34
Der Kohleausstieg und die Auswirkungen auf die Flexibilität, Netzstabilität und Wärmeversorgung aus Sicht eines Kraftwerksbetreibers Dr. Hans Wolf von Koeller, Leiter Bereich Energiepolitik, STEAG GmbH 4. Juni 2019, Berlin

Der Kohleausstieg und die Auswirkungen auf die Flexibilität ......Ostern -35 GW Kohleausstieg ist auch für die Wärmeversorgung relevant – integrierte Systeme wie die Fernwärmeschiene

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Page 1: Der Kohleausstieg und die Auswirkungen auf die Flexibilität ......Ostern -35 GW Kohleausstieg ist auch für die Wärmeversorgung relevant – integrierte Systeme wie die Fernwärmeschiene

Der Kohleausstieg und die Auswirkungen auf die Flexibilität, Netzstabilität und Wärmeversorgung aus Sicht eines Kraftwerksbetreibers

Dr. Hans Wolf von Koeller, Leiter Bereich Energiepolitik, STEAG GmbH

4. Juni 2019, Berlin

Page 2: Der Kohleausstieg und die Auswirkungen auf die Flexibilität ......Ostern -35 GW Kohleausstieg ist auch für die Wärmeversorgung relevant – integrierte Systeme wie die Fernwärmeschiene

Übersicht: Was ändert sich durch den Kohleausstieg gemäß Umsetzung

der Vorschläge der WSB-Kommission?

2

WAS ÄNDERT SICH...

1. Beschleunigung eines Umbauprozesses durch aktive Eingriffe/Angebote

2. Signifikante Reduktion der EU-Erzeugungskapazität für Strom (Reserve) ...

... und Nebenprodukte, wie Wärme, Gips, Zementzusatzstoffe ...

3. Entnahme von Anlagen für die Bereitstellung von Systemstabilität und Flexibilität

.... UND ....

WAS ÄNDERT SICH DADURCH NICHT?

1. Der (regionale) Bedarf nach konventioneller Erzeugungskapazität

2. Der rechtliche Rahmen für die Bereitstellung von Versorgungssicherheit.

3. Die begrenzte Berücksichtigung der Interessen der europäischen Nachbarn.

Page 3: Der Kohleausstieg und die Auswirkungen auf die Flexibilität ......Ostern -35 GW Kohleausstieg ist auch für die Wärmeversorgung relevant – integrierte Systeme wie die Fernwärmeschiene

Für die permanente Ausbalancierung des Energiesystems ist es

entscheidend, Bedarfe und Bereitstellung zeitlich und räumlich

zusammenzuführen

3

Eff

izie

nz-

förd

eru

ng

EE

/KW

K-

rde

run

g

tec

hn

.

Vo

rga

be

n

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ell

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lag

en

Um

we

lt-

rec

ht

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S

tec

hn

.

Vo

rga

be

n

Bereit-

stellung

- Übertragungskapazität

- Netzanschluss

- …

- Blindleistung

- Frequenzhaltung

- Netz-Wiederaufbau

- Kurzschlussfestigkeit

Unabhängig von der Entwicklung und Struktur der Nachfrage:

Diversifizierung der Erzeugung und Netzausbau reduzieren Versorgungsrisiken

- Arbeit kWh + Leistung kW

- temperatur- / wetterabhängig

- Dezentral / zentral

- Schwarzstartfähigkeit

- Zuverlässigkeit

- Flexibilität /

Prognoseabweichung

Z

ug

an

g

En

erg

ie-

träg

er

Bedarf

Ab

ga

be

n/

Um

lag

en

Politischer

Beitrag:

- Arbeit kWh + Leistung kW

- temperatur- / wetterabhängig

- Dezentral / zentral

- Flexibilität /

Prognoseabweichung

-

?

Systemstabilität .

Infrastruktur (Gas/Strom/Wärme)

?

Page 4: Der Kohleausstieg und die Auswirkungen auf die Flexibilität ......Ostern -35 GW Kohleausstieg ist auch für die Wärmeversorgung relevant – integrierte Systeme wie die Fernwärmeschiene

Ohne konventionelle Erzeugung geht es nicht

4

Quelle: Bundesnetzagentur, Online-Strommarktplatform SMARD, https://www.smard.de/home/marktdaten/.

Zwei energiewirtschaftliche Säulen werden

gleichzeitig abgetragen

• Deutschland steigt aus Kernkraft und Kohle aus

• Gas letzte wesentliche regelbare Energie

• Vormarsch der Erneuerbaren hält an, aber

Versorgungssicherheit bleibt ungelöste Aufgabe

• Geeignete Stromspeichertechnologien leider nicht

in Sicht

Page 5: Der Kohleausstieg und die Auswirkungen auf die Flexibilität ......Ostern -35 GW Kohleausstieg ist auch für die Wärmeversorgung relevant – integrierte Systeme wie die Fernwärmeschiene

Zum Ausgleich volatiler Erzeugung werden – ohne ausreichende

Speicher - flexible Kraftwerke benötigt

5

Wenig Wind: hohe Einspeisung

konventioneller Kraftwerke

Starke Wind- und Sonneneinspeisung

drängt konventionelle Kraftwerke zurück,

die aber sofort wieder zur Verfügung

stehen müssen

Ostern

-35

GW

Page 6: Der Kohleausstieg und die Auswirkungen auf die Flexibilität ......Ostern -35 GW Kohleausstieg ist auch für die Wärmeversorgung relevant – integrierte Systeme wie die Fernwärmeschiene

Kohleausstieg ist auch für die Wärmeversorgung relevant – integrierte

Systeme wie die Fernwärmeschiene Rhein-Ruhr von Vorteil

May 21, 2019 6

KWK – Biomasse und

industrielle Abwärme

KWK– Abfallbehandlung

Heizkessel

KWK–

Kohle/Gas-basiert

Stunden

rme

La

st

Page 7: Der Kohleausstieg und die Auswirkungen auf die Flexibilität ......Ostern -35 GW Kohleausstieg ist auch für die Wärmeversorgung relevant – integrierte Systeme wie die Fernwärmeschiene

Sogenannter „Must-Run“ muss vom „Want-Run“ unterschieden werden

– relevant ist ausreichend „Can-Run“ im Energiesystem!

7

„MUST RUN“

„CAN RUN“

Typ 1

Technisch bzw. vertraglich

bedingt nicht abzufahren

bzw. herunter zu regeln

Typ 2

Technisch in der Lage, an-

bzw. hoch zu fahren – und

E-System zu stabilisieren

„WANT RUN“

Typ 2a

Wirtschaftlich bedingt

nicht abgefahren bzw.

heruntergeregelt

„Want-Run“ (und auch „Must-Run“) gibt es sowohl bei Erneuerbaren als auch Konventionellen;

„Can-Run“ braucht lagerfähige Energieträger oder (lang/kurzfristige)Speicher und Reaktionsgeschwindigkeit

KE- und

Kohleaus-

stieg /

Stilllegun-

gen

Flexibili-

sierung

?

z.B. Gegendruckturbinen

(Industrie/BHKW)

oder bei Vertrag zu

Primärreglung oder Wärme

(oder Genehmigungsrecht)

abhängig von

- technischen Parametern und

Vorgaben inkl. Anlagenverbund

- variablen Kosten

(CO2/Brennstoff)

- Förderung je kWh (u.a. 6h-

Regel EEG)

- Wert von Flexibilität und

Kapazität / Markt

- Eigenstrombedarf, ...

Neubau

Page 8: Der Kohleausstieg und die Auswirkungen auf die Flexibilität ......Ostern -35 GW Kohleausstieg ist auch für die Wärmeversorgung relevant – integrierte Systeme wie die Fernwärmeschiene

In der beschriebenen Extremsituation sind fast alle

verfügbaren Anlagen im Süden im Einsatz (Markt und

Redispatch)

Marktbedingt stehen im Szenario noch Kohlekraftwerke

in NRW für Redispatch zur Verfügung, die nicht

(vollständig) angefahren wurden.

Ein Kohle- und Kernkraftausstieg führt auch europäisch,

grenzüberschreitend zu signifikanten Verschiebungen!

„Can Run“ hat zunehmend regionale Bedeutung

Aus Netzanalyse der Übertragungsnetzbetreiber 2017

Page 9: Der Kohleausstieg und die Auswirkungen auf die Flexibilität ......Ostern -35 GW Kohleausstieg ist auch für die Wärmeversorgung relevant – integrierte Systeme wie die Fernwärmeschiene

Auch für die Freunde von Leistungsstärke: Es reicht nicht, einfach

Leistung zu sammeln…

20 Audi R8 = 12.000 PS

Page 10: Der Kohleausstieg und die Auswirkungen auf die Flexibilität ......Ostern -35 GW Kohleausstieg ist auch für die Wärmeversorgung relevant – integrierte Systeme wie die Fernwärmeschiene

…oder zu stapeln, denn die Leistung muss auch tatsächlich abrufbar

und in der relevanten Zeit nutzbar sein

12.000 PS

Page 11: Der Kohleausstieg und die Auswirkungen auf die Flexibilität ......Ostern -35 GW Kohleausstieg ist auch für die Wärmeversorgung relevant – integrierte Systeme wie die Fernwärmeschiene

Fraglich ist, wann das maximal interdependente Energiesystem an

Grenzen kommt. Erforderlich ist ein risikoorientierter Stresstest!

11

GERMAN ENERGIEWENDE

STRESS TEST APPROVED

ENERGIE-

SYSTEM

2030

Umweltbedingungen (Sommer/Winter,

Kühl-/Niedrigwasser, Dunkelflaute,...)

Angebot Erzeugungs-/Speicheranlagen

(Flexibilität, KWK, Präqualifikation, ...)

Netz / Infrastruktur (überregionale und

regionale Fragen, Netzwiederaufbau,

Brennstoffversorgung, ...)

Bedarf (quantitativ und qualitativ) nach

Strom und Systemdienstleistungen

(Spannung, Frequenz)

Politischer Input:

a. angestrebtes Niveau für

Versorgungssicherheit (z.B.

max. Abhängigkeit Ausland)

b. Budget

c. max. Energiepreis

d. Umwelt und weitere Nebenziele

Output

a. Impactbewertung (Szenarien)

b. Strategie entwickeln

c. Produkte definieren

Page 12: Der Kohleausstieg und die Auswirkungen auf die Flexibilität ......Ostern -35 GW Kohleausstieg ist auch für die Wärmeversorgung relevant – integrierte Systeme wie die Fernwärmeschiene

Der Rechtsrahmen für die Energieversorgung muss europa- und

physiktauglich (netzsynchron) geklärt werden – keine Fortsetzung der

zunehmend chaotischen Re-Regulierung!

Erzeugung

Übertragung

Verteilung

Versorgung

Vor 1998: Integrierte

EVU

Erzeugung

Übertragung

Versorgung

Erzeugung

dez. Verteilung

Energiewandlung /

Sektorkopplung

Sektorkopplung

Kunden

Kunden

Zukunft: zwei „intelligente“

Netzebenen?

Ab 1998: Unbundling

Erzeugung

Übertragung

Verteilung

Versorgung

Ha

nd

el

Kunden

Rere-

gulie-

rung

Markt Deregu-

lierung

Page 13: Der Kohleausstieg und die Auswirkungen auf die Flexibilität ......Ostern -35 GW Kohleausstieg ist auch für die Wärmeversorgung relevant – integrierte Systeme wie die Fernwärmeschiene

Dr. Hans Wolf von Koeller

Leiter Energiepolitik

Telefon +49 30 2789091-20

[email protected]

www.steag.com

Page 14: Der Kohleausstieg und die Auswirkungen auf die Flexibilität ......Ostern -35 GW Kohleausstieg ist auch für die Wärmeversorgung relevant – integrierte Systeme wie die Fernwärmeschiene

EN

ER

GIE

R

ES

ER

VE

R

EG

EL

-

EN

ER

GIE

STUNDENRESERVE

MINUTENRESERVE

PRIMÄRREGELENERGIE

SEKUNDÄRREGELENERGIE

ENERGIEPRODUKTE

Im Kern geht es bei Energie immer wieder um dieselben, verschränkten

Produkte – in unterschiedlichen Anwendungen und Vergütung

Reserven umfasst Redispatch, Momentanreserve, Schwarzstartfähigkeit, Blindleistung

Page 15: Der Kohleausstieg und die Auswirkungen auf die Flexibilität ......Ostern -35 GW Kohleausstieg ist auch für die Wärmeversorgung relevant – integrierte Systeme wie die Fernwärmeschiene

Installierte Leistung und Stromerzeugung von Wind- und Solarenergie

stehen in einem Missverhältnis

15

Der Strommix in

Deutschland 2018

Die Hälfte der

Erzeugungskapazität entfällt

auf die Energieträger Wind

und Solar, die nur rd. 24%

zur Bruttostromerzeugung

beitragen

Netto-Engpassleistung – allgemeine Versorgung (insgesamt 207 GW)1

Bruttostromerzeugung (insgesamt 649 Mrd. kWh)2

Wasser 3% [19,5 Mrd. kWh]

Gas 13% [84,4 Mrd. kWh]

Kernenergie 12% [78 Mrd. kWh]

Braunkohle 22% [143 Mrd. kWh]

Steinkohle 13% [84,4 Mrd. kWh]

Wind 17% [110 Mrd. kWh]

Fotovoltaik 7% [45,4 Mrd. kWh]

Sonstige 12% [84,4 Mrd. kWh]

1: Quelle: Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE; www.energy-charts.de 15.02.2019

[Datenquelle: AGEE, BMWi, Bundesnetzagentur; letztes Update: 31. Jan 2019 10:16]

Gas

14% [29,6 GW]

Wind

29% [59 GW]

Fotovoltaik

22% [46 GW]

Kernenergie

4% [9,5 GW]

Braunkohle

10% [21 GW]

Steinkohle

12% [24 GW]

Wasser

3% [5,5 GW]

Sonstige

6% [12 GW]

2: vorläufig, teilweise geschätzt - Quelle: BDEW; [Datenquelle:

BDEW-Schnellstatistikerhebung, Stat. Bundesamt, EEX, VGB,

ZSW; Stand: 12/2018]

Page 16: Der Kohleausstieg und die Auswirkungen auf die Flexibilität ......Ostern -35 GW Kohleausstieg ist auch für die Wärmeversorgung relevant – integrierte Systeme wie die Fernwärmeschiene

STEAG ist Vorreiter bei der Verbesserung

der Flexibilität von Steinkohle-Kraftwerken

Früher

Anfahroptimierung

Erhöhung Mehrlast

Herabsetzung Mindestlast (<

10%)

Zusätzlich: Weitere Flexibilität durch Erweiterung Kohleband

Last

Heute

Last

Page 17: Der Kohleausstieg und die Auswirkungen auf die Flexibilität ......Ostern -35 GW Kohleausstieg ist auch für die Wärmeversorgung relevant – integrierte Systeme wie die Fernwärmeschiene

Spezifische CO2-Emissionen verschiedener Erzeugungstechnologien

(Neuanlagen, Volllast)

0.921

0.736

0.517

0.342

0.434

0.00

0.10

0.20

0.30

0.40

0.50

0.60

0.70

0.80

0.90

1.00

Braunkohle Kondensation

(η = 43 %)

Steinkohle Kondensation

(η = 46 %)

Offene Gasturbine kein KWK (η = 39 %)

GuD kein KWK (η = 59 %)

SteinkohleKWK

(Nutzungsgrad 78%)

Spezifis

che C

O2

-Em

issio

nen [tC

O2/M

Whel] /

[tC

O2

/(M

Wh

el+

MW

hth

)]

kein KWK

Page 18: Der Kohleausstieg und die Auswirkungen auf die Flexibilität ......Ostern -35 GW Kohleausstieg ist auch für die Wärmeversorgung relevant – integrierte Systeme wie die Fernwärmeschiene

Spezifische CO2-Emissionen verschiedener Erzeugungstechnologien

(Neuanlagen, Teillast)

0.921

1.042

0.736

0.825

0.517

1.061

0.342

0.420

0.00

0.20

0.40

0.60

0.80

1.00

1.20

1.40

1.60

Nennlast Mindestteillast Nennlast Mindestteillast Nennlast Mindestteillast Nennlast Mindestteillast

Braunkohle(Kondensation)

Steinkohle(Kondensation)

Offene Gasturbine(kein KWK)

GuD(kein KWK)

Sp

ezi

fisch

e C

O2

-Em

issi

on

en

[tC

O2

/MW

he

l]

ηNennlast = 43%,

ηMindestteillast = 38%

bei Mindestteillast 50%

ηNennlast = 46%,

ηMindestteillast = 41%

bei Mindestteillast 30%

ηNennlast = 39%,

ηMindestteillast = 19%

bei Mindestteillast 40%

ηNennlast = 59%,

ηMindestteillast = 48%

bei Mindestteillast 40%

Page 19: Der Kohleausstieg und die Auswirkungen auf die Flexibilität ......Ostern -35 GW Kohleausstieg ist auch für die Wärmeversorgung relevant – integrierte Systeme wie die Fernwärmeschiene

Grundproblem des Zubaus der Erneuerbaren Energien: Illustrative

Ausgangssituation 2019

Residuallast muss bereitgestellt werden, Nachfrage bestimmt das Profil.

Residualbedarf

PV

Wind

Tag 1 Tag 2 Tag 3

Page 20: Der Kohleausstieg und die Auswirkungen auf die Flexibilität ......Ostern -35 GW Kohleausstieg ist auch für die Wärmeversorgung relevant – integrierte Systeme wie die Fernwärmeschiene

Grundproblem des Erneuerbaren Zubaus: Bei Verdopplung der

installierten PV-Leistung + 30% mehr Windkapazität

… aber eine Verdoppelung der installierten Leistung bringt wenig an wind- und sonnenarmen

Tagen

Residualbedarf

Tag 1 Tag 2 Tag 3

PV

Wind

Page 21: Der Kohleausstieg und die Auswirkungen auf die Flexibilität ......Ostern -35 GW Kohleausstieg ist auch für die Wärmeversorgung relevant – integrierte Systeme wie die Fernwärmeschiene

Idee des Netzboosters:

Netzstabilität in einer weniger abgesicherten Zukunft (n-0-Fall)

21

EE-Überkapazität Nord EE-Überkapazität Nord

Relativ reduzierte HGÜ-Kapazität

(für n-0-Fall!)

„Booster“ Idee: 6 GW im Süden

Besondere netztech-

nische Betriebsmittel

Sonstige Reserven

Re

dis

pa

tch

Heutiger Plan Zukünftiger Plan mit „Boostern“?

Netzebene

Netzebene

HGÜ-Verbindung (n-1)

anstelle von konventionellen

Kraftwerken (Bestand)

P2X- Anlagen

Wer stellt für n-0-Fälle regionale Leistungsbilanzen auf und haftet dafür?

HGÜ Konverter: Blindleistungbereitstellung

+ Aufbau von signifikanten Reserven

Verbraucher Süd Verbraucher Süd

Page 22: Der Kohleausstieg und die Auswirkungen auf die Flexibilität ......Ostern -35 GW Kohleausstieg ist auch für die Wärmeversorgung relevant – integrierte Systeme wie die Fernwärmeschiene

Projektion der europäischen Kraftwerkskapazitäten:

hoher EE-Zubau und deutlicher Rückbau Konventioneller erwartet -

erheblicher Nettozubau an Gaskraftwerken unterstellt

22

0

200

400

600

800

1000

1200

1400

1600

1800

Best estimate Best estimate Szenario DG Szenario ST

2020 2025 2030

Insta

llie

rte

Ne

tto

leis

tun

g [

GW

]

Andere erneuerbare

Solarthermie

Photovoltaik

Wind Offshore

Wind Onshore

Biomasse

Speicherwasser

Laufwasser

Andere konventionelle

Öl

Erdgas

Steinkohle

Braunkohle

Kernenergie

Quelle: ENTSO-E (MAF, TYNDP) • Weiterer massiver Ausbau

der erneuerbaren Energien

• Vor allem in

westeuropäischen Ländern

deutlicher Rückgang der

Leistung von Kern- und

Kohlekraftwerken

• Zuwachs an

Erdgaskraftwerken, u.a. zur

weiteren Gewährleistung der

Nachfragedeckung

(zwischen 17 und 43 GW

bis 2030!)

DG: Distributed Generation

ST: Sustainable Transition

Page 23: Der Kohleausstieg und die Auswirkungen auf die Flexibilität ......Ostern -35 GW Kohleausstieg ist auch für die Wärmeversorgung relevant – integrierte Systeme wie die Fernwärmeschiene

Betriebsstunden

Lastverlagerung

Durch Speichern

L

as

t in

GW

flexible,

steuerbare Erzeugung

Erzeugung

Über-

schuß-

strom

Residuallast

Speicherung

Sektor-

übergreifende

Nutzung

Sektorübergreifende Nutzung

Strom zur „falschen“ Zeit am „falschen Ort“

Strom aus PV und Wind 2017 = ca. 1,6 x 2012

Quelle

: G

örn

er2

017

23

• Strom zur „falschen“ Zeit am

„falschen“ Ort

• Ausbau von Erneuerbare Energien

führt dazu, dass Erzeugung und

Verbrauch auseinander fallen

• Es muss zu einer Synchronisation

von Erzeugung und Verbrauch

kommen

Page 24: Der Kohleausstieg und die Auswirkungen auf die Flexibilität ......Ostern -35 GW Kohleausstieg ist auch für die Wärmeversorgung relevant – integrierte Systeme wie die Fernwärmeschiene

Dr. Hans Wolf von Koeller

Leiter Energiepolitik

Telefon +49 30 2789091-20

[email protected]

www.steag.com

Page 25: Der Kohleausstieg und die Auswirkungen auf die Flexibilität ......Ostern -35 GW Kohleausstieg ist auch für die Wärmeversorgung relevant – integrierte Systeme wie die Fernwärmeschiene

Volllaststunden: ≤ 7.500

Vollversorgung ≙ 8.760 h

Vollversorgung ≙ 8.760 h

Volllaststunden: 2.500 bis 3.500

50 Hz

50 Hz

Bild in Anlehnung an: VDE (2010)

Volllaststunden: 800 bis 1.300

Smart Appliances

Home Solar

Demand Management

Smart Meter

Anreize für Versorgungssicherheit müssen klar und zielgerichtet sein: Anschluss an und Nutzung von

Infrastruktur, Sicherung von Marktmechanismen (Netzneutralität) und energiewirtschaftliche Regeln für alle.

Verantwortung klären, Kosten verursachungsgerechter zuordnen,

Erzeugung und Verbrauch räumlich und zeitlich zusammenführen!

Page 26: Der Kohleausstieg und die Auswirkungen auf die Flexibilität ......Ostern -35 GW Kohleausstieg ist auch für die Wärmeversorgung relevant – integrierte Systeme wie die Fernwärmeschiene

Ursache für Stromnetz-Überlastung: Fehlende Übereinstimmung von Erzeugung, Verbrauch und Netz, industrieller Niedergang im Osten; stetiger

Windausbau im Nordosten und Kernenergieausstieg im Süden verschärfen das Problem

Ca. Netzengpass in Deutschland bei

maximalem Netzstress (Starkwind/Starklast-

Szenario der ÜNBs 2017, aber „die Grenze“ in NRW

wird nicht ganz klar)

Ca. 40 GW Wind (on-off-shore)

Nord/Nordosten (Einspeisevorrang und Errichtung

alleine windoptimiert)

Ca. 10 GW Braunkohle im Osten (niedrige variable

Kosten)

Geringe Nachfrage (industrieller Schwerpunkt im

Südwesten)

Netzausbau hilft nur dann, wenn er Schritt mit dem Windausbau hält, also Netzentwicklungsplan realistisch

und verbindlich wird. Das geht nur mit einer Neuregelung von Netzanschlüssen auch für EE-Anlagen

Kaum Wind (on-shore) Südwesten (windhöffigkeit geringer und keine wirksamen

systemdienlichen Anreize) Hohe Nachfrage (industrieller

Schwerpunkt mit z.T: hohen

Qualitätsanforderungen)

Ca. 7,5 GW Steinkohle im Norden/Nordosten (jedoch kaum KWK und meist ist Steinkohle bei

Starkwind nicht im Markt, da dann die Preise (zu) niedrig

sind!)

Viel PV, aber nicht gesichert (zudem in

herbstlichen/winterlichen Starkwind-Phasen

kaum vorhanden)

NRW: Kohlekraftwerke noch für

Extremszenarien z. Verfügung (insbes.

SteinkohleKW, solange noch nicht stillgelegt)

Page 27: Der Kohleausstieg und die Auswirkungen auf die Flexibilität ......Ostern -35 GW Kohleausstieg ist auch für die Wärmeversorgung relevant – integrierte Systeme wie die Fernwärmeschiene

Das Stromnetz ist wie eine mehrdimensionale Hängematte: Es kommt auf die Stabilität an und wer wo wie schwer

drin liegt oder tobt!

© Copyright – SilberHolz, Untereggen 2, A-4625 Offenhausen

Netz braucht: Frequenzhaltung (europaweit),

Spannungshaltung (regional), gleichmäßige

Verteilung (Phasenwinkel), Redundanzen für die

Ausfallsicherheit, Schwungmassen-Effekte etc.

Behelfsmaßnahmen (Batterien, neue Technik, Eingriffe) helfen kurzfristig, aber die Sicherung der Stabilität

braucht letztlich starke Seile (Kapazität) und Regeln, z.B. ggf. eine Gewichtsgrenze (=Netzzugang) (und

Optionen (Produkte für Systemdienstleistungen), um das Risiko beim Schaukeln rauszufliegen, einzuhegen).

Digitalisierung hilft auch in einer Hängematte nur bei

entsprechenden Regeln, die Verhalten (zeitweise)

oder Belastbarkeit ändern.

Rahmenbedingungen sind unterschiedlich, z.B.

Außentemperatur, volatile Einspeisungen.

Wenn alle toben dürfen wie sie wollen, kann die

Hängematte grundsätzlich nicht stabil genug sein und

schlägt um

Grundlage dafür „Hängematten-

zugangsbegrenzungen“ (z.B.)

Page 28: Der Kohleausstieg und die Auswirkungen auf die Flexibilität ......Ostern -35 GW Kohleausstieg ist auch für die Wärmeversorgung relevant – integrierte Systeme wie die Fernwärmeschiene

* Um die gesicherte, national verfügbare Leistung im Verhältnis zur Jahreshöchstlast abschmelzen zu können, sind drei Ebenen zwingende Voraussetzung:

- Strenges Monitoring der nationalen Versorgungssicherheit inkl. Stresstest; gesetzlich verankerte Erstellung einer europäischen Leistungsbilanz

- Gesicherter Nachweis über Lastmanagement-Potenziale (Abschaltbare-Lasten-Register für Kapazität und Zeitdauer)

- Berücksichtigung Interkonnektoren-Kapazität: maximaler Import von X % der handelbaren Kapazität plausibel, z.B. 50%

** Quartil-Verständnis: 1. Quartil das absolut preiswerteste, 4. Quartil das absolut teuerste

Jahr

(Ende)

GW zur

Abschaltung

„Check-Points“ – Bewertung

der bis zu diesem Jahr umge-

setzten Maßnahmen mit Bezug

auf Versorgungssicherheit,

Strompreisniveau,

Klimaschutz, Weiter-

entwicklung des EU-

Beihilferechts und

Strukturentwicklung

Voraussetzung

1: GW-Deckung

Jahres-

höchstlast

national

(gesicherte

Leistung)

Voraussetzung 2:

Strompreise für

Endverbraucher in

Deutschland (Haushalt &

Gewerbe) im …

Voraussetzung 3: Netto-

Strompreise

energieintensive Industrie: D

im …

BK SK

2022 5 7,7 100% 4. Quartil** der EU 2. Quartil** der G20-Staaten

2023 2023 z.B. min. 95%* 3. Quartil der EU (Auswahl:

Industrie-länder IT, BE, CZ,

…)

2. Quartil der G20-Staaten

2026

2026 z.B. min. 90%* 3. Quartil der EU (Auswahl:

Industrie-länder IT, BE, CZ,

…)

2. Quartil der G20-Staaten

2029 2029 z.B. min. 87,5%* 3. Quartil der G7-Staaten 2. Quartil der G20-Staaten

bis 2030 6 7 z.B. min. 85%* 3. Quartil der G7-Staaten 2. Quartil der G20-Staaten

bis 2038 9 8 ? 3. Quartil der G20-Staaten 2. Quartil der G20-Staaten

Vorschlag für zu erfüllende Voraussetzungen, um dem Markt

Kohlekraftwerksleistung entziehen zu können

Page 29: Der Kohleausstieg und die Auswirkungen auf die Flexibilität ......Ostern -35 GW Kohleausstieg ist auch für die Wärmeversorgung relevant – integrierte Systeme wie die Fernwärmeschiene

Systemische Fragestellung auf unterschiedlichen Ebenen

Höchst-

spannung

Mittel-

spannung

Nieder-

spannung

LSS

La

sfl

us

s

PV Konventionelle

Kraftwerke Offshore Wind

Ausgangs-

situation

Zukunft

Großspeicher

CHP

LSS

LSS

CHP KWK-Anlagen

CHP

CHP CHP

DCS Dezentrale Speicher

DCS DCS

DCS

LSS

LSS

Onshore Wind

Stromver-

braucher

Trafos

29

Page 30: Der Kohleausstieg und die Auswirkungen auf die Flexibilität ......Ostern -35 GW Kohleausstieg ist auch für die Wärmeversorgung relevant – integrierte Systeme wie die Fernwärmeschiene

Aber: Die Risiken für die

Stromversorgungssicherheit steigen

Politische Risiken (Transformation,

Umsetzung Klimaziele)

Mangelnde Zuverlässigkeit (Menge, Leistung,

SDL) zentral (D-EU) / dezentral

Preis: Versorgungssicherheit nur zu hohen

/ volatilen Preisen

Versteckte Risiken (Druck über

Finanzierung, Investoren, Zinsen)

Bezugsrisiko Energieträger

einseitige Erzeugungsstruktur

(Klima-/Wetterresilienz, Abhängigkeit von staatlichen

Zahlungen)

Page 31: Der Kohleausstieg und die Auswirkungen auf die Flexibilität ......Ostern -35 GW Kohleausstieg ist auch für die Wärmeversorgung relevant – integrierte Systeme wie die Fernwärmeschiene

Mindestlast von STEAG-Steinkohlekraftwerken

Veränderung der Nettolast im Kondbetrieb

Ziel von 110 MW erreicht Ziel von 16 MW erreicht Ziel von 15 MW erreicht Ziel von 35 MW erreicht Ziel von 15 MW erreicht Ziel von 90 MW erreicht 70 MW wird angestrebt. Ziel von 60 MW erreicht Ziel von 80 MW erreicht Ziel von 45 MW erreicht Ziel von 60 MW angestrebt

Fertigstellung „Ziel“

Page 32: Der Kohleausstieg und die Auswirkungen auf die Flexibilität ......Ostern -35 GW Kohleausstieg ist auch für die Wärmeversorgung relevant – integrierte Systeme wie die Fernwärmeschiene

Lastabhängigkeit des Wirkungsgrades von

Steinkohle- und GuD-Kraftwerken

0.5

0.55

0.6

0.65

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Wir

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unkt [-

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GuD-Kraftwerk

Steinkohle-Kraftwerk

Mindestlastbetrieb

Steinkohlekraftwerke haben eine hohe betriebliche Flexibilität

bei günstigem Teillastverhalten

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Zusätzliche Anforderungen an Netze und

Systemdienstleistungen erfordern marktliche und

technische Lösungen

Übertragungsnetz

Anforderungen der Energiewende

• Zunehmend Lastferne und nicht bedarfsgerechte

Erzeugung und steigender Redispatch

• Volatilität steigt durch EE-Zubau

• Deckung Systemdienstleistungsbedarf aufgrund

Verdrängung konventionelle Kraftwerke

Techn. Lösungen

• Netzausbau Nord/Süd (inkl. Offshore)

• EEs systemdienstlich errichten / betreiben

• Regelung erweitern/ physikalischer gestalten

• Reserven und Speicher aufbauen

Herausforderungen

• Lokaler Widerstand gegen

Netzausbau

• Kosten und deren Verteilung

Verteilnetz

Anforderungen Energiewende

• Steigende Volatilität durch EE-Einspeisung

• Lastumkehr (in Richtung ÜN)

• Deckung Systemdienstleistungen aufgrund

Verdrängung von KWK-Anlagen durch EEG Technische Lösungen

• Netzverstärkung

• Sicherung dezentraler Anlagen/ Einspeisung

• Speicher

• Zuschaltbare/Abschaltbare Lasten

30-110 kV

Ortsnetz

Anforderungen EWende

• Lastumkehr

• Steigende Volatilität

• Eigenversorgung

( Kostenverteilung)

• Spannungsqualität

Lösungen

• Systemintelligenz

(Verb;Erz.Netz)

• Neue Gestaltung

der Netzentgelte

(kapazitätsorientiert)

• Speicher

• Regelbare Ortsnetztrafos

Marktliche Lösungen

• Bilanzkreisverantwortung

für alle schärfen

• Keine EEG-Vergütung bei

negativen Preisen

• Regelenergiemarkt

weiterentwickeln

Anreize für echte, systemdienstliche, dezentrale Einspeisung erforderlich, dafür

Netzentgeltstruktur und Umlagen anreizkonform gestalten – nicht einfach vermiedene

Netznutzungsentgelte streichen.

220-400 kV

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Systemdienstleistungen sind trotz Energiewende

dringend erforderlich

Vergütung

erfolgt über

Durch EE

bereit-

zustellen?

Durch

Wärme-

speicher

durch

dezentrale

Anlagen

Pump-

speicher

Zur Zeit ÜNB

Aufgabe

Ja, Bioenergie nein OK OK

vNnE OK nein OK ?

vNnE+? OK nein OK OK

vNnE OK nein OK ?

EnWG /

Netzanschluss-

vertrag

Vorrangig negativer

Redispatch

als zuschaltbare Last OK OK

EOM? Reserve-

mechanismen

Ja, Bioenergie nein OK OK

Regel-

energieentgelte

Vorrangig negative

Regelenergie

als zuschaltbare Last OK OK

Systemdienstleistungen:

1. Schwarzstartfähigkeit

2. Momentanreserve

3. Blindleistung

4. Kurzschlussleistung

5. Redispatch (Wirk-/Blindleistung)

6. Reserve (Leistungsvorhaltung)

7. Regelenergie (Flexibilität)

Heute zahlen nur die vermiedenen Netznutzungentgelte für Momentanreserve,

Kurzschlussleistung, Schwarzstartfähigkeit und Bereitstellung von Blindleistung