28
Der zentral- und osteuropa ‹ische Bankenmarkt (ohne Russland) ist mit einer Bilanzsumme von rund 350 Mrd EUR ein relativ kleiner Markt (zum Vergleich: die Bilanzsumme der in O sterreich ta ‹tigen Banken betrug Ende 2003 rund 605 Mrd EUR), er ist jedoch ein Wachstumsmarkt. Der niedrige Grad der Bankenintermediation (rund ein Drittel des westeuropa ‹ischen Vergleichswertes) zusammen mit ho ‹herem Wirtschaftswachstum la ‹sst fu ‹r die Banken in den zentral- und osteuropa ‹ischen La ‹ndern (CEE) in den kommenden Jahren ein starkes Wachstumspotenzial erwarten. U berdurchschnittliche Wachstumschancen, ho ‹here Zinsmargen als in Westeuropa wie auch Restrukturierungspotenziale veranlassten westeuropa ‹ische Banken zu massiven Investitionen in den CEE-Bankensektor. Derzeit werden scha ‹tzungsweise rund 70% des CEE-Bankenmarktes von westlichen Bankkonzernen kontrolliert. O sterreichische Banken engagierten sich fru ‹hzeitig in den CEE-La ‹ndern und geho ‹ren heute zu den bekanntesten westeuropa ‹ischen Banken in der Region (Marktanteil in der Region rund 22%). Die fortschreitende CEE-Expansion hatte bereits in den Jahren 2002 und 2003 positive Aus- wirkungen auf die Ertragskraft des konsolidierten o ‹sterreichischen Bankensektors. Die positiven Meldungen u ‹ber den CEE-Bankenmarkt lassen jedoch oft die Risikopotenziale au§er Betracht. Als bedeutendste Risikoquellen im zentral- und osteuropa ‹ischen Bankenmarkt gelten makro- o ‹konomische Ungleichgewichte, die Gefahr steigender Wechselkursvolatilita ‹t, Kreditrisiko, die Intensivie- rung des Wettbewerbs sowie politische Risiken. 1 U berblick Mit einer Bilanzsumme von rund 350 Mrd EUR ist der zentral- und ost- europa ‹ische Bankenmarkt 1 nach wie vor ein relativ kleiner Markt (zum Vergleich: die Bilanzsumme der in O sterreich ta ‹tigen Banken betrug Ende 2003 rund 605 Mrd EUR). Der Markt wird von westeuropa ‹i- schen Banken dominiert, der Markt- anteil der ausla ‹ndisch kontrollierten Banken in der CEE-Region liegt bei rund 70%. Im Zuge des Aufholprozes- ses der CEE-Staaten war und ist die Hoffnung auf rasches Wachstum und ho ‹here Ertra ‹ge einer der wesentlichen Beweggru ‹nde fu ‹r den Einstieg ausla ‹n- discher Investoren in den zentral- und osteuropa ‹ischen Bankenmarkt. Tabelle1 zeigt den derzeitigen Pro- fitabilita ‹tsvorteil des CEE-Bankensek- tors gegenu ‹ber dem westeuropa ‹ischen Bankensektor. Mit Ausnahme von Polen (die schwierige konjunkturelle Situation hatte ho ‹here Kreditausfa ‹lle zur Folge) lag die Rentabilita ‹t in den meisten zentral- und osteuropa ‹ischen La ‹ndern deutlich ho ‹her als in den EU-La ‹ndern. 1 Zum zentral- und osteuropa ‹ischen Bankenmarkt (CEE-Bankenmarkt) za ‹hlen hier die La ‹nder Bosnien-Herze- gowina, Bulgarien, Kroatien, die Tschechische Republik, Ungarn, Mazedonien, Polen, Ruma ‹nien, Serbien- Montenegro, die Slowakische Republik und Slowenien. Tabelle 1 Ausgewa ‹ hlte Kennzahlen von zentral- und osteuropa ‹ ischen Bankenma ‹ rkten Ende 2003 Eigenkapitalrendite nach Steuern Aufwand/Ertrag- Relation Solvabilita ‹ts- koeffizient Wachstum Kundenforderungen in % Tschechische Republik 23,7 52,7 14,5 11,8 Ungarn 17,6 61,2 12,0 34,7 Polen 6,2 68,6 13,7 9,3 Slowakische Republik 13,0 67,1 22,4 14,3 Slowenien 12,8 62,5 11,6 13,8 Kroatien 1 16,3 54,5 16,0 13,5 EU-Banken 2 10,7 65,7 12,4 4,0 Quelle: Nationale Zentralbanken, BA-CA (2004). 1 Daten fu ‹r Kroatien: Ja ‹nner bis September 2003. 2 EU-Banken: Gewichteter Durchschnitt von 27 Gro§banken (BA-CA EU-Gro§bankenanalyse 2003). Peter Breyer Wissenschaftliche Begutachtung: Zoltan Walko, Abteilung fu ‹r die Analyse wirtschaftlicher Ent- wicklungen im Ausland. Zentral- und Osteuropa — der Wachstumsmarkt fu ‹r o ‹sterreichische Banken 68 Geldpolitik & Wirtschaft Q3/04 ȕ

der Wachstumsmarkt fu‹r o‹sterreichische Banken - Startseitee4a60b6d-2ab1-489e-814d-89af...Zentral- und Osteuropa — der Wachstumsmarkt fu‹r o‹sterreichische Banken. Der zentral-

  • Upload
    others

  • View
    1

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: der Wachstumsmarkt fu‹r o‹sterreichische Banken - Startseitee4a60b6d-2ab1-489e-814d-89af...Zentral- und Osteuropa — der Wachstumsmarkt fu‹r o‹sterreichische Banken. Der zentral-

Der zentral- und osteuropa‹ische Bankenmarkt (ohne Russland) ist mit einer Bilanzsumme von rund350 Mrd EUR ein relativ kleiner Markt (zum Vergleich: die Bilanzsumme der in O‹ sterreich ta‹tigenBanken betrug Ende 2003 rund 605 Mrd EUR), er ist jedoch ein Wachstumsmarkt. Der niedrige Gradder Bankenintermediation (rund ein Drittel des westeuropa‹ischen Vergleichswertes) zusammen mitho‹herem Wirtschaftswachstum la‹sst fu‹r die Banken in den zentral- und osteuropa‹ischen La‹ndern (CEE)in den kommenden Jahren ein starkes Wachstumspotenzial erwarten.

U‹ berdurchschnittliche Wachstumschancen, ho‹here Zinsmargen als in Westeuropa wie auchRestrukturierungspotenziale veranlassten westeuropa‹ische Banken zu massiven Investitionen in denCEE-Bankensektor. Derzeit werden scha‹tzungsweise rund 70% des CEE-Bankenmarktes von westlichenBankkonzernen kontrolliert. O‹ sterreichische Banken engagierten sich fru‹hzeitig in den CEE-La‹ndern undgeho‹ren heute zu den bekanntesten westeuropa‹ischen Banken in der Region (Marktanteil in der Regionrund 22%). Die fortschreitende CEE-Expansion hatte bereits in den Jahren 2002 und 2003 positive Aus-wirkungen auf die Ertragskraft des konsolidierten o‹sterreichischen Bankensektors.

Die positiven Meldungen u‹ber den CEE-Bankenmarkt lassen jedoch oft die Risikopotenziale au§erBetracht. Als bedeutendste Risikoquellen im zentral- und osteuropa‹ischen Bankenmarkt gelten makro-o‹konomische Ungleichgewichte, die Gefahr steigender Wechselkursvolatilita‹t, Kreditrisiko, die Intensivie-rung des Wettbewerbs sowie politische Risiken.

1 U‹ berblickMit einer Bilanzsumme von rund350 Mrd EUR ist der zentral- und ost-europa‹ische Bankenmarkt1 nach wievor ein relativ kleiner Markt (zumVergleich: die Bilanzsumme der inO‹ sterreich ta‹tigen Banken betrugEnde 2003 rund 605 Mrd EUR).Der Markt wird von westeuropa‹i-schen Banken dominiert, der Markt-anteil der ausla‹ndisch kontrolliertenBanken in der CEE-Region liegt beirund 70%. Im Zuge des Aufholprozes-ses der CEE-Staaten war und ist dieHoffnung auf rasches Wachstum und

ho‹here Ertra‹ge einer der wesentlichenBeweggru‹nde fu‹r den Einstieg ausla‹n-discher Investoren in den zentral- undosteuropa‹ischen Bankenmarkt.

Tabelle1 zeigt den derzeitigen Pro-fitabilita‹tsvorteil des CEE-Bankensek-tors gegenu‹ber dem westeuropa‹ischenBankensektor. Mit Ausnahme vonPolen (die schwierige konjunkturelleSituation hatte ho‹here Kreditausfa‹llezur Folge) lag die Rentabilita‹t in denmeisten zentral- und osteuropa‹ischenLa‹ndern deutlich ho‹her als in denEU-La‹ndern.

1 Zum zentral- und osteuropa‹ischen Bankenmarkt (CEE-Bankenmarkt) za‹hlen hier die La‹nder Bosnien-Herze-gowina, Bulgarien, Kroatien, die Tschechische Republik, Ungarn, Mazedonien, Polen, Ruma‹nien, Serbien-Montenegro, die Slowakische Republik und Slowenien.

Tabelle 1

Ausgewa‹ hlte Kennzahlen von zentral- und osteuropa‹ ischen

Bankenma‹ rkten Ende 2003Eigenkapitalrenditenach Steuern

Aufwand/Ertrag-Relation

Solvabilita‹ts-koeffizient

WachstumKundenforderungen

in %

Tschechische Republik 23,7 52,7 14,5 11,8Ungarn 17,6 61,2 12,0 34,7Polen 6,2 68,6 13,7 9,3Slowakische Republik 13,0 67,1 22,4 14,3Slowenien 12,8 62,5 11,6 13,8Kroatien1 16,3 54,5 16,0 13,5EU-Banken2 10,7 65,7 12,4 4,0

Quelle: Nationale Zentralbanken, BA-CA (2004).1 Daten fu‹r Kroatien: Ja‹nner bis September 2003.2 EU-Banken: Gewichteter Durchschnitt von 27 Gro§banken (BA-CA EU-Gro§bankenanalyse 2003).

Peter Breyer

WissenschaftlicheBegutachtung:Zoltan Walko,Abteilung fu‹r die Analysewirtschaftlicher Ent-wicklungen im Ausland.

Zentral- und Osteuropa —der Wachstumsmarkt

fu‹r o‹sterreichische Banken

68 Geldpolitik & Wirtschaft Q3/04�

Page 2: der Wachstumsmarkt fu‹r o‹sterreichische Banken - Startseitee4a60b6d-2ab1-489e-814d-89af...Zentral- und Osteuropa — der Wachstumsmarkt fu‹r o‹sterreichische Banken. Der zentral-

1.1 Gute Marktstellung dero‹sterreichischen Gro§banken

Die schwache Ertragslage im Inland(Preiswettbewerb, Volumendenken),die ra‹umliche Na‹he und historischeVerbindungen sowie u‹berdurch-schnittliche Wachstums- und Ertrags-potenziale waren die wesentlichenGru‹nde fu‹r das fru‹hzeitige Engage-ment o‹sterreichischer Banken in Zen-tral- und Osteuropa. OeNB-Scha‹tzun-gen zufolge werden derzeit rund 22%des zentral- und osteuropa‹ischenBankvermo‹gens (ohne Russland) vono‹sterreichischen Bankkonzernen (in-klusive Bank Austria Creditanstalt —BA-CA) kontrolliert. O‹ sterreichischeBanken sind damit — deutlich vor Ita-lien und Belgien — der gro‹§te Investor

im zentral- und osteuropa‹ischen Ban-kensektor. Erste Bank, BA-CA undRaiffeisen Zentralbank (RZB) za‹hlenzu den aktivsten westeuropa‹ischenBanken in den CEE-La‹ndern.2

Die Erste Bank geho‹rt u‹ber ihreTochterbanken zu den gro‹§ten Akteu-ren in der Tschechischen Republik(Ceska« sporitelna), in der Slowaki-schen Republik (Slovenska« spori-tel�na), in Kroatien (Rijecka Banka)und — durch die U‹ bernahme der Pos-tabank — auch in Ungarn.

Die BA-CA ha‹lt u‹ber ihre To‹chterwesentliche Marktanteile in Polen(Bank BPH), Kroatien (Splitska banka)und Bulgarien (Biochim) und ist daru‹-ber hinaus in sieben weiteren CEE-La‹ndern mit Tochterbanken vertreten.

Die RZB besitzt einen sehrbekannten Markennamen in den CEE-La‹ndern und ha‹lt wesentliche Markt-anteile in der Slowakischen Republik(Tatra banka), in Kroatien, Serbien,Ruma‹nien, Bosnien-Herzegowina undin Albanien. Mit Tochterbanken in15 La‹ndern hat die RZB das um-fangreichste Vertriebsnetzwerk aller

westeuropa‹ischen Banken in Ost-europa.

Umfangreichere CEE-Aktivita‹tenwerden auch von der O‹ VAG (Tochter-banken in acht CEE-La‹ndern), derHypo Alpe-Adria Bank (HAAB, vorallem in Kroatien) und der BAWAG(Slowakische Republik, TschechischeRepublik, Ungarn) betrieben.

2 Die mit Abstand wichtigsten CEE-Ma‹rkte fu‹r die o‹sterreichischen Banken sind derzeit die Tschechische Republik,die Slowakische Republik, Ungarn, Polen, Slowenien und Kroatien. Die Bilanzsumme dieser Bankenma‹rkte lagEnde 2003 bei rund 310 Mrd EUR.

2��"�����%�����3����������������!!��%��

������4�����,--,�����,--.

�-

��

�-

��

-

�� ���

��������7����*�#��������'���8�$���� ������'���������������!

���&�'��/0

��������

#����%��� %&48& 5A% �G��& ��4&� �

H;& %&)&

Zentral- und Osteuropa —

der Wachstumsmarkt

fu‹ r o‹ sterreichische Banken

Geldpolitik & Wirtschaft Q3/04 69�

Page 3: der Wachstumsmarkt fu‹r o‹sterreichische Banken - Startseitee4a60b6d-2ab1-489e-814d-89af...Zentral- und Osteuropa — der Wachstumsmarkt fu‹r o‹sterreichische Banken. Der zentral-

1.2 Wesentlicher Ergebnisbeitragaus den CEE-La‹ndern

Die fortschreitende CEE-Expansionhatte bereits in den Jahren 2002 und2003 positive Auswirkungen auf dieErtragskraft des konsolidierten o‹ster-

reichischen Bankensektors. ObwohlEnde 2003 nur rund 12% der konso-lidierten Bilanzsumme auf CEE-Seg-mente entfielen, wurden bereits23% des Vorsteuerergebnisses in derRegion erwirtschaftet.

Unterteilt man die Gescha‹ftsakti-vita‹ten der o‹sterreichischen Bankennach Regionen, so liegt derzeit dieRentabilita‹t der CEE-Aktivita‹ten imVergleich zum reinen O‹ sterreichge-scha‹ft deutlich ho‹her. Der Return onAssets (ROA — Gesamtkapitalrentabi-lita‹t — Vorsteuerergebnis/Bilanzsum-me) im CEE-Segment lag im Jahr 2003mit 1,1% deutlich u‹ber jenem desO‹ sterreichgescha‹fts (0,5%). Ho‹hereMargen, geringere Kreditrisikokostensowie Kosteneinsparungen nach um-fangreichen Restrukturierungsma§-nahmen waren die wesentlichenGru‹nde fu‹r die ho‹here Profitabilita‹t.Das signifikante CEE-Exposure du‹rftewesentlich dazu beigetragen haben,dass o‹sterreichische Banken die kon-junkturell schwierigen Jahre zwischen

2001 und 2003 besser u‹berstandenhaben als deutsche Banken.

Wird der Ertragsvorteil des zentral-und osteuropa‹ ischen Bankensektorsmittelfristig weiter bestehen?Die Osteuropaexperten der o‹sterrei-chischen Banken sind u‹berzeugt, dassin den kommenden Jahren weiterhinhohe Ertra‹ge in den CEE-La‹ndernerzielt werden ko‹nnen und begru‹ndenihre positiven Wachstums- und Er-tragsaussichten mit drei Argumenten:— Wirtschaftswachstum:Niedrige Aus-

gangsniveaus sowie der EU-Bei-tritt sollten in den na‹chsten Jahrenin den CEE-La‹ndern ein ho‹heresWirtschaftswachstum als in West-europa ermo‹glichen.

2��"1��������3����������������!��!�������4����,--.

��

<�

C�

��

-�

,�

��

��

��

�� ���

�����������!

���4

H���� 3�������� ��8##

% ��B4�����

%�� ���4��/��

;�D� �����4���D���

��� �4 � ��4������

#���� ����$�����

Zentral- und Osteuropa —

der Wachstumsmarkt

fu‹ r o‹ sterreichische Banken

70 Geldpolitik & Wirtschaft Q3/04�

Page 4: der Wachstumsmarkt fu‹r o‹sterreichische Banken - Startseitee4a60b6d-2ab1-489e-814d-89af...Zentral- und Osteuropa — der Wachstumsmarkt fu‹r o‹sterreichische Banken. Der zentral-

— Niedriger Grad der Bankeninterme-diation: Die Intermediation desBankwesens (gemessen in Bank-bilanzsumme/BIP) in den CEE-La‹ndern betra‹gt im Durchschnittetwa 74%; das ist weniger als einDrittel des im Euroraum gemesse-nen Wertes und entspricht demStand O‹ sterreichs Mitte der Sech-zigerjahre. Dieser Umstand, ge-

paart mit ho‹herem Wirtschafts-wachstum, wie auch die Liqui-dita‹tsreserven in den Bilanzen(die Kundeneinlagen sind deutlichho‹her als die vergebenen Kredite)sollten den Banken in den CEE-La‹ndern auch in den kommendenJahren starkes Wachstumspoten-zial bieten.

����������� ����%�����"�������������������5��������

����������%����'"67�������� !�� ����������

C�

��

-�

,�

��

��

��

�� ���

��������������������������������

���4

$F 8A �= $� !F �5

��&��������������"���������������4�����,--.�����,--86

,�-

,��

��-

���

��-

���

��-

���

��-

�� ��,

�������������������������������� ,�9::-���� ��'����

���4

8A

�������,

�= !F $F $� �5 #�����

Zentral- und Osteuropa —

der Wachstumsmarkt

fu‹ r o‹ sterreichische Banken

Geldpolitik & Wirtschaft Q3/04 71�

Page 5: der Wachstumsmarkt fu‹r o‹sterreichische Banken - Startseitee4a60b6d-2ab1-489e-814d-89af...Zentral- und Osteuropa — der Wachstumsmarkt fu‹r o‹sterreichische Banken. Der zentral-

— Ho‹here Zinsmargen: Neben erfolg-reichen Restrukturierungsma§-nahmen, die meistens nach demKauf durch eine westeuropa‹ischeBank durchgefu‹hrt wurden, warendie deutlich ho‹heren Zinsmargenein wesentlicher Grund fu‹r dieErtragsvorteile der CEE-Banken.Zwar wird allgemein erwartet,dass sich die Zinsmargen in denCEE-La‹ndern aufgrund zuneh-mender Konkurrenz sowie gerin-gerer La‹nderrisikoaufschla‹ge demEU-Durchschnitt anna‹hern wer-den, umstritten bleibt aber, wierasch die Angleichung vor sichgehen wird. Einige Experten ver-treten zurzeit sogar die Meinung,

dass der Margenvorteil in denCEE-La‹ndern mittelfristig auf-rechterhalten werden kann, wobeiargumentiert wird, dass die Mar-gen aufgrund mangelnder Erfah-rungswerte bei Kreditausfa‹llenund eines dadurch ho‹heren Kre-ditrisikos theoretisch ho‹her seinmu‹ssten. Die Marktbereinigungsei in den meisten CEE-La‹ndernrelativ weit fortgeschritten undder Bankkonzentrationsgrad imDurchschnitt ho‹her als in derEU; die Zinsmargen ha‹tten sichbereits in den vergangenen Jahrenrascher an den EU-Durchschnittanna‹hern mu‹ssen.Die Theorie, dass ein Margenvor-

9�������������!����%������%����������4����,--.

���

�-�

���

�-�

���

-�

�� ��-

�����������������)������#����������!

���4

6F 8##4-%# *F @5 !7 &7 #$ 17 5 8A $F $� �= !F ))=

���&��!��� �������!�����������������:�������

;���6<=7����,--.

�-�

���

�-�

���

-�

�� ���

���4

���- ��C� ��C- ��<� ��<- ���� ���- ���� ����

% ��B�����>%1!

�����������!

Zentral- und Osteuropa —

der Wachstumsmarkt

fu‹ r o‹ sterreichische Banken

72 Geldpolitik & Wirtschaft Q3/04�

Page 6: der Wachstumsmarkt fu‹r o‹sterreichische Banken - Startseitee4a60b6d-2ab1-489e-814d-89af...Zentral- und Osteuropa — der Wachstumsmarkt fu‹r o‹sterreichische Banken. Der zentral-

teil im gesamten CEE-Raum mit-telfristig bewahrt werden kann,scheint jedoch zweifelhaft. DieNettozinsmargen waren bereits inden Jahren 2002 und 2003 inden meisten CEE-La‹ndern ru‹ck-la‹ufig. Dass der Margenru‹ckgangweniger stark als erwartet ausfiel,war vor allem auf Umschichtun-gen im Kreditportfolio zuru‹ckzu-fu‹hren (der Anteil von Privatkun-denkrediten mit ho‹heren Margen

stieg, der Anteil von Interbankfor-derungen und Krediten an gro§eUnternehmen war ru‹ckla‹ufig).Zusa‹tzlichen Druck auf die Zins-margen ko‹nnte auch ein versta‹rk-ter Wettbewerb ausu‹ben. Zumin-dest in den neuen EU-Mitglied-staaten du‹rften die Eintrittsbarrie-ren aufgrund des ªEuropean singlepassport regime� fu‹r neue Wettbe-werber ku‹nftig deutlich niedrigersein.3

Wo liegen die Risiken?Die positiven Meldungen u‹ber denCEE-Bankenmarkt lassen ha‹ufig jeneRisikopotenziale au§er Betracht, diedem starken Wachstum und denhohen Ertra‹gen gegenu‹bergestelltwerden mu‹ssen.— Makroo‹konomische Ungleichgewich-

te: Die meisten La‹nder in derCEE-Region sind mit hohen Bud-get- und teilweise auch hohenLeistungsbilanzdefiziten (Zwil-lingsdefizit) konfrontiert und so-

mit sehr stark von der Bereitschaftausla‹ndischer Investoren, dieseDefizite zu finanzieren, abha‹ngig.

— Wechselkursvolatilita‹t: Zwillings-defizite sowie das Einschwenkenin ein restriktives Wa‹hrungsbandim Vorfeld der Euro-Anbindungko‹nnten zentral- und osteuropa‹i-sche Wa‹hrungen zum Gegenstandvon Spekulationen werden lassen.Zwar ergeben sich aus der ku‹nf-tigen Teilnahme der Beitrittsla‹n-der am WKM II und den mit der

3 Unter dem ªEuropean single passport regime� kann jede in einem EU-Mitgliedstaat registrierte Bank in einemanderen EU-Land ohne besonderen formalen Aufwand Filialen ero‹ffnen.

���&��!��� ����0���%������ ���������������%��������%����

,��

��-

���

��-

���

��-

���

��-

�� ��C

���4

8A

�����������������)������#��������)!�;9::<�= ,�" �� ������6�����*>��'��?����9::<���'�*>��'���������������������%��*> #��

!F �= $F $� �5 #������

��������

Zentral- und Osteuropa —

der Wachstumsmarkt

fu‹ r o‹ sterreichische Banken

Geldpolitik & Wirtschaft Q3/04 73�

Page 7: der Wachstumsmarkt fu‹r o‹sterreichische Banken - Startseitee4a60b6d-2ab1-489e-814d-89af...Zentral- und Osteuropa — der Wachstumsmarkt fu‹r o‹sterreichische Banken. Der zentral-

EU-Mitgliedschaft verbundenenwirtschaftspolitischen Richtliniengewisse Stabilisierungseffekte, dieAngriffe gegen die westeuropa‹i-schen Wa‹hrungen Anfang der

Neunzigerjahre mu‹ssen in diesemZusammenhang aber in Erinne-rung bleiben. So verursachten imJahr 2003 schwache Wirtschafts-daten, aber auch falsche wirt-

��

�<

�C

��

�-

�,

��

��

��

��� �� �%������%�����"�������������������5�����

������4�����,--,�����,--.6

�� ��<

���4�'��!��

$F

���������!06 ,���%�������6�����*>��9::<

��������

$� �5 �= 8A !F

��

��

��

�,

�-

��

�C

�<

5����� �����%� �%������%�����"�������������������5�����

������4�����,--,�����,--.6

�� ���

���4�'��!��

$F

���������!06 ,���%�������6�����*>��9::<

��������

$� !F �= 8A �5

Zentral- und Osteuropa —

der Wachstumsmarkt

fu‹ r o‹ sterreichische Banken

74 Geldpolitik & Wirtschaft Q3/04�

Page 8: der Wachstumsmarkt fu‹r o‹sterreichische Banken - Startseitee4a60b6d-2ab1-489e-814d-89af...Zentral- und Osteuropa — der Wachstumsmarkt fu‹r o‹sterreichische Banken. Der zentral-

schaftspolitische Ma§nahmen, einedeutliche Zunahme der Volatilita‹tbeim ungarischen Forint und pol-nischen Zloty (der ungarischeForint wurde im Jahr 2003 gegen-u‹ber dem Euro um 11%, der pol-nische Zloty um17% abgewertet).In diesem Zusammenhang sind

auch die Wa‹hrungsrisiken zu er-wa‹hnen, die sich aus der steigen-den Nachfrage nach Fremdwa‹h-rungskrediten — vor allem in denLa‹ndern, in denen das Zinsniveaudeutlich u‹ber dem EU-Durch-schnitt liegt wie in Ungarn oderPolen — ergeben.4

— Kreditrisiko: Der Anteil der notlei-denden Kredite (non-performingloans, NPLs) am Kreditvolumenist in den CEE-La‹ndern im Durch-schnitt deutlich ho‹her als in West-europa.5 Allerdings stammen diehohen NPL-Ratios meist nochaus der Zeit der wirtschaftlichenAnpassungsprozesse in den Neun-zigerjahren. Tatsa‹chlich lag dieNeubildung der Nettorisikovor-

sorgen in vielen CEE-La‹ndern inden Jahren 2000 bis 2003 deutlichunter dem EU-Durchschnitt. Somusste insbesondere in Ungarn,in der Tschechischen Republik(in den Jahren 2002 und 2003)sowie in der Slowakischen Repu-blik (die Wertberichtigungsauflo‹-sungen waren hier gro‹§er als dieNeubildungen) ein deutlich gerin-gerer Anteil des Betriebsergebnis-

4 U‹ ber die CEE-Tochterbanken wirkt das Wechselkursrisiko auch stark auf die o‹sterreichischen Mutterbanken. Dieo‹sterreichischen Konzerne fokussieren ihre Fremdwa‹hrungs-Hedgingstrategien auf die erwarteten Gewinne inden CEE-Einheiten. Das bevorzugte Instrument zur Absicherung der Gewinne der CEE-Tochterbanken gegenWa‹hrungsschwankungen sind Fremdwa‹hrungsswaps.

������������;��������!�����%�����"������������������

������ ���6-">� �"?��������&����� ������ ����������;������� ��

�� ����

���

��<

���

��,

���

���

��<

���

��,

���

���4

��0�./�0����

��������������

8A��=@

!F6$��

��0�?/B ��0�?� �0�&��0 ,0�"��0 �0�*�B0 �,0�@��0����

��0�&�0 �C0�.�� �0�$��0 ,0�6��0 ��0�./�0���,

��0�?/B

5 Die NPL-Ratios sind aufgrund unterschiedlicher nationaler Definitionen nur eingeschra‹nkt vergleichbar.

Zentral- und Osteuropa —

der Wachstumsmarkt

fu‹ r o‹ sterreichische Banken

Geldpolitik & Wirtschaft Q3/04 75�

Page 9: der Wachstumsmarkt fu‹r o‹sterreichische Banken - Startseitee4a60b6d-2ab1-489e-814d-89af...Zentral- und Osteuropa — der Wachstumsmarkt fu‹r o‹sterreichische Banken. Der zentral-

ses fu‹r Kreditrisikovorsorgen auf-gewendet werden. Trotz der rela-tiv geringen Kreditrisikokostender letzten Jahre muss kritischhinterfragt werden, ob die relativneuen und ungepru‹ften Kreditrisi-

kosysteme der CEE-Banken einenallfa‹lligen Kreditboom bewa‹ltigenko‹nnen oder ob hohe Kreditaus-fa‹lle die unvermeidbare Folgestarker Kreditvolumensausweitungsein werden.

— Zunehmende Konkurrenz: Es erhebtsich die Frage, ob weitere west-liche Banken — von Wachstums-und Ertragspotenzialen angezogen— in die Region expandieren undden Wettbewerb intensivieren(derzeit sind z. B. keine Bankendes Vereinigten Ko‹nigreichs inden CEE-La‹ndern pra‹sent). Wer-den die Margen dadurch schnellerals prognostiziert fallen? Die Ein-

trittsbarrieren sind zumindest inden neuen EU-Mitgliedstaaten seitAnfang Mai 2004 deutlich ge-sunken. Nunmehr kann jede ineinem EU-Mitgliedstaat lizen-zierte Bank in den neuen Mitglied-staaten ohne o‹rtliche BanklizenzFilialen ero‹ffnen (European singlepassport regime).

— Ha‹ufige Regierungswechsel, politi-sche Instabilita‹t: Generell waren

��

�-

��

-

1��������������������������������;�����

�� ����

���4

!F

���������!06�����������)������#��������)!

��������

�5 $� 8A $F �= #=

��

��

���

���

���

�,�

9����������9���!�;����� ��%��������� ���

�� ����

���4

�5

���������!06�����������)������#��������)!

������������

!F $� $F 8A �= #=

Zentral- und Osteuropa —

der Wachstumsmarkt

fu‹ r o‹ sterreichische Banken

76 Geldpolitik & Wirtschaft Q3/04�

Page 10: der Wachstumsmarkt fu‹r o‹sterreichische Banken - Startseitee4a60b6d-2ab1-489e-814d-89af...Zentral- und Osteuropa — der Wachstumsmarkt fu‹r o‹sterreichische Banken. Der zentral-

in vielen zentral- und osteuro-pa‹ischen La‹ndern Regierungendeutlich ku‹rzer im Amt als inder EU, was einerseits auf relativfragmentierte Parteienlandschaf-ten mit vielen populistischenParteien (und folglich wenig stabi-len Koalitionen), andererseits aufdie Tendenz seitens der Wa‹hler,die Regierungsparteien nach nur

einer Amtszeit abzuwa‹hlen, zu-ru‹ckzufu‹hren war. Es bleibt abzu-warten, ob durch den EU-Beitrittdieser Trend noch versta‹rkt wirdund Parteien mit nur geringerBudgetdisziplin zu Regierungsbe-teiligungen kommen. So konntenz. B. in Polen in den letzten Mona-ten radikale OppositionsparteienstarkenWa‹hlerzulauf verzeichnen.

2 Die Bankenma‹ rktein ausgewa‹ hltenCEE-La‹ ndern

2.1 UngarnDie Bilanzsumme der in Ungarn ta‹ti-gen Banken betra‹gt rund 51 MrdEUR; Ende 2003 waren 218 Bankenregistriert. Ein Gro§teil der Banken(rund 180) sind kleine Genossen-schaftsbanken, die insgesamt gesehennur sehr geringe Bedeutung haben(Marktanteil rund 7%).6

Der Intermediationsgrad inUngarn liegt mit rund 69% etwasunter dem CEE-Durchschnitt (74%),der Konzentrationsgrad (Marktanteilder fu‹nf gro‹§ten Banken) liegt beirund 57%. Auch in Ungarn spielenausla‹ndische Banken eine wichtigeRolle. Nach der Privatisierung derPostabank und der Konzumbank wer-den rund 82% des ungarischen Bank-vermo‹gens von ausla‹ndischen Banken

kontrolliert. Allerdings ist die mitAbstand gro‹§te ungarische Bank(OTP) nach wie vor unabha‹ngig undfast vollsta‹ndig in Privatbesitz.7

Der ungarische Bankenmarktkonnte in den vergangenen Jahrenein massives Kreditwachstum ver-zeichnen (laut Mitteilung des PSZAFbetrug das Kreditwachstum im Jahr2003 im privaten Sektor 66%).Getrieben wurde das Wachstum vonder Einfu‹hrung der staatlich gefo‹rder-ten Wohnbaufinanzierung im Jahr2001. Scha‹tzungen von Vertreternder Bankenindustrie zufolge entfallenrund 70% der Kreditnachfrage vonprivaten Haushalten auf staatlichgefo‹rderte Wohnbaufinanzierungen.Ungarn ist damit das einzige CEE-Land, in dem die Ertra‹ge aus Wohn-baukrediten einen wesentlichen Bei-trag zum Gesamtergebnis des Banken-sektors beisteuern.8 Aufgrund von

Tabelle 2

Anzahl der Regierungen seit dem Jahr 1993

Lettland 12 Slowenien 7Litauen 12 Slowakische Republik 6Estland 9 Tschechische Republik 5Polen 8 Ungarn 5

Quelle: The Economist vom 11. Ma‹rz 2004

6 Die Zahlen u‹ber den ungarischen Bankensektor fu‹r das Jahr 2003 basieren u‹berwiegend auf Mitteilungen derungarischen Finanzmarktaufsicht (PSZAF).

7 Die OTP ist bo‹rsennotiert und steht im Eigentum des Managements und ausla‹ndischer Finanzinvestoren. Zuerwa‹hnen ist, dass der ungarische Staat nach wie vor einen ªgolden share� ha‹lt, mit dem Mehrheitsbeschlu‹sseder Hauptversammlung blockiert werden ko‹nnen (d. h. ein Verkauf der OTP ist an die Zustimmung des unga-rischen Staats gebunden).

8 Siehe ªThe Economist� vom 21. August 2003 (House party).

Zentral- und Osteuropa —

der Wachstumsmarkt

fu‹ r o‹ sterreichische Banken

Geldpolitik & Wirtschaft Q3/04 77�

Page 11: der Wachstumsmarkt fu‹r o‹sterreichische Banken - Startseitee4a60b6d-2ab1-489e-814d-89af...Zentral- und Osteuropa — der Wachstumsmarkt fu‹r o‹sterreichische Banken. Der zentral-

budgeta‹ren Problemen (die laufendenKosten des Programms beliefen sichauf rund 1% des BIP) wurden diestaatlichen Fo‹rderungen fu‹r Wohn-baukredite stark geku‹rzt. Da bereitsMonate vorher mit dieser Ma§nahmegerechnet wurde, kam es zu Vorzieh-effekten. Die Nachfrage nach gefo‹r-derten Wohnbaukrediten stieg da-durch im Jahr 2003 nochmals an.Das Kreditgescha‹ft mit Gro§kundenund ausla‹ndischen Konzernen ist starkumka‹mpft und von sinkenden Mar-gen gekennzeichnet. Fu‹r ungarischeKlein- und Mittelbetriebe ist es nachwie vor schwierig, Bankkredite zubekommen.

Fu‹r das Jahr 2004 wird aufgrundder A‹ nderung der Fo‹rderungsbedin-gungen bei den Wohnbaukrediten

und des gestiegenen inla‹ndischenZinsniveaus mit einer deutlichenAbschwa‹chung des Wachstums beiPrivatkrediten gerechnet. Die ungari-schen Banken versuchen, durch Ein-fu‹hrung neuer Produkte, unter ande-rem auch von Fremdwa‹hrungskre-diten, die Nachfrage bei Konsumen-tenkrediten anzukurbeln. Aus derversta‹rkten Nachfrage nach Fremd-wa‹hrungskrediten — insbesonderevon privaten Haushalten — ko‹nntennicht unerhebliche Risiken fu‹r denungarischen Bankensektor entstehen.

Der ungarische Bankensektor istausreichend kapitalisiert (die durch-schnittliche Solvabilita‹t liegt bei12,0%) und war in den letzten Jahrensehr profitabel (ROA vor Steuern lagim Jahr 2003 bei rund 1,8%).

Wie bereits erwa‹hnt, ist die OTP(Bilanzsumme rund 11 Mrd EUR)die mit Abstand wichtigste Bank inUngarn. Sie za‹hlt zu einer der gro‹§tenund profitabelsten Banken in derCEE-Region und akquirierte in denletzten Jahren auch Banken in der Slo-wakischen Republik und in Bulgarien(die OTP gewann das Bieterrennenum die bulgarische DSK gegen dieErste Bank). Die zweitgro‹§te Bankin Ungarn ist die K&H Bank (wirdvon der belgischen KBC und der nie-

derla‹ndischen ABN-Amro kontrol-liert). Die MKB wird von der Bayeri-schen Landesbank (die BAWAG ha‹lteinen Minderheitsanteil), die CIB vonder italienischen Intesa dominiert.Durch den Kauf der Postabank imOktober 2003 (Kaufpreis: 400 MioEUR) konnte die Erste Bank ihrenMarktanteil deutlich ausbauen, unterZurechnung der Postabank ha‹lt dieErste Bank einen Marktanteil vonrund 8%.

Tabelle 3

Ausgewa‹ hlte Kennzahlen des ungarischen Bankensektors

1999 2000 2001 2002

Anzahl der Banken1 43 42 41 38davon Auslandsbanken 29 33 31 27Bilanzsummenanteil privater Banken in % 92,2 92,3 90,9 89,2Anteil der notleidenden Kredite in % 4,4 3,1 2,9 4,6Inlandskredite an Private in % des BIP 25,8 30,2 31,5 34Bo‹rsenkapitalisierung in % des BIP 36,4 25,8 19,2 17,4EBRD-Index zur Bankenreform (von 1 bis 4+) 4,0 4,0 4,0 4,0

Quelle: EBRD.1 Ohne Beru‹cksichtigung der Genossenschaftsbanken.

Zentral- und Osteuropa —

der Wachstumsmarkt

fu‹ r o‹ sterreichische Banken

78 Geldpolitik & Wirtschaft Q3/04�

Page 12: der Wachstumsmarkt fu‹r o‹sterreichische Banken - Startseitee4a60b6d-2ab1-489e-814d-89af...Zentral- und Osteuropa — der Wachstumsmarkt fu‹r o‹sterreichische Banken. Der zentral-

O‹ sterreichische Banken kontrollierenrund 20% des ungarischen Banken-marktesZurzeit sind sieben o‹sterreichischeBanken in Ungarn aktiv. Der Marktan-teil der o‹sterreichischen Kreditinsti-tute liegt insgesamt bei rund 20% (in-klusive Postabank). Nach dem Kaufder Postabank ist die Erste Bank nun-mehr die gro‹§te o‹sterreichische Bankin Ungarn (fu‹nftgro‹§te Bank des Lan-des, Marktanteil rund 8%). Die Raiff-eisen Bank Ungarn konnte im laufen-den Jahr die HVB Bank Ungarn u‹ber-holen und ist nun knapp vor dieser diesechstgro‹§te Bank des Landes (Mark-anteil rund 6%). Umfangreiche Bank-aktivita‹ten werden auch von derVolksbank und der Porschebank inUngarn betrieben. Die Bank Burgen-land, die erst ku‹rzlich eine Tochter-bank in Sopron gru‹ndete, und dasBankhaus Samesch & Cie AG sindmit sehr kleinen Einheiten auf demungarischen Markt vertreten (die

Bilanzsummen bei beiden Banken lie-gen unter 12 Mio EUR). Mit Aus-nahme der Volksbank erzielen allegro§en o‹sterreichischen Banken inUngarn deutlich ho‹here Renditen alsauf dem inla‹ndischen Markt.

Im Mai 2004 wurde von einemKonsortium, bestehend aus der Wie-ner Bo‹rse und o‹sterreichischenGro§banken, die Aktienmehrheit ander Budapester Bo‹rse erworben.

Die RZB-Tochter war im Jahr2003 die erfolgreichste o‹sterrei-chische Bank in Ungarn. Die Raiffei-sen Bank Ungarn konnte nicht nurein starkes Kreditwachstum, sondernauch eine u‹berdurchschnittlich hoheEigenkapitalrentabilita‹t (Return onEquity — ROE 27,5%) erzielen. DieRentabilita‹t der Tochterbanken vonBA-CA und Erste Bank lag ungefa‹hrim ungarischen Marktdurchschnitt,die Profitabilita‹t der Volksbanken-tochter war hingegen eher schwach.

��0���

<0���

�0���

,0���

�0���

�����%���������+��!���������� �� � �3@��

�� �����������!�����4����,--.

�� ����

���&���/0

"7!

��������/� ��������������������*�����;�()"�=�����!3(������� �� "������� ���������� �#���#��������������*�&�����������

% ��B�����

�I� ?�% 81% #����%���( �� 0

!��������+

���C�J

���<�J

<�<�J <���J C���J

Zentral- und Osteuropa —

der Wachstumsmarkt

fu‹ r o‹ sterreichische Banken

Geldpolitik & Wirtschaft Q3/04 79�

Page 13: der Wachstumsmarkt fu‹r o‹sterreichische Banken - Startseitee4a60b6d-2ab1-489e-814d-89af...Zentral- und Osteuropa — der Wachstumsmarkt fu‹r o‹sterreichische Banken. Der zentral-

2.2 Tschechische RepublikMit einer Bilanzsumme von rund 80Mrd EUR ist der tschechische Ban-kenmarkt der zweitgro‹§te in denCEE-La‹ndern. Nimmt man dieBilanzsumme in Relation zum BIP alsMa§stab, so hat die tschechischeWirtschaft mit 105% einen deutlichho‹heren Bankenintermediationsgradals die anderen CEE-La‹nder (Aus-nahme Kroatien). Der Konzentrati-onsgrad (Marktanteil der fu‹nf gro‹§tenBanken) liegt mit 66% ebenfalls u‹berdem CEE-Durchschnitt.9 Die gro‹§tenBanken des Landes befinden sich aus-nahmslos im Eigentum westeuropa‹i-scher Bankkonzerne, der Vermo‹gens-anteil der ausla‹ndischen Banken amgesamten tschechischen Bankvermo‹-gen liegt gescha‹tzt bei ungefa‹hr 90%.

Nach der Bankenkrise von1999/2000 und der darauf folgendenGru‹ndung der staatlichen Konsolidie-rungsagentur CCAwurden die gro§enstaatlichen Banken im Jahr 2000erfolgreich an ausla‹ndische Banken-gruppen verkauft. Entscheidend fu‹rdie erfolgreiche Privatisierung warenumfangreiche Garantien der CCA.So wurde den ausla‹ndischen Banken-gruppen das Recht eingera‹umt, inner-

halb einer zweija‹hrigen Frist jeneKredite, die sich zum U‹ bernahme-zeitpunkt in schlechten Rating-Kate-gorien befanden, in die CCA auszula-gern (ringfence agreement).

Bereits im Jahr 2002, wie auch imFolgejahr, konnte der tschechischeBankensektor wieder hohe Gewinneerzielen (einer Mitteilung der tsche-chischen Notenbank zufolge lag derROA nach Steuern im Jahr 2003 bei1,2%) und wies mit 14,4% (vorla‹ufi-ger Wert fu‹r das Jahr 2003) eine sehrgute Eigenmittelausstattung auf.

Die Auslagerung der Problemkre-dite in die CCA bewirkte vor allem imJahr 2002 einen starken Ru‹ckgang desKreditvolumens, der auch zu einerVerbesserung der Qualita‹t des Kredit-portfolios fu‹hrte (die NPL-Ratio ver-minderte sich dadurch von 19,4%auf 9,4%). Im Jahr 2003 kam es zuZusammenbru‹chen von zwei kleinenBanken, die aber keine Auswirkungenauf die Finanzmarktstabilita‹t hatten(Union banka, Plzenska« banka).

Tschechische Banken sind nachwie vor sehr restriktiv bei der Vergabevon Privatkrediten. Die Bilanzen dertschechischen Gro§banken sind ten-denziell u‹berliquid (die Einlagen sind

Tabelle 4

Kennzahlen ausgewa‹ hlter o‹ sterreichischer Tochterbanken

in Ungarn Ende 2003HVB Bank Ungarn Raiffeisen Bank Ungarn Erste Bank Ungarn Volksbank Ungarn

in Mio EUR

Bilanzsumme 2.799 3.189 2.072 583Vera‹nderung zum Vorjahr in % þ14,3 þ37,9 þ14,0 þ20,7Gewinn nach Steuern 42 54 14 1Vera‹nderung zum Vorjahr in % þ18,7 þ49,4 þ102,2 þ139,6

in %

Eigenkapitalrendite1 15,1 27,5 18,3 3,3Aufwand/Ertrag-Relation 50,7 49,6 68,5 84,4

Quelle: BA-CA, Erste Bank, RZB, O‹ VAG.1 Angaben zur Eigenkapitalrendite bei HVB Bank Ungarn und Erste Bank Ungarn nach Steuern, bei Raiffeisen Bank Ungarn und Volksbank Ungarnvor Steuern.

9 Angaben u‹ber die Performance des tschechischen Bankensektors im Jahr 2003 basieren u‹berwiegend auf Infor-mationen der Ceska« na«rodnı« banka (CNB — Tschechische Nationalbank).

Zentral- und Osteuropa —

der Wachstumsmarkt

fu‹ r o‹ sterreichische Banken

80 Geldpolitik & Wirtschaft Q3/04�

Page 14: der Wachstumsmarkt fu‹r o‹sterreichische Banken - Startseitee4a60b6d-2ab1-489e-814d-89af...Zentral- und Osteuropa — der Wachstumsmarkt fu‹r o‹sterreichische Banken. Der zentral-

deutlich ho‹her als das Kreditvolu-men), der Anteil der inla‹ndischen Pri-vatkredite am BIP ist einer der nied-rigsten in der gesamten Region.10

Nach wie vor ist ein gro§er Anteilder Einlagen in niedrig verzinsteStaatsanleihen investiert, Ziel derna‹chsten Jahre wird es sein, die Gel-der von den Staatsanleihen in Kreditean Private umzuleiten. Um das Ver-trauen der Banken in den privatenSektor zu stu‹tzen, wurde im Novem-ber 2002 von der CNB eine Gro§-kreditevidenz gegru‹ndet. Zusa‹tzlichwurde ein staatlich gefo‹rdertes Wohn-

baufinanzierungsprogramm ins Lebengerufen.

Vorla‹ufige Zahlen der CNB fu‹r dasJahr 2003 deuten, insbesondere beiprivaten Haushalten, auf eine Bele-bung der Kreditnachfrage hin. Wa‹h-rend die Kreditforderungen gegen-u‹ber Unternehmen auf dem Niveauvon 2002 stagnierten, kam es beiden Krediten an private Haushalte —von niedrigem Niveau ausgehend —zu deutlichen Steigerungen (+35%).Insgesamt konnten die Kreditforde-rungen an Nichtbanken im Jahr 2003um rund 11% ausgeweitet werden.

10 Standard & Poor�s scha‹tzt den Anteil privater Hypothekarkredite am BIP in der Tschechischen Republik Ende2003 auf 7% bis 8%, im Euroraum lag der Anteil Ende 2003 bei ungefa‹hr 34%.

Tabelle 5

Ausgewa‹ hlte Kennzahlen des tschechischen Bankensektors

1999 2000 2001 2002

Anzahl der Banken 42 40 38 37davon Auslandsbanken 27 26 26 26Bilanzsummenanteil privater Banken in % 76,9 71,8 96,2 95,4Anteil der notleidenden Kredite in % 21,5 19,3 13,7 9,4Inlandskredite an Private in % des BIP 42,3 36,6 24,3 20,0Bo‹rsenkapitalisierung in % des BIP 22,3 20,9 15,3 21,0EBRD-Index zur Bankenreform (von 1 bis 4+) 3,0 3,0 3,0 3,0

Quelle: EBRD.

��0���

�,0���

��0���

��0���

<0���

�0���

,0���

�0���

�����%���������+��!���������� �� � �3@��

���������������!�����4����,--.

�� ���,

���&���/0

8$"%

��������������@�'���#���������!3(������� �� "������� ���������� �#���#��������������*�&�����������

% ��B�����

8���K��� �� ��

����3� �����

�;%%���

8����B4����

A

A A

A L

���-�J

�<�-�J �C�<�J

-���J

��C�J

Zentral- und Osteuropa —

der Wachstumsmarkt

fu‹ r o‹ sterreichische Banken

Geldpolitik & Wirtschaft Q3/04 81�

Page 15: der Wachstumsmarkt fu‹r o‹sterreichische Banken - Startseitee4a60b6d-2ab1-489e-814d-89af...Zentral- und Osteuropa — der Wachstumsmarkt fu‹r o‹sterreichische Banken. Der zentral-

Der tschechische Bankensektorwird von drei Banken dominiert. Mitder U‹ bernahme der im Juni 2000vor dem Zusammenbruch stehendenGro§bank IPB wurde die CSOB zumMarktfu‹hrer (Marktanteil 21%). DieCSOB steht zu 82% im Eigentumder belgischen KBC. Zweitgro‹§teBank des Landes ist die ehemaligestaatliche Sparkasse Ceska« sporitelna(Marktanteil 19%), Hauptaktiona‹r(98%) ist die Erste Bank. Fast gleich-auf mit der Ceska« sporitelna liegt dieKomercnıç banka, sie wird von derfranzo‹sischen Socie«te« Ge«ne«rale (An-teil 60%) kontrolliert. Mit deutli-chem Abstand folgen die tschechischeBA-CA-Tochter, die HVB-Bank sowiedie tschechische Tochter der Com-merzbank.

Marktanteil der o‹sterreichischenBanken bei rund 30%Derzeit sind fu‹nf o‹sterreichische Ban-ken mit eigenen To‹chtern auf demtschechischen Bankenmarkt pra‹sent,ihr Anteil am Gesamtmarkt (auf Basisder Bilanzsumme) betra‹gt scha‹tzungs-weise rund 30%.

Die mit Abstand gro‹§te und profi-tabelste Bank ist die Erste Bank-Toch-ter Ceska« sporitelna. Mit einem ROEvon 23,7% (2003) hat die tschechi-sche Tochterbank auch gro§e Bedeu-

tung fu‹r die Ertragskraft des gesamtenErste Bank-Konzerns. Im Jahr 2003wurden rund 35% des Konzerner-gebnisses von der Ceska« sporitelnaerwirtschaftet.

Die HVB ist die viertgro‹§te Bankdes Landes und spezialisiert sich vorallem auf das Firmenkundengescha‹ftund Leasingfinanzierungen. Die Profi-tabilita‹t der Tochter ist mit einemROE von 11,6% relativ gering.

Die RZB konnte im Jahr 2003 beiihrer Tochter Raiffeisenbank a.s. dieErgebnisse zwar deutlich steigern,die Rentabilita‹t lag aber mit einemROE von 12,1% unter dem Markt-durchschnitt. Zusa‹tzlich wird vomRaiffeisenkonzern in der Tschechi-schen Republik mit der RaiffeisenStavebni sporitelna eine Wohnbau-bank betrieben.

Eine kleine, aber in den letztenJahren stark expandierende Einheit,wird von der Volksbank betrieben.Die Volksbank Prag wurde bereits imJahr 1993 gegru‹ndet und konzentriertsich vor allem auf Klein- und Mittel-betriebe und Infrastrukturfinanzie-rungen. Seit der U‹ bernahme derInterbanka im September 2003 (dieAnteile wurden von der BayerischenLandesbank gekauft) ist auch dieBAWAG auf dem tschechischen Ban-kenmarkt ta‹tig.

Tabelle 6

Kennzahlen ausgewa‹ hlter o‹ sterreichischer Tochterbanken

in der Tschechischen Republik Ende 2003

Ceska« Sporitelna HVB Prag S.A. Raiffeisenbank a.s. Volksbank Prag

in Mio EUR

Bilanzsumme 17.095 4.072 1.847 587Vera‹nderung zum Vorjahr in % þ3,6 þ3,2 þ5,3 þ14,5Gewinn nach Steuern 241 41 6 4Vera‹nderung zum Vorjahr in % þ26,3 þ16,6 þ187,5 þ220,9

in %

Eigenkapitalrendite1 23,7 11,6 12,1 19,5Aufwand/Ertrag-Relation 60,9 54,2 79,0 84,7

Quelle: BA-CA, Erste Bank, RZB, O‹ VAG.1 Angaben zur Eigenkapitalrendite bei Ceska« Sporitelna und HVB Prag S. A. nach Steuern, bei Raiffeisen a.s. und Volksbank Prag vor Steuern.

Zentral- und Osteuropa —

der Wachstumsmarkt

fu‹ r o‹ sterreichische Banken

82 Geldpolitik & Wirtschaft Q3/04�

Page 16: der Wachstumsmarkt fu‹r o‹sterreichische Banken - Startseitee4a60b6d-2ab1-489e-814d-89af...Zentral- und Osteuropa — der Wachstumsmarkt fu‹r o‹sterreichische Banken. Der zentral-

2.3 Slowakische RepublikMit 18 Banken und einer kumuliertenBilanzsumme von rund 24 Mrd EUR11

ist der slowakische Bankensektor inseiner Gro‹§e vergleichbar mit jenenKroatiens und Sloweniens. Der Inter-mediationsgrad lag Ende 2003 bei83%. Nach der Bankenkrise von1999/2001 ist der Bankensektor fastvollsta‹ndig privatisiert, rund 96%des slowakischen Bankvermo‹gensbefinden sich im Eigentum ausla‹ndi-scher Bankengruppen. Nach derMarktbereinigung der letzten Jahreist der Bankenmarkt in der Slowaki-schen Republik stark konzentriert,ungefa‹hr 68% des Marktes werdenvon den fu‹nf gro‹§ten Kreditinstitutenkontrolliert.12

Durch die Ausgliederung notlei-dender Kredite in eine staatliche Kon-solidierungsagentur (zwischen 1999und 2001 wurden ungefa‹hr 112 MrdSlowakische Kronen, das entsprichtrund 13% des BIP, transferiert) sowieden anschlie§enden Verkauf der Ban-ken an ausla‹ndische Bankkonzerne,aber auch durch massive Kostenein-sparungen, konnte der slowakischeBankensektor im Jahr 2002 die Kriseu‹berwinden (die erfolgreiche Restruk-turierung des Bankensektors wurdeauch vom IWF lobend erwa‹hnt).

Die konsolidierten Zahlen zeigtenbereits im Jahr 2002 eine starke Ver-besserung der Kreditqualita‹t (derAnteil der notleidenden Kreditekonnte im Jahr 2002 von 24% auf11% reduziert werden), im Jahr 2003wurde die NPL-Ratio weiter auf 9,1%gesenkt.

Auffallend ist die hohe Eigenmit-telausstattung, mit einem Solvabili-

ta‹ts-Koeffizienten von 22% ist der slo-wakische Bankensektor mehr als aus-reichend kapitalisiert. Die im Jahr2002 wieder verbesserte Profitabilita‹twurde im Jahr 2003 nochmals ge-steigert, die Gesamtkapitalrentabilita‹t(ROA nach Steuern) erho‹hte sich von1,1% auf 1,2%. Anzumerken ist, dassdie Profitabilita‹tszahlen des slowaki-schen Bankensektors in den Jahren2002 und 2003 auch durch Auflo‹sun-gen von Kreditrisikovorsorgen positivbeeinflusst wurden.

A‹ hnlich wie der tschechische Ban-kensektor sind auch die slowakischenBanken zurzeit mit sehr viel Liquidita‹tausgestattet. Bei den slowakischenGro§banken sind die Kundeneinlagenim Durchschnitt etwa mehr als dop-pelt so hoch wie die vergebenenKredite. Die gro‹§ten Kreditinstitutebemu‹hen sich, durch versta‹rkte Mar-ketingaktivita‹ten und das Anbietenneuer Produkte die private Kredit-nachfrage anzukurbeln.

Laut vorla‹ufigen Statistiken derslowakischen Notenbank konnten dieKredite an Nichtbanken im Jahr 2003um rund 14% ausgeweitet werden.Wa‹hrend die Unternehmenskrediteim Wesentlichen auf dem Niveau desJahres 2002 blieben, konnte man imJahr 2003 bei den Krediten an privateHaushalte starke Steigerungen erzie-len (+39%). Die Kreditnachfrageder privaten Haushalte konzentriertesich — wie auch im Jahr 2002 — aufgefo‹rderte Wohnbaukredite. Aller-dings waren im Jahr 2003 aufgrundgesunkener Kreditzinsen auch beiKonsumentenkrediten und bei Kredit-kartenkrediten starke Steigerungen zuverzeichnen.

11 Diese Zahl beru‹cksichtigt auch die Auslandsfilialen der tschechischen CSOB in der Slowakischen Republik. UnterAusklammerung der CSOB-Filialen wu‹rde die Bilanzsumme des slowakischen Bankensektors rund 21 Mrd EURbetragen.

12 Die verwendeten Zahlen stammen u‹berwiegend aus Informationen der Na«rodna« banka Slovenska (NBS — Slo-wakische Nationalbank).

Zentral- und Osteuropa —

der Wachstumsmarkt

fu‹ r o‹ sterreichische Banken

Geldpolitik & Wirtschaft Q3/04 83�

Page 17: der Wachstumsmarkt fu‹r o‹sterreichische Banken - Startseitee4a60b6d-2ab1-489e-814d-89af...Zentral- und Osteuropa — der Wachstumsmarkt fu‹r o‹sterreichische Banken. Der zentral-

Im Ja‹nner 2001 kaufte die ErsteBank um 411 Mio EUR 87,2% derslowakischen Gro§sparkasse Slovenska«sporitel�na (die Beteiligung wurdekurz darauf durch Verkauf von 20%an die EBRD auf 67% reduziert).13

Mit einem Marktanteil von rund22% ist die Slovenska« sporitel�na diegro‹§te Bank in der SlowakischenRepublik. Der zweite gro§e Akteur

auf dem Markt ist die VUB, sie wirdzu 95% von der italienischen Intesakontrolliert. Die RZB ha‹lt u‹ber ihreTochter, die Tatra banka, rund 14%des slowakischen Bankenmarktes.Die CSOB (geho‹rt zur tschechischenCSOB) ist im Eigentum der belgi-schen KBC, die ING ist die slowaki-sche Tochterbank des gleichnamigenniederla‹ndischen Finanzkonzerns.

O‹ sterreichische Bankenkontrollieren u‹ber 40% desBankenmarktesZurzeit sind fu‹nf o‹sterreichische Ban-ken in der Slowakischen Republikta‹tig. Die o‹sterreichischen Bankensind die mit Abstand gro‹§ten Investo-ren im slowakischen Bankensektor,

rund 40% der Bilanzsumme werdenvon ihnen kontrolliert.

Bei der Erste Bank-Tochter Slo-venska« sporitel�na wurden im Jahr 2002die Restrukturierung und die voll-sta‹ndige Eingliederung in den Kon-zern abgeschlossen. Operativ konntenauch im Jahr 2003 deutliche Fort-

13 Im Mai 2004 wurden die restlichen Staatsanteile von der Erste Bank um 72 Mio EUR erworben, die Beteiligungwurde dadurch auf 80% aufgestockt.

Tabelle 7

Ausgewa‹ hlte Kennzahlen des slowakischen Bankensektors

1999 2000 2001 2002

Anzahl der Banken 25 23 19 18davon Auslandsbanken 11 14 13 15Bilanzsummenanteil privater Banken in % 49,3 50,9 95,1 97,1Anteil der notleidenden Kredite in % 32,9 26,2 24,3 11,2Inlandskredite an Private in % des BIP 40,5 37,6 27,6 25,2Bo‹rsenkapitalisierung in % des BIP 3,8 3,9 3,3 7EBRD-Index zur Bankenreform (von 1 bis 4+) 2,7 3,0 3,3 3,3

Quelle: EBRD.

-0���

,0���

�0���

�0���

�0���

�����%���������+��!���������� �� � �3@��

���&�!���������!�����4����,--.

�� ���-

���&���/0

$ ������K��� �� ��

���������@�'�@�#�����(�%���������!3(������� �� "������� ���������� �#���#��������������*�&�����������

% ��B�����

;=% 7��������

8$"% �;%�%���$ ���� �

A

�����J

�<�C�J

���<�J

<���J

,���J

Zentral- und Osteuropa —

der Wachstumsmarkt

fu‹ r o‹ sterreichische Banken

84 Geldpolitik & Wirtschaft Q3/04�

Page 18: der Wachstumsmarkt fu‹r o‹sterreichische Banken - Startseitee4a60b6d-2ab1-489e-814d-89af...Zentral- und Osteuropa — der Wachstumsmarkt fu‹r o‹sterreichische Banken. Der zentral-

schritte erzielt werden, die Aufwand/Ertrag-Relation verbesserte sich von66,8% auf 51,9%. Der Jahresu‹ber-schuss konnte um 121% auf 66 MioEUR gesteigert werden, der ROEerreichte mit 19,2% einen hervor-ragenden Wert. Die Bank konnte imJahr 2003 ein starkes Kreditwachs-tum verzeichnen, das Kreditvolumenkonnte im Vergleich zum Vorjahr um50% ausgeweitet werden. Dass dieBilanzsumme nur um 2,9% anstieg,war auf die Reduzierung im Inter-bankgescha‹ft zuru‹ckzufu‹hren.

Die Tatra banka konnte ebenfallsim Jahr 2003 ihr Kreditvolumen deut-lich ausweiten. Sowohl das operativeErgebnis als auch der Gewinn nachSteuern waren aber, von hohem

Niveau ausgehend, leicht ru‹ckla‹ufig.Die Profitabilita‹t der slowakischenRZB-Tochter war mit einem ROEvon 19,4% nach wie vor sehr gut.

Die BA-CA-Tochter HVB BankSlovakia (sechstgro‹§te Bank des Lan-des) konnte sowohl das Kreditport-folio als auch die Bilanzsumme imJahr 2003 deutlich steigern.Allerdingswaren die Gewinne (operativ undPeriodenu‹berschuss) ru‹ckla‹ufig. DerROE lag mit nur 10% unter denauf dem slowakischen Bankenmarktdurchschnittlich erzielten Gro‹§en.

Relativ kleine Tochterbanken wer-den von der O‹ VAG (L�udova« Banka)und der BAWAG (Istrobanka) betrie-ben.

2.4 PolenPolen ist der mit Abstand gro‹§te, aberauch der am ha‹rtesten umka‹mpfteund aufgrund der schwierigen wirt-schaftlichen Rahmenbedingungen zur-zeit unprofitabelste Bankenmarkt inden CEE-La‹ndern. Die konsolidierteBilanzsumme der polnischen Bankenlag Ende 2003 bei umgerechnet111 Mrd EUR (das sind rund 32%der gesamten CEE-Bilanzsumme),der Intermediationsgrad (Bilanzsum-

me/BIP) erreichte nur 60% und wardamit niedriger als der CEE-Durch-schnittswert (74%). Die Anzahl derBanken war aufgrund von U‹ bernah-men und Fusionen in den letzten Jah-ren ru‹ckla‹ufig, der Marktanteil derfu‹nf gro‹§ten Banken lag Ende 2003bei rund 52%.14

Die Privatisierung ist in Polennoch nicht so weit fortgeschrittenwie in anderen CEE-La‹ndern, diegro‹§te polnische Bank (PKO Bank

Tabelle 8

Kennzahlen ausgewa‹ hlter o‹ sterreichischer Tochterbanken

in der Slowakischen Republik Ende 2003

Slovenska« sporitelna HVB Bank Slovakia Tatra banka L� udova« Banka

in Mio EUR

Bilanzsumme 5.060 1.185 3.316 661Vera‹nderung zum Vorjahr in % þ2,9 þ20,0 þ13,6 �4,6Gewinn nach Steuern 66 15 48 7Vera‹nderung zum Vorjahr in % þ124,9 �17,7 �13,1 þ30,2

in %

Eigenkapitalrendite1 19,2 10,0 19,4 9,1Aufwand/Ertrag-Relation 51,9 53,2 64,0 79,0

Quelle: BA-CA, Erste Bank, RZB, O‹ VAG.1 Angaben zur Eigenkapitalrendite bei Slovenska« sporitelna und HVB Bank Slovakia nach Steuern, bei Tatra banka und L�udova« Banka vor Steuern.

14 Zu den Angaben im Text u‹ber den polnischen Bankensektor vergleiche auch ªSummary evaluation of the financialsituation of Polish banks�, Narodowy Bank Polski (NBP), Juni 2004.

Zentral- und Osteuropa —

der Wachstumsmarkt

fu‹ r o‹ sterreichische Banken

Geldpolitik & Wirtschaft Q3/04 85�

Page 19: der Wachstumsmarkt fu‹r o‹sterreichische Banken - Startseitee4a60b6d-2ab1-489e-814d-89af...Zentral- und Osteuropa — der Wachstumsmarkt fu‹r o‹sterreichische Banken. Der zentral-

Polski, Marktanteil 17%) ist nach wievor im Staatsbesitz. Die u‹brigen pol-nischen Gro§banken sind aber aus-nahmslos unter der Kontrolle westeu-ropa‹ischer und amerikanischer Bank-konzerne. Der Auslandsanteil am pol-nischen Bankvermo‹gen betra‹gt rund68%.

Die Verlangsamung des Wirt-schaftswachstums (das reale BIP-Wachstum betrug im Jahr 2002 nur1,2%, erst in der zweiten Jahresha‹lfte2003 gab es Anzeichen einer wirt-schaftlichen Erholung), die steigendeAnzahl von Insolvenzen sowie dieru‹ckla‹ufige Kreditnachfrage bei Fir-menkunden fu‹hrten insbesondere imJahr 2002 zu deutlichen Ergebnisein-bu§en im polnischen Bankensektor.Die Gewinne der polnischen Bankenreduzierten sich im Jahr 2002 umrund ein Drittel (der ROE von 5,8%war einer der niedrigsten in derRegion). Trotz leichter Verbesserun-gen in der zweiten Jahresha‹lfte bliebdie Rentabilita‹t auch im Jahr 2003auf sehr niedrigem Niveau. DerROE verbesserte sich im Jahr 2003nur geringfu‹gig auf 6,2% und lagdamit nach wie vor deutlich unterden Vergleichswerten anderer CEE-La‹nder. Die wirtschaftliche Erholungin Polen hat sich in der ersten Jahres-ha‹lfte 2004 fortgesetzt, allgemeinwird fu‹r 2004 mit deutlichen Ergeb-niszuwa‹chsen im polnischen Banken-sektor gerechnet.

Insolvenzen und Gewinnru‹ck-ga‹nge bei Firmenkunden fu‹hrten imJahr 2002 zu einer weiteren Ver-schlechterung der Qualita‹t des Kre-ditportfolios. Der Anteil der notlei-denden Kredite am Kreditvolumen

erho‹hte sich Ende 2002 von 17,9%auf 21,1%.15 Zwar lag Ende 2003 derAnteil der notleidenden Kredite unve-ra‹ndert auf hohem Niveau (20,9%),allerdings weist der niedrigere Netto-Wertberichtigungsaufwand (der An-teil des Netto-Wertberichtigungsauf-wands in Prozent des Betriebsergeb-nisses reduzierte sich im Jahr 2003von 24,2% auf 15,9%) auf eine Ent-spannung beim Kreditrisiko hin.

Nach der Stagnation im Jahr 2002konnte das Kreditwachstum im Jahr2003 wieder etwas beschleunigt wer-den (+9%). Angesichts der nach wievor geringen Kreditdurchdringung(der Anteil der Inlandskredite an Pri-vate in Prozent des BIP ist mit 15%nach wie vor einer der niedrigsten inder CEE-Region; der Anteil privaterHypothekarkredite am BIP lag Ende2003 nur bei rund 4%) waren dieZuwachsraten aber relativ schwach.

Betrachtet man die Entwicklungder Kreditnachfrage nach unter-schiedlichen Segmenten, kann einea‹hnliche Entwicklung wie in denanderen neuen Mitgliedstaaten beob-achtet werden. Wa‹hrend die Kredit-nachfrage von Unternehmen nachwie vor sehr verhalten war, kam esbei klassischen Retail-Produkten (wieHypothekarkrediten, Konsumenten-krediten) zu einer deutlichen Bele-bung. Die starke Zunahme bei denhypothekarisch besicherten Kreditenwar auch auf die zunehmende Popula-rita‹t von Fremdwa‹hrungskreditenzuru‹ckzufu‹hren.

Mit einer Bilanzsumme von 19,3Mrd EUR ist die staatliche PKO PBnicht nur die groܤte Bank Polens, son-dern auch der gesamten CEE-Region.

15 In der Vergangenheit war der NPL-Klassifizierungsstandard der NBP deutlich strenger als jener in anderen La‹n-dern. Aufgrund der umfassenden Kritik von Banken und Investoren wurde Anfang 2004 die NPL-Regel gea‹ndert,nunmehr werden Kredite bei einem Zahlungsru‹ckstand von 90 Tagen als NPL klassifiziert. Marktteilnehmerscha‹tzen, dass sich dadurch der NPL-Anteil am Kreditvolumen ungefa‹hr halbieren wird.

Zentral- und Osteuropa —

der Wachstumsmarkt

fu‹ r o‹ sterreichische Banken

86 Geldpolitik & Wirtschaft Q3/04�

Page 20: der Wachstumsmarkt fu‹r o‹sterreichische Banken - Startseitee4a60b6d-2ab1-489e-814d-89af...Zentral- und Osteuropa — der Wachstumsmarkt fu‹r o‹sterreichische Banken. Der zentral-

Laut Pressemeldungen sollen rund30% der PKO PB bis Ende November2004 privatisiert werden. Allerdingsist es angesichts der politischen Situa-tion mehr als fraglich, ob die Privati-sierung wie geplant durchgefu‹hrt wer-den kann. Die bo‹rsennotierte BankPekao ist die zweitgro‹§te Bank desLandes und steht zu 53% im Eigen-

tum der italienischen UniCredito. DieBA-CA ha‹lt 71% an der drittgro‹§tenpolnischen Bank BPH-PBK. BankHandlowy steht zu 93% im Eigentumder amerikanischen Citibank und INGBank S«la�ski wird von der niederla‹n-dischen Banken- und Versicherungs-gruppe ING dominiert (ING ha‹lt88% des Kapitals).

Relativ geringe Pra‹senzo‹sterreichischer Banken in PolenDerzeit sind mit BA-CA und RZB nurzwei o‹sterreichische Banken in Polenmit eigenen Tochterunternehmen ver-treten.

Die BA-CA-Tochter, Bank BPH,hat 3 Millionen Kunden und ein natio-nales Filialnetzwerk mit besondersstarker Marktstellung in Warschauund Krakau. Die Bank BPH notiertan der Warschauer Bo‹rse und hatte

Tabelle 9

Ausgewa‹ hlte Kennzahlen des polnischen Bankensektors

1999 2000 2001 2002

Anzahl der Banken 77 74 71 62davon Auslandsbanken 39 47 48 47Bilanzsummenanteil privater Banken in % 75,1 76,1 75,6 73,4Anteil der notleidenden Kredite in % 13,3 15 17,9 21,1Inlandskredite an Private in % des BIP 18,7 18,1 18 15,2Bo‹rsenkapitalisierung in % des BIP 19,9 18,1 13,7 14,3EBRD-Index zur Bankenreform (von 1 bis 4+) 3,3 3,7 3,7 3,7

Quelle: EBRD, Narodowy Bank Polski.

�<0���

��0���

�,0���

��0���

��0���

<0���

�0���

,0���

�0���

�����%���������+��!���������� �� � �3@��

�������������!�����4����,--.

�� ����

���&���/0

!�"�!%

�����������'$B�!�������������!3(������� �� "������� ���������� �#���#��������������*�&�����������

% ��B�����

%���!����

%���%!�

%������� �DG

16�%���M$ ���

�C���J

�����J

����J

��<�J

-�<�J

Zentral- und Osteuropa —

der Wachstumsmarkt

fu‹ r o‹ sterreichische Banken

Geldpolitik & Wirtschaft Q3/04 87�

Page 21: der Wachstumsmarkt fu‹r o‹sterreichische Banken - Startseitee4a60b6d-2ab1-489e-814d-89af...Zentral- und Osteuropa — der Wachstumsmarkt fu‹r o‹sterreichische Banken. Der zentral-

zuletzt eine Marktkapitalisierung von2,6 Mrd EUR. Die Profitabilita‹t derBank war in den Jahren 2001 und2002 aufgrund von Merger-Aktivita‹-ten (die HVB-Tochter BPH wurdemit der BA-Tochter PBK fusioniert),der schwachen polnischen Wirtschaftsowie hoher Kreditausfa‹lle starkbeeintra‹chtigt. Im Jahr 2003 konnteninfolge von Sanierungsma§nahmen(u. a. wurde der Mitarbeiterstab inden letzten Jahren um 28% reduziert)und niedrigen Risikokosten, aber auchdurch den Verkauf von FinanzanlagenErgebnisverbesserungen erzielt wer-den. Der Gewinn nach Steuernkonnte im Jahr 2003 um 35% gestei-gert werden, allerdings war derROE mit 7,4% nach wie vor ma‹§ig.Zusa‹tzlich zur Bank BPH ha‹lt die

BA-CA noch Anteile der HypoVer-einsbank Polen, die aber nur eineuntergeordnete Rolle spielt. DieAnteile an der Gornoslaski Bank wur-den von der BA-CA im Ja‹nner 2004um 50 Mio EUR an die Getin Holding(polnische Finanzholding) verkauft.

Trotz ihrer vergleichsweise gerin-gen Groܤe besitzt die Raiffeisen BankPolen (RZB-Tochter) vor allem imRaum Warschau einen bekanntenMarkennamen und konnte dadurchin einem schwierigen Marktumfelddas Kreditvolumen im Jahr 2003 um16% ausweiten. Die Gewinnsituationist ebenfalls gut, das Nachsteuerer-gebnis konnte deutlich gesteigert wer-den (von 2,7 Mio auf 17,6 Mio EUR),der ROE lag bei 15,9%.

2.5 SlowenienDie Summe des slowenischen Bank-vermo‹gens lag Ende 2003 bei rund21 Mrd EUR. Setzt man die Bilanz-summe der Banken in Relation zumBIP, ergibt sich ein relativ hoher Inter-mediationsgrad von rund 90%. Auf-grund der Dominanz der NovaLjubljanska banka (NLB) — Marktan-teil 34%, der mit Abstand gro‹§tenBank Sloweniens — ergibt sich ein sehrhoher Konzentrationsgrad, auf diefu‹nf gro‹§ten Banken des Landes ent-

fallen 66% der Bankaktiva. Im Ver-gleich zu den anderen CEE-La‹ndernfallen der sehr hohe Staatsanteil (fast50% des Bankensektors befinden sichnach wie vor im Staatseigentum) undder geringe Einfluss ausla‹ndischerBanken auf. Nur 19% des sloweni-schen Bankvermo‹gens befinden sichim Mehrheitseigentum ausla‹ndischerBanken. Ein etwas ho‹herer Auslands-anteil ergibt sich, wenn man dieAnteilsrechte betrachtet, insgesamthalten ausla‹ndische Bankengruppen

Tabelle 10

Kennzahlen ausgewa‹ hlter o‹ sterreichischer Tochterbanken

in Polen Ende 2003

Bank BPH Raiffeisen Bank Polen

in Mio EUR

Bilanzsumme 9.345 1.859Vera‹nderung zum Vorjahr in % �9,1 þ19,3Gewinn nach Steuern 81 18Vera‹nderung zum Vorjahr in % þ35,4 þ537,2

in %

Eigenkapitalrendite1 7,4 15,9Aufwand/Ertrag-Relation 66,6 77,8

Quelle: BA-CA, RZB.1 Angaben zur Eigenkapitalrendite bei Bank BPH nach Steuern, bei Raiffeisen Bank Polen vor Steuern.

Zentral- und Osteuropa —

der Wachstumsmarkt

fu‹ r o‹ sterreichische Banken

88 Geldpolitik & Wirtschaft Q3/04�

Page 22: der Wachstumsmarkt fu‹r o‹sterreichische Banken - Startseitee4a60b6d-2ab1-489e-814d-89af...Zentral- und Osteuropa — der Wachstumsmarkt fu‹r o‹sterreichische Banken. Der zentral-

rund 34% des Eigenkapitals des slo-wenischen Bankenmarktes.16

Wichtig fu‹r das Versta‹ndnis desslowenischen Bankensystems ist dieTatsache, dass Slowenien bis heutevon einer Bankenkrise verschont blieb(was auch der wesentliche Grund fu‹rden hohen Staatsanteil sein du‹rfte).Anders als in anderen La‹ndern derRegion wies die Nachfrage privaterFirmen und Haushalte nach Kreditenund Leasing dadurch eine langfristigkontinuierliche Aufwa‹rtsentwicklungauf. Der Anteil inla‹ndischer Privat-

kredite am BIP war Ende 2002 mit41% einer der ho‹chsten in der CEE-Region.

Die Kreditqualita‹t ist im Vergleichzu anderen CEE-La‹ndern ebenfallssehr gut, der Anteil der notleidendenKredite am gesamten Kreditvolumenwar mit 6,5% einer der niedrigstenWerte in Osteuropa (nur Ungarnund Kroatien lagen besser). Im Jahr2003 mussten nur 13% des Betriebs-ergebnisses fu‹r zusa‹tzliche Risikokos-ten aufgewendet werden.

16 Daten zum slowenischen Bankensektor basieren auf Mitteilungen der slowenischen Notenbank (Banka Slovenije)sowie auf dem IWF-Staff Report zum Financial System Stability Assessment, Update vom April 2004.

Tabelle 11

Ausgewa‹ hlte Kennzahlen des slowenischen Bankensektors

1999 2000 2001 2002

Anzahl der Banken 31 28 24 22davon Auslandsbanken 5 6 5 6Bilanzsummenanteil privater Banken in % 57,8 57,5 51,1 51,4Anteil der notleidenden Kredite in % x 6,5 6,9 6,9Inlandskredite an Private in % des BIP 38 38,7 40,4 41Bo‹rsenkapitalisierung in % des BIP 11,8 13,7 14,7 19,1EBRD-Index zur Bankenreform (von 1 bis 4+) 3,3 3,3 3,3 3,3

Quelle: EBRD, Banka Slovenije.

C0���

�0���

-0���

,0���

�0���

�0���

�0���

�����%���������+��!���������� �� � �3@��

���&����������!�����4����,--.

�� ���C

���&���/0

6���FN�� N�����

�����

��������7����*�#���������!�����(�%���8� "������� ���������� �#���#��������������*�&�����������

% ��B�����

6������ ���

�����

&����� $�%%����

%��������

�����J

���<�J<�-�J <���J

����J

Zentral- und Osteuropa —

der Wachstumsmarkt

fu‹ r o‹ sterreichische Banken

Geldpolitik & Wirtschaft Q3/04 89�

Page 23: der Wachstumsmarkt fu‹r o‹sterreichische Banken - Startseitee4a60b6d-2ab1-489e-814d-89af...Zentral- und Osteuropa — der Wachstumsmarkt fu‹r o‹sterreichische Banken. Der zentral-

Kreditwachstum (+10% in denersten drei Quartalen 2003), mode-rate Risikokosten, aber auch sehr hoheMargen (trotz Ru‹ckgangs hat Slo-wenien mit 3,4% nach wie vor eineder ho‹chsten Nettozinsmargen inder Region) waren die wesentlichenGru‹nde fu‹r die relativ gute Profitabili-ta‹t des slowenischen Bankensektors(ROA 1,0%). Die Eigenmittelausstat-tung liegt deutlich unter den Ver-gleichswerten der anderen CEE-La‹n-der, der Solvabilita‹ts-Koeffizient liegtmit11,6% nahe am Durchschnitt west-europa‹ischer Banken (11,2%).

Wie bereits erwa‹hnt ist die NovaLjubljanska banka mit einem Markt-anteil von 33,6% die marktbeherr-schende Bank in Slowenien. Eigentu‹-mer der NLB sind die KBC (ha‹lt 34%)sowie der slowenische Staat (eine wei-tere Privatisierung ist Pressemeldun-gen zufolge derzeit nicht in Aussicht).Die zweitgro‹§te Bank des Landes —die Nova Kreditna banka (Marktanteil10,8%) — befindet sich im Staatsbe-sitz. Die Abanka ist ebenfalls mehr-heitlich im Staatseigentum. An derSKB Banka (Marktanteil 8,0%) ha‹ltdie franzo‹sische Socie«te« Ge«ne«rale99% der Anteile. Die Banka Koperwird von der italienischen San PauloIMI kontrolliert.

Anteil o‹ sterreichischer Bankenam slowenischen Bankenmarktbei rund 11%Derzeit sind die BA-CA, die RZB, dieHypo Alpe-Adria Bank sowie dieO‹ VAG mit eigenen Tochterbanken inSlowenien vertreten. Die Ka‹rntnerSparkasse ist mit einer Filiale in Slo-wenien pra‹sent. Die gro‹§te o‹sterrei-chische Bank in Slowenien ist dieBA-CA d.d. mit einem Marktanteilvon 4,3%. Auf die Raiffeisen Krekovabanka entfielen per Oktober 20032,5%, auf die Hypo Alpe-Adria Bank1,6%, auf die Volksbank-Ljudskabanka 1,3% des Marktes.

Die o‹sterreichischen Banken ver-folgen in Slowenien eine versta‹rkteExpansionspolitik (retail and corporatebusiness) und betreiben massive Wer-bung. Die Kreditausweitung der o‹ster-reichischen Banken lag im Jahr 2003deutlich u‹ber dem Marktdurchschnitt.Allerdings war die Profitabilita‹t dero‹sterreichischen Tochterunternehmenin Slowenien relativ gering. Alle o‹ster-reichischen Banken in Slowenien hat-ten Ende 2003 einen ROE, der unterdem slowenischen Durchschnittswertlag.

Tabelle 12

Kennzahlen ausgewa‹ hlter o‹ sterreichischer Tochterbanken

in Slowenien Ende 2003BA-CA d.d. Raiffeisen Krekova

bankaVolksbank-Ljudskabanka

in Mio EUR

Bilanzsumme 970 541 303Vera‹nderung zum Vorjahr in % þ26,7 þ32,4 þ49,0Gewinn nach Steuern 7 1 0Vera‹nderung zum Vorjahr in % �33,2 �71,9 �10,1

in %

Eigenkapitalrendite1 9,8 1,9 1,7Aufwand/Ertrag-Relation 59,4 90,8 90,8

Quelle: BA-CA, RZB, O‹ VAG.1 Angaben zur Eigenkapitalrendite bei BA-CA d.d. nach Steuern, bei Raiffeisen Krekova banka und Volksbank-Ljudska banka vor Steuern.

Zentral- und Osteuropa —

der Wachstumsmarkt

fu‹ r o‹ sterreichische Banken

90 Geldpolitik & Wirtschaft Q3/04�

Page 24: der Wachstumsmarkt fu‹r o‹sterreichische Banken - Startseitee4a60b6d-2ab1-489e-814d-89af...Zentral- und Osteuropa — der Wachstumsmarkt fu‹r o‹sterreichische Banken. Der zentral-

2.6 KroatienAgenturmeldungen17 zufolge verrin-gerte sich die Anzahl der Banken imJahr 2003 von 46 auf 40, trotzdemkonnte die Bilanzsumme des kroati-schen Bankenmarktes um 16% auf203,8 Mrd Kuna (umgerechnet rund27 Mrd EUR) gesteigert werden.Der Intermediationsgrad war Ende2003 mit 107% der ho‹chste in derCEE-Region.

In Kroatien nimmt der privateSektor sta‹rker als in anderen zentral-und osteuropa‹ischen La‹ndern denBankensektor fu‹r Finanzierungen inAnspruch. Der Anteil von Kreditenan private Firmen und Haushaltebetra‹gt in Kroatien 41% des BIP. Nachder Bankenkrise 1998/99 und derfolgenden Privatisierung gro§er staat-licher Banken wird der Bankensektorin Kroatien fast vollsta‹ndig von west-europa‹ischen Banken kontrolliert.Insgesamt entfallen rund 91% derBankaktiva in Kroatien auf Tochter-unternehmen ausla‹ndischer Banken.Der Konzentrationsgrad (Marktanteilder fu‹nf gro‹§ten Banken) erreichtmit rund 70% einen sehr hohenWert.18

Das kroatische Bankensystemzeichnete sich in den Jahren 2002und 2003 durch gute Profitabilita‹t(der ROA lag nach drei Quartalenim Jahr 2003 bei 1,6%) und solideEigenmittelausstattung (Solvabilita‹t16,0%) aus. Als die gro‹§ten Gefahrenim kroatischen Bankwesen werden dasenorme Kreditwachstum, das zueinem beachtlichen Teil durch denAufbau von Nettoauslandsschuldenfinanziert wurde, sowie der hoheFremdwa‹hrungsanteil an den Kunden-einlagen (68% per Juli 2003) gesehen.

Die starke Kreditausweitung(2001: +28,5%, 2002: +40,0%)war auf die dynamische Wirtschafts-entwicklung (+5,2% Wirtschafts-wachstum im Jahr 2002) und dieumfangreichen Liquidita‹tszuflu‹sse indas Bankensystem zuru‹ckzufu‹hren.Erhebliche, bis Ende 2001 au§erhalbdes Bankensystems gehaltene Bargeld-mengen (vor allem Deutsche Mark),mussten zum Zweck des Euro-Bar-geldumtausches auf ein Bankkontoeingezahlt werden. Da die Bevo‹lke-rung den gro‹§ten Teil des eingezahl-ten Geldes auf den Konten belie§,verfu‹gte der Gescha‹ftsbankensektorplo‹tzlich u‹ber mindestens 2 MrdEUR zusa‹tzlicher Liquidita‹t.

Um die Gefahr einer zu expansi-ven Kreditausweitung einzuda‹mmen,fu‹hrte die Hrvatska narodna banka(HNB — Kroatische Nationalbank)Anfang 2003 liquidita‹tsabscho‹pfendeMa§nahmen ein. Demnach warendie Gescha‹ftsbanken verpflichtet,Wertpapiere der HNB zu kaufen,sobald ihr Kreditwachstum ho‹her als16% pro Jahr (oder 4% pro Quartal)ist. Durch diese Ma§nahme verrin-gerte sich das Kreditwachstum imJahr 2003 auf rund 16% (2002: 40%).Trotz des Auslaufens der Kredit-wachstumsgrenzen per Ende 2003erwartet die HNB keine wesentlicheBeschleunigung des Kreditwachstumsim Jahr 2004.

Marktfu‹hrer in Kroatien ist dieZagrebacka banka (ZABA) mit einemMarktanteil von 24,8%, vor der Priv-redna banka Zagreb mit 18,0%. DieZagrebacka banka steht zu 82% (dierestlichen Anteile ha‹lt die Allianz)im Eigentum der italienischen Uni-Credito, die Privredna banka Zagreb

17 Laut Meldung der Austria Presse Agentur vom 24. Juni 2004.18 Fu‹r die im Text verwendeten Zahlen zum kroatischen Bankensektor siehe insbesondere auch

http://www.hnb.hr/publikac/prezent/ebanking-sector.pdf.

Zentral- und Osteuropa —

der Wachstumsmarkt

fu‹ r o‹ sterreichische Banken

Geldpolitik & Wirtschaft Q3/04 91�

Page 25: der Wachstumsmarkt fu‹r o‹sterreichische Banken - Startseitee4a60b6d-2ab1-489e-814d-89af...Zentral- und Osteuropa — der Wachstumsmarkt fu‹r o‹sterreichische Banken. Der zentral-

geho‹rt der italienischen Intesa (76%).Hinter der Privredna banka Zagrebfolgen fast gleichauf vier o‹sterrei-chische Tochterbanken. Auf die BA-CA-Tochter Splitska banka (wurdeim dritten Quartal 2003 mit derHVB Croatia verschmolzen) sowieauf die Raiffeisenbank Austria d.d.entfallen je 9,1% des Marktes. DieErste & Steierma‹rkische Bank (wurde

im dritten Quartal 2003 mit der ErsteBank-Tochter Rijecka banka fusio-niert) hat einen Marktanteil von9,0%. Die HAAB ist mit der HypoAlpe-Adria Bank d.d. (Anteil dero‹sterreichischen Mutter: 95%) undder Slavonska banka (die HAAB ha‹lt72%) in Kroatien vertreten und be-herrscht damit rund 8,9% des kroati-schen Bankenmarktes.

Marktanteil der o‹sterreichischenBanken rund 38%Mit Erste Bank, BA-CA, RZB, HAABund O‹ VAG sind fu‹nf o‹sterreichischeBankkonzerne in Kroatien aktiv; ihreTochterunternehmen kontrollierenscha‹tzungsweise 38% der kroatischenBankaktiva.

Auch im Jahr 2003 konnten dieo‹sterreichischen Tochterbanken ihreBilanzsumme ausweiten. Die au§eror-dentlich hohen Wachstumsraten beider Erste & Steierma‹rkische Bank d.d.(Erste Bank Kroatien) und bei derBA-CA Tochter Splitska banka warenauch fusionsbedingt (die Erste Bankfusionierte im dritten Quartal 2003

Tabelle 13

Ausgewa‹ hlte Kennzahlen des kroatischen Bankensektors

1999 2000 2001 2002

Anzahl der Banken 53 43 43 46davon Auslandsbanken 13 21 24 23Bilanzsummenanteil privater Banken in % 60,2 94,3 95 96Anteil der notleidenden Kredite in % 20,6 19,8 15 11,5Inlandskredite an Private in % des BIP 22,1 27,8 34,2 45Bo‹rsenkapitalisierung in % des BIP 14 14,5 16,8 16,1EBRD-Index zur Bankenreform (von 1 bis 4+) 3,0 3,3 3,3 3,7

Quelle: EBRD.

�0���

-0���

,0���

�0���

�0���

�0���

�����%���������+��!���������� �� � �3@��

!�������������!������?�����,--.

�� ���<

���&���/0

A����4�3��

�����

��������+�%��������'���#���� "������� ���������� �#���#��������������*�&�����������

% ��B�����

! ����������

$� ���������

5� ��� ��������0�0

#���%���

���� ��

A

�,�<�J

�<���J

����J ����J ����J

Zentral- und Osteuropa —

der Wachstumsmarkt

fu‹ r o‹ sterreichische Banken

92 Geldpolitik & Wirtschaft Q3/04�

Page 26: der Wachstumsmarkt fu‹r o‹sterreichische Banken - Startseitee4a60b6d-2ab1-489e-814d-89af...Zentral- und Osteuropa — der Wachstumsmarkt fu‹r o‹sterreichische Banken. Der zentral-

die Rijecka banka mit der Erste &Steierma‹rkische Bank, die BA-CAfu‹hrte ihre beiden Einheiten — HVBCroatia und Splitska banka — zusam-men).

Die Ergebnisse des Jahres 2003zeigen fu‹r die Raiffeisenbank Austriad.d. (ROE 22,2%) eine u‹berdurch-schnittlich hohe Rentabilita‹t. Miteinem ROE von rund 15% erreichtedie Erste Bank-Tochter einen ROE,

der anna‹hernd dem des kroatischenBankensektors entsprach. Die BA-CA-Tochterbank war im Jahr 2003weiter auf Expansionskurs (das Ver-triebsnetzwerk wurde um 32 Filialenerweitert), der ROE lag mit 12,8%leicht unter dem Marktdurchschnitt.Trotz deutlicher Ergebnisverbesserun-gen war der ROE bei der Volksbankd.d. unter dem Marktdurchschnitt.

3 SchlussfolgerungenDer zentral- und osteuropa‹ische Ban-kenmarkt (ohne Russland) ist miteiner Bilanzsumme von rund 350Mrd EUR nach wie vor ein relativkleiner Markt (zum Vergleich: dieBilanzsumme der in O‹ sterreich ta‹ti-gen Banken betrug Ende 2003 rund605 Mrd EUR).

Der osteuropa‹ische Bankensektorist ein Wachstumsmarkt. Der niedrigeGrad der Bankenintermediation (liegtbei rund einem Drittel des westeuro-pa‹ischen Vergleichswertes), gepaartmit ho‹herem Wirtschaftswachstum(EU-Beitritt ko‹nnte den Aufholpro-zess beschleunigen), sollte den Ban-ken in Zentral- und Osteuropa inden kommenden Jahren ein starkesWachstumspotenzial bieten.

U‹ berdurchschnittlicheWachstums-potenziale, aber auch hohe Ertrags-

chancen (ho‹here Zinsmargen als inWesteuropa und Restrukturierungs-potenziale) veranlassten westeuropa‹i-sche Banken zu massiven Investitionenin den CEE-Bankensektor. Scha‹tzun-gen zufolge werden derzeit rund 70%des CEE-Bankenmarktes von westli-chen Bankkonzernen kontrolliert.

O‹ sterreichische Banken engagier-ten sich fru‹hzeitig in Zentral- undOsteuropa und geho‹ren heute zu denbekanntesten westeuropa‹ischen Ban-ken in der Region (Marktanteil inder Region rund 22%). BA-CA, ErsteBank und RZB za‹hlen zu den aktivstenwesteuropa‹ischen Banken in CEE. Diefortschreitende Expansion in Zentral-und Osteuropa hatte bereits in denJahren 2002 und 2003 positive Aus-wirkungen auf die Ertragskraft deskonsolidierten o‹sterreichischen Ban-kensektors und war ein wesentlicher

Tabelle 14

Kennzahlen ausgewa‹ hlter o‹ sterreichischer Tochterbanken

in Kroatien Ende 2003Splitska banka Erste Bank Kroatien Raiffeisenbank

Austria d.d.Volksbank d.d.

in Mio EUR

Bilanzsumme 2.509 2.551 2.446 355Vera‹nderung zum Vorjahr in % þ66,2 þ126,5 þ29 þ52,1Gewinn nach Steuern 23 30 22 2Vera‹nderung zum Vorjahr in % þ71,0 þ194,9 þ12,9 þ46,1

in %

Eigenkapitalrendite1 12,8 14,7 22,2 10,7Aufwand/Ertrag-Relation 57,3 62,5 64,8 86,7

Quelle: BA-CA, Erste Bank, RZB, O‹ VAG.1 Angaben zur Eigenkapitalrendite bei Splitska banka und Erste Bank Kroatien nach Steuern, bei Raiffeisenbank Austria d.d. und Volksbank d.d.vor Steuern.

Zentral- und Osteuropa —

der Wachstumsmarkt

fu‹ r o‹ sterreichische Banken

Geldpolitik & Wirtschaft Q3/04 93�

Page 27: der Wachstumsmarkt fu‹r o‹sterreichische Banken - Startseitee4a60b6d-2ab1-489e-814d-89af...Zentral- und Osteuropa — der Wachstumsmarkt fu‹r o‹sterreichische Banken. Der zentral-

Grund fu‹r die Outperformance o‹ster-reichischer Banken gegenu‹ber deut-schen Banken in den letzten Jahren.

Die positiven Meldungen u‹ber denCEE-Bankenmarkt vergessen oft dieRisikopotenziale zu erwa‹hnen, denenstarkes Wachstum und hohe Ertra‹gegegenu‹bergestellt werden mu‹ssen.Als Hauptrisikoquellen im osteuro-pa‹ischen Bankenmarkt sehen wirmakroo‹konomische Ungleichgewich-te, die Gefahr steigender Wechsel-kursvolatilita‹ten, Kreditrisiko (dieFrage, ob relativ neue und ungetes-tete Kreditrisikosysteme einen even-tuellen Kreditboom bewa‹ltigen ko‹n-nen), die Intensivierung des Wett-bewerbs (hohe Profitabilita‹t ko‹nntezusa‹tzliche Konkurrenten anziehenund die Margen schneller als erwartetschma‹lern) sowie politische Risiken.

Die wesentlichen Merkmale derCEE-Bankenma‹rkte sind: relativ hoheKonzentrationsgrade (hoher Marktan-teil der fu‹nf gro‹§ten Banken); dieMehrheit der Bankaktiva befindet sichim Auslandsbesitz (rund 70%); dieKundeneinlagen sind meistens deut-lich ho‹her als die vergebenen Kredite(liquide Bilanzen); niedrige Inter-mediationsgrade (insbesondere Pri-vate sowie Klein- und Mittelbetriebefinanzieren sich noch u‹berwiegendau§erhalb des Bankensektors); ho‹hereAnteile notleidender Kredite am Kre-ditvolumen; sehr gute Profitabilita‹t(die Rentabilita‹tskennzahlen sind imDurchschnitt ho‹her als bei westeuro-pa‹ischen Banken) sowie gute Eigen-mittelausstattung (sollte hohe Kredit-ausweitungen in den na‹chsten Jahrenerlauben).

Zentral- und Osteuropa —

der Wachstumsmarkt

fu‹ r o‹ sterreichische Banken

94 Geldpolitik & Wirtschaft Q3/04�

Page 28: der Wachstumsmarkt fu‹r o‹sterreichische Banken - Startseitee4a60b6d-2ab1-489e-814d-89af...Zentral- und Osteuropa — der Wachstumsmarkt fu‹r o‹sterreichische Banken. Der zentral-

LiteraturverzeichnisBank Austria Creditanstalt. 2003. Comparison of Banks in Central and Eastern Europe for 2002.

Wien. September.

Bank Austria Creditanstalt. 2004. EU-Gro§banken — Bilanzanalyse 2003. Wien. Mai.

Ceska« na«rodnı« banka — CNB. 2003. Banking Supervision 2002.

http://www.cnb.cz/en/bd_publikace_rz.php.

Economist. 2003. House party — Lavish subsidies lure hungry homebuyers. 21. August.

Economist. 2004. Happiness begins abroad — Unhappy voters make for unstable politics. 11. Ma‹rz.

Europa‹ ische Zentralbank. 2003a. EU Banking Sector Stability: Herbst 2003. EZB. November.

Europa‹ ische Zentralbank. 2003b. Structural Analysis of the EU Banking Sector, Year 2002. EZB.

November.

Europa‹ ische Zentralbank. 2004. Monatsbericht Juni 2004. EZB. Juni.

European Bank for Reconstruction and Development. 2003. Transition Report 2003. EBRD.

Oktober.

European Bank for Reconstruction and Development. 2004. Transition Report Update. EBRD.

Ma‹rz.

Hrvatska narodna banka — HNB. 2003. Banks Bulletin No. 7. Kroatische Nationalbank. Oktober.

Hrvatska narodna banka — HNB. 2004. Standard Presentation Format Q1/2004 (Banking sector:

Rate of Growth, Profitability, NPL).

http://www.hnb.hr/publikac/prezent/ebanking-sector.pdf. Zagreb.

InternationalerWa‹hrungsfonds — IWF. 2004. Republic of Slovenia: Financial System Stability Assess-

ment Update. Mai. http//www.imf.org.

Magyar Nemzeti Bank — MNB. 2003. Report on Financial Stability. Budapest. Dezember.

Narodowy Bank Polski — NBP. 2004. Summary Evaluation of the Financial Situation of Polish Banks

2003. NPB, Warsaw. Juni.

http://www.nbp.pl/en/publikacje/o_nadzorze_bankowym/synteza2003_en.pdf.

Oesterreichische Nationalbank — OeNB. 2004. Finanzmarktstabilita‹tsbericht 7. OeNB. Wien. Juni.

Zentral- und Osteuropa —

der Wachstumsmarkt

fu‹ r o‹ sterreichische Banken

Geldpolitik & Wirtschaft Q3/04 95�