Dialogpapier Klima Umwelt Natur

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  • 7/31/2019 Dialogpapier Klima Umwelt Natur

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    Klima-, Umwelt- Und natUrschUtzpolitiKfr niedersachsen

    dialogWIRTSCHAFT und ARBEIT

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    Dialogpapier: Klima-, Umwelt- und Naturschutzpolitik

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    1. Niedersachsen in Zeiten des Klimawandels12

    Niedersachsens Natur und Umwelt3

    Niedersachsen ist das zweitgrte Flchenland und geprgt von auerordentlicher Vielfalt der4

    Regionen. Nirgendwo sonst in Europa treffen Landschaften aus so unterschiedlichen5

    erdgeschichtlichen und klimatischen Zeitrumen so nah aufeinander wie bei uns. Die Kste mit Inseln,6

    Watten, Marschen und Flussmndungsgebiete, die Geestlandschaften von der Ems durch Ostfriesland7

    bis nach Stade, das Weser-Aller Flachland, die Lneburger Heide und das Wendland, das Weser- und8

    Leinebergland bis hin zum Harz machen Niedersachsen zu dem was es ist: Das naturrumlich und9

    landschaftlich vielfltigste Bundesland Deutschlands.10

    Diese natrlichen Gegebenheiten beeinflussen seit je her die Besiedlung und Nutzung der11

    Landschaften durch den Menschen. Das Vorkommen und die Qualitt unserer natrlichen Ressourcen12

    wie Boden, Wasser, Luft, Wald, Bodenschtze sowie die biologische Artenvielfalt bilden die13

    essentielle Grundlage fr Lebensqualitt und Gesundheit. Zudem basiert eine stabile, leistungsstarke14

    Wirtschaft und Industrie sowie eine gute ausgeprgte Infrastruktur. Das wiederum bedeutet15

    Arbeitspltze und Wohlstand. Diese Standortfaktoren prgen Niedersachsen und sind magebend fr16

    seine Zukunftsfhigkeit im globalen Wirtschaftsgeschehen.17

    Die Lage in einer gemigten Klimazone gewhrleistet weitestgehend stabile Wetterbedingungen fr18

    Wachstum und Entwicklung. Niedersachsen blieb bislang von verheerenden Grokatastrophen, wie19

    periodisch oder akut auftretenden Trockenzeiten, berflutungen oder Hurrikans verschont.20

    Hochwsser und Orkanschden sind bislang nur lokal oder regional in Erscheinung getreten, haben21

    jedoch noch keine weitreichende Gefahr fr Lebensqualitt und Wirtschaftskraft in Niedersachsen22

    dargestellt.23

    Die zentrale geografische Lage in Mitteleuropa mit Kstenanbindung hat den infrastrukturellen und24

    technologischen Fortschritt begnstigt. So haben wir Metropolregionen, ausbaufhige25

    Hafenstandorte, ein ausgebautes Verkehrsinfrastrukturnetz und attraktive, vielfltige Landschaften,26

    die fr Naherholung, Freizeitaktivitten und Tourismus von herausragender Bedeutung sind.27

    28

    Klima im Wandel29

    Die wirtschaftlichen Aktivitten bescheren Industrielndern wie Niedersachsen einerseits Wohlstand,30

    verursachen andererseits jedoch auch Emissionen, die als sogenannte Treibhausgase nachweislich31

    unsere klimatischen Bedingungen weltweit beeintrchtigen. 80 Prozent dieser Treibhausgase,32

    vornehmlich Kohlendioxid, entstehen durch Verbrennungsprozesse fossiler Energietrger wie Kohle,33

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    Dialogpapier: Klima-, Umwelt- und Naturschutzpolitik

    Erdl und Erdgas, sei es zur Strom-, Wrmeerzeugung oder im Verkehr. Der Klimawandel vollzieht34

    sich global und dynamischer als bisher angenommen wurde.35

    Auf der UN-Konferenz fr Umwelt in Rio de Janeiro im Jahr 1992 war dies bereits ein zentrales36

    Thema. Die Bundesrepublik Deutschland unterzeichnete seinerzeit die Klimarahmenkonvention.37

    Seitdem ist der Klimaschutz in der deutschen Politik verankert. Im Jahr 2000 verabschiedete die38

    Bundesregierung mit Bundeskanzler Gerhard Schrder das Nationale Klimaschutzprogramm, was39

    seitdem stets fortgeschrieben wird. Diese Regierung setzte auch das Erneuerbaren- Energien Gesetz40

    (EEG) in Kraft. Es ist das wirksamste Instrument fr den Klimaschutz und verfolgt das klare Ziel: Weg41

    von den fossilen Brennstoffen, hin zu den Erneuerbaren Energien". Es gilt weltweit als Vorbild und als42

    gelungenes Instrument einer modernen Industriepolitik.43

    Die EU hat sich im Dezember 2008 auf eine integrierte Strategie im Bereich Energie und Klimaschutz44

    mit Zielen fr 2020 geeinigt. Sie will Europa damit auf den richtigen Weg bringen - hin zu einer45

    umweltgerechten Zukunft mit einer CO2-armen, energieeffizienten Wirtschaft. Erreicht werden soll46

    dies durch:47

    48

    Senkung der Treibhausgasemissionen um 20 Prozent,49 Verringerung des Energieverbrauchs um 20 Prozent durch bessere Energieeffizienz,50 Deckung von 20 Prozent unseres Energiebedarfs aus erneuerbaren Quellen.51

    52

    Das Klima ndert sich auch in Niedersachsen und somit verndern sich die bisherigen stabilen und53

    zuverlssigen Rahmen- und Lebensbedingungen fr uns Menschen in diesem Land.54

    Die ausgewerteten Langzeitdaten zum Klima- und Wettergeschehen sowie die Ergebnisse der55

    wissenschaftlichen Forschung in Niedersachsen lassen folgende Prognosen und Szenarien annehmen:56

    57

    Ansteigen des Meeresspiegels durch die globale Erwrmung: Tief liegende Kstengebiete58werden zunehmend berschwemmt, es kommt zu Landverlusten, Versalzung von Bden,59

    Gewssern und Grundwssern. Betroffen sind die Inseln, stuare und die Marschen mit60

    Auswirkungen bis in die Geestbereiche.61

    Durch die Erwrmung des globalen Wasserhaushaltes kommt es zu vernderten62Niederschlagsmustern, einer geringeren rtlichen Wasserverfgbarkeit und extremeren63

    Niederschlagsereignissen, was einerseits zu Trockenheit andererseits zu Hochwssern fhrt,64

    so z. B. in der Lneburger Heide und im Wendland, wo geringere Niederschlagsmengen zu65

    erwarten sind. In den Urstromtlern wie Elbe, Ems oder Weser kommt es hingegen66

    voraussichtlich zu strkeren Hochwasserereignissen und berflutungen der Flachlnder.67

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    Die schnelleren Erwrmungsprozesse der Luftschichten fhren zu einer hheren Dynamik des68Temperaturausgleichs zwischen Wasser und Festland, was zu starken Strmen fhrt, die in69

    Niedersachsen sprbar hufiger auftreten. Der Orkan Kyrill, der im Jahr 2007 auch Teile70

    Niedersachsens beeintrchtigte, forderte europaweit insgesamt 47 Todesopfer und71

    verursachte insgesamt rund 47 Mrd. US-Dollar volkswirtschaftlichen Schaden. Ein72

    besorgniserregender Eindruck dessen, was zuknftig hufiger vorkommen kann.73

    Der Klimawandel ist in Niedersachsen sprbar und nachweisbar. Mildere Winter, weniger74

    Niederschlge im Frhjahr und Herbst sowie trockenere Sommer fhren zu einer Vernderung der75

    Flora und Fauna. Dies betrifft auch die Wachstumsbedingungen unserer Nutzpflanzen. Der76

    Blhzeitpunkt verschiebt sich, der Reifeprozess wird durch Trockenheit erschwert und extreme77

    Wetterereignisse knnen zu zunehmenden Beeintrchtigungen, wie Ernteausfllen fhren. Hinzu78

    kommt eine Vernderung des Wasserregimes. Hiervon sind nahezu alle Bereiche des alltglichen und79

    des wirtschaftlichen Lebens in Niedersachsen betroffen.80

    81

    2. Schwarz-gelb: Stillstand und verpasste Chancen82

    83

    Der Orkan Kyrill und die Folgeschden offenbaren in welch kurzer Zeit verheerende und84

    volkswirtschaftlich kostenintensive Folgen durch ein extremes Wetterereignis herbeigefhrt werden.85

    Die Politik von CDU und FDP hat ab 2004 in Niedersachsen eine bundesweit vorbildliche86

    Umweltpolitik bewusst beendet. Niedersachsen zeichnete sich durch eine vorausschauende und87

    integrative Umweltpolitik und -Verwaltung aus. Bereits im Jahr 2003 wurde ein System der88

    Umweltindikation erarbeitet, das Vernderungen des Klimas erkennbar machte. Mit der politisch89

    gewollten Zerschlagung dieses Landesumweltamtes stagniert jede fortschrittliche, konzeptionelle und90

    strategische Ausrichtung des Klima-, Umwelt- und Naturschutzes in Niedersachsen.91

    Die CDU/FDP-Landesregierung hat so dem Land nahezu 10 Jahre Stillstand verordnet. Es wurde die92

    Chance verpasst, vorsorglich und strategisch konzeptionell auf Vernderungen reagieren zu knnen.93

    Niedersachsen hat als einziges Bundesland immer noch kein Klimaschutzprogramm mit Zielsetzungen94

    und konkreten Manahmen. Viele Kommunen haben mit regionalen Klimaschutzkonzepten begonnen95

    und die CDU/FDP-Regierung hierbei berholt.96

    Mit dem Verlust der zentralen Umweltkompetenz, der Schwchung der Lndergesetzgebung in97

    diesem Bereich sowie aufgrund des Verhaltens der FDP-Umweltminister im Bundesrat, ist unsere98

    Umweltpolitik im Lndervergleich Schlusslicht. Dies geht zulasten der Ressourcenqualitt, der99

    Gesundheit der Menschen und gefhrdet die Standortsicherheit fr Wirtschaft und Industrie.100

    Die politisch betriebene Privatisierung der Daseinsvorsorge etwa im Abfall- oder101

    Wasserversorgungsbereich und die Bevorzugung landwirtschaftlicher Nutzerinteressen vor102

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    naturschutzfachlichen Schutzanforderungen unterstreicht eine gezielte Klientelpolitik, die das103

    Allgemeinwohl strflich vernachlssigt und die Menschen in Niedersachsen sprbar belastet.104

    Die Europische Union hat erhebliche Anstrengungen zu leisten, um fr die Mitgliedstaaten105

    einheitliche Standards fr den Klima-, Umwelt- und Naturschutz durch Richtlinien zu setzen. Die106

    Mitgliedstaaten setzen diese in nationales Recht um. Der FDP-Umweltminister hat hierzu offiziell sein107

    Unverstndnis bekundet und somit fr erhebliche Irritationen gesorgt. Dies Verhalten luft dem108

    europischen Gedanken entgegen und konterkariert breit abgestimmte Zielsetzungen der EU.109

    Es fehlt der CDU/FDP an jedweder Programmatik, die die vielschichtigen Zusammenhnge des110

    Klimawandels erfasst und ein Konzept zur Bewltigung der Auswirkungen auf unsere Umwelt darlegt.111

    Ein Schlsselthema der Klimaschutzpolitik ist die Energiewende. Die notwendige Koordinierung der112

    betroffenen Politikbereiche Umwelt, Landwirtschaft, Bildung, Wissenschaft und Wirtschaft, fehlt113

    vollstndig bei der CDU/FDP-Regierung. Der dringend erforderliche Masterplan existiert nicht fr114

    Niedersachsen.115

    Es ist hchste Zeit, dass in Niedersachsen ein Programmwechsel stattfindet, der alle erforderlichen116

    Krfte auf lokaler, regionaler und Landesebene fr einen erfolgreichen Klimaschutz herbeifhrt.117

    Diese Aufgabe ist fr die Menschen und ihre Lebensqualitt sowie den Wirtschaftsstandort118

    Niedersachsen mit groen Chancen aber auch Risiken verbunden. Die Voraussetzungen fr ein119

    Gelingen sind in Niedersachsen gegeben. Sie mssen mit Augenma und zielorientiert ausgerichtet120

    werden.121

    Dazu sind politische berzeugung und politischer Wille erforderlich. Hierfr steht die SPD.122

    123

    3. Konzentration auf das Wesentliche: unsere natrlichen Lebensgrundlagen124

    125

    Der Staat schtzt auch in Verantwortung fr die knftigen Generationen die natrlichen126

    Lebensgrundlagen und die Tiere im Rahmen der verfassungsmigen Ordnung durch die127

    Gesetzgebung und nach Magabe von Gesetz und Recht durch die vollziehende Gewalt und die128

    Rechtsprechung. Dieses Staatsziel ist im Grundgesetz, Artikel 20 a formuliert und in unsere129

    Verfassung aufgenommen worden.130

    Die SPD wird mit konkreter Programmatik hierfr einstehen. Unser Prinzip ist die Politik der131

    Ausgewogenheit von kologie, konomie und Sozialem. Niedersachsen ist ein energieintensiver132

    Wirtschafts- und Industriestandort. Dies stellt eine verlssliche Basis fr Gute Arbeit dar; unser133

    Wohlstand und der Erhalt einer gesunden Umwelt profitieren davon.134

    Aktuell erleben wir, wie Finanzkapital zum Engpass fr wirtschaftliche Entwicklung werden kann.135

    Auch das Umweltkapital (Klima, Luft, Wasser, Bden, Artenvielfalt) wird knapper und somit auch die136

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    konomisch wertvollen Leistungen (z.B.:CO2-Speicherung in Mooren, Sauerstoffneubildungsrate in137

    Wldern), die von der Natur kostenlos zur Verfgung gestellt werden.138

    Fr Niedersachsen ist daher ein Umsteuern in eine kologische Industriepolitik eine verlssliche139

    Vorsorge. Die Stellschrauben liegen im Ausbau der Erneuerbaren Energien, der Energie-, Rohstoff-140

    und Materialeffizienz sowie der Einbeziehung der kosystemleistungen beim Wirtschaftshandeln.141

    Dies ist ein generationengerechter Beitrag zur nachhaltigen Nutzung der natrlichen Ressourcen.142

    143

    Eigentum verpflichtet und soll zugleich dem Allgemeinwohl dienen. Dieses Staatsziel , gem. Artikel144

    14 Grundgesetz, ist fr die SPD ein wichtiger Grundsatz. Es gilt die Interessen der Eigentmer, der145

    Wirtschaft und der Industrie mit den Anforderungen zum Schutz unserer Umwelt auszugleichen. Fr146

    die Zielerreichung ist eine leistungsfhige und interdisziplinr aufgestellte Umweltverwaltung147

    notwendig. Ihre Aufgabe ist es, das Politikfeld Umwelt strategisch und planerisch auszurichten,148

    Zielkonflikte im Vorfeld aufzuzeigen und mit kooperativen Anstzen tragfhige Lsungen149

    herbeizufhren. Der SPD ist hierbei besonders wichtig, dass die ehrenamtlichen150

    Interessenvertretungen und Brgerinitiativen aktiv mit einbezogen werden und sie ihre Positionen151

    auf Augenhhe einbringen und vertreten knnen.152

    Mit diesen Anstzen geht die SPD konform mit den Zielen der EU-Richtlinien (Emissionshandel,153

    Wasserrahmenrichtlinie, Erneuerbaren Energien, Luftreinhaltung u. a.). Die Umsetzung in nationales154

    Recht erfordert administrativen Sach- und Fachverstand, der von Bundes-, Landes- bis zur155

    kommunalen Ebene eng vernetzt sein muss. Deutschland gilt vielen anderen EU-Lndern als Vorbild156

    und setzt zukunftsorientierte Mastbe. Niedersachsen wird mit der SPD seine CDU/FDP-geprgte157

    Rolle als Enfant terrible ablegen und verantwortungsvoll zum Schutz des Klimas, der Umwelt und158

    der Natur mitwirken. Dies sichert Lebensqualitt fr nachkommende Generationen und darf nicht159

    lnger vernachlssigt werden.160

    161

    Zur Finanzierung der notwendigen Konzepte und Manahmen im Klima-, Umwelt- und162

    Naturschutzbereich, sind alle EU-Frderinstrumente (z. B. GAP, ELER, EFRE, ESF, life+ u. a.) optimal zu163

    nutzen. Eine Fortschreibung rechtlicher Rahmenbedingungen und Programme ist insbesondere bei164

    Fehlentwicklungen, wie z.B. der Nitratbelastung im Grundwasser, erforderlich, um Langzeitschden165

    unserer Ressourcen auszuschlieen. Auch fr diese umfassenden Aufgaben sind leistungsfhige Fach-166

    und Verwaltungsstrukturen unerlsslich.167

    168

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    4. Fr ein gutes Klima in Niedersachsen: Schutz und Anpassungsstrategien169

    170

    Die Bundeslnder tragen eine groe Verantwortung fr den Klimaschutz. Die SPD wird zuknftig auf171

    Landesebene Regierungsverantwortung bernehmen. Unsere Klimaschutzpolitik folgt dem172

    ganzheitlichen Ansatz die weltweite Erwrmung um 2 Grad Celsius zu begrenzen. Wir definieren zwei173

    grundstzliche Handlungsfelder:174

    175

    1. Strategische Ausrichtung zum Schutz des Klimas, um weitere Klimaschden zu verringern.1762. Gezielte Anpassungen an den Klimawandel, zum Erhalt der Lebensqualitt und177

    Wirtschaftskraft.178

    179

    Schutz des Klimas:180

    Die SPD wird einen umfassenden Masterplan Klimaschutz fr Niedersachsen mit zwei181

    bergeordneten Zielsetzungen auflegen:182

    183

    Bis zum Jahr 2050 (Vergleichsjahr 1990), Verminderung der Emissionen von Treibhausgasen184um mindestens 90 Prozent.185

    Reduzierung des Primrenergiebedarfs bis 2050 um 50 Prozent.186187

    Entscheidende Themen einer SPD-Landesregierung werden sein: Analyse der188

    Energieumstellungspotenziale mit dem Ziel 100 Prozent Erneuerbare Energien,189

    Energieeinsparpotenzialermittlung, Energieeffizienzsteigerung, ffentlichkeitsarbeit, Beratung,190

    Innovation.191

    Diese Themen finden Anwendung auf die mageblichen Bereiche der Energieerzeugung, Industrie192

    und Wirtschaft, Verkehr, Haushalte und Gewerbe. Eine enge Vernetzung des Masterplans mit den193

    Aktivitten auf lokaler Ebene ist Voraussetzung fr einen umfassenden Schutz des Klimas in194

    Niedersachsen.195

    196

    Anpassung an den Klimawandel197

    Eine Anpassungsstrategie an die Folgen des Klimawandels muss sich in Niedersachsen an den198

    Verwundbarkeiten seiner natrlichen und wirtschaftlichen Standortfaktoren ausrichten:199

    200

    Luftreinhaltung und Luftqualitt, insbesondere in den Metropolregionen,201 Hochwasserschutz an der Kste und im Binnenland,202 Grund- und Trinkwassermanagement,203

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    Dialogpapier: Klima-, Umwelt- und Naturschutzpolitik

    Bodenfunktionen: CO2- und Wasserspeicherkapazitten, Rohstoffe und Bodenschtze,204 Qualitt und Artenvielfalt in kosystemen (z. B. Wald, Moore, Grnland),205 Infrastruktur: Verkehr, Versorgungseinrichtungen,206 Forst-, Land und Fischereiwirtschaft, Garten- und Obstbau,207 Naherholung und Tourismus.208

    209

    Der darauf aufzubauende Masterplan wird regionale Unterschiede erfassen, die Landesraumordnung210

    einbeziehen und den demografischen Wandel bercksichtigen. Hieraus wird die SPD anhand211

    konkreter Zielsetzungen, klarer Vorgaben und eindeutiger Zielvorgaben zielorientierte Manahmen212

    zum Schutz des Klimas und zum Erhalt der Lebensqualitt und Wirtschaftskraft in Niedersachsen213

    erarbeiten.214

    215

    5. Umweltschutz: Nachhaltigkeit, Arbeitspltze und Versorgungssicherheit216

    217

    Der Umweltschutz ist ein zentrales Politikfeld unserer Zukunft und seit der UN-Konferenz in Rio de218

    Janeiro von 1992 untrennbar mit dem Begriff der Nachhaltigkeit verbunden. Im Jahr 2002 hat die219

    Bundesregierung unter Bundeskanzler Gerhard Schrder die nationale Nachhaltigkeitsstrategie220

    beschlossen. Fr die SPD ist die Nachhaltigkeit der Leitgedanke fr gesellschaftliche, wirtschaftliche221

    und technologische Ausrichtung, um kommenden Generationen eine intakte Umwelt und222

    ausreichende Ressourcen einerseits und soziale und wirtschaftliche Stabilitt andererseits zu223

    hinterlassen.224

    Im Umweltschutz sind nach Angaben des Deutschen Instituts fr Wirtschaft (DIW 2010) mittlerweile225

    etwa 1,8 Mio. Menschen beschftigt, das entspricht etwa 4,5 Prozent aller Beschftigten mit der226

    Prognose, dass in diesem Sektor berdurchschnittliche Zuwchse zu erwarten sind.227

    228

    Neben den klassischen Schutzgtern unserer Umwelt wie Boden, Wasser, Luft und Artenvielfalt ist es229

    Aufgabe der Umweltpolitik, die Auswirkungen anthropogener Nutzungen, wie beispielsweise Lrm,230

    Abfall und Atommll zu erfassen. Auch Einflsse, die sich langfristig auf unsere Gesundheit und die231

    Umwelt auswirken, mssen erfasst und bewertet werden. Die Entwicklung des technischen232

    Umweltschutzes ist fr die SPD unabdingbar, um negative Auswirkungen zu verringern oder zu233

    vermeiden. Umwelt- und Gesundheitsschdigungen knnen durch technologische Lsungen234

    vermieden oder saniert werden, wie im Bereich der Wasserwirtschaft oder des Verkehrs. Dies ist ein235

    Garant fr die Versorgungssicherheit in unserem Land.236

    237

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    Dialogpapier: Klima-, Umwelt- und Naturschutzpolitik

    Die SPD-Niedersachsen wird deshalb:238

    239

    Eine integrative Umweltinstitution des Landes Niedersachsens einrichten und ihr die240zentralen Aufgaben der Umweltberichterstattung, Erhebung von Messwerten, Daten und241

    Fakten sowie Informationssysteme zuweisen. Ebenso werden hier Konzepte und Strategien242

    fr den Umweltschutz, Herausforderung des Klimaschutzes und der Energiewende sowie des243

    Naturschutzes erarbeitet.244

    Einen Umweltpakt mit der Industrie und Wirtschaft herbeifhren. Das Ziel des245Umweltpaktes ist die Strkung des vorsorgenden Umweltschutzes und die Vermeidung246

    knftiger Umweltbelastungen. Der Umweltpakt soll auf freiwilliger Basis zur Strkung der247

    Eigenverantwortung dienen und zur Verbesserung der Umweltqualitt und248

    Kostenreduzierung in den Betrieben fhren.249

    Zur Umsetzung des 7. Umweltaktionsprogramms der EU, das sich gegenwrtig im250Konsultationsprozess befindet und 2013 in Kraft tritt, ein strategisches Manahmenkonzept251

    erarbeiten.252

    Einen Frderfonds Umweltbildung Verantwortung fr die Zukunft auflegen, an dem sich253die Industrie, Wirtschaft und die Gewerkschaften beteiligen sollen. Ziel ist es ber einen254

    verantwortungsbewussten und nachhaltigen Umgang mit den Ressourcen unter Einbeziehung255

    von Industrie und Wirtschaft zu informieren.256

    257

    Mit diesen Vorhaben wird das Land Niedersachsen seiner Vorreiterrolle im Umweltschutz wieder258

    gerecht werden und zukunftssicher aufgestellt sein, um Arbeitspltze und Versorgungsicherheit259

    gewhrleisten zu knnen.260

    261

    6. Naturschutz: biologische Vielfalt fr gesunde Lebensqualitt und Wirtschaftskraft262

    263

    Die Natur und Landschaft sind als Grundlage fr Leben und Gesundheit des Menschen auch in264

    Verantwortung fr die knftigen Generationen im besiedelten und unbesiedelten Bereich so zu265

    schtzen, dass die biologische Vielfalt, die Leistungs- und Funktionsfhigkeit des Naturhaushalts266

    einschlielich der Regenerationsfhigkeit und nachhaltigen Nutzungsfhigkeit der Naturgter sowie267

    die Vielfalt, Eigenart und Schnheit sowie der Erholungswert von Natur und Landschaft auf Dauer268

    gesichert sind.269

    Die SPD-gefhrte Landesregierung wird auf diesen Gesetzesgrundsatz ihre Naturschutzpolitik270

    ausrichten. Ihr ist bewusst, dass intakte kosysteme die Grundlage zahlreicher Wirtschaftsaktivitten271

    darstellen. Sie ben Schutzfunktionen aus und stellen kostenfreie Leistungen zur Verfgung. So272

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    Dialogpapier: Klima-, Umwelt- und Naturschutzpolitik

    mindern Auelandschaften Hochwassergefahren und nehmen Stickstofffrachten auf. Gehlze und273

    Wlder filtern Schadstoffe aus der Luft, binden CO2 und erzeugen Sauerstoff. Zudem tragen sie zum274

    Lrmschutz bei. Der Wert der Selbstreinigungskraft der Gewsser ist genauso wenig zu unterschtzen275

    wie die Grundwasserneubildungsraten durch intakte Moore, Feuchtgrnlnder oder durch Wlder.276

    Dies spart Kosten fr die technische Aufbereitung unseres Trinkwassers. Zudem stellen schne und277

    vielfltige Naturlandschaften mit ihren Erholungs- und Freizeitfunktionen einen Standortfaktor fr278

    Naherholung und Tourismus dar.279

    280

    Die SPD-Niedersachsen wird daher:281

    282

    Mit dem Plan Naturkapital Niedersachsen den vielfltigen Wert der Natur und ihrer283Dienstleistungen zusammenstellen. Ziel ist es, der Industrie und Wirtschaft ihre Beziehungen284

    zu kosystemen darzulegen. Hieraus werden Strategien zur Reduzierung von Biodiversitts-285

    und kosystemrisiken abgeleitet.286

    Die Niedersachsen Strategie der Biologischen Vielfalt in Analogie zur Nationalen Strategie287der Bundesregierung von 2007 auflegen. Die Strategie formuliert eine konkrete Vision fr die288

    Zukunft und legt fr alle biodiversittsrelevanten Themen Qualitts- und Handlungsziele fest.289

    In den EU-Frderprogrammen gemeinsame Nutzungsformen mit der Land-, Forst- Fischerei-290und Wasserwirtschaft erarbeiten, um zum Schutz der biologischen Vielfalt beizutragen.291

    Kooperationen fr die Ziele des Naturschutzes sind unerlsslich.292

    Die Nationalparke und Biosphrenreservate strken. Sie genieen den hchsten Schutz und293stellen die Grundlage fr Wertschpfung in den Regionen durch Entwicklung des294

    internationalen und nationalen Tourismus dar.295

    Die ehrenamtliche Arbeit in den zahlreichen Umwelt- und Naturschutzverbnden296grundstzlich untersttzen und zielgerichtet frdern.297

    Das Naturschutzrecht als eigenstndiges Fachrecht EU- und zukunftsgerecht ausbauen und als298rechtliche Grundlage auf Augenhhe mit anderen Fachrechten erhalten.299

    300

    Die SPD wird Naturschutzpolitik unter Einbindung der Wirtschafts- und Sozialpartner sowie des301

    brgerschaftlichen Engagements gestalten. Die Einbindung aller Fachbereiche sichert zudem eine302

    ausgewogene von allen getragene Umsetzung in Niedersachsen.303

    304

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    Dialogpapier: Klima-, Umwelt- und Naturschutzpolitik

    7. Zukunftsdialog: Der sozialdemokratische Weg305

    306

    Ein zeitgemer und den Herausforderungen angemessener Regierungsstil zeichnet sich aus durch307

    ein Staatsverstndnis auf Augenhhe mit den Brgerinnen und Brgern, durch ein kooperatives308

    Verhltnis zu Umwelt- und Naturschutzverbnden, Gewerkschaften und Arbeitgebern und anderen309

    Organisationen der Zivilgesellschaft, durch transparente und brgernahe Verwaltung sowie eine310

    solide und nachhaltige Finanzpolitik.311

    In Zukunft gilt es, die Politik des Landes Niedersachsens langfristig anzulegen. ber den nchsten312

    Wahltag hinaus mssen die Weichen gestellt werden, um Niedersachsen als Arbeits- und313

    Lebensstandort zukunftsfhig zu gestalten.314

    Dazu brauchen wir einen Zukunftsdialog der Umwelt- und Sozialorganisationen, der Wirtschaft, der315

    Wissenschaft, der Gewerkschaften sowie andere zivilgesellschaftliche Institutionen zusammenfhrt.316

    Die Wirtschaft ist ein zentrales Handlungsfeld zur Zukunftssicherung des Landes, die nur auf der317

    Grundlage nachhaltiger kosystemdienstleistungen und im Rahmen gesunder Natur und Umwelt318

    zukunftssicher ausgerichtet werden kann.319

    Der Ausgleich der Interessen zwischen konomie, kologie und Sozialem braucht seinerseits eine320

    exzellente Forschungs- und Bildungslandschaft, vitale Stdte und Gemeinden, eine lebendige Kunst321

    und Kultur, die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf und nicht zuletzt auch Sozialpartner322

    (Gewerkschaften und Gewerkschaften), Unternehmer und Brger, die sich fr Natur und Umwelt,323

    eine innovative Wirtschaft und ein solidarisches Gemeinwesen engagieren.324

    Strker werden, menschlich bleiben das ist unser Weg fr ein zukunftsfhiges Niedersachsen.325

    326

    Hannover, 21.05.2012327