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sorgte die Intersana auf rund 9000 Quadratmetern für reichlich Ab- wechslung. „Ich bin zum ersten Mal hier und unvoreingenommen gewe- sen. Das Thema Auge und Sehen ist für mich am wichtigsten, aber auch der Rest ist interessant und über- sichtlich und hat mich begeistert“, meint die 65-jährige Christa Liebs. Die Intersana spreche alle Alters- klassen an, so Silvia Schüler: „Es kommen jedes Jahr mehr junge Menschen, die sich über Zusatzver- sicherungen informieren wollen. Außerdem nimmt das Gesundheits- bewusstsein zu, wobei Prävention eine immer wichtigere Rolle spielt.“ Insgesamt rund 22 000 Besucher zählten in diesem Jahr die Organisa- toren. Knapp 1000 weniger als im vergangenen Jahr. Schüler: „Wir sind dennoch sehr zufrieden. Das Wochenende ist in die Ferien gefal- len, was uns sicherlich den einen oder anderen Besucher gekostet hat. Außerdem haben viele Menschen bestimmt noch einmal das schöne Wetter genossen.“ cherin Marianne Steierer. Suarez, Lehrer für Entspannungstechniken, der selbst Schlafapnoe-Patient war, entwickelte ein Windinstrument samt Spieltechnik als Therapieform. Beim Spielen des Instruments aus Plexiglas werden das Bindegewebe und die Muskulatur im Hals ange- regt und gefestigt. Diese werden vor allem im Alter schwächer und sind neben einer anatomischen Rache- nenge Hauptgrund für das Schnar- chen. Durch regelmäßiges Prakti- zieren würden die Symptome inner- halb weniger Wochen signifikant verbessert, so der Fachmann. Neben dem Thema Schnarchen der Schlafarchitektur, nicht erholsa- mem Schlaf, Tagesmüdigkeit und vielleicht auch Impotenz, kann in ei- nem Schlaflabor diagnostiziert und therapiert werden“, informierte Dr. Elke Dankelmann. Besonders viel Aufmerksamkeit erregte der Schweizer Alex Suarez mit seiner Asate-Therapie. Didgeri- doo spielen als Heilmittel gegen Schnarchen und Atemstillstände? Der ein oder andere Besucher schien bei einzelnen Heilpraktiken zu- nächst skeptisch: „Manche Neuhei- ten erscheinen erst mal skurril und wunderlich, da muss ich mich noch überzeugen lassen“, meinte Besu- VON DAVID HEIN Werden Sie von ihrer Partnerin oder ihrem Partner nachts aus dem Bett gejagt? Sind Sie tagsüber müde und gereizt? Wer das alles mit Ja beant- worten kann, der erhielt an diesem Wochenende Hilfe: auf der Intersa- na. Dort gab es unzählige Möglich- keiten und Angebote, den eigenen Schlaf oder den des Partners, ange- nehmer und ruhiger zu gestalten. Von der qualifizierten Schlafbe- ratung, orthopädischen Matratzen, bis hin zu Schlafraumgestaltung und eben der Problematik der Schlafstö- rung, fand man dort alles für den ge- sunden Schlaf. Unter dem Motto „Die Qualen der Nacht“ gab es am Samstag eines der zahlreichen Expertengespräche, auf welche Messeleiterin Silvia Schüler besonders stolz ist: „Wo kann man schon persönlich mit Ex- perten über individuelle und allge- meine Gesundheitsthemen reden, und das, ganz ohne einen Termin auszumachen.“ Schlafapnoe (nächtlicher Atem- stillstand), Schnarchen, Schlafstö- rungen und vor allem deren Be- kämpfung standen im Mittelpunkt. Laut Dr. Marcus Hesse „sollten Schlafmittel nur im äußersten Fall eingenommen werden. Diese rich- ten nämlich meistens mehr Schaden als Nutzen an.“ Ob ein Schlafapnoe- syndrom vorliegt, mit Zerstörung Didgeridoo hilft gegen Schnarchen Intersana Knapp 22000 Menschen haben in diesem Jahr die Gesundheitsmesse in Augsburg besucht. Damit gehen die Zahlen etwas zurück, die Veranstalter sind dennoch zufrieden Rund 22000 Besucher zählten die Veranstalter der Intersana. Sie konnten sich dort beispielsweise über das Ohr informieren. Foto: Michael Hochgemuth „Das Thema Auge und Sehen ist für mich am wichtigsten, aber auch der Rest ist inte- ressant und übersichtlich und hat mich begeistert.“ Christa Liebs

Didgeridoo hilft gegen Schnarchen - · PDF fileMONTAG, 31. OKTOBER 2011 NUMMER 251 Augsburg 45 Keine zahnlosen Panther Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Und

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Page 1: Didgeridoo hilft gegen Schnarchen -  · PDF fileMONTAG, 31. OKTOBER 2011 NUMMER 251 Augsburg 45 Keine zahnlosen Panther Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Und

MONTAG, 31. OKTOBER 2011 NUMMER 251 45Augsburg

Keine zahnlosenPanther

Wer zu spät kommt, den bestraftdas Leben. Und so muss es

kommen, wie es kommen muss. Vielzu spät mache ich mich von derArbeit aus auf den Weg. Mein Ziel:das Curt-Frenzel-Stadion. Hell er-leuchtet ist das Stadion, als ich denHügel bei der Gesundbrunnen-straße hinuntereile, die Fans rufenbereits die Namen der Panther-Spieler. Es ist laut, lauter als beimFCA denke ich und lege nochmalseinen Gang zu. Drei Minuten vorAnpfiff betrete ich die Baustelle.Irgendwie ein komisches Gefühl:Ein Teil ist mir aus Jugendjahrenso vertraut, ein Teil vollkommenneu. Nackter Beton trifft im obe-ren Bereich auf noch nicht fertigeEssensstände.

Das Aussehen ist aber unwichtig.Ich will einen Platz. Platz? Fehlan-zeige. Jeder Stehplatz ist besetzt,eine Menschenkette hinter denobersten Reihen zieht sich durch dasRund. Sich hinter den Fans einrei-hen ist mit meinen 1,66 Metern –das steht zumindest im Ausweis –zwecklos. Bleibt ein minimalerFleck seitlich eines Aufgangs – einnicht ausgewiesener Stehplatz – wiemich der eigentlich freundlicheOrdner, der mir die Sicht auf daszweite Tor versperrt, aufklärt.

Dafür ist die Sicht auf das Tor vorder Augsburger Fankurve umsobesser. Anpfiff. Es ist spannend,und das von der ersten Minute an.Schnell geht es hin und her. Die kei-neswegs zahnlosen Panther sindgegen den Erstplatzierten, dieMannheimer Adler, am Drücker,halten sie in Schach. Die Spannungist förmlich spürbar und dennochgibt es so viel zu sehen, dass ich demSpiel nicht immer folgen kann.Selbst gestrickte Schals und Pullis inRot-grün-weiß verzücken mich,aber auch Flaschenträger, die michan meine Kindheit erinnern. Wäh-rend ich damit jahrelang Getränkeaus dem Keller transportierte, die-nen sie hier als Tablett für sechsHelle. Kein schnöder Papp also,sondern Retro-Plastik. Mir gefälltdas Lachen aus Michael JacksonsLied „Thriller“, das einen Adler-Spieler auf die Bank begleitet. Sehrschön. Hier steckt viel Liebe im De-tail. Im zweiten Drittel und zweiKinderpunsch später spricht michder zweite AEV-Fan an. „Mädle,warum stehsch denn da? Da siegschdoch nichts.“

Dieser Platz hat sein Gutes. DerAEV-Fan ist aufgeschlossen, lerneich, noch dazu steht er absolut hin-ter seinem Team. Den Adlernstutzen die Panther ganz schön dieFlügel, lassen kaum Chancen zu,nutzen die eigenen aber leider auchnicht. Optimistisch einen Heim-sieg mitzuerleben erkläre ich in derzweiten Pause dem dritten AEV-Fan, warum ich ausgerechnet dortstehe und beobachte die Eisma-schine. Mit vier Jahren stand ich daserste Mal auf dem Eis, kein ande-res Fahrzeug hat mich seither mehrfasziniert, als dieses Kastenfahr-zeug, das aus dem zerkratzten Eiswieder eine leuchtende Oberflächezaubert. Wie gern würde ich dieEismaschine einmal selber fahren,denke ich mir noch, als das letzteDrittel beginnt. Die Augsburgerkönnen noch dagegen halten. Ir-gendwann ist es mit der Gegen-wehr vorbei. Die Tore der Adlersehe ich von meinem nicht ausge-wiesenen Stehplatz glücklicherweisenicht. Die wahren Sieger sind andiesem Abend für mich ohnehin diePanther. Ich komme wieder. Dasnächste Mal aber sicherlich früher.

Schnell geht es bei den Panthern hin und

her. Foto: ziss

sorgte die Intersana auf rund 9000Quadratmetern für reichlich Ab-wechslung. „Ich bin zum ersten Malhier und unvoreingenommen gewe-sen. Das Thema Auge und Sehen ist

für mich am wichtigsten, aber auchder Rest ist interessant und über-sichtlich und hat mich begeistert“,meint die 65-jährige Christa Liebs.

Die Intersana spreche alle Alters-klassen an, so Silvia Schüler: „Eskommen jedes Jahr mehr jungeMenschen, die sich über Zusatzver-sicherungen informieren wollen.Außerdem nimmt das Gesundheits-bewusstsein zu, wobei Präventioneine immer wichtigere Rolle spielt.“

Insgesamt rund 22 000 Besucherzählten in diesem Jahr die Organisa-toren. Knapp 1000 weniger als imvergangenen Jahr. Schüler: „Wirsind dennoch sehr zufrieden. DasWochenende ist in die Ferien gefal-len, was uns sicherlich den einenoder anderen Besucher gekostet hat.Außerdem haben viele Menschenbestimmt noch einmal das schöneWetter genossen.“

cherin Marianne Steierer. Suarez,Lehrer für Entspannungstechniken,der selbst Schlafapnoe-Patient war,entwickelte ein Windinstrumentsamt Spieltechnik als Therapieform.

Beim Spielen des Instruments ausPlexiglas werden das Bindegewebeund die Muskulatur im Hals ange-regt und gefestigt. Diese werden vorallem im Alter schwächer und sindneben einer anatomischen Rache-nenge Hauptgrund für das Schnar-chen. Durch regelmäßiges Prakti-zieren würden die Symptome inner-halb weniger Wochen signifikantverbessert, so der Fachmann.

Neben dem Thema Schnarchen

der Schlafarchitektur, nicht erholsa-mem Schlaf, Tagesmüdigkeit undvielleicht auch Impotenz, kann in ei-nem Schlaflabor diagnostiziert undtherapiert werden“, informierte Dr.Elke Dankelmann.

Besonders viel Aufmerksamkeiterregte der Schweizer Alex Suarezmit seiner Asate-Therapie. Didgeri-doo spielen als Heilmittel gegenSchnarchen und Atemstillstände?Der ein oder andere Besucher schienbei einzelnen Heilpraktiken zu-nächst skeptisch: „Manche Neuhei-ten erscheinen erst mal skurril undwunderlich, da muss ich mich nochüberzeugen lassen“, meinte Besu-

VON DAVID HEIN

Werden Sie von ihrer Partnerin oderihrem Partner nachts aus dem Bettgejagt? Sind Sie tagsüber müde undgereizt? Wer das alles mit Ja beant-worten kann, der erhielt an diesemWochenende Hilfe: auf der Intersa-na. Dort gab es unzählige Möglich-keiten und Angebote, den eigenenSchlaf oder den des Partners, ange-nehmer und ruhiger zu gestalten.

Von der qualifizierten Schlafbe-ratung, orthopädischen Matratzen,bis hin zu Schlafraumgestaltung undeben der Problematik der Schlafstö-rung, fand man dort alles für den ge-sunden Schlaf.

Unter dem Motto „Die Qualender Nacht“ gab es am Samstag einesder zahlreichen Expertengespräche,auf welche Messeleiterin SilviaSchüler besonders stolz ist: „Wokann man schon persönlich mit Ex-perten über individuelle und allge-meine Gesundheitsthemen reden,und das, ganz ohne einen Terminauszumachen.“

Schlafapnoe (nächtlicher Atem-stillstand), Schnarchen, Schlafstö-rungen und vor allem deren Be-kämpfung standen im Mittelpunkt.Laut Dr. Marcus Hesse „solltenSchlafmittel nur im äußersten Falleingenommen werden. Diese rich-ten nämlich meistens mehr Schadenals Nutzen an.“ Ob ein Schlafapnoe-syndrom vorliegt, mit Zerstörung

Didgeridoo hilft gegen SchnarchenIntersana Knapp 22000 Menschen haben in diesem Jahr die Gesundheitsmesse in Augsburg

besucht. Damit gehen die Zahlen etwas zurück, die Veranstalter sind dennoch zufrieden

Rund 22000 Besucher zählten die Veranstalter der Intersana. Sie konnten sich dort

beispielsweise über das Ohr informieren. Foto: Michael Hochgemuth

„Das Thema Auge und Sehenist für mich am wichtigsten,aber auch der Rest ist inte-ressant und übersichtlichund hat mich begeistert.“

Christa Liebs

Römische Essgewohnheiten, die Funktionsweise des damaligen Herdesund die Eigenheiten der römischen Ausrüstungen und Tracht – darüberinformierten sich gestern zahlreiche Interessierte bei einer Sonderfüh-rung der Regio Augsburg im Archäologischen Garten. Kaiser Augustus

stand ihnen dafür höchstpersönlich Rede und Antwort. Matthias Ubertwar in seine Rolle geschlüpft und zeigte auch Tricks für die geliebtenWürfelspiele des Kaisers. Weitere historische Persönlichkeiten verkör-perte die Römergruppe „Popvlares Vindelicenses“. Foto: Anne Wall

Kaiser Augustus klärt auf

Krüge geborgenTHW Fundstücke für das Textilmuseum

Ein wenig erinnerte es an die legen-dären Indiana-Jones-Filme: dunkle,teils einsturzgefährdete Kellerge-wölbe, eine steile Treppe führt zur„Schatzkammer“ im Riedinger-Ge-lände – und da stehen die Trophäen:sieben fast mannshohe Krüge ausTon. In ihnen wurden einst Säuren,Appreturen und andere Chemika-lien für die damals hier betriebeneJerseyfabrik gelagert. Kurz bevordie Räume aus Sicherheitsgründenzugeschüttet werden, sorgte derBildhauer Claus Scheele dafür, dassdiese Relikte der Industriekulturgeborgen und erhalten werden.

Scheele hatte über 25 Jahre seinAtelier in dem Gelände und die wohlin den 1950er-Jahren gefertigtenKrüge bei einem Streifzug entdeckt.„Das sind die letzten Zeugnisse da-für, wie ein altes Handwerk die In-dustrie ausgestattet hat. Die aggres-siven Substanzen konnten damalsnur in der speziellen Keramik gela-gert werden. Der Ton war bei be-sonders hoher Temperatur gebranntund dann glasiert.“ Schon wenigeJahre, nachdem die Krüge Stück für

Stück in Handarbeit gebaut und in-stalliert waren, begannen Plastikund Edelstahl, den Ton überflüssigzu machen, so Scheele. Er bemühtesich darum, dass die MAN als heuti-ger Besitzer die Krüge zur Bergungfreigab, und informierte das Textil-museum, das dringend an einigender Behälter interessiert ist.

Und so wuselt ein Trupp jungerFreiwilliger des Technischen Hilfs-werks THW vor und in dem Fab-rikgebäude, montieren die Rohre abund hieven die Krüge auf Paletten.Am Schluss stehen fünf von ihnenvor dem Gebäude, zwei bleiben imKeller, der eine ist beschädigt, derandere noch mit gut 1000 LiterFormaldehyd gefüllt. Gut achtStunden nach Beginn der Aktion at-met Thomas Zimmermann – auch erwar früher mit seiner Fahrzeuglea-sing-Firma in dem Gelände ansässig– erleichtert auf. Die junge Truppedes THW hat einen Krug in seinenGarten gehievt. In den kommendenMonaten will Claus Scheele ihn fürdie Konstruktion eines Brunnensverwenden. (kpk)

Thierhauptener findendie schwerste Kartoffel

Der Hörfunksender Radio Fantasyließ im Rahmen einer Bürgermeis-terschaft die Hörer mit skurrilenTagesaufgaben gegeneinander an-treten. In vielen Disziplinen räum-ten die Thierhauptener ab. Sofanden sie unter allen Teilneh-mern die schwerste Kartoffel (1874Gramm), sammelten die meistenGlückspfennige (23528 Stück) undverknoteten am meisten Schalsmiteinander (2800 Stück). Außer-dem brachten die Thierhauptener3551 Säugetiere auf ein Foto. Da-runter befanden sich unter ande-rem 2300 Mäuse, 200 Ratten, 33Hunde und ein Lemming. (cin)

„Kleiner Vampir“sucht Verstärkung

„Der Kleine Vampir“, gedacht fürMenschen und Vampire ab sechsJahren, feiert am 13. November, 15Uhr, im großen Haus des TheatersPremiere. Für diese Produktionsucht das Regieteam noch drin-gend zwei junge Männer zwischen20 und 25 Jahren als Statisten. Siesollten Interesse fürs Theater habenund Spaß am Spielen. Sie müssenvon Mitte November bis Anfang Ja-nuar auch vormittags Zeit haben.Denn in das Kinderstück stürmenauch Schulklassen. Interessentensollen sich bei der Leiterin der Sta-tisterie Sieglinde Hahn unter Tele-fon 08 21/243 28 20 melden. (lim)

Petra Pintscher (von links) kuratierte

und Jürgen Frantz eröffnete die Ausstel-

lung von Brigitte Weber. Foto: Schiller

Brigitte Weberim Café Dichtl

Seit knapp zwei Jahren kuratiertPetra Pintscher die „Kunst imDichtl“. Wechselnde Ausstellun-gen an den Wänden des Traditions-hauses machen die Welt der Kaf-feetrinker und Kuchenesser bunter.Brigitte Weber ist die „Neue“ im„Dichtl“, die von Jürgen Frantz,Vorstandsmitglied im AugsburgerKunstverein, vor über 100 Gästenbei der Vernissage vorgestellt wur-de. Was Brigitte Weber mit Acryl-und Mischtechniken auf Leinwän-den zeigt, nennt sie „Zwischenräu-me“. Da die neue Schau wiedereine Verkaufsausstellung ist, kannman im Dichtl nicht nur etwas fürden Magen, sondern eben auch fürdas Auge erwerben. (sysch)

chen, in der Bevölkerung deutlichnachgelassen?Tiggemann: Seit er als Feiertag geop-fert wurde, ist der Reformationstagzunehmend aus dem öffentlichenBewusstsein verschwunden. Wichti-ger als dieser Tag des Nachdenkensist für viele Menschen inzwischenleider Halloween geworden.

Spüren Sie das schwindende Interesseauch in Ihrer Pfarrgemeinde?Tiggemann: Ja, auch wir spüren, dasses nachlässt. Wenn es noch Feiertagwäre, hätten wir vermutlich ganzandere Möglichkeiten, diesen Taghochzuhalten und zu begehen. Dieganz Treuen nehmen den Reforma-tionstag natürlich ernst und ärgernsich über den Bedeutungsverlust.

Wie wird das Anschlagen der Thesenin Ihrer Gemeinde gefeiert?Tiggemann: Ich habe das Thema imVorfeld in Schulklassen und Ge-meindegruppen behandelt und wirhaben gestern einen Gottesdienstmit Abendmahl gefeiert.

Der Reformationstag ist doch aber erstam heutigen Montag?

Tiggemann: Wir feiern ihn immer amnächstgelegenen Sonntag. Auf denTag zu feiern, entspricht zwar derreinen Lehre, ist aber mit der Le-bensrealität der Menschen deutlichschwerer in Einklang zu bringen.Viele müssen schließlich arbeiten.Von der evangelischen Kirche gibt esnur die Empfehlung, den Reforma-tionstag auch am entsprechendenDatum zu begehen. Wie wir es letzt-lich vor Ort handhaben, dürfen wirallerdings selber entscheiden.

Spielt die Ökumene an einem solchenTag mit hinein?Tiggemann: Es spielt mit hinein. Ichbin ein großer Anhänger der Öku-mene. Katholiken und Protestantenhaben sehr lange gestritten, bis sie1999 am Reformationstag in Augs-burg endlich eine gemeinsame Er-klärung zur Rechtfertigungslehreunterzeichnet haben. Das Doku-ment hält fest, dass beide Kirchendavon ausgehen, dass der Menschnicht von sich aus aufrecht durchsLeben gehen kann, sondern GottesGnade dafür benötigt.

Interview: Christian Mühlhause» Leitartikel Seite 2

Der Reformationstag erinnert daran,dass Martin Luther seine Thesen 1517in Wittenberg an die Kirchentür ge-schlagen hat. Welche Bedeutung hatseine Tat knapp 500 Jahre späternoch?Tiggemann: Das Datum ist nach wievor sehr bedeutsam, war es doch derTag, an dem sich die Protestantenauf den Weg machten. Es ist wichtig,dass sich die Religion an der Lebens-wirklichkeit der Menschen orien-tiert und diese einbezieht und nichtnur irgendwelche schönen Redengehalten werden.

Täuscht die Wahrnehmung oder hatdas Interesse, sich auf den Weg zu ma-

Auf den Weggemacht

Nachgefragt»ZUM REFORMATIONSTAG

Dietrich Tiggemann istevangelischer Pfarrerin St. Thomas. Wir spra-chen mit ihm über dieBedeutung des Reforma-tionstags.