Der Geheimdienst der Scientology Organisation

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    Der Geheimdienst der Scientology-Organisation - 1 -- Grundlagen, Aufgaben, Strukturen, Methoden und Ziele -

    Inhaltsverzeichnis Seite

    I. Einleitung 2

    II. Die geheimdienstlichen Vorluferorganisationen(1959 - 1966) 8

    1. Das Handbuch des Rechts 82. Der Spezialbereichsplan 113. Department of Government Affairs

    (Abteilung fr Regierungsangelegenheiten) 124. Department of Official Affairs

    (Abteilung fr Offizielle Angelegenheiten) 155. Public Investigation Section

    (ffentliche Ermittlungsabteilung) 166. Das Freiwild-Gesetz 18

    III. Das Guardian Of f ice(GO) (1966 - 1983) 21

    1. Grndung und Aufbau 212. Die Abteilungen und Aufgabenbereiche des GO 223. Strategien und Programme des GO und ihre Hintergrnde 274. Taktiken und Methoden des GO 355. Die Zerschlagung des GO 42

    IV. Das Off ice of Special Af fairs(OSA) (1983 - 1997) 44

    1. Alter Geheimdienst in neuem Gewand:Grndung und Aufbau des OSA 44

    2. Department of Special Affairs (DSA) -die Unterabteilungen des OSA in Deutschland 49

    3. Strategien und Programme des OSA unddie Diffamierungskampagne gegen Deutschland 524. Taktiken und Methoden des OSA 60

    V. Bewertung 71

    Anhang: Abkrzungsverzeichnis 76

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    - Grundlagen, Aufgaben, Strukturen, Methoden und Ziele -

    Wir haben im Sinn, alles aus dem Weg zu rumen,

    das aus dem Weg gerumt werden mu,

    ganz egal, wie gro es auch sein mag,

    um eine Zivilisation zu schaffen,

    die tatschlich berleben kann.1

    L. Ron HUBBARD

    I. Einleitung

    Seit einigen Jahren fhrt die Scientology-Organisation (SO) gegen die BundesrepublikDeutschland sowie gegen bekannte Scientology-Kritiker eine beispiellose Diffamie-rungskampagne, mit der versucht wird, Deutschland als religise Minderheiten verfol-genden Unrechtsstaat zu verunglimpfen und Kritiker einzuschchtern und mundtot zumachen. Legitimiert und initiiert werden diese systematischen und ideo-logisch moti-

    vierten Angriffe von der obersten Fhrungsspitze der SO. Scientology sieht sich alskriegfhrende Partei im Kampf gegen Unterdrckung, in dem ihr alle Mittel erlaubtsind. Organisiert und koordiniert werden diese Aktionen gegen einzelne Kritiker,Gruppen oder Regierungen von einer geheimdiensthnlichen Organisation innerhalbder Gesamtstruktur von Scientology, dem Office of Special Affairs (OSA). Bereits1986 hat die Mnchener Staatsanwaltschaft in einer Verfgung fes tgestellt, da Scien-tology zur Abwehr ihrer inneren und ueren Gegner auch geheimdienstliche Metho-den anwende, im Grenzbereich zur Illegalitt operiere und gegebenenfalls auch nicht

    vor kriminellen Aktionen zurckschrecke.2

    Fr die Arbeit des Verfassungsschutzes er-ffnet sich in dieser Hinsicht ein Beobachtungsfeld, dessen Ergebnisse fr die Ein-schtzung und Bewertung der SO von hchster Bedeutung sind.

    1 L. Ron HUBBARD, Haben Sie geholfen?, in: Der Auditor Nr. 9, 19652 StA b. LG Mnchen I, Az.: 115 Js 4298/84

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    Zu Recht wird darauf hingewiesen, da Scientology wie kaum eine andere pseudo-religise oder vergleichbare Gruppe die ihr aus der Gesellschaft entgegenschlagendeKritik oder Ablehnung - antizipierend und ausntzend - lehrmig systematisch integ-riert und sie den Konflikt mit der nichtscientologischen Auenwelt als stabilisierendesMoment in ihre Ideologie eingebaut hat.3 Zu kurz greift allerdings die Schlufolgerung,da der von Scientology gefhrte Krieg, die Kriegskasse, die geheimdiensthnli-chen Einrichtungen und nicht zuletzt die z.T. international gefhrten Kampagnen we-niger nach auen, sondern vorrangig nach innen zielen. Der provozierte Konflikt ist

    nicht nur zweckdienliches Mittel zur Sicherung einer strikten Gefolgschaft - dies allen-falls als Nebenprodukt -, sondern Bestandteil einer aus theoretischen Richtlinien undHandlungsanweisungen entwickelten Strategie, die darauf gerichtet ist, alle Hindernis-se aus dem Weg zu rumen, die der Expansion von Scientology im Wege stehen.

    Der Absolutheitsanspruch der Scientology, die sich selbst als eine angewandte reli-gise Philosophie bezeichnet, klingt bereits in der bersetzung ihres Namens an:wissen, wie man wei. Nach Darstellung HUBBARDs ist die von ihm entdeckteScientology eine Wissenschaft vom Wissen und vom Leben selbst, sozusagen eineaxiomatische Lehre, die keiner Kritik mehr zugnglich ist, weil sie geistige Naturgesetze

    beschreibt, die nur akzeptiert, aber nicht ignoriert oder gar straflos bertreten werdenknnen. Die Mitglieder der SO sind daher nicht im religisen Sinne glubig, sondernverstehen sich als Wissende, die ihr Wissen weitervermitteln sollen.

    Gegenber der ffentlichkeit gebraucht die SO - anders als im internen Sprach-gebrauch - eine religise Terminologie, um den Schutz der verfassungsrechtlichen Ga-rantien fr Religionsgesellschaften und um weitere z.B. steuerrechtliche Vorteile zu er-langen. Obwohl Scientology zu Recht der Charakter einer Religion abgesprochen wird,ist andererseits aber nicht zu bersehen, da sie trotz ihres Strebens nach Geld, Machtund Einflu nicht ausschlielich von materialistischen Motiven beherrscht wird, son-dern ihre Unternehmensphilosophie auf eine geistige Ebene hebt. Die SO strebt welt-liche Macht an, um letztlich auf dieser Basis die von ihr postulierte universelle Befrei-ung des menschlichen Geistes - Thetan genannt - mittels ihrer geistigen Techno-logie, dem sogenannten Auditing, durchsetzen zu knnen. Fr Scientologen gehtes daher um mehr, als nur um Macht und Einflu: Es geht fr sie um ihr ewiges

    Schicksal und das des Planeten. Scientology ist von ihrem Ursprung und Wesen her

    3 Jrgen EIBEN, Erfolg um jeden Preis ? Die Scientology-Organisation in der gesellschaftlichen

    und politischen Auseinandersetzung, in: Die Scientology-Organisation. Zweiter Bericht des

    Ministeriums fr Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen, Februar

    1997, S. 32-35

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    eine geistesmagische4, mit sozialdarwinistischem Gedankengut verbrmte Lehre vomberleben, die Elemente aus dem Gnostizismus, dem Okkultismus, der Psychologieund Psychotherapie sowie der Science Fiction-Literatur verarbeitet und die auf Beherr-schung und Kontrolle ber und durch den menschlichen Geist abzielt. Ihr oberstes,wenn auch unrealistisch fernes Ziel ist geistige Weltbeherrschung sowohl als weltweitanerkannte individuelle Erlsungsphilosophie als auch im Sinne einer allgemeinglti-gen Staatsdoktrin, nach deren Grundstzen sich alles staatliche und gesellschaftlicheHandeln richten soll. Die SO will dazu den einzelnen Menschen und insbesondere die

    Fhrungseliten im scientologischen Sinne umprogrammieren und alle gesellschaftli-chen Institutionen unter ihren Einflu und damit letztlich unter ihre Kontrolle bringen.Ziel ist die Befreiung des Planeten (Clear Planet) und die Errichtung einerneuen

    Zivi lisation ohne Geisteskrankheit, ohne Verbrecher und ohne Krieg. Die SO recht-fertigt ihre Bestrebungen mit der Behauptung, die einzige Technologie - im Klartext:Ideologie - zu besitzen, mit der das berleben der Menschheit gesichert werden knne.Scientology ermgliche auch erstmals die Bildung einer wirklichen Demokratie.Diese werde entstehen, wenn wir jedes Individuum von den unmoralischeren reak-tiven Impulsen befreit haben.5 Scientology nimmt diese Ziele absolut ernst:

    Wir spielen nicht irgendein unbedeutendes Spiel in der Scientology.... Die gesamte qualvolle Zukunft dieses Planeten ... und Ihr eigenesSchicksal fr die nchsten endlosen Billionen Jahre hngen davon ab,

    was Sie hier und jetzt mit und in der Scientology tun. Dies ist eine td-lich ernste Angelegenheit. 6

    Die drei entscheidenden Elemente zur Umsetzung der scientologischen Strategie sind1. Ethik, 2. Technologie und 3. Verwaltung (Administration). Ethik istnach scientologischem Verstndnis Vernunft in Richtung auf die hchste Stufe desberlebens7 fr das Individuum und die gesamte Menschheit; oder in der Spracheder Scientology anders ausgedrckt: Das grtmgliche Wohl fr die grtm glicheAnzahl an Dynamiken (Triebkrfte des Lebens).8 Da Scientology als absolut wahr

    4 s. Werner THIEDE, Scientology - Religion oder Geistesmagie?, 2. Aufl., Neukirchen-Vluyn

    1995

    5 L. Ron HUBBARD, HUBBARD Communication Office Policy Letter (HCO PL) v.

    13.02.1965: Politik6 HUBBARD, HCO PL v. 07.02.1965: Die Funktionsfhigkeit der Scientology erhalten7 HUBBARD, Die Grundlagen des Denkens, NEW ERA Publications Kopenhagen 1992, S.

    1698 HUBBARD behauptet, da es im Leben acht Triebkrfte (Antriebe, Impulse) gbe, die er als

    Dynamiken bezeichnet. Von Interesse sind hier die ersten vier: Die Erste Dynamik ist der

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    und vernnftig vorausgesetzt wird, gilt alles als ethisch, was der SO und ihren Zielenntzt, alles was ihr schadet dagegen als unethisch.9 Der Zweck von Ethik istdeshalb, alle

    Gegenabsichten aus der Umgebung zu entfernen. Nachdem das er-reicht worden ist, wird der Zweck: Die Existenz anderer Absichten ausder Umgebung zu entfernen ....10

    Die aufeinander abgestimmte Funktion der drei genannten Bereiche, ihre Bedeutungals ein dreistufiges Gesamtkonzept zur Einflugewinnung und Expansion, hat HUB-BARD wie folgt erlutert:

    Wenn man Ethik hereinbringen kann, dann kann man Scientology-Technologie hereinbringen. Wenn man Scientology-Technologie he-reinbringen kann, dann kann man Verwaltung hereinbringen. Wennman alle drei Gebiete zur vollen Anwendung bringen kann, dann hatman eine Org und Expansion. ...Indem wir kleine Bereiche handhaben,mit sich selbst, Scientology-Gruppen und Organisationen anfangen,knnen wir die drei Zyklen wiederholen - Ethik, Tech und Verwaltung.

    Allmhlich vermehren wir uns und expandieren unsere Sphre von E-thik-Tech-Verwaltung. Und eines Tages haben wir Ethik auf diesem

    Planeten drin, Tech auf diesem Planeten drin, Verwaltung auf diesemPlaneten drin. Unser einziges Hindernis ist der SP(Suppressive Person= Unterdrckerische Person). 11

    Scientology geht also davon aus, da ihre wachsende Ausbreitung nur von einer rela-tiv kleinen Gruppe z.T. sehr einflureicher und mchtiger Personen, Institutionen undRegierungen be- oder verhindert werden kann. Dieses primre Problem zu lsen, d.h.Ethik auf diesem Planeten durchzusetzen und die Unterdrckung von Scientolo-gy zu stoppen, ist vorrangige Aufgabe des scientologischen Geheimdienst- und Pro-

    Drang zum Dasein als man selbst. Die Zweite Dynamik ist der Drang zum Dasein als Zwei-

    samkeit (Fortpflanzung). Die Dritte Dynamik ist der Drang zum Dasein in Gruppen von In-dividuen. Die Vierte Dynamik ist der Drang zum Dasein als Menschheit (vgl. Das Handbuch

    des Ehrenamtlichen Geistlichen, 2. Auflage, Kopenhagen 1983, S. 753)9 vgl. HUBBARD, Einfhrung in die Ethik der Scientology, NEW ERA Publications, Kopen-

    hagen 1989, S. 2010 HUBBARD, HCO PL v. 18.06.1968: Ethik 11 HUBBARD, HCO PL v. 16.10.1967: Ethik. Verwaltungs-Know-how Nr. 16: Unterdrcker

    und die Verwaltungskraft

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    pagandaapparates. Er ist fr die berlebensfhigkeit und Expansion von Scientologydaher von existentieller Bedeutung.

    Die vorliegende Broschre soll auf die geheimdienstlichen Aktivitten und ihre Bedeu-tung fr die Organisation aufmerksam machen. In einer Chronologie der scien-tologischen Geheimdienstorganisationen wird deren Entstehungsgeschichte und Ent-wicklung nachvollzogen und genauer beleuchtet. Dabei wird weniger retrospektiv auf

    bekannt gewordene Einzelflle geheimdienstlicher Aktivitten Bezug genommen, son-

    dern zunchst versucht, die theoretischen und ideologischen Hintergrnde des vonScientology gefhrten Krieges freizulegen. Die dadurch gewonnenen Einblicke er-leichtern es vor allem, die aktuellen Aktivitten und Kampagnen der SO besser einzu-schtzen und ihr knftiges Verhalten genauer vorherzusehen.

    Um die systematische Vorgehensweise von Scientology richtig verstehen, sie zutref-fender berechnen zu knnen, ist - nicht nur hinsichtlich der geheimdienstlichen Aktivi-tten - folgender Aspekt von entscheidender Bedeutung:

    Bis heute gilt innerhalb der SO der Grundsatz, da alle wrtlich oder schriftlich doku-mentierten Lehren und Anweisungen von HUBBARD, die sich auf die Dritte Dyna-mik-Technologie, Organisationstechnologie oder administrative Technologie bezie-hen, dauerhaft gltig sind. Sie drfen zwar redaktionell, aber nie inhaltlich verndert

    werden.12 Diese speziellen Richtlinien formen unbeschadet ihres Datums oder Altersdas Know-how, wie man eine Organisation, Gruppe oder Firma leitet.13 Mit anderenWorten: Fr die heutige Einschtzung und Bewertung der SO und ihrer Bestrebungen,

    politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Macht zu erlangen, knnen diese Do-kumente uneingeschrnkt als Beweismaterial herangezogen werden, da ihnen quasi derStatus und Charakter heiliger Schriften zuerkannt wird. Sie sind eine Art Urquelle, ausder heraus auch heute noch magebliche Handlungskonzepte entwickelt und umge-setzt werden.

    Ein weiterer wichtiger Aspekt zur Beurteilung der SO ist die Erkenntnis, da HUB-BARD gegenber der ffentlichkeit die Absichten und Ziele seiner Organisation be-wut verschleiert hat. Diese Irrefhrung der ffentlichkeit, die von seinen Anhngern

    bis heute konsequent umgesetzt wird, zeigt sich nicht nur an seiner mehr als nur ge-12 Watchdog Committee (WDC), Policy Directive 19 v. 07.07.1982: The Integrity of Source:

    It is hereafter firm Church policy that LRH ISSUES ARE TO BE LEFT INTACT AS

    ISSUED. No one exept LRH may cancel his issues. (H.i.O., auszugsweise bersetzt)13 HUBBARD, HCO PL v. 24.09.1970RA, berarbeitet am 07.07.1977: Issues - Types of

    (auszugsweise bersetzt).

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    schnten Biographie, an den behaupteten - exorbitant bertriebenen - Mitgliederzah-len, an dem vorgeschobenen religisen Charakter sowie an vielen sonstigen Einzelbei-spielen, sondern scheint eine generelle Wesensart der Organisation widerzuspiegeln.Angesichtes des folgenden Eingestndnisses von HUBBARD ist es nicht bertrieben,von einem bewut errichteten Lgengebude zu sprechen:

    DER EINZIGE WEG, UM LEUTE ZU KONTROLLIEREN, IST SIEANZULGEN (H.i.O.).14

    Um diese entlarvende Aussage mit einem nachrichtendienstlichen Terminus zu um-schreiben, knnte man auch sagen, da Scientology permanent Desinformation be-treibt. Fr die SO gilt daher der grundstzliche Vorbehalt, da vieles nicht das ist, wases zu sein scheint. Ein Groteil ihres Erfolges resultiert aber daraus, da es ihr bis heu-te gelungen ist, viele dieser Legenden und Halbwahrheiten durchzuhalten und der f-fentlichkeit als Wahrheit zu verkaufen. Die wohl grte und erfolgreichste Desinforma-tionskampagne der Scientology ist ihre Behauptung, sie sei eine Religion und Kirche.Gegenber seinen Anhngern unterstrich HUBBARD immer wieder die Wichtigkeitdieses Punktes:

    Denken Sie dran, KIRCHEN WERDEN ALS REFORMGRUPPEN AN-GESEHEN. Deshalb mssen wir auch auftreten wie eine Reformgruppe.... Wir mssen von einer angegri ffenen Gruppe zu einer Reformgruppe

    werden, die faule Stellen in der Gesellschaft angreift. ... Wir solltennach Bereichen Ausschau halten, die zu untersuchen sind und Dingeans Tageslicht bringen und als mchtige Reformgruppe bekannt wer-den. Wir sind gegen Sklaverei, Unterdrckung, Folter, Mord, Perversi-on, Verbrechen, politische Schandtaten und alles, was den Menschenunfrei macht .... Denken Sie daran - der einzige Grund dafr, da wirmit der Presse oder Regierungsbehrden Schwierigkeiten haben, istder, da wir nicht die faulen Stellen der Gesellschaft ausfindig machenund blolegen. Wir mssen die gesamte Gruppe, genannt Gesellschaft,auditieren. Falls wir es nicht tun, wird sie uns a ngreifen ....15

    Die SO hat sich stets an diesen Grundsatz gehalten: Unter dem Tarnmantel derKir-

    che operiert ein bis heute uerst schlagkrftiger Geheimdienst- und Propagandaap-parat.

    14 HUBBARD, Technique 88, On Control and Lying (o. Datum) 15 HUBBARD, HCO PL v. 25.02.1966: HCO-Abteilung. LRH Comm. Angriffe gegen Sciento-

    logy

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    Im Teil I ber die Geheimdienstarbeit der SO geht es um die Vorluferorganisationen inden Jahren 1959 bis 1966. Er behandelt den Zeitraum bis zur Grndung des berchtig-ten Geheimdienstes Guardian Office (GO) im Mrz 1966, um den es im Teil II geht.Der daran anknpfende Teil III befat sich schlielich mit der 1983 ins Leben gerufe-nen Nachfolgeorganisation Office of Special Affairs (OSA).

    II. Die geheimdienstlichen Vorluferorganisationen(1959 - 1966)

    1. Das Handbuch des Rechts

    Der zunehmende Widerstand gegen Scientology und die sog. Dianetik - hauptschlichim Ursprungsland Amerika - veranlate HUBBARD schon frhzeitig zu berlegungen,wie beide wirksamer geschtzt und ihre Expansion gegen die angeblich zunehmendeUnterdrckung forciert werden knnte. Nach Einschtzung HUBBARDs seien bis1958 lediglich kleinere Scharmtzel mit Scientology-Gegnern aus den eigenen Reihen,d.h. mit Abtrnnigen, sowie mit einzelnen amerikanischen Behrden ausgetragen wor-den. Ab diesem Zeitpunkt aber sei der Krieg eskaliert und akuter Handlungsbedarfentstanden. 1959 entwickelte HUBBARD daher ein Nachrichtendienstsystem, das glei-chermaen fr die berwachung der eigenen Anhnger wie der Feinde von Scientolo-gy gedacht war und letztere einer stndigen Belstigung und Verfolgung aussetzensollte. HUBBARD fate seine Ideen zunchst im sogenannten Handbuch des

    Rechts16 zusammen, dem folgender Leitgedanke zugrunde liegt:

    Leute greifen Scientology an: ich vergesse das nie, ich zahle immermit gleicher Mnze zurck bis der Punktestand ausgeglichen ist. ... Al-le diese Dinge summieren sich zu einem Hut17 fr Recht.

    Das Recht im HUBBARDschen Sinne gliedert sich in vier Teilgebiete auf:

    16 HUBBARD Kommunikationsbro, Handbuch des Rechts 1959 / Neuauflage 1979 (-13-

    Seiten)17 HAT (Hut): Ein Begriff, der dazu verwendet wird, die Niederschriften, Richtlinien und

    Anweisungen zu beschreiben, die den Zweck, das Know-How und die Pflichten eines Postens

    umreien (Das Handbuch des Ehrenamtlichen Geistlichen, S. 758).

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    1. Nachrichtendienstliche Ttigkeiten2. Beweisuntersuchung3. Urteil oder Strafe4. Rehabilitation

    Am Anfang dieser Strategiekette steht das Sammeln und Auswerten von Informatio-nen aus allen zugnglichen Quellen ber Personen, Organisationen und deren A ktivi-

    tten mit dem Ziel, sich ein umfassendes Lagebild zu verschaffen. Schon damals hatteHUBBARD eine klare Vorstellung ber Nutzen und Bedeutung dieser Manahmen frdie Entwicklung von Scientology:

    Sorgfltig erinnert oder abgelegt und mit Querverweisen indiziert er-zhlen diese Daten eines Tages ihre eigene Geschichte. ... Wenn ir-gendwo ein Angriff auf Scientology beginnt, schauen wir uns die Leutean, die daran beteiligt sind und legen sie lahm. Der Angriff verschwin-det. Der Grund, weshalb wir heute stabile Organisationen haben, wowir frher nur Trmmer hatten, liegt darin, da wir nachrichtendienst-liche Wege gehen, um unsere Freunde von unseren Feinden zu unter-

    scheiden, und da wir schnell handeln. Es ist nicht so sehr bessere Or-ganisation, sondern vielmehr der zustzliche Friede, den wir uns durchwachsamere nachrichtendienstliche Aktivitt erkauft haben. Wir ken-

    nen unsere Feinde, ehe sie zuschlagen. Wir halten sie von wichtigenPositionen fern. ... Nachrichtendienstliche Wachsamkeit ... zahlt sichaus in Form von Ruhe, Wachstum und Fortschritt. ... Nachrichten-dienstarbeit ist daher die Ttigkeit, die Daten sammelt und sie sum-miert, damit wir unsere Feinde von unseren Freunden unterscheidenknnen und damit wir in jeder gegebenen Situation die Verursacherdes rgers herausfiltern knnen ....

    Der zweite Bereich, der auf der nachrichtendienstlichen Arbeit aufbaut bzw. diese er-gnzt, ist die Beweisuntersuchung :

    Wenn Dinge schief laufen und wir nicht schon durch nachrichten-

    dienstliche Ttigkeit wissen, warum, dann verlegen wir uns aufs Unter-suchen. Wenn wir es fr ntig erachten, jemanden nachzustellen, dannuntersuchen wir. Untersuchen ist das sorgfltige Entdecken und Sor-tieren von Fakten. Ohne eine gute Untersuchung gibt es keine Gerech-tigkeit, nur planlose Rache. Wenn wir untersuchen, dann tun wir dasimmer geruschvoll. ... Merken Sie sich das eine - durch Untersuchungalleine knnen wir Angriffe drosseln ... Die Macht liegt allein schon im

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    Stellen von Fragen! ... Merken Sie sich, ein Nachrichtendienst arbeitetauf Flsterebene. Untersuchungen werden mit einem Schrei durchge-

    fhrt. Immer. ...

    Bekommen Sie die Namen ... Klauben Sie sie mit dem auseinander, wasSie schon ber sie wissen. ... eine Untersuchung (mu sich) immer ge-

    gen eine bestimmte Person, die Zeit und den Ort richten. Sonst geratenSie in ein Dickicht von Verallgemeinerungen und erreichen nichts.

    Um Untersuchungen durchzufhren, empfahl HUBBARD, auch aufexterne Quellenzurckzugreifen:

    Offene Untersuchung durch eine externe Detektei von jemanden oderetwas, der oder das uns angreift, sollte fter getan werden, und pfeifenSie auf die Kosten. Es ist sehr wirkungsvoll.... Detektive kosten Hun-derte. Sie sparen Tausende.

    Im Gegensatz zu uerungen bei anderen Gelegenheiten merkte HUBBARD imHandbuch des Rechts an, da Gerichtsklagen wenig erfolgversprechend - da zeit-raubend, wenig nutzbringend, aber sehr aufwendig - seien. Am besten sei es, wenn be-reits die Klagedrohung zum gewnschten Ergebnis fhre. Demgegenber lie

    HUBBARD an anderer Stelle jedoch schon frh durchblicken, da Prozesse aus seinerSicht durchaus von Nutzen sein knnen:

    Der Zweck von Prozessen ist, zu qulen und zu entmutigen, nicht sosehr zu gewinnen. ... Das Gesetz kann sehr leicht dazu gebraucht wer-den, um zu qulen ...18

    Auch fr den Fall, da Scientology selber Gegenstand einer Untersuchung werdensollte, gab HUBBARD entsprechende Anweisungen:

    Wenn Sie oder die zentrale Organisation untersucht werden - sitzenSie still, kooperieren Sie nicht. ... und geben Sie freiwillig keine Infor-

    mationen. Stellen Sie zuallererst sicher, da Sie von vornherein mitbeiden Beinen auf dem Boden von Recht und Gesetz des jeweiligenLandes stehen. Schmeien Sie danach alles Untersuchungspersonalund Reporter die Treppe hinunter.

    18 HUBBARD, A Manual on the Dissemination of Material, 1955, S. 55

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    Das elitre Sendungsbewutsein HUBBARDs und die totalitren Tendenzen vonScientology kommen besonders deutlich bei seinen Feststellungen zum Bereich Ur-teil und Bestrafung zum Vorschein:

    Niemand unter uns richtet oder bestraft gerne. Trotzdem sind wir viel-leicht die einzigen Leute auf der Erde mit einem Recht zu bestrafen ....

    Fr HUBBARD ist es dabei unerheblich, ob der Betroffene Schuldbewutsein oder

    Einsicht zeigt:

    Schuld wird durch die Aktionen und uerungen einer Person festge-stellt , durch Zeugen und schriftliche Beweise ... Eine Person kann imUnrecht sein, ohne da sie es erkennt, da sie unrecht handelte. Wel-cher Kriminelle sieht jemals ein, wie unrecht seine Taten sind?

    Seiner Ansicht nach folgt dem Angriff auf Scientology aufgrund ihrer geistigen ber-legenheit die Strafe hufig automatisch auf dem Fue:

    Dianetik und Scientology sind Lehren, die sich selbst beschtzen.Wenn sie jemand angreift, dann greift er das gesamte Know-how des

    Minds an. ... Zu diesem Zeitpunkt gibt es Menschen auf dieser Erde, die

    sich vor Furcht verstecken, weil sie herausfanden, was sie angegriffenhaben. Leute sind tot, weil sie uns angegriffen haben. (Sie starben ein-

    fach, weil sie erkannten, was sie taten). Leute sind bankrott, weil sieuns angriffen. Wie Sie sehen, ergibt sich die Bestrafung fast von allei-ne.

    In manchen Angelegenheiten sei jedoch manchmal eine unmittelbare Bestrafung erfor-derlich:

    Verwenden Sie staatliche Behrden, wenn es nicht anders geht, ... a-ber versuchen Sie zu handeln, ohne die rtlichen Gesetzesvertreter mi-teinzubeziehen. Wir sind immer besser dran, wenn wir es selbst oder mit

    Privatdetektiven machen .. . Seien Sie gerecht. Stecken Sie nicht routi -nemig einen Kopf auf die Lanze, solange es nicht der richtige Kopfist. Aber denken Sie daran, da es Zeiten gibt(H.i.O.) in denen es le-benswichtig ist, einen Kopf, irgendeinen Kopf, auf die Lanze zu ste-cken, um aufkeimende Unordnung zu ersticken.

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    Bereits in diesen wenigen uerungen HUBBARDs aus der Frhzeit der Scientologywird deutlich, mit welchen Strategien und Methoden sich Scientology gegen innereund uere Gegner durchzusetzen gedachte.

    2. Der Spezialbereichsplan

    Neben dem Kampf gegen Unterdrckung entwickelte HUBBARD auch eine Offen-

    sivstrategie zur Expansion von Scientology. Von Anfang an folgte er dabei dem Ge-danken, Scientology in allen Bereichen der Gesellschaft, in der Wirtschaft und imStaatswesen als fhrende Leitphilosophie und Handlungskonzeption (ScientologyTechnologie) zu etablieren. Im Juni 1960 schritt er voran, in allen Scientology-Organisationen auf der Grundlage seines neu entwickelten sogenannten Spezial-bereichsplans(Special Zone Plan)19 Spezialbereichs-Abteilungen (Spezial Zone

    Departments) einzurichten. Auf diesem Wege wollte er die vielfltigen Anstrengun-gen von Scientology, die Gesellschaft zu durchdringen, besser koordinieren.

    HUBBARD erklrte, Scientologen seien rzte auf der Dritten und Vierten Dynamik,die die Erste und Zweite Dynamik nur deswegen in Ordnung brchten, um auf der

    Dritten und Vierten Dynamik ein besseres Funktionieren zu erzielen. Scientologysei in der Lage, den Zyklus des Zerfalls der gegenwrtigen Zivilisation aufzuhaltenund auf der Erde einen neuen Zyklus zu starten. Die Scientologen htten die Intel-ligenz, die Fhigkeit und das Know-how dazu. Jeder Scientologe knnte einen Le-

    bensbereich auswhlen, an dem Scientology interessiert ist, um dort hinzugehen undOrdnung und Erfolg in diesen Bereich zu bringen (Spezial-bereichsplan). Fr denstaats- und gesellschaftspolitischen Bereich stellte sich HUBBARD die Vorgehens-weise folgendermaen vor:

    Eine Nation oder ein Staat funktioniert aufgrund der Fhigkeit sei-ner Minister, Gouverneure oder irgendwelcher Fhrungspersonen. Esist leicht, in so einem Bereich einen Posten zu erhalten ... Machen Sie

    sich nicht die Mhe gewhlt zu werden. Verschaffen Sie sich einen Pos-ten als Mitarbeiter des Sekretariats oder als Leibwchter ... machen

    Sie sich daran, an der betreffenden Umgebung zu arbeiten und sie bes-ser zum Funktionieren zu bringen ... Fr mich ist es offensichtlich, dawir auf der Dritten und Vierten Dynamik gewinnen mssen, wenn wirunsere Ziele einer besseren Welt erreichen wollen ... Wir besitzen be-

    19 HUBBARD, HCO PL v. 23.06.1960: Spezialbereichsplan. Die Rolle des Scientologen im

    Leben

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    reits einen gewichtigen Einflu in der Gesellschaft. Mit Spezialbe-reichsplnen knnten wir diese Wirkung um x-tausend Mal verstrkenund in unserem jetzigen Leben unsere Ziele zumindest teilweise errei-chen und eine anstndige Welt schaffen, zu der wir zurckkommenknnen.

    3. Department of Government Affairs (Ab-

    teilung fr Regierungsangelegenheiten)

    Nur zwei Monate spter, im August 1960, wurden diese Einrichtungen in die neu ge-schaffene Abteilung fr Regierungsangelegenheiten(Department of Government

    Affairs) eingegliedert. Mit der Herausgabe des entsprechenden Richtlinienbriefes 20hob HUBBARD die zuvor ergangenen Anweisungen zur Errichtung der genanntenSpezialbereichsabteilungen auf bzw. ersetzte sie. Organisatorisch war diese neue Ab-teilung direkt an die HUBBARD Association of Scientologists International (HASI)angebunden, der Vorluferin der 1984 gegrndeten International Association ofScientologists (IAS). Sie befand sich damit zunchst auerhalb der Strukturen derzentralen Organisation und des HUBBARD Kommunikationsbros (HCO).

    Die Grndung derAbteilung fr Regierungsangelegenheitenerfolgte in erster Linieals Reaktion auf den zunehmenden Aufwand fr die SO, sich mit Rechts- und Steuer-angelegenheiten sowie anderen Regierungsangelegenheiten auseinandersetzen zumssen. Die Abteilung sollte sicherstellen, da die Kirchen und Missionen ihreAufmerksamkeit auf ihre eigentlichen Aufgaben konzentrieren konnten (Verkauf undLieferung von Materialien und Dienstleistungen an die ffentlichkeit) und nicht mitaufgabenfremden Angelegenheiten belastet wrden. Vordergrndig ging es also zu-nchst darum, diese neuen Aufgaben zu bndeln. Intern wurden dieser Abteilung da-zu weitreichende Befugnisse eingerumt. Die Arbeit der von Scientology beauftragtenRechtsanwlte unterstand ihrer Aufsicht. Smtliche greren finanziellen Verpflich-tungen, Vertrge, Einkufe, etc. unterlagen ihrer Vorprfung. Langfristig jedoch, solt sich aus diesem Richtlinienbrief schlieen, sollte diese Abteilung als in denstaatspolitischen Bereich eindringende Speerspitze scientologischer Einflunahme

    dienen, um Regierungen darin zu assistieren, stabile Verhltnisse aufrechtzuerhal-ten. Statt konstruktiver Politikuntersttzung offenbarte HUBBARD aber nur erneutdie offensiv-aggressive Kampfstrategie und die totalitren Ziele der Scientology. DasDepartment bezwecke, so HUBBARD:

    20 HUBBARD, HCO PL vom 15.08.1960: Dept of Govt Affairs (auszugsweise bersetzt)

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    Der Geheimdienst der Scientology-Organisation - 14 -- Grundlagen, Aufgaben, Strukturen, Methoden und Ziele -

    Einwirkungsmglichkeiten auf Regierungen und andere Organisati-onen zu verbreitern und sich selbst so zu fhren, da der Name und der

    Ruf von Scientology verbessert und gestrkt wird. Deshalb werdenVerteidigungstaktiken im Department abgelehnt. Wir versuchen nicht,die zentralen Organisationen und die HCOs gut zu machen. Wir ver-

    suchen ihre Reichweite sicher und effektiver zu machen. Nur Angriffelsen Bedrohungen auf. Im Angesicht der Gefahren, die von Regierun-

    gen und Gerichten ausgehen, gibt es nur zwei Fehler, die man machen

    kann: (a) nichts zu tun (b) sich zu verteidigen. Die richtige Vorge-hensweise gegen Bedrohungen ist (1) Finden Sie heraus, ob wir dasangebotene Spiel spielen wollen oder nicht (2) Wenn nicht, bringenSie das angebotene Spiel zum entgleisen mit einem Tuschungsman-ver oder einem Angriff auf den verwundbarsten Punkt, den Sie in den

    feindlichen Reihen entdecken knnen (3) Erzeugen Sie genug Bedro-hung und Tumult, da der Feind verzagt ...

    Wenn man an irgendeinem verwundbaren Punkt von irgendwem, ir-gend etwas oder irgendeiner Organisat ion angegriffen wird, finden Sieoder stellen Sie genug Bedrohungen her, die sie dazu veranlassen, um

    Frieden nachzusuchen. ... Verteidigen Sie sich n iemals, greifen Sieimmer an...(H.n.i.O.). Unerwartete Angriffe in den Rcken der feindli-

    chen Frontlinien funktionieren am besten. ...

    Um zu gewinnen, brauchen wir Finanzen und Schwung. ... Wenn dasDepartment mit Schwung und Elan arbeitet ... gewhrleistet es einenSchirm, hinter dem die Organisationen arbeiten knnen. ...

    Das Ziel des Departments ist es, Regierungen und feindli ch gesinn tePhi losophien oder Gesellschaften in einen Zustand vol lstndiger -

    bereinstimmung mit den Zi elen von Scientol ogy zu br ingen(H.n.i.O.).Dies geschieht durch die hochgradige Fhigkeit zu kontrollieren unddurch die Abwesenheit einer nur geringen Fhigkeit zu berwltigen.

    Dringen Sie in solche Einrichtungen ein. Kontrollieren Sie solche Ein-

    richtungen. Scientology ist das einzige Spiel auf der Erde, bei dem je-der gewinnt. Die richtige Ordnung herzustellen ist kein Overt.

    HUBBARD definiert den Begriff Overt als eine schdliche oder gegen das berle-ben gerichtete Handlung bzw. als eine Tat oder Unterlassung, die die Mehrzahl derDynamiken schdigt. Mit anderen Worten: Eine scientologische Gesellschaftsordnung

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    Der Geheimdienst der Scientology-Organisation - 15 -- Grundlagen, Aufgaben, Strukturen, Methoden und Ziele -

    mit allen Mitteln durchzusetzen, wre kein Verbrechen. Ein Verbrechen wre es danachvielmehr, es nicht zu tun, denn HUBBARD schreibt weiter:

    Deshalb wre die Unterlassung, eine Person oder Sache, durch dieviel Schaden angerichtet wrde, nicht zu vernichten oder aufzuhalten,ein Overt. Genauso wre die Untersttzung fr etwas, das die Mehrzahlder Dynamiken schdigt, auch ein Overt.21

    Die totalitre Denkstruktur HUBBARDs und seine Gewaltakzeptanz lassen sich kaumbesser als mit dieser Aussage illustrieren: Das Versumnis oder die Weigerung, angeb-lich negative oder unterdrckerische Handlungen und die daran beteiligten Personenrcksichtslos zu bekmpfen, wird selbst als strafwrdige Handlung eingestuft.

    4. Department of Official Affairs(Abteilung fr Offizielle Angelegenheiten)

    Am 13. Mrz 1961 ersetzte HUBBARD mit einem Richtlinienbrief die Abteilung frRegierungsangelegenheiten durch die Abteilung fr Offizielle Angelegenheiten(Department of Official Affairs) 22 . Gendert wurde im wesentlichen aber nur der

    Name; alle Anweisungen blieben in Kraft, einschlielich des Auftrages zur Infiltrationund Kontrolle von Regierungen. Das neue Department fungierte weiterhin als akten-fhrende Stelle, die alle Anti-Scientology-Gruppen, -Personen und -Aktivitten erfa-te.

    In diesem Richtlinienbrief verglich HUBBARD die umbenannte Abteilung erstmals miteinem aus dem politischen Bereich bekannten Ministerium fr Propaganda und Si-cherheit und bezeichnete dieses ausdrcklich als scientologisches quivalent.Zweck dieser Abteilung sei es, die ffentliche Prsentation, die rechtliche Position unddie Akzeptanz von Scientology auf staatlicher Seite zu verbessern. Es sei u.a. eine ihrervorrangigen Aufgaben, kontinuierlich Druck auf Regierungen auszuben, eine pro-Scientology-Gesetzgebung zu schaffen. Auch die Infiltrationsstrategie von Sciento-

    logy wurde von HUBBARD przisiert:

    Obwohl es so scheint, da das Department die Dritte Dynamik zurZielscheibe hat, behandelt es tatschlich nichts anderes als Individu-

    21 Das Handbuch des Ehrenamtlichen Geistlichen, S. 76522 HCO PL vom 13.03.1961: Department of Official Affairs (auszugsweise bersetzt)

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    en. Um die Aktivitten zum Ziel zu bringen, ist es nur ntig, sichFreunde und Verbndete zu schaffen, die Einflu haben . . .. Die Aktion,Gruppen zu beeinflussen, besteht darin, den jeweiligen Kopf der Bnd-nisgruppen fr sich einzunehmen.

    HUBBARD bertrug dieses Prinzip - gem den bekannten Spezialbereichsplnen-auch auf die politische Ebene:

    Die Aktion, eine pro-Scientology-Regierung hervorzubringen, bestehtdarin, sich die am hchsten plazierte Person im Regierungsapparat,die man erreichen kann, zum Freund zu machen, und im privaten

    Haushalt und in Bropositionen in ihrer Nhe Scientologen zu postie-ren und dafr zu sorgen, da Scientology ihre Schwierigkeiten und ih-ren Fall(Anmerkung: seelische Belastungen) lst.

    Jeder Scientologe ist danach also - bewut oder unbewut - ein potentieller Scientolo-gy-Agent, der die Interessen der Organisation in seinem jeweiligen Einflubereich inder Gesellschaft, in der Wirtschaft und in der Politik wahrzunehmen hat.

    5. Public Investigation Section(ffentliche Ermittlungsabteilung)

    Mit der Grndung der sogenannten ffentlichen Ermittlungsabteilung (Public In-vestigation Section) am 17. Februar 196623 nahm die Etablierung eines professionel-len Geheimdienstes noch konkretere Formen an. Die Ermittlungsabteilung hatte nacheigener Darstellung die Aufgabe, HUBBARD bei Nachforschungen ber ffentlicheAngelegenheiten zu helfen, die angeblich die menschliche Freiheit verhinderten. Wis-senswertes ber diese Angelegenheiten sollte als notwendige Voraussetzung er-forscht und enthllt werden, um den Fortschritt der Scientology zu steuern:

    Scientology steht fr Freiheit. Diejenigen, die keine Freiheit wollen,neigen dazu, Scientology anzugreifen. Diese Sektion untersucht dieeinzelnen Mitglieder der Angreifergruppen und sorgt dafr, da die

    23 HUBBARD, HCO PL vom 17.02.1966: Public Investigation Section (auszugsweise ber-

    setzt in: Friedrich-W. HAACK, Scientology - Magie des 20 Jahrhunderts, 3. Aufl. Mn-

    chen 1995, S. 240/241); s.a. Scientology - Religion or Intelligence Agency ? The view from

    the lions den. A paper by Jon ATACK, delivered at the Dialog Centre International Confe-

    rence in Berlin, October 1995 (Auszug aus dem Internet o. Seitenangabe); Tom VOLTZ,

    Scientology und (k)ein Ende, Dsseldorf 1995, S. 196f. mit Verweis auf Robert Vaughn

    YOUNG)

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    1. Finden Sie heraus, wer uns angreift.2. Beginnen Sie damit, ihn augenblicklich auf Begehung von

    KAPITALVERBRECHEN oder Schlimmeren hin zu untersuchen, ...3. Verbinden Sie unsere Antwort mit einem Gegenangriff, indem Sie ei-ne Untersuchung des Gegners begren.4. Beginnen Sie damit, die Presse mit erschtternden Berichten von

    Blut, Sex und Verbrechen mit tatschlichen Beweisen ber die Angrei-fer zu fttern.

    Unterwerfen Sie sich niemals auf zahme Weise einer Untersuchung vonScientology. Machen Sie es Angreifern die ganze Zeit hart und dornen-reich.

    Die Rechtfertigung fr diese Vorgehensweise leitete HUBBARD aus seiner langjhri-gen angeblichen Erfahrung ab, da jeder, der Scientology kritisiere, kriminell sei:

    Es gab bisher keinen Angreifer, der nicht vor lauter Verbrechenstank. Alles, was wir tun muten, war nachzuschauen, und Mord kamzum Vorschein.

    Gruppen, die Scientology angreifen, seien, so HUBBARD, um es vorsichtig auszu-drcken, geistig nicht gesund. Gem der scientologischen Technologie bedeutet

    dies, da sie schndliche Fakten und Bereiche zu verbergen haben, die aufgedecktwerden mssen, damit sich - wie beim individuellen Auditing - diese Bereiche vonGeisteskrankheit in der Gesellschaft auflsen knnen.25 HUBBARDs Taktik ist esalso, den Spie umzudrehen und den Angreifer in die Rolle des Angegriffenen zu ver-setzen, der sich rechtfertigen soll. Dieses Vorgehen sei aus seiner Sicht bislang immererfolgreich gewesen:

    Solange wir unsere Rolle als Gesellschaftsauditor vernachlssigen,werden wir angegriffen werden. ... Das Vorgehen, wie man Initiativeergreift, besteht darin, unsere eigenen Profis zu benutzen, um Teile derGesellschaft intensiv zu untersuchen, die uns angreifen knnten. Sor-

    gen Sie fr einen ganzen Schrank voller Munition. Stellen Sie die

    Richtigkeit unserer Tatsachen sicher. Und dann entlarven Sie ber diePresse.26

    25 HUBBARD, HCO PL v. 18.02.1966: Attacks on Scientology (Continued) (auszugsweise

    bersetzt)26 HUBBARD, HCO PL v. 15.02.1966: Angriffe auf Scientology

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    nach eigener Aussage drei Richtlinienbriefe 28, in denen auf dieses Freiwild-GesetzBezug genommen wird. Obwohl die Richtlinienbriefe wieder zurckgezogen bzw. deroffenen Kenntnisnahme entzogen wurden, wurden sie weiterhin vom Geheimdienst derSO als Ausbildungsrichtlinien verwendet. Noch 1980 muten fhrende Funktionreder Scientology whrend eines Gerichtsverfahrens zugeben, da das Freiwild-Gesetz nie wirklich abgeschafft worden sei.29 Mehrere hochrangige amerikanische SO-Aussteiger, die selber Opfer des Freiwild-Gesetzes waren, bezeugten unabhngigvoneinander, da dieses Gesetz bis heute eine bindende Richtlinie der SO ist.

    Der Richtlinienbrief vom 21. Oktober 1968 30, mit dem angeblich das Freiwild-Gesetzaufgehoben wurde, ist entsprechend zweideutig formuliert. In dieser Erklrung heites, da die Praktik, Leute zum Freiwild zu erklren, aufhren werde. Freiwild drfenicht auf irgendeiner Ethik-Order erscheinen. Es verursache schlechte Beziehungen zurffentlichkeit. Diese feinsinnige Formulierung ist auch so zu interpretieren, da nur diePraktik des Erklrens aufhren soll; davon, da die Praktik, jemanden als Freiwildzu behandeln, aufhren soll, ist nicht die Rede und offensichtlich auch nicht gemeint.Im Gegenteil: Ausdrcklich wird hervorgehoben, da dieser Richtlinienbrief keine

    Policy ber die Behandlung oder Handhabung eines SPs aufhebt. Bis heute aberwerden von der SO sogenannte SP-Erklrungen herausgegeben.31 Zu den erwhntenRichtlinienbriefen, die von der Rcknahme inhaltlich nicht betroffen sind, gehrt bei-spielsweise ein Exemplar vom 18. Oktober 1967 ber die Strafen fr niedrigere Zu-

    stnde, in dem die gnadenlose Verfolgung von SPs eindeutig beschrieben wird.Wrtlich heit es dort zum Ethik-Zustand Feind:

    28 Eidesstattliche Erklrung vom 22.03.1976: Diese sind: HCO PL v. 17.03.1965: Freiwild-

    Gesetz. Organisation, unterdrckerische Handlungen. Die Quelle des Freiwild-Gesetzes;

    HCO PL v. 23.12.1965: Ethik. Unterdrckerische Handlungen. Unterdrckung von Sciento-

    logy und Scientologen. Das Freiwild-Gesetz (Ersetzt den HCO-Policybrief vom 07. Mrz

    1965, Ausgabe I. Er wurde ursprnglich unter dem falschen Datum 1. Mrz 1965 herausgege-

    ben). Der letztgenannte HCO PL wurde am 10. September 1983 revidiert und wieder he-

    rausgegeben, diesmal ohne Nennung des `Freiwild-Gesetzes.29

    J. ATACK, a.a.O.

    ; Zeugenaussage von Robert Vaughn YOUNG vom 11.01.1995, Anl. 20des Schriftsatzes der Behrde fr Inneres / Arbeitsgruppe Scientology vom 01.03.1995 in der

    Verwaltungsgerichtssache Scientology Kirche Hamburg e.V. gegen Freie und Hansestadt

    Hamburg wegen Verffentlichung der Broschre Scientology - Irrgarten der Illusionen, Az.

    11 VG 3783/94, S. 17 der bersetzung30 HUBBARD, HCO PL v. 21.10.1968: Aufhebung des `Freiwild-Gesetzes31 Dem LfV Hamburg liegt z.B. eine sog. SP-Declare der Scientology Kirche Hamburg e.V.

    vom 23.04.1997 vor.

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    SP-Order (Anmerkung: Erklrung zurUnterdrckerischen Person).Freiwild. Ihr kann das Vermgen weggenommen werden, oder ihrkann durch jedes Mittel Schaden zugefgt werden von jedem Sciento-logen, ohne da dieser dafr irgendwie zur Rechenschaft gezogenwird. Sie kann ausgetrickst, verklagt oder belogen oder vernichtetwerden. 32

    In einer eidesstattlichen Erklrung vom 22. Mrz 1976 behauptete HUBBARD im Wi-

    derspruch zu dieser Aussage, da er mit den Freiwild-Richtlinien niemals die Ab-sicht verfolgt habe, illegale oder Angriffsaktionen gegen irgend jemanden zu auto-risieren. Das Gegenteil war jedoch der Fall: Unter Fhrung des weltweit aktiven Ge-heimdienstes Guardian Office (GO), der kurze Zeit spter in die Fustapfen seinerVorluferorganisationen trat, nahm in den folgenden Jahren die ethisch legitimierteVerfolgung von Abtrnnigen und Scientology-Gegnern und das z.T. kriminelleMachtstreben der Scientology bislang ungeahnte Ausmae an.

    III. Das Guardian Off ice(GO) (1966 - 1983) 33

    Es gibt vermutlich keine Grenze in bezug darauf, was ich tun wrde,

    um des Menschen einzigen Weg hinaus zu schtzen, gegen jene, ...,

    die versuchen Scientology zu stoppen ...34L. Ron HUBBARD

    1. Grndung und Aufbau

    32 HUBBARD, HCO PL v. 18.10.1967 Issue IV: Penalties for lower Conditions: Enemy -

    SP Order. Fair Game. May be deprived of property or injured by any means by any Sciento-

    logist without any discipline of the Scientologist. May be tricked, sued or lied to or destroy-

    ed.33 Bro des Wchters34 HUBBARD, HCO PL v. 15.08.1967, Disziplin. Unterdrcker und Verwaltung. Wie Statis-

    tiken abstrzen

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    Der Geheimdienst der Scientology-Organisation - 22 -- Grundlagen, Aufgaben, Strukturen, Methoden und Ziele -

    Nur zwei Wochen nach Etablierung der ffentlichen Ermittlungsabteilung(Pub-lic Investigation Section) wurde ein weiterer Posten an der Spitze des Geheimdienst-apparates installiert: DerGuardian (Wchter).35 HUBBARD verstand diese Funkti-on zunchst als Treuhnder der Scientology. Der Guardian sollte HUBBARDdarin untersttzen, Richtlinien durchzusetzen und herauszugeben. Er sollte die einzel-nen Organisationen beschtzen und helfen, Scientology langfristig zu frdern. Der ers-te Guardian der Organisation wurde Mary Sue HUBBARD, die dritte Ehefrau desScientology-Grnders. Der Posten wurde sehr schnell zu einer eigenen Organisation,

    dem Guardian Office (GO), ausgebaut. Sie integrierte alle bis dahin existierendenFunktionen und Einrichtungen des SO-Geheimdienst- und Propagandaapparates. Ander Spitze der Organisation stand der Guardian World Wide (Guardian WW). Miteinem Richtlinienbrief vom 21. Januar 1969 wurde ein weiterer, dem Guardian WW -

    bergeordneter Posten geschaffen, derController. Dieses Amt wurde auf Lebenszeitan Mary Sue HUBBARD vergeben. Nachfolgerin auf dem Posten des Guardian WWwurde Jane KEMBER.

    Seinen Hauptsitz hatte das GO in Saint Hill Manor/East Grinstead in der Nhe vonLondon, dem damaligen Wohnsitz HUBBARDs. Organisatorisch war es in das HUB-

    BARD Kommunikationsbro (HCO) eingegliedert und - entsprechend der auf allenHierarchieebenen gleichen Organisationsstruktur - in den Scientology Orgs in der

    jeweiligen Fhrungsabteilung Abt. 7 (Executive Division 7) vertreten. Die Fh-

    rungslinie verlief von dem sog. Assistant Guardian einer jeden Organisation, des-sen Posten direkt hinter dem des Leitenden Direktors (Executive Director, ED) in derFhrungsspitze der Org angesiedelt war, zum Guardian der jeweiligen Kontinental-organisation, der wiederum dem Guardian WW unterstand.36 Die Mitarbeiter des GOunterstanden also nicht dem jeweiligen Leiter der rtlichen Organisationen, sondernhatten die Befehlsstrnge innerhalb ihres eigenen GO-Netzwerkes zu beachten. DasGO war innerhalb der Scientology zunchst ganz offen als Geheimdienstbro (Intelli-

    gence Bureau) bekannt. Spter wurde dieser Name wohl aus Tarnungsgrnden inden etwas harmloser klingenden Namen Information Bureau gendert. Dieses Ma-nver konnte letztendlich aber nicht verschleiern, da das GO mehr noch als alle seineVorluferorganisationen wie ein klassischer Geheimdienst operierte, da es weitaus

    besser organisiert und strukturiert war und zudem eine b emerkenswerte Professionali-

    tt und Effektivitt an den Tag legte.

    Obwohl HUBBARD selbst offiziell keine Funktion ausbte, arbeitete das GO unter sei-ner Aufsicht. HUBBARD lie sich wchentlich ber die wichtigsten Ereignisse und

    35 HUBBARD, HCO PL v. 01.03.1966: The Guardian (auszugsweise bersetzt)36 HCO PL v. 25.03.1971: Guardian Office (zit. n. Friedrich-W. HAACK, a.a.O., S. 242)

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    Geheimdienstaktivitten informieren. Im Laufe der Jahre gewann das GO immer grereBedeutung im System, so da es als das eigentliche Macht- und Entscheidungszent-rum der SO bezeichnet werden kann. In den siebziger Jahren hatte nach Aussage vonRobert Vaughn YOUNG, der von 1971 bis 1989 dem GO bzw. OSA in leitender Funktionangehrte, das GO weltweit 400 bis 500 vollzeitliche Mitarbeiter. Etwa 200 Personen ar-

    beiteten in der Zentrale in Los Angeles, die brigen Mitarbeiter verteilten sich weltweitauf etwa 25 Bros, die meisten davon in Nordamerika und Europa. Der Ex-ScientologeJon ATACK behauptet sogar unter Berufung auf eine gerichtliche Erklrung von Da-

    vid MISCAVIGE aus dem Jahr 1994, da dem GO insgesamt 1.100 Mitarbeiter angehrthtten und eine nicht bekannte Zahl sog. Field Staff Members (FSM, neben- oderhauptamtlich ttige Mitarbeiter im Auendienst). HUBBARD habe sich, so ATACK,mit dem GO den bis dahin vermutlich grten und effektivsten privaten Geheimdienstin der Geschichte der Menschhei t geschaffen.37

    2. Die Abteilungen und Aufgabenbereiche des GO

    In einer 1976 von derScientology Kirche Deutschland e.V. (SKD) herausgegebe-nen offiziellen Informationsschrift ber das Guardian Office Deutschland rhmteHUBBARD das GO berschwenglich und besttigte dessen berragenden Stellenwertinnerhalb der Gesamtorganisation:

    Es gibt kein erfolgreicheres Organisationsnetz als das BRO DESGUARDIAN. ... Das heit nicht, da dies nur innerhalb von Scientolo-

    gy oder in den Organisationen zutrifft. Es ist mglich, da es in dendsteren Weiten der Geschichte einmal eine Aktivitt gegeben hat, dieebenso erfolgreich war. Wenn dem so ist, wei ich nichts darber.

    Die fr Scientology existentiell wichtige Bedeutung des GO wird auch durch ein in dervorgenannten Informationsschrift abgedrucktes Belobigungsschreiben HUBBARDsvom 23. Juni 1974 unterstrichen:

    Vornan und weit ber den anderen steht das GUARDIAN ORGANI-

    SATIONSNETZ. Es gibt keine vergleichbare Gruppe auf diesem Plane-ten. Es expandiert und verteidigt Scientology berall auf der Erde undhat schon lange den Machtzustand38 berschritten.

    37 J. ATACK, a.a.O.38 Hchster Ethik-Zustand in Scientology

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    Die Scientology Technologie vor destruktiven Vernderungen zu be-wahren..., damit eine hundertprozentig standardgeme Anwendungund die damit verbundenen Erfolge garantiert bleiben.

    Angriffe abzuwehren, die darauf abzielen, den Ruf und das Ansehenvon Scientology in der ffentlichkeit zu diskreditieren ...

    Scientology, ihre Organisationen und Missionen innerhalb der gel-tenden Rechtssphren zu schtzen ...

    Finanzielles Management und Beratung, damit Scientology-Organisationen zahlungsfhig und stets kreditwrdig bleiben ...

    Schaffen eines Bewutseins und Bedrfnisses innerhalb der Gesell-schaft nach Scientology.

    Aufbau sozialer Aktivitten und Initiativen, die unter Verwendung derScientology Technologie gesellschaftliche Probleme aktiv lsen undbeseitigen helfen ...

    Auch wird nher erlutert, wie das GO organisiert war. Da die Organisationsstrukturen

    der Scientology auf allen Ebenen (lokal, kontinental, international) gleich sind, knnenaus den Angaben ber die deutsche GO-Organisation auch Rckschlsse auf die in-ternationale Struktur gezogen werden. Ursprnglich war das GO in fnf Abteilungenaufgeteilt: dem Public Relation (PR) Bro, dem Rechtsamt, dem Finanzbro, dem Brofr soziale Aktivitten und dem Servicebro.

    Scientology geht davon aus, da in gesellschaftlichen Bereichen, in denen Unethikexistiert, keine standardgeme Scientology Technologie Eingang finden bzw. wirk-sam zur Anwendung kommen kann. Das PR-Bro spiele deshalb innerhalb der Gesell-schaft auch gleichzeitig die Rolle eines Auditors, der sozusagen auf der Dritten

    Dynamik ttig ist und dafr sorge, da solche unmoralischen Bereiche in der Gesell-schaft reformiert werden und aufhren, ihren schlechten Einflu auf das gesamte Wohlder Menschheit auszuben. Das Rechtsbro ist fr die Wahrung der rechtlichen Inte-

    ressen der Scientology-Organisationen und ihrer Mitglieder verantwortlich, das Fi-nanzbro fr den finanziellen Zustand der Einrichtungen. Fr Scientology ist der fi-nanzielle Status einer Scientology-Einrichtung oberster Mastab fr die Beurteilungder Kompetenz des jeweiligen Managements. Das Bro fr soziale Aktivitten habe dieAufgabe, die Technologie von HUBBARD in der Gesellschaft zur Anwendung zu

    bringen. In den Bereichen Drogenrehabilitation, Kriminalittsreform, Wirtschaft undManagement, Bildungs- und Gesundheitswesen sowie in vielen anderen Bereichen will

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    Scientology ihren Lwenanteil an Verantwortung in der Gemeinschaft und im Welt-geschehen bernehmen.40 Damit werde nicht nur der Zweck des GO erfllt, sondernauch ein wichtiger Beitrag fr das Erreichen des Scientology-Zieles geleistet: Ein Pla-net, der sobald wie mglich clear ist. Das Service Bro soll dafr sorgen, da demGO gengend gut ausgebildete Mitarbeiter zur Verfgung stehen, d.h. es soll sie ent-sprechend ausbilden.

    Kurze Zeit spter kam die sogenannte Informationsabteilung hinzu bzw. wurde

    erstmals als eigenstndige Abteilung erwhnt. In einem Flugblatt des GO, das aus demJahr 1978 stammen drfte, werden die Aufgaben der nunmehr sechs Abteilungen desGO einschlielich der klassischen geheimdienstlichen Aufgaben der Informationsab-teilung41 genau definiert:

    Das Service-Brotrgt dazu bei, aus dem GO ein Team von unvergleichlichen Perso-nen zu machen, welches daran arbeitet und bereits gearbeitet hat, ei-ne geistig gesunde Zivilisation zu erschaffen, und zwar durch die An-wendung der Technologie, Standard Scientology Training, Auditing,

    Korrekturen und Ethik.

    Die I nformationsabteil ung

    ist unentbehrlich fr den Einsatz des Guardian Office. Dort werdengrundlegende Daten gesammelt, durch deren Auswertung vorausge-sagt werden kann, wie die Dinge laufen werden, so da man sich dar-auf einstellen kann, Situationen zu handhaben, die der Verbreitungvon Scientology schaden knnten.

    Das Presse- und ffentli chkeitsamt

    ist aufmerksam dabei, falsche Berichte ber Scientology zu enthllenund diese zu korrigieren. Hier wird moderne Technologie von L. Ron

    HUBBARD ber Public Relations verwendet, um die allgemeine Bezie-hung von Scientology zur ffentlichkeit zu handhaben - es arbeitet mit

    Fernsehen, Radio, Presse, VIPs und Regierungsbeamten zusammen.

    40 Da zum damaligen Zeitpunkt der scientologische Wirtschaftsverband WISE noch nicht exis-

    tierte, fiel die Ausbreitung von Scientology in der Wirtschaft damals offensichtlich in den di-

    rekten Kompetenzbereich des GO. Das gleiche gilt fr den Bereich der gesellschaftspoliti-

    schen und sozialen Aktivitten, die heute von entsprechenden Tarnorganisationen wahrge-

    nommen werden.41 zit. n. F. - W. HAACK, a.a.O., S. 243/244

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    Das Resultat ist, da die gute Arbeit von Scientology weit verbreitetwird und zwar durch Tausende von vorteilhaften Berichterstattungenin jeder Woche berall auf der Welt.

    Das Rechtsamt

    ist Schtzer des Rechts fr alle und alles, was Scientology betrifft. Esmacht bei jenen Gerechtigkeit gltig, die danach trachten, die Expan-

    sion von Scientology zu unterdrcken. Folglich hilf t es, eine geistiggesunde Zivilisation zu erschaffen - es schtzt die Urheberrechte derStandard Scientology Technologie - handhabt alle rechtlichen, Regie-rungs- und Steuerangelegenheiten.

    Die F inanzabteil ung

    ist mit der Verantwortung fr die Sicherung des Guthabens und des gu-ten Rufes der Kirche betraut - es bringt Zahlungsfhigkeit und geistigeGesundheit in Scientology Organisationen hinein, indem es sicher-

    stellt, da Richtlinien bezglich Finanzen befolgt werden, und da alsResultat Scientology expandiert.

    Das Bro f r Sozial e Koordi nation

    ist ein Reformator auf dem Gebiet der geistigen Gesundheit, der Krimi-

    nellen- und Drogenrehabilitation, der Erziehung und grundstzlichenMenschenrechte - dynamisch erschafft es eine Anerkennung der Un-entbehrlichkeit der Scientology Technologie innerhalb der Gesell-

    schaft selber. Folglich macht es das Ziel von Scientology real, nmlicheine Zivilisation ohne Geisteskrankheit, ohne Verbrechen und ohne

    Krieg.

    Die hier im Mittelpunkt des Interesses stehende Informationsabteilung, also die ei-gentliche Geheimdienstabteilung des GO - im amerikanischen Information Bureaugenannt -, war wiederum in mehrere sogenannte Branches (Zweige) gegliedert. Inden Zustndigkeitsbereich von Branch I (B I) fiel die Sammlung von Informationenaus offen zugnglichen Quellen (Overt Data Collection, ODC), die verdeckte Da-

    tensammlung mit nachrichtendienstlichen Mitteln (Covert Data Collection, CDC)sowie die Durchfhrung von verdeckten Operationen (Covert Operations, CO).Branch II (B II) war verantwortlich fr die interne Sicherheit der Organisation.

    3. Strategien und Programme des GO und ihre Hintergrnde

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    Der Geheimdienst der Scientology-Organisation - 28 -- Grundlagen, Aufgaben, Strukturen, Methoden und Ziele -

    Fr die verschiedenen Aktionsfelder der Scientology entwickelte HUBBARD jeweilseine sogenannte Verwaltungsstufenleiter, die Admin Scale, in der Ziel, Zweckund zu beachtende Richtlinien schriftlich fixiert sowie die fr die Durchfhrung nti-gen Plne, Programme und Projekte definiert wurden. In der Admin Scale fr dasGO42 definierte HUBBARD dessen Ziel folgendermaen:

    Den Widerstand ausreichend zur Seite zu fegen, um ein Vakuum zu

    schaffen, in das Scientology hineinexpandieren kann.

    DerZweck des GO sei die Etablierung der Unentbehrlichkeit von Scientology.43 DerIdealzustand (Ideal Scene) sei fr Scientology erreicht, wenn die

    Angreifer gegen Scientology lokalisiert und von ihren Machtpositio-nen entfernt sind und Scientology auf diese gelangen kann. Und jede

    Drohung eines Angriffs in die Schranken gewiesen ist, damit Sciento-logy freies Feld hat.

    Die Wertvollen Endprodukte (Valuable Final Products, VFP) der GO-Aktivittenseien, so HUBBARD, mehr unterworfene Geisteshaltungen auf seiten aller Feinde.

    HUBBARDs enorme Anstrengungen, sich diesem Ziel mit einem schlagkrftigen undeffektiven Geheimdienst- und Propagandaapparat zu nhern, werden verstndlich,wenn man sich vergegenwrtigt, da der Scientology-Grnder ernsthaft daran dachte,alle entscheidenden Machtpositionen in Staat und Gesellschaft zu bernehmen. Er hatdiese langfristigen Ziele (targets) der Scientology in einem nach wie vor gltigenRichtlinienbrief vom 16. Februar 1969 niedergelegt:

    Die lebenswichtigen Ziele, in die wir die meiste Zeit investieren ms-sen, sind:

    T 1. Den Feind seiner Popularitt berauben, bis sie vllig ausgelschtist.

    T 2. Erlangung der Kontrolle oder Ergebenheit der Leiter oder Eigen-tmer aller Nachrichtenmedien.T 3. Erlangung der Kontrolle oder Ergebenheit von politischenSchlsselpersonen.

    42 AG I Admin Scale (o. D., ca. 1977; Abk.: Assistant Guardian B I; auszugsweise bersetzt)43 HUBBARD, Guardian Order 1514 v. 26.01.1975

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    T 4. Erlangung der Kontrolle oder Ergebenheit derjenigen, die die in-ternationalen Finanzgeschfte berwachen und ihre Versetzung zu ei-nem weniger unsicheren finanziellen Standard.

    T 5. Die Gesellschaften, in denen wir operieren, generell neu beleben.

    T 6. Eine berwltigende ffentliche Untersttzung gewinnen.

    T 7. Alle hnlichen Gruppen als Verbndete nutzen.

    Dies sind natrlich sehr weitreichende Ziele. Aber es ist das, was g etanwerden mu, um die Langlebigkeit unserer Organisationen fortzuset-

    zen. Unsere einzige Rechtfertigung, diese Dinge zu tun, ist, da Scien-tology das einzige Spiel ist, bei dem jeder gewinnt ... Fast alles, waswir tun, geht bereits in die Richtung T 1 - T 7. Wir haben den Vorteileiner neuen vitalen Technologie und das Monopol darauf. Wir habenkeinen Utopietraum oder eine fertig geplante Gesellschaft. Wir versu-chen zu berleben. Unsere Theorie ist, da wenn Individuen ehrlicherund weniger beunruhigt werden, dann werden sie auch fhig sein, einebessere Gesellschaft aufzubauen. ... Wenn wir alle Gruppen wechselsei-tig und alle noch vorhandenen Krfte nutzen und kanalisieren, habenwir eine sehr groe Chance zu gewinnen. ... So knnen und mssen wir

    die Fhrung bernehmen. Und wir selber mssen viele Fhrer heran-bilden.44

    Hinsichtlich der bis dahin von Scientology erfolgten Reaktionen auf Angriffe gegendie Organisation zhlte HUBBARD einige Fehler auf, die in Zukunft unbedingt abge-stellt werden mten:

    Die Fehler, die wir gemacht haben:

    1. Nur verteidigen2. Nur auf Scientology Terrain verteidigen3. Vernnftig zu sein und dem Feind milde Motive zuzuschreiben

    4. Zu versagen, frhzeitig und hart zurckzuschlagen5. ...6. ...

    44 HUBBARD, HCO PL v. 16.02.1969: Targets, Defense, Issue IV. Reissued 24.09.1987

    (Reissued with updated distribution) (auszugsweise bersetzt)

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    Unsere Feinde auf diesem Planeten sind weniger als zwlf Mnner.Sie sind Mitglieder der Bank of England und anderer hoher Finanz-kreise. Sie besitzen und kontrollieren Zeitungsketten, und sie sind ei-

    gentmlicherweise Direktoren in all den Gruppen fr geistige Ge-sundheit auf der Welt, die aus dem Boden geschossen sind. Nun, dieseTypen sind sehr interessante Kerle. Sie haben einen phantastisch kor-rupten Hintergrund, uneheliche Kinder, Regierungskorruption ...

    Nachdem sie die Kontrolle ber den grten Teil der Goldvorrte desPlaneten besaen, unternahmen sie ein Programm, jede Regierungbankrott zu machen und unter ihre Knute zu bringen, so da keine Re-

    gierung mehr imstande wre, ohne die Erlaubnis dieser Leute politischzu handeln. Der Rest ihres offensichtlichen Programms ist gewesen, dasGebiet der geistigen Gesundheit zu benutzen, ... , um alle politisch An-dersdenkenden aus dem Weg zu rumen. ...

    Sie haben ziemlich interessante Akten ber uns, unsere Leute und Or-ganisationen angesammelt, und ihre Weisungen darber, was zu un-ternehmen wre, sind ebenfalls in ihren Akten, und all das ergibt eine

    sehr interessante Lektre. Wir besitzen natrlich volls tndige Kopienihrer Akten.

    ...Das ist eine sehr schattig-dstere Spionage-Aktivitt, die jetzt mehroder weniger vorbei ist. Wir haben jedoch unsere eigenen Dossiers -ber diese Leute, und die sind in der Tat ein korrupter Haufen. Ich den-ke, wir haben wahrscheinlich genug, um sie absolut in Verruf zu brin-

    gen, wenn wir jemals verffentlichen wrden, was wir wissen.

    Ein Jahr spter verffentlichte HUBBARD eine Fhrungsdirektive mit dem Titel TheWar48, in der er u.a. verkndete:

    Letztes Jahr haben wir ein Dutzend Mnner an der Spitze herausg efil-tert. Dieses Jahr haben wir die Organisationen gefunden, die diese be-

    nutzen und alle ihre Verbindungen auf der Welt.

    HUBBARD meinte insbesondere die World Federation of Mental Health (WFMH)mit ihren jeweiligen nationalen Unterorganisationen. Psychiatrie und der Bereich gei-

    stige Gesundheit seien als Trger ausgewhlt worden, um den Westen zu u nterminie-

    48 HUBBARD, Executive Directive 55 INT v. 29.11.1968: The War (auszugsweise bersetzt)

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    ren und zu zerstren. Der Einflu dieses Komplexes auf die Gestaltung der Gesellschaftsei immens. Im Bildungsbereich, in den Streitkrften, selbst in den Kirchen habe diePsychiatrie ihre Ideen durchgesetzt. Deren Technologie sei die gleiche, die auchGeheimdienste wie das KGB bentzten: Elektroschocks und Gehirnoperationen. EinzigScientology stnde diesen Leuten, die seit 1950 Scientology bekmpften, im Wege.Fr HUBBARD stand daher fest: Sollte es Scientology gelingen, diesen Gegner, nm-lich die internationale Psychiatrie, in die Knie zu zwingen, wre das grte Hindernisfr die Ausbreitung der scientologischen Geistestechnologie beseitigt. Scientology

    habe bis dahin versagt, die totale Kontrolle auf dem Feld der geistigen Gesundheit imWesten zu bernehmen. Dieser unterbliebene Schritt msse jetzt nachgeholt werden.Angesichts der von HUBBARD ausgemachten psychiatrischen Weltverschwrungwird die Umsetzung des Ziels,

    totale Kontrolle ber das Gebiet der geistigen Gesundheit auf diesemPlaneten in all seinen Formen zu bernehmen...,

    zu einer der vorrangigen Aufgaben des GO. Die Psychiatrie als vermeintlicher Feindmsse zuerst aus dem Weg gerumt werden, um den ursprnglichen Zweck, die Erdezu klren, durchsetzen zu knnen:

    Unser Sieg wird kommen, wenn wir seine Organisationen (Anmer-

    kung: die des Feindes) fhren, seine Funktionen ausben, seine finan-ziellen Mittel und Bewilligungen erlangen. 49

    Wie bitterernst HUBBARD seine Vorstellung von einer psychiatrischen Weltver-schwrung nahm und welche Manahmen er dagegen zu ergreifen gedachte, zeigtesich wenige Jahre spter. 1973 entwickelte HUBBARD das weitreichendste, noch heu-te existierende scientologische Geheimdienstprogramm berhaupt, das unter dem Co-denamen Schneewittchen (Snow White) bekannt wurde. Mit dem am 28. April1973 schriftlich niedergelegten Programm50 verfolgte HUBBARD das Ziel, die Quelleder angeblich seit 1950 weltweit gefhrten Angriffe gegen ihn und seine humanitre

    Lehre aufzudecken und diese zu handhaben. In einerGuardian Order vom 22.Juni 1974 51 wurde allen Mitarbeitern des GO die berragende Bedeutung dieses Pro-

    gramms noch einmal eingeschrft:

    49 CS-G to The Guardian WW v. 02.12.1969: Confidential. Intelligence Actions. Covert Intelli-

    gence. Data Collection (auszugsweise bersetzt)50 Guardian Order 732 Secret v. 28.04.1973: Snow White Program51 Guardian Order 1206 v. 22.06.1974: The Snow White Programme (auszugsweise bersetzt)

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    Das Schneewittchen-Programm hat die HCHSTE PRIORITTVON ALLEN GO AKTIVITTEN (H.i.O.).

    Dieses Programm sollte laut HUBBARD auch ein spezifisches Engramm auf derVierten Dynamik eliminieren, d.h. eine schmerzhafte Erfahrung, die alle Zivilis atio-nen der Welt an irgendeinem Zeitpunkt in der Vergangenheit durchlebt htten. Mit an-deren Worten: HUBBARD glaubte, mit der Vernichtung der Psychiatrie bzw. ihres Ein-flusses und dadurch, da Scientology mit ihrer Technologie zur Beherrschung und

    Kontrolle des menschlichen Geistes an deren Stelle tritt, die angebliche Versklavungder Menschheit revidieren zu knnen. Die hchste Priorittsstufe dieses Programmswurde weiter damit begrndet, da das GO sich zwar tglich mit hunderten kleinerer Si-tuationen auseinanderzusetzen habe, die den Fortschritt von Scientology zu behindernscheinen, das Schneewittchen- Programm habe aber die weitergehende Aufgabe,das Problem des Widerstands gegen Scientology an der Wurzel anzupacken. Es solldie Quelle der Hindernisse aufdecken und eliminieren, um so weltweit die Akzeptanzfr Scientology zu steigern. Dieses Programm werde, sofern mit aller Macht betrieben,Scientology die Tr weit ffnen, um den Planeten vollkommen zu klren.

    Das Programm umfate in den siebziger Jahren weltweit 38 Hauptprojekte sowie unge-zhlte Unterprojekte, berall dort, wo Scientology in der einen oder anderen Form aktivwar. Aber nur eine Handvoll Auserwhlter bekam Einblick in das ganze Ausma und

    die wahre Zielsetzung dieses Programms, denn HUBBARD hatte Angst um das Imagevon Scientology.

    1995 schilderte der ehemalige hochrangige GO- und OSA-Mitarbeiter Robert VaughnYOUNG in einem Artikel fr den SPIEGEL weitere Einzelheiten dieses bis dahinkaum bekannten Schneewittchen-Programms. Er erluterte auch die besondere Rol-le, die Deutschland darin spielt.52 HUBBARD fhlte sich, so YOUNG, nicht nur vonkommunistischen Agenten, Psychiatern und Regierungsbehrden verfolgt. Er litt of-fensichtlich auch unter dem Wahn, Psychiater und Psychologen wollten ihn ermorden,

    52 Codename Schneewittchen, in: Der Spiegel Nr. 39/95 v. 25.09.1995, S. 104-114.

    YOUNG erklrt hier auch die Herkunft des Namens: HUBBARD gab diesem Programm denNamen Schneewittchen, weil es seiner Meinung nach alle Elemente eines wunderbaren

    Mrchens enthielt. Das Programm enthielt u.a. Begriffe aus dem Mrchen als Bezeichnung fr

    die Lnder, in denen Scientology aktiv war. Deutschland, das Reich des Bsen, erhielt den

    Namen des grimmigen Zwerges Grumpy aus der Walt-Disney-Verfilmung von Schneewitt-

    chen. Andere Lnder, auf die die von HUBBARD angeblich entdeckte Nazi-Konspiration

    bergegriffen habe, hieen Snezzy (Niederlande), Doc (Schweden), Apple (Frankreich) oder

    Happy (Dnemark).

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    Vor dem Hintergrund der nachfolgend geschilderten Vorkommnisse mute das Pro-gramm Ende der siebziger Jahre zeitweise im Panzerschrank verschwinden. Bis heutehat dies Scientology jedoch nicht davon abgehalten, es auch in Deutschland weiter-zuverfolgen bzw. nach der Wiedervereinigung wieder aufleben zu lassen (siehe Teil III,OSA). Insbesondere im Hinblick auf die Ausbreitung von Scientology nach Os teuropaist nicht nur die ideologische und konomische, sondern auch die strategische Bedeu-tung Deutschlands weiter gewachsen. Um so dringlicher erscheint es der SO daher,endlich und endgltig den hiesigen politischen und gesellschaftlichen Widerstand

    gegen Scientology zu brechen.

    4. Taktiken und Methoden des GO

    Die SO ging davon aus, da die US-amerikanische Regierung und andere Organis atio-nen negative Daten und Dokumente ber Scientology gesammelt und aktenmig ar-chiviert hatten. Ein wesentliches Ziel des Schneewittchen- Programms war es, diesein Erfahrung zu bringen und mglichst zu entfernen bzw. durch positives Material zuersetzen. Da das GO diese Vorgaben z.T. wrtlich nahm und entsprechend umsetzte,zeigen Vorgnge aus den Jahren 1976/77. Die wichtigsten heute vorliegenden Erkennt-nisse ber die Vorgehensweisen des 1983 angeblich aufgelsten GO resultieren ausDurchsuchungsaktionen und Ermittlungen des FBI aus dem Jahr 1977, die den syste-matischen Einsatz des GO u.a. gegen US-Regierungsbehrden aufdeckten.

    1976 griff das FBI zwei mit falschen Ausweispapieren versehene Agenten des GOnachts im Justizministerium in Washington auf. Die nachfolgenden Untersuchungengegen weitere mutmaliche GO-Agenten enthllten illegale Machenschaften der Orga-nisation. Es kam zu einem Proze gegen die Fhrungspersonen des GO einschlielichMary Sue HUBBARD und Jane KEMBER. Mit Hilfe der Zeugenaussage eines beteilig-ten GO-Agenten, der zuvor von der Organisation festgehalten worden war, aber flch-ten konnte und dann zur Zusammenarbeit mit dem FBI bereit war, konnte Anklage er-hoben werden. Dabei stellte sich heraus, da Scientology ihre Angriffe gegen Regie-rungsstellen, u.a. gegen die Bundessteuerbehrde Internal Revenue Service (IRS),

    bereits 1974 gestartet hatte. Die IRS hatte ber die Anerkennung von Scientology alsBona fide-Religion (bona fide = guten Glaubens, auf Treu und Glauben) und ber die

    davon abhngige Steuerbefreiung zu entscheiden.

    Am 08. Juli 1977 begannen die Durchsuchungsaktionen gegen GO-Bros in Washing-ton, D.C. und Los Angeles mit 134 beteiligten FBI-Beamten. ber 23.000 Dokumente -viele davon aus Regierungsdienststellen gestohlen - sowie Einbruchwerkzeuge undelektronische berwachungsausrstungen konnten beschlagnahmt werden. Bei denErmittlungen stellte sich z.B. auch heraus, da ein ins Justizministerium eingeschleus-

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    ter GO-Agent in einem stark gesicherten Bereich gearbeitet hatte, in dem u.a. strengvertrauliche CIA-Dokumente aufbewahrt wurden. Auch in das Bro eines stellvertre-tenden Generalstaatsanwaltes waren GO-Agenten eingebrochen. Parallel dazu wurdein Kanada entdeckt, da das GO dort verschiedene Polizeidienststellen auf Bundes-und Landesebene sowie das Bro des Generalstaatsanwaltes unterwandert hatte. Dieden Scientology-Agenten zur Last gelegten Straftaten umfaten u.a. Infiltration undDiebstahl von Dokumenten einer Reihe staatlicher Einrichtungen sowie privater Orga-nisationen. Insbesondere Interpol, Welt organisationen (z.B. WFMH), Rechtsanwalts-

    firmen und Zeitungen waren von diesen M achenschaften betroffen. Bei den Durchsu-chungen stieen die Ermittlungsbeamten des FBI auch auf Teile des Schneewitt-chen- Plans.Am 26. Oktober 1979 wurden neun ranghohe Fhrungspersonen und Agenten des GOvon einem amerikanischen Bundesgericht wegen Diebstahls und Verschwrung gegendie Regierung verurteilt, z.T. zu mehrjhrigen Haftstrafen. Mary Sue HUBBARD, dieeine Haftstrafe von 5 Jahren erhielt, sa zwischen 1981 und 1984 insgesamt drei Jahreim Gefngnis. 24 weitere Scientologen, darunter L. Ron HUBBARD, wurden als nicht-angeklagte Mitverschwrer bezeichnet. In einem nachfolgenden Verfahren gegen denGuardian WW Jane KEMBER und eine weitere Fhrungsperson des GO fhrte dieStaatsanwaltschaft u.a. aus, da die Angeklagten mit dem Segen ihres Grnders L. RonHUBBARD mutwillig Verbrechen begehen konnten, solange es im Interesse vonScientology war:

    Diese Angeklagten belohnten kriminelle Aktivitten, die erfolgreichwaren und tadelten solche, die keinen Erfolg hatten. Die Standardsder Menschenfhrung, verkrpert in solchen Praktiken, reprsentierendie absolute Pervertierung jeder bekannten moralischen Wertordnung.

    Im Hinblick darauf bersteigt es die Vorstellungskraft, da diese An-geklagten die absolute Dreistigkeit besitzen zu versuchen, ihre Aktio-nen im Namen der Religion zu verteidigen ....55

    Vorgehensweisen und weitere Details ber die Struktur und die Arbeit des GO wurdenin Deutschland - soweit ersichtlich - erstmals durch eine ins Deutsche bersetzte Zeu-genaussage des SO-Aussteigers Larry WOLLERSHEIM vom 04. Februar 1980 be-

    kannt, die von der Aktion Bildungsinformation (ABI) aus Stuttgart verffentlichtwurde. WOLLERSHEIM bezeichnete die verschiedenen Ebenen der Einweihung in diewahren Ziele und Absichten der SO mit dem BegriffLevel, eingeteilt in die Stufen 1

    bis 3. Das Wissen ber das GO entspreche der hchsten Stufe Level 3. Wer nochnicht wesentlich ber die wahren Hintergrnde der Organisation informiert sei, rangie-

    55 zit. n. HAACK, a.a.O., S. 237

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    re aufLevel 1. Als Level 2 beschrieb er das Wissen ber die Technologie zurBeherrschung des menschlichen Geistes, das auf den sogenannten OT-Stufen56vermittelt werde. In seiner unter Eid gemachten Aussage gab WOLLERSHEIM u.a. zuProtokoll:

    Die Empfindlichkeit der Geheimunterlagen von Level 3 stellt fr dieSekte das grte rechtliche Risiko dar. Informationen auf Level 3 er-

    folgen streng auf einer need to know-Grundlage. Kein Sektenmi t-

    glied auf Level 3 wei mehr, als es wissen mu, so da bei seiner Fest-nahme und falls es gegen die Sekte umgedreht wird (was unbekanntist), keine anderen geheimen Programme preisgeben kann, da es keine

    Kenntnis ber ihren Inhalt hat. Ein Buch mit dem Titel The Art ofWar (Die Kunst der Kriegfhrung) ist die Bibel von Level 3. Das

    Hauptziel von Level 3 ist die Anwerbung und Ausbildung der am fana-tischsten loyalen, ehrgeizigen und programmierten Sektenmitglieder

    zu Geheimagenten und Detektiven in ihren jeweiligen Lebensberei-chen, mit den Sektenzielen: Expansion, Feindbekmpfung und Selbst-erhaltung der Sekte.

    Das Guardian Office ist die Kommando- und Informationszentrale frLevel-3-Aktivitten der Sekte. Es ist das Ausbildungszentrum fr Sek -

    tenagenten und Detektive. Es ist das Zentrum fr die Verschlsselungund Entschlsselung von geheimen Texten und Befehlen der Sekte. DasGO ist ein weltweites Netz von Tausenden speziell ausgebildeter undvllig fanatischer Agenten und Detektive, es ist in seiner Arbeitsweisedem CIA und dem KGB in hohem Mae vergleichbar. Die Akten des GObeinhalten Programme und Ausbildungsanweisungen, die den Neuan-

    geworbenen das Rstzeug vermitteln. Keine Religion der heutigen Zeithat so etwas wie das GO. Das GO sollte hinsichtlich seiner Aktivittennicht unterschtzt werden. Ich glaube, da die Razzien des FBI nur dieSpitze des Eisbergs streifen in bezug auf die Aufdeckung der illegalen

    Aktivitten, zu denen sich der Kult verpflichtet hat, und die s ich gegenden einzelnen, gegen Organisationen und gegen die Regierung rich-

    ten. ...

    56 OT = Operierender Thetan. Ein Wesen, das wissentlich und willentlich Ursache ber Denken,

    Leben, Form, Materie, Energie, Raum und Zeit sein kann, subjektiv und objektiv (s. Das

    Handbuch des Ehrenamtlichen Geistlichen, S. 764)

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    Level 3 ist der Planungs- und Ausfhrungsbereich der Sekte fr ihre i n-ternationalen, politischen und weltweiten wirtschaftlichen Ziele zurentsprechenden Einflunahme bzw. Beherrschung. Nach meiner prak-tischen mglichen Folgerung arbeitet die Sekte auf eine Art Weltregie-rung hin, wobei ihre Agenten und Detektive Schlsselstellungen ein-nehmen bzw. Schlsselstellungen beeinflussen, zum Vorteil der zuknf-tigen Entwicklung der Sekte. 57

    Die durch das Verfahren gegen die Fhrungsriege des GO gewonnenen Erkenntnisseber den damaligen Geheimdienst GO und die Aussagen WOLLERSHEIMs und ande-rer Aussteiger lassen nur den Schlu zu, da HUBBARDs Anweisungen und dessenZielvorstellungen von seinen Anhngern konsequent in die Tat umgesetzt wurden.

    Theoretische Grundlage aller geheimdienstlichen Aktivitten des GO bzw. der eigentli-chen Geheimdienstabteilung, des Information Bureau (frher: Intelligence Bu-reau), war der sogenannte Intelligence Course vom 09. September 1974, in dem al-le fr die Geheimdienstarbeit wichtigen Anweisungen, Richtlinienbriefe und sonstigenQuellen zusammengestellt waren. Dieser Ausbildungskurs umfate nach Aussage desSO-Aussteigers Jon ATACK rund 800 Seiten.58 Vieles davon habe HUBBARD - ent-gegen der offiziellen Darstellung - selber geschrieben. Auf der Bcherliste fr die A-genten stand das bereits von WOLLERSHEIM erwhnte Buch The Art of War von

    Sun TZU sowie weitere einschlgige Bcher ber Spionage- und sonstige Geheim-diensttaktiken. Aufgeklrt wurden die GO-Agenten z.B. ber alle technischen Mg-lichkeiten, um Telefone anzuzapfen. Zu den Ausbildungsunterlagen gehrte auch eininternes Papier mit dem Titel The Strike (Der Schlag) vom 17. Oktober 1971, das inzwlf Anleitungschritten genau beschreibt, wie Scientology-Agenten in Regierungs-gebude einbrechen und Dokumente stehlen bzw. vor Ort kopieren und mitnehmensollten.

    Zu den gngigsten, weil weitgehend risikolosen Verdeckten Operationen(CovertOperations, CO) des GO gehrten anonyme Hinweise an Polizei und Strafverfol-gungsbehrden auf angebliche Verbrechen von Scientology-Gegnern, die bis hin zuMordbezichtigungen reichten. Zu den subversiven Grundtechniken des GO gehrten

    auch Verleumdungskampagnen - sogenannte Schwarze Propaganda - sowie ano-nyme Morddrohungen z.B. gegen unliebsame Journalisten.

    57 L. WOLLERSHEIM, Eidesstattliche Versicherung XII v. 04.02.1980; ABI 12-80, S. 164 ff.58 J. ATACK, a.a.O.

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    Im Bereich Verdeckte Datensammlungen (Covert Data Collection, CDC) gingdas GO ebenfalls mit krimineller Energie zu Werke. So wurden Flle bekannt, in denensich der Geheimdienst illegal Zugang zu Bankkonten, Computerarchiven, Telefonar-chiven und Regierungsarchiven verschafft hatte. Zur CDC gehrte weiterhin das direk-te Heranspielen von Agenten an Zielpersonen oder indirekt ber Mittelsmnner sowieheimliche Gesprchs- und Bildaufzeichnungen. Ziel war es, den wunden Punkt einerPerson herauszufinden, um ihre persnlichen Schwchen auszunutzen. Hinter der so-genannten Roll back-Technologie stand der Versuch, durch gezielte Indiskretionen,

    d.h. Verffentlichung oder Weitergabe von ermittelten negativen Informationen,Mitrauen und Feindschaft zwischen der Zielperson und Freunden, Mitarbeitern oderanderen Bezugspersonen zu sen. Vermeintliche Skandale oder negative Informationensollten an die Presse lanciert werden.

    Das GO betrieb auch Desinformation, indem es z.B. Dokumente und andere schriftlicheUnterlagen flschte. Ein Ausbildungsziel war u.a., Agenten beizubringen, so zu lgen,da man ihnen ihre Lgen abnimmt. Auch Pressesprecher wurden darauf gedrillt, diePresse gezielt zu belgen. Seitens der Rechtsabteilung wurden die Operationen - ent-sprechend der Vorgaben von HUBBARD - durch Gerichtsprozesse untersttzt, diesich - insbesondere wenn mehrere Klagen gleichzeitig erhoben wurden - oft als proba-tes Mittel erwiesen, Scientology-Gegner zu zermrben.

    Auch WOLLERSHEIM ging in seiner Zeugenaussage ausfhrlich auf die Aktivittendes GO ein und beschrieb auf der Grundlage des vom FBI beschlagnahmten und aus-gewerteten Geheimdienstmaterials die einzelnen Taktiken.59 In Organisationen oderBehrden eindringende GO-Agenten hatten z.B. das Ziel,

    1. entweder festzustellen, was an negativen Daten ber Scientology vorhanden ist,um Gegenmanahmen ergreifen zu knnen,

    2. ein Frhwarnsystem zu schaffen, um bedrohliche Regierungsmanahmen rechtzei-tig erkennen zu knnen, und/oder

    3. in den Besitz von Daten zu gelangen, mit denen SO-Kritiker in Verruf gebracht wer-den konnten.

    Aus den beschlagnahmten Dokumenten ging hervor, da Scientology plante, mehr als130 Regierungsstellen zu infiltrieren. Auch elektronische Lausch- und Abhraktionenfhrte das GO durch. Das FBI entdeckte, da das GO Sitzungen der Bun-

    59 L. WOLLERSHEIM, Politik, Strategie und Taktiken der Sekte, ABI 12-80, S. 182-192

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    dessteuerbehrde IRS abgehrt hatte, in denen Steuerangelegenheiten der SO errtertworden waren.60

    Durch Dokumente sind u.a. auch folgende Operationen des GO belegt: Vortuschungeines Autounfalls, in den angeblich ein SO-Kritiker verwickelt war; Einbruch in einAnwaltsbro, das einen Scientology-Gegner vertrat, und bei einem Journalisten sowieeiner Zeitungsredaktion in Florida. Scientologen wurden auch der wissentlichenFalschaussage vor Gericht berfhrt. Einen miliebigen Journalisten verdchtigte

    Scientology grundlos, Kinder sexuell mibraucht zu haben. Eine Zeitungsreporterinwurde mit dem organisierten Verbrechen in Verbindung gebracht, indem man ihr Geldfr angebliche Informationen an einen bekannten Gangster unterschob.

    Das wohl spektakulrste Beispiel von Kritikerverfolgung ist der Fall der amerikani-schen Autorin Paulette COOPER, die 1971 ein Buch mit dem Titel The Scandal ofScientology herausgebracht und darin erstmals geheime Unterlagen der SO verf-fentlicht hatte. Die 1976 unter der Bezeichnung Freakout gegen die Autorin durch-gefhrte GO-Operation hatte zum Ziel, dafr zu sorgen, da COOPER entweder in eine

    Nervenheilanstalt eingewiesen wird oder aber im Gefngnis landet. In ihre Wohnungwurde eingebrochen und Briefpapier mit ihren Fingerabdrcken entwendet. Auf die-sem Papier verfaten GO-Agenten Bombendrohungen gegen die SO, um anschlieend

    beim FBI den Verdacht auf sie zu lenken. Zustzlich wollte das GO eine Doppelgnge-

    rin einsetzen, die vor Zeugen Morddrohungen gegen den Prsidenten der USA aus-sprechen sollte, um Paulette COOPER spter durch Zeugenaussagen belasten zu kn-nen. Als weitere Manahme war geplant, einen Mann an sie heranzuspielen, der einVerhltnis mit ihr eingehen und sie dann wieder verlassen sollte, um ihre Selbstmord-gedanken zu verstrken.

    Das Magazin Readers Digest verffentlichte im Mai 1980 61 einen Artikel, der dieamerikanische ffentlichkeit ber die Hintergrnde dieser Geheimdienstoperation undandere Aktivitten des GO informierte. Gegen die Verffentlichung ihres Geheimmate-rials durch COOPER reagierte die SO

    60 Vor diesem Hintergrund erscheint es heute vllig unverstndlich und uerst merkwrdig, da

    die gleiche Behrde Scientology 1993 im Sinne der Steuergesetze als Bona fide-Religion aner-

    kannte und alle ihre Organisationen von der Steuer befreite.61 Readers Digest Scientology: Anatomy of a Frightning CULT, Mai 1980, bersetzung bei

    HAACK, S. 236; zum Fall COOPER s.a. WOLLERSHEIM, a.a.O. S. 67f., 188f.; eidesstat tli-

    che Aussage von Vicky AZNARAN v. 04.04.1994, S. 12f.

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    Scientology selbst Zielobjekt nachrichtendienstlicher Operationen war und ist.63 DerSchutz gegen Infiltration sei eine lebenswichtige Aktion fr das berleben. Da dasHauptmotiv in fast allen Fllen von Unterwanderung finanzieller Gewinn sei, ent-wickelte HUBBARD die Idee, die erfolgreiche Abwehr von gegnerischen Aktivittenzu belohnen:

    Sollten beim Verdacht von Unterwanderung / Spionage weitereNachforschungen in dem Bekanntwerden und in der Festnahme oder

    Verhaftung einer Person resultieren, die vorstzlich versucht, dieserOrganisation Schaden zuzufgen, wird eine Belohnung von 1.000 Dol-lar vom International Finance Office ausbezahlt werden. ...

    Sollte jemand sich einem Mitarbeiter nhern und ihn bitten, irgendei-ne der (Anmerkung: im HCO PL genannten) Handlungen zu unterneh-men, so sollte der Mitarbeiter so tun, als ob er zustimmen wrde, er

    sollte das angebotene Geld annehmen (das er behalten mag), und ersollte diese Angelegenhei t schnell und unauffllig an das ReligiousTechnology Cente