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Sonderdruck aus Natur+Umwelt 1-2011 www.bund- naturschutz.de Der Wolf ist wieder da Kein Märchen

Der Wolf

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Sonderausgabe aus Natur+Umwelt 1-2011 Kein Märchen - Der Wolf ist wieder da.

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Sonderdruck aus Natur+Umwelt 1-2011www.bund-naturschutz.de

Der Wolf ist wieder daKein Märchen

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Der Wolf ist eines unserer bekanntestenTiere, ihn kennt jedes Kind. Wirklich? Oder meinen wir, wenn wir Wolf sagen, nicht den Bösen aus dem Märchen, der das Rotkäpp­chen frisst?

Der Wolf war hundert Jahre weg, aus­gerottet in Bayern 1882. Keiner von uns hat je eine Wolfsspur auf bayerischem Boden gesehen oder gar ein Haus­ oder Nutztier gegen den Hunger des Beutegreifers schüt­zen müssen. Woher sollen wir also wissen, wer und wie er wirklich ist?

Jetzt ist der Wolf wieder da. Im Mangfall­gebirge, meist in der Gegend um Rotwand und Bayerischzell, unternimmt ein einzelnes Männchen seit Ende 2009 seine Streifzüge. Es frisst Rehe, Hirsche und Schafe.

Der Wolf muss wieder weg, tönt es da gleich aus dem Oberland. Schafhalter fürch­ten um ihre Lämmer, Jäger um sichere Beute. Und mancher vielleicht gar um das Leben der Kinder.

Aber ist da nicht wieder das blutrünstige Märchentier gemeint? Wenn wir dem wirk­lichen Wolf fair begegnen wollen, dann müssen wir uralte, ins kollektive Gedächtnis eingegrabene Vorurteile durch Fakten er­setzen. Natur+Umwelt möchte dabei helfen. Erleben Sie mit uns eines der faszinierends­ten Tiere unserer Heimat. Manfred Gößwald, leitender Redakteur

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eboren wird er vermutlich im Frühjahr 2007 in den Südalpen,

inmitten steiler Gebirgswälder. Zwei Jahre lebt er dort in

seiner Familie, bald hilft er den Eltern bei der Aufzucht der

jüngeren Geschwister. 2009 aber drängen ihn die Eltern und sein Ins-

tinkt, die Großfamilie zu verlassen. Zweijährige müssen wandern, Platz

machen für die Welpen und selbst einen Partner suchen. Hunderte,

gar tausend Kilometer zu wandern, ist für einen jungen Wolf wie ihn

nichts Außer gewöhnliches. Er schlägt eine nördliche Route durch den

Alpenbogen ein und wandert im Schutz von Gebirgskämmen und

Wäldern, überquert schwarze, lärmende Einschnitte in der Landschaft

und umgeht nachts helle Bereiche. Im Dezember 2009 überschreitet er,

ohne es zu wissen, eine Ländergrenze, es ist schon die dritte. Wälder,

Tagesverstecke und Nahrung gibt es wie in seiner ursprünglichen Hei-

mat reichlich. Was er nicht weiß: Es ist ein anderes Land. Seine Mahl-

zeiten werden hier sofort auf Speichelreste untersucht, wandern in

Labore, ein Betreuernetz wird alarmiert, ministerielle Arbeitsgruppen

eingerichtet, Journalisten spitzen die Stifte, Fernsehteams machen sich

auf. Schäfer und Politiker werden nervös, man holt einen seit drei

Jahren fertigen »Managementplan Wolf« aus der Schublade. Der Wolf

ist in eine für ihn attraktive Gegend gekommen. Schafe stehen Tag

und Nacht unbeaufsichtigt auf übersichtlichen Freiflächen, die man

Almen nennt. Im Winter sperren die Menschen die Hirsche in Gatter,

ein Fleisch-Supermarkt für einen Wolf, mit freiem Eintritt und ohne

Kassen. Die Menschen dieses Landes lieben ihre Hunde, allesamt

Wolfsabkömmlinge. Werden sie auch den Wolf hier leben lassen?

Nicht schießen – informieren, diskutieren, Lösungen finden

Der Wolf gehört zu Bayern

Nun ist er also da, der »bayeri­sche Wolf«. Doch obwohl er unter strengem Schutz steht, wünschen ihm manche das gleiche Schicksal wie im Jahr 2006 dem Bären »Bruno«, für den sein Besuch im Freistaat tödlich endete. Woher kommt diese Ablehnung, und wie kann ein Zusammenleben von Wolf und Mensch funk tionieren?

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auch durch Bayern kam, ist unbekannt. Doch eines ist sicher: Künftig werden immer wieder und vielleicht immer öfter Wölfe zu uns kommen (s. Seite 10).

Das wird oftmals still und heimlich geschehen. Der bayerische Wolf etwa wurde bisher erst ein einziges mal sicher gesehen. Und die einzigen Fotos stammen aus einer Fotofalle, in die er am 15. November an einer Rehwildfütterung bei Thiersee knapp hinter der öster-reichischen Grenze lief. Nur mithilfe von Genanalysen an Kotproben und Speichelspuren konnte der Wolf auch in Bayern eindeutig nachgewiesen und auch als Männchen (Rüde) identifiziert werden. Oft erkennt man erst durch Verkehrsunfälle, dass ein Wolf da war – neben dem illegalen Abschuss eine der häufigsten To-desursachen für Wölfe in Deutschland.

Mythen und MärchenWölfe sind wie Hunde vor allem Fleischfresser. Sie sind auf keine bestimmten Tierarten spezialisiert, sondern jagen, was in ihrem Revier lebt. Und da kommen wir zum Problem: Ein Wolf unterscheidet nicht zwischen Wild- und Nutztier, er sucht sich die am einfachsten zu jagende Nahrung. Das sind überwiegend junge, alte oder schwache Wildtiere, aber eben auch die problem-los zu erlegenden Schafe. Diese haben so gut wie kei-nen Fluchtinstinkt mehr und stehen im oberbayeri-schen Gebirge unbewacht auf den Almen. Und der Wolf weiß leider nicht, dass sie im Gegensatz zu den Wildtieren jemandem gehören (s. Seite 12).

Angedichtet wurde dem »Mangfall-Wolf« bereits alles mögliche: Es kursierten Horrorgeschichten, wo-nach er sogar Rinder gerissen oder »zu Tode erschreckt« habe. Beweise? Fehl-anzeige. Ebenfalls wurde behauptet, dass Kinder gefährdet seien. Eines aber fressen Wölfe ganz sicher nicht: Menschen, egal welchen Alters. Der Mensch gehört nicht ins Beuteschema des Wolfs (s. Seite 10). Vielmehr meidet der Wolf den Kontakt zu Menschen – auch dann, wenn er sich auf der Suche nach leicht er-reichbarer Nahrung menschlichen Siedlungen nähert. Dies geschieht vor allem nachts, wenn keine Menschen unterwegs sind. Diese Scheu vor dem Menschen ist auch der jahrhundertelangen intensiven Bejagung ge-schuldet. Trotzdem wird immer wieder die Angst vor dem Wolf geschürt. Sogar einen Namen gibt es für diese Polemik: das »Rotkäppchen-Syndrom«, abgelei-tet vom gleichnamigen Märchen, in dem der Wolf nicht nur die Großmutter, sondern die Enkelin gleich mit frisst. Aber das ist eben nur ein Märchen.

Spielball der Interessen?Die vom Wolf tatsächlich oder vermeintlich Betroffe-nen sind Landwirte, Jäger und vor allem Schäfer. Wich-tige Interessensgruppen also und im Idealfall Partner des Naturschutzes. Aber dürfen ihre Interessen auch über das Vorkommen oder die Rückkehr von Tierarten bestimmen? Sollen einzelne Interessengruppen für ein ganzes Land mit 12,5 Millionen Bürgern festlegen kön-

E in Vorgänger hatte es vor Jahren nicht geschafft: »Verkehrsunfall mit Hund bei Starnberg« hieß es im

Mai 2006. Selbst als eine Genprobe bestätigte, dass es sich um einen aus der Nähe von Nizza zugewanderten Wolf handelte, wurde das Verkehrsopfer von den Poli-tikern ein halbes Jahr lang geheim gehalten. Just zur selben Zeit befand sich ein weiterer Einwanderer aus Norditalien im Land – der Bär Bruno. In diesem me-dialen Ausnahmezustand wollte die Regierung ihren Bürgern nicht noch ein weiteres »Raubtier« zumuten. Der überfahrene Wolf war übrigens wahrscheinlich schon drei Monate in Bayern, niemand hatte es mit-bekommen.

Der Wolf ist in ein Land gekommen, in dem einige Nutztierhalter und Politiker vor Ort hartnäckig be-haupten, es sei kein Platz für bestimmte wilde Lebewe-sen: zu viele Landnutzer, zu viele Schafe, zu viele Tou-risten. Sie sagen das auch beim Luchs, beim Biber, beim Fischotter. Der Wolf kam in ein Land, dessen Be-wohner von Tierfilmen begeistert sind und in ihrem Urlaub weltweit gerne die letzten Flecken Wildnis ent-decken. Doch dieses zuviel an »Wildnis«, sei ihnen nicht zuzumuten, meinen die Politiker. Dabei sind Wölfe eigentlich gar keine Botschafter der Wildnis. Sie können aufgrund ihrer Anpassungsfähigkeit fast über-all leben – in der vom Menschen geprägten Kulturland-schaft ebenso wie in der Wildnis. Anders hätten sie das Zusammenleben mit dem »Megaraubtier« Mensch nicht seit Zehntausenden von Jahren überstanden.

Ein echter EuropäerIn Europa gibt es heute bis zu 20 000 Wölfe, die meisten davon in Russland und Osteuropa, aber auch in Skan-dinavien, in der Schweiz, Italien, Österreich, Frank-reich und Spanien. In Deutschland leben in Sachsen und Brandenburg mittlerweile sechs Rudel und zwei Wolfspaare mit insgesamt bis zu 50 Tieren; ihre Vorfah-ren sind seit 1996 aus Polen eingewandert. Bereits in acht Bundesländern wurden inzwischen Wölfe nach-gewiesen, außer bei den genannten Rudeln meist Ein-zeltiere.

Dass zuerst einzelne Tiere auftauchen, ist typisch. Im Alter von etwa zwei Jahren werden Wölfe aus ihrem Rudel, also ihrer Großfamilie, gedrängt. Ein Wolfsrudel besteht aus dem Elternpaar und den Nachkommen der letzten zwei Jahre und nicht, wie fälschlicherweise oft angenommen, aus einzelnen Tieren, die sich als Jagd-meute zusammentun. Wölfe bekommen jährlich in der Regel zwei bis sieben Junge, so dass ein Rudel aus fünf bis über zehn Wölfen besteht.

Auf WanderschaftUm ein eigenes Revier zu finden und ein Rudel zu gründen, wandern Jungwölfe extrem weit, der bayeri-sche Wolf etwa aus den italienischen Südalpen über das schweizerische Graubünden und Tirol nach Bay-ern – genetische Nachweise bestätigten seine »Reise-route«. Im Oktober 2010 wurde in Tirol ein Wolf nach-gewiesen, der vermutlich aus dem Baltikum eingewan-dert ist, das sind über tausend Kilometer. Ob er dabei

Es heißt: Hungrige Wölfe greifen auch Menschen an.Falsch! Der Mensch gehört nicht ins Beuteschema des Wolfs. Die Tiere meiden den direkten Kontakt mit Menschen (s. Seite 10).

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sesshaften Wolfs in Bayern weiterentwickelt werden. Managementpläne regeln beispielsweise die Aus-gleichszahlungen, die Nutztierhalter für gerissene Tiere erhalten. Verantwortlich für die Genehmigung der Auszahlung und deren Höhe in jedem Einzelfall ist eine Trägergemeinschaft aus Bund Naturschutz, Lan-desbund für Vogelschutz und Wildland Stiftung des Bayerischen Jagdverbandes, die gemeinsam mit dem Bayerischen Naturschutzfonds die Ausgleichszahlun-gen auch finanzieren. Ein »Netzwerk Große Beutegrei-fer«, bestehend aus geschulten Jägern, Landwirten, Förstern und Naturschützern, begutachtet gerissene Tiere und stellt fest, ob tatsächlich ein Wolf oder nicht doch ein wildernder Hund verantwortlich war. War es ein Wolf, wird der Schaden ersetzt.

Der BN arbeitet intensiv daran mit, dass für ein Zu-sammenleben mit dem Wolf bald Lösungen gefunden werden, die auch für die Nutztierhalter tragbar sind. Die wichtigste Rolle werden hier vermutlich Herden-schutzmaßnahmen spielen (s. Seite 12).

Farbe bekennen!Der Rückkehrer Wolf verlangt mehr als nur gelassene Toleranz von den Bayern. Die nach Bär Bruno geschaf-fenen behördlichen Voraussetzungen müssen jetzt mit Leben erfüllt werden. Das bedeutet sachkundige und breite Information vor Ort, intensiven Dialog mit be-troffenen Nutzergruppen wie den Schafhaltern, ausrei-chende finanzielle Mittel für Präventionsmaßnahmen und unbürokratische Lösungen für eine angepasste Tierhaltung. Das heißt aber auch: Die Rückkehr wird die Gesellschaft etwas kosten, und zwar den Einsatz von Fachkräften und Geld. Wie in Frankreich: Dort ist der Wolf seit 20 Jahren wieder heimisch. 20 Rudel mit circa 150 Wölfen leben mittlerweile im französischen Alpenraum – zusammen mit 800 000 Schafen. Das Land investiert jährlich bis zu fünf Millionen Euro in das möglichst konfliktfreie Zusammenleben von Wolf und Mensch, also circa 30 000 Euro pro Wolf. Zuviel? 30 000 Euro bezahlt man im Durchschnitt für zwei bis drei Meter neue Autobahn. Straßen werden problemlos finanziert, obwohl wir davon im doppelten Sinne genug haben. Wölfe und Natur nicht. Die Zukunft ver-langt Investitionen in eine »grüne Infrastruktur« und in Wildtiere, die uns in einer »Abstimmung auf leisen Pfo-ten« ganz deutlich sagen, dass sie gerne wieder hier leben würden.

Die Zukunft verlangt auch klare politische Bekennt-nisse für wenigstens ein Stückchen mehr freie Natur in Bayern. Hier sind sowohl der Umwelt- wie der Land-wirtschaftsminister gefordert, wenn Bayerns Biodi-versität um eine der bekanntesten und zugleich in Deutschland seltensten Tierarten bereichert wird. Aus-sitzen hilft nichts. Im Sinne der von der Staatsregierung 2008 beschlossenen Biodiversitätsstrategie kann es nur ein Bekenntnis für den Wolf geben! Der Wolf ist Teil der Schöpfung, und als solchen sollten wir ihn – zumal in Zeiten, in denen man die Bedeutung der Biodiversität immer klarer erkennt – auch behandeln. Im Ausgleich zwischen den Interessengruppen und zum Wohle aller.

nen, dass der gesamte bayerische Alpenraum, wie vom Almwirtschaftlichen Verein Oberbayern gefordert, »eine No-Go-Area« für Wölfe sein soll? Entgegen allen gesellschaftlichen Zielen für mehr Natur in diesem Land und entgegen allen gesetzlichen Verpflichtun-gen?

Umgekehrt können natürlich auch andere Interes-sengruppen nicht einfach festlegen, dass Bayern Wolfs-land zu sein hat. Aber es gibt Gesetze. Sie schützen den Wolf streng und machen Bayern damit automatisch zum Wolfsland, sobald die Tiere zurückkehren. Das freut uns Naturschützer natürlich, aber das alleine ge-nügt nicht. Wir brauchen Akzeptanz. Für den Wolf und für die Argumente der jeweils »anderen Seite«. Denn ohne diese zu verstehen, kommen wir nicht zu einem Konsens, zu einer für alle Beteiligten akzeptablen Lö-sung. Und die muss das Ziel sein.

Ein Plan für den WolfUm Konflikte abzumildern, Lösungen zu finden und einen vernünftigen Umgang mit dem Wolf und den an-deren großen Beutegreifern Bär und Luchs zu errei-chen, gibt es in Bayern die Steuerungs- und Arbeits-gruppe »Große Beutegreifer«. Sie hat sich nach dem Abschuss des Bären »Bruno« im Jahr 2006 beim bayeri-schen Umweltministerium gebildet. In der Arbeits-gruppe sitzen alle an einem Tisch: Naturschützer und -nutzer, von Umweltverbänden über Schafhalter und Berufsjäger bis hin zu den Behörden. Hier werden unter Berücksichtigung der sehr unterschiedlichen In-teressen in regelmäßigen Sitzungen Managementplä-ne für die Beutegreifer erstellt. Auch für den Wolf gibt es einen solchen Plan; er muss nun wegen des ersten

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Die AutorenChristian Hierneis ist Vorsitzender der BN-Kreisgrup-pe München und Mitglied des BN-Landesvorstands. Als »Beauftragter des BN für große Beutegreifer« ist er auch Mitglied der im Text ge-nannten Steue-rungs- und Ar-beitsgruppe beim Umweltministe-rium und arbeitet hier an den Ma-nagementplänen für Wolf, Bär und Luchs mit. Dr. Kai Frobel ist Referent des BN für Arten- und Biotopschutz.

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ErkundungstourEin sechs Wochen alter Welpe aus dem Milkeler Rudel in der Lausitz ent-deckt die Welt.

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B egonnen hat das Engagement des BN für ehemals im Freistaat ausgerottete Tierarten mit der Wieder-

einbürgerung des Bibers. Diese Aktion wurde zu einer der erfolgreichsten, die unser Verband jemals im Be-reich des Artenschutzes unternommen hat: Heute leben auf zwei Drittel der Landesfläche wieder über 10 000 Biber. Sie gestalten naturnahe Fluss-Auen und Lebensräume besser, als der Mensch das kann. Davon profitiert die Biodiversität ebenso wie der Hochwasser-schutz und die Wasserqualität. Dieser Nutzen über-steigt bei Weitem die »Schäden«, die der Biber in der Teich- und Forstwirtschaft anrichtet.

Auch mit seinem Einsatz für die Gründung des Na-tionalparks Bayerischer Wald im Jahr 1970 kümmerte sich der BN um vom Aussterben bedrohte Tierarten. In diesem streng geschützten Gebiet kommt der Luchs heute wieder in freier Wildbahn vor. Wolf, Bär und Wi-sent sind zumindest in naturnah gestalteten Gehegen zu beobachten. Der BN hat dies mit großem finanziel-lem und persönlichem Einsatz ermöglicht. Unser lang-jähriger Vorsitzender Hubert Weinzierl und unser ehe-maliger Landesgeschäftsführer und heutiger Landes-schatzmeister Helmut Steininger haben entscheiden-den Anteil an der Gründung dieses ersten deutschen Nationalparks und auch an der Wiedereinbürgerung des Bibers.

Für die Artenvielfalt handeln …Vor diesem Hintergrund setzt sich der BN natürlich dafür ein, dass die Rückkehrer Biber, Wolf und Luchs nicht geschossen, sondern akzeptiert werden. Dafür hat der BN gemeinsam mit dem Landesbund für Vogel-schutz (LBV) und der Jägerschaft Luchs- und Wolfsini-

tiativen ins Leben gerufen und erhebliche Finanzmittel in die Hand genommen, zum Beispiel beim Entschä-digungsfonds für Biberschä-den.

Bär, Wolf und Luchs sind Urbayern, die immer zu die-sem Land gehört haben. Für lediglich etwa 200 Jahre waren sie aus unseren Wäl-dern verschwunden. Und das nicht etwa, weil ihr Le-bensraum zerstört war, son-

dern aufgrund massiver, gnadenloser Verfolgung. Nun kehren die großen Beutegreifer vorsichtig und verein-zelt zurück, wir sollten sie willkommen heißen. Sie haben ein Recht, bei uns zu leben. Ihr Wiederkommen ist eine Chance, unsere Tierwelt entscheidend zu berei-chern.

Ihre Rückkehr muss aber von Staat und Verbänden aktiv begleitet werden. In Bayern hat das Umweltmi-nisterium gemeinsam mit den betroffenen Nutzer-

und Schützerverbänden Managementpläne entwi-ckelt. Der BN zahlt zusammen mit LBV, Jagdverband und Naturschutzfonds in einen speziell für Wolf, Bär und Luchs eingerichteten Entschädigungsfonds, der auch schon bei den jüngsten Schafrissen durch den Wolf eingesetzt wurde. Es sind aber noch weitergehen-de finanzielle und personelle Anstrengungen nötig. Die Menschen vor Ort müssen informiert, vorbeugen-de Schutzmaßnahmen müssen ergriffen werden.

… nicht nur von anderen fordern!Wir fordern von anderen Ländern, insbesondere von Dritte-Welt-Staaten, dass sie ihre Artenvielfalt schüt-zen, wie dies jüngst auf der UN-Konferenz zur Biologi-schen Vielfalt in Nagoya auch die Bundesregierung getan hat. Wir können dies aber nicht erwarten, wenn wir nicht bereit sind, selbst entsprechend zu handeln. Dies muss auch für Arten gelten, die Konflikte hervor-rufen. Daher müssen vernünftige Managementpläne entwickelt werden, anstatt die Tiere zum Abschuss frei-zugeben.

Auch für die faszinierenden Tiere Wolf, Luchs und Bär, die nach langer Zeit wieder unter uns sind, sollte gelten, was Bayern auszeichnet und so gastfreundlich macht: leben und leben lassen!

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Es heißt: Der Wolf braucht Wildnis. Bayern ist als Lebensraum ungeeignet.Falsch! Wölfe sind sehr anpassungsfähig. In den bayerischen Mit-telgebirgen und den Alpen finden sie aus-reichend Beutetiere und Rückzugsräume.

Der AutorProf. Dr. Hubert Weiger ist Landes-vorsitzender des BN und Bundesvor-sitzender des BUND. Er setzt sich seit Jahrzehnten dafür ein, dass in Bayern ausgerotte-te Tierarten wieder hier leben dürfen.

Aufruf von Prof. Dr. Hubert Weiger

Lasst den Wolf hier leben!Die Geschichte des Bundes Naturschutz ist untrennbar verbun­den mit dem Einsatz für Tiere, die früher in Bayern heimisch waren. Gewähren wir nun auch dem zurückkehrenden Wolf sein Lebensrecht.

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HalbstarkKaum mehr von einem Altwolf zu unterscheiden: ein fünf Monate alter Welpe aus dem Seenlandrudel.

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N+U: Laut Kontaktbüro der Wolfsregion Lausitz hat bisher kein Wolf ein gefährliches Verhalten gegen-über Menschen gezeigt. Wie ist die Stimmung in der Bevölkerung?Reinhardt: Insgesamt sehr relaxt. Das hängt sicherlich damit zusammen, dass sehr viel Öffentlichkeitsarbeit gemacht wird und die Leute das Gefühl haben, sie wis-sen Bescheid. Wir informieren über den Bestand, und auch wenn Schafe gerissen werden, geht das an die Öffentlichkeit. Zusammen mit der Frage: Wie kann man die Schafe besser schützen, und wo gibt es För-dermöglichkeiten? So können die Menschen Vorurteile abbauen.

Reichen Ausgleichszahlungen, um die Tierhalter zu beruhigen? Nein, Schäden zu vermeiden ist immer besser als sie zu bezahlen. Aber inzwischen schützen die meisten

Schafhalter ihre Tiere korrekt, und die Schäden sind deutlich zurückgegangen. Es gibt eine Förderung für Schutzmaß-nahmen. Allerdings bedeutet der Herden-schutz auch mehr Arbeit für die Schäfer, vor allem für solche mit größeren Herden, die zusätzlich zum Elektrozaun vermehrt auf Herdenschutzhunde setzen. Diesen

zeitlichen Mehraufwand gegenüber den Kollegen in wolfsfreien Gebieten bekommen sie nicht abgegolten; das ist für viele unbefriedigend.

Würden Elektrozäune und Herdenschutzhunde auch im bayerischen Alpenraum funktionieren? In der Schweiz oder in den Seealpen klappt das sehr gut. Hundertprozentigen Schutz gibt es allerdings nicht; man kann die Schäden minimieren. Das Haupt-problem ist sicherlich, sich umzustellen. Jetzt gilt es für viele Schäfer, wieder so zu arbeiten wie die Ururgroß-väter. Aber es geht, wenn der politische Wille da ist und die Leute vor Ort bereit sind, ihre Herden beispielswei-se zusammenzulegen, damit sich der Personalaufwand lohnt.

Und wie sicher ist mittlerweile das Leben in Deutschland für den Wolf? Schwer abzuschätzen. Der Straßenverkehr ist eine Ge-fahr, aber Wölfe sind da extrem anpassungsfähig. Beim Problem der illegal geschossenen Wölfe kennt man si-cherlich nur die Spitze des Eisberges. Jedes Jahr wan-dern aus den Rudeln Jungtiere ab. Das wirft die Frage auf, wo die alle bleiben. Rein rechnerisch müsste es be-reits deutlich mehr Wölfe in Deutschland geben. In den südlichen Bundesländern ist bisher noch kein Wolf aus der deutsch-westpolnischen Population nachgewiesen worden.

Dabei könnten die Jäger ein wichtiger Partner im Wolfsschutz sein. Ist da keine Annäherung möglich? Es ist schwierig, da viele Jäger den Wolf als Konkurren-ten betrachten. Der bayerische Weg, von Anfang an alle Betroffenen und Interessengruppen an einen Tisch zu

Es heißt: Zuwandernde Wölfe dürfen geschossen werden.Falsch! Der Wolf ist in Deutsch-land streng geschützt und darf nicht gejagt werden.

Lausitz-Wolfsforscherin Ilka Reinhardt im Interview

»Von Anfang an die Menschen mitnehmen«1996 tauchte der erste Wolf in der Lausitz auf, heute leben dort zwischen 25 und 50 Tiere. N+U wollte von Ilka Rein­hardt wissen, was Bayern von der Lausitz lernen kann.

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Lausitz-Wolfsforscherin Ilka Reinhardt im Interview

»Von Anfang an die Menschen mitnehmen«

holen, ist gut. In Sachsen wurden lange Zeit nur bilate-rale Gespräche geführt. Wenn alle beisammen sind, merkt jeder, dass er seine Position nicht zu 100 Prozent durchsetzen kann. Es geht nur mit Kompromissen.

Welchen Rat geben Sie abschließend einem Bundes-land, das gerade seinen ersten Wolf zu Besuch hat? Nehmen Sie die Menschen von Anfang an mit – Öffent-lichkeitsarbeit und Konfliktlösung sind extrem wichtig! Die Leute müssen wissen, was sie zu erwarten haben, man darf nichts verharmlosen. Und schauen Sie über den Tellerrand: Man kann inzwischen einiges von der Lausitz oder speziell in Bayern vom Piemont oder von Frankreich lernen, gerade was den Herdenschutz an-belangt.

Außerdem ist die Politik gefragt. Bayern gehört zu Deutschland und zur EU, damit ist der Wolf streng ge-schützt. Man kann also schlecht diskutieren, ob man ihn haben will. Aber man kann darüber diskutieren, wie man ihn haben will. Die Politik muss den Bürgern erklären: Ja, der Wolf kommt, und das ist auch unser klares Ziel. Aber wir lassen euch nicht allein damit. Interview: Heidi Tiefenthaler

Eine auführlichere Version des Interviews finden Sie unter www.bund-naturschutz.de/magazin

Dem Wolf auf der SpurIlka Reinhardt begleitet im Auftrag des sächsischen Umweltministeriums gemein-sam mit Gesa Kluth seit 2002 die Rückkehr des Wolfs. Kontakt: [email protected]: www.wolfsregion-lausitz.de

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Nur die Spitze des Eisbergs?Das Verhältnis zwischen Wolf und Jägern bleibt angespannt. Neben den bekannt gewordenen illega-len Abschüssen, wie hier 2007 auf einer Gesellschaftsjagd im nieder-sächsischen Landkreis Lüchow-Dannenberg, gibt es vermutlich eine große Dunkelziffer. Wolfs-forscher wie Ilka Reinhardt fragen sich vor allem, wo die jungen, Wölfe bleiben, die aus der Lausitz abwandern. Rein rechnerisch müsste es bereits deutlich mehr Wölfe in Deutschland geben.

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Wölfe in der Lausitz

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B is etwa zum 17. Jahrhundert besiedelten Wölfe ganz Europa, Asien, Nordamerika und Teile Nord-

afrikas. In Nordamerika leben sie heute – teilweise sehr gefährdet – nur noch in Alaska, in Kanada und in weni-gen US-Bundesstaaten. In Asien kommen die meisten Wölfe in den dünn besiedelten nordrussischen Regio-nen, aber auch in Indien, Iran oder im Himalaja vor.

Auch in Europa ist die Wolfspopulation massiv zurückgedrängt worden. In vie-len Gebieten West- und Mitteleuropas galt er als ausgerottet. Das letzte frei lebende Tier auf deutschem Gebiet wurde am 27. Februar 1904 in der Lau-sitz erschossen.

Doch seit etwa 40 Jahren verändert sich die Situation der Wölfe in Europa. Sie haben wieder die Chance, sich aus-

zubreiten. Ihre Populationen etwa in Spanien, Italien, Slowenien, Kroatien und der Slowakei nehmen zu. Mehrere Regionen wurden wieder neu besiedelt, auch in den Alpen und in Deutschland.

Heimkehrer in der LausitzVor zehn Jahren wurde das erste Wolfsrudel nach über 100 Jahren in der Lausitz gemeldet. Inzwischen leben hier zwei Pärchen und sechs Rudel mit Nachwuchs. Insgesamt halten sie sich auf einer Fläche von etwas mehr als 50 mal 50 Kilometer auf (siehe Interview Seite 8). Im Grenzgebiet von Sachsen-Anhalt und Branden-burg lebt ein weiteres Wolfsrudel mit Nachwuchs. Zu-sätzliche Nachweise gibt es in weiteren Regionen Sach-sens und Brandenburgs, in Sachsen-Anhalt, Mecklen-burg-Vorpommern, Niedersachsen, Hessen, Nord-rhein-Westfalen – und seit kurzem auch in Bayern.

Die Wahrscheinlichkeit, dass weitere Wölfe nach Deutschland einwandern, nimmt zu, denn es gibt immer mehr Wolfsnachweise zum Beispiel in den

Nachbarländern Polen, Tschechien, Österreich und der Schweiz. Da Jungwölfe auf der Suche nach einem Part-ner und einem neuen Revier bis zu 1000 Kilometer weit wandern, können Tiere aus Norditalien, Frankreich, der Schweiz, Slowenien, Kroatien, der Slowakei, Tsche-chien und Polen bei uns auftauchen.

3000 Wölfe, kein ProblemKonflikte zwischen Wildtieren und Menschen gibt es überall. Wie mit den Wölfen umgegangen wird, ist je-doch von Land zu Land sehr unterschiedlich. Es hängt von der Mentalität der Menschen und von der traditio-nellen Verankerung der Wölfe ab. Wo die Tiere seit jeher leben und der Umgang mit ihnen Alltag ist, werden sie nicht als größeres Problem wahrgenommen. Wo sie sich dagegen erst wieder ansiedeln, sehen manche Menschen die Konflikte als erhebliche Belastung, eini-ge beschleicht Angst oder Unsicherheit.

Eine wissenschaftliche, sehr umfassende Recherche (Nina Institut Norwegen 2001) fasste Angriffe von Wöl-fen auf Menschen weltweit zusammen. Von 1950 bis 2000 wurden in Europa 59 Zwischenfälle festgestellt. In 38 Fällen war die Ursache die Tollwut, fünf dieser An-griffe endeten tödlich. In 21 Fällen war Tollwut nicht ursächlich, davon endeten vier tödlich, alle in Spanien. Eine Gesamtschau des Berichts zeigt, dass die meisten nicht tollwutbedingten Unfälle auf angefütterte, pro-vozierte oder wie in Lettland und Litauen auf entlaufe-ne und halbzahme Wölfe oder Hybriden (Mischlinge) von Wolf und Hund zurückzuführen sind.

Immer weniger ZwischenfälleInzwischen spielt die Tollwut in Deutschland wie auch in den meisten angrenzenden Ländern keine Rolle mehr. Trotz Zunahme der Wolfspopulation in Europa in den letzten 30 Jahren hat die Zahl der Unfälle mit Wölfen abgenommen. In Rumänien, dem Land mit der

Es heißt: Wo der Wolf lebt, müssen die Schäfer aufgeben. Falsch!Beweidung mit Schafen ist weiter möglich, sie müssen allerdings wie überall in Europa durch Hirten oder Hunde ge-schützt werden.

Wie Mensch und Wolf in Europa zusammenleben

Lernen von den NachbarnViele tausend Wölfe leben in Europa. Ihre Populationen erstarken, einzelne Wanderer erkunden neue Lebensräume, auch in Deutschland. Warum wir davor keine Angst haben müssen, zeigt der Blick in angestammte Wolfsregionen.

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SprachübungenDie Körpersprache ist bei Wölfen be-sonders stark ent-wickelt. Hier üben zwei junge Tiere das »Vokabular«: Der Schnauzenbiss (links) demon-striert Dominanz oder soll vor einer Spielaufforderung beschwichtigen, wie sie das zweite Bild zeigt. Der hochgezogene Na-senrücken (rechts) und die aufgestell-ten Ohren signali-sieren Angriff. [C]

[C] = Aufnahme ist in einem Ge-hege entstanden

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Auf Wolfsspur mit Peter SürthPeter Sürth hat Wildtier-management studiert. Seit über 15 Jahren beschäftigt er sich mit Wolf, Bär und Luchs, insbesondere in stark besie-

delten Räumen Europas. Auf dem Bild verfolgt er im rumänischen Winter mit Hündin Shira eine Wolfsspur. Wer Wolfswissen aus erster Hand erleben möchte, kann Peter Sürth für Vorträge und Schulveranstaltungen engagieren. Infos: www.derwegderwoelfe.deKontakt: [email protected]

stärksten Wolfspopulation (circa 3000 Tiere), gibt es nur einige wenige Berichte von Bissverletzungen, wenn Schäfer versucht haben, einen Wolf zu erschlagen. Dabei durchstreifen Wölfe in Rumänien wie in allen anderen Wolfsregionen regelmäßig Siedlungen.

Auch wenn Vergleiche immer problematisch sind, wenn es um Menschenleben geht, sei angemerkt, dass sich in Deutschland laut ADAC allein im Jahr 2009 an die 2800 Autofahrer bei Wildunfällen verletzten. 13 Menschen starben dabei – ohne dass jemand auf die Idee käme, Rehen und Wildschweinen ihr Lebensrecht abzusprechen. Und: Durch Haushunde kommt es in Deutschland jährlich zu 30 000 bis 50 000 Bissverlet-zungen, drei bis vier davon sind tödlich

Wölfe greifen Nutz- und Haustiere an. Diese Tatsa-che wirft die Frage nach Schutzmaßnahmen und Ent-schädigungen auf. Hauptbetroffene sind Schäfer be-ziehungsweise die Besitzer von Schafen, Ziegen oder auch anderen Nutztieren. Sowohl die Schadenshäufig-keit als auch die Art und Weise, wie Tiere geschützt wer-den, unterscheiden sich in Europa von Region zu Regi-on deutlich. Wo es traditionelle Schutzsysteme, wie Hirtenhunde, Zäune und den ständig anwesenden Hir-ten gibt, bleiben Schäden eher gering. In Rumänien etwa beläuft sich der jährliche Verlust an Nutztieren durch Wölfe und Bären auf etwa zwei Prozent des Be-standes.

Maßnahmen regional anpassenAuch der Umgang mit Schäden ist sehr uneinheitlich geregelt. Denn es gibt in Europa keine einheitliche rechtliche Grundlage, ob und wie man Verluste durch Wölfe oder andere große Beutegreifer ausgleicht. Eini-ge Länder unterstützen nur Schutzmaßnahmen, ande-re ersetzen jeden Schaden deutlich über dem Markt-wert, andere wiederum nur die Hälfte. Manchmal wer-den präventive Maßnahmen gefördert und Schäden nur dann ersetzt, wenn diese Maßnahmen umgesetzt wurden.

Weil jede Region ihre Besonderheiten hat, kann man zum Beispiel in Bayern nicht einfach übernehmen, was anderswo funktioniert. Regional angepasste Lösungen müssen entwickelt werden. Ein Blick auf das Sammel-surium unterschiedlicher europäischer Ansätze kann allerdings eine Hilfestellung sein, um auch in Bayern den Umgang mit Wölfen wieder zu erlernen.

Was uns der Blick auf Europas Wolfsregionen auf jeden Fall lehren kann: Wölfe benötigen keine Wildnis, sie kommen sehr gut auch in Kulturlandschaften zu-recht. Wölfe greifen unzureichend gesicherte Nutz- und Haustiere an, weil diese eine einfache Beute sind. Unfälle mit Menschen sind dagegen extrem selten. Wo Wölfe leben, sollten sich die Menschen aber entspre-chend anpassen. Die bayerischen Alpen eignen sich gut als Lebensraum für Wölfe, Luchse und Bären. Die Wölfe werden allerdings nicht nur versuchen, die baye-rischen Alpen wieder zu besiedeln, sondern viele wei-tere Regionen in den Alpen und in Deutschland. Peter Sürth

Anzahl der Wölfe

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Echter EuropäerIn vielen Ländern wurde der Wolf (Canis lupus) nie ausgerottet, in an-dere ist er zurück-gekehrt.

Natur + Umwelt BN-Magazin »Sonderdruck Wolf« April 2011 11

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Page 12: Der Wolf

Überall in Bayern ist der BN an Beweidungsprojek-ten beteiligt, denn extensive Schafweide ist die

Voraussetzung für den Erhalt sonnendurchglühter Magerrasen und bunter Wacholderheiden. Ob Cobur-ger Fuchsschaf, Waldschaf oder Rhönschaf – diese alten, heute gefährdeten Schafrassen sind »Lieblings-kinder« des BN. Kürzlich feierte das BN-Rhönschafpro-jekt 25-jähriges Jubiläum, es war bundesweit das erste Modellprojekt einer engen Zusammenarbeit zwischen Schäfern und Naturschützern. Und der BN kämpft ge-meinsam mit dem Landesverband Bayerischer Schaf-halter gegen unsinnige EU-Bürokratie und für Bewei-dungsprämien, ohne die Schäfer wirtschaftlich nicht überleben könnten.

Und nun der Wolf mit seinem sprichwörtlichen Ap-petit auf Schafe! Bis Dezember 2010 hat der bayerische Wolf 19 Schafe gerissen; der Almwirtschaftliche Verein Oberbayern fordert seinen Abschuss und die Alpen als »wolfsfreies Gebiet«. Gefährdet das nicht die Eintracht zwischen der traditionellen Landnutzungsform und dem Naturschutz? Nein, denn eine Koexistenz von Wolf und Schafhaltung ist möglich, und gerade der BN kann und will hier ein Vermittler sein. Unsere Vorfahren haben den Wolf ausgerottet. Über Jahrtausende ent-wickelte und bewährte Herdenschutzsysteme ver-schwanden damit aus dem öffentlichen Gedächtnis. Es

scheint heute selbstver-ständlich, dass wehrlose Nutztiere sich frei in der Landschaft bewegen. Doch nun kehren die großen »Raubtiere« wieder zurück und zeigen uns, dass dies eben nicht der Normalfall ist.

Schafe schützen: eine HerausforderungDamit wird es erneut notwendig, Schutzsysteme auf-zubauen. In verschiedenen europäischen Regionen haben die Viehhalter wieder gelernt, mit dem Wolf um-zugehen (s. Seite 10). Die Beweidung im bayerischen Alpenraum unterscheidet sich allerdings von der im Flachland, da Schafe und vereinzelt auch Ziegen meist ohne Zaun und Hirte auf der Alm unterwegs sind. Eine flächige Einzäunung zum Schutz vor dem Wolf ist daher und auch aufgrund des felsigen Geländes nicht möglich.

Dennoch können die bayerischen Tierhalter von ihren Nachbarn lernen. Die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) hat aus den Erfahrungen an-derer europäischer Länder einen umfangreichen Handlungsleitfaden für Viehhalter erstellt (www.LfL.bayern.de/herdenschutz). Im Revier des bayerischen Wolfs wurden 2010 kurzfristig die Schafe abgetrieben und hierdurch entstandene Futtermehrkosten abge-golten. Versuchsweise ist auf einer Alm eine zeitweise Behirtung mit nächtlichem Einpferchen umgesetzt – aus dieser Herde wurden keine weiteren Schafe mehr gerissen. Nun müssen dauerhafte, regional angepasste Lösungen gesucht werden. Einfache Patentrezepte gibt es nicht. Wer aber jetzt schon behauptet, »es geht nicht« und mit der Aufgabe der Schafbeweidung droht oder wolfsfreie Alpen fordert, macht es sich zu leicht. Auch wenn der Aufwand hoch ist, sollte uns das der Wolf wert sein.

Nur regionale angepasste Lösungen sichern VielfaltFür eine naturgemäße Schafbeweidung im Alpenraum, im kleinräumigen Mosaik aus Bergwäldern und lichten Alm-Weiden, ist besonders wichtig, dass die Schafe zur rechten Zeit am rechten Ort unterwegs sind. Denn bei zu intensiver Beweidung kann der positive Effekt für Biotope schnell durch übermäßigen Verbiss, Trittschä-

Es heißt: Der Wolf ernährt sich vor allem von Nutztieren.Falsch! In wildreichen Ge-bieten ernähren sich Wölfe fast ausschließlich von wild-lebenden Huftieren wie Rothirsch, Wildschwein oder Reh (Beispiel Lausitz: 95,5 %). Mehr Fakten: www.bund- naturschutz.de/wolf

Schafhalter und Wölfe

Miteinander leben lernen Nutztier Schaf und Wildtier

Wolf – für beides setzt sich der Bund Naturschutz ein. Denn das übergeordnete Ziel heißt Bio­diversität. Für die Allianz aus Naturschützern und Schafhaltern stellt der zurückkehrende Wolf eine Bewährungsprobe dar.

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Hund unter SchafenHerdenschutzhunde haben sich in den Alpen als sicheres Schutzsystem bewährt.

12 Natur + Umwelt BN-Magazin »Sonderdruck Wolf« April 2011

Page 13: Der Wolf

den und Nährstoffüberfrachtung ins Gegenteil um-schlagen. Gerade Schafe fressen wenig selektiv und sehr bodennah und können daher in zu großer Dichte den Artenreichtum verbissempfindlicher Arten redu-zieren. Zudem gibt es in den Hochlagen erosionsanfäl-lige Hänge, für die eine Beweidung generell ungünstig ist.

Biodiversität zu schützen heißt daher, die Herden besser zu lenken, durch Behirtung und Nachtpferche und am besten eine permanente Behirtung mit Her-denschutzhunden. Sofern dafür eine Zusammenle-gung der Herden nötig ist, dürfen die Schafzahlen nicht erhöht und die Beweidung nicht auf dafür ungeeigne-ten Flächen intensiviert werden. Welches Maß an Be-weidung die wertvollen Pflanzengesellschaften im Rot-wandgebiet vertragen, muss deshalb nach Ansicht des BN bei der Erarbeitung regionaler Lösungen auch mit auf den Prüfstand. Der Wolf darf weder Anlass für eine Intensivierung noch für eine Aufgabe der Beweidung sein – beides wäre kontraproduktiv für die Biodiver-sität.

Miteinander reden, jetztKonflikte können durch Behirtung und Verzicht auf Be-weidung ungeeigneter Flächen minimiert werden. Nur weil die Menschen verlernt haben, mit dem Wolf zu leben, oder weil sich die Nutzung verändert hat, ist nicht der Lebensraum für den Wolf ungeeignet gewor-den. Nötig sind nun eine (Wieder-)Anpassung der menschlichen Nutzung und letztlich auch die Akzep-tanz dafür, dass ein Wolf eben auch einmal das eine oder andere Schaf frisst – Fördertöpfe für den finanzi-ellen Ausgleich dieser Verluste gibt es bereits. Dass jeden Almsommer viele Tiere durch ganz andere Ursa-chen umkommen – zum Beispiel durch Hunde, Witte-rungsextreme und Absturz – ist schließlich auch akzep-tiert.

Almbauern und Bund Naturschutz sollten sich durch die Rückkehr des Wolfs nicht auseinanderdivi-dieren lassen. Der BN fordert ein Förderprogramm Herden- und Nutztierschutz mit gelenkter Beweidung in vom Wolf besiedelten Gebieten, die Einführung von Bonussystemen zur Inwertsetzung der seltensten Tier-arten Bayerns oder endlich die Einführung einer »Na-tura 2000-Prämie« und »Biodiversitätsprämie«. Diese Forderungen sollten eigentlich auch die Almbauern unterstützen: für eine Biodiversität, zu der auch der Wolf gehört. Dr. Christine Margraf

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Zeugnisse einer gemein­samen VergangenheitAus einer bayerischen Sage: An einem grauen Herbst­vormittag bricht der Wolf neuerdings aus dem Walde und stürzt sich auf den Schä­fer. (…) Auf seine Hilferufe kommt der Gutsherr (…) und stößt dem Raubtier seinen geweihten Hirschfänger tief in die Brust. Wie es zu Boden fällt, liegt die alte Hexe aus dem Trüpfhaus vor ihnen und verröchelt fluchend ihren Geist.

Ob in Ortsnamen, Wappen oder Sagen wie dieser – die jahrhundertelange gemeinsame Geschichte von Wolf und Mensch hat in Bayern Spuren hinterlassen. Mit Fundstücken aus Archiven, Überlieferungen und Landschaften skizziert die BN-Autorin Gertrud Scherf vielschichtig das einstige Zusammenleben. Sie nimmt den Leser mit in jene Zeit, in der sich das Bild vom Wolf drastisch wandelte – vom selbstverständlichen Mitge-schöpf hin zum furcht erregenden Untier. Eine Reise in die Vergangenheit, die hilft, die aktuelle Diskussion um den großen Beutegreifer besser zu verstehen. Gertrud Scherf: Wolfsspuren in Bayern: Kulturge­schichte eines sagenhaften Tieres. Buch & Kunstverlag Oberpfalz, Amberg, 2001, ISBN 3­924350­96­5, Euro 24,90

Die AutorinChristine Margraf ist BN-Arten-schutzreferentin für Südbayern.

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FamilienbandeDas gemeinsame Heulen stärkt den Zusammenhalt im Rudel und soll fremde Wölfe fernhalten. [C]

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Zeichen erkennenEin erwachsener Wolf hat im Sand der sächsischen Lausitz seine Spuren hinterlas-sen. Deutlich ist zu sehen, dass der Vorderfuß (oben) kräftiger ist als der Hinterfuß.

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TV-Star wirbt für Abbau von Vorurteilen

Keine Angst vorm bösen WolfRanga Yogeshwar, Deutschlands wohl bekanntes­ter Moderator wissenschaflicher TV­Sendungen, verbindet eine ganz persönliche Geschichte mit den Wölfen – er bringt sie sogar zum Heulen.

M eine erste Begegnung mit Wölfen in freier Wild-bahn hatte ich vor über zwanzig Jahren inmitten

der Laub- und Nadelwälder im Vorgebirge des Himala-ya. Ich verbrachte damals nach meinem Studium fast ein ganzes Jahr in dieser wunderbaren Grenzregion zu Tibet, fernab von der lauten Zivilisation und den ge-

schäftigen Großstädten. Von mei-nem »Häuschen« aus überblickte ich das spektakuläre Panorama der Berge Trisul, Nanda Devi, Pancha-chuli; eine kaum bekannte Region westlich von Nepal, die vom Glück profitiert, dass die höchsten Berge hier knapp unter 8000 Meter liegen. Andernfalls wäre diese Gegend, wie die anderen um den Mount Everest oder den hohen Annapurna, zum Trampelpfad westlicher Touristen und gut zahlender Bergsteiger ver-kommen.

Die Welt hier war für mich genau richtig, besiedelt von bescheidenen bunten Bauernhöfen, deren Be-wohner auf den angelegten Terras-

sen Reis und Getreide anbauten. An diesem Ort konnte ich loslassen und während zahlreicher Wanderungen und Trekkingtouren das Umfeld erkunden.

Ein Gefühl von DemutDie hochgelegenen Wälder waren von einer bestechen-den Schönheit. Naturwälder ohne geradlinige Aufforst-flächen, die nur selten von Menschen durchquert wur-den. Im Frühjahr erblühten hier unzählige Rhododen-dren, deren rote Blüten sich mit steigender Höhe in ein zartes Rosa und ein helles Blau verwandelten. Die Er-fahrung, in eine so wenig berührte Natur einzutreten, erzeugt das Gefühl von Demut.

Auch die Tierwelt bestach durch eine fast künstlich wirkende Vielfalt. Manchmal bekam ich es sogar mit der Angst zu tun, wenn sich zum Beispiel große Clans kreischender Languren lauthals über jeden Eindring-ling beschwerten und einem dabei ihr respektables Ge-biss zeigten. Man hatte mich vor Bären gewarnt, doch zum Glück blieb mir eine direkte Bekanntschaft er-spart.

Fernbeziehung zum WolfsrudelEines Nachmittags begegnete ich dann während einer meiner langen Wanderungen einem Rudel Wölfe. Doch im Gegensatz zum Märchenmonster waren diese Vier-beiner ausgesprochen scheu. Sie nahmen zwar Notiz von mir, und mit dem entsprechenden Abstand akzep-tierten sie sogar meine Anwesenheit. Bis zur Abend-dämmerung blieb ich bei ihnen und konnte genau be-obachten, wie das Rudel spielte, sich ständig gegensei-tig bestätigte und in festen Ritualen die Rangordnung der Gruppe zelebrierte. In den folgenden Wochen kehr-te ich häufig zurück und lernte mit der Zeit, einzelne Tiere zu unterscheiden. Den Leitwolf nannte ich zum Beispiel »Akela«, nach dem Wolf im Dschungelbuch von Rudyard Kipling. Auf Hindi bedeutet Akela auch »der Einsame« …

Trotz mehrmaligen Begegnungen gelang es mir je-doch nicht, mich den Wölfen auf mehr als etwa dreißig Meter zu nähern. Wenn ich es probierte und die kriti-sche Distanz unterschritt, flüchteten sie sofort bis unser Abstand wieder »stimmte«. Ich war geduldet, doch es blieb eine Fernbeziehung.

Ein Heulkonzert füllt das TalIn den Abendstunden hörte ich öfters das »Konzert« der Wölfe. Stets begann ein einzelnes Tier zu heulen, woraufhin immer mehr Wölfe in das Heulkonzert ein-stimmten. Die Melodie wurde dabei stets aufgeregter, bis sie dann plötzlich verstummte. Es gibt eine Reihe möglicher Erklärungen für dieses Phänomen, aber so genau weiß niemand, was das Heulen der Wölfe be-deutet. Für mich war der »Wolfsgesang« der Ausdruck eines »Wir-Gefühls«. Es gelang mir sogar mehrfach, selbst die Wölfe zum Heulen anzuregen. Das Gefühl, auf diese Weise ein ganzes Tal mit dem Gesang der Vier-beiner zu füllen, war erhaben.

Es sollte über zwanzig Jahre dauern, bis ich im Rah-men von Dreharbeiten zur »Show der Naturwunder« erneut den Gesang der Wölfe anstimmen konnte: In Gödöllö, etwa dreißig Kilometer außerhalb von Buda-pest, unterhält der ungarische Tiertrainer Zoltán Hor-kai ein größeres Areal mit diversen Wildtieren, darun-ter auch Wölfen. Einige davon hat er trainiert und setzt sie sogar in Spielfilmen ein. Andere Exemplare leben, dank der Unterstützung der World Society for the Pro-tection of Animals und der Ethnologen der Loránd-Eötvös-Universität, ohne Filmrollen auf dem großen Grundstück. Als »Alphawolf« hatte Zoltan das Rudel ge-prägt und gab mir somit die Chance zum direkten Kon-takt.

Wiedersehen nach JahrzehntenAls ich das Areal betrat, reagierten die Tiere zunächst scheu, doch dank Zoltan akzeptierte mich das Rudel. Die Begrüßung war heftig, direkt und geradezu eupho-risch. Ich wurde geschleckt und intensiv beschnüffelt und vergaß fast, dass es sich um Raubtiere handelt. Wölfe sind keine Hunde. Sie haben sich ihre Natürlich-keit bewahrt mit ihren Regeln, Gesetzen und Ritualen. Nach über zwanzig Jahren stimmte ich das Rudel zum

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kaum Gelegenheiten, dieses hartnäckige Vorurteil zu revidieren. Der Wolf wurde in Westeuropa systematisch ausgelöscht. Nur das Klischee bleibt bestehen.

Unsere so aufgeklärte Welt ist ein großes Theater, und die Rollen werden dabei fest besetzt: die Schöne, der Gute, der Böse, der Unschuldige, das Genie, der Reiche, der Dummkopf und der Clown. Ob in Talk-shows, der großen Weltpolitik oder der Tierwelt: Im Drama des Lebens besetzen wir ständig die vorgegebe-nen Rollen. Doch bei genauer Betrachtung erkennen wir, wie oberflächlich und unfair die zugewiesenen Merkmale sind. Doch wir sind frei und können unsere Vorurteile revidieren: Es ist an der Zeit, dem Wolf eine bessere Rolle zuzuweisen.

Heulgesang an, und es klappte tatsächlich! Für mich war dieser Moment einer der bewegendsten in meiner Fernsehkarriere. Danach versteht man schnell, wieso Wolf und Mensch vor über 30 000 Jahren zueinander fanden.

Mich für mehr Verständnis gegenüber Wölfen einzu-setzen, ist mir ein besonderes Anliegen. Jahrhunderte lang diente der Wolf als Projektionsfläche für das Böse. Der Werwolf geistert als Inkarnation des Teufels durch die Nächte. In Märchen und Fabeln wird das Tier immer wieder als blutrünstiger Killer beschrieben, der Großmütter verschlingt oder Kreide frisst, um an-schließend unschuldige Geißlein zu verspeisen. Schon als Kinder wurden wir mit der »Angst vor dem bösen Wolf« erzogen, und bedauerlicherweise ergaben sich

Es heißt: Wolfsrudel sind wilde Jagdmeuten.Falsch! Das Wolfsrudel ist eine Klein-familie. Es besteht meist aus fünf bis zehn Tieren: dem Elternpaar, das meist auf Lebenszeit zusammenbleibt, den Welpen und den Jungtieren aus dem Vorjahr.

Der AutorRanga Yogeshwar ist Deutschlands wohl popu-lärster Moderator von TV-Wissenssendungen. Bekannt für spektakuläre Demonstra-tionen, zeigte er auch vor Wölfen keine Angst, die er 2010 für »Die große Show der Naturwunder« in einem ungarischen Gehege be-suchte.

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Fette Beute für WissenshungrigeLesenswert WAS IST WAS: Wölfe. Von Erik Zimen. Tessloff

Verlag, 2010, ISBN 978-3-7886-0667-1, Euro 9,95 Der Wolf: Ein Raubtier in unserer Nähe.

Von Hansjakob Baumgartner u. a. Haupt Verlag, 2008, ISBN 978-3-2580-7274-6 Euro 29,90

Der Wolf: Zwischen Mythos und Wahrheit. Von Angelika Sigl. Dörfler, 2005, ISBN 978-3-8955-5275-5 Euro 9,95

Broschüre »Wölfe in Bayern«. Herausgegeben von der BN-Kreisgruppe Freyung-Grafenau, kostenlos.

Alle Bücher und die Broschüre sind zu bestellen bei der BN Service GmbH, Tel. 0 91 23­9 99 57­0, Fax ­99, [email protected]­naturschutz.de, www.service.bund­naturschutz.de. Mehr Literatur zum Wolf: www.bund­naturschutz.de/magazinWebsites www.bund-naturschutz.de/wolf www.wolfsregion-lausitz.de www.stmug.bayern.de/umwelt/naturschutz www.nabu.de www.gzsdw.de

Erlebenswert Laden Sie unseren Autor und Wolfsexperten Christian Hierneis

zum Vortrag ein: 01 78 - 5 37 20 48, [email protected]. Gehen Sie mit unserem Autor Peter Sürth auf große Wolfs-

expedition: Infos siehe Seite 11. Reisen Sie mit dem BN nach Rumänien, wo der Wolf noch ein

selbstverständlicher Teil der Natur ist. Infos und Anmeldung unter Tel. 0 91 23 - 9 99 57 - 10, www.bund-reisen.de.

Nutzen Sie die vielfältigen Angebote des Nationalparks Bayerischer Wald. Vom Wolfsrudel im Tierfreigelände bis zum Kindergeburtstag, Thema »Luchs und Wolf«. Alle Infos unter www.nationalpark-bayerischer-wald.de.

Holen Sie sich oder Ihren Kin-dern den Wolf zum Kuscheln nach Hause. Das hochwertige, circa 20 Zentimeter lange Plüschtier ist für 40,20 Euro zu bestellen bei der BN Service GmbH, Adresse s. o.

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Herausgeber: Bund Naturschutz in Bayern e. V. (BN), vertreten durch Peter Rottner, Landes-geschäfts führer, Dr.-Johann-Maier-Str. 4, 93049 Regensburg, www.bund-naturschutz.deRedaktion: Manfred Gößwald (verantwortlich), Tel. 09 41-2 97 20-22, Fax -31, [email protected] Gestaltung: Gorbach GmbH, Utting a. Ammersee(Layout: Waltraud Hofbauer)Titelfoto: Markus EsslerDruck: Aumüller Druck KG, RegensburgAuflage: 10 000Bezug: BN Service GmbH, Tel. 0 91 23 - 9 99 57- 0, www.service.bund-naturschutz.deBN­Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft, Konto 8 844 000, BLZ 700 205 00»Natur+Umwelt« wird auf 100 % Recycling - papier gedruckt.

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Wölfe haben in Deutschland keinen leichten Stand. Dabei sind die Vorfahren unserer Haus-hunde faszinierende Geschöpfe, die ihren Platz in Bayern nden würden – wenn wir sie nur ließen.

Der BN setzt sich dafür ein, dass Wölfe und Menschen friedlich miteinander leben können. Helfen Sie uns dabei. Werden Sie Mitglied im BN. Denn je mehr Menschen sich für die gute Sache einsetzen, desto mehr können wir bewegen.

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