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Agenda
• Diabetisches Fußsyndrom (DFS) – wann
spricht man davon?
• Ursachen
• Prävention
• Wissenswertes
• Tipps und Tricks für die Praxis
Definition –
Diabetisches Fußsyndrom
• Zusammenfassung verschiedener
Krankheitsbilder
• Verletzungen am Fuß des Diabetikers zu
Komplikationen führen könne
• welche bei verzögerter oder ineffektiver
Therapie eine Amputation zur Folge haben
kann.
S. Morbach
Diabetisches Fußsyndrom
• Hauptkomplikation bei Diabetes mellitus
• hohe Morbidität, Mortalität, Ressourcennutzung
• Behandlung abhängig von multifaktorieller
Ätiologie
• große Belastung
• Patienten, Gesundheitssystem, Gesellschaft
• Alle 30 Sekunden verliert jemand wegen
Diabetes sein Bein.
Bus et al, IWGDF 2015
Lancet 2005
Neuropathie
• autonome Neuropathie• Schweißdrüsensekretion
• motorische Neuropathie• Atrophie der Fußmuskeln
• sensorische Neuropathie• Sensibilitätsstörungen
Neuro-Osteoarthropathie – Charcotfuß
• Knochen- und Gelenkserkrankung
• Destruktion der Gelenke, Kollaps des medialen
Fußlängsgewölbes
• autonome Neuropathie
• gesteigerter Blutfluss, reduzierte
Knochendichte
• gut tastbare Pulse
• vorangegangenes Trauma
Charcot – Therapie
• Ruhigstellung - Druckentlastung!!!
• Voll-Kontaktgips (Total Contact Cast)
• Orthese
• Rollstuhl
• bis zur Normalisierung der Hauttemperatur
• orthopädische Schuhversorgung
Ischämie / PAVK
• fehlende Fußpulse, Fuß kalt, bläuliche, livide Verfärbung
• akrale Nekrose, starke Schmerzen
PAVK = periphere arterielle Verschlusskrankheit
Versorgung des diabetischen Fußes
1. Identifizieren der Risikosituation
2. Inspektion und Untersuchung der Füße
3. Schulung
4. geeignetes Schuhwerk
5. Behandlung präulzerativer Anzeichen
1. Identifizieren der Risikosituation
• Risikokategorien
• keine sensible Neuropathie
• sensible Neuropathie
•sensible Neuropathie und/oder
Fußdeformität
•Anzeichen einer peripheren
Ischämie, Ulkus in der Anamnese
HOCHRISIKO
Risikofaktoren
• ungeeignetes Schuhwerk
• Neuropathie
• PAVK
• Fußdeformitäten / eingeschränkte
Gelenkmobilität
• Hornhautschwielen
• biospsychosoziale Faktoren
• Depression, Vernachlässigung, fehlende soziale
Unterstützung
Morbach S et al. Diabetologie 2017; 12 (Suppl 2)
2. Inspektion und Untersuchung der
Füße
• Anamnese
• Fußuntersuchung
• Beschaffenheit der Haut
• Neuropathiescreening
• Gefäßstatus
• Fußskelettdeformität?
• Schuhe?
Fußuntersuchung I
•Neuropathie-Screening
• Rydel-Seiffer-Stimmgabel
• Semmes-Weinstein Monofilament
• Tip-Therm
• Gefäßstatus
• Arterie dorsalis pedis
• Arterie tibialis posterior
Neuropathiescreening –
sensorische Fußuntersuchung
• Rydel-Seiffer Stimmgabel
• Überprüfung des
Vibrationsempfinden
Neuropathiescreening –
sensorische Fußuntersuchung• Semmes Weinstein Monofilament
• Überprüfung des Berührungsempfinden• ausreichende Sensibilität ist dann vorhanden, wenn 2 von 3
Berührungen je Region gespürt werden
• Tip Therm
• Überprüfung des Temperaturempfindens
• Temperaturdifferenz zwischen Metall und Plastikende beträgt 10° C
3. Schulung
Ziel: Vermeidung von Amputationen bei
Menschen mit Diabetes mellitus
• Patienten, Angehörige
• Fußschulung, Information
• im Gesundheitswesen Arbeitende
• spezielle Fortbildungen
• regelmäßige Wiederholung der Schulung
Schulung = Information = Prävention
Schulung / Information
• wichtigste Maßnahme zur Vermeidung von
Fußläsionen
• Vermittlung von Kenntnissen
• Prophylaxe
• Fußpflege
• Schuhversorgung
• Schärfen des Problembewusstseins
• z.B. Fußdeformität
• Einzelschulung – individuellem Krankheitsbild
NVL Typ-2-Diabetes Fußkomplikationen, LV, Feb 2012;Vers.2.8
Nagelpflege – Hautpflege
• Ziel: Verletzungsfreie Kürzen der Nägel• Selbstpflege?
• eingeschränkte Beweglichkeit
• nachlassende Sehkraft…..
• Angehörige?• Kann besser sein als Selbstpflege, aber immer
ausreichend?
• professionelle Fußpflege• Erfahrung bei der Fußpflege
• regelmäßige Fußkontrolle• Änderungen frühzeitig erkennnen
• Verletzungen frühzeitig entdecken
• Zusatzausbildung für Fußpfleger • Diabetisches Fußsyndrom
Nagelpflege – Hautpflege
• Selbstpflege
• keine spitzen Gegenstände verwenden
• keine Klingen und Hobel zur
Hornhautentfernung
• keine Hühneraugenpflaster, heiße Fußbäder
• regelmäßiges Eincremen
• ureahältige Pflegeprodukte
Erkennen und Vermeiden von
Risikosituationen
• neue Schuhe
• heißer Sand, barfuß gehen
• Gummistiefel
• Wärmeflaschen, heißes Badewasser
• unsachgemäße Fußpflege
• .......
Bewusst machen individueller
Risikofaktoren
• Fußdeformität
• herabgesetzte oder fehlende Sensibilität
• fehlendes Schmerzempfinden….
Reinigung der Füße
• tägliches Waschen der Füße
• Duschen ausreichend für die tägliche
Körperpflege
• Fußbad:
• Dauer maximal 5 Minuten
• Wassertemperatur: < 37° Celsius
• gutes Abtrocknen
• Zehenzwischenräume
Mayfield 1998, Corbett 2003, Consensus 2003
Untersuchung der Füße
• Selbstuntersuchung der Füße
• auf Veränderungen wie Rötung, Blasenbildung,
Verfärbung, Überwärmung
• trockene, rissige Haut
• bei Notwendigkeit – Fremdhilfe
• Kontrolle der Schuhe
• auf Fremdkörper
• Falten in der Einlage
Untersuchung der Füße
• Kontrolluntersuchung durch
medizinisches Fachpersonal
• Routinemäßig bei allen Diabetikern
• 1 x im Jahr
• bei erhöhtem Risiko – häufiger!
Verhaltensmaßnahmen bei
Verletzungen
• keine Fußbäder
• steriles Versorgen der Verletzung• Vorsicht bei der Verwendung von haftenden Binden!
• frühzeitige Vorstellung beim Arzt
• Bagatellverletzungen ernst nehmen
• Druckentlastung
4. Schuhe
• Ungeeignete Schuhe sind eine
Hauptursache für die Ulkusentstehung
• zu enge Schuhe – zu große Schuhe
• Fremdkörper im Schuh
• „Gesundheitsschuhe“ – Modeerscheinungen“
• Konfektionsschuhe mit diabetischer
Ausstattung
• Weichbettungseinlagen
• Orthopädische Maßschuhe
http://iwgdf.org/guidelines/
Menschliche Faktoren
• "Stumme" Neuropathie:
• Neglect bei fehlendem Körpergefühl
• chronische Erkrankung:
• lebenslänglich "Risikofuß" - Amputationsgefahr
• Ganzheitlichkeit:
• Fußproblem häufig nicht einziges oder
wichtigstes Problem
Herausforderungen
• Patientenseite:
• fehlendes
Problembewusstsein
• Neglect
• sozioökonomischer
Nachteil
• Bewerkstelligung des
täglichen Lebens
• Betreuerseite:
• Interdisziplinarität
• Schnittstelle ambulant /
stationär / extramural
• Integration
nichtärztlicher
Assistensberufe
• „Sozialversicherung“
Herausforderungen
• Periphere Neuropathie
• Bewusstsein für die Füße fehlt
• Veränderungen werden nicht wahr genommen
• Veränderungen werden nicht ernst genommen
• Fehlendes Schmerzempfinden
• Patient geht zu spät zum Arzt
• Patient kommt zu spät in eine Fußambulanz
• Fußdeformität
• Schuhe passen nicht
• Schuhversorgung kann zu finanzieller
Herausforderung werden
Herausforderung Ulkustherapie
• Druckentlastung
• Wundbehandlung
• Debridement
• pAVK Screening/Therapie• Bei jedem Patient mit einem Ulkus gehört die
Durchblutungssituation abgeklärt bzw. therapiert
• Wundinfektion
Herausforderung Wundversorgung
• Wer führt Verbandwechsel durch
• Patient selbst, HKP, HA?
• Welche Wundauflagen stehen zur
Verfügung?
• Wer trifft Entscheidung über Wundauflage?
• Auswahl der Materialien – abhängig von
• den Erfordernissen der Wundsituation
• die Wirtschaftlichkeit im Vordergrund stehen
• den Zielen des Patienten
Herausforderung – DFS
• Gemeinsame Sprache vermeidet Missverständnisse und ist zielführend für eine erfolgreiche Therapie
• Betroffenen können Zusammenhänge und Ursachen nicht nachvollziehen• auf Vorwissen des Patienten achten
• Patient dort abholen wo er steht
• Gemeinsames Ziel definieren• kann die Abheilung sein
• kann die Vermeidung einer Amputation sein
• Bestmögliche Aufrechterhaltung der Lebensqualität
WUNDmanagement/12.Jhrg/4/2018
Herausforderung –
Interdisziplinäres Arbeiten
• fächerübergreifende Kooperation
• Zusammenarbeit ärztlicher und
nichtärztlicher Berufe
• Mediziner, Pflege – intra/extramural
• Orthopädieschuhmacher/techniker
• Fußpfleger
• Die adäquate Patientenversorgung ist nur
bei Überschreiten von Schnittstellen
möglich!
ProCare 03/2018 Springer Verlag
Interdisziplinäres Team
• Internisten, Angiologen, Röntgenologen,
Chirurgen (....), Mikrobiologen, …
• Allgemeinmediziner
• Pflegepersonen
• Fußpfleger
• Orthopädieschuhmacher/techniker
• Angehörige
• ………. PATIENT
• Moderne Wundauflagen sind ein wertvolles
Hilfsmittel für eine gute Wundheilung aber
nicht allein entscheidend.
• Entscheidend für die Wundheilung ist,
dass ein „Kümmerer“ sich verantwortlich
fühlt;
• idealerweise sind dies Pflegepersonen und
Ärzte gemeinsam.
ProCare, Heft 6-7, September 2018