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Der Zweijahresplan und die Kredite in der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands Author(s): E. P. Source: FinanzArchiv / Public Finance Analysis, New Series, Bd. 11, H. 4 (1949), pp. 634-655 Published by: Mohr Siebeck GmbH & Co. KG Stable URL: http://www.jstor.org/stable/40908589 . Accessed: 14/06/2014 01:03 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . Mohr Siebeck GmbH & Co. KG is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to FinanzArchiv / Public Finance Analysis. http://www.jstor.org This content downloaded from 195.34.79.223 on Sat, 14 Jun 2014 01:03:02 AM All use subject to JSTOR Terms and Conditions

Der Zweijahresplan und die Kredite in der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands

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Der Zweijahresplan und die Kredite in der sowjetischen Besatzungszone DeutschlandsAuthor(s): E. P.Source: FinanzArchiv / Public Finance Analysis, New Series, Bd. 11, H. 4 (1949), pp. 634-655Published by: Mohr Siebeck GmbH & Co. KGStable URL: http://www.jstor.org/stable/40908589 .

Accessed: 14/06/2014 01:03

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Der Zweijahresplan und die Kredite in der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands

von

E.P. Der nachstehenden Arbeit über den Wirtschaftsplan 1948 und den Zwei-

jahresplan 1949/1950 zur Wiederherstellung und Entwicklung der Friedens- wirtschaft in der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands (SBZ) ist der Text zugrunde gelegt, wie er im Sonderheft „Die Wirtschaft" vom Juli 1948 veröffentlicht ist. Die jeweils in Klammern () beigefügten Seitenzahlen beziehen sich auf diese Sonderschrift.

Es soll der Versuch gemacht werden, die Finanzdaten des Zweijahres- planes (künftig kurz Plan genannt) mit dem Problem der Kreditgewährung in Beziehung zu bringen. Im Spiegel des Geldwesens soll das in den Plan eingebaute wirtschaftliche Wollen und Können im finanziellen Sektor einer näheren Betrachtung unterzogen werden.

Hierzu erscheint es notwendig, einige allgemeine Ergänzungen voran- zuschicken.

Die textliche Formulierung des Planes umreißt klar und unmiß ver- verständlich sein Ziel und seinen Zweck. Weil wir in der SBZ noch keine eigentliche Friedenswirtschaft, in des Wortes bester Bedeutung, haben, darum hat man das Plan werk geschaffen. Der Plan soll den Weg zur Wie- derherstellung der Friedenswirtschaft weisen und ihre Entwicklung fördern. Noch wissen wir nicht, wann wir in Deutschland einen Friedensvertrag haben werden. Unbeirrt aber von dieser Ungewißheit soll der Weg zur künftigen Friedenswirtschaft planmäßig beschritten werden.

Ein Trost erhellt den dunklen Weg zu diesem Ziel* „Die SBZ behält den industriellen Charakter bei" (S. 9). Der Plan rechnet also nicht mehr mit der im ersten Jahre nach dem

Zusammenbruch drohenden sogenannten Reagrarisierung Deutschlands. Diese Feststellung entscheidet generell über das lebensberufliche Schicksal von Millionen Einzelner, ihrer Familien und das der heranwachsenden Jugend. Die Mehrzahl der Plan-Kredite wird in diesem Zusammenhange industriellen Charakter tragen. Allerdings bedarf der Begriff „Beibehal- tung des industrieellen Charakters der SBZ" noch einer Erläuterung. Er dürfte so zu verstehen sein, daß man zunächst mit der Industrie-Kapazi- tät nach dem Stande vom 30. Juni 1948, dem Stichtage für den Plan,

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Der Zweijahresplan und die Kredite in der sowjetischen Besatzungszone 635

rechnet. Gegenüber dem üblichen Vergleichs-Kapazitäts jähre von 1936 ent- fallen also die zerstörten und demontierten Werke. Offen läßt der Plan eine klare Stellungnahme bezüglich der Eingliederung der industriellen sowjetischen Aktiengesellschaften. Davon abgesehen, wird die Zukunft der „hochentwickelten Industrie der SBZ für gesichert erklärt" (S. 9).

Über die grundsätzliche Beibehaltung des zonalen Industriecharakters hinaus geht also der Plan vom derzeitigen Kapazitätsstande aus, womit die Demontage als beendet angesehen wird. Damit wird zugleich den der- zeitigen Industriearbeitern ihre Beschäftigungsmöglichkeit zugesichert.

„Arbeitslosigkeit gibt es in unserer Zone nicht" (S. 6). Der Staat nimmt also auch weiterhin dem Einzelnen die ev. Sorge

um den Arbeitsplatz ab. Das geht allerdings zwangsläufig auf Kosten der Berufswahl und der Freizügigkeit.

Mit einer gewissen Scheu hält sich der Plan von dem Gedanken an eine Verbindung mit dem ausländischen Kapital zwecks Kreditaufnahme fern. Der Plan stellt zwar grundlegend „die Notwendigkeit, eine Reihe von Betrieben mit Hilfe bedeutender Kapital- investierungen wieder herzustellen, zu erweitern bzw. neu aufzubauen" (S. 15) fest, aber er deklariert, „uis Werktätigen . . . und ihre demokratischen Organisationen werden . . . die Friedenswirtschaft . . . auf neuer demokratischer Grundlage ohne sklavische Ab- hängigkeit vom Auslandskapital wieder herstellen und entwickeln" (S. 1).

Nicht klar ist, ob bei dieser Formulierung der Ton nur auf sklavisch im Besonderen oder auf Abhängigkeit im Allgemeinen iiegen soll. Ob dieser Grundsatz „ohne Auslandskapital", im Hinblick auf den für Deutschland angestrebten mittleren europäischen Lebensstandard durchführbar sein wird, erscheint mehr als zweifelhaft. Es wird darauf noch zurückzukommen sein. Anscheinend hat man sich bei der Ausarbeitung des Planes zu sehr an die Vorgänge in der UdSSR angelehnt. Dieses größte und an Bodenschätzen reichste Land der Erde mit seiner dünnen Bevölkerungszahl von 9 Men- schen auf einer Million Quadratmeter kann autark wirtschaften und ist, abgesehen von der Pacht- und Leihschuld an die USA, ohne Auslandsan- leihen ausgekommen. Wenn aber die SBZ mit ihren 161 Menschen auf den Quadratkilometer in dieser ausgepowerten Lage das Gleiche tun will, kann das nur zu Lasten der Ernährung gehen. Hier dürfte das Sprichwort seine Geltung haben: „Wenn zwei das Gleiche tun, ist es noch lange nicht das Gleiche." In der SBZ stehen uns im Durchschnitt pro Kopf nur 60 Meter im Geviert als landwirtschaftliche Nutzungsfläche zur Verfügung. Unter solchen Umständen müssen wir immer, auch wenn wir den Acker in drei Schichten bearbeiten würden, bei der Besatzungsmacht um Brot betteln gehen, wenn wir den mittleren europäischen Lebensstandard zugrunde legen. Nach dem heutigen Stande der Wissenschaft können wir, unter dieser Vor- aussetzung, nicht aus unserer derzeitigen Scholle satt werden. Es will scheinen, als ob der Plan diesem Umstände zu wenig Rechnung getragen hat.

Wie dem auch sei, man kann aus dem Entschluß des Planes, sich von

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Auslandskrediten fernzuhalten, einen gewissen Vergleich konstruieren mit der Tendenz des „Großhungerns" des ehemaligen Preußens nach den Frei- heitskriegen, wenn auch Preußen damals wesentlich dünner bevölkert war.

Zweck und Ziel des Planes werden an verschiedenen Stellen im Text umrissen. So heißt es u. a.

„Unsere Aufgabe besteht darin, die Wirtschaft unserer Zone in jeder Weise zu heben und zu entwickeln, wobei wir sie als einen Teil der Wirtschaft eines geeinten demokratischen Deutschlands betrachten" (S. 15).

Es gibt wohl keinen Deutschen, der diesen Wunsch nach einem ge- einten, oder, wenn das zunächst noch nicht möglich sein sollte, nach einem vereinten Deutschland aus tiefstem Herzen unterschreibt.

Unter diesem Gesichtswinkel wird auch der Ruf des Planes an die Kenner und Könner zur Mitarbeit auf allen Sektoren des Wirtschaftslebens nicht ungehört verhallen. Er lautet „Spezialisten, die ihre Kenntnisse und ihre Kräfte zum Wohle der Gesellschaft ehrlich und loyal zur Verfügung stellen, sind unserem Volke von großem Wert" (S. 23).

Zwei Ergänzungen seitens der DWK scheinen hierzu allerdings noch erwünscht : 1. die Erklärung, daß mit „Gesellschaft" ganz Deutschland gemeint ist, 2. nähere Angaben darüber, wie die Nutzbarmachung der großen Werte, welche

in der Mitarbeit der Spezialisten bestehen, praktisch gedacht ist. Nachdem in der Zwischenzeit der Beschluß über die Zusammensetzung

des Förderungsausschusses für verdiente Wissenschaftler, Techniker, Schrift- steller und Künstler veröffentlicht worden ist 1), dürfte die im zweiten Punkt soeben erwähnte Angelegenheit in Fluß kommen.

Und nun zum Thema „Der Zwei jahresplan und die Kredite." Im Text des Planes findet sich kein besonderes Kapitel, das sich speziell

mit einer systematischen Übersicht über die benötigten Kredite befaßt. Die Hinweise darauf ergeben sich vielmehr, einzeln und verstreut, aus zahl- reichen Stellen des Plantextes. Sie werden nachstehend zusammengefaßt, unter jeweiliger Stellungnahme im einzelnen dazu.

Gewissermaßen als Kahmen für das Bild der generellen, fundamentalen Bedeutung der Plankredite kann folgende Stelle angesprochen werden :

„Das Finanz- und Kreditsystem wird eine wesentliche Bolle spielen bei der Sicherung der notwendigen Investierungen für die Industrie, indem es die Betriebsgewinne von Handel, Industrie und Gewerbe und die Ersparnisse der Bevölkerung nach besten Kräften mobilisiert" (S. 14).

Einzelheiten über die Höhe der zu mobilisierenden Betriebsgewinne werden im Plan nicht gebracht. Es sind nur Umsatzziffern aus 1947 be- kannt gegeben (S. 12).

in Milliarden Reichsmark

1. Umsatz Großhandel SBZ 6,9 2. Umsatz Einzelhandel SBZ (einschließlich Bäckereien und

Fleischereien) 6,8 *) Zentralverordnungsblatt Teil I Nr. 38/1949 (Berlin) vom 16. Mai 1949,

S. 301.

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Der Zweijahresplan und die Kredite in der sowjetischen Besatzungszone 637

Über Industrie und Gewerbe fehlen zusammenfassende Umsatzziffern. Welche Betriebsgewinne in der SBZ erzielt worden sind, ist weder aus dem Plan noch sonst bekannt. Eine zonale Scheu vor einer umfassenden volks- wirtschaftlichen Publizistik macht sich auch hier, wie bei zahllosen anderen Gelegenheiten, nachteilig bemerkbar. Bei der Drosselung der Gewinn- spannen, vor allem im Handel, dürfte mit für den Plan beachtlichen Sum- men kaum zu rechnen sein. Wegen der Ersparnisse der Bevölkerung vgl. Tabelle 4.

Zu Trägern des Kreditgebäudes bestimmt der Plan die neuen Ban- ken, Sparkassen und Kreditgenossenschaften.

„Sie bilden die Grundlage eines neuen Kreditsystems in Deutschland" (S. 1).

Im Zuge der Verstaatlichung des Kredites erscheint es hier zweckmäßig, einen kurzen Kückblick auf die Entstehung und den Aufgabenkreis der neuen Kreditinstitute zu geben.

Die Schließung der alten Kreditinstitute und der Neuaufbau der Kredit- organe in der SBZ geht zurück auf den Befehl Nr. 01 der SMAD vom 23. Juni 1945. Damals haben alle in der SBZ bestehenden Banken aller Art, alle Spar- und Girokassen, sowie alle Reichsbankanstalten ihre Tätig- keit in der Zone eingestellt. Eine Liquidation im Sinne des HGB war nicht vorgesehen. Zu gleicher Zeit erschienen mit der Schließung der Altbanken in den Ländern und damaligen Provinzen Verordnungen über die Gründung von Landes- und Provinzialbanken. Seit September 1947 firmieren sie als Landes-Kreditbanken. Sie haben die Aufgabe, den öffentlichen und pri- vaten Geld-, Zahlungs- und Kreditverkehr zu pflegen, dem Sparbedürfnis der Bevölkerung zu dienen und die bankgeschäftlichen Bedürfnisse der Wirt- schaft zu befriedigen. Die ursprüngliche Ermächtigung zur Ausgabe von Pfandbriefen ist wieder zurückgezogen worden. Schließlich können die Lan- deskreditbanken im Auftrage der Regierung die Durchführung besonderer Finanzgeschäfte übernehmen.

An Stelle der geschlossenen Sparkassen sind im Verordnungswege neue öffentlich-rechtliche Sparkassen errichtet worden. Ihre Struktur hat eine einheitliche Ausrichtung durch die Mustersatzung vom 1. August 1946 er- fahren. Nach derselben haben die Sparkassen die Aufgabe, der Bevölkerung Gelegenheit zu geben, Ersparnisse sicher und verzinslich anzulegen, den Geldverkehr zu erleichtern und Kredite zu gewähren.

Die Kreditgenossenschaften haben ihre Tätigkeit gemäß Befehl der SMA vom 15. Januar 1946 neu begonnen. Die frühere Aufgliederung in gewerbliche und ländliche Kreditgenossenschaften ist beibehalten worden. Betreut werden sie von Zentralbanken oder Zentralverbänden. Die Auf- gabe der Kreditgenossenschaften besteht im wesentlichen im Betrieb von Geld- und Kreditgeschäften zwecks Förderung der Entwicklung der gewerb- lichen und landwirtschaftlichen Produktion.

Im April 1947 sind zur Regelung des Geldumlaufes und zur Erleich- terung des Zahlungsausgleiches in den Ländern der SBZ Emissions- und Girobanken durch Ländergesetze errichtet worden. Zugleich mit dem Stadt- kontor Berlin wurden sie zu Mitgliedern der bereits im September 1945

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im Verordnungswege ins Leben gerufenen Bankenverrechnungsstelle Pots- dam bestellt. Ausschließlicher Zweck dieser Verrechnungsstelle ist, als Ab- rechnungsstelle für die ihr angeschlossenen Banken zu dienen.

Das Privatbankgewerbe hat in der SBZ seine frühere Bedeutung ver- loren. Seine Rolle bei einer Kreditgewährung im Rahmen des Zweijahres- planes dürfte ohne wesentliche Bedeutung sein.

Anders hingegen ist die Lage bei der (russischen) Garantie- und Kredit- bank AG. Sie findet im Plane keine Erwähnung. Da man ihr jedoch im Zuge der Währungsreform 1948 ein Milliarden- Guthaben bei der Deutschen Notenbank, Berlin, zuspricht, wäre ihre Einschaltung bei einer Kredit- gewährung im Rahmen des Planes, wenigstens theoretisch, sehr wohl mög- lich. Angesichts der allgemeinen zonalen Kapitalarmut wäre die Nutzbar- machung dieser Mittel sogar erwünscht.

Die Deutsche Investitionsbank, Berlin, stellt die neueste Bankengrün- dung in der SBZ dar (Oktober 1948). Sie wird in Zukunft die einzige zen- trale Stelle zur Gewährung langfristiger Darlehen aller Art (einschließlich Hypotheken) sein. Alle übrigen Kreditinstitute dürfen nämlich ab 15, Okto- ber 1948 keine Hypotheken und keine langfristigen Kredite mehr ausleihen mit Ausnahme der kleinen Darlehen bis zu DM 10 000. - (Tägliche Rund- schau vom 16. Oktober 1948). Die Deutsche Investitionsbank soll als Kapitalausgleichstelle in der SBZ dienen. Dazu ist für sie u. a. die Ausgabe von 4%igen Schuldverschreibungen vorgesehen. Wie jedoch die Anordnung über die Durchführung und Finanzierung des Investitionsplanes des Volks- wirtschaftsplanes (soll damit wohl der Zweijahresplan als solcher zu den Akten gelegt werden?) der SBZ für 1949 vom 30. März 1949 x) erkennen läßt, werden die für Investitionszwecke benötigten Mittel nicht durch Wertpapieremissionen beschafft. Als Finanzquelle kommen vielmehr ausschließlich die Haushaltungen der Deutschen Wirtschafts- kommission, ihrer Verwaltungen, der übrigen zonalen Verwaltungen, der Länder der SBZ sowie aller übrigen Investitionsträger der volkseigenen Wirtschaft in Frage.

Der Plan nennt zwei Wege der Kreditgewährung. Der eine führt über die Bereitstellung von Mitteln im Etat, der andere über die Aufnahme von Anleihen für Sonderzwecke. Wie man wohl aus der soeben zitierten Finanz- gebarung der DWK schließen darf, ist der ursprünglich in Rechnung ge- stellte Sparwille der Bevölkerung der SBZ offensichtlich hinter den Erwar- tungen zurückgeblieben. Das Kapitalschöpfungsventil aus Anleihemitteln scheint dem Zweijahresplan zunächst verschlossen zu bleiben.

Wenn früher ein Staatsbudget, trotz aller Steuererhöhungen und Ein- sparungsmaßnahmen, nicht ausgeglichen werden konnte, ist üblicherweise eine Anleihe begeben worden. Hieran dürfte man wohl auch in der SBZ vorsorglich bereits bei der Durchplanung der Währungsreform vom 23. Juni 1948 gedacht haben, als man nämlich den Besitzern der zonalen Landes- anleihen entgegenkommenderweise eine Umwertung von 1 : 1 zugesprochen hatte. Die werbende Wirkung dieser Substanzerhaltung bei den 600-Millionen

*) Zentralverordnungsblatt, Teil I, Nr. 33/1949 vom 30. April 1949, S. 259 ff.

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Der Zweijahresplan und die Kredite in der sowjetischen Besatzungszone 639

Landesanleihen erschien zunächst verlockend. Im ganzen dürfte wohl auch eine günstige Rückwirkung auf die künftige Zeichnungsbereitschaft des Publikums nicht ausgeblieben sein, wenn nicht offensichtlich nach der Wäh- rungsreform ganz allgemein eine andere Einstellung zur freiwilligen Hin- gabe brachliegender Geldmittel an Sparkassen und Banken in der breiten Masse der Bevölkerung Platz gegriffen hätte.

Welche Einzelausgaben der Finanzierung sind im Plan besonders vor- gesehen ?

Zunächst liegt eine genaue Aufstellung der Budgetausgaben der SBZ aus den Jahren 1946 und 1947 vor für den „Bedarf der Friedenswirtschaft und der Kultur" (S. 8). Die Ausgaben haben damals betragen : 1946 = 5.760 Millionen Reichsmark 1947 = 6.380 Millionen Reichsmark. In den beiden Jahren ergibt das

12.140 Millionen Reichsmark. (S. 14). Die für die beiden Jahre zusammengefaßten Etatausgaben verteilen

sich auf folgende Haushalttitel (S. 14): (siehe Tab. 1) Will man aus diesen Ziffern Schlüsse auf die Budget- Ausgaben in der

Zone im Sinne der Finanzierung des Planes ziehen, so läßt sich leider nicht viel dazu sagen. Der auch anderweitig zu beobachtende Mangel an statisti- scher Kontinuität wirkt sich leider hemmend aus.

Wir wissen zunächst (Herbst 1948) nur, daß die Einnahmen des laufen- den Etats etwa eine Milliarde DM Ausfälle erleiden werden. Ob es mög- lich sein wird, diesen Ausfall durch den angekündigten 20%igen Personal- abbau auszugleichen, wird in der Öffentlichkeit bezweifelt, zumal die in- zwischen erfolgten Gehaltserhöhungen der verbliebenen Behördenangestell- ten die Einsparungen ausgeglichen, teilweise sogar überschritten haben sollen. Da die für 1948 vorgesehenen Titelsummen gemäß Tabelle 1 Spalte 5 um mindestens 26% höher liegen als der vorhergehende zweijährige Durch- schnitt, so werden sich auch von dieser Seite aus im Zuge der Planung EinsDarunsren kaum begründen lassen.

1. O ÇJ

Tabelle 1:

1946 + durch- Erhöhung Uá' Haushalt-Titel xi Lumui ir^„ schnitt- 1948 1948 * gegen *° xi Haushalt-Titel xi Lumui ir^„ 1947 lieh ,. , auf t ,

* ' *° gegen ._ xi Nr. lieh ,. , auf t geplant

, Durchschnitt ._

insgesamt i janr 1946/47

(1) (2) 1 (3) 1 (4) I (5) 1. für Unterhaltung und Ent- in Millionen Reichsmark DM in %

Wicklung des Verkehrs- wesens 2600 1300 1667 + 28%

2. der Industrie 375 187 598 + 220% 3. von Handel und Versor-

gung 1206 603 - - 4. der Landwirtschaft 610 305 415 4- 36% 5. des Bildungswesens 1375 687 867 + 26% 6. für Renten und Beihilfen 1849 924 - - 7. des Gesundheitswesens - - 336 -

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640 e. p.

Inwieweit aus dem Etat die einzelnen Beträge als Kredite gewährt wer- den, deren Tilgungsraten dann in den nächsten Jahren als Haushalt-Ein- nahmen erscheinen, kann hier, als eine internfiskalische Angelegenheit, außer Ansatz bleiben. Im Plan selbst finden sich hierzu keine Anhaltspunkte. Der Schluß liegt nahe, daß man beim Ausgleich der kommenden Etats auf Anleihen nicht wird verzichten können, wenn auch die technischen und die psychologischen Voraussetzungen dafür zur Zeit noch, nicht gegeben sind.

Der Plan selbst sieht langfristige Kredite in Hohe von 2 Milliarden DM vor (S. 17). Dabei werden die Investierungen der Unternehmen aus eigenen Mitteln nicht mit eingerechnet (S. 14). Das ist in verschiedener Hinsicht von Interesse. Einmal tritt hier der grundsätzlich gesunde Rentabilitäts- gedanke klar zutage. Danach haben alle Betriebe auf Gewinn hin zu wirt- schaften. Das ist volkswirtschaftlich begrüßenswert. Dieser Gewinn soll aber nicht an den nächsten Etat abgeliefert werden, sondern neu im Betrieb zur Investierung gelangen. Solche Investition bedeutet nun zwar für die Zukunft eine Vergrößerung der Werkkapazität und gesteigerte Ertragsmög- lichkeit; für den nächsten Haushaltplan ergibt sich jedoch, aus dem Fehlen der in Neuanlagen umgewandelten Werküberschüsse, eine Belastung. Der gegenwärtigen Generation, die sowieso an Hunger und Elend hinsiecht, wird durch die Maßnahme der Gewinninvestierung nicht nur keine Entlastung gebracht, sondern noch die Last des Betriebsausbaues (zum eigentlichen Nutzen der nächsten Generation) aufgebürdet.

Und das stimmt, in Ansehung aller Umstände, bedenklich, zumal, wenn man überlegt, wie ganz anders die Lage durch Hereinnahme von Fremd- kapital gestaltet werden könnte. Doch das lehnt ja der Plan grundsätzlich ab, wenn auch der Grundsatz durch das Schuldigbleiben der Kaufsumme für die 1000 Traktoren aus der UdSSR im Frühjahr 1949 bereits durchbro- chen ist.

Welche näheren Ausführungen zu dem erwähnten langfristigen Gesamt- kredit von 2 Milliarden DM finden sich im Plan?

Als besonders wichtig rückt der Plan folgende Aufgabe in den Vor- dergrund der Betrachtung:

„Die Wiederherstellung und Verbesserung des gesamten Transportwesens der Zone ist ... vordringlich notwendig" (S. 11).

Der Plan sieht hierzu eine Investierung von 80 Millionen DM vor für a) Streckeninstandsetzung, b) Bahnbetriebswerke, c) Brückenbauten, d) Berliner S-Bahn, e) Bahnhöfe-Bauten in Berlin, Leipzig, Magdeburg, f) Bau von Eisenbahner- Wohnungen. Es dürfte zweckmäßig sein, zur Deckung dieser verhältnismäßig ge-

ringen Ausgaben den Weg einer allgemeinen Eisenbahn- Sonderanleihe zu beschreiten. Die Deutsche Reichsbahn hat, in den Augen der Bevölkerung und in Ansehung ihrer fiskalischen Sonderstellung, sowie im Hinblick auf ihre Aufgabe, ihr Personal und ihr Vermögen immer eine besondere Position eingenommen.

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Der Zweijahresplan und die Kredite in der sowjetischen Besatzungszone 641

Einen Überblick über die von der Deutschen Reichsbahn seit 1930 begebenen Sonderanleihen zeigt die Tabelle 2 :

Tabelle 2:

Lfd. Nennbetrag Zinssatz Laufzeit at a Ai-i. j Ai-i. Bezeichnung der Anleihe , . , ., at Nr. der a Anleihe Ai-i. der j Anleihe Ai-i. der , Anleihe . , .,

(1) (2) (3) (4) Millionen

1. RM 150 6% Reichsbahn- Schatzanweisungen von 1930 (mündelsicher) 5 Jahre

2. RM 295 5y2% Internationale Reichsbahn- An- leihe von 1930 -

3. RM 257 4y2% Steuerfreie Reichsbahn-Anleihe von 1931 -

4. RM 500 4y2% Deutsche Reichsbahn- Schatzan- weisungen von 1936 8 Jahre

5. RM 500 4y2% Deutsche Reichsbahn- Schatzan- weisungen von 1939 10 Jahre

6. RM 1500 4% Deutsche Reichsbahn- Anleihe von 1940 25 Jahre

7. RM 150 3y2% Deutsche Reichsbahn- Schatzan- weisungen von 1941 10 Jahre

Die Summe der langfristigen Verbindlichkeiten der Deutschen Reichs- bahn hat 1941 = 4,1 Milliarden RM betragen1).

Bei der Bau-Finanzierung von Eisenbahner- Wohnungen dürfte es finanz- technisch zweckmäßig sein, den in seinem Kern gesunden und wertvollen Gedanken des Bausparens und die auf diesem Gebiete entwickelte Praxis nutzbringend einzuschalten. Die Grundlage des Sparenkönnens ist bei den fraglichen Kreisen gegeben, sofern der Sparsinn einen entsprechenden Im- puls erfährt. Die Unterschrift des Wohnungsanwärters unter einem staat- lich garantierten Bau- Vertrag dürfte dem Sparwillen nicht nur des betref- fenden Einzelnen, sondern, darüber hinaus, der Gesamtheit einen zeitge- mäß nur zu begrüßenden Auftrieb zum Sparen überhaupt geben. Der Geld- überhang in den Kreisen der Eisenbahner konnte, zweckmäßig für alle be- teiligten Kreise, abgeschöpft und eine sinnvolle, volkswirtschaftlich wich- tige und privatwirtschaftlich lockende Anlage, durch Investierung im Bau von Eisenbahner- Wohnungen erfahren. Im Sektor der Eisenbahner würde, währungstechnisch gesprochen, die Geldumlaufsgeschwindigkeit steigen. Der Notenumlauf würde sich entsprechend vermindern. Darüber hinaus würde dieses Finanzierungswerk, bei richtigem Start, vermutlich die Aktivisten weiterer Kreise auf den Plan bringen.

Hierbei wäre zunächst an folgende Stelle des Plantextes zu denken, in der es heißt:

*) Quelle: Spezialarchiv der Deutschen Wirtschaft, Hoppenstedt & Co., Berlin, S.-A. I 1/5 ... 5. 142 42 S. 1-8.

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642 e. p.

„Die Ausgabe von langfristigen Anleihen zum Eigenheimbau ist für die besten Betriebsarbeiter zu erweitern" (S. 22).

Um diesen Hinweis, im Sinne einer Neubelebung des Bauspargedankens, zahlenmäßig zu untermauern, seien kurz folgende Daten gegeben.

Tabelle 3:

(Jahr 1931) *) a) Gesamtzahl der Bausparkassen in Deutschland 255 b) bei allen Bausparkassen zugeteilte Bausparsumme (in

Millionen RM) 400 c) Gesamtzahl aller Bausparer 300 000 d) prozentualer Anteil der bausparenden Arbeiter (bei den

einzelnen Kassen verschieden) 15 - 35% e) anteilige Bausparsumme 2) 1 333 EM 2)

Gerade die besten, tüchtigsten Arbeiter, von denen im Plane die Rede ist, werden weitgehend und leicht für den finanziell tragbar gestalteten bau- sparmäßigen Erwerb eines Eigenheimes zu gewinnen sein. Die Zahl der in Frage Stehenden wird im Plan selbst nicht genannt. Unter Berücksichti- gung der Daten in Tabelle 3, c und d, und in Ansehung der Einwohnerzahl der SBZ im Verhältnis zu der von Gesamtdeutschland kommt man, rein rechnungsmäßig, auf eine Zahl von etwa 16 000 zu interessierenden Arbeiter- Bausparern. Wegen Fehlens jeglicher weiterer Berechnungsunterlagen wird von einer Durchplanung mit dem Ziel einer zu schätzenden Kreditsumme Abstand genommen.

In der Presse8) ist von nahezu 50 Millionen DM die Rede, welche „aus Mitteln der Kreditinstitute in Form langfristiger Kredite für den privaten Wohnungsbau zur Verfügung gestellt werden sollen."

Ob die Eigenheimfinanzierung für die besten Arbeiter darin einge- schlossen ist, bleibt unklar. Außerdem sind die Ausführungen widerspruchs- voll, weil für die Kreditinstitute seit dem 15. Oktober 1948 die Möglich- keit für eine langfristige Kreditgewährung nur noch in kleinem Rahmen gegeben ist.

Zweck der Anregung, wie sie sich aus einer gegenüberstellenden Be- trachtung vom Zweijahresplan und den Krediten ergab, war, den Gedanken des Bausparens in das Planen von Eigenheimen für die besten Arbeiter mit einzubauen. Das Ziel soll sein, den zur Zeit nicht recht gangbaren Weg über den Anleihemarkt zu ersetzen durch Mobilisierung des Sparwillens in Arbeiterkreisen.

Zur Wiederherstellung der Industrie und anderer Wirtschaftszweige sind im Plan für 1948 bis zu 900 Millionen DM langfristige Bankkredite vor- gesehen. Davon werden 410 Millionen DM an Neubauern gewährt. Diese Kredite sind in langfristiger Form

*) „Das deutsche Bausparen" von Dr. A. K r a h n und Dr. B. Kalten- b o e e k , Verlag Reimer Hobbing, Berlin, 1932, S. 15.

2) auf den Kopf des Bausparers. 3) Tägliche Rundschau vom 16. Oktober 1948.

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Der Zweijahresplan und die Kredite in der sowjetischen Besatzungszone 643

„für die Festigung der Neubauernbetriebe zu günstigen Bedingungen" (S. 12) in Aussicht genommen. Die Tatsache, daß ab Mitte Oktober 1948 die Ge- währung fast aller langfristigen Bankkredite bei der Deutschen Investitions- bank zentralisiert worden ist, war bei der Niederschrift des Planes noch nicht bekannt und bleibt daher hier außer Ansatz.

Über die veränderte Struktur der Kreditinstitute in der SBZ nach dem Zusammenbruch sind bereits eingehende Ausführungen gemacht wor- den. Es bleibt noch zu untersuchen, welche Mittel den Banken, Sparkassen und Kreditgenossenschaften nach der Währungsreform verblieben sind, die sie den Planaufgaben zur Verfügung stellen können. Hierzu

Tabelle 4:

Vor der Nach der

Lfd. Schreibgeld in der Währungsreform Wert Verminderung

Nr. SBZ vom 23. Juni 1948 in Prozenten in Milliarden

~ RM I DM

(1) (2) (3) (4) 1. Spareinlagen 3,5 1,0 ./. 71% 2. Giroguthaben, Son-

stige Einlagen 15,7 5,3 ./. 66%

I Schreibgeld insges. | 19Ü | 6^3 | ./. 67%

Das Ergebnis der Zusammenstellung ist folgendes: Unmittelbar nach der Währungsreform stehen, unter Zugrundelegung

der Planangaben per 1. Januar 1948, für neue Ausleihungszwecke seitens der Kreditinstitute in der SBZ rein rechnerisch zur Verfügung:

Tabelle 5: in Milliarden DM Bemerkungen

Einlagen insgesamt 6,3 davon ab: Ausleihungen (umgewertet 1:1) insgesamt 3,0 48% aller

Einlagen für neue Ausleihungen verfügbar: 3,3

Hierbei ist jedoch folgendes zu bedenken: Fast alle Kreditinstitute sind aus der Währungsreform mit Umwer-

tungs- Verlustsalden hervorgegangen. Insgesamt handelt es sich um Mil- liarden-DM-Beträge, für die Deckung beschafft werden muß, wenn die Ein- lagen der Kunden flüssig gemacht werden sollen. Im übrigen ist der An- teil der langfristigen Ausleihungen gegenüber den gesamten DM-Einlagen durch die Währungsreform von 6% auf 16% gestiegen. Demgemäß hat sich die rechnerische Bankenliquidität verschlechtert. Eine nennenswerte Erhöhung der für Ausleihungen verfügbaren Summe durch neue Spar- oder Giroeinlagen dürfte (bis Mitte November 1948) kaum erfolgt sein. Im Lande

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Sachsen sind die Spareinlagen von Oktober 1948 bis Dezember 1948 um 10% zurückgegangen. Auch sonst überwiegen, soweit bekanntgeworden, die Abhebungen die Einzahlungen. Dies dürfte vor allem bei den Konten der Behörden, Betriebe, Unternehmungen, Dienst- und Parteistellen der Fall sein, welche zunächst durch die günstige Umwertungsquote 1 : 1 über größere Guthaben verfügt haben. Im Zuge dieser Geldverknappungen sind z. B. landeseigene Betriebe zu Zahlungen mittels Akzept übergegangen. Und die Zweigstellen der Landeskreditbanken verhalten sich, offensichtlich aus den gleichen Gründen, Kreditgewährungsanträgen gegenüber im allge- meinen sehr zurückhaltend.

Eines dürfte sich zwangsläufig ergeben: Schrumpfung der Guthaben und des tatsächlichen Bargeldumlaufes

durch Sparen in den Strumpf und in die Schublade, also durch Kaufkraft- überhang in der Tasche des „Kleinen Mannes", mäßige Zunahme der Geld- umlauf sgeschwindigkeit, ungefähres Festhalten am 1944er Preisniveau und Zunahme des Güterangebotes kennzeichnen die monetäre Lage in der SBZ etwa ein Jahr nach der Währungsreform. Die Neueinführung der Freien Kaufläden und der Freien Gaststätten durch die DWK dürfte die ungün- stige Entwicklung der privaten Spar- und Bankeinlagen noch verstärken. Im Zuge reichlicheren Warenangebotes wird die Geldumlaufsgeschwindig- keit noch steigen.

An diesen Tatsachen wird man bei einer Stellungnahme zum Zweijahres- plan und seinen Krediten nicht vorübergehen dürfen. Sie scheinten auch bei der Gründung der Deutschen Investitionsbank mitgewirkt zu haben.

Welcher Prozentsatz nun von dem 3,3 Milliarden DM für das große Kreditprogramm des Planes im Jahre 1948 tatsächlich zur Verfügung steht, läßt sich schwer schätzen. Im Hinblick auf den dargelegten Schreibgeld- schwund erscheint es jedoch ziemlich ausgeschlossen, daß die Kreditinstitute von sich aus, also aus eigenen Mitteln, die vorgesehenen Kredite in Höhe von 2 Milliarden DM gewähren können.

Abgesehen von der zur Zeit nicht durchführbaren Anleihebegebung und von der an anderer Stelle bereits erwähnten möglichen Einschaltung der mit Milliardenbeträgen flüssigen Garantie- und Kreditbank AG., Berlin* verbleibt wohl letzten Endes nur der Weg der Geldschöpfung eventuell über ein Sonderinstitut mit Kückgriffsmöglichkeit auf die Deutsche Notenbank, Berlin. In der Praxis wird das allerdings durch die Besatzungsmacht zur Zeit abgelehnt. Sie hält an der Unveränderlichkeit der seit dem Stichtage der Währungsreform umlaufenden, zufällig zustande gekommenen Bargeld- menge von 3,3 Milliarden DM zuzüglich der 0,8 Milliarden DM-Bestände in den Kassen der zonalen Kreditinstitute fest.

Die am 15. Oktober 1948 erfolgte Gründung der Deutschen Investitions- bank als ostzonales Zentralinstitut für langfristige Kredite ist bereits er- wähnt worden. Die ihr zugewiesene Aufgabe als „Kapitalausgleichstelle" dürfte nur als euphemistische Umschreibung anzusprechen sein. Zur Zeit gilt es in der SBZ wohl mehr, Kapital zu schaffen, als solches auszugleichen.

Wie der Plan zu der Feststellung kommt,

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Der Zweijahresplan und die Kredite in der sowjetischen Besatzungszone 645

„die neuen Banken, Sparkassen und Kreditgenossenschaften sind in der Lage, alle Kreditanforderungen der Industrie, des Verkehrs, der Landwirtschaft und des Handwerks (der Handel findet in diesem Rahmen bereits keine Erwähnung mehr) zu erfüllen" (S. 1). bleibt unklar. Ähnliches gilt auch von folgender Textstelle des Planes, in der es heißt:

„Die Banken . . . sind eine Quelle der Budget- Einkünfte und decken die Bedürfnisse des Volkes" (S. 3/4).

Es darf hier daran erinnert werden, daß die Geldinstitute im Zuge der Währungsreform große Verluste erlitten haben. Länder, Gemeinden, Städte werden hier Etatmittel eingesetzt haben oder noch einsetzen müssen, um die volkseigenen Geldinstitute wieder flott zu machen. Wie also die Banken zu einer Quelle der Budget-Einkünfte werden sollen oder können, bleibt für den ernsten Mitarbeiter ein Geheimnis.

Die Ausführungen zu den langfristigen Krediten des Planes sind hier- mit abgeschlossen. Es wird jetzt Stellung genommen zu den wenigen, im Plantext angeführten Daten des mittel- und kurzfristigen Kredites. Es heißt dazu wörtlich:

„Für den Kraftwagen verkehr sind Ersatzteile im Werte von rund 40 Mil- lionen DM herzustellen" (S. 11).

Wie an anderer Stelle vorgesehen ist, sind im Kraftwagen verkehr 1948 etwa 40 Millionen Tonnen Güter zu befördern. Umgelegt auf die zu be- fördernden Tonnenmengen betragen also die geplanten Ersatzteil- Ausgaben im Durchschnitt = 1, - DM je Tonne. Angesichts der großen Kraftwagen- Nachfrage im Gütertransport und der wohl überwiegend günstigen finan- ziellen Position dieses Geschäftszweiges dürfte es möglich sein, dieses Er- satzteil-Finanzierungsprogramm großenteils aus eigenen Mitteln, zum min- desten aber kurzfristig, durchzuführen.

Hier steht dem Wechsel als Kredit- und Zahlungsmittel ein noten- bankpolitisch bedeutsames und zweckmäßiges Arbeitsfeld offen. Die neuen Kichtlinien für kurzfristige Kredite tragen dem bereits Rechnung1). Die für die Kreditinstitute erforderliche feste Rediskontierungszusage dürfte im Rahmen des Kreditlimits berücksichtigt sein. Ferner sind

„finanzielle Hilfsmaßnahmen vorgesehen, um die Maschinenausleihstationen der VdgB zu vermehren" (S. 12).

Der Zweck dieser Maßnahmen liegt, nach dem Plane, darin, den noch wenig versorgten Neubauernbetrieben, sowie den übrigen bedürftigen und

weniger leistungsfähigen Bauernbetrieben zu helfen. Ob und inwieweit diese Geldhilfen bereits in den Positionen

a) Unterhaltung und Entwicklung der Landwirt- wirtschaft (Tabelle 1, Spalte 4, Ziffer 4) = 415 Millionen DM

b) langfristige Kredite zur Festigung der Bauern- betriebe (S. 11) = 410 Millionen DM

*) Anordnung über kurzfristige Kredite vom 2. Januar 1949, DWK, Be- schluß S. 20/49, ZVOB1 S. 63 Abs. V 1 c, S. 14.

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Berücksichtigung erfahren haben, läßt sich aus dem "Wortlaut des Planes nicht ohne weitereg entnehmen.

Abgesehen davon dürfte vielfach die Möglichkeit bestehen, auch hier den Wechsel, und zwar als mittelfristiges- Kreditinstrument mit mehrmals abgestufter Prolongationszusage, einzuschalten. Die örtlich zuständige Raiff- eisenkasse wird, unter Rückgriff auf ihre Zentralkasse, die ihrerseits bei der Deutschen Notenbank rediskontieren kann, hier helferd eingreifen kön- nen. Zuschüsse zu den Zins- und Diskontspesen sind gegebenenfalls aus Etatmitteln bereitzustellen. Die jeweiligen Kreditlimite ziehen hier den äußeren Rahmen.

Die zu den einzelnen Kreditangaben des Planes jeweils entwickelten Gedankengänge stellen kein Finanzierungsnovum dar. Sie haben sich viel- mehr aus den Beobachtungen einer langen Praxis in Verbindung mit theo- retischen Erwägungen ergeben.

Die grundlegenden Erkenntnisse staatlicher Kreditgewährung macht sich auch die neue Deutsche Investitionsbank, Berlin, zu eigen. In der Presse *) finden sich folgende Auslassungen:

„Das neue Institut wird seine Aufgabe nur dann lösen können, wenn ihm die dafür notwendigen Mittel zur Verfügung gestellt werden. Hierfür gibt es nur einen Weg : Sparen!

Warnend und in die Zukunft weisend heißt es dann weiter: ,,Nur wenn die werktägige Bevölkerung einen Teil ihres Lohnes oder

Gehaltes nicht sofort verbraucht, sondern zur Bank oder Sparkasse bringt bzw. zum Kauf von Schuldverschreibungen verwendet, stehen Kreditmittel für Investitionsmittel zur Verfügung. "

Der Zwei jahresplan steht und fällt danach mit der neuen Deutschen Investitionsbank. Sie wird sich zu einer eisernen Volkssparkasse entwickeln müssen.

Letzten Endes aber wird der Plan, wie alle großen Staatspläne in Staats- Notzeiten, nicht an der Notenpresse vorbei können und es auch, nach dieser radikalen Geldkapitalvernichtung, nicht dürfen. Hierzu steht ihm das Geld- schÖpfungsventil der Deutschen Notenbank zur Verfügung. Es ist nicht schwer zu Öffnen. Denn in der Satzung heißt es:

„Die Bank kann von Organen staatlichen Charakters, Gebietskörperschaften oder sonstigen öffentlichen Instituten begebene . . . Anleihen, die ... innerhalb zweier Jahre fällig sind, kaufen (§15, Absatz 2).

Die Begebung solcher Anleihen liegt im Rahmen der geplanten Wirt- schaftsankurbelung und dürfte in den Zonenländern, nach Lage der Dinge, nicht auf Schwierigkeiten stoßen. Diese dann notfalls von der Deutschen Notenbank anzukaufenden Schuldtitel gelten als Deckung für die ausge- gebenen Geldzeichen (§ 21, b).2) Eine Begrenzung des Notenumlaufes selbst sieht die Satzung nicht vor. Da die DWK, Berlin, auf dem Wege über ihre Hauptverwaltung der Finanzen, die Aufsicht über die Deutsche Noten-

*) Tägliche Rundschau vom 16. Oktober 1948. *) Satzung der Deutschen Notenbank - Zentral Verordnungsblatt Teil I vom

1. September 1948, Nr. 36/48, Berlin.

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Der Zweijahresplan und die Kredite in der sowjetischen Besatzlingszone 647

bank ausübt (§25), dürfte der Plan in Zeiten allgemeiner Kredit- und Geld- not bezüglich der Deckung seines Finanzbedarfes kaum in Schwierigkeiten geraten. Die Erfahrungen in allen Ländern und zu allen Zeiten haben ge- lehrt, wie wenig der Staat, trotz aller guten Vorsätze, vor dem Geldschöp- fungswege über die Notenpresse haltzumachen in der Lage ist.

Theoretisch ist also die Sorge um eine Inflationsmöglichkeit nicht un- berechtigt. In der Praxis ist dem aber, vor allem, wenn man jahraus jahrein an einer zufällig zustande gekommenen Bargeldmenge festhalten will, ob- wohl das Produktionsvolumen um etwa 30% gestiegen ist und noch weiter steigt, die destruktive Wirkung einer für die ostzonale Wirtschaft zu knap- pen Kapitaldecke entgegenzuhalten.

Letzten Endes erscheint die Möglichkeit einer Kaufkraftminderung immer noch leichter zu ertragen zu sein, als eine Deflation mit dauern- dem Menschen- und Wirtschaftsschwund.

Der Zwei jähr espían ist das Schicksal der SBZ. Der Weg. über die Aus- landsanleihe hat nahegelegen. Die UdSSR hat mit der Traktorenanleihe den Anfang gemacht. Das gibt der Zone die Hoffnung auf die Gewährung weiterer Auslandsanleihen. Auch die Vereinigten Staaten von Amerika sind dereinst durch zahlreiche Auslandsanleihen, darunter sehr viel deutsches Kapital, zu ihrer heutigen Wirtschaftsgröße emporgestiegen. Doch dieser Weg über ausländische Kapitalhilfe ist uns in der SBZ versperrt. Der Text des Planes äußert sich selbst dazu:

„Die Aufnahme von Ausländsanleihen zu Protektoratsbedingungen ist für uns unmöglich. Wir können und müssen selbst die notwendigen Hilfsquellen finden, indem wir die Volksinitiative entfalten" (S. 14).

Wenn man uns allerdings befohlen hat, diesen Weg gehen zu müssen, dann müssen wir uns darein schicken. Dann aber dürfen wir uns auch nichts über die wirtschaftlichen Begleiterscheinungen und Folgen vormachen. Wie es scheint, müssen wir uns in der SBZ gewissermaßen am eigenen Schopf aus dem wirtschaftlichen Sumpf herausziehen. Hüten wir uns, eine finan- zielle Parallele mit der UdSSR ziehen zu wollen. Was dieses größte und an Naturschätzen reichste Land der Erde sich an finanzieller Autarkie leisten kann, können wir nicht ohne schwerste Gefahr für unseren, an sich schon dezimierten Lebensstandard nachexperimentieren. Vergessen wir auch nicht, daß der sowjetische Industriearbeiter durchschnittlich eine mehrmal solange Arbeitszeit aufwenden muß, wie sein Arbeitskollege in USA, um sich von seinem Durchschnittslohn die gleiche Menge Lebensmittel kaufen zu können.

Welcher kümmerliche Lebensstandard steht unserer übervölkerten, aus- gepowerten SBZ bevor, wenn wir versuchen müssen, uns auf die Dauer alle geplanten Investitionskredite aus eigener Kraft zu beschaffen.

In Ansehung aller Umstände führt dies, freimütig herausgesagt, zu einer unvorstellbaren Verelendung der Massen.

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Zur Rede des Leiters der Finanzabteilung der SMAD auf der Ar- beitstagung der sächsischen Bankenleiter und der Kreditsach-

bearbeiter am 10. und 11. März 1949 in Dresden

Die Rede stellt eine Untersuchung über die Aufgaben des Kreditwesens in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) im Rahmen des Zweijahresplanes dar. Alle Einzelheiten der dort vorgetragenen Überlegungen zielen darauf ab, Ausschau zu halten nach verfügbarem Geldkapital zwecks Nutzbarmachung bei der finanziellen Durchführung der im Plan gestellten Aufgaben. Die Planerfüllung wird zum Primat alles finanziellen Denkens und Strebens erklärt.

Der Redner forderte während seiner Ausführungen zu einer möglichst umfangreichen, kritischen Stellungnahme auf. In diesem Sinne ist die nach- stehende Gedankenskizze aufgestellt.

I. 1. Welche Geldkapitalien werden für 1949 im

Plan bzw. zu seiner Durchführung benötigt? In Beant- wortung dieser Frage macht der Redner folgende Einzelausführungen:

a) Für Kapitalanlagen zu Zwecken der planmäßigen Grundstofferzeu- gung = über 1 Milliarde DM.

b) Versorgung der Maschinenausleihstationen (ohne Zahlenangabe). c) Versorgung sonstiger Hilfseinrichtungen für die Landwirtschaft (ohne

Zahlenangabe). d) Entwicklung der Kultur (eine Summe wird auch hier nicht genannt) Im wesentlichen dürfte es sich, vom Standpunkte des Bankenleiters

aus, um langfristige Kredite und um Ausgaben à fonds perdu handeln.

„Eine derartige Höhe an Kapitalinvestition hat die Zone in früheren Jahren nicht gehabt."

Diese Feststellung, zu der der Redner keine weiteren Erläuterungen gibt, läßt die Frage stellen, warum das früher nicht geschehen ist. Eine ein- gehende Untersuchung wäre das Problem wert. Soweit es sich ohne solche spezielle Forschung übersehen läßt, konnte man folgendermaßen darauf ant- worten :

In normalen Zeiten benutzt man für Investierungen nur echtes Geld- kapital. Dieses entsteht für gewöhnlich nur durch langfristigen Verzicht auf Ausübung verfügbarer Kaufkraft. Wenn nun die früher so reiche Zone nicht die heute befohlene Summe aufgebracht hat, so ist das wohl als Folge der Wandlungen im Spiel der kapitalbildenden und kapitalsuchenden Kräfte zu werten. Wenn also im Zuge des Planes heute für die verarmte Zone die Aufbringung des Milliardenbetrages zu einer conditio sine qua non ge- worden ist, dann gilt folgendes zuerst: Der verantwortungsbewußte Ban- kenleiter muß sich klar zu werden suchen über wirtschaftliche und psycho- logische Auswirkungen, die eintreten können und müssen, wenn diese Summe in bar aus der Wirtschaft herausgeholt wird, was ja angestrebt wird.

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Der Zweijahresplan und die Kredite in der sowjetischen Besatzungszone 649

2. Zur StabilitätderWährung nimmt der Redner den klar formulierten Standpunkt ein:

„Die Sorge um die Beständigkeit und Festigkeit unserer Währung ist zweifellos die erste aller unserer Sorgen."

Die Sicherstellung des Wertes der Landeswährung ist stets die Sorge einer verantwortungsbewußten Staatsführung gewesen. Sie gehört zum Rahmen des der Notenbank anvertrauten Aufgabenkreises, wenn sich auch in der Satzung der Deutschen Notenbank vom 20. Juli 1948, entgegen frühe- rer deutscher Gepflogenheit, nichts darüber findet.

3. Die Höhe des Geldumlaufes. In Bestätigung der bereits in der Tagespresse gemachten Angaben gibt der Redner bekannt :

„Die Höhe des Geldumlaufes in der SBZ hat sich auf 3,3 Milliarden DM gehalten und ist beständig geblieben. Die Kassenbestände der Banken sind seit 4 Monaten (Dezember 1948) bei 800 Mill. DM stabilisiert."

Für deutsche Verhältnisse neu ist hier die Tatsache, daß der Redner die bei allen öffentlichen und privaten Banken usw. im Kassenbestande vor- handenen Geldzeichen der Deutschen Notenbank nicht zum Notenumlauf zählt. Demnach gruppiert die SMAD hinsichtlich des Notenumlaufes alle Geld- und Kredit-Institute der Zone (einschl. der Kassenstellen) - wenig- stens im Hinblick auf deren baren Kassenbestände - als Filialen der Deut- schen Notenbank ein.

4. Zur Unveränderlichkeit des Geldumlaufes sagt der Redner:

„Wir müssen in Höhe dieser Geldsumme (vgl. Ziff. 3) auch 1949 bleiben und mit diesem Geldbetrag auskommen."

Die daraus für die zonale Wirtschaft wie für den zonalen Lebensstan- dard resultierenden Wirkungen lassen sich in ihrem vollen Ausmaß heute noch nicht übersehen. Eine Frage springt jedoch heraus. Ist es wohl zuviel gesagt, wenn argumentiert wird : Durch das starre Festhalten an einer mehr oder weniger zufällig zustande gekommenen Geldumlaufsziffer über die Zeitdauer eines Jahres hinaus erscheint nicht mehr der lebendige Mensch, sondern eine tote Zufallszahl zum Maß aller wirtschaftlichen und letzten Endes auch seelischen Dinge deklariert? Es wird hierauf noch zurückzu- kommen sein. Die unter 1 a - d angeführte Milliardensumme muß unab- dinglich beschafft werden. Für diese Anforderungen stehen theoretisch fol- gende Quellen zur Verfügung:

a) Der Staatshaushalt: Praktisch wird diese Finanzquelle vom Redner jedoch abgelehnt. Die von der DKW beschlossene Steuerreform wird den Steuereingang um 30 bis 35% verringern. Neues Geld kann also der Staatshaushalt nicht bringen.

b) Staats- oder Landesanleihen: Diese Finanzquelle wird vom Redner nicht erwähnt. Anscheinend sind die letzt bekannt gewordenen Versuche in Sachsen-Anhalt nicht ermutigend ausgefallen. Wenn man sich demgegenüber das verlockende Umwertungsverhältnis 1 : 1 für die Landes- anleihen bei der Währungsreform von 1948 vor Augen hält, dann darf man wohl auf einen Strukturwandel bei dem früheren Anleihe-Publikum in ma-

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terieller wie auch in psychologischer Hinsicht schließen. Eingehende Unter- suchungen über eine Wiedergangbarmachung der Wege zur Anleihebegebung dürften zweckmäßig und notwendig sein. Das scheinbare Versiegen der deutschen Anleihe-Finanzquelle spricht eine eigene Sprache.

c) Das Sparen: Wenn der Kedner nicht vom Sparen gesprochen hat, so darf man daraus wohl auf das schwere Darniederliegen der früheren, öffentlich sichtbaren Spartätigkeit schließen. Daß die Spartätigkeit in Wirklichkeit aufgehört haben soll, erscheint nicht glaubhaft. Nur dürften heute Strumpf und Bettsack wieder zu ,, Ehren* ' gekommen sein. Nicht um- sonst kursiert der Spruch: „Zahle bargeldlos und du bist dein Bargeld - los!"

Inwieweit sich hier Form und Art der letztj ährigen Propaganda für den Überweisungsverkehr als Fehlschlag erwiesen haben, bliebe einer besonderen Untersuchung vorbehalten. Das Versiegen der öffentlichen Sparfinanzquelle kann gar nicht aufmerksam genug beachtet werden. Nicht der Kapitalist, sondern der „kleine Mann", der Werktätige, Gewerbetreibende, der Frei- schaffende haben früher das Sparer-Publikum in seiner Gesamtheit dar- gestellt. Wenn heute nicht mehr viel Öffentlich gespart wird, so dürfte man nicht fehlgehen, das als einen Volksentscheid der besten Sparkräfte zu wer- ten. Steuerfreiheit und Bankgeheimnis haben hieran nicht allzuviel geändert. Die Verantwortlichen dürfen hier nicht die Augen schließen. Wie will z. B. die Deutsche Investitionsbank zum Zuge kommen ohne das Sparen? Wie die Durchführung des Investitionsplanes zeigt, verbleiben als Finanzquelle lediglich die verschiedenen Haushaltpläne (ZVOB1. 33/49). Wenn der Ked- ner nicht vom Sparen gesprochen hat, so darf daraus geschlossen werden, daß er sich von dieser früher fundamentalen Finanzquelle zurzeit nichts wesentliches verspricht.

d)DieAuslandsanleihen: Solange es auf der Welt die Möglich- keit für eine Begebung ausländischer Anleihen gegeben hat, solange ist auch davon in Milliardenbeträgen Gebrauch gemacht worden. Bis 1914 haben z. B. sowohl die USA wie auch Eußland ihre Eisenbahnen u. a. mit deutschem Gelde erbaut. So gesehen erscheint es nicht recht klar, warum z. B. der Text des Zwei jahresplanes die Hereinnahme etwaiger Auslandsanleihen auto- matisch in Verbindung mit dem Begriff sklavischer Abhängigkeit vom Aus- landkapital bringt.

Ein Lichtblick in der Sorge um die Beschaffung der Kredite für den Plan mag vielleicht in dem Handelsabkommen der SBZ mit zahlreichen ausländischen Staaten gesehen werden. Die UdSSK hat mit der zinslosen Stundung des Gegenwertes für die 1 000 Traktoren einen Anfang gemacht. Da jedoch der Eedner das Kapital der Auslandsanleihen als Kapitalhilfe für den Plan nicht weiter berührt hat, kann vermutet werden, daß diese Chance für die Zone heute nicht zur Debatte stehen soll. Man darf hinzu- fügen „leider", denn in den erwähnten Vertrags- Staaten dürfte, nach Lage der Dinge, verfügbares Kapital zur Nutzbarmachung in der Zone vorhan- den sein.

e) Die volkseigenen Betriebe (V E B) als Kredit- nehmer: Hier hat der Eedner aufschlußreiche Mitteilungen gemacht. Die unzulässige Materialhortung der VEB beziffert er auf eine halbe Mil-

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Der Zwei jahresplan und die Kredite in der sowjetischen Besatzungszone 651

liarde DM. Er stellt in diesem Zusammenhang den Bankenleitern die Auf- gabe,

„diese Unternehmen dazu zu zwingen, ihre Lager schneller abzusetzen und den Kreisen der Bevölkerung zuzuführen, die dringend auf diese Waren warten."

Erläuterungen zum Begriff des gehorteten ,, Materials" werden nicht gegeben. Eines dürfte jedoch feststehen: Wenn die Waren, für welche im Publikum echter Bedarf besteht, in ansprechender Qualität zum tragbaren Preise angeboten werden, dann dürfte mancher gehortete Geldschein in Umlauf gesetzt werden. Insofern würde eine echte Finanzquelle zum Fließen gebracht werden.

Beachtlich erscheint die souveräne Ein gruppier un g des Bankenleiters gegenüber dem VEB. Der Redner ventiliert bei dieser Gelegenheit den Be- griff des volkswirtschaftlich richtig gewährten Kredites wie folgt:

1. Verbindung der Kreditgewährung mit einer Kontrolle über die Vor- räte an Rohstoffen und Fertigwaren im Hinblick auf den Plan.

2. Überwachung der schnellsten Produktion. 3. Überwachung des Absatzes. 4. Verringerung der betrieblichen Selbstkosten zur Steigerung der Ren-

tabilität. 5. Richtige Dosierung der Kredite im Sinne des Planes. 6. Überwachung des fest vereinbarten Rückzahlungstermines. Die Herausstellung des Postens eines Bankenleiters ist, gegen früher,

beachtlich. Ziel und Zweck der neuen Aufgabenstellung soll sein: Den Güterkreislauf zu beschleunigen und dadurch gleichzeitig die Geldumlaufs- geschwindigkeit zu erhöhen. Der volkswirtschaftliche Nutzeffekt soll sich niederschlagen in einen verringerten Bargeldbedarf. Den Vorteil davon soll die Finanzierung der Planerfüllung einerseits und die Stabilität der Wäh- rung anderseits haben.

f) Die privaten Betriebe als Kreditnehmer: Die VEB arbeiten, gemäß der Ausführungen des Redners, nach Plänen, die privaten Betriebe nach Verträgen. Das bringt andere Methoden der Kredittechnik mit sich. Das volkswirtschaftliche Ziel bleibt jedoch bei beiden Wirtschafts- formen das gleiche.

II. Die Aufbringung der M i 1 1 i a r d e n b e t r ä ge zur Fi-

nanzierung des Planes. Die Höhe des für die geplante Investie- rung zu beschaffenden Geldkapitalbetrages überschreitet 1 Milliarde DM. Die volkswirtschaftliche Bedeutung dieser Summe für die SBZ läßt sich u. a. an der Feststellung ermessen, daß die Zone in normalen Wohlstandszeiten eine derartige Summe nicht aufgebracht hat.

Die Höhe des seit Dezember 1948 ausgependelten Bargeldumlaufes darf nach den Ausführungen des Redners für 1949 nicht verändert werden. Eine Finanzierung über die Notenpresse kommt also nicht in Frage. Anderer- seits können weder der Staatshaushalt, noch Inlandsanleihen, noch Aus- landsanleihen, noch die Sparkassen (von den übrigen Kredit-Instituten wird

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gar nicht erst gesprochen) Geldmittel zur Verfügung stellen, wenigstens nicht in nennenswerter Höhe.

Woher soll aber das Geld kommen ? ,,In der Wirtschaft selbst sind die gesuchten Finanzreserven." Mit dieser Feststellung weist der Redener den Bankenleitern den Weg,

den sie gehen sollen. Die VEB sollen gezwungen werden, in jeder Beziehung und vor allem

im Hinblick auf den Plan rationeller zu wirtschaften. Den Bankenleitern wird hierzu die Kontrollbefugnis übertragen.

Wo und wie ruhen nun in der Wirtschaft selbst die gesuchten Finanz- reserven ? Was sagt der Redner dazu ? Inwiefern wären, wie es gewünscht wird, Bemerkungen, Bedenken, Einwendungen dagegen vorzubringen?

Über die geforderte Durchrationalisierung der VEB ist bereits gespro- chen worden. Ein Abstoßen der gehorteten Überbestände wird möglich sein, wenn es sich um Befriedigung echten Publikumsbedarfes mit Waren in ent- sprechenden Qualitäten zu tragbaren Preisen handelt. Ob und evtl. in wel- cher Hohe hierbei Verluste für die VEB auftreten werden, läßt sich kaum schätzen. Die einzelnen VEB werden entsprechend liquider. Etwa gehortete, zurückgehaltene Geldzeichen des Publikums werden schneller umlaufen. Sofern nicht neue finanzielle Tarnungen gestartet werden können, z. Bl unter dem Motto der Selbstfinanzierung, müßte es möglich sein, einen we- sentlichen Teil der fraglichen halben Milliarde DM nach einer Umwandlung der Warenüberbestände in Bargeld oder wohl mehr in Schreibgeld aus dem gesamten Kassenbestande der VEB herauszunehmen. Die Gelder stehen dann für die fragliche geplante Investierung zur Verfügung. Wie man jedoch nicht verkennen darf, handjelt es sich hier um einen einmaligen Vor- gang, der nur möglich ist wegen der bei den VEB begangenen Fehler. Eine Wiederholung dieser Abschöpfung erscheint normal nicht denkbar.

Der Redner spricht dann weiter von dem Übel der Überfütterung mit Krediten, das gleich groß ist, wie das des Kredithungers, indem er ausführt:

„Die VEB bekommen künftig nur genau so viel Mittel wie sie benötigen. Das ist eben die Kunst des Bankenleiters, das richtig zu tun. Aus diesem Grunde müssen die Kenntnisse und das Niveau des Bankenleiters wesentlich höher sein als früher."

Wenn der Leiter der Finanzabteilung der SMAD solches Werturteil über Bankenleiter ausspricht, wird er seine Gründe haben. Mit der zeitlichen Angabe ,,als früher" dürfte er die Zeit seit 1945 meinen. Vorher aber dürfte es wohl nur wenige Bankenleiter an exponierten Stellen gegeben haben, die nicht nach allen Regeln der Kunst die volkswirtschaftlichen Belange bei namhaften Kreditgewährungen von sich aus berücksichtigt haben. Zur Ehrenrettung solcher Bankenleiter darf hier auf die Kreditrichtlinien hin- gewiesen werden, die nicht nur für die Deutsche Notenbank, sondern auch für die namhaften Kreditinstitute in Theorie und Praxis Geltung gehabt haben. Sie lauten:

„Bankkredit ist nur solchen Personen und Firmen zu gewähren, deren Charakter und Vermögens Verhältnisse eine Gewähr dafür bieten, daß sie ihren

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Der Zweijahresplan und die Kredite in der sowjetischen Besatzungszone 653

Verbindlichkeiten gegen die Bank jederzeit gerecht werden wollen und können. - Der Verwendungszweck des Kredites ist zu prüfen. Der Kredit der Reichs- bank soll ausschließlich der Förderung der Produktion und dem Warenumschlag dienen. Jede andere Ausnutzung des Kredites, etwa zur Durchhaltung von Vor- räten, insbesondere aber zu spekulativen Zwecken, muß verhindert werden. Da die Hergabe langfristiger Kredite niemals Aufgabe einer Notenbank sein kann, kommt für Zwecke, die zu dauernden Anlagen dienen sollen und daher eine Festlegung des Krediterlöses zur Folge haben, Reichsbankkredit nicht in Be- tracht." (Dienstbestimmungen V § 1 vom 13. 9. 1924.)

Das Bestreben des Redners geht offensichtlich dahin, möglichst viele Kredite möglichst bald zu reduzieren. Die dadurch frei werdenden Mittel sollen dem Plan zur Verfügung gestellt werden. Im übrigen dürfte hier, wie auch sonst im Plan, eine, wenn auch unausgesprochen, vorfristige Tilgung der Kredite künftig als das Ideal gelten. Jedenfalls wird die künftige Wettbewerbslinie im Kreditsektor in dieser Richtung zu suchen sein.

Wie ein roter Faden zieht sich durch die ganze Rede die Sorge vor und die Abneigung gegen eine Inflation.

„Der einfachste Weg wäre ja zweifelslos die Ausgabe neuer Geldscheine. Aber . . . wir können uns nicht auf diesen Standpunkt stellen. Wir würden ja die ganzen Erfolge . . . der Währungsreform . . . wieder zum Scheitern bringen.'4

Mit Stolz erfolgt anschließend die Erklärung: „Seit der Währungsreform haben wir nicht eine Mark emittiert. Alle Auf-

gaben können keinesfalls durch eine Schwächung der Geldstabilität durchgeführt werden."

So vielseitig auch vom Redner das Problem beleuchtet ist, eine alte volkswirtschaftliche und monetäre Erkenntnis hat keine Erwähnung ge- funden. Geldmenge und Umlaufsgeschwindigkeit einerseits sowie Güter- menge und Preisniveau stehen in einem parallelogrammartigen Kräftever- hältnis. So problematisch diese Formel ohne positive Zahlen erscheint, ein gesetzmäßiger Zusammenhang kann nicht verkannt werden. Im einzelnen is.t zu den vier Positionen folgendes zu sagen :

1. Umlaufsgeschwindigkeit des Geldes: Der Redner legt Wert auf eine Beschleunigung des Geldumlaufes. Es resultiert dies aus einer Beschleunigung des Güterumlaufes. Bezüglich der gehamsterten Ma- terialvorräte bei den VEB wird dies besonders zum Ausdruck gebracht.

2. Gütermenge: Hierzu gibt der Redner folgendes bekannt :

Steigerung 1947 Juli 1948 - 100 100

1. Produktion 1947 - 100 2. Produktion 1948 + 27 % 127 111,9 3. demnach Produktion bis Stichtag Wäh-

rungsreform 1948 % von 27% .... + 13,5% 113,5 100 4. Produktion 1949 ." + 17 % 148,6 130,9

(v. 1948)

Nimmt man den Stichtag der Währungsreform 1948 in der SBZ ak Grundlage für die Entwicklungsberechnung der produzierten Gütermenge, so steigt die Produktion 1 9 4 9 um 3 0, 9 %.

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3. Preisniveau. Hierzu findet sich in den Ausführungen des Red- ners nur eine einzige Bemerkung. Sie lautet: „Wir müssen zweifellos die Selbstkosten der VEB senken." Doch darf dies wohl nicht mit dem hier zur Betrachtung stehenden allgemeinen Preisniveau in Verbindung gebracht werden. Es soll vielmehr besagen : Die Gewinne der VEB müssen bedeutend gestärkt, ihre Rentabilität also gehoben werden. Von einer allgemeinen Preissenkung nach außen hin ist in diesem Zusammenhange keine Rede. Das allgemeine Preisniveau bleibt vielmehr grundsätzlich bestehen. Eine Neigung zur Steigerung ist vorhanden.

4. Geldmenge: Sie wird nach den mehrfachen Ausführungen des Redners unverändert auf dem Stande von 3,3 Milliarden DM gehalten. Die konstante Kassenreserve von 800 Mill. DM bleibt nach den obigen Ausfüh- rungen unberücksichtigt. Diese Banknoten gelten als nicht in Umlauf be- findlich.

Halten wir jetzt einen Rückblick auf die Entwicklung des Kräfte- parallelogramms nach der Währungsreform 1948, so ergibt sich folgendes:

1. DasPreisniveau hat sich grundsätzlich nicht geändert. Eine Neigung zur Steigerung ist vorhanden.

2. Die Geldumlaufsgeschwindigkeit hat zugenommen. 3. Die Gütermenge weist eine Steigerung von 30,9% auf. 4. Nur die umlaufende Geldmenge wird stabil gehalten.

Sie ist also unverändert. Müssen unter diesen Voraussetzungen nicht monetäre Spannungen

entstehen ? Ist es, in Ansehung aller Umstände, wirklich volkswirtschaftlich ver-

tretbar, die bei Durchführung der Währungsreform 1948 gewissermaßen zufällig entstandene Bargeldmenge unter allen Umständen stabil zu halten ?

Verliert nicht das Gegenargument der Inflationsgefahr seine Wirksam- keit unter Hinweis auf die obigen Zusammenhänge mit der vergrößerten Gütermenge? Vermehrte Güterproduktion hat normalerweise vermehrten Geldumlauf im Gefolge. Das hat mit Inflation nichts zu tun.

Dagegen kann man unter den obwaltenden Umständen von einer typi- schen Deflation sprechen. Und das Überfüttern mit Geldzeichen (Inflation) hat auf den Patienten (die Wirtschaft) den gleichen schädlichen Einfluß, wie das Aushungern mit Geldzeichen (Deflation).

Es dürfte vorsichtig gegriffen sein, wenn für eine baldige Öffnung des Geldzeichenventiles der Notenbank durch weitere Noten-Emission in Hohe von 20% von 3,3 Milliarden DM = 660 Mill. DM plädiert wird. Einen ge- wissen Anhalt für den allgemeinen Bedarf an baren Zahlungsmitteln vermag eine Gegenüberstellung der Haushaltbeträge mit dem jeweiligen Geldumlauf zu geben, wie folgende Aufstellung zeigt (s. Tab. S. 666).

Was besagt die Tabelle ? Zwischen dem Haushaltplan und der umlau- fenden Geldmenge besteht jeweilig ein gewisser Zusammenhang. Gemäß Spalte 4 beträgt der prozentuale Anteil des Geldumlaufes in Deutschland an der Etat-Summe im Durchschnitt der Jahre 1926-1937 = 70%. Legt man diesen Maßstab an die Verhältnisse in der SBZ für 1949, so ergeben sich unter Zugrundelegung der umlaufenden 3,3 Milliarden DM = 27,5%.

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Der Zweijahresplan und die Kredite in der sowjetischen Besatzungszone 655

Aufstellung1)

Etat des Deutschen Geldumlauf n iA , t Prozentualer Anteil _ . . n Geldumlauf iA , t , ~ . , , , Jahr _ Reiches . . des , Geldumlaufes

~ . , , , an in Milliarden RM in Milliarden RM der Etat- Summe 2)

1 2 3 4

1926 7,7 5,2 67,5% 1930 8,5 5,9 69,4% 1936 8,9 7,0 78,6% 1937 11/7 7,5 64,1%

Durchsc hnitt 1926-37 9,2 M 69,9%

1949 Zonen-Budget 3) 12,0 (DM) 3,3 (DM) 27,5%

1949 12,0 (DM) 3,96 (DM) 4) 33 %

Die vorgeschlagene Erhöhung des Notenumlaufes um 660 Millionen DM würde den Vomhundert- Anteil zwar auf 33% erhöhen. Damit würde jedoch der prozentuale Anteil des Geldumlaufes an der Haushaltsumme noch immer unter der Hälfte der früheren 70% liegen. Auch von dieser Seite her wird also die monetäre Unterversorgung in der SBZ bestätigt.

Aus der bereits zitierten Bemerkung des Redners: „Wir müssen iu Höhe dieser Geldsumme auch 1949 bleiben", darf wohl gefolgert werden, daß auch der SMAD die Notwendigkeit einer Vermehrung der umlaufenden Geldmenge nicht unbekannt geblieben ist. Vielleicht hat sie eine Vermeh- rung für 1950 bereits ins Auge gefaßt. Eine andere Möglichkeit für den Aus- gleich der derzeitigen monetären Spannung könnte auch im Befehl Nr. 124 SMAD vom 24. 7. 1948 gesehen werden, in dem es heißt:

„Eine weitere Ausgabe von Banknoten durch die Deutsche Notenbank ist bis zur Höhe von 500 Mill. DM vorgesehen."

x) Statistische Jahrbücher des Deutschen Reiches. 2) Errechnete Zahlen. 3) Tägliche Rundschau vom 13. 5. 49. 4) Vorschlag lt. Ausarbeitung.

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