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AUGUST WINNIG j Das Römerzimmer/ Der Schneider von Osterwyk

Der Schneider Von Osterwyk

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der schneider von Osterwyk

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  • AUGUST WINNIGjDas Rmerzimmer/ Der Schneider von Osterwyk

  • A U G U S T W I N N I G

    DASRMERZIMMERDER SCHNEIDER VON OSTERWYK

  • A U G U S T W I N N I G (1878-1956)

    wurde in Blankenburg im Harz geboren. Nachdem er die Volksschule verlassen hatte, ging er in die Lehre als Maurer. Zwlf Jahre lang arbeitete August Winnig als Maurergeselle und zeigte groes Interesse fr politische, soziale und wirtschaftliche Fragen. Er wi|rde aktiver Sozialdemokrat und bekam schnell groe Vertrauensposten: 1913 wurde er Vorsitzender des Deutschen Bauarbeiter- Verbandes, 1918 Reichskommissar fr Ost- und Westpreuen, 1919 Oberprsident in Ostpreuen.

    Dann geschah eine groe Wandlung in seinem Leben. Er wurde aus der sozialistischen Partei (SPD) ausgestoen, verlor sein Amt als Oberprsident und ernhrte sich als freier Schriftsteller und zeitweise als Lehrer. Seine Interessen nderten sich. Teils konnte er der Entwicklung in der Partei nicht Folge leisten, weshalb er Mitbegrnder der Altsozialisten wurde; teils bekam fr ihn das Christentum eine entscheidende Bedeutung. Winnig hat in seinen autobiographischen Schriften seinen Weg von der Politik zum Christentum geschildert. Auf diesem Gebiet hat er so vieles geleistet, da er 1953 zum Dr. theol. honoris causa ernannt wurde.

    ANDERE WERKE DES AUTORSPreuischer Kommi (Erzhlungen) 1910. Die ewig grnende Tanne (Novellen) 1927. Wir hten das Feuer (Aufstze und Reden) 1931. Europa (Essays) 1937. Wunderbare Welt (Roman) 1938. Das Unbekannte (Erzhlung) 1939. Kuze und Schelme (Erzhlungen) 1940. In der Hhle (Novelle) 1942. Morgenstunde (Gesammelte Erzhlungen) 1958. Mehrere Autobiographien: Frhrot 1919. Der weite Weg 1932. Heimkehr 1935. Die Hand Gottes 1938. Das Buch der Wanderschaft 1941. Aus zwanzig Jheren 1948.

  • Das RmerzimmerI

    das Schlo

    Graf Z. wohnte - in einem schnen, alten Schlo, wo ihn viele Menschen besuchten. Einmal kam ein fremder Herr, der ber so wichtige Dinge mit dem Grafen zu sprechen hatte, da sie an einem Tage nicht fertigwerden konnten. Deshalb lie der G raf den Fremden am Abend nicht fortgehen, sondern gab ihm ein Zimmer im Schlo, wo er schlafen konnte. Der Herr war damit zufrieden und ging frh auf sein Zimmer, um sich gut auszuruhen. Hier fand man ihn am nchsten Morgen tot im Bett.

    der Rainer, hier: Soldat aus Rom

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  • Natrlich gab das groe Unruhe. Ein Arzt mute aus der Stadt geholt werden, die Polizei kam, man mute alle mglichen Fragen beantworten, bevor der Tote weggebracht werden durfte. Aber damit nicht genug. Alle Menschen in der kleinen Stadt, wo das Schlo

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  • lag, waren sehr beunruhigt. Was hatte dem Manne so pltzlich das Leben genommen? Er war etwa 40 Jahre alt und ein gesunder Mensch. Der Arzt sagte: Herzschlag, da er keinen anderen Grund finden konnte.

    Irgendetwas mu ein Arzt ja meinen und schreiben, wenn er ber den Tod eines Menschen eine Erklrung abgeben soll. Natrlich hatte er auch daran gedacht, da der Fremde sich vielleicht selbst das Leben genommen hatte. Aber der Mann hatte seine Reise am Tage vorher sq ruhig und natrlich vorbereitet, da man so etwas gar nicht glauben konnte. Niemand wute, wie man den pltzlichen Tod erklren sollte, und das gab dem Grafen, sowie den Leuten im Schlo viel zu denken.

    Das Schlo liegt ziemlich einsam in der Nhe eines deutschen Gebirges. Es ist ein

    das Gebirge

  • sehr altes Haus. Man erzhlt, da der lteste Teil des Hauses zu der Zeit gebaut wurde, als die Rmer im Lande waren. Leute, die sich auf diese Dinge verstehen, halten das fr mglich. Das Zimmer, von dem hier erzhlt wird, lag in diesem alten Teil des Schlosses und wurde darum das Rmerzimmer genannt.

    Natrlich hatte dies alte Schlo auch sein Gespenst.

    das Gespenst

    Es hatte nichts zu sagen, ob jemand das Gespenst wirklich gesehen hatte. Die Leute im Schlo wuten vom Gespenst zu erzhlen und hatten gar keine Lust, es selbst zu treffen.

    Sie sprachen von einem Kettentrger, der oft bei Nacht durch die Gnge ging. Einige meinten, der Kettentrger wre Joseph, der alte Waldarbeiter. Aber die lteren Leute im

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  • Schlo waren ganz sicher, da das nicht richtig sein konnte. Joseph, sagten sie, liegt doch jede Nacht in seinem Bett, und er hat am Tage so viel getrunken, da er seine mden Beine ausruhen mu. Nein, von solchen Sachen sollte man sich lieber weghalten.

    Als nun der fremde Besucher im Schlo einen so pltzlichen Tod gefunden hatte, sprach man auch wieder vom Kettentrger und glaubte, dies und das zu wissen.

    Als etwa sechs Monate nach dem Tode des Fremden vergangen waren, bekam das Schlo wieder Besuch. Diesmal waren es junge Leute, die als Schler einer Landwirtschaftsschule von dem tchtigen Grafen verschiedenes lernen sollten, z. B. wie er seine vielen Hhner pflegte.

    Die Schler und ihre Lehrer kamen mittags an, spazierten am Nachmittag drauen herum und bekamen abends im groen Saal ein gutes Essen. Zur Nacht blieben sie auf dem Schlo, und wenn sie auch mehr als zwanzig waren, kriegten sie doch alle ein gu-

    die Landwirtschaftsschule, eine Schule, wo man lernenkann, ein guter Bauer zu werdentchtig ist man, wenn man seine Arbeit gut machenkannder Saal, ein sehr groes Zimmer

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  • tes Bett. Am nchsten Morgen beim Frhstck fehlte ein Lehrer. Da er nach dem Frhstck, als man auf die Felder hinausgehen wollte, noch nicht gekommen war, suchte man ihn und - fand ihn in seinem Zimmer, dem Rmerzimmer, tot im Bett.

    Man erzhlte es dem Grafen, und er kam sofort. Der Tote lag in demselben Bett, in dem vor einem halben Jahr der Fremde auf so unerklrliche Weise gestorben war.

    Der Graf sagte erst kein Wort. Als aber am Nachmittag wieder Arzt und Polizei kamen, erzhlte er ihnen alles. Natrlich besah man nun das Zimmer. Die Tr hatte man mit Macht ffnen mssen; die Fenster hatten feste Lden, die man nur vom Zimmer aus ffnen konnte. Der Tote lag wie im Schlaf. Wie genau man auch nachsah, man konnte nichts finden, was dem Lehrer das Leben htte nehmen knnen.

    Der Tote wurde in die Stadt gebracht und von mehreren rzten untersucht, aber man fand auch hier nichts.

    Einige Zeit, nachdem der Fremde im Rmerzimmer gestorben war, hatte sich der Graf langsam wieder beruhigt. Er sagte sich:

    der Laden, siehe Zeichnung auf Seite 10

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  • der Laden

    Eigentlich habe ich doch gar nichts mit dieser Sache zu tun! Wenn der Fremde am Abend weggereist wre, dann wre er sicher auf der Reise oder in einem Hotel gestorben. Aber nachdem nun auch der Lehrer hier gestorben war, gab ihm eine solche berlegung keine Ruhe mehr.

    Zweimal war jetzt in seinem Hause und in demselben Zimmer das Unerklrliche geschehen. Nun muten alle, wenn sie von den To

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  • desfllen hrten, an ihn und an sein Schlo denken und meinen, da der Grund in seinem Hause zu finden wre.

    Der Graf suchte. Ein Verbrechen konnte hier nicht geschehen sein; denn Tr und Fenster waren vom Zimmer aus zugemacht. Am Fuboden und an der Decke und an den Wnden war nichts Merkwrdiges zu sehen. Deshalb erklrte der Graf, da er selber eine Nacht im Zimmer bleiben wollte. Die Grfin bat ihn, das doch nicht zu tun und lieber das Zimmer nie mehr zu benutzen. Der eine Sohn des Grafen wollte den Platz des Vaters bernehmen. Aber der Graf blieb bei seinem Wort. Er nahm nur ein Buch, seine Pfeife und seine Pistole mit und lie sich etwas zu trinken bringen.

    So ging er am Abend, eine Stunde vor Mitternacht, in das Rmerzimmer, wo nur zwei

    das Verbrechen, eine bse Tat, z. B. ein Mord die Mitternacht, 24 Uhr

  • kleine Lichter brannten und wo Tr und Fenster fest zugemacht wurden; alles andere war wie gewhnlich. Der Graf legte sich nicht schlafen, sondern setzte sich an den Tisch und las, die Pfeife im Mund; dann und wann trank er einen Mundvoll Tee. Die Pistole lag neben dem Buch.

    So sa der Graf lange Zeit und nichts geschah. Er hrte den Wind in den groen Bumen des Schlogartens, von Zeit zu Zeit hrte er einen seiner Hunde, dann in der Ferne den Nachtschnellzug. Das war ihm alles bekannt.

    Um ein Uhr war jemand an der Tr. Der Graf fuhr auf. Es war die Grfin, die so unruhig war, da sie nach ihm sehen mute.

    Wenn ich nicht allein bleiben kann, ohne da andere hierherkommen, dann ist das Ganze umsonst, sagte der Graf, und die Grfin ging wieder. Sonst geschah die Nacht hindurch nichts. Um sieben Uhr stie der Graf die Fensterlden auf und lie den Sonnenschein des Sommermorgens ins Zimmer fallen. Der Graf sah sich im Zimmer aufmerksam um alles war wie gestern. Er nahm seine Pistole, legte sie in die Tasche und ging.

    Man wei nicht, was man denken soll, sagte er beim Frhstck.

    12 .

  • Das Zimmer wurde nun lange Zeit nicht gebraucht. Man hatte Rume genug fr die Gste, die im Schlo schlafen sollten; man brauchte das Rmerzimmer nicht. Aber man

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  • sprach davon, sprach mit den anderen im Schlo davon und mit Leuten in der Gegend.

    Nun war mehr als ein Jahr vergangen seit dem Tode des Lehrers; da wollte der Graf eine Jagd abhalten.

    Beim Frhstck im Walde sprach man wieder von dem merkwrdigen Zimmer. Der Graf erzhlte davon, wie er eine Nacht hindurch dort gesessen htte, und wie alles ruhig

    die Jagd

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  • verlaufen wre. Man bemerkte, es wre nicht richtig gewesen, da er am Tisch sa, er htte im Bett liegen sollen. Der Graf antwortete, da er dann sicher eingeschlafen wre, aber er mute doch wach bleiben, wenn er wissen wollte, was dort vor sich ging.

    Ich werde das Zimmer fr die nchste Nacht nehmen, sagte einer der Gste, ein kleiner alter Herr, der der Ambassadeur

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  • genannt wurde. Andere sagten, auch sie htten denselben Wunsch, aber der Ambassadeur hatte ihn zuerst ausgesprochen. Ich habe nichts dagegen, sagte der Graf. Aber wir wissen ja noch nicht genau, was im Zimmer vor sich gegangen ist; und wenn der Ambassadeur das Zimmer trotzdem haben will, ist es ganz seine eigene Sache.

    Das ist doch klar, antwortete dieser und erklrte, da er jetzt siebzig Jahre alt sei, und da es darum nicht so schlimm wre, wenn er sein Leben lassen sollte, als wenn es einen Jngeren treffen wrde.

    Die Jagd verlief gut, und am Abend waren alle froh beisammen. Die Grfin war zwar dagegen, als sie von dem Wunsch des Ambassadeurs hrte, aber die lustigen Herren wollten nichts davon wissen. Alle gingen mit dem Ambassadeur auf sein Zimmer, sahen, da Tr und Fensterlden fest zugemacht wurden, und untersuchten die Wnde und das Bett. Dann wnschten sie alle dem alten Herrn eine gute Nacht und gingen auf ihre Zimmer oder fuhren in ihren Wagen nach Hause.

    Am folgenden Morgen fand man den Ambassadeur tot im Bett liegen, fast genau so wie damals die anderen. Fast genau so, nicht

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  • ganz: die rechte Hand lag etwas unnatrlich unter dem zur Seite gewendeten Kopf, die Fingerspitzen berhrten den Hals.

    Denen, die zum Frhstck kamen, brachte der lteste Sohn des Grafen die traurige Nachricht. Es war ein harter Schlag. Nur wenige setzten sich zu Tisch. Man stand an den Fenstern des Saals und wute nicht, was man sagen sollte. Da lag das schne Land in den hellen Farben des Sptsommerlichtes, und darber zogen weie Wolken am klaren blauen Himmel; man sah die Schnheit der Natur und hatte hinter sich das Dunkel dessen, was geschehen war. Das machte alle still.

    Der Graf stand unbeweglich in dem merkwrdigen Rmerzimmer vor dem toten Ambassadeur. Er wartete auf die rzte, die schon telefonisch gerufen worden waren. Er sah den Toten an und fragte ihn, ohne die Worte auszusprechen: Was ist geschehen?

    Die rzte kamen. Der Tote war noch unberhrt. Man lie ihn liegen, ganz so wie er lag, und ging sehr genau zu Werke, um nichts zu bersehen. Auch die Leute voh der Polizei trafen bald ein.

    Ich werde Ihnen helfen, wo und wie ich kann, sagte der Graf.

    Man besah alles im Zimmer, auch was17

    Das Rmerzimmer

  • schon frher mehr als einmal besehen worden war. Dann trug man den toten Ambassadeur in einen kleinen Raum und machte Tr und Fenster dort so fest zu, da niemand da hineinkommen konnte.

    Wieder fand man an dem Toten selbst nichts Merkwrdiges. Nur da, wo die Fingerspitzen den Hals berhrten, war eine kleine rote Stelle, in deren Mitte man, als man sehr genau nachsah, eine ganz, ganz kleine ffnung fand.

    Ein Insektenstich! sagten die rzte, und doch meinten alle, da man damit nicht den Grund zu dem pltzlichen Todesfall gefunden htte.

    Unsere Insekten knnen keinem Menschen das Leben nehmen!

    So blieb die Frage offen; fr den Grafen und seine Familie ein schwerer Schmerz, viel schwerer, als sie es anderen Menschen sagten. Tglich muten sie an das denken, was hier

  • geschehenwar und was. der Grund dafr sein knnte. Keiner wollte mehr in das Rmerzimmer hineingehen, und doch gingen sie, wenn kein anderer es wute, ganz allein ins Zimmer hinein und sahen sich darin um, aber ohne eine Antwort auf ihre vielen Fragen zu bekommen. Auch die Leute im Schlo und die, welche in der Nhe wohnten, machten sich immer wieder ihre Gedanken. Der Kettentrger hatte die Leute nur ngstlich gemacht, nie hatte er ihnen etwas Bses getan. Jetzt gab es also ein neues Gespenst. Nur war es ein bses, das niemand sehen konnte, das aber einem ruhig schlafenden Menschen auf unerklrliche Weise das Leben nahm. Woher kam dieses bse Gespenst, und warum kam es gerade auf dieses Schlo? Was konnte wohl der Grund sein -?

    Der Graf hrte diese Fragen nicht, aber er fhlte sie.

    Viele Menschen schrieben auch ber diese Sache Briefe an den Grafen. Einige fragten, ob sie eine Nacht oder noch lnger in dem Zimmer wohnen drften; viele meinten, da sie wohl eine Erklrung dafr finden wrden, jeder auf seine Art. Manchmal kam auch ein Brief, in dem einer, ohne seinen Namen anzugeben, bse Worte ber den Grafen schrieb.

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  • Der Graf wnschte nicht, da diese fremden Leute ihm helfen sollten. Vielleicht knnte dabei wieder ein Unglck geschehen. Aber etwas wollte er doch tun; er wollte das Rmerzimmer mit einem anderen Zimmer verbinden, und darum bestellte er einen Maurer, der die eine Wand des Rmerzimmers wegnehmen sollte. Dann wollte man das Zimmer nicht mehr als Schlafzimmer fr fremde Besucher benutzen.

    Gerade zu der Zeit, als der Maurer mit dieser Arbeit anfangen sollte, meldete ein Benediktinerpater, da er den Grafen besuchen wolle.

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  • Der Pater schrieb, da er von dem, was im Schlo geschehen war, gehrt hatte und nun fhlte, da er fragen msse, ob er den Grafen besuchen und das Rmerzimmer sehen drfe. Schon am folgenden Tage kam der Pater im Schlo an. Er war ein ziemlich kleiner Mann von etwa dreiig Jahren. Da er den langen Weg zu Fu gegangen war, sah er recht mde und staubig aus. Der Graf dankte ihm, da er kommen wollte, und fhrte ihn selbst auf ein Zimmer, wo sich der Pater schnell waschen und frisch machen konnte. Dann aber

    staubig, nicht rein

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  • wnschte der Pater, so schnell wie mglich das Rmerzimmer zu sehen. Der Graf ging mit ihm. Als der Pater im Zimmer stand, sah er sich nur ein wenig um. Was alle anderen, die einen Grund zu dem Unglck zu finden suchten, genau untersucht hatten, das interessierte den Pater nicht weiter; er fing gleich an, die Wnde zu befhlen. Immer, wenn er in der Tapete ein kleines Loch fand, machte er es etwas grer, um zu sehen, wie tief es in die Wand hineinging. Der Graf stand dabei, ohne ein W ort zu sagen, aber auch ohne zu verstehen, warum der Pater dies tat. Nach einer halben Stunde sagte der Pater pltzlich: Jetzt glaube ich, da ich auf dem richtigen Wege bin! Noch wei ich nicht, ob ich recht habe, aber wenn man einige Maurer holen knnte, so wird sicher alles klar zutage kommen. Der Graf stand ganz ruhig und sagte nur, da gerade einige Maurer im Schlo wren und sofort kommen knnten.

    Dann lat sie bitte sofort mit Hammer und Meiel zu mir kommen! sagte der Pater.

    Die Maurer kamen, und der Pater ging mit ihnen an die Arbeit. Auch der Graf war dabei und sah zu, was weiter geschah.

    die Tapete, das Papier, mit dem man die Wnde einesZimmers bekleidet

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  • tiefes Loch gefunden und lie nun die Maurer von beiden Seiten der Wand auf einmal das Loch aushmmern.

    Nun konnte der Graf die Frage nicht lnger zurckhalten, was der Pater in dem Loch zu finden hoffte.

    der Handschuh

    Einen Augenblick! rief der Pater, der nun mit einem Handschuh an seiner einen Hand vor dem Loch stand. Wir suchen das bse Gespenst, das hier einem Menschen nach dem anderen das Leben genommen hat; hierbei griff er in die ffnung. Nach wenigen Sekunden zog er die Hand wieder heraus mit den Worten: Hier ist es! In seiner Hand hielt der Pater ein kleines merkwrdiges, farbloses Tier, etwa zehn Zentimeter lang. Es

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  • hatte eine Form, die alle an einen Drachen, wie sie ihn in den Bilderbchern ihrer Kinderzeit gesehen hatten, denken lie.

    der Drachen

    Der Graf und die Maurer traten vorsichtig nher.

    Ein Skorpion! sagte der Pater. Der Skorpion ist der Mrder!

    Der Graf holte schnell ein Glas herbei. Der Pater lie den Skorpion in das Glas fallen und legte einen Ziegelstein darber. Man suchte noch weiter, aber in dem Loch fand man nichts mehr.

    Nun wissen wir, warum hier so traurige Dinge geschehen sind, sagte der Pater. Ich habe diese Antwort auf alle unsere Fragen er-

    der Skorpion

    der Ziegelstein, siehe Zeichnung auf Seite 20

  • wartet; denn ich habe in Montserrat fast dasselbe erlebt. Dort half uns ein alter Arbeiter, die richtige Antwort zu finden.

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  • Aber wie kann dieses Tier einen Menschen ums Leben bringen? fragte der Graf.

    Die Frage ist leicht zu beantworten, sagte der Pater. Dazu ist sein Gift stark genug. Schwerer zu erklren ist, da es einem schlafenden Menschen das Leben nehmen kann, ohne da dieser dabei erwacht. Die Toten in Montserrat lagen, als ob sie in Ruhe und Frieden eingeschlafen wren.

    Genau so war es auch hier, sagte der Graf. Sie lagen alle wie in ruhigem Schlaf. Nur der Ambassadeur lag etwas anders, nmlich mit der einen Hand am Hals.

    Der Pater wurde aufmerksam. Dann haben unsere rzte wohl recht; sie meinten, da ein Skorpion immer eine Stelle findet, von wo das Gift schnell in das Gehirn kommen kann. Dadurch macht er den schlafenden Menschen kraftlos.

    das Gehirn

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  • Ob es richtig ist, wei ich nicht, aber man kennt so etwas auch bei anderen Tieren. Ob und warum es wirklich so zugeht, sind Fragen, die wir vielleicht nie werden beantworten knnen. Die alten gypter glaubten, da der Skorpion ein himmlisches Tier wre, wir ha-

    i

    das Sternbild: der Skorpion

    ben einem Sternbild seinen Namen gegeben. Was ist der Grund hierzu? W ir wissen es nicht und werden es wohl nie erfahren.

    Der Pater sa ganz still und sah den Skorpion an. Nur eins wissen wir: da dieses merkwrdige Tier heute nicht unser Freund

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  • Vist; wir mssen mit ihm kmpfen, um selbst am Leben zu bleiben, und darum schlagen wir ihn tot, wenn wir knnen

    Und mit diesen Worten lie der Pater den schweren Ziegelstein auf den Skorpion fal-

    kmpfen, seine Kraft gegen etwas brauchen

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  • Fragen

    1. Woher hatte das Rmerzimmer seinen Namen?

    2. In welchem Teil des Schlosses lag dieses Zimmer?

    3. Was geschah im Rmerzimmer?4. Warum wurde man bei dem Todesfall so unruhig?5. Womit versuchte der Graf sich zu be

    ruhigen?6. Welche Gespenstergeschichte erzhlten

    die Leute?7. Was wollten die Schler auf dem Schlo?8. Warum war der Graf nach dem Tode des Lehrers noch unruhiger als nach dem

    ersten Todesfall?9. Was tat der Graf selbst, um die Wahrheit zu finden?

    10. Was wissen wir von dem Herrn, der als dritter im Rmerzimmer starb?

    11. Was war an der Stellung, die der tote Ambassadeur im Bett einnahm, merkwrdig?12. Warum glaubte der Pater, da er den wahren Grund finden knnte?13. Warum zog der Pater einen Handschuh an?14. Was machte der Pater mit dem Skorpion?

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  • Der Schneider von Osterwyk

    Es war einmal ein Schneider in Osterwyk, der war krumm und verwachsen. Das war auch der Grund, warum er Schneider geworden war. Einmal mute der Schneider weit weg, um Geld zu holen, - ber zweihundert Mark - das ihm jemand vererbt hatte. Er bekam das Geld und machte sich schnell auf den Weg nach Hause.

    Der Schneider hatte groe Angst, da man ihm das viele Geld wegnehme. Darum hatte er es nicht wie gewhnlich in einem Geldgurt, sondern er hatte es in seinem Rucksack. Dort lag es zusammen mit vielen anderen Dingen. Damit ging er weiter in Richtung Osterwyk.

    der krumme Schneider der Geldgurt

    vererben, nach dem Tod berlassen

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  • Ei, lachte der Schneider, als er die Huser von Goslar sah, ei, da ist die gute Stadt Goslar, die alte gute! Da werde ich in ein Gasthaus gehen und mich bequem ins Bett legen. Auch soll mir der W irt Wein bringen. Dann will ich essen und frhlich sein! Morgen aber werde ich schnell nach Osterwyk gehen und gewi zum Abend dort sein. Ich mchte gerne wissen, was Veit, der Lehrling, in der Zeit, wo ich nicht zu Hause war, gemacht hat. Ich werde ihn beim Ohr nehmen und mit ihm durchs Haus gehen. Er wird schreien und bitten, doch wird es ihm nicht helfen, denn ich bin sein Meister!

    der Wirt, der Herr des Gasthausesder Lehrling, jemand, der eine Arbeit lerntder Meister, der Lehrling lernt beim Meister eine Arbeit

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  • So dachte der Schneider und freute sich und ging noch schneller. Doch siehe, da kamen zwei Stadtsoldaten aus Goslar mit Pferden auf ihn zu. Der Schneider bekam Angst, aber sagte zu sich, Warum hast du Angst? Du hast nichts Bses getan! - und ging den Mnnern entgegen. Da machten die beiden halt, stiegen von ihren Pferden ab, faten den Armen an der Jacke und banden ihm die Hnde mit Stricken. Er schrie und sprang und stellte Fragen.

    Die Stadtsoldaten lachten nur und stieen ihn mit ihren Lanzen, da er laut schrie, dann aber sofort still wurde. Sie setzten sich wie-

    der Strick die Jacke

    stieen, von: stoen; kurz und schnell in eine Richtung bewegen

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    D as Ram erzim m er

  • der auf ihre Pferde und fort ging es nach Goslar. Die Pferde liefen schnell und der Schneider mute springen, um mitzukommen. In Goslar aber fhrten sie ihn in das Gefngnis und warfen ihn in ein Loch.

    Da lag nun der Schneider und hatte es gar nicht gut. Oh, dachte er, htte ich doch nie geglaubt, da es mir so schlecht gehen wrde in dieser Stadt! Habe ich mich doch auf diese Stadt gefreut, auf das warme Bett im Gasthaus und auf den Wein und wollte morgen frhlich nach Osterwyk gehen. Wie geht es mir nun! Hier liege ich in einem dunklen Loch mit Stricken gebunden, und mein Rucksack ist fort mit dem guten Geld und dem Essen. Wie lange werde ich hier bleiben, und was wird aus meinem Haus? Der Schneider fhlte sich schlecht, und er war traurig. Doch dachte er trotzdem an seinen Lehrling Veit,

    das Loch, enger, dunkler Raum sich freuen, froh sein

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  • der sich ber das lange Wegbleiben seines Meisters freuen und im Hause machen wrde, was er wollte. Er hatte schon immer bse ber diesen Lehrling gedacht, weil der so einen schnen geraden Krper hatte und seiner so krumm war. So ging ihm vieles durch den Kopf, was ihm seine Lage noch schwerer machte.

    Whrend der Schneider im dunklen Loch lag, schien drauen die Sonne auf den Wald und auf die grnen Wiesen, wo die Kinder spielten. Und als es dunkel war, sah man die Sterne am Himmel, und dann kam der Mond ber den Berg und schien auf die schlafende Erde. Als wre alles so wie immer, ging es weiter auf der Welt, und keiner dachte an den armen Schneider, zu dem kein Licht und kein Ton von drauen kam.

    Aber eines Tages ging die Tr des Gefng-der Ton, das, was wir hren

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  • nisses auf, und man fhrte den Schneider vor den Richter.

    Nun mu man sagen, warum der Schneider gefangen worden war. Ein junger Mann war auf Reisen erschlagen und beraubt worden. Man hatte den Toten vor der Stadt gefunden und berall nach dem Mrder gesucht. Alle Stdte um Goslar hatten ihre Soldaten geschickt, denn sie wollten helfen, den Mrder zu finden und freuten sich darauf, ihn bestrafen zu knnen. Den Stadtsoldaten von Goslar aber war der Schneider in die Finger gelaufen, und sie hatten ihn schnell gefangen. Wahrscheinlich wre der Schneider bald wieder freigelassen worden, wenn man nicht das viele Geld in seinem Rucksack gefunden htte. Als man das sah, war man sich sofort darber klar, da man den richtigen gefunden habe. Der Schneider sagte, das sei falsch und erzhlte, woher er sein Geld bekommen habe. Man hrte sich das an, machte sich aber keine Mhe herauszufinden, ob das wahr

    der Richter, jemand, der sagt, ob das, was man getanhat, bse war oder nichtberauben, etwas gewaltsam wegnehmenbestrafen, jemandem eine Strafe gebendie Mhe, die groe Arbeit

    36

  • sei oder nicht. Sei es, da man gar nichts tat, oder da das, was man herausfand, nicht positiv genug war, ihn freizulassen, kurz, man begann den Schneider zu foltern. Das war auch fr einen Schneider zu viel, und als man ihm die glhende Zange auf die Haut setzte, sagte er, er habe den jungen Mann gettet und ihm das Geld weggenommen. Dann lie man ihn in Ruhe, gab ihm etwas zu essen und sagte ihm, da er bald durch das Schwert hingerichtet werden sollte.

    Als der Schneider das hrte, >var er sehr traurig. Aber tief in seinem Inneren glaubte er doch noch daran, da alles gut werden wrde, wie alle, die kurz vor ihrer letzten Stunde stehen.

    Eines Tages kommt der Henker zu ihm und

    foltern, einem Menschen Schmerzen bereiten, damit ersagt, was er ^etan hatglhend, durch Feuer sehr hei sein

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  • sagt: Guten Morgen, Schneider; heute soll es sein, zieht ihn aus dem Loch in den helleren Gang und sieht ihn an. Kratzt sich dann hinter dem Ohr und greift dem Schneider ins

    der Gang

    Genick. Doch der hatte gar keines. Sein Kopf sa glatt auf dem Rumpf, und die Schultern waren so hoch gewachsen, da auch die dnne Linie zwischen Kopf und Rumpf fast nicht zu sehen war. Da lacht der Henker und ruft:

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  • Dich soll der Teufel kpfen! Ich kann es nicht!

    Geht es wirklich nicht? fragte der Schneider. Htte ich einen Spiegel, so mtest du hineinsehen und solltest mir dann sagen, wie ich dich kpfen knnte],

    Der Schneider wute nicht, wie ihm geschah und ob er darber frhlich oder traurig sein sollte. Der Henker hatte ihn noch genauer angesehen und angefat und sagte zuletzt: Dich kann man nicht tten, Schneider, nicht durch Kpfen und nicht durch Hngen, und anders drfen wir dich nicht tten.

    Dann brachte er den Schneider ins Loch zurck und erzhlte dem Stadtrat, wie die Sache stand. Es war wirklich so, wie der Henker gesagt hatte. Die Stadt durfte nur kpfen

    kpfen, mit dem Schwert den Kopf abschlagen hngen, durch den Strick totender Stadtrat, die Menschen, die die Politik einer Stadt machen

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  • und hngen fassen. Sie war damit immer zufrieden gewesen und keiner hatte geglaubt, da dies einmal nicht so sein sollte.

    Der Schneider wurde vor den Rat gefhrt, mute die Kleider vom Krper nehmen und sich besehen und befhlen lassen. Auch den Arzt holte man herbei, da er den Schneider ansehe. Der sagte aber nur, da er wohl dazu da sei, Kranke gesund zu machen, aber nicht, um Menschen zu tten. Doch der Rat verstand nun auch, da der Henker recht hatte und sie den Schneider nicht auf gewhnliche Art tten konnten.

    Da wute der Rat nicht mehr, was er machen sollte. Den Kaiser fragen, das wollten sie nicht, weil das zuviel Zeit kostete. Den Schneider tten, ohne da sie es durften, wollten sie auch nicht, da die Nachbarstdte dies dem Kaiser gesagt htten. Dann htte die Stadt Goslar gar keine Mrder mehr hinrich-

    der Kaiser

    zufrieden sein, nichts anderes wollen die Nachbarstadt, die nchste Stadt

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  • ten drfen. Zum Schlu dachte man an eine der Nachbarstdte, wo man Verbrecher auch ertrnken und verbrennen durfte. Eine solche Stadt war Hildesheim.

    Man schrieb an den Rat von Hildesheim, ob sie den Schneider haben wollten. In Hildesheim freuten sie sich sehr darber, nur hatten sie gerade keine Zeit. Sie sagten, da sie den Schneider verbrennen wollten, weil das die geringste Mhe mache. Nur, wie gesagt, jetzt htten sie keine Zeit. Aber spter im Jahr wrden sie es gerne tun, und bis dahin sollte der Schneider in Goslar bleiben.

    Die in Goslar wollten aber nicht, da der Schneider ihnen noch mehr Zeit und Geld koste, und sie fragten einen hohen Herrn, der nahe bei Goslar wohnte, ob er den Schneider nehme, wenn er mit ihm machen drfe, was er wolle. Dieser hohe Herr war der Herr von Asseburg, ein bser und schlechter Mensch, der der Stadt und vielen anderen schon genug geschadet hatte. Die Stadt1 hatte gerade ihn gefragt, weil sie hoffte, da er sie dann in Ruhe lassen wrde.

    ertrnken, einen Menschen so lange unter Wasser halten, bis er tot ist verbrennen, durch Feuer tten schaden, jemandem Schlechtes an tun

    4 I

  • Der Herr von Asseburg wollte den Schneider gerne haben, nicht um ihn zu tten, sondern um ihn zu Geld zu machen. Er wollte ihn an den Vater des getteten und beraubten jungen Mannes verkaufen. Darum freute er sich sehr und machte sich bald mit ein paar Knechten auf den Weg, um den Schneider zu holen.

    Nun aber frchteten die Hildesheimer, der Schneider knnte ihnen verloren gehen und schickten auch zwei Knechte. Die Knechte aus Hildesheim waren um einige Stunden schneller als die aus Asseburg, nahmen den Schneider und banden ihn an einen Strick. Dann setzten sie sich auf ihre Pferde und lieen den Schneider vor sich herlaufen in Richtung Hildesheim.

    Kaum waren sie aus der Stadt hinaus, da kamen die Knechte aus Asseburg. Als sie hrten, da der Schneider schon auf dem Weg nach Hildesheim sei, wendeten sie ihre Pferde und ritten nach Norden.

    Bald sahen sie die Knechte aus Hildesheim

    der Knecht, ein Mann, der fr einen Herrn arbeitet wenden, in eine andere Richtung bringen ritten, von: reiten; sich auf einem Pferd fortbewegen der Norden, Himmelsrichtung

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  • und stellten sich ihnen in den Weg. Die anderen aber gaben den Schneider nicht her, auch waren es starke Mnner, die Brustharnische und ein festes Lederwams trugen, whrend die Asseburger solche Dinge nicht hatten. Sie sagten deswegen, solange sie den Schneider htten, gehre er dem Rat von Hildesheim, und sie wrden ihn nur aus der Hand geben, wenn es der Rat bestimmte. Hoho! rief der Asseburger, ich werde euch schon helfen! und versuchte dem Knecht, der den Schneider hielt, den Strick aus der Hand zu nehmen. Da kam der zweite Knecht hinzu und stie ihm die Lanze in die Seite. Hei! da fiel der Asseburger hin, sagte etwas zu seinen beiden Mnnern, und alle drei ritten mit ihren Lanzen gegen die Knechte. Da es nun ernst wurde, mute der Knecht den Schneider loslassen und sein Schwert nehmen.

    der Brustharnisch

    das Lederwams

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  • \Der Schneider duckte sich in die Ackerfurche und sah den Mnnern zu. Sie schlugen sich und kamen dabei immer mehr von der Stelle weg, wo der Schneider war. Als er das merkte, hob er den Kopf, sprang auf und lief davon.

    Die Knechte kmpften hart und sahen nicht, wie der Schneider davonsprang und ber die Wiese bis zum nahen W ald lief. Bald hatten die Hildesheimer genug und machten sich davon.

    Da lachte der Asseburger und sagte zu seinen Knechten: Den Schneider werden wir nicht mehr kriegen, ich sah ihn wie einen Floh ber die Wiese hpfen. Doch wollen wir sehen, was unsere Reise sonst noch bringt! Damit ritten sie in Richtung Goslar, und als sie kurz vor der Stadt einen Marktwagen sahen, raubten sie ihn aus.

    hpfen, leicht springeneinen Wagen ausrauben, alles aus einem Wagen stehlen

    sich ducken die Ackerfurche

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  • der Floh der Marktwagen

    Der Schneider hatte das frhlich beobachtet und holte tief Luft, als er sich allein im Wald sah. Er warf seine Stricke ab und machte sich auf den Weg. Wieder sah er von weitem die Stadt Goslar liegen. Aber da er sie von innen gesehen hatte und ihr Gefngnis kannte, freute er sich nicht und ging um die Stadt herum. Da es Winter war und recht kalt, war das Feld leer, und der Schneider kam, ohne gesehen zu werden, an seine Haustr in Osterwyk. Veit ffnete und bekam einen Schreck, als er seinen Meister sah. Doch zog er ihn ins Haus hinein, nahm ihn in seine Arme und trug ihn ins Bett. Da war es warm, und Veit stellte zwei Kerzen auf, holte Brot und Kse und setzte einen Topf Milch da-

    der Winter, die klteste Zeit des Jahres der Schreck, pltzliche Angst

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  • neben. Da a der Schneider und erzhlte alles, was ihm geschehen war. Es war schlimm fr ihn, noch einmal an all das zu denken und fr Veit, all das Schreckliche zu hren. Aber nun lag der Schneider in seinem warmen Bett und war froh, so gut davongekommen zu sein. Und als er Veits geraden Krper ansah, den schnen Hals und die starken Schultern, da freute er sich, da er so krumm und verwachsen war und sagte tief bewegt: Wie gut war es von Gott, mich so krumm wachsen zu lassen! W er nicht gekpft oder gehngt werden kann, der mag wohl Grund haben, Gott zu danken.

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  • Fragen

    1. Wie sah der Krper des Schneiders aus?2. Wieviel Geld bekam der Schneider?3. In welcher Stadt wurde er gefangen?4. Warum wurde er gefangen?5. Warum sagte der Schneider, da er den

    jungen Mann gettet habe?6. Warum konnte man ihn nicht hngen

    und nicht kpfen?7. In welcher Stadt sollte er verbrannt wer

    den?8. Warum wollte der Asseburger den

    Schneider gerne haben?9. Wie kam der Schneider frei?

    10. Was machte Veit, als der Schneider nach Hause kam?

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