, Erbrecht3, 16; vgl auch bereits R. Doralt, Der Schutz des Lebensbildes, ÖJZ 1973, 645 (648). 151 OGH 29.11.2016, 6 Ob 219/16y; 13.07.2010, 4 Ob 112/10i (Sexualverhalten I) = MR 2010, 316 (Korn); 25.05.2000, 1 Ob 341/99z; 23.05.1984, 1 Ob 550/84. 152 Gschnitzer/Faistenberger, Österreichisches Erbrecht2 (1983) 4. 153 Vgl hierzu Höhne, ZIIR 2015, 238 (240). 154 Gschnitzer/Faistenberger, Erbrecht2, 6. 155 OGH 15.06.2000, 4 Ob 85/00d. 156 OGH 07.11.2007, 6 Ob 57/06k (Ernst-Happel-Briefmarke) = MR 2008, 145 (Thiele/Warzilek) = ecolex 2008/198, 550 (Schachter) = SZ 2007/171. 157 Hofmarcher, Der postmortale Schutz des Werbewerts. Personality Merchandising, ipCompetence 2013, 38 (43). 158 BGH 01.12.1999. I ZR 49/97 = (Marlene Dietrich) = BGHZ 143, 214.

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drücklich anerkannt wurde.159 Auch in der Lehre wird zT der Schluss gezogen, dass der

OGH von der Vererblichkeit der vermögenswerten Bestandteile ausgehen musste.160

Die ideellen Bestandteile des Persönlichkeitsrechts erlöschen somit mit dem Tod, zumal

sie höchstpersönlich sind, während die vermögenswerten Bestandteile in den Nachlass

fallen können.161 Ersteres ist nach dem Tod des Rechtsträgers von den nahen Angehörigen

geltend zu machen (vgl § 78 UrhG), den Erben bleibt aber die Verwertung des geldwerten

Bekanntheitsgrades vorbehalten. Somit sind auch diametrale Interessen der Erben und na-

hen Angehörigen denkbar. Sie können wechselseitig gegeneinander vorgehen, so etwa

dann, wenn eine ehrverletzende Vermarktung des Verstorbenen durch die Erben in die

fortwirkenden ideellen Interessen des Verstorbenen eingreift.162

Um es mit den Worten von Gschnitzer auszudrücken: „Wenn man nicht rein materiell

denkt, ist nur ein kleiner Teil der Rechtsstellung einer Person vererblich, der größere sinkt

mit ihr ins Grab.“163

Im Ergebnis kann die erbrechtliche Aufarbeitung des „digitalen Nachlasses“ daher mit dem

postmortalen Persönlichkeitsrecht in ein Spannungsfeld geraten. Dabei handelt es sich aber

um keine Besonderheit des „digitalen Nachlasses“. Dennoch gilt es klar zwischen der Fra-

ge der Vererblichkeit und des, als Abwehrrecht naher Angehöriger ausgestalteten, post-

mortalen Persönlichkeitsschutzes zu differenzieren.

C. Zusammenfassung

Aus erbrechtlicher Sicht ist daher festzuhalten, dass der „digitale Nachlass“ keine erbrecht-

liche Sonderbehandlung genießt, sondern an den §§ 531, 547, 548 S 1 und 1448 ABGB zu

prüfen ist. Entscheidend ist, ob Rechtsverhältnisse „höchstpersönlicher Art“ sind und dem

Übergang auf den eingeantworteten Erben entgegenstehen. Die Lit164 und Rsp165 folgen

159 Hofmarcher, ipCompetence 2013, 38 (43); Ausführlich dazu in Kap IV. B. 4. 160 Thiele/Warzilek zu 6 Ob 57/06k, MR 2008, 145 (149); Siehe dazu Kap IV. B. 4. 161 Hofmarcher, ipCompetence 2013, 38 (43). 162 Hofmarcher, ipCompetence 2013, 38 (43). 163 Gschnitzer/Faistenberger, Erbrecht2, 10. 164 Vgl Ehrenzweig/Kralik, Erbrecht3, 11; Schauer in Gruber/Kalss/Müller/Schauer, Vermögensnachfolge, § 15 Rz 4; in diese Richtung Ferrari/Likar-Peer, Erbrecht, 7; für eine Differenzierung nach privatrechtlicher und öffentlich-rechtlicher Natur Welser/Zöchling-Jud, Bürgerliches Recht II14, Rz 1837ff; auch Welser in Rummel/Lukas, ABGB4 § 531 Rz 2.

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dabei der Grundregel, dass vermögensrechtliche Rechte und Pflichten im Allgemeinen

vererblich sind, es sei denn, dass sie höchstpersönlicher Natur wären. Welche Rechte und

Pflichten nun vererblich sind und welche nicht, ergibt sich aus dem Gesetz in Form einer

Grundregel aber nicht.166 In Bezug auf den „digitalen Nachlass“ wird somit in den meisten

Fällen auf interpretatorischem Weg unter Heranziehung der jeweiligen konkreten Sachma-

terie, festzustellen sein, ob diese vererblich sind, da es an ausdrücklichen Bestimmungen

fehlen wird.167

Gerade in Bezug auf den „digitalen Nachlass“ ist aber der sich aus §§ 531, 1448 ABGB

maßgebende Wertungsgesichtspunkt entscheidend, dass Rechtsverhältnisse, die in den per-

sönlichen Verhältnissen gegründet sind, idR unvererblich sind.168 Schauer weist bereits

darauf hin, dass das maßgebliche Kriterium darin liegt, ob ein Rechtsverhältnis durch die

Persönlichkeit eines Beteiligten geprägt ist,169 denn dann erlöscht das Rechtsverhältnis

gemäß §§ 531, 1448 ABGB und geht nicht auf den Erben über. „Dies trifft vor allem dann

zu, wenn sie den höchstpersönlichen Lebensbereich berühren, [...].“170 Gerade beim „digi-

talen Nachlass“ werden Rechtsverhältnisse oft von höchstpersönlichen, personenbezoge-

nen Daten geprägt. Soziale Netzwerke berühren dabei den höchstpersönlichen Lebensbe-

reich des Nutzers. Die Bestimmungen der §§ 531, 1448 ABGB lassen dabei viel Spiel-

raum. Vermögensrechtliche Rechtsverhältnisse werden in den meisten Fällen einen solchen

persönlichen Bezug nicht aufweisen, weshalb sie auch im Allgemeinen vererblich sind.171

Doch kann es auch bei vermögenswerten Rechtsverhältnissen vorkommen, dass sie durch

die Individualität eines Beteiligten in einem solchen Maße beherrscht werden, dass sie mit

dessen Tod „stehen und fallen“ sollen.172 Vor allem im Bereich der SNP wird dies beson-

ders zu prüfen sein.173

Aus persönlichkeitsrechtlicher Sicht ist festzuhalten, dass Persönlichkeitsrechte höchstper-

sönlich und daher grds unvererblich sind. Somit können auch Persönlichkeitsrechte nicht

vererbt werden. Doch ist auch ein vermögenswerter Bestandteil von Persönlichkeitsrechten 165 OGH 05.04.1984, 7 Ob 18/84; 29.01.2004, 6 Ob 263/03z. 166 Vgl auch Winkler, Handbuch Erbrecht, 14; vgl auch Schauer in Gruber/Kalss/Müller/Schauer, Vermö-gensnachfolge, § 15 Rz 4. 167 Vgl Ferrari/Likar-Peer, Erbrecht, 5f; vgl dazu auch Schauer in Gruber/Kalss/Müller/Schauer, Vermö-gensnachfolge, § 15 Rz 4. 168 Schauer in Fenyves/Kerschner/Vonklich, Klang3 § 531 Rz 25. 169 Schauer in Fenyves/Kerschner/Vonklich, Klang3 § 531 Rz 25. 170 Schauer in Fenyves/Kerschner/Vonklich, Klang3 § 531 Rz 25. 171 Schauer in Fenyves/Kerschner/Vonklich, Klang3 § 531 Rz 25. 172 Vgl Schauer in Fenyves/Kerschner/Vonklich, Klang3 § 531 Rz 25 mwN. 173 Siehe Kap IV. B. 1.

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nicht per se ausgeschlossen. Dies wird am Beispiel digitaler Bilddaten noch gesondert auf-

gezeigt werden.174

Das postmortale Persönlichkeitsrecht des Verstorbenen ist dabei aber nicht mit der Frage

der Vererblichkeit in Zusammenhang zu bringen, denn dieses stellt ein Abwehrrecht der

nahen Angehörigen dar, um die berechtigten Interessen des Verstorbenen zu schützen.

174 Siehe Kap IV. B. 4.

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IV. Ausgewählte Problembereiche des „digitalen Nachlasses“

Ausgehend von den in Kapitel III dargelegten rechtlichen Rahmenbedingungen, werden

nun einige konkrete Rechtsfragen näher beleuchtet werden, die sich im Zusammenhang mit

dem „digitalen Nachlass“ ergeben und die in der Lehre auch bereits zT diskutiert wurden.

A. Die Frage der Vererblichkeit des „digitalen Nachlasses“

Die erste entscheidende Frage im Zusammenhang mit dem „digitalen Nachlass“ ist jene

Frage der Vererblichkeit bzw Unvererblichkeit. Da sich aus dem Gesetz keine Grundregel

ableiten lässt, welche Rechte und Verbindlichkeiten vererblich bzw unvererblich sind, ist

dies anhand ausgewählter digitaler Güter gesondert zu beurteilen.175 Zunächst soll noch

einmal hervorgehoben werden, dass auch für den „digitalen Nachlass“ das Wertungskrite-

rium der Höchstpersönlichkeit entscheidend ist. Dieses Merkmal soll zunächst dargestellt

und näher beleuchtet werden, um in weiterer Folge die Vererblichkeit ausgewählter hinter-

lassener digitaler Güter genau beurteilen zu können.

1. Der Begriff der Höchstpersönlichkeit als entscheidendes Abgrenzungsmerk-

mal

Aus den §§ 531, 1448 ABGB ergibt sich, dass dem Merkmal der „Höchstpersönlichkeit“

für die Vererblichkeit maßgebliche Bedeutung zukommt, denn sind Rechte und Verbind-

lichkeiten höchstpersönlicher Art, fallen sie nicht in die Verlassenschaft und gehen

auch nicht auf die Erben über, da sie mit dem Tod der Person erlöschen

(vgl §§ 531, 1448 ABGB). Einzige Ausnahme besteht nach Lehre176 und Rsp177 aber für

Verbindlichkeiten aus höchstpersönlichen Rechtsverhältnissen, wenn sie bereits vermö-

gensrechtlich konkretisiert werden. Was jedoch genau unter dem Begriff der „Höchstper-

sönlichkeit“ zu verstehen ist, ist dem Gesetz nicht zu entnehmen. Somit ist im ersten

Schritt zu klären, was unter „höchstpersönlicher Art“ zu verstehen ist. Anschließend gilt

175 Ferrari/Likar-Peer, Erbrecht, 5f; vgl dazu auch Schauer in Gruber/Kalss/Müller/Schauer, Ver-mögensnachfolge, § 15 Rz 4. 176 Ehrenzweig/Kralik, Erbrecht3, 13; Apathy in KBB, ABGB4 § 548 Rz 1; Eccher in Schwimann/Kodek, ABGB Praxiskommentar III4 § 548 Rz 1. 177 OGH 25.10.2000, 2 Ob 281/00p.

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es im Licht dieses Charakteristikums zu prüfen, ob ausgewählte hinterlassene digitale Gü-

ter vererblich, oder unvererblich sind.

Der Oberste Gerichtshof hatte sich mit der Frage der Höchstpersönlichkeit bereits in eini-

gen Entscheidungen auseinanderzusetzen.

Im Zusammenhang mit der Frage, ob ein Urlaubsanspruch in natura höchstpersönlich ist,

hat der OGH festgehalten, dass der Anspruch nur in der Person des Berechtigten erfüllt

werden kann, weil er das bestimmte Rechtsverhältnis betrifft und seinem Wesen nach nur

von dem bestimmten Dienstnehmer, nicht aber von einer beliebigen anderen Person ausge-

übt werden kann.178 „Gerade diese faktische Unmöglichkeit meint das Gesetz, wenn es von

Rechten spricht, die ‚in bloß persönlichen Verhältnissen gegründet sind’ (§ 531 ABGB)

oder‚ der Person ankleben, folglich mit ihr erlöschen’ (§ 1393 ABGB) oder ‚auf die Per-

son eingeschränkt sind’ (§ 1448 ABGB).“179 Der Urlaubsanspruch in natura ist als ein, von

einer dritten Person unmöglich auszuübendes Recht, daher höchstpersönlich.180 Der OGH

zieht in dieser E auch die Bestimmung des § 1393 ABGB heran. Der Bestimmung zufolge

können Rechte, die der Person ankleben und folglich mit ihr erlöschen, nicht abgetreten

werden. Somit ist für die Konkretisierung des Begriffs „Höchstpersönlichkeit“, auch die

Judikatur bezüglich § 1393 ABGB einschlägig.

In der oberstgerichtlichen Rsp wurde ein Anspruch als höchstpersönlich qualifiziert, wenn

sein Inhalt durch die Person des Berechtigten bestimmt wird, sodass durch den Wechsel

dieser Person auch der Leistungsinhalt selbst eine Veränderung erfahren würde, wie etwa

bei Arbeitsverträgen und Unterhaltsansprüchen.181 So hielt der OGH iZm der Abtretung

von Ausgedingeleistungen fest, dass der mit der Abtretung des Ausgedingerechts verbun-

dene Wechsel des Berechtigten in aller Regel eine Änderung von Umfang und Inhalt der

geschuldeten, nach der Person des Berechtigten bestimmten Leistung mit sich bringt.182 In

der E ging es darum, dass die Ausgedingeberechtigte ihre Ansprüche an einen Dritten ab-

getreten hat, wodurch die Ausgedingeverpflichtete auch schlechter gestellt wurde, denn 178 OGH 24.09.1968, 4 Ob 47/68 = SZ 41/115. 179 OGH 24.09.1968, 4 Ob 47/68. 180 OGH 24.09.1968, 4 Ob 47/68; so auch 22.07.2014, 9 ObA 20/14b = ZAS 2015/13, 76 (Gerhartl) = DRdA 2015/25, 190 (Kozak) = ZAS 2016/22, 114 (Schrank) = SZ 2014/67. 181 OGH 14.12.1983, 1 Ob 675/83; 09.09.1997, 4 Ob 199/97m; 11.09.2003, 6 Ob 106/03m = GeS 2003, 479 (Arnold) = RdW 2004/45, 66 (Nowotny) = SZ 2003/105; 25.11.2009, 3 Ob 232/09b = iFamZ 2010/148, 198 (Parapatits); 13.12.2012, 1 Ob 222/12x = iFamZ 2013/97, 146 (Reiter) = RdM 2013/103, 151 (Kräftner) = SZ 2012/138; RIS-Justiz RS0032673. 182 OGH 09.09.1997, 4 Ob 199/97m.

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durch die Abtretung änderten sich der Umfang und der Inhalt der Leistung zu Lasten des

Verpflichteten. Durch die Zession der Ausgedingeleistungen erfuhren nämlich nicht nur

die Art der zu erbringenden Betreuungsleistungen, sondern auch deren Umfang und Inhalt

eine Änderung zu Lasten des Zessus.183 Laut OGH ist bei höchstpersönlichen Ausgedinge-

leistungen der persönliche Charakter des Ausgedinges maßgeblich, der seine Ursache darin

hat, dass dessen Gegenstand und Umfang auf die persönlichen Bedürfnisse der berechtig-

ten Person und normalerweise auf das persönliche Zusammenleben der Ausgedingeberech-

tigten und -verpflichteten zugeschnitten sind.184 Den Abschluss eines bäuerlichen Über-

gabsvertrag qualifizierte der OGH dagegen nicht als höchstpersönliches Recht, da der Leis-

tungsinhalt durch den Wechsel der Person keine Veränderung erfahren hat.185

Für höchstpersönliche Rechte ist laut höchstgerichtlicher Judikatur zudem der ganz allge-

meine Grundsatz maßgeblich, dass sie mit einer gesetzlichen Vertretung unvereinbar

sind.186 Argumentiert wird dies damit, dass die fehlende Übertragbarkeit auch charakteris-

tisches Merkmal der Persönlichkeitsrechte eines Menschen ist, die dem unmittelbaren

Schutz seiner Person dienen (bspw das Recht auf Leben; das Recht auf Freiheit, das Na-

mensrecht, das Recht auf Ehre, das Urheberpersönlichkeitsrecht, das aus § 16 ABGB abge-

leitete Recht auf Privatsphäre uva).187 Alle diese Rechte stehen nur der berechtigten Person

zu, sodass die Rechtsausübung teilweise ausschließlich von der berechtigten Person, nicht

aber von einem Vertreter ausgeübt werden kann, weil sich dies schon begriffsnotwendig

aus der Natur des Rechts ergibt.188 So stellte der OGH in dieser E fest, dass anders als die

nur vom Berechtigten persönlich ausübbaren höchstpersönlichen Rechte auf Wohnen auf-

grund eines dinglichen oder obligatorischen Wohnrechts oder die Konsumation des Ur-

laubsanspruchs in natura, das stiftungsrechtliche Widerrufsrecht ein Gestaltungsrecht ist,

dessen Ausübung nicht a priori „vertretungsfeindlich“ ist und daher begriffsnotwendig nur

vom Berechtigten ausgeübt werden kann.189 Überdies qualifizierte der OGH die Ausübung

des Vermächtnisses zur Körperspende als „vertretungsfeindlich“ und folglich höchstper-

sönliches Recht.190

183 OGH 09.09.1997, 4 Ob 199/97m. 184 OGH 23.01.1952, 1 Ob 59/52 = SZ 25/19. 185 OGH 25.11.2009, 3 Ob 232/09b. 186 OGH 11.09.2003, 6 Ob 106/03m. 187 OGH 11.09.2003, 6 Ob 106/03m; 13.12.2012, 1 Ob 222/12x. 188 OGH 11.09.2003, 6 Ob 106/03m; 13.12.2012, 1 Ob 222/12x. 189 OGH 11.09.2003, 6 Ob 106/03m. 190 OGH 13.12.2012, 1 Ob 222/12x.

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Zum Arbeitsverhältnis hält der OGH fest, dass dieses mit Tod des Arbeitnehmers unter

Berücksichtigung der persönlichen, auf die Erben nicht übergehende Arbeitspflicht aufge-

löst, während es bei Tod des Arbeitgebers nicht aufgelöst wird, da die Position des Arbeit-

gebers idR nicht an die Person gebunden ist, sodass seine Erben im Wege der Univer-

salsukzession in den Arbeitsvertrag eintreten.191 Nur bei Arbeitsleistungen, die vom Ar-

beitnehmer ausschließlich und unmittelbar für die Person des Arbeitgebers zu erbringen

sind, wie etwa die Tätigkeit einer Pflegerin bzw eines Privatsekretärs, oder wenn auch der

Arbeitgeber persönliche Leistungen zu erbringen hat, ist das Arbeitsverhältnis höchstper-

sönlich, und der Tod des Arbeitgebers beendet das Arbeitsverhältnis.192 Entscheidend ist

laut OGH der ausschließliche und unmittelbare Zusammenhang zwischen der Person des

Arbeitnehmers und jener des Arbeitsgebers, ohne den die Vertragserfüllung nicht möglich

wäre.193 Höchstpersönliche Rechte sind solche, die an der Person kleben und grundsätzlich

nicht übertragbar sind.194 Die mangelnde Pfändbarkeit und Verpfändbarkeit sind laut

höchstgerichtlicher Rsp weiters Ausfluss des höchstpersönlichen Charakters eines Rech-

tes.195

Die Lehre hat sich ebenfalls bereits mit dem Begriff der Höchstpersönlichkeit auseinan-

dergesetzt. Höchstpersönliche Rechtsverhältnisse sind an die Person des Erblassers gebun-

den und können nur von diesem in sinnvoller Weise ausgeübt werden.196 Weiters wurde

festgehalten, dass ein vertragliches Schuldverhältnis dann nicht auf die Erben übergehen

kann, wenn es „[...] untrennbar mit der Person des Verstorbenen verbunden“197 bzw „[...]

in besonderer Weise auf die Person eines Beteiligten zugeschnitten ist, sodass nach dem

Parteiwillen eine Erfüllung nur durch ihn oder nur an ihn und nicht durch oder an die Er-

ben gewollt ist (vgl zB § 955 ABGB) [...]“198. Überdies sind Rechtsverhältnisse unvererb-

lich, wenn sie durch die Persönlichkeit eines Beteiligten geprägt sind.199 Dies wird man für

familienrechtliche Rechtsverhältnisse und auch bei persönlichen Dienstbarkeiten anneh-

men können, da das Rechtsverhältnis jeweils in besonderer Weise von der Persönlichkeit 191 OGH 12.07.1977, 4 Ob 91/77 = SZ 50/103. 192 OGH 12.07.1977, 4 Ob 91/77. 193 OGH 12.07.1977, 4 Ob 91/77. 194 OGH 30.09.1996, 6 Ob 2068/96b = SZ 69/217. 195 OGH 30.09.1996, 6 Ob 2068/96b. 196 Ehrenzweig/Kralik, Erbrecht3, 12. 197 Ferrari/Likar-Peer, Erbrecht, 11. 198 Schauer in Gruber/Kalss/Müller/Schauer, Vermögensnachfolge, § 15 Rz 26. 199 Schauer in Fenyves/Kerschner/Vonklich, Klang3 § 531 Rz 25.

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eines Beteiligten abhängig ist. Schauer führt zudem aus: „Dies trifft vor allem dann zu,

wenn sie den höchstpersönlichen Lebensbereich berühren, [...].“200 Offen lässt Schauer

allerdings dabei sowohl die Frage, ob auch Nutzungsverhältnisse, die mit Social-Network-

Betreibern geschlossen werden, zum höchstpersönlichen Lebensbereich zu zählen sind und

folglich höchstpersönlich sind, als auch die Frage, was unter dem „höchstpersönlichen Le-

bensbereich“ zu verstehen ist. Für die Beantwortung dieser Frage, gibt ein Blick in das

Mediengesetz Aufschluss, denn in § 7 MedienG201 findet sich der Ausdruck „höchstper-

sönlicher Lebensbereich“ expressis verbis.202 Unter dem „höchstpersönlichen Lebensbe-

reich“ versteht der Justizausschuss vor allem das Leben mit der Familie, die Gesund-

heitssphäre und das Sexualleben, wohingegen die Vermögensverhältnisse, bzw Angele-

genheiten des Geschäfts- oder Berufslebens nicht zum höchstpersönlichen Lebensbereich

gehören.203 Im Übrigen wird davon ausgegangen, dass der Begriff des höchstpersönlichen

Lebensbereiches sich mit dem des Privat- und Familienlebens iSd Art 8 MRK deckt.204

Auch der Justizausschuss schließt somit nicht aus, dass weitere Bereiche vom „höchstper-

sönlichen Lebensbereich“ umfasst sein können, sofern sie iSd Art 8 MRK verfassungskon-

form interpretiert werden.205

Anhand dieser, von Rsp und Lehre bislang herausgebildeten Merkmale der Höchstpersön-

lichkeit, lassen sich auch für die Beurteilung des „digitalen Nachlasses“ folgende demonst-

rative Kriterien entnehmen:

Ein Rechtsverhältnis ist höchstpersönlich und fällt grds nicht in den Nachlass, wenn

§ der Inhalt des Rechtsverhältnisses durch die Person des Erblassers bestimmt wird,

sodass ein Wechsel des Vertragspartners eine Veränderung des Leistungsinhalts er-

fährt (wie etwa bei Arbeitsverträgen und Unterhaltsansprüchen);206

§ der Anspruch nur in der Person des Berechtigten erfüllt werden kann, weil er das

bestimmte Rechtsverhältnis betrifft und seinem Wesen nach nur vom Berechtigten,

200 Schauer in Fenyves/Kerschner/Vonklich, Klang3 § 531 Rz 25. 201 Bundesgesetz vom 12. Juni 1981 über die Presse und andere publizistische Medien (Mediengesetz – Me-dienG), BGBl I 314/1981 idF I 101/2014. 202 § 7 MedienG definiert: „Wird in einem Medium der höchstpersönliche Lebensbereich eines Menschen in einer Weise erörtert oder dargestellt [...]“. 203 JAB 743 BlgNR XV. GP, 6. 204 JAB 743 BlgNR XV. GP, 6. 205 Vgl dazu die Wortfolge „vor allem“. 206 OGH 14.12.1983, 1 Ob 675/83; 09.09.1997, 4 Ob 199/97m; 11.09.2003, 6 Ob 106/03m; 25.11.2009, 3 Ob 232/09b; 13.12.2012, 1 Ob 222/12x; RIS-Justiz RS0032673.

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nicht aber von einer beliebigen anderen Person ausgeübt werden kann (wie etwa

der Urlaubsanspruch);207

§ ein vertragliches Rechtsverhältnis an der Person des Erblassers klebt, und untrenn-

bar mit diesem als Vertragspartner verbunden ist und es zudem weder pfändbar

noch verpfändbar ist;208

§ das Rechtsverhältnis ausschließlich von der berechtigten Person, nicht aber von ei-

nem Vertreter ausgeübt werden kann (wie etwa das dingliche oder obligatorische

Wohnrecht, sowie die Konsumation des Urlaubsanspruchs);209

§ es dermaßen an die Person des Verstorbenen gebunden ist, sodass es nur vom Erb-

lasser in sinnvoller Weise ausgeübt werden kann;210

§ ein vertragliches Rechtsverhältnis in besonderer Weise auf die Person eines Betei-

ligten zugeschnitten ist, sodass nach dem Parteiwillen eine Erfüllung nur durch ihn

oder nur an ihn und nicht durch oder an die Erben gewollt ist;211

§ ein Rechtsverhältnis durch die Persönlichkeit eines Beteiligten geprägt ist, insbe-

sondere dann, wenn es den höchstpersönlichen Lebensbereich (insb das Leben mit

der Familie, die Gesundheitssphäre und das Sexualleben, nicht aber Angelegenhei-

ten des Geschäfts- oder Berufslebens) berührt.212

2. Vererblichkeit von Daten

Aus § 531 ABGB folgt, dass Rechte und Verbindlichkeiten höchstpersönlicher Art nicht in

die Verlassenschaft fallen. Gemäß § 1448 ABGB gehen auf die Person des Verstorbenen

eingeschränkte Rechte und Verbindlichkeiten, sowie bloß persönliche Handlungen des

Verstorbenen mit dessen Tod unter. Bei Daten ist somit zunächst zu klären, ob diese

höchstpersönlicher Art sind. Nach hM sind jedenfalls Daten, die nicht auf einem Datenträ-

ger gespeichert sind, unkörperliche Sachen.213 Diese Daten wären in der Folge unvererb-

lich. Daten, die auf Datenträgern gespeichert sind, stellen nach einer verorteten hM sachen-

rechtlich einen Bestandteil des jeweiligen körperlichen Speichermediums dar.214 Folgt man

207 OGH 24.09.1968, 4 Ob 47/68. 208 OGH 30.09.1996, 6 Ob 2068/96b. 209 OGH 11.09.2003, 6 Ob 106/03m; 13.12.2012, 1 Ob 222/12x. 210 Ehrenzweig/Kralik, Erbrecht3, 12. 211 Schauer in Gruber/Kalss/Müller/Schauer, Vermögensnachfolge, § 15 Rz 26. 212 Schauer in Fenyves/Kerschner/Vonklich, Klang 3 § 531 Rz 25; zur Konkretisierung des Begriffs „höchst-persönlicher Lebensbereich“ siehe JAB 743 BlgNR XV. GP, 6. 213 Siehe Kap II. B. 3. 214 Kisslinger in Fenyves/Kerschner/Vonklich, Klang3 § 292 Rz 16.

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dieser Ansicht, würden auf einem Datenträger gespeicherte Daten grds vererblich sein.

Dabei darf allerdings nicht verkannt werden, dass auch an den gespeicherten Daten eigen-

ständige und vom Datenträger unabhängige, Rechte wie bspw Persönlichkeitsrechte, be-

stehen können. IdZ bleibt allerdings offen, ob auf einem Datenträger gespeicherte, höchst-

persönliche Daten nicht doch gemäß §§ 531, 1448 ABGB erlöschen.

IZm dem „digitalen Nachlass“ sind allerdings eine Vielzahl an Daten auf externen Servern

abgespeichert. Daher stellt sich die Frage, wie in einem solchen Fall zu verfahren ist. Die

Lösung mag im Rechtsverhältnis zum Dienstanbieter liegen. Denn in Bezug auf die extern

abgelegten Daten steht der Erblasser in einem schuldrechtlichen Rechtsverhältnis zum je-

weiligen Dienstanbieter. So liegt auch den meisten Fällen des „digitalen Nachlasses“ ein

schuldrechtliches Vertragsverhältnis zugrunde, in welches der Erbe eintretungsbefugt sein

kann. So steht bspw der Nutzer bei SNP in einem Nutzungsverhältnis zum jeweiligen Platt-

formbetreiber. Auch bei Online-Shop-Systemen wie Amazon, Zalando, usw liegt ein Ver-

tragsverhältnis vor.215 Auch bei der Nutzung von kostenpflichtigen Streaming-Diensten

wie Netflix, DAZN usw, schließt der Nutzer ein Vertragsverhältnis ab.216 So kommt es

auch bei diesen Rechtsverhältnissen darauf an, ob sie gemäß § 531 ABGB höchstpersönli-

cher Art sind, denn ist dies der Fall, sind solche unvererblich.

Die Besonderheit des „digitalen Nachlasses“ ergibt sich uA aus der Frage, ob durch eine

Vielzahl an (uU sensiblen) Daten oder durch den Account per se bereits eine solche

Höchstpersönlichkeit gegeben ist. Ist dies der Fall, scheidet eine Vererblichkeit dieses

Rechtsverhältnisses gemäß §§ 531, 1448 ABGB aus. Somit gilt es, das jeweilige digitale

Gut im Einzelfall zu überprüfen. Allein aus § 531 ABGB ergibt sich keine erschöpfende

Auflistung, was nun als vererblich bzw unvererblich gelten soll.217 Es muss vielmehr an-

hand des Wertungsgesichtspunkts der „Höchstpersönlichkeit“ geprüft werden, ob ein digi-

tales Gut vererblich ist.218

215 Vgl zu Zalando: <https://www.zalando.at/zaland-agb/> (23.01.2017); zu Amazon <https://www.ama-zon.de/gp/help/customer/display.html/ref=footer_cou?ie=UTF8&nodeId=505048> (23.01.2017). 216 Vgl zu Netflix <https://help.netflix.com/legal/termsofuse?locale=de&docType=termsofuse> (23.01.2017); vgl zu DAZN <https://my.dazn.com/help/AT-de/terms-AT> (23.01.2017). 217 Weiß in Klang III2 11. 218 Schauer in Fenyves/Kerschner/Vonklich, Klang3 § 531 Rz 25.

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3. Differenzierung zwischen höchstpersönlichen und vermögensrechtlichen digi-

talen Gütern

Wie bereits in Kapitel III ausführlich dargestellt, ergibt sich aus den Bestimmungen der

§§ 531, 547, 548 und 1448 ABGB, dass vermögenswerte Rechte und Pflichten auf die

Rechtsnachfolger übergehen, während höchstpersönliche Rechtsverhältnisse unvererblich

sind und nicht in den Nachlass fallen. Somit ist es grds denkbar, zwischen höchstpersönli-

chen und vermögensrechtlichen digitalen Gütern zu differenzieren, denn ausschließlich auf

die Person des Verstorbenen eingeschränkte Rechte und Verbindlichkeiten erlöschen ge-

mäß § 1448 ABGB mit seinem Tod. In der Lehre wird zum Teil eine Differenzierung zwi-

schen höchstpersönlichen und vermögensrechtlichen digitalen Gütern vertreten.219 Da der

„digitale Nachlass“ erbrechtlich aber nicht anders als der „analoge Nachlass“ zu behandeln

ist, erscheint diese Differenzierung wohl eher als Kategorisierung, denn es gilt im Einzel-

fall zu prüfen, ob mit einem digitalen Gut ein entsprechender Vermögenswert verbunden

ist.220 Eine pauschale Kategorisierung in „höchstpersönliche digitale Güter“ ist demnach zu

unpräzise. Anhand ausgewählter digitaler Güter soll die Frage der Vererblichkeit im Rah-

men einer umfassenden erbrechtlichen Beurteilung sogleich dargestellt werden.

B. Die Vererblichkeit ausgewählter hinterlassener digitaler Güter

1. Das private Social-Media-Nutzungsprofil221

Soziale Netzwerke oder „Social-Media-Plattformen“ sind in der heutigen Zeit nicht mehr

wegzudenken. Sie prägen unseren Alltag. Nutzer können sich in eigenen Profilen verwirk-

lichen und auf vielfältige Weise mit anderen Usern in Kontakt treten und sich mit diesen

verbinden.222 Die Art 29-Datenschutzgruppe definiert Soziale Netzwerkdienste als Kom-

munikationsplattformen im Online-Bereich, die es dem Einzelnen ermöglichen, sich Netz-

werken von gleich gesinnten Nutzern anzuschließen bzw solche zu schaffen.223 Rechtlich

219 Gebauer, ZIIR 2015, 383f. 220 So insb Thiele, jusIT 2010/79, 167 (167); Gebauer, ZIIR 2015, 382 (383f). 221 Aufgrund der Vielzahl an privaten sowie beruflichen (XING, LinkedIN, etc) Social-Media-Nutzungsprofilen, widmet sich dieses Kapitel ausschließlich den „privaten Social-Media-Nutzungsprofilen“. Als wohl typisches privates und auch bei Nutzern beliebtestes Soziales Netzwerk wird dabei speziell das Facebook-Nutzungsprofil beleuchtet. 222 Mülleder, Datenschutz und Privatsphäre in Social Networks am Beispiel von Facebook, SPRW 2014, 471 (473). 223 Stellungnahme v 12.06.2009 zur Nutzung sozialer Online-Netzwerke StN 5/2009, 01189/09/DE/WP 163 (5), abrufbar unter <http://ec.europa.eu/justice/policies/privacy/docs/wpdocs/2009/wp163_de.pdf> (18.01.2017).

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handelt es sich bei sozialen Netzwerken um Dienstleistungen der Informationsgesellschaft

iSd Art 1 Nr 2 der Informations-RL224.225 Da für immer mehr Menschen Social-Network-

Plattformen einen wichtigen Bestandteil des realen Lebens ausmachen, stellt sich auch in

jüngster Zeit im Verlassenschaftsverfahren oftmals die Frage, was bspw mit dem „Face-

book-Profil“ des Verstorbenen passieren soll. Entscheidend ist, ob Nutzungsprofile in sozi-

alen Netzwerken als höchstpersönliche Rechte gelten, die gemäß § 531 ABGB iVm

§ 1448 ABGB nicht in die Verlassenschaft fallen, oder ob diese vermögensrechtlichen

Charakter aufweisen und folglich vererblich sind.

Der Gesetzgeber hat sich weder mit dem Themenkomplex der virtuellen Verlassenschaft

befasst, noch der Frage gewidmet, ob es sich bei einem SNP um ein „typisches“ höchstper-

sönliches Recht handelt.226 In der Lehre227 hat man sich bereits mit der Frage auseinander-

gesetzt, ob ein SNP vererblich ist oder mit dem Tod des Nutzers untergeht. Dabei gehen

die Lehrmeinungen auseinander.228

Wie bereits ausführlich dargestellt, bilden ausschließlich jene Rechtspositionen des Ver-

storbenen, welche einen vermögenswerten Bezug aufweisen, und nicht an seine Persön-

lichkeit gebunden sind, den Nachlass und sind daher vererblich (§§ 531, 548 S 1,

1448 ABGB).229 Bezüglich der Vererblichkeit von privaten Social-Media-

Nutzungsverhältnissen findet sich keine gesetzliche Regelung. Somit ist auf interpretatori-

schem Weg unter Heranziehung der jeweiligen konkreten Sachmaterie festzustellen, ob

diese SNP vererblich sind.230 Es handelt sich beim Nutzungsverhältnis um ein vertragliches

Schuldverhältnis, in welches der Erbe im Wege der Universalsukzession gemäß

224 Richtlinie 98/34/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 22. Juni 1998 über ein Informati-onsverfahren auf dem Gebiet der Normen und technischen Vorschriften, ABl L 1998/204, 37; vgl auch Thie-le, Persönlichkeitsschutz in Neuen Medien – Facebook, Google & Co, AnwBl 2013, 11 (11). 225 Art 29-Datenschutzgruppe, Online-Netzwerke, 5. 226 Hartmann, Ausgewählte Rechtsprobleme SNP, 94. 227 So Gebauer, ZIIR 2015, 382 (385); Thiele, jusIT 2010/79, 167 (169); Schmidbauer, Profile in Social Networks vererben, 1ff <http://www.zankl.at/interview/119_futurezone_22.06.2010.pdf> (19.01.2017); Zankl, Profile in Social Networks vererben, 3 <http://www.zankl.at/interview/119_fu-turezone_22.06.2010.pdf> (19.01.2017). 228 Für die Unvererblichkeit: Böhsner, Zak 2010, 368 (369f); Gebauer, ZIIR 2015, 382 (385); für die deut-sche Lehre Bräutigam, in DAV, Stellungnahme, 24; Für die Vererblichkeit: Thiele, jusIT 2010/79, 167 (169); Hartmann, Ausgewählte Rechtsprobleme SNP, 94; Differenzierend Zankl, Profile in Social Networks verer-ben, 3. 229 Vgl dazu auch Welser/Zöchling-Jud, Bürgerliches Recht II14, Rz 1836; Ehrenzweig/Kralik, Erbrecht3, 8ff; Apathy in KBB, ABGB4 § 531 Rz 1; Werkusch-Christ in Kletečka/Schauer, ABGB-ON § 531 Rz 2. 230 Ferrari/Likar-Peer, Erbrecht, 5f; vgl dazu auch Schauer in Gruber/Kalss/Müller/Schauer, Ver-mögensnachfolge, § 15 Rz 4.

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§ 547 ABGB eintrittsbefugt sein kann. Gemäß § 1448 ABGB erlöschen Rechtsverhältnisse

jedoch, die auf die Person eingeschränkt sind, oder die bloß persönliche Handlungen des

Verstorbenen betreffen. Gerade im Zusammenhang mit Nutzungsverhältnissen, wie etwa

jenes, das mit einem Social-Media-Betreiber geschlossen wird, ist das auf die Person des

Nutzers zugeschnittene, und mit der Person untrennbar verbundene Merkmal der Höchst-

persönlichkeit besonders zu prüfen, denn handelt es sich bei SNP um überwiegende

höchstpersönliche Rechte, schließt dies den Übergang auf die Erben gemäß

§§ 531, 1448 ABGB aus. Dennoch wäre es auch grds denkbar, den Daten einen Vermö-

genswert beizumessen, was wiederum zu deren Vererblichkeit führen würde.

Zur Unvererblichkeit von SNP:

Mit einem derartigen Nutzungsverhältnis werden digitale Inhalte bereitgestellt, die auch

den höchstpersönlichen Lebensbereich berühren können. Somit kann es sich dabei um ein

höchstpersönliches Rechtsverhältnis handeln, das zur Unvererblichkeit führt. Laut der

Art 29-Datenschutzgruppe ist sozialen Netzwerkdiensten gemeinsam, dass Nutzer aufge-

fordert werden, personenbezogene Daten zur Erstellung einer Beschreibung von sich selbst

bzw eines selbst generierten Profils anzugeben und dabei Funktionen anbieten, mit denen

die Nutzer ihre selbst generierten Inhalte (digitale Inhalte) wie Bilder, Tagebucheinträge,

Musik- und Videoclips oder Links zu anderen Websites dort veröffentlichen können.231

Somit wird das SNP mit personenbezogenen Daten geradezu überschwemmt. Personenbe-

zogenen Daten ist immanent, dass sie Rückschlüsse auf die dahinterstehende Person mög-

lich machen.232 Viele dieser Angaben betreffen das Privat- sowie auch das Familienleben

des Nutzers. Durch entsprechende Angaben der NutzerInnen können überdies auch sensib-

le Daten betroffen sein, also Informationen über die rassische und ethnische Herkunft, die

politische Meinung, die Gewerkschaftszugehörigkeit, die religiöse oder philosophische

Überzeugung, die Gesundheit oder das Sexualleben der NutzerInnen.233 Man denke nur an

diverse Gruppen, denen NutzerInnen auf Facebook beitreten oder an deren „Likes“ zu poli-

tischen Beiträgen. Auch können Bilddaten, welche von NutzerInnen hochgeladen werden,

bereits per se sensible Daten sein.234 Daraus lässt sich zumindest ein höchstpersönlicher

231 Art 29-Datenschutzgruppe, Online-Netzwerke, 5. 232 Vgl dazu ErlRV 1613 BlgNR XX. GP, 35. 233 Vgl zum Begriff „sensible Daten“ § 4 Z 2 DSG 2000. 234 In der Lehre hat sich jüngst die Diskussion aufgetan, ob Bildaten immer sensibel sind, dazu Knyrim, Bild-daten: immer sensibel?, jusIT 2016/102, 235; krit Bergauer, Die Einordnung von Bilddaten erkennbarer

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Charakter eines SNP rechtfertigen, wodurch das Rechtsverhältnis nach dem Tod des Nut-

zers gemäß § 1448 ABGB ex lege erlöschen würde.

Misst man ein SNP nun anhand der Kriterien, welche sich in der Lit und Rsp für die

Höchstpersönlichkeit herausgebildet haben,235 ist Folgendes zu anzumerken: Das höchst-

persönliche Rechtsverhältnis, auf dem die Gestaltung des eigenen Nutzerprofils der ver-

storbenen Person beruht, ist durch die Individualität des privaten SNP an die Person des

Erblassers gebunden, und kann nur von dieser in sinnvoller Weise ausgeübt werden. Nut-

zer einer Social-Media-Plattform erstellen ihre eigenen Profilseiten idR mit der Absicht,

sie mit möglichst vielen Daten zu füllen, die das Profil individualisierbar und die Identität

der Person bestimmbar machen. Der Nutzer kann dies durch das Hochladen von Fotos,

Eingeben von Informationen über seine Person wie Wohnort, Beruf, Ausbildung etc, errei-

chen.236 Auch das Versenden von privaten Nachrichten – an die ausschließlich vom Nutzer

eigens bestimmten Personen – über die Messenger-Funktion oder die individualisierbare

Freundesliste schließen auf die Verbundenheit des Rechtsverhältnisses mit der Person des

Nutzers. SNP können, wie gezeigt, auch den höchstpersönlichen Lebensbereich des Nut-

zers berühren, was wiederum für ein höchstpersönliches Rechtsverhältnis spricht.

Es handelt sich daher beim Nutzungsverhältnis zwischen dem Erblasser und dem Social-

Media-Betreiber um ein an der Person des Nutzers haftendes Rechtsverhältnis, welches

sich durch eine Vielzahl an digitalen Inhalten, die den höchstpersönlichen Lebensbereich

der Person berühren können, bestimmen lässt. Die Fortsetzung eines solchen Vertragsver-

hältnisses durch einen Erben oder nahen Angehörigen ist schon nach dem Parteiwillen des

Social-Media-Betreibers wenig gewollt, da die Nutzungsbedingungen einen Zugriff durch

andere Personen als den Kontoinhaber ausschließen.237 Folgt man der Ansicht, ist die Ver-

erblichkeit des Social-Media-Accounts ausgeschlossen. Es findet dann zwar kein Übergang

des Profils auf die Erben statt, die Rechte der Hinterbliebenen im Rahmen des postmorta-

len Persönlichkeitsrechts bleiben davon aber unberührt.238 Demzufolge können nahe An-

gehörige (nicht jedoch die Erben!) im Rahmen des postmortalen Persönlichkeitsrechts die

Personen im Datenschutzrecht. Eine Replik auf Knyrim, Bilddaten: immer sensibel?, jusIT 2016/102, 235, jusIT 2016/103, 241. 235 Siehe dazu Kap IV. A. 1. 236 Vgl dazu auch Mülleder, SPRW 2014, 471 (474). 237 Vgl dazu den Punkt 4.8. der Nutzungsbedingungen von Facebook: „Du wirst [...] keine andere Person auf dein Konto zugreifen lassen oder keine anderweitigen Handlungen durchführen, die die Sicherheit deines Kontos gefährden können.“ <https://www.facebook.com/terms> (20.02.2017). 238 Böhsner, Zak 2010, 368 (370).

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Löschung verlangen, wenn überwiegende Interessen des Verstorbenen für die Löschung

des Profils sprechen.

Zum selben Ergebnis würde man auch gelangen, wenn man die von der deutschen Lehre

für den E-Mail-Account entwickelte Infektionstheorie auf den Social-Media-Account

ausweitet. Der Infektionstheorie zufolge müsse den Erben der Zugriff auf Datenkonglome-

rate des Erblassers zur Wahrung seines postmortalen Persönlichkeitsrechts verwehrt wer-

den, wenn diese auch private Inhalte (präziser: höchstpersönliche digitale Inhalte) haben

könnten.239 Es wird quasi angenommen, dass sich in derartigen Datenkonglomeraten neben

vermögenswerten, auch höchstpersönliche digitale Inhalte befinden; dies führt zu einer

Infektion des gesamten Datenbestands mit privaten (höchstpersönlichen digitalen) Inhal-

ten, was gemäß § 1448 ABGB dazu führt, dass die Erben, in Folge der Infektion des ge-

samten Datenbestands mit höchstpersönlichen Inhalten nicht in das Rechtsverhältnis des

Verstorbenen eintreten können. Wenn man dieser, aus der deutschen Lehre stammenden,

Theorie folgt, könne man argumentieren, dass ein derartiges SNP nahezu von höchstper-

sönlichen Inhalten überschwemmt wird und somit eine Infektion des gesamten SNP anzu-

nehmen sei (sogenannte Infektionstheorie).240

Beide Ansätze führen zum Ergebnis, dass es sich beim Social-Media-Nutzungsprofil bzw

Nutzungsverhältnis zwischen User und Betreiber um höchstpersönliche Rechte handelt, die

gemäß §§ 531, 1448 ABGB mit dem Tod der Person erlöschen und daher unvererblich

sind.

Auch in der Lit241 spricht man sich zT für die Unvererblichkeit eines Nutzerprofils mit dem

Argument aus, dass „durchschnittliche Nutzerprofile“ keinen Vermögenswert aufweisen

und daher nicht in den Nachlass fallen, während Nutzerprofile bekannter Persönlichkeiten

durchaus einen Vermögenswert aufweisen können wie bspw die „Fansite“ eines internatio-

nen Künstlers. So vertritt Schmidbauer die Ansicht, dass Nutzerprofile in Netzwerken

höchstpersönliche Rechte darstellen, die mit dem Tod enden und nicht in die Erbschafts-

239 Herzog, NJW 2013, 3745 (3746). 240 Bräutigam, in DAV, Stellungnahme, 24 <https://anwaltverein.de/files/anwaltverein.de/downloads/news-room/stellungnahmen/2013/SN-DAV34-13.pdf> (15.06.2016). 241 Böhsner, Zak 2010, 368 (369f).

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masse fallen, da diese nicht als Vermögenswert anzusehen seien.242 Auch Gebauer vertritt

die Ansicht, dass SNP zwar von emotionalem Wert sind, diese aber höchstpersönliche

Rechtsverhältnisse darstellen, denen kein Vermögenswert zuerkannt wird.243

Zur Vererblichkeit von SNP:

Aus datenschutzrechtlicher Sicht ist iZm SNP anzumerken, dass die Plattform zwar vom

Plattformbetreiber bereitgestellt wird, ob jemand aber ein Profil erstellt, oder Nachrichten

versendet usw, entscheidet der User individuell über die Verwendung seiner Daten.244

Plattformbetreiber finanzieren sich dabei durch verschiedenste Formen der Vermarktung

von Userinformationen, die durch ihren Webdienst generiert werden.245 So merkte auch die

Art 29-Datenschutzgruppe an, dass SNP einen Großteil ihrer Einnahmen aus der Werbung

erwirtschaften. Nutzer, die im Rahmen der persönlichen Profildaten große Informations-

mengen über ihre Interessen veröffentlichen, bieten dabei einen spezifisch und fein abge-

stimmten Markt für Werbende, welche auf Basis dieser Informationen zielgerichtete Wer-

bemaßnahmen ergreifen wollen.246

Auch aus den jüngsten geplanten europäischen Vorhaben247 geht insb aus einem Vorschlag

für eine Richtlinie zu vertragsrechtlichen Aspekten der Bereitstellung digitaler Inhalte her-

vor, dass in der digitalen Wirtschaft Informationen über Einzelpersonen für Marktteilneh-

mer immer mehr einen mit Geld vergleichbaren Wert haben.248 „Digitale Inhalte werden

häufig nicht gegen Zahlung eines Preises bereitgestellt, sondern gegen Erbringung einer

anderen Leistung als Geld, d.h. durch Gewährung von Zugang zu personenbezogenen oder

sonstigen Daten.“249 Somit ist vorweg anzumerken, dass die Daten der Nutzer dadurch

sehr wohl einen vermögensrechtlichen Charakter aufweisen, zumal daraus wertvolle In-

formationen gewonnen werden können. Dies wiederum würde für die Vererblichkeit von

SNP sprechen.

242 Hartmann, Ausgewählte Rechtsprobleme SNP, 94; Schmidbauer, Profile in Social Networks vererben, 1ff. 243 Gebauer, ZIIR 2015, 382 (385). 244 Leissler, Social Networks – Datenschutz in der vernetzten Welt, ecolex 2010, 834 (835). 245 Leissler, ecolex 2010, 834 (834). 246 Art 29-Datenschutzgruppe, Online-Netzwerke, 5. 247 Vgl dazu ausführlich Cap/Stabentheiner, Neues aus Europa zum Vertragsrecht: Die verbrauchervertrags-rechtlichen Vorschläge im Rahmen der digitalen Binnenmarktstrategie (Teil 1), wbl 2016, 177 (177ff). 248 ErwGr 13 des COD 2015/0287. 249 ErwGr 13 des COD 2015/0287.

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Ein Teil der Lehre250 spricht sich auch für die Vererblichkeit von SNP aus, da ihnen ein

Vermögenswert zukomme. Thiele vertritt die Ansicht, dass Social-Media-Accounts auf-

grund ihres quantitativen und qualitativen Umfangs, sowie aufgrund der Zugriffszahlen, in

bestimmten Fällen ganz erhebliche Vermögenswerte darstellen können.251 Ebenso sei da-

rauf hingewiesen, dass sich Plattformbetreiber durch verschiedenste Formen der Vermark-

tung von Userinformationen, die durch ihren Webdienst generiert werden, finanzieren.252

Somit kann zumindest ein mittelbarer Vermögenswert nicht ausgeschlossen werden. Auf-

grund des vorhandenen Vermögenswertes wäre ein SNP somit vererblich.

Der Vermögenswert von Social-Media-Accounts kann zwar aufgrund ihres quantitativen

und qualitativen Umfangs sowie der Zugriffszahlen in bestimmten Fällen durchaus vor-

handen sein.253 Wie bereits zuvor erwähnt, finanzieren sich Plattformbetreiber durch ver-

schiedenste Formen der Vermarktung von Userinformationen, die durch ihren Webdienst

generiert werden.254 Man könnte somit annehmen, dass sich auf einem Social-Media-

Account des Verstorbenen durchaus vermögenswerte Inhalte befinden, aus denen auch

Plattformbetreiber durch deren Vermarktung finanziell schöpfen. Ebenso kann ein derarti-

ger Account aufgrund seines qualitativen und quantitativen Umfangs einen Vermögens-

wert per se aufweisen.

Zankl vertritt idZ eine differenzierende Ansicht. „Erben nein, löschen ja.“255 Er schließt

sich zwar der Meinung an, dass ein SNP in den höchstpersönlichen Lebensbereich fällt,

allerdings können Erben das Profil sehr wohl im Rahmen der Universalsukzession löschen

lassen. Zankl differenziert damit zwischen der Fortführung und der Löschung eines SNP.

Persönlicher Standpunkt:

ME entspricht es nicht dem Regelfall, dass jedem SNP hinsichtlich seines Umfangs ein

Vermögenswert zuerkannt wird, sondern uU nur bei Profilen oder sog „Fansites“ bekannter

Persönlichkeiten ein vermögenswerter Charakter angenommen werden kann. Auch wenn

es mittlerweile einen Markt für SNP gibt, ist dies für das Vorliegen eines vermögensrecht-

250 Thiele, jusIT 2010/79, 167 (169); Hartmann, Ausgewählte Rechtsprobleme SNP, 97. 251 Thiele, jusIT 2010/79, 167 (169). 252 Leissler, ecolex 2010, 834 (834). 253 Thiele, jusIT 2010/79, 167 (169). 254 Leissler, ecolex 2010, 834 (834). 255 Zankl, Profile in Social Networks vererben, 3.

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lichen Rechtsverhältnisses und der damit verbundenen Vererblichkeit mE zu wenig. Viel-

mehr ist ein privates SNP Teil des höchstpersönlichen Lebensbereichs einer Person, und

als höchstpersönliches Rechtsverhältnis unvererblich.

Zur Höchstpersönlichkeit eines privaten SNP ist anzumerken, dass ein derartiges Profil von

überwiegend privaten Informationen und dadurch von der Person des Nutzers geprägt ist.

Zudem stellt ein privates SNP einen Teil des höchstpersönlichen Lebensbereichs einer Per-

son dar. Viele Angaben betreffen das Privat- sowie auch das Familienleben des Nutzers

und insbesondere sensible Daten sind betroffen. Die Vielzahl sensibler Informationen

spricht mE für die höchstpersönliche Art eines SNP, da Informationen über die rassische

und ethnische Herkunft, die politische Meinung, die Gewerkschaftszugehörigkeit, die reli-

giöse oder philosophische Überzeugung, die Gesundheit oder das Sexualleben der Nutzer

durch ein SNP berührt werden. Diese sensiblen Informationen infizieren quasi das gesamte

SNP (und damit das Nutzungsverhältnis) und machen es dadurch auch höchstpersönlich.

Aus den Nutzungsbedingungen von Facebook lässt sich mE zudem ableiten, dass ein

Wechsel des Vertragspartners nicht dem Parteiwillen Facebooks entspricht, da der Zugriff

auf das Konto durch andere Personen per AGB ausgeschlossen ist und dieses Recht aus-

schließlich dem Nutzer zusteht.256 Der Umstand, dass die erbrechtliche Nachfolge den

Wechsel des Vertragspartners zur Folge hat, würde somit die Interessen des Social-Media-

Betreibers beeinträchtigen, denn dieser erhält einen Vertragspartner, den er nicht gewollt

hat, denn das Profil ist auf die Person eines jeden Nutzers individuell zugeschnitten. Auch

ist ein SNP mMn weder pfändbar noch verpfändbar, was das Vorliegen eines höchstper-

sönlichen Rechtsverhältnisses unterstreicht.257 Schließlich ist ein SNP durch das vom Nut-

zer individualisierte, auf ihn zugeschnittene Profil, dermaßen an die Person des Nutzers

gebunden, sodass es nur in sinnvoller Weise von ihm und nicht von seinen Rechtsnachfol-

gern ausgeübt werden kann.

Wie auch Zankl vertrete ich die Ansicht „Erben nein, löschen ja.“258, jedoch sehe ich die

rechtliche Grundlage, das Profil löschen zu lassen, nicht nur im Rahmen der Universalsuk-

zession, sondern auch im postmortalen Persönlichkeitsrecht des Verstorbenen. Demzufolge

256 Vgl dazu den Punkt 4.8. der Nutzungsbedingungen von Facebook: „Du wirst dein Passwort [...] nicht weitergeben, keine andere Person auf dein Konto zugreifen lassen oder keine anderweitigen Handlungen durchführen, die die Sicherheit deines Kontos gefährden können.“ <https://www.facebook.com/terms> (20.02.2017). 257 Vgl dazu grundlegend OGH 30.09.1996, 6 Ob 2068/96b. 258 Zankl, Profile in Social Networks vererben, 3.

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können nahe Angehörige die Löschung verlangen, wenn überwiegende Interessen des Ver-

storbenen für die Löschung des Profils sprechen.

a. Tod des Nutzers – Die bisherige Regelungspraxis nach dem Tod eines Nutzers

bei Facebook

Betreiber von Social-Web-Diensten gehen mit den Nutzerprofilen verstorbener Personen

sehr unterschiedlich um: Dies reicht von der „virtuellen Gedenkstätte“ bis zur Übermitt-

lung der Zugangsdaten an Angehörige.259 Facebook bietet im Fall des Todes eines Users

zwei Möglichkeiten. Entweder versetzt man das Profil in einen Gedenkzustand oder man

löscht es gegen den Nachweis einer Legitimationsurkunde.260

Die erste Möglichkeit besteht darin, die Löschung des Profils von Facebook zu beantra-

gen. Dies steht laut Facebook nur nachgewiesenen und unmittelbaren Familienangehörigen

zu.261 Um die Löschung des Kontos einer verstorbenen Person beantragen zu können, stellt

Facebook auf seiner Website ein eigenes Antragsformular zur Verfügung.262 Facebook

weist darauf hin, dass ein Nachweis benötigt wird, dass der Antragssteller ein direktes Fa-

milienmitglied oder ein Nachlassverwalter ist, um das Konto entfernen bzw weiteren

Nachfragen nachkommen zu können. Anmeldeinformationen für Konten werden jedoch

auch bei offen gelegter Legitimation nicht herausgegeben.263 „Um die Privatsphäre von

Personen auf Facebook zu bewahren, können wir die Anmeldeinformationen für Konten

niemandem mitteilen.“264 Somit gibt Facebook die Daten nicht an Angehörige weiter.265

Schließlich verlangt Facebook „[...] ein offizielles Dokument, wie die Sterbeurkunde oder

die Geburtsurkunde der verstorbenen Person oder einen rechtsgültigen Nachweis einer

Behörde [...]“266 um den Antrag bearbeiten zu können.

259 Böhsner, Zak 2010/625, 368 (370). 260 Vgl auch Höhne, ZIIR 2015, 238 (239f). 261 <https://www.facebook.com/help/150486848354038> (05.04.2016). 262 Für die Löschung oder nähere Auskünfte <https://www.facebook.com/help/contact/228813257197480> (05.04.2016); Antrag auf Herstellung des Gedenkzustands <https://www.facebook.com/help/contact/65131-9028315841> (05.04.2016). 263 <https://www.facebook.com/help/contact/228813257197480> (05.04.2016). 264 <https://www.facebook.com/help/contact/228813257197480> (05.04.2016). 265 Vgl Thiele, jusIT 2010/79, 167 (167). 266 <https://www.facebook.com/help/contact/228813257197480> (05.04.2016).

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Die zweite Möglichkeit, die Facebook neben dem Antrag auf Löschung des Profils bietet,

ist das Konto einer verstorbenen Person in den Gedenkzustand zu versetzen. Hierzu ist

ebenso ein eigenes Antragsformular an Facebook zu senden.267 Der Sinn, Konten in den

Gedenkzustand zu versetzen, liegt darin, Freunden und Familienangehörigen die Möglich-

keit zu verschaffen, zusammenzukommen und Erinnerungen zu teilen, wenn eine Person

verstorben ist.268 Das Profil bleibt dabei aber online und nur für die vom Erblasser einst

bestätigten „Freunde“ sichtbar.269

Der Unterschied zwischen beiden Möglichkeiten besteht darin, dass nur nachgewiesene

unmittelbare Familienangehörige, nicht jedoch bspw ein Testamentserbe, der kein Fami-

lienangehöriger ist, die Löschung beantragen können, während dies beim Gedenkzustand

auch durch andere Personen erfolgen kann.270 Das Nutzerkonto von einer Vertrauensper-

son verwalten zu lassen, indem man dies verfügt oder der Vertrauensperson seine Nutzer-

daten zu Lebzeiten überlässt, bewirkt jedenfalls einen Verstoß gegen die Nutzungsbedin-

gungen von Facebook.271

Jüngst lässt Facebook aber auch mit einer neuen Möglichkeit aufhorchen, die in der Bestel-

lung eines Nachlassverwalters besteht.272 Dabei ermöglicht es Facebook, dass NutzerIn-

nen künftig bestimmen können, wer sich nach dem Ableben um das Profil kümmern soll.

Laut Presse soll die Funktion allerdings vorerst nur in den USA verfügbar sein.273 Die vom

Nutzer benannte Person soll auf das gesamte Profil Zugriff haben, bis auf die privaten

Nachrichten des Verstorbenen.274

267 <https://www.facebook.com/help/contact/651319028315841> (05.04.2016). 268 <https://www.facebook.com/help/103897939701143> (06.04.2016); vgl auch Höhne, ZIIR 2015, 238 (240). 269 Vgl Thiele, jusIT 2010/79, 167 (167). 270 Konzelmann, Generationen-übergreifende Kooperation: Über den Umgang mit digitalem Erbgut, in Schweighofer/Kummer/Hötzendorfer (Hrsg), Kooperation/Co-operation, Tagungsband des 18. Internationa-len Rechtsinformatik Symposions IRIS (2015) 587 (589f). 271 Vgl dazu den Punkt 4.8. der Nutzungsbedingungen von Facebook: „Du wirst dein Passwort [...] nicht weitergeben, keine andere Person auf dein Konto zugreifen lassen oder keine anderweitigen Handlungen durchführen, die die Sicherheit deines Kontos gefährden können.“ <https://www.facebook.com/terms> (20.02.2017); Konzelmann in Schweighofer/Kummer/Hötzendorfer, IRIS 2015, 587 (589f). 272 <http://diepresse.com/home/techscience/internet/4661516/Digitales-Erbe_Facebook-laesst-Nachlassverw-alter-bestimmen> (20.02.2017). 273 <http://diepresse.com/home/techscience/internet/4661516/Digitales-Erbe_Facebook-laesst-Nachlassverw-alter-bestimmen> (20.02.2017). 274 <http://diepresse.com/home/techscience/internet/4661516/Digitales-Erbe_Facebook-laesst-Nachlassverw-alter-bestimmen> (20.02.2017).

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b. Können nahe Angehörige das SNP des Verstorbenen löschen lassen?

Vertritt man die Auffassung, dass ein Nutzungsverhältnis iZm SNP wegen des Vorliegens

höchstpersönlicher Rechte unvererblich ist, bleibt offen, was mit dem Profil des Verstor-

benen in sozialen Medien passiert. Im Rahmen des Verlassenschaftsverfahrens stellt sich

angesichts des Fortschritts der Digitalisierung immer häufiger auch die Frage, wie mit dem

Nutzerprofil des Erblassers zu verfahren ist. Dadurch sollen Familienmitglieder emotional

entlastet werden. Der Gesetzgeber normiert in den §§ 77 Abs 1 und 78 Abs 1 UrhG eine

Möglichkeit für nahe Angehörige, das postmortale Persönlichkeitsrecht des Verstorbenen

wahrzunehmen.275 Wie bereits dargestellt, ist der postmortale Persönlichkeitsschutz in

Lehre und Rsp einhellig anerkannt.276 In der Lehre wird zT darauf hingewiesen, dass den

Erben aber die Möglichkeit zustehen muss, darüber zu entscheiden, was mit dem Nutzer-

profil des Verstorbenen passiert.277

Erklärt der Erblasser zu seinen Lebzeiten, dass sein Nutzerprofil gelöscht werden soll, ist

diesem Wunsch grds auch Folge zu leisten. Für den Fall, dass der Verstorbene bspw einem

Freund oder Bekannten die Wahrnehmung seiner Interessen nach dessen Tod anvertraut,

ist die Form einer letztwilligen Verfügung nicht notwendig, sofern ein entsprechender

ernstlicher Wille des Verstorbenen nachgewiesen werden kann.278 Die nahen Angehörigen

des Erblassers bzw seine Erben werden wohl in den meisten Fällen auf die Löschung eines

solchen Profils bestehen. Hat der Erblasser diesbezüglich jedoch nichts verfügt, wäre es

denkbar, den nahen Angehörigen, unter Berufung auf das postmortale Persönlichkeitsrecht

des Verstorbenen, das Recht einzuräumen, das Nutzerprofil zu löschen.279 Nach Böhsner

agiert ein naher Angehöriger in einem solchen Fall als verlängerter mutmaßlicher Wille

des Verstorbenen, der dieses Recht im Rahmen des postmortalen Persönlichkeitsrechts an

Stelle der verstorbenen Person gegenüber dem Betreiber geltend macht.280

Ein anderer Teil der Lehre281 sieht das Recht der Angehörigen, das Profil einer verstorbe-

nen Person zu löschen, als Anspruch ihres eigenen Persönlichkeitsrechts. Angesprochen ist

dabei die Durchsetzung des postmortalen Persönlichkeitsrechts, zu der die nahen Angehö- 275 Vgl Rest, MR 2012, 113 (114); OGH 23.05.1984, 1 Ob 550/84; 29.08.2002, 6 Ob 283/01p. 276 Siehe Kap III. B. 277 Thiele, jusIT 2010/79, 167 (169). 278 Hubmann, Das Persönlichkeitsrecht2 (1967) 347f; dazu auch Böhsner, Zak 2010/625, 368 (370). 279 Böhsner, Zak 2010/625, 368 (370). 280 Böhsner, Zak 2010/625, 368 (370). 281 Böhsner, Zak 2010/625, 368 (370).

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rigen befugt sind.282 Hierzu können nahe Angehörige im Sinn einer „treuhändischen Nach-

folge“ oder auf Grund eigenen Rechtes infolge ihres Interesses, in Bezug auf den „Ruf“

des Verstorbenen legitimiert sein.283 Welchem dieser zwei Ansätze zu folgen ist, hat der

OGH bis heute offengelassen.284 Sieht man den nahen Angehörigen wie Böhsner als „[...]

(über den Tod hinaus) verlängerter mutmaßlicher Wille des Verstorbenen.“285, handelt der

Angehörige wohl mehr als treuhändischer Nachfolger, des als Treugeber des postmortalen

Persönlichkeitsrechts tätig werdenden Erblassers.286 Die Angehörigen agieren sozusagen

als „wahrnehmungsbefugte Treuhänder“.287 Da das Interesse der verstorbenen Person als

geschütztes Subjekt im Mittelpunkt steht, wird nicht den Angehörigen der verstorbenen

Person Schutz gewährt, sondern dem Verstorbenen.288 Seine Rechte werden allerdings von

den Angehörigen als Treuhänder wahrgenommen.289

Den nahen Angehörigen der verstorbenen Person kommt im Ergebnis das Recht zu, dessen

Profil zu löschen, da sie zur Durchsetzung seines postmortalen Persönlichkeitsrechts legi-

timiert sind.290

Denkbar wäre schließlich, dass die nahen Angehörigen das Nutzerprofil der verstorbenen

Person löschen lassen wollen, während der Verstorbene zB mittels letztwilliger Verfügung

bereits angeordnet hat, dass es weiterbestehen soll. Liegen diametrale Interessen vor, ist

zwischen dem Interesse der nahen Angehörigen, die sich für eine Löschung aussprechen,

und dem Interesse des Verstorbenen abzuwägen. Grundsätzlich wären Betreiber verpflich-

tet, das postmortale Persönlichkeitsrecht der verstorbenen Person zu beachten, und als

Konsequenz die Löschung zu verweigern.291 Denn stets zu beachten ist, dass konträre Inte-

282 Vgl OGH 23.05.1984, 1 Ob 550/84; 29.08.2002, 6 Ob 283/01p; 25.05.2000, 1 Ob 341/99z; vgl auch Rest, MR 2012, 113 (114). 283 OGH 29.08.2002, 6 Ob 283/01p; 13.07.2010, 4 Ob 112/10i. 284 OGH 21.04.2010, 7 Ob 43/10i; 23.02.2010, 4 Ob 210/09z; 29.08.2002, 6 Ob 283/01p; 13.07.2010, 4 Ob 112/10i. 285 Böhsner, Zak 2010/625, 368 (370). 286 Vgl dazu F. Bydlinski, JBl 1999, 553 (556); für diese Ansicht vgl auch Koziol, Haftpflichtrecht II3, 17; Welser, Der Ersatz ideellen Schadens im österreichischen Recht und seine Reform in Karner/Koziol (Hrsg), Gutachten ÖJT II/1 (2003) 106. 287 Koziol, Haftpflichtrecht II3, 17. 288 Heldrich, Der Persönlichkeitsschutz Verstorbener, in FS Lange (1970) 169; vgl auch F. Bydlinski, JBl 1999, 553 (555); Welser in Karner/Koziol, Gutachten ÖJT II/1, 106. 289 Heldrich in FS Lange, 169; vgl auch F. Bydlinski, JBl 1999, 553 (555f); Welser in Karner/Koziol, Gutach-ten ÖJT II/1, 106. 290 Vgl OGH 23.05.1984, 1 Ob 550/84; 29.08.2002, 6 Ob 283/01p; 25.05.2000, 1 Ob 341/99z; Vgl Rest, MR 2012, 113 (114); vgl Böhsner, Zak 2010/625, 368 (370). 291 So auch Böhsner, Zak 2010/625, 368 (370).

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ressen der Angehörigen keinesfalls das postmortale Persönlichkeitsrecht unterlaufen dür-

fen.292

Somit besteht im Ergebnis die Möglichkeit der nahen Angehörigen, im Wege des postmor-

talen Persönlichkeitsrechts, das Profil zu löschen. Die Frage des postmortalen Persönlich-

keitsrechts besteht somit unabhängig von der erbrechtlichen Frage der Vererblichkeit. So-

fern man dem SNP einen Vermögenswert beimisst, oder die Meinung Zankls teilt, liegt die

Lösung im Auskunfts- und Löschungsanspruch, der auf den eingeantworteten Erben über-

geht und ihm die Möglichkeit bietet, die Löschung des Profils des Erblassers zu veranlas-

sen.293

2. Domains

Das sogenannte „Domainrecht“ per se ist in Österreich (sonder-)gesetzlich nicht gere-

gelt.294 Bezüglich der Vererbbarkeit einer Domain fehlt es somit auch an einer ausdrückli-

chen gesetzlichen Regelung. Auch der OGH hat dazu noch nicht Stellung bezogen. Aus

der Kommentarliteratur ergibt sich kein Hinweis zur Vererblichkeit von Domains. Wiede-

rum gilt es auf interpretatorischem Weg unter Heranziehung der jeweiligen konkreten

Sachmaterie, festzustellen, ob Domains vererblich sind. Während höchstpersönliche Rech-

te und Verbindlichkeiten idR unvererblich sind, fallen vermögensrechtliche im Allgemei-

nen als vererblich in den Nachlass. So sieht das auch die hL295. Es kommt somit wiederum

gemäß § 531 ABGB darauf an, ob Domains höchstpersönlicher Art sind.

Die überwiegende Lehre geht davon aus, dass eine Domain, aufgrund des ihr zugrundelie-

genden Vertragsverhältnisses zur Domain-Vergabestelle, für das Nachkommen der Erben

292 Böhsner, Zak 2010/625, 368 (370); vgl auch Gebauer, ZIIR 2015, 382 (386). 293 Siehe Kap IV. C. 5. 294 Vgl dazu aber Posch in Schwimann/Kodek (Hrsg), Praxiskommentar zum Allgemeinen bürgerlichen Gesetzbuch I4 § 43 Rz 36 (September 2013); mit Verweis darauf, dass auf europäischer Ebene allerdings die Verwaltung der unlängst eingeführten Domain .eu durch Verordnung (EG) Nr. 874/2004 der Kommission vom 28. April 2004 zur Festlegung von allgemeinen Regeln für die Durchführung und die Funktionen der Domäne oberster Stufe „.eu“ und der allgemeinen Grundregeln für die Registrierung (Text von Bedeutung für den EWR), ABl EU L 162 vom 30.4.2004, 40 idF Verordnung (EG) Nr. 1654/2005, ABl EU L 266 vom 11.10.2005, 35 reglementiert wurde. 295 Vgl Ehrenzweig/Kralik, Erbrecht3, 11; Schauer in Gruber/Kalss/Müller/Schauer, Vermögensnachfolge, § 15 Rz 4; in diese Richtung Ferrari/Likar-Peer, Erbrecht, 7; für eine Differenzierung nach privatrechtlicher und öffentlich-rechtlicher Natur Welser/Zöchling-Jud, Bürgerliches Recht II14, Rz 1837ff; auch Welser in Rummel/Lukas, ABGB4 § 531 Rz 2.

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unproblematisch ist.296 Bei diesem Vertragsverhältnis handelt es sich nämlich laut OGH

um ein Dauerschuldverhältnis.297

Laut OGH können Domains frei übertragen werden und stellen einen pfändbaren und ver-

pfändbaren Vermögenswert dar.298 Das spricht für die Vererblichkeit. Mittlerweile geht die

hL299 und stRspr300 davon aus, dass auch Internet Domains vom Namensschutz gemäß

§ 43 ABGB erfasst sind, soweit sie Namen enthalten und über die bloße Adressierung hin-

ausgehen und somit Kennzeichnungs- und Identifizierungsfunktion haben. Sie können da-

her grds höchstpersönlich sein. IZm dem Namensrecht hat der OGH zum Namensgestat-

tungsvertrag jedoch in einer E301 festgehalten, dass auch ein solcher Vertrag den Rechts-

nachfolger des Gestattenden bindet und als vermögensrechtliche Rechte und Pflichten so-

mit auch ein verbriefender Vertrag grds verberblich ist. Somit spricht auch diese Entschei-

dung für einen vermögensrechtlichen Charakter, wodurch Domains folglich vererblich

sind.

Rechtlich geht es bei der Innehabung einer Domain um einen Vertrag mit der Vergabestel-

le (zB NIC.at).302 Der Vertrag über die Registrierung einer Domain ist als solcher im

ABGB nicht geregelt.303 Die Domain-Vergabe erfolgt nach einem rechtlichen, in der Folge

technischen, Prioritätsprinzip, wobei das Einlangen des Antrags maßgeblich ist.304 Der

Vertrag beinhaltet das schuldrechtliche Recht, den Domain-Namen für die numerische IP-

Adresse zu verwenden.305 Somit verfügt der Domaininhaber über eine starke faktische Po-

sition sowie über ein Gut, das einen hohen wirtschaftlichen und finanziellen Wert aufweist, 296 So Thiele, jusIT 2010/79, 167 (169); Höhne, ZIIR 2015, 238 (241); Gebauer, ZIIR 2015, 382 (384). 297 Vgl dazu OGH 27.09.2005, 1 Ob 105/05f = ecolex 2006, 203 (Zankl). 298 OGH 25.03.2009, 3 Ob 287/08i (cafeoperwien.at) = ecolex 2009/309, 778 (Tonninger) = ÖJZ EvBl 2009/117, 808 (Pilz) = jusIT 2009/41, 92 (Thiele) = SZ 2009/37; Thiele in Jahnel/Mader/Staudegger, 255 (262). 299 Posch in Schwimann/Kodek, ABGB Praxiskommentar I4 § 43 Rz 36; Koch in KBB, ABGB4 § 43 Rz 4; Koziol/Welser/Kletečka, Bürgerliches Recht I14, Rz 291; Egger in Schwimann/Kodek (Hrsg), ABGB Ta-schenkommentar3 § 43 Rz 8 ABGB (April 2015); E. Wagner in Kletečka/Schauer, ABGB-ON § 43 Rz 26 (Version 1.02; Stand 1.9.2015). 300 OGH 19.03.2013, 4 Ob 45/13s (unken.at) = jusIT 2013/43, 89 (Thiele) = wbl 2013/129, 356 (Thiele); 11.08.2005, 4 Ob 59/05p = wbl 2006/21, 46 (Thiele) = ecolex 2006/244, 587 (Schumacher) = ÖBl 2006/30, 130 (Gamerith) = MR 2006, 160 (Thiele); 21.12.1999, 4 Ob 320/99h = ecolex 2000/98, 215 (Schanda) = ÖBl 2000, 134 (Kurz) = SZ 72/207; RIS-Justiz RS0113105. 301 OGH 15.06.2000, 4 Ob 85/00d; 21.06.2010, 17 Ob 2/10h (Maria Treben) = ecolex 2010/438, 1173 (Ado-cker) = MR 2010, 379 (Thiele); RIS-Justiz RS0113851. 302 Thiele, Domainrecht, in Jahnel/Mader/Staudegger (Hrsg), IT-Recht3 (2012) 255 (262). 303 Thiele, Internet Provider auf Abwegen – Zur Rechtsnatur der Domainbeschaffung, ecolex 2004, 777 (777). 304 Thiele in Jahnel/Mader/Staudegger, 255 (262). 305 Thiele, ecolex 2004, 777 (777).

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wofür ein eigener Markt besteht.306 Der wirtschaftliche Wert spricht somit zweifellos für

die Vererblichkeit von Domains. Der Vertrag mit der Domainvergabestelle stellt zudem

eine Verbindlichkeit dar, die der Erblasser gemäß § 548 S 1 ABGB aus seinem Vermögen

zu leisten gehabt hätte.

Im Ergebnis tritt der Erbe als Universalsukzessor gemäß § 547 ABGB in das bestehende

Vertragsverhältnis ein, und übernimmt iSd § 548 S 1 ABGB die daraus resultierenden

Verbindlichkeiten. Domains sind daher vererblich.

3. Der „Wettaccount“ des Verstorbenen

Mit einem „Wettaccount“ einer Person können sowohl Verbindlichkeiten, als auch Aktiva

verbunden sein. Eine gesetzliche Regelung, die den rechtlichen Umgang mit einem Wetta-

ccount normiert, gibt es nicht. Die Vererblichkeit muss folglich auf interpretativem Weg

ermittelt werden.307 Sofern zB der Verstorbene im Rahmen seines „täglichen Wettge-

schäfts“ Gewinne erzielt, werden diese dem Wettkontoinhaber (also dem Verstorbenen)

gutgeschrieben. Bei diesem gutgeschriebenen Wert handelt es sich um Daten, welche in

digitaler Form hergestellt und bereitgestellt werden. Folglich handelt es sich also um digi-

tale Inhalte. Diesen Gewinn kann der Wettkontoinhaber grds auch zur Auszahlung anwei-

sen. Daher handelt es sich bei diesem digitalen Wert, welcher sich auf einem Wettkonto

befindet, zweifellos um einen digitalen Inhalt, der einen Vermögenswert aufweist.

Mit der Eröffnung eines solchen Wettkontos schließt der Vertragspartner jedoch ein Ver-

tragsverhältnis mit dem jeweiligen Online-Wettanbieter ab. Um nun an diese vermögens-

rechtlichen Daten zu gelangen, ist am zugrundeliegenden Vertragsverhältnis anzuknüpfen.

Gemäß § 547 ABGB tritt der Erbe als Gesamtrechtsnachfolger in das Vertragsverhältnis

ein. Der Vermögenswert ist nicht höchstpersönlicher Art, fällt gemäß §§ 531, 548 ABGB

daher in den Nachlass und ist vererblich.

Oftmals sehen jedoch die AGB der Wettanbieter keine Regelung vor, wie mit dem, sich

auf dem Wettkonto befindlichen, Guthaben im Todesfall des Wettkontoinhabers zu verfah-

306 Thiele in Jahnel/Mader/Staudegger, 255 (262). 307 Vgl dazu Ferrari/Likar-Peer, Erbrecht, 6.

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ren ist.308 Der Regelfall wird daher vermutlich in der Auskunftsverweigerung liegen, ge-

stützt auf eine datenschutzrechtliche Klausel der AGB.309 IdZ ist jedoch nochmals darauf

hinzuweisen, dass in Österreich ein Schutz der betroffenen Person, über den Tod hinaus,

gesetzlich nicht vorgesehen ist.310 Somit scheidet eine Berufung auf das Datenschutzrecht

nach dem Tod des Betroffenen nach dem DSG 2000 aus. Doch gibt es auch Anbieter, de-

ren AGB zwar nicht Aufschluss darüber geben, wie nach dem Tod des Kunden mit dem

Guthaben zu verfahren ist, doch sieht bspw ein bestimmter Wettanbieter vor, dass das rest-

liche Guthaben auf das Konto ausgezahlt wird, wenn in den letzten dreißig Monaten keine

Transaktionen auf dem Konto des Wettkontoinhabers verzeichnet wurden.311 Sofern der

Wettkontoinhaber überhaupt nicht ausfindig gemacht werden kann, wird das Guthaben an

die nationale Regulierungsbehörde in Wettangelegenheiten rücküberwiesen.312 Eine derar-

tige Regelung mag auch für den Todesfall des Vertragspartners grds zufriedenstellend sein,

da das Guthaben nach einer bestimmten Frist auf das Konto des Verstorbenen rücküber-

wiesen und somit „nach außen hin sichtbar“ wird.

IdZ könnte man vertreten, dass eine Frist von dreißig Monaten für den Erben bzw den Ge-

richtskommissär zu einem unbefriedigenden Ergebnis führen würde, da erst nach Ablauf

dieser Frist der Vermögenswert ersichtlich wird und in weiterer Folge die Todesfallauf-

nahme verzögern könnte.

Gemäß § 183 Abs 1 AußStrG313 hat jedoch der Gerichtskommissär die Parteien zu ver-

ständigen, und gegebenenfalls das Inventar gemäß Abs 2 zu ergänzen bzw die Erben auf-

zufordern, ihre Vermögenserklärung zu ergänzen, sofern nach Beendigung des Verlassen-

schaftsverfahrens ein Vermögenswert bekannt wird, indem zB ein Guthaben auf dem Kon-

308 Vgl dazu zB die Allgemeinen Geschäftsbedingungen von bwin.com, die keine Regelung enthält. Interes-sant erscheint jedoch Pkt 10.4. der AGB, wonach bwin berechtigt ist, sämtlich Beträge aus den Gewinnen des Wettkontoinhabers zu melden und einzubehalten, um geltendes Recht zu erfüllen. Ob damit jedoch auch der Übergang des Guthabens als vermögensrechtlicher digitaler Inhalt in den Nachlass gemeint ist, muss an die-ser Stelle wohl stark bezweifelt werden <https://www.bwin.com/de> (29.12.2016). 309 Vgl dazu auch die Allgemeinen Geschäftsbedingungen von interwetten.com, die keine Regelung bezüg-lich der Handhabung des Guthabens im Todesfall des Kunden vorsehen, sondern sich in Punkt H Haftbar-keit/Entschädigung/Datenschutz Unterpunkt 10 iZm mit Zugriffsrechten auf die Interwetten Datenschutz-richtlinie verweist. 310 ErlRV 1613 BlgNR XX. GP, 35: Spricht lediglich davon, dass Daten auf die Identität einer Person zu-rückzuführen sein müssen. Dazu ausführlich Kap II. B. 2. 311 Vgl dazu die Allgemeinen Geschäftsbedingungen von bet-at-home.com, Punkt M. Auszahlungen, Unter-punkt 5 <https://www.bet-at-home.com/de/terms#M> (29.12.2016). 312 Vgl dazu die Allgemeinen Geschäftsbedingungen von bet-at-home.com, Punkt M. Auszahlungen, Unter-punkt 5 <https://www.bet-at-home.com/de/terms#M> (29.12.2016). 313 Bundesgesetz über das gerichtliche Verfahren in Rechtsangelegenheiten außer Streitsachen (Außerstreit-gesetz – AußStrG), BGBl I 111/2003 idF I 50/2016.

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to des Verstorbenen erst Monate später einlangt, und das Verfahren mit Einantwortung

geendet hat.

Der Erbe tritt im Wege der Universalsukzession gemäß § 547 ABGB daher in das Ver-

tragsverhältnis ein, welches zwischen dem verstorbenen Wettkunden und dem Wettanbie-

ter geschlossen wurde. Allerdings ist auf die AGB des jeweiligen Wettanbieters abzustel-

len. Bestimmte Wettanbieter treffen idZ bereits gewisse Vorkehrungen, die für den Todes-

fall zu begrüßen sind. So wäre generell eine derartige Regelung in AGB wünschenswert,

wie jene von bet-at-home.com, die bei einer gewissen zeitlichen Inaktivität eine Auszah-

lung auf das Konto des Wettkontoinhabers vorsieht. In weiterer Folge wäre der streitge-

genständliche Vermögenswert auf dem Bankkonto des Verstorbenen ersichtlich und im

Rahmen der Auskunftspflicht des Bankinstituts gegenüber dem Gerichtskommissär gemäß

§ 38 Abs 2 Z 3 BWG314 zu berücksichtigen. Denn dem Abhandlungsgericht und dem GK

gegenüber kann sich das Bankinstitut im Todesfall des Bankkunden gemäß § 38 Abs 2 Z 3

BWG nämlich nicht auf das Bankgeheimnis berufen. So verhält es sich auch beim Zugang

zu einer „online-Bank“.315 Nach stRsp substituiert nämlich die Auskunftspflicht der Ban-

kinstitute, gegenüber dem Gerichtskommissär und dem Abhandlungsgericht, den Aus-

kunftsanspruch gegen den Verstorbenen.316

Vermögenswerte digitale Inhalte iZm einem Wettaccount gehen daher auf den Erben im

Wege der Universalsukzession über.

4. Digitale Bilddaten des Verstorbenen

Mit der Zunahme der Digitalisierung und dem Fortschritt der Handytechnologie werden

Bilder überwiegend in digitaler Form hergestellt. Bei besagten Bilddaten handelt es sich

um digitale Inhalte, da sie in digitaler Form hergestellt und bereitgestellt werden. Außer-

dem können sie datenschutzrechtlichen Schutz genießen.

314 Bundesgesetz über das Bankwesen (Bankwesengesetz – BWG), BGBl 532/1993 idF I 118/2016. 315 Höhne, ZIIR 2015, 238 (239). 316 OGH 16.04.2009, 6 Ob 287/08m = ecolex 2009/223, 591 (Verweijen) = iFamZ 2009/212, 303 (Tschug-guel) = EF-Z 2010/51, 79 (Dullinger); Spruzina in Gitschthaler/Höllwerth (Hrsg), AußStrG § 166 Rz 16 (1.11.2013).

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Unter dem Begriff „Daten“ sind gem § 4 Z 1 DSG 2000 personenbezogene Daten zu ver-

stehen, also Angaben über Betroffene, deren Identität bestimmt oder bestimmbar ist.317

Aus Erwägungsgrund 14 der DS-RL geht hervor, dass Bilddaten grds zu den personenbe-

zogenen Daten zählen.318 Da der Datenschutz mit dem Tod des Betroffenen erlischt, genie-

ßen digitale Bilder nach dem Ableben aber keinen Schutz nach dem DSG 2000. Davon

ausgenommen ist lediglich ein mittelbarer Bezug auf die Daten Verstorbener.319 (Doch soll

dies nicht Gegenstand der rechtlichen Untersuchung sein.) Als höchstpersönliches Recht

steht dieses Recht grds nur Lebenden zu. Daraus folgt, dass an Bilddaten höchstpersönliche

Rechte bestehen können, die gemäß § 531 ABGB iVm § 1448 ABGB unvererblich sind.

Dennoch ist es denkbar, dass auch Bilddaten ein Vermögenswert zukommen kann. Aus

den Mat zum persönlichkeitsrechtlichen Bildnisschutz geht hervor, dass jedermann gegen

Missbrauch seiner Abbildung in der Öffentlichkeit geschützt werden müsse,320 und auch

dagegen, dass er durch die öffentliche Ausstellung oder andere Verbreitung seines Bildnis-

ses bloßgestellt, sein Privatleben der Öffentlichkeit preisgegeben wird, oder dass sein

Bildnis öffentlich auf eine Art benutzt wird, wie das etwa bei der Benutzung eines Perso-

nenbildnisses zu Reklamezwecken der Fall sein kann.321 Rechtlich kann ein derartiger

Vermögenswert in solchen Fällen aus einem Bestandteil des Persönlichkeitsrechts resultie-

ren, welcher von den Erben bereicherungsrechtlich mittels Verwendungsanspruch gemäß §

1041 ABGB herausverlangt werden kann.

317 Die DS-GVO enthält in Art 4 Z 1 DS-GVO eine Legaldefinition für „personenbezogenen Daten“: Alle Informationen, die sich auf eine identifizierbare oder identifizierbare natürliche Person (im Folgenden „be-troffene Person“) beziehen; als identifizierbar wird eine natürliche Person angesehen, die direkt oder indirekt, insbesondere mittels Zuordnung zu einer Kennung wie einem Namen, zu einer Kennnummer, zu Standortda-ten, zu einer Online-Kennung oder zu einem oder mehreren besonderen Merkmalen, die Ausdrücke der phy-sischen, physiologischen, genetischen, psychischen, wirtschaftlichen, kulturellen oder sozialen Identität die-ser natürlichen Person sind, identifiziert werden kann. Auch Bilddaten sind nach der DS-GVO zu den perso-nenbezogenen Daten zu zählen. Bilddaten werden nach dem ErwGr 51 der DS-GVO aber nicht pauschal als besondere Kategorien personenbezogener Daten (sensible Daten) verstanden, sondern dann, wenn aus ihnen gezielt biometrische und somit sensible Daten ermittelt werden. Zur Diskussion ob Bilddaten immer sensibel sind, ausführlich Knyrim, jusIT 2016/102, 235; krit Bergauer, jusIT 2016/103, 241. 318 ErwGr 14 der Datenschutzrichtlinie 95/46/EG; vgl ferner auch Jahnel, Datenschutzrecht, Rz 3/72. 319 Vgl dazu uA Souhrada-Kirchmayer, SozSI 2000, 938 (941f); Art 29-Datenschutzgruppe, Personenbezo-gene Daten, 26; dazu auch Jahnel, Datenschutzrecht, Rz 2/8. Ob eine richtlinienkonforme Interpretation des Art 4 lit a der RL 95/46/EG ein Datenschutz post-mortem zulässt, soll dahingestellt bleiben. Jedenfalls dies verneinend sowohl der Gesetzeswortlaut „Jedermann“, die hL sowie auch die Judikatur der DSB (ehemals DSK). 320 ErlRV 1936 abgedruckt in Dillenz, Materialien zum österreichischen Urheberrecht (1986) 161. 321 Dillenz, Materialien Urheberrecht, 161.

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§ 1041 ABGB definiert: „Wenn ohne Geschäftsführung eine Sache zum Nutzen eines An-

dern verwendet worden ist; kann der Eigenthümer sie in Natur, oder, wenn dieß nicht mehr

geschehen kann, den Werth verlangen, den sie zur Zeit der Verwendung gehabt hat, ob-

gleich der Nutzen in der Folge vereitelt worden ist.“

Aus den Mat zu § 1041 ABGB lässt sich in Bezug auf den vermögenswerten Bestandteil

von Persönlichkeitsrechten iZm dem Verwendungsanspruch nichts gewinnen.322 Unter

„Sache“ ist laut hA, im weiten Sinne des § 285 ABGB, jedes vermögenswerte Gut zu ver-

stehen, soweit es dem Verkürzten ausschließlich zugewiesen ist.323 Darunter fallen Imma-

terialgüterrechte324 und wirtschaftlich verwertbare Persönlichkeitsrechte325. Da der persön-

lichkeitsrechtliche Schutz offline, wie online, gilt326, wird vor allem im Bereich der Wer-

bung in sozialen Netzwerken oft nicht erwartet, dass persönlichkeitsrechtliche Grenzen zu

beachten sind.327 Aus Bilddaten vieler Nutzer, kann seitens der Plattformbetreiber, somit

durchaus wirtschaftlich geschöpft werden.

In der E Ernst-Happel-Briefmarke328 vom 07.11.2007 hatte sich der Oberste Gerichtshof

mit dem postmortalen Schicksal des geldwerten Bekanntheitsgrades zu befassen. In der E

ging es darum, dass die österreichische Post von den Erben geklagt wurde, da sie eine

Sonderbriefmarke mit dem Bild des Verstorbenen herausgegeben, und verkauft hatte. Die

klagenden Erben begründeten die Aktivlegitimation damit, dass der geldwerte Bekannt-

heitsgrad eine Sache iSd § 1041 ABGB sei, die in den Nachlass des Erblassers falle. Der

Kläger stützte sich im Ergebnis auf seinen Rechtserwerb durch Universalsukzession.329

Der OGH ließ zwar ausdrücklich offen, ob vermögenswerte Bestandteile der Persönlich-

keit vererblich sind, aus der Systematik der Entscheidung ist aber abzuleiten, dass er da-

mals bereicherungsrechtliche Ansprüche der Erben grundsätzlich für möglich hielt.330 Das

322 Zeiller, Commentar über das allgemeine bürgerliche Gesetzbuch für die gesammten Deutschen Erbländer der Oesterreichischen Monarchie III (1812) 328ff. 323 Lurger in Kletečka/Schauer (Hrsg), ABGB-ON § 1041 ABGB Rz 5 (Version 1.03 Stand April 2016). 324 OGH 13.02.2001, 4 Ob 307/00a = MR 2001, 298 (Walter) = RfR 2002, 13 (Dittrich); 22.03.1994, 4 Ob 166/93; 11.05.1976, 4 Ob 369/75 = SZ 49/63. 325 OGH 21.06.2010, 17 Ob 2/10h; 24.02.1998, 4 Ob 368/97i; 16.02.1982, 4 Ob 406/81 = ÖBl 1983, 118 (K. Nowakowski) = SZ 55/12. 326 Griss, Persönlichkeitsschutz in Online-Medien, in Berka/Grabenwarter/Holoubek (Hrsg), Medien im Web (2009) 61 (61). 327 Thiele, AnwBl 2013, 11 (11). 328 OGH 07.11.2007, 6 Ob 57/06k. 329 OGH 07.11.2007, 6 Ob 57/06k; Hofmarcher, ipCompetence 2013, 38 (42). 330 OGH 07.11.2007, 6 Ob 57/06k; Hofmarcher, ipCompetence 2013, 38 (43).

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Höchstgericht verwies dabei auf die Entscheidung des deutschen BGH331, in der die Ver-

erblichkeit der vermögenswerten Bestandteile ausdrücklich anerkannt wurde.332 Auch

Thiele zieht den Schluss, dass der OGH von der Vererblichkeit der vermögenswerten Be-

standteile ausgehen musste.333 Somit scheint das Höchstgericht in seiner E Ernst-Happel-

Briefmarke334 vom 07.11.2007 einen rechtsvergleichenden Konnex zur Entscheidung

Marlene Dietrich335 des BGH zu sehen.

Der Bundesgerichtshof begründet seine Entscheidung damit, dass ein Bild, der Name und

auch andere Persönlichkeitsmerkmale schon seit jeher kommerziell verwertet und für Wer-

bezwecke eingesetzt werden können, Persönlichkeitsmerkmale aber insbesondere aufgrund

der fortschreitenden Entwicklung der Massenmedien in einem zuvor nicht gekannten

Ausmaß wirtschaftlich nutzbar geworden sind.336 Gerade in der Werbung spielt der soge-

nannte Imagetransfer eine große Rolle, da es dabei darum geht, positive Assoziationen, die

die Verbraucher mit der bekannten Persönlichkeit verbinden, auf das bewerbende Produkt

umzuleiten.337 Deshalb ist die Anerkennung der Vererblichkeit vermögenswerter Bestand-

teile des Persönlichkeitsrechts geboten, um den Schutz gegenüber einer kommerziellen

Nutzung von Name, Bildnis und sonstigen Persönlichkeitsmerkmalen des Verstorbenen

durch Nichtberechtigte zu gewährleisten, denn ein wirkungsvoller postmortaler Schutz der

vermögenswerten Bestandteile des Persönlichkeitsrechts ist nur dann gewährleistet, wenn

der Erbe unter Wahrung der mutmaßlichen Interessen des Verstorbenen gegen eine unbe-

fugte Nutzung vorgehen kann.338

Der BGH führt dazu aus: „Darüber hinaus erscheint es unbillig, den durch die Leistungen

des Verstorbenen geschaffenen und in seinem Bildnis, seinem Namen oder seinen sonstigen

Persönlichkeitsmerkmalen verkörperten Vermögenswert nach seinem Tode dem Zugriff

eines jeden beliebigen Dritten preiszugeben, statt diesen Vermögenswert seinen Erben

oder Angehörigen oder anderen Personen zukommen zu lassen, die ihm zu Lebzeiten nahe-

standen. [...] Gerade dem Interesse, das Lebensbild eines Verstorbenen nicht durch eine

331 BGH 01.12.1999, I ZR 49/97. 332 Hofmarcher, ipCompetence 2013, 38 (43). 333 Thiele/Warzilek zu 6 Ob 57/06k, MR 2008, 145 (149). 334 OGH 07.11.2007, 6 Ob 57/06k. 335 BGH 01.12.1999. I ZR 49/97. 336 BGH 01.12.1999, I ZR 49/97. 337 BGH 01.12.1999, I ZR 49/97. 338 BGH 01.12.1999, I ZR 49/97.

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uneingeschränkte kommerzielle Nutzung der Merkmale der Persönlichkeit zu beeinträchti-

gen, kann am besten in der Weise gedient werden, daß sich der Erbe als Inhaber der ver-

mögenswerten Bestandteile des Persönlichkeitsrechts gegen eine unbefugte Nutzung zur

Wehr setzen kann [...] und ihm dabei grundsätzlich dieselben Ansprüche zu Gebote stehen

wie dem lebenden Träger des Persönlichkeitsrechts.“339

Zusammenfassend kann daher gesagt werden, dass den Erben die Verwertung des geldwer-

ten Bekanntheitsgrades vorbehalten bleibt.340 Der kommerziellen Nutzung von Bildnissen

des Verstorbenen durch beliebige Dritte könne nämlich nur dadurch begegnet werden, in-

dem der vermögenswerte Bestandteil auf die Erben als deren Inhaber übergeht, welche sich

gegen die unbefugte Verwendung wehren können. Den Erben müsse daher derselbe An-

spruch zustehen, wie er dem Erblasser zu Lebzeiten gegen eine unbefugte Nutzung seiner

vermögenswerten Bestandteile durch Dritte zugestanden hat. IZm Bilddaten des Verstor-

benen ist es somit durchaus vorstellbar, dass diese zu Vermarktungszwecken verbreitet

werden können. Erben können somit die vermögenswerten Bestandteile des Persönlich-

keitsrechts des Verstorbenen bereicherungsrechtlich verfolgen, und einen Verwendungsan-

spruch gemäß § 1041 ABGB geltend machen.

Das postmortale Persönlichkeitsrecht iSd § 78 UrhG:

Daneben normiert § 78 Abs 1 UrhG auch einen postmortalen Persönlichkeitsschutz zu-

gunsten naher Angehöriger, sofern berechtigte Interessen des Verstorbenen oder der nahen

Angehörigen durch eine vom Verstorbenen nicht gestattete Veröffentlichung von Bildnis-

sen vorliegt.

§ 78 Abs 1 UrhG definiert: „Bildnisse von Personen dürfen weder öffentlich ausgestellt

noch auf eine andere Art, wodurch sie der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, ver-

breitet werden, wenn dadurch berechtigte Interessen des Abgebildeten oder, falls er ge-

storben ist, ohne die Veröffentlichung gestattet oder angeordnet zu haben, eines nahen

Angehörigen verletzt würden.“

Die nahen Angehörigen sind somit ex lege zur Wahrung des postmortalen Persönlichkeits-

rechts berufen, sofern berechtigte Interessen des Verstorbenen verletzt sind. Dies ist etwa 339 BGH 01.12.1999, I ZR 49/97. 340 Hofmarcher, ipCompetence 2013, 38 (43).

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der Fall, wenn digitale Bilddaten des Verstorbenen in irgendeiner Weise veröffentlicht

werden, ohne dass dieser das gestattet hat. Eine ausdrückliche Aktivlegitimation naher

Angehöriger ist aus § 78 Abs 1 UrhG abzuleiten. Der Bestimmung zufolge steht nahen

Angehörigen ein direkter gesetzlicher Anspruch zu, wenn durch die Veröffentlichung eines

Bildnisses des Verstorbenen auch eigene Rechte der Angehörigen betroffen sind. Das An-

sehen einer Person soll schlichtweg nach dem Tod vor jeglichen Verunglimpfungen ge-

schützt werden, sodass sie dadurch schon zu Lebzeiten in ihren Handlungen beeinträchtigt

sein würde.341 Der postmortale Persönlichkeitsschutz ist somit notwendig, damit eine freie

Entfaltung der Persönlichkeit jeder Person sichergestellt werden kann.342 Nahe Angehörige

können ex lege jene Ansprüche wahrnehmen, die sich aus dem allgemeinen postmortalen

Persönlichkeitsschutz und aus § 78 UrhG iVm § 77 Abs 2 UrhG ergeben.343

Grds sind also digitale Bilddaten, an denen höchstpersönliche Rechte bestehen können,

unvererblich. Dennoch ist unter Berücksichtigung der E Ernst-Happel-Briefmarke344 vom

07.11.2007 auch festzuhalten, dass die Erben das Recht erhalten, den geldwerten Bekannt-

heitsgrad des Verstorbenen zu verwerten. So kann digitalen Bilddaten ein Vermögenswert

zukommen. Den Erben würden letzten Endes „die Früchte“ aus der Vermarktung des Ver-

storbenen, für 70 Jahre nach dessen Tod, gesichert.345 Daneben stehen den nahen Angehö-

rigen im Rahmen des postmortalen Persönlichkeitsschutzes nach § 78 UrhG iVm

§ 77 Abs 2 UrhG Abwehransprüche in Bezug auf den Verstorbenen zu, um seine verblei-

benden ideellen Interessen geltend zu machen.

5. Cloud-Computing

Eine (sonder-)gesetzliche Regelung bezüglich Cloud-Computing Services, besteht in Ös-

terreich nicht. Auch fehlt es an ausdrücklichen Regelungen betreffend der Vererblichkeit

eines derartigen Service. Für die Frage ob Cloud-Computing Dienstleistungen vererblich

oder unvererblich sind, kommt es somit mangels ausdrücklicher Regelung wiederum auf

341 Vgl Höhne, ZIIR 2015, 240 (240). 342 Dazu Heldrich in FS Lange, 167. 343 Hofmarcher, ipCompetence 2013, 38 (47). 344 OGH 07.11.2007, 6 Ob 57/06k. 345 Hofmarcher, ipCompetence 2013, 38 (47).

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eine Feststellung auf interpretatorischem Weg unter Heranziehung der jeweiligen konkre-

ten Sachmaterie an.346

Unter „Cloud-Computing“ versteht man die Verlagerung der Rechenleistung in das Inter-

net und dabei in ein oder mehrere Rechenzentren.347 Aus wirtschaftlicher Sicht wird „Re-

chenleistung“ nicht mehr gekauft und selbst betrieben, sondern von einem Dritten gemie-

tet.348 Bis dato hat sich aber keine allgemeine Definition für Cloud-Computing Services

herausgebildet.349

Bezüglich der vertragstypologischen Einordnung fehlt es ebenso an einer höchstgerichtli-

chen Stellungnahme. In der Lehre ist man sich uneinig. So wird zT von einem gemischten

Vertrag ausgegangen, da meist neben der Bereitstellung von IT-Infrastrukturleistungen

auch weitere Cloud-Services angeboten werden.350 Manche wollen dies sogar auf eine E351

des OGH stützen, in welcher der OGH einen Mobilfunkvertrag nicht als Werkvertrag, son-

dern als Mischvertrag sui generis mit dienstvertraglichen und mietvertraglichen Elementen

beurteilte.352 Es kommt dabei aber auf die Ausgestaltung des jeweiligen Cloud-Computing-

Service an.

So spricht zB die Miete von Software oder Speicherkapazitäten auf den Servern des Provi-

ders für eine mietvertragliche, während spezifische Leistungen, wie etwa eine benutzerspe-

zifische Auswahl aus dem Dienstsortiment des Providers, und die damit oft verbundene

Bereitstellung dieser Dienste mittels Virtualisierungstechnologie, für eine werkvertragliche

Zuordnung sprechen.353 Die überwiegende Literatur geht von einem mietvertraglichen

Charakter aus, der im Falle vertraglicher Schwerpunktsetzung auf die Gewährleistung von

346 Ferrari/Likar-Peer, Erbrecht, 5f; vgl dazu auch Schauer in Gruber/Kalss/Müller/Schauer, Ver-mögensnachfolge, § 15 Rz 4. 347 Sonntag in Jahnel/Mader/Staudegger, 17. 348 Sonntag in Jahnel/Mader/Staudegger, 17. 349 Marko, Vertragsrechtliche Aspekte des Cloud Computing, in Blaha/Marko/Zellhofer/Liebel (Hrsg), Rechtsfragen des Cloud Computing (2011) 15 (16). 350 Marko in Blaha/Marko/Zellhofer/Liebel, 30; Schulz, Rechtliche Aspekte des Cloud Computing im Über-blick, in Taeger/Wiebe (Hrsg), Inside the Cloud. Neue Herausforderungen für das Informationsrecht (2009) 403 (406). 351 OGH 21.04.2005, 6 Ob 69/05y = RdW 2005/537, 473 (Görg/Putzi); aber auch LG St. Pölten 23.03.2006, 21 R 104/06m. 352 Marko in Blaha/Marko/Zellhofer/Liebel, 30f. 353 A. Müller, Cloud Computing Vertrag. Miet- oder Werkvertrag oder doch Vertrag sui generis, ZIR 2014, 372 (374).

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Leistungskriterien, wie Verfügbarkeit oder Reaktionszeit, aufgrund des damit geschuldeten

Erfolgs werkvertraglichen Charakter annehmen kann.354

Grds tritt der Erbe als Gesamtrechtsnachfolger in das Rechtsverhältnis gemäß § 547 ABGB

ein. Wie bereits ausgeführt, gilt dabei wiederum die Grundregel, dass vermögensrechtliche

Rechtsverhältnisse regelmäßig vererblich sind.355 Rechtsverhältnisse, die auf die Person

eines Beteiligten zugeschnitten sind oder auf persönlichem Vertrauen beruhen, sind idR

dagegen unvererblich.356 Bezüglich der Vererblichkeit von Cloud-Computing-Services

wird zT in der Lehre vertreten, dass diese grds vertragliche oder vermögenswerte Rechts-

verhältnisse darstellen und damit der Verlassenschaft zugehörig sind.357

Für die Vererblichkeit ist gemäß § 531 iVm § 1448 ABGB entscheidend, dass das Ver-

tragsverhältnis nicht höchstpersönlicher Art ist. Da Cloud-Computing-Services jedoch oft

dafür verwendet werden, überwiegend höchstpersönliche digitale Inhalte wie Bilder, Vi-

deos, Dokumente etc auszulagern, stellt sich die Frage, ob mit einem Eintritt in das Ver-

tragsverhältnis durch den Erben, diesem damit Zugang zu den höchstpersönlichen digitalen

Inhalten des Verstorbenen verschafft wird und folglich auch der postmortale Persönlich-

keitsschutz des Verstorbenen ausgehebelt wird.358 Gemäß § 1448 ABGB erlöschen Rechte

und Verbindlichkeiten, sofern sie auf die Person des Erblassers eingeschränkt sind. Somit

würde der Erbe in diese nicht eintreten können. Bei Cloud-Computing-Dienstleistungen,

die gegen Entgelt erfolgen, wird es sich gemäß § 548 ABGB idR um ein vererbliches

Rechtsverhältnis handeln, da die Verbindlichkeiten auf den Erben übergehen, die der Ver-

storbene zu Lebzeiten zu leisten gehabt hätte.

Bejaht man die Vererblichkeit, verschafft man dem Erben dadurch Zugang zu höchstper-

sönlichen digitalen Inhalten des Verstorbenen. Freilich bleibt der postmortale Persönlich-

keitsschutz des Verstorbenen davon unabhängig bestehen. Geht man somit von der Vererb-

lichkeit aus, tritt der Erbe in das Vertragsverhältnis zum Cloud-Computing-Dienstleister

ein. Wenn durch den damit verbundenen Zugriff auf höchstpersönliche digitale Inhalte die

354 A. Müller, ZIR 2014, 372 (375). 355 Schauer in Gruber/Kalss/Müller/Schauer, Vermögensnachfolge, § 15 Rz 4; Winkler, Handbuch Erbrecht, 14. 356 Schauer in Gruber/Kalss/Müller/Schauer, Vermögensnachfolge, § 15 Rz 4; Griss in KBB, ABGB4 § 1448 Rz 1. 357 Höhne, ZIIR 2015, 238 (241); Gebauer, ZIIR 2015, 382 (384). 358 So wohl auch andeutungsweise Gebauer, ZIIR 2015, 382 (384).

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Privatsphäre verletzt werden würde (zB die Veröffentlichung eines Bildes des Verstorbe-

nen, über welches der Erbe durch Zugriff auf die Cloud nun verfügen kann), besteht für

nahe Angehörige nach wie vor die Möglichkeit, das postmortale Persönlichkeitsrecht des

Verstorbenen wahrzunehmen, sofern berechtigte Interessen verletzt werden.

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C. Zugangsrecht der Erben zu den digitalen Inhalten des Verstorbenen - Recht

auf Auskunft über die Zugangsdaten?

1. Allgemeines

Eng mit der Thematik der Vererblichkeit des „digitalen Nachlasses“ ist die Frage verbun-

den, inwieweit den Beteiligten der Zugang dazu gewährt bzw auch durchgesetzt werden

kann, wenn bspw den Erben die notwendigen Passwörter nicht bekannt sind.359 Wie die

ausgewählten Beispiele hinterlassener digitaler Güter zeigen, wird der Erbe idR als Gesam-

trechtsnachfolger in das Vertragsverhältnis eintreten, sofern ein Rechtsverhältnis nicht

überwiegend mit höchstpersönlichen Daten überlagert wird, oder ein Recht rein höchstper-

sönlichen Charakters aufweist. Die Schwierigkeit liegt vielmehr in der Frage, wie der Ge-

richtskommissär oder der präsumtive Erbe auf diese Daten bzw digitalen Inhalte zugreifen

können. Denkbar ist, dass das postmortale Persönlichkeitsrecht des Verstorbenen einer

Herausgabe der Zugangsdaten entgegensteht. Ferner können auch datenschutzrechtliche

oder kommunikationsrechtliche Bestimmungen die Herausgabe beschränken.

Der erste Anknüpfungspunkt sind die Zugangsdaten des Verstorbenen, denn die Zugangs-

daten können den Erben bzw nahen Angehörigen Zugang zu sämtlichen Daten eröffnen.

Oftmals wird es für den Erben somit unumgänglich sein, diese Zugangsdaten zu erlangen,

um in weiterer Folge feststellen zu können, ob sich bspw auf dem E-Mail-Account des

Verstorbenen Hinweise auf Verbindlichkeiten bzw Guthaben iZm seinem „digitalen Nach-

lass“ ergeben.

2. Auskunftsrecht des Erben im Wege der Gesamtrechtsnachfolge

Gemäß § 547 ABGB tritt der Erbe in die Rechtsposition des Verstorbenen ein und über-

nimmt seine Rechte und Pflichten. Die rechtlichen Beziehungen zwischen den Vertrags-

parteien erschöpfen sich nicht in den Hauptleistungspflichten, denn meist bestehen auch

Nebenleistungspflichten (Nebenpflichten).360 Ein Recht auf Auskunft kann sich daher di-

rekt aus dem Vertragsverhältnis in Form eines vertraglichen Nebenrechts ergeben, welches

der Erbe im Wege der Universalsukzession übernimmt. Durch dieses Auskunftsrecht kann

sich daher der eintretungsbefugte Erbe auch Zutritt zu den Daten verschaffen.

359 Brehm, JEV 2017, 159 (166). 360 Welser/Zöchling-Jud, Bürgerliches Recht II14, Rz 14.

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So geht ein Teil der Lehre davon aus, dass der Erbe aufgrund der Gesamtrechtsnachfolge

auch in die Rechte als Nutzer von Online-Plattformen, als Vertragspartner eines Providers

oder der Domainvergabestellte eintritt.361 Werkusch-Christ merkt dabei aber an, dass es auf

vermögenswerte Rechte und Pflichten ankommt, in die der Erbe allenfalls aus Verträgen

über die Zurverfügungstellung von Internetdiensten (zB Mail, Website) eintritt.362 Doch

auch hierbei muss stets beachtet werden, dass höchstpersönliche Rechte die Grenze bilden.

Denn gemäß § 531 ABGB iVm 1448 ABGB können vertragliche Nebenrechte nicht vom

Erben wahrgenommen werden, wenn sie höchstpersönlicher Art sind. So hielt der OGH

etwa in der E 3 Ob 17/10m363 fest, dass der Erbe keine Einsicht in die personenbezogenen

Daten erhält, die die Persönlichkeitsrechte des Erblassers widerspiegeln, denn diese gehen

nicht auf ihn über.364

Der Oberste Gerichtshof bejahte in der E 1 Ob 550/84365, welche die Einsicht in die Kran-

kengeschichte des Verstorbenen zum Gegenstand hatte, ein Auskunftsrecht in Gestalt eines

vertraglichen Nebenrechts, resultierend aus dem Behandlungsvertrag. Das Einsichtsrecht in

die Krankengeschichte des Verstorbenen ist ein höchstpersönliches Recht. „Der vertragli-

che Nebenanspruch dürfe auch legitimen wirtschaftlichen Belangen dienstbar gemacht

werden; jedenfalls insoweit habe der Einsichtsanspruch eine vermögensrechtliche Kompo-

nente, sodaß sein Übergang auf die Erben in Frage käme.“366 Der OGH stellte iZm dem

Auskunftsrecht des Erben gegenüber dem Kreditinstitut klar, dass der vertragliche „[...]

Auskunftsanspruch auch kein höchstpersönlicher und damit unvererblicher [ist], weil die-

ser Anspruch auch dem Erben als Gesamtrechtsnachfolger zusteht.“367 Unter Berücksich-

tigung der Judikatur des OGH ist somit ein Auskunftsanspruch bezüglich der Daten, inkl

der Zugangsdaten des Verstorbenen grds in Gestalt eines vertraglichen Nebenrechts

denkbar.

361 Vgl dazu Sprohar-Heimlich in Fenyves/Kerschner/Vonklich, Klang3 § 547 Rz 22; Thiele, jusIT 2010/79, 169; Gebauer, ZIIR 2015, 382ff. 362 Werkusch-Christ in Kletečka/Schauer, ABGB-ON § 531 Rz 2 mwN. 363 OGH 28.04.2010, 3 Ob 17/10m = iFamZ 2010/209, 287 (288) (Tschugguel); 29.10.1996, 4 Ob 2316/96h. 364 OGH 28.04.2010, 3 Ob 17/10m; Vgl dazu auch Sprohar-Heimlich in Fenyves/Kerschner/Vonklich, Klang3 § 547 Rz 21. 365 OGH 23.05.1984, 1 Ob 550/84. 366 OGH 23.05.1984, 1 Ob 550/84. 367 OGH 21.12.1993, 1 Ob 609/93.

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3. Datenschutzrechtliche Aspekte (post mortem)

Der Gesamtrechtsnachfolge können jedoch datenschutzrechtliche Bedenken entgegenste-

hen. Aus datenschutzrechtlicher Sicht stellt sich dabei die Frage, ob Zugangsdaten über-

haupt personenbezogene Daten darstellen und damit in den Anwendungsbereich des DSG

fallen. Unter dem Begriff „Daten“ sind gemäß § 4 Z 1 DSG 2000 personenbezogene Daten

zu verstehen, also Angaben über Betroffene, deren Identität bestimmt oder bestimmbar

ist.368 Den Mat zufolge ist als mögliches Mittel der Identifikation nur ein solches anzuse-

hen, das „vernünftigerweise“ angewendet wird, das also weder seiner Art, noch seinem

Aufwand nach vollkommen ungewöhnlich ist.369 Es kommt dabei darauf an, ob der Ver-

wender die Identität des Betroffenen bestimmen kann. Laut Mat grenzt § 4 Z 1 DSG dies

ausdrücklich auf die Anwendung legaler Mittel ein.370 Daten sind auch dann „personenbe-

zogen“, wenn sie nur für einen Dritten (zB den Inhaber des Entschlüsselungscodes bei co-

dierten Identitätsdaten) bestimmbar sind.371 Von „bestimmten personenbezogenen Daten“

spricht man, wenn die Daten einer Person so zugeordnet sind, dass deren Identität direkt

ersichtlich ist.372 Unter „bestimmbaren personenbezogenen Daten“ versteht man hingegen,

dass die Identität erst mit Hilfe von Zusatzinformationen festgestellt werden kann, insb

durch Zuordnung zu einer Kennnummer oder zu einem, oder mehreren spezifischen Ele-

menten.373 Zugangsdaten können personenbezogene Daten darstellen, sofern sich durch die

E-Mail-Adresse und das Passwort die Identität der Person bestimmen lässt.

Dem Anwendungsbereich des DSG 2000 unterliegen aber in abgeschwächter Form auch

indirekt personenbezogene Daten.374 Nur indirekt personenbezogen sind Daten gemäß

§ 4 Z 1 DSG 2000 für einen Auftraggeber, Dienstleister oder Empfänger einer Übermitt-

lung dann, wenn der Personenbezug der Daten derart ist, dass die Identität des Betroffenen

mit rechtlich zulässigen Mitteln nicht bestimmt werden kann. So sind bspw sog pseudo-

368 Die DS-GVO enthält in Art 4 Z 1 DS-GVO eine Legaldefinition für „personenbezogenen Daten“: Alle Informationen, die sich auf eine identifizierbare oder identifizierbare natürliche Person (im Folgenden „be-troffene Person“) beziehen; als identifizierbar wird eine natürliche Person angesehen, die direkt oder indirekt, insbesondere mittels Zuordnung zu einer Kennung wie einem Namen, zu einer Kennnummer, zu Standortda-ten, zu einer Online-Kennung oder zu einem oder mehreren besonderen Merkmalen, die Ausdrücke der phy-sischen, physiologischen, genetischen, psychischen, wirtschaftlichen, kulturellen oder sozialen Identität die-ser natürlichen Person sind, identifiziert werden kann. 369 ErlRV 1613 BlgNR XX. GP, 37. 370 ErlRV 1613 BlgNR XX. GP, 37. 371 ErlRV 1613 BlgNR XX. GP, 37. 372 Jahnel, Handbuch Datenschutzrecht, Rz 3/75. 373 Jahnel, Handbuch Datenschutzrecht, Rz 3/76. 374 Siehe ErlRV 1613 BlgNR XX. GP, 37.

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nymisierte Daten als indirekt personenbezogene Daten zu qualifizieren.375 Bei der Pseudo-

nymisierung wird der Name, oder ein anderes Identifikationsmerkmal, durch ein Pseudo-

nym (idR eine mehrstellige Buchstaben- oder Zahlenkombination, also einem Code) er-

setzt, damit der Personenbezug erschwert ist.376 Sofern man aber Kenntnis des entspre-

chenden Schlüssels hat, ist der Personenbezug wieder herstellbar.377

Nicht personenbezogene Daten, also anonymisierte Daten, die niemand auf eine, in ihrer

Identität bestimmte Person zurückführen kann, fallen dagegen nicht in den Anwendungs-

bereich des DSG 2000.378 Spricht man also von Daten, so meint das DSG damit alle In-

formationen, die mit einer Person in Verbindung stehen oder gebracht werden können.379

Die Identität des Betroffenen muss also bestimmt oder bestimmbar sein. Dabei muss die

Feststellung der Identität auf Grund persönlicher Identifikationsmerkmale wie zB Name,

Geburtsdatum, Adresse, Aktenzeichen, Kontonummer, erfolgen können.380 So wurden

„Cookies“ als personenbezogene Daten qualifiziert, da über eine Verknüpfung von „Coo-

kies“ mit User- und Passworteingaben oder mit E-Mail-Adressen ein Bezug zu einer kon-

kreten Person hergestellt werden kann.381 Als bestimmbar gelten Daten auch dann, wenn

sie ausschließlich nur einer bestimmten Person zugeordnet werden können sowie auch zB

codierte Daten über persönliche und sachliche Verhältnisse, die mit Hilfe des angewende-

ten Codes jederzeit entschlüsselt werden können.382 Daten sind also verschlüsselt, wobei

der Schlüssel dem Dateninhaber bekannt ist und die Daten daher jederzeit entschlüsselt

werden können.383 Ob Zugangsdaten, die aus Passwort und E-Mail-Adresse bestehen, einer

bestimmten Person ebenso (indirekt) zugeordnet werden können und daher in den Schutz-

bereich des DSG fallen, kann hier offen bleiben, da das Datenschutzrecht nach hL384 und

Rsp385 mit dem Tod des Betroffenen endet. Vertritt man nun die Ansicht, dass auch Zu-

375 Jahnel, Handbuch Datenschutzrecht, Rz 3/79. 376 Jahnel, Handbuch Datenschutzrecht, Rz 3/79. 377 Art 29-Datenschutzgruppe, Personenbezogene Daten, 21. 378 ErlRV 1613 BlgNR XX. GP, 37. 379 Schwaiger, Biometrische Gesichtserkennung, in Jahnel (Hrsg), Datenschutzrecht Jahrbuch (2016) 193 (201). 380 Dohr/Pollirer/Weiss/Knyrim, DSG2 § 4 Anm 2. 381 Jahnel, Datenschutz im Internet. Rechtsgrundlagen, Cookies und Web-Logs, ecolex 2001, 84 (87). 382 Dohr/Pollirer/Weiss/Knyrim, DSG2 § 4 Anm 2. 383 Vgl Knyrim, Datenschutzrecht. Praxishandbuch für richtiges Registrieren, Verarbeiten, Übermitteln, Zu-stimmen, Outsourcen, Werben uvm3 (2015) 14f. 384 Zur hM: Jahnel, Handbuch Datenschutzrecht (2010) Rz 2/8; Dohr/Pollirer/Weiss/Knyrim, DSG2 § 1 E 41; aA Thiele, RdW 2015/149, 148 (149); aA auch Prietl, Postmortaler Persönlichkeitsschutz, 283. 385 DSB 18.11.2015, DSB-D122.367/0007-DSB/2015; DSK 17.10.2012 K121.842/0008-DSK/2012;

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gangsdaten in den Anwendungsbereich des DSG 2000 fallen, sind diese zwar vom daten-

schutzrechtlichen Schutz erfasst, dieser endet aber jedenfalls mit dem Tod der Person. Die

Relevanz der Frage, ob Zugangsdaten datenschutzrechtlichen Schutz genießen können, ist

allerdings iZm der DS-GVO von Bedeutung. Denn wie eingangs ausgeführt, gilt die Ver-

ordnung zwar nicht für die personenbezogenen Daten Verstorbener, den Mitgliedstaaten

steht es aber frei, Vorschriften für die Verarbeitung der personenbezogenen Daten Verstor-

bener vorzusehen.386 Somit kann die Frage im Gesetzgebungsprozess bei der Schaffung

eines Ausführungsgesetzes zur DS-GVO durchaus von Bedeutung sein.

Um zu den Zugangsdaten des Verstorbenen zu gelangen, besteht eine weitere Möglichkeit

darin, den Auskunftsanspruch nach § 26 DSG 2000 auf die Erben zu übertragen, denn

durch Auskunftsansprüche gegenüber dem Vertragspartner kann auf die, für die Nutzung

des Accounts relevanten Daten zugegriffen werden, so vor allem in Bezug auf das Pass-

wort oder sonstige Zugangsdaten.387 Der Bestimmung zufolge hat ein Auftraggeber jeder

Person, sofern sie dies schriftlich verlangt und ihre Identität in geeigneter Form nachweist,

Auskunft über die, zu dieser Person verarbeiteten Daten zu geben. Aus den Mat ergibt sich,

dass das Auskunftsrecht des Betroffenen aber ein höchstpersönliches Recht ist.388 Somit

liegt die Intention des Gesetzgebers darin, nur dem Betroffenen das Auskunftsrecht zuzu-

sprechen. Aufgrund des höchstpersönlichen Charakters des Auskunftsrechts ist zu folgern,

dass dieser Anspruch gemäß §§ 531, 1448 ABGB mit dem Tod des Betroffenen untergeht

und daher unvererblich ist. Daher kann der datenschutzrechtliche Auskunftsanspruch auch

nicht im Wege der Gesamtrechtsnachfolge auf den eingeantworteten Erben übergehen.

Anders gelagert wäre der Fall allerdings, wenn die Erben selbst „Betroffene“ iSd

§ 26 DSG 2000 sind.389

§ 4 Z 3 DSG 2000 beschreibt den „Betroffenen“ als jede vom Auftraggeber verschiedene

natürliche Person, deren Daten verwendet werden. Erben sind daher keine Betroffenen, da

die Daten über die Auskunft verlangt wird, die des Erblassers sind. Mit dem Auskunftsan-

27.08.2010 K121.628/0015-DSK/2010; 12.09.2003, K202.028/006-DSK/2003. 386 ErwGr 27 DS-GVO. 387 Brehm, JEV 2017, 159 (166). 388 JAB 2028 BlgNR XX. GP, 3. 389 Vgl dazu für die deutsche Lehre Solmecke/Köbrich/Schmitt, Der digitale Nachlass – haben Erben einen Auskunftsanspruch? – Überdies über den rechtssicheren Umgang mit den Daten Verstorbenen, MMR 2015, 291 (293).

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spruch wird schließlich über die Daten des Verstorbenen und nicht über die der Erben

Auskunft verlangt. In der österreichischen Literatur hat man sich bis dato damit aber nicht

auseinandergesetzt. Ein Blick in die deutsche Lehre zeigt, dass sie sich zum Teil aus Grün-

den der Rechtssicherheit dafür ausspricht, den Erben kraft Rechtsnachfolge als Betroffenen

anzusehen, da es unbillig erscheint, den Erben einerseits als Rechtsnachfolger des Erblas-

sers, andererseits nicht als Betroffenen iSd Datenschutzrechts390 zu sehen.391

Gemäß § 547 ABGB übernimmt der Erbe zwar mit Einantwortung als Gesamtrechtsnach-

folger die Rechtsposition des Verstorbenen. Die Mat zu § 26 DSG 2000 weisen jedoch

ausdrücklich auf die Höchstpersönlichkeit des Auskunftsanspruchs hin.392 Gemäß § 531

ABGB iVm § 1448 ABGB erlöschen höchstpersönliche bzw bloß auf die Person einge-

schränkte Rechte. Stellt man somit auf den Gesetzeswortlaut und auf die Absicht des Ge-

setzgebers ab, ist der Auskunftsanspruch nach § 26 DSG 2000 nicht auf die Erben über-

tragbar. Dennoch wäre eine Stellungnahme des Obersten Gerichtshof aus Gründen der

Rechtssicherheit wünschenswert.

Aus datenschutzrechtlicher Sicht ist somit festzuhalten, dass Zugangsdaten keinen daten-

schutzrechtlichen Schutz post mortem genießen, da das Datenschutzrecht ohnehin mit dem

Tod des Betroffenen endet. Dieser Schutz endet mit seinem Tod und steht daher einer Her-

ausgabe der Daten nicht entgegen. Das Auskunftsrecht iSd § 26 DSG 2000 des Betroffenen

(in diesem Fall: des Verstorbenen) ist aufgrund des höchstpersönlichen Charakters auch

unvererblich und kann nicht auf die Erben übergehen. Der Herausgabe der Zugangsdaten

des Verstorbenen stehen daher datenschutzrechtliche Bedenken nicht entgegen.

4. Kommunikationsrechtliche Aspekte

Mit der Herausgabe der Zugangsdaten des Verstorbenen an Dritte kann aber das Kommu-

nikationsgeheimnis im Rahmen des Telekommunikationsgesetzes (TKG 2003393) verletzt

sein. Mit dem TKG 2003 wurde dem Anpassungsbedarf im Rahmen des „Telekomreform-

390 Vgl zur Rechtslage in Deutschland § 34 BDSG (Bundesdatenschutzgesetz). 391 Vgl dazu für die deutsche Lehre Solmecke/Köbrich/Schmitt, MMR 2015, 291 (293); Martini, Der digitale Nachlass und die Herausforderung postmortalen Persönlichkeitsschutzes im Internet, JZ 2012/23, 1145 (1153). 392 JAB 2028 BlgNR XX. GP, 3. 393 Bundesgesetz, mit dem ein Telekommunikationsgesetz erlassen wird (Telekommunikationsgesetz 2003 – TKG 2003), BGBl I 70/2003 idF I 44/2014.

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pakets“ nachgekommen und innerstaatlich uA die RahmenRL 2002/21/EG394 umgesetzt.395

Das Telekommunikationsgeheimnis verpflichtet Betreiber öffentlicher Kommunikations-

netze und –dienste zur Geheimhaltung von Inhalts-, Verkehrs- und Standortdaten, nicht

aber von Stammdaten.396 Nach § 92 Abs 3 Z 4a TKG handelt es sich bei Zugangsdaten um

Verkehrsdaten, die beim Zugang eines Teilnehmers zu einem öffentlichen Kommunikati-

onsnetz beim Betreiber entstehen, und für die Zuordnung, der zu einem bestimmten Zeit-

punkt für eine Kommunikation verwendeten Netzwerkadressierungen, zum Teilnehmer

notwendig sind. Laut den Mat stellen Zugangsdaten einen Teilbereich der Verkehrsdaten

dar und bilden jenen Teil davon, der zur Identifikation eines Teilnehmers an einer Internet-

kommunikation notwendig ist.397 Der Begriff „Verkehrsdaten“ umfasst daher auch Zu-

gangsdaten, wie Passwörter und Benutzernamen.398 Gemäß § 93 Abs 2 TKG ist jeder Be-

treiber eines öffentlichen Kommunikationsdienstes zur Wahrung des Kommunikationsge-

heimnisses verpflichtet.399 Die Weitergabe von Dateninformationen durch andere Personen

als den Benutzer ist ohne Einwilligung aller Beteiligten Nutzer gemäß § 93 Abs 3 TKG

jedenfalls unzulässig.

§ 3 Z 9 definiert: „Im Sinne dieses Bundesgesetzes bedeutet “Kommunikationsdienst“ eine

gewerbliche Dienstleistung, die ganz oder überwiegend in der Übertragung von Signalen

über Kommunikationsnetze besteht, einschließlich Telekommunikations- und Übertra-

gungsdienste in Rundfunknetzen,, jedoch ausgenommen Dienste, die Inhalte über Kommu-

nikationsnetze und –dienste anbieten oder eine redaktionelle Kontrolle über sie ausüben.

[...]“

Nach den Mat ist für einen Kommunikationsdienst wesentlich, dass der Hauptzweck darin

besteht, ganz oder überwiegend Signale über Kommunikationsnetze zu übertragen.400 Nach

welchen Kriterien das „Überwiegen“ der Signalübertragung beurteilt wird, ist allerdings

394 Richtlinie 2002/21/EG über einen gemeinsamen Rechtsrahmen für elektronische Kommunikationsnetze und –dienste, ABl L 2002/108, 33. 395 ErlRV 128 BlgNR XXII. GP, 1. 396 Vgl dazu Wessely in Riesz/Schilchegger (Hrsg), TKG Telekommunikationsgesetz Kommentar § 93 Rz 3 (2016). 397 AB 184 BlgNR XXII. GP, 3; vgl dazu auch Riesz in Riesz/Schilchegger, TKG Kommentar § 92 Rz 41; Riesz in Riesz/Schilchegger, TKG Kommentar § 99 Rz 10. 398 So auch Höhne, ZIIR 2015, 238 (239); Brehm, JEV 2017, 159 (163). 399 Vgl § 93 TKG. 400 ErlRV 128 BlgNR XXII. GP, 4; vgl auch Zanger/Schöll in Zanger/Schöll (Hrsg), Telekommunikationsge-setz. Kommentar zum TKG 2003 § 3 Rz 71 (2004).

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umstritten.401 So spricht man sich tw für eine teleologische Abgrenzung nach dem zentra-

len Element bzw dem Wesen des jeweiligen Dienstes aus.402 Gerade iZm Besuchen „virtu-

eller Orte“ steht regelmäßig der Inhalt im Vordergrund, sodass kein Kommunikations-

dienst vorliegt.403 Unter Kommunikationsdiensten sind neben den Basisdiensten auch

Speicher- und Verarbeitungsdienste im Rahmen des Internets erfasst.404 Dazu sind auch

jene Provider zu zählen, die keine Inhalte über Kommunikationsnetze übermitteln und so-

mit nicht als sog „Contentprovider“ tätig sind.405 Dienste, die Inhalte über Kommunikati-

onsnetze und –dienste anbieten oder eine redaktionelle Kontrolle über sie ausüben, erfüllen

dagegen nicht den Begriff des Kommunikationsdienstes.406 Laut Rsp handelt es sich daher

bei Chat-Foren um keine Kommunikationsdienste.407 Soziale Netzwerke sind folglich

ebenso wenig Kommunikationsdienste iSd § 3 Z 9 TKG, weil zumindest eine teilweise

vorhandene redaktionelle Kontrolle über sie ausgeübt wird.408

Von besonderer Bedeutung ist iZm dem „digitalen Nachlass“ die Frage, ob es sich bei ei-

nem E-Mail-Dienstleister um einen Kommunikationsdienst handelt, denn gerade über den

E-Mail-Account des Verstorbenen können oftmals Rückschlüsse auf vorhandene Rechte

und Verbindlichkeiten des Verstorbenen gezogen werden.409 Aus dem Gesetz lässt sich

dies nicht unmittelbar ableiten. Nach der bisherigen Spruchpraxis der RTR sind auch E-

Mail-Dienste wie etwa Gmail Inc keine elektronischen Kommunikationsdienste, zumal der

Zweck solcher Dienste nicht überwiegend in der Signalübertragung gesehen wird.410 Dies

wird damit begründet, dass die Übertragung der E-Mails durch den Internet-Zugangsdienst

gewährleistet wird, dessen Hauptzweck die Signalübertragung ist.411 Folgt man daher die-

401 Vgl dazu Lust in Riesz/Schilchegger (Hrsg), TKG Telekommunikationsgesetz Kommentar § 3 Rz 95ff (2016). 402 Lust in Riesz/Schilchegger, TKG Kommentar § 3 Rz 96. 403 Lust in Riesz/Schilchegger, TKG Kommentar § 3 Rz 96. 404 Holoubek/Kassai, Zugang zur unternehmerischen Tätigkeit, in Holoubek/Kassai/Wiebe (Hrsg), Rechtliche Grundlagen der Informationswirtschaft1 (2004) 37 (45). 405 Zanger/Schöll in Zanger/Schöll, Telekommunikationsgesetz2 § 3 Rz 71. 406 Zanger/Schöll in Zanger/Schöll, Telekommunikationsgesetz2 § 3 Rz 98. 407 VwGH 27.05.2009, 2007/05/0280 = jusIT 2009/104, 211 (Jahnel); darauf aufbauend auf OGH 22.06.2012, 6 Ob 119/11k = jusIT 2012/61, 134 (Mader) = ecolex 2012/367, 904 (Anderl) = ÖJZ EvBl-LS 2012/157, 974 (Rohrer) = ZIR 2013, 56 (Briem). 408 OGH 01.04.2009, 9 Ob 66/08h; vgl dazu auch Lust in Riesz/Schilchegger, TKG Kommentar § 3 Rz 120; der dies mit dem Überwiegen des Inhalts oder des virtuellen Ortes im Internet begründet. 409 ZB Rechnungen, die auf dem E-Mail-Account eingehen bzw Registrierungsinfos zu diversen kosten-pflichtigen Dienstleistungen zB Netflix, Amazon-Prime, usw. 410 Feiel, Einordnung eines E-Mail-Dienstes als Telekommunikationsdienst, MuR 2015, 377 (378). 411 Feiel, MuR 2015, 377 (378).

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ser Ansicht, kommt man zum Ergebnis, dass ein E-Mail-Dienstleister wie bspw jener von

Google Inc, nicht unter das Kommunikationsgeheimnis fällt.

In der Lit412 finden sich vereinzelt Anhaltspunkte, dass auch E-Mail-Dienstleister dem

Kommunikationsgeheimnis unterliegen sollen. So vertritt Feiel – entgegen der stRsp – die

Ansicht, dass E-Mail-Dienstleister den Begriff des Kommunikationsdienstes erfüllen. Er

folgt einer jüngst ergangenen Entscheidung des VG Köln413 zum § 1, 2, 6 dTKG414 (ent-

spricht Art 2 lit c RahmenRL415) und stellt bei der Beurteilung, ob ein Dienst überwiegend

in der Übertragung von Signalen besteht, auf den gesamten Dienst ab.416 Dementsprechend

ist sowohl die Nutzer-, als auch Anbietersicht in einer Gesamtbetrachtung entscheidend.417

Schließt man sich dieser Ansicht an, würde ein E-Mail-Dienstleister den Begriff eines

Kommunikationsdienstes erfüllen und folglich dem Kommunikationsgeheimnis gemäß

§ 93 TKG unterliegen.418 Nach derzeitigem Stand sind allerdings E-Mail-Dienstleister

nicht vom Kommunikationsgeheimnis umfasst.

In der Lit finden sich bereits vereinzelt Hinweise auf eventuelle kommunikationsrechtliche

Schranken des „digitalen Nachlasses“. So vertritt Brehm mit Verweis auf deutschen Lehr-

meinung die Ansicht, der Auskunftsanspruch des Rechtsnachfolgers werde durch

§ 93 TKG nicht eingeschränkt und begründet dies damit, dass das Kommunikationsge-

heimnis eine datenschutzrechtliche Sonderbestimmung darstellt und – wie beim Grund-

recht auf Datenschutz – mit dem Tod des betroffenen Erblassers erlischt.419 Im Rahmen

einer verfassungskonformen Interpretation entspringt das Kommunikationsgeheimnis zwar

aus dem Fernmeldegeheimnis gemäß Art 10a StGG420, doch endet die Grundrechtsberech-

412 Feiel, MuR 2015, 377 (379); Lust in Riesz/Schilchegger, TKG Kommentar § 3 Rz 99ff. 413 VG Köln 11.11.2015, 21 K 450/15 (Google Inc, USA). 414 Deutsches Telekommunikationsgesetz (dTKG) vom 22. Juni 2004 (BGBl I S. 1190), das durch Artikel 2 des Gesetzes vom 23. Dezember 2016 (BGBl I S. 3346) geändert worden ist. 415 RahmenRL-2002/21/EG. 416 Feiel, MuR 2015, 377 (379); so auch Lust in Riesz/Schilchegger, TKG Kommentar § 3 Rz 99ff. 417 Feiel, MuR 2015, 377 (379). 418 In die Richtung geht auch der Wissenschaftliche Arbeitskreis für Regulierungsfragen bei der deutschen Bundesnetzagentur, der zwischen OTT-I-Diensten (zB GMX, Web.de, Gmail) und OTT-II-Diensten (WhatsApp, Skype, iMessage) unterscheidet. Während OTT-I-Dienste den klassischen Telekommunikati-onsdiensten ähneln, setzen OTT-II-Dienste auf etablierten Telekommunikationsdiensten auf und halten In-haltsangebote bereit. <http://www.bundesnetzagentur.de/SharedDocs/Downloads/DE/Allgemeines/Bundesnetzagentur/WAR/W-AR_OTT.pdf?__blob=publicationFile&v=1> (06.06.2016). 419 Brehm, JEV 2017, 159 (163). 420 Staatsgrundgesetz vom 21. December 1867, über die allgemeinen Rechte der Staatsbürger für die im Rechtsrathe vertretenen Königreiche und Länder, RGBl 142/1867 idF I 8/1974.

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tigung mit dem Tod und wirkt nicht über den Tod hinaus.421 Somit kann diese Ansicht im

Wege einer verfassungskonformen Interpretation unterstützt werden. Höhne weist lediglich

auf die Rechtsunsicherheit hin, die im Zusammenhang mit einem Zugriff auf den E-Mail-

Account des Verstorbenen und dem Kommunikationsgeheimnis nach § 93 TKG besteht.422

Er sieht in Zugangsdaten aber eine Art Schlüssel zum Datenbestand eines Accounts und

vergleicht diesen mit einem Schlüssel, den der Vermieter den in den Mietvertrag eintritts-

berechtigten Erben zur Verfügung stellt.423 Somit besteht bei Zugangsdaten kein Unter-

schied zur „analogen“ Welt, den einzigen Unterschied sieht er allerdings im Kommunika-

tionsgeheimnis, dem ein Provider unterliegt.424

Für die Herausgabe der Zugangsdaten ist aus kommunikationsrechtlicher Sicht somit fest-

zuhalten, dass Zugangsdaten als Teil der Verkehrsdaten gemäß § 92 Abs 3 Z 4a TKG iVm

§ 93 TKG dem Kommunikationsgeheimnis unterliegen. Entscheidend ist jedoch die Frage,

ob es sich beim jeweiligen Provider bzw Dienstleister um einen Kommunikationsdienst

handelt. Dies liegt weder bei sozialen Netzwerken noch bei E-Mail-Diensten vor. Folglich

unterliegen die Zugangsdaten dieser Dienstleister nicht dem Kommunikationsgeheimnis

gemäß § 93 TKG.

5. Persönlichkeitsrechtliche Aspekte (Postmortales Persönlichkeitsrecht)

Das Datenschutzrecht iSd DSG 2000 führt aus Sicht des Verstorbenen zu einem unbefrie-

digenden Ergebnis. Da es mit dem Tod des Betroffenen erlischt, unterliegen die Zugangs-

daten des Verstorbenen nicht dem Datenschutzrecht. Somit könnten Zugangsdaten aus

datenschutzrechtlicher Sicht grds an Dritte herausgegeben werden. Auch kommunikations-

rechtliche Gesichtspunkte sprechen nach derzeitiger Judikatur für die Herausgabe der Zu-

gangsdaten.

Zu berücksichtigen ist allerdings das in Lehre425 und Rsp426 mittlerweile anerkannte post-

421 Grabenwarter, Europäische Menschenrechtskonvention4 (2009) 102 Rz 4 422 Höhne, ZIIR 2015, 238 (239). 423 Höhne, ZIIR 2015, 238 (239). 424 Höhne, ZIIR 2015, 238 (239). 425 So Ferrari/Likar-Peer, Erbrecht, 24; Aicher in Rummel/Lukas, ABGB4 § 16 Rz 51; Schauer in Kle-tečka/Schauer, ABGB-ON § 16 Rz 26; Posch in Schwimann/Kodek, ABGB Praxiskommentar I4 § 16 Rz 48; Eccher in Schwimann/Kodek, ABGB Praxiskommentar III4 § 531 Rz 57; Koch in KBB, ABGB4 § 16 Rz 5; Koziol, Haftpflichtrecht II2, 16 ff; F. Bydlinski, JBl 1999, 553 (553 ff); Ehrenzweig/Kralik, Erbrecht3, 16; vgl auch bereits R. Doralt, ÖJZ 1973, 648.

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mortale Persönlichkeitsrecht des Verstorbenen.427 Für bestimmte Rechtsbereiche

(zB §§ 77, 78 UrhG) sieht das Gesetz einzelne Bestimmungen zum Schutz der Persönlich-

keit nach dem Tod einer Person ausdrücklich vor.428 In den übrigen Fällen fehlt es an der-

artigen Regelungen. Offen bleibt aber, ob das Datenschutzrecht im Rahmen des postmorta-

len Persönlichkeitsrechts fortwirken kann.

Ein postmortaler Schutz kann freilich nur dann bestehen, wenn sich dieser auf Rechtsgüter

bezieht, die nach dem Tod überhaupt noch beeinträchtigt werden können.429 Während sich

das Recht auf Leben und das Recht auf Freiheit mit dem Eintritt des Todes einer Person

erschöpfen, sind idZ insb das Recht auf Ehre sowie das Recht auf Wahrung der Privatsphä-

re und in weiterer Folge die sich daraus ergebenden Geheimhaltungspflichten von Bedeu-

tung.430 Somit käme auch ein datenschutzrechtlicher Schutz als Bestandteil des Rechts auf

Privatsphäre grds in Frage.

Der Sinn von Persönlichkeitsrechten liegt darin, die freie Entfaltung der Persönlichkeit

möglichst weitgehend zu gewährleisten. Dies kann nur dann erreicht werden, wenn auch

nach dem Tod ein gewisser Schutz aufrecht bleibt.431 Die Vorstellung, dass jemand nach

dem Tod einer Person dessen Ansehen schädigt, würde sein gegenwärtiges Leben beein-

trächtigen.432 Mit Herausgabe der Zugangsdaten des Verstorbenen ist eine solche Beein-

trächtigung durchaus denkbar. Der Erbe kann sich Zugang zu höchstpersönlichen digitalen

Inhalten des Verstorbenen verschaffen. Dadurch stehen diese Inhalte folglich in der Verfü-

gungsgewalt des Erben. Würde der Einzelne nämlich mit seinem Ableben zu erwarten ha-

ben, dass er zum Objekt jeder Enthüllung und Diffamierung gemacht werden kann, würde

sich diese Person veranlasst sehen, die Lebensführung erheblich einzuschränken.433 Sofern

nun mit Ableben der Schutz höchstpersönlicher, vertraulicher digitaler Inhalte des Verstor-

benen nicht mehr gewahrt wird, wäre eine Einschränkung der Lebensführung in diesem

426 OGH 29.11.2016, 6 Ob 219/16y; 13.07.2010, 4 Ob 112/10i; 25.05.2000, 1 Ob 341/99z; 23.05.1984, 1 Ob 550/84. 427 Siehe dazu Kap III. B. 428 Schauer in Gruber/Kalss/Müller/Schauer, Vermögensnachfolge § 15 Rz 13. 429 Schauer in Kletečka/Schauer, ABGB-ON § 16 Rz 26. 430 Schauer in Kletečka/Schauer, ABGB-ON § 16 Rz 26; vgl F. Bydlinski, JBl 1999, 553 (555); Koziol, Haft-pflichtrecht II2, 16. 431 OGH 23.05.1984, 1 Ob 550/84. 432 Vgl Höhne, ZIIR 2015, 240 (240). 433 Vgl auch Heldrich in FS Lange, 167.

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Bereich eine mögliche Auswirkung. Der postmortale Persönlichkeitsschutz ist somit not-

wendige Konsequenz, um diese freie Entfaltung der Persönlichkeit zu sichern.434

Laut Gerhartl soll der OGH das postmortale Persönlichkeitsrecht im Zusammenhang mit

dem Datenschutzrecht in der E 7 Ob 175/07x435 bejaht haben.436 Das Höchstgericht stellte

in seinen Ausführungen fest, dass „[…] eine Verletzung des sich aus dem Grundrecht auf

Datenschutz über den Tod hinaus ergebenden Anspruchs des Betroffenen auf Geheimhal-

tung der ihn betreffenden personenbezogenen Daten durch eine Akteneinsicht des (ehema-

ligen) Sachwalters [...], auch wenn dessen Funktion mit dem Tod des Betroffenen endet,

nicht in Betracht [kommt]“.437 Der von Gerhartl gezogene Schluss erscheint demnach

nicht nachvollziehbar, da der OGH offen lässt, ob das Recht auf Datenschutz, als Teil des

postmortalen Persönlichkeitsrechts des Verstorbenen, einem Zugriff auf dessen Daten ent-

gegensteht.

In der Lit hat man sich iZm dem postmortalen Persönlichkeitsrecht des Verstorbenen und

der damit verbundenen Frage, ob nahen Angehörigen bzw Erben ein Zugriff auf die Nut-

zerdaten des Verstorbenen zusteht, zT bereits auseinandergesetzt.

In der Lit438 spricht man sich tw für ein Recht auf Zugriff auf die Nutzerdaten aus. Gebau-

er vertritt die Ansicht, dass den nahen Angehörigen ein Recht zukommen soll, die Zu-

gangsdaten der verstorbenen Person herausverlangen zu können, sofern der Erblasser

nichts Gegenteiliges verfügt.439 Diese Argumentationslinie findet ihren Ursprung in der

deutschen Lehrmeinung Herzogs, der zufolge die Diensteanbieter zur Herausgabe ver-

pflichtet sind, außer der Verstorbene hat die Geheimhaltung oder Löschung verfügt.440

Demzufolge kommt nahen Angehörige grds das Recht zu, die Nutzerdaten herauszuver-

langen. Wenn der Verstorbene das nicht will, liegt es in seiner Pflicht, zu Lebzeiten zu

verfügen, den nahen Angehörigen den Zugriff zu verweigern. Folgt man diesem Ansatz, so

ist allerdings die differenzierende und überwiegende deutschen Lehrmeinung zu berück-

sichtigen, die davon ausgeht, dass die Nutzerdaten weder an Angehörige noch an Erben

434 Dazu Heldrich in FS Lange, 167. 435 OGH 29.08.2007, 7 Ob 175/07x = iFamZ 2008/13, 16 (Parapatits) = SZ 2007/135. 436 Gerhartl, Postmortales Persönlichkeitsrecht, Zak 2011/352, 187. 437 OGH 29.08.2007, 7 Ob 175/07x. 438 Thiele, jusIT 2010/79, 167 (169); Gebauer, ZIIR 2015, 382 (386). 439 Gebauer, ZIIR 2015, 382 (386). 440 Herzog, NJW 2013, 3745 (3750).

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herausgegeben werden dürfen, außer der Erblasser hat eine entsprechende Freigabe ver-

fügt.441 Somit geht die hL in Deutschland davon aus, dass den nahen Angehörigen grds

kein Recht zukommt, die Nutzerdaten des Verstorbenen heraus zu verlangen, es sei denn,

der Verstorbene ordnet das ausdrücklich an. Nur so wird die Privatsphäre des Verstorbenen

gewahrt, indem seine Zugangsdaten grds geheim gehalten werden, außer er gestattet einen

Zugriff.

Im Licht des postmortalen Persönlichkeitsrechts erscheint diese Ansicht überzeugender, da

sich aus dem postmortalen Persönlichkeitsrecht des Verstorbenen ein Herausgabeverbot

der Zugangsdaten ableiten lässt, außer berechtigte Interessen sprechen für die Herausgabe

der Nutzerdaten und zwar etwa dann, wenn der Erblasser dies ausdrücklich verfügt oder

ein Erbe ein berechtigtes Interesse nachweist, das im Rahmen einer Interessenabwägung

festzustellen ist.442

IZm SNP vertritt Böhsner die Ansicht, dass die Zugangsdaten grundsätzlich nicht heraus-

gegeben werden dürfen, außer die Herausgabe ist durch ein überwiegendes Interesse ge-

rechtfertigt.443 Im Wege einer Interessenabwägung muss somit im Zweifelsfall festgestellt

werden, ob das Interesse des Angehörigen an der Herausgabe der Zugangsdaten höher

wiegt, als das Interesse des Verstorbenen an der Geheimhaltung der Daten.444 Untermauert

wird diese Ansicht mit der E 1 Ob 550/84445 des OGH zum Einsichtsrecht der Erben in die

Krankengeschichte des Erblassers.

In dieser Entscheidung ging es darum, dass die Erben mit Hilfe der Krankengeschichte

beweisen wollten, dass der Erblasser zur Zeit der Testamentserrichtung eine psychische

Krankheit hatte und somit die Testierfähigkeit des Erblassers zu Fall bringen wollten. Es

ging um die Frage, ob einem Erben das Recht zukommt, Einsicht in die Krankheitsge-

schichte des verstorbenen Patienten zu bekommen. Nach Ansicht des Höchstgerichts soll

im Rahmen einer Interessenabwägung festgestellt werden, ob die Weigerung des Geheim-

nisträgers auf Grund der fortwirkenden Persönlichkeitsrechte des Verstorbenen berechtigt

441 Martini, JZ 2012, 1145 (1152); auch Deusch, ZEV 2014, 2 (8). 442 Vgl OGH 23.05.1984, 1 Ob 550/84. 443 Böhsner, Zak 2010/625, 368 (370); aA Gebauer, ZIIR 2015, 382 (386). 444 Böhsner, Zak 2010/625, 368 (370). 445 OGH 23.05.1984, 1 Ob 550/84.

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ist.446 Den Erben ist demnach dann Einsicht in die Krankengeschichte zu gewähren, wenn

ein berechtigtes Interesse gegeben ist und das postmortale Persönlichkeitsrecht des Ver-

storbenen der Einsicht nicht entgegensteht. Somit kann den „[...] Erben [...] ein Einsichts-

recht nur zustehen, soweit dies nicht dem geäußerten oder mutmaßlichen Willen des ver-

storbenen Patienten widerspreche.“447

Legt man diese Grundsätze der Geheimniswahrung für die Frage der Herausgabe der per-

sönlichen Daten und Einsicht in die „nicht öffentlichen Daten“ um, erscheint die Ansicht

von Böhsner jedenfalls sachgerecht. Im Zweifel wird anzunehmen sein, dass es dem hypo-

thetischen Willen eher entspricht, die Herausgabe beschränkt öffentlicher Daten an die

Angehörigen zu verneinen, außer der Verstorbene verfügt Gegenteiliges. Dementsprechend

können die Zugangsdaten nur dann herausverlangt werden, wenn das Interesse desjenigen,

welcher die Herausgabe der Zugangsdaten begehrt, höher wiegt als das Geheimhaltungsin-

teresse des Verstorbenen an seinen Daten, maW wenn das postmortale Persönlichkeitsrecht

des Verstorbenen der Herausgabe der Zugangsdaten nicht entgegensteht.

6. Fazit

Die Erben treten grds gemäß § 547 ABGB im Wege der Gesamtrechtsnachfolge auch in

die Rechte und Pflichten des Verstorbenen ein und können daher die Auskunftsansprüche

gegenüber Dritten (insb Providern) geltend machen. Weder datenschutz-, noch kommuni-

kationsrechtliche Bedenken beschränken dieses Eintrittsrecht. Dieses Recht der Erben ge-

mäß § 547 ABGB kann allerdings in ein Spannungsverhältnis mit dem postmortalen Per-

sönlichkeitsrecht des Verstorbenen geraten. Dabei ist der Lehrmeinung Böhsner448, ge-

stützt auf das Judikat 1 Ob 550/84449, sowie auch der überwiegenden deutschen Lehrmei-

nung450 zu folgen, wonach den nahen Angehörigen grds kein Recht zukommt, die Nutzer-

daten des Verstorbenen herauszuverlangen, es sei denn, der Erblasser verfügt dies aus-

drücklich, oder besondere überwiegende Interessen der nahen Angehörigen rechtfertigen

446 Posch in Schwimann/Kodek, ABGB Praxiskommentar I4 § 16 Rz 49. 447 OGH 23.05.1984, 1 Ob 550/84. 448 Böhsner, Zak 2010/625, 368 (371). 449 OGH 23.05.1984, 1 Ob 550/84. 450 Martini, JZ 2012, 1145 (1152); auch Deusch, ZEV 2014, 2 (8).

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im Rahmen einer Interessenabwägung eine Herausgabe der Zugangsdaten. All dem kann

testamentarisch mit einem Beisatz vorgebeugt werden.451

D. Das Auskunftsrecht des Gerichtskommissärs

Zuletzt ist noch das Auskunftsrecht des GK darzustellen und zu prüfen, inwieweit und ob

dieser sich im Rahmen seiner Funktion als GK von möglichen vermögenswerten digitalen

Inhalten und Daten Kenntnis verschaffen kann bzw darf.

§ 9 GKG452 definiert: „Der Notar kann als Gerichtskommissär im gesamten Bundesgebiet

Erhebungen pflegen und alle Beweise selbst aufnehmen, Zustellungen selbst durch die Post

oder die Gerichte vornehmen lassen und öffentliche Verlautbarungen veranlassen. Soweit

der Gerichtskommissär mit der Wahrheitsermittlung und der Ausforschung von Tatsachen

in Verlassenschaftssachen betraut ist, stehen ihm dieselben Auskunftsrechte und Einsichts-

befugnisse wie dem Verlassenschaftsgericht zu [...].“

Dem GK stehen im Rahmen seiner Funktion dieselben Auskunftsrechte und Einsichtsbe-

fugnisse wie dem Verlassenschaftsgericht zu. Das Außerstreitverfahren wird vom Untersu-

chungsgrundsatz beherrscht. Dem GK kommen also die in § 16 und § 31 AußStrG aufge-

zählten Befugnisse des Gerichtes zu. Das Gericht ist gemäß § 16 Abs 1 AußStrG von Amts

wegen verpflichtet, dafür zu sorgen, dass alle für seine Entscheidung maßgebenden Tatsa-

chen aufgeklärt und sämtliche Hinweise auf solche Tatsachen entsprechend berücksichtigt

werden. Nach den Mat werden diese Pflichten durch § 9 GKG auch auf das Verhältnis zum

Gerichtskommissär ausgedehnt.453 Soweit aber nichts anderes bestimmt ist, hat der GK

nach Maßgabe der Vorschriften vorzugehen, wie sie auch für die Gerichte gelten.454 Für

den Umfang der Befugnisse des GK ist entscheidend, mit welchen Aufgaben er betraut ist.

Insb hat er gemäß § 145 Abs 3 AußStrG durch Befragung von Auskunftspersonen den

Wert des hinterlassenen Vermögens zu ermitteln. So hat er auch Guthaben oder Verpflich-

tungen des Verstorbenen zu erheben.455 Aus diesen Befugnissen folgt daher zB auch die

451 Siehe Kap VI. 452 Bundesgesetz vom 11. November 1970 über die Tätigkeit der Notare als Beauftragte des Gerichtes im Verfahren außer Streitsachen (Gerichtskommissärsgesetz – GKG), BGBl I 353/1970 idF I 111/2007. 453 ErlRV 225 BlgNR XXII. GP, 28. 454 ErlRV 225 BlgNR XXII. GP, 28. 455 Riss, Die Auskunftspflicht des Kreditinstituts nach dem Tod des Kunden und ihre prozessuale Durchset-zung, ÖBA 2011, 166 (177).

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Verpflichtung des Kreditinstituts gegenüber dem GK, entsprechende Angaben zum Ver-

mögen des Verstorbenen zu erstatten.456

Daraus ist nun auch abzuleiten, dass der GK grds ein Auskunftsrecht gegenüber dem je-

weiligen Provider geltend machen kann, um Erhebungen und Beweise zu sammeln, ob ein

Vermögen des Verstorbenen sich bspw auf den Accounts befindet. Zweckmäßiger wäre es

aber, dass der präsumtive Erbe dem GK den Anhaltspunkt liefert und dieser in seiner

Funktion dann als GK anfragt, ob vermögenswerte digitale Inhalte auf dem jeweiligen Ac-

count ersichtlich sind. Gemäß § 9 GKG kann jedenfalls ein Auskunftsrecht und eine Ver-

pflichtung des jeweiligen Providers gegenüber dem GK abgeleitet werden, diesen über

vermögenswerte digitale Inhalte des Verstorbenen zu unterrichten.

456 Vgl Riss, ÖBA 2011, 166 (178).

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V. Gegenwärtige Gestaltungsmöglichkeiten im Umgang mit

dem „digitalen Nachlass“ und rechtspolitische Überlegungen

A. Handlungsoptionen des Erblassers in praxi

Mittlerweile haben sich gewisse Anbieter darauf spezialisiert, die virtuelle Inventarisierung

zu erleichtern. So wird bspw die Übergabe von Passwörtern an zuvor bestimmte Personen

gegen eine monatliche oder jährliche Gebühr nach dem Todesfall angeboten. Diese kos-

tenpflichtigen Dienstleister wie etwa „securesafe“457 oder „netarius“458 sind darauf aus, die

Online-Hinterlassenschaft des Verstorbenen zu organisieren und zu verwalten.459 Für die

Aushändigung bedarf es bei diesen Diensten den Nachweis der Sterbeurkunde.460 Die Vor-

gehensweise variiert hier von Dienst zu Dienst. Dies reicht etwa von der Zusammenstel-

lung eines Datenpakets bis zur Aufbewahrung der Zugangsdaten zu diversen Accounts.

Thiele weist jedoch darauf hin, dass all diese Dienste gemeinsam haben, dass sie zweifellos

zahlreiche datenschutzrechtliche Fragestellungen aufwerfen.461

In jüngster Zeit hat sich ein österreichischer Versicherungsträger auf die Versicherung des

sogenannten „digitalen Nachlasses“ spezialisiert.462 So bewirbt das Tochterunternehmen

dieses Versicherungsträgers, der Wiener Verein, den sog „Digitalen Nachlass Service“. Im

Rahmen dieses Service wird die komplette Klärung aller diesbezüglichen Fragen über-

nommen.463 Neben der Erledigung von Abmeldeformalitäten bei Behörden, Organisationen

und Unternehmen, bietet das Unternehmen auch an, dass Internetverträge, Nutzungskonten

und Mitgliedschaften des Verstorbenen bei derzeit rund 150 Onlinedienstleistern recher-

chiert und nach Wunsch des Verstorbenen gekündigt oder auf die Hinterbliebenen übertra-

gen werden.464

457 <https://www.securesafe.com/de/> (21.06.2016). 458 <http://www.netarius.com/blog/> (21.06.2016). 459 Thiele, jusIT 2010, 167 (167f); vgl auch Höhne, ZIIR 2015, 238 (244f). 460 Höhne, ZIIR 2015, 238 (244). 461 Thiele, jusIT 2010, 167 (168); auf die datenschutzrechtlichen Bedenken dieser Dienste soll im Rahmen dieser Arbeit aber nicht näher eingegangen werden. 462 <http://www.wienerverein.at/digitaler-nachlass/> (23.01.2017). 463 <http://www.wienerverein.at/digitaler-nachlass/> (23.01.2017). 464 <http://www.wienerverein.at/digitaler-nachlass/> (23.01.2017); vgl dazu auch Brehm, JEV 2017, 159 (167).

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Festzuhalten ist, dass es zurzeit Dienstleister gibt, die sich auf die Verwaltung des Daten-

bestands verstorbener Personen spezialisieren und die Abwicklung des „digitalen Nachlas-

ses“ erheblich erleichtern können.465

B. Denkbare Gestaltungsmöglichkeiten

1. Allgemeines

Wie nun eine Person vorgehen sollte, die in Begriff ist, den Nachlass hinsichtlich digitaler

Daten und Inhalte zu regeln, ist Gegenstand dieses Kapitels. In Betracht kommen mehrere

Möglichkeiten.

Blickt man in die Literatur, werden unterschiedlichste Gestaltungsmöglichkeiten empfoh-

len. So spricht sich Thiele für eine ausdrückliche, schriftliche Anordnung aus und verweist

auf eine Checkliste, die man bei der Nachlassverwaltung beachten sollte.466 Höhne nennt

den digitalen Nachlassverwalter als „Mittel zum Zweck“467. Gebauer hält beispielweise

eine „[...] Aufklärung hinsichtlich der Digitalen Verlassenschaft durch Notare bei der To-

desfallaufnahme [...]“468 für wünschenswert. Inwieweit der letzte Ansatz für eine erhebli-

che Mehrbelastung der Notare sorgen würde, bzw inwieweit Fragen iZm dem „digitalen

Nachlass“ nicht doch im streitigen Verfahren durchzusetzen sind, soll an dieser Stelle da-

hingestellt bleiben. In diesem Kapitel werden die eben angesprochenen Gestaltungsmög-

lichkeiten aufgezeigt und anhand der – sofern vorhandenen – einschlägigen Bestimmungen

geprüft. Zudem sollen auch alternative Möglichkeiten einer Nachlassverwaltung aufgezeigt

werden und zur Diskussion auffordern.

2. Bisher in der Lehre diskutierte Lösungsansätze

a. Testament

Das österreichische Erbrecht bietet als Delationsgrund auch die Möglichkeit im Rahmen

letztwilliger Verfügungen über den Nachlass zu verfügen.469 Dabei müssen die Formvor-

schriften stets beachtet werden. Gemäß § 577 ABGB kann eine letztwillige Verfügung

465 Vgl dazu auch Brehm, JEV 2017, 159 (167). 466 Vgl Thiele, jusIT 2010, 167 (171); dem folgend auch Gebauer, ZIIR 2015, 382 (388). 467 Vgl Höhne, ZIIR 2015, 238 (244f). 468 Gebauer, ZIIR 2015, 382 (388). 469 Vgl dazu Welser/Zöchling-Jud, Bürgerliches Recht II14, Rz 1871ff.

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außergerichtlich oder gerichtlich, mündlich oder schriftlich errichtet werden. Über den

„digitalen Nachlass“ kann somit als Teil der Verlassenschaft im Rahmen einer letztwilli-

gen Verfügung grds testiert werden. Die Formvorschriften sind dabei zwingend einzuhal-

ten,470 auch für den „digitalen Nachlass“. Somit besteht grundsätzlich die Möglichkeit, den

„digitalen Nachlass“ im Wege der letztwilligen Verfügung zu regeln, sofern die für die

jeweilige Testamentsform entsprechenden Formvorschriften eingehalten werden. Widri-

genfalls würde dies zu deren Ungültigkeit führen und die gesetzliche Erbfolge gemäß

§ 601 ABGB auslösen.

Um nun auch sicherzustellen, dass die in der letztwilligen Verfügung Bedachten auch

problemlos den „digitalen Nachlass“ regeln können, bedarf es einer Auflistung sämtlicher

Accounts und der jeweiligen Zugangsdaten. Somit würden in einem Testament sämtliche

Passwörter zu den entsprechenden Accounts zu finden sein. Dabei verkennen Vertreter

dieser Ansicht jedoch ein wichtiges Detail. Problematisch ist idZ die Bestimmung des

§ 152 Abs 2 AußStrG.

§ 152 Abs 2 AußStrG definiert: „Eine beglaubigte Abschrift der Urkunde ist zum Verlas-

senschaftsakt zu nehmen. Der Tag der Aufnahme in den Akt ist auf der Abschrift zu ver-

merken. Den Parteien und denen, die nach der Aktenlage auf Grund des Gesetzes zur Erb-

folge berufen wären, sind unbeglaubigte Abschriften zuzustellen.“

Demnach ist der GK dazu verpflichtet, den Parteien und denjenigen Personen, die nach der

Aktenlage aufgrund des Gesetzes zur Erbfolge berufen wären, unbeglaubigte Abschriften

über die letztwilligen Anordnungen zuzustellen. Diese Zustellung soll nach den Mat blo-

ßen Informationszwecken dienen.471 Die Zustellung dient der Wahrung des rechtlichen

Gehörs und soll jenen Personen, die im Fall einer ungültigen Verfügung als Erben in Frage

kämen, substantielle Informationen geben.472

Aus diesem Grund ist zu beachten, dass eine Aufnahme von Passwörtern in die letztwillige

Verfügung zu Problemen führen kann, denn durch die Zustellung an die zur Erbfolge beru-

fenen Personen, läuft man Gefahr einer Beweisunterdrückung. Potentielle Erben können

470 Vgl dazu Welser/Zöchling-Jud, Bürgerliches Recht II14, Rz 2093. 471 ErlRV 224 BlgNR XXII. GP, 98. 472 ErlRV 224 BlgNR XXII. GP, 98f; vgl auch Schatzl/Spruzina in Gitschthaler/Höllwerth, AußStrG § 152 Rz 7; Feil, Außerstreitgesetz Kurzkommentar für die Praxis2 (2007) § 152 Rz 2; Fucik/Kloiber, Kurzkom-mentar zum Außerstreitgesetz (2005) § 152 Rz 2.

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sich Zugang zu entsprechenden Accounts verschaffen und dabei für das Verlassenschafts-

verfahren wertvolle Informationen zu Gunsten einer Erbschaft grds unterdrücken. Bei

Kenntnis gewisser Vermögenswerte wie bspw auf einem Wettaccount, können erbberech-

tigte Personen auf diese zuzugreifen, ohne dass dem tatsächlich Bedachten etwas zu-

kommt.

So ist eine unverschlüsselte Aufnahme von Passwörtern in letztwilligen Verfügungen aus

Beweissicherungsgründen nicht empfehlenswert. Vielmehr erscheint es sinnvoller, in

letztwilligen Verfügungen auf die entsprechenden Accounts hinzuweisen und diese auch

gegebenenfalls anzuführen, die zugehörigen Passwörter aber nicht in diese Verfügung auf-

zunehmen. Die zugehörigen Passwörter sind in einem Umschlag zusammen mit seinem

letzten Willen beim Notar zu hinterlegen.473 Mittlerweile werden die entsprechenden Ur-

kunden in einem digitalen Verzeichnis angelegt. Zu denken ist bei der Hinterlegung von

Passwörtern auch an eine entsprechende Urkunde, die in das Verzeichnis zur jeweiligen

Verfügung des Erblassers hinterlegt wird. Aus IT-Sicherheitsgründen wird man dieser Ge-

staltungsmöglichkeit aber entgegenhalten, dass Passwörter nicht nur gewechselt, sondern

auch unterschiedliche Passwörter verwendet werden sollten, um die Sicherheit im Internet

zu gewährleisten.474 Somit wäre mit jeder Passwortänderung auch eine Testamentsände-

rung erforderlich. Praktisch erscheint diese Form der Gestaltung des „digitalen Nachlas-

ses“ eher unvorteilhaft, zumal man nicht bei jeder Passwortaktualisierung zum Notar gehen

wird.475

b. Digitaler Bevollmächtigter/Nachlassverwalter in der Rolle als Testamentsvoll-

strecker

§ 816 ABGB definiert: „Der Verstorbene kann letztwillig einen Vollstrecker seines letzten

Willens ernennen. Übernimmt der Testamentsvollstrecker diese Aufgabe, so hat er entwe-

der als Machthaber die Anordnungen des Verstorbenen selbst zu vollziehen oder deren

Einhaltung zu überwachen und den säumigen Erben zur Vollziehung derselben zu veran-

lassen“

473 Thiele, jusIT 2010/79, 167 (171). 474<https://www.onlinesicherheit.gv.at/mitarbeiterinnen/passwortsicherheit/der_richtige_umgang/70967.html> (12.03.2016). 475 Deusch, ZEV 2014, 2 (7).

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Gemäß § 816 ABGB kann der Erblasser durch letztwillige Anordnung somit eine Person

zum Vollzieher seines letzten Willens benennen.476 Bei dieser Person handelt es sich um

den sogenannten „Testamentsvollstrecker“.477 Ausschließlich der Erblasser kann den Tes-

tamentsvollstrecker ernennen.478 Um den letzten Willen des Erblassers bezüglich seiner

digitalen Daten nun durchsetzen zu können, wäre es denkbar, dass der Erblasser eine Ver-

trauensperson benennt, die sich nach seinem Tod speziell um die Verwaltung des „digita-

len Nachlasses“ kümmert, insbesondere die Aufgabe wahrnimmt zwischen vermögens-

rechtlichen und höchstpersönlichen digitalen Gütern zu trennen. So könnte der Erblasser

verfügen, dass im Falle seines Todes seine Daten einem bestimmten Erben, einem nahen

Angehörigen oder einem Dritten zugänglich gemacht werden sollen.479 Dieser fungiert

dann als Testamentsvollstrecker, dessen Aufgabe in der Verwaltung des „digitalen Nach-

lasses“ besteht.

Dem Testamentsvollstrecker steht es aber frei, das Amt anzunehmen. Somit könnte die

vom Erblasser benannte Person diese Aufgabe theoretisch auch ausschlagen.480 Sie kann

jedoch die Funktion nicht einem Dritten übertragen.481 Wenn sich die auserkorene Person

aber dazu entschließt, eine ihr durch letztwillige Verfügung zugewiesene Aufgabe als Tes-

tamentsvollstrecker wahrzunehmen, treffen diese ab Übernahme der Tätigkeit die jeweili-

gen Pflichten.482 Das Verlassenschaftsgericht hat dabei seine Handlungen zu überwa-

chen.483

Was die Rechte und Pflichten des Testamentsvollstreckers betrifft, sind sich Lehre und

Rechtsprechung uneins. Aus § 816 ABGB lässt sich daher ableiten, dass der Testaments-

vollstrecker mit genau beschriebenen Akten der Nachlassverwaltung, oder überhaupt mit

der Verwaltung und Vertretung des Nachlasses betraut werden kann.484 Der OGH stellte

fest, dass die Aufgabe des Testamentsvollstreckers primär in Überwachungs- und Betrei-

476 Vgl Sailer in Koziol/Bydlinski/Bollenberger (Hrsg), Kurzkommentar zum ABGB4 § 816 Rz 2 (2014); Spruzina in Kletečka/Schauer, ABGB-ON § 816 ABGB Rz 2. 477 Welser/Zöchling-Jud, Bürgerliches Recht II14, Rz 2150. 478 Weiß in Klang III2 1037; Sailer in KBB, ABGB4 § 816 Rz 2. 479 Vgl Herzog, NJW 2013, 3745 (3750). 480 Sailer in KBB, ABGB4 § 816 Rz 2; vgl auch Welser in Rummel/Lukas, ABGB4 § 816 Rz 3. 481 Weiß in Klang III2 1037. 482 Nemeth in Schwimann/Kodek (Hrsg), Praxiskommentar zum ABGB III4 § 816 Rz 3 (Dezember 2012). 483 OGH 03.09.1996, 10 Ob 2204/96g = SZ 69/197; vgl auch Sailer in KBB, ABGB4 § 816 Rz 2. 484 F. Bydlinski, JBl 1981, 74; aA Kralik, Erbrecht, 273.

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bungsaufgaben besteht.485 „Darüber hinaus (also zusätzlich) können ihm aber auch im

Rahmen der zu besorgenden Aufgaben Verwaltungsfunktionen zukommen; maßgeblich ist

stets der Wille des Erblassers [...].“486 Als solche Einzelakte kommen zB die Verwaltung

des unternehmerischen Teiles eines Nachlasses oder die Verfügung über Konten487 in Be-

tracht.488 Somit ist es auch möglich, eine bestimmte Person in einer letztwilligen Verfü-

gung mit der Verwaltung sämtlicher Konten und Daten zu betrauen. Bspw könnte eine

derartige Verfügung wie folgt lauten:

„Ich, Max Mustermann möchte, dass Person XY meinen Facebook Account sowie auch

meine E-Mails beim Anbieter X-Mail löscht.“

Sinnvoll wäre bereits eine Auflistung sämtlicher Accounts in der letztwilligen Verfügung,

um den Testamentsvollstrecker davon in Kenntnis zu setzen.�Da wiederum eine Hinterle-

gung der Passwörter aus praktischen Gründen unzweckmäßig ist, empfiehlt es sich schon

zu Lebzeiten diese Zugangsdaten jener Person auszuhändigen, die im Testament mit Ver-

waltung des „digitalen Nachlasses“ beauftragt wurde bzw sich mit dieser Person kurzzu-

schließen. Freilich wäre auch eine vom Erblasser eingesetzte Person als Testamentsvoll-

strecker berechtigt, als treuhändischer Nachfolger die Zugangsdaten herauszuverlangen, da

er vom Erblasser dazu legitimiert wurde. Das postmortale Persönlichkeitsrecht des Erblas-

sers wird hier dem Auskunftsbegehren wohl kaum entgegenstehen, zumal er ja die Interes-

sen des Verstorbenen verfolgt. Auch einer Verweigerung der Herausgabe der Daten könnte

durch das Verlassenschaftsgericht durch Legitimationsbeweis des Testamentsvollstreckers

gelöst werden.

c. Auflage nach § 709 ABGB

§ 709 ABGB definiert: „Hat der Verstorbene die Verlassenschaft einer Person unter einer

Auflage zugewendet, so muss der Belastete die Auflage möglichst genau erfüllen.“

485 OGH 06.03.1997, 10 Ob 507/95; 14.02.2008, 2 Ob 1/08y = iFamZ 2008/109, 217 (Tschugguel) = NZ 1998, 71 (Zankl). 486 OGH 14.02.2008, 2 Ob 1/08y. 487 OGH 11.11.1953, 3 Ob 554/53 = SZ 26/276. 488 Welser in Rummel/Lukas, ABGB4 § 816 Rz 11.

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Denkbar ist eine Vererbung des „digitalen Nachlasses“ unter Auflage.489 Gemäß

§ 709 ABGB muss der Erbe zuerst die vom Erblasser bestimmten Auflage erfüllen, um in

den Genuss des Nachlasses zu kommen. Der Erbschaftserwerb steht sozusagen unter einer

auflösenden Bedingung. § 709 ABGB wurde durch das ErbRÄG 2015 geändert. Nach den

Mat wird die Erfüllungspflicht betont, deren Verletzung nur im Zweifel und bei Verschul-

den des Belasteten wie eine auflösende Bedingung wirkt.490 So vertritt Schmidbauer insb

iZm einem SNP die Ansicht, dass die Möglichkeit einer Auflage nach § 709 ABGB be-

steht. Dazu ist es notwendig, dass der Erblasser die Zugangsdaten bekanntgebe. „Mit einer

Auflage kann ein Erblasser seine Erben und Legatare mit bestimmten Aufgaben beauftra-

gen, wie etwa der Bekanntgabe des Todes auf Facebook in einer bestimmten Form und

eine formlose Löschung des Nutzerprofiles.“491

d. Verfallsdatum für Informationen?

Den Grundüberlegungen von Mayer-Schönberger zufolge, liegt die Lösung im Verfallsda-

tum von Informationen492, denn ein Verfallsdatum würde bewirken, dass gewisse Informa-

tionen gelöscht werden, wenn diese die „Aufbewahrungsdauer erreicht bzw überschritten

haben“.493 Damit soll bewirkt werden, dass auch Informationen mit der Zeit verknüpft und

zeitlich begrenzt werden. Beim Anlegen eines Dokuments am Computer soll bspw das

Speichern nur mehr dann möglich sein, wenn außer dem Dateinamen auch ein Verfallsda-

tum gewählt wird. Sowie es auch jetzt schon nicht möglich ist, ein Dokument ohne Datei-

namen zu speichern, soll dies auch für das Verfallsdatum geschehen.494 Nur so wird er-

reicht, dass ein Problembewusstsein entsteht, denn durch die Einführung von Haltbarkeits-

daten werden bereits vorhandene technische Mittel genutzt, die uns ins Bewusstsein rufen

sollen, dass auch Informationen nichts Zeitloses sind, sondern uns vielmehr dazu anhalten

sollen, über die Lebensdauer von Informationen nachzudenken.495

489 Hartmann, Ausgewählte Rechtsprobleme SNP, 98. 490 ErlRV 688 BlgNR XXV. GP, 19. 491 Schmidbauer, Profile in Social Networks vererben, 3. 492 Mayer-Schönberger, Delete, 201ff; darauf bezugnehmend auch vgl Hartmann, Ausgewählte Rechtsprob-leme SNP, 160ff. 493 Mayer-Schönberger, Delete, 201ff. 494 Mayer-Schönberger, Delete, 202. 495 Mayer-Schönberger, Delete, 203.

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Die technische Umsetzung beschreibt Mayer-Schönberger relativ trivial. Unabhängig von

der Gestaltung einer optimalen Benutzerschnittstelle, handelt es sich bei Verfallsdaten um

einen weiteren Typ von Metainformationen, die mit einer Information verknüpft werden.496

Schon jetzt verwalten und speichern unsere digitalen Geräte eine wachsende Zahl ähnli-

cher Metainformationen wie zB Dateinamen, Erstellungs- oder Veränderungsdaten.497

So wäre es auch durchaus denkbar durch unionsrechtliche Vorschriften (zB durch Sekun-

därrechtsakte) Kommunikationsdienste, wie etwa soziale Netzwerke, dazu verpflichten,

diese Metainformationen zwingend umzusetzen, um Nutzern im Todesfall die Löschung zu

erleichtern.

496 Mayer-Schönberger, Delete, 204f. 497 Mayer-Schönberger, Delete, 204.

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VI. Resümee

Mit dem Schlagwort des sog „digitalen Nachlasses“ werden unterschiedliche Rechtsprob-

leme aufgeworfen. Im Vordergrund steht dabei der Umgang mit digital vorhandenen Daten

des Verstorbenen sowie die damit verbundenen Rechte und Verbindlichkeiten.

Der Ausdruck „digitaler Nachlass“ ist als Umschreibung des „digitalen Erbes“ einer Per-

son zu verstehen. Der Gesetzgeber gibt in § 531 ABGB bereits eine Art Definition der Ver-

lassenschaft bzw des Nachlasses vor. Da auch an digitalen Gütern sowohl Rechte als auch

Verbindlichkeiten bestehen können, ist es richtig, dass für den „digitalen Nachlass“ keine

andere rechtliche Behandlung als für den „analogen Nachlass“ gelten kann. Das entschei-

dende Merkmal liegt aber im Charakteristikum der Höchstpersönlichkeit, sowie im Inei-

nandergreifen einer Vielzahl an Rechtsmaterien. Der Ansicht von Thiele ist zurecht zu fol-

gen, der digitale Güter als Teil der Verlassenschaft des Verstorbenen bezeichnet.498

Sofern man den „digitalen Nachlass“ definieren möchte, wäre es mE grds denkbar, den

Begriff Nachlass bzw Verlassenschaft gemäß § 531 ABGB idgF gedanklich um die Daten

und digitalen Inhalte zu erweitern. Demnach würden die Rechte und Verbindlichkeiten

eines Verstorbenen einschließlich seiner Daten und digitalen Inhalte, soweit sie nicht

höchstpersönlicher Art sind, dessen Verlassenschaft bzw Nachlass bilden. Dies erscheint

sowohl dogmatisch präzise, als unter Rechten und Verbindlichkeiten einschließlich seiner

digitalen Inhalte auch Persönlichkeitsrechte oder Immaterialgüterrechte erfasst werden, als

auch insofern, als bereits das Abgrenzungsmerkmal der Höchstpersönlichkeit Bestandteil

der Definition ist.

Der erste, in dieser Arbeit aufgegriffene, Problembereich liegt also in der Frage der Ver-

erblichkeit des sog „digitalen Nachlasses“. Aus erbrechtlicher Sicht ist dabei die Grundre-

gel, dass vermögensrechtliche Rechte und Pflichten im Allgemeinen vererblich sind, es sei

denn, dass sie höchstpersönlicher Natur wären, heranzuziehen. Der Vermögenswert von

Daten und digitalen Inhalten muss somit im Vordergrund der Vererblichkeit stehen, wäh-

rend dadurch betroffene höchstpersönliche Inhalte aber davon unabhängig, im Rahmen des

postmortalen Persönlichkeitsrechts, aufgegriffen werden können, sofern berechtigte Inte-

498 Thiele, jusIT 2010/79, 167 (167); vgl auch Gebauer, ZIIR 2015, 382 (383).

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ressen des Verstorbenen oder naher Angehöriger verletzt werden. Die auf Datenträgern

befindlichen Daten gehen nach hM auf die Erben über, da sie Bestandteil der Hauptsache

sind und dessen rechtliches Schicksal teilen. Dieser Ansicht schließe ich mich grds auch

an, doch lässt dies allerdings ein, an den Daten, bestehendes Recht unberührt. Rechte der-

gestalt können daher weiterbestehen. Hinsichtlich der Rechtsverhältnisse, welche der Erb-

lasser zu Lebzeiten mit den entsprechenden Dienstleistern geschlossen hat, tritt der Erbe

im Wege der Universalsukzession gemäß § 547 ABGB ein. In Bezug auf die Frage der

Vererblichkeit des sog „digitalen Nachlasses“, ist allerdings das Merkmal der Höchstper-

sönlichkeit von besonderer Bedeutung. Vor allem der höchstpersönliche Lebensbereich der

Person steht dabei im Vordergrund. Denn fallen Rechte in diesen Bereich, sind diese

höchstpersönlich und spricht dies wohl für die Unvererblichkeit.

Unter dem Begriff „höchstpersönlicher Lebensbereich“ ist dabei das Begriffsverständnis

des § 7 MedienG heranzuziehen. Demnach fällt jedenfalls das Leben mit der Familie, die

Gesundheitssphäre wie auch das Sexualverhalten, nicht aber das Geschäfts- und Berufsle-

ben darunter. Der Begriff „höchstpersönlicher Lebensbereich“ deckt sich dabei mit dem

Begriff Privat- und Familienleben und ist daher auch verfassungskonform iSv Art 8 MRK

zu interpretieren. Dies führt mE dazu, dass der höchstpersönliche Lebensbereich auch ein

privates SNP mitumfasst, da dieses stets das Privat- sowie auch das Familienleben eines

Nutzers berührt. Vielfach kann es bei einzelnen digitalen Gütern daher vorkommen, dass

sie aufgrund einer Vielzahl an sensiblen Daten derart an die Person des Erblassers gebun-

den und höchstpersönlicher Art sind, dass sie das zugrundeliegende Nutzungsverhältnis

„infizieren“ und dieses folglich gemäß §§ 531, 1448 ABGB mit dem Tod der betroffenen

Person untergeht. Dies ist aber jeweils gesondert im Einzelfall zu überprüfen. Ob ein

Rechtsverhältnis höchstpersönlicher Art ist und daher nicht in den Nachlass fällt, lässt sich

dabei anhand der, von Lehre und Rsp bislang herausgebildeten Merkmale messen. Diese

wurden im Rahmen der Arbeit speziell herausgearbeitet und in Gestalt eines demonstrati-

ven Kriterienkatalogs dargestellt.499

Wie im Rahmen der Frage der Vererblichkeit von digitalen Bilddaten speziell gezeigt wur-

de, kann den Persönlichkeitsrechten nicht nur ein ideeller, sondern auch ein vermögens-

werter Bestandteil immanent sein und darf der Verlassenschaft nicht entzogen werden. Den

499 Siehe dazu Kap IV. A. 1.

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87

Erben ist bei einer unberechtigten Verwendung dieser Bestandteile vielmehr ein Verwen-

dungsanspruch zuzusprechen. Dies scheint geboten, um den Schutz gegenüber einer kom-

merziellen Nutzung durch Nichtberechtigte zu gewährleisten. Nur durch einen Übergang

der vermögenswerten Bestandteile auf die Erben, können sich diese gegen eine unbefugte

Nutzung durch Dritte auch entsprechend wehren. Außerdem wird dadurch auch der ver-

mögenswerte Bestandteil, der Verlassenschaft nicht entzogen.

Den zweiten, in der Arbeit aufgegriffenen, Problembereich bildet die Thematik des Zu-

griffs auf die Daten des Verstorbenen. Sowohl datenschutz-, als auch kommunikations-

rechtliche Bedenken stehen dem Zugriff nicht entgegen. Vielmehr kommt der Frage des

postmortalen Persönlichkeitsrechts vorrangige Bedeutung zu. Denn dieser wahrt die Inte-

ressen des Verstorbenen. Thiele500 sowie auch Gebauer501 vertreten dabei die Ansicht, dass

nahen Angehörigen grds das Recht zukommen soll, auf Daten zugreifen zu können, außer

der Erblasser verfügt Gegenteiliges. ME ist es aber genau umgekehrt der Fall. Denn zur

Wahrung des postmortalen Persönlichkeitsrechts des Verstorbenen ist grds den Erben oder

nahen Angehörigen kein Recht einzuräumen, die Nutzerdaten des Verstorbenen herausver-

langen zu können, außer der Erblasser verfügt ausdrücklich die Herausgabe. Auch das Da-

tenschutzrecht schützt primär die Daten des Betroffenen. So ist mMn an diesem Grundge-

danken des Datenschutzrechts, als Ausfluss des Rechts auf Privatsphäre, im Rahmen des

postmortalen Persönlichkeitsrechts festzuhalten. Ich teile idZ jedoch die Meinung von

Böhsner502, wonach den nahen Angehörigen ein Recht eingeräumt werden kann, sofern

berechtigte Interessen für den Zugriff sprechen. Dabei können mMn auch die Argumente

des Judikats des OGH 1 Ob 550/84503 für eine Untermauerung herangezogen werden. Lie-

gen diese berechtigten Interessen aber nicht vor, bleibt der Zugriff auf die Zugangsdaten

grds aufgrund des postmortalen Persönlichkeitsrechts des Verstorbenen verwehrt. Daher

empfiehlt es sich mE bspw folgenden Passus ins Testament aufzunehmen.

„Mit meinem Tod soll das Verfügungsrecht hinsichtlich meiner digitalen Daten und Inhal-

te meiner/meinem (Person XY einsetzen) zustehen. Ich gestatte meiner/meinem (Person XY

einsetzen) den Zugang zu meinen Daten und Inhalten. Die von mir namentlich genannte

500 Thiele, jusIT 2010/79, 167 (169). 501 Gebauer, ZIIR 2015, 382 (386). 502 Böhsner, Zak 2010/625, 368 (370). 503 OGH 23.05.1984, 1 Ob 550/84.

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Person ist ferner berechtigt, über die Löschung bzw Weiterführung der oben genannten

digitalen Daten und Inhalte zu entscheiden. Durch diese Verfügung wird meinem letzten

Willen entsprochen und mein postmortales Persönlichkeitsrecht gewahrt und diesem voll

entsprochen.“

Aus dieser Verfügung geht nämlich insb hervor, dass es dem Willen des Erblassers ent-

spricht, dass auf seine Daten zugegriffen wird.

Ein Auskunftsrecht des GK ergibt sich aus § 9 GKG. Dieses Recht gewährt dem GK in

seiner Funktion mE auch ein Auskunftsrecht gegenüber Providern. Aus praktischen Grün-

den ist es daher ratsam, dass präsumtive Erben dem GK Anhaltspunkte auf vorhandene

Vermögenswerte liefern, und der GK sodann in seiner Funktion bei den jeweiligen Diens-

tanbietern anfragt, ob vermögenswerte Daten und digitale Inhalte vorhanden sind.

Weiterer Diskussionsbedarf besteht jedenfalls im Hinblick auf ein Datenschutzrecht post

mortem. Insbesondere stellt sich die Frage, ob der Schutzbereich des Datenschutzrechts

nicht auch auf Daten Verstorbener ausgeweitet werden soll. Gerade hinsichtlich der DS-

GVO, die bereits in Kraft getreten ist und ab 25.05.2018 unmittelbar anwendbar sein wird,

erscheint im Rahmen eines zu erlassenden Ausführungsgesetzes zur DS-GVO ein neuerli-

cher Diskussionsbedarf innerstaatlich geboten, um gegebenenfalls diesen Schutz auf die

Daten Verstorbener auszuweiten. Die DS-GVO gilt zwar nicht für die personenbezogenen

Daten Verstorbener, doch können Mitgliedstaaten Vorschriften für die Verarbeitung der

personenbezogenen Daten Verstorbener vorsehen.504 Daher ist im Rahmen des Gesetzge-

bungsprozesses hinsichtlich eines Ausführungsgesetzes zur DS-GVO ein neuerlicher Dis-

kussionsbedarf anzuregen.505 Nach der derzeitigen Rechtslage ist ein Datenschutzrecht

Verstorbener mE ex lege jedenfalls nicht ausgeschlossen, auch wenn es nach stRsp und hL

mit dem Tod der betroffenen Person erlischt. Eine Klärung durch den Gesetzgeber de lege

ferenda wäre in diesem Zusammenhang zur Wahrung der Rechtssicherheit dennoch wün-

schenswert.

504 ErwGr 27 der DS-GVO. 505 Vgl dazu das bereits in Begutachtung stehende deutsche ABDSG-E (Ausführungsgesetz zum Bundesda-tenschutzgesetz-Entwurf), das jedoch keinen Schutz personenbezogener Daten Verstorbener vorsieht.

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Bezüglich der Gestaltungsmöglichkeiten des „digitalen Nachlasses“ finden sich gegenwär-

tig sowohl Services wie zB der „digitale Nachlass-Service“ des „Wiener Vereins“, als auch

Empfehlungen in der Lit. ME ist jedoch nochmals besonders darauf hinzuweisen, dass eine

Aufnahme der Passwörter ins Testament im Hinblick auf § 152 Abs 2 AußStrG zu Proble-

men führen kann. Denn werden Passwörter ins Testament aufgenommen, setzt man sich

der Gefahr aus, dass auf vorhandene digitale vermögenswerte Daten durch Dritte zugegrif-

fen wird und somit der Verlassenschaft entzogen werden können. Denn den zur Erbfolge

berufenen Personen ist eine Abschrift des Testaments ex lege zuzustellen, wodurch sich

diese auch Kenntnis von den Passwörtern verschaffen können. Ferner ist es aus denkbar,

einen „digitalen Bevollmächtigten/Nachlassverwalter“ zu benennen, dem die Verwaltung

des „digitalen Nachlasses“ obliegen soll. Diesem kann dann grds die Stellung eines Testa-

mentsvollstreckers zukommen.

In technischer Hinsicht ist dem Ansatz von Mayer-Schönberger mE durchaus Beachtung

zu schenken. Durch eine zusätzliche Metainformation kann nämlich das Vergessenwerden

in die digitale Welt eingeführt werden. So wäre es auch denkbar, unionsrechtlich durch

entsprechende Sekundärrechtsakte, Kommunikationsdienste dazu zu verpflichten, entspre-

chende Metainformationen aufzunehmen. Dadurch könnten Nutzer ihre Daten eigenständig

mit Verfallsdaten versehen, wodurch auch dem Problem des Weiterbestands digitaler Da-

ten nach dem Tod, vorgebeugt werden würde.

Besonderes Augenmerk ist mE aber künftig dem Kommunikationsgeheimnis zu schenken.

Aus momentaner Sicht stehen telekommunikationsrechtliche Aspekte einer Herausgabe der

Daten und digitalen Inhalte grds nicht entgegen. Besondere Bedeutung wird aber künftig

den E-Mail-Diensten zukommen.506 Nach der bisherigen Spruchpraxis der RTR sind

E-Mail-Dienste keine elektronischen Kommunikationsdienste, zumal der Zweck solcher

Dienste nicht überwiegend in der Signalübertragung gesehen wird. Doch bleibt abzuwar-

ten, ob diese Linie auch durch die Rsp beibehalten wird, oder ob idZ die jüngst ergangene

E507 des VG Köln richtungsweisend ist. Dieser Ansicht wird in der Lit zT schon gefolgt.508

Schließt man sich dieser Meinung nämlich an, würde sich ein E-Mail-Dienst auch auf das

506 Siehe dazu Kap IV. C. 4. 507 VG Köln 11.11.2015, 21 K 450/15. 508 Feiel, MuR 2015, 377 (379); Lust in Riesz/Schilchegger, TKG Kommentar § 3 Rz 99ff.

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90

Kommunikationsgeheimnis berufen können, wodurch es zu Problemen bei der Herausgabe

der Zugangsdaten kommen kann.

Sollte sich diese Ansicht auch bei der RTR durchsetzen, würden sich Kommunikations-

dienste auf das Kommunikationsgeheimnis stützen können. Dem könnte dann allerdings

mit einer Regelung ähnlich wie die des § 38 Abs 2 Z 3 BWG entgegengetreten werden.

Denn gemäß leg cit besteht gegenüber dem GK und dem Abhandlungsgericht im Fall des

Todes des Kunden kein Bankgeheimnis.509 Mit dieser Regelung im BWG wird das Bank-

geheimnis für GK und Abhandlungsgericht durchbrochen. Das Bankinstitut muss sich so

verhalten, als würde der zwischenzeitig verstorbene Kunde selbst anfragen.510 Der Zweck

der Durchbrechung des Bankgeheimnisses besteht darin, im Zusammenhang mit der Ver-

lassenschaftsabhandlung zugehörige Vermögensstücke festzustellen.511 Der Gerichtskom-

missär wird kraft eigenen Rechts tätig, andernfalls wäre er nicht in der Lage, das Vermö-

gen des Verstorbenen, um das es geht, festzustellen.512

Der GK wird jedenfalls in Zukunft immer häufiger mit Fragen in Bezug auf den „digitalen

Nachlass“ konfrontiert werden. Höhne513 vergleicht den Zugang zu einem E-Mail-Account

mit einem Schlüssel zu einer Mietwohnung, in welche die Erben ex lege eintrittsberechtigt

sind, zumal kein Unterscheid zu einem Schlüssel besteht, der bei einem Account sperrt und

in dem die Daten des Verstorbenen verwaltet werden.514 Führt man diesen Ansatz von

Höhne fort, ist an den Befugnissen des GK anzuknüpfen. Diese erstrecken sich gemäß

§ 9 GKG auf das gesamte Bundesgebiet und ihm obliegt gemäß § 145 AußStrG die Todes-

fallaufnahme. Er hat dabei alle Umstände zu erheben, die für das Verlassenschaftsverfah-

ren erforderlich sind.515 Auf welche Weise er diese Umstände erhebt, überlässt der Gesetz-

geber seiner Verantwortung.516 Er darf sich in der Wohnung des Erblassers nach für die

Todesfallaufnahme relevanten Fakten umschauen. Er darf dabei Schreibtische, Aktenta-

schen sowie sonstige Behältnisse öffnen.517 Somit erlaubt § 146 AußStrG dem Gerichts-

509 Höhne, ZIIR 2015, 238 (240). 510 Jabornegg, Aktuelle Fragen des Bankgeheimnisses, ÖBA 1997, 663 (671). 511 Jabornegg/Strasser/Floretta (Hrsg), Bankgeheimnis (1985) 126. 512 Laurer in Laurer/Borns/Strobl/M. Schütz/O. Schütz, BWG3 § 38 BWG Rz 16. 513 Höhne, ZIIR 2015, 238 (238). 514 Höhne, ZIIR 2015, 238 (238). 515 Feil, Außerstreitgesetz. Kurzkommentar3 §145 Rz 1. 516 Grün in W. Rechberger (Hrsg), Kommentar zum Außerstreitgesetz3 § 145 Rz 3 (2013). 517 ErlRV 224 BlgNR XXII. GP, 95.

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kommissär den Eingriff in das Hausrecht.518 Der Erbe darf dabei das Betreten der erblasse-

rischen Wohnung laut Rsp auch nicht verwehren.519 Ferner kann das Verlassenschaftsge-

richt auch einem Dritten anordnen, die Besichtigung von zu ihm gebrachten Sachen, die im

Besitz des Erblassers waren, zu gestatten.520 Eine Befugnis des Gerichtskommissärs ver-

schlossene Briefe zu öffnen, wobei der Erblasser ausdrücklich anordnet, diese ungeöffnet

zu lassen, wurde vom OGH verneint.521 Dies gilt mE nicht für Fälle, in denen der Erblasser

diesbezüglich nichts verfügt hat.

Mit der Digitalisierung ändern sich die Zeiten und vielerlei verlagert sich auf die elektroni-

sche Kommunikation. Folglich muss sich der GK wohl vermehrt „virtuell“ umschauen

müssen. Denn Zweck der Todesfallaufnahme ist es, Anhaltspunkte geliefert zu bekommen,

in welche Richtung der GK weiter vorgehen soll. Dies uA um die Vermögensverhältnisse

des Verstorbenen festzustellen. Man denke etwa an eine verstorbene Person, die aufgrund

ihrer Spielleidenschaft bei diversen Online-Wettanbietern registriert war und bspw auf

gewissen Accounts ein Guthaben vorzufinden ist.522 Wissen die Erben nichts von der

Spielleidenschaft des Erblassers und noch weniger vom Guthaben auf diversen Accounts

und sehen auch die AGB keine Regelung vor, wonach das Guthaben automatisch ausbe-

zahlt wird, würden diese Aktiva dem Nachlass entzogen werden.

Aus diesem Grund müsse man den Schutz des Kommunikationsgeheimnisses zum Wohle

einer objektiv richtigen Abhandlungspflege lockern, sowie auch der Zweck der Durchbre-

chung des Bankgeheimnisses darin besteht, die Zugehörigkeit von Vermögensstücken zur

Verlassenschaft zu klären.523 Würde dem GK ex lege ein Einsichtsrecht gegenüber Kom-

munikationsdiensten des Verstorbenen gewährt werden – wie dies auch beim BWG – der

Fall ist, kann er in weiterer Folge, sofern Anhaltspunkte vorliegen, durch die E-Mails auf

zum Nachlass zugehöriges Vermögen schließen. Auch bei Wohnungen ist es nur dann

notwendig Erhebungen durchzuführen, wenn relevante Anhaltspunkte vorliegen.524 Somit

würde die bloße Einräumung eines Auskunftsrechts zugunsten des GK bzw des Abhand-

lungsgerichts auch nicht dem Verhältnismäßigkeitsgrundsatz zuwiderlaufen, zumal es dem

518 ErlRV 224 BlgNR XXII. GP, 95. 519 OGH 05.05.1931, 4 Ob 236/31 = SZ 13/201. 520 OGH 31.08.1932, 3 Ob 757/32. 521 OGH 23.10.1963, 7 Ob 265/63. 522 Siehe Kap IV. B. 3. 523 Jabornegg/Strasser/Floretta, Bankgeheimnis, 126. 524 Schatzl/Spruzina in Gitschthaler/Höllwerth, AußStrG § 146 Rz 3.

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92

GK nur bei Anhaltspunkten auf mögliches Vermögen zustehe, sich Zugang zum E-Mail-

Account des Verstorbenen zu verschaffen. Denn was einst in der Wohnung des Verstorbe-

nen zu finden war, kann sich nun vermehrt im „virtuellen Wohnraum“ des Verstorbenen,

nämlich zB in seinem E-Mail-Account finden.

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XXI

Judikaturverzeichnis

OGH 29.11.2016, 6 Ob 219/16y

OGH 22.07.2014, 9 ObA 20/14b = ZAS 2015/13, 76 (Gerhartl) = DRdA 2015/25, 190 (Koz-

ak) = ZAS 2016/22, 114 (Schrank) = SZ 2014/67

OGH 19.03.2013, 4 Ob 45/13s (unken.at) = jusIT 2013/43, 89 (Thiele) = wbl 2013/129, 356

(Thiele)

OGH 20.12.2012, 2 Ob 195/12h = immolex 2013/33, 114 (Pfiel)

OGH 13.12.2012, 1 Ob 222/12x = iFamZ 2013/97, 146 (Reiter) = RdM 2013/103, 151

(Kräftner) = SZ 2012/138

OGH 20.09.2012, 2 Ob 166/12v = iFamZ 2013/138, 183 (Parapatits)

OGH 22.06.2012, 6 Ob 119/11k = jusIT 2012/61, 134 (Mader) = ecolex 2012/367, 904 (An-

derl) = ÖJZ EvBl-LS 2012/157, 974 (Rohrer) = ZIR 2013, 56 (Briem)

OGH 13.07.2010, 4 Ob 112/10i (Sexualverhalten I) = MR 2010, 316 (Korn)

OGH 21.06.2010, 17 Ob 2/10h (Maria Treben) = ecolex 2010/438, 1173 (Adocker) = MR

2010, 379 (Thiele)

OGH 28.04.2010, 3 Ob 17/10m = iFamZ 2010/209, 287 (288) (Tschugguel)

OGH 21.04.2010, 7 Ob 43/10i

OGH 23.02.2010, 4 Ob 210/09z

OGH 25.11.2009, 3 Ob 232/09b = iFamZ 2010/148, 198 (Parapatits)

OGH 16.04.2009, 6 Ob 287/08m = ecolex 2009/223, 591 (Verweijen) = iFamZ 2009/212, 303

(Tschugguel) = EF-Z 2010/51, 79 (Dullinger)

OGH 01.04.2009, 9 Ob 66/08h

OGH 25.03.2009, 3 Ob 287/08i (cafeoperwien.at) = ecolex 2009/309, 778 (Tonninger) = ÖJZ

EvBl 2009/117, 808 (Pilz) = jusIT 2009/41, 92 (Thiele) = SZ 2009/37

OGH 14.02.2008, 2 Ob 1/08y = iFamZ 2008/109, 217 (Tschugguel) = NZ 1998, 71 (Zankl)

OGH 07.11.2007, 6 Ob 57/06k (Ernst-Happel-Briefmarke) = MR 2008, 145 (Thiele/Warzilek)

= ecolex 2008/198, 550 (Schachter) = SZ 2007/171

Page 115: Der digitale Nachlass unter besonderer Berücksichtigung ...€¦ · USB Universal Serial Bus . 1 I. Einleitung „Seit Beginn der Menschheitsgeschichte war das Vergessen für uns

XXII

OGH 29.08.2007, 7 Ob 175/07x = iFamZ 2008/13, 16 (Parapatits) = SZ 2007/135

OGH 27.09.2005, 1 Ob 105/05f

OGH 11.08.2005, 4 Ob 59/05p = wbl 2006/21, 46 (Thiele) = ecolex 2006/244, 587 (Schuma-

cher) = ÖBl 2006/30, 130 (Gamerith) = MR 2006, 160 (Thiele)

OGH 21.04.2005, 6 Ob 69/05y = RdW 2005/537, 473 (Görg/Putzi)

OGH 29.01.2004, 6 Ob 263/03z = NZ 2005/21, 77 (F. Müller) = SZ 2004/15

OGH 11.09.2003, 6 Ob 106/03m = GeS 2003, 479 (Arnold) = RdW 2004/45, 66 (Nowotny) =

SZ 2003/105

OGH 29.08.2002, 6 Ob 283/01p (Omofuma) = SZ 2002/107

OGH 29.08.2002, 6 Ob 191/02k

OGH 13.02.2001, 4 Ob 307/00a = MR 2001, 298 (Walter) = RfR 2002, 13 (Dittrich)

OGH 25.10.2000, 2 Ob 281/00p = SZ 73/167

OGH 15.06.2000, 4 Ob 85/00d = ecolex 2000/322, 808 (Schanda) = MR 2001, 353 (Zöch-

bauer)

OGH 25.05.2000, 1 Ob 341/99z = SZ 73/87

OGH 21.12.1999, 4 Ob 320/99h = ecolex 2000/98, 215 (Schanda) = ÖBl 2000, 134 (Kurz) =

SZ 72/207

OGH 24.02.1998, 4 Ob 368/97i

OGH 09.09.1997, 4 Ob 199/97m

OGH 06.03.1997, 10 Ob 507/95

OGH 29.10.1996, 4 Ob 2316/96h

OGH 30.09.1996, 6 Ob 2068/96b = SZ 69/217

OGH 03.09.1996, 10 Ob 2204/96g = SZ 69/197

OGH 14.10.1994, 5 Ob 504/96 = ecolex 1998, 127 (Wilhelm) = JBl 1998, 577 (krit Staudeg-

ger) = SZ 70/202

OGH 22.03.1994, 4 Ob 166/93

OGH 21.12.1993, 1 Ob 609/93

OGH 10.04.1991, 2 Ob 625/90

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XXIII

OGH 23.05.1984, 1 Ob 550/84 = SZ 57/98

OGH 05.04.1984, 7 Ob 18/84 = SZ 57/73

OGH 14.12.1983, 1 Ob 675/83

OGH 16.02.1982, 4 Ob 406/81 = ÖBl 1983, 118 (K. Nowakowski) = SZ 55/12

OGH 12.07.1977, 4 Ob 91/77 = SZ 50/103

OGH 11.05.1976, 4 Ob 369/75 = SZ 49/63

OGH 29.10.1969, 4 Ob 2316/96h

OGH 24.09.1968, 4 Ob 47/68 = SZ 41/115

OGH 23.10.1963, 7 Ob 265/63

OGH 11.11.1953, 3 Ob 554/53 = SZ 26/276

OGH 23.01.1952, 1 Ob 59/52 = SZ 25/19

OGH 31.08.1932, 3 Ob 757/32

OGH 05.05.1931, 4 Ob 236/31 = SZ 13/201

LG St. Pölten 23.03.2006, 21 R 104/06m

VwGH 27.05.2009, 2007/05/0280 = jusIT 2009/104, 211 (Jahnel)

DSB 18.11.2015, DSB-D122.367/0007-DSB/2015

DSB, 11.03.2015 DSB-D122.319/0002-DSB/2015

DSK, 17.10.2012 K121.842/0008-DSK/2012 = Dako 2015/28 (Haidinger/M.Weiss)

DSK, 27.08.2010 K121.628/0015-DSK/2010

DSK, 12.09.2003, K202.028/006-DSK/2003

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RIS-Justiz RS0114350

RIS-Justiz RS0032673

RIS-Justiz RS0113851

RIS-Justiz RS0012194

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BGH 01.12.1999. I ZR 49/97 = (Marlene Dietrich) = BGHZ 143, 214

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XXIV

LG Berlin 17.12.2015, 20 O 172/15 = K&R 2014/11, 693 (Leeb)

LG Saarbrücken 14. 2. 2014, 13 S 4/14 = NJW 2014, 1395 (Deutsch)

VG Köln 11.11.2015, 21 K 450/15 (Google Inc, USA)