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Ich hab mir lang den Kopf zerbrochen, Mit Denken und Sinnen, Tag und Nacht, Doch deine liebenswürdigen Augen, Sie haben mich zum Entschluß gebracht. Jetzt bleib ich, wo deine Augen leuchten, In ihrer süßen, klugen Pracht - Daß ich noch einmal würde lieben, Ich hätt es nimmermehr gedacht.

Deutsche Gedichte

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Page 1: Deutsche Gedichte

 Ich hab mir lang den Kopf zerbrochen, Mit Denken und Sinnen, Tag und Nacht,

Doch deine liebenswürdigen Augen, Sie haben mich zum Entschluß gebracht.

 Jetzt bleib ich, wo deine Augen leuchten,

In ihrer süßen, klugen Pracht - Daß ich noch einmal würde lieben, Ich hätt es nimmermehr gedacht.

H. HEINE

Page 2: Deutsche Gedichte

Du bist wie eine Blume,So hold und schön und rein;

Ich schau dich an, und WehmutSchleicht mir ins Herz hinein.

Mir ist, als ob ich die HändeAufs Haupt dir legen sollt,

Betend, daß Gott dich erhalteSo rein und schön und hold.

H. HEINE

Page 3: Deutsche Gedichte

Herz, mein Herz

Herz, mein Herz, sei nicht beklommen,Und ertrage dein Geschick.Neuer Frühling gibt zurück,Was der Winter dir genommen.Und wie viel ist dir geblieben,Und wie schön ist noch die Welt!Und, mein Herz, was dir gefällt,Alles, alles darfst du lieben! H. Heine

Page 4: Deutsche Gedichte

Heidenröslein

Sah ein Knab' ein Röslein steh'n,Röslein auf der Heiden,War so jung und war so schönLief er schnell es nah zu seh'nSah's mit vielen FreudenRöslein, Röslein, Röslein rot,Röslein auf der Heiden.

Page 5: Deutsche Gedichte

Knabe sprach: "Ich breche dich,Röslein auf der Heiden."Röslein sprach: "Ich steche dich,Daß du ewig denkst an mich,Und ich will's nicht leiden."Röslein, Röslein, Röslein rot,Röslein auf der Heiden.

Page 6: Deutsche Gedichte

Und der wilde Knabe brach's Röslein auf der Heiden;Röslein wehrte sich und stach,Half ihm doch kein Weh und Ach,Mußt es eben leiden.Röslein, Röslein, Röslein rot,Röslein auf der Heiden.

J. W. Goethe

Page 7: Deutsche Gedichte
Page 8: Deutsche Gedichte

Die Lorelei Ich weiß nicht, was soll es

bedeuten,Dass ich so traurig bin;Ein Märchen aus alten Zeiten,Das kommt mir nicht aus dem Sinn.

Die Luft ist kühl und es dunkelt,Und ruhig fließt der Rhein;Der Gipfel des Berges funkeltIm Abendsonnenschein.

Page 9: Deutsche Gedichte

Die schönste Jungfrau sitzetDort oben wunderbar,Ihr goldnes Geschmeide blitzet,Sie kämmt ihr goldenes Haar.

Sie kämmt es mit goldenem Kamme,Und singt ein Lied dabei;Das hat eine wundersame,Gewaltige Melodei.

Page 10: Deutsche Gedichte

Den Schiffer im kleinen SchiffeErgreift es mit wildem Weh;Er schaut nicht die FelsenriffeEr schaut nur hinauf in die Höh´.

Ich glaube, die Wellen verschlingenAm Ende Schiffer und KahnUnd das hat mit ihrem SingenDie Lorelei getan.

Heinrich Heine  (1797-1856)

Page 11: Deutsche Gedichte
Page 12: Deutsche Gedichte
Page 13: Deutsche Gedichte

IM MAI

Im wunderschönen Monat Mai, Als alle Knospen sprangen, Da ist in meinem Herzen Die Liebe aufgegangen.

Im wunderschönen Monat Mai, Als alle Vögel sangen, Da hab ich ihr gestanden Mein Sehnen und Verlangen.

H. Heine

Page 14: Deutsche Gedichte

Manchmal

Manchmal, wenn ein Vogel ruftoder ein Wind geht in den Zweigenoder ein Hund bellt im fernsten Gehöft,dann muß ich lange lauschen und schweigen.

Meine Seele flieht zurück,bis wo vor tausend vergessenen Jahrender Vogel und der wehende Windmir ähnlich und meine Brüder waren.

Page 15: Deutsche Gedichte

Meine Seele wird Baumund ein Tier und ein Wolkenweben.Verwandelt und fremd kehrt sie zurückund fragt mich. Wie soll ich Antwort geben?

H. HESSE

Page 16: Deutsche Gedichte

Träumerei in Hellblau

Alle Landschaften habenSich mit Blau gefüllt.Alle Büsche und Bäume des Stromes,Der weit in den Norden schwillt.

Blaue Länder der Wolken,Weiße Segel dicht,Die Gestade des Himmels in FernenZergehen in Wind und Licht.

Page 17: Deutsche Gedichte

Wenn die Abende sinkenUnd wir schlafen ein,

Gehen die Träume, die schönen,

Mit leichten Füßen herein.Zymbeln lassen sie klingen

In den Händen licht.Manche flüstern, und

haltenKerzen vor ihr Gesicht.