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Virtuelle Produktentstehung
Forschung und Entwicklung FUTUR 3/2013 9
Ihr Ansprechpartner
Dipl.-Ing. Konrad Exner
Telefon: +49 30 39006-247
E-Mail: [email protected]
Die Integration materieller und immaterieller Produkte in sogenannten Product
Service Systems trägt dazu bei, Kundenwünsche gezielt zu erfüllen. Gemeinsam
mit dem Unternehmen »Dark Horse« erforschen Wissenschaftler des IWF der TU
Berlin Methoden für die Entwicklung von Product Service Systems und setzen
dabei auch auf Design Thinking.
► Product Service Systems
Seit 2008 beschäftigen sich die Experten
des IWF mit dem Thema Product Service
Systems (PSS). Ihr Forschungsschwerpunkt
liegt auf der Entwicklungsmethodik für
diese Systeme, die Produkte, Dienstleistun-
gen, Infrastrukturen und Geschäftsmodelle
integrieren, um ganz gezielt Kundenwün-
sche zu erfüllen. Die PSS-Entwicklung ist
somit eine Erweiterung der klassischen Pro-
dukt- und Dienstleistungsentwicklung, da
sie sich nicht auf rein materielle oder imma-
terielle Produkte bezieht, sondern beide
Dimensionen vereint.
► Innovatives Prototyping von PSS
Für die frühen Entwicklungsphasen von
Product Service Systems existiert bereits
der Problem- und Lösungsfindung, sondern
auch um eine neue nutzerzentrierte Philo-
sophie. Ein Gedanke des Design Thinking ist
die schrittweise Erstellung von Prototypen,
damit Entwickler und Kunden schnell erste
Lösungsvorschläge visualisieren, diskutieren
und testen können. Diese können dann
entweder verworfen oder weiter detailliert
werden. Dazu werden Technologien von
papierbasiertem Prototyping, Functional
und Physical Mock-Ups oder Rapid Proto-
typing genutzt. Bisher werden allerdings
Sach- und Dienstleistungen oft nur in der
klassischen nicht integrierten Entwicklungs-
sichtweise betrachtet.
Deshalb arbeiten Dark Horse und IWF
gemein sam an einer neuen Methode zum
Prototyping von PSS. Die Partner sind über-
zeugt davon, dass sich Synergien zwischen
Design Thinking und Product Service Sys-
tems bilden lassen: Die Entwicklung integ-
rierter Produkt- und Dienstleistungsange-
bote erfordert neue Denkweisen, die durch
Design Thinking bedient werden können.
► Werkzeugkasten für Prototyping
Die neue Methode zur Visualisierung und
zum Testen erster Ideen eines PSS soll die
besonderen Merkmale von PSS berück-
sichtigen. Das heißt, sie muss komplexe
Systeme mit interdependenten materiellen
und immateriellen Elementen sowie unter-
schiedlichen Akteuren prototypisch abbil-
den können.
eine Vielzahl an Prozessen und Metho-
den, um erste Ideen zu identifizieren.
Derzeit ist jedoch keine Methode zur
ersten prototypischen Umsetzung dieser
Ideen vorhanden. Gemeinsam mit dem
Projektpartner Dark Horse verfolgen die
Wissenschaftler des IWF deshalb den
Design Thinking-Ansatz. Dabei handelt
es sich nicht nur um einen iterativen Prozess
Design Thinking! Innovation für Sach- und Dienstleistungen
Die Analyse der Vorgehensweisen nach
der Methode des Design Thinking dient
hierbei als erster Ansatzpunkt. Der Fokus
liegt auf der schnellen Herstellung von Low
Fidelity-Prototypen. Auf diesem Weg wird
zunächst eruiert, welche Verfahren und
Technologien des Prototyping sich eignen,
schnell und kostengünstig unterschiedli-
che Umgebungen, immaterielle Dienstleis-
tungsprozesse und materielle Sachleistun-
gen protypisch darzustellen. Daraufhin kann
ein Werkzeugkasten mit den notwendigen
Materialien sowie eine entsprechende Ent-
wicklungsumgebung entworfen werden.
Diese ermöglichen es, die unterschiedlichen
Gewerke eines PSS prototypisch darzustel-
len. Auf dieser Basis können dann Anwen-
der bestimmen, wie für das PSS-Prototy-
ping vorzugehen ist. Drei Beispiele aus dem
Bereich der urbanen Mobilität dienen hier
als Test-szenarien. Nach der Evaluierung der
neuen Methode wird diese in die bisherige
PSS-Entwicklungsmethodik integriert und
weiter vervollständigt.
► Kontinuierlicher Austausch
Durch gemeinsame Workshops mit Dark
Horse gab es bisher einen regelmäßigen
Austausch bezüglich der Weiterentwicklung
verschiedener Methoden der PSS-Entwick-
lung und des Design-Thinking Ansatzes.
Dabei entstand auch die grundlegende Idee
PSS-Prototyping durch Design-Thinking
zu realisieren. Künftig wollen die Projekt-
partner die Erforschung von Product Service
Systems noch stärker mit den Erfahrungen
des Design Thinking-Ansatz verknüpfen,
um ihre Methode weiter zu optimieren
und im letzten Schritt auch auf ihre Praxis-
tauglichkeit zu überprüfen.
Von dem kontinuierlichen Austausch im
Projekt profitieren beide Partner schon
jetzt. Dark Horse erhält Einblick in neue
Lösungskonzepte und Denkweisen, die in
dieser Form erst seit Anfang 2000 intensiv
erforscht werden. Die Wissenschaftler auf
der anderen Seite lernen von den Anwen-
dungserfahrungen aus der Praxis, die der
Entwicklung der Prototyping-Methode für
Product Service Systems entscheidende
Impulse geben.
UNDERSTAND OBSERVE SYNTHESIS IDEATE PROTOTYPE TEST
Design Thinking-Prozess (nach Dark Horse)
PSS-Gamestorming am IWF: Links: Pascal Gemmer (Geschäftsführer Dark Horse); rechts: Simon Kind (Mitarbeiter am IWF)