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Historisches Seminar Seminartitel Dozierende_r Semester Jahr Der Erste Weltkrieg ist Osteuropa: Berichterstattung der ZEIT in den Monaten Januar bis September 2014 Vorname Name Matrikelnummer: XX Semesteranzahl: XX Hauptfach: XX Nebenfach: XX Adresse PLZ Ort E-Mailadresse Telefonnummer Eingereicht am: Datum

Der Erste Weltkrieg ist Osteuropa: Berichterstattung der

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Page 1: Der Erste Weltkrieg ist Osteuropa: Berichterstattung der

Historisches SeminarSeminartitel

Dozierende_rSemester Jahr

Der Erste Weltkrieg ist Osteuropa: Berichterstattung derZEIT in den Monaten Januar bis September 2014

Vorname Name

Matrikelnummer: XXSemesteranzahl: XXHauptfach: XXNebenfach: XX

Adresse PLZ OrtE-MailadresseTelefonnummer

Eingereicht am: Datum

Page 2: Der Erste Weltkrieg ist Osteuropa: Berichterstattung der

InhaltsverzeichnisEinleitung.............................................................................................................................................1 1 Printmedien und kollektives Gedächtnis..........................................................................................3

1.1 Gedächtnis und Medialität........................................................................................................3 1.2 Klassische Topoi des deutschen Geschichtsjournalismus.........................................................5

2 Berichterstattung zum Ersten Weltkrieg in Osteuropa.....................................................................6 2.1 Vorgeschichte des Ersten Weltkriegs........................................................................................7 2.2 Kriegsfolgen............................................................................................................................10 2.3 Erinnerung..............................................................................................................................13

3 Fazit................................................................................................................................................16Bibliographie......................................................................................................................................18

Page 3: Der Erste Weltkrieg ist Osteuropa: Berichterstattung der

EinleitungIm Juni dieses Jahres jährten sich die Ermordung des österreichischen Thronfolgers und

der Ausbruch des Ersten Weltkriegs zum hundertsten Mal. In diesem Zusammenhang

rückte der Erste Weltkrieg wieder stärker in den Fokus der öffentlichen Wahrnehmung, was

sich u.a. in einer beachtlichen Zahl an journalistischen Publikationen zu der Zeit zwischen

1914 und 1918 niederschlug.

Diese grosse mediale Aufmerksamkeit in Bezug auf ein längst vergangenes Ereignis mag

auf den ersten Blick erstaunen, denn ist es nicht gerade ein zentrales Merkmal des

Journalismus, sich mit aktuellen Geschehnissen zu befassen?1 Dieses Diktum mag

grundsätzlich stimmen, jedoch haben die Medien in den letzten Jahrzehnten das Nicht-

Aktuelle, das Vergangene als ein „Reservoir an spannenden, dramatischen, konfliktreichen

und oft gut zu personalisierenden Geschichten“ entdeckt.2 Diese neue Sparte des

'Geschichtsjournalismus' ist Teil eines steigenden Interesses der Leserschaft an historischen

Themen, das Nolte gar als „eine fundamentale kulturelle Historisierung“ der westlichen

Gesellschaft seit den 1980er Jahren bezeichnet.3 Die Entwicklung betrifft in einem

besonderen Masse Deutschland, wo ab den späten 1970er Jahren eine kritische

Auseinandersetzung mit der eigenen Herkunft, Geschichte und Identität einsetzte, die nicht

nur Historiker oder Intellektuelle umfasste.4

Obwohl Osteuropa in grossem Masse vom Ersten Weltkrieg betroffen war, wird die Region

in der westeuropäischen Erinnerung meist nur als sekundärer Kriegsschauplatz

wahrgenommen.5 Im Rahmen dieser Arbeit soll untersucht werden, inwiefern dies auch für

Deutschland gilt, dessen Grenzen sich zeitweise weit in osteuropäisches Gebiet erstreckten

und dessen (z.T. ehemalige) Staatsangehörige schon seit vielen Generationen in den

verschiedensten Teilen Osteuropas ansässig waren.

Auf der überindividuellen, kollektiven Ebene können Gedächtnis und Erinnerung nur

medial vermittelt und konstruiert werden: durch Sprache, Bücher oder Massenmedien.6

Letztere bestimmen nicht nur jeden Morgen und Abend, „[...] was gewesen ist und was

1 Arnold/Hömbert/Kinnebrock, Einführung, S. 7.2 Ebd.3 Nolte, Öffentliche Geschichte, S. 133.4 Ebd., S. 134f. 5 Rudolf/Oswalt, Weltgeschichte, S. 164.6 Erll, Medium, S. 4.

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Page 4: Der Erste Weltkrieg ist Osteuropa: Berichterstattung der

man sich für die Zukunft zu erwarten hat, was vergessen wird und was erinnert werden

soll“, sondern vertreten dabei auch ihre eigene Perspektive auf historische Ereignisse.7

Dass die grossen Zeitungen mit meinungsführendem Anspruch grossen Einfluss auf die

Geschichtswahrnehmung der Bevölkerung haben, zeigen in Deutschland die zahlreichen

zeithistorischen Debatten, die von den Medien angestossen und von der Forschung

aufgenommen wurden. Ein Beispiel dafür ist die ZEIT, bei der führende Redaktorenstellen

oft von ausgebildeten Historikern besetzt sind und die eine tragende Rolle bei der Fischer-

Kontroverse, dem „Historikerstreit“ und der Goldhagen-Debatte einnahm.8 Im Fokus dieser

Arbeit steht deshalb folgende Fragestellung:

Wie berichtet die deutsche Wochenzeitung die ZEIT in den Monaten Januar bis September

20149 über Osteuropa im Ersten Weltkrieg?

Der Terminus 'Osteuropa' umfasst in dieser Arbeit folgende Länder, die in den Ersten

Weltkrieg involviert waren: Russisches Reich, Serbien, Bulgarien sowie die

osteuropäischen Gebiete des Deutschen Reichs und Österreich-Ungarns.

Zur Beantwortung der Fragestellung wird in einem ersten Schritt ein Überblick über die

theoretischen Konzepte, die für das Verhältnis von Medialität und Gedächtnis relevant

sind, gegeben (Kapitel 1.1) und der aktuelle Forschungsstand zur inhaltlichen Orientierung

des Geschichtsjournalismus in Deutschland zusammengefasst (Kapitel 1.2). In einem

zweiten Schritt soll untersucht werden, in welchem quantitativen und qualitativen Umfang

Osteuropa in der Berichterstattung der ZEIT thematisiert wird (Kapitel 2). Neben dem

Anteil der Artikel mit Osteuropa-Bezug (Kapitel 2.1) interessieren insbesondere die drei

Topoi, um die sich die Berichterstattung zu Osteuropa dreht (Kapitel 2.1, 2.2 und 2.3). Im

Mittelpunkt dieses qualitativen Interpretationsschrittes steht die Frage, was in den Artikeln

thematisiert wird, in welcher Form und aus welchem Anlass dies geschieht sowie welchen

(geschichtstheoretischen) Zugang die ZEIT dabei wählt.

7 Esposito, Soziales Vergessen, S. 262.8 Ullrich, Streitgeschichte, S. 178, 180; Bösch, Getrennte Sphären, S. 60.9 Die Arbeit wurde in den Monaten Oktober und November 2014 verfasst.

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Page 5: Der Erste Weltkrieg ist Osteuropa: Berichterstattung der

1 Printmedien und kollektives Gedächtnis

1.1 Gedächtnis und Medialität

Mit der Bedeutung, die Gruppen einem historischen Ereignis zumessen, beschäftigt sich

seit Beginn der 1980er Jahre auch die Geschichtswissenschaft. Unter dem Eindruck des

'cultural turn' begannen die Historiker, sich mit den Kategorien kollektives Gedächtnis und

Erinnerungskultur auseinanderzusetzen.10 Mittlerweile gehören die beiden Konzepte zu

den bedeutsamsten innerhalb einer interdisziplinär ausgerichteten Kulturwissenschaft.11 Im

Zentrum der historischen Forschung steht die Frage, „[...] wie Menschen in heutiger Zeit

oder in früheren Zeiten Vergangenheit wahrnehmen oder wahrgenommen haben, wie sie

diese gedeutet, anverwandt oder funktionalisiert haben und wie gedeutete Geschichte auf

diese Weise wiederum selber geschichtsmächtig geworden ist“.12 Nach dem Gedächtnis-

Konzept von Aleida und Jan Assmann wird in der vorliegenden Arbeit Gedächtnis als ein

primär soziales Phänomen verstanden, das gleichwohl eine neuronale und psychische

Komponente hat, denn: „Das Gedächtnis entsteht nicht nur in, sondern vor allem zwischen

den Menschen.“13 Gedächtnis entsteht somit durch Gruppen und lässt gleichzeitig Gruppen

entstehen, indem es eine identitätsstiftende Funktion besitzt. Assmann/Assmann

unterscheiden zwischen einem kommunikativen Kurzzeit-Gedächtnis und einem

kulturellen Langzeit-Gedächtnis.14 Unter den Begriff des kommunikativen Kurzzeit-

Gedächtnisses, auch kollektiv-episodisches Gedächtnis oder Generationengedächtnis

genannt, fallen jene vergangenen Erfahrungen, die von mindestens zwei Personen erlebt,

geteilt und erinnert werden.15 Das Generationengedächtnis umfasst somit maximal 80 bis

100 Jahre und wird von den Zeitzeugen in der „alltäglichen Face-to-Face-Kommunikation“

hergestellt.16 Mit seinen Trägern stirbt auch das Generationengedächtnis.17 Aus der

heutigen Perspektive bedeutet dies, dass wir in Bezug auf den Ersten Weltkrieg nicht mehr

mit einem Generationengedächtnis rechnen können. Die deutsche Öffentlichkeit ist

demnach in ihrer Erinnerung an die Zeit zwischen 1914 und 1918 auf die Existenz eines

10 Oexle, Memoria, S. 9; Nolte, Öffentliche Geschichte, S. 141f.11 Erll, Medium, S. 3.12 Horn/Sauer, Vorwort, S. 10. 13 Assmann/Assmann, Das Gestern im Heute, S. 114.14 Ebd., S. 119f.15 Vgl. dazu auch Ammann, Gedenktagsjournalismus, S. 157; Echterhoff, Das Außen des Erinnerns, S. 75.16 Ammann, Gedenktagsjournalismus, S. 157.17 Assmann/Assmann, Das Gestern im Heute, S. 120.

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Page 6: Der Erste Weltkrieg ist Osteuropa: Berichterstattung der

kulturellen Langzeitgedächtnisses angewiesen, das durch den Einsatz von externen und

gesellschaftlich organisierten Speicher- und Trägermedien entsteht.18 Diese „externe

semiotische Fixierung“, beispielsweise durch Symbole, Texte oder Bilder, ermöglicht, dass

Wissen über die Vergangenheit dauerhaft „kollektiv wirksam“ wird und die Angehörigen

einer Gruppe zeit- und ortsunabhängig auf Informationen zugreifen können.19 Innerhalb

des kulturellen Langzeitgedächtnisses unterscheiden Assmann/Assmann zwischen

Funktions- und Speichergedächtnis. Letzteres steht für den unbewohnten Bereich des

Gedächtnisses, in dem sich jene neutralen oder identitätsirrelevanten Elemente befinden,

die vergessen, verdrängt oder zurzeit nicht benötigt werden. Wird ein Element des

Speichergedächtnisses für die Gemeinschaft relevant, so wird es vom bewohnten Teil des

Gedächtnisses, dem Funktionsgedächtnis, aufgegriffen und weiterverarbeitet. Dabei muss

der entsprechende Wissensbestand verknüpft, angeeignet und mit Sinn versehen werden.20

Das soziale Gedächtnis verfährt (re)konstruktiv und Erinnerung ist immer auch ein

„kreativer Konstruktionsprozess“21, der mehr umfasst als objektive historische Fakten.22

Gedächtnis und Erinnerung bilden demnach nicht einfach die Vergangenheit ab, sondern

sind immer an eine Gruppe gebunden, die anhand gegenwärtiger Bedürfnisse bestimmt,

was und wie sie erinnert.23 Durch den Akt der Erinnerung wird ein vergangenes Ereignis

mit der Gegenwart verknüpft und eröffnet für die Erinnerungsgemeinschaft eine

Perspektive auf die Zukunft.24 Um erinnert zu werden, müssen vergangene Ereignisse

demnach relevant für gegenwärtige oder zukünftige Situationen oder Handlungen der

betreffenden Gemeinschaft sein.25 Von besonderer Bedeutung für die Erinnerung sind

deshalb zeitgeschichtliche Themen, bei denen der Gegenwartsbezug offen ersichtlich ist,

die als die eigene Geschichte wahrgenommen werden und somit zur

„Identitätskonstruktion“ geeignet sind.26 Daraus folgt auch, dass das soziale Gedächtnis ein

zeitgebundenes und somit „wandlungsfähiges“ Produkt eines „aktiv und kreativ

Wirklichkeit erzeugenden [...] Verfahren[s] der Kultur“ ist27, das sich immer zwischen

18 Ammann, Gedenktagsjournalismus, S. 157; Echterhoff, Das Außen des Erinnerns, S. 77.19 Echterhoff, Das Außen des Erinnerns, S. 80f.20 Assmann/Assmann, Das Gestern im Heute, S. 122f. 21 Erll, Medium, S. 4, 17; vgl. dazu Bergmann, Gedenktage, Gedenkjahre und historische Vernunft, S. 27.22 Echterhoff, Das Außen des Erinnerns, S. 79f.23 Oexle, Memoria, S. 26; Erll, Medium, S. 4, 17.24 Rüsen, Historische Orientierung, S. 216, 219.25 Echterhoff, Das Außen des Erinnerns , S. 79f.26 Arnold/Hömbert/Kinnebrock, Einführung, S. 7; vgl. dazu auch Sauer, Einführung, S. 26.27 Erll, Medium, S. 4.

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Page 7: Der Erste Weltkrieg ist Osteuropa: Berichterstattung der

Erinnern und Vergessen bewegt.28

Wie bereits in der Einleitung angesprochen, sind es auf kollektiver Ebene neben den

Schulen und Universitäten insbesondere die Massenmedien, die mit ihren

Rekonstruktionen der Vergangenheit eine quantitativ relevante Menge an

Diskursteilnehmern erreichen können.29 Wenn man bedenkt, dass die Mehrheit der

Teilnehmer keinen direkten, nicht massenmedial vermittelten Zugang zu

zeitgeschichtlichen Themen besitzt, dann stellt sich die Frage, inwiefern der

Geschichtsjournalismus durch seine Themenwahl einen Einfluss auf die Bildung sozialer

Erinnerungskulturen hat.30 Gleichzeitig ist zu fragen, inwiefern die

Medienberichterstattung selbst vom kollektiven Gedächtnis abhängt.

Im Hinblick auf die in dieser Arbeit angestrebte Medieninhalts- oder Gedächtnisanalyse

bedarf es einer letzten begrifflichen Differenzierung: Ziel ist es zwar, das

Funktionsgedächtnis zu analysieren, allerdings handelt es sich beim Gedächtnis um etwas

Virtuelles, das sich weder beobachten noch empirisch untersuchen lässt.31 Seine sicht- und

untersuchbare Ausprägung findet das Gedächtnis in der Erinnerung oder unterschiedlichen

Erinnerungskulturen, die aus konkreten Handlungen von Gruppen oder Individuen

bestehen. Terminologisch korrekt gesprochen, werden in der vorliegenden Arbeit folglich

Erinnerungskulturen und keine Gedächtnisse untersucht.

1.2 Klassische Topoi des deutschen Geschichtsjournalismus

Die zu Beginn dieser Arbeit gestellte Frage kann in diesem Sinne folgendermassen

umformuliert werden: Welche Wissensbestände mit Bezug zum Ersten Weltkrieg in

Osteuropa werden von der ZEIT als ausreichend relevant erachtet, um durch

Aktualisierung und Verknüpfung Teil des Funktionsgedächtnisses zu werden?

Obwohl die Forschung erkannt hat, wie wichtig die Massenmedien bei der Konstruktion

und Kultivierung von Vergangenheitsversionen sind, gibt es bisher noch keine

systematische Untersuchung des Verhältnisses von Medialität und kollektivem

Gedächtnis.32 Im Bereich der deutschen Printmedien finden sich jedoch einige

aufschlussreiche Untersuchungen dazu, welche geschichtlichen Themen aufgegriffen

28 Assmann, Mediengeschichte, S. 47.29 Echterhoff, Das Außen des Erinnerns, S. 81; Sauer, Einführung, S. 27; Barricelli/Hornig, Einführung, S.

19.30 Donk/Herbers, Journalismus zwischen öffentlichem Erinnern und Vergessen, S. 195. 31 Oexle, Memoria, S. 11f. 32 Ammann, Gedenktagsjournalismus, S. 153f.; Borsò, Einleitung, S. 9.

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Page 8: Der Erste Weltkrieg ist Osteuropa: Berichterstattung der

werden. Große Kracht unterscheidet drei Faktoren, auf denen die Themenwahl basiert:

Aktualitätsbezug, kommunikative Anschlussfähigkeit und Moralisierungsfähigkeit. Die

Massenmedien behandeln demnach vor allem zeitgeschichtliche Themen, die im Rahmen

von Gedenktagen oder Gedenkjahren einen zusätzlichen Aktualitätsbezug aufweisen und

das Publikum emotional oder moralisch ansprechen, indem sie beispielsweise vom

Handeln konkreter Personen berichten.33 Verschiedene jüngere Inhaltsanalysen bei

deutschen Zeitungen, Zeitschriften und Geschichtsmagazinen zeigen, dass die Redaktionen

mehrheitlich auf die deutsche Zeitgeschichte setzen, wobei NS- und Zweit-Weltkrieg-

Themen eindeutig dominieren, so auch in der ZEIT.34

2 Berichterstattung zum Ersten Weltkrieg in OsteuropaVon Anfang Januar bis Ende September 2014 erschienen in den 40 Ausgaben der ZEIT

insgesamt 79 Artikel mit klarem Bezug zum Ersten Weltkrieg. In elf Ausgaben finden sich

keine Beiträge zum Ersten Weltkrieg; alle anderen Ausgaben enthalten im Schnitt 2.7

Artikel, die sich mit dem Ersten Weltkrieg befassen. Spitzenreiter ist die Ausgabe 8 vom

13. Februar 2014, in der gleich 27 Artikel erschienen, wobei 24 dieser Artikel eine Serie zu

berühmten deutschen Persönlichkeiten im Ersten Weltkrieg bilden.35

14 der 79 Artikel weisen einen direkten thematischen Bezug zu Osteuropa auf. Dies

bedeutet nicht, dass in den restlichen 65 Artikeln Osteuropa nie erwähnt wird, gerade das

Russische Reich wird öfters herangezogen, wenn eine Entwicklung anhand von Beispielen

aus verschiedenen Ländern illustriert oder kontrastiert werden soll. In der vorliegenden

Arbeit wurden jedoch nur jene Artikel berücksichtigt, die sich hauptsächlich mit Osteuropa

beschäftigen oder in denen die Region eine wichtige Rolle in der Argumentation spielt. Bei

den Artikeln handelt es sich mehrheitlich um Hintergrundberichte, wobei einige eine

Tendenz zum Meinungsartikel aufweisen. Eine Ausnahme bildet das einzige Interview mit

der Franz-Ferdinand-Biographin Alma Hannig. Insgesamt dominieren in der

33 Große Kracht, Kontroverse Zeitgeschichte, S. 20f.34 Zur ZEIT vgl. Wilke, Journalismus, S. 143-147. Zu weiteren deutschen Medien siehe Arnold,

Schwellenressort, S. 97f.; Demantowsky, Einführung, S. 46; Hannig, Aufklärende Geschichte, S. 77-92; Spieß, Zeitgeschichte in populären Geschichtsmagazinen, S. 66; van Laak, Zeitgeschichte in kommerziellen Printmedien, S. 102; Thiele, Geschichtsvermittlung, S. 189.

35 Diese Serie widerspiegelt die unter Punkt 1.2 genannten Vorlieben des deutschen Geschichtsjournalismus: Fokus auf das deutsche Beispiel und Personalisierung der historischen Ereignisse. Jede/r der Portraitierten steht mit seiner Person für einen spezifischen Aspekt der Kriegszeit, z.B. Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kunst.

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Berichterstattung die Militär- und Politikgeschichte. Die untersuchten Artikel beschäftigen

sich mit folgenden thematischen Schwerpunkten:

- Vorgeschichte des Ersten Weltkriegs in Osteuropa

- Folgen des Ersten Weltkriegs in Osteuropa

- Der Erste Weltkrieg in der heutigen Erinnerungskultur

Mit zwei Ausnahmen sind die Artikel monothematisch, d.h. es kommt zu keinen

Überschneidungen mit einem anderen Topos. Die folgende Tabelle zeigt einen Überblick

über alle 14 Artikel:

Vorgeschichte Folgen Erinnerungskultur

Lothar Höbelt: Flucht nach vorne x

Alma Hannig/Joachim Riedl: „Er war nie ein Kriegsgegner“ x

Anne Hanning: Franz Joseph, der Friedensfürst x

Herfried Münkler: 1914, 2014 x x

Joachim Riedl: „Vorwärts: Jetzt oder nie!“ x

Peter Roos: Der unbekannte Tote x

Timothy Garton Ash: Europa und seine Kriege x

Ludger Heid: Im Reich Ober Ost x

Jens Jessen: Jahrhundertkrieg x

Andreas Kossert: Der Mythos von Tannenberg x x

Joachim Riedl: Krieg! Was aber wäre, wenn... x

Alexander Cammann: Die Geschichten von 1914 x

Jens Jessen: Teufelspakt für die Ukraine x

Thumann Michael: Anderes Land, anderer Krieg x

In den folgenden drei Unterkapiteln sollen die einzelnen Topoi im Hinblick auf die unter

Punkt 1 festgehaltenen theoretischen Erkenntnisse analysiert werden.

2.1 Vorgeschichte des Ersten Weltkriegs

In sechs der 14 Artikel zu Osteuropa wird die Vorgeschichte zum Kriegsausbruch im

Juni/Juli 2014 thematisiert. Beim Topos Vorgeschichte handelt es sich um eine klassische

Form von Gedenktagsjournalismus, wobei in diesem Fall die Berichterstattung um den

hundertsten Todestag des österreichischen Thronfolgers angelegt ist. Insgesamt vier der

sechs Artikel erschienen zwischen Ende Mai und dem 28. Juni 2014, als sich die

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Page 10: Der Erste Weltkrieg ist Osteuropa: Berichterstattung der

Ermordung Franz Ferdinands zum hundertsten Mal jährte. Ausserdem ergibt es

chronologisch betrachtet Sinn, im Jahre 2014 über die Kriegsvorgeschichte und den

Kriegsausbruch zu berichten und somit die Basis für alle weitere Berichterstattung zu

legen. Alle Artikel thematisieren – wenn auch in unterschiedlichem Umfang – die

Auswirkungen, welche die territorialen Veränderungen in Südosteuropa vor und während

der Balkankriege auf das Selbstverständnis Österreich-Ungarns und den Kriegsausbruch

hatten. Die Informationen, die der Leser über die dem Ersten Weltkrieg vorangehenden

Ereignisse in Südosteuropa erhält, sind folglich stark an Wien und die österreichische

Perspektive geknüpft. Dies widerspiegelt sich einerseits in den Quellen, auf die die

Verfasser der Artikel zurückgreifen: In der Mehrheit zitieren sie Franz Ferdinand oder

bedeutende österreichische Politiker jener Zeit, nicht jedoch ihre osteuropäischen

'Gegenspieler'. Dieser Fokus auf Österreich und die 'Politik der grossen Männer' zeigt sich

auch bei den drei personalisierten Artikeln: Franz Joseph, der Friedensfürst, „Er war nie

ein Kriegsgegner“ und Der unbekannte Tote. Alle drei beschäftigen sich mit der

Persönlichkeit und dem Agieren der k.u.k. Monarchen in der Vorkriegszeit.

Am ausführlichsten werden die Entwicklungen zwischen Österreich-Ungarn und Serbien

vor Kriegsbeginn jedoch in den allgemein gehaltenen Artikeln geschildert, die auf einen

personalisierten 'Aufhänger' verzichten: „Vorwärts: Jetzt oder nie!“ von Riedl, Flucht

nach vorne von Höbelt sowie – zwar deutlich kürzer und allgemeiner gehalten – 1914,

2014 von Münkler. Am frühesten setzt Riedl an; seine Ausführungen beginnen mit dem

Berliner Kongress von 1878, auf dem nach der Niederlage des Osmanischen Reichs gegen

Russland Serbien zumindest formal die Unabhängigkeit erhielt und Österreich-Ungarn das

Recht zugesprochen wurde, Bosnien-Herzegowina zu besetzen. Als nächste Entwicklung

in Richtung Krieg sieht Riedl den serbischen Königsmord von 1903, der Österreich-

Ungarn zu einem erfolglosen Wirtschaftskrieg gegen die neue serbische Führung

animierte, die mittlerweile auf die Unterstützung Russlands und Frankreichs zählen konnte.

Die Annexionskrise von 1908 wird sowohl von Riedl aus auch von Anne Hanning in Franz

Joseph, der Friedensfürst behandelt. Bei Hanning spielen die Hintergründe der Annexion

keine grosse Rolle, die Autorin erwähnt die Krise lediglich, um einen „Treppenwitz der

Geschichte“ zu illustrieren:36 Ausgerechnet jener Monarch, der 1914 als Erster den Krieg

36 Hanning, Friedensfürst, S. 1. Die Seitenangaben zu den Artikeln beziehen sich hier und im Folgenden nicht auf die Print-Ausgabe, sondern auf die Seitennummerierung der Artikel im Online-Archiv der ZEIT(siehe entsprechende Links in der Bibliographie).

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Page 11: Der Erste Weltkrieg ist Osteuropa: Berichterstattung der

erklärte, war zwischen 1908 und 1914 drei Mal für den Friedensnobelpreis nominiert

worden. Um die Absurdität dieser Nominierung zu belegen, schildert Hanning dessen

tatsächliches Verhalten bei der Annektierung Bosnien-Herzegowinas und in den

Balkankriegen. Im Gegensatz dazu schildert Riedl ausführlicher die Hintergründe der

Annexion aus österreichischer und deutscher Sicht sowie die heftigen Reaktionen, die sie

in Serbien auslöste. Riedl ist es auch, der festhält, dass hier „[...] der Kontinent am Rand

eines Krieges [stand]“, weil „die Bündniskonstellation von 1914 schon zu diesem

Zeitpunkt einigermaßen eingerastet [war]“.37

Alle Autoren setzen spätestens bei den beiden Balkankriegen in den Jahren 1912 und 1913

an und betonen die steigende Nervosität in der Donaumonarchie angesichts der

territorialen Gewinne Serbiens, was zu wiederholten Mobilisierungen der k.u.k. Truppen

führte. Vertieft behandelt werden die Balkankriege jedoch nur von Riedl und Höbelt, wobei

sie unterschiedliche thematische Schwerpunkte setzen. Riedl fokussiert in Bezug auf den

Ersten Balkankrieg auf die Affäre um den k.u.k. Konsul Prochaska in der osmanischen

Provinz Kosovo, die fast zum Kriegseintritt Österreich-Ungarns geführt hatte und nur

durch die fehlende Unterstützung der zivilen deutschen Regierung verhindert wurde.

Höbelt wiederum analysiert in Flucht nach vorne die finanziellen Auswirkungen, die die

angespannte Lage in den Balkankriegen inklusive der wiederholten

Truppenmobilisierungen für Österreich-Ungarn hatte. Österreich-Ungarns Eliten seien

spätestens nach dem Attentat auf Franz Ferdinand zur Einsicht gekommen, dass man sich

„Frieden“ auch aus rein finanzieller Sicht „nicht mehr leisten“ könne und deshalb einen

Präventivkrieg entfesseln müsse.38 In Franz Joseph, der Friedensfürst, „Er war nie ein

Kriegsgegner“ und Der unbekannte Tote begegnet uns die wachsende Anspannung in der

Donaumonarchie in der Person der österreichischen Monarchen. Im Artikel zu Franz

Joseph, dem vermeintlichen Friedensfürsten, dienen die beiden Balkankriege wie bereits

die Annexion Bosnien-Herzegowinas als Beispiele für die Unangebrachtheit der

Nominierungen des österreichischen Kaisers für den Friedensnobelpreis in den Jahren

1912 und 1914. Einen ähnlichen Ansatz wie Hanning verfolgen auch die beiden Artikel zu

Franz Ferdinand, die das Bild eines ambitionierten, in weiten Kreisen unbeliebten und

keinesfalls pazifistischen Thronfolgers zeichnen, der bereits im Ersten Balkankrieg einen

37 Riedl, Vorwärts, S. 5.38 Höbelt, Flucht, S. 1, 3.

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Page 12: Der Erste Weltkrieg ist Osteuropa: Berichterstattung der

Präventivkrieg gegen Serbien gefordert hatte, um mithilfe Deutschlands die gefährdete

Vormachtsstellung der österreichisch-ungarischen Monarchie zu verteidigen und auf dem

Balkan „'aufzuräumen'“.39

Der Politikwissenschaftler Münkler stellt innerhalb dieses Topos als Einziger einen

Aktualitätsbezug her. Vor dem Hintergrund der Krim-Krise diagnostiziert er bei Russland

im Jahr 2014 die Furcht um die eigene „Rolle als weltpolitischer Akteur“, wie dies 1914

bei Österreich-Ungarn der Fall gewesen sei.40 In anderen Worten: Waren es im Falle der

Donaumonarchie die Auswirkungen der Balkankriege gewesen, die diese zu einem

„Befreiungsschlag“ provozierten, so ist es im Falle Russlands 2014 der Umsturz in der

Ukraine.41 Doch obwohl Analogien sehr schnell einleuchtend erscheinen, sind

Ausgangslagen eben immer höchstens „ganz ähnlich“, wie Münkler selbst schreibt.42

Gerade bei Ereignissen, die weit auseinander liegen, müssen viele Einschränkungen

gemacht werden, damit sie vergleichbar werden, was auch Münkler am Ende seiner

Ausführungen zugibt. So glaubt er auch nicht, dass heute ein Konflikt von ähnlicher

Grössenordnung droht, da „keine vergleichbaren Bündnisstrukturen und

Eskalationsmechanismen“ vorhanden seien.43

2.2 Kriegsfolgen

Die mittel- und langfristigen Folgen des Ersten Weltkriegs in Osteuropa stellen den

quantitativ bedeutsamsten Topos dar. So schreibt etwa Riedl in Krieg! Was aber wäre,

wenn...:

„Wäre an jenem heißen Juni-Tag der Chauffeur des Thronfolgers in Sarajevo nicht falsch am Appel-Kai abgebogen und geradewegs vor der Pistole des Attentäters zum Halten gekommen, dann hätte der junge Nationalist Gavrilo Princip nur dem Konvoi tatenlos nachblicken können. Wäre dann die Vernichtungsspirale nicht in Gang gekommen? Keine Jahrhundertverbrecher wie Hitler und Stalin, keine mörderischen Ideologien [...]?“44

Im Fokus der Autoren stehen drei Zeitabschnitte, in denen sich die Auswirkungen des

39 Hannig/Riedl, Kriegsgegner, S. 3.40 Münkler, 1914, 2014, S. 1.41 Ebd.42 Ebd.43 Ebd. Allerdings widerspricht Münkler sich mit dieser Aussage bis zu einem gewissen Grad selbst: Wenn

er von unpersönlichen „Bündnisstrukturen und Eskalationsmechanismen“ schreibt, die den Krieg ausgelöst hätten, so steht das im Widerspruch zum „militärisch offensiven Agieren“, das er im Abschnitt davor den österreichisch-ungarischen Eliten attestiert.

44 Riedl, Krieg, S. 2. Eine weitere Kriegsfolge sieht Riedl in der Russischen Revolution durch die Bolschewiki, die ohne den Krieg seiner Meinung nach von den Menschewiken durchgeführt worden wäre.

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„Grossen Krieges“ zeigen: der Zweite Weltkrieg, der Krieg in Jugoslawien in den 1990er

Jahren und die Krise in der Ukraine heute. Die Auswirkungen des Ersten Weltkriegs auf

den Zweiten Weltkrieg werden insbesondere von Kossert und Heid thematisiert, die sich

mit Ostpreussen beziehungsweise Ober Ost beschäftigen. Hier zeigt sich der unter Punkt

1.2 beschriebene Fokus der deutschen Medien auf die eigene Geschichte sehr deutlich:

Einerseits standen Ostpreussen und Ober Ost damals unter deutscher Herrschaft und

andererseits ist der Zweite Weltkrieg in der deutschen Erinnerung immer noch sehr präsent

und deshalb auch das dominierende Thema in der Sparte des Geschichtsjournalismus.

Sowohl Heid als auch Kossert sehen im Ersten Weltkrieg einen Vorläufer oder ein Vorspiel

des Zweiten Weltkriegs in Bezug auf die Ideologisierung bestimmter Gebiete und der

unmenschlichen Behandlung der osteuropäischen Juden. Mit dem ideologischen Aspekt

setzt sich Kossert in Der Mythos von Tannenberg auseinander. Er schildert, wie sich die

Nationalsozialisten die erfolgreiche Schlacht von Tannenberg und den darum entstandenen

Hindenburg-Kult zu Nutze machten, um Ostpreussen zu einem „germanischen Bollwerk“

und „deutschen Heiligtum“ im slawischen Osten zu stilisieren – mit verheerenden

Konsequenzen im Zweiten Weltkrieg.45 Eine noch deutlichere Kontinuität zwischen Erstem

und Zweitem Weltkrieg zeigt sich im Bild, das Heid in Im Reich Ober Ost von der

Unterdrückung und systematischen Ausbeutung der jüdischen Bevölkerung während des

Ersten Weltkriegs zeichnet. Ausführlich schildert Heid die Pläne des deutschen Militärs,

das neu eroberte, multiethnische Gebiet, das die nordöstliche Region Polens sowie Teile

des heutigen Litauens, Lettlands (das Kurland) und westliche Teile des heutigen

Weissrusslands umfasste, „nach deutschem Bilde“ umzuformen.46 Der

Nationalsozialismus, folgert Heid, stehe in direkter Kontinuität zu den Erfahrungen, die die

Deutschen während des Ersten Weltkriegs im Umgang mit den (jüdischen) Minderheiten

machten:

„Schon hier gab es den germanischen Herren- und den jüdischen Untermenschen. Schon hier gab es Menschenjagden, um Juden in die Zwangsarbeit zu zwingen. Schon hier gab es deutsche Ärzte, die Juden für arbeitstauglich oder -untauglich erklärten und entsprechend selektierten. Es gab Deportationen in Viehwaggons zur Arbeit in Deutschland. Es gab stigmatisierende Kennzeichen auf der Kleidung zur besseren Unterscheidung von fremden und deutschen Arbeitern. Und nicht zuletzt kreisten die Überlegungen zunehmend darum, wie man die Juden am besten "loswürde". Es waren eingeübte und antizipierende Elemente einer Repression, die vorauswies auf das, was nach1939 folgte. Denn von dieser Politik der Unterdrückung war es nur noch ein kleiner Schritt zur

45 Kossert, Tannenberg, S. 3, 6.46 Heid, Ober Ost, S. 1.

11

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Politik der Vernichtung.“47

Um seine Aussagen zu belegen, zitiert Heid vor allem Angehörige des deutschen Militär-

und Verwaltungsapparats, die teilweise vor Ort die Repressalien miterlebten. Die jüdischen

Bewohner Ober Osts selbst kommen im Artikel nur indirekt zu Wort, etwa durch den

deutschen Schriftsteller Arnold Zweig, der im Pressedienst von Ober Ost tätig war.

Den Krieg in Jugoslawien in den 1990er Jahren thematisieren jene Autoren, die ihr

Hauptaugenmerk auf heutige Konflikte richten, nämlich Garton Ash in Europa und seine

Kriege, Jessen in Jahrhundertkrieg und Münkler48 in 1914, 2014. Der Konflikt auf dem

Balkan, den Garton Ash als Kampf um „Puzzleteile von Österreich-Ungarn und des

Ottomanischen Reichs“49 bezeichnet, ist für diese drei Autoren eine Art Wendepunkt, an

dem Europa durch das Ende des Kalten Krieges „[...] zum ersten Mal seit fünfzig Jahren

aus dem Schatten des Zweiten Weltkriegs heraus[trat] – aber nur um sich unversehens im

Schatten des Ersten Weltkriegs wiederzufinden“.50 Die Geschehnisse seit dem Ende des

Zweiten Weltkriegs bilden jedoch nur eine Art Übergangsphase, um an den aktuellen

Konflikt in der Ukraine anknüpfen zu können. In der Krim-Krise sehen Jessen51 und

Garton Ash eine direkte Nachwirkung der Friedensverträge resp. der Nachkriegsgrenzen:

Garton Ash spricht in Bezug auf die östliche Ukraine neutral von einem „Kampf [...] um

die Grenzen des Russischen Reichs“52, während Jessen pointierter von der Ukraine als

„eine[r] Kunstschöpfung des Kriegs“53 spricht. Aus diesen Feststellungen leiten beide eine

Handlungsrelevanz für die deutsche resp. europäische Gesellschaft ab. Jedoch ziehen sie

ganz unterschiedliche Schlussfolgerungen, wie genau zu handeln zu sei. Garton Ash sieht

Europa in der Pflicht „die langfristigen Folgen seines eigenen Handelns zu bewältigen“,

wodurch er zumindest indirekt die Vorstellung vertritt, dass Staaten eine Art Kontinuum

bilden und dadurch auch 100 Jahre danach noch für ihr 'eigenes' Handeln belangt werden

können.54 Aus dieser Annahme leitet der britische Historiker die „moralische“

47 Heid, Ober Ost, S. 6.48 Da Münkler den Ukraine-Konflikt jedoch nicht als Kriegsfolge präsentiert, wird hier nicht weiter auf

seine Ausführungen zur Krim-Krise eingegangen.49 Garton Ash, Europa, S. 1.50 Jessen, Jahrhundertkrieg, S. 1.51 Jessen erwähnt ausserdem die Brisanz, welche der Vertrag von Trianon in Ungarn zurzeit hat.52 Garton Ash, Europa, S. 1. 53 Jessen, Jahrhundertkrieg, S. 1.54 Garton Ash, Europa, S. 2.

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Page 15: Der Erste Weltkrieg ist Osteuropa: Berichterstattung der

Verpflichtung der europäischen Staaten ab, angesichts aktueller Konflikte nicht zu

schweigen.55 Im Rahmen dieser moralischen Verpflichtung heisst er nicht nur die bereits

verhängten Wirtschaftssanktionen gut, sondern fordert ausserdem von der EU, die Ukraine

davon zu überzeugen, eine „[...] möglichst großzügige interne Lösung auszuhandeln,

sobald die Kontrolle über das eigene Staatsgebiet wiederhergestellt ist“.56 Dies fordert er

nicht zuletzt aus „praktischen“ Gründen, denn „[w]er die kleineren Kriege ignorieren will,

sitzt vielleicht eines Tages im Flieger [...] und wird über der Ukraine abgeschossen“.57

Ausserdem seien die europäischen Staaten in ihren Bemühungen um Frieden in anderen

Regionen der Welt, wie beispielsweise im Nahen Osten, auf Russland angewiesen. Jessen

wiederum verlangt keine praktischen Massnahmen oder Sanktionen von Seiten

Deutschlands. Vielmehr fordert er von den Deutschen, sich mit dem Ersten Weltkrieg und

der „Hinterlassenschaft seiner Friedensverträge“ auseinanderzusetzen:58

„Des Ersten Weltkriegs zu gedenken ist keine akademische Übung, kein bloßer Volkstrauertagsanlass. Es ist eine politische Aufgabe – eine Notwendigkeit, vor die die Politik auch den Geschichtsvergessenen stellt.“59

Das Gedenken erschöpft sich für ihn nicht im blossen Erinnern, sondern soll gewisse

politische Handlungsspielräume definieren. Im Hinblick auf seinen Artikel zur Rolle

Deutschlands in der ukrainischen Geschichte (Teufelspakt für die Ukraine, siehe Kapitel

2.3) kann davon ausgegangen werden, dass er im Gegensatz zu Garton Ash kein

Unterstützer der deutschen Sanktionen gegen Russland ist und die deutsche Öffentlichkeit

aufgrund der historischen Schuld Deutschlands eher zu Zurückhaltung aufrufen will.

Beiden Autoren ist jedoch gemein, dass sie die Ukraine-Krise vor dem Hintergrund

aktueller Bedürfnisse aktualisieren und aus der Geschichte Handlungsmaximen für die

Gegenwart ableiten.

2.3 Erinnerung

Dieser Topos umfasst jene Artikel, die sich explizit mit dem Gedächtnis und

Erinnerungsformen auseinandersetzen. Für die vorliegende Arbeit interessieren erstens

jene Artikel, die sich mit nationalen Erinnerungskulturen in Osteuropa befassen. Zweitens

gehören dazu Versuche der 'Erinnerungskorrektur', bei denen die Verfasser explizit auf

55 Garton Ash, Europa, S. 2.56 Ebd.57 Ebd.58 Jessen, Jahrhundertkrieg, S. 1.59 Ebd.

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Page 16: Der Erste Weltkrieg ist Osteuropa: Berichterstattung der

einen Missstand in der deutschen Erinnerung in Bezug auf Geschehnisse in Osteuropa

hinweisen, weil die deutsche Erinnerung aus ihrer Sicht diesbezüglich lückenhaft oder gar

falsch ist.

Zur ersten Kategorie gehört Die Geschichten von 1914, ein von Alexander Cammann

verfasster Bericht über eine Historikertagung, sowie Anderes Land, anderer Krieg, in dem

ein Überblick über die verschiedenen Erinnerungskulturen und -formen der ehemaligen

Kriegsparteien gegeben wird. In beiden Artikeln wird die russische Erinnerung an den

Ersten Weltkrieg thematisiert: Cammann nutzt Russland in Die Geschichten von 1914 als

Beispiel, um aufzuzeigen, wie unterschiedlich ein und dasselbe Ereignis je nach nationaler

Perspektive erinnert wird. In der russischen Wahrnehmung endet die Kriegsperiode nicht

1918, sondern erst 1922 und umfasst auch den weitaus blutigeren Bürgerkrieg nach der

Revolution. Dadurch, dass er nur auf Russland eingeht, verleiht er der russischen

Erinnerung zumindest indirekt eine Art 'Sonderstatus' und kontrastiert sie mit den anderen,

bei ihm ungenannten nationalen Erinnerungsformen. In Anderes Land, anderer Krieg

kommt der russischen Erinnerungskultur kein solcher 'Sonderstatus' zu. Der Artikel enthält

sechs kürzere Artikel, in denen die Korrespondenten der ZEIT für Frankreich, Belgien,

Russland, Indien, Österreich und Grossbritannien über die jeweilige Erinnerungskultur

berichten. Der Abschnitt zur russischen Erinnerungskultur von Michael Thumann steht im

Zeichen der aktuellen politischen Entwicklungen auf der Krim. Putins Erinnerungspolitik,

so der Autor, ziele darauf ab, den bisher eher verdrängten Ersten Weltkrieg in eine

kremlkonforme „ruhmreiche Geschichte vom großen Russland“ zu integrieren und die

Gegensätze zum Westen herauszuheben.60 Aber auch hier ist Russland das einzige

osteuropäische Land, über das berichtet wird. Dieser westeuropäische Fokus – mit

Ausnahme Indiens – zeigt sich zudem darin, dass zwar über die österreichische Erinnerung

an die k.u.k. Zeit berichtet wird, jedoch nicht darüber, wie das heutige Ungarn den Ersten

Weltkrieg erinnert, obwohl beide Nachfolgestaaten der Donaumonarchie sind. Aber auch

andere osteuropäische Länder hätten sich innerhalb dieser Thematik angeboten,

beispielsweise Serbien, wo seit Clarks Monographie über die serbische Kriegsschuld

diskutiert wird, oder auch jene Staaten, die ihre Entstehung dem Ersten Weltkrieg

verdanken.

Die zweite Kategorie, nämlich jene der Erinnerungslücken oder Erinnerungskorrekturen,

60 Thumann, Anderes Land, S. 4.

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Page 17: Der Erste Weltkrieg ist Osteuropa: Berichterstattung der

umfasst ebenfalls zwei Artikel: Teufelspakt für die Ukraine von Jens Jessen und Der

Mythos von Tannenberg von Andreas Kossert. Letzterer diagnostiziert in Deutschland eine

Erinnerungslücke in Bezug auf die östlichen Kriegsschauplätze, denn

„[d]er Blick nach Westen, auf Langemarck und Verdun, hat im deutschen Gedächtnis den östlichen Kriegsschauplatz weitgehend verdrängt. In den Jahren nach 1945 geriet er zusätzlich inVergessenheit, und heute dürfte es kaum noch Teil der kollektiven Erinnerung sein, dass der einst östlichste Teil Deutschlands als einzige Provinz während des Weltkriegs die Erfahrung von Kampf, Besatzung und Zerstörung machen musste.“61

Mit seinem Artikel beabsichtigt Kossert, diesen Missstand zumindest in Bezug auf

Ostpreussen zu beheben. Er geht relativ ausführlich und detailliert auf den Kriegsverlauf

und die mittelfristigen Auswirkungen, die der Erste Weltkrieg auf die Zwischenkriegszeit

und den Zweiten Weltkrieg in dieser Region hatte, ein. Es ist jedoch für die hier

untersuchte Berichterstattung zum Ersten Weltkrieg in der ZEIT bezeichnend, dass Kossert

zwar eine generelle Wissens- oder Erinnerungslücke zu Osteuropa feststellt, dann aber

ganz spezifisch über ein ehemals deutsches Gebiet schreibt. Allerdings ist hervorzuheben,

dass Kossert nicht nur die deutsche Militärriege zu Wort kommen lässt, sondern auch viele

ostpreussische Privatpersonen und Institutionen zitiert.

Auch Jessen macht in Teufelspakt für die Ukraine bei den Deutschen eine

Erinnerungslücke aus, jedoch in Bezug auf die ukrainisch-deutsche Geschichte. Anders als

Kossert verbindet er seine Feststellung mit einer Wertung: Vor dem Hintergrund der Krim-

Krise und den von Deutschland verhängten Sanktionen gegen Russland unterstellt Jessen

der deutschen Öffentlichkeit, die Besatzung der Ukraine durch deutsche Truppen in den

beiden Weltkriegen zu verdrängen. Um seine Aussagen zu belegen, schlägt er einen Bogen

von den beiden Weltkriegen, in denen die Deutschen versucht hätten, die Ukraine vom

Russischen Reich respektive der Sowjetunion loszulösen, zur sowjetischen

Nationalitätenpolitik der Nachkriegszeit. Doch obwohl er sich auf historische Ereignisse

bezieht, wirkt sein Artikel verglichen mit Kossert eher wie ein moralischer Appell, den er

mit der Forderung schliesst, Deutschland dürfe nicht die Loslösung ukrainischen Gebiets

fordern, „nicht noch einmal“.62 Im Unterschied zu Der Mythos von Tannenberg erschienen

Jessens Ausführungen auch nicht in der Rubrik Geschichte, sondern unter Kultur.

61 Kossert, Tanenberg, S. 1.62 Jessen, Teufelspakt, S. 4.

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Page 18: Der Erste Weltkrieg ist Osteuropa: Berichterstattung der

3 FazitAusgangspunkt der vorliegenden Untersuchung bildete die Frage, was in den Artikeln mit

Osteuropa-Bezug thematisiert wird, in welcher Form und aus welchem Anlass dies

geschieht sowie welchen (geschichtstheoretischen) Zugang die ZEIT dabei wählt.

Die Auswertung der 79 Artikel, die zwischen Januar und September 2014 in der ZEIT zum

Ersten Weltkrieg erschienen, hat gezeigt, dass der Fokus der ZEIT-Journalisten eindeutig

auf Deutschland bzw. Westeuropa liegt; lediglich 14 Artikel weisen einen eindeutigen

Bezug zu Osteuropa auf. Und selbst in diesen 14 Artikeln bleibt die Perspektive

westeuropäisch, was sich u.a. in den von den Autoren zitierten Zeitzeugen zeigt, die mit

wenigen Ausnahmen 'grosse', westeuropäische Männer sind. Dieser Befund widerspiegelt

die unter Punkt 1.2 festgehaltenen Erkenntnisse zum Verhältnis zwischen kollektivem

Gedächtnis und Massenmedien: Als Agenten und Träger des Funktionsgedächtnisses

bilden Massenmedien nicht einfach die Vergangenheit ab, sondern rekonstruieren sie vor

dem Hintergrund aktueller Bedürfnisse der Gesellschaft. Oder anders gesagt: Um von den

Redaktoren und Journalisten der ZEIT erinnert zu werden, müssen vergangene Ereignisse

für die deutsche Gegenwart oder Zukunft relevant sein, sozusagen den gesellschaftlichen

'Nerv der Zeit' treffen. Wie die Analyse der 14 Artikel zu Osteuropa zeigte, wurden von der

ZEIT jene Wissensbestände als relevant erachtet, die sich entweder mit dem Blick auf den

Kalender anboten oder die für die deutsche Gesellschaft einen klaren Bezug zum Jetzt

aufweisen, indem sie entweder die eigene geschichtliche Identität thematisieren oder

Handlungsperspektiven in aktuellen politischen Krisen eröffnen.

Eine klassische Form von Gedenktagsjournalismus findet sich im Topos Vorgeschichte,

wobei in diesem Fall der hundertste Todestag Franz Ferdinands als kalendarischer

'Aufhänger' dient. Dementsprechend ist die Perspektive der Artikel österreichisch:

Einerseits wird der Rolle der österreichischen Monarchen sehr viel Raum eingeräumt und

andererseits werden Entwicklungen in Südosteuropa nur dann thematisiert, wenn sie auf

österreichischer Seite Gegenreaktionen hervorriefen. Die ungarische Reichshälfte wird

weitgehend ausgeblendet. Diese Nicht-Beachtung Ungarns zeigt sich auch beim Topos

Erinnerung, wo nur die österreichische Erinnerung thematisiert wird, obwohl gerade in

Ungarn das Erbe des Vertrages von Trianon aktuell grosse politische Brisanz birgt.

Die andern beiden Topoi, Kriegsfolgen und Erinnerung, lassen sich jedoch nicht ohne

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Page 19: Der Erste Weltkrieg ist Osteuropa: Berichterstattung der

Weiteres unter das Stichwort 'Gedenktagsjournalismus' subsumieren. Sicherlich spielt auch

hier die Tatsache, dass soeben das erste von vier Gedenkjahren angebrochen ist, eine Rolle.

Allerdings gibt es 2014 weder thematisch passende Gedenktage, noch lässt es sich aus

chronologischer Sicht erklären, dass bereits im ersten von vier Gedenkjahren über die

Folgen des Kriegs und seinen Platz in der Erinnerung geschrieben wird. Wie die

Untersuchung gezeigt hat, werden die beiden Topoi in der deutschen Gesellschaft als

relevant hinsichtlich gegenwärtiger oder zukünftiger Situationen und Handlungen erachtet.

Einerseits widerspiegeln die Artikel das unter Punkt 1.2 beschriebene Interesse der Leser

an der eigenen Geschichte. Dies zeigt sich beim Topos Kriegsfolgen, wo die Auswirkungen

des Ersten auf den Zweiten Weltkrieg sehr ausführlich beleuchtet werden. Offensichtlich

ist das Verhalten des Deutschen Reichs im Ersten Weltkrieg aktuell und identitätsrelevant,

weil es den Deutschen ermöglicht, die Schrecken des Zweiten Weltkriegs besser zu

verstehen. Die Autoren richten deshalb ihren Blick auf jene osteuropäischen Gebiete, die

unter deutscher Herrschaft standen. Dieser Fokus auf die eigene Geschichte manifestiert

sich auch im Topos Erinnerung bei jenen Artikeln, die explizit Lücken in der deutschen

Erinnerung bezüglich Osteuropa anprangern. Andererseits begannen die Autoren der ZEIT

nach dem Ausbruch der Krim-Krise in diesem Jahr, sich mit den historischen

Hintergründen des Konflikts auseinanderzusetzen. In diesem Zusammenhang rückte auch

der Erste Weltkrieg wieder ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Ziel dieser

Auseinandersetzung war jedoch nicht, Erkenntnisse über den Kriegsverlauf in der Ukraine

selbst darzustellen. Vielmehr ging es darum, anhand der Geschichte konkrete

Anhaltspunkte für eine historisch vertretbare Position Deutschlands in der Krim-Krise zu

gewinnen und Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen, insbesondere in Hinblick auf die von

Deutschland mitgetragenen Sanktionen gegenüber Russland.

Abschliessend kann gesagt werden, dass die Berichterstattung der ZEIT im

Untersuchungszeitraum in den meisten Fällen aus deutscher Perspektive verfasst und auf

die eigenen Bedürfnisse ausgerichtet ist. Das zeigt nicht zuletzt, dass die Massenmedien

kollektives Gedächtnis nicht nur zu einem bedeutenden Teil konstituieren, sondern selbst

ein Teil der Gedächtnisgemeinschaft sind und somit nicht komplett unabhängig von

bestehenden Erinnerungskulturen agieren können.

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Page 20: Der Erste Weltkrieg ist Osteuropa: Berichterstattung der

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