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1 Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie e. V. Mitteilungen und Nachrichten 32. Jahrgang Heft 61 Mai 2010 Schriftleitung: Prof. Dr. Hartmut Siebert, Schwäbisch Hall Redaktion: Dipl.-Pol. Joachim Arndt, Berlin Inhaltsverzeichnis 2 Impressum 3 Geschäftsführender Vorstand 2010 – Frühere Präsidenten und Kongressorte 10 Aus dem Generalsekretariat 12 Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 12 Rückblick des Präsidenten 2009 14 Tag der Studierenden – DKOU 2009 14 Hans-Liniger-Preis 2009 16 Innovationspreis 2009 – Mehr hilft mehr 17 Preis zur Förderung der Rehabilitationswissenschaft 2009 18 Herbert-Lauterbach-Preis 2009 20 Georg Friedrich Louis Stromeyer-Medaille 2009 22 Einladung: Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2010 24 Aus der DGU 24 Bericht über die Mitgliederver- sammlung vom 22. Oktober 2009 25 Neuigkeiten aus der DGU-Geschäftsstelle 25 355 Neumitglieder im Jahre 2009 26 DGU-Logo zum Ausdruck einer DGU-Mitgliedschaft 27 Bericht aus dem Grundsatz- ausschuss 28 Klausurtagung der DGU Reisensburg 2009 31 AG „Arthroskopische Chirurgie“ 33 Interdisziplinäre Versorgungsstruk- turen in Zentren für Alterstrauma- tologie 38 AG „Becken III – Becken- und Azetabulumchirurgie“ 40 AG „Prävention von Verletzungen“ 41 AG „Rechnergestütztes Operieren“ 42 AG „Ultraschall“ 43 AG „Wirbelsäule“ 44 Sektion „Kindertraumatologie“ 45 Bericht aus dem Programm- ausschuss 46 Kommission „Gutachten“ 47 Jeden kann es treffen! 48 DGOU 48 Bericht aus dem geschäfts- führenden Vorstand DGOU 50 Bericht über die Mitglieder- versammlung der DGOU 51 Der neue Vorstand stellt sich vor 53 Nachwuchsgewinnung und -Förderung – eine Kernaufgabe unserer Gesellschaft 53 Nachwuchsmangel in der Chirurgie – Was tun? 55 Mit Hirn, Herz und Hand … 56 Nachwuchsgewinnung in O und U – ein Beispiel aus der Praxis 57 Kooperation mit Steinbeis-Hochschule 57 Physician Assistant – Schwerpunkt Orthopädie/Unfallchirurgie 59 Ein europäisches Medizinstudium 63 „Neue Versorgungsstrukturen – Honorar- und Konsiliarärzte in Krankenhäusern – 67 Krankenhausgesellschaft Nordrhein 68 Konsenspapier zum Thema zentrale Notaufnahme 70 Kommentar zum Beitrag „Qualität und Struktur neurochirurgischer Versorgung“ 70 Qualität und Struktur neurochirurgischer Versorgung 71 Zweite Zukunftswerkstatt der DGOU 74 Versorgungsstrukturen im Wandel 82 Zur neuen Berufskrankheit Gonarthrose 86 Aktuelles 86 Sitzung „Pay for Performance“ und künftige Kooperationsformen 88 Was können wir vom Patienten lernen? 89 Großes Engagement für kleine Patienten aus Krisen- und Kriegsregionen 90 Chirurgische Erstversorgung im Haiti Erdbebeneinsatz des Humedica-Ärzteteams 93 „Röntgendiagnostik-fachgebunden Skelett“ und „Magnetresonanz- tomographie – fachgebunden“ 96 Hat die Evaluation der Weiterbil- dung 2010 ein zufriedenstellendes Ergebnis erbracht? 97 1. Anpassung des Leistungskatalog zum ambulanten Operieren nach § 115 b SGB V 97 Eingruppierungen von Oberärzten 98 Arbeitskreis der AWMF „Ärzte und Juristen“ 101 Aufruf der Ärzte ohne Grenzen e. V. zur Mitarbeit 102 Personalia 102 Neues von unseren Mitgliedern 103 Wir gedenken unserer verstorbenen Mitglieder 104 Buchbesprechungen 112 Veranstaltungskalender Redaktionsschluss für Heft 62 im Herbst 2010: 9.08.2010. Manuskripte reichen Sie bitte entweder per E-Mail oder auf Datenträger und ausgedruckt bei der Geschäftsstelle der DGU ein (E-Mail: [email protected]).

Deutsche Inhaltsverzeichnis Gesellschaft für ... · 70 Qualität und Struktur neurochirurgischer Versorgung 71 Zweite Zukunftswerkstatt der DGOU 74 Versorgungsstrukturen im Wandel

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Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie e. V.

Mitteilungen und Nachrichten

32. Jahrgang Heft 61Mai 2010

Schriftleitung:Prof. Dr. Hartmut Siebert,Schwäbisch Hall

Redaktion:Dipl.-Pol. Joachim Arndt,Berlin

Inhaltsverzeichnis

2 Impressum3 Geschäftsführender Vorstand 2010 –

Frühere Präsidenten und Kongress orte

10 Aus dem Generalsekretariat

12 Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie

12 Rückblick des Präsidenten 200914 Tag der Studierenden – DKOU 200914 Hans-Liniger-Preis 200916 Innovationspreis 2009 –

Mehr hilft mehr17 Preis zur Förderung der

Rehabilitationswissenschaft 200918 Herbert-Lauterbach-Preis 200920 Georg Friedrich Louis

Stromeyer-Medaille 200922 Einladung: Deutscher Kongress für

Orthopädie und Unfallchirurgie 2010

24 Aus der DGU24 Bericht über die Mitgliederver-

sammlung vom 22. Oktober 2009 25 Neuigkeiten aus der

DGU-Geschäftsstelle25 355 Neumitglieder im Jahre 200926 DGU-Logo zum Ausdruck einer

DGU-Mitgliedschaft27 Bericht aus dem Grundsatz-

ausschuss28 Klausurtagung der DGU

Reisensburg 200931 AG „Arthroskopische Chirurgie“ 33 Interdisziplinäre Versorgungsstruk-

turen in Zentren für Alterstrauma-tologie

38 AG „Becken III – Becken- und Azetabulumchirurgie“

40 AG „Prävention von Verletzungen“41 AG „Rechnergestütztes Operieren“ 42 AG „Ultraschall“43 AG „Wirbelsäule“44 Sektion „Kindertraumatologie“45 Bericht aus dem Programm-

ausschuss46 Kommission „Gutachten“ 47 Jeden kann es treffen!

48 DGOU48 Bericht aus dem geschäfts-

führenden Vorstand DGOU50 Bericht über die Mitglieder-

versammlung der DGOU51 Der neue Vorstand stellt sich vor53 Nachwuchsgewinnung und

-Förderung – eine Kernaufgabe unserer Gesellschaft

53 Nachwuchsmangel in der Chirurgie – Was tun?

55 Mit Hirn, Herz und Hand …

56 Nachwuchsgewinnung in O und U – ein Beispiel aus der Praxis

57 Kooperation mit Steinbeis-Hochschule

57 Physician Assistant – Schwerpunkt Orthopädie/Unfallchirurgie

59 Ein europäisches Medizinstudium63 „Neue Versorgungsstrukturen –

Honorar- und Konsiliarärzte in Krankenhäusern –

67 Krankenhausgesellschaft Nordrhein68 Konsenspapier zum Thema zentrale

Notaufnahme 70 Kommentar zum Beitrag

„Qualität und Struktur neurochirurgischer Versorgung“

70 Qualität und Struktur neurochirurgischer Versorgung

71 Zweite Zukunftswerkstatt der DGOU74 Versorgungsstrukturen im Wandel 82 Zur neuen Berufskrankheit

Gonarthrose

86 Aktuelles86 Sitzung „Pay for Performance“

und künftige Kooperationsformen88 Was können wir vom Patienten

lernen?89 Großes Engagement für

kleine Patienten aus Krisen- und Kriegsregionen

90 Chirurgische Erstversorgung im Haiti Erdbebeneinsatz des Humedica-Ärzteteams

93 „Röntgendiagnostik-fachgebunden Skelett“ und „Magnetresonanz-tomographie – fachgebunden“

96 Hat die Evaluation der Weiterbil-dung 2010 ein zufriedenstellendes Ergebnis erbracht?

97 1. Anpassung des Leistungskatalog zum ambulanten Operieren nach § 115 b SGB V

97 Eingruppierungen von Oberärzten98 Arbeitskreis der AWMF

„Ärzte und Juristen“101 Aufruf der Ärzte ohne Grenzen e. V.

zur Mitarbeit

102 Personalia102 Neues von unseren Mitgliedern103 Wir gedenken unserer verstorbenen

Mitglieder

104 Buchbesprechungen

112 Veranstaltungskalender

Redaktionsschluss für Heft 62 im Herbst 2010: 9.08.2010. Manuskripte reichen Sie bitte entweder per E-Mail oder auf Datenträger und ausgedruckt bei der Geschäftsstelle der DGU ein(E-Mail: [email protected]).

DGU Mitteilungen und Nachrichten 61/201022

Impressum

Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie e. V.Mitteilungen und Nachrichten31. Jahrgang

SchriftleitungProf. Dr. med. Hartmut SiebertDGU-GeschäftsstelleLangenbeck-Virchow-HausLuisenstraße 58/59, 10117 BerlinE-Mail: [email protected]

VerlagGeorg Thieme Verlag KGRüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart oderPostfach 30 11 20, 70451 StuttgartTel.: (07 11) 89 31-0Fax: (07 11) 89 31-298http://www.thieme.dehttp://www.thieme.de/fz/dgunfall

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RedaktionDipl.-Pol. Joachim ArndtDGU-GeschäftsstelleLangenbeck-Virchow-HausLuisenstraße 58/59, 10117 BerlinTel.: (0 30) 28 00-430 und -431Fax: (0 30) 28 00-43 06E-Mail: [email protected]

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Allgemeine InformationenDeutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie e. V. Mitteilungen und Nachrichten, 1436-6142, erscheint 2-mal im Jahr.

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DGU Mitteilungen und Nachrichten 61/2010 33

Geschäftsführender Vorstand 2010

PräsidentProf. Dr. Norbert P. SüdkampÄrztl. Direktor, Department für T raumatologie und OrthopädieUniversitätsklinikHugstetter Str. 5579106 FreiburgTel.: (07 61) 2 70-26 99Fax: (07 61) 2 70-27 83E-Mail: [email protected]

Erster VizepräsidentProf. Dr. Hans ZwippDirektor, Klinik für Unfall- und WiederherstellungschirurgieUniversitätsklinikum der TU DresdenFetscherstr. 7401307 DresdenTel.: (03 51) 4 58 37 77Fax: (03 51) 4 58 43 07E-Mail:[email protected]

Zweiter VizepräsidentProf. Dr. Tim PohlemannDirektor, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie Universitätskliniken des SaarlandesKirrberger Str. 166421 Homburg/SaarTel.: (0 68 41) 1 63 15 02Fax: (0 68 41) 1 63 15 03E-Mail: [email protected]

Dritter VizepräsidentProf. Dr. Christoph JostenDirektor, Klinik für Unfall- und WiederherstellungschirurgieUniversitätsklinikum LeipzigLiebigstr. 20a04103 LeipzigTel.: (03 41) 9 71 73 00Fax: (03 41) 9 71 73 09E-Mail: [email protected]

GeneralsekretärAmtszeit: 1.1.2009 – 31.12.2012Prof. Dr. Hartmut SiebertDiakonieKlinikum Schwäbisch Hall74523 Schwäbisch HallTel.: (07 91) 7 53 42 31Fax: (07 91) 7 53 49 03E-Mail: [email protected]

SchatzmeisterAmtszeit: 1.1.2009 – 31.12.2012Prof. Dr. Bertil BouillonDirektor, Klinik für Unfallchirurgie/OrthopädieKliniken der Stadt Köln, Klinikum Köln-Merheim

Lehrstuhl der Universität Witten-HerdeckeOstmerheimerstr. 20051109 KölnTel.: (02 21) 89 07 32 76Fax: (02 21) 89 07 30 85E-Mail: [email protected]

Schriftführer und Schriftleiter der Website www.dgu-online.deAmtszeit: 1.1.2007 – 31.12.2010Prof. Dr. Johannes SturmChefarzt i.R. , c/o DGU-GeschäftsstelleLuisenstr. 58/5910117 BerlinTel.: (0 30) 28 00 43 00Fax: (0 30) 28 00 43 06E-Mail: [email protected]

Ständiger Beirat

Prof. Dr. Dr. h. c. Axel Ekkernkamp, Berlin und Greifswald (Präsident 2008)

Prof. Dr. Norbert Haas, Berlin (Präsident 2000)

Prof. Dr. Gert Muhr, Bochum (Präsident 1995)

Prof. Dr. Wolf Mutschler, München (Präsident 2005)

Prof. Dr. Hans-Jörg Oestern, Celle (Präsident 1997)

Prof. Dr. Klaus Michael Stürmer, Göttingen (Präsident 2006)

Prof. Dr. Kuno Weise, Tübingen (Präsident 2007)

Senat

Prof. Dr. Dr. h.c. Horst Cotta, München (Präsident 1986)

Prof. Dr. Peter Hertel, Berlin (Präsident 1999; Sprecher ab 1.1.2009 bis einschl. Sommer 2010)

Prof. Dr. Günther Hierholzer, Allensbach (Präsident 1985)

Prof. Dr. Ulrich Holz, Stuttgart (Präsident 1993; Sprecher ab Sommer 2007 bis einschl. Sommer 2010)

Prof. Dr. Karl-Heinz Jungbluth, Hamburg (Präsident 1988)

Prof. Dr. Lothar Kinzl, Ulm (Präsident 1998)

Prof. Dr. Peter Kirschner, Mainz (Präsident 2001)

Prof. Dr. Eugen H. Kuner, Umkirch (Präsident 1987)

Prof. Dr. Eberhard Markgraf, Jena (Präsident 1996)

Prof. Dr. Jürgen Probst, Murnau (Präsident 1982)

Prof. Dr. Rahim Rahmanzadeh, Berlin (Präsident 1992)

Prof. Dr. Klaus Rehm, Köln (Präsident 2002)

Prof. Dr. Axel Rüter, Neusaess (Präsident 1994)

Prof. Dr. Leonhard Schweiberer, München (Präsident 1981)

Prof. Dr. Hartmut Siebert, Schwäbisch Hall (siehe Vorstand). (Präsident 2003)

Prof. Dr. Harald Tscherne, Hannover (Präsident 1979)

Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Siegfried Weller, Tübingen (Präsident 1978)

Prof. Dr. Andreas Wentzensen, Ludwigshafen (Präsident 2004)

Nichtständiger Beirat

Dr. Dirk Albrecht, Tübingen (Amtszeit 1.1.2010 – 31.12.2012)

PD Dr. Hermann Josef Bail, Nürnberg (Amtszeit 1.1.2008 – 31.12.2010)

Prof. Dr. Alexander Christof Beck, Würzburg (Amtszeit 1.1.2010 – 31.12.2012)

PD Dr. Ulf Culemann, Homburg/Saar (Amtszeit 1.1.2010 – 31.12.2012)

Prof. Dr. Sascha Flohé (Amtszeit 1.1.2010 – 31.12.2012)

PD Dr. Karl-Heinz Frosch, Göttingen (Amtszeit: 1.1.2009 – 31.12.2011)

Prof. Dr. Paul Alfred Grützner, Ludwigshafen (Amtszeit: 1.1.2009 – 31.12.2011)

Prof. Dr. Thomas Mittlmeier, Rostock (Amtszeit 1.1.2008 – 31.12.2010)

PD Dr. Stefan Rammelt, Dresden (Amtszeit 1.1.2010 – 31.12.2012)

Prof. Dr. Dieter Rixen, Lünen (Amtszeit 1.1.2008 – 31.12.2010)

PD Dr. Christine Voigt, Hannover (Amtszeit 1.1.2010 – 31.12.2012)

Dr. Christoph Wölfl, Ludwigshafen (Amtszeit: 1.1.2009 – 31.12.2011)

Fachbeirat

Prof. Dr. Hartwig Bauer, Berlin (Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie)

Dr. jur. Joachim Breuer, Berlin (Hauptgeschäftsführer der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung)

DGU Mitteilungen und Nachrichten 61/201044

Prof. Dr. Günter Lob, München (DGU-Beauftragter für Weiterbildung)

Prof. Dr. Tilman Mischkowsky, Kempten (Vizepräsident des BDC)

Prof. Dr. Fritz Uwe Niethard, Aachen (Generalsekretär der DGOOC)

Prof. Dr. Dietmar Pennig, Köln (VLOU-Bundesvorsitzender und Leiter des Referates Unfallchirurgie im BDC)

Prof. Dr. Dr. h.c. Karsten Vilmar, Bremen Mitglieder des Präsidialrates

PD Dr. Julia Seifert, Berlin (Leiterin des Grundsatzausschusses; Amtszeit: 1.1.2008 – 31.12.2010)

Prof. Dr. Ingo Marzi, Frankfurt/Main (Leiter des Wissenschaftsausschusses; Amtszeit: 1.1.2009 – 31.12.2011)

Prof. Dr. Felix Bonnaire, Dresden (Leiter des Bildungsausschusses; Amtszeit: 1.1.2010 – 31.12.2012)

Prof. Dr. Florian Gebhard, Ulm (Leiter des Programmausschusses; Amtszeit: 1.1.2009 – 31.12.2011)

Prof. Dr. Reinhard Hoffmann, Frankfurt/Main (Leiter des Berufsständischen Ausschusses, Amtszeit: 1.1.2010 – 31.12.2012)

Dr. Peter Kalbe, Rinteln (Leiter des Ausschusses Vertretung niedergelassene Vertragsärzte, Amtszeit 1.1.2009 – 31.12.2011)

PD Dr. Karl-Heinz Frosch, Göttingen (Vertreter der nichtselbständigen Ärzte; Amtszeit: 1.1.2010 – 31.12.2011, gekoppelt an seine Amtszeit im Nichtständigen Beirat)

Ausschüsse

Berufsständischer AusschussProf. Dr. Reinhard Hoffmann, Frankfurt/Main (L) Prof. Dr. Alexander Beck, Würzburg (V)

Arbeitskreis DRG des BSADr. Lutz Mahlke, Paderborn (L, kommissarisch)

BildungsausschussProf. Dr. Felix Bonnaire, Dresden (L) N.N. (V)

GrundsatzausschussPD Dr. Julia Seifert, Berlin (L) PD Dr. Peter Biberthaler, München (V)

ProgrammausschussProf. Dr. Florian Gebhard, Ulm (L) Prof. Dr. Ulrich Stöckle, München (V)

Vertretung niedergelassener VertragsärzteDr. Peter Kalbe (Rinteln) Dr. Rainer Kübke, Berlin (V)

WissenschaftsausschussProf. Dr. Ingo Marzi, Frankfurt/Main (L) Prof. Dr. Sascha Flohé, Düsseldorf (V)

Kommissionen

EntgelteDr. Lutz Mahlke, Paderborn (L, kommissarisch) Dr. Walter Schäfer, Gummersbach (V)

GutachtenProf. Dr. Kuno Weise, Tübingen (L) Dr. Frank Schröter, Kassel (V)

LeitlinienProf. Dr. Klaus Michael Stürmer, Göttingen (L) Prof. Dr. Felix Bonnaire, Dresden (V)

RechtsfragenNicht besetzt.

Aufnahmekommission Generalsekretär, Schriftführer, Schatzmeister

Wissenschaftliche Preise Besetzung nach der jeweiligen Preissatzung

Reisestipendium 1. Vizepräsident des Vorjahres, Schatz-meister, ein Mitglied des Nichtständigen Beirats

Sektionen

HandchirurgieProf. Dr. Joachim Windolf (L) PD Dr. Andreas Eisenschenk, Berlin (V)

Kindertraumatologie PD Dr. Dirk Sommerfeldt, Hamburg (L) Prof. Dr. Hans-Georg Dietz, München (V)

Notfall- und Intensivmedizin, Schwerver-letztenversorgung (NIS)Prof. Dr. Andreas Seekamp, Kiel (L) Prof. Dr. Steffen Ruchholtz, Essen (V)

Physikalische Therapie und Rehabilitation Prof. Dr. Volker Bühren, Murnau (L) Dr. Meinald Settner, Gelsenkirchen (V)

Arbeitsgemeinschaften

Alterstraumatologie Univ.-Prof. Dr. Michael J. Raschke, Münster (L) Univ.-Prof. Dr. Ulrich Stöckle, (V)

Arthroskopische Chirurgie Prof. Dr. Helmut Lill, Hannover (L) PD Dr. Karl-Heinz Frosch, Göttingen (V)

Arbeitskreis implantatfreier Kreuz-bandersatz und biologische Optimierung der AG Arthroskopische ChirurgieProf. Dr. Peter Hertel, Berlin (L)

Becken III PD Dr. Ulf Culemann, Homburg/Saar (L) Dr. Fabian Stuby, Tübingen (V)

Fort- und Weiterbildung Prof. Dr. Wolf Mutschler, München (L)

FußProf. Dr. Thomas Mittlmeier, Rostock (L) PD Dr. Stefan Rammelt, Dresden (V)

Gewebeersatz und Geweberegeneration Dr. Dirk Albrecht, Tübingen (L) Dr. Jürgen Fritz, Rottenburg a. D. (V)

Geschichte der Unfallchirurgie Prof. Dr. Jürgen Probst, Murnau (L) Prof. Dr. Eberhard Markgraf, Jena (V)

Osteologie Dr. Matthias Schieker, München (L) Prof. Dr. Johannes M. Rueger, Hamburg (V)

Prävention von Verletzungen PD Dr. Carl Haasper, Hannover (L) Dr. Uli Schmucker, Greifswald (V)

Rechnergestütztes Operieren (AGROP) Prof. Dr. Alfred Paul Grützner, Ludwigshafen (L) Prof. Dr. Tobias Hüfner, Hannover (V)

Septische und Rekonstruktive Chirurgie Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Gunther Hofmann, Jena und Halle (L) Prof. Dr. Rudolf Ascherl, Schwarzenbruck (V)

Sporttraumatologie Prof. Dr. med. Gerhard Bauer, Stuttgart (L) Dr. Andreas Losch, Göttingen (V).

Ultraschall Prof. Dr. Benedikt Friemert, Ulm (L) PD Dr. Christian Tesch, Hamburg (V)

Wirbelsäule Ao. Univ.-Prof. Dr. Christian Knop, Stuttgart (L) PD Dr. Frank Kandziora, Frankfurt/Main (V)

Beauftragte

Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin – Nationale Versorgungs-Leitlinie „Akuter und chronischer Rückenschmerz“: Prof. Dr. R. Beisse, Prof. Dr. Ch. Knop (V), Prof. Dr. Christoph Ulrich (V)

Aktionsbündnis Patientensicherheit (APS): Generalsekretär (Vorstandsmitglied)

APS-Arbeitsgruppe Education, Training, Simulation: Prof. Dr. Christian Lackner

APS-Arbeitsgruppe Unbeabsichtigt Belas-sene Fremdkörper im OP-Gebiet: Generalsekretär (Ko-Moderator)

DGU Mitteilungen und Nachrichten 61/2010 55

Arbeitsgemeinschaft Wissenschaftlicher Medizinischer Fachgesellschaften (AWMF): Generalsekretär (Delegierter)

AWMF-Arbeitskreis „Einheit von Forschung und Lehre“: Prof. Dr. Klaus Michael Stürmer

(für die DGOU) AWMF-Arbeitskreis „Krankenhaus- & Praxishygiene“: PD Dr. Julia Seifert

AWMF-ad-hoc-Kommission „Versorgungs-forschung“: Prof. Dr. Wolf Mutschler

Berufsverband der deutschen Chirurgen (BDC) – Leiter des Referates Unfallchirur-gie: Prof. Dr. Dietmar Pennig

Bone & Joint Decade: Prof. Dr. Johannes M. Rueger

Bundesärztekammer – Beirat für Erste Hilfe und Wiederbelebung: PD Dr. Hermann Josef Bail

Bundesgeschäftsstelle Qualitätssicherung (BQS), Fachgruppe Orthopädie und Trau-matologie: Prof. Dr. Friedrich Thielemann, Dr. Kai Bauwens

Bundesministerium für Arbeit und Soziales – Sachverständigenbeirat Versorgungs-medizin: Dr. Volker Grosser, Prof. Dr. Schiltenwolf

Dachverband der deutschsprachigen wis-senschaftlichen Gesellschaften für Osteolo-gie (DVO): Prof. Dr. Johannes M. Rueger

Deutsche Akademie der Gebietsärzte: Leiter des Ausschusses niedergelassene Vertragsärzte

Deutsche Gesellschaft für Anästhesie und Intensivmedizin – S3-Leitlinie Analgesie und Sedierung in der Intensivmedizin: Prof. Dr. Christian Waydhas

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie (DGCh) – Vorstand: Generalsekretär, Präsident (V)

DGCh-AG Krankenhausstruktur: Prof. Dr. Andreas Dávid

DGCh-AG Medien: Prof. Dr. Axel Prokop

DGCh-AG Perioperative Medizin: Prof. Dr. Udo Obertacke

DGCh-Sektion Biomaterialien: Prof. Dr. Johannes M. Rueger

DGCh-Sektion Chirurgische Forschung: Prof. Dr. Wolf Mutschler

DGCh-Sektion Onkologische Chirurgie: Prof. Dr. Erich Hartwig

DGCh-Sektion Onkologische Chirurgie – Arbeitsgruppe Weichteilsarkom: PD Dr. Michael Schulte

DGCh-Studienzentrum Heidelberg – Aufsichtsrat: Prof. Dr. Tim Pohlemann

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie – Arbeitskreis Orthopädie und Unfall-chirurgie: noch kein Vertreter bestimmt.

Deutsche Gesellschaft für Wundheilung – Konsensuskonferenzen: PD Dr. Mark Bischoff, Dr. Ingo Flesch

Deutscher Rat für Wiederbelebung/Ger-man Resuscitation Council: Prof. Dr. Christian Lackner, Prof. Dr. Andreas Seekamp

Deutscher Verkehrssicherheitsrat (DVR): Prof. Dr. Johannes Sturm

DVR-Ausschuss Verkehrsmedizin, Erste Hilfe, Rettungswesen: Prof. Dr. Johannes Sturm

Deutsches Institut für Normung (DIN) – Beirat: Dr. Johann Weidringer

Deutsches Netzwerk für Versorgungsfor-schung e. V. (DNVF): PD Dr. Dirk Stengel, Prof. Dr. Edmund Neugebauer (V; Geschäftsführer des DNVF)

Deutsche Zentralbibliothek für Medizin – Beirat: Prof. Dr. Norbert M. Meenen

European Society for Trauma and Emergen-cy Medicine (ESTES): Generalsekretär

Europäische Facharztprüfung – Union Européenne des Médecins spécialistes/European Union of Medical Specialists (UEMS), Division of Trauma Surgery/Euro-pean Board of Trauma Surgery/European Board of Surgery Qualification: Prof. Dr. Hans-Jörg Oestern

Fachbeirat zur Begleitevaluation der Mindestmengen Knie-Tep im Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschusses: Dr. Kai Bauwens

Gemeinsame DRG-Kommission von DGCh und BDC: Prof. Dr. Axel Prokop, Prof. Dr. Walter Schäfer

Gemeinsamer Weiterbildungsausschuss von DGCh und BDC: Leiter des Bildungs-ausschusses, Prof. Dr. Günter Lob; Generalsekretär

Institut für medizinische und pharmazeu-tische Prüfungsfragen (IMPP), Schwerpunkt Unfallchirurgie: Prof. Dr. Udo Obertacke

Interdisziplinäre AG „OP-Technik“ der DGCh und DGAI: Prof. Dr. Reinhard Hoffmann

Lehrakademie Wolfgang Müller-Osten – Beirat: Prof. Dr. Wolf Mutschler

AUC – Akademie der Unfallchirurgie GmbH

GeschäftsführerProf. Dr. Johannes Sturm, Münster

Geschäftsstelle der DGU

Susanne Herda (Öffentlichkeitsarbeit)Susanne Lehnert (Mitgliederverwaltung)Dipl.-Pol. Joachim Arndt (Leiter)Langenbeck-Virchow-HausLuisenstr. 58/59, 10117 BerlinTel.: (0 30) 20 21 54 90Fax: (0 30) 20 21 54 91E-Mail: [email protected] [email protected]

Ehrenmitglieder

Cotta, Horst, Prof. Dr. Dr. h. c., München (1993)

Hierholzer, Günther, Prof. Dr., Allensbach (1995)

Jungbluth, Karl-Heinz, Prof. Dr., Hamburg (2002)

Krösl, Wolfgang, Obermed.-Rat Dr., Amlach, Österreich (1975)

Kuner, Eugen, Prof. Dr., Umkirch (1994)

Lob, Günter, Prof. Dr. München (2004)

Markgraf, Eberhard, Prof. Dr., Jena (2007)

Müller, Maurice E., Prof. Dr. Dr. h. c., Bern, Schweiz (1972)

Muhr, Gert, Prof. Dr., Bochum (2008)

Oestern, Hans-Jörg, Prof. Dr., Celle (2009)

Probst, Jürgen, Prof. Dr., Murnau (1992)

Rahmanzadeh, Rahim, Prof. Dr., Berlin (2001)

Rüter, Axel, Prof. Dr., Neusaess (2006)

Schweiberer, Leonhard, Prof. Dr., München (1998)

Spann, Wolfgang, Prof. Dr. Dr. h. c., München (1985)

Teubner, Ernst, Prof. Dr., Göppingen (2003)

Trentz, Otmar, Prof. Dr., Zürich, Schweiz (2005)

Trojan, Emanuel, Prof. Dr., Wien, Österreich (1980)

Tscherne, Harald, Prof. Dr., Hannover (1989)

Vilmar, Karsten, Prof. Dr. Dr. h. c., Hamburg (1998)

Weller, Siegfried, Prof. Dr. Dr. h. c. mult., Tübingen (1986)

Korrespondierende Mitglieder

Bavonratanavech, Suthorn, M.D., Bangkok (2006)

Blaisdell, William F., Prof. Dr., Sacramento, Kalifornien, USA

Brand, Richard A., Prof. Dr., Iowa City, Iowa, USA (2005)

DGU Mitteilungen und Nachrichten 61/201066

Broos, Paul Louis Oscar, Prof. Dr., Löwen, Belgien (2005)

Čech, Oldrich, Prof. Dr., M.D. D. Sc., Prag, Tschechische Republik (1990)

Colton, Christopher Lewis, Prof. Dr., M.D., Nottingham, England (1994)

Cronier, Patrick, Dr., Angers, Frankreich (2009)

Giannoudis, Peter V., Prof., Leeds, England (2008)

Ganz, Reinhold, Prof. Dr., Bern, Schweiz (1995)

Gautier, Emanuel, PD Dr., Freiburg, Schweiz (2003)

Goris, Jan, Prof. Dr., Nijmwegen, Niederlande (1989)

Heim, Urs, PD Dr. Dr. h.c., Gümlingen, Schweiz (1984)

Helfet, David, Prof. Dr., M.D. M.B. CH. B., New York, New York, USA (2000)

Hughes, James Langston, Prof. Dr. M.D., Jackson, Mississippi, USA (1990)

Hughston, Jack C., Dr., Columbus, Georgia, USA (1981)

Johnson, Eric E., Prof. Dr., M.D., Los Angeles, Kalifornien, USA (2000)

Kellam, James, Prof. Dr., M.D., FRCS, Charlot-te, North Carolina, USA (2004)

Kempf, Ivan, Prof. Dr., Strassburg, Frankreich (1987)

Klaue, Kaj, PD Dr., Lugano, Schweiz (2009)

Kuderna, Heinz, Doz. Dr., Wien, Österreich (1983)

Lambiris, Elias, Prof. Dr., Patras, Griechen-land (2003)

Li, Jian jun, Prof., Peking, China (2008)

Magerl, Fritz, Prof. Dr., St. Gallen, Schweiz (1992)

Marti, René, Prof. Dr., Amsterdam, Niederlande (1986)

Matta, Joel M., Prof. Dr., Los Angeles, Kalifornien, USA

Meine, Jacques, Dr., Basel, Schweiz (1992)

Mohandas, P.A., Prof. Dr., Madras, Indien (1993)

Nording, Jacques Ives, Prof. Dr., Paris, Frankreich (1995)

Perren, Stephan, Prof. Dr., Davos-Platz, Schweiz (1978)

Poigenfürst, Johannes, Prof. Dr., Wien, Österreich (1984)

Pokorny, Vladimir, Dr., Brünn, Tschechische Republik (2001)

Povacz, F., Prim. Dr., Wels, Österreich (1988)

Prévot, Jean, Prof. Dr., Nancy, Frankreich (2002)

Regazzoni, Pietro, Prof. Dr., Basel, Schweiz (2002)

Reis, Daniel, Prof. Dr., Haifa, Israel (1985)

Renner, Antal, Prof. Dr., Budapest, Ungarn (1990)

Resch, Herbert, Univ.-Prof. Dr., Salzburg, Österreich (2007)

Rockwood, Charles A., Prof. Dr. M.D., San Antonio, Texas, USA (1989)

Rüedi, Thomas, Prof. Dr., Chur, Schweiz (1985)

Sarmiento, Augusto, Prof., M.D., Los Angeles, Kalifornien, USA (1992)

Schächter, Salomon, Prof. Dr., Buenos Aires, Argentinien (1985)

Schatzker, Joseph, Prof. Dr., Toronto, Ontario, Kanada (1989)

Sim, Franklin H., Prof. Dr., Rochester, Minnesota, USA

StrØmsØ, Knut, Prof. Dr., Oslo, Norwegen (2001)

Szyszkowitz, Rudolf, Prof. Dr., Graz, Österreich (1985)

Szita, János, PD Dr., Budapest, Ungarn (2008)

ten Duis, Henk, Prof. Dr. Groningen, Niederlande (2007)

Tile, Marvin, Prof. Dr., Toronto, Ontario, Kanada (1993)

Trunkey, Donald D., Prof. Dr., Portland, Oregon, USA (1986)

van der Werken, Chris, Prof. Dr., Urecht, Niederlande (2000)

Vécsei, Vilmos, Prof. Dr. Vilmos, Wien, Österreich (2002)

Wagner, Michael, Univ.-Prof. Dr., Wien, Österreich (2006)

Hans-Liniger-Preisträger (vor 1966 „Wissenschaftlicher Preis“)

1956 Dr. Armin Bauermeister (Chirurgische Universitätsklinik Kiel): Ergebnisse einer Maceration und Verpflanzung von Kno-chenspänen und ihre Bedeutung für den Aufbau der Knochenbank.

1958 PD Dr. Leo Koslowski (Pathologisches Institut der Universität Göttingen): Intravi-tale Autolyse als pathogenetisches Prinzip.

1961 Dr. Wilhelm Thorban (Chirurgische Universitätsklinik Gießen): Klinische und experimentelle Untersuchungen zur Ätiologie und Pathogenese der posttrau-matischen Sudeckschen Gliedmaßendys-trophie.

1962 Keine Preisverleihung.

1964 Keine Preisverleihung.

1966 Keine Preisverleihung.

1968 PD Dr. Horst Kindler (Klinikum Ben-jamin Franklin der FU Berlin, Chirurgische Klinik): Die Hemmwirkungen von Hydrocor-tison und Antibiotika auf die Wundheilung.

1970 PD Dr. Wilfried Schramm (Knapp-schaftskrankenhaus Bergmannsheil, Gel-senkirchen-Buer, Chirurgische Abteilung): Klinische und tierexperimentelle Untersu-chungen über die Transplantation autopla-stischer Spongiosa.

1972 Prof. Dr. Manfred Weigert (Städ-tisches Krankenhaus am Urban, Berlin, Abteilung für Orthopädie und Traumatolo-gie): Anregung der Knochenbildung durch elektrischen Strom.

1974 PD Dr. Klaus-Peter Schmit-Neuerburg und PD Dr. Christian-Dietrich Wilde: Experimentelle Untersuchungen zur Ein-heilung massiver Cortikalis-Transplantate.

1976 PD Dr. Hans-Otto Dustmann (Ortho-pädische Universitätsklinik Heidelberg): Altersabhängige Reaktionen des Gelenk-knorpels nach Verletzungen.

1978 PD Dr. Leo Gotzen (Med. Hoch-schule Hannover): Untersuchungen zur Neutralisationsplatten-Osteosynthese und der Richtlinien für ihre praktische Durch-führung.

PD Dr. Hans-Jürgen Refior (Orthopäd. Klinik München): Tierexperimentelle Untersu-chungen zum Verhalten der Mikrostruktur des Hyalin-Gelenkknorpels unter Druck-belastung.

1980 PD Dr. Günter Lob (Universität Ulm, Department für Chirurgie, Abteilung Unfallchirurgie): Chronische, posttrauma-tische Osteomyelitis: Tierexperimentelle und klinische Untersuchungen zu einer oralen antibakteriellen Vaccination.

1982 PD Dr. Hans-Jörg Oestern (Med. Hochschule Hannover, Klinik für Unfallchi-rurgie): Eine klinische und experimentelle Studie zur Pathogenese, prognostischer und therapeutischer Wertigkeit früher kardiopulmonaler Veränderungen nach schwerem traumatischem Schock.

1984 PD Dr. med. Volker Echtermeyer (Med. Hochschule Hannover, Klinik für Un-fallchirurgie): Diagnostik und Therapie des Compartment-Syndroms – Eine klinische und tierexperimentelle Studie.

1986 Prof. Dr. Klaus E. Rehm (Unfallchirur-gische Klinik der Justus-Liebig-Universität Gießen): Die Osteosynthese der Thorax-wandinstabilitäten.

1988 PD Dr. Hans Zwipp (Mediz. Hoch-schule Hannover, Unfallchirurgische Klinik): Die anterolaterale Rotationsinstabilität des Oberen Sprunggelenks.

DGU Mitteilungen und Nachrichten 61/2010 77

1990 PD Dr. Johannes M. Rueger (Klinikum der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität, Unfallchirurgische Klinik): Knochenersatz-mittel.

1992 PD Dr. Harald Knaepler (Philipps-Universität Marburg, Klinik für Unfallchi-rurgie): Untersuchungen zur Knochendes-infektion und Sterilisation sowie deren Auswirkungen auf die biologische Wertig-keit des Knochenimplantates.

1994 PD Dr. Gerd Regel (Med. Hochschu-le Hannover, Unfallchirurgische Klinik): Die unspezifische Immunabwehr nach schwerem Trauma und ihre Bedeutung für den generalisierten Zellschaden und das Multiorganversagen.

1996 PD Dr. Hans-Christoph Pape (Med. Hochschule Hannover, Unfallchirurgische Klinik): Pulmonale Komplikationen nach intramedullärer Stabilisierung des Femur-schaftes bei Polytrauma.

1997 PD Dr. Christian Voigt (Klinikum Ben-jamin Franklin der FU Berlin, Unfallchirur-gische Klinik): Reaktion endostaler Zellen des Kaninchenhumerus bei Störung der physiologischen Kraftverteilung in vivo.

PD Dr. Andreas Seekamp (Med. Hochschule Hannover, Unfallchirurgische Klinik): Die Interaktion von neutrophilen Granulozyten und den kapillären Endothelzellen in trau-matisch induzierten Ischämie/Reperfusi-onsschäden.

1999 PD Dr. Stefan Rose (Chirurgische Uni-versitätsklinik Homburg/Saar, Abteilung für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie): Studien zur pathogenetischen Bedeutung neutrophiler Granulozyten nach Extremi-tätenischämie, Polytraumatisierung und bakterieller Sepsis.

2000 Dr. Gerhard Schmidmaier (Charité-Klinikum der Humboldt-Universität zu Berlin, Campus Virchow, Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie): Die lokale Freisetzung von IGF- und FGF-ß1 aus einer biodegradierbaren Poly (D, L-Laktid)-Beschichtung von Implantaten beschleu-nigt die Frakturheilung.

2001 Dr. Martin Grotz (Med. Hochschule Hannover, Unfallchirurgische Klinik): Die Darmhypothese des Multiorganversagens nach schwerem Trauma.

2002 Dr. Frank Kandziora (Charité, Campus Virchow, Berlin): Experimentelle Spondylo-dese der Schafswirbelsäule.

2003 PD Dr. med. Michael Amling (Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschi-rurgie der Universität Hamburg): Von der skelettalen Mikroarchitektur über die Kno-chenzellbiologie zur zentralen Kontrolle der Knochenmasse.

2004 PD Dr. med. Johannes Zeichen (Un-fallchirurgische Klinik, Med. Hochschule Hannover): Modulation der Zellprolifera-tion. Synthese von Procollagen Typ I, Typ III und Expression von Hitzeschockprotein 72 von humanen Fibroblasten unter dem Einfluss von zyklischer mechanischer Deh-nung.

2005 PD Dr. Johannes Frank (Abteilung für Handchirurgie, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Universitäts-klinikum Frankfurt/Main): Intravitalmi-kroskopische Analyse und Quantifizierung der Angiogenese und Mikrozirkulation im Gewebe und in der Wundheilung am Tier-modell.

2006 PD Dr. med. Niels C. Riedemann (Un-fallchirurgische Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover): Die pathophysiolo-gische Bedeutung des C5A-Rezeptors in der Entstehungsphase der Sepsis

2007 PD Dr. med. Pia Pogoda (Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschi-rurgie, Universitätsklinikum Hamburg-Ep-pendorf): Knochenmasseverlustsyndrome im Schaf: Entwicklung und Charakterisie-rung neuer klinikrelevanter Osteoporose-Großtiermodelle

2008 PD Dr. Deike Varoga (Klinik für Unfall-chirurgie, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel): Expression und Regulation angeborener Immunmechanis-men bei Gelenkerkrankungen

2009 PD Dr. Wolfgang Schneiders (Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirur-gie, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus der TU Dresden): Untersuchungen der Ma-terialeigenschaften und der Biokompatibi-lität eines mit Chondroitinsulfat und Kolla-gen versetzten Kalziumphosphatzements.

Preisträger des Innovationspreises(gesponsort von der Fa. DePuy)

1998 Angela Olinger (Abteilung für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie der Chirurgische Universitätsklinik Homburg/Saar) et. al.: Minimalinvasiver endosko-pischer Zugang zur ventralen Spondylodese der lumbalen Wirbelsäule (Lumboskopie).

1999 Dr. Christian Dahlen (Dresden): PC-basierte 3-D-Software zur Operationspla-nung in der rekonstruktiven Fußchirurgie.

2000 Dr. Alexander Hofmann (Klinik für Unfallchirurgie der Philipps-Universität Marburg) et all.: Bioengineering eines vi-talen Knochentransplantats mit autologen Eigenschaften.

2001 PD Dr. P. Euler (Chirurgische Klinik und Poliklinik der LMU München) et all.: Evaluation und klinische Einführung eines neuen Bildwandlergerätes zur intraopera-tiven Herstellung dreidimensionaler Rönt-genbilder.

2002 Dr. Peter Biberthaler (Chirurgische Klinik und Poliklinik der LMU München) et al.: Die Mikrozirkulation der Supraspina-tussehne am Menschen: erstmalige In-vivo-Analyse nach degenerativer Läsion der Rotatorenmanschette.

2003 Dr. Tim Rose (Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie des Uni-versitätsklinikums Leipzig) et all.: Die Verbesserung der Knochenheilung im osteoporotischen Rattenmodell durch die zellvermittelte Expression von Bone Mor-phogenetic Protein 4 (BMP-4) nach ex-vivo Gentherapie.

2004 Nicht vergeben.

2005 Dr. Arndt Schilling (Klinik und Polikli-nik für Unfall-, Hand- und Wiederherstel-lungschirurgie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf) et all.: Resorbierbar-keit von Knochenersatzmaterialien durch humane Osteoklasten – Entwicklung eines quantitativen Assays als Leitschiene für den klinischen Einsatz.

2006 Dr. Felix Walcher (Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie des Klinikums der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt/Main): Präklinische Sonographie – Entwicklung, Validierung und klinische Anwendung in der Notfall-medizin

2007 PD Dr. Thomas Gross (Leiter Trau-matologie und Vice-Primario Chirurgie, Ospedale Civico Lugano (CH)): Der Einsatz eines multifunktionalen bildgestützten In-terventionsraumes (MBI) in der Initialphase stationärer Schwerverletzten-Versorgung: Erwartungen, Realität und Perspektive

2008 PD Dr. Carsten Englert (Unfallchirur-gie des Klinikums der Universität Regens-burg): Bonding of acticular cartilage using a combination of biochemical degradation and surface cross-linking

2009 Dr. Tobias Winkler (Centrum für Musculoskeltale Chirurgie der Charité-Universitätsmedizin Berlin):Doseresponsen relationship of mesenchymal stem cell transplantation and functional regenerati-on after severe skeletal muscle injury in rats

DGU Mitteilungen und Nachrichten 61/201088

Johann-Friedrich-Dieffenbach-Büste

Der 1982 als ehrenvolle Auszeichnung für wissenschaftliche Verdienste um die Unfall-heilkunde gestiftete Johann-Friedrich-Dief-fenbach-Büste wurde bisher verliehen an:

1982 Prof. Dr. Herbert Junghanns und Prof. Dr. Alfred Nikolaus Witt

1983 Prof. Dr. Hans Willenegger

1984 Prof. Dr. Jörg Rehn

1985 Prof. Dr. Martin Allgöwer

1986 Bundeshauptstadt Berlin

1987 Prof. Dr. Günter Friedebold

1988 Keine Vergabe

1989 Prof. Dr. Siegfried Weller

1990 Prof. Dr. Wilhelm Schink

1991 Keine Vergabe

1992 Prof. Dr. Walter Blauth

1993 Prof. Dr. Stephan Perren

1994 Prof. Dr. Harald Tscherne, Hannover

1995 Dr. Klaus Klemm, Frankfurt/Main, und Dr. Wulf-Dieter Schellmann, Peine

1996 Prof. Dr. Lutz Claes, Ulm

1997 Prof. Dr. Jürgen Probst, Murnau

1998 Prof. Dr. Cajus Burri, Ulm

1999 Prof. Dr. Rahim Rahmanzadeh, Berlin

2000 Prof. Dr. Gert Muhr, Bochum

2001 Prof. Dr. Horst Cotta, München

2002 Prof. Dr. Lutz Jani, Riehen (Schweiz)

2003 Prof. Dr. Ulrich Lanz, Neustadt/Saale

2004 Prof. Dr. Hans-Ulrich Steinau, Bo-chum

2005 Prof. Dr. rer. nat. Dipl. Ing. Edmund A.M. Neugebauer, Köln

2006 Prof. Dr. sc. Techn. Erich Schneider, Davos (Schweiz)

2007 Prof. Dr. Ulrich Holz, Stuttgart

2008 Prof. Dr. Wolf Mutschler, München

2009 Prof. Dr. Norbert P. Haas, Berlin

Georg-Friedrich-Louis-Stromeyer-Medaille

Den Literaturpreis in Form der 2000 ge-stifteten Georg-Friedrich-Louis-Stromeyer-Medaille wurde bisher verliehen an:

2001 Prim. Dr. Fritz Povacz, Gaspolzhofen, Österreich, für sein Werk „Die Geschichte der Unfallchirurgie“

2002 PD Dr. Dr. h.c. Urs Heim, Gümligen, Schweiz, für sein Werk „Das Phänomen AO. Gründung und erste Jahre der Arbeitsge-meinschaft für das Studium der Osteosyn-these (1958–1963)“

2003 Dr. Eduard M. Walthers, Marburg an der Lahn, für seine Übersetzung des Werks von A. Grenspan: Orthopedic Radiology. A practical Approach unter dem Titel „Skelet-tradiologie – Orthopädie, Traumatologie, Rheumatologie, Onkologie“

2004 Prof. Dr. Ernst Teubner, Göppingen, für sein Werk „Der Schultergürtel. Form und Funktion, Entwicklung, Biomechanik und Trauma“

2005 Prof. Dr. Michael Sachs, Frankfurt am Main, für sein Werk „Die Geschichte der operativen Chirurgie“, 5 Bände.

2006 Prof. Dr. Benno Kummer, Köln, für sein Werk „Biomechanik. Form und Funkti-on des Bewegungsapparates“.

2007 Prof. Dr. Jürgen Rudigier, Offenburg, für sein Werk „Kurzgefasste Handchirurgie. Klinik und Praxis“.

2008 Dr. iur. Horst Kater, Berlin, für sein Werk „Das ärztliche Gutachten im sozi-algerichtlichen Verfahren. Die schwierige Kommunikation zwischen Juristen und Medizinern.“

2009 Prof. Dr. Ulrich A. Wagner, Weser-münde, und Prof. Dr. Hans-Martin Schmidt, Bonn, für ihr Werk „Ausgewählte Fehler- und Gefahrensituationen bei orthopädisch-unfallchirurgischen Eingriffen. Ein Kompen-dium unter besonderer Berücksichtigung topografischer Aspekte“

Carl-Thiem-Gedenkmünze

Die Carl-Thiem-Gedenkmünze, gestiftet 1997 anlässlich des 75-jährigen Bestehens der Deutschen Gesellschaft für Unfallchi-rurgie, wurde bisher verliehen an:

1997 OMR Dr. sc. med. Wolfgang Kurz, Lübben

1998 Prof. Dr. Hans-Jörg Oestern, Celle

1999 Prof. Dr. Gert Specht, Berlin

2000 Dr. Klaus Welz, Cottbus

2001 Dr. Hans Rudolph, Rotenburg/Wüm-me

2002 Prof. Dr. Eberhard Markgraf, Jena

2003 Nicht vergeben

2004 PD Dr. Wolfgang Hundshagen, Nord-hausen

2005 Nicht vergeben

2006 Prof. Dr. Friedrich-Wilhelm Meinecke, Reinbek

2007 Prof. Dr. Heinrich Reilmann, Braunschweig

2008 Prof. Peter Wendsche, Brno, Tschechische Republik

2009 Prof. Dr. Volker Echtermeyer, Minden

Goldene Ehrennadel

Die Goldene Ehrennadel, gestiftet 1989, wurde bisher verliehen an:

1989 Gisela Vopel, Berlin †

1990 Dr. jur. Friedrich Watermann, Bonn †

1991 Keine Vergabe

1992 Hans-Jürgen Gühne, Bochum, und Klaus Hug, Umkirch

1993 Prof. Dr. med. Dr. phil. Siegfried Borelli, München

1994 Keine Vergabe

1995 Keine Vergabe

1996 Dr. Heinz Volk, Bochum

1997 Dr. h.c. Hannelore Kohl, Bonn †

1998 Medico International, Kampagne zum Verbot von Landminen, Frankfurt/Main

1999 Dipl.-Ing. (FH) Max Schuster, Neusaess

2000 Gerhard Kugler, Geschäftsführer a. D. ADAC-Luftrettung, Geretsried

2001 Ursula von Voigt, Berlin

2002 Keine Vergabe

2003 Siegfried Steiger, Björn-Steiger-Stiftung.

2004 Dr. jur. Günther Sokoll, Sankt Augustin

2005 Prof. Dipl. Ing. Dietmar Otte, Hanno-ver

2006 Dr. Annette Güntert, Bundesärztekammer, Berlin

2007 Prof. Dr. med. habil. Dr. Ing. Dr. med. h.c. Michael Ungethüm, B. Braun-Aesculap Tuttlingen

2008 Prof. Dipl.-Ing. Manfred Bandmann, Präsident des Deutschen Verkehrssicher-heitsrates, Bonn

2009 Ärzte ohne Grenzen e.V., Berlin

DGU Mitteilungen und Nachrichten 61/2010 99

Frühere Präsidenten und Kongressorte

1. Jahrestagung (Leipzig 1922) Prof. Dr. Hans Liniger

2. Jahrestagung (Innsbruck 1924) Prof. Dr. Hans Liniger

3. Jahrestagung (Köln 1926) Prof. Dr. Hans Liniger

4. Jahrestagung (Nürnberg 1927) Prof. Dr. Hans Liniger

5. Jahrestagung (Berlin 1929) Prof. Dr. Hans Liniger

6. Jahrestagung (Breslau 1930) Obermedizinalrat Dr. Paul Jottkowitz

7. Jahrestagung (Bochum 1932) Prof. Dr. Georg Magnus

8. Jahrestagung (Frankfurt/Main 1933) Prof. Dr. Victor Schmieden

9. Jahrestagung (Würzburg 1934) Geheimer Medizinalrat Prof. Dr. Fritz König

10. Jahrestagung (Berlin 1935) Geheimer Medizinalrat Prof. Dr. August Borchard

11. Jahrestagung (Hamburg 1936) Prof. Dr. Max zur Verth

12. Jahrestagung (Würzburg 1937) Prof. Dr. Martin Reichardt

13. Jahrestagung (Kiel 1939) Prof. Dr. A. W. Fischer

14. Jahrestagung (Bochum 1950) Prof. Dr. Heinrich Bürkle de la Camp

15. Jahrestagung (Bonn 1951) Prof. Dr. Erich Freiherr von Redwitz

16. Jahrestagung (Oldenburg 1952) Prof. Dr. Helmut Bohnenkamp

17. Jahrestagung (Bad Neuenahr 1953) Ministerialrat a.D. Prof. Dr. Dr. Michael Bauer

18. Jahrestagung (Stuttgart 1954) Prof. Dr. Dr. h.c. Lothar Kreuz

19. Jahrestagung (Goslar 1955) Prof. Dr. Gottfried Jungmichel

20. Jahrestagung (Heidelberg 1956) Prof. Dr. Dr. med. h.c. Dr. jur. h.c. K.H. Bauer

21. Jahrestagung (Köln 1957) Prof. Dr. Wilhelm Tönnis

22. Jahrestagung (Kiel 1958) Prof. Dr. Gustav Störring

23. Jahrestagung (Berlin 1959) Prof. Dr. Helmut Reinwein

24. Jahrestagung (Lindau/Bodensee 1960) Prof. Dr. Berthold Mueller

25. Jahrestagung (Garmisch-Partenkirchen 1961), Prof. Dr. Alfons Lob

26. Jahrestagung (Bad Godesberg 1962) Ministerialrat Dr. Clemens Dierkes

27. Jahrestagung (Berlin 1963) Oberregierungsrat a.D. Dr. jur. Herbert Lauterbach

28. Jahrestagung (Würzburg 1964) Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Alfred Nikolaus Witt

29. Jahrestagung (Stuttgart 1965) Prof. Dr. Carl Humperdinck

30. Jahrestagung (Frankfurt/Main 1966) Prof. Dr. Dr. h.c. Herbert Junghanns

31. Jahrestagung (Berlin 1967) Prof. Dr. Herbert Elbel

32. Jahrestagung (Hamburg 1968) Prof. Dr. Heinrich Bartelheimer

33. Jahrestagung (Nürnberg 1969) Dr. Wolfgang Perret

34. Jahrestagung (Düsseldorf 1970) Prof. Dr. Günther Könn

35. Jahrestagung (Freiburg i. Brsg. 1971) Prof. Dr. Jörg Rehn

36. Jahrestagung (= Deutsch- Österreichisch-Schweizerische Unfalltagung; Bern 1972)Prof. Dr. Georg Maurer

37. Jahrestagung (Berlin 1973) Prof. Dr. Günter Friedebold

38. Jahrestagung (Berlin 1974) Prof. Dr. Dr. h.c. Wolfgang Ulmer

39. Jahrestagung (= 2. Deutsch- Österreichisch-Schweizerische Unfalltagung; Berlin 1975)Prof. Dr. Wolfgang Faubel

40. Jahrestagung (Berlin 1976) Prof. Dr. Heinz Contzen

41. Jahrestagung (Berlin 1977) Prof. Dr. Günther Dotzauer

42. Jahrestagung (Berlin 1978) Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Siegfried Weller

43. Jahrestagung (= 3. Deutsch- Österreichisch-Schweizerische Unfalltagung; Wien 1979)Prof. Dr. Harald Tscherne

44. Jahrestagung (Berlin 1980) Prof. Dr. Walter Düben

45. Jahrestagung (Berlin 1981) Prof. Dr. Leonhard Schweiberer

46. Jahrestagung (Berlin 1982) Prof. Dr. Jürgen Probst

47. Jahrestagung (= 4. Deutsch- Österreichisch-Schweizerische Unfalltagung, Lausanne 1983)Prof. Dr. Caius Burri

48. Jahrestagung (Berlin 1984) Prof. Dr. Hermann Ecke

49. Jahrestagung (Berlin 1985) Prof. Dr. Günther Hierholzer

50. Jahrestagung (Berlin 1986) Prof. Dr. Dr. h.c. Horst Cotta

51. Jahrestagung (= 5. Deutsch- Österreichisch-Schweizerische Unfalltagung; Berlin 1987)Prof. Dr. Eugen H. Kuner

52. Jahrestagung (Berlin 1988) Prof. Dr. Karl-Heinz Jungbluth

53. Jahrestagung (Berlin 1989) Prof. Dr. Klaus-Peter Schmit-Neuerburg

54. Jahrestagung (Berlin 1990) Prof. Dr. Alfred Pannike

55. Jahrestagung (= 6. Deutsch- Österreichisch-Schweizerische Unfalltagung; Wien 1991)Prof. Dr. Dieter Havemann

56. Jahrestagung (Berlin 1992) Prof. Dr. Rahim Rahmanzadeh

57. Jahrestagung (Berlin 1993) Prof. Dr. Ulrich Holz

58. Jahrestagung (Berlin 1994) Prof. Dr. Axel Rüter

59. Jahrestagung (Berlin 1995) Prof. Dr. Gert Muhr

60. Jahrestagung (Berlin 1996) Prof. Dr. Eberhard Markgraf

61. Jahrestagung (Berlin 1997) Prof. Dr. Hans-Jörg Oestern

62. Jahrestagung (Berlin 1998) Prof. Dr. Lothar Kinzl

63. Jahrestagung (Berlin 1999) Prof. Dr. Peter Hertel

64. Jahrestagung (Hannover 2000) Prof. Dr. Norbert P. Haas

65. Jahrestagung (Berlin 2001) Prof. Dr. Peter Kirschner;

66. Jahrestagung (Berlin 2002) Prof. Dr. Klaus Rehm

67. Jahrestagung (Berlin 2003) Prof. Dr. Hartmut R. Siebert

68. Jahrestagung (Berlin 2004) Prof. Dr. Andreas Wentzensen

69. Jahrestagung (Berlin 2005) Prof. Dr. Wolf Mutschler

70. Jahrestagung (Berlin 2006) Prof. Dr. Klaus Michael Stürmer

71. Jahrestagung (Berlin 2007) Prof. Dr. Kuno Weise

72. Jahrestagung (Berlin 2008) Prof. Dr. Axel Ekkernkamp

73. Jahrestagung (Berlin 2009) Prof. Dr. Hans Zwipp

DGU Mitteilungen und Nachrichten 61/20101010

Verehrte Kolleginnen, liebe Kollegen,

zwanzig-zehn – ein neues Jahrzehnt im nicht mehr ganz so frischen 21. Jahrhun-dert hat mit Paukenschlägen begonnen: Die unermessliche Tragödie in Haiti, bei der Kolleginnen und Kollegen aus unserer Gesellschaft vor Ort erste Hilfe unter nicht vorstellbar schweren Bedingungen leis-teten. Wochenlanges Glatteis und Schnee – eine besondere Herausforderung für alle Kliniken in unserer Republik, um den zahl-reichen Verletzten gerecht zu werden. Der Leistungsfähigkeit unseres derzeitigen Ver-sorgungssystems wurden insbesondere im Bereich der Einhaltung der Arbeitszeit und Leistungsvergütung erneut die Grenzen ge-zeigt.

Der Deutsche Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2009 in Berlin bewies, ange-führt vom zielstrebigen und empathischen Präsidenten-Trio, was Orthopädie und Un-fallchirurgie ausmacht. Er zeigte, welches Potential in patientenbezogener Grundla-gen- und klinischer Forschung an unseren Hochschulen und Kliniken vorgehalten wird und augenscheinlich der Verbesserung der Behandlungsoptionen unserer Patienten dient. Vor zwei Jahren war man der Mei-nung, dass der Kongress an seine Grenzen, räumlicher und inhaltlicher Art, gestoßen ist. Die nachfolgenden Kongresse zeigen jedoch, sowohl in der Besucherzahl und in der Zahl der dargebotenen Beiträge als auch in der Qualität sowie der Vielfalt, dass die Grenzen des Deutschen Kongresses für Or-thopädie und Unfallchirurgie (DKOU) noch nicht erreicht sind. Prof. Dr. Hans Zwipp, Prof. Dr. Klaus-Peter Günther und Dr. Göt-te mit ihren Teams ist es gelungen, aufzu-zeigen, wie wir mit „Herausforderungen leben“. Die besondere Spannung, die zum Zusammenhalten von Orthopädie und Un-fallchirurgie von Unfallchirurgen und Or-thopäden schon bei Beginn des Kongresses in der Eröffnungsveranstaltung aufgebaut wurde, konnte bis zur gut besuchten Ab-schlussveranstaltung am Samstag durch eine gelungene Mischung an Frontalvor-trägen, Kursen, Kommentierung durch EBM geschulte Kolleginnen und Kollegen, Round Table Diskussionen, Zusammenkünften und Abendveranstaltungen scheinbar mühelos aufrechterhalten werden. Gemeinsam kön-nen wir mit den gewiss nicht zu verharmlo-senden Herausforderungen umgehen und

sicher sein, dass die Kongressteilnehmer für ihre örtliche Verantwortung sensibilisiert sind und wir sie mit neuem Wissen für de-ren Arbeit unterstützt haben. Den Teams aus Dresden und München und den Präsi-denten sei an dieser Stelle sehr herzlich für die erfolgreiche Gestaltung, für die wahr-nehmbare Empathie für unsere gemein-same Sache gedankt!

Inzwischen ist die Staffelübergabe erfolgt. Präsident Prof. Dr. Norbert Südkamp aus Freiburg, Präsident der DGU und stellvertre-tender Präsident der DGOU sowie Dr. Daniel Frank, Präsident der DGOOC und Präsident der DGOU und Helmut Mälzer, Präsident des BVOU sind in der Planung des diesjäh-rigen Kongresses bereits sehr weit voran-geschritten. Ihre Einladung finden Sie in diesem Heft.

Aus der Gesellschaft

Beim Kongress 2009 konnten wir unser 4000. Mitglied begrüßen! Nicht nur die stei-gende Mitgliederzahl und damit verbun-dene organisatorische Mehrarbeit, sondern vor allem die zunehmenden Aufgaben, de-nen wir uns, der Vorstand und auch die Ge-schäftsstelle, stellen dürfen, haben es not-wendig gemacht, dass wir das Team unserer Geschäftsstelle erweitern konnten. Neben Frau Susanne Lehnert haben wir in Frau Su-sanne Herda eine weitere Verstärkung, ins-besondere im Bereich Öffentlichkeitsarbeit und Betreuung besonderer Projekte, finden können. Wir hoffen, dass damit unsere Ge-schäftsstelle unter Leitung von Herrn Dipl. Pol. Joachim Arndt unseren Mitgliedern künftig noch mehr Service bieten und die zusätzliche Arbeit, zusammen mit der Ge-schäftsstelle der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie, die durch die Entwicklung der DGOU auf beide Geschäftsstellen zukommt, ohne we-sentliche Reibungsverluste meistern kann.

Mit dem Jahreswechsel haben personelle Wechsel im Vorstand und Präsidium, in der Leitung von Sektionen, Arbeitsgemein-schaften und Kommissionen stattgefun-den. Auf den Seiten drei bis neun dieses Heftes finden Sie die Mitglieder unserer Gremien, Arbeitsplattformen und Vertreter in anderen Verbänden und Gesellschaften. Allen Kolleginnen und Kollegen, die oft jahrelang mit äußerstem Einsatz und in

ihrer Freizeit Aufgaben für die DGU und DGOU und damit für uns alle sehr erfolg-reich wahrgenommen haben, danke ich im Namen unseres Vorstandes sehr herzlich! Wechsel ohne Leistungsverlust, jedoch mit Erweiterung unserer Perspektiven, breite Aufstellung durch die Mitarbeit sehr vieler jüngerer und älterer (!) Mitglieder unserer Gesellschaft prägen seit Jahren das Profil der Unfallchirurgie in Deutschland. Das eh-renamtliche Engagement vieler Mitglieder ist nicht selbstverständlich, hat selten einen wesentlichen Mehrwert für die Einzelnen, für unsere Gesellschaft jedoch erheblich. Dies ist an dieser Stelle zu würdigen!

Buchprojekt „Jeden kann es treffen“

Rechtzeitig zum Kongress 2009 wurde das von unserem Präsidenten organisierte und gemeinsam mit Frau Ina Kutscher he-rausgegebene Buch „Jeden kann es treffen – Schicksale jenseits der Statistik“ fertig gestellt. In dieser Sammlung von Berichten Betroffener und Augenzeugen werden die Folgen von Verkehrsverletzungen authen-tisch dargestellt. Wir wollen damit jenseits der Statistik die Schicksale Betroffener einer großen Öffentlichkeit zugänglich machen und insbesondere jüngeren Verkehrsteil-nehmern das Bewusstsein schärfen, sich mit Vorsicht und Rücksicht im Straßenver-kehr zu bewegen. Das Buch „Jeden kann es treffen“ können Sie kostenfrei in unserer Geschäftsstelle anfordern. Es eignet sich auch als Präsent, um z. B. in Ihrem Bekann-tenkreis aufzuzeigen, was Ihre Gesellschaft „jenseits der Statistik“ im Bereich Präven-tion leistet.

Apropos Leistung: Auch dieses Heft bietet den einzelnen Arbeitsgemeinschaften und Sektionen eine Plattform, um ihre Aktivi-täten des letzten Jahres darzustellen. Man-che Arbeitsgemeinschaft, manche Sektion hat sich mit ihrem Pendant der DGOOC in-nerhalb der DGOU als Arbeitsgemeinschaft oder Sektion zusammengeschlossen. Ziel ist es, ihren spezifischen Bereich im Fach Orthopädie und Unfallchirurgie abzubilden und die Ergebnisse allen Mitgliedern zur Verfügung zu stellen. Mit ihrer Spezialität des Faches Orthopädie und Unfallchirurgie und damit auch der Interessenvertretung dieses Faches sind sie ein tragender Teil und bringen ihre speziellen Themen aus Praxis und Forschung in unser Fach und unsere

Aus dem GeneralsekretariatHartmut Siebert

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Gesellschaft ein. Damit kann zum Beispiel im Bereich der Versorgungsstrukturen und der Weiterbildung eine Trennung vom Fach Orthopädie und Unfallchirurgie und ihrer Interessensvertretung verhindert werden. Die Zeiten des Partikularismus und dessen Folgen für unser Fach sind hoffentlich end-gültig vorbei.

Konkret hat die DGOU mit ihren verschie-den Arbeitsplattformen im Bereich des Ent-geltsystems DRG, der Weiterbildung, des Kurswesens, gemeinsamer Beiträge in der Versorgungsforschung und bei der Nach-wuchsgewinnung und -förderung für unser Fach in der Außenwahrnehmung innerhalb kürzester Zeit Respekt und Anerkennung er-worben. Die neue Gesellschaft bewies, dass wir in vielen Bereichen gemeinsam tatsäch-lich stärker und vor allem wirkungsvoller sind.

Diese positiven Entwicklungen sollten nun nicht leichtfertig durch Misstrauen, Stre-ben nach eigener Profilierung zu Lasten des Fachkollegen und taktische Winkelzüge ver-äußert werden!

In den nächsten Monaten und vielleicht auch erst Jahren wird sich zeigen, wie schnell wir als Fachgesellschaften reif wer-den und bereit sind, die jetzt noch vorhan-denen schwerfälligen und umfangreichen, paritätisch besetzten Führungsstrukturen zu verschlanken. Es muss Ziel sein, Aufga-ben an die DGOU vertrauensvoll abzuge-ben, um Redundanzen zu vermeiden und Ressourcen einzusparen!

Diese Reife wird sichtbar, wenn die Arbeit der verschiedenen gemeinsamen Arbeits-plattformen, Ausschüsse und Kommissi-onen dies signalisieren, wenn die Abbildung des Faches in den verschiedenen Versor-gungsstrukturen mehr an Realität gewinnt und spätestens wenn eine kritische Zahl „nachgewachsener“ Fachärzte für Ortho-pädie und Unfallchirurgie dies einfach um-setzen!

Es ist meines Erachtens kein Widerspruch, wenn sich parallel hierzu der Bereich Un-fallchirurgie im Fach Orthopädie und Un-fallchirurgie im Profil schärft und sich in seinen Strukturen für die Zukunft fit macht. Dieses in die Zukunft unseres Faches wei-sende Thema haben wir in der Klausur „Rei-sensburg  II“ im September 2009, von Ver-tretern des Jungen Forums und Grundsatz-ausschusses organisiert, in verschiedenen Themengruppen diskutiert, in Eckpunkten formuliert und die Projekte den Gremien zur Umsetzung vorgeschlagen. Hierin liegt heute unsere spezielle Verantwortung als

Unfallchirurgen für das Fach Orthopädie und Unfallchirurgie. Nabelschau ist wichtig, aber sollte nicht Zweck unserer Vereinigung sein. Gemeinsame Aufgaben und Heraus-forderungen für unser Fach müssen gelöst werden.

Folgende Paradigmen-Wechsel bestimmen derzeit unser berufliches Leben:Die Honorierung von Leistungen wird im-mer mehr mit dem Erreichen von Quali-tätszielen verbunden. Dies hat zur Folge, dass Verträge zwischen Kostenträger und Leistungsanbieter zunehmend nur mit den „Besten“ abgeschlossen werden und Kom-plikationen nicht mehr Schweregrad erhö-hend im DRG-System wirken.

Dies wirkt sich aus auf:■ Leistungsanbieter – das sind wir in Klinik

und Praxis, die von bestimmten Versor-gungsaufgaben ausgeschlossen werden, wenn die definierte Qualität nicht er-reicht wird – ein Ansatz, um das angeb-liche Überangebot an stationärer und ambulanter Leistung zu lösen.

■ Universitätskliniken im Bereich der Un-fallchirurgie, die deshalb nachhaltige Unterstützung ihrer defizitären Erlössitu-ation im Bündnis mit „Sonderstationen“ der Deutschen gesetzlichen Unfallversi-cherung suchen.

■ Versorgungskliniken, die Honorar-Ärzten außerhalb der bestehenden Fachabtei-lung unter Umgehung aller tariflichen, qualitätssichernden und weiterbildungs-fördernden Regelungen Einzelverträge mit teilweise horrender Vergütung an-bieten, um die Hürde Mindestmengen und bestehende oder drohende Defizite im elektiven Bereich unseres Faches, vor-nehmlich in der Endoprothetik, zu mini-mieren.

Zunehmend werden auch patientenorien-tierte Qualitätsindikatoren sektorenüber-greifend und erhoben aus Routinedaten von außen, ohne strukturierte Einbindung der Fachgesellschaften, eingesetzt und so zur „Leitwährung“ unseres Tuns. Durch das Suffix „patientenorientiert“ wird ein alter Schlauch mit fraglich neuem Wein gefüllt indem in hunderten von Beiträgen dies als die Zielgröße unserer Arbeit dargestellt wird. Wobei wir, seitdem es wissenschaft-lich begründete Chirurgie gibt, unsere Arbeit gerade daran – „was nutzt der Fort-schritt dem Patienten“ – gemessen haben. Wir haben diesen Trend z. B. konkret in der Schwerverletztenversorgung nicht „ver-schlafen“, sondern frühzeitig durch unsere qualitätssichernden Projekte „TraumaNetz-werkDDGU“ und „TraumaRegister QM DGU“ ohne Einflussnahme, aber unter Einbin-

dung externen Sachverstandes bewiesen, wie wir konkret und praxisorientiert diese Begriffe und Begrifflichkeiten verstehen!

Kopfgeldprämien und Kommerzialisie-rung des Gesundheitswesens sind weitere wichtige Zeichen des Paradigmenwechsels. Dahinter verbergen sich existenzielle Pro-bleme für manch Verantwortlichen in Klinik und Praxis!

Mit erheblichem Aufwand haben wir ge-meinsam mit dem Verband der Universitäts-klinika Deutschland, dem DRG-Research-Institut Münster, unserem TraumaRegi-ster und der DRG-Kommission ein Projekt durchgeführt, die Abbildung der Schwer-verletzten-Behandlung im DRG-System zu untersuchen und Kriterien offen zu legen, die eine verbesserte Abbildung gewähr-leisten. Mit erheblichem finanziellen und personellen Aufwand wurden die Daten des TraumaRegisters patientenbezogen mit den Kostenkalkulationsdaten dieser Patienten verglichen, um darzustellen, wo genau die Defizite der Abbildung und damit auch in der Erlössituation für die Behandlung Schwerverletzter liegen. Dem Institut für das Entgeltsystem im Krankenhaus (InEK) wurden Mitte Februar die Ergebnisse vorge-stellt. Die Gespräche waren sehr konstruktiv und geben Hoffnung dass damit das Mot-to „Geld folgt der Leistung“, großmundig vor Jahren von Politikern und Funktionären verkündet, tatsächlich etwas umgesetzt wird. Seit Jahren haben wir beim InEK mit verschiedensten Verbesserungsvorschlägen versucht, die Abbildung unserer Leistungen im System zu verbessern und die Erlössitu-ation aus dem Defizit zu befreien. Manches ist gelungen, doch mangelnde Teilnahme an den Kostenkalkulationen, insbesondere aus dem Bereich Unfallchirurgie, verhin-dern, dass das InEK die Möglichkeit hat, rea-litätsnahe Daten unseres breiten Leistungs-spektrums adäquat abzubilden.

Trotz allem oder gerade deswegen: Ein erfolgreiches Jahr wünscht Ihnenaus der Geschäftsstelle in Berlin

Ihr

H. Siebert

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Kong

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„praesis, ut prosis!“Bernard von Clairvaux (1090 – 1153)

Liebe Mitglieder der DGU, liebe Kolleginnen und Kollegen,

in der Hoffnung, dem Imperativ Clairvaux’ „Du mögest vorstehen, um zu nützen“, un-serer traditionsreichen Gesellschaft im Jahr 2009 gerecht geworden zu sein, darf ich nach 12 Monaten in diesem ehrenvollen Amt Bilanz ziehen.

1. Repräsentation unserer Gesellschaft

Grußworte im Auftrag unserer 4.000 Mit-glieder anderen Fachgesellschaften im In- und Ausland zu überbringen, wie den Süddeutschen Orthopäden in Baden-Baden, den Deutschen Chirurgen in München, der DGUV Südost in Bamberg, der polnischen Gesellschaft in Słubice, der British Trauma Society in Newcastle sowie einigen tausend chinesischen Orthopäden in Xiamen, ist eine besondere Freude.

Als Präsident unserer Gesellschaft das erste Symposium zum DGU TraumaNetzwerkD im März des Jahres in Marburg, d. h. relativ kurze Zeit nach Verabschiedung des Weiß-buches zur Schwerletztenversorgung, aktiv begleiten zu können und zu hören, dass seit September 2008 bereits 62 Kliniken zerti-fiziert und 715 Kliniken in 42 aktiven Trau-maNetzwerken miteinander vernetzt wer-den, zu beobachten, wie Kostenträger und Politiker unseres Landes die Landesgrenzen überschreitende Vorreiterrolle der DGU in der flächendeckenden Traumaversorgung wahrnehmen und sich dieser Initiative an-schließen, zu sehen, dass Nachbarstaaten wie Österreich, Schweiz, Belgien und die Niederlande sich an dem DGU-Traumaregis-ter beteiligen, so führten diese Wahrneh-mungen einer rasanten und zielgerichteten Entwicklung von TaumaNetzwerk und -Re-gister zum Gefühl des Stolzes, einer äußerst innovativen und aktiven Gesellschaft vor-stehen zu dürfen.

Als primus inter pares, das Präsidium der DGU im Sommer nach Dresden in das Am-biente des Schlosses Pillnitz einladen zu dürfen, dort die Schaffenskraft, die Lust, den Enthusiasmus unserer äußerst engagierten Mitglieder im Vorstand, im Präsidium, Prä-

sidialrat, den Ausschüssen, Sektionen, AG’s etc. zu spüren, hat mich geradezu beflügelt.

Initiativen zur Nachwuchsförderung mit Einführung einer „summer school“ durch die „incoming presidents“ in Freiburg im September, des Studierendentages am Freitag unseres Kongresses bis hin zur Ver-mittlung des Berufes „Unfallchirurg/in“ in Schulen, zeigen den unbeugsamen Willen, eine Nachkommenschaft sicherzustellen. Ein Brainstorming-Treffen zur Zukunftsent-wicklung der DGU auf der Reisensburg im Herbst mit zu gestalten, eine Klausurta-gung des Vorstandes im Schatten von Ma-chiavelli zum Vordenken strategischer Ziele innerhalb der DGU zu leiten sowie die Posi-tion des Sprechers der TraumaNetzwerkent-wicklung in Sachsen zu übernehmen, lassen das große zielgerichtete Engagement vieler unserer Mitglieder fühlbar erkennen. Letz-tere Initiativen schlagen sich nieder in der Erweiterung des Weißbuches unter Einbe-ziehung der Versorgung schwerverletzter Kinder sowie der Einbindung der Wieder-herstellungs- und plastischen Chirurgie, in der zwischenzeitlichen online-Verfügbar-keit des Qualitätsmoduls des Traumaregis-ters der DGU seit August 2009 sowie einer S3-Leitlinie zur Schwerverletztenbehand-lung, die kurz vor dem Abschluss steht.

2. Weiterentwicklung der DGOU

Um die neu gegründete Gesellschaft (8.7.2008) mit Leben zu erfüllen, haben wir gemeinsam mit unseren Freunden der DGOOC nach mehr Gemeinsamkeiten ge-sucht und Sektionen der DGU und DGOOC innerhalb der DGOU zusammengeführt (z. B. für Rehabilitation, Sprunggelenks- und Fußchirurgie, Sport etc.), neue hinzugewon-nen wie die AGA, AE, DGSE und andere. Neu gegründete Ausschüsse für Wissenschaft und Forschung, für Grundsatzfragen konn-ten bereits ihre Arbeit aufnehmen. Der Gesamt-Vorstand der DGOU konnte am 14.03.2009 erstmals in Frankfurt tagen und Entscheidungen zur finanziellen Förderung der initiierten Image Campagne „O & U“, des Wettbewerbs zum neuen Logo der DGOU, zum Studierendentag, zur „summer school“ etc treffen. So konnten auch insgesamt 3 DGOU-Expertenworkshops finanziell unter-stützt werden. Der erste DGOU-Workshop wurde zur „klinischen Anwendung mesen-

chymaler Stammzellen“ wurde im Rahmen des DGCH-Kongresses in München durch-geführt. Durch diesen konnten im Ergebnis wichtige Mitteilungen über die DGCH zur Aktualisierung der chirurgischen Argumen-tation im Novellierungsprozess des Arznei-mittelgesetzes platziert werden. Ein zweites Expertentreffen erfolgte in Dresden am 4.5.2009 zur „Umsetzung der Osteoporose-leitlinien“ und ein dritter DGOU-Workshop zum Thema „Unfallprävention von Fußgän-gern und Fahrradfahrern“ am 11.7.2009 in Dresden. Die wichtigen Ergebnisse dieser 3 Veranstaltungen konnten nicht nur in den Nachrichten unserer Gesellschaft und un-seren wissenschaftlichen Zeitschriften dar-gestellt werden, sondern gemeinsam mit Thieme öffentlichkeitswirksam präsentiert werden.

Die ersten Schritte der Image Kampagne Orthopädie und Unfallchirurgie als das „O & U“ der Medizin wurden zur Eröffnung unseres Herbstkongresses dargestellt, Pla-kate im ICC aufgehängt und ansprechende Flyer verteilt. Diese sollen im ersten Schritt der Kampagne Ärztinnen und Ärzte unserer Gesellschaften die Bedeutung des neuen Facharztes für Orthopädie und Unfallchirur-gie ins Bewusstsein rücken. Dies als erster Schritt vor Information der Patienten, der Versicherungsträger und Politiker im Ge-sundheitswesen sowie der breiten Öffent-lichkeit über das globale Netz.

Am 23.10.2009 fand im Rahmen des Kon-gresses die allererste DGOU-Mitgliederver-sammlung mit 177 Teilnehmern statt. Die Mitglieder wählten mit Daniel Frank den DGOU-Präsidenten 2010 sowie seinen Stell-vertreter Prof. Dr. Norbert Südkamp sowie 6  Mitglieder für den Nichtständigen Beirat der DGOU.

Erstmals wurde im Sommer in Rostock ein Orthopädisch-Unfallchirurgischer Prüfarzt-kurs der DGOU angeboten sowie neben den zahlreichen Fortbildungsveranstaltungen der AUC auch eine update-Veranstaltung der DGOU.

Auch die Zukunftswerkstatt für Orthopä-die und Unfallchirurgie nach dem Kongress am 24. November 2009 mit Themen zur Implantatsicherheit, Innovation und Pa-tientensicherheit im Science & Conference Center Berlin-Dahlem signalisierte nach in-

Rückblick des Präsidenten 2009H. Zwipp

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nen und außen, wie wichtig uns die Zusam-menarbeit mit Partnern der Industrie, der Kostenträger im Gesundheitswesen und der politischen Entscheidungsträger in un-serem Lande ist.

3. Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie

Der vergangene Kongress mit seinem Mot-to „Mit Herausforderungen leben“ hätte für das Jahr 2009 mit den Folgen der internati-onalen Finanz- und Wirtschaftskrise nicht treffender sein können, zeigte sich doch, dass unsere Fachgesellschaften DGU und DGOOC unter dem Dach der DGOU viele Herausforderungen bereits aktiv gestalte-risch angenommen hatten. Durch die An-wesenheit von 259 Journalisten während des Kongresses ergab sich eine Rekordmar-ke von 555 Meldungen seitens der Medien mit einer Reichweite von über 40 Millionen. Noch nie war ein Kongress trotz der beste-henden größten Wirtschafts- und Finanz-krise seit Gründung unserer Republik mit insgesamt 11.666 Personen so gut besucht wie dieser. Auf 5.595 m² Fläche stellten 238 Firmen ihre Produkte aus und initiierten 40 Lunch-Workshops bzw. Firmensymposien während der 3½tägigen Veranstaltung.

Noch nie hatten wir Gäste aus 41 verschie-denen Ländern mit einem 10 %igen Anteil ausländischer Besucher. Offensichtlich hat der durchgängig englischsprachige Saal durch „combined sessions“ von 8  eu-ropäischen und internationalen Fach-gesellschaften die Attraktivität unseres Kongresses gesteigert, so dass nicht nur 544 Ärztinnen und Ärzte aus den deutsch-sprachigen Nachbarländern Österreich und Schweiz kamen, sondern 100 aus Westeu-ropa, 57 aus Osteuropa, 28 aus Süd- und 25 aus Nordeuropa. 44 Teilnehmer kamen sogar aus Asien, 36 aus Amerika und 5 aus Australien.

Das wissenschaftliche Programm umfasste 252 Sitzungen, davon 44 morgendliche Kur-sprogramme für die jüngeren Teilnehmer. 1.474 wissenschaftliche Vorträge wurden in bis zu 17 teilweise parallel laufenden Sit-zungen präsentiert. Dazu kamen 172 elek-tronische Poster, die in speziellen Sitzungen kurz von den Autoren zusätzlich vorgestellt wurden. Neben den 3 Posterpreisen konn-ten erstmals in diesem Jahr dank der Firma EUSA 3 Preise mit insgesamt 5.000 € für die 3 besten Vorträge nach den Kriterien der evidenzbasierten Forschung als EBM-Preise vergeben werden.

Als Highlights des Kongresses können sicher die Eröffnung mit der äußerst beachtlichen

Rede unseres ehemaligen Außenministers Herrn Minister Hans-Dietrich Genscher zum Thema „20 Jahre nach dem Fall der Mauer“ zählen sowie die DGU-Mittagsvorlesung von Uwe Tellkamp mit Lesung des Kapitels „Im Tal der Ahnungslosen“ aus seinem mit dem Deutschen Buchpreis geehrten Werk „Der Turm“. Neben der Preisträgersitzung mit Vorstellung herausragender und teils hochdotierter Arbeiten, einer DFG-Bera-tungsbörse, einem personal coaching-Pro-gramm, einer mit 40 Kindern besuchten Kinderinsel, konnten insbesondere mit dem Tag der Studierenden sichtbare Signale zur Nachwuchsförderung gesetzt werden.

Der Besuch von 342 OP-Schwestern und -Pflegern sowie von Physiotherapeuten, erstmals auch Ergotherapeuten und Logo-päden in einer Gesamtzahl von 124 zeigt zum einen, wie attraktiv das angebotene Programm war und wie wichtig uns zum anderen die Kooperation mit diesen uns na-hestehenden Berufsgruppen ist.

Zum „Nachhaltigkeits“-Konzept des dies-jährigen Kongresses zählten die völlig pa-pierfreie elektronische Posterausstellung, die Verwendung von 9.000 Programmen auf umweltfreundlichem PEFC-Papier sowie die 6.600 Kongresstaschen aus recycelten PET-Flaschen.

Besonders erwähnenswert ist der Erfolg des Charity-Programms: So wurden durch die alljährliche bewun-dernswerte Aktivität des Künstlers Wolfram Ketz in Zusammenarbeit mit Sanofi durch Kunstausstellung und Tombola zum Gesell-schaftsabend insgesamt 9.600 € für Frie-densdorf International eingeworben, durch die neu initiierte Charity-Aktion im Rahmen des Empfangs der Präsidenten zusätzlich 5.550 €, so dass erstmals über 15.000 € für die Versorgung von erkrankten und verletz-ten Kindern aus aller Welt zusammengetra-gen werden konnten.

Dank möchte ich an dieser Stelle nicht nur all denjenigen sagen, die sich an diesem Charity-Programm beteiligt haben, son-dern besonders jenen, die mich in meinem ehrenvollen Amt als Präsident unserer Ge-sellschaft tatkräftig unterstützten, was ins-besondere für unsere Vorstands- und Präsi-diumsmitglieder gilt.

Mein Dank gilt all denen, die sich sehr enga-giert im wissenschaftlichen Programm un-seres diesjährigen Kongresses einbrachten, sich als Experten oder Sitzungsleiter bzw. Instruktoren für unsere Studierenden ein-setzten. Der Dank geht an alle Aussteller der Medizin- und Orthopädietechnik sowie

der Pharmaindustrie. Ein besonderer Dank richtet sich an Intercongress, ohne deren Engagement und Expertise ein Kongress in dieser Größenordnung nicht zu organisie-ren wäre. Besonders sei gedankt den dies-jährigen Kongressorganisationsteams von Seiten der DGU, der DGOOC und des BVOU, deren Vorstandsmitgliedern sowie den hilf-reichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus den Geschäftsstellen der jeweiligen Ge-sellschaften.

Ein außergewöhnlicher Dank geht an Frau Ina Kutscher, durch deren Idee und Initia-tive, unterstützt mit einem Beitrag der AG Prävention der DGU sowie durch die rasche und professionelle Arbeit von Frau Schulz, marinadesign, das Buch „Jeden kann es tref-fen“ – Gesichter jenseits der Statistik, ein äußerst wichtiges Projekt zur Prävention von Verkehrsunfällen, noch rechtzeitig zum Kongress fertiggestellt werden konnte.

2009, ein besonderes Jahr in einer span-nenden Zeit, nicht nur wegen der 20 Jahre nach dem Mauerfall, sondern auch im spür-baren Zusammenwachsen unserer Fachge-sellschaften liegt hinter uns. Das Zepter des unfallchirurgischen Präsidenten wurde im Rahmen der würdigen Abschlussveranstal-tung im Dachgarten an Norbert Südkamp übergeben. Dieses von Axel Ekkernkamp inaugurierte Insignium für die jeweils ein-jährige Präsidentschaft, welches bisher nur das DGU-Logo zeigte, wurde in diesem Jahr um ein wichtiges Detail auf der Gegenseite ergänzt, um eine Inschrift, die dem Geiste unserer Gründungsväter unserer Gesell-schaft entsprechen sollte: „Die vollständige Wiederherstellung des Verletzten ist unser oberstes Gesetz.“

Da hierfür nicht genügend Platz zur Verfü-gung stand, resultierte der knapp gefasste Leitsatz von Hippokrates im unfallchirur-gischen Sinne:

savcii redvctio ad integritatem svprema lexMCMXXII

In diesem Sinne mögen wir gemeinsam voll und ganz zu diesem elementaren Leitsatz unserer Gesellschaft stehen

Ihr

Hans Zwipp

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Kong

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Um den unfallchirurgischen und orthopä-dischen Nachwuchs für unser Fach zu be-geistern, wurde vom Grundsatzausschuss der DGU in Zusammenarbeit mit dem jun-gen Forum (DGOU) sowie mit Unterstüt-zung der Kongresspräsidenten auf dem DKOU 2009 in Berlin der Tag für Studieren-de durchgeführt.

Aus allen Universitäten Deutschlands konn-ten sich hierzu Studierende um ein Rei-sestipendium zur Teilnahme an unserem Jahreskongress bewerben. Schon die Flut der Bewerbungen für dieses Stipendium war höchst erfreulich und zeigte, dass die Neugier auf unser Fach sehr groß ist. Letzt-endlich konnten hundert Studierende aus weit über 300 Bewerbern finanziell mit dem Reise stipendium (bis zu 300 Euro) un-

terstützt werden. Sie wurden auf dem Kon-gress unter Leitung von Frau PD Dr. med. J. Seifert und mit Hilfe von mehr als 20 „Bä-renführerinnen und Bärenführern“ in klei-nen Gruppen durch den Kongress geleitet. Neben der Kongressteilnahme und dem Be-such der Industrieausstellung nahmen die Studenten an einem Workshop mit Osteo-synthesen am Kunstknochen teil.

Die Auswertung der Evaluation der Teil-nehmer des Tages der Studierenden zeigte, dass das Ziel, den Nachwuchs für unser Fach zu begeistern, vollkommen erreicht wurde. Alle Teilnehmer gaben an, dass die Erwartungen, die sie an die Veranstaltung hatten, erfüllt wurden. Weit über 90 % der Teilnehmer bewerteten den gesamten Tag mit sehr gut bzw. gut. Es wurde insbeson-

dere das wissenschaftliche Programm, die Gesprächsmöglichkeit mit den Bärenführ-ern, die Betreuung in kleinen Gruppen wie auch die persönliche Begrüßung und die Verabschiedung durch die Kongresspräsi-denten erwähnt. Bemerkenswert war wei-terhin, dass mit 53 % mehr Studentinnen als Studenten am Tag der Studierenden teil-nahmen.

Auf Grund des erfolgreichen Ablaufs dieser Veranstaltung und mit dem erreichten Ziel, den Nachwuchs für unser Fachgebiet zu be-geistern, bleibt zu hoffen, dass der Tag für Studierende ein fester Bestandteil der näch-sten Jahreskongresse sein wird.

W. SchneidersKongressteam DKOU 2009

Tag der Studierenden – DKOU 2009W. Schneiders

Ziel der vorliegenden Arbeit war es, einen mit Chondroitinsulfat (CS) und Kollagen modifizierten Kalziumphosphatzement (HA/Col/CS) hinsichtlich der Materialeigen-schaften, in vitro auf zellulärer Ebene und in vivo im Kleintier- und im Großtierversuch zu prüfen und die Ergebnisse mit einem nur mit Kollagen modifizierten Kalzium-phosphatzement (HA/Col) zu vergleichen. Zusätzlich wurde im Kleintierversuch die Wirkung weiterer aktiver Komponenten der extrazellulären Matrix untersucht: Na-triumcitrat (NC) mit drei aktiven Carboxyl-gruppen, welche Bindungspartner von ex-trazellulären Matrixproteinen zu Calcium und Hydroxylapatit sind, O-phospho-L-serin mit funktionellen Gruppen entsprechend des extrazellulären Matrixprotein Osteo-pontin (PS), O-phospho-L-serin mit RGD-Peptid (RGD) sowie Calciumcarbonat (CA).

Bezüglich der Materialeigenschaften zeigte der HA/Col/CS-Zement in der rasterelek-

tronenmikroskopischen Untersuchung im Vergleich zu dem nicht modifizierten HA/Col-Zement keine Veränderung der Mi-krostruktur. Auf zellulärer Ebene zeigte sich, dass durch den Zusatz von CS die osteogene Differenzierung von humanen mesenchy-malen Stammzellen gesteigert werden konnte. Bei den mit CS modifizierten Ze-menten ließ sich sowohl im Expansions- als auch im osteogenen Differenzierungsmedi-um eine signifikante Erhöhung der Aktivität der Alkalischen Phosphatase im Vergleich zu dem nicht modifizierten HA/Col-Zement nachweisen. Im Kleintierversuch wurden in vivo Daten über das Einwachsverhalten im Knochen zu klar definierten Zeitpunk-ten ermittelt. Es wurden die Zementzylin-der mit einem Durchmesser von 2,5 mm und 6 mm Länge press-fit in die proximale Tibiametaphyse von adulten Wistar-Ratten implantiert. Die Ergebnisse zeigten, dass durch den Zusatz insbesondere von CS und auch NC, RGD und PS das Knochenremode-

ling und die Osteoneogenese signifikant im Vergleich zu den nicht modifizierten HA/Col-Implantaten beschleunigt bzw. erhöht waren. Im Großtierversuch am Schaf wur-den Zementkörper mit einer Länge von 3 cm (kritische Defektgröße) und einer zentralen Aussparung von 7 mm in einen Schaftdefekt der Tibia implantiert und mit einem Verrie-gelungsnagel stabilisiert. Die Ergebnisse zeigten eine deutlich frühere Kallusreaktion und signifikant vermehrte Osteoneogenese nach 3 Monaten um die HA/Col/CS-Implan-tate.

Die vorliegende Arbeit bestätigt die osteo-gene Potenz kleiner funktioneller Grup-pen der extrazellulären Matrix wie Chon-droitinsulfat. Die Modifikation von HA/Col-Zementen mit Chondroitinsulfat führt auf zellulärer Ebene zu einer verstärkten osteogenen Differenzierung von hMSCs, zu einem vermehrten Knochenremodeling im Kleintierversuch und einer gesteigerten

Hans-Liniger-Preis 2009Untersuchungen der Materialeigenschaften und der Biokompatibilität eines mit Chondroitinsulfat und Kollagen versetzten Kalziumphosphatzements

W. Schneiders

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Knochenneubildung im Klein- und Groß-tierversuch. Zur Verbesserung der osteo-genen Potenz von Knochenersatzstoffen stellen Komposite bestehend aus aktiven Komponenten der extrazellulären Matrix wie CS, die der natürlichen Umgebung von Knochenzellen entsprechen, eventuell eine Alternative im Vergleich zu Kompositen mit sehr teueren und in unphysiologisch hohen Konzentrationen angewandten Wachs-tumsfaktoren oder extrazellulären Kno-chenmatrixproteinen dar.

PD Dr. med. Wolfgang SchneidersOberarzt der Klinik für Unfall- und WiederherstellungschirurgieUniversitätsklinikum Carl Gustav CarusFetscherstraße 74, 01307 DresdenE-Mail: [email protected]

PD Dr. med. Wolfgang Schneiders

Kurze Vita T T T T T T T T T T T T T T T T T T T T T T

Seit 11.1999 wissenschaftlicher Mitarbeiter (zunächst als AIP) in der Klinik und Poliklinik für Un-fall und Wiederherstellungschirurgie des Universitäts klinikums Carl Gustav Carus Dresden (darunter: 1 Jahr in der Klinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie am UKD, ½ Jahr in der Klinik für Kinderchirur-gie am UKD, 1 Jahr auf der chirurgischen Intensivstation, 1Jahr Chirurgische Abteilung Asklepios Klinik Radeberg; 6–7`2005 Gast-arzt im German Hospital, Sanaa, Jemen)

06.2001Promotion zum Dr. med. an der TU Dresden, Medizinische Fakultät

04.2002Fachkundenachweis Rettungsdienst

06.2003Carl Gustav Carus Lehrpreis für Hervorragende Lehre 2003

06.2004Carl Gustav Carus Lehrpreis für Hervorragende Lehre 2004

12.2004Facharzt für Chirurgie

06.2007Fachkundenachweis Strahlenschutz

02.2007Schwerpunkbezeichnung Unfallchirurg

10.2008Habilitation zum Dr. med. habil. an der TU Dresden, Medizinische Fakultät, Thema “Untersuchungen der Materialeigenschaf-ten und der Biokompatibilität eines mit Chondroitinsulfat und Kollagen versetzten Kalziumphosphatzements“

10.2008Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie

01.2009 Erteilung der Venia Legendi für das Fach Unfallchirurgie und Ernennung zum Privat-dozent an der TU Dresden, Medizinische Fakultät

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Bis heute gibt es nur wenige therapeu-tische Strategien zur Behandlung von Ver-letzungen der Skelettmuskulatur. Eine viel-versprechende exerimentelle Methode, die lokale Transplantation von Stammzellen, verbessert nachweislich die funktionelle Regeneration des Gewebes. Die Anzahl der Zellen, die für eine erfolgreiche Regenera-tion benötigt werden, war allerdings bis-lang noch unklar. Ziel dieser Studie war es daher, die mögliche Korrelation der An-zahl der transplantierten mesenchymalen Stammzellen (MSC) aus dem Knochenmark mit der resultierenden Muskelfunktion zu untersuchen. Eine Woche, nachdem ein of-fenes Crush-Trauma am Musculus soleus von 34 Sprague Dawley Ratten herbeige-führt wurde, wurden aufsteigende Mengen autologer mesenchymaler Stammzellen (0,1x106, 1x106, 2,5x106, und 10x106) oder NaCl in der Kontrollgruppe lokal in den So-leus des linken Hinterbeines transplantiert. Drei Wochen später wurden die Kontrak-tionskräfte der Muskeln (fast twitch und tetanisch) nach indirekter Stimulation ge-messen. Für beide Kontraktionsarten konn-te eine logarithmische Dosis-Wirkungsbe-ziehung festgestellt werden (R2 = 0,9 bei fast twitch [p = 0,004]; R2 = 0,87 [p = 0,002] bei tetanischer Kontraktion). Die Transplan-tation von 10x106 MSC führte zur größten Verbesserung der Muskelkraft. Die Therapie mit mesenchymalen Stammzellen ist damit ein vielversprechender Ansatz für die Be-handlung von Skelettmuskeltraumata mit dem Potential, schwere funktionale Defizite zu verhindern. Die beschriebene Dosis-Wir-kungsbeziehung zeigt den Zusammenhang zwischen der Anzahl der transplantierten Stammzellen, die zur Unterstützung der Muskelregeneration benötigt werden, und der resultierenden Muskelkraft.

Dr. Tobias WinklerCentrum für Musculoskeletale ChirurgieCharité-Universitätsmedizin

Augustenburger Platz 1

13353 [email protected]

Dieser Preis wird gesponsert von dePuy.

Innovationspreis 2009 – Mehr hilft mehrDosis-Wirkungsbeziehung mesenchymaler Stammzelltransplantation beim schweren Skelettmuskeltrauma

T. Winkler

Dr. Tobias Winkler

Kurze VitaT T T T T T T T T T T T T T T T T T T T T T

1987–1995Bundesgymnasium Werndlpark Steyr

1995Abitur

1995 bis 2002Studium der Medizin an der Universität Wien

2002Promotion zum Dr. med. univ.

2002–2007Postgraduelles Studium der medizinischen Wissenschaft an der medizinischen Fakultät Wien

2007 Promotion zum Dr. sci. med.

2002/2003Präsenzdienst

2002/2003Turnusarzt im Heeresspital Wien

2003/2004Lehrpraxis für Orthopädie und orthopädi-sche Chirurgie

seit März 2004Ausbildung zum Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie am Centrum für Musku-loskeletale Chirurgie der Charité Berlin

Wissenschaftliche Tätigkeit:

2000 – 2003AG Nervenregeneration, Abteilung für Plasti-sche Chirurgie, AKH Wien

seit März 2004wissenschaftliche Arbeit am Forschungs-zentrum für Muskuloskeletale Chirurgie, später Julius Wolff Institut

Schwerpunkte:– Mesenchymale Stammzelltherapie beim

Skelettmuskeltrauma– Gewebemilieu im Skelettmuskeltrauma– Veränderungen der pelvitrochantären

Muskulatur nach Hüftendoprothesenim-plantation

DGU Mitteilungen und Nachrichten 61/2010 1717

Kong

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Einleitung

Die distale Radiusfraktur ist die häufigste Fraktur in der unfallchirurgischen Praxis und galt lange Zeit als klassisches Beispiel für die überwiegend konservativ zu behan-delnde Fraktur. Mit der Weiterentwicklung der Osteosynthese, insbesondere durch die Anwendung winkelstabiler Implantate, hat sich das Indikationsspektrum der ope-rativen Versorgung deutlich ausgedehnt. Unabhängig von der Art der Versorgung ist das wesentliche Behandlungsziel, das Wiedererreichen der Handfunktion nach Frakturkonsolidierung, nur durch eine ziel-führende Rehabilitation zu erreichen. Am Universitätsklinikum Ulm wurde eine pro-spektivrandomisierte Untersuchung über den Effekt der Nachbehandlung distaler Ra-diusfrakturen durchgeführt. Der klassischen Übungsbehandlung durch niedergelassene Physiotherapeuten per Rezeptverordnung wurde einem durch ein Übungsheft ange-leitetes Heimtrainingsprogramm gegenü-ber gestellt. In dieser zweiarmigen Studie wurden Patienten mit distaler Radiusfrak-tur eingeschlossen, die 1. mit winkelstabiler palmarer Plattenosteosynthese versorgt, oder 2. konservativ bis zur Frakturkonso-lidierung ausbehandelt wurden.

a. Rehabilitation nach operativer Behandlung

Insgesamt 46 Patienten nach operativ versorgter distaler Radiusfraktur wurden altersbasiert randomisiert in eines von zwei Nachbehandlungsprogrammen ein-geschlossen. Gruppe A (n = 23 Pat.) führte die Nachbehandlung nach einmaliger Instruktion und mit Hilfe eines Übungs-heftes über 6 Wochen selbstständig und eigenverantwortlich durch. Gruppe B (n = 23 Pat.) wurde über 6 Wochen in einer Physio-therapiepraxis durch Therapeuten 2 x pro Woche behandelt. Auch hier wurden die Patienten durch die Therapeuten wie üblich zu Heimübungen angehalten. Die Altersver-teilung betrug im Mittel 53,7 ± 17,9 Jahre in Gruppe A, und 56,0 ± 11,1 Jahre in Grup-pe B. Die Eingangsuntersuchung erfolgte 1 Woche nach Operation und mit dieser der

Preis zur Förderung der Rehabilitationswissenschaft 2009Rehabilitation konservativ und operativ behandelter distaler Radiusfrakturen über ein eigenständig durchgeführtes Heimtrainingsprogramm

G. Krischak

Priv.-Doz. Dr. med. Gert Krischak

Kurze VitaT T T T T T T T T T T T T T T T T T T T T T

Schulausbildung

1977 – 1981Grundschule Mittelhof Ellwangen/Jagst

1981 – 1990Peutinger-Gymnasium Ellwangen/Jagst Abitur: 17.05.1990

Wehrdienst

1.11.1998 – 31.08.1999StabsarztStandortsanitätszentrum Panzergrenadier-brigade 30 Ellwangen

Studium Medizin1990 – 1997Universität Ulm3. Ärztliche Prüfung: 24.04.1997

Berufliche Weiterbildung

05/97 – 10/97Institut für Unfallchirurgische Forschung und Biomechanik (Prof. Dr. Claes)11/97 – 10/98Abt. Unfall-, Hand-, Plastische und Wieder-herstellungschirurgie Universitätsklinik Ulm (Prof. Dr. Kinzl)11/98 – 08/99Standortsanitätszentrum Ellwangen10/99 – 04/01Abt. Unfall-, Hand-, Plastische und Wiederherstellungschirurgie Universitäts-klinik Ulm (Prof. Dr. Kinzl)

04/01 – 02/02Abt. Viszeralchirurgie Universitätsklinik Ulm (Prof. Dr. Beger/ Prof. Dr. Henne-Bruns)03/02 – 12/02Abt. Chirurgie Bundeswehrkrankenhaus Ulm (Prof. Dr. Gerngroß)01/03 – 01/04Abt. Thorax- und Gefäßchirurgie Universitätsklinikum Ulm (Prof. Dr. Sunder-Plassmann)01/04 bis 02/10Klinik für Unfallchirurgie, Hand-, Plastische und Wiederherstellungs chirurgie Universitätsklinik Ulm (Prof. Dr. Kinzl/Prof. Dr. Gebhard seit 2007)02/10 bis heuteStellvertretender wissenschaftlicher Leiter des Forschungsinstituts für Rehabilitationsmedizin der Universität Ulm (Prof. Dr. Jacobi)

Qualifikationen

2004 Facharzt für Chirurgie2004 Zusatzbezeichnung Sportmedizin2005 Fachkunde Strahlenschutz2006 Schwerpunkt Unfallchirurgie2007 Funktionsoberarzt2008 Facharzt für Orthopädie und

Unfallchirurgie2008 Spezielle Unfallchirurgie2009 Klinischer Oberarzt

Mitgliedschaften in wiss. Gesellschaften

– Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU)

– Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU)

– Deutsche Gesellschaft für Biomechanik – Deutsche Assoziation für Fuß- und

Sprunggelenk e. V., Sektion der DGOOCG

Preise

– Preis zur Förderung der Rehabilitations-wissenschaften 2009 (DGOU, Berlin)

– Posterpreis Sitzung „Schwerverletzung“ 2009 (DGOU, Berlin)

– Posterpreis 2007 (VBC, Aschaffenburg)

DGU Mitteilungen und Nachrichten 61/20101818

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Beginn der jeweiligen Nachbehandlung.Nach 6-wöchigem Intervall erfolgte eine erneute Untersuchung zur Evaluation des Behandlungserfolgs. Erhoben wurden Pa-tientendaten, radiologische Beurteilung der Frakturversorgung und -konsolidierung, Griffkraft (Jamar-Dynamometer), Beweg-lichkeit, Muskelumfänge sowie der Patient Related Wrist Evaluation-Funktionsscore (Maß für die Funktionsfähigkeit und das Schmerzniveau nach Handgelenksverlet-zung).

Zwischen den Gruppen bestanden keine signifikanten Unterschiede bezüglich Frak-turschwere, Begleiterkrankungen, sowie der erhobenen radiologischen Kriterien bezüglich Frakturkonsolidierung und er-reichter Gelenkstellung. Patienten der Gruppe A (Heimprogramm) zeigten nach 6-wöchiger selbstständiger Rehabilitation eine signifikant verbesserte Beweglichkeit der Extension/Flexion (prozentual bezoge-nen auf die gesunde Gegenseite) mit 79 % im Vergleich zu Gruppe B (Physiotherapie) mit 52 % (P < 0,0001). Auch die Ulnar-/Ra-dialabduktion war mit 70 % in der Gruppe A signifikant gegenüber 59 % der Gruppe B verbessert (P = 0,0133). Patienten der Grup-pe A wiesen zudem eine signifikant höhere Griffkraft aus, sie erreichten nach 6 Wochen Rehabilitation 54 % der Kraft der gesunden Gegenseite, Patienten der Gruppe B dage-gen lediglich 32 % (P = 0,0030). Im Patient Related Wrist Evaluation-Funktionsscore gaben Patienten der Gruppe A mit im Mittel 18,5 ± 15,9 Punkten eine signifikant gerin-gere Funktionsbeeinträchtigung des Hand-gelenks an, als Patienten der Gruppe B mit im Mittel 36,8 ± 17,3 Punkten (P = 0,0002). Die übrigen untersuchten Parameter unter-schieden sich nicht.

b. Rehabilitation nach konservative Behandlung

Insgesamt wurden 42 Patienten mit kon-servativ behandelter distaler Radiusfraktur nach Frakturkonsolidierung und Abnah-me des Gipsverbandes in eines der bei-den Nachbehandlungsprogramme einge-schlossen. Gruppe A (n = 21 Pat.) führte die Rehabilitation wie oben beschrieben mit Hilfe eines Übungsheftes über 6 Wochen selbstständig durch. Gruppe B (n = 21 Pat.) wurde über 6 Wochen wiederum in einer Physiotherapiepraxis durch Therapeuten 2  x  pro Woche nachbehandelt. Die Ein-gangs untersuchung fand zum Zeitpunkt der Gipsabnahme und damit dem Beginn der funktionellen Nachbehandlung statt. Anschließend erfolgte nach 6 Wochen Re-habilitation die zweite Nachuntersuchung. Die Altersverteilung betrug im Mittel 52,5 ± 25,0 Jahre in der Gruppe A, und 53,8 ± 25,2 Jahre in der Gruppe B. Erhoben wurden die gleichen Daten wie unter a. angegeben.

Auch in dieser Untersuchung gab es zwi-schen beiden Gruppen keine Unterschiede bezüglich Frakturschwere, Begleiterkran-kungen sowie der erhobenen radiolo-gischen Kriterien bezüglich Frakturkonso-lidierung und erreichter Gelenkstellung. Patienten der Gruppe A (Heimprogramm) wiesen nach Abschluss der Eigenübungen ebenfalls eine signifikant höhere Griffkraft auf (P = 0,0203). Diese erreichten im Mittel 83 % der Kraft im Vergleich zur gesunden Gegenseite, Patienten der Gruppe B (Physio-therapie) dagegen im Mittel nur 67 %. Auch die Funktionsfähigkeit des Handgelenks nach dem Patient Related Wrist Evaluation-Funktionsscore war nach Heimübungspro-gramm mit im Mittel 8,4 ± 10,5 Punkten wiederum signifikant gegenüber Patienten

der Gruppe B mit im Mittel 22,5 ± 15,8 Punk-ten verbessert (P=0,0029). Bezüglich der Beweglichkeit und der Muskelumfänge be-standen keine signifikanten Unterschiede.

Schlussfolgerung

Die Rehabilitation distaler Radiusfrakturen, sowohl nach konservativ als auch nach ope-rativer Therapie, kann mit Hilfe eines selbst-ständig durchgeführten Heimtrainings-programms ein gutes Resultat der Nachbe-handlung zu erreichen. Die Ergebnisse dieser Studie verdeutlichen die enorme Bedeutung der Eigenverantwortung und aktiven Mitar-beit des Patienten innerhalb der Rehabilita-tion. Aus unserer Sicht ist bei entsprechender Motivation und Selbstständigkeit des Pa-tienten die Rehabilitation über ein instru-iertes Heimtrainingsprogramm mit Anlei-tung über ein Übungsheft sowohl aus medi-zinischer, aber auch aus ökonomischer Sicht eine sinnvolle Alternative zur Verordnung krankengymnastischer Übungsbehandlung.

Die Originalarbeiten wurde veröffentlicht in Arch Phys Med and Rehab 2009; 90: 537–544 und Phys Med Rehab Kuror 2009; 19185–192.

Priv.-Doz. Dr. med. Gert KrischakStellv. wissenschaftlicher Leiter des Forschungsinstituts für Rehabilitationsmedizin Universität UlmSteinhövelstr. 989075 UlmE-Mail: [email protected]

Verliehen durch die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (Sponsor: m&i-Klinikgruppe Enzensberg).

Ziel dieser Arbeit war es, die technischen Rahmenbedingungen zur Entwicklung tele-metrisch instrumentierter Implantate für eine Kontrolle der Knochenbruchheilung unter weitestgehender Vermeidung von Röntgenstrahlen und für die Gewährleistung einer optimalen Belastung der heilenden Fraktur zu schaffen. Das Monitoring der

Frakturheilung nach operativer Knochen-bruchbehandlung würde ein neues Zeitalter der telemetrischen Patientenüberwachung eröffnen. Komplikationen ließen sich früh-zeitiger erkennen und Behandlungsstrate-gien dem individuellen Status anpassen, womit insbesondere auch operative Folge-eingriffe vermeidbar wären. Das Behand-

lungsergebnis könnte somit optimiert und die Behandlungskosten gesenkt werden.

Um dieses Ziel zu erreichen, wurden be-währte Technologien aus dem Bereich der RFID, der DMS-Messtechnik und der Mikro-elektronik kombiniert. Die Entwicklungsar-beit umfasste die Realisierung autonomer

Herbert-Lauterbach-Preis 2009Telemetrisch instrumentierte Implantate für die Osteosynthese

N. Weinrich

DGU Mitteilungen und Nachrichten 61/2010 1919

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Sensormodule als passive Transponder, die von einem portablen Lesegerät mit Ener-gie versorgt werden. Zur Realisierung der Energie- und der Datenübertragung wurde das Prinzip der induktiven Kopplung ange-wandt.

Nachdem alle für eine erfolgreiche Instru-mentierung der Implantate notwendigen technischen Entwicklungsarbeiten abge-schlossen waren, wurden winkelstabile Fixateur-interne-Systeme für die Tibia und den Femur (Tifix®) mit den entwickelten Sensormodulen instrumentiert. Biokompa-tibilität und Funktionalität der instrumen-tierten Implantate wurden tierexperimen-tell an 6 Schafen nachgewiesen.

Eine erste klinische Anwendung erfolgte bei Patienten mit mehrfach erfolglos vorope-rierten Pseudarthrosen am Oberschenkel. So sollten einerseits die möglichen Ursa-chen der Heilungsprobleme erkannt und andererseits das Risiko einer weiteren Fehl-heilung durch optimierte Steuerung der Be-lastung minimiert werden.

Ausgewertet wurde die elastische Nach-giebigkeit der Osteosynthesen unter defi-nierten äußeren Belastungen. Zusätzlich zu den in zweiwöchigen Abständen durch-geführten telemetrischen Messungen und routinemäßigen vierwöchigen Röntgenkon-trollen erfolgten CT-Untersuchungen nach 12 und ggf. zusätzlich nach 16 Wochen. Darüber hinaus erfolgten Messungen der Implantatbelastung während kontrollierter Übungen in der Physiotherapie.

Die Ergebnisse zeigten, dass die tele me-trisch ermittelten Plattenbelastungen gut mit den auf die Extremität applizierten zyklischen Lasten korrelierten. Die auf die äußeren Lasten bezogene Plattenbelastung verringerte sich dabei im Verlauf der Frak-turheilung. Interessante Ergebnisse fanden sich zudem unter willkürlicher Muskelan-spannung sowie bei kontinuierlicher Auf-zeichnung der Implantatbelastung wäh-rend physiotherapeutischer Übungen.

Mit dem realisierten System erscheint eine Optimierung der Knochenheilung über ein messtechnisch kontrolliertes Belasten der Fraktur nun möglich. Auch sollte bei aus-bleibender notwendiger Patientenaktivität oder bei Auftreten überhöhter Kräfte eine individuelle Anpassung der Belastungssitu-ation durch den Patienten erfolgen können.

Sowohl die Kontrolle der Heilungssituation als auch die Überwachung der Patienten-aktivität mit einer direkten akustischen oder optischen Anzeige der erforderlichen

Extremitätenbelastung sind durch das vor-gestellte System grundsätzlich möglich. Eine Weiterentwicklung des Systems sollte demnach die Realisierung eines komforta-beltragbaren Lesegerätes bewirken, so dass kontinuierlich Daten evaluiert werden und zeitnah Empfehlungen oder Warnungen an den Patienten gegeben werden können. Eine ärztliche (Fern-)Kontrolle über teleme-dizinische Verfahren ist möglich und könnte von großem Vorteil sein.

Zukünftig ist zudem eine Erweiterung der wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Belastung osteosynthetisch versorgter Knochenbrüche durch die mit dem ent-wickelten System erhobenen Daten zu erwarten. In der Knochenchirurgie und in der Orthopädie wird der Frage nach einer geeigneten messtechnischen Instrumentie-rung schon seit Ende der 60er Jahre mit un-terschiedlichen Lösungsansätzen von ver-schiedenen Gruppen nachgegangen. Dabei wurden nicht nur technische Erkenntnisse für eine erfolgversprechende Instrumentie-

rung sondern auch neue biomechanische Erkenntnisse gewonnen. Wesentlich ist die gerade in jüngster Zeit oft formulierte Aus-sage, dass nur mit einer direkten Messung am Osteosynthesesystem eine genaue wis-senschaftliche Betrachtung der Wirkung muskoskelettaler Belastungen auf den Hei-lungsvorgang möglich ist und damit eine biomechanisch optimierte Behandlung ermöglicht werden kann. Somit sind die zu erwartenden wissenschaftlichen Erkennt-nisse grundlegend wichtig für eine opti-mierte Behandlung.

Obwohl die zukünftige Charakteristik eines intelligenten Implantates für die Osteosyn-these kontrovers diskutiert werden darf, so sind doch zwei Funktionen grundsätzlich unabdingbar: Messen und Informieren. Die dritte und für eine optimale Behandlung sicherlich wichtigste Funktion, nämlich das Regeln, sollte durch eine möglichst direkte Einbindung des Patienten erfolgen. Die Ent-wicklung biologisch aktiver Implantate zur Optimierung der Frakturheilung mit der

Dr. rer. nat. Nils Weinrich

Kurze Vita T T T T T T T T T T T T T T T T T T T T T T

08/1976 – 06/1980Grundschule, Stockelsdorf

08/1980 – 06/1990 Gymnasium am Mühlenberg, Bad SchwartauAbschluss: Hochschulreife

07/1990 – 06/1991Grundwehrdienst

10/1991 – 01/1999Studium der Physik an der Universität HamburgAbschluss: Diplom-Physiker

01/1998 – 01/1999Diplomarbeit im Arbeitsbereich Halbleiter-technologie der Technischen Universität Hamburg-Harburg

05/1999 – 12/2007Gastwissenschaftler am Institut für Mikrosystemtechnik der Technischen Universität Hamburg-Harburg

05/1999 – heuteWissenschaftlicher Mitarbeiter im Labor für Biomechanik des Berufsgenossenschaftli-chen Unfallkrankenhauses Hamburg

11/2003Preisträger im Rahmen des Innovations-wettbewerbs zur Förderung der Medizintechnik 2003 des Bundesministeriums für Bildung und Forschung

11/2005Preisträger im Rahmen des Innovations-wettbewerbs zur Förderung der Medizin-technik 2005 des Bundes ministeriums für Bildung und Forschung

09/2006 – heuteKoordinator der freien Arbeitsgemeinschaft für winkelstabile Osteosynthesesysteme e. V. (awiso®)

11/2007Preisträger im Rahmen des Innovations-wettbewerbs zur Förderung der Medizintechnik 2007 des Bundesministeri-ums für Bildung und Forschung

12/2008Promotion zum Doktor der Naturwissen-schaften (Dr. rer. nat.) an der Technischen Universität Hamburg-Harburg

DGU Mitteilungen und Nachrichten 61/20102020

Kong

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Herr Präsident, hochgeehrte Preisträger,meine sehr verehrten Damen,meine Herren,

der Namensgeber unseres Literaturpreises, Georg Friedrich Louis Stromeyer, war nicht nur ein in seiner Zeit hoch angesehener Chirurg und ein lange Jahrzehnte gern ge-lesener Literat, sondern auch einer der frü-hesten Mahner zur Fehlervermeidung, nicht zuletzt wurde er als begeisternder Lehrer der Anatomie an der hannoverschen Chirur-genschule gerühmt.

Seit geraumer Zeit ist wieder viel von Be-handlungsfehlern und Patientensicherheit die Rede. Ein orthopädischer Chirurg und

ein Anatom haben „Ausgewählte Fehler- und Gefahrensituationen bei orthopädisch-unfallchirurgischen Eingriffen“ – so der Titel des gemeinsamen Werkes – zum Gegen-stand der Fehlervermeidungs-Strategie ge-macht.

Sie haben sich auf der Grundlage der Aus-wertung vieler rechtsrelevanter Schadens-fälle mit dem Komplikationsmanagement auseinandergesetzt. Das Besondere ihrer Arbeit spiegelt sich in der dabei oftmals unterschätzten Bedeutung der morpho-logischen Strukturen für die chirurgische Penetration. Hier schlägt sich der histo-rische Bogen zur chirurgischen Anatomie. Nicht zuletzt die erfolgreiche gegenseitige

Befruchtung dieser beiden großen Fach-gebiete war neben allem anderen Anlass, erstmalig von der Bestimmung Gebrauch zu machen, zwei Autoren im Sinne Louis Stro-meyers mit seiner Medaille zu ehren.

Im Namen der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie und des Kuratoriums gra-tuliere ich mit einem „age, quod agis“ (was du tust, tue es richtig) [Plautus] den Profes-soren und Doktoren Ulrich A. Wagner und Hans-Martin Schmidt herzlich zu ihrer schö-nen Auszeichnung.

Prof. Dr. Jürgen Probst

Georg Friedrich Louis Stromeyer-Medaille 2009Laudatio auf die Herren Professor Dr. med. Ulrich A. Wagner und Professor Dr. med. Hans-Martin Schmidt . Literaturpreis der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie

J. Probst

Prof. Dr. U. A. Wagner, Prof. H.-M. Schmidt bei der Verleihung der Georg Friedrich Louis Stromeyer-Medaille

„Die Zusammenarbeit zwischen operativ tätigen Klinikärzten und Anatomen hat sich immer wieder bewährt. Ihr sind we-sentliche Hinweise zur Vermeidung von Komplikationen zu verdanken“. (Aus dem Vorwort von Ulrich A. Wagner und Hans-Martin Schmidt)Cover des Buches„Ausgewählte Fehler- und Gefahren-situationen bei orthopädisch-unfallchir-urgischen Eingriffen.

Maßgabe einer zusätzlichen Regelung der Implantatfestigkeit ist sicherlich eine He-rausforderung und wünschenswert, den-noch sollte die zukünftige Technik die Ein-bindung des Patienten als regelnder Faktor nicht ersetzen dürfen.

Dr. rer. nat. Nils WeinrichLabor für BiomechanikBerufsgenossenschaftliches Unfallkrankenhaus HamburgBergedorfer Str. 1021033 HamburgE-Mail: [email protected]

Dieser Preis wurde ausgeschrieben von der Vereinigung Berufsgenossenschaftlicher Kliniken (VBGK).

DGU Mitteilungen und Nachrichten 61/2010 2121

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Georg Friedrich Louis Stromeyer-Medaille (½ Größe)

Die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie e. V. verleiht unter der Präsidentschaft von Professor Dr. Hans Zwipp

auf einstimmigen Beschluss ihres Literaturpreis – Kuratoriums

bestehend aus den Professoren Dres. A. Ekkernkamp, P. Hertel,

H.-J. Oestern, A. Pannike † und J. Probst

Herrn Professor Dr. med. Ulrich A. Wagner Ärztlicher Direktor der DRK-Klinik Am Seepark

Chefarzt der Orthopädischen Klinik I Wesermünde und

Herrn Professor Dr. med. Hans-Martin Schmidt em. Professor am Anatomischen Institut der Universität Bonn

die GEORG FRIEDRICH LOUIS STROMEYER-MEDAILLE

Sie würdigt dadurch ihr im Jahre 2009 erschienenes Buch

Ausgewählte Fehler- und Gefahrensituationen bei orthopädisch-

unfallchirurgischen Eingriffen

Dresden, den 12. Juni 2009 H. Zwipp J. Probst Präsident Vorsitzender des Kuratoriums

Die Problematik der Entstehung und Bewertung unerwünschter Behandlungsfolgen in der Medizin allgemein, in der Unfallchirurgie und Orthopädie im Besonderen war lange Zeit ein Feld, das nahezu vollständig von Rechtsprechung und Rechtslehre besetzt war. Betroffene eines Gesundheitsschadens betrachten seit jeher einen solchen grund-sätzlich als Behandlungsfehler. Die Reaktionen aus fachlicher Sicht erschöpften sich im Einzelfall in begründeter Abwehr bzw. Regulierung unter Mitwirkung der Schlichtungsstellen oder im Rechtswege. Die beiden Autoren, Orthopäde und Unfallchirurg der eine, der funktionellen Morphologie zugewandter Anatom der andere, widmen sich dem Thema aus der Sicht der Fehlervermeidung, somit auch der Entwicklung von Strategien zur Verbesserung der Qualität und Sicherheit in der Medizin. Dem dienen sowohl Analysen der operativen Verfahrenstechniken als auch Schlussfolgerungen aus den Ergebnissen rechtlich bearbeiteter Behandlungsfehlervorwürfe. Das Besondere ihrer Darstellung ist die Veranschaulichung der Bedeutung der Topographischen, funktionell betrachtenden Anatomie als unverzichtbare Brücke zwischen anatomischem Wissen und klinischem Handeln, gleichermaßen wichtig für die Aus- und Weiterbildung wie für die Erarbeitung klinischer Methodiken und ihrer Erfahrungsbildung in der täglichen Praxis. Indem sie auch das Verständnis für das Eingebundensein ärztlichen Handelns in unsere Rechtsordnung wecken, leisten sie einen ebenso dankenswerten wie lehrreichen – auch in sprachlicher und bildlicher Darstellung wohlgelungenen – Beitrag zu einem aller Aufmerksamkeit bedürftigen Thema der Zeit. Sie haben sich damit um ihre zu glücklicher Symbiose verbundenen Fachgebiete verdient gemacht.

DGU Mitteilungen und Nachrichten 61/20102222

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Sehr geehrte Damen und Herren,die Mitglieder der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Freundinnen und Freunde,

Mit diesem Grußwort möchte ich Sie als Präsident der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie des Jahres 2010 recht herz-lich begrüßen. Gleichzeitig möchte ich Ih-nen und Ihren Familien für die 2. Dekade des 21. Jahrhunderts alles Gute wünschen, insbesondere Gesundheit, privaten und be-ruflichen Erfolg.

Es ist mir eine besondere Ehre und Freude, meinem Vorgänger, Professor Dr. med. Hans Zwipp, für seine enormen Leistungen und sein großes Engagement während seiner Amtszeit, insbesondere auch im Namen al-ler Mitglieder, sehr herzlich zu danken.

Nach der Gründung des Vereinsverbandes DGOU im Juli 2008 und des positiven Vo-tums der Mitgliederversammlung im Okto-ber 2008 konnte Hans Zwipp als Präsident der DGOU das Zusammenfinden in unserem Fach und das Zusammenleben als Ortho-päden und Unfallchirurgen – O und U – im Jahr seiner Präsidentschaft zusammen mit seinen Ko- Präsidenten, Herren Prof. Dr. Klaus Peter Günther und Dr. S. Götte, als Vorsitzen-der des BVOU, bis zum Ende des Novembers 2009 erheblich voranbringen. Die DGOU hat derzeit weit mehr als 7.000 Mitglieder, besonders erfreulich und bemerkenswert ist die Tatsache, dass die AGA und die AE als eingetragene Vereine außerordentliche Mitglieder der DGOU geworden sind und im Vereinsverband DGOU gleichzeitig die Aufgabe von Sektionen übernommen ha-ben. Besonders danken möchte ich, auch im Namen aller Mitglieder der DGU, für einen hervorragenden Kongress mit einem aus-gezeichneten und anspruchsvollen wissen-schaftlichen Programm, begleitet von einem abwechslungsreichen, teils feierlichen, teils vergnüglichen Rahmenprogramm.

DKOU 2010

Obwohl die 73. Jahrestagung der DGU noch nicht beendet war, hatten die Vorbe-

reitungen für die 74. Jahrestagung längst begonnen und laufen derzeit bereits auf Hochtouren. Mit unserem Motto „Innova-tion, Sicherheit und Zuverlässigkeit“ haben wir zufällig auch den Zeitgeist in der Medi-zin und speziell in der Orthopädie und Un-fallchirurgie für die 2. Dekade des 21. Jahr-hunderts getroffen.

Der Zyklus von Innovationen wird immer kürzer, eine immer größer werdende Flut von neuen Implantaten, neuen Techniken und Verfahren stellt den Anwender vor das Problem, für welches Produkt er sich für die Versorgung seiner Patienten ent-scheiden soll. Die finanzielle Situation der gesetzlichen Krankenversicherungen mit geschätzten jährlichen Ausgaben von über 140 Mrd. € im Jahr 2010 ist neben den Aus-gabensteigerungen und krisenbedingten Beitragsausfällen nicht entspannt und wird zu einem weiteren Druck auf die Leistungs-erbringer führen. Das Thema Sicherheit gewinnt aus ver-schiedenen Perspektiven immer mehr Bedeutung. Allein die Verdichtung der Arbeit in unseren Kliniken mit Verkür-zung der Liegezeiten, einer Steigerung der Leistungszahlen von ca. 20 % in den letzten 3 – 4 Jahren lässt antizipieren, dass dieses durchaus mit einem Anstieg der Fehlerrate einhergehen könnte und dieses proaktiv zu vermeiden gilt. Die durch EDV und Vernet-zung induzierte Transparenz von Zahlen, Leistungen und Komplikationen macht die Kliniken ‚gläsern’, Begriffe wie Mindestmen-gen und ‚Benchmarking’ gehören bereits zum Alltag der Klinikarbeit. Während dieses noch akzeptabel erscheint, müssen wir un-bedingt dagegen angehen, dass man die Medizin weiter kommerzialisiert! Kosten-bewusstsein ist wichtig und notwendig, aber eine Orientierung von Indikation und Therapiekonzepten am Entgeltsystem ist nicht mehr mit der Ethik des Arztberufes in Einklang zu bringen. Im Gegenschluss ist es jedoch unsere Aufgabe, die Evidenz un-serer Therapiekonzepte zu bestimmen bzw. nachzuweisen und transparent darzulegen. Dieses ist eines der Hauptanliegen meiner Präsidentschaft, mit angrenzenden Diszi-plinen Strategien zu entwickeln, wie man

dieses Ziel erreichen bzw. ihm ein großes Stück näher kommen kann.

Die von unserer Fachgesellschaft geleistete aktive Unterstützung von Aktionen zur Pa-tientensicherheit gilt es weiter zu expandie-ren und in die Breite zu entwickeln. Wir alle sind gefordert dieses in den Fokus unserer Tätigkeit zu bringen. Auch wenn die DGU bereits als Gesellschaft Mitglied des Akti-onsbündnis Patientensicherheit e. V. ist, be-steht für jeden Einzelnen von uns darüber hinaus die Möglichkeit einer persönlichen Mitgliedschaft.

Die Zuverlässigkeit erwächst aus der An-wendung von modernen und sicheren Be-handlungsverfahren, dadurch werden wir gleichermaßen für Patienten und Industrie zuverlässige Partner.

Es ergibt sich eine Vielzahl von wissen-schaftlichen, fachbezogenen und berufs-politischen Herausforderungen, nicht nur bedingt durch die sich wandelnden Ge-sundheitssysteme in Deutschland, sondern auch in Europa. Daher haben wir diesmal unsere niederländischen Nachbargesell-schaften in Orthopädie und Traumatologie eingeladen, diesen Kongress aktiv mit zu gestalten. Als weitere Partner möchten wir die Radiologischen Kollegen beteiligen, da es mit diesem Fachgebiet eine Reihe von Gemeinsamkeiten und Schnittstellen in der täglichen Praxis und, um nur eine wichtige Schnittstelle zu nennen, der Aus- und Wei-terbildung gibt!

Die Beteiligung der Europäischen Gesell-schaften ESTES und EFORT ist auch weiter-hin Bestandteil des Kongresses, eine erfolg-reiche Partnerschaft!

Viele unserer Mitglieder sind in verschie-denen Arbeitsgemeinschaften und Sek-tionen sehr aktiv. Diese haben sich zum Teil mit thematisch gleichen Sektionen / Ar-beitsgemeinschaften und Kommission der DGOOC bereits unter dem Dach der DGOU zusammengeschlossen. Allen diesen Ar-beitsgemeinschaften und Sektionen möch-ten die diesjährigen Kongresspräsidenten

Einladung: Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 201027. bis 30. Oktober 2010, Berlin

N. Südkamp

DGU Mitteilungen und Nachrichten 61/2010 2323

Kong

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für den kommenden Kongress ein spezielles Forum durch Einrichtung eines ‚Specialty Day’ bieten. An den ersten beiden Kongress-tagen, am Dienstagnachmittag und Mitt-wochmorgen, haben die Arbeitsgemein-schaften und Sektionen Gelegenheit, aus ihren Arbeitsgebieten wissenschaftliche Sitzungen eigenverantwortlich zu gestalten.

Fortgesetzt werden soll die Nachwuchsför-derung, ■ die letztjährige, erstmalige und sehr er-

folgreiche ,Summer School’ für Studie-rende wird bei den ‚Incoming Presidents’ in Homburg durchgeführt,

■ spezielle Programme des Jungen Forums der DGOU mit u. a. kostenfreier peer-to-peer Studenten-Führung durch den ge-meinsamen Kongress im Oktober werden wiederum stattfinden.

Hierdurch kann die Attraktivität unseres Faches besser präsentiert und transparenter werden, um Studierenden frühzeitig Ein-sicht in die Breite und die Vielfalt beruflicher Möglichkeiten unseres Faches zu geben. An das Projekt der örtlichen Partnerschaft der Hochschullehrer zu ‚ihren’ Studierenden, im letzten Jahr von der DGOU initiiert, möchte ich erinnern und die ‚Betroffenen’ herzlich um aktive Unterstützung bitten. Die Deadline für die Abstract Einreichung ist bereits abgelaufen und es sind weit über 1.300 Abstracts eingegangen. Dieses lässt wieder ein hochkarätiges wissenschaft-liches Programm erwarten.

DGU

Im Dezember 2009 gaben das Deutsche Krankenhausinstitut und die Zeitschrift ‚Das Krankenhaus’ einen Ausblick auf das Jahr 2010. Verschiedene Referenten der Krankenkassen und Krankenhäuser, des DKI, des GKV-Spitzenverbandes, der Hauptge-schäftsführer der Deutschen Krankenhaus-Gesellschaft und die parlamentarische Staatssekretärin im BMI beleuchteten grundsätzliche Fragen der Gesundheits- und Krankenhauspolitik.

Mindestens jedes 5. Krankenhaus schreibt rote Zahlen, Kliniken mit ausgeglichenen Ergebnissen haben das meist nur durch massive Anstrengungen und Rationali-sierungsbemühungen geschafft. Kleinere und größere Veränderungen im Betten- und Belegungsmanagement, Verbesserungen im Aufnahme- und Entlassmanagement sowie Patientendurchlaufsteuerungen (sog. Pfadpatienten) haben zu einer wei-teren Optimierung und Verdichtung der Leistungen geführt. Verlagerungen von

Prozessen in den Vor- und nachstationären Bereich, das Einführen von OP Managern sowie die vermehrte Zusammenarbeit und Zusammenlegung von Fachabteilungen und Funk tionsbereichen sind ebenfalls zu nennen. Die bereits schon erwähnte Ausga-bensteigerung bei krisenbedingter Vermin-derung der Beitragseinnahmen wird ver-sucht werden, auf uns Leistungserbringer abzuwälzen. Dieses wird zu einer weiteren Steigerung der Arbeitsbelastung führen. Nach Angaben des DKI haben bereits zwei Drittel der Krankenhäuser Probleme, offene Stellen im Ärztlichen Dienst zu besetzen. Bezogen auf die Gesamtzahl der heutigen Stellen in den jeweiligen Häusern konnten die Krankenhäuser mit Stellenbesetzungs-problemen insgesamt etwa 4 % ihrer Stel-len im Ärztlichen Dienst nicht besetzen. Hochgerechnet entspricht das etwa 4.000 Stellen im Ärztlichen Bereich, die bundes-weit nicht besetzt werden konnten. Damit haben sich diese offenen Stellen gegenüber 2006 verdreifacht, dieses hat unmittelbare Auswirkung auf die Arbeitszeitorganisa tion und z. B. Wartelisten für Operationen; es führt obendrein zu einer Beeinträchtigung der Patientenversorgung. Damit können oft Schließungen von Stationen oder gar ge-samten Bereichen nicht vermieden werden.

Die DGU hat durch ihre frühzeitige Betei-ligung an neuen Berufsbildern, wie dem Arzt-Assistenten mit Zusatzqualifikation Orthopädie und Unfallchirurgie in einem gemeinsam von der Steinbeiss Hochschule und der DGOU gestalteten Bachelor-Ausbil-dungsprogramm, diese Entwicklung voraus-gesehen und will damit, zumindest teilwei-se, entgegen wirken und sich aktiv an einer bedarfsorientierten und praxisbezogenen Einbindung verschiedener Gesundheitsbe-rufe beteiligen.Die von der parlamentarischen Staats-sekretärin vorgetragene Forderung der Koalition nach Planbarkeit und Verlässlich-keit im Gesundheitswesen entspricht den Aktivitäten der DGU. Mit Schaffung des TraumaNetzwerksDDGU, der Zertifizierung der Traumazentren in TraumaNetzwerken wird die flächendeckende Qualität in der Schwerverletztenversorgung mit Schonung von Ressourcen hoffentlich bald Realität. 3½ Jahre nach Veröffentlichung des ‚Weissbuch der Schwerverletztenversorgung’ ist eine Überarbeitung, Ergänzung und Neuaufla-ge erforderlich. Eine Arbeitsgruppe hat sich dieser Arbeit angenommen.Aber auch die Arbeit unserer Leitlinienkom-mission, an der sich eine große Zahl un-serer Mitglieder beteiligt, ist ebenfalls ein hervorzuhebender Faktor. Durch Schaffung von Leitlinien wird die Qualität nachhaltig verbessert und die Verlässlichkeit gegen-

über den Patienten und Kostenträgern ge-steigert. Aus der Sicht der Regierung ist das Gesundheitswesen nicht nur ein Kostenfak-tor, sondern ein bedeutender innovativer Wirtschaftsfaktor mit mehr als 4,4 Millionen Beschäftigten. Die Nachfrage nach medizi-nischen und pflegerischen Leistungen führt zu einer Stabilisierung der Wirtschaft und des Arbeitsmarktes gerade in Krisenzeiten. Die Regierung strebt an, allen Bürgern eine wohnortnahe, hochwertige medizinische Versorgung auf dem aktuellen Stand des medizinischen Wissens und Fortschritts an-zubieten. Sie strebt eine schrittweise Verän-derung des Finanzierungssystems der GKV zu mehr Beitragsautonomie und regionalen Differenzierungsmöglichkeiten an, zusätz-lich sollen die Versicherungsbeiträge tenden-ziell von Lohnkosten abgekoppelt werden.

Zu diesen Themen müssen wir, als wissen-schaftliche Gesellschaft, die Interessen un-serer Mitglieder möglichst erfolgreich ver-treten, indem wir diese gesellschaftlichen und gesundheitspolitischen Entwicklungen und Veränderungen aktiv mit Projekten und Vorschlägen zusammen mit unseren Part-nern in den Fachgesellschaften, Berufsver-bänden und Verbänden der verschiedenen Gesundheitsberufe – als mittelbar Betrof-fene! – kritisch begleiten.

DGOU

Die Aktivitäten des letzten Jahres bestanden darin, arbeitsfähige Strukturen zu schaffen und weiter auszubauen. Dieses ist durch den bereits erwähnten Zusammenschluss verschiedener Arbeitsgemeinschaften und Sektionen erfolgt. Auch mit der Besetzung der Ausschüsse im letzten Jahr haben diese ihre Arbeit aufgenommen.

Das Jahr 2010 wird gekennzeichnet sein durch gemeinsame Anstrengungen, die Strukturen der DGOU den Erfordernissen unserer Mitglieder und den Aufgaben, die auf uns zukommen, anzupassen, um effek-tiv, nachhaltig und erfolgreich die anste-henden Probleme zu meistern.

Ich möchte Sie aufrufen, ihr bisheriges En-gagement in unserer Gesellschaft beizu-behalten, damit wir gemeinsam die wis-senschaftlichen und berufspolitischen He-rausforderungen der zweiten Dekade des 21. Jahrhunderts annehmen und meistern können.

Herzlichst!

IhrNorbert Südkamp

DGU Mitteilungen und Nachrichten 61/20102424

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Der Präsident, Professor Dr. Hans Zwipp (Dresden), begrüßte die Teilnehmer und er-öffnete die Sitzung, zu der form- und frist-gerecht mit Schreiben vom 5.9.2009 einge-laden worden war.

Die Tagesordnung wurde mit zwei Ände-rungen, der Verschiebung der Satzungsän-derung von Top 6 auf Top 9 und Begrüßung des 4000. Mitgliedes der Gesellschaft unter dem Top 6, genehmigt.

Als erstes übergab der Präsident dem Ge-neralsekretär Professor Dr. Hartmut Siebert (Schwäbisch Hall) das Wort zum Punkt 2 „Aufnahme neuer Mitglieder“. Da gegen die in der Liste der vorläufigen Mitglieder aufgeführten Namen, die im Herbstheft der Mitteilungen und Nachrichten veröffentli-cht worden waren, kein Einspruch ergangen war, erklärte er die Kandidaten für aufge-nommen. Diese waren damit stimmberech-tigt, so dass an der Mitgliederversammlung 209 stimmberechtigte Mitglieder teilnah-men.

Unter der Leitung des vom Präsidium der DGU bestellten Wahlleiters, PD Dr. Wolf-gang Zenker (Berlin), fanden die Wahlen statt. Dabei kam das Mobited-System der Firma Brähler zum Einsatz, dessen Bedie-nung der Präsident zu Beginn der Wahlen kurz vorstellte.

Wie vom Präsidium vorgeschlagen, wählte die Mitgliederversammlung zum Dritten Vizepräsidenten des nächsten Jahres, da-mit Präsident 2012, Professor Dr. Christoph Josten (Leipzig). Er erhielt 163 Ja-Stimmen und 24 Nein-Stimmen, 17 Teilnehmer en-thielten sich. Prof. Dr. Josten nahm die Wahl an und dankte Mitgliedern und dem Vor-stand für das Vertrauen.

Aus der vom Präsidium aufgrund von Vor-schlägen aus der Mitgliedschaft zusam-mengestellten Liste von zwölf Kandidaten für den Nichtständigen Beirat wählte die Mitgliederversammlung folgende sechs Kandidaten (in alphabetischer Reihenfolge):

■ Dr. Dirk Albrecht (Tübingen), ■ PD Dr. Alexander Beck (Würzburg), ■ PD Dr. Ulf Culemann (Homburg/Saar), ■ PD Dr. Sascha Flohé (Düsseldorf), ■ PD Dr. Stefan Rammelt (Dresden), ■ PD Dr. Christine Voigt (Hannover). Alle sechs nahmen die Wahl an.

Es folgte unter Top 5 der Bericht des Prä-sidenten über seine Tätigkeiten für die Ge-sellschaft in seinem Amtsjahr. Er dankte zum Abschluss dem Vorstand für die enga-gierte Unterstützung.

Der Generalsekretär Prof. Dr. Hartmut Sie-bert berichtete unter Top 6 anschließend über die Aktivitäten der Gesellschaft. Siebert dankte zum Abschluss den Beteilig-ten für ihre Mitarbeit.

Danach begrüßte der Präsident unter Ap-plaus der Mitgliederversammlung das 4000. Mitglied der DGU, Herrn Dr. Bülent Kilic, Assistenzarzt in der Traumatologie des DRK-Krankenhauses Luckenwalde.

Im Rahmen des Berichtes des Schatzmeis-ters berichtete Professor Dr. Bertil Bouillon (Köln) detailliert über die Einnahmen- und Ausgabenblöcke und die Aktivitäten der AUC – Akademie der Unfallchirurgie GmbH.

Zum Bericht der Kassenprüfer des Rech-nungsjahres 2008, PD Dr. Andreas Domagk (Cottbus) und Dr. Reinhold Laun (Berlin), ergriff der letztere das Wort und berichte-te kurz über die Kassenprüfung, die keinen Anlass zur Beanstandung gegeben hatte.

Auf Antrag von Professor Dr. Norbert P. Haas (Berlin) erteilte die Mitgliederversammlung dem Vorstand die Entlastung.

Unter Top 9 wurde der Antrag des Vor-standes auf Satzungsänderung mit Hinweis auf den mit der Einladung versandten An-trag kurz vorgestellt und mit den entspre-chenden Vorgaben des Bundesfinanzmini-steriums begründet. Der Antrag lautete:

„Durch die Vorgaben des Bundesfinanz-ministeriums ist eine Ergänzung der Sat-zung hinsichtlich der Aufwandsentschädi-gungen für Mitglieder des Geschäftsfüh-renden Vorstandes erforderlich, da bereits bei einer Höhe von 500 EURO jährlich die Gemeinnützigkeit des Vereins gefährdet ist.

Die Mitgliederversammlung möge daher beschließen, folgenden Satz als Absatz 4 des Paragraphen 2 in die Satzung einzufü-gen:

‚Die Mitglieder des Geschäftsführenden Vorstands können eine pauschale Aufwand-sentschädigung erhalten.’“

Die Abstimmung ergab folgendes Ergebnis: Mit Ja stimmten 122 Teilnehmer, mit Nein 5 Teilnehmer, 6 enthielten sich der Stimme.

Zu Kassenprüfern für das Rechnungsjahr 2009 wählte die Mitgliederversammlung auf Vorschlag des Präsidiums die Herren Dr. Falk Reuther (Berlin) und PD Dr. Manfred Bernard (Potsdam). Beide nahmen die Wahl an.

Unter dem Punkt „Verschiedenes“ folgte eine Abstimmung über die Zeit der Mitglie-derversammlung. Die Mehrheit sprach sich dafür aus, im nächsten Jahr an dem abend-lichen Termin festzuhalten.

Danach nahm der Generalsekretär das Wort und dankte dem Ende des Jahres aus dem Vorstand ausscheidenden 1. Vizepräsi-denten Professor Dr. Axel Ekkernkamp (Ber-lin und Greifswald) für seine zwölfjährige Arbeit im Vorstand und während seiner Prä-sidentschaft 2008.

Er dankte Frau Prof. h.c. Dr. Almut Tempka (Berlin) für ihre 13jährige Arbeit im Präsi-dium und gab bekannt, dass sie die Leitung des Ausschusses für Fort- und Weiterbil-dungsfragen der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) übernommen hat.

Bericht über die Mitgliederversammlung vom 22. Oktober 2009 Die jährliche Mitgliederversammlung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie fand am 22. Oktober 2009 im Rahmen des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie im Saal 3 der ICC/Messe Berlin von 18.15 Uhr bis 20.00 Uhr statt.

H. Zwipp, H. R. Siebert

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Allen Amtsträgern, die zum 31.12.09 aus-scheiden, dankte der Generalsekretär im Namen des Vorstandes.

Der Präsident bedankte sich bei den Anwe-senden für die zahlreiche Teilnahme und beim Vorstand für die große Unterstützung während seiner Präsidentschaft.

Zum Abschluss dankte Prof. Dr. Ekkernkamp dem Präsidenten für seine erfolgreiche Ar-beit, insbesondere für die gute Organisation des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie 2009.

Der Präsident schloss die Versammlung um 20.00 Uhr.

Prof. Dr. med. Hans ZwippPräsident der DGU

Prof. Dr. med. Hartmut R. SiebertGeneralsekretär der DGU

Neuigkeiten aus der DGU-Geschäftsstelle Zum 1. November 2009 hat unsere Geschäftsstelle mit Frau Susanne Herda eine Fachkraft für Öffentlichkeitsarbeit einge-stellt. Sie wird u. a. unsere Presse aktivitäten vorbereiten und auch für die Website DGU-online zuständig sein. Mit der Neu ein-stellung verbinden wir die Absicht, das Profil unserer Gesellschaft in der Öffentlichkeit weiter zu schärfen. Außerdem ist es wegen der stetigen Zunahme der Mitglieder und der DGOU-Aktivitäten, die teilweise von unserer Geschäftsstelle mit betreut werden, nötig geworden, unsere beiden Angestellten zu entlasten. Leiter der Geschäftsstelle ist, wie Sie wissen, Joachim Arndt, der dieses Jahr sein zehnjähriges Dienstjubiläum feiert.

Wir gratulieren! Frau Susanne Lehnert ist weiterhin Ihre Ansprechpartnerin für Fragen rund um die Mitgliedschaft, Beiträge usw. Wir sind uns sicher, die Geschäftsstelle mit insgesamt eindreiviertel Stellen (Frau Herda und Frau Lehnert haben jeweils eine halbe und Herr Arndt eine Dreiviertelstelle) nun noch schlagkräftiger gemacht zu haben.

Wir möchten Sie bitten, unsere neuen Servicenummern zu notieren. Die Telefonnummer lautet (0 30) 20 21 54 90, die Fax nummer (0 30) 20 21 45 91. Für eine Übergangszeit werden die bisherigen Nummern noch umgeleitet.

Ich möchte Ihnen wieder einmal über die Mitgliederentwicklung unserer Gesellschaft berichten.

Wir haben zurzeit (23.3.2010) 4.112 Mit-glieder, Tendenz weiterhin steigend. 2006 hat die DGU erstmalig die Marke von 3.000 Mitgliedern überschritten, 2009 konnte der Vorstand mit Dr. Bülent Kilic (Luckenwalde) das 4.000. Mitglied begrüßen. Unterstellte man, dass der Trend so anhielte, könnten wir 2012 mit über 5.000 Mitgliedern rechnen.

2009 konnten wir insgesamt 355 Mitglieder neu aufnehmen, davon sind 71 Frauen (20 %) und 284 Männer. In der DGU-Gesamt-mitgliedschaft beträgt der Anteil der weib-lichen Mitglieder dagegen nur 7,7 %. Das durchschnittliche Alter der Neuaufnahmen betrug 37 bis 38 Jahre (Geburtsjahr 1972). Die DGU-Mitgliedschaft insgesamt ist wie zu erwarten deutlich älter: Hier beträgt das durchschnittliche Alter rd. 50 Jahre.

Das Alter korreliert erfahrungsgemäß stark mit den beruflichen Positionen. Entspre-chend sind auch die Assistenzärztinnen und -ärzte mit 56,3 % weit stärker unter den Neuaufnahmen vertreten als in der Gesamtmitgliedschaft, in der sie 23,8 % ausmachen. Die zweitgrößte Gruppe mit 73 Personen waren Oberärztinnen und -ärzte; die 20,6 % der Neuaufnahmen entsprechen in etwa ihrem Anteil an der Gesamtmit-gliedschaft.

Regionale Herkunft: Die weitaus meisten Mitglieder kommen wie zu erwarten aus den bevölkerungsreichsten Bundeslän-dern: 64 aus Nordrhein-Westfalen, 52 aus Baden-Württemberg und 48 aus Bayern. Das relativ gute Abschneiden Berlins mit 37 Neumitgliedern wird wohl nicht zuletzt daran liegen, dass der Deutsche Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) immer in Berlin stattfindet.

Interessant ist noch der Eintrittsmonat. In den Wochen vor dem DKOU sowie während des Kongresses selbst hatte die Gesellschaft den höchsten Zuwachs an Neumitgliedern. Im September hatten wir 57 und im Okto-ber 149 Neuaufnahmen, davon 86 während des Kongresses. Damit sind 58 % der Neu-aufnahmen im September und Oktober eingetreten. Dies macht deutlich, welche überragende Rolle dem DKOU in den Augen der Mitglieder zukommt.

Dipl. Pol. Joachim Arndt Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie e. V. Geschäftsstelle im Langenbeck-Virchow-Haus Luisenstr. 58/59 10117 Berlin Tel.: +49 (0)30 / 20 21 54 90 Fax: +49 (0)30 / 20 21 54 91 E-Mail: [email protected]

355 Neumitglieder im Jahre 2009J. Arndt

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Die DGU-Geschäftsstelle ist in der jüngeren Vergangenheit verstärkt von Mitgliedern an-gefragt worden, ob für die Außendarstellung das Logo der DGU zum Ausdruck einer Mit-gliedschaft verwendet werden darf. Daraufhin hat der Vorstand der DGU den Entwurf eines Logos in Auftrag gegeben und möchte damit den Identifikationsgedanken der Mitglieder mit der DGU unterstützen.

Das Logo wird Mitgliedern der DGU auf Anfrage in einem Bildformat (*eps, *tif, *png) zur Verfügung gestellt und kann im Inter-net oder zur geschäftlichen Korrespondenz genutzt werden. Ähnliches ist für die DGOU geplant bzw. in Arbeit.Das neue Logo können Sie anfordern unter: [email protected]: Herr Arndt / Frau Herda

Sonderkonditionen für Mitglieder

Mitglieder der ■ Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU),■ Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie e. V. (DGOOC) und der■ Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU)

können die Zeitschriften DER ORTHOPÄDE und DER UNFALLCHIRURG künftig zum reduzierten Preis beziehen. Gesellschaftsmitglieder zahlen pro Zeitschrift EUR 216,30*und sparen Vergleich zum Individualabonnement 30 %.

KombiaboUnabhängig von einer Mitgliedschaft können DER ORTHOPÄDE und DER UNFALLCHIRURG auch im Kombiabo zum Preis von EUR 399,00* bezogen werden. Im Vergleich zum Einzelabonnent werden hier EUR 219,00 gespart. Ärztinnen/Arzte in Weiterbildung erhalten das Kombiabo zum Preis von EUR 239,40*.

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DGU-Logo zum Ausdruck einer DGU-Mitgliedschaft

DGU Mitteilungen und Nachrichten 61/2010 2727

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Der Grundsatzausschuss der DGU hat sich im Jahre 2009 auf seinen 3 Sitzungen vor-rangig mit folgenden Themen beschäftigt:1 Nachwuchs2 Öffentlichkeitsarbeit und Imagebildung3 Qualitätssicherung: Behandlungsfehler4 Klausurtagung Reisensburg

Im Folgenden sollen alle o. g. Themen kurz dargestellt werden.

1. Nachwuchs

Die Ergebnisse der im Jahre 2008 durchge-führten Schulumfrage in den Oberstufenbe-reichen zwei Berliner und einer bayrischen Schule zum Thema „Berufswahl“ sind pu-bliziert worden (Die Chance wahrnehmen: Nachwuchsmangel fordert Umdenken in der Unfallchirurgie. DGU MuN 2009, 60: 56 –58). Sie sind weiterhin eingegangen in eine noch ausstehende Gemeinschaftspublikation, die durch Mitglieder des Nichtständigen Bei-rates initiiert wurde.

In Kooperation mit dem Berufsständischen Ausschuss konnte eine Publikation mit dem Titel „Generation ZweitausendPlus: unterm Strich zähl ich?“ erstellt werden. Sie steht an für das Berufspolitische Forum der Zeit-schrift Der Unfallchirurg. Er umfasst das Thema Frauen in der Unfallchirurgie, ins-besondere unter dem Aspekt einer zuneh-menden gesellschaftlichen Neuorientie-rung und Änderung des Wertekanons auch der Männer und somit unseres gesamten Nachwuchses.

Der Studierendentag am 23.10.2009 auf dem Jahreskongress in Berlin (DKOU) war ein Erfolg. Hundert Studierende konnten aus über 400 Bewerbungen per Zufallsge-nerator ausgelost werden und erhielten ein Reisestipendium in Höhe von 300 Euro.

Neben dem Besuch der wissenschaftlichen Sitzungen hatten die in 10 Gruppen einge-teilten Studierenden auch die Möglichkeit zu praktischen Übungen am Kunstkno-chen und zum persönlichen Kennenler-nen ihres betreuenden „Bärenführers“. Die Evaluation des Studierendentages konnte nach Eingang von 81 Evaluationsbögen im Dezember 2009 erfolgen. Die wichtigsten Ergebnisse seien hier kurz tabellarisch dar-gestellt:

2. Öffentlichkeitsarbeit und Imagebildung

Die im Vorfeld zur Klausurtagung Reisens-burg erarbeiteten Ideen wurden dort in-nerhalb einer mehrköpfigen Arbeitsgruppe aufgegriffen und präzisiert.Die Resultate fließen in die Umarbeitung der Homepage der DGU ein. Des Weiteren hat sich eine Arbeitsgruppe gegründet, die für das Internetnachschlagewerk „Wikipe-dia“ Texte zum Thema Unfallchirurgie (Ge-schichte und Entwicklung der Unfallchirur-gie, Präklinik und Notfallmedizin, Traumare-gister und Traumanetzwerke, Schockraum und ATLS/DSTC, Unfallchirurgische Inten-sivmedizin, Traumatologische Krankheits-bilder, Septische Unfallchirurgie, Kinder-traumatologie, Berufsgenossenschaftliches Heilverfahren, Prävention, Unfallchirur-gische Forschung, Rehabilitation und Qua-litätsmanagement/Patientensicherheit) erarbeiten wird.

Ausführlich nachzulesen auch unter: „Klau-surtagung Reisensburg 2009: Vision und Tradition“ in diesem Heft siehe S. 28 ff.

3. Qualitätssicherung: Behandlungsfehler

Die Datensammlung und -auswertung der bizentrischen Studie „Wissenschaftliche Auswertung von positiv beschiedenen Haftpflichtfällen der Schlichtungsstellen Westfalen-Lippe und Bayern zur Analyse von Behandlungsfehlern:Eine Fall-Kontroll Studie“ ist zum Ende 2009 abgeschlossen worden. In der kommenden Sitzung des Grundsatzausschuss am 20.01.2010 wer-den die Ergebnisse von den Projektleitern (Biberthaler, Smektala, Stengel) präsentiert. Nach Diskussion der Ergebnisse ist eine Pu-blikation vorgesehen.

4. Klausurtagung Reisensburg

Folgende Themen wurden in vier Arbeits-gruppen behandelt:1 Erarbeitung eines Leitbildes für die Spezi-

elle Unfallchirurgie2 Nachwuchsgewinnung (Ausbildung) und

Nachwuchsförderung (Weiterbildung) 3 Gestaltung der Versorgungsstrukturen

im ambulanten und stationären Sektor sowie zukunftsweisende Strukturierung des Arbeitsplatzes

4 Interessenvertretung der Unfallchirurgie

Ein ausführlicher Bericht über die Klausur-tagung, die vom 2.09. bis 4.09.2009 auf der Reisensburg bei Ulm stattfand und in den die einzelnen Protokolle der vier Arbeits-gruppen eingeflossen sind, findet sich in diesem Heft („Klausurtagung Reisensburg 2009: Vision und Tradition“).

Bericht aus dem GrundsatzausschussLeiterin: PD Dr. med. Julia Seifert

Variable Merkmal Prozent Häufig-keit

GeschlechtFrauen 53,1 % 43

Männer 46,5 % 38

Fach-semester

2.–5. 3,7 % 3

6.–10. 60,5 % 49

10.–15.+ PJ 35,8 % 29

Tab. 1 Übersicht über die Teilnehmer am Studierendentag 23.10.2009

Tab. 2 Gesamt überblick über die abgefragten Items Studierendentag

Gesamteinschätzung

Gespräche Bärenfüher

Gespräche Gruppenleiter

Prakt. Arbeiten

Wiss. Programm

Verabschiedung

Verpflegung

Ablauf

Begrüßung

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

sehr gut gut befriedigend ausreichend-ungenügend k. A. / Ausfall

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Einleitung

Unfallchirurgie ist geprägt von der Notwen-digkeit, schnelle Entscheidungen treffen zu müssen. Die Grundlage dieser Entscheidungen sollte dabei sowohl dem aktuellen medizinischen Wissensstand entsprechen als auch höchst-mögliche Evidenz aufweisen. Um dieses zu erfüllen, bedarf es bei einer Halbwertszeit des medizinischen Fachwissens von aktu-ell kaum noch 5 Jahren allerdings nicht nur einer permanenten fachlichen Fort- und Weiterbildung, sondern im Besonderen eines gefestigten und strukturierten Ar-beitsumfeldes, das einerseits das Wohl des Patienten als Mittelpunkt bewahrt, ande-rerseits dem/der unfallchirurgisch Tätigen auch langfristige berufliche Perspektiven bietet.Das neue Fach Orthopädie und Unfallchi-rurgie mit den Zusatzweiterbildungsquali-fikationen u.a. der „spez. Unfallchirurgie“ ist seit 3 Jahren Realität und wirft auch Fragen auf, wie z. B. die Unfallchirurgie als Bestand-teil des Faches sich in allen Bereichen abbil-det und welche Stellung in den künftigen Versorgungsstrukturen die „spezielle Un-fallchirurgie“ wahrzunehmen hat.

Die DGU hat es sich traditionell und sat-zungsgemäß zur Aufgabe gemacht, neben der Förderung wissenschaftlicher Arbeiten sich auch um berufliche Belange, Nach-wuchs und Öffentlichkeitsdarstellung zu kümmern (§ 2). Dass dieser Paragraph nicht nur aus trockener Tinte besteht, sondern tatsächlich mit Leben gefüllt ist, soll im Fol-genden dargestellt werden. Die Reisensburg bei Ulm besitzt für die in den 70iger Jahren von Professor Dr. Caius Burri initiierten wis-senschaftlichen Klausurtagungen bereits legendäre unfallchirurgische Tradition. Dort debattierten und diskutierten führende Ver-treter der unfallchirurgischen und orthopä-dischen Disziplinen. Die Ergebnisse der Ta-gungsdiskussionen wurden in Themenhef-ten veröffentlicht und so der interessierten Allgemeinheit zugänglich gemacht.Es lag daher nahe, die dialogfördernde ka-talytische Wirkung des Schlosses zu nutzen und zum Austragungsort eines interdiszi-

plinären berufspolitischen Gedankenaus-tauschs für Repräsentanten aus allen Tä-tigkeits- und Verantwortungsbereichen der Unfallchirurgie und der DGU zu machen.Hatte sich die erste Klausurtagung im Jahre 2006 thematisch mit Strukturfragen einer bevorstehenden Fusion der Fächer Ortho-pädie und Unfallchirurgie beschäftigt, so kristallisierten sich nach der Zusammenle-gung der Fächer und Bildung einer gemein-samen Dachgesellschaft 2008 im Rahmen der Arbeiten des Grundsatzausschusses, des nichtständigen Beirates und des Vor-standes der DGU folgende Themenschwer-punkte heraus:

Erarbeitung eines Leitbildes für die Spezielle Unfallchirurgie■ Nachwuchsgewinnung (Ausbildung) und

Nachwuchsförderung (Weiterbildung) ■ Gestaltung der Versorgungsstrukturen

im ambulanten und stationären Sektor sowie zukunftsweisende Strukturierung des Arbeitsplatzes

■ Interessenvertretung der Unfallchirurgie

Diese Themenschwerpunkte bilden Kern-punkte unseres berufsständischen Selbst-verständnisses, aber auch moderner ökono-mischer Sachzwänge ab, die wir einerseits innerhalb der Unfallchirurgie, andererseits im Kontext assoziierter Berufsgruppen zu diskutieren, entwerfen und formulieren haben. Die Teilnehmerliste spiegelt den ho-rizontalen und vertikalen interdisziplinären Ansatz wider: Neben Unfallchirurgen und Orthopäden unterschiedlichsten Alters und beruflicher Position nahmen der Zweite Vorsitzende des Marburger Bundes (Dr. An-dreas Botzlar), eine Medizinstudentin sowie der Generalsekretär der Deutschen Gesell-schaft für Chirurgie, Prof. Dr. H. Bauer, an der Tagung teil.Vom 2.09.2009 bis zum 04.09.2009 wurden die o. g. Themen von vier Gruppen bearbei-tet, deren Ergebnisse nun im Einzelnen dar-gestellt werden sollen. Die Ergebnisse der Gruppenarbeit wurden im Plenum unter Moderation eines „Unbeteiligten“ disku-tiert und schlussendlich in vielen Punkten von den Anwesenden als gemeinsame Mei-nung/Ansicht/Aufgabe konsentiert.

Organisation und Abstimmung lag in den Händen von G. Matthes, U. Liener, J. Seifert und H. Siebert.

1. Leitbild Spezielle Unfallchirurgie (Frosch, Botzlar, Dragowsky, Lob, Probst, Stengel, Weise, Zwipp)

Parallel zur abgestuften Struktur der neuen Weiterbildung und einem bereits bestehen-den Leitbild für das neue Fach Orthopädie und Unfallchirurgie sollte das Leitbild für die Spezielle Unfallchirurgie auf diesem aufbauend darüber hinaus die wesent-lichen Ziele und Werte dieser Fachrichtung darstellen.Daher ist das auf der Klausurtagung erarbei-tete Leitbild Spezielle Unfallchirurgie im Zu-sammenhang mit dem Leitbild für das Fach Orthopädie und Unfallchirurgie zu zitieren, welches als Basis vorangestellt wird:

„Orthopädie und Unfallchirurgie umfasst die Vorbeugung, Erkennung, konservative und operative Behandlung, Nachsorge und Rehabilitation von Verletzungen aller Art und deren Folgen sowie von angeborenen und erworbenen Formveränderungen, Fehl-bildungen, Funktionsstörungen und Erkran-kungen der Halte- und Bewegungsorgane. Dies erfolgt auch unter Einbeziehung fach-übergreifender Kompetenz und gilt für alle Altersstufen. Durch Spezialisierung wird den wechselnden Anforderungen bei der Er-füllung dieser Aufgaben zum Wohle unserer Patienten bestmöglich Rechnung getragen. Wir gewährleisten Kompetenz aus einer Hand.Wir Orthopäden und Unfallchirurgen set-zen uns für das Wohlergehen und das Le-ben unserer Patienten ein und sorgen für eine Behandlung, welche die individuellen Bedürfnisse jedes Einzelnen unter Achtung der Menschenwürde und Patientenrechte respektiert.Bei der Wahl unserer Behandlungsverfah-ren berücksichtigen wir gleichermaßen Er-kenntnisse aus wissenschaftlichen Stu dien, gute klinische Praxis sowie vorhandene Ressourcen im Sinne verantwortungsbe-wussten wirtschaftlichen Handelns.

Klausurtagung der DGU Reisensburg 2009Vision und Tradition „Unfallchirurgie im neuen Fach Orthopädie und Unfallchirurgie“

J. Seifert, P. Biberthaler, K. H. Frosch, P. Kalbe, H. Lill, T. Mittlmeier

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Wir sind einer zielorientierten Aus-, Weiter- und Fortbildung verpflichtet. Wir fördern Forschung und Lehre und die Umsetzung der Ergebnisse in die Praxis auf höchstem Niveau.Den Kollegen aus anderen Fachdisziplinen begegnen wir partnerschaftlich und bemü-hen uns um konstruktive interdisziplinäre Diskussionen, um eine kompetente fachü-bergreifende Zusammenarbeit sicherzustel-len und weiter zu entwickeln.Die uns anvertrauten Patienten stehen je-derzeit im Mittelpunkt aller unserer Bemü-hungen. “

„Die Spezielle Unfallchirurgie umfasst in Ergänzung zur Facharztkompetenz die Behandlung von Verletzungen höherer Schwierigkeitsgrade und deren Folgezu-ständen sowie die Organisation, Überwa-chung und Durchführung der Behandlung von Schwerverletzten.Wir Fachärztinnen und Fachärzte für Ortho-pädie und Unfallchirurgie mit der Zusatzbe-zeichnung „Spezielle Unfallchirurgie“ haben die Führungsrolle und tragen die Verantwor-tung bei der interdisziplinären Behandlung von Unfallverletzten. Wir verfügen über besondere Erfahrung in der prähospitalen Versorgung, der Notfall- und der Intensiv-medizin sowie über spezielle Kenntnisse der Pathophysiologie des Traumas. Daher ver-stehen wir die Mehrfachverletzung als ei-genes Krankheitsbild und nicht als Summe von Einzelverletzungen. Auch für die schwe-re Einzelverletzung ist uns die Wiederher-stellung von Anatomie und Funktion sowie der Lebensqualität des Unfallverletzten ein vorrangiges Ziel. Dazu gehört auch die Be-handlung von schwerwiegenden Unfallfol-gen und Komplikationen.Mit allen geeigneten Mitteln tragen wir zur raschen sozialen und beruflichen Wieder-eingliederung von Unfallverletzten bei. Auf-grund unserer besonderen Kenntnisse von Verletzungsmustern und ihrer Entstehung leisten wir wichtige Beiträge zu deren Prä-vention.“

2. Nachwuchsgewinnung und -förderung in Aus- und Weiterbildung (Kandler, Mittlmeier, Matthes, Ohnsorge, Rixen, Seifert, Walcher, Wölfl)

Rein an der Zeitachse orientiert kann die Nachwuchsförderung sich auf folgende drei Bereiche erstrecken: den Zeitraum vor dem eigentlichen Studium, das Studium und die Weiterbildungsphase.Die Kinder von heute sind die Mitarbeiter von morgen, deshalb könnten erste Akti-vitäten bereits hier ansetzen. Spielerisch unterlegt, können bereits im vorschulischen

Abschnitt z. B. bei Besuchen von Kindergar-tenkindern in der Ambulanz, im Gipsraum und im Notarztwagen gelegt werden. Auch Kinderuniversitäten (z. B. durch Hochschu-len oder VHS organisiert) können unfallchi-rurgische Thematiken vermitteln. Koope-rationen zwischen Universitäten und wei-terführenden Schulen bieten sich an, um im Rahmen von Aktionen (z. B. Hochschul-infotagen) und Projekten (z. B. im Biologi-eunterricht) die Facetten des Fachgebiets aufzuzeigen.Im Studium kann in Abstimmung mit den Lernzielen der Vorklinik (z. B. in Anatomie, Physiologie und physiologischer Chemie) das Fach frühzeitig z. B. über die Demons-tration operativ relevanter Anatomie oder Seminare zur Physiologie der Wund- und Knochenbruchheilung vorgestellt werden. Im klinischen Studienabschnitt muss der Anspruch der unfallchirurgischen Versor-gung vom Unfallort bis zur Rehabilitation und Reintegration des Verletzten deutlich werden, die Studenten haben optimaler-weise am Versorgungskonzept teil (z. B. in extracurricularen Nachtdiensten usw.).Die Unfallchirurgie bietet dazu wie kein weiteres klinisches Fach die Möglichkeit, praktische Fertigkeiten zu vermitteln (Skills Lab, Zugangskurse, AO-Kurse und ATLS für Studenten, Demo von Lehr-Op’s). Durch ein Mentorensystem könnten frühzeitig po-tenzielle Doktoranden oder studentische Mitarbeiter gewonnen werden. Sogenannte Summer Schools, Studierendentage sowie Austausch mit Partneruniversitäten im glei-chen Fach sind weitere Optionen bei Stu-denten Interesse zu wecken und zu binden. Die Optimierung des PJ z. B. durch ein Log-buch, strukturierte Repetitorien für das M2 Examen oder sogar ein Bewerbungstraining ist nötig, insbesondere um die Abwande-rung ins Ausland bereits im PJ nicht auch noch fachlich nachvollziehbar zu machen. Optimalerweise gehen das PJ und die da-rauf folgende ärztliche Weiterbildung inei-nander über.Unabdingbar für die Weiterbildung ist ein strukturiertes, Logbuch geführtes Weiter-bildungscurriculum Den Weiterbildungs-strukturen und -verbünden kommt ebenso wie vernünftigen Arbeitszeitmodellen (z. B. verschiedenen Teilzeitoptionen) und infra-strukturellen Maßnahmen (z. B. Betriebs-KI-TA) eine zentrale Rolle zu. Planmäßige Mit-arbeitergespräche lassen einerseits frühzei-tig Diskrepanzen zwischen geplanten und erreichten Zielen erkennen, andererseits sind Interessens- und Leistungsschwer-punkte individueller Mitarbeiter früh er-kenn- und förderbar. Die regelmäßige Evaluation der Weiterbildung als auch die Förderung von Weiterbildungsqualität (z. B. „Gütesiegel Weiterbildung“, „Weiterbilder

des Jahres“) sowie ein finanzieller Ausgleich würden auch die Motivation der Weiter-bilder erhöhen. Perspektivische Weiterent-wicklungen existenter Klinikstrukturen mit verbesserten finanziellen Konditionen bei eigenen Verantwortungsbereichen könnten schlussendlich gewährleisten, den weiter gebildeten und hoch qualifizierten Mitar-beiter an der jeweiligen Klinik zu halten.

3. Versorgungsstrukturen ambulanter-stationärer Sektor und Arbeitsplatz (Lill, Kalbe, Bouillon, Junge, Pohlemann, Rehm, Ruchholtz, Stürmer)

Die beiden Aspekte „Versorgungsstruktur“ und „Arbeitsplatz“ sollen im Folgenden ge-trennt dargestellt und behandelt werden.Die aktuelle medizinische Versorgung in Deutschland basiert auf dem ambulanten und stationären Sektor. Die Verzahnung der Sektoren war bis vor kurzem traditionell eher gering. Der Gesundheitssystemwandel fordert und fördert eine bessere Koopera-tion von niedergelassenen Ärzten und Kran-kenhäusern. Die bestehenden sektoralen Strukturen lassen sich nicht einfach mitei-nander verbinden. Die Probleme, die dabei zu bedenken sind, sollen zunächst stich-punktartig aufgeführt werden: ■ Schnittstellenproblem ambulant / statio-

när: Prozessprofile, Behandlungspfade■ Kommunikationsprobleme: Radiolo-

gische Befunde, Labor, Akten■ Neuer Facharzt: Weiterbildung und

Weiterbildungsbefugnisse■ Finanzierung/Kostendeckung: subven-

tionierte versus private Finanzierung ■ Qualitätssicherung■ Politik: Kostendämpfung

Aus den o. g. Punkten lässt sich der Bedarf an einer sektorenübergreifenden definier-ten Struktur in der Versorgung unfallchirur-gisch-orthopädischer Patienten ablesen.Die Arbeitsgruppe schlägt daher in Ergän-zung des bereits bestehenden Weißbuches für die Schwerverletztenversorgung die Einrichtung eines Traumanetzwerkes „Am-bulante Versorgung“ mit dem Ziel einer Verbesserung der Schnittstellen von ambu-lanter, prästationärer und stationärer The-rapie sowie der post-stationären Behand-lung inklusive der Rehabilitation vor.Die Ergänzung soll sektorenübergreifende Behandlungspfade mit dem Ziel einer ein-heitlichen prä-, peri- und poststationären Behandlung der unfallchirurgisch-orthopä-dischen Patienten beinhalten.Strukturelle (räumliche, technische und per-sonelle Ausstattung) und personelle Quali-tätsmerkmale (berufliche Qualifikationen) sollen sowohl für die Akutbehandlung als

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auch für die Nachbehandlung definiert wer-den. Gemeinsame, d. h. sektorenübergrei-fende Fort- und Weiterbildungen können etabliert werden. Diese Vernetzung könnte auch neue und attraktive Finanzierungs-modelle für die Kostenträger einerseits und eine adäquate Finanzierung für die Leistungsträger andererseits beinhalten. Derartige Modelle stellen eine sinnvolle Grundlage für Verträge zur Integrierten Ver-sorgung nach § 140a (ff) des SGB V dar.Eine Verbesserung der Kommunikations-strukturen zwischen ambulanten und stationären Bereichen, z. B. durch digitale Röntgenbildübermittlung bei gleichzeitiger Vermeidung überflüssiger Mehrfachunter-suchungen und/oder durch elektronische Patientenakten (EPA), wird angestrebt.Der Patient soll in den Vorteil einer kontinu-ierlichen Facharztversorgung – auch nach einem stationären Aufenthalt – kommen. Sektorenübergreifende Behandlungspfade sollen für alle an der Behandlung Beteili-gten zu mehr Transparenz und Planbarkeit führen. Qualitätssicherungsmerkmale kön-nen in die Behandlungspfade integriert werden.Der Erfolg des Aufbaus eines bundesweiten TraumaNetzwerksDDGU für die stationäre Behandlung Schwerverletzter unterstreicht die Forderung nach einer Ausweitung des Netzwerkes auf den ambulanten Versor-gungssektor und fördert die Verzahnung einer stationären und ambulanten Versor-gung unfallchirurgisch-orthopädischer Pa-tienten.

Die Diskussion um den Arbeitsplatz hat in Zeiten eines Ärztemangels sowohl für den jungen Nachwuchs besonders aber für fachlich qualifizierte und spezialisierte Mit-arbeiter (Fachärzte, Oberärzte) neue Mög-lichkeiten eröffnet.Als sog. Kernschwachpunkte wurden feh-lende oder zu wenig strukturierte Weiter-bildungskonzepte, tradierte Arbeitszeit-modelle, die den neuen Anforderungen an eine deutlich erhöhte Arbeitsleistung nicht gerecht werden und fehlende Perspektiven innerhalb der Kliniken (Lebensarbeitsplatz Klinik) gesehen.De facto leisten die klinisch tätigen Oberärzte den größten Teil der operativen Arbeit einschließlich der Aus- und Weiterbil-dung und stellen somit die sog. „Zweite Füh-rungsebene“ dar. Ihre Arbeitsbedingungen sollten daher sowohl finanziell als auch mit der Übernahme eigener Verantwortungsbe-reiche (Departmentstrukturen) optimiert werden. Hierunter könnte man sich einen Unfallchirurgen vorstellen, der die gesamte Unfallchirurgie („general trauma“) abdeckt und einen persönlichen Schwerpunkt als Department (z. B. Schulterchirurgie, Knie-

chirurgie, Wirbelsäulenchirurgie etc.) bildet und etabliert. Im Rahmen dieses Schwer-punktes sollte der verantwortliche Arzt als Leitender Arzt umsatzbeteiligt und budget-verantwortlich sein. Hierzu können Außer-tarifliche Verträge hilfreich sein. Im Rahmen des Vertragsarztrechtsänderungsgesetzes wäre in diesem Zusammenhang auch die Erbringung ambulanter Leistungen in Teil-niederlassungen oder die Möglichkeit zur Arbeit in Zweigpraxen vorstellbar. Dies wäre einer engeren Verzahnung von ambu-lantem und stationärem Sektor zuträglich, zumal zunehmend stationäre Leistungen in den ambulanten Bereich verlagert werden.

Die zahlreichen kreativen Gestaltungsmög-lichkeiten der Zusammenarbeit von Kran-kenhausärzten und Niedergelassenen im Rahmen des Vertragsarztrechtsänderungs-gesetzes werden begrüßt. Darunter fällt auch die Tätigkeit von so genannten Konsi-liarärzten in Krankenhäusern. Sofern deren Honoraranteile den erbrachten Leistungen entsprechen und nicht als berufsrechts-widrige „Fangprämien“ fungieren, können beide Sektoren voneinander profitieren. Eine bundesweite Angleichung der entspre-chenden Regelungen in den Landeskran-kenhausgesetzen und eine grundsätzliche Überprüfung der abgeschlossenen Konsilia-rarztverträge (z. B. durch die Ärztekammern oder eine Clearingstelle) wären aus Sicht der Arbeitsgruppe dringend notwendig.Ein fairer Wettbewerb bei ambulanten Leistungen zwischen stationärem und am-bulantem Sektor ist zu begrüßen, bedarf aber auch der Berücksichtigung der unter-schiedlichen Finanzierungsmodelle (duales System versus private Investition).

4. Interessenvertretung und Öffentlichkeitsarbeit für die Unfallchirurgie (Biberthaler, Gebhardt, Wentzensen, Siebert, Arndt)

Die geringe öffentliche Wahrnehmung und Kenntnis der Inhalte und Bedeutung des Faches Unfallchirurgie war Auslöser dafür, sich innerhalb der Klausurtagung mit die-sem Thema zu beschäftigen. Die Informa-tion der Bevölkerung über das Berufsfeld Unfallchirurgie sowie eine positive Außen-darstellung des Faches wurden als über-geordnetes Ziel angesehen.

Als geeignetes Medium wurde das Internet, welches als Informationsquelle von ca. 67 % der Bevölkerung genutzt wird, ausgemacht.Für die bereits bestehende und gut frequen-tierte Homepage der DGU sollen sog. In-terne Bereiche geschaffen werden, die von einzelnen Redakteuren zu bearbeiten sind.

■ Patienteninformation■ Weiterbildung■ DGU Internes■ Berufspolitik■ Wissensbasis

Um bereits vorhandene deutschlandweite Daten zu verschiedenen relevanten The-men der Unfallchirurgie besser nutzen zu können, soll eine Projektgruppe sich mit der Sammlung und „Katalogisierung“ be-schäftigen, um eine sog. Abfragedatenbank für z. B. Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zu generieren.Unabhängig von der Homepage der wissen-schaftlichen Fachgesellschaft sollen Beiträ-ge für „Wikipedia“, eines der am häufigsten genutzten Nachschlagewerke des Internets, erstellt werden.Eine entsprechende Arbeitsgemeinschaft wurde bereits gebildet und wird sich zur konstituierenden Sitzung im Februar 2010 treffen.

Zusammenfassung

In Zusammenschau der von den Arbeits-gruppen dargestellten Ergebnisse kann konstatiert werden, dass die Klausurtagung auf der Reisensburg 2009 außerordentlich erfolgreich war.Zu allen vier Aufgabenbereichen konnten Lösungen und Strategien erarbeitet werden, die sich zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Artikels bereits in Umsetzung befinden. Den Worten folgen also Taten.Wir möchten uns in diesem Rahmen für die aktive Teilnahme und anregende Mitarbeit der Gäste von der Universität, des Marbur-ger Bundes und der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie herzlich bedanken.

PD Dr. J. SeifertUnfallkrankenhaus BerlinWarener Str. 712683 BerlinE-Mail: [email protected]

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Personalia

Die Anzahl der Mitglieder der AG Arthro-skopische Chirurgie der DGU hat auch 2009 weiter zugenommen, so dass die AG mitt-lerweile fast 100 Mitglieder hat.Ein aktives AG-Mitglied, Peter Balcarek aus Göttingen, erhält den Preis für das beste Poster beim Deutschen Kongress für Ortho-pädie und Unfallchirurgie 2009.

Aktueller Stand der Multicenter Studien

Derzeitiger Studien-Stand:

1. Akute Patellaluxation (Studienleitung: Michael Jagodzinski, Hannover)Bisher wurden 28 Patienten in die prospek-tiv randomisierte Studie eingeschlossen, von 12 Patienten liegt ein 1 Jahres Ergeb-nis vor. Das Ziel sind 50 Patienten. In den retrospektiven Studienarm konnten bisher 88  Patienten aufgenommen werden, von 32 Patienten liegen zusätzlich die Nachun-tersuchungsergebnisse vor. Kontakt und Datenübermittlung: [email protected]

2. Vordere Kreuzbandruptur im Wachstum-salter (Studienleitung: Karl-Heinz Frosch, Göttingen)Eine Metaanalyse zum Thema operative Versorgung der vorderen Kreuzbandruptur im Wachstumsalter konnte abgeschlossen werden. Insgesamt konnten 941 Patienten mit einem Durchschnittsalter von 13,3 (± 1,4) Jahren in die Studie aufgenommen werden. Das relative Risiko eine Wachstums-störung zu erleiden betrug 2,2 %, die Rerup-turrate 5,6 %. Die Ergebnisse wurden bei der Zeitschrift „Arthroscopy“ eingereicht, das Manuskript wird derzeit nach den Vorschlä-gen der Reviewer überarbeitet. Weiterhin wurde eine Multicenterstudie zur opera-tiven Versorgung von Kreuzbandrupturen bei Kindern bis zu einem Alter von 12  Jah-ren initiiert. Bisher konnten 29 Pa tienten in die Studie eingeschlossen werden; Ziel sind min. 50 Patienten. Studienunterlagen und Nachuntersuchungsbogen können auf der Homepage www.Kreuzband-Kind-DGU.de heruntergeladen werden.Benutzername: KreuzbandPasswort: Kind

3. Anterosuperiore Rotatorenmanschetten-rupturen (Studienleitung: Markus Scheibel, Berlin)Bisher konnten 43 Patienten mit einem Durchschnittsalter von 53,6 Jahren einge-schlossen werden. In ca. 71 % konnte eine traumatische Genese eruiert werden. Die Mehrheit der Patienten wies eine Läsion entsprechend Fox und Romeo Grad 2 und 3 auf (65 %), 12,5 % der Patienten zeigten in-traoperativ eine Rupturgröße Grad 4.In der Regel wurden die Läsionen entspre-chend Fox und Romeo debridiert. Läsionen vom Typ 2 wurden meist arthroskopisch mittels Fadenanker rekonstruiert. Jeweils die Hälfte der Typ 3 Läsionen wurde arthro-skopisch bzw. offen versorgt. Die Mehrheit der Typ 4 Rupturen wurde, wenn rekonstru-ierbar, offen operiert.Insgesamt haben 20 Patienten ein Follow-up von 1 Jahr und 9 Patienten ein FU von 2 Jahren erreicht. In den nächsten Monaten sollen die Datensätze noch vervollständigt und eine statistische Auswertung durchge-führt werden. Ziel ist u. a. das Erstellen einer Klassifikation.Kontakt und Datenübermittlung: [email protected]

4. AC-Gelenk (Studienleitung: Christine Voigt, Hannover)Geplantes Studiendesign:■ Prospektive Studie mit Follow up nach 3,

12 und 24 Monaten■ Einschlusskriterium: chronische ACG-Ver-

letzung Typ Rockwood III–V (Definition: chronisch = älter als 3 Wochen)

■ Nachuntersuchung nach arthroskopisch gestützten Verfahren mit Sehnenaug-mentation (verschiedene Techniken)

■ Bildgebung: Ultraschall ■ Scores: Simple Shoulder Test, Taft Score,

Constant Score■ Beim nächsten Arbeitstreffen am

13.02.2010 wird das Studienprotokoll vor gestellt. Geplanter Studienstart: 1.03.2010

Aktuelle Publikationen

■ Scheffler S, Gerlach H, Lill H, Besch L, Lo-benhoffer P, Angele P, Weiler A, Höher J, Hertel P. Current treatment options for knee dislocations and their clinical out-come: a multi-center study. American Journal of Sportsmedicine, in Revision

■ Frosch KH, Stengel D, Brodhun T, Holsten D, Jung C, Reister D, Voigt C,Niemeyer P, Maier M, Hertel P, Jagodzinski M, Lill H. Outcomes and Risks of Operative Treat-ment of Ruptures of the Anterior Cruciate Ligament in Children and Adolescents. A Systematic Review and Meta-Analysis. Arthroscopy, in Revision

■ Balcarek P, Ammon J, Walde TA, Lill H, Stürmer KM, Frosch KH. MRI characteri-stics of MPFL lesion in acute lateral pa-tellar dislocations considering trochlear dysplasia, patellar alta, and the TT-TG di-stance, Arthroscopy 2009 Oct 17. [Epub ahead of print]

■ Frosch KH, Stengel D, Saskia H, Balcarek P, Lill H. Are ligament sutures of ACL and PCL still allowed as a treatment option of knee dislocations – a meta-analysis ba-sed on individual patient data. American Journal of Sportsmedicine, submitted

Leitlinien

In Zusammenarbeit mit der Leitlinienkom-mission der Deutschen Gesellschaft für Un-fallchirurgie wurden 2 Leitlinien erarbeitet:■ Schultergelenk Erstluxation (KH Frosch, H

Lill, M Scheibel)■ ventrale Instabilität der Schulter (KH

Frosch, H Lill, M Scheibel)Die Erstellung weiterer Leitlinien zu The-men der arthroskopischen Chirurgie ist der-zeit in Planung, Anfragen und konkrete An-träge wurden bei der Leitlinienkommission der DGU eingereicht.

Arbeitskreis: „Implantatfreier Kreuzbandersatz“ (Leiter: Peter Hertel, Berlin)

Der Arbeitskreis hat 17 Mitglieder, das letz-te Treffen fand am 22.10.2009 während des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie in Berlin statt.

Ziele■ Verbreitung der Idee implantatfreier Fixa-

tionstechniken zum Ersatz des vorderen Kreuzbandes bei vergleichbarer Sicher-heit der Fixation und vergleichbarer Si-cherheit der Nachbehandlung

■ Verbesserung der Anatomie und der bio-logischen Integration des Transplantates

AG „Arthroskopische Chirurgie“ K.-H. Frosch, H. Lill

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■ Erleichterung der Bildgebung postopera-tiv sowie der Revisionschirurgie

■ Kostengünstige Fallpauschalierung■ verwendete Transplantate: Hamstring-

sehnen, Patellasehne und seltener auch Quadricepssehne

Aufgaben■ Organisation von Veranstaltungen und

Symposien■ Durchführung wissenschaftlicher Studien■ Einbringung der Aktivitäten in die AG Ar-

throskopische Chirurgie der DGU■ Zusammenarbeit mit interessierten Fir-

men zur Verbesserung der Instrumentari-en und der Operationstechnik

PublikationenEin Themenheft unter dem Motto „Implan-tatfreier Kreuzbandersatz“ wurde für die Zeitschrift „ Der Unfallchirurg“ fertig ge-stellt und soll in Kürze publiziert werden. Von Mitgliedern des Arbeitskreises wurden dazu 8 Arbeiten zusammengestellt und auf-einander abgestimmt.

Geplante Aktivitäten 2010I. 20. Berliner Arthroskopie-Kurs, 23. / 24.

April 2010 www.arthroskopie-berlin.de II. 3.Gelenksymposium Hannover, Arthro-

skopie- und Kreuzbandworkshop, rege-nerative Gelenkchirurgie, 28. / 29. Mai 2010 www.gelenksymposium.de

III. eigener Kursblock „Implantatfreie Kreuz-bandplastik“ beim AGA Kongreß Wien-Hofburg, 9. – 11. September 2010 www.aga-kongress.info

IV. 6.Gelenksymposium Villingen-Schwen-ningen, Arthroskopie- und Kreuzband-workshop, 19. / 20.November 2010 www.gelenksymposium.de

Zugang zum Arbeitskreis haben alle interes-sierten Mitglieder der DGU/DGOOC.Kontakt: [email protected]

Weiterbildungskonzept (Michael Amlang, Dresden)

Die AG Arthroskopische Chirurgie der DGU hat für sich als ein Ziel definiert, die Wei-terbildung in diesem Spezialgebiet zu un-terstützen. Das Konzept richtet sich dabei speziell an Ausbildungsassistenten und soll die besonderen Inhalte der Arthrosko-pie in der Unfallchirurgie vertiefen. Dabei wird bewusst kein Konkurrenzangebot zu bewährten Kurssystemen der Arthroskopie geschaffen. Vielmehr soll die Weiterbildung ohne neue Kurse, kostenneutral und an

der Nützlichkeit im klinischen Alltag ori-entiert sein. Ein wesentliches Merkmal im Unterschied zu anderen Konzeptionen ist, dass die Fortbildungen nicht methoden-zentriert, sondern entitätsorientiert sind. Außerdem wird eine Zertifizierung optional angeboten, um gerade für jüngere Kollegen die Attraktivität der Teilnahme zu steigern. Dieses entitätsbezogene Weiterbildungs-gerüst wird von einzelnen Mitgliedern oder kleinen Gruppen der AG erstellt, bei den jährlichen Sitzungen der AG präsen-tiert und den anderen Mitgliedern der AG zur Verfügung gestellt. Als Resultat dieser Arbeit soll keine Standardtherapieempfeh-lung, sondern eine prägnante Übersicht über die etablierten Therapieverfahren auf einem speziellen Gebiet entstehen. We-sentliche Arbeiten zur Pathogenese und zur Klassifika tion werden dabei explizit be-rücksichtigt. Die Arthroskopie wird als eine Technik in Abwägung zu anderen Verfahren der Diagnostik und Therapie dargestellt, wobei die zu behandelnde Verletzung oder Erkrankung im Zentrum steht. In bereits etablierten Kursen oder Weiterbildungs-programmen werden durch Mitglieder der AG einzelne Vorträge oder Vortragsserien integriert, die die Empfehlungen der AG zur Grundlage haben. Ein entsprechender Hin-weis sollte dabei ins Programm aufgenom-men werden. Eine Empfehlung der AG zur Osteochondrosis dissecans tali mit Fragen zur Zertifizierung wurde bereits ausgear-beitet.

Wissenschaftliche Sitzungen 2009

■ „Frakturen des Schultergürtels“ Sitzung der AG Arthroskopische Chirurgie der DGU im Rahmen des Jahreskongresses der Deutschen Vereinigung für Schul-ter- und Ellenbogenchirurgie e. V. vom 24. – 25.04.2009 in Hamburg

■ „Was gibt es Neues in der arthrosko-pischen Chirurgie – Schulter & Knie?“ Sitzungen der AG Arthroskopische Chi-rurgie der DGU im Rahmen des Jahre-skongresses der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie vom 28.04. – 01.05.2009 in München

■ „Sporttraumatologisches Symposium –Update Kniegelenk“ der AG Arthrosko-pische Chirurgie zusammen mit der AG Sporttraumatologie am 3. Juni 2009 in Göttingen

■ Zwei gemeinsame Sitzungen („Focus Knie“ und „Focus Schulter“) der AG „Ar-throskopische Chirurgie“ der DGU zu-sammen mit der AGA im Rahmen des

Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie vom 21. – 24.10.2009 in Berlin

■ Kurs der AG Arthroskopische Chirurgie „Vorderes und hinteres Kreuzband“ im Rahmen des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie vom 21. – 24.10.2009 in Berlin

Wissenschaftliche Sitzungen 2010

■ Arbeitstreffen der AG Arthroskopische Chirurgie am 12. / 13.02.2010 in Hanno-ver

■ Sitzung „Kniegelenk nahe Frakturen“ beim Kongress der Deutschen Gesell-schaft für Chirurgie vom 20. – 24.04.2010 in Berlin

■ Gelenksymposium Hannover – Arthro-skopie- und Kreuzbandworkshop, Re-generative Gelenkchirurgie; 28. / 29. 05.2010 in Hannover

■ Sporttraumatologisches Symposium – Update vorderes und hinteres Kreuzband in Zusammenarbeit mit der AG Sport-traumatologie der DGU, Juni 2010 in Göt-tingen

■ Sitzungen der AG „Arthroskopische Chi-rurgie“ der DGU im Rahmen des Deut-schen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie vom 26. – 29.10.2010

Nächstes Arbeitstreffen am 12./13.02.2010 in Hannover

AGENDA

I. Fortbildungsteil

Thema: Knieluxation (Karl-Heinz Frosch)■ Update Knieluxation – Ergebnisse der

Metaanalyse (Frosch, Göttingen; Stengel, Berlin)

■ Fall Schlichtungsstelle: Knieluxation – wann Arthroskopie? (Bernard, Potsdam)

■ Leitlinien Patella- und Knieluxation - Ak-tueller Stand (Frosch, Göttingen mit den entsprechenden Arbeitsgruppen )

II. Stand der Multicenterstudien und Publika­tionen

■ Akute Patellaluxation (Michael Jagod-zinski, Hannover)

■ Vordere Kreuzbandruptur im Wachstum-salter (Karl-Heinz Frosch, Göttingen)

■ Anterosuperiore Rotatorenmanschetten-rupturen (Markus Scheibel/Christian Gerhardt, Berlin)

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■ Neue Multicenterstudie chronische AC-Gelenksverletzungen (Christine Voigt/Helmut Lill, Hannover): Vorstellung des Studienprotokolls und Studienstart

■ Arbeitskreis Implantatfreier Kreuzband-ersatz (Peter Hertel, Berlin)

III. Weiterbildungskonzept, interessante Fälle und Organisatorisches:

■ Weiterbildungskonzept – wie geht’s wei-ter? (Amlang, Dresden)

■ Fallbesprechungen: Mitgebrachte inte-ressante Fälle und Komplikationen

■ Sitzungs-/Kongressplanung 2010■ Verschiedenes

Vorschau/Planung

Im Rahmen eines Masterplans 2010 wurden beim Arbeitstreffen der AG beim Deutschen Kongress für Orthopädie und Unfallchirur-

gie 2009 weitere Aktivitäten der AG geplant und koordiniert. Insbesondere wurde ein konkretes Konzept für die Aktivitäten, Kon-gressauftritte, Symposien der AG, Studien, Erarbeitung von Leitlinien sowie Publikati-onen erarbeitet. Der Masterplan 2010 wur-de mit den Mitgliedern der AG konsentiert und soll zielgerichtet umgesetzt werden.

Arbeitsgemeinschaft „Arthroskopische Chirurgie“ der DGU:

Leitung: Prof. Dr. med. Helmut Lill, Hannover

Stellvertreter: PD Dr. med. Karl-Heinz Frosch, Göttingen

Schriftführerin: PD Dr. med. Christine Voigt, Hannover

Die AG Arthroskopische Chirurgie heißt in-teressierte und aktive Mitglieder jederzeit herzlich willkommen.

Kontakt:Prof. Dr. med. Helmut LillÄRZTLICHER GESCHÄFTSFÜHRER Chefarzt der Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie Ärztlicher Direktor der Abteilung des Berufsgenossenschaftlichen Unfallkrankenhauses Hamburg im FriederikenstiftBeratender Arzt der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung Landesverband NordwestDiakoniekrankenhaus Friederikenstift gGmbH Postfach 204030020 HannoverTel.: (05 11) 1 29 23 31Fax: (05 11) 1 29 24 05E-Mail: [email protected]

Auch in Zukunft ist die Verantwortung für die Versorgung von Altersfrakturen eine ori-ginär unfallchirurgische Aufgabe.

Epidemiologie

Die demographische Entwicklung in den entwickelten westlichen Ländern und da-

mit auch die Alterung unserer Gesellschaft gehen mit einer beängstigenden Zunah-me der sog. „Altersfrakturen“ einher. Bei 1990 weltweit geschätzt 1,7 Mio. hüftge-lenknahen Femurfrakturen prospektiert die WHO eine Zunahme dieser typischen osteoporose-assoziierten Frakturen, auch „Fragilitäts“-Fraktur genannt, auf 6,3 Mio. in 2050, wobei 75 % davon auf hoch ent-

wickelte Industrieländer entfallen werden (1). Bereits jetzt trägt eine 50-jährige Frau westlicher Populationen bei derzeitiger Lebenserwartung ein Lebenszeitrisiko von 40 % für eine osteoporose-assoziierte Frak-tur an Hüfte, Wirbelsäule oder Handge-lenk (Männer 13 %). Von einer Zunahme dieses Risikos muss angesichts der weiter steigenden Lebenserwartung und der de-

Interdisziplinäre Versorgungsstrukturen in Zentren für AlterstraumatologieTh. Friess1, E. Hartwig2, M.J. Raschke3

AG „Alterstraumatologie“ Die Frage, ob und wenn ja, unter welchen Voraussetzungen Zentren für Alterstrau-matologie gebildet werden sollen, wird seit einiger Zeit kontrovers diskutiert. Während die einen derartige Zentren generell (und nicht speziell die für Alterstraumatologie) als Marketingmaßnahme ansehen und sie daher als unnötig ablehnen, sehen andere darin einen guten Ansatz, durch Zertifizierung der Ausstattungsstandards und der Behand-lungslogarithmen zu einer verbesserten Ver-sorgungsqualität zu kommen.

Zusätzlich muss bei dem demographischen Wandel die traumatologische Versorgung der älteren Patienten flächendeckend sicher gestellt sein. Unklar ist auch, ob ein daraus resultierender Patiententourismus, bei dem sich das soziale Umfeld der Älteren weiter reduziert, wirklich durch optimierte und zertifizierte Behandlungspfade aufgefangen oder gar verbessert werden kann.Eine weitere Frage stellt sich, ob sich Kliniken mit der Ausweisung von Alterstraumazen-tren einen Gefallen tun, laufen sie doch Gefahr, in einer alternden Gesellschaft, in

der niemand als alt bezeichnet werden will, Patienten zu verlieren, nach dem Motto: geht es mir wirklich schon so schlecht und bin ich schon so alt, dass ich in ein Zentrum für Alterstraumatologie eingewiesen werden muss?

Den nachstehenden Artikel bitten wir daher, als konstruktiven Beitrag zur Diskussion an-zusehen.

Prof. Dr. Michael J. Raschke, Leiter der AG Alterstraumatologie der DGU

Vorbemerkung

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mographischen Entwicklung ausgegangen werden. Verletzungen im Alter werden den höchsten Bettenbedarf im Krankenhaus verursachen – noch vor dem Schlaganfall und den Herzkreislauferkrankungen.

Allein in Deutschland wird sich die jährlich zu versorgende Zahl coxaler Femurfrakturen bis 2030 auf jährlich 450.000 verdreifachen. Die Kosten, nur für die Akutversorgung pro-ximaler Femurfrakturen, belaufen sich dann voraussichtlich auf 6 Mrd. € jährlich, zzgl. 3 Mrd. € für die anschließende Unterbrin-gung in stationären Pflegeeinrichtungen. Für die insgesamt 333.330 osteoporose-as-soziierten Altersfrakturen in 2003 ist eine entsprechende Entwicklung absehbar (z. Zt. jährlich ca. 3,3 Mrd. €) (1, 2, 3, 4, 5).

Trotz Hochleistungsmedizin sind die Be-handlungsergebnisse nach einer coxalen Femurfraktur ernüchternd: Je nach Komor-biditäten versterben 20 bis 60 % der Pa-tienten innerhalb von 5 Jahren nach dem Frakturereignis. Ein Drittel der Patienten wird innerhalb von 6 Monaten dauerhaft pflegebedürftig und muss in einer stati-onären Pflegeeinrichtung untergebracht werden. Höchstens ein Drittel der von uns behandelten Patienten erlangt sein vorbe-stehendes Mobilitäts- und Aktivitätsniveau zurück. Eine coxale Femurfraktur hat damit einen lebenszeitverkürzenden Effekt von 7  Jahren, was dem eines malignen Tumor-leidens entspricht (6, 7, 8, 9). Ursächlich für diese schlechten Behandlungsergebnisse unserer alten Traumapatienten sind deren Komorbiditäten: Bei mehr als der Hälfte der Patienten mit einer coxalen Femurfraktur führen die Komorbiditäten zu einer ASA-Einstufung > = 3 und einer 120-Tagesmorta-lität von 57 % (10).

Interdisziplinärer Ansatz zur Verbesserung des Outcomes

Damit die medizinischen und gesund-heitspolitischen Herausforderungen in der Alterstraumatologie in Zukunft bewältigt werden können, sind neue Versorgungs-strukturen notwendig. Zentren für Alterstraumatologie könnten hier ein mögliches Modell darstellen: Die Kompetenzen unfallchirurgischer und geriatrischer Akutversorgung sowie alters-gerechter Rehabilitation sollten gebündelt und zur Behandlung des Alterstraumas in-terdisziplinär zusammengeführt werden. Die Zusammenhänge von frühzeitigem Operationszeitpunkt, zeitnah einsetzender und multidisziplinärer altengerechter Re-habilitation sowie der Wiedererlangung der Mobilität und sozialer Reintegration (und möglicherweise Senkung der Mortalitäts-quote) schwerkranker alter Menschen sind in zahlreichen Studien untersucht und be-legt worden (11, 12, 13, 14, 15, 16). 2005 fand in Münster der erste Kongress der AG Alterstraumatologie mit dem Thema „Alterstrauma“ statt. Dieser stand für die zu-nehmende Auseinandersetzung mit diesem Problem innerhalb der deutschen Unfallchi-rurgie. Zunächst wurden voneinander unab-hängig Ansätze für interdisziplinäre Versor-gungsstrukturen entwickelt (z. B. Oberhau-sen, Karlsruhe, Augsburg), wobei gleichzeitig auch entsprechende Aktivitäten im Ausland stattfanden (USA, England, Niederlande, Schweiz und Österreich). Inzwischen ist die erste Zertifizierung eines interdisziplinären Zentrums für Alterstraumatologie (nach DIN EN ISO) in Oberhausen erfolgt (2008). Inner-halb der AG Alterstraumatologie der DGU konstituierte sich eine Arbeitsgruppe, die sich mit Fragen interdisziplinärer Zentren für Alterstraumatologie beschäftigt.

Zentren für Alterstraumatologie

Das Konzept eines Zentrums für Alterstrau-matologie (ZAT) sei an dem in Oberhausen etablierten ZAT verdeutlicht. Unter den ge-gebenen und zukünftigen Bedingungen des Gesundheitswesens wurde ein Zentrum (ZAT) gegründet, welches prozessorientierte Abläufe in der Therapie altersbedingter Frakturen umsetzt. Den Patienten immer im Vordergrund, richten sich die Behand-lungsschritte nach dem Verletzungsmuster und den vorbestehenden Erkrankungen (Komorbiditäten) (17). Kernpunkte bei der Umsetzung in Oberhausen sind die Inter-disziplinarität von Unfallchirurgie, Geriatrie und Rehabilitation mit gleichberechtigten Partnern innerhalb des Leitungsgremiums ( Abb. 1).

Als hilfreich erwies sich die Anwendung eines Qualitätsmanagement-Systems. Alle Prozesse mit ihren Schnittstellen wurden mit klinischen (Behandlungs-)Pfaden hin-terlegt, von denen nur in begründeten Ein-zelfällen abgewichen werden darf. So fol-gen die Akteure den vorgegebenen Pfaden und gruppieren sich interdisziplinär um den Behandlungsprozess, dabei wird eng mit „externen“ Partnern an definierten Stellen des Prozesses kooperiert.

Anforderungen an Zentren für Alterstraumatologie

Die AG Alterstraumatologie der DGU hat Vorschläge zu Anforderungen an eine um-fassende und interdisziplinäre, unfallchi-rurgisch-geriatrische und rehabilitative Ver-sorgung unfallverletzter alter Menschen formuliert.

In Zentren für Alterstraumatologie sollen Rahmenbedingungen geschaffen werden, welche die Behandlungsqualität des Al-terstraumas verbessern und somit die sozi-ale Reintegration des alten unfallverletzten Menschen fördern. Es bleibt zu hoffen, dass die Folgekosten durch diese Maßnahmen gesenkt werden können. Die Vorschläge lehnen sich an den Strukturen und Erfah-rungen bereits etablierter Organzentren (Brustzentren, Darmzentren etc.) an. Sie wurden mit der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie und dem Bundesverband Geriatrie abgestimmt.

Mit diesem Anforderungskatalog sollen der Behandlung in Zentren für Alterstraumato-logie vergleichbare Standards interdiszipli-närer und prozessorientierter Kooperation zu Grunde gelegt werden. Die Einigung auf gemeinsame Qualitätsindikatoren und

Abb. 1 Zentrum für Alterstraumatologie Oberhausen

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Kennzahlen sollen Behandlungsergebnisse transparent und vergleichbar machen, wo-mit auch ein Beitrag zur Versorgungsfor-schung möglich wird (s. u.).

Die Vorschläge zur Realisierung eines in-terdisziplinären Behandlungskonzeptes, das Akutbehandlung und Rehabilitation in einem Zentrum für Alterstraumatologie einschließt, umfassen verschiedene Kom-binationsmöglichkeiten unfallchirurgischer, geriatrischer und rehabilitativer Versor-gungseinheiten, so dass unterschiedlichen Versorgungsstrukturen vor Ort Rechnung getragen wird. Die fachlichen und organi-satorischen Voraussetzungen für Mitglieder im unmittelbaren Geltungsbereich eines Zentrums für Alterstraumatologie werden benannt und darüber hinausgehende Koo-perationspartner (stationär und ambulant) angeführt.

Mit flexiblen Organisationsformen werden Vereinbarungen zu Leitungsstrukturen, Kommunikation und Interaktionen in einem Zentrum für Alterstraumatologie erforder-lich. Die Etablierung von Behandlungspfa-den gewährleistet die Interdisziplinarität entlang dem Behandlungsprozess. Mög-liche Indikationen für die interdisziplinäre Behandlung in einem Zentrum für Alters-traumatologie sind typische (osteoporose-assoziierte) „Altersfrakturen“:

■■ proximale Femurfrakturen,■■ proximale Humerusfrakturen,■■ Wirbelkörperfrakturen,■■ Handgelenksfrakturen, ■■ Becken(ring)frakturen,■■ periprothetische Frakturen.

Eingangskriterien für die Behandlung von

Patienten für eine intensivierte interdiszi-plinäre Therapie mit ggf. geriatrischer früh-rehabilitativer Komplexbehandlung.

Einschschlusskriterienfür eine unfallchirurgisch-akutgeriatrische Therapie im Zentrum für Alterstraumatologie, ggf. Geriatrische Frührehabilitive Komplex-behandlung

Patient / Patientin über 70 Jahre und Frakturund Funktionsstörung, beispielsweise infolge■ M. Parkinson■ Folgezustand nach Schlaganfall■ Schlecht eingestellter Diabetes mellitus

mit Folgeerkrankung■ Dekompensierte Herzinsuffizienz■ COPD■ Posttraumatisches / Postoperatives Delir■ Depression■ Malnutrition■ Chronische Schmerzsyndrome±■ Unklare Reha-Prognose■ Bereits anerkannte Pflegstufe I – II

Die definitive operative Versorgung dieser Frakturen sollte nicht zuletzt auf die Ver-meidung prae- und postoperativer Kom-

plikationen zielen (z. B. Op-Zeitpunkt bei coxalen Femurfrakturen). Dies setzt eine entsprechend zielgerichtete Kooperation mit der anästhesiologischen Fachabtei-lung und die Nutzung akutgeriatrischer Fachkompetenz voraus. Mit der Einrich-tung interdisziplinärer unfallchirurgisch-geriatrischer Zentrumsbetten (Oberhausen, Karlsruhe) steht jederzeit akutgeriatrische Behandlungskompetenz auch praeopera-tiv ab dem ersten Behandlungstag ohne Konsiliardienst-Aufwand zur Verfügung. Im Fall dringlicher Operationsindikationen wurde ein Pfad „nicht unmittelbar operati-onsfähige Patienten“ etabliert, der die zeit-nahe und auf einen möglichst frühzeitigen Operationszeitpunkt gerichtete Interaktion zwischen unfallchirurgischen, geriatrischen Maßnahmen und Anästhesieanforde-rungen auf Oberarzt- (ggf. Chefarzt-) Ebene regelt. Für die Operation unter Antikoagu-lantien wurden für die jeweiligen Indikati-onen und Operationsverfahren verbindliche Regelungen getroffen (z. B. Osteosynthese versus Gelenkersatz bei coxaler Femurfrak-tur und Marcumarmedikation).

Eine zeitnahe Rehabilitation des alten un-fallverletzten Menschen setzt voraus, dass bereits in der frühen postoperativen Pha-se der unfallchirurgischen Behandlung die physiotherapeutisch angeleitete Mobilisa-tion des Patienten geregelt ist. Die physio-therapeutischen Maßnahmen folgen diffe-renzierten Behandlungsstandards, die sich nach dem Verletzungsmuster und der un-fallchirurgischen (operativen) Versorgung richten. Die Planung einer geriatrisch-reha-bilitativen Behandlung in einem „Zentrum für Alterstraumatologie“ erfolgt frühzeitig unfallchirurgisch-geriatrisch kooperativ nach der unfallchirurgisch-operativen Ver-sorgung. Der Zeitpunkt ist in den Behand-lungsabläufen klar und stringent festgelegt ( Abb. 2). Während der gesamten geriat-rischen Rehabilitation in einem „Zentrum für Alterstraumatologie“ steht ein ärztlicher Vertreter der unfallchirurgischen Versor-gungseinheit des Zentrums mit regelmä-ßigen Visiten und Wundkontrollen zur Ver-fügung. Organisatorisch hilfreich sind dabei „interdisziplinäre Betten“ im Zentrum für Alterstraumatologie (Oberhausen, Karls-ruhe), die wie im Beispiel Oberhausen der unfallchirurgischen Abteilung angegliedert sind. Der Alterstrauma-Patient wird also nicht verlegt. Er verbleibt vielmehr in dem ihm vertrauten Umfeld und wird täglich sowohl unfallchirurgisch wie auch geriat-risch visitiert. Darüber hinaus erleichtert die räumliche Zuordnung interdisziplinärer Zentrumsbetten die Gestaltung eines be-sonders altersgerechten Umfeldes. Dieses ist ein entscheidender Vorteil im Vergleich

zum herkömmlichen Vorgehen, bei dem aufgrund von Kapazitätsproblemen der geriatrische Patient eine deutlich längere Verweildauer in der chirurgischen Fach-abteilung aufweist. Die BQS – Datensätze der alterstraumatologischen Zentren Ober-hausen und Karlsruhe konnten zeigen, dass trotz Einführung der geriatrischen Kom-plextherapie eine Verlängerung der Liege-zeiten nicht eingetreten ist.

Die frühzeitige Mobilisation des alten un-fallverletzten Menschen beinhaltet auch schmerztherapeutische Konzepte, die auf das hohe Lebensalter des Patienten, seine entsprechende medizinische Ausgangskon-stitution und seine aktuelle Verletzungs-situation ausgerichtet sind. Prophylaxe und Behandlung des Deliriums, Vermeidung un-gewollter Medikamentenwechsel- und -ne-benwirkungen, Ausgleich von Ernährungs-defiziten und die gezielte Dekubitusprophy-laxe werden bei diesen Patienten besonders berücksichtigt. Auch in diesen Punkten ba-sieren die in einem „Zentrum für Alterstrau-matologie“ zur Anwendung kommenden Maßnahmen auf interdisziplinär ärztlicher und pflegerischer Fachkompetenz.

Über eine leitliniengerechte Osteoporose-diagnostik und -therapie – der Zeitpunkt ist in den Behandlungspfaden jeder Indi-kationsgruppe definiert – spannt sich der Bogen schließlich bis zur Sturzprophylaxe, einem professionellen Entlassungsma-nagement, der Versorgung mit Hilfsmitteln und der Bereitstellung ambulanter sozialer Dienste. Planung und Vorbereitung wei-terer ambulanter Maßnahmen erfolgen in der wöchentlichen Zentrumskonferenz. Mit externen Kooperationspartnern und den ei-genen ambulanten Diensten können häus-liche Hilfsmittelversorgungen, die Beseiti-gung von „Stolperfallen“ und Physiothera-pie mit Hausbesuchen, ambulante Pflege, Haushaltshilfe und „Essen auf Rädern“ or-ganisiert und durchgeführt werden.

Auswertung der Behandlungskonzepte in Zentren für Alterstraumatologie

Die Vorschläge zu den Anforderungen an eine umfassende und interdisziplinäre unfallchirurgisch-geriatrische und reha-bilitative Versorgung unfallverletzter al-ter Menschen können als Anregung oder „Selbstverpflichtung“ aufgenommen wer-den. Sie lassen aber auch eine Integrierung der entsprechenden Inhalte in ein klinisches QM-System zu und können Grundlage für die Zertifizierung eines Zentrums für Alterstraumatologie sein. In jedem Fall stel-len die Vorschläge eine Vergleichbarkeit zwischen der nach diesen Anforderungen

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Abb. 2 Behandlungspfad Pertrochantäre Femurfraktur (Zentrum für Alterstraumatologie Karlsruhe)

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ausgerichteten klinischen Arbeit und den Behandlungsergebnissen aus herkömm-lichen oder anderen Versorgungsstrukturen her.

Ein erster Schritt in diese Richtung ist die Auflage einer prospektiven Pilotstudie zum Outcome der Behandlung coxaler Fe-murfrakturen für 2010. An dieser Studie nehmen sowohl Kliniken teil, die bereits Zentren für Alterstraumatologie umgesetzt haben, als auch Kliniken der Grund- und Re-gelversorgung sowie „Maximalversorger“, die in herkömmlicher Weise ihre Patienten versorgen.

Erhoben werden u.a. Kennzahlen zu Kom-plikationen, zum erreichten Mobilitäts- und Aktivitätsniveau und zu sozialer Reintegra-tion. Ergebnisse der Pilotstudie werden vo-raussichtlich Ende 2010 vorliegen.

Die Erlössituation eines Zentrums für Al-terstraumatologie ist abhängig von dem ge-wählten Organisationsmodell. Sie stellt sich mit der Einbindung eines oder mehrerer (Krankenhaus-) Träger im Geltungsbereich des Zentrums unterschiedlich dar: Die Abrechnung der DRG „Geriatrische frührehabilitative Komplexbehandlung“, insbesondere bei gleichzeitiger Verweil-dauerverkürzung in der unfallchirurgischen Versorgungseinheit, ist für den Kranken-hausträger durchaus lukrativ. Bei internen Verlegungen, z. B. von einer unfallchirur-gischen in eine geriatrische Versorgungs-einheit, müssen Fallzahlbewegungen, CMI und Erlöse im Controlling transparent und nachvollziehbar dargestellt werden. Gene-rell ist es sinnvoll, Zentrumspatienten mit allen üblichen Parametern des Controllings als solche auszuweisen.

Literatur1 WHO (2004) TRS 9212 BONE-EVA-Studie (2006) Häussler B, Institut für

Gesundheits- und Sozialforschung, Berlin3 Lohmann R, Haid K, Stöckle U, Raschke M (2007)

Epidemiologie und Perspektiven der Alterstrau-matologie. Unfallchirurg; 110: 553 – 62

4 Lohmann R, Frerichmann U, Stöckle U, Riegel T, Raschke MJ (2007) Proximale Femurfrakturen im Alter. Auswertung von Krankenkassendaten von über 23 Mio. Versicherten – Teil 1. Unfallchirurg; 110: 603 – 9

5 Frerichmann U, Raschke MJ, Stöckle U, Wöhrmann S, Lohmann R (2007) Proximale Femurfrakturen im Alter. Auswertung von Krankenkassendaten von über 23 Mio. Versicherten – Teil 2. Unfallchi-rurg; 110: 610 – 6

6 Endres HG, Dasch B, Lungenhausen M, Maier C, Smektala R et al. (2006) Patients with femoral or distal forearm fracture in Germany: a prospective observational study on health care situation and outcome. BMC Public Health; 6: 87

7 Becker C, Gebhard F, Fleischer S, Hack A et al. (2003) Prädikation von Mortalität und sozio-funktionellen Einschränkungen nach proximalen Femurfrakturen bei nicht institutionalisierten Senio ren. Unfallchirurg; 106: 32 – 8

8 Pfeifer M, Wittenberg R, Würtz R, Minne HW. (2001) Schenkelhalsfrakturen in Deutschland. Dt Ärztebl; 98: 1751 – 7

9 Schürch MA, Rizzoli R, Mermillod B et al. (1996) A prospective study on socioeconomic aspects of fracture of theproximal femur. J Bone Miner Res; 11: 1935 – 42

10 Holt G, Smith R, Duncan K, Finlayson DF, Gregori A (2008) Early mortality after surgical fixation of hip fractures in the elderly. J Bone Joint Surg (Br) 90-B: 1357 – 63

11 Amer NAA, Samuelsson B, Tidermark J, Norling A, Ekström W, Cederholm T, Hedström M (2008) Early Operation on Patients with a Hip Fracture Impro-ved the Ability to Return to Independent Living. J Bone Joint Surg (Am); 90: 1436 – 42

12 Tsuboi M, Hasegawa Y, Suzuki S, Wingstrand H (2007) Mortality and mobility after hip fracture in Japan. JBJS (Br) 89-B 4: 461 – 6

13 Borgquist L, Ceder L, Thorngren KG (1990) Func-tion and social status 10 years after hip fracture. Acta Orthop Scand; 61(5): 404 – 10

14 Jette AM, Harris BA, Cleary PD, Campion EW (1987) Functional recovery after hip fracture. Arch Phys Med Rehabil; 68(10): 735 – 40

15 Siu AL, Penrod JD, Boockvar KS, Koval K, Strauss E, Sean R (2006) Early ambulation After Hip Fracture. Arch Intern Med; 166: 766 – 71

16 Cameron ID, Handoll HHG, Finnegan TP, Madhok R, Langhorne P (2009) Coordinated multidiscipli-nary approaches for inpatient rehabilitation of older patients with proximal femoral fractures. Cochrane Database of Systematic Reviews Issue 3 p. CD000106 /2001 3. Q

17 Schrappe M (2007) Medizinische Zentren – Sys-tematik und Nutzen. Zae F Wes; 101: 141 – 6

Herrn Dr.med. Thomas FriessChefarzt der Unfallklinik m. Orthopädie und HandchirurgieZentrum für Alterstraumatologie – St. Clemens Hospital Sterkrade gGmbHWilhelmstr. 34, 46145 OberhausenE-Mail: [email protected]

Institutsangaben1 Unfallklinik m. Orthopädie u. Handchirurgie,

Zentrum für Alterstraumatologie -St. Clemens Hospital Sterkrade gGmbH, Oberhausen

2 Klinik für Unfallchirurgie, Diakonissenkrankenhaus Karlsruhe, Akadem. Lehrkrankenhaus d. Uni Freiburg, Karlsruhe

3 Klinik und Poliklinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum Münster, Münster

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Die Arbeitsgruppe Becken III beschäftigt sich mit der Detailuntersuchung spezieller Fragestellungen der Beckenchirurgie und erfasst hierfür kontinuierlich prospektiv sämtliche Becken- und Azetabulumfrak-turen in den aktiv teilnehmenden Kliniken (derzeit 27 Kliniken in ganz Deutschland, ca. 1000 Fälle/a). Die Fragestellungen rei-chen im Beckenringbereich von Themen der akuten Notfallversorgung unter Berücksich-tigung der präklinischen und der klinischen Erstversorgung am Becken (z. B. Häufigkeit der Anwendung der Notfallbeckenzwinge und/oder Tamponade, Indikation der Em-bolisation) bis hin zu Fragen der Versorgung von Azetabulumfrakturen des geriatrischen Patienten.

Aktuell werden Daten über neue operative Versorgungstechniken am vorderen und hinteren Beckenring unter Einsatz winkel-stabiler Implantate und Daten zu perkuta-nen navigierten Techniken wissenschaftlich ausgewertet, um Aussagen über Einsatz und die klinische Wertigkeit dieser Verfah-ren am Becken zu bekommen. Im Bereich der Azetabulumchirurgie steht derzeit die Aufarbeitung der erfolgten Änderung in der Versorgungsstrategie (früher: einzeitige Ver-sorgung über ausgedehnte und erweiterte Zugänge) hin zur zweizeitigen Versorgungs-taktik über Standardzugänge. Hier ist insbe-sondere von wissenschaftlichem Interesse, inwieweit die erzielte Repositionsgüte einen Einfluss auf die klinischen Ergebnisse hat. Ebenso ist hier die zunehmende Anzahl von geriatrischen Patienten mit Azetabulum-frakturen in den Fokus intensiver klinischer Nachuntersuchungen gerückt. Durch den multizentrischen Ansatz der Studiengruppe

werden zusätzlich in den einzelnen Kliniken eher selten auftretende Frakturen (z. B beid-seitige oder kindliche Azetabulumfrakturen) in einem relevanten Ausmaß registriert, kön-nen so im Kollektiv ausgewertet werden und müssen sich nicht nur auf Einzelfallbeschrei-bungen beschränken.

Die Dateneingabe, -speicherung und -pfle-ge wird weiterhin durch das MEMDoc® Re-search Center der Universität Bern betreut (Hr. Dr. Röder, Herr Aghayev, Frau Röösli; www.memdoc.ch). Notwendige Ände-rungen im Studiendesign (z. B. Änderungen einzelner Untersuchungsparameter durch Einführung der Navigation, LCP, Nachkon-trollparameter) wurden nach Festlegung in der Beckengruppe direkt umgesetzt und sind seit Oktober 2009 für die Kliniken über den zentralen Server auch direkt einsetz-bar. Zur klinikeigenen Auswertung können einfache statistische Auswertungen (z. B. epidemiologische Daten, Gesamtzahl und Zahl der eigenen eingegebenen Fälle im Ver-gleich zur Gruppe) direkt online vorgenom-men werden.

Die internetbasierte Erfassung der Nachun-tersuchungsdaten der Patienten, die eine Beckenring- oder Azetabulumfraktur in den zurückliegenden Jahren erlitten haben, ist im MEMDoc seit Ende letzten Jahres on-line etabliert und wurde auch durch ent-sprechende Ethikvoten bestätigt. Einerseits konnte hierdurch eine Vereinheitlichung der Nachuntersuchungserhebung erzielt wer-den, andererseits erhofft sich die AG hier vor allem Antworten auf Fragen der Lebens-qualität und der klinischen Ergebnisse nach Beckenring- und Azetabulumfraktur.

Im vergangenen Jahr 2009 hat sich die Arbeitsgruppe zweimal zu einer jeweils zweitägigen Sitzung getroffen (Hannover, Freiburg) und intensiv Diskussionen bezüg-lich der Datenlage und spezifischer Fragen geführt. Neben den wissenschaftlichen Themen und Fragen der Studie wurden ebenfalls wieder Fortbildungen zu verschie-denen beckenchirurgisch relevanten The-men durch die ausrichtenden Kliniken ge-halten und ausführlich diskutiert (z. B. Fall-beispiele zur navigierten Versorgung nach Azetabulumfraktur, Versorgungsstrategie bei kindlichen Beckenverletzungen). Für den Kongress 2010 plant die Beckengruppe eine wissenschaftliche Sitzung mit dem Schwer-punktthema Notfallbehandlung am Becken, um einerseits die vorhandenen Konzepte kontrovers zu diskutieren und andererseits einem breiten Zuhörerkreis Fallstricke in der primären Versorgung anhand der Datenla-ge und von Fallbeispielen zu verdeutlichen.

PD Dr. med. Ulf CulemannLeiter der AG Becken III der DGULeitender Oberarzt und Stellv. KlinikdirektorKlinik für Unfall-, Hand- und WiederherstellungschirurgieUniversitätsklinikum des SaarlandesKirrberger Str.66421 Homburg/SaarE-Mail: [email protected]

Stellv. Leiter: Dr. Fabian StubyLeitender Arzt der Sektion TraumatologieUnfallchirurgischen KlinikBG Unfallklinik TübingenSchnarrenbergstr. 7572076 TübingenE-Mail: [email protected]

AG „Becken III – Becken- und Azetabulumchirurgie“ U. Culemann, F. Stuby

Aicher, Marcus Klinikum Dortmund [email protected]

Arand, Markus Klinikum Liebenburg [email protected]

Baranczyk, Jan Klinikum Berlin Buch [email protected]

Baumgaertel, Friedel Stift Koblenz [email protected]

Bergmann, Janina Klinikum Braunschweig [email protected]

Biber, Roland Klinikum Biberach [email protected]

Boehme, Joerg Uniklinik Leipzig [email protected]

Chatenay, Claudia Klinikum Biberach [email protected]

Doemling, Dietmar Stift Koblenz [email protected]

Derzeit aktive Mitglieder der AG Becken der AO/DGU

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Ecker, Michael Klinikum Augsburg [email protected]

Fuchs, Thomas Uniklinik Münster [email protected]

Fuechtmeier, Bernd Uni Regensburg [email protected]

Gänsslen, Axel AKH Celle [email protected]

Goharian, Lilian Klinikum Dortmund [email protected]

Gras, Florian Uniklinik Jena [email protected]

Hauschild, Oliver Uniklinik Freiburg [email protected]

Hessmann, Martin Klinikum Fulda [email protected]

Höch, Andreas Uniklinik Leipzig andreas.hö[email protected]

Hofmann, Alexander Uniklinik Mainz [email protected]

Holmenschlager, Francis Uniklinik Magdeburg francis.holmenschlager@ medizin.uni-magdeburg.de

Ingelfinger, Patrick Uniklinik Mainz [email protected]

Jacobs, Cornelius BG Ludwigshafen [email protected]

Jansen, H. Uniklinik Würzburg [email protected]

Josten, Christoph Uni Leipzig [email protected]

König, Benjamin Tu München [email protected]

Koroush, Kabir Uniklinik Bonn [email protected]

Krischak, Gert Uniklinik Ulm [email protected]

Kühling, Jan Klinikum Berlin Buch [email protected]

Kurowski, Rafal Uniklinik Homburg [email protected]

Leyer, Ulrich Klinikum Dortmund [email protected]

Lill, Helmut Friederikenstift Hannover [email protected]

Marintschev, Ivan Uniklinik Jena [email protected]

Mendler, Florian Uniklinik Jena [email protected]

Mieth, Lars Uniklinik Kiel [email protected]

Nuber, Stefan Klinikum Augsburg [email protected]

Ochs, Gunnar BG Tübingen [email protected]

Pohlemann, Tim Uniklinik Homburg [email protected]

Regel, Gerd Klinikum Rosenheim [email protected]

Reilmann, Heinrich Klinikum Braunschweig [email protected]

Rether, Jörg BG Tübingen [email protected]

Rieger, Horst Clemenshospital Münster [email protected]

Rottbeck, Ulrich Uniklinik Münster [email protected]

Schäffler, Aljoscha TU München [email protected]

Schaser, Klaus Charité Berlin [email protected]

Schibur, Stephanie Uniklinik Leipzig [email protected]

Schmal, Hagen Uniklinik Freiburg [email protected]

Schmidt, Jörg Klinikum Berlin – Buch [email protected]

Schnorr, Wolfgang Klinikum Berlin Buch [email protected]

Schröder, Jörg Charité Berlin [email protected]

Schwab, Nina Charité Berlin [email protected]

Seekamp, Andreas Uniklinik Kiel [email protected]

Sroka, Thomas Klinikum Karlsruhe [email protected]

Stahl, Jens-Peter Klinikum Dortmund [email protected]

Stiletto, Raphael Klinikum Biberach [email protected]

Stöckle, Ulrich TU München [email protected]

Streicher, Gabriele Klinikum Braunschweig [email protected]

Stuby, Fabian BG Tübingen [email protected]

Thannheimer, Andreas BG Murnau [email protected]

Törber, Kai Klinikum Braunschweig [email protected]

Tosounidis, Georg Uniklinik Homburg [email protected]

Trabold, Odilo Uniklinik Leipzig [email protected]

Woelfl, Christoph BG Ludwigshafen [email protected]

Wunder, Stephan Friederikenstift Hannover [email protected]

Zellner, Michael Regensburg, Barmherzige Brüder [email protected]

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Die Prävention von Verletzungen hat nach wie vor einen zu geringen Stellenwert im Bewusstsein der Öffentlichkeit und der Gesundheitspolitik, obwohl durch Verlet-zungen mehr Lebensjahre verloren gehen als durch Tumorerkrankungen, Herz-Kreis-lauf-Erkrankungen, Schlaganfälle oder Dia-betes. Die Senkung der Verletztenzahlen ist ein ausgewiesenes Ziel von Präventionsar-beit und steht nicht im Widerspruch zu den Interessen klinisch tätiger Ärzte. Vielmehr kann nur durch die Kombination präventiver und therapeutischer Maßnahmen ein opti-males Ausheilungsergebnis bei möglichst vielen Unfallverletzten erreicht werden. Die DGU Arbeitsgemeinschaft Prävention von Verletzungen befasst sich daher mit der Prävention von Verletzungen, Erkrankungen und deren Folgen auf dem gesamten Gebiet der Orthopädie und Unfallchirurgie.

Mit der letzten Jahrestagung kam es zu einem Leitungswechsel der Arbeitsgemein-schaft und zwei junge Kollegen übernah-men das Zepter: PD Dr. Carl Haasper aus Hannover ist bereits seit 2008 der Vertreter von Prof. Dr. Martinus Richter gewesen und übernimmt sein Amt. Dr. Uli Schmucker aus Greifswald/Berlin ist nun zusätzlich in die Leitungsposition gewählt worden.

Ein Hauptprojekt ist derzeit der Zusammen-schluss der AG Prävention von Verletzungen der DGU und des Arbeitskreises Prävention der DGOOC unter dem Dach der DGOU.

Hier erfolgen bereits seit 2008 gemeinsame Sitzungen und eine enge Zusammenarbeit insbesondere mit Prof. Dr. J. Heisel, dem Lei-ter des Arbeitskreises in der DGOOC.

Die Prävention von Verletzungen im Straßen-verkehr ist ein ausgewiesener Schwerpunkt der Arbeitsgemeinschaft. AG-Mitglieder aus den Unfallforschungsprojekten in Hannover, Greifswald und Regensburg können hier mit neuen Erkenntnissen zur Vermeidung von Unfällen und Verminderung der Verletzungs-schwere beitragen und publizieren regelmä-ßig neue Studien in der einschlägigen Litera-tur. Ganz aktuell ist hier auf das Projekt von Dr. Uli Schmucker hinzuweisen, das sich mit Unfallprävention in Asien beschäftigt. Vor dem Hintergrund der rasanten Motorisie-rung und Urbanisierung in Schwellen- und Entwicklungsländern kommt es dort zu stei-genden Unfallzahlen. Angesichts limitierter Ressourcen und unstrukturierter Versor-gungssysteme kommt der Prävention in die-sen Ländern eine herausragende Bedeutung zu. In Indien finden in Kooperation mit dem George Institute for International Health Un-tersuchungen zur präklinischen Versorgung Unfallverletzter statt.

Es wurden zahlreiche Projekte zur Aufklä-rungsarbeit in den letzten Jahren realisiert:Unter Mitarbeit der AG wurde mit Unter-stützung des Präsidenten 2009, Prof. Dr. H. Zwipp, ein Buch von Ina Kutscher („Jeden kann es treffen“) herausgegeben.

Nachdem das Buch „Verletzungen und deren Folgen – Prävention als ärztliche Aufgabe“ (Schattauer Verlag) unter federführender Mitarbeit der AG herausgegeben wurde, soll nun nach diesem deutschsprachigen Stan-dardwerk für den wissenschaftlich interes-sierten Leser ein populärwissenschaftliches Buch zur Unfallprävention realisiert werden. Als möglicher Verleger wird der ADAC disku-tiert. Ein erstes Arbeitsgruppentreffen fand im Dezember in München statt. Der ADAC hat sich bereit erklärt zunächst kleinere For-mate zur Präventions arbeit zu unterstützen.Aufgrund einer Initiative von Prof. Dr. G. Lob soll es zu einer Beteiligung auf der SICOT Jahrestagung in Göteborg 2010 mit einer ei-genen wissenschaftlichen Sitzung zum The-ma „Injury Prevention – A Focus on Cross-border Interventions“ kommen. Auch auf dem DKOU 2010 will sich die AG auf dem Spezialtag präsentieren und plant hier eine eigene Sitzung. Weiterhin wird es wieder einen Stand wie in den vergangenen Jah-ren zu einem ausgewähltem Thema geben. Riesenküche und Fahrsimulator waren sehr erfolgreich und in diesem Rahmen soll es auch in den nächsten Jahren weitergehen. Bei Interesse zur Mitarbeit sind Anfragen zu einer Beteiligung immer sehr willkommen!

PD Dr. Carl HaasperUnfallchirurgische Klinik Medizinische Hochschule HannoverCarl-Neuberg-Str. 130625 HeidelbergE-Mail: [email protected]

AG „Prävention von Verletzungen“C. Haasper, U. Schmucker

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Mit dem Jahresbeginn 2010 ist über einen turnusmäßigen Wechsel in der Führung der Arbeitsgemeinschaft Robotik und Navigati-on der DGU zu berichten. Über viele Jahre wurde die AGROP von Herrn Prof. Krettek und seinem Stellvertreter, Herrn Prof. Geb-hard, aktiv und erfolgreich geleitet. In die-sen Jahren wurden jeweils gut besuchte und wissenschaftlich hochkarätig besetzte Frühjahrstagungen organisiert, ferner war die AGROP in jedem Jahr bei unserem Jah-reskongress mit einer wissenschaftlichen Sitzung vertreten. In den vergangenen Jah-ren war hier ein kontinuierlicher Zuwachs an Mitgliedern zu verzeichnen, dies ist nicht zuletzt der erfolgreichen Arbeit der Vorsit-zenden zu verdanken. In den vergangenen Jahren wurde eine Reihe wissenschaftlicher Studien von der AGROP begleitet und Ar-beitskreise haben sich mit spezifischen Fra-gestellungen aus dem gesamten Umfeld der rechnergestützten Operationsverfahren und intraoperativen Bildgebung befasst. Exemplarisch sei hier die Studie zur Naviga-tion bei der Knieendoprothetik, aber auch die Arbeitsgemeinschaft, die sich mit Risk-management bei rechnergestützten Opera-tionsverfahren beschäftigt hat, genannt.

An dieser Stelle sei den ehemaligen Leitern der Arbeitsgemeinschaft, die die AGROP unter schwierigen Bedingungen übernom-men haben, für ihre erfolgreiche Arbeit aus-drücklich gedankt.

Seit dem 01.10.2010 wird die Arbeitsge-meinschaft von Herrn Prof. Grützner aus Ludwigshafen und seinem Stellvertreter, Herrn Prof. Hüfner aus Hannover geleitet. Herr Prof. Hüfner hatte bislang die Schrift-leitung der AGROP, diese Aufgabe wird von Herrn Dr. von Recum aus Ludwigshafen übernommen. Die neue Leitung der AGROP ruft alle Mitglieder der DGU, die sich mit rechnergestützten Operationsverfahren, intraoperativer Bildgebung, aber auch mit Grenzgebieten wie zum Beispiel minimal invasiven Operationsverfahren befassen, zur aktiven Mitarbeit auf. Die AGROP wird auch in diesem Jahr eine Frühjahrstagung veranstalten, diese wird vom 10.– 11. Juni in München stattfinden. Das genaue Pro-gramm wird Ihnen noch zugehen. Her-vorzuheben ist auch die Fortsetzung des Erfahrungsaustausches und der Kooperati-on mit dem Arbeitskreis 08 der DGOOC un-ter der Leitung von Herrn Prof. Haaker. Mit

Herrn Prof. Haaker und den Mitgliedern des AK08 besteht ein großer Konsens bezüglich einer noch stärkeren Kooperation und, in die Zukunft blickend, der Zusammenfüh-rung der beiden Arbeitsgemeinschaften. Im gemeinsamen Businessmeeting der beiden Arbeitsgemeinschaften bei unserem letzten Jahreskongress wurde hier von den Mitglie-dern ein einstimmiges Votum erteilt.

Wir möchten uns als neue Leitung der AGROP für das in uns gesetzte Vertrauen durch das Präsidium der DGU herzlich be-danken.

Prof. Dr. med. P. A. GrütznerProf. Dr. med. T. Hüfner

Prof. Dr. Paul Alfred GrütznerÄrztlicher Direktor der BG-Unfallklinik und Chefarzt der Klinik für Unfallchirurgie und OrthopädieBG-Unfallklinik LudwigshafenLudwig-Guttmann-Str. 1367071 LudwigshafenTel.: (06 21) 68 10-0Fax: (06 21) 68 10-29 86E-Mail: [email protected]

AG „Rechnergestütztes Operieren“ P. A. Grützner, T. Hüfner

DGU Mitteilungen und Nachrichten 61/20104242

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Der letzte Deutsche Kongress für Orthopä-die und Unfallchirurgie in Berlin brachte für die AG Ultraschall deutliche Verände-rungen.

Neuer Vorstand

Turnusmäßig war zum Ende des letzten Jah-res der Wechsel des Vorstandes der Arbeits-gemeinschaft notwendig geworden. So fan-den auf der Mitgliederversammlung anläss-lich des Kongresses in Berlin am 24.10.2009 entsprechende Neuwahlen für den Vor-stand der Arbeitsgemeinschaft statt. Prof. Dr. Wening stand nach einer langjäh-rigen Tätigkeit als Vorsitzender der AG nicht mehr zur Verfügung. Wir möchten uns an dieser Stelle daher ganz herzlich für sein Engagement um die Ultraschalldiagnos-tik im unfallchirurgisch-orthopädischen Fachgebiet bedanken. Er hat die AG in den vergangenen Jahren mit großem Erfolg ge-leitet und sein Augenmerk gerade der so wichtigen Ausbildung unserer jungen Kolle-gen gewidmet.

Neben dem 1. Vorsitzenden hat auch Dr. Huhnholz sein Amt im Vorstand der AG abgegeben. Als Schriftführer war er lange Jahre für die administrativen Angelegen-heiten der AG verantwortlich und hat diese Aufgabe mit großem Einsatz übernommen und mit viel Engagement verfolgt. Auch ihm gilt unser herzlicher Dank.PD Dr. Tesch als 2. Vorsitzender bleibt dem Vorstand dankenswerter Weise noch erhal-ten. Eine gewisse Konstanz in der Vorstand-schaft der AG ist damit gewährleistet und das neue Team kann auf einen großen Er-fahrungsschatz zurückgreifen.Als neuer Vorsitzender der AG Ultraschall wurde ich, Prof. Dr. Friemert, gewählt. Diese Wahl ist nun noch durch das Präsidium der DGU abschließend zu bestätigen.Aktuell bin ich als Leitender Arzt der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie am Bun-deswehrkrankenhaus Ulm tätig. Als Ausbil-dungsleiter der DEGUM bin ich seit vielen Jahren mit der Ultraschalldiagnostik sowohl in der klinischen Anwendung als auch in der Ausbildung des unfallchirurgisch-orthopä-dischen Nachwuchses vertraut. Involviert in diverse Forschungsprojekte (Sonographie bei Kreuzbandverletzungen, Sonographie

des Deltabandes bei Weberfrakturen, Kon-trastmittelsonographie am Bewegungs-apparat) begleite ich zudem auch aktuelle Entwicklungen in der Ultraschalldiagnostik. Neben dem 2. Vorsitzenden PD Dr. Chri-stian Tesch, wird nun nach der Mitglieder-versammlung zudem Dr. Gerhard Achatz, wissenschaftlicher Assistenzarzt in der Kli-nik für Unfallchirurgie und Orthopädie am Bundeswehrkrankenhaus Ulm im Vorstand der AG Ultraschall mitarbeiten. Er hat das Amt des Schriftführers übernommen und wird sich daher insbesondere auch der ad-ministrativen Aufgaben der Arbeitsgemein-schaft annehmen.

Mitglieder

Derzeit sind bei der Arbeitsgemeinschaft Ultraschall 72 Mitglieder gemeldet, wovon sich ein Teil aktiv an den Bemühungen der AG beteiligt.Die AG legt aber Wert darauf, als Vertretung allen an der Ultraschalldiagnostik interes-sierten Kolleginnen und Kollegen zu die-nen und die Interessen auf klinischem und wissenschaftlichem, aber auch berufspoli-tischem Gebiet zu vertreten.Ein besonderer Schwerpunkt in den kom-menden Jahren wird deshalb die Werbung neuer Mitglieder und das Bemühen um deren aktive Mitarbeit sein. Nur durch die Begeisterung junger Kolleginnen und Kol-legen wird es möglich sein, die Ultraschall-diagnostik im unfallchirurgisch-orthopä-dischen Alltag als wertvolles Diagnostikum weiter zu etablieren. Der Leitsatz des letz-ten DKOU „Mit Herausforderungen leben“ ist hier sicher sehr passend. Diese Heraus-forderungen in der nahen Zukunft können nur angenommen und bewältigt werden, wenn die Arbeitsgemeinschaft Ultraschall stark aufgestellt ist. Die Mitgliederarbeit wird somit einer der Schwerpunkte für die kommenden Jahre sein.

Projekte

Neue Ziele und Vorstellungen abzuleiten und zu verfolgen ist die Aufgabe, die es sich nun aktuell auf die Fahnen zu schreiben gilt. Dazu hat die AG Ultraschall drei Säulen für Ihre Tätigkeit definiert:

BerufspolitikDie aktuellen berufspolitischen Entwick-lungen lassen eine Neustrukturierung der unfallchirurgisch-orthopädischen Fachge-sellschaften erwarten. So wird wohl in na-her Zukunft die Zusammenlegung der AG Ultraschall mit der AG Bildgebende Verfah-ren der DGOOC unter dem Dach der DGOU notwendig werden.

Es wird wichtig sein, die Ultraschalldiagnos-tik als wertvolles, schnell verfügbares und dynamisches Verfahren in seiner Wertigkeit im Zusammenspiel mit den anderen bildge-benden Verfahren klar zu definieren und zu behaupten. Berufspolitisch müssen jedoch alle bildgebenden Verfahren in Zukunft gemeinsam vertreten werden, denn die bildgebenden Verfahren stellen in der Un-fallchirurgie und Orthopädie das zentrale Werkzeug unserer täglichen Diagnose- und Entscheidungsfindung dar.

Mit regelmäßigen Mitgliedertreffen zwei Mal im Jahr sollen dazu ein intensiver und kontinuierlicher Wissens- und Erfahrungs-austausch unter den Mitgliedern sicher-gestellt, gemeinsame Positionen erarbeitet und neue Ziele definiert werden.

Aus- und WeiterbildungWeiterhin müssen Kenntnisse und Fertig-keiten im Rahmen von Kursen und Ausbil-dungsvorhaben weitergegeben werden. Ziel muss es hier sein, noch enger mit der DE-GUM (Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin) als der Fachgesellschaft für den Bereich der Sonographie zusammen zu rücken und gemeinsam Ausbildungsin-halte zu definieren und Kurse anzubieten. Einen besonderen Schwerpunkt möchten wir dabei der basisnahen Ausbildung der jungen Kolleginnen und Kollegen schen-ken und gerne versuchen, gemeinsam mit der DEGUM z. B. ein spezielles Kursange-bot für den Bereich des Common Trunk zu entwickeln. Dadurch soll gerade in diesem Ausbildungsabschnitt zunächst eine breite sonographische Ausbildung stattfinden, um z. B. im Dienst in der Notaufnahme oder im Schockraum gerüstet zu sein. Für den er-fahrenen Anwender der Sonographie sind zudem aber auch spezielle Kursmodule für die Diagnostik am Bewegungsapparat inte-ressant und notwendig.

AG „Ultraschall“Führungswechsel in der AG Ultraschall

B. Friemert

DGU Mitteilungen und Nachrichten 61/2010 4343

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ForschungAls dritte Säule soll die Ultraschalldiagnos-tik – noch mehr als bisher – auch zum Inhalt von wissenschaftlichen Fragestellungen werden. Dabei ist die Ultraschalldiagnos-tik sicher bereits jetzt sehr weit entwickelt, wenn es um die Untersuchungseinstel-lungen und die Indikationen geht. Gerade aber die doch z. T. sehr rasanten Entwick-lungen auf technischem Gebiet lassen neue Fragestellungen in Zusammenhang mit der Sonographie weiter interessant erschei-nen. Neue Module oder Techniken, wie die Elastographie oder die Kontrastmittelso-nographie führen zur Erkenntnis, dass es noch viele Möglichkeiten gibt, neue Anwen-dungsbereiche zu erarbeiten.

Ankündigung

Liebe Mitglieder der Deutschen Gesell-schaft für Unfallchirurgie, die AG Ultraschall steht in den kommenden Monaten und

Jahren wie alle Bereiche vor großen Heraus-forderungen. Um diese zu bewältigen und um entsprechende Anregungen, Vorschläge und Ideen Ihrerseits aufnehmen zu können, dürfen wir Sie herzlich zum 1. Mitglieder-treffen des Jahres 2010 einladen:

1. Mitgliedertreffen 2010 der AG Ultraschall der DGU

Termin: Freitag, 16. April 2010

Beginn: 11:00 Uhr Ende: ca. 14:00 Uhr

Ort: Frankfurt a.M., Hauptbahnhof (DB Lounge / Uddin & Uddin – Tagungsräume)

Wir würden uns über Ihr zahlreiches Kom-men und ihre aktive Teilnahme an der Zu-kunftsgestaltung unserer AG sehr freuen. Fühlen Sie sich aufgerufen und eingeladen, unter dem Dach unserer AG Ultraschall der DGU Kurse anzubieten, wissenschaftliche Fragestellungen zu bearbeiten oder andere Ideen in die Tat umzusetzen.

Eine entsprechende Anmeldung per Email ([email protected]) bitte ich bis zum 12.04.2010 an den Schriftführer der Ar-beitsgemeinschaft zu richten.

Mit kollegialen Grüßen,Prof. Dr. Benedikt FriemertLeiter der AG Ultraschall der DGU

Bundeswehrkrankenhaus UlmKlinik für Unfallchirurgie und OrthopädieOberer Eselsberg 4089081 UlmTel.: (07 31) 17 10-19 01Fax: (07 31) 17 10-19 08

Wir hatten zuletzt über den erfolgreichen Kongress in Münster berichtet, der ge-meinsam mit der AG Alterstraumatologie ausgerichtet worden war. Im Laufe des Jahres 2009 folgte dann im Mai 2009 eine Arbeitssitzung in der BG-Unfallklinik Frank-furt/Main. Im Rahmen der Jahrestagung in Berlin im Oktober 2009 fand eine weitere Arbeitssitzung statt. Außerdem gab es zwei wissenschaftliche Sitzungen, die entspre-chend den Vorjahren in Kooperation mit der Sektion Wirbelsäule der DGOOC (Prof. Hopf, Kiel) ausgerichtet wurden. Mit dem Ti-tel „Faktoren zum Negativen – Ungünstige Beeinflussung des Langzeitergebnisses ia-trogen oder schicksalhaft“ haben sich die Sitzungen Problemfällen der Wirbelsäulen-chirurgie gewidmet. Die Sitzungen verliefen erfolgreich und waren gut besucht.

Folgenden Themen hat sich die AG im ver-gangenen halben Jahr gewidmet, wurden besprochen und/oder beschlossen:

■■ Es soll eine neue Leitlinie für die konser-vative Frakturbehandlung und die post-operative Nachbehandlung von Wirbel-säulenverletzungen erstellt werden. Die AG Wirbelsäule wird mit Vorsitz in der Leitliniengruppe vertreten sein.

■■ Die Daten der Multicenter Studie II zu Verletzungen der Brust- und Lendenwir-belsäule (MCS II) sollen weiter verwertet werden; die Daten wurden übergeben:

■■ 1) Analyse der B-Verletzungen, Schnake, Frankfurt/Main

■■ 2) Analyse der A3.1-Verletzungen, Gon-schorek, Murnau

■■ Diskussion zur Folgestudie für Patienten mit neurolog. Defizit innerhalb MCS II:

■■ Das Studienprotokoll ist fertig gestellt, nach Korrekturen soll ab 2/2010 mit der retrospektiven, genaueren Analyse der-jenigen Patienten mit neurologischem Defizit aus der MCS II begonnen werden. Nach Datenauswertung im Sommer sol-len Ergebnisse der „Folgestudie Neuro MCS II“ im Herbst 2010 vorliegen.

■■ Die Arbeitsgruppe „Therapieempfehlun-gen zur Versorgung von Verletzungen der Brust- und Lendenwirbelsäule“ hat ein fertiges Konzept vorgelegt. Die Publikati-on ist in DER UNFALLCHIRURG vorgese-hen. Außerdem ist vorgesehen, dass die Unterlagen der Leitlinienkommission zur weiteren Verwendung zur Verfügung ge-stellt werden.

■■ Die nächste Arbeitssitzung ist vorgese-hen für April / Mai 2010 in Stuttgart.

Prof. Dr. Christian KnopÄrztlicher Direktor Klinik für Unfallchirurgie und OrthopädieKatharinenhospital – Klinik StuttgartKriegsbergstr. 6070174 StuttgartE-Mail: [email protected]

AG „Wirbelsäule“C. Knop

DGU Mitteilungen und Nachrichten 61/20104444

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Allgemeines

Die Sektion Kindertraumatologie legt wei-terhin Wert darauf, als offene Diskussions-runde für jeden am Kinder-Trauma Interes-sierten zu fungieren.

Um eine bessere Übersicht über die Größe der Sektion zu erlangen, ist mittlerweile eine Adressendatenbank angelegt, die meh-rere Hundert an der Entwicklung der Kinder- und Jugendtraumatologie in Deutschland interessierte Kollegen zusammenfasst. Die Pflege dieser Datenbank wird freundlicher-weise Herr Dr. Mahmoud el Seif, Andernach, in der Funktion eines Sekretärs der Sektion übernehmen.

Projekte

StudienDie Durchführung von dringend notwen-digen prospektiven Multicenterstudien scheitert oft schon in der Planungsphase daran, die interessierten Kollegen für ein Gespräch an einen Tisch zu holen. Hier will die Sektion neben der jährlichen Tagung eine weitere jährliche, wissenschaftlich orien tiere Arbeitssitzung ins Leben rufen, auf der Projekte aus der Planungsphase he-raus in die konkrete Umsetzung gebracht werden sollen.

KurseIn 2009 fand der AO-Kurs Kindertraumato-logie bereits zum sechsten Mal statt (Ham-burg, 21.–23. September 2009). Weitere Veranstaltungen führte die Li-La-Gruppe durch. Die AO-Kurse erfreuen sich großen Interesses und sind immer kurzfristig aus-gebucht. Dies galt auch für den Hamburger Kurs. Der Kurs 2010 findet in Freiburg statt. Referenten stammen aus der Sektion. Auch internationale AO-Kurse werden unter Mit-arbeit von Mitgliedern der Sektion (Slongo, Bern, Schmittenbecher, Karlsruhe, etc.) be-reits seit Jahren erfolgreich durchgeführt.

Leitlinien/ WeißbuchaddendumDie Sektion benennt hierzu jeweils die Mitarbeiter in den jeweiligen Arbeitskrei-sen nach Rücksprache mit Prof. Stürmer. Abgeschlossen sind die Überarbeitung der Leitlinie „Suprakondyläre Humerusfraktur“ (1/2009) und „Intraartikuläre Frakturen des distalen Humerus im Kindes- und Jugend-

alter“ (2007). Eine Leitlinie „Schädel-Hirn-Trauma im Kindesalter“ ist derzeit in Arbeit.

In Zusammenarbeit mit dem Traumanetz-werk der DGU (Prof. S. Ruchholtz), der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirur-gie (Prof. P. Schmittenbecher) und der Sek-tion (PD D. Sommerfeldt) ist mittlerweile ein tragfähiges Konzept für ein Addendum zum Weißbuch Unfallchirurgie der DGU mit Vorschlägen zur Sicherung der flächen-deckenden kindertraumatologischen Ver-sorgung im Rahmen des Traumanetzwerks inkl. Zertifizierung erstellt worden, das den Verantwortlichen der einzelnen Fachge-sellschaften zur Prüfung vorlag und in der zweiten Auflage des Weißbuches erschei-nen wird. Auch bei der Neuausrichtung des berufsgenossenschaftlichen Heilverfahrens in 2010 werden diese erarbeiteten Richt-linen für den Kinder- und Jugendbereich als Arbeitsgrundlage zur Verfügung stehen.

Tagungen

Die Sektionstagung wird am 18. und 19. Juni 2010 in Hamburg stattfinden. Unter dem Gesamtthema „Vom Spatz zum Koli-bri – Häufiges und Seltenes in der Kinder-traumatologie“ werden ca. 400 Teilnehmer erwartet. Ausrichter und wissenschaftliche Leiter sind Dr. Werbeck, Kinderkrankenhaus Wilhelmstift, Dr. Bohn, BG Unfallklinik, Bo-berg und PD Dr. Sommerfeldt, Altonaer Kin-derkrankenhaus, Hamburg.

Der „Call for abstracts“ wurde versandt, die „deadline“ für die Einreichung von Abstracts war der 12. Februar 2010. Die Unterthemen sind:

1. Das Schädel-Hirn-Trauma: Von der Schä-delprellung bis zur Blutung, vom Zahn-verlust bis zur Mittelgesichtsfraktur: Gibt es Standards?

2. Verletzungen und Fehlbildungen der Kinderhand: Was mache ich selbst und wann muss der (Sub)-Spezialist ran?

3. Der Ellenbogen im Kindesalter: Immer wieder das gleiche Thema … Aus gutem Grund !

4. Knochen- und Weichteilinfekte: Was wann tun?

5. Fallvorstellungen, „worst cases“ – Schwierige Verläufe.

Tagungsort der Sektion für das Jahr 2011 wird Freiburg sein, die wissenschaftliche Leitung werden Prof. Schlickewei und Prof. Südkamp übernehmen. Auch hier sind be-reits Hauptthemen wie jur. Haftungspro-bleme, Femurfraktur, Arthroskopie, Knor-pelschäden, Wachstumsstörungen, etc. festgelegt worden.

Die Sektion organisiert gemeinsam mit der Vereinigung für Kinderorthopädie wieder eine interdisziplinäre Sitzung bei der ge-meinsamen Jahrestagung der DGOU in Ber-lin. Die Referate beleuchten jeweils aus kin-derorthopädischer und -unfallchirurgischer Sicht ein gemeinsames Thema.

Weiterhin findet auf der DGOU-Jahres-tagung in Berlin 2010 wieder ein Kurs Kindertraumatologie statt. Nach drei er-folgreichen Kursen „Repositionstechniken“ wollen wir in diesem Jahr ein „How I do it“ Konzept beginnen. Für jeweils eine Fraktur, in 2010 die suprakondyläre Humerusfrak-tur, werden vier Referenten ihre bevorzugte OP-Technik vorstellen und die Pros und Con-tras (hoffentlich heiß) diskutieren.

Sonstiges

Neben der Arbeit in den o.g. Arbeitsgruppen sind Mitglieder der Sektion auch auf Jahres-tagungen der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie und der Vereinigung Kin-derorthopädie aktiv. Auch wenn ein Zusam-menschluss der VKO und der Sektion derzeit nicht geplant ist, wollen wir gemeinsam die Behandlung von Kindern und Jugendlichen fest im Curriculum des Facharztes für Or-thopädie und Unfallchirurgie verankern, mit gemeinsamen Inhalten füllen und im Schnittmengenbereich zusammenarbeiten.

Derzeit beginnen Gespräche über eine ak-tive Teilnahme an den Kursen der Internati-onal Society for Trauma Surgery and Inten-sive Care (IATSIC).

Der mit 30.000 SF dotierte „Ralf-Lod-denkemper“ – Preis für Fortschritte auf dem Gebiet der Prävention oder der (grund-lagen-) wissenschaftlichen Erforschung von Unfällen im Kindes- und Jugendalter wird im Jahr 2010 wieder vergeben, Ein-sendeschluss für Manuskripte war der 31.12.2009.

Sektion „Kindertraumatologie“D. Sommerfeldt

DGU Mitteilungen und Nachrichten 61/2010 4545

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Die Sektion aktualisiert regelmäßig ihre Einträge auf der Homepage der DGU und nennt Ansprechpartner sowie Projekte und Veröffentlichungen.

Mehrere Buchprojekte unter Mitarbeit von Sektionsmitgliedern sind wieder in Arbeit.

Die Kindertraumatologie als klinische Sub-disziplin der Unfallchirurgie hat eine große Resonanz in der Öffentlichkeit und im ärzt-lichen Bereich. Eine Intensivierung der Zu-sammenarbeit mit den Behörden der Län-der und des Bundes findet z. B. im Bereich Prävention statt.

PD Dr. Dirk SommerfeldtSektionsleiter Für alle aktiven Mitarbeiter der Sektion KindertraumatologieAbteilung für Kinder- und JugendtraumatologieAltonaer Kinderkrankenhaus gGmbHBleickenallee 3822763 HamburgE-Mail: [email protected]

Der Programmausschuss hat sich in den letzten 3 Monaten des Jahres 2009 intensiv mit der Neustrukturierung der Beiträge der DGU und DGOOC auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie be-fasst.

In der letzten Präsidiumssitzung wurde als neuer stellvertretender Leiter Herr Prof. Dr. Ulrich Stöckle, TU München, gewählt.

Es gelang zusammen mit dem Präsidenten der DGCU, Herrn Prof. Gradinger, Herrn Prof. Zwipp, Dresden, und Herrn Prof. Kohn in Homburg/Saar für 3 aufeinander fol-gende Tage in jeweils identischen Sälen Pro-grammschwerpunkte zu definieren. Zeitgerecht konnten alle Sitzungsthemen sowohl mit Referenten der DGU wie auch DGOOC besetzt werden.Für 2010 – und bei Erfolg für die darauf folgenden Jahre – ist der Grundgedanke,

dass man an 3 Tagen Schwerpunktthemen aus dem Bereich der Orthopädie und Un-fallchirurgie im Sinne von Weiterbildungs-sitzungen vermittelt. Zusätzlich werden entsprechende frei angemeldete und gere-viewte Beiträge den Sitzungsthemen zuge-ordnet.

Auf diese Weise sollen im Rahmen des Jah-reskongresses der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie den Kollegen, die orthopä-disch/unfallchirurgisch interessiert sind, entsprechende Wissensinhalte vermittelt werden.

Die Themendefinition erfolgt jeweils durch die Präsidenten der DGU/DGOOC.Der Programmausschuss hat die Umset-zung der Themenvorschläge des Präsi-denten Zwipp und des Präsidenten Kohn bearbeitet und umgebrochen in Einzelsit-zungen.

Der DGOU wurde Rechnung getragen, in-dem der mittlere der 3 Tage als gemein-samer Tag thematisch belegt wurde, mit übergreifenden Themen bzw. gemein-samen Belangen.Mit einbezogen wurden auch die Arbeitsge-meinschaften der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie, die an diesem gemeinsamen Tag Sitzungen zusammen mit der DGU/DGCU durchführen.Es bleibt abzuwarten, ob sich dieses Kon-zept bewähren wird und eine zukunftsfä-hige Basis für die darauf folgenden Jahre darstellen kann.

Univ. Prof. Dr. med. F. GebhardÄrztlicher Direktor Klinik für UnfallchirurgieHand-, Plastische und WiederherstellungschirurgieUniversitätsklinikum UlmSteinhövelstr. 989070 UlmE-Mail: [email protected]

Bericht aus dem ProgrammausschussF. Gebhard

DGU Mitteilungen und Nachrichten 61/20104646

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Am 30.09.2009 fand anläßlich der „Heidel-berger Gespräche“ 2009 das zweite Mit-gliedertreffen der Kommission „Gutach-ten“ des vergangenen Jahres statt. Die 15 teilnehmenden Mitglieder der Kommission widmeten sich insbesondere der inhalt-lichen Gestaltung, Planung und Organisa-tion der Gutachtenkurse, deren curriculare Zusammenstellung in den „Mitteilungen und Nachrichten“ von Oktober 2009 dar-gestellt worden sind. Mittlerweile konnten die Gutachtenkurse II: „Begutachtung des Leistungsvermögens“ (13. und 14.11.2009) und Kurs III: „Begutachtung von Berufs-krankheiten“ (22. und 23.01.2010) jeweils erfolgreich und wiederum im Klinikum Ingolstadt abgehalten werden. Die Evalu-ation der Kurse durch die Teilnehmer lässt erkennen, dass alle drei curricularen Veran-staltungen zur unfallchirurgisch-orthopä-dischen Begutachtung auf großes Interesse gestoßen sind und eine hohe Akzeptanz verzeichnen konnten. Die Auswertung der am Ende der Kurse durchgeführten Evalua-tion zeigt, dass die behandelten Themen bei den Teilnehmern zu einer entsprechenden Wissensvermittlung in der Begutachtung verholfen und somit zu einer Qualitätsstei-gerung bei deren praktischer Durchführung beigetragen haben. Die erfolgreiche Teil-nahme am jeweiligen Kurs wird durch ein Zertifikat unserer Fachgesellschaft bestä-tigt, was beispielsweise für die erwünschte Aufnahme in ein Gutachterverzeichnis durchaus von Vorteil sein kann und in eini-gen Fällen auch schon gewesen ist.

Das nächste Curriculum mit den drei Kursen zur unfallchirurgisch-orthopädischen Be-gutachtung findet in Duisburg statt. Bis-her sind nachstehende Termine vorgese-hen und auf der Homepage der DGU bzw. DGOOC wie auch der DGOU kommuniziert. Die bisherige Terminplanung gestaltet sich wie folgt:Kurs I: Unfallbegutachtung, 19./20.03.2010, DuisburgKurs II: Begutachtung des Leistungsvermö-gens, voraussichtlich 12./13.11.2010, Duis-burgKurs III: Begutachtung von Berufskrank-heiten, voraussichtlich Januar 2011, Duis-burg

Der Flyer ist bereits in die Homepage der DGU und der DGOOC eingestellt, inklusi-ve der Anmeldungsmodalitäten, der mög-

lichen Hotelunterbringung und der zum Ausgleich der finanziellen Aufwendungen der Veranstalter erforderlichen leichten Er-höhung der Teilnahmegebühr (Frühanmel-der Euro 150,00, Anmeldung vor Ort Euro 200,00). Darin enthalten sind die Kosten für die Handouts zu jedem Vortrag sowie die Druckkosten für die Evaluationsbögen, die Anmeldung von Fortbildungspunkten bei der Ärztekammer und die Verpflegung an zwei Kurstagen.

In Vorbereitung ist ein Gutachtenkurs Kurs  IV, der spezielle und schwierige The-men in der Begutachtung aufgreifen wird. Renommierte Sachverständige werden kon-trovers diskutierte bzw. häufig fehlerhaft beurteilte Problemkreise der Begutachtung von Zusammenhangsfragen für bestimmte Rechtsbereiche beleuchten und die erfor-derlichen Grundlagen sowie die korrekte Nomenklatur darstellen. Der Termin für di-ese zweitägige Veranstaltung wird voraus-sichtlich in die zweite Jahreshälfte 2010 gelegt und über die Homepage der DGU/DGOOC kommuniziert werden. Als Veran-staltungsort ist eine zentrale Region vor-gesehen, die aus der gesamten Bundesre-publik verkehrstechnisch gut erreichbar ist (z. B. Frankfurt/Mainz).

Voraussichtlich am 23. und 24. Juli 2010 wird in Tübingen eine Veranstaltung zur fo-rensischen Begutachtung bei Fragen eines möglichen Behandlungsfehlers stattfinden. Die Programmplanung ist weitgehend ab-geschlossen, die vorgesehenen Referenten werden eine Mischung aus ärztlichen Sachverständigen sowie in der Materie er-fahrenen Juristen (Richter, Anwälte, Kom-missionsleiter von Schlichtungsstellen der Ärztekammern) bilden, insbesondere um zu einem Abbau von Verständnisschwierig-keiten zwischen diesen beiden Berufsgrup-pen im Rahmen entsprechender Verfahren beizutragen. Die genaue Programmge-staltung inklusive der Anmeldungsmoda-litäten wird in den nächsten Wochen auf der Homepage der DGU bzw. der DGOOC erscheinen.

Wie in den beiden vergangenen Jahren be-teiligt sich die Kommission „Gutachten“ maßgeblich am von Prof. Hoffmann und Dr. Eyfferth organisierten Gutachten-Curricu-lum in Frankfurt, welches für den 10. und 11.09.2010 vorgesehen ist. Die Programm-

planung wird in Absprache mit der Kom-mission „Gutachten“ derzeit vorgenommen und in absehbarer Zeit bekannt gemacht werden.

Für den diesjährigen Deutschen Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie hat die Kommission „Gutachten“ eine Sitzung am sogenannten „Speciality Day“ (26.10.2010, Berlin) beantragt, die sich mit aktuellen Themen zur Begutachtung befassen wird. Die seit Jahren etablierten und gut ange-nommenen Kurse zur Begutachtung sollen auch diesjährig in bewährter Form stattfin-den.

Schließlich ist eine gemeinsame Veranstal-tung mit der Arbeitsgemeinschaft „Ver-kehrsrecht“ des Deutschen Anwaltsver-eins vorgesehen, die sich mit dem Thema „Schmerzensgeld“ befassen soll. Herr Prof. Kock wird auf der Basis seiner persönlichen Verbindungen zum Deutschen Anwaltsver-ein mit diesem Kontakt aufnehmen und ei-nen Programmvorschlag erarbeiten.

Anlässlich des Mitgliedertreffens am 30.09.2009 erfolgte durch die Kommission eine Zusammenstellung von Themen, die im Sinne von Empfehlungen zur Begutach-tung in einem weiteren Supplementband der „Mitteilungen und Nachrichten“ pu-bliziert werden könnten. Mehrere dieser Empfehlungen liegen bereits in Form von Manuskripten vor, z. B. zur Begutachtung von Ganglien, ebenso zur Labrumläsion am Schultergelenk und zur Begriffsbestim-mung „Degeneration“. Geplant sind darüber hinaus Empfehlungen zum Thema „Patella-luxation“ sowie die Zusammenstellung ei-ner Checkliste für die Begutachtung der BK 2112 „Gonarthrose“. Schließlich sind die Er-gebnisse einer Arbeitsgruppe zur Überprü-fung der MdE-Tabellen in der Gesetzlichen Unfallversicherung unter Leitung von Herrn Dr. Schürmann zur Veröffentlichung vorge-sehen.

Mittlerweile haben sich die Kommission „Gutachten“ der DGU und die Arbeitsge-meinschaft „Sozialmedizin und Begutach-tungsfragen“ der DGOOC, die aufgrund ih-rer unterschiedlichen Aufgabenstellungen mit der bisherigen Struktur erhalten blei-ben, unter dem Dach der DGOU zu einer gemeinsamen Arbeitsgemeinschaft „So-zial medizin und Begutachtungsfragen“ ge-

Kommission „Gutachten“ K. Weise

DGU Mitteilungen und Nachrichten 61/2010 4747

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gründet, in welcher übergeordnete Aufga-ben wie beispielsweise fachübergreifende gutachtliche Fragestellungen, gemeinsame Medienarbeit zur Qualitätssicherung, der Ausbau der Servicestelle bei Fragen zur Be-gutachtung und vieles andere mehr bear-beitet werden. Leiter dieser Arbeitsgemein-schaft ist Prof. Schiltenwolf, Heidelberg, sein Stellvertreter der Unterzeichnende, nach einer Amtsperiode erfolgt alternie-rend ein Wechsel. Das Organigramm sowie

die Aufgabenzuordnung können der Home-page der DGOU entnommen werden.

Das nächste Treffen der Kommission „Gut-achten“ ist für den 30.04.2010 in Baden-Ba-den geplant, da zu dieser Zeit eine Reihe von Kommissionsmitgliedern ohnehin vor Ort ist. Das zweite Mitgliedertreffen für 2010 wird voraussichtlich wiederum im Rahmen der „Heidelberger Gespräche“ im Patholo-gischen Institut der Universität abgehalten,

der exakte Termin hierfür wird rechtzeitig bekannt gegeben.

Prof. Dr. Kuno WeiseÄrztlicher DirektorBerufsgenossenschaftliche Unfallklinik TübingenSchnarrenbergstr. 9572070 TübingenTel.: 07071/6061001Fax: 07071/6061002E-Mail: [email protected]

„Jeden kann es treffen – Gesichter jenseits der Statistik“ – so der Titel des Buches, welches die Initiatorin Ina Kutscher, ausge-hend von einem eigenen Schicksal, gemein-sam mit der Deutschen Gesellschaft für Un-fallchirurgie realisiert und verlegt hat. Eine gleichnamige erfolgreiche Ausstellung von Ina Kutscher im Jahr 2006, welche Sie ge-meinsam mit der Berliner Polizei umsetzte, ging dieser Publikation voraus. Fotoaus-stellung und Buch sind ein Kaleidoskop au-thentischer Bilder und Einzelschicksale von Unfallopfern, die über ihr Unglück erzählen. Über einen Moment, der alles verändert!

Unfallopfer, Hinterbliebene, Ersthelfer und Unfallverursacher erzählen ihr Erlebtes in eigenen Worten und ihre Portraitfotos ge-

ben den Zahlen und Statistiken Gesichter. In diesem Sammelwerk wurde eine wich-tige Initiative ergriffen, die von der psy-chologisch-emotionalen Seite her einen bedeutsamen Beitrag zur Prävention von schweren Verkehrsunfällen leisten kann. Das Buch spricht durch die wirklichkeits-bezogene Darstellung Menschen direkt an, kann Schülern und Jugendlichen die Au-gen öffnen, die sich und andere z. B. durch Nichtanlegen des Gurtes, durch überhöhte Geschwindigkeit, Alkohol oder Drogen am Steuer in Lebensgefahr begeben. Durch das Miterleben verschiedener Schicksale kann ein Problembewusstsein entstehen, wie es wissenschaftliche Beiträge nie leisten kön-nen. Dabei versucht das Buch jeden, aber auch vor allem all jene anzusprechen, die

glauben, dass es sie oder die Ihren nicht selbst treffen könne. Die DGU hat sich dazu entschieden, dieses Buch ausdrücklich und tatkräftig zu unterstützen, weil sie als Fach-gesellschaft gemeinsam mit ihrer Arbeits-gemeinschaft „Prävention von Unfällen“ eine ihrer vornehmsten Aufgaben darin sieht, Unfälle zu vermeiden.

Jeden kann es treffen!Gesichter jenseits der Statistik

S. Herda, J. Sturm

„Jeden kann es treffen“63 Seiten, 1. Auflage 10/20093.000 ExemplareIna Kutscher mit Unterstützung: H. Zwipp, H. SiebertBestellung unter:[email protected]

DGU Mitteilungen und Nachrichten 61/20104848

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Mit Beginn des Jahres 2010 haben Dr. Da-niel Frank und Prof. Dr. N. Südkamp als Prä-sidenten und Prof. Dr. F. Niethard und Prof. Dr. H. Siebert als Generalsekretäre im soge-nannten Exekutiv-Vorstand der DGOU die Leitung des geschäftsführenden und Ge-samt-Vorstandes übernommen. Im Februar 2010 zählte die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie 7.400 Mit-glieder. Sie ist damit die stärkste Säule im Gebiet Chirurgie. Die Umsetzung der Ziele der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie geschieht vorrangig in den Ausschüssen, Arbeitsgemeinschaften, Kommissionen und Sektionen, die u. a. zum Teil als eingetragene Vereine die verschie-denen Bereiche des Faches Orthopädie und Unfallchirurgie zum Beispiel Grundlagen-forschung, Fuß- und Sprunggelenkchirur-gie, Kinder-Orthopädie innerhalb der DGOU vertreten. Die Sektionen, die bereits in der DGOOC als eingetragene Vereine wie Fuß-chirurgie (DAF) oder Rheumatologie (ARO) etabliert sind, haben die Möglichkeit, zu-sammen mit den entsprechenden Pendants aus der Unfallchirurgie sich als Verein der DGOU einzubringen. Dies geschieht über die außerordentliche Mitgliedschaft des Vereins in der DGOU. Mit dieser Organisa-tionsstruktur wollen wir als DGOU einen besonderen und speziellen Austausch mit diesen Bereichen unseres Faches pflegen und deren spezielle Expertise in die Erar-beitung von Leitlinien, Kursen und weiteren fachspezifischen Aufgaben unserer Gesell-schaft nutzen. Die DGOU versteht sich als Klammer und Interessenvertretung um nach außen gemeinsam und mit einer Stim-me aufzutreten. So haben bereits im letzten Jahr die Arbeitsgemeinschaft für Arthrosko-pie – AGA – und die Arbeitsgemeinschaft für Endoprothetik – A – ihre Mitarbeit als außerordentliche Mitglieder in unserer Ge-sellschaft erklärt. Die Deutsche Wirbelsäu-lengesellschaft konnte sich dafür nicht ent-scheiden, sucht eine enge Kooperation mit uns, hat diese jedoch bislang nicht definiert. Als erste Sektion der DGOU wurde die Sek-tion Rehabilitation und physikalische Thera-pie als Zusammenschluss der bestehenden Sektionen aus DGOOC und DGU ebenfalls im Herbst 2009 vom geschäftsführenden Vorstand unter Leitung von H. Kladny, Vol-ker Bühren und K. Bork konstituiert. Die Ar-

beitsgemeinschaften unserer Gesellschaft wie Sporttraumatologie, Fußchirurgie und rechnergestützes Operieren haben sich mit den entsprechenden Sektion oder Arbeits-gemeinschaften der DGOOC zu Arbeitsge-meinschaften oder einer Sektion der DGOU zusammengefunden. Die Erfahrungen mit diesen neuen Strukturen werden maßgeb-lich das Tempo der weiteren Übernahme von Verantwortlichkeiten aus den Fachge-sellschaften in die DGOU bestimmen und damit zu einer Verschlankung der Gremien der DGOU beitragen.

Auch der BVOU unter seinem neuen Vor-stand und Vorsitzenden Helmut Mälzer – siehe hierzu den Artikel „Der neue BVOU-Vorstand stellt sich vor“ – hat sich bereits sehr aktiv und konstruktiv in Arbeitsgrup-pen und Kommissionen wie z. B. der ge-meinsamen Weiterbildungskommission der DGCH eingebracht. Auch auf Grund wei-terer Erfahrungen im praktischen Zusam-menarbeiten werden sich Angleichungen und Änderungen bestehender Verbands-strukturen ergeben. Diese Vorgehensweise ist aus unserer Sicht geeignet, die Notwen-digkeiten zu Veränderungen bestehender Strukturen der DGOU aufzuzeigen.

2 Jahre nach Gründung der DGOU und 6 Jahre nach der Bildung des gemeinsamen Facharztes Orthopädie und Unfallchirurgie findet eine kritische „Bestandsaufnahme“ bei einer gemeinsamen Klausur in Potsdam Mitte Mai statt, um Weichen für eine Op-timierung der Organisation der Verbandsar-beit, der Kommunikation, aber auch der Zu-sammenarbeit in Praxis und Klinik zu stel-len. Dabei sollen vor allem die Betroffenen zu Wort kommen.

Der geschäftsführende Vorstand hat der Er-richtung eines „Institutes Orthopädie und Unfallchirurgie der DGOU“ zugestimmt, analog zum methodischen Beratungszen-trum der DGU. Es soll konkrete Hilfestellung für eine erfolgreiche Antragstellung für Stu-dien zur Versorgungsforschung geben und zwar vor Antragstellung zur Erlangung von Fördergeldern. Vorstand und Ausschüsse sollen bei der Recherche und Erarbeitung von Stellungnahmen zu Versorgungs- und fachpolitischen Fragen unterstützt wer-

den und es soll bei der Erarbeitung von qualitätss ichernden Maßnahmen die dazu notwendige wissenschaftliche Basisarbeit übernommen werden, finanziert von der DGOU. Dirk Stengel, Berlin, und Stephan Kirschner, Dresden, sind gebeten, dieses In-stitut zu leiten.

Ebenfalls wurde vom geschäftsführenden Vorstand die Einrichtung eines Fellowships Orthopädie und Unfallchirurgie der DGOU für jüngere, klinisch tätige Kollegen aus den osteuropäischen Ländern beschlossen, um diesen eine Hospitation in deutschen Kli-niken für 3 bis 4 Wochen zu ermöglichen. Wir wollen damit gerade leistungsschwä-cheren, aber hoch motivierten Kliniken konkrete Unterstützung anbieten. Jeweils 2 Stipendien sollen pro Jahr mit einem Auf-wand von 2.000 bis 3.000 € ausgeschrieben werden, wobei die europäischen Gesell-schaften-EFORT und ESTES- als Plattform für diese Ausschreibung vorgesehen sind.

Bereits im letzten Jahr wurde die mehrstu-fige Kampagne zur Bekanntmachung des Faches Orthopädie und Unfallchirurgie mit der Gestaltung einer Informationsbroschü-re für Studierende und Kolleginnen und Kol-legen in Weiterbildung für das Fach Ortho-pädie und Unfallchirurgie in Gang gesetzt. In einem weiteren Schritt werden in diesem Jahr entsprechende Informationen für Pa-tientinnen und Patienten erarbeitet und für deren Verbreitung als Broschüre oder in elektronischer Form in geeigneter Form er-stellt. Auch die weitere Ausgestaltung der Homepage DGOU soll in diesem Jahr bis zum DKOU abgeschlossen sein.

Aktuelles um die Facharzt-Weiterbildung

Forschungszeiten während der FA WB kön-nen entsprechend einer Aussage der BÄK zur WB Zeit angerechnet werden, die Erfül-lung der Inhalte und das Zeugnis des Wei-terbildungsbefugten ist ausschlaggebend für die Zulassung zur Prüfung! Anerkannt wird auch die Ableistung der 6-monatigen Tätigkeit auf einer Intensivstation nach den 2 Jahren des common trunk innerhalb der folgenden 4 Jahre.

Bericht aus dem geschäftsführenden Vorstand DGOUH. Siebert

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Beiträge zur Änderung der Musterweiter-bildungsordnung wurden durch die ge-meinsame Kommission der DGCH und der Berufsverbände für den Deutschen Ärztetag bei der Bundesärztekammer eingebracht. Es scheint völlig offen zu sein, ob und in wel-cher Form diese Anträge überhaupt auf dem Deutschen Ärztetag behandelt werden. An-lässlich des sehr gut besuchten 2. Weiter-bildungsforums der DGOU am 3.03.2010 in Berlin wurden im Kreis der kammeraktiven Mitglieder aus Orthopädie und Unfallchi-rurgie die Umsetzung der bestehenden Weiterbildungsordnung, aber auch wich-tige weiterführende Anträge ausgiebig er-örtert. Auch bei dieser Veranstaltung wurde von Seiten der DGOU dafür geworben, end-lich eine Harmonisierung zur Umsetzung der Weiterbildung und der Befugnisertei-lung vorzunehmen. Unsere in Kammern aktiven Mitglieder appellierten dabei, dass auch ihnen im Augenblick die Hände ge-bunden sind, da häufig die Interessen ande-rer Gruppierungen mehr Berücksichtigung aufgrund der in den Kammern bestehenden Mehrheitsverhältnisse finden. Nur wenn sich mehr Orthopäden und Unfallchirurgen der beschwerlichen „Ochsentour“ einer ak-tiven Kammerarbeit unterziehen, können unsere Vorstellungen umgesetzt werden, so Rüdiger Smektala als einer der Aktiven im Kammerbezirk Westfalen-Lippe und Mitglied der ständigen Kommission Weiter-bildung der Bundesärztekammer. Kollegen aus den einzelnen Landesärztekammern haben die bestehenden, leider oft äußerst verschiedenen Lösungen zur Erlangung der Zusatzqualifikation fachgebundenes Rönt-gen und der Weiterbildungsbefugnis für di-

ese Qualifikation dargelegt. Oberärzte und Leiter von Abteilungen sollten dringend ihre Qualifikation durch entsprechende Anträge erneuern bzw. Regelungen mit ihren radio-logischen Kollegen vor Ort treffen, um die-sen für die Niederlassung besonders wert-vollen und wichtigen Bereich fachärztlicher Tätigkeit ihren Weiterbildungsassistenten anbieten zu können. Vertiefende Informa-tionen zu diesem komplexen Thema geben Ihnen die Vertreter unseres Ausschusses niedergelassen Vertragsärzte.

Wichtig ist, zu versuchen, bestehende Wei-terbildungsbefugnisse – alter Tatbestand – auf Anfrage zu erneuern, wenn Fach- und Sachkunde entsprechend den gesetzlichen Vorschriften aktualisiert wurden; oder vor Ort zusammen mit dem Verantwort-lichen des Röntgen-Institutes praktikable Lösungen für die Weiterzubildenden ent-sprechend den jeweiligen Kammerbestim-mungen zu finden. Unabhängig davon ist bei der Bundesärztekammer ein Antrag von uns eingereicht worden, die Bildgebende Diagnostik erneut zum Bestandteil des Facharztes zu machen. Die von Mitgliedern des Bildungsausschusses der damaligen Union Orthopädie und Unfallchirurgie er-stellten Kriterien zur Befugniserteilung im Fach Orthopädie und Unfallchirurgie schei-nen tatsächlich doch zu einem größeren Anteil als ursprünglich vermutet bei der Erteilung einer Weiterbildungsbefugnis von den Gutachtern – unseren Kolleginnen und Kollegen – herangezogen zu werden.

Der Verlauf des Deutschen Ärztetages im Mai in Dresden wird zeigen, inwieweit die

verfasste Ärzteschaft in der Lage ist, aktuell und zeitnah die formalen Voraussetzungen zu einer zeitgemäßen, praktikablen und zu-kunftsfähigen Weiterbildung zu gestalten. Wir werden die Delegierten des Deutschen Ärztetages rechtzeitig vor Beginn über unsere Anträge informieren, mit der Bit-te, diese zu unterstützen. Wir werden uns ebenso darauf vorbereiten, die derzeitige Arbeitsweise und die Verfahrensordnungen zur Gestaltung der Weiterbildungsordnung für Ärzte kritisch in der entsprechenden Öffentlichkeit darzustellen, mit dem Ziel, die Kleinstaaterei, die damit verbundene Chancenungleichheit und die gefühlte Will-kür einzelner Kammern darzustellen und Vorschläge einer zeitgerechten Verfahrens-ordnung vorzustellen. Es kann nicht sein, dass gravierende Unterschiede in der Be-fugniserteilung oder in der Auslegung der Musterweiterbildungsordnung bestehen und davon abhängig sind, ob der Betroffene links- oder rechtsrheinisch in NRW arbeitet. Gleichzeitig werden aber alle möglichen, die Weiterbildungen betreffenden Ordnungen auf europäischer Ebene harmonisiert.

Dennoch trotz aller Kritik und das muss einmal auch geschrieben werden: Allen Kolleginnen und Kollegen, die sich in ihrer Freizeit ehrenamtlich der Umsetzung und Gestaltung der Weiterbildung in ihren Kam-mern mit viel Engagement widmen, ge-bührt unser herzlicher Dank und unsere An-erkennung für diese häufig übersehene, mit gewisser Häme bedachte Arbeit im Stillen.

H. Siebert

DGU Mitteilungen und Nachrichten 61/20105050

DG

OU

Im Rahmen des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) fand am 23. Oktober 2009 von 12.45 Uhr bis 14.15 Uhr in Saal 3 der Messe/ICC Berlin die Mitgliederversammlung der Deutschen Ge-sellschaft für Orthopädie und Unfallchirur-gie (DGOU) statt. Zu der Versammlung war fristgerecht und unter Angabe der Tagesord-nung mit dem Schreiben an die Mitglieder der Deutschen Gesellschaft für Unfallchi-rurgie (DGU) vom 5.9.2009 und mit der Ver-öffentlichung der Einladung in dem Organ der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), den „Orthopädie-Mitteilungen“ Nr. 4/2009 (Auslieferungsdatum: 20.8.2009), eingela-den worden. Es nahmen 177 Mitglieder an der Versammlung teil.

Der Präsident, Prof. Dr. med. Hans Zwipp (Dresden), begrüßte, auch im Namen des Vorstandes, die Teilnehmer und eröffnete die Sitzung. Zu der Tagesordnung wurden keine Änderungswünsche geäußert. Sie wurde genehmigt.

Es folgte der gemeinsame Bericht des Prä-sidenten und des Stellvertretenden Präsi-denten Professor Dr. Klaus-Peter Günther (Dresden) über ihre Aktivitäten seit Anfang des Jahres und über den DKOU 2009.

Unter Top 3 berichtete der Generalsekretär Prof. Dr. Hartmut R. Siebert (Schwäbisch Hall) über die Entwicklung und die Aktivi-täten der Gesellschaft.

Die vorgeschlagenen Satzungsänderungen wurden kurz unter Hinweis auf die entspre-chende Information, die der Einladung bei-lag, vorgestellt und mit den entsprechenden Vorgaben des Bundesfinanzministeriums begründet. Über die beiden Änderungen,

– Einfügung des Satzes unter § 8 Abs. 16 „Die Mitglieder des Geschäftsführenden Vorstandes können eine pauschale Auf-wandsentschädigung erhalten“ und

– Einfügung des Satzes unter § 9 Abs. 8 „Die Mitglieder des Gesamtvorstandes können eine pauschale Aufwandsent-schädigung erhalten“,

wurde summarisch abgestimmt. Mit 145 Ja-Stimmen, 7 Nein-Stimmen und 5 Enthal-tungen beschloss die Mitgliederversamm-lung die Änderungen der Satzung.

Der Schatzmeister Professor Dr. Wolfgang Pförringer (München) stellte kurz die fi-nanzielle Entwicklung der DGOU seit ihrer Gründung am 8.7.2008 bis zum 31.12.2008 dar. Da die DGOU in diesem Zeitraum über kein Geld verfügte und die beiden Grün-dungsgesellschaften, Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirur-gie (DGOOC) und Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), hälftig alle Ausgaben übernahmen, war weder ein Kassenbericht noch eine Kassenprüfung nötig.

Professor Dr. Norbert P. Haas (Berlin) stellte daraufhin den Antrag, dass die Mitglieder-versammlung dem Geschäftsführenden Vorstand die Entlastung erteilen möge. Bis auf die Enthaltungen der anwesenden Mit-glieder des Vorstandes erfolgte die Entla-stung einstimmig.

Zum Präsidenten des Jahres 2010 wurde wie vorgeschlagen Dr. Daniel Frank (Lever-kusen) gewählt. Er erhielt 115 Ja-Stimmen, 17 Mitglieder stimmten gegen ihn und 21 enthielten sich. Er nahm die Wahl an und dankte der Mitgliederversammlung für die Wahl zum Präsidenten.

Zum Stellvertretenden Präsidenten wurde Professor Dr. Norbert P. Südkamp (Freiburg) mit 124 Ja-, 14 Nein-Stimmen sowie 15 Ent-haltungen gewählt. Er nahm die Wahl an und dankte für das Vertrauen.

Es folgten die Wahlen zum Nichtständigen Beirat der DGOU. Da die Mitgliederver-sammlung auf Benennung zusätzlicher Kandidaten verzichtete, kamen die sechs vom Geschäftsführenden Vorstand vorge-schlagenen Kandidaten zum Aufruf. Nach persönlicher Vorstellung wurde über jeden der Kandidaten abgestimmt. Die Wahl hat-te folgendes Ergebnis ( Tab. 1).

Die Kassenprüfer, Dr. Frithjof Süssenbach (Düsseldorf), und Dr. Peter Hertel (Berlin), wurden bei zwei Enthaltungen einstimmig gewählt. Der anwesende Dr. Süssenbach nahm die Wahl an. Von Prof. Hertel lag dem Generalsekretär eine schriftliche Zusage im Falle seiner Wahl vor.

Der Präsident dankte den Anwesenden für ihre Teilnahme an der Versammlung sowie den Mitgliedern des Vorstandes für ihre Un-terstützung und insbesondere seinem Ko-Präsidenten Professor Günther.

Er schloss die Sitzung um 14.15 Uhr.

gez. H. Zwipp

Prof. Dr. med. Hans ZwippPräsident der DGU

gez. H. R. Sibert

Prof. Dr. med. Hartmut R. SiebertGeneralsekretär der DGU

Bericht über die Mitglieder- versammlung der DGOU23.10.2009

H. Zwipp, H. R. Siebert

Bail Frosch Haas Ohnsorge Stöckle Wirtz

Ja 117 113 94 113 112 120

Nein 14 16 23 25 22 12

Enthaltung 18 20 34 11 19 18

Tab. 1 Alle sechs Kandidaten waren damit gewählt und nahmen die Wahl an.

DGU Mitteilungen und Nachrichten 61/2010 5151

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OUPräsident

Helmut Mälzer Bisherige Funktionen: Landesvorsitzender von Berlin des BVOU; Ärztekammer Berlin: Mitglied der Dele-giertenversammlung, Haushaltsausschuss, vereinzelt Delegierter beim Deutschen Ärztetag; Kassenärztliche Vereinigung Berlin, Mitglied der Vertreterversammlung, Haushaltsausschuss, Honorarverteilungs-ausschuss (Vorsitz), QS-Ausschuss für Akup. (Vorsitz); Kassenärztliche Bundesvereini-gung, Mitglied der Vertreterversammlung, Delegation in den UA VL des Gemeinsamen Bundesausschusses; Berliner Ärzteversor-gung, Mitglied im Verwaltungsausschuss; Mediverbund Berlin, Gründungsmitglied auch im Vorstand; Hartmannbund Berlin Delegiertenversammlung

Gegenwärtige Tätigkeit:niedergelassener Arzt in Gemeinschaftspra-xis/MVZ/PG fachübergreifend

Vizepräsident Dr. med. Andreas Gassen

Bisherige Funktionen: Mitglied des Gesamtvorstandes, Landes-vorsitzender Nordrhein-Westfalen und Bezirksvorsitzender Düsseldorf des BVOU, Mitglied des Gesamtvorstandes des DFV, Mitglied der Vertreterversammlung der KV Nordrhein, Mitglied des beratenden Fach-ausschusses der KV Nordrhein, Mitglied des Forums Gesundheitspolitik der FDP, In-structor der AGA, Mitglied des International Sports, Medicine Committee der ISAKOS,Gegenwärtige Tätigkeit:niedergelassener Arzt in Düsseldorf, Beleg-arzt

VizepräsidentProf. Dr. Karsten Dreinhöfer

Bisherige Funktionen: Vorstandsmitglied BVOU seit 2005, Schrift-leiter Orthopädie Mitteilungen, Kongress-sekretär BVOU des DKOU, Mitglied des Vorstandes der European Federation of National Associations of Orthopaedics and Traumatology (EFORT), Chairman Health Service Research Committee (EFORT), Direc-tor of Development Bone and Joint Decade

International, Sekretär des Deutschen Netz-werkes der Bone and Joint Decade, Leiter des Arbeitskreises Versorgungsforschung der DGOOC und des Instituts für Versor-gungsforschung in der Orthopädie(IVO), Mitglied der Leitlinienkommission und De-legierter des DVO bei der International Os-teoporosis Foundation (IOF), Vorsitzender Invest in your Bone Campaign Deutschland der IOF, Mitglied des European Union Oste-oporosis Consultation Panel.Gegenwärtige Tätigkeit:Chefarzt Orthopädie und Unfallchirurgie, Medical Park Berlin Humboldtmühle; Leiter der Abteilung für Muskuloskelettale Prä-vention, Rehabilitation und Versorgungs-forschung; Centrum für muskuloskelettale Chirurgie (CMSC); Centrum für Sportwis-senschaften und Sportmedizin (CSSB); Cha-rité Universitätsmedizin Berlin

SchatzmeisterDr. med. Peter Heppt

Bisherige Funktionen: Vorstandsmitglied BVOU seit 2001, 1.  Schatzmeister BVOU seit 2005; Mitglied Vorstand ADO seit 2005; Leiter BVOU Ar-beitskreis Operateure seit 2001; Mitglied der Arbeitsgruppe Versorgungsstrukturen von DGOOC, DGU und DGOU seit 2007; Mitglied des Rheumazentrums Erlangen; Sprecher der KV-Notfalldienstgemeinschaft „Traumatologie“ in ErlangenGegenwärtige Tätigkeit:niedergelassen in Gemeinschaftspraxis seit 1993, Belegarzt Krankenhaus Martha-Maria in Nürnberg, Konsiliararzt Waldkranken-haus Erlangen

Der neue Vorstand stellt sich vorMitgliederversammlung des BVOU am 23.10.2009

Anläßlich der MGV des Berufsverbandes der Fachärzte Orthopädie und Unfallchirurgie beim DKOU 2009 in Berlin wurde ein neuer Vorstand gewählt, den wir ihnen im folgendem Artikel vorstellen wollen. Wir danken dem Thieme Verlag und H. Maelzer für die Genehmigung zur Wieder-gabe. H. Siebert

DGU Mitteilungen und Nachrichten 61/20105252

DG

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VorstandsmitgliedDipl.-Med. Frank-Ullrich Schulz

Bisherige Funktionen: 2. Schatzmeister des BVOU seit 2005; Ärz-tekammer Brandenburg: Mitglied der Dele-giertenversammlung, Weiterbildungsaus-schuss (Mitglied), Delegierter zum Ärztetag in Dresden; Kassenärztliche Vereinigung Brandenburg: Mitglied der Vertreterver-sammlung, Beratender Fachausschuss für die fachärztliche Versorgung (Vorsitzender), Abrechnungsausschuss für den fachärzt-lichen Versorgungsbereich (Vorsitzender), Qualitätssicherungskommission Akupunk-tur (Vorsitzender)Gegenwärtige Tätigkeit:In Einzelpraxis niedergelassener konserva-tiver Orthopäde in Brandenburg an der Ha-vel. Zusatzbezeichnungen: Chirotherapie, Sportarzt, Akupunktur, Sonographie

VorstandsmitgliedDr. Helmut Weinhart

Bisherige Funktionen: Bezirksvorsitzender Oberbayern des BVOU, beratendes Mitglied in der Vorstandskom-mission ambulantes Operieren Dreiseitige Verträge KV Bayern, stellv. Landesvorsit-zender des Landesverband für Ambulantes Operieren Bayern e. V., Vorstandsmitglied Kreisverband Starnberg, Vorstandsmitglied Gesundheitsnetz STA-WORGegenwärtige Tätigkeit:niedergelassener Facharzt, Leiter des MVZ, Konsiliararzt

VorstandsmitgliedProf. Dr. Karl-Dieter Heller

Bisherige Funktionen: Vorstandsmitglied VLO, Vorstandsmitglied VLOU, Vorsitzender VLOU Niedersachsen, Tätigkeit im gemeinsamen Bundesaus-schuss (Unterausschüsse, Arbeitsgruppen), Beratender Arzt der DKG (multiple Funk-tionen), Mitglied GOÄ Kommission VLO/ BVOU, Mitglied des DGOU-Arbeitsgemein-schaft Versorgungsstrukturen, GOÄ-Kom-mission Ärztekammer Niedersachsen, Mit-glied Zulassungsausschuss KV Niedersach-sen BZ Braunschweig Gegenwärtige Tätigkeit:Chefarzt Orthopädische Klinik Braun-schweig des Herzogin Elisabeth Hospitals

Generalsekretär der DGOOC /Generalsekretär der DGOUUniv. Prof. Dr. Fritz Uwe Niethard

Bisherige Funktionen: Vorstandsmitglied BVOU, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), Ge-neralsekretär der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU), Vorstandsmitglied der Deutschen Gesell-schaft für Chirurgie (DGCH), Vorstandsmit-glied und Sprecher des Ärztlichen Kuratori-ums des Zentralverbandes Deutscher Kran-kengymnasten/Physiotherapeuten (ZVK), Vorstandsmitglied in der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), Vor-sitzender der Otto-Bock-StiftungGegenwärtige Tätigkeit:Direktor der Klinik für Orthopädie und Un-fallchirurgie, Schwerpunkt Orthopädie, Uni-versitätsklinikum der RWTH Aachen

DGU Mitteilungen und Nachrichten 61/2010 5353

DG

OU

Die DGOU wird auch in diesem Jahr die sehr erfolgreichen Programme zur Nachwuchs-gewinnung in Form einer Summer-School, dieses Jahr in Homburg, vom 30.09.2010 bis 2.10.2010 für 30 Studierende, sowie den Studierendentag anlässlich des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirur-gie durchführen. Beide Projekte waren 2009 äußerst erfolgreich, sowohl was die Zahl der Bewerber um diese Plätze wie auch die Äußerung der teilnehmenden Studierenden

betrifft. Um die Nachhaltigkeit der Nach-wuchsgewinnung zu unterstützen, wurde das Programm Patenschaft Orthopädie und Unfallchirurgie Vorort an den Hochschulen bei den Ordinarien des Faches eingerichtet. Diese Patenschaften als Begleitung der Stu-dierenden, bereits an vielen Hochschulorten umgesetzt, soll den Studierenden die Mög-lichkeit geben, das Fach Orthopädie und Un-fallchirurgie konkret zu erleben, um manche dauerhaft an unser Fach zu binden.

Um bereits an den weiterbildenden Schulen für unser Fach zu werben, hat der Grundsatz-ausschuss unserer Gesellschaft unter Feder-führung von Julia Seifert einen Arbeitskreis eingerichtet, der konkrete Unterlagen und Materialien erarbeitet, um an den Schulen im Rahmen der Berufswahlveranstaltungen aktiv unser Fach vorzustellen. Diese können sie dann über die Geschäftstellen erhalten.

H. Siebert

Nachwuchsgewinnung und -Förderung – eine Kernaufgabe unserer GesellschaftH. Siebert

Die chirurgischen Fächer sind auf der Wunschliste der Absolventen der Human-medizin nach hinten gerückt. Ein „spür-barer“ Nachwuchsmangel existiert bereits in vielen chirurgischen Kliniken. Offene Stellen können häufig nicht besetzt werden. Bei der Einstellung neuer Mitarbeiter ist in vielen Kliniken ein Paradigmenwechsel ein-getreten. Konnten vor Jahren die Kliniken ihre Mitarbeiter noch aus einem großen Bewerberpool auswählen, werden heute die Kliniken von den Bewerbern ausgewählt. Die Gründe für die rückläufigen Bewerber-zahlen von Berufseinsteigern in die Chirur-gischen Fächer sind vielfältig. Es können je-doch drei wesentliche Hauptfaktoren iden-tifiziert werden:

■■ Hoher Frauenanteil der Studierenden■■ Wertewandel in der neuen Ärztegenera-tion■■ Attraktivitätsverlust chirurgischer Fächer während der studentischen Ausbildung

Hoher Frauenanteil der Studierenden

Der Frauenteil Studierender im Fach Hu-manmedizin für das Wintersemester 2008/2009 betrug nach den Angaben des Statistischen Bundesamtes, Fachabteilung Hochschulstatistik für das Land Baden-Württemberg beispielsweise 60 %, anderen orts bis zu 70 %, bundesweit liegt der Frau-enanteil bei 63,1 %. Die Tendenz ist weiter steigend, so dass von einer Feminisierung der Medizin gesprochen werden kann. Da-her besteht die Notwendigkeit, dem hohen Frauenanteil im Medizinstudium Rechnung zu tragen und die Chirurgischen Fächer auch für junge Ärztinnen attraktiv zu ge-stalten. Für die jungen Kolleginnen besteht häufig eine enge Verknüpfung zwischen Weiterbildung und Kinderbetreuung. Nach einer Umfrage des Deutschen Ärztinnen-bundes kritisieren befragte Studentinnen in der Chirurgie familienfeindliche Strukturen (A. Bühren – Ärztin. 1-März 2008 – S. 6 – 7). Hauptkritikpunkt war die Unvereinbarkeit des Berufswunsches Chirurgie mit der Auf-

gabe der Kinderbetreuung, bedingt durch fehlende Betreuungsangebote der Kliniken.Als eine wesentliche Maßnahme zur Stei-gerung der Attraktivität der chirurgischen Kliniken ist die Bereitstellung von Kinder-betreuungsangeboten anzusehen. Nach einer Kosten-Nutzen-Anlayse der Prognos AG im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sind familienfördernde Maßnahmen, wie die Einrichtung einer Kindertagesstätte kos-teneffektiv. Die Kosten-Nutzen-Effektivität ist u. a. begründet durch eine Reduktion von Personal-Vertretungskosten auf Grund einer Verkürzung der Rückkehrzeit nach El-ternzeit. Da Elternteile bei bestehendem Kinderbetreuungsangebot häufiger wieder an ihren Arbeitsplatz zurückkehren, ver-ringert sich zudem die Notwendigkeit von Stellenneubesetzungen; hieraus ergibt sich die Reduktion von Wiederbesetzungs- und Einarbeitungskosten.

Durch herablassendes oder auch übertrie-ben freundliches Verhalten der männlichen Kollegen fühlten sich 65 % der befragten

Nachwuchsmangel in der Chirurgie – Was tun?Bericht eines Oberarztes in nicht selbstständiger Stellung einer Universitätsklinik

D. Albrecht

DGU Mitteilungen und Nachrichten 61/20105454

DG

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Studentinnen als Frau diskriminiert. Als Kernaussage der Umfrage ist festzustellen, dass vor Ableistung des PJ 42 % der Studen-tinnen das Fach Chirurgie wählen wollten, nach Beendigung der 3 Monate nur noch 34 %. Ein typisches Zitat: „In meiner ersten Famulatur an einem kleinen Krankenhaus war ich Feuer und Flamme für die Chirurgie und würde heute wahrscheinlich Chirurgin werden wollen, wenn ich nicht auf Grund weniger schöner Erfahrungen an der Uni-klinik ernüchtert worden wäre.“ Zur Unter-stützung von Frauen mit Affinität zur Chi-rurgie gehört auch die Akzeptanz der Tatsa-che, dass, bezogen auf die Lebensarbeitszeit von 2 männlichen Mitarbeitern auf Grund von Schwangerschaft, Mutterschutz und El-ternzeit, 3 weibliche Mitarbeiter notwendig sind.

Frauen sehen sich häufig mit dem Vorurteil konfrontiert, sie könnten die Chirurgie nicht genauso gut ausüben wie Männer. Frauen werden in ihrem Wunsch, Chirurgin zu wer-den, durch männliche Kollegen eher nicht bestärkt, sondern ihnen wird vermittelt, dass sie dazu zu „schwach“ seien und ein alternatives Fach wählen sollten (A. Bühren – Ärztin. 1. März 2008 – S. 6 – 7).

Wertewandel in der jungen Ärztegeneration

In unserer Gesellschaft zeigt sich ein Wan-del der Wertvorstellungen. Auch die Chirur-gie ist von dieser Entwicklung nicht ausge-nommen und es stellt sich die Frage, welche Wertevorstellungen in der Generation des Chirurgischen Nachwuchses vorherrschen?

Sozialwissenschaftlichen Untersuchungen zufolge sind verschiedene Wertetypen voneinander abzugrenzen. Unter den Stu-dierenden ist der sogenannte Typ des non-konformen Idealisten häufig vertreten. Dieser Typus zeichnet sich durch einen stark ausgeprägten Entfaltungswert, begrenzte Pflicht- und Akzeptanzwerte sowie eine hohe Engagementbereitschaft aus. Bezo-gen auf die Chirurgie ist davon auszugehen, dass diese Bewerber für ihre Ausbildung klare Strukturen aufgezeigt bekommen wollen und Wert auf die Festlegung mit-tel- und langfristiger Ziele Wert legen. Sol-che Ausbildungsassistenten werden auf Einhaltung der gemeinsam vereinbarten Ziele bestehen und diese auch einfordern. Kommt die Klinik diesen Ansprüchen nicht nach und werden die Ziele nicht eingehal-ten, ist die Motivation zur Umorientierung des Mitarbeiters hoch, denn die persönliche Zielerreichung steht für die neuen Mitarbei-ter im Vordergrund. Folglich machen diese

geänderten Wertevorstellungen ein ent-sprechendes Führungsmanagement not-wendig. Hierbei geht es darum, die vorhan-dene, hohe Engagementbereitschaft des Mitarbeiters zu verstärken, so dass sowohl der Mitarbeiter als auch die Klinik einen ge-genseitigen Nutzen erfahren.

Die Chirurgie wird bereits im Studium als wenig attraktiv empfunden

Das Bild der Chirurgie prägt sich für die Stu-dierenden bereits in einem frühen Stadi-um ihrer studentischen Ausbildung. Leider entwickelt sich häufig ein negatives Bild, welches die Studierenden das Fach als we-nig attraktiv empfinden lässt. Als Gründe hierfür sind aufzuführen, dass der Unter-richt oft unter Zeitdruck von noch unerfah-renen Dozenten ohne entsprechende Lehr-ausbildung durchgeführt wird.

Eine strukturierte Lehre, welche die Vermitt-lung praktischer Fertigkeiten in den Mittel-punkt stellt, trägt dazu bei, die Chirurgie als ein modernes und zukunftsorientiertes Fach zu präsentieren.

Um eine Verbesserung der Lehre in der Or-thopädie und Unfallchirurgie zu erreichen, erfolgte Mitte des Jahres 2009 die Grün-dung der Arbeitsgemeinschaft Lehre der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie. Die Arbeitsgemein-schaft hat sich zur Aufgabe gestellt, Emp-fehlungen zur Ausbildung von Dozenten, zu einer praktisch orientierten Lehre sowie zur strukturierten Ausbildung im Praktischen Jahr zu erarbeiten.

Um die Neigung Studierender für das Fach Chirurgie weiter zu fördern, fand auf Initia-tive von Herrn Prof. Dr. B. Brücher vom 27.07. bis zum 7.08.2009 in Tübingen die II.  Bill-roth-Akademie statt. Der Erfolg der Veran-staltung drückt sich dadurch aus, dass im Jahr 2008 20 Teilnehmer von 50 Bewerbern teilnehmen konnten. Im Jahr 2009 lagen be-reits 140 Bewerbungen vor, aus welchen 30 Studierende eine Zusage zur Teilnahme be-kommen konnten. Ein persönliches Engage-ment erfolgte in der Planung, Organisation und Durchführung des Unfallchirurgischen Teils der Billroth-Akademie. Themen waren dabei: Hygiene im OP, Osteosynthese, Po-lytrauma, Biomechanik. Hauptaugenmerk lag dabei auf der Vermittlung praktischer Fertigkeiten.

Als Erfolg für die „Neigungsförderung“ ist die Einrichtung des Studierenden-Tages der DGOU während des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie in Berlin

zu werten. 150 Studierende wurden zum Kongress eingeladen und in Kleingruppen während des Tages von erfahrenden Ortho-päden und Unfallchirurgen betreut. Dabei entwickelten sich Gespräche und Diskussi-onen über Ausbildungs- und Berufsperspek-tiven in der Chirurgie. Für die beteiligten Studierenden sind Patenschaften der Or-dinarien an den Universitäten eingerichtet worden um die persönliche Förderung zu gewährleisten.

Für beide genannten Aktivitäten konnten aus Kapazitätsgründen nicht alle Bewerbe-rinnen und Bewerber berücksichtigt wer-den. Hieraus lässt sich ablesen, dass diese und ähnliche Angebote von Studierenden angenommen werden und eine Möglichkeit darstellen, für die chirurgischen Fächer Inte-resse zu wecken.

Allerdings besteht die Notwendigkeit, in dieser Hinsicht weitere Anstrengungen zu unternehmen, insbesondere die chirur-gische Lehre weiter zu verbessern. Hierfür sollte der Kongress der Deutschen Ge-sellschaft für Chirurgie 2010 in Berlin ein Diskussionsforum unter Beteiligung der Lehrbeauftragten der chirurgischen Fächer zum Erfahrungsaustausch anbieten. In die-sem Rahmen könnte eine Arbeitsplattform „Gute chirurgische Lehre“ mit dem Ziel in-itiiert werden, allgemeine Hinweise und Ratschläge zu erarbeiten, um diese dann an die einzelnen Lehrbeauftragten weiter zu geben.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass für die Chirurgischen Fächer ein Be-werbermangel existiert, so dass Maßnah-men zur Neigungsförderung dringend not-wendig sind. Dabei erscheinen 3 Arbeits-felder wesentlich:– Einrichtung familienfreundlicher Struk-

turen an den Kliniken, um für junge Ärz-tinnen die chirurgischen Fächer attraktiv zu gestalten.

– Berücksichtigung des Wertewandels in der neuen Ärztegeneration und Ent-wicklung entsprechender Strukturen zur Personalentwicklung/-führung.

– Verbesserung der Chirurgischen Lehre, um die Attraktivität der Chirurgischen Fächer transparent zu vermitteln.

Dr. Dirk AlbrechtBerufsgenossenschaftliche Unfallklinik TübingenKlinik für Unfallchirurgie der Eberhard Karls-Universität TübingenSchnarrenbergstr. 9572076 Tübingen

DGU Mitteilungen und Nachrichten 61/2010 5555

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Männerdomäne, Ellenbogengesellschaft, Kno chenjob, familienfeindlich. Es ist häufig die ses Bild, das von der Fächergemeinschaft Ortho pädie/Unfallchirurgie gezeichnet wird. Attribute, die in Zeiten des Ärztemangels die Rekrutierung von Nachwuchs nicht im-mer einfach gestalten.

Die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) hat in diesem Jahr unter Federführung der Incoming Pre-sidents Prof. Südkamp (Freiburg) und Dr. Frank (Leverkusen) erstmals eine Summer School für ambitionierte Studenten orga-nisiert. 13 Funktionäre der DGOU und des Jungen Forums betreuten 20 Studierende. Es waren 10 Studentinnen und 10 Stu-denten. Angesichts der Tatsache, dass sich keine Frau im geschäftsführenden Vorstand der DGOU, noch im Kreise der Referenten finden lässt, eine beachtliche Weitsichtig-keit. „Der technische Fortschritt hat die Unfallchirurgie leichter gemacht …“ betonte Prof. Zwipp (Dresden) – Präsident der DGOU – der, neben dem allgemeinen Mangel, wohl auch die Verschiebung der Geschlech-ter im Blick hält.

Die Haute-Volée der deutschen Orthopä-den / Unfallchirurgen nahm sich der jungen Generation an. Eine ungewohnte Situa tion, für beide Seiten. Jedoch angesichts der

Nachwuchssorgen in der Medizin nach-vollziehbar und dringend notwendig. Denn eins ist klar: „Kliniken müssen heutzutage anbieten! […] Die Zeiten in denen sich die Jungen hinten anstellen und warten, was passiert, sind vorbei.“, stellte Dr. Frank fest. Und was für einzelne Kliniken gilt, das trifft natürlich für den Dachverband zweier groß-er Fachgebiete im Besonderen zu.

Die Summer School sollte mehr sein, als nur eine Vertiefung von Wissen. Sie war Plattform für praktisches Arbeiten, perspek-tivische Gespräche und zum Knüpfen erster Netzwerke.

Neben kurzweiligen Referaten zu Grundzü-gen der Fachgebiete, Aus- und Fortbildungs-perspektiven und Grundlagen bestimmter OP-Techniken, wurden diese auch ange-wandt. So gab es einen Gipskurs, Osteo-syntheseübungen und einen ausführlichen Arthroskopiekurs. Alles unter intensiver Be-treuung und in angenehmer Atmosphäre.

Die vielen Facetten des Berufes sollten be-leuchtet werden. Die Besichtigung einer hochmodernen, karteikartenlosen Arztpra-xis sowie der OP-Einheiten der Universitäts-klinik Freiburg gehörten hierbei genauso zum Programm wie Gesprächsrunden mit Professoren und Assistenzärzten. Hier bot

sich die Chance, ungezwungen über Karrie-remöglichkeiten in Forschung, Lehre, Kran-kenhaus aber auch Verdienstmöglichkeiten, Arbeitszeiten und Hierarchien zu sprechen.

Man sollte also fragen! Und – was keine Selbstverständlichkeit ist – es wurde geant-wortet. Man wollte „authentisch und ehr-lich“ sein. „Ja, mal ehrlich über alles reden, was euch so erwartet“ beschrieb Dr. Dra-gowsky (Berlin) die Grundidee.

„Wir hatten ja keine Vorstellung, wie das so ankommt …“ gab Dr. Matthes (Berlin) beim abendlichen Zusammensitzen zu.

Authentizität, ein „Generalsekretär zum Anfassen“ und zahlreiche Begegnungen auf Augenhöhe, lassen hierbei nur einen Schluss zu: Natürlich gut!

Man kann der DGOU zur Summer School ausdrücklich gratulieren und auf Fortset-zung und Nachahmung hoffen!

H. BerthelVorsitzender des Studentischen Arbeitskreises des Marburger Bundes SachsenE-Mail: [email protected]

(Übernahme aus: Uni-Spezial der Marburger Bund Zeitung Wintersemester 10/2009)

Mit Hirn, Herz und Hand …Die Summer School der DGOU vom 17.–18.09 in Freiburg/Br. gab Einblicke in Fach, Leute und Fachleute.

H. Berthel

DGU Mitteilungen und Nachrichten 61/20105656

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Hoher zeitlicher Aufwand, daraus resultie-rende Einschränkungen im sozialen und pri-vaten Bereich und der im Vergleich zu den nicht-chirurgischen Fächern immense phy-sische Einsatz macht das Fach Orthopädie/Unfallchirurgie bei angehenden Assistenz-ärzten häufig nicht zur ersten Wahl in der gewünschten Facharztweiterbildung.

Um die Attraktivität und Vielfältigkeit des Fachs zu zeigen, wurden zusammen mit den Vorsitzenden der Ordinarienkonvente für Orthopädie und Unfallchirurgie und dem Geschäftsführenden Vorstand der DGOU neue Wege beschritten, um bereits bei den Studenten Interesse für das Fach zu wecken. Bekannte Initiativen sind der „Tag der Studierenden“ beim Deutschen Kon-gress für Orthopädie und Unfallchirurgie“ und die „Summer School“ der DGOU. Für beide Veranstaltungen überstieg die Zahl der Anmeldungen die verfügbaren Plätze um ein Vielfaches, so dass lokale Veranstal-tungen zweifellos als zusätzliches Podium sinnvoll erscheinen.

Hieraus entstand die Idee des „Unfallchirur-gischen und orthopädischen Tages für Stu-denten“ am Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, Charite Berlin am 16.02.2010. Neben einem theoretischen Komplex mit näheren Informationen zum Weiterbil-dungscurriculum Orthopädie/Unfallchi-rurgie – Facharzt wurde durch die Klinik-direktoren und leitenden Oberärzte über Schwerpunktthemen wie das Polytrauma-management, Standards in der Endopro-thetik, Trends in der Sportmedizin und den Alltag in einer Orthopädisch / Unfallchirur-gischen Praxis als mögliche Karrierealterna-tive referiert. Hauptaugenmerk lag jedoch auf dem praktischen Abschnitt, in dem die Studenten jeweils eine Stunde diverse Sta-tionen praktischer Tätigkeit durchliefen. Un-ter der Leitung von Dr. med. Dörte Matziolis und Dr.  med. Kathi Thiele gaben insbeson-dere die weiblichen Mitarbeiter den Studie-renden Einblicke in die praktische Arbeit des Fachgebietes. So bestand die Möglichkeit für alle Beteiligten, Gipstechniken zu erler-nen und anzuwenden oder die Säuglingsso-

nographie auf der Wöchnerinnenstation durchzuführen. In Zusammenarbeit mit Fa Synthes und Fa Storz erlernten sie erste Osteosynthesen am Kunstknochen sowie die Durchführung einer Kniearthroskopie am Modell.

Bei einem gemeinsamen Abendessen in lo-ckerer Atmosphäre mit den Klinikdirektoren, Fachärzten und Assistenzärzten wurden die noch offenen Fragen beantwortet. Der rege Zuspruch und die außerordentlich positive Evaluation haben die Planung des nächsten Projekttages in Jahr 2011 allen Beteiligten sehr einfach gemacht.

Prof. Dr. med. Carsten PerkaStellv. Direktor des Centrums für Muskuloskeletale ChirurgieKlinik für OrthopädieKlinik für Unfall- und WiederherstellungschirurgieCampus Charité Mitte, Charitéplatz 1, 10117 BerlinTelefon (030) 450 515 062 /-072Telefax (030) 450 515 900 /-905www.cmsc-online.de

Nachwuchsgewinnung in O und U – ein Beispiel aus der Praxis„Patenschaften für Studierende“

C. Perka, K. Thiele

Dr. Dörte Matziolis und Dr. Kathi Thiele (von links nach rechts).

DGU Mitteilungen und Nachrichten 61/2010 5757

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Die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie hat mit der Steinbeis-Hochschule Berlin einen Kooperations-vertrag geschlossen, den bereits beste-henden Studienausbildungsgang zum Arzt-Assistenten (Physician Assistent) um den Schwerpunkt Orthopädie und Unfall-chirurgie neben dem bestehenden „Cardio-technik“ zu ergänzen. Hintergrund dieser Kooperation ist einerseits die in unserer Ge-sellschaft seit 4 Jahren vornehmlich im be-rufsständischen Ausschuss – R. Hoffmann – vorbereitete und von unseren Entschei-dungsgremien beschlossene Mitwirkung bei der Gestaltung zukunftsfähiger Gesund-heitsberufe. Gründe hierfür sind:

■■ Der Aufsplitterung ärztlicher Tätigkeiten weg von der Kernaufgabe Patienten bezo-gene Versorgung entgegen zu wirken■■ Der Nachwuchsmangel und damit ver-bundene Unattraktivität des Arztberufes auch in unserem Fach ■■ Vielfältige regionale und überregionale Angebote spezieller neuer Gesundheits-berufs-Formate wie chirurgisch tech-nischer Assistent, Notarzt-Assistent etc.

■■ Die klare Aufforderung des Sachverstän-digenrates in seinem Gutachten 2007 zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen, die Zusammenar-beit der Gesundheitsberufe unter den Gesichtspunkten der demographischen, strukturellen und innovationsbedingten Anforderungen neu zu ordnen, die Arzt-zentriertheit der Krankenvorsorge effizi-enter zu gestalten und die interprofessi-onelle Standardisierung voranzutreiben. Voraussetzung, so das Gutachten des Sachverständigenrates „für jede nachhal-tige Änderung der Aufgabenverteilung zwischen den Gesundheitsberufen, ist die Bereitschaft der einzelnen Leistungs-erbringung zum Umdenken, zum Para-digmenwechsel und damit zur Ablösung von traditionellen, inzwischen überhol-ten Verfahren, die die Ressourcen und die Steuerungshoheiten verteilen“.

Wir haben uns deshalb dieses Themas schon vor 2007 angenommen und fest-gestellt, dass es auch Aufgabe einer Fach-gesellschaft ist, diese Entwicklung aktiv mit zu gestalten, um konkret und aktiv zur

Optimierung des Arbeitsplatzes in Nieder-lassung und Krankenhaus beizutragen.

Das Projekt Arzt-Assistent mit Schwerpunkt Orthopädie / Unfallchirurgie sieht einen dreijährigen theoretischen und praktischen Unterricht vor. Interessierte aus unseren Kli-niken sollen angesprochen werden, die eine derartige Zusatz-Qualifikation anstreben. Konkrete Informationen zu diesem neuen Ausbildungsgang sind im folgenden Artikel dargestellt. Der GF Vorstand der DGOU hat mit der Gestaltung und Organisation eine Arbeitsgruppe im Ausschuss für Versor-gungs- und fachbezogene Fragestellungen unter Federführung von Reinhard Hoff-mann und die Akademie Unfallchirurgie be-auftragt, dies zusammen mit der Steinbeis-Hochschule Berlin umzusetzen.

Dieser Studiengang ist nicht zu verwechseln mit dem demnächst in Oldenburg begin-nenden Bachelor of Medicine Studiengang.

H. Siebert

Kooperation mit Steinbeis-Hochschulezur Ausbildung im Studiengang Bachelor of Sience, als „Arzt-Assistent mit Schwerpunkt Orthopädie und Unfallchirurgie“

H. Siebert

Verschiedene Faktoren haben in den letz-ten Jahren zu einem zunehmenden Man-gel an qualifizierten ärztlichen Bewerbern in bundesdeutschen Kliniken geführt. Von den Studienanfängern im Fach Humanme-dizin werden heute über 40 % nicht klinisch tätig1,7. Einer Umfrage des Berufsstän-dischen Ausschusses (BSA) der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie zufolge

sind derzeit in rund 38 % der Unfallchirur-gischen Kliniken freie Arztstellen nicht besetzt2. Unter anderem dieser Umstand, zusammen mit der Verdichtung ärztlicher Arbeit und einer grundlegend veränderten Kliniklandschaft, führte zu einer zuneh-menden Neuverteilung der Aufgaben im Gesundheitswesen, wie sie im Gutachten „Kooperation und Verantwortung Voraus-

setzungen einer zielorientierten Gesund-heitsversorgung“ des Sachverständigen-rats zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen empfohlen werden3. Neue Berufsbilder wurden nach Vorbild des angloamerikanischen Physician Assistant (PA) geschaffen. Bestimmte ärztliche Tätig-keiten, die nicht unter Arztvorbehalt stehen, können an solche speziell ausgebildeten

Physician Assistant – Schwerpunkt Orthopädie/UnfallchirurgieKooperation der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie mit der Steinbeis-Hochschule Berlin

A. Bonk 1,6, J. Sturm2, K.D. Heller3,6, H. Siebert 4 , E. Ludwig5, R. Hoffmann 1,6

DGU Mitteilungen und Nachrichten 61/20105858

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PAs delegiert werden1,4,5,6,7,8,9. Sie sollen den verantwortlichen Arzt durch Erbringen von Assistenzleistungen im operativen und nicht-operativen Bereich entlasten und wer-den dem ärztlichen Dienst zugeordnet und unterstellt.

In der bereits angeführten Umfrage des BSA zeigte sich, dass in 43 % der befragten Kliniken bereits paramedizinische chi-rurgische Assistenzberufe existieren2. Es bestehen dabei ganz unterschiedliche Be-rufsbezeichnungen, Ausbildungskonzepte und Einsatzmöglichkeiten. Initiiert und präsentiert werden diese Aus- und Weiter-bildungen teils von medizinischen Fachge-sellschaften, wie die Gefäßassistenten, die an der Privaten Akademie Deutsche Gesell-schaft für Gefäßchirurgie GmbH ausgebil-det werden. Aber auch an Einzelkliniken, Klinikverbünden, -konzernen und verschie-denen Hochschulen werden zunehmend solche Ausbildungen angeboten. Durch die unterschiedlichen Institutionen und die differenten Ausbildungsinhalte ist jedoch eine flächendeckende Anerkennung dieser Berufe oft nicht gegeben. Auch breitgefäch-erte Einsatzmöglichkeiten dieser teils sehr eng spezialisierten Assistenzberufe sind häufig nicht möglich. Ausgehend vom Be-rufsständischen Ausschuss der DGU – und nun weitergeführt durch den Ausschuss Versorgungs- und fachbezogene Fragen der DGOU – wird diese Thematik bearbeitet. Ziel ist es, den Bewerbern im neuen Berufs-bild eine breite Ausbildung und somit eine universelle Einsetzbarkeit als Arztassis-tenten in den chirurgischen Spezialgebieten zu bieten. Dies beinhaltet Assistenztätig-keiten im gesamten klinischen Alltag. Zum anderen sollten aber insbesondere Inhalte des Faches Orthopädie / Unfallchirurgie abgebildet werden und eine frühe Spezia-lisierung in diesem Fach möglich sein. Mit der Steinbeis-Hochschule wurde ein Partner gefunden, der bereits einen Studiengang im Bereich „Allied Health“ anbietet und über mehrjährige Erfahrung in der Ausbil-dung von Physician Assistants verfügt. Das angebotene Studium ist berufsbegleitend über 3 Jahre angelegt. Es wird mit dem qua-lifizierten Abschluss „Bachelor of Science (B. Sc.) im Bereich Allied Health and Health Management und Vertiefungsrichtungen“ abgeschlossen.

Neben diesem allgemeinen Abschluss wird durch die DGOU bei erfolgreich abgeschlos-sener Vertiefung / Spezialisierung in der Or-thopädie / Unfallchirurgie ein zusätzliches Zertifikat der Fachgesellschaft verliehen. Voraussetzungen für das Studium sind eine abgeschlossene Ausbildung zur staatlich geprüften Gesundheits- und Krankenpfle-

gerin / Operationstechnischen Assistentin bzw. zum staatlich geprüften Gesund-heits- und Krankenpfleger / Operations-technischen Assistenten, zur medizinisch-technischen Assistentin bzw. zum medizi-nisch-technischen Assistenten oder eine vergleichbare Ausbildung im Bereich der medizinischen Assistenzberufe. Die Ausbil-dung beinhaltet einen allgemeinen Teil und bietet nun die Möglichkeit, als Wahlfach die Orthopädie / Unfallchirurgie zu vertiefen. Diese Spezialisierung kann bereits im Rah-men des dreijährigen Studiums erfolgen. Das Studium gliedert sich in Studienmo-dule, Transfertage (praktische Ausbildung), Selbstlerntage, eine studienbegleitende Projektarbeit und eine Studienarbeit sowie eine abschließende Bachelor Thesis. Der allgemeine Teil beinhaltet neben Themen wie Anatomie und Physiologie, Pflegewis-senschaft und Gesundheitswissenschaft sowie Qualitäts- und Risikomanagement auch chirurgische Fächer wie Viszeralchi-rurgie / Allgemeinchirurgie, Herzchirurgie, Neurochirurgie und Orthopädie / Unfallchi-rurgie. Im freien Wahlfach werden dann in 25 Vorlesungstagen und einer gleichen An-zahl sogenannter Transfertage (praktische Ausbildung) spezielle Inhalte der Orthopä-die und Unfallchirurgie vermittelt.

Vielfach werden Befürchtungen geäußert, Physician Assistants würden chirurgischen Assistenzärzten die Weiterbildungsinhalte und insbesondere die für den OP-Katalog essentiellen Eingriffe streitig machen. Der PA stehe im OP, während der Assistenzarzt die Station versorgt. Bisherige Erfahrungen mit Physician Assistants, die schon seit einigen Jahren z. B. im Herzzentrum Lahr eingesetzt werden, widersprechen diesen Befürchtungen jedoch deutlich. Vielmehr ist es zu einer sinnvollen Bereicherung und Ko-operation gekommen. Die Ausbildung der PAs ist nicht allein auf Assistenztätigkeiten im Operationssaal ausgerichtet. Ein Einsatz auch auf Stationen, in Funktionsbereichen und der Qualitätssicherung ist hier bereits Alltag geworden. Ein Abbau von Arztstel-len hat infolge die Einstellung von PAs nicht stattgefunden. Die in Weiterbildung befind-lichen Ärzte werden entlastet und können sich vermehrt ärztlichen Kerntätigkeiten widmen. Die Weiterbildung der Assistenz-ärzte wird hierdurch strukturierter und kon-zentrierter.

Das erste Mal wird das Studium mit dem neuen Schwerpunkt Orthopädie / Unfall-chirurgie im Wintersemester 2010 ange-boten werden. Das Semester beginnt am 4.10.2010. Interessenten können sich an die Autoren dieses Artikels oder an Dr. E. Ludwig von der Steinbeis-Hochschule wenden.

Die DGOU wird die Einführung des Phy-sician Assistant mit Schwerpunkt Ortho-pädie / Unfallchirurgie wissenschaftlich be-gleiten.

Literatur1 Hoffmann R.: Delegation ärztlicher Leistungen –

Megatrend oder Megairrweg? BDC|Online – 17 Juni 2008

2 Bonk A., Hoffmann R., Siebert H., Wölfl C.: Zur Versorgungsrealität unfallchirurgischer Kliniken in Deutschland – Eine Umfrage des Berufsstän-dischen Ausschusses der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie. Der Unfallchirurg 2009 Vol. 112 (10): 906 – 920

3 Sachverständigenrat zur Begutachtung der Ent-wicklung im Gesundheitswesen: Kooperation und Verantwortung – Voraussetzungen einer zielo-rientierten Gesundheitsversorgung. Gutachten 2007

4 Heberer, J: Delegationsfähigkeit von ärztlichen Leistungen an nicht nichtärztliches Personal. Der Chirurg BDC 2007; 4: 114 – 115

5 Bauer, H: Nichtärztliche Assistenz durch chirur-gisch technische Assistenten (CTA). Workshop der DGCH zur Delegation ärztlicher Aufgaben in der Chirurgie. DGU-Mitteilungen 2007; 1: 50 – 60

6 Bock, RW: Delegation ärztlicher Aufgaben auf nichtärztliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – juristische Aspekte. DGU-Mitteilungen 2007; 1: 62 – 63

7 Hoffmann R., Thielemann F., Wirtz D.C., Niethard F.U., Siebert H: Delegation ärztlicher Leistungen – Ein trojanisches Pferd? Der Unfallchirurg 2008; Vol. 111 (5): 367 – 370

8 Polonius, MJ: Delegation ärztlicher Leistungen auf nichtärztliches Assistenzpersonal. Der Chirurg BDC 2007; 4: 111 – 112

9 Stellungnahme der AWMF: Ausübung der Heil-kunde muß in ärztlicher Hand und Verantwortung bleiben. http://www.uni-duesseldorf.de/AWMF/awmf-frp.htm

Korrespondierender Autor:Dr.med. Andreas BonkBerufsgenossenschaftliche Unfallklinik Frankfurt am MainFriedberger Landstrasse 43060389 Frankfurt am MainE-Mail: [email protected]

Kontaktadresse:Steinbeis-Hochschule Berlin:Dr. Erwin LudwigSteinbeis – Hochschule BerlinE-Mail: [email protected]

Institutsangaben1 Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Frankfurt am Main2 Akademie der Unfallchirurgie, Berlin3 Orthopädische Klinik, Herzogin Elisabeth

Hospital, Braunschweig4 Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft

für Unfallchirurgie, Berlin5 Steinbeis-Hochschule Berlin6 Ausschuss Versorgungs- und fachbezogene Fragen der

Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie

DGU Mitteilungen und Nachrichten 61/2010 5959

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Einleitung

Der Bologna-Prozess ist in der Medizin in Deutschland noch nicht umgesetzt, obwohl eine entsprechende Selbstverpflichtung mit Termin 2010 in der entsprechenden Dekla-ration von 1999 unterzeichnet und in den zweijährlichen Folgekonferenzen bestätigt wurde. Im Wesentlichen werden die Untä-tigkeit und die ablehnende Position getrig-gert und getragen von einem allgemeinen strukturellen Konservativismus der Me-dizin. Der Diskurs ist gekennzeichnet von teils heftiger Polemik der Gegner. Auch in der Sache gibt es Bedenken und Vorbehalte, wobei sich allerdings die allgemeine Kritik am Bologna-Prozess (im Grundsätzlichen wie im Detail) mit spezifisch die Medizin betreffenden Fragen vermengt, und außer-dem eine teils unbewußte teils absichtliche Verwechslung von Strukturen, Regeln und Inhalten besteht. Das war der Anlass, an die-ser Stelle einmal diejenigen Sachargumente darzulegen, die für eine grundlegende Re-form des Medizinstudiums sprechen, und die Wege zu skizzieren, die zu solchen Über-legungen geführt haben. Gleichzeitig soll das konkrete Projekt eines modularisierten, gestuften Medizinstudiengangs an der Uni-versität Oldenburg mit dem darin enthal-tenden europäischen Master-Studiengang vorgestellt werden.

Grundsätzliche Vorbemerkungen

An der Wende des 19. zum 20. Jahrhundert formulierte der Internist Bernhard Naunyn in seiner Festrede zur Eröffnung des Kon-gresses der Naturforscher bekanntlich: „Die Medizin wird eine Naturwissenschaft sein, oder sie wird nicht sein!“ Er behielt insofern erst einmal recht, als die Erfolge der na-turwissenschaftlich basierten Medizin der letzten einhundertfünfzig Jahre kaum zu ermessen sind. Das entsprechende Wissen und Können vermehrt sich in zunehmender möglicherweise exponentieller Geschwin-digkeit. Dies geht mit zunehmender Spe-zialisierung und zunehmendem Bedarf an Ärzten einher. Für das Studium der Medizin ergeben sich daraus aber eine Reihe von Problemen:

1. Da die Zeit des Studiums nicht beliebig ausgeweitet werden kann, müsste eigent-lich ständig neu bewertet werden, welche Inhalte in welchem Detail gelehrt werden sollen und welche nicht. Diese Aufgabe kann nur schwerlich jenen überlassen wer-den, die eigentlich dafür wegen ihrer Sach-kenntnis prädestiniert wären, weil Spezi-alisten dazu neigen, die Bedeutung ihres Gebietes und vieler wichtiger Einzelheiten zu überschätzen. Auch das Beharrungsver-mögen des Bestehenden (s. u.) steht dem entgegen. Die zu beobachtende Folge ist eine überbordende Stofffülle.

2. Die umfassende naturwissenschaftliche Ausrichtung der Medizin hat alle anderen Aspekte, insbesondere die Geisteswissen-schaften und namentlich die Philosophie an die Seite gedrängt. So wurde schon Mitte des 19. Jahrhunderts das Philosophicum als erste Zwischenprüfung durch das Physikum abgelöst. Lediglich die Ethik hat in den letz-ten beiden Jahrzehnten in gewisser Weise in den Kanon zurückgefunden. Die Frage „Was soll ich tun?“ (Ethik) kann aber schwerlich sinnvoll beantwortet werden, wenn die an-deren Kantischen Grundfragen „Was kann ich wissen?“ und „Was darf ich glauben?“ nicht vorab oder zumindest gleichzeitig im Fokus sind. So bleibt letztlich auch die vierte Frage unbeantwortet, in welcher nach Kant die drei ersten münden: „Was ist der Mensch?“. Die gegenwärtige Ausrichtung des Medizinstudiums mit der Vernachläs-sigung solcher grundsätzlicher Reflexionen birgt das Risiko, ein überwiegend mechani-stisches und technokratisches Menschen- und Arztbild zu transportieren.

3. Die große Zahl Studierender an einem Ort, führt nicht nur zu Problemen bei der Lehre, die zwangsläufig anonymisiert wird, sondern insbesondere auch bei den Prü-fungen, die entweder als „Multiple choice“ – oder als „Hammerexamen“ gestaltet wer-den müssen. Bei Ersteren müssen notwen-digerweise teils abseitige Details abgefragt werden, um die gewünschte Selektion zu erreichen. Letzteres führt ebenfalls zu „ra-tionalisierten“ Lernmethoden seitens der Studierenden, die nicht sach- und inhalts-bezogen sind sondern prüfungsbezogen.

4. Die Gesamtentwicklung geht mit einer allgemeinen Korruption des Bildungsbe-griffes einher. Bildung wird zunehmend ver-standen als individuelle Akkumulation von theoretischem Wissen und praktischen Fer-tigkeiten. Dabei tritt die ursprüngliche zen-trale Bedeutung als Persönlichkeitsbildung weit in den Hintergrund, oder gerät gänz-lich in Vergessenheit. Das Humboldtsche Bildungsideal, das gerade in der aktuellen Bologna-Diskussion immer wieder zitiert und beschworen wird, ist dem Medizinstu-diums schon vor Jahrzehnten vollständig abhanden gekommen. Daraus resultiert ein Risiko, mindestens 2 der von Mahatma Gandhi benannten 7 sozialen Todsünden zu begehen, nämlich „Wissen ohne Charakter“ und „Wissenschaft ohne Humanität“. 1

5. Das gegenwärtige System bietet demge-mäß kein ausreichendes Rüstzeug für einen kritischen Umgang mit dem Dominanzan-spruch der Ökonomie in der Medizin, mit deren Jargon von „Leistungserbringern“, „Markt“, „Kunden“ etc. und mit den Bestre-bungen einer Industrialisierung der Medi-zin, wie sie von G. Neubauer und anderen gefordert wird. 2

6. Die Aufgabe der Universitätskliniken als Maximalversorger (die sich selbst in absur-der Sprachverbiegung sogar zuweilen als „Supramaximalversorger“ bezeichnen) kon-terkariert die Notwendigkeit, Studierenden ein realistisches Gesamtbild der Medizin zu vermitteln. Raritäten und Exotisches ver-drängen in der Wahrnehmung das Häufige und Allgemeine. Namentlich ist auch der ambulante Sektor im Studium erheblich un-terrepräsentiert.

7. Die „fertigen“ Ärzte des jetzigen Systems sind zu eigenständiger Tätigkeit cum gra-no salis nicht in der Lage. Eigentlich ist die Facharztausbildung dann die Fortsetzung des Studiums in der Praxis.

Das Studium muss sich also anpassen. Allen redlichen Reformbemühungen zum Trotz, entspricht die Grundstruktur des Medizin-studiums aber noch immer dem Konzept des 19. Jahrhunderts. Gerade wegen dieses „Beharrungsvermögens des Bestehenden“ erscheint es uns als der beste Ansatz, die

Ein europäisches MedizinstudiumBachelor und Master als Chance zum Neubeginn

H.-R. Raab

DGU Mitteilungen und Nachrichten 61/20106060

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Dinge von Grund auf neu zu denken. Die zentralen Ankerpunkte sind dabei:

■■ Lehre der Grundlagen und Prinzipien der naturwissenschaftlich basierten Medizin, der Säulen Vorsorge, Therapie und Pal-liation und des dazugehörigen wesent-lichen Basis- und Faktenwissens.■■ Vermittlung von Wissen über Wissen (Wissen2), das heißt lernen, wie man bei Bedarf konkretes Wissen erlangt und da-bei Quellen bewertet und nutzt.■■ Vermittlung der notwendigen prak-tischen Fertigkeiten■■ Befähigung zu wissenschaftlichem Den-ken und zur kritischen Perzeption wissen-schaftlicher Inhalte, u. a. durch eigenes wissenschaftliches Arbeiten.■■ Bewusste Auseinandersetzung mit der Philosophie der Medizin und damit auch mit dem Arztbild und den jeweils vor-herrschenden Paradigmen. ■■ Persönlichkeitsbildung als Arzt

Diese zentralen Kompetenzen sind letztlich nur verschiedene Aspekte eines einheit-lichen Studiums der Medizin, weshalb sie selbstverständlich in einer vielfältig ver-schränkten Weise ineinander integriert blei-ben. Die angestrebte Neuordnung lässt sich am besten als gestuftes, modularisiertes System verwirklichen, denn die allgemeinen Ziele des Bologna-Prozesses verhalten sich synergistisch zu den medizinspezifischen Aspekten. Ein einheitlicher europäischer Studienraum und möglichst große Mobi-lität der Studierenden sind für die Medizin noch bedeutsamer als für andere Fächer. Zwar ist in letzter Zeit die allgemeine Kri-tik am Bologna-Prozess lauter geworden, gekennzeichnet durch Stichworte wie: „Verschulung“, „Verdichtung“, „Prüfungs-vermehrung“, oder „Entakademisierung“. Aber gerade dies würde die Medizin kaum tangieren, weil das Studium von je her ver-schult und zunehmend verdichtet war (aus den oben dargelegten Gründen), sowie von vielen einzelnen und/oder einzelnen großen Prüfungen gekennzeichnet; auch der akade-mische Geist des Studiums und besonders der medizinischen Promotion wurden in der Vergangenheit vielfach in Frage gestellt. Weil das so ist, weil die „neue“ Kritik des Bologna-Prozesses die alten Strukturen des Medizinstudiums so genau trifft, zeigt sich nebenbei, dass es wohl auch bei den ande-ren Studiengängen gar nicht um die äußere Grundstruktur geht, konventionell oder BA/MA-gestuft, sondern um die jeweiligen In-halte und neuen Regeln. Man schlägt den Sack Bologna und meint den Esel erhöhte Leistungsanforderungen.

Das Oldenburger Modell

Oldenburg ist unter vielen anderen Grün-den auch deshalb ein guter Ort für das Vorhaben, erstmals einen modularisierten Bachelor-Master gestuften Medizinstu-diengang einzuführen, weil im gesamten Nordwesten der Republik eine auf die Re-gion bezogene Institution akademischer Medizin bislang fehlt. In keinem anderen vergleichbar großen und vergleichbar dicht besiedelten Gebiet Deutschlands ist dies der Fall. Es zeigt sich hier auch der Mangel an medizinischer Ausbildungskapazität in Niedersachsen und Bremen. Daher ist es äußerst verdienstvoll, dass das Land Nie-dersachsen mit dem Oldenburger Modell jetzt eine ernsthafte Anstrengung unter-nimmt, die Lücke zu schließen. Die nächst-gelegene Universitätsklinik befindet sich etwa 120 km entfernt in Groningen/Nieder-lande, also im europäischen Ausland. Mit Groningen verbindet Oldenburg eine sehr enge, sehr vielfältig verflochtene Städte-partnerschaft einschließlich einer wissen-schaftlichen Kooperation, auch bereits mit gemeinsamen Studiengängen.

In Groningen ist ein BA/MA-gestuftes Medi-zinstudium bereits etabliert, wobei es sich um ein sehr anerkanntes auch in internati-onalen Rankings führendes Programm han-delt. Auf der Basis der bisherigen Zusam-menarbeit, unter anderem werden bereits Groninger Medizinstudenten in Oldenburg klinisch ausgebildet, und der bisherigen Groninger Erfahrungen wurde ein gemein-sames Konzept entwickelt: Beide Universi-täten bieten in abgestimmter Weise einen dreijährigen Bachelor-Studiengang der Me-dizin an. Der konsekutive ebenfalls dreijäh-rige Masterstudiengang wird im Rahmen einer gemeinsamen „European Medical-School“ für jährlich je 40 Studierende aus Oldenburg und Groningen als europäischer Studiengang betrieben. Mobilität, eines der Kernkriterien des Bologna-Prozesses, ist dabei integraler Bestandteil. Alle Studie-renden im Masterstudiengang müssen ein Drittel der Kreditpunkte im jeweils anderen Studienort erwerben und werden somit ob-ligat ein Jahr im Ausland verbringen.

Zutrittsvoraussetzung zum Masterstudium wird in unserem Modell ein erfolgreich ab-geschlossenes Bachelorstudium sein, ohne Berücksichtigung der Note. Dies unter-scheidet sich somit nicht von der bisherigen Situation, in der erfolgreiche Zwischenprü-fungen (Physikum) ebenfalls Voraussetzung des weiteren Studiums waren, bzw. sind. Die Frage des Ärztemangels ist im Übrigen nicht wesentlich tangiert. Das Verhältnis von Anfängern zu Absolventen des sechs-

jährigen Studiums wird nicht verschlech-tert, sondern im Gegenteil durch das neue System verbessert, weil diejenigen, die auf der Bachelor-Stufe aus verschiedenen Grün-den ausscheiden, durch Wechsler aus ver-wandten Fächern ersetzt werden. Die qua-litative Verbesserung des Studiums in der neuen Struktur wird die Attraktivität des Arztberufes erhöhen.

Alle Inhalte der deutschen Approbations-ordnung (AppO) werden selbstverständ-lich weiterhin auch in der neuen Struktur vermittelt, dies aber in einer grundsätzlich am System des problemorientierten Ler-nens ausgerichteten Struktur, verbunden mit einem Tutoren- und Mentorenpro-gramm. Praktische und theoretische Inhalte wechseln sich dabei ab. Die Interaktion der Studierenden mit den Patienten ist vom ersten Tag an zentral. Gleichzeitig werden wissenschaftliche Fähigkeiten in einem BA/MA- gestuften Studiengang deutlich stärker betont als bisher. Alle Studieren-den müssen eine wissenschaftliche Arbeit als Bachelor-Abschlussarbeit erstellen und eine weitere wissenschaftliche Arbeit als Master-Abschlussarbeit. Darüber hinaus bleibt das Promotionsrecht der Professoren voll umfänglich erhalten, d.h. eine studien-begleitende Doktorarbeit bleibt wie bisher möglich. Zusätzlich kann sich ein phD-Stu-diengang an das sechsjährige Medizinstu-dium anschließen.

Die oben aufgezählten zentralen Kompe-tenzen dienen als Leitstrukturen des Stu-diums, das heißt Erwerb von Basiswissen, Metawissen, technischen Fertigkeiten, und wissenschaftlicher Denkweise, sowie, das Studium wie ein roter Faden durchzie-hend: die Persönlichkeitsbildung als Arzt. Am Ende soll dies befähigen, zu konkretem medizinischen Handeln welches sowohl „evidence“-basiert ist (also wissenschaft-liche Erkenntnisse auf unterschiedlichen Stufen der Beweiskraft zur Grundlage hat) als auch individualisiert durch die genauen Umstände des je einzelnen Falles geleitet wird. Am besten ist das ausgedrückt durch einen Satz des Oldenburger Philosophen Karl Jaspers: „Das ärztliche Handeln steht auf zwei Säulen: Einerseits der naturwis-senschaftlichen Erkenntnis und dem tech-nischen Können, andererseits auf dem Ethos der Humanität.“ 3

Ein Masterabschluss eines akkreditierten Studiengangs, der alle Inhalte der Appro-bationsordnung bzw. des zukünftigen kompetenzbasierten bundeseinheitlichen Lernzielkataloges vermittelt, ist als einem Staatsexamen gleichwertig anzusehen. Eine einheitliche und von den Fakultäten

DGU Mitteilungen und Nachrichten 61/2010 6161

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unabhängige Staatsprüfung ist unseres Erachtens für den Arztberuf keineswegs „unverzichtbar“, wie manche Kritiker mei-nen. Diese Situation hat sich ohnehin mit der letzten Approbationsordnungsnovelle schon geändert. Die Prüfungsinhalte und -bewertungen sind nicht mehr bundesein-heitlich und verbindlich. Im Rahmen des Oldenburg-Groningen-Modells werden eu-ropäische Abschlüsse verliehen, formal als Doppelabschlüsse beider Universitäten, die über europarechtliche Anerkennung (wie ein entsprechendes Staatsrechtsgutachten

bestätigt) zur Approbation auch in Deutsch-land berechtigen. Dies ist mithin keine „Um-gehung“ deutschen Rechts, sondern die Erschließung einer europäischen Dimen-sion für das Medizinstudium.

Ist der Bachelor ein Problem?

Im Fokus der gegen BA/MA-gestuften Stu-diengänge gerichteten Polemik steht der Bachelor: „Doktor light“, „Barfuß-Arzt“, „Discount-Mediziner“, „Ärztelein“ oder (auf allenfalls sprachlich-satirisch geringfügig höherem Niveau) die Alliteration von „Ba-der und Bachelor“. Sachargumente treten dem gegenüber bislang in den Hintergrund.

Alle diese Titulierungen sind unzutreffend: Der Bachelor der Medizin ist kein Arzt, in keiner Weise und in keiner Hinsicht! Auch weiterhin wird ein einheitlicher sechsjäh-riger Medizinstudiengang erhalten bleiben, wie dies im Übrigen sowieso europäisches Recht ist. Unser Ziel ist, dass die weit über-wiegende Mehrheit der Studierenden (in Groningen deutlich über 90 %) vom Bache-lor- in das Masterstudium übergeht. Auch wenn dies nicht die primäre Absicht des Vorhabens ist, gibt es natürlich vielfältige mögliche Tätigkeitsbereiche für einen BA der Medizin, z. B. in Beratungsunternehmen des Gesundheitswesens, in der pharmazeu-tischen und der Medizinprodukte-Industrie, in der Krankenhausverwaltung, oder im Me-dizinjournalismus. Studierende, die ihr Me-dizinstudium abbrechen und in die beruf-

liche Praxis wechseln, hat es schon immer gegeben, leider ist die sog. Abbrecherquo-te nicht genau bekannt.4 Bachelor-Absol-venten, die kein Masterstudium aufneh-men wollen, können ähnliche Berufsfelder wie die bisherigen Abbrecher besetzen. Die wesentliche Änderung mit dem neuen Sy-stem wird sein, dass dies in Zukunft nicht als „abgebrochener Me dizinstudent„ ge-schieht, sondern mit einem regulären aka-demischen Abschluss. Für die Betroffenen ist das in vielfacher Hinsicht ein entschei-dender Unterschied.

Es kann aber keinem Zweifel unterliegen, dass auch in Zukunft ohne ein komplettes sechsjähriges Medizinstudium keine ge-nuin ärztliche Tätigkeit ausgeübt werden darf: Die Gefahr der Substitution ärztlicher Tätigkeit durch Nicht-Ärzte droht eher von den ausufernden neuen medizinischen Assistenzberufen, die teils ebenfalls Bache-lor-Studiengänge sind, aber nicht in jedem Fall unter ärztlicher Ägide ausgeübt werden. Die Etablierung eines Bachelor der Medizin bietet die große Chance, ärztlicherseits hier wieder das Heft des Handelns in die Hand zu nehmen und die Gestaltungshoheit für die medizinisch subordinierten Bereiche zu-rückzugewinnen.

Für das Medizinstudium besteht die Attrak-tivität der Bachelor-Stufe darin, dass es sich um eine Art „Scharnier“ handelt. Der Bache-lor macht beweglich und zwar in verschie-dener Hinsicht:

■■ Es besteht geografische Mobilität, da der erlangte Abschluss unabhängig von den konkreten, von Land zu Land vielleicht et-was unterschiedlichen Inhalten, zur Auf-nahme eines Medizinstudiums in jeder anderen europäischen Fakultät berech-tigt, die ein entsprechendes Programm anbietet.

■■ Es besteht Mobilität in Bezug auf die Fä-cherwahl. Einem Bachelor der Medizin stehen grundsätzlich verschiedene Mas-terstudiengänge offen, wobei gegebe-nenfalls Anpassungsmodule absolviert werden müssen.

■■ Es besteht zeitliche Mobilität. Ein Absol-vent mit Bachelorabschluss der Medizin könnte in unterschiedlichen Bereichen eine Phase praktischer Erfahrungen ha-ben (natürlich nicht als Arzt).

■■ Es besteht auch Mobilität von Bachelor-Absolventen anderer verwandter Fächer in die Medizin hinein. Dadurch werden die entsprechenden Abgänge auf der Bachelorstufe wieder ausgeglichen. Da-bei kann das Masterstudium durch sol-che Studierende auch erst nach einem individuell geplanten Anpassungsjahr aufgenommen werden, in welchem feh-lende Module nachgeholt werden. In Gro-ningen wird dies bereits mit Erfolg prak-tiziert.

Zusammenfassung

In verschiedener Hinsicht besteht Reform-bedarf des Medizinstudiums auch über das in bisherigen Modellstudiengängen Erprobte hinaus. Am besten lässt sich ein zeitgemäßes zukunftsgerichtetes Medizin-studium unter Berücksichtigung der aner-kannten Ziele des Bologna-Prozesses ver-wirklichen. Darüber noch einen entschei-denden Schritt hinausgehend, wollen wir dies mit dem Oldenburg-Groningen Projekt, in einer europäischen Dimension tun. Die European Medical School wird europäische Ärzte ausbilden. Die dabei wesentlichen Punkte sind:

■■ Der Charakter eines sechsjährigen ein-heitlichen Medizinstudiums bleibt er-halten. Der Bachelor ist dabei eine we-sentliche Zwischenstufe, dem Physikum in mancher Hinsicht nicht unähnlich. Formal besteht der Hauptunterschied darin, dass der Bachelor drei Jahre dau-ert und einen akademischen Abschluss beinhaltet. Wie die Erfahrungen aus an-deren Ländern, insbesondere aus den Niederlanden zeigen, wird die weit über-wiegende Mehrzahl der Studierenden direkt vom Bachelor- ins Master-Studium übergehen. Die Attraktivität der äußeren Struktur der BA/MA-Stufung liegt darin, dass auf der Bachelor-Stufe in mehr-facher Hinsicht eine große Beweglichkeit besteht (geografisch, zeitlich sowie auch zwischen einzelnen Fächern). Selbstver-ständlich ist aber einem Bachelor der Me-dizin keinerlei wie auch immer geartete ärztliche Tätigkeit möglich. Dazu bedarf es des anschließenden ebenfalls dreijäh-rigen Masterstudiums mit erfolgreichem Abschluss, wie es in der European Medi-cal Scholl angeboten wird.

Ohne die Fähigkeit zum Neuanfangen aus besseren Motiven oder, wie man heute sagt: ohne den Mut zum Vorgriff auf kontrafaktische Annahmen, wäre die Menschheit, vor allem in ihren historischen Kernkulturen, wohl längst an den erworbenen Erfahrungen gestorben, sie wäre an Altersschwermut, am Leichengift des Tatsachenbewußtseins zugrunde gegangen

Peter Sloterdijk

DGU Mitteilungen und Nachrichten 61/20106262

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■■ Der neue Studiengang ist stärker als bis-herige auf eine ganzheitliche, fächerü-bergreifende Behandlung ausgerichtet. Das Gewicht des ambulanten Sektors soll dabei deutlich gesteigert werden. Da nicht alles Wissen in 6 Jahren vermit-telt werden kann und eine unverändert starke Dynamik der Wissensveränderung und -vermehrung besteht, sollen von den Studierenden neben dem unverzicht-baren Basiswissen insbesondere Kompe-tenzen erworben werden.■■ Wissenschaftliche Fähigkeiten gehören dabei zu den zentralen Kompetenzen. Sie werden in einem BA/MA- gestuften Studiengang deutlich stärker betont als bisher. Jeder der beiden Studienab-schnitte mündet in eine wissenschaft-liche Abschlussarbeit. Als dritte Stufe der Ausbildung ist ein phD-Studiengang im Anschluss an das sechsjährige Medizin-studium möglich.■■ Da die Medizin sich zwar der Naturwis-senschaften bedient, selbst aber keine Naturwissenschaft ist, werden auch die geisteswissenschaftlichen, insbesonde-re die philosophischen Aspekte wieder Raum bekommen. Dazu gehört die Aus-einandersetzung mit der Frage „Was tut der Arzt dort, wo die Naturwissenschaft aufhört?“ (Jaspers)5 ebenso wie letztlich die gesamte Persönlichkeitsbildung zum Arzt.■■ Für die Studierenden gibt es ein Tutoren- und Mentorenprogramm. Alle Lehrenden müssen ein „Lehren lernen“-Programm absolvieren■■ Mobilität ist ein Kernkriterium des Bolo-gna-Prozesses. Im Rahmen unseres euro-

päischen Studiengangs ist Mobilität so-gar fest eingebaut. Alle Studierenden im Masterstudiengang werden obligat ein Jahr im Ausland verbringen.

In Oldenburg wird eine vollwertige medizi-nische Fakultät etabliert, die ein 6-jähriges Medizinstudium in neuer Struktur aber un-ter Abbildung aller wesentlichen Elemente der Approbationsordnung anbietet. Das Ol-denburger Modell eines europäischen BA/MA-gestuften Medizinstudiengangs soll helfen, die Qualität des Medizinstudiums auf eine neue Stufe zu heben. Derzeit be-findet es sich im Begutachtungsverfahren durch den Wissenschaftsrat. Ende Oktober 2009 fand eine 2-tägige Begehung durch den Medizinausschuss des WR in Oldenburg und in Groningen statt. Das endgültige Gut-achten wird für Mai 2010 erwartet. Danach wird die Akkreditierung des Studiengangs durch ein unabhängiges Institut erfolgen. Darüber hinaus wird das gesamte Projekt wissenschaftlich begleitet, d.h. die Einfüh-rung einer neuen Studienstruktur und die Etablierung eines neuen Stu dienganges auf europäischem Niveau wird selbst Gegen-stand einer wissenschaftlichen Untersu-chung und Auswertung sein.

Prof. Dr. med. Hans-Rudolf RaabDirektor der Klinik für Allgemein- und ViszeralchirurgieKlinikum OldenburgRahel-Straus-Straße 1026133 OldenburgTel.: (04 41) 4 03-22 54Fax.: (04 41) 4 03-25 72E-Mail: [email protected]

Quellen1 Mahatma Gandhi: Seven social deadly sins: Wealth

without work, Pleasure without conscience, Know-ledge without character, Science without humani-ty, Politics without principle, Commerce without morality, Worship without sacrifice. [zitiert nach: Richard Attenborough: The words of Gandhi, Ne-wmarket Press; 2nd ed. 2001]. Auch die oben nicht Genannten haben ja in den vergangenen 1½ Jahren wieder brennende Aktualität gewonnen.

2 In dieser „schönen neuen Welt“, soll der Patient zum Werkstück werden, um den herum eine „Pro-zeßoptimierung“ stattfindet, deren Ökonomie-bezogenheit in blankem Zynismus als „Patienten-bezogenheit“ euphemisiert wird. [G. Neubauer: von der Manufaktur zum „Global Player“. Wie sieht das Krankenhaus von übermorgen aus?, Management und Krankenhaus 10/2009]

3 Zitiert nach: Karl Jaspers: Der Arzt im technischen Zeitalter. Serie Piper, München 1986, S. 7

4 Für NRW wurde sie zuletzt auf immerhin 23 % be-ziffert. Die Quote für ganz Deutschland lag anderen Angaben zufolge 2002 bei 10 % mit einemdeut-lichen relativen Anstieg seit 1999 [Heublein, U et al.:Studienabbruchstudie 2005, Hochschul-Infor-mations-System, Hannover 2005, Tab 7, S. 19]

5 Zitiert nach: Karl Jaspers: Der Arzt im technischen Zeitalter. Serie Piper, München 1986, S. 47ff

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Ärzte auf Montage“ so titelte der Spiegel im Dezember 2009 und sprach das nicht mehr ganz neue Phänomen an, dass in deutschen Kliniken immer mehr Honorar-Ärzte, teils mit zweifelhafter Qualifikation, operieren. Sie erinnern sich, Mitte 2009 vor der Bun-destagswahl wurde das Phänomen Kopf-geldprämie kurze Zeit als Wahlkampfthema durch die Gazetten gejagt. Alle relevanten Standesorganisationen, auch wir, haben hierzu klar Stellung genommen und eine transparente Regelung der Kooperation zwischen niedergelassenen Vertragsärzten und Krankenhaus-Abteilungen gefordert.

Steigerung der Leistungszahlen – 2010 ist das G-DRG System „scharf“ gestellt und bestimmt den Erlös einer Abteilung – gra-vierender Ärztemangel, sind offensichtliche Gründe, Honorar-Ärzte als selbständige Operateure oder Assistenten auf Station oder Rettungsstelle an Kliniken für ein er-hebliches Mehr an Bezahlung und wenig Verantwortung zu binden. Ganz konkret: In einer unfallchirurgisch-orthopädischen Abteilung besteht nach Ansicht der Ge-schäftsführung ein Defizit an elektiven Ein-griffen im Bereich der Gelenkendoprothe-tik. Das Defizit ist ursächlich in dem nicht voll besetzten Stellenplan der Abteilung begründet. Ein niedergelassener Vertrags-arzt schließt mit der Geschäftsführung

einen Vertrag dahingehend ab, dass er Pa-tienten aus seiner Praxis in der Klinik für ein entsprechendes Honorar operiert, er verpflichtet sich auch für die Betreuung im Krankenhaus und wird – wie nachweislich dargestellt ist – dafür extrem gut honoriert. Der betroffene Klinikchef berichtet, dass der Vertragsarzt verpflichtet wurde, jederzeit telefonisch erreichbar zu sein, um seine, das heißt die von ihm operierten Patienten auch postoperativ zu betreuen. In praxi jedoch war er nicht erreichbar oder nicht abkömm-lich, um tatsächlich die Weiterbetreuung seiner Patienten durchzuführen. Symptome des nun deutlich sichtbaren Ärztemangels, Ausdruck einer mangelnden strukturierten Vorsorge unserer sich stets zankenden Selbstverwaltung, die nun den schwarzen Peter weiter reicht!

Die Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen hat mit einem Rundschreiben im Dezember 2009 Hinweise zu einer „recht-mäßigen Kooperationen zwischen Vertrag-särzten und Krankenhäusern“ publiziert. Sie sollen sukzessive weiterentwickelt werden. Wir wollen Ihnen diese und den Kommen-tar von Herrn Rechtsanwalt Dr. Wienke hier nicht vorenthalten. Aber auch nicht unsere kritischen Bemerkungen hierzu, dass damit weder

■■ eine Regelung betreffend der Weiterbil-dung,

■■ der Verantwortung und Umsetzung der Betreuung dieser Patienten klar ange-sprochen wird,

■■ noch das Problem der Qualitätssicherung und des Qualitätsmanagements.

Erst wenn klare und praktikable Regelungen zwischen den in den Kliniken operierenden Vertragsärzten und den für die Abteilung die medizinische Verantwortung Tragenden klare Regelungen dieser wichtigen Punkte getroffen sind, kann in Einzelfällen eine der-artige Kooperation zwischen niedergelas-senem Vertragsarzt und Krankenhaus-Ab-teilung und eine von uns zur Verbesserung und Sicherung der Weiterbildung schon länger geforderte Öffnung der Schranke zwischen ambulantem und stationärem Sektor als Chance wahrgenommen werden.

Damit ist aber nicht die Tätigkeit von freien Mitarbeitern auf Station oder der Rettungs-stelle behoben. Hier müssen andere innova-tive Regelungen gefunden werden – siehe Modell Sachsen für den hausärztlichen Be-reich – oder Arzt-Assistenten.

Hartmut Siebert

„Neue Versorgungsstrukturen – Honorar- und Konsiliarärzte in Krankenhäusern – ein Spagat zwischen Existenzsicherung der Klinik und Demontage der Abteilung?“ zu „Leitplanken NRW und Kommentierung Dr. Wienke“

H. Siebert

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Im Hinblick auf die mediale Diskussion um die so genannten „Fangprämien“ und un-ter Berücksichtigung der zuletzt vom OLG Düsseldorf im Urteil vom 01.09.2009 maß-geblich geprägten Rechtsprechung zu Fang-prämien und Zuweiserpauschalen hat die Krankenhausgesellschaft Nordrhein-West-falen (KG NW) Empfehlungen beschlossen, die den Krankenhäusern eine erste Orientie-rung bei der Überprüfung ihrer bestehen-den Verträge als auch bei der Entwicklung neuer Verträge bieten sollen.

Als wesentliche Elemente für eine rechtlich zulässige Kooperation zwischen stationären Einrichtungen und niedergelassenen Ärzten hebt die KG NW insbesondere folgende As-pekte hervor:

■■ Keine Veränderung/Erweiterung des Ver-sorgungsauftrages des jeweiligen Kran-kenhauses;■■ Angemessene Vergütung der erbrachten Leistung;

■■ Einhaltung der vertragsärztlichen Vorga-ben (Arbeitszeit, 13-Stunden-Regelung bei Anstellung);

■■ Individualität der Kooperation (keine Gruppenverträge);

■■ Freiwilligkeit der Kooperation;■■ Gewährleistung der freien Arztwahl für die Patienten;

■■ Transparenz der Kooperation.

Diese Prüfkriterien verstehen sich im Hin-blick auf die Komplexität des Versorgungs-systems sowie der jeweiligen Abrechnungs-systeme bisher als „Leitplanken“ und sollen sukzessive – insbesondere unter Berück-sichtigung der Erfahrungen in den Clea-ringstellen und etwaiger neuer Rechtsspre-chung – weiterentwickelt werden.Der erarbeite Prüfkriterienkatalog soll si-cherstellen, dass monetäre Anreize oder andere geldwerte Vorteile nicht die Grund-lage für eine Zusammenarbeit zwischen niedergelassenen Ärzten und Kliniken sein

dürfen. Ziel ist es, den Krankenhäusern in Nordrhein-Westfalen ein Prüfraster für die Rechtmäßigkeit von Kooperationen mit Ver-tragsärzten zu bieten.Mit der Verlautbarung dieser Prüfkriterien übernimmt die Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen eine Vorreiterrolle bei der Neugestaltung des Vertragsrechts zu diesem Thema.Es ist damit zu rechnen, dass auch andere Krankenhausgesellschaften und/oder die Deutsche Krankenhausgesellschaft sich die-sen Überlegungen anschließen oder diese in Kürze ergänzen werden.

Rechtsanwalt Dr. Albrecht WienkeFachanwalt für MedizinrechtWienke & Becker – KölnSachsenring 650677 KölnTel.: (02 21) 3 76 53 10Fax: (02 21) 3 76 53 12www.Kanzlei-WBK.de

Krankenhausgesellschaft NordrheinWestfalen beschließt Leitplanken zur Einordnung rechtmäßiger Kooperationen

A. Wienke

DGU Mitteilungen und Nachrichten 61/20106868

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In einer gemeinsamen Initiative der Fach-gebiete Anästhesiologie, Chirurgie, Innere Medizin, Neurologie, Pädiatrie und der Ra-diologie wurde im letzten Jahr ein Arbeits-kreis etabliert, der einen Konsens zur inhalt-lichen Ausrichtung einer zentralen Notauf-nahme ausformuliert hat. Das Chirurgische Fachgebiet wurde hierbei, nach Maßgabe des hohen Anteils an Notfallpatienten, durch die Unfallchirurgie und die Neurochi-rurgie vertreten.

Anlass für die Initiative war die zuneh-mende Einrichtung von zentralen Notauf-nahmen im Rahmen von baulichen und or-ganisatorischen Neustrukturierungen von Kliniken jeglicher Versorgungsstufen sowie die damit verbundene anhaltende Diskussi-on über einen eigenständigen Facharzt für die ärztliche Tätigkeit in der Notaufnahme.

Unter medizinischen und zunehmend auch unter wirtschaftlichen Aspekten scheint sich das Modell einer zentralen und in-terdisziplinären Notaufnahme unter be-stimmten Voraussetzungen zu bewähren, wobei Daten zur Effizienz bezogen auf die Versorgungsstrukturen in Deutschland bislang über „Fallberichte“ hinausgehend nicht verfügbar sind3. Zentrale interdiszipli-näre Notaufnahmen müssen vor allem die Fachkompetenz für die häufigsten und die relevanten medizinischen Bereiche tatsäch-lich an 365 Tagen und rund um die Uhr akut verfügbar vorhalten. 8,9

Zur Einführung eines eigenen Facharztes für die zentrale Notaufnahme – z. B. Fach-arzt für innerklinische Notfallmedizin – ha-ben einzelne Fachgesellschaften aus ihrer fachspezifischen Sicht bereits Stellung ge-nommen1,2. Danach hat eine rasche und qualifizierte Notfallversorgung von Pa-tienten nach jeweiligem Facharztstandard primär fachbezogen zu erfolgen, die Weiter-bildung in diesem Sektor ist bereits fester Bestandteil einer jeden Facharztweiterbil-dung. Bei verschiedenen Krankheitsbildern konnte mehrfach nachgewiesen werden, dass die adäquate und fachbezogene ini-tiale Behandlung das patientenbezogene Behandlungsergebnis signifikant positiv

beeinflusst4 – 7. Dies gilt für den Herzinfarkt und den Schlaganfall, ebenso wie für die akute intracerebrale oder intraabdominelle Blutung oder die Mehrfachverletzung eines Unfallopfers. Eine zusätzliche fachärztliche Qualifikation als die in der jeweiligen Fach-arztqualifikation abgebildete Kompetenz der fachspezifischen Notfallbehandlung ist demnach in unserem aktuellen Versor-gungssystem entbehrlich.

Jüngste Entwicklungen auf europäischer Ebene scheinen jedoch einen anderen Weg aufzuzeigen. So hat sich eine knappe Mehrheit der EU-Mitgliedsstaaten für die europaweite Einführung eines Facharztes für die klinische Notfallmedizin („emer-gency physician“) ausgesprochen. Kommt es zur Umsetzung dieses Votums, wird ein solcher Facharzt von allen EU-Staaten anzu-erkennen sein. Diejenigen Nationen, die kei-nen eigenen Facharzt einführen möchten, werden dann voraussichtlich nicht umhin kommen, Inhalte des neuen Facharztcurri-culums in bisherigen Weiterbildungsord-nungen mit unterzubringen, soweit diese nicht anderswo schon abgebildet sind. Dies beträfe wahrscheinlich alle hier genannten und beteiligten Fachgebiete. Die Vertreter der betroffenen Fachgesellschaften haben im Einvernehmen mit der BÄK auch unter Berücksichtigung des „Europa“-Argumentes abgelehnt und sind sich darin einig, sich auch in Brüssel diesem Begehren zu wider-setzen.

Diskutiert wurde dieses Thema aktuell auch auf einem interdisziplinären Meinungs-austausch Ende Januar dieses Jahres auf der Reisensburg, zu welchem Herr Prof. Altemeyer in Tradition der Leinsweiler Ge-spräche ( jährlich stattfindende Diskussi-onsrunde zu Themen der Notfallmedizin) eingeladen hatte. Frau Dr. Hogan und Herr Dr. Fleischmann stellten seitens der DGINA nochmals die Notwendigkeit eines Fach-arztes für die klinische Notfallmedizin dar. Man berief sich in bekannter Weise auf Aspekte der verbesserten Patientenversor-gung, der höheren ökonomischen Effizienz und die europäischen Nachbarstaaten. Frau Dr. Pantzer von der Bundesärztekam-

mer hielt dem entgegen, dass derzeit keine klare Abgrenzung eines neuen Fachs der klinischen Notfallmedizin gegenüber den bestehenden Fachgebieten mit hohem Notfallversorgungsanteil zu erkennen sei. Die vorgeschlagenen Inhalte eines Curricu-lums seien bisher auch in den schon eta-blierten Fächern abgebildet. Solange hier nicht Klarheit geschaffen ist, wird sich die Bundesärzte kammer mit dem Begehren eines neuen Facharztes für die klinische Notfallmedizin nicht auseinander setzen. Ein gleich lautender Antrag sei der DGINA seitens der Bundesärztekammer zurückge-geben worden.

Die Entwicklungsgeschichte des „emergen-cy physician“ in den USA wurde von Frau Dr. Platz vorgestellt, die, aus Deutschland stammend, seit einigen Jahren in Boston am Brigham and Women Hospital als emer-gency physician tätig ist. Demnach hat die Entwicklung dort ihren Anfang vor etwa 30 – 40 Jahren genommen, in einer Zeit zu der die Notfallversorgung eine ungeliebte und wenig professionell betriebene Dis-ziplin gewesen ist. Diese Tätigkeit sei häufig von den unerfahrenen Kollegen wahrzu-nehmen gewesen und habe keine beruf-liche Weiterentwicklung ermöglicht. Inte-ressanterweise ist auch zu dieser Zeit das ATLS® Programm vom American College of Surgeons aufgelegt worden sowie das ALS (Advance Life Support) Programm der Ame-rican Heart Association als Antwort auf die mangelhafte Notfallversorgung. Nach den Worten von Frau Dr. Platz ist der emergency physician heute der Arzt der ersten Stunde in der Notaufnahme nach dem Motto „an-yone, anything, anytime“. Die für die defini-tive Behandlung erforderlichen Fachgebiete würden aber auch unmittelbar hinzu geru-fen, sobald klar sei, in welche Richtung die Behandlung des Patienten ginge. Bei einem angekündigten Schwerverletzten auch schon zuvor.

Als Fazit der Diskussionsrunde bleibt fest-zuhalten, dass es zu dem Thema Facharzt für klinische Notfallmedizin mit der DGINA keinen Konses gibt, man sich aber innerhalb der hier beteiligten Fachgebiete Gedanken

Konsenspapier zum Thema zentrale Notaufnahme Gemeinsame Empfehlung zur Struktur einer zentralen interdisziplinären Notaufnahme seitens der Fachgebiete mit hohem Notfallversorgungsanteil

A. Seekamp

DGU Mitteilungen und Nachrichten 61/2010 6969

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machen muss, wie das Tätigkeitsfeld der zentralen Notaufnahme medizinisch und hier insbesondere für die ärztlichen Mitar-beiterInnen zukünftig attraktiv gestaltet werden kann. Denn nur der / die motivierte MitarbeiterIn wird, wie in vielen anderen Bereichen auch, eine qualitativ hoch ste-hende Patientenversorgung gewährleisten. Dies könnte für die derzeit etablierten Fach-gebiete ein Ausgangspunkt sein, sich wei-terhin Gedanken zu machen, wie ein über-

wiegend in der Notfallaufnahme tätiger Arzt zukünftig qualifiziert sein sollte. Trotz des jetzt erzielten Konsens wird die diesbe-zügliche Diskussion anhalten. In jedem Fall wird angesichts der jetzt vorliegenden Kern-aussagen noch zu beraten sein über die Zu-satzqualifikation des Notaufnahmeleiters in Managementaufgaben (Punkt 6), sowie über die fachbezogene Mindestqualifika-tion für die Tätigkeit in einer Notaufnahme (Punkt 5).

Prof. Dr. Andreas SeeekampDirektorKlinik für UnfallchirurgieUniversitätsklinikum Schleswig-HolsteinCampus-KielArnold-Heller-Str. 724105 KielE-Mail: [email protected]

AutorenschaftDeutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e.V. (DGAI, Prof. Andre Gries*)Deutsche Gesellschaft für Chirurgie e.V. (DGCH, Prof. Andreas Seekamp*)Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e.V. (DGIM, Prof. Tobias Welte*)Gesellschaft für Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin, (GNPI, Dr. Thorsten Wygold*)Deutsche Gesellschaft für Neurochirurgie e.V. (DGNC, Prof. Jürgen Meixensberger*)Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V. (DGN, Prof. Günther Deuschl*)Deutsche Röntgengesellschaft e.V. (DRG, Prof. Michael Galanski*)Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin e.V. (DIVI, Prof. Gerhard Sybrecht*)

* offiziell Beauftragter der genannten Fachgesellschaft bzw. Dachgesellschaft und der jeweils zugehörigen Fach- bzw. Schwerpunktgesellschaften

Literatur1 Deuschl G, Topka H, Heide W, Busse O. Die Versor-

gung neurologischer Patienten in der Notaufnah-me. Aktuelle Neurologie 2009; 36: 1 – 4

2 Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin DGfC. Zur Problematik Zentraler Notaufnahmen. Gemeinsame Stellungnahme der Deutschen Ge-sellschaft für Chirurgie und der Deutschen Ge-sellschaft für Innere Medizin. 2006(5. Okt. 2008): http://www.dgch.de/downloads/dgch/Aktuelles/ZentrNotaufnahme_DGCH-DGIM_Vs_17_10_06.pdf.

3 Gimmler C, Somasundaram R, Wölfl C, Gries A. In-terdisziplinäre Notfallaufnahme – aktueller Stand und Ausblick. Anästhesiol Intensivmed 2009; 50: 108 – 119

4 Hacke W, Donnan G, Fieschi C, et al. Association of outcome with early stroke treatment: pooled ana-lysis of ATLANTIS, ECASS, and NINDS rt-PA stroke trials. Lancet 2004; 363(9411): 768 – 774

5 Marler JR, Tilley BC, Lu M, et al. Early stroke treat-ment associated with better outcome: the NINDS rt-PA stroke study. Neurology 2000; 55 (11): 1649 – 1655

6 Proulx N, Frechette D, Toye B, Chan J, Kravcik S. De-lays in the administration of antibiotics are asso-ciated with mortality from adult acute bacterial meningitis. Qjm 2005; 98(4): 291 – 298

7 Velmahos GC, Fill C, Vassiliu P, Nicolaou N, Radin R, Wilcox A. Around the clock attending radiology co-verage is essential to avoid mistakes in the care of trauma patients. Am Surg 2001; 67: 1175 – 1177

8 Bernhard M, Pietsch Ch, Gries A: Die Interdiszi-plinäre Notfallaufnahme. Organisation, Struktur und Prozeßoptimierung. Anesthesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2009; 44: 454 – 459

9 Zylka-Menhorn V: Die Leitlinien müssen ein-gehalten werden. Das Papier „Eckpunkte – Notfallme dizinische Versorgung der Bevölkerung in Klinik und Präklinik“. Dtsch Ärztebl 2008; 38: A1956 – A1957

1. Die zentrale Notaufnahme (ZNA) ist zentrale Anlaufstelle eines Klinikums für alle ungeplant eintreffenden Patienten oder Notfallpatienten. Diese verbleiben entweder im Klinikum oder werden in am-bulante Behandlung entlassen. In der ZNA erfolgt eine fachspezifische Diagnostik und Behandlung. Dafür steht ein multi-disziplinäres Team der Fachrichtungen zur Verfügung, die dem Versorgungsauftrag der Klinik entsprechen. Wesentlich an der Versorgung beteiligte Fachgebiete sind: Anästhesiologie, Chirurgie, Innere Medizin, Neurologie, Neurochirurgie, Pädiatrie. Im Minimum muss die Notfallbehandlung in den Fachgebieten Anästhesiologie, Innere Medizin und Chirurgie sichergestellt sein. Die Versorgung in der ZNA muss rund um die Uhr vorgehalten werden.

2. Der zentralen Notaufnahme sollte eine Aufnahmestation zugeordnet sein. Hier sollen in der ZNA aufgenommene Patien-

ten in der Regel unter 24 Stunden verblei-ben, bis der weitere Behandlungsweg me-dizinisch und organisatorisch geklärt ist.

3. Die Patientenbehandlung muss direkt und

ohne Verzug fachbezogen und nach Fach-arztstandard erfolgen. Die medizinische Verantwortung verbleibt kontinuierlich bei der behandelnden Fachabteilung.

4. Für die Fälle, bei denen die eindeutige Zuordnung zu einer bestimmten Fach-abteilung nicht möglich ist, obliegt es der organisatorischen Verantwortung des Not-aufnahmeleiters, die Erstdiagnostik/-ein-schätzung und Behandlung sicherzustellen bzw. zu organisieren und eine Zuordnung vorzunehmen.

5. Die fachspezifische Notfallversorgung ist fester Bestandteil einer jeden Facharzt-weiterbildung und fachspezifischer Fort-bildungsprogramme. Deshalb werden ein

Facharzt für Notfallmedizin oder vergleich-bare Weiterbildungen abgelehnt. Eine Mindestqualifikation für die Sicherstellung der Versorgungs qualität in der ZNA wird für erforderlich gehalten. Diese ist von den Fachgesellschaften zu definieren und muss von den in der ZNA tätigen Mitarbeitern erbracht werden.

6. Die Leitung einer zentralen Notaufnahme kann hauptamtlich einer Person übertra-gen werden. Hiermit verbunden sind in erster Linie organisatorische Aufgaben. Die betreffende Person sollte eine Facharzt-qualifikation in einem der in der Notauf-nahme wesentlich beteiligten Fachgebiete aufweisen, darüber hinaus erscheint eine Zusatzqualifikation in Managementauf-gaben sinnvoll. Das Curriculum für eine solche Zusatzqualifikation ist von den Fachgesellschaften unter Beachtung eu-ropäischer Em pfehlungen gemeinsam auszugestalten.

Thesen zur interdisziplinären zentralen Notaufnahme

DGU Mitteilungen und Nachrichten 61/20107070

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Die Deutsche Gesellschaft für Neurochi-rurgie hat auf eine Anfrage des Sozial-ministers Baden-Württemberg nach einer konkreten Definition der Struktur und Or-ganisation neurochirurgischer Versorgung reagiert und Eckpunkte neurochirurgischer Versorgung betreffend Struktur, Ausstat-tung, Organisation und Qualitätsmanage-ment zusammen mit dem Berufsverband der Neurochirurgen fertig gestellt und uns zur Publikation zur Verfügung gestellt.

Hintergrund sind dafür auch die Symptome, die wir bereits im Bereich der Honorar- und Konsiliararzt-Tätigkeit vorfinden, indem zu-nehmend Neurochirurgen in Kliniken tätig werden, ohne dass sie Leiter einer Beleg-arzt-Abteilung sind. So werden neurochi-

rurgische Leitungs- oder Oberarztstellen an chirurgischen, unfallchirurgischen, orthopä-dischen oder neurologischen Kliniken aus-geschrieben, ohne eine neurochirurgische Hauptabteilung vor Ort zu etablieren. Auf diese überwiegend der Ökonomie geschul-deten neuartigen Versorgungsangebote hat die Deutsche Gesellschaft für Neurochi-rurgie nun reagiert und klare Eckpunkte für eine qualitätssichernde neurochirurgische Versorgung erarbeitet und publiziert. Die angesprochenen Anforderungen beziehen sich auf die Kernbereiche der Neurochi-rurgie, nämlich Erkrankungen und Verlet-zungen des Gehirns und des Rückenmarks. Explizit ausgenommen sind Erkrankungen und Verletzungen der Wirbelsäule. Im Rah-men unserer Bemühungen zur Sicherung

der Qualität der Versorgung von Schwerver-letzten im Rahmen unseres Projektes Trau-maNetzwerkDDGU haben wir bereits vor 2 Jahren mit der Deutschen Gesellschaft für Neurochirurgie gemeinsame Regelungen für die Versorgung von Schwerverletzten mit zusätzlichem Schädelhirntrauma for-muliert und alle beteiligten Kliniken des Traumanetzwerkes darüber informiert. Es muss auch unser Interesse sein, dass neu-rochirurgische Leistungen im Rahmen ge-sicherter Strukturen und Prozesse durchge-führt werden, damit im Falle der Behand-lung von Verletzten eine klar definierte qualitätssichernde Kompetenz jederzeit vorgehalten wird.

Hartmut Siebert

Kommentar zum Beitrag „Qualität und Struktur neurochirurgischer Versorgung“H. Siebert

Anfang Dezember 2008 wurde die Deutsche Gesellschaft für Neurochirurgie (DGNC) vom Arbeits- und Sozialministerium Ba-den-Württemberg um fachliche Beratung gebeten. Das Ministerium wies darauf hin, dass zunehmend häufiger allgemeinchi-rurgische oder orthopädisch- / unfallchirur-gische Krankenhausabteilungen dazu über-gingen, neurochirurgische Leistungen zu erbringen und zu Lasten der Krankenkassen abzurechnen. Dies geschehe unter verschie-densten Konstruktionen, in die auch nie-dergelassene Neurochirurgen gelegentlich einbezogen würden. Das Ministerium ver-trat die Auffassung, dass neurochirurgische Eingriffe aus Gründen der Leistungsqualität grundsätzlich neurochirurgischen Abtei-

lungen vorbehalten bleiben müssen. Die Deutsche Gesellschaft für Neurochirurgie wurde nun um Stellungnahme sowie um Identifikation von Diagnosen, Prozeduren oder Fallpauschalen gebeten, die aus Grün-den der Leistungsqualität zweifelsfrei einer neurochirurgischen Krankenhausabteilung vorzubehalten sind, wenn eine stationäre Krankenhausversorgung nötig wird. Soviel zur Anfrage des Ministeriums.

Im folgenden haben sich die Vorstände der Deutschen Gesellschaft für Neurochirurgie sowie des Berufsverbands Deutscher Neu-rochirurgen (DGNC und BDNC) in mehreren Sitzungen mit dieser Frage auseinander-gesetzt und zwei ausführliche Antwort-

schreiben erstellt, die im April 2009 sowie im November 2009 versandt wurden. Der gesamte umfassende Komplex ist allen Mit-gliedern von DGNC und BDNC in einer Son-derausgabe der „Mitteilungen der DGNC“ im Dezember 2009 übermittelt worden. In diesen Schreiben weisen wir darauf hin, dass die DGNC die Auffassung vertritt, dass stationär zu erbringende neurochirurgische Eingriffe aus Gründen der Leistungsqualität grundsätzlich Neurochirurgen, insbesonde-re an neurochirurgischen Fach- und Beleg-abteilungen, vorbehalten bleiben müssen. Für die Anerkennung neurochirurgischer Fach- oder Belegabteilungen müssen un-seres Erachtens folgende unabdingbare Notwendigkeiten erfüllt sein:

Qualität und Struktur neurochirurgischer Versorgung Eine Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Neurochirurgie

A. Unterberg

DGU Mitteilungen und Nachrichten 61/2010 7171

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■■ Ein neurochirurgischer Bereitschafts-dienst

■■ sowie ein neurochirurgisch-fachärztlicher Rufdienst über 24 Stunden, ■■ Belegungsrecht auf einer ausgewiesenen Intensivstation, ■■ computertomographische und kernspin-tomographische Diagnostik im Kranken-haus während 24 Stunden mit neuroradi-ologischer Kompetenz ■■ sowie eine operative Ausstattung, die mikrochirurgische Eingriffe an Gehirn, Rückenmark, peripheren Nerven und Wir-belsäule erlaubt.

Erst wenn diese Minimalvoraussetzungen vollständig erfüllt sind, sind Hirn- und Rücken markstumorchirurgie, intrakranielle vaskuläre Neurochirurgie und andere genu-in neurochirurgische Operationen möglich. Nur dies gewährleistet, dass Komplika-tionen, die sich aus einer solchen Chirurgie ergeben können, auch postoperativ zu je-dem Zeitpunkt adäquat behandelt werden können.

Was sind nun Diagnosen, Prozeduren oder Fallpauschalen, die aus Gründen der Lei-stungsqualität zweifelsfrei neurochirur-gischen Krankenhausabteilungen vorzube-halten sind, wenn eine stationäre Kranken-hausversorgung nötig wird? Um es gleich deutlich zu sagen: Es sind keine Eingriffe an der Wirbelsäule, wie z. B. Bandscheibenope-rationen, Operationen bei Spinalkanalste-nose, Frakturen, Instrumentationen o. ä.

Es sind auch nicht Eingriffe, die unter le-bensbedrohlichen Umständen zur sofor-tigen Abwendung von weiteren Schäden für den Patienten von Nicht-Neurochirurgen durchgeführt werden, wie z. B. die Entlas-tung epiduraler Hämatome bei drohender Einklemmung durch einen Unfallchirurgen.Vielmehr haben sich DGNC und BDNC nach intensiver Diskussion rasch darauf verstän-digt, dass Operationen im Schädel, an der Hypophyse sowie im Spinalkanal, hier be-sonders innerhalb der Dura, sowie Hydroce-phalus-Eingriffe auf eine solche Liste gehö-ren. Einen entsprechenden Katalog haben wir schließlich nach mehrfacher Durchsicht an das Ministerium in Stuttgart übersandt.

Um es klar zu sagen: Den deutschen Neu-rochirurgen geht es nicht darum, Terrain für sich zu reklamieren, das auch von anderen Fachdisziplinen beherrscht wird, wie z. B. die Wirbelsäulenchirurgie, die selbstver-ständlich von vielen Orthopäden und Un-fallchirurgen – wenn auch nicht immer mit gleicher Indikationsstellung, so doch mit gleicher Qualität – ausgeübt wird. Vielmehr ist es unseres Erachtens aus Qualitätsgrün-den nicht vertretbar, dass zum Beispiel Patienten mit Meningeomen, intrazere-bralen Metastasen, ja sogar Hirntumoren und Aneurysmen, operativ in fachfremden, nicht-neurochirurgischen Abteilungen be-handelt werden, ohne dass hier die oben erwähnten Strukturqualitätsmerkmale vor-handen sind. So etwas kann man den Pa-tienten nicht zumuten! Im Übrigen gefähr-

det ein solches Vorgehen den Bestand der in ausreichender Zahl existierenden neuro-chirurgischen Fach- und Belegabteilungen, die über ihre medizinische Verantwortung gegenüber ihren Patienten hinaus auch der ärztlichen Weiterbildung verpflichtet sind. Außerdem sollten Allen die Diskussionen über operative Mindestmengen sicherlich bestens bekannt sein.

Zu guter Letzt: In unserem Schreiben vom 21.11.2009 haben wir dem Ministerium auch mitgeteilt, dass sich die neurochirurgischen Verbände DGNC und BDNC durchaus be-wusst sind, dass die von uns geforderten Mi-nimalstrukturkriterien zur Beherrschung von Komplikationen möglicherweise hier und da (besonders in Niedersachsen) von Neurochi-rurgen erreicht wird, die zum Beispiel in un-fallchirurgischen oder chirurgischen Kliniken Sektionen, Unterabteilungen oder Spezialbe-reiche für Neurochirurgie aufgebaut haben. Hier sind unseres Erachtens die Planungsbe-hörden aufgefordert, Ordnung zu schaffen und dafür zu sorgen, dass solche Einheiten adäquat ausgestattet werden, um als neu-rochirurgische Beleg- oder Fachabteilungen geführt werden zu können.

Prof. Dr. A. Unterberg, 1. Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für NeurochirurgieDirektor der Neurochirurgischen KlinikRuprecht-Karls-Universität Heidelbergim Neuenheimer Feld 40069120 HeidelbergE-Mail: [email protected]

Bereits im Jahr 2008 fand unter den ersten Präsidenten der DGOU, Prof. Joachim Grifka und Prof. Axel Ekkernkamp, eine sogenann-te „Zukunftswerkstatt“ statt. Ziel dieser Veranstaltung war es, Funktionsträger und Meinungsbildner aus den der Orthopädie und Unfallchirurgie nahe stehenden Or-ganisationen einzuladen, um mit diesen aktuelle Entwicklungen zu besprechen, die die Zukunft des Faches Orthopädie und Unfallchirurgie beeinflussen werden. Die-

se sehr erfolgreiche Veranstaltung wurde von den Präsidenten Prof. Hans Zwipp und Prof. Klaus-Peter Günther 2009 aufgegriffen und mit neuen Themen belegt. Die General-sekretäre der DGOU, Prof. Hartmut Siebert und Prof. Fritz Uwe Niethard, haben darauf-hin ein Programm zusammengestellt, das sich unter der Moderation eines Journa-listen an drei Thementischen mit folgenden Schwerpunkten beschäftigte:

Einführung neuer Produkte und Umsetzung neuer Prozesse in Orthopädie und Unfallchirurgie zum Nutzen der Patienten

Bei der von Prof. Grifka und Prof. Pohlemann in einem engagierten Rahmen geleiteten Diskussion ging man davon aus, dass bei zahlreichen Innovationen der Nutzen für die Patienten nicht überschaubar sei. Es herrschte daher Übereinstimmung, dass

Zweite Zukunftswerkstatt der DGOUEnde vergangenen Jahres lud die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie zu ihrer zweiten Zukunftswerkstatt nach Berlin ein.

F. U. Niethard

DGU Mitteilungen und Nachrichten 61/20107272

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eine so genannte „Innovationsregelung“ entsprechend den Vorgaben amerika-nischer Universitätschirurgen notwendig sei. Unter Bezug auf das Medizinprodukte-gesetz wurde allerdings vor einer unnützen Bürokratiehürde gewarnt. So sollten teure und unnötige Wiederholungsstudien ver-mieden werden, die gegebenenfalls sogar die sinnvolle Einführung neuer Produkte verzögern und damit die Zugänglichkeit für den Patienten erschweren würden. In jedem Fall aber müssten die Kriterien einer wis-senschaftlichen Untersuchung erfüllt und die Sicherheit bei klinischer Anwendung gewährleistet sein. Für die Studien solle gelten, dass nicht vorrangig Kostenanaly-sen, sondern vor allem der „Mehrnutzen“ für den Patienten als Bewertungskriterium einfließen müsse. Das wiederum fordert die Intervention der Fachgesellschaft, denn nur dort sei der Sachverstand für den für den Patienten erkennbaren Nutzen angesiedelt.

Produkt- und Implantatsicherheit für Anwender und Patienten

In dieser von Prof. Siebert und Prof. Has-senpflug geleiteten Diskussion wurden zunächst erheblich diskrepante Zahlen zur Implantatsicherheit auf den „Thementisch“ gelegt. Aktuell nämlich werden dem BfArm etwa 200 Vorfälle mit Endoprothesen ge-

meldet, denen aber ca. 35.000 Wechselein-griffe an Hüft- und Knie-Endoprothesen jährlich gegenüber stehen. Nur wenigen Klinikleitern ist bekannt, dass eine Ver-pflichtung zur Dokumentation sämtlicher Versagensfälle von Implantaten besteht. Dazu gehören nicht nur – wie häufig an-genommen – Implantatbrüche, sondern auch Lockerungen. Es wurde vereinbart eine Handlungsempfehlung zusammen mit dem BfARM, dem BvMed und Vertretern der FG zu diesem Thema zeitnah zu erstel-len, um den Anwendern vor Ort konkrete Hinweise zum Vorgehen bei einem solchen Vorkommnis an Hand zu geben.

Da in Deutschland ca. 390.000 Endopro-thesen eingesetzt werden, ist die Quali-tätssicherung in diesem Bereich besonders wichtig. Es wurde daher erneut die Einfüh-rung eines Endoprothesenregisters gefor-dert, das in anderen Ländern nachweislich zu einer Herabsetzung von Komplikationen und zu einer Verbesserung der Standzeit der Endoprothesen beigetragen hat. Die Forde-rung nach einem Endoprothesenregister wurde als Schwerpunkt aus der Zukunfts-werkstatt in eine am 14. Januar 2010 ver-anstaltete Pressekonferenz hineingetragen und dort noch einmal von den Generalse-kretären und Prof. Hassenpflug vertreten (siehe Kasten).

Auflösung bestehender Versorgungsstrukturen in Orthopädie und Unfallchirurgie – Spagat zwischen Ökonomie und Qualität

Prof. Niethard und Prof. Ekkernkamp als Leiter dieses Thementisches stellten fest, dass durch politische Maßnahmen eine Vielzahl neuer Versorgungsstrukturen in der „Gesundheitslandschaft“ entstanden ist; teils um die Qualität der Versorgung zu verbessern, größtenteils aber, um Kosten zu sparen. Zu diesen Versorgungsstruk-turen gehören die Hausarztmodelle, MVZs, Praxisketten, Konsiliarärzte, Honorarärzte, Gesundheitsnetze, MVZs an Kliniken, Kli-nikketten, Privatkliniken, Spezialkliniken und die zahlreichen Integrierten Versor-gungsverträge. Ob hierdurch ein Benefit für den Patienten entstanden ist, muss zu-nächst unklar bleiben, denn Zahlen liegen hierzu nicht vor: Die Teilnehmer hielten Versorgungsketten bzw. -netze (analog BG-Versorgung) grundsätzlich für sinnvoll. Die einzelnen Glieder der Kette müssten jedoch qualitativ hinsichtlich Struktur- und Prozes-squalität abgesichert sein.

Besonders Augenmerk galt den durch die Auflösung der bestehenden Versorgungs-strukturen entstandenen Auswirkungen auf die Weiterbildung. Es wurde bemängelt, dass vor allem im niedergelassenen Bereich,

Die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) hat am 14. Januar 2010 im Rahmen einer Presse konferenz in Frankfurt die um-gehende Einrichtung eines nationalen Endoprothesen registers gefordert. Nur so könne man zuverlässig und reprä-sentativ die Ergebnisqualität und die Haltbarkeit der in Deutschland verwen-deten Endoprothesen erfassen. Dies aber sei unabdingbare Voraussetzung für eine weitere Verbesserung der Implantat-Qualität und der Patientensicherheit.

Pro Jahr werden in Deutschland nahezu 390.000 Kunstgelenke eingesetzt. Die Zahl der Wechseleingriffe liegt bei rund 35.000 pro Jahr. Die Fehlerquote gemäß dem Mel-deverfahren an das Bundesinstitut für Arz-neimittel und Medizinprodukte (BfArM) liegt für Implantate bei rund 200 pro Jahr. Doch trotz dieses im Grunde guten Verhältnisses sind die systematischen Kenntnisse über die Haltbarkeit und die Ergebnisqualität bei gelenkersetzenden Maßnahmen in Deutsch-land relativ gering. Der Grund hierfür ist das Fehlen eines nationalen Endoprothesenregi-sters, wie es in vielen anderen europäischen

Ländern zum Teil seit vielen Jahren exis tiert. So hat die Schweiz etwa 2008 ein Endopro-thesenregister eingeführt, und in Nordeur-opa existieren diese nationalen Endoprothe-senregister bereits seit vielen Jahren.

Ein solches Register erfasst systematisch alle eingesetzten und gewechselten Endoprothe-sen und verfolgt sie über viele Jahre hinweg. Dies ist das zuverlässigste Verfahren, um re-präsentative Aussagen über die Ergebnisqua-lität der Endoprothetik, insbesondere über ihre Dauerhaftigkeit zu machen. Eine zusätz-liche Dokumentation subjektiver Erfolgspara-meter ist im zweiten Schritt sinnvoll.

Forderung an den Gemeinsamen Bundesausschuss: das Register muss kommen – so schnell wie möglich!

Die Orthopäden und Unfallchirurgen haben über ihre Fachgesellschaften seit Jahren konkrete Modelle für ein nationales Endopro-thesenregister entwickelt. Im Frühjahr 2009 wurde dem Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) ein konsentierter konkreter Umset-zungsentwurf vorgelegt. Doch bisher ist diese qualitätssichernde und qualitätsstei-gernde Maßnahme immer noch nicht um-

gesetzt, sondern scheitert immer wieder an Einzelinteressen, obwohl die Mehrzahl aller Systembeteiligten für ein derartiges Register zur Langzeiterfassung der implantierten En-doprothesen im Hüft- und Kniegelenkbereich plädiert.

Gleichzeitig ist klar: Das Einsparpotenzial durch vermiedene Revisionseingriffen ist wesentlich größer als der Aufwand für die Einrichtung und den Betrieb eines Endopro-thesenregisters. Deshalb fordert die DGOU nachdrücklich die Beteiligten im Gemeinsa-men Bundesausschuss auf, endlich das natio-nale Endoprothesenregister zu verwirklichen. Sichergestellt werden müssen dabei aus der Sicht der DGOU folgende Punkte:

■■ Alle eingebauten und alle gewechselten Endoprothesen müssen vollständig erfasst werden.■■ Sachverstand und Erfahrung der wissen-schaftlichen Fachgesellschaften müssen umfassend institutionalisiert eingebunden und in ihren qualitätssichernden Konse-quenzen genutzt werden.■■ Die Industrie muss mit eingebunden werden.

DGOU: Wir fordern das nationale Endoprothesenregiser – so schnell wie möglich!

DGU Mitteilungen und Nachrichten 61/2010 7373

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inklusive der MVZs und der Integrierten Versorgungsverträge, Weiterbildung größ-tenteils nicht stattfindet. Auch in privaten Kliniken, Praxiskliniken und ähnlichem wird Weiterbildung nur noch in begrenztem Um-fang angeboten. Damit konzentriert sich die Weiterbildungsaufgabe auf Krankenhäu-ser der öffentlichen Hand. Diese wiederum verlieren einen Großteil der Inhalte, die für die Weiterbildung als Standard erforder-lich sind. Hierbei spielt „Rosinenpickerei“ im DRG-System eine wesentliche Rolle. Daraus folgt, dass die Weiterbildung für die spezielle konservative Orthopädie und Unfallchirurgie extrem gefährdet ist und dass zusätzlich in vielen Kliniken das Wei-terbildungsangebot nicht mehr erbracht werden kann. Das Fach Orthopädie und Un-fallchirurgie wird dadurch unattraktiv, was wiederum den Nachwuchsmangel fördert,

der in chirurgischen Fächern ohnehin schon bedenklich zunimmt. In der Diskussion wurde angemahnt, dass sich die Klinikvor-stände zunehmend nicht nur mit der Perso-nalbeschaffung, sondern mit der Personal-entwicklung beschäftigen müssen. Hierzu ist auch eine Einbindung der deutschen Krankenhausgesellschaft sinnvoll. Beste-hende Engpässe bei der Anerkennung von Weiterbildungsstätten für die konservative Orthopädie und Unfallchirurgie sollen in Gesprächen mit der Ärztekammer gelöst werden. Hierzu wird die DGOU bereits im März dieses Jahres einen weiteren Weiter-bildungsworkshop veranstalten, zu dem die so genannten „kammeraktiven Mitlieder“ aus den Ärztekammern geladen sind, um die Problemlösungen in die Ärztekammern hineinzutragen.

Alles in allem eine weitere sehr erfolgreiche Zukunftswerkstatt, die nicht nur von der Behandlung der Themen, sondern auch von der Begegnung unter Orthopäden und Un-fallchirurgen mit Funktionsträgern sowie dem Gespräch und Meinungsaustausch am Rande der Veranstaltung lebte. Die Fortset-zung im Jahr 2010 ist für den November be-reits geplant.

Prof. Dr. Fritz Uwe NiethardGeneralsekretär der DGOU und DGOOCLuisenstr. 58/5910117 BerlinE-Mail: [email protected]

DGU Mitteilungen und Nachrichten 61/20107474

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Versorgungsstrukturen im Wandel Beiträge zur Abbildung des Faches Orthopädie und Unfallchirurgie in den verschiedenen Versorgungsstrukturen

Das neue Fach Orthopädie und Unfallchi-rurgie bietet neben vielfältigen Chancen auch Risiken bei der vor allem durch die zunehmende Kommerzialisierung, den relativen Nachwuchsmangel und die Ar-beitsbedingungen mit verursachten Re-organisation und Weiterentwicklung bestehender Versorgungsstrukturen. Im Rahmen gesundheitspolitischer Diskussi-onen über Qualität und Transparenz der Leistungserbringung sowie sektorenüber-greifende Netzwerkbildung ist ärztlicher Sachverstand unverzichtbar. Besonders die Berufsverbände und Fachgesellschaften sind aufgefordert, eindeutige Positionen zu beziehen und Fehlentwicklungen so-wie deren Ursachen klar zu benennen. Die international anerkannte hohe Qua-lität und Fachkompetenz der deutschen Orthopädie und Unfallchirurgie sowie die Weiterentwicklung von Versorgungsstruk-turen sind nur in Kooperation und nicht in Konfrontation von Gesundheitspolitik und Ärzten zu erhalten. Eine Entwicklung neuer Versorgungsstrukturen ohne eine enge und frühzeitige Einbindung der Ärzte wird nicht erfolgreich sein. Die Ärzteschaft verschließt sich wirtschaftlichen und po-litischen Argumenten und Erfordernissen keineswegs, stellt eine medizinisch hoch-wertige Patientenversorgung jedoch stets in den Vordergrund.

DGOOC und DGU hatten in diesem Sinne im Rahmen der ehemaligen „Union Or-

thopädie und Unfallchirurgie“ eine AG Versorgungsebenen eingesetzt. Diese hat-te Fragen der Weiterentwicklung zukünf-tiger Versorgungsstrukturen des neuen Fachgebietes zu bearbeiten. Im Folgenden werden Kerngedanken und Ergebnisse dieser Arbeit von den einzelnen Autoren schlaglichtartig dargestellt. Die Darstel-lungen geben einen Zwischenstand der derzeitigen Überlegungen der Autoren wieder und können als Grundlage für ei-nen zukünftig abgestimmten Masterplan der Fachgesellschaften und Berufsverbän-de dienen. Bei einem solchen Vorgehen tre-ten natürlich Überschneidungen zwischen den Beiträgen auf, dies ist gewollt und soll die verschiedenen Ansätze aufzeigen. Wir möchten klarstellen, dass die hier darge-stellten Beiträge bislang nicht in den Gre-mien der DGOU konsentiert sind, sie er-scheinen uns jedoch wichtig und hoch ak-tuell zu sein, um die Diskussion inhaltlich voran zu bringen mit dem Ziel, zukunfts-fähige Modelle zur Gestaltung einer kom-petenten Versorgung in den vielfältigen Leistungsebenen und -Bereichen unseres Faches zu entwickeln. Wir wissen, dass die Mitgestaltung der Fachgesellschaften und Berufsverbände derartige Strukturen nicht immer und nur in einem geringen Umfang möglich ist, dies soll uns jedoch nicht da-von abhalten, derartige Vorschläge nicht nur gemeinsam zu entwickeln, sondern auch zu vertreten. Inzwischen wurde nach der Auflösung der Union und Gründung

der DGOU der Arbeitskreis „Versorgungse-benen“ in den neuen Ausschuss der DGOU für „Versorgungs- und fachbezogene Fra-gen“ überführt, der sich weiter mit diesem Schwerpunktthema befassen wird.

Wir wollen mit der Publikation zum jet-zigen Zeitpunkt die für eine ausgiebige inhaltlich orientierte Diskussion notwen-dige Transparenz ermöglichen und hoffen zu einer breiten Diskussion beitragen zu können.

DanksagungDen Autoren danken wir für Ihre Bereit-schaft, Ihre Vorstellungen uns zur Publika-tion zur Verfügung zu stellen.

Den Mitgliedern der AG Versorgungsstruk-turen der Union Orthopädie und Unfall-chirurgie danken wir auf diesem Wege für ihre Beiträge innerhalb des Arbeitskreises, die diese Beiträge erst ermöglichten.

MitgliederKD Heller, Braunschweig; P Heppt, Erlan-gen; R Hoffmann, Frankfurt a.M.; A Dávid, Wuppertal; S Götte München; W Mittel-maier, Rostock; H Siebert, Schwäbisch-Hall; KM Stürmer, Göttingen

R. Hoffmann, H. Siebert

Vorwort zu Versorgungsstrukturen im Wandel

1. Die orthopädisch-unfall chirurgische PraxisDie orthopädisch-unfallchirurgische Praxis lässt sich zukünftig je nach Qualifikation und Leistungsspektrum in unterschied-lichen Modulen abbilden. Kerntätigkeiten sind in jedem Fall die allgemeine Ortho-pädie und Unfallchirurgie, zu der klinische Diag nostik, das Röntgen, die Sonographie, das Labor, die Therapie und die Begutach-tung zählen.Darüber hinaus lassen sich weitere, mögliche Spezialisierungen (Module) bezeichnen:

■■ Durchgangsarzt der Berufsgenossen-schaften (D-Arzt)

■■ Chirotherapie■■ fachbezogene Röntgendiagnostik (Zu-satzweiterbildung Röntgendiagnostik)

■■ Kernspintomographie (Zusatzweiterbil-dung Magnetresonanztomographie)

■■ Kinderorthopädie (Zusatzweiterbildung Kinderorthopädie) mit dem Versorgungs-schwerpunkt Säuglings- und Hüftsono-graphie, die Osteologie (Osteologe DVO)

■■ Osteodensitometrie■■ differenzierte Labordiagnostik■■ Physiotherapie/Physikalische Therapie (Zusatzweiterbildung Physikalische The-

rapie, qualifiziertes Personal, apparative Ausstattung)

■■ Rehabilitation mit der Zusatzweiterbil-dung Sozialmedizin, Rehabilitationswe-sen, ambulante Rehabilitation

■■ Rheumatologie mit der Zusatzweiterbil-dung Orthopädische Rheumatologie und einer differenzierten Labordiagnostik

■■ Schmerztherapie mit der Zusatzweiter-bildung Spezielle Schmerztherapie bzw. die Qualifikation der Kassenärztlichen Vereinigungen zur Behandlung chronisch schmerzkranker Patienten

DGU Mitteilungen und Nachrichten 61/2010 7575

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An der Nahtstelle zwischen ambulantem und stationärem Sektor sind Beleg- und Ko-operationsabteilungen zumeist in Kliniken der Grund- und Regelversorgung angesie-delt. In den letzten Jahren hat sich infolge der Änderung der gesetzlichen Vorgaben durch das Vertragsarztänderungsgesetz, die unterschiedliche Vergütung in DRG- und EBM-System und die regionale Konkurrenz-situation eine Vielzahl unterschiedlich aus-gestalteter Konstruktionen entwickelt, die um die Patienten konkurrieren und damit ein Konfliktpotential innerhalb einer Klinik zusätzlich zu dem Wettkampf zwischen den Kliniken bieten. Die Einführung von Koope-rationsabteilungen geht dabei teilweise auf die Regelungen in § 31/3 des Bundesman-telvertrags zurück, nach der ein Belegarzt nur an einer Klinik tätig sein darf und die Tätigkeit in einer zweiten Klinik nur als Ko-operationsarzt möglich ist.

Während Belegabteilungen eigenständig sein können, sind Kooperationsabteilungen definitionsgemäß untergeordnete Abtei-lungen einer Hauptabteilung ( Abb. 1).

An einer Klinik kann es so zu einem Neben-einander einer Haupt- und mehrerer Be-leg- oder Konsiliarabteilungen derselben Fachrichtung kommen, wobei die Kooperati-onsabteilungen auch verschiedenen Haupt-abteilungen zugeordnet werden können. Ge-regelt werden müssen daher die Verantwort-lichkeiten bei der Patientenversorgung mit Visiten, Bereitschafts- und Rufdiensten, OP-Plan und OP-Assistenz, Weisungsbefugnissen gegenüber dem ärztlichen und Pflege-Perso-nal, Dokumentation und Haftpflichtversiche-rung. Während die rechtliche Stellung und die Vergütung eines Belegarztes gesetzlich vorgegeben sind, müssen Kooperationsärzte hier Einzelvereinbarungen treffen. Beleg- und Kooperationsabteilungen bieten gute Voraus-setzungen für die Beschäftigung von Weiter-bildungsassistenten, da aufgrund einer Spe-zialisierung häufig große Operationszahlen eine operative Ausbildung bei Routineeingrif-fen und die Teilnahme an einer ambulanten Versorgung in der Praxis ermöglichen. Rehabilitationskliniken haben dagegen eine üblicherweise fest geregelte Struktur ( Abb. 2).

Qualifikationsvoraussetzungen für eine leitende Tätigkeit in einer Rehabilitations-klinik, entsprechenden Abteilungen in BG-Kliniken oder bei Maximalversorgern sind die Gebietsbezeichnung als Facharzt für Orthopädie oder Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie die Zusatzbe-zeichnungen Rehabilitationswesen und So-zialmedizin. Da eingehende Kenntnisse der konservativen Orthopädie und Rehabilitati-on des Bewegungssystems notwendig sind, betonen die Sektion Physikalische Therapie und Rehabilitation der DGOOC sowie die Arbeitsgemeinschaft leitender konservati-ver Orthopäden (ALKO) die Notwendigkeit der Schaffung einer Zusatzbezeichnung „konservative Orthopädie und Unfallchirur-gie“. Eine solche Zusatzbezeichnung wäre auch als Motiva tion für Weiterbildungsas-sistenten zur Tätigkeit an einer Rehabilita-tionsklinik sinnvoll.

Literatur:http://kompetentnetz-ou.de

Dr. Peter Heppt, 1. Schatzmeister des BVOU, Erlangen

Abb. 1 Stellung Kooperationsabteilung und Belegklinik Abb. 2 Struktur einer Rehaklinik

■■ Akupunktur■■ technische Orthopädie zur Versorgung mit orthopädischen Hilfsmitteln, Orthe-sen, Einlagen, orthopädischen Schuhen, Kunstgliedern, individuell verordneten Konfektionsprodukten■■ ambulante Operationen mit allgemeinen kleineren Eingriffen, Eingriffen an Schul-ter, Hand, Knie, Fuß, minimale Verfahren an der Wirbelsäule sowie kleine Traumen■■ belegärztliche und honorarärztliche Operationen mit Osteotomien großer Röhrenknochen, Gelenkeingriffen, endo-prothetischem Gelenkersatz, Wirbelsäu-lenoperationen sowie operativer Fraktur-versorgung.

Die Anpassung und Neugestaltung des be-rufsgenossenschaftlichen Heilverfahrens (D-Arzt) ist derzeit noch im Fluss. Konkrete Überlegungen umfassen ein abgestuftes Modulsystem für die verschiedenen Ver-sorgungsebenen und Tätigkeitsfelder mit definierten Anforderungsprofilen. Ein konti-nuierliches Qualitätssicherungssystem soll implementiert werden. Prozess- und Ergeb-nisqualität wird ebenso eine Rolle spielen wie Mindestfallzahlen. An diesen Ergebnis-sen wird nach regelmäßiger Überprüfung die weitere Beteiligung am berufsgenos-senschaftlichen Heilverfahren festgemacht werden.

Die Sektoren übergreifende Zusammenar-beit mit stationären Einrichtungen wird in vielfältigen Kooperationsformen zunehmen (MVZ, Belegabteilungen, Kooperations-ärzte/-abteilungen).

Literatur:http://kompetentnetz-ou.de

Dr. Siegfried Götte, ehemaliger Präsident des BVOU, München

2. Belegkliniken, Kooperations abteilungen und Rehakliniken

DGU Mitteilungen und Nachrichten 61/20107676

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Um einerseits eine flächendeckende Versor-gung von Schwerverletzten auch zukünftig auf höchstem Niveau zu gewährleisten und andererseits den Versorgungs- und Wei-terbildungsaspekten des neuen Facharztes Orthopädie und Unfallchirurgie gerecht zu werden, wurden unter Beachtung der Vor-gaben des Weißbuches Schwerverletzten-Versorgung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie die folgenden Modelle für orthopädische und unfallchirurgische Abteilungsstrukturen entwickelt. Eine sek-torenübergreifende Integration von am-bulanten Ärzten, Leistungserbringern und Rehabilitationseinrichtungen ist auf jeder Versorgungsstufe ebenso möglich wie die Einrichtung zusätzlicher medizinischer Versorgungszentren (MVZ). Die Weiterbil-dungsinhalte des neuen Facharztes sind ge-gebenenfalls klinikübergreifend abzubilden. Jüngste Entwicklungen wie Honorararztmo-delle sind allerdings kritisch zu hinterfragen. Diese meist rein ökonomisch betriebenen Kooperationsformen sind derzeit noch mit vielen Fragezeichen zu versehen. Dies be-trifft Fragen nach der Kern kompetenz und Struktur von A-Abteilungen, ebenso wie Fragen der Qualitätssicherung, Patienten-versorgung, Weiterbildung und Schnitt-stellendefinition. Klinikinterne Abteilungs-strukturierungen, Spezialisierun gen und ggf. Departmentbildungen erscheinen in einer Gesamtbetrachtung daher sinnvollere Alter-nativen zu sein, ohne jedoch auf sektorenü-bergreifende Kooperationen zu verzichten.

Krankenhaus der Grund- und Regelversorgung

Im Modell 1 ( Abb. 1) entscheidet sich der Träger für eine gemeinsame Klinik für Chi-

rurgie. Diese wird durch den Klinikdirektor administrativ gemanagt. Die Klinik für Chi-rurgie hat in der Regel mindestens eine Ab-teilung für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie eine Abteilung für Allgemein-/und Viszeralchirurgie. Der Klinikdirektor ist or-ganisatorisch für die Klinik verantwortlich. Er vertritt klinisch einen Abteilungsschwer-punkt und leitet diese Abteilung in der weitere, spezialisierte leitende Abteilungs-ärzte tätig sein können. Die leitenden Abtei-lungsärzte der anderen Klinikabteilungen sind medizinisch fachlich unabhängig. Den spezialisierten, leitenden Abteilungsärzten können weitere Oberärzte und/oder Fach-ärzte zugeordnet werden.

Im Modell 2 ( Abb. 2) entscheidet sich der Träger für eine eigenständige Klinik für Or-thopädie und Unfallchirurgie neben einer Klinik für Chirurgie. Der Klinikdirektor der Orthopädie und Unfallchirurgie leitet diese Klinik administrativ und fachlich. Weitere spezialisierte leitende Abteilungsärzte, Oberärzte und Fachärzte können in der Kli-nik tätig sein.

Krankenhaus der Schwerpunkt- und Maximalversorgung

Hier wird der Begriff des Zentrums imple-mentiert. Die Klinik für Orthopädie und Un-fallchirurgie ist eingebettet in ein Zentrum für Chirurgie, das aus eigenständigen Kli-niken besteht. Dieses Zentrum wird gegen-über dem Träger von einem aus dem Kreis der Klinikdirektoren befristet bestellten Zentrumsdirektor administrativ vertreten. Einzelne Kliniken des Zentrums Chirur-gie können darüber hinaus zusätzlich in „Organ zentren“ (z. B. Magen-Darmzentrum) eingebettet sein( Abb. 3).

Der Klinikdirektor der Orthopädie und Un-fallchirurgie leitet diese Klinik administrativ und fachlich. Weitere spezialisierte leitende Abteilungsärzte, Oberärzte und Fachärzte können in der Klinik tätig sein. Das Modell bietet grundsätzlich die Voraussetzungen eines regionalen Traumazentrums entspre-chend dem Weißbuch Schwerverletzten-Versorgung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie.

Universitätskliniken, Berufs-genossen schaftliche Unfallkliniken, einzelne Krankenhäuser der Maximalversorgung

Hier etablieren sich spezialisierte Zen-tren für Orthopädie und Unfallchirurgie ( Abb. 4). Der Zentrumsdirektor wird vom Träger aus dem Kreis der spezialisierten Abteilungsdirektoren (Departmentsystem) bestellt und vertritt das Zentrum admini-strativ. Abteilungsdirektoren leiten die Spe-zialabteilungen mit Unterstützung von lei-tenden Abteilungsärzten, Ober- und Fach-ärzten. Oberärzte und Fachärzte können im Rotationsverfahren Zusatzqualifikationen erwerben, um ihre Karriereperspektiven zu erhöhen. Abteilungsdirektoren können, je nach lokalen Strukturen und Spezialisie-rung, auch zwei Abteilungen fachlich leiten.

Das Modell bietet grundsätzlich die Vo-raussetzungen eines überregionalen Trau-mazentrums entsprechend dem Weißbuch Schwerverletzten-Versorgung der Deut-schen Gesellschaft für Unfallchirurgie.Universitäten: Dem Argument, dass durch derartige Modelle universitäre Lehrstühle eliminiert werden, kann entgegnet werden, dass auf Ebene der Abteilungsdirektoren

3. Allgemeine Klinikstrukturen Orthopädie und Unfallchirurgie

Abb. 1 Model 1 Grund- und Regelversorgung Abb. 2 Modell 2 Grund- und Regelversorgung

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Die nachfolgenden Ausführungen fassen komprimiert wesentliche Elemente der auch für die bisher dargestellten Modelle geltenden Überlegungen anhand der reinen orthopädischen Fachklinik zusammen.

Unter den zahlreichen orthopädischen Kli-niken in Deutschland befinden sich derzeit reine orthopädische Fachkliniken, entwe-der als Einzelklinik oder in einem Haus ge-ringerer Größe, in der die orthopädische Abteilung oder Klinik die mit Abstand do-minierende Klinik ist. Gerade diese Kliniken verfügen häufig über einen hohen Casemix und über sehr hohe Fallzahlen. Viele die-ser Kliniken sehen trotz des gemeinsamen Facharztes und der Erweiterung in Richtung Unfallchirurgie keine zwingende Notwen-digkeit, nicht zuletzt aufgrund einer opti-malen Auslastung, den unfallchirurgischen Teil noch mit anzubieten. Sei es weil die Fachkompetenz im Hause nicht vertreten ist, sei es weil die Marktposition dies nicht erfordert.

Da es sich bei diesen Fachkliniken oft um große Abteilungen handelt, ist das orthopä-dische Gebiet mit all seinen möglichen Zu-satzbezeichnungen und fakultativen Wei-terbildungen hier optimal abgebildet. Zu denken ist hier insbesondere an die Kinder-orthopädie, an die Wirbelsäulenchirurgie, die Rheumatologie, die physikalische The-

rapie und Balneologie, meist auch die fach-bezogene Röntgendiagnostik und insbeson-dere die spezielle orthopädische Chirurgie. Aufgrund des breit gefächerten Angebotes und der aufgrund der Klinikgröße oft ho-hen Anzahl an Mitarbeitern ist im oberärzt-lichen Bereich hier eine Subspezialisierung Standard und letztendlich zwingend erfor-derlich, so dass unter dem organisatorisch verantwortlichen Chefarzt, dem die admi-nistrative Gesamtverantwortung unterliegt, eine Sektionsbildung, z. B. in den Bereichen Wirbelsäulenchirurgie, Kinderorthopädie, plastische und Handchirurgie, endoprothe-tische Chirurgie, arthroskopische Chirurgie etc., stattfindet. Dies ermöglicht ein breit-gefächertes Spektrum und eine optimale Ausbildung der nachgeordneten Mitarbei-ter. Der leitende Arzt oder Chefarzt ist orga-nisatorisch verantwortlich, vertritt klinisch einen oder mehrere Abteilungsschwer-punkte und leitet die Gesamtklinik. Die Sek-tionsleiter im Rang eines Oberarztes oder leitenden Abteilungsarztes haben im gün-stigen Fall außertarifliche Verträge, so dass das Arbeitszeitgesetz hier umgangen wer-den kann, und vertreten ihre Subdisziplin, sinnvollerweise in Kombination mit einem Privatliquidationsrecht und einer eigenen KV-Ermächtigung. Die nachgeordneten Ärzte können im Rotationsverfahren den Facharzt und zahlreiche Zusatzqualifikati-onen erwerben. Bestimmte Faktoren sind

hierbei jedoch unbedingt zu berücksichti-gen. Die Koordination durch einen leitenden Arzt ist essentiell. Die Sektionsleitung muss entweder über eine Liquidation oder über eine adäquat hohe außertarifliche Grund-vergütung lukrativ gestaltet werden, um die zweite Ebene langfristig ans Haus zu binden. Diese Strukturen sind jedoch nur in einer Klinik mit einer adäquaten Größe sinnvoll und machbar. Von wesentlicher Be-deutung – insbesondere auch im Bezug auf die Liquidation – ist die fachliche Abgren-zung der verschiedenen Bereiche unterei-nander, um ein Konkurrenzdenken nicht aufkommen zu lassen. Die einzelnen Sek-tionen müssen größenmäßig adäquat sein, um eine sinnvolle Assistentenrotation zuzu-lassen. Im Rahmen dieser Sektionsbildung kann und sollte auch die Weiterbildungser-mächtigung berücksichtigt und angepasst werden. Nur über die adäquate Verteilung der Verantwortung und über eine entspre-chende Vergütung, insbesondere auch der Sektionsleiter und Oberarztebene, ist eine Klinik mit hohen Fallzahlen und hohem Ca-semix langfristig wettbewerbsfähig. Eine zu hohe Fluktuation in diesem Segment würde die Qualität nachhaltig negativ beeinflus-sen.

Prof. Dr. KD Heller, 2. Schriftführer des BVOU, Orthopädische Klinik Braunschweig des Herzogin Elisabeth Hospitals.

W3- oder W2-Positionen durch die Fachbe-reiche eingerichtet werden müssen. Hier ist lokal die gemeinsame Überzeugungskraft der speziellen Unfallchirurgen und spezi-ellen Orthopäden gefordert, sich analog zu anderen Fachgebieten (z. B. Innere Medizin) zu positionieren. Wesentlich erscheint ein weiterbildungsorientierter Zusammenhalt von klinischer Forschung und Lehre. Neben den beiden Kernabteilungen für spezielle Orthopädie und spezielle Unfallchirur-gie und ggf. weiteren Spezialabteilungen

sollten auf universitärer Ebene jedenfalls Abteilungen für Handchirurgie, ortho-pädische Rehabilitation, orthopädische Rheumatologie, Kinderorthopädie und spe-zielle konservative Orthopädie und Unfall-chirurgie etabliert werden.

LiteraturHoffmann R, Wirtz DC, Beck A, Haas NP (2007) Ortho-pädie und Unfallchirurgie – Zukünftige Strukturen stationärer Versorgung.Z Orthop Unfallchir 145: 113–115

Prof. Dr. Reinhard Hoffmann,Ärztlicher Direktor der Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Frankfurt am Main, Leiter des Ausschusses für Versorgungs- und Fachbezogene Fragen in der DGOU.Friedberger Landstrasse 430 60389 Frankfurt/M. Tel.: (0 69) 4 75-20 01E-Mail: [email protected]

4. Orthopädische Fachkliniken

Abb. 3 Struktur regionale Traumazentren Abb. 4 Struktur überregionale Traumazentren

DGU Mitteilungen und Nachrichten 61/20107878

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Die Maximalversorgung schwer unfallver-letzter Patienten (24 Stunden, 7 Tage pro Woche) erfordert spezielle Strukturen, die heute schon an einigen Überregionalen Traumazentren (BG-Kliniken, Uni-Kliniken, anderen Maximalversorgern) in der Tages-realität funktionieren. Diese Kliniken haben einen unfallchirurgisch geprägten Schwer-punkt.

Diese Kliniken oder Zentren setzen sich aus zwei oder drei Komponenten zusammen: 1. Eine zentrale Abteilung für Unfallchirur-

gie und Orthopädie, in der alle häufigen sowie alle notfallmäßig erforderlichen unfallchirurgischen, orthopädischen und rekonstruktiven Behandlungen/Operati-onen des Faches und der Zusatzweiter-bildung »Spezielle Unfallchirurgie« ein-schließlich Schwerverletzten-Versorgung – Polytrauma- durchgeführt werden. Die-se Abteilung ist zum Verletzungsarten-verfahren der DGUV zugelassen. An den Universitäten wird sie von einem Profes-sor W3 geleitet.

2. Schwerpunkte / Sektionen / Abteilun-gen für die speziellen Aufgabenstel-lungen des Faches (Auswahl beispielhaft: ( Abb. 1):

– Spezielle Unfall- und Wiederherstel-lungschirurgie

– Spezielle Orthopädische Chirurgie – Spezielle Wirbelsäulenchirurgie – Spezielle Hüftchirurgie – Spezielle Kniechirurgie – Spezielle Schulterchirurgie – Spezielle Handchirurgie – Spezielle Fußchirurgie – Spezielle Tumorchirurgie – Kinderorthopädie – Orthopädische Rheumatologie – Konservative und technische Orthopädie

Mehrere Spezialisierungen können auch zusammengefasst oder von der Abteilung nach Punkt 1 vertreten werden. Die Aus-wahl der Schwerpunkte richtet sich nach lokalen (gewachsenen) Strukturen und kli-nischen Aufgabenstellungen. Die Schwer-punkte werden von einem Oberarzt / Ltd. Arzt / Abt.-Leiter geführt, an den Universi-täten auch als W2- oder W3-Professuren.3. An den Universitäten kommt als dritte

Komponente eine Forschungsprofes-sur hinzu. Diese soll die fachbezogene Forschung des Zentrums organisato-risch und methodisch unterstützen und selbst einen wesentlichen Forschungs-

schwerpunkt des Faches vertreten. Für die Leistungsorientierte Mittelvergabe (LOM) werden die wissenschaftlichen Leistungen des gesamten Zentrums ge-meinsam bewertet.

Struktur und Verantwortlichkeiten

Zentrumsleiter ist der Direktor der Abtei-lung für Unfallchirurgie, Orthopädie und Wiederherstellungschirurgie. Ihm obliegen die fachliche und organisatorische Leitung sowie die ärztliche Verantwortung für die Krankenversorgung des Zentrums. Die Lei-ter der Abteilungen und Schwerpunkte ha-ben die unmittelbare ärztliche Verantwor-tung für ihren speziellen Aufgabenbereich.

Der Zentrumsleiter trägt die Verantwortung für das Budget, die Personalmittel und Stel-len, die Sachmittel, die Ambulanzen, die Bettenstationen, die OP-Kapazitäten und den OP-Plan. Er hat hierzu professionelle administrative Unterstützung. Kosten und Erlöse der Schwerpunkte werden im Sinne von Profit-Centern dargestellt und bei der Zuordnung der Ressourcen berücksichtigt.

Die Leiter der Schwerpunkte sollen in der Regel in der Lage sein, das Fach Orthopädie und Unfallchirurgie in seiner ganzen Brei-te, insbesondere der Notfallbehandlung zu vertreten und den Oberarztdienst des Zen-trums verantwortlich abzudecken. Jeder Schwerpunkt hat einen Vertreter, der bei Abwesenheit des Leiters die wesentlichen klinischen Versorgungs-Aufgaben des Schwerpunkts sicherstellt.

Die Abteilung für Unfallchirurgie und Or-thopädie ist für die Notfallbehandlung des Zentrums verantwortlich, leitet die Notauf-nahme sowie die Bereitschafts- und Ruf-dienste. Alle Ärzte des Zentrums beteiligen sich an den gemeinsamen Diensten.

Der Zentrumsleiter ist im Gebiet Chirurgie für die Weiterbildung im Common Trunk und im Fach Orthopädie und Unfallchirur-gie verantwortlich. Zudem muss das Zen-trum die beiden wichtigsten Zusatzwei-terbildungen „Spezielle Unfallchirurgie“ und „Spezielle Orthopädische Chirurgie“ weiterbilden können. Wünschenswert sind weitere Zusatzweiterbildungen wie Hand-chirurgie, Physikalische Therapie, Orthopä-dische Rheumatologie und Kinderorthopä-die.

5. Unfallchirurgisch geprägte Kliniken oder Zentren

Abb.1 Struktur einer unfallchirurgisch geprägten Klinik, Maximalversorger mit beispielhaft dargestellten Schwerpunktbildungen

DGU Mitteilungen und Nachrichten 61/2010 7979

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Die Entwicklung von aktuellen Modellen der Versorgung (integrierte Versorgung, Medizi-nische Versorgungs- oder Op-Zentren und Konstrukte der Belegarzt- und Zuweiserbin-dung) betrifft universitäre Einrichtungen unter verschiedenen Aspekten der Maxi-malversorgung, Forschung und Lehre.

In der bisherigen, traditionellen Versor-gungsinfrastruktur kam es nur schrittweise und in sehr unterschiedlichem Maße zur Einbindung anderer Versorgungsebenen in universitäre Kliniken. Patientenflow in der Unfallchirurgie gestaltete sich insbeson-dere über Problemfälle und die Polytrau-ma-Versorgung in den Einrichtungen der höchsten Versorgungsstufe. Im Rahmen des sogenannten Trauma-Netzwerkes wurde in den letzten Jahren ein Kooperationsmodus geschaffen, welcher abhängig vom Verlet-zungsgrad und der infrastrukturellen Aus-stattung der jeweiligen Klinik auch speziell die Universitäts-Traumatologie über die hohe Versorgungsstufe einbezieht. Damit

bekommt diese eine manifestere, spezielle Bedeutung in der funktionellen Ausrich-tung auf die Studenten-Ausbildung und Ärzte-Weiterbildung. Ganz speziell kommt die Bedeutung der traumatologischen Uni-versitätseinrichtungen in der Weiterbildung der Speziellen Traumatologie und Inhalten der Speziellen Handchirurgie zum Tragen, aber auch in der Klinischen Forschung be-züglich Verletzungen.

Die Entwicklung der Orthopädie zeigte in den letzten Jahrzehnten eine enorme Wei-terentwicklung des operativen Bereiches, aber auch eine zunehmende Spezialisierung im Hinblick auf organbezogene Inhalte auf. Zudem haben sich Rheumaorthopädie und Kinderorthopädie sowie Handchirurgie als wesentliche Anteile stabil über spezielle Zusatz-Weiterbildungen (Zusatzbezeichnun-gen) etabliert. Dies findet im Bereich der universitären orthopädischen Einrichtungen bereits Niederschlag in Abteilungen, Sektio-nen und einzelnen W-Professuren.

Zunehmend konkurrieren diese orthopä-dischen Universitätseinrichtungen teilwei-se in der Krankenversorgung mit verschie-denen Versorgungsebenen, besonders aber mit hoch spezialisierten Privatkliniken oder Belegarzt-Krankenhausabteilungen. Meist aber ergänzen die Universitätskliniken im Fach Orthopädie wesentlich die anderen Versorgungsebenen, insbesondere ange-sichts zunehmenden Spezialisierungsbe-darfs und demographischer Tendenz.

Es resultiert teilweise und regional unter-schiedlich eine Verschiebung der Patienten-Versorgung mit Konzentration von Pati-enten mit höherem Operationsrisiko und finanziellem Risiko in universitären Einrich-tungen. Dies betrifft zum Beispiel septische Komplikationen im Bereich der Endopro-thetik. Kinderorthopädie, Rheumachirurgie und Tumororthopädie.

Diese Entwicklung ist prinzipiell der Lehre zuträglich, birgt jedoch das Risiko, dass bei

Erläuterungen

Die vorgeschlagene Zentrumsstruktur ori-entiert sich zum einen an den Erfordernis-sen einer flächendeckenden Versorgung un-fallverletzter Patienten in einem Überregio-nalen Traumazentrum im TraumaNetzwerk DGU, im Verbund mit Regionalen Trauma-zentren und lokalen Traumazentren (Basis-versorgern). Hier ist eine Kernstruktur erfor-derlich, in der alle häufigen sowie alle not-fallmäßig notwendigen unfallchirurgischen, orthopädischen und rekonstruktiven Be-handlungen und Operationen des Faches und der Zusatzweiterbildung „Spezielle Un-fallchirurgie“ einschließlich der Schwerver-letzten-Versorgung durchgeführt werden. Diese Struktur steht in Einklang mit den aktuellen strategischen Entscheidungen der DGUV zur Neuordnung der Behandlung der Gesetzlichen Unfallversicherung.

Auf der anderen Seite wird die spezialisierte operative Orthopädie nachhaltig gestärkt, indem die Schwerpunkte des Faches - auch nach außen erkennbar - durch ausgewie-sene Experten vertreten werden, die auf eine breite Basis an Personal, Funktionsräu-men, Betten, Op-Kapazitäten, Geräten und Sachmitteln aufbauen können. So sollen die Inhalte des früheren Faches Orthopädie in der neuen Struktur personell breiter, effek-tiver und qualitativ hochwertiger vertreten werden.

Dies erfordert auf Oberarzt- und Facharzte-bene erfahrene unfallchirurgische Genera-listen, die so auch darauf vorbereitet wer-den, später als Chefärzte die Behandlung unfallchirurgischer Patienten in anderen Stufen des Netzwerks sicherzustellen. Heu-te sind Generalisten aber nur gefragt, wenn sie zusätzlich noch mindestens einen spezi-ellen Schwerpunkt vertreten. Diese ergän-zenden Spezialisierungen werden durch die Entwicklung der orthopädischen Chirurgie unterstützt, wo ein hohes Maß an Speziali-sierung erforderlich ist.

Indem sich grundsätzlich alle Ärzte des Zen-trums einschließlich seiner Schwerpunkte an den für die aufwendige Notfallversor-gung erforderlichen Bereitschafts- und Rufdiensten beteiligen, lässt sich auch das Problem der Einhaltung der europäischen Arbeitszeitvorgaben lösen. Die im DRG-Sys-tem unzureichend finanzierten Vorhalteko-sten der Notfallversorgung können durch die besser bewerteten Erlöse aus den elek-tiven Schwerpunkten teilweise kompen-siert werden.

Die Größe des Zentrums mit seinen breit ge-fächerten Schwerpunkten eröffnet für die Ärzte in der Weiterbildung optimale Weiter-bildungsbedingungen im Fach Orthopädie und Unfallchirurgie einschließlich der zu-sätzlichen Weiterbildungen. Das Zentrum wird so für junge ambitionierte Ärzte/innen

sehr attraktiv, so dass die Stellen voraus-sichtlich mit qualifiziertem Nachwuchs be-setzt werden können.

In der vorgestellten Zentrumsstruktur ist mit einer deutlichen Steigerung der Fall-zahlen zu rechnen, weil nicht nur die Breite des Faches optimal vertreten wird, sondern auch seine Spezialisierungen. Das Zentrum eröffnet zudem Synergie-Effekte mit einer besseren Auslastung der Ressourcen. Durch Optimierung der DRG-Kodierung, des Ein-kaufs und des Kostenmanagements kann die Erlösseite verbessert werden. Die Größe des Zentrums erlaubt und erfordert admi-nistrative und betriebswirtschaftliche Mit-arbeiter im Sinne eines internen Manage-ments und Controllings

Literatur Weißbuch Schwerverletzten-VersorgungDeutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie e.V.Berlin 2006,www.dgu-online.de

Hoffmann R, Wirtz DC, Beck A, Haas NP (2007)Orthopädie und Unfallchirurgie – Zukünftige Strukturen stationärer Versorgung.Z Orthop Unfallchir 145: 113–115

Prof. Dr. M. Stürmer, Abteilung Unfallchirurgie, Plastische- und Wiederherstellungschirurgie, Universität Göttingen

6. Universitäre Versorgungskonzepte

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beschränkter Kapazität universitärer Ein-richtungen Studenten künftig weniger mit einfacheren Standard-Fällen der Praxis wie Epicondylitis radialis humeri oder Spreizfü-ßen konfrontiert werden. Gerade deshalb müssen künftig vermehrt Medizinische Versorgungszentren und Kooperationsmo-delle mit niedergelassenen Kollegen sowie außeruniversitären Fachkliniken etabliert werden.Gerade die Hochschulambulanzen behal-ten für Studenten und Assistenzärzte in der Weiterbildung vor dem Rahmen dieser Spe-zialisierung eine hohe Bedeutung. Behand-lungsfälle dürfen hier vertragsgemäß nur bei Eignung für Forschung und Lehre mit der Kassenärztlichen Vereinigung abgerech-net werden. Hochschulkliniken dürfen aber auch Aufgaben im Rahmen der allgemeinen Krankenversorgung übertragen werden, auch soweit sie dem Umfang nach nicht für Forschung und Lehre erforderlich sind. Entsprechend erhalten auch universitäre Ermächtigungsambulanzen im Rahmen der Spezialisierung und Maximalversorgung zunehmende Bedeutung.

Forschung und Lehre sind als wesentliche Aufgaben der Universitäten und ihrer zu-gehörigen Klinika gesetzlich verankert. In der Grundlagen-Forschung, aber auch in der klinischen Forschung bestehen bereits zahlreiche enge Kooperationen mit außer-universitären Forschungseinrichtungen und Industrie-Unternehmen. Teilweise werden diese Kooperationen durch Stiftungsprofes-suren untermauert.

Die aktuelle Entwicklung bietet das Poten-zial zur Etablierung nachhaltiger, zukunfts-weisender Strukturen über die Ausrichtung nach Organ-Schwerpunkten oder nach Er-krankungsfeldern.

Eine interdisziplinär ausgerichtete Vernet-zung und Ressourcen-Nutzung innerhalb einer Universitätsklinik ermöglicht die effizientere Wahrnehmung der Facharzt-Weiterbildung, aber auch der Studenten-Ausbildung.

Dasselbe gilt für die Forschung in verschie-denen Ebenen. Gerade vor dem Hintergrund des internationalen Konkurrenzdruckes und der aktualisierten europäisch ausge-richteten Anforderungen des Medizinpro-duktegesetzes (Klasse-3-Einstufung von Langzeit-Implantaten / z. B. Endoprothesen) wird die Bedeutung der Vernetzung mit Ein-richtungen anderer Versorgungsebenen zu-nehmen. Universitäre Klinik-Einrichtungen werden vermehrt die Konzepte von inter-nationalen Multicenter-Studien nutzen. Versorgungsforschung wird intensiver die

Zusammenarbeit mit niedergelassenen Or-thopäden und Unfallchirurgen verlangen.

In den bisherigen universitären Struktur-Modellen selbständiger Kliniken für Ortho-pädie und Abteilungen für Unfallchirurgie als Teil Chirurgischer Kliniken lassen sich neue Anforderungen an Lehre und Weiter-bildung nur eingeschränkt realisieren. Sie können nur noch bedingt über engere Ver-flechtung von Studentenpraktika und die Rotation von Weiterbildungsassistenten Verbesserungen erzielen. Besser aber er-scheint die Bildung von Kliniken für Ortho-pädie und Unfallchirurgie mit Abteilungen oder der Zusammenschluss zu einem Muskuloskeletalen Zentrum. Dieses kann unter derzeitigen rechtlichen Rahmenbe-dingungen in unterschiedlicher Weise re-alisiert werden, wobei je nach Bundesland und Universität durch jeweilige Satzungen unterschiedliche Bedingungen vorgegeben sein können.

Im Rahmen von Umstrukturierungen wird zukünftig in der universitären Klinik-Struktur den Weiterbildungsinhalten zum Facharzt Orthopädie und Unfallchirurgie, aber auch bezüglich der spezialisierenden Zusatzweiterbildungen wie Handchirurgie, Kinderorthopädie und Rheumaorthopä-die Rechnung getragen werden müssen. Nur eng verflochtene bzw. kooperierende Strukturen können neben der Basis in Kran-kenversorgung, Lehre und Forschung an Universitätsklinika auch ausreichend finan-ziellen Rahmen und Qualität für diese spe-zialisierten Aufgaben rechtfertigen.

Entsprechend sind in den Leitungen der je-weiligen Abteilungen oder Sektionen ent-

sprechend den lokalen und überregionalen Bedürfnissen speziell für Ausbildung und Lehre Professoren-Stellen zu etablieren.

Zudem gewinnt auch – ganz besonders im Vorteil gegenüber anderen Versorgungsstu-fen und -modellen – die interdisziplinäre Verflechtung mit anderen medizinischen Disziplinen für die universitäre Versorgung der höchsten Versorgungsstufe wie auch für die klinische Forschung besondere Be-deutung. Dies spiegelt sich in der Mitgestal-tung bzw. Mitwirkung in – verschiedenen speziellen Zentren bezo-

gen auf Patientenalter (SPZ / Kinderor-thopädie),

– Erkrankungsgruppen (Trauma zentrum, Tumorzentrum, Rheumazentrum) bzw.

– organbezogenen Zentren wie (Wirbel-säulenzentrum) wider.

Die inneruniversitäre Forschung sollte die jeweiligen Universitätsschwerpunkte be-rücksichtigen und somit ergänzen bzw. ver-stärken. Interdisziplinäre Arbeitsgruppen mit anderen Fakultäten dienen einer opti-mierten Nutzung der Ressourcen.

Die eventuelle politische Änderung von Rahmenbedingungen sollte diesen Anfor-derungen Rechnung tragen. Aber auch die Weiterentwicklung der Universitäten hat den Spielraum und die grundlegende Be-deutung der Krankenversorgung auf hohem Niveau als zentrale Basis der vielfältigen universitären Aufgaben zu erhalten. Die gilt auch für die Gestaltung der Rechtsform, beispielsweise ob Kooperations- oder In-tegrationsmodell, in der Zusammenarbeit von Universität bzw. Fakultät mit dem Kli-nischen Betrieb – mit jeweiligen Vorzügen

Abb. 1 Modellstruktur eines Universitätsklinikums

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und Nachteilen. Abb. 1 verdeutlicht mög-liche Konzepte der Strukturierung von Uni-versitätsklinika als Beispiel.

Zukünftige universitäre Struktur

Die besondere Verantwortung universitärer Kliniken für die Repräsentation der Breite des Fachgebietes in der Maximalversor-gung einerseits und Lehre/Forschung sowie Weiterbildung andererseits verlangen die zukünftige Anpassung der universitären Strukturen. Die Anforderungen beinhalten dabei ganz besonders – gemäß Weiterbildungsordnung und Auftrag der Maximalversorgung die

■■ Spezielle Orthopädische Chirurgie mit besonderer Berücksichtigung von rekon-struktiver Chirurgie, Gelenkersatzchirur-gie und Wirbelsäulenerkrankungen.

Besonders die demografische Entwick-lung und die Zunahme von aufwändigen Eingriffen (z. B. Endoprothesenwechseln) bei durchschnittlich älteren und mehr multimorbiden Patienten rechtfertigen diese Strukturanforderung.

Einzelne Aspekte der Speziellen Orthopä-dischen Chirurgie können – in interdis-ziplinärer Ausrichtung – in Abteilungen oder Sektionen organisiert werden, z. B. für Wirbelsäulenchirurgie oder Sportor-thopädie. Dabei gibt es gemeinsame und überschneidende Aspekte mit der Spezi-ellen Unfallchirurgie.

■■ Spezialisierten Zentren, z. B. Endoprothe-senzentrum, können eingeordnet werden – die Kinderorthopädie

– die Tumororthopädie.Speziell für die beiden letzteren Versor-gungsinhalte bieten die universitären Strukturen mit hohem interdisziplinären Niveau der Maximalversorgung wesent-liche Voraussetzungen.

Zusätzlich muss die ■■ Spezielle Unfallchirurgie als Abteilung abgebildet werden.

Diese kann auch in Kooperationen mit an-deren Einrichtungen der Maximalversor-gung mit teilweise besserer Ausstattung in der Schwerstverletztenversorgung, z. B. BG-Kliniken, betrieben werden.

Weiterhin sind je nach regionalen Gegeben-heiten Versorgungsinhalte oder Sektionen/ Abteilungen abzubilden bezüglich

■■ Rheumaorthopädie und■■ Spezieller Handchirurgie.

Zudem ist aus Gründen der Komplettierung der Behandlung chronisch erkrankter Pa-tienten, aber auch der Weiterbildung und Lehre die

■■ Konservative Orthopädie mit ihrem brei-ten Spektrum darzustellen.

Deshalb ist anzustreben, Zentren mit der Repräsentation der obengenannten Inhalte zu entwickeln, die dann auch je nach regi-onalen Erfordernissen in unterschiedlichem Maße die Aspekte des Fachgebietes reprä-sentieren.

Innerhalb eines Muskuloskeletalen Zen-trums ist die Zentrumsleitung den lokalen, regionalen Erfordernissen anzupassen, aber muss letztlich im Hinblick auf die qualita-tive Weiterentwicklung der Versorgungs-struktur von einem Arzt für Spezielle Ortho-pädische Chirurgie in entsprechender Breite geführt werden.

Dieses Modell kann gestärkt werden durch die Kooperation mit BG-Kliniken in der Verletzten-Versorgung über eine Abteilung Unfallchirurgie sowie durch Kooperationen mit Rehabilitationseinrichtungen und nie-dergelassenen Fachärzten bezüglich der Er-weiterung der Versorgung und Lehre in der konservativen Orthopädie.

Kooperationsmodelle mit Belegärzten, Praxen oder auch Fachkliniken können hier auch weiterführend Versorgung, Wei-terbildung und Lehre intensivieren oder komplettieren. In diesem Zentrum ist eine übergreifende Koordination der Bereit-schaftsdienste und der Ressourcen in der Krankenversorgung anzustreben.

Zwecks optimierter Nutzung der für For-schung veranschlagten Mittel (LOM) sind übergreifende wissenschaftliche Service-einheiten für das Fachgebiet, z. B. für kli-nische Forschung, sinnvoll. Je nach lokalen und landesspezifischen Möglichkeiten ist auch die Etablierung von einzelnen oder mehreren W-Professuren für spezielle As-pekte der muskuloskeletalen Forschung, z. B. Biomechanik oder Regenerative Medi-zin am Bewegungssystem, anzustreben. In der Lehre sind unter der Berücksichtigung der Approbationsordnung und deren not-wendiger Weiterentwicklung gemeinsame, abgestimmte Konzepte zu realisieren.

Insgesamt wird das Fach Orthopädie und Unfallchirurgie auf der universitären Ebene sicher einen wesentlichen Schub an Struk-turwandel, Leistungsbezug, Spezialisierung und Vernetzung erfahren, wobei sich die Chance einer lokalen und überregionalen Verflechtung im Sinne einer Darstellung der gesamten Breite des Fachgebietes ergibt.

Dieser Entwicklung wird dann die Einrich-tung und Besetzung von Professuren (W3) für die Hauptsäulen des Faches, nämlich der Speziellen Traumatologie und der Spe-ziellen Orthopädie, sowie zusätzlicher we-sentlicher Weiterbildungsinhalte (W3, W2) Rechnung tragen müssen.

Prof. Dr. Wolfram Mittelmeier, Direktor der Orthopädischen Klinik/ Universitätsklinikum Rostock, hier als Vorsitzender der Orthopädischen Ordinarienkonferenz und Vizepräsident der DGOOC.

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Die Arbeitsgemeinschaft 02 der DGOU („So-zialmedizin und Begutachtungsfragen“) be-schäftigte sich auf ihrer 76. Sitzung in Berlin am 24.10.2009 mit Fragestellungen, die sich aus der neuen Berufskrankheit Gonarthrose (BK 2112) ergeben.

Verwaltungsaspekte

Herr Zagrodnik von der DGUV (Berlin) stellte dar, dass nach Veröffentlichung der wissenschaftlichen Begründung zur Gon-arthrose als künftige Berufskrankheit und der Aufnahme als BK 2112 in die BK-Liste zum 01.07.2009 viele Fragen zu Anerken-nung- und Entschädigungsmöglichkeiten offen geblieben sind. Auf verschiedenen Handlungsfeldern erarbeitet die DGUV standardisierte Entscheidungsprozesse unter Beachtung der rechtlichen Beweis-forderungen. Forschungsvorhaben wurden von der DGUV initiiert und gefördert. Ferner wurde die Erstellung einer allgemein akzep-tierten Begutachtungsempfehlung unter Einbindung aller in Betracht kommenden medizinischen Fachgesellschaften auf den Weg gebracht sowie eine Handlungsanlei-tung für die BK-Sachbearbeiter erarbeitet.

Belastungsparadigmen des Knorpels

Frau Dr. Horng vom Institut für klinische Radiologie der LMU München berichtete über MRT-gestützte Nachweise von Knor-pelvolumenänderungen unter Kniebela-stungsparadigmen: In einer Studie wurden Knorpelvolumen-Änderungen mit Hilfe von MR-Volumetrie nach Einnahme von wissen-schaftlich begründet potentiell knorpel-schädigenden Positionen im Knien, Hocken und Fersensitz sowie nach Kniebeugen erfasst. Dazu wurden Knorpelplatten von Patella, Femur und beiden Tibiae 10 ge-sunder Probanden (5 männlich, 5 weiblich, mittleres Alter 23, BMI 22) vor und nach Einnahme der Belastungsposition sowie 90 min nach Belastung an einem 3 Tesla Scanner (Verio, Siemens Medical Solutions) in einer dedizierten 8-Kanal-Kniespule mit 3D-FLASH-WE-Sequenz sagittal untersucht. Die gut reproduzierbaren und signifikanten Volumen- und Dickenänderungen befanden sich je nach Belastung und Knorpelplatte zwischen 1--4,9%. Die Volumina und Dicken boten keine signifikante Änderungen vor

und 90 min. nach Belastung. Die globalen volumetrischen Änderungen liegen in der Größenordnung wie nach alltäglichen und leichten sportlichen Tätigkeiten, korrespon-dieren somit mit Druckuntersuchungen von Glitsch et al., die ebenfalls keine wesentlich erhöhten Druckkräfte auf die Knorpelplat-ten nach Einnahme derselben Belastungs-positionen fanden (möglicherweise Ablei-tung der Druckkräfte über Bodenkontakt und Weichteile). Weiterhin wurden indivi-duell unterschiedliche Deformationsmuster nachgewiesen, die möglicherweise auf eine individuelle Gelenkgeometrie und/oder Ge-lenkmechanik zurückzuführen sind.

Medizinische Aspekte

Grosser V. von der Gutachtenambulanz der BG-Klinik Hamburg stellte klar, dass diese BK vom Verordnungsgeber bei einer Tätig-keit im Knien oder vergleichbaren Kniebe-lastungen nach einer kumulativen Einwir-kungsdauer während des Arbeitslebens von mindestens 13 000 Stunden und einer Min-desteinwirkungsdauer von insgesamt einer Stunde pro Schicht mittlerweile rechtskräf-tig eingeführt worden ist. Epidemiologische Studien, ausgerichtet auf berufsbezogene Belastungen, weisen auf ein erhöhtes Risiko bei Bergarbeitern, Werftarbeitern, Landwir-ten und Bodenlegern hin, während wider-sprüchliche Ergebnisse beim Bauarbeiter, Waldarbeiter und anderen beruflichen Be-lastungen festzustellen sind. Übersichten über die epidemiologische Literatur finden sich bei Hackenbroch (2002), in der wis-senschaftlichen Begründung für die Be-rufskrankheit des Ärztlichen Sachverstän-digenbeirats (2005) und bei Weber (2006). Aufgrund von methodischen Limitationen ist die Aussagekraft der verfügbaren epide-miologischen Studien allerdings zurückhal-tend zu bewerten. In den meisten Studien wurde die berufliche Belastung lediglich durch eine Befragung der Probanden ermit-telt und es fehlt eine verlässliche quantita-tive Ermittlung der verschiedenen potenti-ell Knie schädigenden Tätigkeiten. Der Zeit-anteil hockender und kniender Tätigkeiten wurde meist nicht getrennt ermittelt, auch nicht die Häufigkeit von Belastungspausen. Die berufsbezogenen Studien beziehen sich überwiegend auf statische Belastungen. Obwohl wiederholte Mikrotraumatisie-rungen als potentieller Ursachenfaktor von

Gonarthosen experimentell gut etabliert sind (Radin et al. 1972, Radin et al. 1973), wurden dynamische Belastungen, wel-che in den untersuchten Berufen teilweise gleichzeitig vorkommen, in den meisten Studien nicht ausreichend berücksichtigt. In den Studien wurde für die Beurteilung der Röntgenaufnahmen überwiegend die Klas-sifikation nach Kellgren et al. (1963) ver-wendet. In dieser Klassifikation beruht die Unterscheidung zwischen Grad 1 „fragliche Verschmälerung des Kniegelenkspaltes und mögliche Osteophyten“ und Grad 2 „definitive Osteophyten und mögliche Verschmälerung des Kniegelenkspaltes“ vorrangig auf dem Vorhandensein bzw. der Ausprägung von Osteophyten, obwohl nach heutigem Verständnis die Weite des Kniegelenkspaltes als Hinweis auf einen Knorpelschaden relevanter wäre. Bei Studi-en, welche Gonarthrosen vom Grad 2 nach Kellgren in die Falldefinition mit einbezie-hen, bleibt damit unklar, ob bei den beruf-lich Belasteten nur Osteophyten gehäuft waren oder auch Verschmälerungen des Kniegelenkspaltes. Dies schmälert die Be-deutung dieser Studien. Felson et al. (1991), welche im Rahmen der Framinghamstudie die einzige Kohortenstudie zum beruflichen Einfluss auf die Entstehung der Gonarthro-se durchführten, beschrieben eine Häufung von Gonarthrosen bei Männern, die ana-mnestisch eine mindestens mittelschwere berufliche Tätigkeit mit häufigen Kniebeu-gen angaben. Für Frauen fanden sie einen entsprechenden Zusammenhang nicht. Für die Fallkontrollstudien gilt, dass erst die In-anspruchnahme ärztlicher Behandlung zur Aufnahme in die Untersuchungsgruppe führt. Da ein erheblicher Teil der Personen mit Gonarthrose asymptomatisch ist, ist es bei Fallkontrollstudien problematisch zu unterscheiden, ob die berufliche Belastung tatsächlich eine Gonarthrose verursacht hat oder ob sie lediglich zu einer Beschwer-deauslösung bei berufsunabhängig ent-standener Gonarthrose geführt hat. Diese Problematik betrifft auch andere Studien-arten, wenn die bildgebende Untersuchung der Kniegelenke nicht bei allen Probanden erfolgt, sondern vom Vorliegen einer Be-schwerdesymptomatik und Inanspruch-nahme ärztlicher Leistungen abhängig ge-macht wird. Eine vorsichtige Interpretation epidemiologischer Beobachtungen wird auch durch die Ergebnisse der Studie von Coggon et al. (2000) nahe gelegt, einer Fall-

Zur neuen Berufskrankheit GonarthroseM. Schiltenwolf

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kontrollstudie mit Gonarthrosepatienten, bei denen die Implantation einer Knieen-doprothese anstand. Die Autoren unter-suchten die Erhöhung des Gonarthroserisi-kos in Abhängigkeit davon, wie viele Jahre eine mit Knien und Hocken verbundene be-rufliche Tätigkeit ausgeübt worden war. Zu ihrer Überraschung fanden sie keinen An-stieg der Risikoerhöhung mit zunehmender Einwirkdauer der beruflichen Belastung.

Das Krankheitsbild einer Gonarthrose im Sinne der neuen Berufskrankheit hat nach der wissenschaftlichen Begründung (2005) folgende Voraussetzungen:

■■ chronische Kniegelenksbeschwerden■■ Funktionsstörungen bei der orthopä-dischen Untersuchung in Form einer ein-geschränkten Streckung oder Beugung im Kniegelenk■■ die röntgenologische Diagnose einer Gon arthrose entsprechend Grad 2–4 der Klassifikation von Kellgren et al. (1963)

Grundlage der Bildgebung ist die Projekti-onsradiographie in 3 Ebenen: Knie a.p. im Stehen, seitliche Aufnahme und Patella axi-al. Die a.p. Aufnahme sollte bei gestrecktem Bein durchgeführt werden, da diese Stel-lung im praktischen Routinebetrieb einfach und vergleichsweise standardisiert erreicht werden kann. Ein wesentlicher Nachteil der Klassifikation nach Kellgren et al. ist, dass die Verschmälerung des Gelenkspalts als Korrelat des Knorpelschadens nur ungenau in qualitativen Begriffen beschrieben wird. Lanyon et al. (1998) maßen in ap-stehend-Aufnahmen die Weite des patellofemo-ralen Gelenkspaltes und des tibiofemoralen Gelenkspaltes jeweils lateral und medial bei 86 Frauen und 39 Männern ohne Knie-beschwerden und ohne Osteophyten aus. Die Probanden waren zwischen 40 und 75 Jahre alt mit einem durchschnittlichen Alter von 58 Jahren. Die Weite des tibiofemoralen Gelenkspaltes lag um 5 mm und war bei Männern tendenziell etwas höher als bei Frauen. Die Weite des patellofemoralen Ge-lenkspaltes lag um 6 mm bei Männern und um 5 mm bei Frauen. Ein wesentlicher Al-terseinfluss wurde bei den hier selektierten „kniegesunden“ Probanden nicht gesehen ( Tab. 1).

Auf der Grundlage dieser Messungen schlugen Nagaosa et al. (2000), getrennt für Männer und Frauen, die nachfolgende Klassifikation für Verschmälerungen der Gelenkspaltweite vor:

■■ Grad 0: Normale Kniegelenkspaltweite (nach den Werten von Lanyon et al.1998)■■ Grad 1: Höhenminderung um 1/3 der normalen Kniegelenkspaltweite

■■ Grad 2: Höhenminderung um 2/3 der normalen Kniegelenkspaltweite

■■ Grad 3: Knochen auf Knochen

Die Klassifikation der Gelenkspaltweite nach Nagaosa ist für die Begutachtung be-sonders geeignet, da sie auf der Messung von Absolutwerten beruht. Bei Höhenmin-derungen vom Grad 1 nach Nagaosa ist zur Sicherung eines relevanten Knorpelscha-dens die Kernspintomographie oder die Arthroskopie erforderlich. Als Richtschnur für die praktische Begutachtung kann gel-ten, dass bei klinischem Verdacht auf das Vorliegen einer Gonarthrose die Veranlas-sung einer Kernspintomographie des Knie-gelenkes zum Nachweis oder Ausschluss eines Knorpelschadens angezeigt ist, wenn der Gelenkspalt auf 4 mm oder weniger ver-schmälert ist. Die Klassifikation der Knorpelschäden sollte in Anlehnung an Outerbridge (1961) erfol-gen:

■■ Grad I: Knorpelödem■■ Grad II: beginnende Knorpeldefekte bis 50 % der Dicke■■ Grad III Knorpeldefekte > 50 %, jedoch nicht bis zum Knochen

■■ Grad IV: Knorpeldefekte bis zum Knochen („Knorpelglatze“), ggf. inkl. Erosion sub-chondraler Knochen

Bei Höhenminderungen des Kniegelenk-spaltes vom Grad 2 und 3 nach Nagaosa bzw. vom Grad 3 und 4 nach Kellgren ist die bildgebende Diagnose eines relevanten Knorpelschadens bereits im Nativröntgen-bild möglich. In diesen Fällen ist die Kern-spintomographie nicht erforderlich, um das Vorliegen eines Knorpelschadens zu sichern. Gleichwohl kann die Kernspintomographie auch in diesen Fällen angezeigt sein, um

festzustellen, ob das Verteilungsmuster der Knorpelschäden belastungskonform ist.

Beurteilung des Ursachenzusammenhangs. Die Aufarbeitung, Erweiterung und Diskus-sion der wissenschaftlichen Grundlagen der geplanten neuen Berufskrankheit dauert an. Bezüglich der gutachtlichen Umsetzung kann deshalb zum jetzigen Zeitpunkt nur eine vorläufige Standortbestimmung vor-genommen werden, welche entsprechend dem Fortgang der wissenschaftlichen Dis-kussion fortzuschreiben sein wird.

Zeitlicher Verlauf/Erstmanifestation. Grund-voraussetzung ist eine ausreichende beruf-liche Belastung, wobei diese eine plausible zeitliche Korrelation zur Entwicklung der Gonarthrose aufweisen muss, insbesondere muss der Erkrankung eine ausreichende Ex-position vorausgegangen sein. Eine zeitliche Latenz zwischen Beendigung der Exposition und klinischer Realisation der Erkrankung schließt einen Zusammenhang nicht aus, allerdings nimmt die Wahrscheinlichkeit des Zusammenhanges mit der Länge des Zeit-raumes zwischen Exposition und erstmaliger Diagnose der Erkrankung ab.

Angenommener Pathomechanismus der BK 2112 und belastungskonformes Scha-densbild. Als Ursache dieser neuen Berufs-krankheit wird nach der wissenschaftlichen Begründung (2005) „eine erhöhte Druck-kraft während der beruflichen Tätigkeit im Knien oder einer vergleichbaren Kniebela-stung auf den Gelenkknorpel im Retropa-tellar- und Tibiofemoralgelenk“ angenom-men. Aussagen zum belastungskonformen Schadensbild können allerdings nur aus biomechanischen Überlegungen abgelei-tet werden, da diese Frage epidemiologisch bisher nicht untersucht wurde. Im Gehen und Stehen erfolgt die Druckübertragung hauptsächlich über die zentral gelegene sog. Hauptbelastungszone des Kniehaupt-gelenkes. Bei gebeugtem Knie verschieben sich die Knorpelkontaktflächen und die Druckübertragung erfolgt hauptsächlich über das Patellofemoralgelenk und den hin-teren Anteil des Kniehauptgelenkes (Gros-ser et al.2007, Hartmann et al. 2007, Weber 2006). Auf dem vom HVBG (jetzt DGUV) veranstalteten Fachgespräch „Gonarth-rose“ im März 2007 wurde entsprechend im Konsens festgestellt: „Als Arbeitshypothe-se wird von einem Beginn des Knorpelauf-brauchs patellofemoral und in den dorsalen Kniegelenksanteilen ausgegangen. Selek-tiver Aufbrauch der Meniskushinterhörner ist ein mögliches Initialstadium der Gon-arthrose.“ Gleichzeitig wurde festgestellt: „Untersuchungen zum Knorpelverhalten in Abhängigkeit vom Druck in verschie-

Die Klassifikation nach Kellgren et al. teilt die Gonarthrose nach dem Ausmaß der degene-rativen Veränderungen im Röntgenbild in die folgenden vier Stadien ein:

Grad 1 fragliche Verschmälerung des Kniegelenkspaltes und mögliche Osteophytenbildung.

Grad 2 definitive Osteophyten und mög-liche Verschmälerung des Kniege-lenkspaltes.

Grad 3 multiple Osteophyten und defini-tive Verschmälerung des Kniege-lenkspalts, Sklerose und mögliche Verformung der Tibia und des Femurs.

Grad 4 ausgeprägte Osteophyten, starke Verschmälerung des Kniege-lenkspalts, ausgeprägte Sklerose und definitive Verformung der Tibia und des Femurs.

Tab. 1

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denen Kniestellungen und vom Alter sind erforderlich.“ Und: „Wissenschaftliche Un-tersuchungen zu den (Druck-)kräften bei unterschiedlichen Tätigkeiten sind dringend erforderlich.“ Zwischenzeitlich von Glitsch und Mitarbeitern (BGIA) vorgenommene biomechanische Untersuchungen – welche 2009 bei der DGAUM vorgestellt wurden, aber noch nicht veröffentlicht sind – haben nunmehr ergeben, dass bei Belastungen im Sinne der BK 2112 (Knien, Hocken und Fer-sensitz) die Druckkräfte im Kniehauptgelenk nicht und im Patellofemoralgelenk nur mä-ßig höher sind als beim Gehen und Stehen. Dass es auch in der Hocke und im Fersensitz nicht zu der für diese Haltungen zunächst angenommenen erhöhten Druckbelastung im hinteren Anteil des Kniehauptgelenkes kommt, wird darauf zurückgeführt, dass in diesen Haltungen die Kräfte über die hin-teren Weichteile des Oberschenkels und der Wade aufgenommen werden. Aus diesem Grunde ist in diesen Haltungen auch kei-ne aktive Anspannung des M. quadriceps erforderlich. Auch die ebenfalls noch nicht veröffentlichten Ergebnisse von Glaser und Horng zu Belastungsparadigmen sind gut mit den Ergebnissen von Glitsch und Mitar-beitern vereinbar.

Diese neuen Erkenntnisse zur Biomechanik geben Anlass erneut zu diskutieren, ob die Ermessensentscheidung des Verordnungs-gebers, die BK 2112 einzuführen, begrün-det war. Falls dies vom Verordnungsgeber weiter bejaht wird, ergibt sich aus den zwischenzeitlichen biomechanischen Un-tersuchungen als Konsequenz für Zusam-menhangsbeurteilung, dass bei einem be-lastungskonformen Schadensbild im Sinne der BK 2112 der Knorpelaufbrauch im Patel-lofemoralgelenk beginnt und sich erst von dort ggf. in das Kniehauptgelenk ausdehnt. Die Beurteilung, ob ein belastungskon-formes Schadensbild vorliegt, kann anhand von konventionellen Röntgenaufnahmen des Kniegelenkes in 2 Ebenen und der Patel-la axial erfolgen, wobei ergänzend Patella Defilee-Aufnahmen, Kernspintomogramme und Arthroskopiebefunde hinzugezogen werden können: der Aufbrauch im Patello-femoralgelenk muss dem des Kniehauptge-lenkes voraneilen.

Bei fortgeschrittenen Gonarthrosen mit ausgeprägtem Befall des gesamten Knie-gelenkes und nach stattgehabten Endopro-thesenimplantationen kann es schwierig bzw. unmöglich sein, anhand des aktuellen Befundes eine Aussage zur Belastungs-konformität zu treffen. In diesen Fällen kommt es darauf an, ob sich der aktuelle Befund aus einem belastungskonformen Schadensbild heraus entwickelt hat. Hier-

bei kommt der Nachbefundung der Origi-nalaufnahmen der im Behandlungsverlauf angefertigten Bild-Untersuchungen sowie der Auswertung der OP-Berichte bzw. Vi-deodokumentationen etwaiger im Verlauf durchgeführter Arthroskopien eine beson-dere Bedeutung zu.

Da bei Belastungen im Sinne der BK 2112 i.d.R. beide Knie in vergleichbarem Ausmaß belastet sind, ist bei einem belastungskon-formen Schadensbild zu erwarten, dass bei-de Knie betroffen sind. Ein einseitiger Befall spricht gegen eine berufliche Verursachung, es sei denn, es kann plausibel dargelegt werden, dass vor allem das betroffene Knie beruflich belastet war.

Konkurrierende Ursachenfaktoren. Die Kniearthrose hat eine multifaktorielle Ge-nese. Man geht heute davon aus, dass sy-stemische Faktoren die Empfänglichkeit für die Arthrose bedingen, während lokale biomechanische Faktoren die Lokalisation und Ausprägung der Arthrose beeinflus-sen (Felson und Lawrence 2000). Zum Risi-kofaktor Übergewicht ist bemerkenswert, dass hier die Risikoerhöhung nicht nur aus einer erhöhten mechanischen Belastung resultiert, sondern auch systemisch aus dem sog. Metabolischen Syndrom mit Hy-percholesterinämie, Hypertriglyceridämie und Hyperglykämie, welches zu einer se-kundären Verschlechterung der Mikrozir-kulation und damit der Ernährung des auf Diffusion angewiesenen Knorpels prädispo-niert (Frank 2003). Das Übergewicht stellt einen starken außerberuflichen Risikofaktor für die Entwicklung einer Gonarthrose dar, wobei es aber epidemiologische Hinweise für ein multiplikatives Zusammenwirken mit beruflichen Belastungen gibt (Coggon et al. 2000). Falls eine in Bezug auf die be-rufliche Belastung belastungskonforme Lokalisation der Knorpelschäden vorliegt, steht der Nachweis eines Übergewichts ei-ner Anerkennung nicht entgegen. Betreffen die Knorpelschäden hingegen überwiegend die sog. Hauptbelastungszone des Kniege-lenkes – diese ist bei normalen Aktivitäten des alltägliches Lebens wie dem Gehen am stärksten belastet –, ist eine wesentliche Teilursächlichkeit der beruflichen Bela-stungen nicht wahrscheinlich.

Der Großteil der Gonarthrosen in der beruf-lich nicht belasteten Bevölkerung sind sog. idiopathische Gonarthrosen, das heißt die zugrunde liegende Ursache lässt sich mit unseren heutigen Erkenntnismöglichkeiten nicht feststellen. Zu beachten ist, dass sich nicht nur die unbekannten, sondern – be-zogen auf den Einzelfall – auch viele der bekannten Risikofaktoren dem Nachweis

entziehen können. Dies gilt bei den syste-mischen Faktoren z. B. für die genetische Prädisposition, bei den mechanischen Fak-toren für geringe Gelenkinkongruenzen oder geringe Lockerungen der Bandführung sowie für neuromuskuläre Imbalancen. Für die Begutachtung bedeutet dies, dass der fehlende Nachweis erkennbarer konkurrie-render Ursachen als solcher keinen Rück-schluss auf eine berufsbedingte Verursa-chung erlaubt. Auch bei Fehlen erkennbarer konkurrierender Ursachenfaktoren ist das Vorliegen eines belastungskonformen Scha-densbildes Voraussetzung für eine Anerken-nung.

Die Rolle konstitutioneller Beinfehlstel-lungen als Schadensanlage hat sich durch die bisher vorliegende wissenschaftliche Literatur nicht bestätigen lassen. Bei der Ab-wägung ist zu berücksichtigen, wie stark die Fehlstellung vor Erkrankungsbeginn im Ein-zelfall ausgeprägt ist. Bei erworbenen Ver-änderungen wie Verletzungsfolgen ist auch zu beachten, wann diese eingetreten sind.

Prägonarthrosen sind Inkongruenzen, Knor-pelschäden und Instabilitäten nach Kniege-lenkstraumen, die Osteochondrosis disse-cans, ein Zustand nach Meniskektomie oder nach Entfernung von größeren Anteilen des Meniskus, die Patella alta, posttrauma-tische Achsfehlstellungen. Häufig gibt be-reits das Schadensbild Hinweise darauf, ob sich ein konkurrierender Ursachen faktor im konkreten Einzelfall ausgewirkt hat. Statt-gehabte Kniegelenksverletzungen wirken sich einseitig am betroffenen Knie aus, während bei einer berufsbedingten Gona-rthrose in der Regel ein beidseitiger Befall zu erwarten ist. Bei Beschäftigten mit Me-niskektomie oder Meniskusteilresektion und anerkannter BK 2102 ist zu prüfen, ob eine später aufgetretene Gonarthrose als mittelbare Folge der BK 2102 anerkannt werden kann.

Eine generalisierte Arthrose (Gonarthrose und Polyarthrose) sowie bilaterale Koxar-throsen oder bilaterale Handgelenksarthro-sen sind bei Ausschluss einer Sekundärar-throse dieser Gelenke ebenso wie eine posi-tive Familienanmannese für Gonarthrosen Indizien, die bei der Abwägung gegen eine berufsbedingte Gonarthrose sprechen.Kniegelenkschäden durch entzündliche Ar-thritiden, z. B. bei chronischer Polyarthritis, sind kein Krankheitsbild im Sinne der Be-rufskrankheit und müssen differentialdia-gnostisch abgegrenzt werden.Einschätzung der MdE. Die Einschätzung der MdE bei berufsbedingten Gonarth-rosen richtet sich nach dem Ausmaß der Funktionseinschränkungen. Hier kann auf

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die Erfahrungswerte aus der Unfallbegut-achtung zurückgegriffen werden. Bei beid-seitigen berufsbedingten Gonarthrosen ist eine einheitliche MdE in der Gesamtschau einzuschätzen. Bei erfolgter Implantation einer Kniegelenksendoprothese sind nach herrschender medizinischer Auffassung zur Sicherung des Heilerfolges rauhe oder übermäßige dynamische Bewegungsbe-anspruchungen und schwere Hebe- und Tragebelastungen zu vermeiden. Entspre-chende berufliche Tätigkeiten sind dem Ver-sicherten somit gegenwärtig verschlossen, auch dann, wenn dies rein funktionell noch möglich wäre. Daraus ergibt sich bei Einlie-gen einer Kniegelenksendoprothese eine Mindest-MdE von 20 v.H., auch bei guter Funktion. Bei Endoprothesen an beiden

Kniegelenken ist zu beachten, dass sich ge-genüber der einseitigen Knieendoprothese durch das zusätzliche Einliegen einer Knie-gelenksendoprothese auch am anderen Bein bei guter Funktion keine wesentlichen zusätzlichen Einschränkungen in Bezug auf die Erwerbsmöglichkeiten am allgemeinen Arbeitsmarkt ergeben. Literatur beim Ver-fasser.

Zusammenfassend erscheint für die wissen-schaftliche Begründung der neuen BK 2112 eine Fortführung des Diskurses angebracht:

■■ Ist langjähriges Arbeiten in der Hocke oder im Kriechen tatsächlich geeignet, zu einer Gonarthrose zu führen, die von Verschleiß aus innerer Ursache zu unter-scheiden ist?

■■ Oder soll die BK 2112 nicht für jene Versi-cherte gelten, die unter langjährigen rau-en Kniebelastungen arbeiten (somit für jene Versicherte, die bislang die BK 2102 beantragen konnten)?

M.Schiltenwolf, HeidelbergLeiter der Arbeitsgemeinschaft 2 der DGOU „Sozialmedizin und Begutachtungsfragen“Leiter des Fachbereichs Schmerztherapie Department Orthopädie,Unfallchirurgie und ParaplegiologieUniversitätsklinikum HeidelbergSchlierbacher Landstr. 200a69118 HeidelbergE-Mail: [email protected]

DGU Mitteilungen und Nachrichten 61/20108686

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Ein Kürzel gewinnt in der gesundheitspo-litischen Diskussion zunehmend an Be-deutung: P4P. Es steht für „Pay for Perfor-mance“, einen Begriff, der unterschiedliche Bemühungen beschreibt, im Gesundheits-wesen zumindest Ansätze einer qualitätso-rientierten Vergütung einzuführen.

Diesem Thema widmete sich eine Sitzung auf dem 23. Chirurgentag des BDC in Berlin. Nach einer kurzen Einführung mit Proble-maufriss durch M. Siess, München, ging es um

■■ Qualität als Element im Vergütungssys-tem am Beispiel selektiver Verträge (W.-D. Leber, GKV Spitzenverband, Berlin),■■ die Möglichkeiten und Perspektiven ei-ner Qualitätsmessung mit Routinedaten als Basis für eine qualitätsabhängige Vergütung von Krankenhausleistungen (T. Mansky, HELIOS- Kliniken GmbH)■■ aus Abrechnungsdaten generierte Lang-zeitergebnisse als Grundlage für Versor-gungsanalysen und Qualitätsbenchmar-king am Beispiel der Cholezystektomie (G. Heller, WIdO im AOK Bundesverband, Berlin)■■ Pay for Performance im ambulanten Be-reich mit einem Ausblick auf die künftige Entwicklung aus Sicht der KBV (B. Rochell, Bundesärztekammer, Berlin) ■■ Neue Formen der intersektoralen Zusam-menarbeit und Netzwerkstrategien der Zukunft (Ch. Straub, Rhön Klinikum AG, Wiesbaden).

Ein kritischer Kommentar sollte die Sitzung abschließen (H. Bauer, DGCH Berlin). Diese subjektive Einschätzung ist im Folgenden wiedergegeben.

Das Ziel, mit P4P ein Finanzierungssystem einzuführen, das die Qualität der Leistung in den Mittelpunkt stellt, erscheint, wenn es denn umsetzbar wäre, zunächst überzeu-gend und gerecht. So stößt auch die Forde-rung, dass die Qualität den Preis bestimmen müsse, nicht erst seit den entsprechenden Feststellungen des Sachverständigenrats, der ein Finanzierungssystem gefordert hat, das die Qualität und nicht die erbrachte Menge in den Mittelpunkt stellt, auf grund-sätzliche Zustimmung.

Um sich derartigen Vergütungssystemen aber überhaupt nähern zu können, sind verschiedene Grundvoraussetzungen erfor-derlich. Geht man davon aus, dass in erster Linie die Ergebnis- und nicht die Struktur- oder Prozessqualität als Bewertungsbasis dienen sollten, wird die Bedeutung einer sektor-übergreifenden Qualitätsbetrach-

tung deutlich, wie sie jetzt auch mit der Auftragserteilung an das Qualitätsinstitut AQUA umgesetzt werden soll. Denn das Ge-samtergebnis einer krankheitsbezogenen Behandlungsleistung hängt natürlich ab von der Qualität aller Schritte in der gesam-ten Behandlungskette, da sich diese auch gegenseitig beeinflussen. Hier die richtigen Qualitätsindikatoren und die richtige Me-thodik zu finden, ist die eine Herausforde-rung.

Aber auch bei entsprechend validen Indika-toren wird P4P über gedankliche Ansätze schwerlich hinauskommen, wenn es nicht gelingt, unter Auflösung der „parallelen Datenwelten“ (QS-Daten nach § 135 a Abs. 2 SGB V und sog. 21er-Daten des InEK) sek-torübergreifend eine möglichst aufwands-arme Qualitätsmessung zu erreichen. Das weiterentwickelte System der Qualitätser-fassung über Routinedaten erweist sich hier als der praktikabelste Ansatz. In der Kritik stehen noch die für den vertragsärztlichen Bereich vorgestellten Modelle ambulanter, auf Surrogatparameter beschränkten Qua-litätsindikatoren (AQUIK- Set mit 48 Indika-toren, gestestet in rd. 100 Praxen).

Für „Pay for Performance“-Modelle werden derzeit verschiedene Methoden diskutiert, wie sie auch von den einzelnen Referenten der Sitzung aus unterschiedlichem Blick-winkel angesprochen wurden:

Geeignete Qualitätsindikatoren vorausge-setzt – die Schwierigkeit, sie zu definieren, wurde eindrücklich geschildert – wäre es das Wunschziel, kollektiv zu messen und se-lektiv zu kontrahieren. Für den Umgang mit den signifikant schlechten Anbietern wäre damit die Nichtkontrahierung ein denk-bares Steuerungsmodell.

Ähnlich wie im Medicare-Bereich in den USA wäre ein Katalog definierter Kompli-kationen denkbar, die bei ihrem Eintre-ten nicht über eine höhere Vergütung im DRG-System ausgeglichen werden sollten. Dabei geht es nicht nur um die sog. „Ne-ver Events“, also Komplikationen, wie sie schlechterdings nicht passieren dürften (z. B. Seitenverwechslung, zurückgelassene Fremdkörper).

Dieser Grundgedanke eines „Non Payment for Non-Performance“ findet sich übrigens in unserem DRG-System bereits bei der Re-gelung einer Fallzusammenführung, d. h. fehlender Vergütung als neuer Kranken-hausfall, bei Wiederaufnahme innerhalb eines definierten Zeitraums wegen defi-nierter, in der Verantwortlichkeit des Kran-kenhauses liegender Komplikationen (wie immer man auch die „Verantwortlichkeit“ kausal begründen will).

Die am Beispiel der Cholezystektomie vor-gestellten Analysen des WiDO (Wissen-schaftliches Institut der Ortskrankenkas-sen) zeigten, wie notwendig eine kritische fachliche Überprüfung der in Longitudinal-perspektiven als möglicherweise geeignet erscheinenden Bewertungsparameter ist.

Über ein Bonus-Malus-Modell unter Zu-grundelegung eines bundesweiten Mittel-wertes von Komplikationsraten oder Be-

Sitzung „Pay for Performance“ und künftige KooperationsformenKommentar

H. Bauer / DGCH Chirurg BDC Januar 2010

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DGU Mitteilungen und Nachrichten 61/2010 8787

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handlungsergebnissen als Ausgangswert könnten Häuser, die besser wären, einen Bo-nus und Häuser, die schlechter wären, einen Malus erhalten. Dabei wird die Frage disku-tiert, ob eine qualitätsbezogene Vergütung Leistungserbringer belohnen sollte, die von Anfang an gute Ergebnisse vorweisen kön-nen oder eher solche mit einer nachgewie-senen Qualitätssteigerung.

Die bloße Einhaltung von Qualitätsstan-dards könne kein Zusatzentgelt begründen, denn eine qualitätsgesicherte Versorgung müsse für alle Patientinnen und Patienten die Regel sein. Die Frage, inwieweit sich letz-tere unter den heutigen Bedingungen flä-chendeckend, d. h. auch den Bedürfnissen einer Breitenversorgung entsprechend, um-setzen lässt, wird dabei aber primär nicht gestellt. Im Übrigen ergäben sich auch nicht-mo-netäre P4P-Mechanismen, da die mit einer positiven Qualitätsdarlegung verbundene Transparenz und Information von Versicher-ten und Einweisern einen entsprechenden Werbeeffekt mit konsekutiver Fallzahlstei-gerung hätten.

Am weitestgehenden wäre die Lösung, un-ter Zugrundelegung sektorübergreifender messbarer regionaler Versorgungsziele die Gesamtheit der Leistungserbringer einer Region in die Gesamtverantwortung für das Endergebnis zu nehmen. Die Krankenkas-sen schreiben regional den Versorgungsbe-darf ihrer Versicherten aus. Je nach Ergebnis des Bieterverfahrens erhalten alle oder nur ein Teil der Krankenhäuser den Zuschlag. Qualitätsstandards sind, gesetzlich vorge-schrieben, dabei Teil der Ausschreibung.

Will man sich P4P-Modellen nähern, zeigt allein die Auflistung dieser Punkte, wie komplex die Probleme sind, je nach Zu-

gang zu diesem Thema und Interessenlage, was besonders auch für die im Gemein-samen Bundesausschuss G-BA vertretenen Verbände gilt. Das System droht extrem kompliziert zu werden, falls nicht eine auf-wandsarme Qualitätsmessung, gestützt auf belastbare, risikoadjustierte sowie ma-nipulationsresistente Indikatoren erreicht und falls bei dem sektorübergreifenden An-satz nicht endlich eine Harmonisierung von Qualitätssicherung und Datenschutz um-gesetzt wird. Der Gesetzgeber hat dazu die entsprechenden Grundlagen zu schaffen.

Vielen ist noch zu wenig bewusst, dass mit einigen der jetzt bei uns diskutierten P4P-Ansätzen letztlich ein Paradigmenwechsel im Behandlungsvertrag eingeleitet wird. Bisher ist dieser – aus gutem Grund – ein Dienstvertrag. Das bedeutet, der Arzt schul-det dem Patienten eine Leistung nach den Regeln der ärztlichen Kunst unter Zugrun-delegung des Facharztstandards.

Daraus soll nun zunehmend ein Werk-vertrag werden, was bedeutet, dass ein bestimmtes Ergebnis im Sinne einer Ge-währleistung zur Vertragsgrundlage wird. Es leuchtet ein, dass der Einstieg in dieses System zunächst nur über eine Beschrän-kung auf planbare, gut standardisierbare Leistungen möglich ist. Sind einmal die Tore geöffnet, wird es, gefördert durch einen härter werdenden Wettbewerb, schwer ein Halten auf diesem Weg geben.

Bisher gibt es auch in den Ländern, die in unterschiedlichen Bereichen Elemente ei-ner qualitätsorientierten Vergütung ein-geführt haben, noch keine Beweise, dass durch „Pay for Performance“ die Qualität der Versorgung auch wirklich gesteigert wird. Wohl aber ergeben sich aus den Re-ferenzprojekten insbesondere aus den USA

oder England Hinweise auf unerwünschte Effekte (Patientenselektion, „Optimierung“ der Kodierung, bevorzugter Mitteleinsatz für attraktive erlösstarke Versorgungsbe-reiche).

Und bisher gibt es noch keine belastbaren Systeme, die eine breite Umsetzung erlau-ben bzw. rechtfertigen würden. Dennoch bleibt das Thema auf der Agenda. S. Mattke, Boston, ein Vertreter der global agierenden Denkfabrik RAND Corporation, die sich in-tensiv mit Evaluationen im Gesundheitswe-sen befasst, hat dazu lapidar festgestellt: „Much work remains to be done. But P4P is not going away“.

Wenn es derzeit zum Thema qualitätsori-entierte Vergütung auch mehr Fragen als Antworten gibt und wir in Deutschland noch ganz am Anfang einer Entwicklung hin zu variablen, qualitätsorientierten Ver-gütungsanteilen stehen, gehen dennoch die Überlegungen weiter, wie über die Er-gebnisqualität die Ressourcenallokation ge-steuert werden kann.

Wollen wir Chirurgen aus dieser Diskussion nicht gänzlich ausgekoppelt werden (die Rede war auch von einer anzustrebenden Qualitätspartnerschaft), müssen wir uns darüber informieren, was läuft. Diese Sit-zung, die bei der Bedeutung des Themas und den hochkompetenten Referenten sicher mehr Teilnehmer verdient hätte, hat nicht zuletzt durch Abbau von Unverständ-nis als Ursache von Missverständnis dazu einen guten Beitrag geleistet.

Prof. Dr. med. Hartwig Bauer, Generalsekretär Deutsche Gesellschaft für Chirurgie Luisenstr. 58/59, 10117 Berlin Tel.: (0 30) 28 87 62 90 Fax: (0 30) 28 87 62 99 E-Mail: [email protected]

Wissenschaftler sollen in Förderanträgen und Abschlussberichten nur noch we-nige und besonders wichtige Veröffent-lichungen angeben

Unter dem Motto „Qualität statt Quan-tität“ schlägt die Deutsche Forschungs-gemeinschaft (DFG) gegen die Publikations-flut in der Wissenschaft ein. Deutschlands zentrale Forschungsförderorganisation

stellte am 23.02.2010 neue Regelungen für Publikationsangaben in Förderanträgen und Abschlussberichten vor, die vom 1. Juli dieses Jahres an gelten. Sie sehen im Kern vor, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in ihren Anträgen und Berichten an die DFG künftig statt beliebig vieler Veröffentlichun-gen nur noch wenige, besonders aussage-kräftige Publikationen als Referenz nennen dürfen. So soll die immer größere Bedeutung von Publikationsverzeichnissen und nume-

rischen Indikatoren verringert werden. Zu-gleich soll die eigentliche Beschreibung des Forschungsprojekts mehr Gewicht erhalten. „Damit wollen wir zeigen: Es sind die Inhalte, auf die es uns bei der Bewertung und För-derung von Wissenschaft ankommt“, sagte DFG-Präsident Professor Matthias Kleiner bei der Präsentation der Regelungen in Berlin.(Quelle: Deutsche Forschungs gemeinschaft)

Weitere Informationen unter www.dfg.de

„Qualität statt Quantität“ - DFG setzt Regeln gegen Publikationsflut in der Wissenschaft

DGU Mitteilungen und Nachrichten 61/20108888

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Einleitung

Die typischen Werkzeuge des klinischen Qualitätsmanagements sind wohl bekannt und weit verbreitet: Prozessbeschreibung und Ergebnismessung (über Indikatoren bzw. Audits). Damit lässt sich solide das Ziel klinischen Qualitätsmanagements er-füllen – gute Medizin planbar und sicht-bar zu machen. Gemeinsame Eigenschaft dieser Werkzeuge ist, dass sie jeweils vom Leistungsanbieter aus (von uns aus) defi-niert und weiterentwickelt werden: WIR de-finieren, mit welchen Abläufen Medizin si-cher gemacht wird, WIR definieren, was die Messgrößen guter Medizin sind. Und wenn wir Patienten oder Mitarbeiter befragen, dann stellen WIR die Fragen.

Es besteht jedoch das Risiko, dass einem kli-nischen Qualitätsmanagement, welches sich ausschließlich auf derartige Werkzeuge ver-lässt, wichtige Informationen vorenthalten werden: Wie wir WIRKLICH auf Pa tienten, Angehörige und Mitarbeiter wirken, wann wir unsere Patienten zwar „objektiv medi-zinisch gut“ behandeln, aber nicht wirklich „gut behandeln“. Wir riskieren, einerseits die kleinen Ärgernisse zu ignorieren (wegen de-rer in der Regel kein Patient zur Feder greift) und wir riskieren, die ganz großen Ärgernisse zu übersehen (die uns deshalb nicht errei-chen, weil es sich in der Wahrnehmung der Betroffenen sowieso nicht lohnt).

Ziel und Prinzip

Notwendig ist eine uneingeschränkte Of-fenheit für alle Formen der Ärgernisse und deren planvolle, systematische Abarbei-tung:– Alle Ärgernisse werden systematisch an

einer Stelle erfasst – „shit-happens-box“ ( Abb. 1)

– Alle Ärgernisse werden sowohl einzelfall-bezogen als auch aggregiert abgearbei-tet (Mustererkennung!)

– Alle Äußerungen gelten zunächst als be-rechtigt, „unlogische Beschwerden“ gibt es nicht

Organisatorische Details

– Einem Mitarbeiter bzw. einem kleinen Team von Mitarbeitern wird die Sach-bearbeitung der Beschwerden, die Be-treuung des Risikomeldesystems, der Indikator-Messergebnisse und die beglei-tende inhaltliche Bearbeitung von Be-handlungsfehlervorwürfen übertragen.

– Alle Beschwerden erfahren eine zeitnahe individuelle Bearbeitung. Exkulpationen durch Mitarbeiter spielen eine nachran-gige Rolle. Vorrangig kommt es darauf an, die Anliegen des Beschwerdeführers ernst-haft aufzugreifen und glaubhaft zu befrie-den. Die Geschäftsführung sollte sich hier-bei häufig und sichtbar einbringen.

– Alle Risikomeldungen von Mitarbeitern (auch die Wiedergabe mündlich vorge-brachter Beschwerden) werden zeitnah bearbeitet. Die Geschäftsführung und mit ihr die übrige Verwaltung geben sich erkennbar Mühe, Unzulänglichkeiten abzustellen. Auch gegenüber den Mitar-beitern steht nicht das Erklären oder Ent-schuldigen im Vordergrund, vielmehr das Verbessern. Schuldzuweisungen haben keinen Raum.

– Erkenntnisse aus der Anwendung von Qualitätsindikatoren (vor allem negati-ve) werden (vorwurfsfrei) zusammen mit den Fachzuständigen auf Gründe und Abhilfemöglichkeiten untersucht.

– Parallel werden mehrfach im Jahr die Beschwerden, Risikomeldungen, Vor-würfe und negativen Messergebnisse synoptisch auf gemeinsame Ursachen untersucht: Ziel muss es sein, über Ver-besserungen der Abläufe und/oder struk-turelle Verbesserungen (durch Geräte-, Raum- bzw. Personalausstattung) eine systematische Prävention zu betreiben.

Eigene Erfahrungen

In der vorstehend genannten Weise wird am Städtischen Klinikum Karlsruhe seit zwei Jahren verfahren. Die Sachbearbei-tung der Indikatorenergebnisse sowie der Beschwerden und Risiken liegt in der Hand von zwei Personen unter der Supervision der Abteilungsleiterin (Justitiarin) und des Ärztlichen Geschäftsführers, wobei sich die beiden Letztgenannten in rund der Hälfte der Fälle aktiv und sichtbar einschalten.

Dies hat nicht nur Signalwirkung nach in-nen und außen. Es ist für die Unterneh-menssteuerung insofern von hohem Wert, als für die Jahre 2008, 2009 und (geplant) auch 2010 die Akzentsetzung größerer or-ganisatorischer, personeller, baulicher und investiver Maßnahmen von den aggregier-ten Erkenntnissen der „shit-happens-box“ ausgingen.

Prof. Dr. med. Martin HansisGeschäftsführer/Sprecher der GeschäftsführungStädt. Klinikum Karlsruhe gGmbHProfessur für KrankenhausmanagementInstitut für OR, Universität Karlsruhe (TH)

Was können wir vom Patienten lernen?M. Hansis, S. Heilmann

Abb. 1 Die„shit-happens-box“

DGU Mitteilungen und Nachrichten 61/2010 8989

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Die Initiative hat sich gelohnt“, sagten unisono die Präsidenten des letztjährigen Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) in Berlin – Prof. Dr. K.-P. Günther, Dresden, Deutsche Gesell-schaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie e.V. (DGOOC), Prof. Dr. H. Zwipp, Dresden, Deutsche Gesellschaft für Ortho-pädie und Unfallchirurgie e.V. (DGOU) und Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), und Dr. S. Götte, München, Berufs-verband der Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie e. V. (BVOU).

Am Mittwoch, 24.02.2010 haben die Prä-sidenten Frau Kleinbrahm als Vertreterin von Friedensdorf International, symbolisch für die kleinen Patienten, einen Teddybären und den beim DKOU 2009 bei den verschie-denen Aktionen gespendeten Betrag von 14.950 Euro übergeben.

Im Zentrum der Arbeit von Friedensdorf International (www.friedensdorf.de) steht die spezielle medizinische Versorgung in Spezialkliniken in Deutschland von Kindern aus Kriegs- und Krisenregionen, meistens mit komplexen Verletzungsfolgen wie In-fektionen in Knochen und Gelenken sowie erheblichen Verstümmelungen als Folge fehlender medizinischer Betreuung vor Ort.

„Die schweren traumatischen Einwir-kungen und die damit verbundenen erheb-lichen Folgen, nicht nur physischer Art, für die jungen Unfallopfer aus Gebieten wie Af-ghanistan oder Georgien berühren uns sehr und als Unfallchirurgen und Orthopäden empfinden wir dafür natürlich ein starkes Interesse und eine große Empathie“, sagt Zwipp.

Um die Arbeit des Friedensdorfs Internatio-nal zu unterstützen, organisierten die Präsi-denten deshalb eine Spendenaktion wäh-rend des Präsidentendinners im Rahmen des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie 2009. Zusätzlich wurde, wie es bereits seit sieben Jahren beste Tradi-tion ist, ein von dem bekannten Maler und Graphiker Wolfram Ketz, Karlsruhe, für die-sen Zweck geschaffenes Ölbild versteigert und ein signierter, in der Auflage limitierter Druck verkauft.

Jürgen Bieberstein, National Sales Director Hospital der Pfizer Pharma GmbH, hat die Spendenaktionen während des Kongresses erneut tatkräftig unterstützt und damit

ermöglicht, dass erstmalig ein solch hoher Spendenbetrag an Friedensdorf Interna-tional e. V. Düsseldorf übergeben werden konnte.

„Die Spendenbereitschaft unserer Gäste aus Medizin, Wirtschaft und Politik mo-tiviert uns, diese Aktivität fortzuführen“ meint Günther.

Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie vom 3.03.2010

Großes Engagement für kleine Patienten aus Krisen- und KriegsregionenOrthopäden und Unfallchirurgen haben dem Friedensdorf International 14.950 Euro für die Organisation, Betreuung und Unterstützung der Behandlung von Kindern aus Krisengebieten in deutschen Kliniken gespendet

Prof. Günther, Prof. Zwipp, Frau Kleinbrahm, Herr Bieberstein (von links)

DGU Mitteilungen und Nachrichten 61/20109090

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Bilanz des Erdbebens

Die aktuellen Zahlen der Verluste durch das verheerende Erdbeben der Stärke 7 am 12. Januar 2010 mit dem Epizentrum 17 km südwestlich von Port au Prince und in etwa 10 km Tiefe laut Angaben im Bulletin der „Direction de la Protection Civile (DPC)“ vom 15.02.2010 sind:

Betroffene: 3 Millionen (30 % der 9 Millionen Bevölkerung )

Tote: 217 366 ( 2 % der Bevölkerung )

Verletzte: 300 572

Vermisste: 383

In behelfsmässigen Behausungen: 1.237 932

IDPs außerhalb von Port au Prince: 511 306

Zerstörte Häuser: 97 000

Beschädigte Häuser: 180 000

Zerstörte Schulen: > 4000

Notwendige finanzielle Unterstützung im Jahr 2010: 1, 4 Milliarden US $

Ersteindrücke und Assessment im Soforteinsatz des Humedicaärzteteams

Zerstörungen in verheerendem Ausmaß in der mit 2 Millionen Einwohnern bevölkerten Hauptstadt, hart mit primitivem Werkzeug arbeitende Rettungs- und Bergungsteams, Leichen – abgelegt auf der Straße vor dem Friedhof, schreiende und klagende Men-schen, immer wieder übler Verwesungsge-stank und auch verstört streunende Hunde waren unsere ersten Eindrücke.

Die Verletzungen waren überwiegend Kno-chenbrüche, kompliziert durch offene, infi-zierte Wunden, Kompartmentsyndrom und Sepsis ( Abb. 1–3).

Kompartmentsyndrom, Algorithmus zur Diagnostik und Therapie, Fasziotomie oder Amputation

Die Diagnostik des Kompartmentsyndroms bei einem Massenanfall richtet sich nur nach den klinischen Symptomen ( Abb. 4).

Bei der Entscheidung Fasziotomie oder Am-putation richteten wir uns nach folgendem von unserem Team erstellten Algorithmus ( Abb. 5).

Über 50 Extensionen mit improvisierten Mitteln (Trümmersteine als Gewichte der Streckverbände), Wunddebridements, Fas-zienspaltungen und Amputationen (2 Am-putationen mit der Säge eines Taschenmes-sers) mussten in den ersten 3 Tagen vorge-nommen werden.

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Chirurgische Erstversorgung im Haiti Erdbebeneinsatz des Humedica-ÄrzteteamsB. Domres, Deutsches Institut für Katastrophenmedizin Tübingen

Abb. 2 Infiziertes Kompartmentsyndrom

Abb. 3 FasziotomieAbb. 1 Extension mit Trümmerstein

DGU Mitteilungen und Nachrichten 61/2010 9191

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Die Ergebnisse der Sichtung, Diagnosen, Maßnahmen und Statistik der ersten 6 Ar-beitstage des Humedica Einsatzes sind ta-bellarisch aufgeführt:

Sichtergebnisse

Rot 65

Gelb 41

Grün 313

Schwarz 5

Diagnosen der ersten 6 Tage

Knochenbrüche 103

davon offen 35

Gelenkverrenkungen 8

SHT 3

Wirbelsäule 5

Beckenbrüche 12

Schultergürtel 7

Oberarmbrüche 10

Unterarmbrüche 12

Oberschenkelbrüche 25

Unterschenkelbrüche 20

Sonstige Knochenbrüche 9

Wunden 106

Kompartmentsyndrom 17

Thoraxverletzungen 6

Bauchverletzungen 11

Geburten 4

Bilanz der ersten 6 Tage

ambulante Patienten 313

davon Kinder 126

stationäre Patienten 121

davon Kinder 35

davon Lebensgefahr 111

gerettete Leben 106

verstorben im Hospital Espoir 5

Nachbeben, Evakuierung der Verletzten

Oberstes Gebot galt der Sicherheit der Ver-letzten und des Teams. Am 20. früh mor-gens erschütterte ein erneutes Beben der Stärke 6 die Stadt: laute Schreie, überstürzte Flucht aus den Gebäuden ( Abb. 6).

Abb. 4 Algorithmus der Diagnostik und Operativen Therapie des Compartmentsyndrom beim Massenanfall. Beispiel Erdbeben von Haiti Januar 2010

Abb. 5 Algorithmus der Diagnostik und Operativen Therapie des Compartmentsyndrom beim Massenanfall. Beispiel Erdbeben von Haiti Januar 2010

Abb. 6 Nach einem Nachbeben musste das Krankenhaus evakuiert werden.

DGU Mitteilungen und Nachrichten 61/20109292

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Als Konsequenz aus unseren Erfahrungen möchte ich der DGU empfehlen, sich für die Einführung des folgenden Curriculums stark zu machen.

Curriculum Einführung Ärzte „Praktische Katastrophenmedizin“

Zielgruppe: Ärzte aller Fachrichtungen zur Vor bereitung auf die chirurgische Tätigkeit im Katastropheneinsatz

Programm:1. Theoretischer Teil: a. Sichtung unter extremen

„katastrophalen“ Bedingungen b. Damage Control Surgery c. Hygienische Aspekte: Gefahr der Durch-

fallerkrankungen in Flüchtlingscamps (Management of Cholera Epidemics in a Refugee Camp Brown, Vincent et al. Bull Soc Pathol Exot 2002; 95 (5): 351 – 355 http://hdl.handle.net/10144/23160)

d. Debridement

e. Amputation (Kompartmentsyndrom, Prinzip der offenen Wundbehandlung)

2. Praktischer Teil: a. Darmnaht b. Thorax-Drainage c. Quicktrach d. Extensionsbehandlung von Frakturen

(Stein) e. Fixateure externe (Holz und Metall)

Empfehlungen der Fortbildung durch die DGU

Unsere Patienten wurden vom Nachtdienst geborgen – ins Freie vor dem Hospital im Abstand von mindestens der halben Höhe des Gebäudes. Unter freiem Himmel wur-de weiterbehandelt, im Zelt eine Notam-putation vorgenommen. Für die Verletzten wurden Trinkwasser und Essen gebracht. Ärzte aus anderen Teams boten sich an, uns zu unterstützen und wurden ins Team integriert. Hinter dem Hospital wurde der medizinische Müll verbrannt.

Erste Phase „Steinzeit“Die erste Woche war gekennzeichnet durch Improvisation und wegen der zahlreichen Streckverbände mit Trümmersteinen nann-te ich sie die Steinzeit. Im Hospital gab es kein fließendes Wasser: aus einer leckge-schlagenen Zisterne fingen wir in einem Bottich das Wasser auf, das durch einen Riss in der Deckte mal tropfte und mal strömte. Der Altbau des Hospitals galt als sicheres Gebäude, leider konnten wir den Neubau mit dem neuen OP-Raum wegen Einsturz-gefahr nicht nutzen. Wir klebten Pflaster-streifen mit Glasscherben in und über die Risse in den Wänden, die aufgrund der Ein-sturzgefahr des Neubaus von uns regelmä-ßig überwacht wurden.

Zweite Phase „Eisenzeit“Am 21. endlich kam Verstärkung durch das 2. Team mit 13 Ärzten, Schwestern, Apo-thekerinnen und Rettungsassistenten mit Operationsmaterial einschließlich Fixateur externe zur Stabilisierung der Frakturen. Nun begann für uns also die Eisenzeit!( Abb. 7).

Cluster der Prioritäten nach der Phase Search and Rescue

Laut dem konsolidierten Aufruf der Verein-ten Nationen zur humanitären Unterstüt-zung für Haiti vom 18. Februar 2010 ist nun nach Beendigung der ersten Phase - Search and Rescue, lebensrettende Behandlung Verletzter und Versorgung der betroffenen Bevölkerung mit Wasser, Nahrungsmitteln, behelfsmäßigen Notunterkünften und Schutz gegen gewalttätige Übergriffe – die 2. Phase der humanitären Hilfe zu mei-stern. Vor allem noch vor der Regenzeit im

April mit drohenden Stürmen und Über-schwemmungen gilt es mit der Umsetzung folgender Cluster der Prioritäten möglichst bald zu beginnen: 1. 100 000 gegen Unwetter geschützte

Unterkünfte 2. Kampmanagement 3. Trümmerräumung, Beurteilung der

Sicherheit beschädigter Gebäude4. WASH, Versorgung mit Wasser,

Sanitä ren Anlagen und Hygiene für 1.100 000 Betroffene

5. Öffentlicher Gesundheitsdienst, mobile Kliniken, Rehabilitation Verletzter

6. Prothetische Versorgung von mehr als 100 000 Verletzten mit mindestens je einer Amputation

7. Versorgung mit Nahrungsmitteln unter besonderer Berücksichtigung der Vulnerablen

8. Landwirtschaftliche Unterstützung mit z. B. Geräten und Samen

9. Maßnahmen der Hilfe zur Selbsthilfe, 10. Katastrophen Risikomanagement und

Frühwarnsysteme11. Öffentliche Ordnung und Sicherheit12. Bau von Schulen, Schulunterricht,

Berufsausbildung

Prof. Dr. med. Dr. h.c. Bernd DomresBrunnenstr. 472074 TübingenE-Mail: [email protected]

Abb. 7 Nach Eintreffen des 2. Teams mit Operationsmaterial konnten die Brüche mit Fixateur externe versorgt werden.

DGU Mitteilungen und Nachrichten 61/2010 9393

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Mit der jetzt gültigen Weiterbildungsord-nung wurde die Zusatzbezeichnung „Rönt-gendiagnostik – fachgebunden“ neu einge-führt.

Sicherlich wäre es schwerwiegend, wenn die zukünftige Generation von Unfallchirurgen und Orthopäden mangels nicht mehr gege-bener rechtlicher Voraussetzungen, speziell auch der Weiterbildung, Patienten nur noch durch mehrfache zusätzliche Vorstellung beim Radiologen diagnostizieren und be-handeln könnte. Dies dürfte zumindest in der ambulanten Versorgung vom Patienten mit Unverständnis quittiert werden, da so erhebliche Zeitverzögerungen in Diagnostik und Behandlung akuter und degenerativer Erkrankungen (z. B. einfache Frakturen, Dia-gnostik von Cox- und Gonarthrose) entste-hen. Auch der Radiologe, der perspektivisch bei konservativen Repositionen oder stun-denlang im Operationssaal mit zur Verfü-gung stehen muss, um den Bildverstärker zu bedienen und die Bilder rechtskonform zu befunden, ist nicht als alltagsgeeignete Lösung vorstellbar. Zurzeit ist für den neu-en Facharzt im Gebiet 6 nur im sog. Spe-cial Trunc die intraoperative radiologische Befundkontrolle in der Musterweiterbil-dungsordnung (MWBO) eingeplant. Eben-so wenig ist es praktikabel, vor jeder Un-tersuchung die fachärztlich radiologische Indikationsüberprüfung vorzunehmen, da angesichts des (relativen) Facharztmangels vielerorts die/der radiologische Assistent/in die Durchführung ohne tatsächliche fach-ärztliche radiologische Anwesenheit mit ärztlicher Untersuchung des Patienten und anschließender fachärztlicher Befundung vornehmen muss, um die zeitnahe Patien-tenversorgung aufrechtzuerhalten

Zunächst sollen wegen der oft verwechsel-ten Begrifflichkeiten und Rechtskreise und um die Aspekte für den Alltag zu konkreti-sieren anhand von 2 Beispielen mögliche Szenarien aufgezeigt werden.

Beispiel 1

Ein Facharzt für Orthopädie und Unfallchi-rurgie nach neuer Weiterbildungsordnung hat die Sach- und Fachkunde Röntgen Not-falldiagnostik bzw. Röntgendiagnostik des gesamten Skeletts nicht erworben, weil der Weiterbilder ihm die Sachkunde nicht be-scheinigen konnte (z. B. weil er die eigene Fachkunde nicht mehr aktualisiert hatte), und der Radiologe der Klinik ihm diese auch nicht ausstellen wollte. Dieser Facharzt ist jetzt in eigener Praxis tätig, wegen der feh-lenden Voraussetzungen und wegen der Kosten will er ein Röntgengerät selbst nicht betreiben. So wäre der notwendige Behand-lungsweg einer distalen Radiusfraktur fol-gender: Beim Erstkontakt mit dem Patienten stellt sich der klinische Verdacht, es wird also ein Termin beim Radiologen zur Diagnostik vereinbart (Alternativen: Vorstellung beim anderen Kollegen mit den Voraussetzungen, ggf. Notaufnahme einer Klinik). Es folgt die Wiedervorstellung des Patienten bei unserem theoretisch angenommen neu-en Facharzt mit dem Bild vom Radiologen, eingipsen ohne (!) Bildverstärker und dann erneute Stellungskontrolle beim Radiolo-gen. Zweifelsfrei ist dieses Szenario eher un-wahrscheinlich, dass sich der Kollege so nie-dergelassen hat, ohne röntgen zu dürfen. Denn selbstredend wäre dieser Ablauf auch für jedwede Diagnostikabläufe bei degene-rativen Erkrankungen wie Cox- und Gon-arthrose oder Wirbelsäulenerkrankungen genauso zu handhaben. Hätte dieser the-oretisch dargestellte Kollege allerdings die Voraussetzung Fachkunde Röntgen Not-falldiagnostik, so hätte er zumindest für die Notfallsituation der Radiusfraktur die Voraussetzungen, diese mit Röntgenbild-unterstützung zu diagnostizieren und zu therapieren. Und selbstredend würden Kassenärztliche Vereinigung (KV) und Be-rufsgenossenschaft (BG) die Abrechnung akzeptieren.

Beispiel 2

Ein anderer Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie nach neuer Weiterbildungs-ordnung hat die Sach- und Fachkunde Röntgendiagnostik des gesamten Skeletts erwerben können. Sein Weiterbilder hatte zwar ebenfalls die eigene Fachkunde nicht mehr aktualisiert, aber der Radiologe der Klinik hatte ihm – angesichts der mangeln-den Verfügbarkeit von radiologischen Fach-ärzten im Dienst – nach Unterweisung und Absolvierung der Kurse im Strahlenschutz – die notwendige Sachkunde bescheinigt. Dieser angenommene Kollege will nun eine selbstständige Stellung annehmen und hat jetzt zunächst einmal die rechtlichen Mög-lichkeiten, in einer kleinen Krankenhausab-teilung ohne Radiologen oder in einer Praxis das Röntgen durchzuführen. Gleichzeitig ist er jetzt auf Personalsuche. Ein Bewer-ber erkundigt sich, ob er denn bei ihm auch die Sachkunde Röntgen Notfalldiagnostik und die Sachkunde Röntgendiagnostik des gesamten Skeletts erhalten könne. Wahr-heitsgetreu muss ihm der Kollege jetzt mit-teilen, dass er dies nur für die Sachkunde Röntgendiagnostik des gesamten Skeletts könne. Auf die Frage, ob er denn eine Wei-terbildungsbefugnis der Kammer für die Zusatzweiterbildung fachspezifisches Rönt-gen habe, muss er mitteilen, dass er diesen Zusatz nie erworben habe und damit diesen auch nicht weiterbilden könne. Der Bewer-ber ist darüber enttäuscht, allerdings hat er sich kundig gemacht und weiß, dass nach heutiger Rechtslage daraus keine weiteren Konsequenzen für ihn entstehen.

Begrifflichkeiten

Um die Begrifflichkeiten noch etwas zu entwirren, werden im Folgenden wesent-liche Aspekte erläutert. Die Verwechslung der Zusatzweiterbildung mit der Fachkun-de Röntgen Notfalldiagnostik bzw. der fast gleichlautenden Fachkunde Röntgendia-

„Röntgendiagnostik-fachgebunden Skelett“ und „Magnetresonanztomographie – fachgebunden“ Der Versuch einer Analyse des Erreichten und Erreichbaren

E. Lindhorst, R. Hoffmann, M. von Seebach

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gnostik des gesamten Skelettes geschieht häufiger. Die Sach- bzw. Fachkunden beru-hen auf staatlicher Bundesgesetzgebung, speziell der Strahlenschutz- und Röntgen-verordnung. Die neue Zusatzweiterbildung Röntgendiagnostik - fachgebunden Skelett regelt die fachliche Befähigung nach der Weiterbildungsordnung, d.h. einer über die ärztliche Selbstverwaltung der Landesärz-tekammern implementierten und dann von der Aufsichtsbehörde Landesgesundheits-ministerium per Heilberufsgesetz des Bun-deslandes sanktionierten Regelung. Sie ent-stammt damit einem anderen Rechtskreis. Hierzu wird die fachliche Befähigung in der Landesärztekammer durch Prüfung nach-gewiesen. Gewisse Aspekte des ärztlichen Strahlenschutzes werden zwar oft eben-falls im Zusammenhang oder direkt durch die Landesärztekammern wahrgenommen, aber eben auf der Basis unterschiedlicher Rechtskreise.

Darüberhinaus ist zum Erwerb der Sach- und Fachkunde Röntgen nach Strahlen-schutz- bzw. Röntgenverordnung der Fach-arzt nicht Voraussetzung. Der Facharzt ist allerdings zum Führen der Zusatzbezeich-nung notwendig. Aber: als eine der weni-gen Zusatzbezeichnungen, die in der neuen Weiterbildungsordnung normalerweise erst im Anschluss an die Facharztweiter-bildung erworben werden dürfen, können die Voraussetzungen zum Führen dieser Zusatzbezeichnung schon parallel während der Facharztausbildung erlangt werden. (darf der Zusatz im fachspezifischen Rönt-gen parallel zur Facharztweiterbildung un-ternommen werden)

Erwerb der Zusatzweiterbildung Röntgendiagnostik – fachgebunden Skelett

Zu unterscheiden sind für den Zusatz 2 Konstellationen: „jüngere“ Kollegen, die erst nach Inkrafttreten der neuen Weiterbil-dungsordnung in Weiterbildung eingetre-ten sind, können diese Zusatzweiterbildung nur erwerben, wenn sie bei einem befugten Weiterbilder tätig sind. Der Erwerb dieses Zusatzes darf während der Facharztweiter-bildung erfolgen, die entsprechende Prü-fung (in fast allen Kammern notwendig) erfolgt nach Einreichen des Weiterbildungs-zeugnisses als mündliche Prüfung vor der zuständigen Landesärztekammer.

Die zweite Konstellation und die weiterhin wesentlich höhere Anzahl sind „ältere“ Kol-legen, die zu einer Zeit ihre Weiterbildung unternommen haben, als es diese neue Zusatzweiterbildung noch nicht gab, die

aber bereits die Sach- und Fachkunde nach Röntgenverordnung erworben haben. Die-se konnten in den meisten Kammern bzw. können in einzelnen Kammern im Rahmen von Übergangsbestimmungen ebenfalls den Antrag auf Zulassung zur Prüfung stel-len.

Bisher haben allerdings recht viele Orthopä-den und Unfallchirurgen den neuen Zusatz „Röntgendiagnostik – fachgebunden Ske-lett“ noch nicht erworben. Dies ist strate-gisch zu bedauern. Denn es geht nach Ent-wicklung der letzten Jahre für die Fachärzte aus den chirurgischen Fächern (Gebiet 6 der Musterweiterbildungsordnung – MWBO) um den grundsätzlichen Erhalt der Mög-lichkeit im eigenen Fach, also ohne Extrazeit beim Radiologen, diesen Zusatz erwerben und später ggf. weiterbilden zu dürfen. Ana-log gilt dies, besonders relevant für (Unfall-) Chirurgen, auch für den Thorax und das Abdomen. Zukünftige Risiken eines Nicht-erwerbs des neuen Zusatzes sind schwierig vorherzusagen. Grundsätzlich erscheinen aber neben dem Verlust der Kompetenz für das Fach Orthopädie und Unfallchirurgie Verschärfungen über neue Regelungen so-wohl bei der eigenen Möglichkeit röntgen zu dürfen wie bei der Abrechenbarkeit quasi per Federstreich denkbar.

Derzeit liegt eine wesentliche Crux darin, dass die Röntgenkompetenz nicht mehr (uneingeschränkt) zum Fachgebiet gehört. Allerdings berechtigt auch nur die Fachkun-de gemäß Strahlenschutzverordnung bzw. Röntgenverordnung zum selbstständigen röntgen. Deshalb darf in der Tat ein neuer Facharzt für Orthopädie und Unfallchirur-gie im Operationsbereich nicht mehr selbst-ständig röntgen, wenn die Fachkunde fehlt, d. h. er ist aufgrund seines Facharztes nicht allein dienstfähig ohne einen Kollegen, der diese rechtlichen Voraussetzungen erfüllt – oder eben einen Radiologen.

Selbstverständlich ist der Zusatz fachge-bundene Röntgendiagnostik damit sowohl für Kliniker als auch für niedergelassene Kol-legen relevant, die deshalb bei gegebener Voraussetzung der Sach- und Fachkunde ebenfalls unbedingt das fachspezifische Röntgen erwerben sollten. Zu beachten ist, dass jede Landesärztekammer spezifische Regelungen treffen konnte (gilt insbes. ob Erwerb mit oder ohne Prüfung) und wann genau die Fristen im Fall einer Übergangsre-gelung ablaufen. Auch zu bedenken ist, dass die Anforderungen an die vorhandene Rönt-genanlage unter eigener Verantwortung und ggf. in der radiologischen Abteilung von den einzelnen Kammern unterschiedlich hoch gehangen werden. Somit empfehlen

sich Erkundigungen bei Kollegen bzw. der zuständigen Kammer bereits im Vorfeld der Antragstellung. In der Tat entsteht für Kolle-gen, die die Kammer aufgrund neuer Stelle wechseln, dadurch ein gewisser Spielraum, wo sie den Zusatz beantragen.

Gesicherte Zahlen, wie viele Kollegen in den einzelnen Kammerbereichen, den neu-en Zusatz erworben haben, sind nicht ge-sammelt. Z. B. hatten in Brandenburg 182 Kollegen den Zusatz ohne Prüfung noch bis zum Stichtag der Übergangsbestimmungen 12.04.2008 erreicht. Wie viele davon aktiv weiterbilden, ist nicht bekannt.

Übergangsbestimmungen sind noch in den mitgliederstarken Kammern Hessen (bis 31.10.2010) und Nordrhein (bis 30.09.2012) gültig, wobei in Nordrhein eine Prüfung bei der Kammer abzulegen ist.

Unglücklicherweise werden einige falsche Aussagen zum Zusatz verbreitet. So ist es nicht so, dass der Zusatz Voraussetzung für die Röntgenabrechnung mit der Berufsge-nossenschaft ist. Ebenso wenig hat bisher – nach unserem Kenntnisstand - eine Kas-senärztliche Vereinigung diese Verknüp-fung vorgenommen. Allerdings besteht ge-nau hierin die Gefahr, da speziell alle neuen Fachärzte im Bereich des Weiterbildungs-rechts durch diese Regelung ihre Röntgen-kompetenz nicht mehr vollständig haben. Deshalb ist diese neue Rechtssituation von vielen als der erste Schritt in die politisch von anderen Interessengruppen verfolgte Richtung Entzug jeglicher Röntgenkom-petenz vom Facharzt Orthopädie und Un-fallchirurgie bewertet worden. In der Tat besteht dieses Risiko durch den so einge-schlagenen Weg deutlicher als früher, da sich neue rechtliche Normen sehr schnell an diese Zusatzbezeichnung knüpfen ließen.

Es gibt jetzt zwei sichere Wege aus diesem Dilemma. Zum einen kann die Indikation, Durchführung der Röntgentechniken und Befundung der Bilder wieder explizit mit in den Inhalte Katalog des Fachs bzw. des Gebiets 6 der MWBO aufgenommen wer-den. Dieser Weg soll jetzt nach neuesten Informationen durch einen Beschluss für die Landesärztekammer Berlin beschritten worden sein. Die genauen Terminierungen zur Gültigkeit sind abzuwarten. Damit ist aber nach bekannter Beschlusslage noch nicht denjenigen geholfen, die in den letz-ten 3 Jahren den neuen Facharzt erlangt haben.

Mindestens so schwierig zu erreichen wie eine bundesweite Änderung der Weiterbil-dungsordnungen ist ein anderer Lösungs-

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ansatz, der im Interesse aller Ärzte wäre: die Rückführung des Erlernens aller relevanten Aspekte des Strahlenschutzes einschließ-lich des Erlernens der Durchführung der Techniken ins Studium, so dass bereits mit Erhalt der Approbation alle notwendigen Voraussetzungen gegeben sind. Auch dieser Ansatz ist im Sinne der Bevölkerung und des Erlernens einer für alle Ärzte verbindlichen Strahlenhygiene denkbar und könnte ent-sprechend in der Bundesgesetzgebung ver-ankert werden.

Ergänzend seien noch einige Hinweise zur „fachgebundenen MRT“ gemacht. Dieser Zusatz ist sicher für wesentlich weniger Kollegen erreichbar. Angesichts der hohen Bedeutung der Technik für die Diagnostik ist aber die Möglichkeit für Mitglieder des Fachs, die Technik zu erlernen und selbst anzuwenden, sinnvoll. Zudem erleichtert die hohe Expertise des im Fach erfahrenen Klinikers die weitere technische Entwick-lung. Zusätzlich zur vorhandenen Exper-tise muss im Rahmen der Weiterbildung auch immer eine Mindestzahl von eigenen Untersuchungen nachgewiesen werden. Als bundesweite Empfehlung wurde eine Mindestanzahl von 1000 durch die Stän-dige Konferenz Weiterbildung der Bunde-särztekammer empfohlen. Auch hier gilt: wer die Untersuchungstechniken anbieten und selbst darin weiterbilden will, muss zunächst diesen neuen Zusatz gemäß der Weiterbildungsordnung seiner zuständigen Landesärztekammer erworben haben. Zu-dem gilt hier per Gesetz zur Regelung des Schutzes vor nichtionisierender Strahlung (NISG) die Fachkunde als Voraussetzung zur Indikationsstellung speziell für Ärzte (§2). Dieses Gesetz tritt am 1. März 2010 in Kraft

und bedeutet in der Tat: für die Indikation ist eine Fachkunde notwendig, die entwe-der im Rahmen der Facharztweiterbildung verankert werden müsste oder es ist eine zusätzliche Fachkunde per eigenen Kurs zu erwerben

Literatur1 Gesetz zur Regelung des Schutzes vor nichtio-

nisierender Strahlung (NISG) (amtliche Fassung vom 29. Juli 2009) http://www.bmu.de/gesetze_verordnungen/bmu-downloads/doc/44925.php

2 Röntgenverordnung Neufassung vom 30.04.2003. http://www.bgblportal.de/BGBL/bgbl1f/bg-bl103s0604.pdf

3 Strahlenschutzverordnung vom 20.7.2001 http://www.bmu.de/strahlenschutz/rechtsvorschriften_technische_regeln/doc/6887.php

4 Rundschreiben Nr. 276/2009 der Krankenhaus Ge-sellschaft Nordrhein – Westfalen vom 20.08.2009

5 Musterweiterbildungsordnung der Bundesärzte-kammer (Stand April 2007) http://www.bundesa-erztekammer.de/downloads/mwbo_24042007.pdf

6 Richtlinie „Fachkunde und Kenntnisse im Strah-lenschutz bei dem Betrieb von Röntgeneinrich-tungen in der Medizin und Zahnmedizin“ vom 22.12.2005. http://www.forum-roev.de/download /RL-Fachkunde_RoeV-Medizin_221205.pdf

Privatdozent Dr. med. E. LindhorstProfessor Dr. Reinhard HoffmannDr. med. M. von SeebachBerufsständischer Ausschuss der DGU

Korrespondenz: Privatdozent Dr. med. E. LindhorstRossertweg 1765817 EppsteinTel.: 0170/4217595

Fachkunde Röntgen(gem. RöV und Strahlen-schutzverordnung) zwingend für alle: muss alle 5 Jahre aktualisiert werden)

Zusatzweiterbildung Röntgen(gem. (Muster-)weiterbildungs-ordnung (MWBO 2003))

Weiterbildungsassistent auf Weg zum alten FA (MWBO 1992)

X X

neuen FA (MWBO 2003) X

Facharzt alt (MWBO 1992 und älter)

X wer selbst weiterbilden will (empfehlenswert)

Facharzt neu X zwingend, um selbst röntgen zu dürfen, auch: Voraussetzung für Weiterbildungsbefugnis der Zusatzweiterbildungen Röntgen

Anmerkung: Die Fachkunde gemäss RöV und Strahlenschutzverordnung muss alle 5 Jahre mittels bestande-nem Aktualisierungskurs aktualisiert werden. Wenn dies versäumt wurde, ist sie komplett neu zu erwerben, d.h. neue Strahlenschutzkurse und neues Zeugnis über die Sachkunde als Voraussetzung. Auch erlischt damit automatisch die Voraussetzung, selbst überhaupt röntgen zu dürfen (einschl. intraoperativer Bildverstärkerbedienung). Die Jahreszahlen der Musterweiterbildungsordnung (MWBO) sind für das Bundesgebiet identisch. In den einzel-nen Landesätzekammern wird aber das (überwiegend) abweichende Jahr der Inkraftsetzung der im jeweiligen Ladensärztekammerbereich gültigen Weiterbildungsordnung genannt (z. B. für die MWBO 2003 in Bayern WBO 2004, in Nordrhein WBO 2005 und in Baden-Württemberg WBO 2006).

Tab. Wer sollte was beachten (X = Erwerb dringend anzuraten)?

GlossarStreng genommen, darf nur ein Arzt, der die Fachkunde im Strahlenschutz (für ein ent-sprechendes Gebiet, z. B. Röntgendiagnostik des gesamten Skeletts) besitzt, eine Röntgen-untersuchung anfordern. (also einen „Rönt-genschein“ ausfüllen). Am 1.03.2006 ist die neue Richtlinie „Fachkunde und Kenntnisse bei dem Betrieb von Röntgeneinrichtun-gen in der Medizin oder Zahnmedizin“ vom 22.12.2005 in Kraft getreten (http://www.fo-rum-roev.de/download/RL-Fachkunde_RoeV-Medizin_221205.pdf)

FachkundeVon der zuständigen Landesärztekammer er-hält man unter folgenden Voraussetzungen das Zeugnis: Fachkunde im Strahlenschutz für: z. B. Röntgendiagnostik des gesamten Skeletts (oder z. B. Röntgendiagnostik des Ab-domens oder Mammographie etc.):1. Approbation als Arzt2. praktische Erfahrung an geeigneten Insti-

tutionen zum Erwerb der Sachkunde (sie wird unter Anleitung, ständiger Aufsicht und Verantwortung eines Arztes, der auf dem betreffenden Anwendungsgebiet die erforderliche Fachkunde im Strahlen-schutz besitzt, und durch den Nachweis der Zeiten,– z. B. 18 Monate für Röntgen-diagnostik des gesamten Skeletts/ z. B: – der Fachkunde Richtlinie nach RöV „Medi-zin“ in Form eines Zeugnisses erworben.)

Dieses Sachkunde-Zeugnis muss bei der entsprechenden Ärztekammer mit den Nachweisen u. g. Kurse eingereicht wer-den.

In der Neufassung der o. g. Richtlinie wurde festgelegt, dass dieses Zeugnis detailliert z. B. über Untersuchungszahlen und -Verfahren und ggf. Dosisermittlung Aussage geben muss. (bei den entspre-chenden Ärztekammern sind Vordrucke erhältlich).

3. folgende Kurse: a. Kurs zum Erwerb der Kenntnisse im

Strahlenschutz (nicht in allen Bundeslän-dern zwingend erforderlich) (ca. 8 Stun-den*)

b. Grundkurs im Strahlenschutz im me-dizinischen Bereich nach Röntgenverord-nung (ca. 24 Stunden*)

c. Spezialkurs Röntgendiagnostik ( ca. 20 Stunden*) *: Abweichungen in verschiede-nen Bundesländerrn

d. (ggf- noch Spezialkurse CT-diagnostik oder Spezialkurs Interventionsradiologie, falls dafür Fachkunde erworben werden soll)

Die Kursteilnahme dar nicht länger als 5 Jahre zurückliegen (vor Beginn des Er-werbs der Sachkunde-Zeit)

(die Kurse werden von verschiedenen Anbietern und Instituten gegen Gebühr angeboten, z. B. Akademien der Landes-ärztekammern, Institute für Personendo-simetrie und Strahlenschutzausbildung z. B. Mecklenburg-Vorpommern, mibeg Institut für berufliche Weiterbildung etc.)

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Die Ärztekammern haben vor einigen Wo-chen eine Erhebung zur Evaluation der Wei-terbildung in Deutschland durchgeführt. Auch wir hatten unsere Mitglieder per E-Mail dazu aufgerufen, sich an der Um-frage zu beteiligen. Seit einiger Zeit liegen nun die ersten Ergebnisse vor. Angesichts der Tatsache, dass man nur über wenige Daten zur Weiterbildung verfügt – so ist z. B. die Zahl der Weiterbildungsassistenten in Deutschland schlicht unbekannt – ist eine solche Befragung sicherlich ein erster guter Schritt. Gleichwohl gibt es gewisse Aporien, die die Repräsentativität der Ergebnisse die-ser ersten Befragung in Frage stellen. Zum einen ist dies auf die recht geringe Betei-ligung zurückzuführen und zum anderen auf Eigenheiten der Auswertung. Es gibt 38.706 registrierte Weiterbildungsstätten in Deutschland. Davon gaben rd. 57,8 % (22.363) an, zumindest zum Zeitpunkt der Befragung nicht weiterzubilden. Von den verbliebenen 16.343 Weiterbildungsstät-ten/Weiterbildungsbefugten haben sich nur 60,43 % an der Umfrage beteiligt. Bezo-gen auf Weiterbildungsstätten lag die Quo-te der Beteiligung der Weiterbildungsassi-stenten sogar bei nur 32,76 %. Die zahlreich angestellten Vermutungen für die enttäu-schend niedrige Beteiligung der Weiterbil-dungsassistenten reichen von „Angst vor dem Vorgesetzten“ bis „Gleichgültigkeit“.

Die Rückmeldungen der Weiterbildungs-assistenten wurden in der Auswertung der Ärztekammern nur dann berücksichtigt, wenn sie mindestens zwei Monate an ihrer Weiterbildungsstätte arbeiteten. Außer-dem wurden Weiterbildungsstätten, die nur bis zu vier Weiterzubildende haben bzw. aus denen sich weniger als vier Weiterbil-dungsassistenten gemeldet hatten, zum Schutz der Anonymität aus der Auswertung herausgenommen.

Wenn auch zum gegenwärtigen Zeitpunkt (23.3.2010) die Ergebnisse für die Ortho-pädie und Unfallchirurgie noch nicht ver-öffentlicht sind, lohnt sich doch ein Blick auf die vorliegenden Ergebnisse. Demnach vergaben die Weiterbildungsassistenten eine in Schulnoten ausgedrückte relativ po-sitive „Globalbeurteilung“ von 2 bis 3 (2,54). Dabei variierten die Ergebnisse sowohl von Ärztekammer zu Ärztekammer als auch vom ambulanten zum stationären Sektor. Das beste Ergebnis erzielte die Weiterbil-dung in der LÄK Thüringen mit 2,33, das schlechteste die ÄK Bremen mit 2,89. Die Ergebnisse in den – wenigen – ambulanten Weiterbildungsstätten war besser als in denen des stationären Bereichs. 47,2 % der Weiterbildungsassistenten gaben auf die Aussage „In der vertraglich geregelten Arbeitszeit kann ich die Weiterbildung zu

meiner vollen Zufriedenheit erfüllen“ die Noten 4, 5 und 6. Immerhin 33 % gaben als Grund dafür an, dass sie die Weiterbildung nicht in der geregelten Arbeitszeit absolvie-ren können, das Arbeitszeitgesetz an. Am besten schnitt insgesamt die „Betriebskul-tur“ mit einer Durchschnittsnote von 2,12, gefolgt von der „Entscheidungskultur“ mit 2,21 ab. Am schlechtesten bewertet wurde die Anwendung evidenzbasierter Medizin (3,82). Interessant ist noch, dass die Weiter-zubildenden im Durchschnitt im Jahre 2004 das Staatsexamen abgelegt hatten und 35 Monate in der angestrebten Weiterbildung tätig waren. Das wirft die Frage auf, was sie vor der Weiterbildung gemacht haben.

Die Ergebnisse für Deutschland können auf der Website der Bundesärztekammer, Ru-brik Ärzte, Unterrubrik Weiterbildung, und die Ergebnisse für die einzelnen Ärztekam-merbezirke auf den jeweiligen Websites der Landesärztekammern heruntergeladen werden.

Dipl. Pol. Joachim Arndt Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie e. V. Geschäftsstelle im Langenbeck-Virchow-Haus Luisenstr. 58/59 10117 Berlin Tel.: +49 (0) 30 / 20 21 54 90 Fax: +49 (0) 30 / 20 21 54 91

Hat die Evaluation der Weiterbildung 2010 ein zufriedenstellendes Ergebnis erbracht?J. Arndt

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Die KBV hat mit Rundschreiben vom 10. Fe-bruar 2010 mitgeteilt, dass der Leistungska-talog zum ambulanten Operieren als Stati-onsersetzende Maßnahme neu und „grund-sätzlich“ überarbeitet wurde und nun den Gremien der Selbstverwaltung zur Kommen-tierung vorgelegt. Wir wurden als Fachgesell-schaft in die Ausarbeitung nicht einbezogen, sehen dennoch Grund, uns diesen Katalog kritisch anzuschauen und unaufgefordert Änderungsvorschläge einzubringen. Berufs-verbände und Fachgesellschaften sollten sich dabei verständigen und gemeinsam dem Patienten nutzende Vorschläge unter-breiten. Ein frommer Wunsch?

Regelungen zur Qualitätssicherung bei ar-throskopischen Operationen traten zum 3.  März 2010 in Kraft, die umzusetzen

weitere Ressourcen binden und wohl auch dazu beitragen werden, diese Eingriffe wie bei so manchen der sogenannten „kleinen“ Eingriffe bereits geschehen, weg von der Kli-nik in ambulante Versorgungsstrukturen zu verlagern.

Seit gut 10 Jahren können wir in Kliniken wichtige Inhalte der Weiterbildung unseren weiterzubildenden Kolleginnen und Kolle-gen nicht mehr anbieten. Teilweise kann dies nur durch ambulante Operationen am Krankenhaus ausgeglichen werden. Der Bil-dungsausschuss weist deshalb darauf hin, Möglichkeiten einer Zusammenarbeit mit niedergelassenen, ambulant operierenden Kolleginnen und Kollegen zu suchen, um gravierende Defizite im eigenen Weiterbil-dungsangebot, zum Beispiel Arthroskopie

des Kniegelenkes, vorderer Kreuzbandersatz und Eingriffe an der Hand, zu vermeiden. Konkrete Fälle derartiger Weiterbildungsop-tionen z. B. in Form einer Verbundweiterbil-dung müssen mit der Landesärztekammer und dem dortigen Weiterbildungsaus-schuss abgeklärt und geregelt werden. Wir möchten aber auch unsere Kolleginnen und Kollegen in den ambulanten Strukturen bit-ten, sich dieser Problematik nicht zu entzie-hen. Wir müssen gemeinsam alle Möglich-keiten nutzen, praxisnahe und -relevante Weiterbildungsinhalte anzubieten, damit wir uns nicht in Zukunft „selbst operieren“ müssen! Auch eine wichtige Maßnahme zur Förderung, aber auch zur Gewinnung unseres Nachwuchses!

H. Siebert

1. Anpassung des Leistungskatalogs zum ambulanten Operieren nach § 115 b SGB V 2. Gesetzliche Regelungen zur Qualitätssicherung Arthroskopie

H. Siebert

Bis zum erfolgreichen Abschluss einer er-sten Ärztetarifrunde im Jahr 2006 waren Absichtserklärung und Forderung der öf-fentlichen Arbeitgeber, dass Leistung und Verantwortung statt Lebensalter vergütet werden sollten. Dies war damals zunächst mit Verdi abgesprochen und wurde dann auch mit dem Marburger Bund für die Ärzte vereinbart. Arbeitgebern wie Marburger Bund fiel es jedoch sehr schwer, sich auf klare neue Regelungen für Ärzte einzulas-sen. Die einen wollten sowieso nicht mehr zahlen, die anderen hatten es angesichts des komplexen Arbeitsplatzes bzw. der Qua-lifikation Arzt ebenso schwer, schnell gute Kriterien zu benennen. Und der Oberarzt war eine bis dahin rechtlich quasi ignorierte Spezies, ganz zu schweigen vom Funktions-oberarzt.

So wurde damals schnell klar, dass neu zu entwickelnde Kriterien wahrscheinlich Spielraum für viel Streit schaffen würden. In der Tat erscheint es bis heute schwierig, aus dem vielfältigen Leistungsangebot eines zunehmend qualifizierteren Arztes heraus die wesentlichen Qualifikationsmerkmale zu definieren und entsprechend zu ver-güten. Sollte dies allein eine bestimmte Funktion im Rahmen des Strahlenschutzes, der Hygiene oder der Kontrolle der Blutpro-dukte sein, eine spezielle wirtschaftliche Verantwortung wie DRGs oder Personal-verantwortung wie Dienstplan- und Mitar-beitereinsatzplanung? Oder sind spezielle diagnostische oder therapeutische wie auch operative Techniken wesentlich? Sind Spezialsprechstunden ein Kriterium, gar die Kassenzulassung? Speziell – aber nicht nur

– in ausbildenden und wissenschaftlichen Einrichtungen sind – vielleicht sogar nicht erfolgreiche oder reglementierte – For-schungsaktivitäten oder Lehrleistungen für das Profil der Einrichtung essentiell, letzt-lich vielleicht sogar viel wichtiger als für die eigene Karriere der dort angestellten Ärzte? Aber wie soll all dies fair berücksichtigt wer-den?

In kurzsichtiger Denkweise des ökonomi-sierten Gesundheitswesens hat sich aus Sicht der Tarifpartner die Diskussion auf die eigenständige wirtschaftliche Verantwor-tung des Oberarztes, definiert über einen eigenen Mitarbeiterstab bzw. eigene Funk-tionseinheit (Sachmittel), als wesentliches Kriterium reduziert.

Eingruppierungen von OberärztenE. Lindhorst

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Aus Sicht der betroffenen Mitarbeiter stellt sich so aber die Frage für alle Hierar-chiegruppen, warum sie dann die anderen notwendigen Extraaufgaben erlernen, d.h. sich weiter qualifizieren, und diese dann übernehmen sollten. Es sind die vielen Bin-deglieder, die eine Kette stark machen.Vielerorts macht es keinen Sinn, dass jede, für die Abteilung wichtige Qualifikation tariflich keine Berücksichtigung findet und bestenfalls einer willkürlichen Vergütung je nach Betriebsleitung unterliegt. Wenn jedoch alleinige Personal- und Sach-mittelverantwortung für Oberärzte not-wendig ist – und gute Oberärzte werden zweifelsfrei benötigt – warum sollte sich dann z. B. noch ein Chefarzt um den Zusam-

menhalt der Einrichtung / Klinik bemühen –was für das Gesamtgelingen aber ebenfalls notwendig ist. Speziell dort, wo nicht eine sehr hohe Mitarbeiteranzahl vorhanden ist, um selbstständige Bereiche zu unterhalten, wird sich diese Frage so vermehrt für beide Seiten stellen.

Mitarbeiter, die sich aus Prinzip um immer neue Aufgaben bemühen, um die Klinik durch ihre Extrafunktionen, am besten in der Freizeit, zusammenzuhalten, sind für die Zukunft nicht mehr zu erwarten. Vieler-orts reicht die Arbeitszeit schon jetzt nicht mehr für eine qualitativ hochwertige Ver-sorgung. Somit werden kurzsichtige Strei-tigkeiten dieser Art noch funktionierende

Einrichtungen beschädigen. Nicht nur das altersgerechte demografische Absterben der qualifizierten Oberärzte wird so statt-finden, sondern nach immer unattrak-tiveren Chefarztpositionen werden auch immer uninteressantere Oberarztpositi-onen entstehen. Bei solchem Streit lohnen sich Leistung und Qualifikation nicht! Durch die Tarifpartner sind dringend großzügigere Lösungen zu erreichen, die vor allem ein Ziel verfolgen müssen: diesen kleinlichen Streit aus der einzelnen Klinik rauszuhalten.

Privatdozent Dr. med. Elmar LindhorstGesundheitsökonom (ebs)Rossertweg 1765817 Eppstein

Der Arbeitskreis „Ärzte und Juristen“ in der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaft-lichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) hat sich auf seiner Sitzung am 27./28.03.2009 in Würzburg unter der Lei-tung von Professor Dr. med. H.-D. Saeger mit nachfolgenden Themen befasst:1. „Nikolaus-Urteil“ 2005 des Bundesver-fassungsgerichts: Alternative Behandlungs-methoden bei lebensbedrohlichen Erkran-kungen

Aus Sicht des Bundessozialgerichts: Dr. iur. E. Hauck, Kassel (auszugsweise):

I. Das Problem

Das BVerfG hat mit Beschluss vom 06.12.2005 entschieden: Es ist mit den Grundrechten aus Art. 2 Abs. 1 GG in Ver-bindung mit dem Sozialstaatsprinzip und aus Art. 2 Abs. 2 Satz 1 GG nicht vereinbar, einen gesetzlichen Krankenversicherten, für dessen lebensbedrohliche oder regel-mäßig tödliche Erkrankung eine allgemein anerkannte, medizinischem Standard ent-sprechende Behandlung nicht zur Verfü-gung steht, von der Leistung einer von ihm gewählten, ärztlich angewandten Behand-lungsmethode auszuschließen, wenn eine nicht ganz entfernt liegende Aussicht auf

Heilung oder auf eine spürbare positive Ein-wirkung auf den Krankheitsverlauf besteht. Der Maßstab, anhand dessen die Erfüllung der drei Voraussetzungen zu überprüfen ist, sind die Regeln der ärztlichen Kunst. Es fragt sich, was sich für Ansprüche gesetz-lich Krankenversicherter auf alternative Behandlungsmethoden bei lebensbedroh-lichen Erkrankungen hieraus ergeben. Die-ser Einstieg über das Leistungsrecht stellt zugleich den Schlüssel für die Ansprüche der Leistungserbringer dar: Was der Ver-sicherte beanspruchen kann, soll ihm der Leis tungserbringer verschaffen und vergü-tet erhalten.

II. Betroffene Leistungsbereiche

1. Gegenstand alternativer Behandlungs-methodena) BehandlungsmethodenBehandlungsmethoden setzen als thera-peutische Mittel nicht nur ärztliche Be-handlung ein, sei sie ambulant oder stati-onär, sondern insbesondere auch Arznei-, Heil- und Hilfsmittel. Sie sind deshalb hier in einem weiten Sinne zu verstehen. Sie be-treffen in einem umfassenden Sinne medi-zinische Vorgehensweisen, denen ein eige-nes theoretisch-wissenschaftliches Konzept zu Grunde liegt, das sie von anderen Thera-

pieverfahren unterscheidet und das ihre sy-stematische Anwendung in der Behandlung bestimmter Krankheiten rechtfertigen soll.

b) Alternativmedizinische MethodenAlternativmedizin ist kein Rechtsbegriff des SGB V. Vielmehr handelt es sich um eine Sammelbezeichnung des allgemeinen Sprachgebrauchs für unterschiedliche Be-handlungsmethoden, Scheintherapien und diagnostische Konzepte, die sich als Alterna-tive oder Ergänzung (im Sinne des Begriffs Komplementärmedizin) zur wissenschaft-lich begründeten Medizin („Schulmedizin“) verstehen. Die in Europa bekanntesten al-ternativen Behandlungsmethoden sind die Homöopathie und die Akupunktur.Fast immer beruhen alternativmedizinische Verfahren auf einem Axiom, d. h. auf einem keines Beweises bedürfenden Grundsatz und sind daher nicht in üblicher Weise reproduzierbar. Zusammen mit Begriffen wie „natürlich“, „biologisch“, „ganzheitlich“, „alternativ“, „die Selbstheilungskräfte akti-vierend“ etc. wird unterschwellig ein emo-tionaler oder magischer Appell suggeriert. Andere Merkmale sind die (Wieder-) Entde-ckung des Verfahrens im Alleingang durch einen Erfinder, der sich oft auf „jahrtausen-dealtes Wissen“ beruft, das angebliche Feh-len von Kontraindikationen und Nebenwir-kungen sowie die angebliche Wirksamkeit

Arbeitskreis der AWMF „Ärzte und Juristen“ J. Probst

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bei vielen verschiedenen Krankheiten und in unterschiedlichen Krankheitsstadien.Wo die Methoden einer wissenschaftlichen Überprüfbarkeit zugänglich sind und über-prüft wurden, wurde ihre Wirkung wider-legt oder es konnten keine ausreichenden Hinweise für eine Wirksamkeit gefunden werden bzw. sie ging nicht signifikant über einen Placeboeffekt hinaus. Je nach Mög-lichkeit und Stand der Falsifizierbarkeit sind die einzelnen alternativ-medizinischen Methoden aus wissenschaftlicher Sicht als pseudo- oder parawissenschaftlich einzu-stufen. Kann ein Wirksamkeitsnachweis für eine Methode erbracht werden, findet diese Eingang in die wissenschaftlich begründete Medizin.

2. Vom BVerfG-Beschluss betroffene Leistungsbereiche

Das BVerfG hat mit seinem Beschluss ein Urteil des BSG aufgehoben, das einem an „Duchenne’scher Muskeldystrophie“ leiden den Versicherten den Anspruch da-rauf absprach, zu Lasten der GKV von einem Arzt mit Thymuspeptiden, Zytoplasma, homöopathischen Mitteln und hochfre-quenten Schwingungen („Bioresonanz-therapie“) behandelt zu werden. Das BSG hatte darin insgesamt eine ärztliche Be-handlungsmethode gesehen. Daraus kann nicht abgeleitet werden, der Beschluss des BVerfG betreffe lediglich die ärztliche Be-handlung als solche. Sachliche Gründe da-für, danach zu differenzieren, ob der kran-kenversicherungsrechtliche Anspruch des Versicherten auf eine bestimmte Art der ärztlichen Behandlung oder auf die Versor-gung mit einem Arzneimittel gerichtet ist, sind nicht ersichtlich. Die verfassungsrecht-liche Problematik stellt sich vielmehr unab-hängig davon, welche konkrete Leistungs-art des SGB V im Streit ist, also prinzipiell für alle Leistungsarten.

III. Systemgrenzen – Mindestqualifikation der Leistungserbringer

§ 15 Abs. 1 SGB V stellt klar: Ärztliche oder zahnärztliche Behandlung wird von Ärzten oder Zahnärzten erbracht. Sind Hilfelei-stungen anderer Personen erforderlich, dür-fen sie nur erbracht werden, wenn sie vom Arzt (Zahnarzt) angeordnet und von ihm verantwortet werden.Die Statuierung des Arztvorbehaltes be-wirkt den Ausschluss anderer Heilberufe von der selbstständigen und eigenverant-wortlichen Behandlung von Versicherten der KK.

IV. Systemgrenzen – Allgemeine Anforderungen an die Leistungen

1. Materielle Kriterien

a) GrundsatzAlle Leistungen, die in den GKV-Katalog fal-len, haben gesetzlich und vielfach unterge-setzlich bestimmten materiellen Kriterien zu genügen: Den speziellen Anforderungen für die jeweilige Leistungsart und generell dem Wirtschaftlichkeits- sowie dem Qua-litätsgebot. Speziell für den Bereich der Leistungen bei Krankheit regelt etwa § 27 Abs. 1 Satz 1 SGB V: „Versicherte haben Anspruch auf Krankenbehandlung, wenn sie notwendig ist, um eine Krankheit zu er-kennen, zu heilen, ihre Verschlimmerung zu verhüten oder Krankheitsbeschwerden zu lindern.“ Damit werden u. a. die zulässigen Therapieziele umschrieben. Leistungen zum Erreichen anderer Ziele, etwa der blo-ßen Erzeugung von „Wellness“, lösen keine Ansprüche der GKV-Versicherten aus, seien sie auch alternativmedizinisch verbrämt. Das Wirtschaftlichkeitsgebot bedeutet: Die Leistungen müssen ausreichend, zweckmä-ßig und wirtschaftlich sein; sie dürfen das Maß des Notwendigen nicht überschreiten. Nach dem Qualitätsgebot haben Qualität und Wirksamkeit der Leistungen dem allge-mein anerkannten Stand der medizinischen Erkenntnisse zu entsprechen und den me-dizinischen Fortschritt zu berücksichtigen.

b) AusnahmenErforderlich ist, dass unter Berücksichti-gung des gebotenen Wahrscheinlichkeits-maßstabes sowohl die abstrakte als auch die konkretindividuelle Chancen-/Risikoab-wägung ergeben, dass der voraussichtliche Nutzen die möglichen Risiken überwiegt.

c) Bedeutung des Patientenwillens

(1.) Kein Eingriff ohne Einwilligung entspre-chend den allgemeinen Regeln.Dem Schutz der Patienten und ihrem Selbstbestimmungsrecht ist bei jeder The-rapie, erst recht aber bei nicht nach allge-meinem Standard abgesicherten Therapien durch ausreichende ärztliche Information als Basis wirksamer Einwilligung Rechnung zu tragen.Versicherte müssen der konkreten Heil-behandlung in Kenntnis ihrer Art und Be-deutung zugestimmt haben. Bei der Frage der Notwendigkeit der Behandlung einer lebensbedrohlichen bzw. tödlich verlau-fenden Krankheit ohne bestehende schul-medizinische Behandlungsalternative geht es nämlich darum, aus übergeordneten Gründen ein Arzneimittel bei Patienten zur Anwendung zu bringen, dessen Wir-

kungen und Risiken noch nicht in dem an sich dafür vorgesehenen Verfahren ausrei-chend wissenschaftlich erforscht sind. Die mit dem Arzneimitteleinsatz verbundene Risiko-Nutzen-Abwägung erfordert neben der ständigen Überwachung des Arzneimit-teleinsatzes auch, dass die Patienten nach umfassender Aufklärung über die Tragwei-te der Behandlung darin eingewilligt ha-ben.

(2.) Keine Erweiterung des GKV-Leistungs-katalogs durch Patientenwillen.Aus dem Selbstbestimmungsrecht des Patienten folgt kein grundrechtlicher An-spruch gegen seine Krankenkasse auf Be-reitstellung oder Finanzierung bestimmter Gesundheitsleistungen. Das gilt auch dann, wenn sich ein Patient auf seine Glaubens-freiheit beruft.

(3.) Maßgeblichkeit des Patientenwillens in-nerhalb der gesetzlichen Vorgaben.Welche Leistungen die Versicherten bean-spruchen können, bestimmt das SGB V un-ter Einbeziehung untergesetzlichen Rechts nur in einem durch unbestimmte Rechtsbe-griffe geprägten Rahmen. Er ist deshalb auf Rechtskonkretisierung angelegt, insbeson-dere durch untergesetzliches Recht und die Regeln der ärztlichen Kunst.

2. Formelle Kriterien – Typologie

Der Anspruch auf die für die Krankenbe-handlung benötigten Arzneimittel besteht nur für solche Pharmakotherapien, die sich bei dem vorhandenen Krankheitsbild als zweckmäßig und wirtschaftlich erwiesen haben und die dem Qualitätsangebot ge-nügen.

§ 137 c SGB V bewirkt für den stationären, nicht vertragsärztlichen Bereich, dass nicht in einem generalisierten, zentralisierten formellen Prüfverfahren vor Einführung neuer Behandlungsmethoden im Kranken-haus deren Eignung, Erforderlichkeit und Wirtschaftlichkeit formalisiert überprüft wird, sondern die Prüfung der eingesetz-ten Methoden im zugelassenen Kranken-haus grundsätzlich präventiv durch die Zulassungsbehörden und das Krankenhaus selbst und retrospektiv lediglich im Einzel-fall anlässlich von Beanstandungen ex post erfolgt. Bereits auf der Ebene der Zulassung als Vertragskrankenhaus ist darauf zu ach-ten, dass das Krankenhaus nach seiner Kon-zeption den Anforderungen des Qualitäts-angebots genügt.

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V. Ergebnis

Alternativmedizin ist grundsätzlich nur insoweit in die GKV einbezogen, als ihre Wirksamkeit objektivierbar ist, im Regel-fall also nicht. Strafbare Scharlatanerie ist kein Teil des GKV-Leistungskatalogs, auch wenn sie sich im alternativmedizinischen Gewande präsentiert. Alternativmedizin dispensiert nicht von der Mindestqualifika-tion der Leistungserbringer und den allge-meinen und speziellen Anforderungen an GKV-Leistungen. Der Patientenwille vermag aus dem Leistungskatalog ausgeschlos-sene Alternativmedizin nur im Rahmen von Wahlleistungen einzubeziehen. Alter-nativmedizinische Pharmakotherapien, die das arzneimittelrechtliche Schutzniveau unterschreiten, können nicht zum GKV-Leistungskatalog gehören. Soweit alterna-tivmedizinische Behandlung nicht durch rechtmäßige RL des GBA ausgeschlossen ist, kommt sie als Konkurrenz zu nach wissen-schaftlicher Medizin indizierten Placebos in Betracht.

Diesem Hauptreferat folgten■■ aus Sicht der gesetzlichen Krankenver-sicherung: Dr. A. Meeßen, Berlin ■■ aus Sicht des MDK: Dr. Ch. Kreck, Ober-ursel ■■ aus Sicht des GBA: Dr. iur. D. Roters, Sieg-burg

Manuskripte liegen nicht vor. Powerpoint-Präsentation bei AWMF abrufbar (s. u.).

Orientierung des modernen Arztbildes: Am gesellschaftlichen und ärztlichen Idealbild oder an juristischen Vorgaben und Entscheidungen?

– aus Sicht des Patientenanwalts (o. Manus­kript). RA T. Teichner, Hamburg

– aus Sicht und Erfahrung des Kliniklei­ters. Prof. Dr. T. Schwenzer (Gynäkologe), Dortmund

Ausgehend von der Fragestellung, ob es ne-gative Einflüsse durch die Rechtsprechung auf das Arztverhalten gebe und ob die Rechtsprechung die medizinische Entwick-lung positiv beeinflusse, kommt der Ref. am Beispiel der Indikation zur Sektio bei Schul-terdystokie = Problem der Einhaltung weni-ger als 20-Minuten E-E-Zeit (zwischen Ent-scheidung zur Sektio und Entwicklung des Kindes) zu folgenden Feststellungen: Der wirtschaftliche Druck auf Krankenhäuser ist sehr hoch, Krankenhausverwaltungen sind mit Personalkosten und Investitionen sehr restriktiv, rechtliche Vorgaben sind gele-gentlich das letzte Druckmittel zur Umset-zung zwingend gebotener Maßnahmen; die Rechtsprechung wirkt als Enabler. Schluss-folgerungen: Gerade in der Geburtshilfe

mit hohem Haftungsrisiko lässt sich der Ein-fluss der Rechtsprechung auf das ärztliche Verhalten ablesen; die Rechtsprechung ent-faltet positiven Druck auf die Umsetzung medizinischen Fortschritts; in Zeiten knap-per Ressourcen ist nicht zu erwarten, dass Krankenhausträger Verbesserungen der Infrastruktur ohne äußeren Druck (externe Qualitätssicherung, Rechtsprechung) vor-nehmen. Dem Sachverständigen kommt im Arzthaftungsprozess besondere Bedeutung zu, damit er die Balance zwischen realis-tischer Machbarkeit und Fortschrittsteilha-be durch Einhaltung von Standards darstellt und zum Gegenstand der Begutachtung macht.

– aus Sicht der Gutachter: Prof. Dr. H.­F. Kienzle, Köln

Das Dilemma des Gutachters ist ärztliches contra juristisches Selbstverständnis. Er kann „es“ nicht in jedem Fall auf den (vom Richter verlangten) Punkt bringen. Zur Si-cherungsaufklärung über den weiteren Verlauf: Hat auch der Patient eine Verant-wortung? Hier treten Aufklärungsdefizite zutage, die sich ergeben aus der Zeitnot, der als wenig ansprechend empfundenen (aber juristisch standfesten) Katalogaufklärung, dem mangelhaften, aber oft nicht zugege-benen Verständnisvermögen des Patienten. Was bleibt haften, was hat der Patient un-erkennbar missverstanden, was vergessen? Für den Gutachter gilt jedoch nur, was do-kumentiert ist. Quod non in actis, non est in mundo!Schlussfolgerung: Im Verhältnis von Ärzten zu Juristen hat sich in den vergangenen Jahrzehnten viel zum Guten und zu ge-genseitigem Verständnis bewegt, frühere „Fronten“ sind bis auf Ausnahmefälle auf-gebrochen. Ein Streitfall sollte nicht zu einer selektiven Realitätsverarbeitung mit Reduk-tion auf rechtlich relevante Punkte und Es-kalationstendenzen führen. Zur sachlichen Lösung kann ein kenntnisreicher, um abso-lute Objektivität bemühter und durch fach-liche Erfahrung zur ex-ante-Sicht befähigter Gutachter beitragen, wenn er in der Lage ist, durch Kenntnis der ärztlichen und juri-stischen Denksysteme (!) in verständlicher Sprache vermittelnd zu wirken, das Dilem-ma wird dann geringer, das Ergebnis besser.

– aus Sicht des Anwalts: Prof. Dr. iur. K. O. Bergmann, Hamm

Der Jurist dient dem Recht in seiner Allge-meingültigkeit, hat also die Neigung, ab-strakte Standards aufzustellen, den Arzt fest in das System der Sozialversicherung einzubinden, allgemein gültige Leitlinien aufzustellen, während der Arzt dieses kon-krete Krankheitsbild und diesen individu-ellen Patienten zu behandeln hat. Der Arzt

entscheidet – oft ad hoc – aus einer Sicht ex ante, der Jurist und insbesondere der Rich-ter ex post.Therapiefreiheit bedeutet die Freiheit des Arztes, nach seiner Eigenverantwortung zu behandeln, macht also den Patienten im Er-gebnis zum Objekt der Therapie. Das Selbst-bestimmungsrecht des Patienten stellt den Patienten in den Mittelpunkt des Behand-lungsgeschehens, der Arzt wird zum Objekt des Behandlungsvorgangs. Die kollidieren-den Grundrechte müssen also untereinan-der angemessen ausgeglichen werden. Die Beweislastumkehr im Arzthaftungsprozess ist ein Spezifikum des Arztberufes, sie gibt es bei anderen Berufen nicht in dieser Aus-prägung. Die Rechtsprechung zur Beweisla-stumkehr insbesondere im Falle des groben Behandlungsfehlers darf letztlich nicht zur „Defensivmedizin“ führen, das wachsende forensische Risiko des Arztes wird in den Medien regelmäßig unterschätzt.Defensivmedizin vermischt sich mit Bud-getmedizin und Controlling-Medizin: Der Arzt wird nicht nur darauf achten, nicht zivilrechtlichen und strafrechtlichen Er-mittlungen ausgesetzt zu sein, sondern ist ebenso an die Beschränkungen des Budgets gebunden, sein ärztliches Handeln richtet sich auch auf die wirtschaftliche Abrech-nungsweise aus. An die Stelle des Vertrau-ensverhältnisses zwischen Patient und Arzt tritt das Dienstleistungsverhältnis, der Pati-ent erwartet die Beseitigung der Krankheit zu den Leistungen der Krankenkasse.

Aus alledem folgt: Eine am Maßstab höchst-möglicher Patientensicherheit orientierte Organisation der ärztlichen Versorgung ist eine Kernaufgabe des Chefarztes.

Die zunehmende Arbeitsteilung in der Me-dizin verbunden mit Spezialisierung und Subspezialisierung führt zu einer immer komplizierteren Organisation, zu Reibungs-verlusten bei den „Schnittstellen“ und zu Kommunikations-, Informations- und Ko-ordinationsmängeln zwischen den am Hei-lungsprozess beteiligten Ärzten und son-stigen Personen.

Prof. Dr. Jürgen ProbstAlter Mühlhabinger Weg 382418 Murnau/StaffelseeE-Mail: [email protected]

Protokolle können bei der AWMF-GeschäftsstelleUbierstraße 2040223 Düsseldorf Tel. (0211) 31 28 28Fax (0221) 31 68 19E-Mail: [email protected] online: http://awmf.organgefordert werden.

DGU Mitteilungen und Nachrichten 61/2010 101101

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Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen!

Wie Sie wissen, hat unsere Gesellschaft die wichtige Tätigkeit der Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ im letzten Jahr durch Verlei-hung der Goldenen Ehrennadel gewürdigt. Wie mir nun der Vorsitzende, Tankred Stöbe, mitteilt, sucht die Organisation zur Zeit Chi-rurgen und Orthopäden besonders für Ein-sätze in Haiti und Sri Lanka.

Wir leiten Ihnen hier den Aufruf der Ärzte ohne Grenzen weiter und hoffen auf eine große Resonanz.

Ihr

H. SiebertGeneralsekretär der DGU

Orthopäden, Chirurgen und Anästhesisten gesucht!!!

Sehr geehrte Damen und Herren,

Ärzte ohne Grenzen ist eine private, inter-nationale, medizinische Hilfsorganisation. Die Organisation hilft Menschen, die durch (Bürger-) Kriege oder Naturkatastrophen in Not geraten. Ärzte ohne Grenzen gewährt diese Hilfe allen Opfern, ungeachtet ihrer ethnischen Herkunft, politischen oder reli-giösen Überzeugung. Im Namen der univer-sellen medizinischen Ethik und des Rechts auf humanitäre Hilfe arbeitet Ärzte ohne Grenzen neutral und unparteiisch und fordert ungehinderte Freiheit bei der Ausü-bung ihrer Tätigkeit. Darüber hinaus enga-giert sich die Organisation als Sprachrohr für Menschen in Not.

Jährlich arbeiten etwa 2.200 internationale und rund 24.000 nationale Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen in mehr als 65 Ländern. Ihre Kompetenz und ihre Einsatzbereit-schaft für Menschen in Not wurden 1999 mit dem Friedensnobelpreis geehrt.

Derzeit suchen wir dringend Orthopäden, Chirurgen und Anästhesisten, die uns in un-seren Auslandsprojekten unterstützen.

Der Einsatz vor Ort dauert 3-6 Monate, gute Englischkenntnisse sind zwingend. Franzö-schischkenntnisse sind wünschenswert.

Bitte kontaktieren Sie uns bei Interesse und entsprechender Qualifikation so schnell wie möglich.

Bitte leiten Sie diese Information an Ihnen bekannte mögliche Interessenten weiter.

Vielen Dank für Ihre Unterstützung. Für Rückfragen stehen wir Ihnen natürlich gerne zur Verfügung (Tel.: 0 30 700 130 210).

Mit freundlich Grüßen Elke Felleisen

Ansprechpartnerin:Elke FelleisenKoordinatorin Personalreferenten Ausland & Poolmanagement Coordinator Recruitment & Poolmanagement Ärzte ohne Grenzen e.V. / Médecins Sans FrontièresAm Köllnischen Park 1 D-10179 Berlin - Germany Tel. +49/ 30-700-130-210 Fax +49/ 30-700-130-340 [email protected] www.aerzte-ohne-grenzen.de Spendenkonto: 97 0 97 Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 370 205 00

Aufruf der Ärzte ohne Grenzen e. V. zur MitarbeitE. Felleisen

DGU Mitteilungen und Nachrichten 61/2010102

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Seit 1.10.2009 leitet Prof. Dr. Christian Knop als Ärztlicher Direktor die Klinik für Unfall-chirurgie und Orthopädie des Katharinen-hospitals im Klinikum Stuttgart.

Der gebürtige Bremer tritt damit die Nach-folge von Priv.-Doz. Dr. Paul Alfred Grützner an, der nach über drei Jahren erfolgreicher Tätigkeit zum 30. September 2009 das Kli-nikum Stuttgart verließ und seit 01.10.2009 als Ärztlicher Direktor an der Berufsgenos-senschaftlichen Unfallklinik Ludwigshafen als Chefarzt der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie tätig ist.

Neuer Chefarzt der Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie des Marien-Hospital Hospitals Lünen ist Prof. Dr. Dieter Rixen. Er war vorher als leitender Oberarzt für Unfallchirurgie, Orthopädie und Sport-traumatologie am Klinikum Köln-Merheim tätig

Der frühere Oberarzt der BG-Kliniken Berg-mannsheil, Universitätsklinik Bochum, Dr. Markus Graf, ist nun Chefarzt der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschi-rurgie des Medizinischen Zentrums Städte Region Aachen GmbH Medry Universität des Saarlandes, Homburg.

Seit dem 01.01.2010 ist Dr. Alfred Schmid-gen als Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am Klinikum Bad Sal-zungen tätig.

Dr. med. Andreas Fleischmann ist seit dem 16.09.2009 Chefarzt der Orthopädie und Unfallchirurgie, Sport- und Notfallmedizin am Herz-Jesu-Krankenhaus Fulda. Er war zuvor Oberarzt an der Stiftung Juliusspital.

Dr. Robert Lambrechts hat die Chefarzt-position an der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am Alexiana Krankenhaus Maria-Hilf GmbH, Krefeld, übernommen; er war dort bisher Leitender Arzt.

Prof. Dr. Lothar Kinzl, von 1990 bis 2006 Ärztlicher Direktor der Abteilung für Unfall-

chirurgie, Hand-, Plastische und Wiederher-stellungschirurgie des Universitätsklinikum Ulm, seither noch in Forschung und Lehre seines Fachgebietes sowie seit vier Jahren als Prodekan im Vorstand der Medizinischen Fakultät engagiert, wurde im September 2009 emeritiert.

Prof. Dr. Henning Madry ist als W3-Profes-sor und Lehrstuhlinhaber für Experimen-telle Orthopädie und Arthroseforschung an die Medizinische Fakultät der Universität des Saarlandes berufen worden.

Dr. Lutz Mahlke – ehemals leitender Ober-arzt der unfallchirurgischen Universitäts-klinik Kiel ist seit dem 1. Oktober 2009 als Chefarzt der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie am St. Vincenz-Krankenhaus in Paderborn tätig.

Dr. Steinmann wurde am 24.11.2009 aus dem aktiven Dienst in den Ruhestand ver-abschiedet. Er war als Leiter der Abteilung Orthopädie und Unfallchirurgie/Gefäßchi-rurgie am Bundeswehrkrankenhaus Ulm tätig.Sein Nachfolger wurde Chefarzt Oberfeld-arzt Prof. Dr. Benedikt Friemert. Er war zu-letzt als stellvertretender Abteilungsleiter Orthopädie und Unfallchirurgie/Gefäßchi-rurgie der Vertreter von Oberstarzt Dr. Rein-hard Steinmann.

Dr. Josef Mischo, Chefarzt der Chirurgie des Kreiskrankenhauses St. Ingbergt, ist am 13. Januar für die kommenden fünf Jahre zum Präsidenten der Ärztekammer des Saar-landes gewählt worden.

Prof. Dr. Andreas Wentzensen, Präsident unserer Gesellschaft 2004 und bisher Di-rektor der Berufsgenossenschaftlichen Un-fallklinik Ludwigshafen, ist in den wohlver-dienten Ruhestand getreten.

Den Neuberufenen Glückwunsch zu ihren neuen Aufgaben und viel Erfolg.Alles Gute wünschen wir den aus dem Be-rufsleben Ausgeschiedenen.

Ehrungen

Prof. Dr. Dr. h. c. Horst Cotta, em. Direktor der Orthopädischen Univ.-Klinik Heidelberg und Prof. Dr. Jürgen Probst, Ärztlicher Di-rektor a. D. der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik Murnau, sind von der Deut-schen Gesellschaft für Orthopädie und Un-fallchirurgie zu deren ersten Ehrenmitglie-dern ernannt worden.

Mit dem Konzept „SIM Training im Schock-raum“ haben PD Dr. Peter Strohm, Dr. Gersson Konrad, Markus Reil, Thorsten Hammer und Prof. Dr. Norbert Südkamp vom Departement Orthopädie und Trau-matologie am Universitätsklinikum Frei-burg, den Ideenwettbewerb TraumaNetz-werkD der DGU 2010 gewonnen. Der mit 2.000 Euro dotierte Preis wurde anlässlich des 2. Jahreskongresses am 13.03.2010 in Marburg vom TraumaNetzwerkD DGU in Zusammenarbeit mit der Akademie der Un-fallchirurgie (AUC) ausgeschrieben.

Prof. Dr. Dr. h.c. Axel Ekkernkamp, Ärztlicher Direktor und Geschäftsführer des Unfall-krankenhauses Berlin (ukb) und Professor für Unfallchirurgie an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, wurde am 19.09.2009 anlässlich des Jubiläumskon-gresses der Deutschen Gesellschaft für Wehrmedizin und Wehrpharmazie zum kor-respondierenden Mitglied ernannt.

50 Jahre Mitglied bei der DGU

Unsere Mitglieder– Dr. med. Walter Banz (ehemaliger Chef-

arzt der Chirurgischen Abteilung des Kreiskrankenhauses Heidenheim)

– Prof. Dr. Reinhold Frowein (ehemaliger Direktor der Neurochirurgischen Univer-sitätsklinik Köln)

– Dr. med. Hartmut Hähndel (ehemaliger Chefarzt der Chirurgischen und Unfall-chirurgischen Abteilung des Kreiskran-kenhauses Memmingen)

Neues von unseren MitgliedernS. Herda

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Prof. Dr. med. Klöss, JosefAm Zollstock 19

61352 Bad Homburg*01.12.1915 †15.04.2009

Univ. Prof. Dr. med. Pannike, AlfredIm Höchsten 48

63303 Dreieich-Götzenhain*07.11.1933 †29.04.2009

Dr. med. Bock, VolkerObere Gasse 6

98593 Floh-Seligthal*15.01.1941

Dr. med. Scharizer, ErnstMoltkestr. 12

69120 Heidelberg*11.06.1922 †17.04.2009

Prof. Dr. med. Dr. h. c. mult. Müller, MauriceSpital Lindenhof, Bremgarten Str. 117

CH-3010 Bern*28.03.1918 †10.05.2009

Prof. Dr. med. Kremer, KarlElmenweide 16

40589 Düsseldorf*21.11.1915 †25.07.2009

Prof. Dr. med. Schramm, WilfriedVogelbeerweg 6 44879 Bochum

*16.05.1928 †13.08.1009

Prof. Dr. med. Dr. h. c. Ulmer, WolfgangPlatanenweg 4744801 Bochum

*07.09.1924 †17.09.2009

Dr. med. Müller, AndreasOtto-Wels-Str. 4

64331 Weiterstadt*17.06.1959 †06.09.2009

Dr. med. Lehfeldt, FelixRiepenhausenweg 5

21075 Hamburg*15.07.1935 †20.04.2009

Dr. med. Haiböck, Hans FriedrichRingelwies-Friberg 114

94469 Deggendorf*31.03.1938 †27.11.2008

Dr. med. Huegel, Arnulf

Josef-Haydn-Weg 378532 Tuttlingen

Prof. Dr. med. Dr. vet .h. c. Lasch, HannsGotthard Aulweg 103

35392 Gießen*29.09.1925 †19.12.2009

Wir gedenken unserer verstorbenen Mitglieder

– Dr. med. Harro Harms (ehemaliger Arzt bei der Orthopädischen Versorgerstelle in Koblenz)

– Dr. med. Eckart Heuer (ehemaliger Ober-arzt der Chirurgischen Abteilung des Kreiskrankenhauses Hersbruck)

– Prof. Dr. Fritz Hofmeister (ehemaliger Chefarzt der Orthopädischen Abteilung des Rudolf-Virchow-Klinikums Berlin)

– Prof. Dr. Günther Mollowitz (ehemaliger Chefarzt der Chirurgischen Abteilung des Krankenhauses Bethanien, Moers)

– Dr. med. Klaus Partenheimer (ehemaliger Chefarzt der Chirurgischen Abteilung des Ev. Kaiser-Wilhelm-Krankenhauses Duis-burg)

– Prof. Dr. med. Jürgen Probst (Ärztlicher Direktor a. D. der Berufsgenossenschaft-lichen Unfallklinik Murnau)

– Dr. med. Jürgen zur Verth (selbststän-diger Chirurg i.R. , Norderstedt)

gehören seit 50 Jahren unserer Gesellschaft an.

Für die langjährige Verbundenheit möchten wir uns herzlich bedanken.

Informationen für diese Rubrik senden Sie an: [email protected]

Susanne HerdaDGU-GeschäftsstelleLangenbeck-Virchow-HausLuisenstr. 58/5910117 Berlin

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Komplikationen in Orthopädie und Unfallchirurgievermeiden – erkennen – behandelnC. J. Wirth, W. Mutschler, H.-P. Bischoff, H. Püschmann, J. Neu2010.606 Seiten, 950 Abbildungen, 179 Tabellen, gebunden(D) € 169,95 / CHF 282,00Georg Thieme Verlag, Stuttgart New YorkISBN 978-3-13-148751-3

Komplikationen in der Chirurgie umfassen Behandlungsmaßnahmen, „bei welchen entweder die angestrebten positiven ge-sundheitlichen Veränderungen objektiv (ganz oder teilweise) nicht erreicht werden, ohne dass zusätzlich negative Folgen auf-getreten sind, oder die angestrebten Verän-derungen erreicht werden, aber zusätzlich (dauernde oder rückläufige) negative Fol-gen“ oder aber „überhaupt keine der ange-strebten positiven Veränderungen, sondern nur negative Folgen“ entstanden sind. Diese Definition umfasst viel mehr als der herge-brachte Thementitel „Fehler und Gefahren“, dessen frühere Bearbeitungen zwar Fund-gruben des chirurgischen Handelns waren, das heute sehr viel weiter gespannte Feld des Komplikationsmanagements noch nicht erfassen konnten. Nicht nur die Ent-wicklung der rasch voranschreitenden, in summa „technischen“ Voraussetzungen der Diagnostik und Therapie verleihen den Komplikationen neue Einordnungen, auch die in den letzten vier Jahrzehnten gewan-delte, die Rechte der Patienten stärkende Rechtsprechungspraxis hat den Komplikati-onen einen anderen Stellenwert verschafft, der erst allmählich, im letzten Jahrzehnt umso drängender ins ärztliche und ins all-gemeine Bewusstsein getreten ist. Es war daher an der Zeit, dieses Thema über einge-grenzte Kasuistiken hinaus umfassend und die grundsätzliche Allgemeinverbindlich-keit der Regeln chirurgischen Handelns in der vorliegenden Form zusammenzufassen. Dass neben den fünf Herausgebern 62 wei-tere Autoren daran beteiligt sind, erhellt die

Liste subtil ausgewogener Kapitel, die sich in vier Abschnitten zusammenfinden: Recht-liche Grundlagen, Begriffsbestimmungen, Kausalitäten; Komplikationshäufigkeiten in der Diagnostik; Management der Kompli-kationen bei konservativer Therapie; dsgl. bei Operationen. Die Ausgangsbasis stellen die persönlichen klinischen Erfahrungen der Autoren einerseits, Literaturrecherchen sowie die Ergebnisse der Schlichtungsstel-len für Arzthaftpflichtfragen. Insbeson-dere letztere gewährleisten aufgrund der Mitwirkung erfahrener Haftpflichtjuristen nicht nur eine juristisch einwandfreie Beur-teilung, sondern auch die Vermeidung des Anscheins sachfremder Einflüsse. Entspre-chend der insgesamt hohen Fallbelastung operativer Fächer, vor allem in Chirurgie, Un-fallchirurgie und Orthopädie, fällt das Spek-trum der Einzelthemen sehr vielseitig aus und reicht von A wie Amputation fast bis Z, nämlich bis W wie Wirbelsäule, beschränkt sich nicht auf den diagnostisch-therapeu-tischen Kernbereich, sondern umfasst bspw. auch anästhesiologische Komplikationen (Regionalanästhesie) und solche der bild-gebenden Diagnostik. Organbezogen fin-den sich zwei Komplikationsstränge: zum einen im Sinne der klassischen Allgemeinen Chirurgie die Komplikationen bei der Be-handlung von Weichteilen, Gelenken, Ver-fahrensweisen, z. B. Arthroskopie, Knochen-ersatz, zum anderen die anatomische Ver-sion der Extremitäten und der Wirbelsäule. Im Rahmen einer Buchbesprechung auf die Einzelheiten der insgesamt zusammenge-tragenen Stoff fülle einzugehen ist nicht möglich. Das Werk darf auch nicht als eine Art Patentauskunft missverstanden wer-den. Im Mittelpunkt steht vielmehr das mit jeder chirurgischen Tätigkeit untrennbar verbundene Risiko, das es zu kennen, im Ein-zelfall zu erkennen, zu qualifizieren und mit Sorgfalt strategisch – und selbstverständ-lich auch taktisch – auszuschließen gilt. In diesem Sinne wird der kundige Leser War-nungen ebenso wie Anregungen entneh-men, aber hier und da aus eigener großer Erfahrung auch anderer Meinung sein, die dann im Gelesenen vielleicht eine positive oder eine negative Bestätigung finden mag. So wird nicht jeder die proximale Tibiakor-rektur bei über 60-jährigen als „Indikations-fehler“ (S. 313) ansehen wollen, wie denn mit dem Fehlerbegriff als solchem nicht freigebig umgegangen werden sollte. Stets muss bedacht werden, dass in Unfallchirur-gie und Orthopädie bei der Therapie immer noch sehr viel Mechanik vorherrscht, diese aber nur ein Behelf ist gegenüber der ver-netzten Pathobiologie vor allem der Verlet-zungen sowie der korrigierenden Eingriffe. Dieses Thema bedarf noch reichlicher Auf-arbeitung. Als sehr hilfreich sind die „kon-

kreten Fälle“, gemeint sind reale Entschei-dungen der Schlichtungsstellen, die jedem Kapitel beigefügt sind, zu werten, indem sie verlaufsnah die Entstehung der Komplikati-onen schildern und auch deren juristische Konsequenzen verständlich machen. In diesem Buch ist sehr viel einschlägige Lite-ratur verarbeitet worden, sie ist teilweise mit Autorennamen im Text belegt; es fehlen aber eigentliche Literaturverzeichnisse, die durch den Hinweis auf www.thieme.de/go/komplikationen-literatur ersetzt werden. Der Zugriff auf das Original sollte einst-weilen auch noch zum Standard zählen. Zusammenfassend darf man Herausgeber, Autoren und Verlag, nicht minder aber die Leser – darunter auch die Komplikationstra-genden und ihre Berater – zu dem auf An-hieb gelungenen Wurf beglückwünschen.

J. Probst, Murnau

Das vordere KreuzbandGrundlagen und aktuelle Praxis der operativen TherapieW. Petersen, T. Zantop200921 x 29,7 cm, gebundenXV + 250 Seiten, mit 210 Abbildungen in 342 Einzeldarstellungen und 29 Tabellen€ 149,00Deutscher Ärzteverlag, KölnISBN 978-3-7691-0562-9

Das Behandlungskonzept der vorderen Kreuzbandruptur hat in den letzten Jahren einen deutlichen Wandel erfahren. Insbe-sondere ein vermehrtes Bewusstsein der anatomischen Strukturen und biomecha-nischen Eigenschaften des Kniegelenks hat wesentlich zu dieser Entwicklung beigetra-gen. Durch exakte morphologische Studien und Bewegungsanalysen hat sich der Ersatz des vorderen Kreuzbandes immer mehr hin zu einer möglichst exakten und physi-

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ologischen Wiederherstellung der anato-mischen Strukturen entwickelt. Zu dieser Entwicklung haben die beiden Autoren des Buches „Das vordere Kreuzband“ durch multiple Veröffentlichungen in internatio-nal renommierten Zeitschriften wesentlich beigetragen.

In ihrem 250-seitigen Werk, das insgesamt in 28 Kapitel untergliedert ist, gehen die Au-toren auf anatomische und biomechanische Grundlagen, Prävention von Kreuzbandver-letzungen, Diagnostik und Indikation, ver-schiedene Operationsverfahren, Vorgehen bei Begleitverletzungen und Komplextra-umen, Komplikationen, Revisionsmöglich-keiten, Verletzungen des vorderen Kreuz-bandes im Wachstumsalter und Rehabilita-tion nach Kreuzbandrekonstruktion ein. Die einzelnen Kapitel sind logisch aufgebaut, leicht verständlich und mit insgesamt 210 farbigen Abbildungen in 342 Einzeldarstel-lungen und 29 Tabellen illustriert.

Neben der Vermittlung von Grundkennt-nissen zum vorderen Kreuzband und des-sen Verletzungen präsentieren die Autoren auch detailliert Behandlungsstrategien und operative Techniken. Dadurch wird das Buch sowohl für den Assistenzarzt in Weiterbil-dung als auch für den Experten gleicherma-ßen wertvoll. Erfreulich ist unter anderem auch, dass die Autoren die Prävention von Kreuzbandverletzungen nicht vergessen, was in den meisten Lehrbüchern als auch in der täglichen Praxis oft zu wenig beachtet wird. Besonders hervorzuheben ist, dass die Autoren ihre Argumentation sehr sorgfältig aufbauen, mit ausgewählter Literatur un-terstreichen sowie ausführlich auf Risiken, Fehler und Komplikationen eingehen sowie die Revisionschirurgie sehr realistisch und für die Praxis relevant darstellen. Das Buch spiegelt dadurch ein aktuelles „State-of-the-art“ in der Behandlung der Kreuzband-verletzung wider. Insbesondere werden auch viele Tipps und Tricks in dem Buch dar-gestellt, welche selbst für den in der Kreuz-bandchirurgie erfahrenen Operateur sehr wertvoll sein können.

Zusammenfassend kann das Buch für den operativ tätigen Orthopäden und Unfall-chirurgen bestens empfohlen werden und stellt in jeder Hinsicht eine lohnende Inve-stition dar.

K.-H. Frosch, Göttingen

Fehlentscheidungen in der RadiologieAnalyse der Ursachen und Strategien zur FehlervermeidungK.-J. Lackner, K. B. Krug2009.361 Seiten, 977 Abbildungen, 37 Tabellen, gebunden(D) € 119,95 / (A) € 123,40 / CHF 199,00Georg Thieme Verlag, Stuttgart New YorkISBN 978-3-13-147821-4

Das von Radiologen vor allem für Radiolo-gen und deren Assistenzpersonal geschrie-bene Buch enthält verständlicherweise zahlreiches Material, das entfernt vom unfallchirurgischen Interesse liegt. Un-mittelbar den traumatologischen Aufga-benbereich betreffen Beobachtungen der Schädel-Hirn-Region, der Wirbelsäule und des muskuloskelettalen Systems, darüber hinaus auch Verletzungen und Zwischen-fälle, ferner Verletzungsausschlüsse nach klinisch-anamnestischer Verdachtsdiagno-se. Insgesamt werden 117 Fälle analysiert, eingehend der Verfahrensablauf (Anam-nese / Klinik), das Ergebnis (Epikrise) und ausführlich die Fehleranalyse und Fehler-vermeidungsstrategie erörtert. Diese Drei-teilung wird durchgehend eingehalten und vermittelt dadurch ein eingängiges präven-tives System, das auch dem auf die bildge-benden Verfahren direkt angewiesenen Un-fallchirurgen, zumal in seiner Stellung als in der Notfallsituation primär in Anspruch Genommener, Hilfe zur Vermeidung zahl-reicher Fehlbeurteilungsmöglichkeiten bie-tet. Das jedem Fall beigefügte Bildmaterial vermittelt sauber und klar dargestellt die besprochenen Befunde. Es wird an jeder einzelnen Beschreibung deutlich, wie erst Anamnese, klinischer Befund und Bildbe-fund zusammen eine sichere Diagnose ergeben; daraus folgt, dass auch der Un-fallchirurg die verschiedenen bildgebenden Möglichkeiten kennen und dass eine allei-nige „Röntgen diagnose“ als unzureichend bezeichnet werden muss. Andererseits zei-gen nicht wenige Fallbeschreibungen und deren Bilddarstellungen, welche differenti-

aldiagnostischen Potenziale in den diversen radiologischen Möglichkeiten gegeben sind. Die Sorgfalt, mit der insbesondere jedes Kapitel „Fehleranalyse und Strategie zur Fehlervermeidung“ ausgearbeitet worden ist, verdient besonders hervorgehoben zu werden. Eingefügt sind einige begleitende Kapitel zu Krankheits-/Verletzungskomple-xen, die das Gesamtbild deren Klinik und Pathologie darstellen und dadurch das ka-suistisch angelegte Werk bereichern. Jedem Einzelfall ist weiterführende Literatur bei-gegeben.

J. Probst, Murnau

Orthopädisch-unfallchirurgische BegutachtungPraxis der klinischen Begutachtung – mit Zugang zum Elsevier-Portal –K.-D. Thomann, F. Schröter, V. Grosser (Hrsg.)1. Auflage 2009.Ca. 587 Seiten, 165 s/w Abbildungen, 50 farbige Tabellen, Pappband(D) € 139,00 / (A) € 142,90 / CHF 213,00 / CHF 266,00Urban & Fischer, Elsevier GmbH, MünchenISBN 978-3-437-24860-3

Die Herausgeber und 11 weitere medi-zinische Autoren, darunter ein Dr. med. als Fachanwalt für Medizinrecht, haben es unternommen, eine vielseitig geglie-derte und doch in der Summe synoptische Darstellung der medizinischen Begutach-tung zu erarbeiten. Sie kommen damit in doppeltem Sinne einem Bedürfnis nach: Die zunehmende Zahl von Gutachtenauf-trägen in verschiedenen Auftraggeberzu-ständigkeiten zwingt immer mehr klinisch und praktisch tätige Unfallchirurgen und Orthopäden zur Befassung mit für sie un-gewohnten Fragestellungen, die sich aus den rechtlichen Grundlagen und Vorausset-zungen der verschiedenen und unterschied-lichen (!) Ansprüche der Versicherten ablei-ten. Die Anspruchsteller und ihre Manda-

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toren erwarten – zu Recht – fundierte und qualitativ einwandfreie Expertisen. Waren diese schon seit jeher für den Bereich der gesetzlichen Unfallversicherung insbeson-dere durch den Stamm der D-Ärzte gesi-chert, sind in den letzten Jahrzehnten auch andere Versicherungs- und Anspruchsarten inner- und außerhalb der Systeme der so-zialen Sicherung „begutachtungsrelevant“ geworden; eine Sonderstellung nimmt dabei das Behandlungsschadenrecht, vor-nehmlich in der Form der Arzthaftung, ein. Für viele Gutachter bauen sich ob der jeweiligen speziellen rechtlichen Grundla-gen Hürden auf, die sich aus mangelnder Kenntnis jener rechtlichen Vorgaben (und der juris tischen Denkweise) begründen. Eine Reihe im Übrigen bewährter monospe-zialisierter Gutachtenbücher konnte dem meist nicht generell abhelfen. Darin liegt nun die Stärke dieses stattlichen und doch handlichen und übersichtlichen Bandes, auf die einzelnen Anspruchs- und Versiche-rungsarten einzugehen und diese in über-schaubaren Kapiteln darzustellen, nämlich die gesetzlichen Sozialversicherungen: Ren-tenversicherung, Unfallversicherung, Kran-kenversicherung und Pflegeversicherung; Arbeitslosenversicherung, private Unfall-versicherung, Berufsunfähigkeitsversiche-rung, private Pflegeversicherung, soziales Entschädigungs-, Schwerbehinderten- und Beamtenrecht. Die Beschreibung der spe-ziellen Aufgabenstellungen all dieser er-leichtert dem Gutachter das Verständnis seiner Rolle im Ablauf der verwaltungsseitig gesteuerten Verfahren. Das gilt gleicherma-ßen für Personenschaden in der Kranken-versicherung, im Haftpflichtrecht sowie für die Begutachtung im Arzthaftpflichtfall. Die praktische Seite der Begutachtung betrifft einerseits die „Technik“ der Gutachtener-stattung sowie die Fragen des ursächlichen Zusammenhanges, andererseits die Beur-teilung der Krankheits- und Verletzungs-bilder des orthopädisch-unfallchirurgischen Fachbereiches (Gliedmaßen, Becken, Wir-belsäule) sowie einiger abdomineller Ver-letzungsfolgen. Besondere Kapitel sind der neurologischen Begutachtung (periphere Nerven und Schädelhirntrauma) und den Verbrennungen gewidmet. Zwischen den Zeilen wird an vielen Stellen auch der Gut-achtenpsychologie Beachtung gezollt. Gut ausgearbeitetes Bildmaterial veranschau-licht im Verein mit tabellarischen und hin-weisenden Hervorhebungen die Texte. Ob-wohl ein „Vielmännerbuch“, vermittelt die vorwiegend auf textliche Beschreibungen gestützte Darstellung eine einheitliche Handschrift. Der Verlag hat es an einer entsprechenden Ausstattung nicht fehlen lassen. Den einzelnen Kapiteln sind Litera-turverzeichnisse beigefügt, die im Einzelfall

für weitere Nachforschungen nützlich sein können. Für die Gutachtenpraxis bedeutet dieser Band zweifellos einen guten Gewinn.

J. Probst, Murnau

Begutachtung der Haltungs- und BewegungsorganeG. Rompe, A. Erlenkämper, M. Schiltenwolf, D. F. Hollo5., überarbeitete und erweiterte Auflage 2009.758 Seiten, 90 Abbildungen, 112 Tabellen, gebunden(D) € 159,95 / (A) € 164,50 / CHF 266,00Georg Thieme Verlag, Stuttgart New YorkISBN 978-3-13-559205-3

Vor 31 Jahren ist „der Rompe-Erlenkämper“ erstmals erschienen. Wie seither vermit-telt das nun neuerlich umfangsvermehrte Werk neben dem ungefähr dessen zweite Hälfte einnehmenden medizinischen Teil den Teil A „Rechtliche Grundlagen der Be-gutachtung“, der erschöpfend die für den Gutachter wichtigen Rechtsbegriffe erläu-tert und danach die gutachtenrelevanten Grundlagen des Sozial- und des Zivilrechts, hier auch der privaten Unfallversicherung und des Arzthaftungsrechts, darstellt. Es folgen in gedrängter Form Entschädigungs-recht und Lastenausgleich. Ein längeres Kapitel ist dem Verfahrensrecht gewidmet, nicht unmittelbar wichtig für den Gutach-ter, sicher aber hilfreich für die gerichtliche (häufig auch mündliche) Sachverständigen-tätigkeit. Die Rechtsstellung des Gutachters wird in einem eigenen Kapitel beleuchtet und verdient im Hinblick auf häufig zu be-obachtende Missverständnisse aufmerk-same Beachtung. Den sog. juristischen Teil beschließen die rechtlichen Aspekte zur Be-gutachtung in den einzelnen Rechtsgebie-ten, besonders ausführlich dargestellt dieje-nigen der gesetzlichen Unfallversicherung. Teil B „Medizinische Grundlagen der Begut-achtung“ wird eingeleitet mit dem Kapitel

Befunderhebung, das sich auf Gliedmaßen und Hals und Rumpf beschränkt und deut-lich im Sinne der klassischen Orthopädie geprägt ist, weniger auf Unfallverletzungen und deren Verlaufsphasen eingeht. Sehr eingehend beschrieben wird die neurolo-gische Komponente in der Eigenuntersu-chung durch Orthopäden / Unfallchirurgen. Die orthopädische Gewichtung bestimmt auch die „speziellen Krankheitsbilder“, u. a. den entzündlich-rheumatischen Formen-kreis, die Tumoren und Knochenkrank-heiten; die Begutachtung von Verletzungen beschränkt sich auf Schulter und Hand so-wie die Querschnittlähmung; Thrombose und Embolie fügen sich hier passend ein. Unter „besonderen Fragestellungen“ wer-den diverse sozialmedizinische Versiche-rungsarten behandelt; hier finden auch die Berufskrankheiten der Haltungs- und Bewegungsorgane eingehende Berücksich-tigung. Beschlossen wird das Buch mit der Begutachtung für die private Unfallversi-cherung. Das schon durch die Zahl seiner Auflagen ausgewiesene Werk wird auch mit dieser Auflage in der orthopädischen Praxis seinen Anhängern eine zuverlässige Unterrichtung und Hilfe bieten. Die Bildung des neuen Faches „Orthopädie und Unfall-chirurgie“ hat hier noch keinen durchgrei-fenden Niederschlag gefunden; es ist aber wünschenswert, zumal im Hinblick auf die sehr eingehende Darstellung der recht-lichen Grundlagen, dass die traumatolo-gischen gutachtlichen Anforderungen stär-kere Berücksichtigung finden.

J. Probst, Murnau

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Arbeitsunfall und BerufskrankheitRechtliche und medizinische Grundlagen für Gutachter, Sozialverwaltung, Berater und Gerichte

G. Mehrtens, H. Valentin †, A. Schönberger8., völlig neu bearbeitete Auflage 2010. 1.296 Seiten, fester Einband (D) € 178,00 /CHF 266,00Erich Schmidt Verlag, BerlinISBN 978-3-503-11029-2

In der Begutachtung verzahnen sich Me-dizin und Recht sowie die stark spezifisch geprägte Verwaltung, jede dieser Kompo-nenten hat eigene Ausgangspositionen, die im Ergebnis jeder Begutachtung jedoch zur Übereinstimmung kommen müssen, soll es dem Betroffenen, dem Verletzten, zu seinem Recht verhelfen. Seit mehr als 40 Jahren hat dieses Werk in nunmehr 8 Auflagen bei nun gleichbleibendem, auch der Handlichkeit dienendem Umfang dazu unschätzbare Dienste geleistet. Die schon zur vorangegangenen Auflage zuerkannte Qualifikation eines Klassikers muss ihm er-neut vorbehaltlos attestiert werden. Wie-derum erfolgte eine Neubearbeitung, die sich weniger in völlig neuen Anschauungen oder Erkenntnissen ausdrückt, sondern den einzelnen Fortschritten in Diagnostik und Therapie einerseits, der Rechtsentwicklung sowie der Rechtsprechungspraxis ande-rerseits entspricht. Dabei ist erneut großer Wert auf die stets sorgfältig erarbeiteten Fußnoten und ihre darin angezeigten Neu-igkeiten gelegt worden. Neu geordnet wurde das breit angelegte Kapitel (2) „Be-rufskrankheit“, das die Grundlagen des Be-rufskrankheitenrechts, einer für viele Ärzte schwierigen Materie, anschaulich vermit-telt. Dieses sowie das vorangestellte Kapitel „Arbeitsunfall“ können nur wärmstens zum aufmerksamen Grundstudium empfohlen werden, um als Gutachter Fehlverständnis-sen der Rechtsmaterie zu entgehen. In der Besprechung der 7. Auflage (2003) (s. MuN 51/2005, 76 – 77) ist auf zahlreiche Ein-zelheiten von Gliederung und Inhalt ein-gegangen worden; eine Wiederholung an

dieser Stelle erübrigt sich. Beispielgebend für den Sinn (und die Notwendigkeit) der fortschreibenden Neubearbeitung sei auf das Kapitel „Amputation“ hingewiesen, das nicht nur durch die Transplantations- und Replantationschirurgie fortlaufend eine Neubewertung erfahren muss, son-dern einerseits durch funktionserhaltende bzw. -wiederherstellende Operationen, andererseits durch eine teils sensationelle Fortentwicklung der Prothetik seine Bedeu-tung verändert, während die klassischen Indikationen grundsätzlich weiterbestehen. Die gegliederte Verlagerung des Gesamtin-haltsverzeichnisses zu den einzelnen Kapi-teln erweist sich angesichts der Stofffülle lexikalisch durchaus nützlich, ohne dass der Charakter des Buches dadurch verän-dert wird. Auf dem medizinischen Bücher-markt sind in letzter Zeit beachtenswerte Werke zur Begutachtung erschienen; sie ersetzen das vorgestellte Buch nicht. Die Besonderheiten des Rechts der gesetzlichen Unfallversicherung sind hier mit den medi-zinischen Fakten spezifisch verwoben, die Zusammenhänge sind, dem Untertitel fol-gend, grundlegend dargestellt und erörtert und hilfreich kommentiert. Auch die Neu-auflage ist jedem Gutachter in der gesetz-lichen Unfallversicherung nachdrücklich zu empfehlen.

J. Probst, Murnau

Medizinische GutachtenH. Dörfler, W. Eisenmenger, H.-D. Lippert, U. Wandl (Hrsg.)2008. XIV.553 Seiten, 52 Abbildungen, gebunden(D) € 149,95Springer Medizin Verlag, HeidelbergISBN 978-3-540-72351-6

Der erste Schwerpunkt dieses von ins-gesamt 36 Autoren verfassten Buches beschreibt umfassend die rechtlichen Grundlagen der Gutachtertätigkeit und die

Grundbegriffe der Begutachtung in den verschiedenen Rechts- und Versicherungs-zweigen. Sowohl der erstmals mit der Be-gutachtung in Berührung kommende Arzt als auch der eingearbeitete findet hier alles, was er wissen, worauf er achten und was er berücksichtigen muss. Der zweite, umfang-reichste Teil behandelt die einzelnen Organe und Organsysteme und bietet eine im be-sten Sinne allgemeine Übersicht, die insbe-sondere die klinischen Erscheinungsbilder und Funktionszusammenhänge darstellt; die eigentlichen gutachtlichen Fragen kom-men dagegen häufig zu kurz, indem kaum Wege zur Problemlösung gewiesen werden, oder leiden unter der nicht genügend klaren Abgrenzung der einzelnen Rechts- und Ver-sicherungszuständigkeiten. Störend ist die Vermengung von gesetzlicher und privater Unfallversicherung. Nicht hilfreich ist die Verweisung auf GdB/MdE bei Organverlet-zungen in der privaten Unfallversicherung (Kap. 14). Die Kombination GdB/MdE findet sich durchgängig in zahlreichen Kapiteln; es sei daran erinnert, dass beide Begriffe nicht identisch sind und die Versorgungsverwal-tung aus guten Gründen schon vor langer Zeit von der MdE zur GdB übergegangen ist. In den meisten Kapiteln werden nochmals m. o. w. ausführlich die bereits im ersten Schwerpunkt behandelten Grundlagen be-sprochen; dies sollte in einer etwaigen Neu-auflage zugunsten einer tieferen Erörterung von Zusammenhangsfragen, die sich jetzt vielfach auf Hinweise beschränkt, umge-stellt werden. Ebenso sollten unklare „Defi-nitionen“ überarbeitet werden, z. B. „Ein er-höhtes Risiko für ein Unfallgeschehen ist le-diglich bei Vorliegen eines Alkoholproblems anzunehmen“ (Kap. 8 Lebererkrankungen). Oder: „Beweise, dass ein Aortenaneurysma als Berufskrankheit aufzufassen ist, liegen bisher nicht vor“ (Kap. 6). Oder: „Das Schä-del-Hirn-Trauma ist nicht als Berufskrank-heit anerkannt“ (Kap. 11). Kap. 4 betrifft die Begutachtung des Bewegungsapparates. Es beschreibt zahlreiche Erkrankungen ins-besondere des entzündlich-degenerativen Bereiches und allgemein der klassischen Or-thopädie. Für das umfangreiche Aufgaben-gebiet der Unfallchirurgie findet man nur wenige spezielle Auskünfte; die erschöpfen-de Wiedergabe der Rententabellen (GdB/MdE) ersetzt jene nicht. Indessen muss den Herausgebern zugestanden werden, neben dem zweifellos wichtigen Grundsätzlichen die Organbereiche auf allgemeine und be-sonders gutachtenrelevante Krankheits-bilder zu beschränken, Spezielles jedoch, wie im Vorwort angedeutet, den fachge-bietlichen Werken zu überlassen.

J. Probst, Murnau

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WundtherapieWunden professionell beurteilen und erfolgreich behandelnG. Voggenreiter, C. Dold2., überarbeitete Auflage 2009.209 Seiten, 232 Abbildungen, inklusive DVD mit 15 Filmen(D) € 34,95 / (A) € 36,00 / CHF 59,40Georg Thieme Verlag, Stuttgart New YorkISBN 978-3-13-136142-4

Dieses Buch ist zwar, wie auch äußerlich ge-kennzeichnet, der Pflegepraxis gewidmet, wird aber gleichermaßen dem in Weiterbil-dung befindlichen Arzt ein anschauliches Lehrbuch sein, das sowohl die wissenschaft-lichen Grundlagen der Pathophysiologie und Pathologie der Wunde und der Wund-heilung als auch die angewandte Wundbe-handlung und Wundpflege in ausführlicher und sehr differenzierter textlicher Ausei-nandersetzung darbietet, wirksam unter-stützt durch zahlreiche lehrreiche Abbil-dungen und Schemata. Die Arbeitsteilung zwischen Pflege und Arzt erfordert gegen-seitige Abstimmung zwischen beiden, aber auch das Bewusstsein, dass die Behandlung der Wunde Anfang und Bedingung jeglicher Chirurgie ist. Beeindruckend geht das Buch auf die zahlreichen Wundarten und die zur Verfügung stehenden Behandlungsmög-lichkeiten – unter Betonung der sog. feuch-ten Wundtherapie – ein. Die Palette reicht von der in modernisiertem Gewande wie-derentdeckten Madentherapie bis zu MRSA-Problemen, von der Gelegenheitswunde bis zum Paravasat, von der Wundbehandlung nach Lappenplastiken bis zur behandlungs-begleitenden Schmerztherapie. Berücksich-tigt werden auch die diversen Materialien. Komplikationen und Risiken finden sich beschrieben, wo es die Sachlage erfordert. Eine dem Buch einliegende DVD steigert seinen praktischen Gebrauchswert. Für eine gewiss zu erwartende weitere Auflage empfiehlt sich die Aufnahme eines Kapitels Wundbehandlung nach Osteosynthese-komplikationen und der Behandlung des Amputationsstumpfes. Und angesichts der

Verweildauerverkürzung wäre eine Fehler- und Gefahrenbeschreibung der Phase „da-nach“ eine verdienstvolle Ergänzung dieses außerordentlich lobenswerten Werkes.

J. Probst, Murnau

Handbuch der SeilosteosynthesenR. Labitzke2008.282 Seiten, über 400 Abbildungen, gebunden(D) € 69,00 / CHF 115,00Dr. Reinhard Kaden Verlag, HeidelbergISBN 978-3-922777-90-8

Schon im Jahre 2000 hatte R. Labitzke sein „Manual of Cable Osteosyntheses“ in eng-lischer Sprache vorgestellt; es wurde in MuN Heft 43/2001 (Seite 70 bis 71) eingehend besprochen; zu einer deutschsprachigen Ausgabe wurde nachdrücklich geraten, nicht zuletzt mit der Schlussbemerkung, es hande-le sich um einen „wichtigen Beitrag zur Un-fallchirurgie“. Nun liegt jene vor, deutlich er-weitert in Text, Abbildungen und Schemata. Die Idee der Seilosteosynthese geht auf die unbefriedigenden Ergebnisse der Olekranon-(Abriss-)Frakturen zurück. Aus den Einsichten in deren Mängel entwickelte der Autor – vor-wiegend auf der Grundlage der Forschungen von F. Pauwels – die biomechanischen Be-dingungen der Bruchheilung einerseits, an-dererseits unterzog er die Cerclage bzw. die „Knochennaht“ mittels monofilen Drahtes und letzteren selbst als Instrument einer biologisch-technischen Analyse. Die subtile, noch nie so umfassend erfolgte Aufarbeitung der 150-jährigen Geschichte des Drahtes in seiner chirurgischen Verwendung ist auch die Geschichte seiner Fehlschläge und der unzählbaren Versuche, wirksame Verbesse-rungen zu erreichen. Das Erstaunliche dabei ist, dass in der Bau- und Konstruktionstech-nik (Brückenbau) und in der Seilkonstruk-tion längst Erkenntnisse vorlagen, die als technisch-physikalische Prinzipien auch auf Knochenbrüche anzuwenden sind. Die er-

sten vier Kapitel des Buches sind insoweit die interessantesten, als die Seiltechnik an Beispielen technischer Bauweisen erörtert wird und damit überzeugende Einsichten in die vergleichbaren biomechanischen Bedin-gungen des Körpers eröffnet werden. Diese Technik setzt eine Seilkonstruktion voraus, die durch Reiß- und Dehnungsqualitäten, be-wirkt durch Zusammendrehen (Schlag) bzw. gegenläufige Drehrichtung in der Litze und der Litzen untereinander (Kreuzschlag), er-reicht wird. Demgegenüber stellt der Cercla-gedraht ein steifes und hoch dehnbares Mo-nofilament dar, das wegen seiner primären Dehnbarkeit sowie wegen seiner zur Knick-bildung neigenden Steife ungeeignet ist, eine bleibende Vorspannung und damit eine statische Stabilität zu liefern; instabil a pri-ori ist auch der Drahtzwirbel, der sich unter geringer Belastung löst, weil die erhoffte Rei-bung den Muskelkräften nicht standhält; der oftmals schon beim Zwirbeln eintretende Drahtbruch ist eine lästige Erfahrung. Die Kreuzschlagstruktur des (Stahldraht-)Seiles ist auch Voraussetzung der Verwendung der Pressklemme als biomechanisch belastbare Verbindung der Seilenden. Auf diesen tech-nischen Voraussetzungen aufbauend geht der Autor auf das Prinzip Zuggurtung, auch im Vergleich mit der Plattenosteosynthese, ein. Im klinisch-praktischen Teil stehen Patel-la- und Olekranonfrakturen im Vordergrund; sie sind die einleuchtendsten Modelle. Zur Vorstellung kommen aber auch Sprungge-lenks- und Pilonfrakturen, Trochanter- und proximale Humerusfrakturen, diverse Kom-pressions-Seilosteosynthesen und Seilcercla-gen und schließlich Seilverspannungen bei Beckenringverletzungen. Weitere Themen: Azetabulumfrakturen, Femurschaftspren-gung bei Hüft-TEP, Sternumrekonstruktion nach Osteotomie, protektive Anwendungen bei Verletzungen der großen Sehnen. Die überzeugend herausgearbeiteten Eigen-schaften des Drahtseils sieht Labitzke nicht als Endpunkt der Entwicklung, indem er auf die 10- bis 20fach höhere Festigkeit gegen-über gleichkalibrigen Stahlseilen hinweist. Die aus der Bautechnik abgeleitete Devise: „Durch ingenieurmäßig optimierte Anord-nung und Vorspannung eines effektiven Zugmittels soll die gesamte Frakturfläche ohne zusätzliche äußere Kräfte statisch und permanent so fest komprimiert werden, dass sie durch den während der Nachbehandlung entstehenden Muskelzug nicht distrahiert werden kann“ hat der Autor eindeutig be-legt. Abgesehen von alledem ist dieses Buch eine auch wegen ihrer historiographischen wie technisch-physikalischen Durchdrin-gung eine spannende Lektüre!

J. Probst, Murnau

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Checkliste HandchirurgieR. Hoffmann (Hrsg.)3., vollständig überarbeitete Auflage 2009.420 Seiten, 692 Abbildungen, Flexcover.Auch als E-Book erhältlich(D) € 69,95 / (A) € 72,00 / CHF 116,00Georg Thieme Verlag, Stuttgart ISBN 978-3-13-102423-7

Die nach zehn Jahren neu gestaltete und bearbeitete Auflage des beliebten Taschen-buches vermittelt in der gebotenen Form mit dennoch gut lesbaren Texten die gesamte Handchirurgie, nunmehr ergänzt durch Ka-pitel über minimal-invasive und endosko-pische Techniken (18 Seiten) sowie über die Arthroskopie des Handgelenkes (5 Seiten). Die zunehmend operative Indikation der Ra-diusbasisfrakturen findet eine ausführliche Neubearbeitung, die auf zahlreiche Einzel-heiten der OP-Technik eingeht und auch auf die Fallen der Behandlung hinweist. Gleiches gilt für Kahnbeinfrakturen und -pseudarth-rosen. Auch das ursprünglich von D. Buck-Gramcko bearbeitete Kapitel Angeborene Fehlbildungen ist erneuert worden; es ist sehr informativ, man muss jedoch berück-sichtigen, dass hier nur die anatomischen Grundformen und die therapeutischen Aus-sichten dargestellt werden können und die-ser besonders diffizile Bereich in speziellen Publikationen ausführlicher studiert werden muss. Der Hinweis des Herausgebers im Vor-wort, Handchirurgie könne nicht als Anhäng-sel neben der Unfallchirurgie oder der Plas-tischen Chirurgie betrieben werden, muss differenziert gelesen werden: Die große Zahl der Handverletzungen erzwingt die Befas-sung der Unfallchirurgen auch mit der Hand-chirurgie; für diesen Benutzerkreis ist die „Checkliste Handchirurgie“ eine zuverlässige aktuelle Hilfe, die freilich auch nur auf der Grundlage einer soliden Weiterbildungsba-sis leisten kann, was sie anbietet.

J. Probst, Murnau

Lehrbuch der Medizinischen TerminologieGrundlagen der ärztlichen FachspracheA. H. Murken5., völlig neu bearbeitete Auflage 2009. XII.230 Seiten, 30 s/w Abbildungen, kartoniert,3 Lern- und Übungsprogramme für Handy, PDA, Blackberry,(D) € 25,00 / (A) € 25,80 / CHF 42,50Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, StuttgartISBN 978-3-8047-2503-4

Der Ersatz zahlreicher Nomenklaturen durch (oft auf den ersten Blick nicht erschließ-bare) Buchstabenfolgen und der Wegfall des Latinums als Studienvoraussetzung sind nicht nur anpassende Veränderungen des Kommunikationsverhaltens, sondern entziehen dem kommunikativen Austausch fachtypische Verständigungsmöglichkei-ten und stellen überdies eine kulturelle Verarmung dar. Betroffen wird dadurch auch eine besonders wichtige Eigenschaft der medizinischen, vorwiegend lateinisch sowie latein-altgriechisch begründeten Fachsprache, nämlich der definitorischen Aussagekraft und damit der eindeutigen Verständigung. „Nichtlateiner“ müssen, da die klassische medizinische Terminologie allen Neuerungen zum Trotz eben doch un-verzichtbar ist, in Terminologiekursen das Fehlende, wenigstens in verkürzter Form für den medizinischen Alltagsgebrauch, nachholen. Dafür bietet dieses Buch eine gute Lernhilfe. Der folgerichtige Aufbau der grammatikalischen Regeln und die Beispiele der Anwendung der Fachsprache sowie ein gut ausgearbeitetes Vokabular, allem vo-rangestellt eine interessante Einführung in die Entstehung der Terminologie, dürften ermöglichen, zu einem gebrauchstüchtigen Medizinlatein zu gelangen. Der besonde-re Vorzug des Buches ist indessen darin zu erblicken, dass wie ein Roter Faden das ety-mologische Erklärungsprinzip alle Teile des Werkes begleitet. So braucht das (späte) Lernen nicht als lästige Pflichtübung emp-funden zu werden, sondern diese Lektüre

kann auch Freude, ja Spaß am Erkenntnis-gewinn unseres auch im eigenen Fachge-biet wichtigsten Verständigungsmittels bereiten. Zwei Lebensdaten bedürfen der Korrektur: W. C. Röntgen starb 1923 (nicht 1922, Seite 118), Th. Billroth bereits 1894 (nicht 1914, Seite 229). Und: Die deutschen Kaiser des 2. Reiches wurden als solche nicht gekrönt, nur proklamiert. Notabene: auch der alte „Lateiner“ hat an diesem Buch sein Lesevergnügen.

J. Probst, Murnau

Technischer Infektionsschutz bei medizinischen InterventionenEinsatz doppelter HandschuheReihe: Fortschritte in der Präventiv- und ArbeitsmedizinN. Kralj, F. Hofmann (Hrsg.)2009.124 Seiten, Softcover (D) € 29,00 /CHF 266,00ecomed MEDIZIN, Verlagsgruppe Hüthig Jehle Rehm GmbH, Heidelberg München Landsberg Frechen Hamburg

ISBN 978-3-609-16426-7

In insgesamt neun Einzelbeiträgen wird das Problem der Handschuhperforation im Operationsbereich unter chirurgischen, arbeitsphysiologischen und insbesondere präventionellen Gesichtspunkten aufge-arbeitet. Im Vordergrund steht die Gefähr-dung durch Vermeidung von Hepatitis B- und Hepatitis C-Infektionen. Über den Einsatz doppelter Handschuhe für alle (!) an der OP Beteiligten hinausgehend wer-den weitere präventive Schutzmaßnahmen beschrieben. Neben dem doppelten Hand-schuh kommen auch speziell ausgerüstete sowie codierte Handschuhe zum Einsatz, deren Eigenschaften im Einzelnen bewertet werden. Zur Sprache kommen auch arbeits- und kostenökonomische Untersuchungen. Sämtliche Beiträge berücksichtigen ausgie-

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big den Stand der internationalen Literatur. Neben der Gefährdung des OP-Personals findet auch die gegenläufige Infektion des Patienten Berücksichtigung. Eigens wird die epidemiologische Gefährdung durch HBV- und HCV- sowie auch durch HIV-Über-tragung dargestellt. In Unfall- und ortho-pädischer Chirurgie, ferner in Herz-/Thorax-chirurgie ergibt sich aus dem Gebrauch der speziellen scharfen Instrumente sowie den jeweiligen OP-Situationen ein gegenüber anderen Fachgebieten besonders hohes Gefährdungspotential, das graduell durch häufig okkulte Verletzungen, daneben aber auch durch unsystematische Verhaltens-weisen bestimmt wird. Anscheinend finden die gesetzesgleichen Technischen Regeln für Biologische Arbeitsstoffe (TRBA) und die Biostoffverordnung vielerorts noch nicht die diesen zukommende Aufmerksamkeit. Die Gesamtschrift fordert zum Nachdenken auf! Sie kann nachdrücklich auch zur inner-betrieblichen Fortbildung und Belehrung empfohlen werden.

J. Probst, Murnau

Medizinisches Wörterbuchenglisch – deutsch • deutsch – englisch D. W. Unseld (Hrsg.)XII. 12. Auflage 2009.757 Seiten, ca. 60.000 Stichwörter, kartoniert.2 Teile in einem Band. 1. Teil Englisch – Deutsch, 2. Teil Deutsch – EnglischMedizinisches Wörterbuchfranzösisch – deutsch • deutsch – französischD. W. Unseld (Hrsg.)Bearbeitet von M.-C. Balg-Alengrin, G. BalgXI. 4., unveränderter Nachdruck der 3. Auflage 2009.790 Seiten, ca. 60.000 Stichwörter, kartoniert.2 Teile in einem Band. 1. Teil Französisch – Deutsch, 2. Teil Deutsch – FranzösischJeder Band (D) € 19,80 / (A) € 20,40 / CHF 33,70MedPharm, Wissenschaftliche Verlagsgesell-schaft mbH, Stuttgart ISBN 978-3-8047-5047-0 (englisch) / ISBN 978-3-8047-5045-6 (französisch)

Beide Wörterbücher stehen insofern in einem Zusammenhang, als sich der Wort-schatz der Französisch-Ausgabe an der des Englischen orientiert. Beide weisen auch den gleichen Aufbau auf. Im Interesse der Wortschatz-Vollständigkeit wird auf zusätz-liche Erklärungen verzichtet, insbesondere keine Aussprache-Umschreibung beigege-ben. Im Englisch-Teil werden Unterschiede zwischen englischer und amerikanischer Schreibung teilweise angezeigt. Die Fran-zösisch-Version hat eine etwas größere Seitenzahl, die sich wohl aus den Eigen-tümlichkeiten dieser Sprache – Präzisierung eines zusammengesetzten Begriffes in ei-ner Wortgruppe – erklärt. Beide Wörterbü-cher geben dankenswerterweise auch das Wortgeschlecht an. Die Konzeption geht davon aus, dass jedes der beiden Bücher beim Lesen wie beim Schreiben eine um-standslose, sofortige Information vermit-telt. Einem weit über die Humanmedizin hinaus reichenden Benutzerkreis werden beide Ausgaben willkommene Helfer sein.

J. Probst, Murnau

Wirtschaftlichkeitsprüfung und Erstattungs-Probleme bei GOÄ und UV-GOÄErfolgreich Regressen und Honorarkürzungen begegnenG. Filler, M. Hermanns (Hrsg.)2009.176 Seiten, Softcover (D) € 39,00 /CHF 266,00ecomed MEDIZIN, Verlagsgruppe Hüthig Jehle Rehm GmbH, LandsbergISBN 978-3-609-51365-2

Knapp zwei Drittel dieser Schrift sind Fragen der gesetzlichen Krankenversicherung ge-widmet, das dritte den Erstattungsproble-men der GOÄ- und der UV-GOÄ-Abrechnung. Regresse und Honorarkürzungen beruhen weniger auf unwirtschaftlicher Arbeitsweise als vielmehr auf Verkennung der Regeln und Prozeduren der Wirtschaftlichkeitsprüfung. Hierzu vermittelt das Buch anschauliche Er-klärungen und Hilfen. Für den Orthopäden und Unfallchirurgen sowie für den D-Arzt bringen die Kapitel GOÄ und UV-GOÄ Licht in die Abrechnungsvorgänge, zumal es ein-gangs heißt: „Die Abrechnung nach der Ge-bührenordnung für Ärzte (GOÄ) ist nicht ein-fach, denn die GOÄ beinhaltet eine Reihe von Vorschriften …“, nämlich Paragraphen, Allge-meine Bestimmungen zu Leistungskapiteln, Leistungslegenden nebst Anmerkungen, nicht zuletzt strittige Auslegungen, die Feh-ler und Irrtümer auslösen. Ausführlich ange-sprochen werden Nichterstattungsfragen. Das nachfolgende UV-GOÄ-Kapitel erläutert in eindeutigen Einzelkommentaren die Be-sonderheiten der Abrechnung der D- und H-Ärzte. Insgesamt eine im Abrechnungsge-flecht hilfreiche Schrift.

J. Probst, Murnau

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Krankenhaus-Rechtsprechung (KRS)Ergänzbare Sammlung der Entscheidungen aus dem gesamten KrankenhauswesenTeil III: Urteile ab 1.1.2004B. Behrends, W. Gerdelmann (Hrsg.)2009. 4.674 Seiten, Loseblattsammlung, 4 Ordner, ca. 5 Ergänzungslieferungen jährlich(D) € 98,00Erich Schmidt Verlag , BerlinISBN 978-3-503-07890-5

Die inzwischen auf 33 Lieferungen (12/2009) angewachsene Sammlung er-fasst, wie im Untertitel angekündigt, das gesamte Krankenhauswesen, somit alle Krankenhausfinanzierungsfragen, Arzthaft-pflichtrecht, sonstige privatrechtliche Ver-tragsbeziehungen, Weiterbildungsrecht, Betriebsverfassungsrecht, Zulassungsrecht, Arzneimittelrecht, Honorarrecht, Berufs-krankheitenrecht u. v. a. m. Die Rechtspre-chung entstammt sowohl den Bundes- als auch den Oberlandes- und Landgerichten; daraus ergibt sich auch der Einblick in die Revisionsentscheidungen und deren Grün-de. Verschieden strukturierte Register er-möglichen raschen Zugriff auf einschlägige Urteile. Inzwischen ist (2010) ein fünfter Sammelordner angekündigt, der die Samm-lung auf 5.272 Seiten (148,00 €) bringt.

J. Probst, Murnau

Sozialgesetzbuch VIIGesetzliche UnfallversicherungKommentarBegründet von K. HauckW. Noftz (Hrsg.)Loseblatt-Kommentar einschließlich der 43. Lieferung3.482 Seiten in 2 Ordnern(D) € 98,00Erich Schmidt Verlag , BerlinISBN 978-3-503-04026-1

Von dem in loser Folge seit 1997 erschie-nenen Grundwerk liegen mittlerweile 45 Lieferungen (Februar 2010) vor. Der Beginn der Auslieferung fällt mit dem Inkrafttre-ten des Unfallversicherungs-Einordnungs-gesetzes, mit welchem die Einfügung des UV-Rechts in das Sozialgesetzbuch erfolgte, zusammen. Neben der Wiedergabe des Ge-setzestextes mit allfälligen Novellierungen/Ergänzungen versteht sich der wesentlich umfangreichere Teil als Erläuterungswerk mit Hinweisen an Praxis, Rechtsprechung und Wissenschaft. War das Grundwerk be-reits Ende 1997 abgeschlossen, haben die nachfolgenden Lieferungen für stete Aktu-alisierung gesorgt, so mit Lieferung 37 Ge-setz zur Modernisierung der gesetzlichen UV, das u. a. die Deutsche Gesetzliche Un-fallversicherung begründete. Neben den allgemeinen Kommentaren sind diejenigen zum Berufskrankheitenrecht wegen dessen Entwicklungstendenzen von besonderer Aktualität. Die zuletzt herausgegebene Lie-ferung 45 befasst sich u. a. mit der Prüfung des Kausalzusammenhangs in der gesetz-lichen UV und hier insbesondere mit dem Begriff der wesentlichen Ursache. Richtet sich das Werk vorwiegend an die Verwal-tungen und Gerichte, so verschafft es doch auch Gutachtern sowie Verfassern medi-zinischer Begutachtungsbücher wertvolle Einsichten und Verständnishilfen.

J. Probst, Murnau

DGU Mitteilungen und Nachrichten 61/2010112

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Datum | Ort Veranstaltung Informationen

06.05 – 08.05.2010Frankfurt

Kurs Fit-After-Eight Modul 5 Geschäftsstelle der AUC – Akademie der Unfallchirurgie Tel.: (0 89) 51 60-74 30 und -74 31

Mai 2010

06.05 – 08.05.2010Freiburg

2. Handchirurgischer osteosynthese-Kurs mit anatomischen Workshop

http://www.dgu-online.de/de/allgemeines/termine/andere.jsp

06.05 – 08.05.2010Bochum

Bochumer Deformitätstage mit Live-OPs und Präperate-Workshop

http://www.dgu-online.de/de/allgemeines/termine/andere.jsp

07.05 – 08.05.2010Rosenheim

17. Kongress der Deutschen Vereinigung für Schulter- und Ellenbogenchirurgie

http://www.dvse-kongress.de/

12.05 – 15.05.2010Berlin

91. Deutscher Röntgenkongress http://www.roentgenkongress.de/

15.05 – 18.05.2010Brüssel

11th European Congress of Trauma and Emergency Surgery

http://www.estescongress2010.org/

27.05 – 28.05.2010Hannover

Ortho Trauma Update 2010 http://www.dgu-online.de/de/allgemeines/termine/andere.jsp

28.05 – 29.05.2010Altenburg

19. Thüringer Unfallchirurgisch- Orthopädisches Symposium

http://www.conventus.de/unfall2010/

28.05 – 29.05.2010Stadthalle Kassel

53. Kasseler Symposium, Hüft- und Kniegelenkersatz

http://www.dgu-online.de/de/allgemeines/termine/andere.jsp

09.06. – 12.06.2010Oslo, Norwegen

14. ESSKA Kongress http://www.esska2010.com/

Juni 2010

18.06 – 19.06.2010Hamburg

29. Jahrestagung der Sektion Kindertraumatologie der DGU

http://www.conventus.de/skt2010/

18.06 – 20.06.2010München

25. Jahreskongress der GOTS http://www.dgu-online.de/de/allgemeines/termine/andere.jsp

25.06 – 26.06.2010Freyburg an der Unstrut

5. Saale-Unstrut-Symposium für Klinische Chirurgie 2010

http://www.dgu-online.de/de/allgemeines/termine/andere.jsp

30.06. – 02.07.2010Davos/Schweiz

EORS2010 – The Summit of European Orthopaedic Research

http://www.eors2010.org/

DGU Mitteilungen und Nachrichten 61/2010 113

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08.07 – 09.07.2010Berlin

VI. Innovationskongress der deutschen Hochschulmedizin

http://www.dgu-online.de/de/allgemeines/termine/andere.jsp

Juli 2010

18.07 – 21.07.2010Wildbad Kreuth

2. Tegernseer Schulter- und Ellenbogenkurs

http://www.dgu-online.de/de/allgemeines/termine/andere.jsp

02.09 – 04.09.2010Heidelberg

29th Annual Meeting of the European Bone and Joint Infection Society (EBIS)

http://www.ebjis2010.org/

September 2010

02.09 – 04.09.2010Homburg/Saar

Definitive Surgical Trauma Care (DSTC TM)

Geschäftsstelle der AUC – Akademie der Unfallchirurgie Tel.: (0 89) 51 60-74 30 und -74 31

06.09. – 11.09.2010Saarbrücken

Kurs Fit-After-Eight Modul 6 Geschäftsstelle der AUC – Akademie der Unfallchirurgie Tel.: (0 89) 51 60-74 30 und -74 31

09.09. – 11.09.2010Leipzig

48. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Plastische und Wiederherstellungschirurgie

http://www.conventus.de/

09.09. – 11.09.2010Wien

27. Kongress der Deutschsprachigen AG für Arthroskopie

http://www.aga-kongress.info/

20.09. – 09.2010München

XV. Internationaler Schulterkurs http://www.sportortho.med.tu-muenchen.de/

23.09. – 25.09.2010Magdeburg

5. Kongress der Mitteldeutschen Chirurgenvereinigung (MDCH) e. V. 2010

http://www.conventus.de/mdcv2010/

24.09. – 25.09.2010Bochum

28. Jahrestagung der Chirurgischen Arbeitsgemeinschaft Intensiv- und Notfallmedizin (CAIN) der DGCH

http://conventus.de/cain2010-informationen/

24.09. – 25.09.2010Heidelberg

3rd Heidelberg Deformity-Day – International Congress for the Correction of the Complex Foot-Deformities

http://www.deformity-day.de/

30.09. – 02.10.2010Bonn

9. Deutscher Kongress für Versorgungs-forschung und 5. Jahrestagung Aktions-bündnis Patientensicherheit

http://www.dkvf2010.de/

Datum | Ort Veranstaltung Informationen

DGU Mitteilungen und Nachrichten 61/2010114

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19.11. – 20.11.2010Hannover

7. Hannoveraner Arthroskopiekurs http://www.arthroskopiekurs-hannover.de/

November 2010

19.11. – 20.11.2010München

4th International Hip Arthroscopy Meeting

http://ocm-muenchen.de

16.12. – 18.12.2010Bremen

5. Deutscher Wirbelsäulenkongress http://www.dwg2010.de/

Dezember 2010

22.06. – 25.06.2011Magdeburg

43. Meeting of the European Pancreatic Club (EPC) 2011

http://www.conventus.de/epc2011/

Juni 2011

07.10. – 09.10.2010Nürnberg

51. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie

http://www.dgu-online.de/de/allgemeines/termine/andere.jsp

Oktober 2010

26.10. – 29.10.2010Berlin

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie

http://www.orthopaedie-unfallchirurgie.de/

Datum | Ort Veranstaltung Informationen