84
Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus

Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

  • Upload
    others

  • View
    2

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus

Page 2: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

Fanprojekt Augsburg

Fanprojekt Bochum

Fanprojekt Dresden

Fanprojekt Halle

Kölner Fanprojekt

Fanprojekt MannheimLudwigshafen

Fanladen St. Pauli

Fanprojekt Wuppertal

Fanprojekt Aue

Fanprojekt Bielefeld

Fanprojekt Dortmund

Fanprojekt Frankfurt

Fanprojekt Jena

Fanprojekt Mainz

Fanprojekt Saarbrücken

Fanprojekt Wolfsburg

Fanprojekt Babelsberg

Fanprojekt Bremen

Fanprojekt Düsseldorf

HSV-Fanprojekt

Fanprojekt Leipzig

Fanprojekt Nürnberg

Schalker Fanprojekt

Fanprojekt Zwickau

Fanprojekt der Sportjugend Berlin

Fanprojekt Darmstadt

Fanprojekt Duisburg

Fanprojekt Hannover

Fanprojekt Leverkusen

Fanprojekt Plauen

Fanprojekt Trier

Page 3: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

3 Vorwort der Herausgeber

5 Grußwort · Hendrik Große Lefert, Sicherheitsbeauftragter des Deutschen Fußball-Bundes (DFB)

6 Eine Fankurve ohne Nazis und Rassisten – Möglichkeiten und Grenzen der sozialpädagogischen FanprojekteMichael Gabriel und Gerd Wagner, Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS)

10 Weiterführende Literatur

12 Tolerant am Ball · Fanprojekt Aue

14 »Copa Augusta Antiracista« · Fanprojekt Augsburg

16 Flüchtlinge durch Fußball integrieren · Fanprojekt Babelsberg

18 Kick racism out · Fanprojekt der Sportjugend Berlin

20 Wo stehst du? · Fanprojekt Bielefeld

22 Kunst gegen Rassismus · Fanprojekt Bochum

24 JuMixx yourself! · Fanprojekt Bremen

26 Football is Freedom · Fanprojekt Darmstadt

28 Lernzentrum als Anziehungspunkt · Fanprojekt Dortmund

30 Love Dynamo – hate racism · Fanprojekt Dresden

32 Fußball ohne Grenzen · Fanprojekt Düsseldorf

34 Fair kriegt fünf · Fanprojekt Duisburg

36 Im Gedächtnis bleiben · Fanprojekt Frankfurt

38 Hallesche FC-Fans in Polen · Fanprojekt Halle

40 Kein Spiel wie jedes andere · HSV-Fanprojekt

42 Umgang mit rechten Tendenzen, Rassismus und Diskriminierung im Fußballumfeld · Fanprojekt Hannover

44 20 Jahr Feier im Zeichen der Zivilcourage · Fanprojekt Jena

46 multikulinarisch – multikulturell · Kölner Fanprojekt

Inhalt

Page 4: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

48 Ein Fanprojekt für ganz Leipzig · Fanprojekt Leipzig

50 Kalender gegen Gewalt und Rassismus« · Fanprojekt Leverkusen

52 Tatort Stadion 2 · Fanprojekt Mainz

54 Demokratie stärken – Rechtsextremismus bekämpfen Fanprojekt Mannheim/Ludwigshafen

56 Sport gegen Rassismus · Fanprojekt Nürnberg

58 Faire Begegnungen · Fanprojekt Plauen

60 »Doppelpass« – Streetsoccer als Angebot für Toleranz und ZivilcourageFanprojekt Saarbrücken

62 Mehr als ein Fanprojekt · Fanladen St. Pauli

64 Gemeinsam gegen Rassismus! · Schalker Fanprojekt

66 Antirassimusarbeit vor Ort · Fanprojekt Trier

68 »Wir schauen hin!« · Fanprojekt Wolfsburg

70 Respekt! Gegen Rassismus – Für Toleranz! · Fanprojekt Wuppertal

72 Respekt, Toleranz, Freiräume, Alternativen · Fanprojekt Zwickau

74 »Integration. Gelingt spielend.« · Bundesliga-Stiftung

76 Rassismus im Fußball: »Die Kreisliga ist das wahre Leben«Interview mit dem Sportjournalisten Kwamena Odum

78 Weißt du, was du trägst?

80 Die Internationalen Wochen gegen Rassismus:Ein Projekt des Interkulturellen Rates

81 Impressum

Page 5: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus2012 veröffentlichen die Koordinationsstelle Fanpro-jekte (KOS) bei der Deutschen Sportjugend, die Bun-desarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte (BAG e.V.)und der Interkulturelle Rat in Deutschland die 3. Aus-gabe der Broschüre »Unsre Kurve – Kein Platz für Ras-sismus«. Insgesamt 31 Fanprojekte von Vereinen bishinunter in die 5. Liga stellen darin ihr vielfältiges En-gagement und ihre Projekte gegen Rassismus und Dis-kriminierung im Fußballsport vor. Darüber hinaus schil-dern DFB und DFL in der Broschüre ihre Bemühungenum Fortschritte in der Integration und im Kampf gegenRassismus und Diskriminierung. Der Journalist Kwame-na Odum wirft zudem einen persönlichen Blick auf dieaktuelle Situation in und um die Stadien herum.

Die Fanprojekte richten sich mit ihrer Arbeit gegen Ras-sismus und Diskriminierung immer und zuerst an dieaktiven Fans in den Kurven. Darüber hinaus adressierensie aber auch »normale« StadionbesucherInnen, Spiele-rInnen, SchiedsrichterInnen, Vereins- und Verbands-funktionäre. Denn Rassismus geht alle an!

Voraussetzungen, um Rassismus zu überwinden, sind dieBereitschaft, sich kritisch mit den eigenen rassistischenDenkstrukturen auseinanderzusetzen und sich aktiv zuengagieren. Die Fanprojekte leisten hier Beispielhaftes.Wir wollen dieses Engagement mit dieser Broschüresichtbar machen und damit einen Kontrapunkt zu derveröffentlichten Meinung setzen, die aktive Fans zu oftunreflektiert mit Intoleranz und Gewaltbereitschaft inVerbindung bringt.

Das Fußballjahr 2012 ist mit der Männer-Europa-meisterschaft von einem Großereignis geprägt, das inzwei Ländern stattfindet, in denen die tödlichen Folgen von Rassismus noch immer greif- und erfahrbar sind. InPolen und der Ukraine sind während des Dritten ReichsMillionen von Juden, Sinti und Roma und anderen Min-derheiten ermordet worden. Zahlreiche Mahn- und Ge-denkstätten, ehemalige Konzentrations- und Vernich-tungslager erinnern hieran. Es ist gut und richtig, dassviele Fanprojekte solche Orte gemeinsam mit Fans auf-suchen, sich dieser Erinnerung stellen und daraus ihreSchlüsse für das Hier und Heute ziehen.

Denn wer Rassismus in der Kurve und auf dem Platzleugnet oder als lässliche Sünde in der »Hitze des Ge-fechts« verharmlost, der verschließt die Augen vor derWirklichkeit und leistet dem Kampf gegen Rassismus ei-nen Bärendienst. Die Fanprojekte schauen nicht weg, sienehmen die »Herausforderung Rassismus« während derInternationalen Wochen gegen Rassismus und darüberhinaus an. Sie sind deshalb wichtige zivilgesellschaftlicheAkteure und unverzichtbare Bündnispartner im Kampfgegen Rassismus und Diskriminierung.

Wir bedanken uns bei allen Mitwirkenden an dieser Bro-schüre für ihr Engagement. Der Fußball kann Grenzenüberwinden und Brücken zwischen Menschen unter-schiedlicher Herkunft, Hautfarbe, Sprache, Kultur, Reli-gion oder sexueller Orientierung bauen. Hierzu wollenwir beitragen und ermutigen.

Vorwort der Herausgeber

3

Page 6: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

4

Page 7: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

Sicherheitsbeauftragter des Deut-schen Fußball-Bundes – diese Rollemache ich mir derzeit noch in ihrenunterschiedlichen Ausprägungenvertraut. Von meinem Vorgängerhabe ich diese schwierige Aufgabeim Oktober 2011 übernommen. In meinen ersten Monaten habenwir engagierte Debatten geführt, inderen Mittelpunkt das Austarierenvon Sicherheit im Stadion und denWünschen einiger Fangruppenstand.

Keinerlei Debatte führen wir, wennes um Rassismus im Fußball geht.Rassistisches Verhalten von Spielern,Trainern, Offiziellen oder Fans istnicht hinzunehmen. Ein solchesVerhalten ist nie ein Kavaliersdelikt.Auch auf dem Spielfeld, »in derHitze des Gefechts«, ist nicht alles erlaubt. Mehr noch, der DFBengagiert sich aktiv. Es ist guteTradition, dass wir die Internatio-nalen Wochen gegen Rassismus in den Fußballstadien aktiv unter-stützen. Durch die Vergabe desJulius Hirsch Preises seit 2005 unddas kontinuierliche Wirken der ›AG für Toleranz und Anerkennung,gegen Rassismus und Diskriminie-rung‹ setzt der Fußball starke Zei-chen gegen jede Form rassistischenHandelns.

Die positiven Kräfte zu stärken istauch Aufgabe der Fanprojekte,deren Arbeit der DFB im Rahmendes Nationalen Konzepts Sport und Sicherheit unterstützt. Derzeitsind DFB und DFL über die Drittel-finanzierung neben Ländern undKommunen an der Förderung vonüber 50 Fanprojekten in den erstenfünf Ligen beteiligt. Wir unter-stützen damit die Selbstregulierung der Fanszenen. Dies geschieht ineinem wirkungsvollen Miteinanderder Fananlaufstellen des DFB undder DFL, der KOS und Fangruppie-rungen.

In einem aufgeklärten, weltoffenenUmfeld fällt es leicht, sich gegenRassismus und Diskriminierung zustellen. Die Sachlage schaut schnellanders aus, wenn im vollgepacktenStehblock eine Gruppe Zuschauereinen Spieler mit rassistischen Sprü-chen zu erniedrigen versucht. WennGrundwerte wie Einigkeit, Rechtund Freiheit auf dem Spiel stehen.

Wer dann protestiert oder sich sogarwehrt, braucht eine klare Denke,eine klare Sprache. Und manchmalauch Mut. Wir respektieren unter-schiedliche Weltanschauungen,deshalb steht der DFB für einenwerteorientierten Fußball.

Auch die starke Betonung derintegrativen Kraft des Fußballs,etwa durch die Projekte der DFB-Stiftung Sepp Herberger oder diejährliche Vergabe des DFB- undMercedes-Benz Integrationspreises,senden eine laute anti-rassistischeBotschaft. Denn Rassismus beginntmit einer schleichenden Erniedri-gung und Ausgrenzung. Wer aus-grenzt, diskriminiert und sich rassis-tisch verhält, hat im DeutschenFußball-Bund einen entschiedenenGegner. Dies wird auch in Zukunftso bleiben.

5

GrußwortHendrik Große Lefert, Sicherheitsbeauftragter des Deutschen Fußball-Bundes (DFB)

Hendrik Große Lefert

Page 8: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

6

»Die Welt ist zwar kein Fußball,aber im Fußball findet sich eineganze Menge Welt« dichtete einstRor Wolf und ohne weiteres lässtsich dieses Bonmot auch auf dasPhänomen der Fankultur über-tragen. Dieses gleichermaßeneinzigartige wie komplexe Milieustellt insbesondere jungen Männern,seit einigen Jahren zunehmend aber auch jungen Frauen, vielfältigeErfahrungs- und Erprobungs-räume mit stark identitätsbildendemPotenzial zur Verfügung. Es stelltkeine Übertreibung dar, wenn dieStehplatzbereiche der Stadien anSpieltagen als ›größte Jugendhäuserder Stadt‹ beschrieben werden. In den Medien dagegen tauchtenFußballfans lange Zeit nahezu aus-schließlich als Störer1, Randalierer,Rechtsradikale oder Gewalttäterauf. Der Aspekt der Gefahrenab-wehr stand im Mittelpunkt polizei-lichen und gesetzgeberischen Han-delns: enge Polizeibegleitung, hoheZäune und Videoüberwachung inden Stadien und die Einrichtungvon Datenbanken wie z.B. der Datei»Gewalttäter Sport«. Die ausschließ-liche Fokussierung auf Restriktionerwies sich als kontraproduktiv undführte in Teilbereichen sogar zueiner Verschärfung der Sicherheits-problematik rund um den Fußball-sport.

Demgegenüber stellen die Fanpro-jekte einen Versuch dar, die gesell-schaftliche Komplexität der Fankul-tur zu erfassen und in der Alltagsar-beit umfassend zu berücksichtigen.Denn die Fankurve ist mehr als nureine Problemzone. Sie bietet viel-fältigste Möglichkeiten für positivesEngagement, Kreativität, Solidaritätund ein enormes Anerkennungs-potenzial für Menschen, die mögli-cherweise in anderen Lebensberei-chen Schwierigkeiten haben. DieseMöglichkeiten zu gestalten ist Prä-ventionsarbeit, die einem Abgleitenin fatale Gewaltzirkel entgegen-wirkt.

Grundlage und kurze Geschichteder Arbeit von Fanprojekten

Das 1993 eingeführte und 2012aktualisierte Nationale KonzeptSport und Sicherheit (vgl. DeutscheSportjugend 1992) trug wesentlichzu einer Stabilisierung und Ver-stetigung der Arbeit der Fanprojek-te bei, insbesondere weil in ihmauch das grundlegende Finanzie-rungsmodell verabschiedet wurde.Werden die inhaltlichen und struk-turellen Rahmenbedingungeneingehalten, beteiligen sich dreiPartner zu gleichen Teilen an dermateriellen Ausstattung eines Fanprojektes. Auf öffentlich-recht-licher Seite sind dies die Stadt sowiedas Bundesland und auf sportver-bandlicher Seite je nach Ligenzuge-hörigkeit der DFB oder die DFL.Zur Beratung beim Aufbau vonFanprojekten wurde ebenfalls 1993die Koordinationsstelle Fanprojektebei der Deutschen Sportjugend(dsj) eingerichtet.

Seit 1993 ist die Zahl der Fanpro-jekte von einst zwölf auf ein beacht-liches Netzwerk von 48 aktivenProjekten bis hinunter in die 5. Ligaangewachsen. Die großen Vorbe-halte gegenüber deren Arbeit sindstetig kleiner geworden und spätes-tens nach der Übernahme des Prä-sidentenamtes beim DFB durch Dr. Theo Zwanziger einer nachhal-tigen und aktiven Unterstützunggewichen. Im Jahr 2006 habenDFB und DFL die Fanthematik ausdem verbandseigenen Verantwor-tungsbereich Sicherheit gelöst undsomit auch die Mehrdimensionalitätdes Phänomens anerkannt.

Rassismus und Fankultur – Woher kommen wir?

Ungefähr zehn Jahre nachdem sich die Fankultur entwickelt hatte,zogen Anfang der 1980er JahreFan-Clubs, die sich martialischBorussenfront, Frankenterror oderZyklon B nannten, zunehmend

1 Im Folgenden wird in den Fällen nur diemännliche Schreibweise verwendet, indenen es sich bei den Bezeichneten ganzüberwiegend um Männer handelt.

Eine Fankurve ohne Nazis und Rassisten – Möglichkeiten und Grenzen der sozialpädagogischenFanprojekteMichael Gabriel und Gerd Wagner, Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS)

Michael Gabriel

Page 9: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

die öffentliche Aufmerksamkeit aufsich. In Frankfurt/M. schaffte esdie Adlerfront im Mai 1982 bis indie Tagesschau, als sie in die 1. MaiDemonstration des DGB stürmteund dabei insbesondere nichtdeut-sche Demonstrierende attackierte.Die in der Fanszene verbreitetennationalistischen, chauvinistischenund neofaschistischen Haltungenund Aktionsformen waren vielerortsdominant für das Erscheinungsbildder Kurven.

Im Vergleich zu den 1980er-Jahrenhat sich die Situation bezogen aufrassistische und diskriminierendeVorfälle in den Stadien wesentlichverbessert. Auch wenn Menschenmit rechtsextremen Einstellungennicht aus den Stadien verschwundensind, so sind doch aus den meistenFankurven keine massenhaft rassisti-schen Beschimpfungen zu verneh-men. An dieser positiven Entwick-lung haben die Fanprojekte einengroßen Anteil, weil sie seit Jahrendie positiven Kräfte der Fankulturbetonen und insbesondere diejüngeren Fans durch vielfältige undkreative Aktivitäten im Kampf ge-gen Rassismus und Diskriminierungsensibilisieren.

Neben den aktiven Fangruppenselbst sind Fanprojekte, zumindestim Bereich des Profifußballs, sicher-lich einer der aktuell relevantestenAkteure für die Auseinandersetzungmit Rechtsextremismus und Frem-denfeindlichkeit im Fanmilieu. Dasgilt zum einen quantitativ – mit 48Projekten realisieren sie den Groß-teil pädagogischer Angebote in denStadien überhaupt – , zum anderenaber auch wegen ihres spezifischen,auf gegenseitigem Vertrauen basie-

renden Zugangs zu dieser Ziel-gruppe. Fanprojekte nehmen diejugendlichen Fans individuell inihrer spezifischen Lebenssituationernst und tragen dazu bei, die vielenpositiven Potenziale der Fankulturzu aktivieren und für die Gesell-schaft nutzbar zu machen. Der Fuß-ball insgesamt, aber besonders dieFankultur, stellen eine sehr großeKraft im Kampf gegen Rechtsextre-mismus und Rassismus dar. Vondaher muss die Fankultur als wich-tiger Faktor in der Zivilgesellschafterkannt und dementsprechend ge-fördert werden. Die Fanprojektestellen hier das bisher erprobtesteund erfolgreichste Mittel dar.

Das heißt jedoch nicht, dass dieFanprojekte, so wie wir sie heutehaben, diese Aufgabe einfach so mitübernehmen können. Rückmeldun-gen aus den Projekten deuten viel-mehr darauf hin, dass viele Fanpro-jekte für diese spezielle Aufgabe indie Lage versetzt werden müssen –

sowohl was die erforderlichenRessourcen betrifft als auch in Be-zug auf das nötige Know-How.Fanprojekte leisten im Bereich Anti-Diskriminierung wertvolle Arbeit,die aber in einen breiteren Kontextvon Präventionsbestrebungen ein-gebettet sein muss. Wenn man siemit dieser Arbeit alleine lässt, dannstellt das schlicht eine strukturelleÜberforderung dieser Arbeit undihrer Möglichkeiten dar. D.h. dieAufgabe der Prävention lässt sichnicht ausschließlich auf die Fan-projekte delegieren, die Vereinesind genauso in die Verantwortungmit ein zu beziehen.

Die Herausforderung

Trotz aller intensiven Bemühungenbleibt das Thema stets virulent.Rechtsextremismus ist weder einausschließlich an Gewalt gebunde-nes, noch ein reines Jugendpro-blem. Genauso waren und sindRechtsextremismus und Rassismusim Bereich des professionellen Fuß-ballsports kein reines Problem derFankurven, sondern finden ihrenPlatz ebenso auf den Tribünen, in den Ehrenlogen und Präsidienoder auch auf dem Rasen. Dement-sprechend vielfältig sollten die Be-teiligten wie auch Adressaten undAdressatinnen von Gegenstrategiensein. Die langfristig auf Verhaltens-änderung abzielende Arbeit derFanprojekte war immer daran orien-tiert, die Fans in der Fankurve zuhalten und mit ihnen gemeinsamdie für die Jugendlichen positivenAspekte ihrer Fankultur zu fördern.Wissend, dass repressive, aber auchindividualisierte sozialpädagogischeStrategien enge Grenzen haben,versucht die Arbeit der Fanprojekte

7

Gerd Wagner

Page 10: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

8

den Lebens- und LernkontextStadion, den Erfahrungsort Fan-kultur2, mitzugestalten.

Vereinsfunktionäre und Spieler/in-nen, die ignorant den Bedürfnissenihrer Fans gegenüber stehen, Poli-zei und Ordnungsdienste ohneGespür für die Aktivitäten der Fan-szene als jugendkulturelles Phäno-men sowie kommunale Verwaltungund Politik, die sich nur kurzfristigund instrumentell den Jugendlichenzuwenden, haben außerordentli-chen, meist negativen Einfluss aufdie jugendliche Fanszene. Dennwenn gesellschaftliche Instanzenmit jugendlichen Fans undemokra-tisch und entwertend umgehen,fällt es schwer, innerhalb der Fan-szene für die Stärkung einer kom-munikativen und demokratischenKultur zu werben. Die Themati-sierung von Rechtsextremismus,Rassismus und allen anderen For-men von Diskriminierung durch die Fanprojekte muss daher ininhaltlich umfangreichere Hand-lungskonzepte eingebettet sein, dieeine Veränderung der strukturellenRahmenbedingungen im Blickhaben, die solche Tendenzen beiFußballfans befördern. Diese Arbeitist nicht ohne Erfolge geblieben. In der Meta-Studie des Bundesinsti-tuts für Sportwissenschaften zu»Wandlungen des Zuschauerverhal-tens im Profifußball« kommen die

Autorinnen zu dem Schluss, dass»sichtbares und hörbares fremden-feindliches und rechtsextremesVerhalten auf den Rängen in denStadien in den letzten Jahren zu-rück gegangen, aber nicht ver-schwunden« ist (Behn/Schwenzer2006, S. 328).

Strategien der Fanprojekte im Umgang mit Rassismus undRechtsextremismus in den Fankurven

Konkrete Beispiele aus der Arbeitder Fanprojekte sind vielfältig. Indieser Broschüre werden einigedavon von den Fanprojekten selbstausführlich dargelegt. Ziel dieserÜberlegungen ist es daher, dasHauptaugenmerk auf zu verallge-meinernde Grundsätze zu legen.

■ Allen erfolgreichen Projektenund Konzepten ist gemeinsam, dasssie sich an den je spezifischen Be-dingungen in den jeweiligen Fan-szenen orientieren. Was in Jenageklappt hat, muss in Hamburgnicht unbedingt funktionieren,kann aber etwas abgewandelt inOffenbach erfolgreich sein. AufGrund der großen Anzahl vonPersonen und Gruppen in den Fan-szenen zeigt sich in den Kurveneine entsprechend vielschichtige Be-dürfnis- und Interessenlage. Dieseinnerkulturellen Aushandlungspro-zesse wahrzunehmen, zu begleitenund zu strukturieren, gehört zu denwichtigsten und anspruchvollstenAufgaben der Fanprojekte.

■ Eigenständige Initiativen aus derFanszene sind der zentrale Anknüp-fungspunkt für die pädagogischeArbeit der Fanprojekte. Wie bei

allen anderen pädagogischen Initia-tiven auch muss die Arbeit zuerst an den Bedürfnissen der Zielgruppe»Fans« orientiert sein. Dies erfor-dert eine starke und selbstbewussteTrägerschaft, die im Konfliktfall dieUnabhängigkeit der Fanprojektevon Verein, Sicherheitsinteressenund kurzfristigen politischen Inter-essenlagen stärkt.

■ Langfristig werden pädagogischeInitiativen der Fanprojekte aber nurdann wirksam werden, wenn dasUmfeld, insbesondere die Verant-wortlichen bei Stadt und Verein, ihrbisher instrumentelles Verhältniszum Fanprojekt überdenken sowiesich selbst offensiver und erkenn-barer der Thematik zuwenden.

■ Der Aufbau vertrauensvoller undbelastbarer Beziehungen zwischenMitarbeiter/innen der Fanprojekteund den jugendlichen bzw. junger-wachsenen Fans ist von zentralerWichtigkeit. Dennoch müssen dieseBeziehungen distanziert genug für pädagogische Interventionenbleiben. Gerade wenn Jugendlichedurch Gewalt oder durch rechtesbzw. rassistisches Verhalten auffälliggeworden sind, müssen Mitarbei-ter/innen, statt den Kontakt abzu-brechen, genau analysieren wiediese Vorfälle einzuordnen sind, umdanach nach angemessenen Maß-nahmen und Reaktionen zu suchen.

■ Der Aufbau belastbarer Bezie-hungen zu den jugendlichen Fuß-ballfans basiert zu großen Teilen auf dem aufsuchenden Anteil derArbeit. Die Mitarbeiter/innen be-wegen sich in der Kurve, sitzen inden Bussen und Zügen zu Aus-wärtsspielen und finden sich an

2 So haben viele Fanprojekte (u.a. Bre-men, Wolfsburg, Hamburg, Offenbach,Halle, Mainz) im Rahmen von Stadion-neubauten Beteiligungsmodelle mit der und für die Fanszene entwickelt,damit die spezifischen Interessen derjugendlichen Fankultur (z.B. Stehplätze,Fanräume) auch in der Architektur desStadions gewahrt bleiben.

Page 11: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

9

allen Orten der Fankultur. Die fürdie Arbeit unerlässliche Nähe zuden ›Schmuddelkindern‹ erweistsich leider noch allzu oft als Hinder-nis in der Kommunikation mit denVereinen.

■ Neben pädagogischen undsozialarbeiterischen Kompetenzenbraucht es in den Fanprojekten sta-bile Persönlichkeiten mit gefestig-ten, den ungeteilten Menschenrech-ten und der Emanzipation ihrerjugendlichen Zielgruppe verpflich-teten Haltungen. Es sollte Lust ander Diskussion, an Kritik, an demo-kratischen Aushandlungsprozessenmit einer glaubwürdigen Ableh-nung aller Ungleichheitsvorstellun-gen in den Personen zusammenkommen.

■ Notwendig ist angesichts derVielschichtigkeit und Komplexitätder Herausforderungen eine inten-sive Vernetzung mit lokalen undregionalen zivilgesellschaftlichenStrukturen über die Fanszene hin-aus.

■ Mit Blick auf die sich modernisie-renden Strategien des Rechtsextre-mismus rückt zuletzt auch die Be-deutung von Fortbildungen in denFokus, die entsprechendes Grund-lagenwissen vermitteln. Mit demvom DFB und dem Bundesministe-rium für Familie, Senioren, Frauenund Jugend finanzierten Projekt»Am Ball bleiben – Fußball gegenRassismus und Diskriminierung«wurde dem erstmals Rechnung ge-tragen. Bezeichnenderweise wurdedieses erfolgreiche Projekt 2009wieder eingestellt.

Es ist kein Zufall, dass überall dort,wo Fanprojekte über einen ange-messen langen Zeitraum akzeptiertund kontinuierlich arbeiten konn-ten, die kommunikativen und dis-kursiven Strukturen in der Fanszeneund darüber hinaus belastbar funk-tionieren. Nur so lassen sich für dieArbeit im Themenbereich Rechts-extremismus und Rassismus unter-schiedliche Perspektiven, Ebenen,Erwartungen, aber auch Ängste beiallen Beteiligten durch die Fanpro-jekte ordnen und konstruktiv wen-den. Diese Arbeit ist mühsam. Aber,auch das ist eine Erfahrung aus 25 Jahren Arbeit mit jugendlichenFußballfans: Es lohnt sich langfris-tig, riskante und erst recht kritischeInitiativen zu starten, wenn sie derEmanzipation der Jugendlichendienen. In diesem Zusammenhangsei abschließend auf die positiveEntwicklung der jugendlichen Fan-kultur in Deutschland, gerade inBezug auf ihr Engagement gegenRechtsextremismus und Rassismus,verwiesen.

Page 12: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

10

Behn, Sabine/Schwenzer, Victoria (2006): Rassismus,Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus im Zu-schauerverhalten und Entwicklung von Gegenstrategien.In: Pilz, Gunter A./ Behn, Sabine/Klose, Andreas/Schwenzer, Victoria/Steffan, Werner/Wölki, Franciska(Hrsg.): Wandlungen des Zuschauerverhaltens im Profifußball. Schriftenreihe des Bundesinstituts fürSportwissenschaft. Band 114. Schorndorf: Hofmann, S. 320-435

Blaschke, Ronny (2011): Angriff von Rechtsaußen. Wie Neonazis den Fußball mißbrauchen, Verlag Die Werkstatt, Göttingen

Bott, Dieter/Dembowski, Gerd (2006): Stichworte zuFußball, Männlichkeit, deutschem Nationalismus undHerrschaft. In: Kreisky, Eva/Spitaler, Georg (Hrsg.):Arena der Männlichkeit. Über das Verhältnis vonFußball und Geschlecht. Campus: Frankfurt am Main/New York

Bündnis für Demokratie und Toleranz/am Ball bleiben –Fußball gegen Rassismus und Diskriminierung/Koor-dinationsstelle Fanprojekte (KOS) bei der dsj (2011): 11 Fragen nach 90 Minuten - was tun gegen Rassismusund Diskriminierung im Fußball? Frankfurt, Berlin 3.Auflage

Gerd Dembowski/Jürgen Scheidle. Tatort Stadion –Rassismus, Antisemitismus und Sexismus im Fußball.Papyrossa-Verlag Köln, 2002

Deutsche Sportjugend im Deutschen OlympischenSportbund e.V. (Hrsg.) (1992): Ergebnisbericht Natio-nales Konzept Sport und Sicherheit (NKSS). Düsseldorf

Deutsche Sportjugend (2010): Vereine & Verbände starkmachen – zum Umgang mit Rechtsextremismus im undum den Sport, Frankfurt

Gabriel, Michael (2004a): Ultra-Bewegung in Deutsch-land – die Antwort der Kurve auf den Fußball als Event.In: BAFF (Hrsg.): Ballbesitz ist Diebstahl. Göttingen:Verlag Die Werkstatt, S. 179-195

Gabriel, Michael (2008): Eine Fankurve ohne Nazis und Rassisten – Möglichkeiten und Grenzen der sozial-pädagogischen Fan-Projekte. In: Glaser Michaela, Elve-rich, Gabi (Hrsg.), Rechtsextremismus, Fremdenfeind-lichkeit und Rassismus im Fußball – Erfahrungen undPerspektiven der Prävention, Halle: Deutsches Jugend-institut, S. 35-53.

Göbbel, Narciss (1986): Fußballfans. BallverliebtePhantasien an einem sicheren Ort. In: Psychologie und Gesellschaftskritik, H. 10, S. 23-39

Glaser, Michaela/Elverich, Gabi (2008): Einführung:Fußballsport als Handlungsfeld der Rechtsextremismus-und Rassismusprävention. In: Glaser Michaela, Elverich,Gabi (Hrsg.), Rechtsextremismus, Fremdenfeindlich-keit und Rassismus im Fußball – Erfahrungen undPerspektiven der Prävention, Halle: Deutsches Jugend-institut, S. 5-15

Glaser; Michaela (2008): Die pädagogische Auseinander-setzung mit Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeitund Rassismus im Fußballsport. Ergebnisse einer quali-tativen Untersuchung zu Ansätzen, Erfahrungen undHerausforderungen. In: Glaser Michaela, Elverich,Gabi (Hrsg.), Rechtsextre mismus, Fremdenfeindlich-keit und Rassismus im Fußball – Erfahrungen undPerspektiven der Prävention, Halle: Deutsches Jugend-institut, S. 124-155

Weiterführende Literatur

Page 13: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

11

Glaser, Michaela (2009): Rote Karte für Rassismus?Chancen und Herausforderungen der Prävention vonRechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit im Fußball-sport. In: Gesellschaft. Wirtschaft. Politik. Sozialwissen-schaften für politische Bildung

Hafeneger, Benno/Becker, Reiner (2007): RechteJugendcliquen. Zwischen Unauffälligkeit und Provoka-tion. Eine empirische Studie. Schwalbach: Wochen-schau Verlag

Heitmann, Helmut/Klose, Andreas/ Schneider,Thomas (1995): Fußballfans – mehr als nur ein Sicher-heitsproblem. In: Handbuch aufsuchende Jugend- undSozialarbeit. Weinheim/ München: Juventa-Verlag, S. 183-196

Heitmeyer, Wilhelm/Peter, Jörg-Ingo (1992): Jugendliche Fußballfans. Soziale und politische Orien-tierungen, Gesellungsformen, Gewalt. Weinheim/München: Juventa-Verlag

Löffelholz, Michael (2004): Die Fan-Projekte und das Dilemma der Modernisierung. Hrsg. von KOS-Fan-projekte. Frankfurt am Main: KOS, S. 11-32

Pilz, Gunter A. (2008): Rechtsextremismus, Rassismusund Diskriminierung im Fußballumfeld – Herausforde-rungen für die Prävention. In: Glaser Michaela, Elverich,Gabi, Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit undRassismus im Fußball – Erfahrungen und Perspektivender Prävention, Halle: Deutsches Jugendinstitut, S. 16-24

Pilz, Gunter A./Wölki, Franciska (2006): Ultraszene in Deutschland. In: Pilz, Gunter A./Behn, Sabine/Klose, Andreas/Schwenzer, Victoria/ Steffan, Werner/Wölki, Franciska (Hrsg.): Wandlungen des Zuschauer-verhaltens im Profifußball. Schriftenreihe des Bundes-instituts für Sportwissenschaft. Bd. 114. Schorndorf:Hofmann, S. 63-223

Wagner, Gerd (2008): Prävention von Rechtsextremis-mus und Fremdenfeindlichkeit - die Rolle des DFB undder Verbände. In: Glaser Michaela, Elverich, Gabi,Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Rassis-mus im Fußball - Erfahrungen und Perspektiven derPrävention, Halle: Deutsches Jugendinstitut, S. 75- 88

Verein für Demokratische Kultur e.V./ MobileBeratung gegen Rechtsextremismus in Berlin (MBR)(2006): Integrierte Handlungsstrategien zur Rechts-extremismusprävention und – Intervention bei Jugend-lichen. Hintergrundwissen und Empfehlungen für Jugendarbeit, Kommunalpolitik und Verwaltung.Berlin, MBR.

Page 14: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

Arbeitsansatz

■ Die Fanarbeit orientiert sich an den Richtlinien des»Nationalen Konzepts für Sport und Sicherheit«.

■ Im Kontext der Jugendsozialarbeit setzen wir uns fürdie Anliegen und Bedürfnisse von Fußballfans ein.

■ Die Mitarbeiter des Auer Fanprojekts verstehen sichin erster Linie als Ansprechpartner aller Fans und derim Rahmen des Fußballs relevanten Institutionen.

■ Das Fanprojekt wird sich um die Anliegen der Fanskümmern und möchte dabei ein verlässlicher An-sprechpartner sein, welcher in anwaltschaftlicherFunktion der Fans fungiert, sich für deren Interesseneinsetzt und den konstruktiven Dialog mit Behördenund rechtsstaatlichen Organen sucht und pflegt.

»Tolerant am Ball«

Eines der zentralen Ziele des Projekts ist die Eindäm-mung von Gewalt und die Hinführung zu gewaltfreierKonfliktlösung im Rahmen von Selbstregulierungs-mechanismen mit der Perspektive Gewaltminderung so-wie der Abbau extremistischer Orientierungen (Vorur-teile, Feindbilder, Ausländerfeindlichkeit, Antisemitis-mus usw.)

Ein wichtiger Baustein, um diese Ziele zu verwirklichen,ist unser jährliches Sommer-Turnier »Tolerant am Ball«,welches seit 2007 organisiert und durchgeführt wird.

Ein solches Turnier, unter der Leitung des Auer Fanpro-jekts, ist ein elementarer Bestandteil um die Arbeit gegenRassismus und Antisemitismus innerhalb und außerhalbder Fußballstadien weiter erfolgreich voranzutreiben.Das Projekt will zusätzlich auch zu interkultureller Öff-

Tolerant am BallFANPROJEKT AUE

12

Page 15: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

nung und multikulturellem Austausch anregen. JedesJahr im Sommer stehen sich 12-16 bunt gemischteMannschaften beim Fanprojektturnier unter dem Mot-to »Tolerant am Ball« gegenüber. Die Veranstaltung solldabei einen wichtigen Beitrag zur Demokratie undToleranzerziehung innerhalb der Auer Fanszene leisten.Zudem wird durch die aktive Beteiligung einer Multikul-ti-Mannschaft die Integration von Migranten unterstütztund weiter gefördert. Außerdem wollen wir als Fanpro-jekt Aue e.V. mit dem Turnier an die langjährige Vereins-vorsitzende Sylvia Kummer erinnern. Ein interessantesProjekt – multikulturell und intergenerativ – macht Tole-ranz und Fairness erlebbar. Vorurteile und Berührungs-ängste untereinander werden abgebaut und die Toleranz-komponente erhöht. »Tolerant am Ball« ist zudem An-laufpunkt für jede Altersgruppe.

Über 250 Personen sind jährlich im Laufe des Turniersam Geschehen beteiligt. Durch regelmäßige Angebotealler Art im Nachgang des Turniers sichert das Fanpro-jekt die Nachhaltigkeit des Projektes.

Es soll zudem bei noch mehr jugendlichen FußballfansInteresse für die Fanarbeit geweckt werden.

Ziel ist, dass möglichst viele Kinder, Jugendlicheund Erwachsene an einer toleranten, kreativen undgewaltfreien Fankultur aktiv mitwirken!

■ Öffnungszeiten: Mittwoch von 11:00 bis 22:00 Uhr, Donnerstag von 11:00 bis 15:00 Uhr, Freitag von 11:00bis 18:00 Uhr, und nach Vereinbarung sowie bei Heim-spielen bis eine Stunde vor Spielbeginn.

Außerdem findet man die Mitarbeiter des Projekts beiHeimspielen zwei Stunden vor Spielbeginn an der Fan-projektbude vor dem Stadionhaupteingang.

13

Fanprojekt Aue e.V.

c/o Kreisjugendring Erzgebirge e.V.

Bahnhofstr. 3708280 Aue

Tel. + Fax: 03771 - 73 58 84

[email protected] www.fanprojekt-aue.de

Mitarbeitende: Frank Steinbach, MichaelScheffler und Karolin Hambeck

Page 16: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

Copa Augusta Antiracista

2009 startete die Copa Augusta Antiracista. 2011 wur-de das antirassistische Augsburger Fußballturnier nunzum dritten Mal von organisierten FCA Fans in Koope-ration mit dem Fanprojekt umgesetzt.

Das Turnier konnte sich in den letzten Jahren als Dreh-und Angelpunkt einer antirassistischen Arbeit etablierenund erweiterte sich auf verschiedene Bereiche. 2011 fandneben dem Fußballturnier mit 16 Teams eine Veranstal-tungsreihe zur Thematik Antirassismus und Flüchtlings-arbeit in Augsburg statt.

Hierzu konnte mit Nando Rafael ein Spieler des FCAugsburg gewonnen werden, der sich den Fragen desPublikums stellte und aus seinem bewegten Leben er-zählte.

Die Vernetzung von verschiedensten gesellschaftlichenGruppen, Initiativen etc. sorgt für eine bunte Vielfalt inder Umsetzung des Turniers und trägt den antirassisti-schen Fußballbezug in die Stadtgesellschaft hinein.

Toleranz fördern – Kompetenz stärken

2011 startete in Augsburg das Projekt »Toleranz fördern– Kompetenzen stärken« des Bundesministeriums für Fa-milie, Senioren, Frauen und Jugend. Hierüber werden inAugsburg Initiativen gefördert die sich mit Integration,demokratischer Bildung sowie antirassistischer Arbeitauseinandersetzen und die Zivilgesellschaft in Augsburgfördern. Über dieses Programm konnten im Jahr 2011Veranstaltungen des Fanprojekts gefördert und damitneue Strukturen in der Umsetzung geschaffen werden.

Engagement

Das Engagement verschiedenster FCA Fans – jung wiealt – sorgte in den letzten Jahren dafür, dass Rassismusim Augsburger Stadion keine Rolle spielt und sich aktivgegen die Vereinnahmung des Vereins und der Kurvedurch rassistische Gruppierungen gewendet wird.

Die Faninitiativen »FCA Fans gegen Rechts« und »Au-gusta Unida« bringen in diesem Rahmen einen großenehrenamtlichen Beitrag. Sie organisieren in Kooperationmit verschiedensten FCA Fans oder dem Fanprojekt,aber auch in Eigenregie, unterschiedliche Aktionen, Pro-jekte etc. Der Verein wendet sich seit Jahren aktiv gegenRassismus im Stadion und unterstützt ein solches Enga-gement auf allen Ebenen.

14

»Copa Augusta Antiracista«FANPROJEKT AUGSBURG

Page 17: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

Das seit November 2007 existierende Fanprojekt Augs-burg arbeitet konzeptionell gegen Fremdenfeindlichkeitund unterstützt interkulturelle Initiativen in Augsburgund Umgebung. Diese Funktionsbestimmung stellt einewichtige Komponente in der alltäglichen Präventions-arbeit dar.

Als Themenschwerpunkt kristallisierte sich in den letztenJahren die Sensibilisierung für verschiedenste Themen-bereiche im Bezug auf Integration sowie Rechtsradika-lismus und Rassismus heraus. Hierzu wurden Angeboteund Projekte umgesetzt, die eine solche Sensibilisierungermöglichen.

Initiativ

Im Jahr 2011 fanden folgende Veranstaltungen statt:

31. Januar 2011: »Tag der Erinnerung« – Im Rahmen desTags der Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismuswurde in Kooperation mit der Friedrich Ebert Stiftungin der Impuls Arena am Spieltag gegen den VFL Bochumdie Ausstellung »Rechtsextremismus in Bayern« gezeigt.

27. Februar 2011: »Vielfalt in der Friedensstadt« – Ver-anstaltung der Stadt Augsburg zum Thema Vielfalt undToleranz in der Stadt. Am zentralen Veranstaltungsplatz,dem Augsburger Rathaus, wurde vom Fanprojekt ein In-formationsstand installiert.

27. Oktober 2011: »Lesung mit Ronny Blaschke« – ca.50 Teilnehmer waren bei der Lesung »Angriff von Rechts-außen – Wie Neonazis den Fußball missbrauchen«.

Copa Augusta Juni 2011

Dienstag, 21. Juni: Doku-Film zum Thema Flüchtlings-alltag in Deutschland und Austausch mit Nando Rafael

Donnerstag, 23. Juni: Vorstellung der internationalenInitiative »Show Racism the Red Card«

Freitag, 24. Juni: Football is Freedom – Dokumentationdes Fanprojekts Darmstadt zum Thema Rassismus beimFußball. Danach: Aufwärmfeier mit Kneipe, Kickern,Biergarten

Samstag, 25. Juni: Copa Augusta Antiracista – Das Tur-nier Rahmenprogramm: Kicker, Infostände, Swimming-pool, Essen und Trinken und vieles mehr

Samstag, 25. Juni: Copa in Concert

■ Öffnungszeiten: Dienstag 14:00-18:00 Uhr, Mittwoch 10:00-13:00 Uhr und 15:00-20:00 Uhr, Donnerstag 16:00-22:00 Uhr.

15

Fanprojekt Augsburg

Sommestraße 3886156 Augsburg

Tel.: 0821 - 455 12 23Fax: 0821 - 455 12 24

[email protected]://fanprojektaugsburg.wordpress.com

Mitarbeitende: Dennis Galanti, Anna Hörmann und Alexander Wolrab

Page 18: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

Mit dem Aufstieg des SV Babelsberg 03 in die 2. Fuß-ball-Bundesliga im Jahr 2001 entstand in Babelsberg einsozialpädagogisch arbeitendes Fanprojekt. Von Beginnan wurde und wird von den jeweiligen Mitarbeitern Gre-gor Voehse, Felix Kruse, Barbara Paech sowie Tina Mi-chalek eine auf Akzeptanz ausgerichtete Jugendsozialar-beit mit den jungen Fans des SV Babelsberg 03 geleistet.

Zu den vielfältigen Aufgaben der Babelsberger Fanpro-jektarbeit gehört dabei auch die Antidiskriminierungs-arbeit. Bezüglich dieser kann das Fanprojekt auf einenbereits unter der älteren und mittleren Fangenerationgeprägten Antidiskriminierungs-Grundkonsens und eindaraus resultierendes Engagement aufbauen. Tatsächlichist die Positionierung gegen Rassismus seit spätestensEnde der 90er Jahre fester Bestandteil der Nordkurve, inder ein Teil der aktiven Fans des SVB stehen. In dieserZeit organisierte sich die Babelsberger Fanszene, um dendamals zunehmenden Diskriminierungen im KontextFußball entschiedener und effektiver entgegentreten zukönnen.

Exemplarisch für das entstandene Engagement steht dasjährlich stattfindende antirassistische Stadionfest »DerBall ist bunt«, welches seit 2001 von einem aus aktiven03-Fans bestehenden Organisationsteam mit Unterstüt-zung u.a. des Vereins und des Fanprojekts veranstaltetwird. Die Grundidee des Stadionfests ist es, eine breite-re Öffentlichkeit für die rassistischen Erscheinungen indeutschen Fußballstadien zu sensibilisieren und ferner ei-nen aktiven Beitrag zu einem toleranten Miteinander imUmfeld des Fußballs zu leisten.

Auch der zweite Stimmungsblock im Karl-Liebknecht-Stadion, der 2011 eingeweihte und von einem Teil derjungen Fans bevölkerte »Ostblock« folgt der Babelsber-ger Tradition und hat u.a. durch die Ausarbeitung einesentsprechenden Kurvenkonsenses ein klar antirassisti-sches Profil.

Die vorhandenen Initiativen und ihr Engagement gegenRassismus zu bündeln, die jungen Fans für demokrati-sches Denken zu sensibilisieren sowie die vorhandene an-tirassistische Grundhaltung in die jüngeren Gruppen zuübersetzen und durch politische Bildungsarbeit dazubeizutragen, ein oftmals eher vages Politikverständnismit Inhalt zu füllen, sind einige der Aufgaben der Fan-projektarbeit in Babelsberg.

Diskussions- und Filmabende im Fanladen, aber auchBildungs- oder Gedenkstättenfahrten sind dabei gerngewählte Methoden. Bei der Durchführung bestimmterVeranstaltungen oder Aktivitäten gilt es für das Fanpro-jekt, auf einen bereits vorhandenen Fundus von Ideenzurückzugreifen und gemeinsam mit älteren Fans imSinne eines Intergenerationslernens bzw. des Multiplika-torenansatzes zu agieren. Dies kann u.a. bedeuten, Fansbei der Organisation und Durchführung von (fußball-)politischen Veranstaltungen zu unterstützen, wie bei-

Flüchtlinge durch Fußball integrierenFANPROJEKT BABELSBERG

16

Page 19: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

spielsweise bei der aus der Babelsberger Fanszene ent-standenen Veranstaltungsreihe »Faszination Fußball«.Zusammen mit den Fans werden so regelmäßig Lesun-gen, Filmabende oder Ausstellungen zu den unterschied-lichsten Themenkomplexen veranstaltet.

Für die Arbeit gegen Rassismus wurde das FanprojektBabelsberg 2007 mit der Ehrengabe zum Theodor-Haecker-Preis der Stadt Esslingen ausgezeichnet, da vondiesem »ein systematischer sozialpädagogischer Ansatz um-gesetzt (wird), der am Alltagsleben jugendlicher Fans an-setzt. Ziel ist die Entwicklung einer liberalen Fankultur, diesich auch gegen Rassismus und rechtsradikale Tendenzenwendet. Mittelpunkt (…) ist der Fanladen, der für jugend-liche Fans ab 13 eine wichtige Rolle als Begegnungszentrumfür gemeinsame Aktivitäten darstellt.«

Der Fanladen in der Babelsberger Karl-Gruhl-Str. 62bietet den Fans einen durch sie gestaltbaren Raum. Ergibt den einzelnen Fangruppierungen die Möglichkeit,eigene Plena und Veranstaltungen durchzuführen undihre aufwendigen Choreographien für die Heimspielevorzubereiten. Während der regulären Öffnungszeitenund damit auch in Anwesenheit der Sozialpädagogendient er den Jugendlichen als zentrale Anlaufstelle fürSorgen und Nöte mit und ohne »Fußballbezug«. Vonden Fans wird der Fanladen als ihr »eigener Raum«wahrgenommen, was auch die Übernahme von Verant-wortlichkeiten (z.B. Tresendienst bei Heimspielen undReinigung) beinhaltet.

Bei Heimspielen des SV Babelsberg 03 hat sich der Fan-laden zudem als zentraler Treffpunkt für alle Fans desVereins herauskristallisiert. Dass seit Anfang des Jahres2009 auch regelmäßig Bewohner des Potsdamer Asylbe-werberheims Nuthetal vor und nach den Spielen des SVBden Fanladen aufsuchen, hat seinen Ursprung in einemvom Fanprojekt Babelsberg initiierten Integrations-projekt. Mit Beginn der Rückrunde der Saison 2008/09begann das Fanprojekt auf Vorschlag einiger aktiver 03-Fans, zu jedem Babelsberg-Heimspiel eine Einladungan alle Bewohner des Potsdamer Asylbewerberheims amSchlaatz auszusprechen. Je nach Interesse und Bedarf su-chen Flüchtlinge nunmehr den Babelsberger Fanladenauf. Von dort aus wird dann gemeinsam ins Stadion ge-gangen, wo die Asylbewerber das Spiel im Fanblock ver-folgen. Für die Asylbewerber ist der Eintritt zum Spieldank der Unterstützung der Stadt Potsdam und des SVBabelsberg 03 kostenlos.

Ein weiteres Projekt startete das Fanprojekt schließlichim Herbst 2009. Einmal wöchentlich spielen Asylbewer-ber und Babelsberger Fußballfans gemeinsam Fußball.Dabei entstanden bereits innerhalb weniger Monate in-

tensive, von gegenseitigem Respekt und Verständnis ge-prägte Kontakte und es bildete sich ein Team heraus, das pro Jahr an ca. 5 Turnieren teilnimmt und Erfolge in zweierlei Hinsicht erzielen konnte: Rein sportlichkonnten schon mehrere Turniersiege errungen werden.Besonders deutlich zeigten sich jedoch zusätzlich Inte-grationseffekte. Ein junger Asylbewerber konnte bei-spielsweise in die dritte Mannschaft des SVB integriertwerden. Als ein Flüchtling – ein Teammitglied – von derAbschiebung bedroht war, sammelten Fans Geld, umihm einen Anwalt zu finanzieren. Nachdem ein andererAsylbewerber und auch Mitglied des Teams nach einemStreit niedergestochen und im Krankenhaus notoperiertwerden musste, waren seine ersten Besucher im Kran-kenhaus seine Teamkollegen aus der Babelsberger Fan-szene.

Wir hoffen, dass das Integrationsprojekt noch mehreresolcher kleinen und größeren Integrationserfolge unddarüber hinaus natürlich auch gerne Turniersiege für unsbereithält.

■ Öffnungszeiten: Montag und Donnerstag 16:00-22:00 Uhr sowie vor und nach den Heimspielen (ab 2Stunden vor Spielbeginn)

17

Fanprojekt Babelsberg

Karl-Gruhl-Str. 6214482 Babelsberg

Tel.: 0160 - 733 93 19

[email protected]@wildwuchs-potsdam.dewww.fanprojekt-babelsberg.de

Mitarbeitende: Felix Kruse und Tina Michalek

Page 20: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

Internationale multilaterale Jugend-begegnungen

Unter dem Motto »Footballfans in action – Kick racismout« war das Projekt Mitorganisator und Teilnehmer ei-ner multilateralen Jugendbegegnung in Cadiz (Spanien).Die teilnehmenden Jugendlichen beiderlei Geschlechtsaus Italien, England, Spanien, Österreich und Deutsch-land setzten sich während einer Woche mit dem ProblemRassismus im Fußball auseinander und erarbeiteten ge-meinsam Strategien zur Entwicklung einer antirassisti-schen Fankultur. Als äußerst positiv zeigte sich die prak-tische Ausrichtung der Begegnung. Nicht nur anhandtheoretischer Auseinandersetzung, sondern unter Ein-satz verschiedenster kreativer jugendgerechter Aus-drucksformen (Musik, Graffiti, Video) wurden gemein-sam Banner, Buttons, eine CD und ein Video produ-ziert. Der Reiz von multilateralen Begegnungen liegteindeutig in der Vielfalt der Lebensrealitäten und Per-spektiven der Teilnehmer/innen.

»11mm« – Internationales Fußball-filmfestival

Seit 2005 veranstaltet das Projekt gemeinsam mit Brot& Spiele e.V. Berlin, Verein für Sport und Kultur dasInternationale Fußballfilmfestival »11mm«.

Überall auf der Welt spricht Fußball die gleiche Spracheund ermöglicht deshalb den filmischen Zugang zu denProblemen und Lebensweisen von Ländern, Völkernund Kulturen. Fußball als das Esperanto der globalisier-ten Gegenwart. Viele Filme zeigen, was die Gesellschaf-ten bewegt. Gerade durch das runde Thema Fußball und alle dazugehörigen Lebensbereiche. Die Vielfalt derThemen zeigt sich in den Filmen und Diskussionen dervergangenen Jahre. »Fußball im Nationalsozialismus«(»Die Todeself« & »Zwei Halbzeiten in der Hölle«), diesoziale Bedeutung des Fußballs (»Street Kids United«),die emanzipatorische Bedeutung von Fußball z. B. inLateinamerika (»Adelante Muchachas«) oder dem Iran(»Offside«), Fußball in Afrika (»Soka Afrika«) sowieFrauenfußball (»Steffi Jones – mein Leben«).

Das Festivalcafé bietet die Gelegenheit zum Austauschund zu Diskussionen, z.B. zu Themen wie »ModernerSklavenhandel im Profifußball« oder (Schwerpunkt derFestivaljahre 2010 und 2011) »Fußball ist alles – auchschwul«, über Homophobie im (Profi-)Fußball. Ver-schiedene Foto-Ausstellungen, Lesungen und Konzer-te ergänzen das Rahmenprogramm.

Weitere Informationen unter www.11-mm.de

Kick racism outFANPROJEKT DER SPORTJUGEND BERLIN

18

Page 21: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

FanprojektLernzentrum@HerthaBSC

In Kooperation mit Hertha BSC, finanziert von derRobert Bosch Stiftung sowie der Bundesliga Stiftungwerden im Rahmen von Projektwochen immer wiederThemen wie Rassismus und Diskriminierung behandelt.

»Aktiv gegen Diskriminierung und Gewalt«

In diesem Modul setzen sich die Jugendlichen mit ver-schiedenen Formen von Diskriminierung auseinander.Was genau versteht man unter Diskriminierung? Was ist Rassismus? Was ist Homophobie? Wo liegen die Ur-sachen? Was kann ich tun? In verschiedenen biographi-schen Übungen und interaktiven Einheiten versuchendie Jugendlichen ihre eigenen Erfahrungen zu themati-sieren. Als Diskussionsanstoß dienen Filme oder Berich-te von Gästen. Weiterhin beschäftigen sie sich mit Stra-tegien zur Entwicklung und Förderung von Fairplay,Teamwork und Toleranz. In einer Einheit werden dieJugendlichen über das Weltbild und die zum Teil äußerstsubtilen Erkennungszeichen (Codes, Symbole und Be-kleidungsmarken) rechtsextremistischer (Fan-)Gruppenaufgeklärt. Experten der Fanbetreuung berichten vonihren Aktionen gegen Rechts.

In einer fiktiven Talkshow, in der die Jugendlichen in dieRollen der verschiedenen Talkgäste schlüpfen (Fifa-Prä-sident, Fußballfan, Spieler etc.) wird die Frage erörtert,inwieweit Sport zur Überwindung von Vorurteilen undGewalt und zur Verständigung beitragen kann. Nebender inhaltlichen Auseinandersetzung lernen die Jugend-lichen, konfliktfrei Argumente auszutauschen und sichauch in Argumentationen hineinzudenken, die nicht ihreeigene Meinung reflektieren.

»Fußballkultur aus dem Abseits«

Fußball wird oft medienwirksam als »Integrationsmotor«bezeichnet. Doch ist dies immer so und verläuft dieseEntwicklung automatisch? Ein erstes Ziel des Moduls istes, eine Sensibilisierung für die Situation von Spielernmit Migrationshintergrund im deutschen Fußball zuschaffen. Verdeutlicht wird dies einerseits am Personalder deutschen Nationalmannschaft und andererseits ander Berliner Vereinslandschaft. Die Jugendlichen erhal-ten die Gelegenheit, der Migrationsgeschichte Deutsch-lands anhand der Veränderungen in der Zusammenset-zung der deutschen Nationalmannschaft nachzuspüren.Im Erzählcafé berichten Gäste mit Migrationshinter-grund von ihren Erfahrungen. Durch biographischeÜbungen wird ein Bogen zur eigenen Familiengeschich-te gespannt und die eigene »Identität« sowie »Anders-sein« diskutiert. Die Jugendlichen lernen, dass mancheihrer persönlichen Alltagskonflikte eine politische Rele-vanz besitzen und eng mit gesamtgesellschaftlichen Fra-gen verbunden sind.

■ Öffnungszeiten: Das Fanprojekt-Büro ist Montag bisFreitag von 10:00 bis 17:00 Uhr geöffnet. Termine ambesten nach Absprache.

19

Fanprojekt der Sportjugend Berlin

Weißenseer Weg 51-5513053 Berlin

Tel.: 030 - 97 17 26 50Fax: 030 - 98 60 79 88

[email protected]

Mitarbeitende: Ralf Busch (Projektleiter + Team Hertha BSC), Thomas Jelinski (Team Hertha BSC), Axel Pannicke (Team 1.FC Union), Birger Schmidt (Leiter Lern-zentrum), Christopher Starker (Team BFC Dynamo) und Andreas Lyson (Honorar-kraft, Team 1.FC Union)

Page 22: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

Das Fanprojekt Bielefeld ist eine Einrichtung der Ju-gendhilfe. Die Grundlagen der Arbeit orientieren sicham Nationalen Konzept Sport und Sicherheit (NKSS) sowieam Sozialgesetzbuch VIII. Es richtet sich insbesonderean jugendliche Fußballfans und die aktive Fanszene. DasZiel ist u.a. die Unterstützung und Förderung einerpositiven Fankultur. Die Arbeit ist geprägt von einergrundsätzlichen Ausrichtung gegen jede Form von Dis-kriminierung und Gewalt. Dieser Grundsatz spiegelt sichauch in einer Vielzahl von Veranstaltungen und Projek-ten wieder, welche sich dieser Themen annehmen.

Ein solches Projekt ist die Kampagne »Wo stehst du?«,die vom Fanprojekt Bielefeld an entscheidender Stellemit initiiert wurde. Gemeinsam mit dem »Sozial- undKriminalpräventiven Rat der Stadt Bielefeld« (SKPR)und der »Fan-AG« des DSC Arminia Bielefeld wurdeeine Kampagne entwickelt, die auf breiter Ebene wirkt,weil sie auch vom Verein selbst unterstützt wird. Fußendauf einer mehrschichtigen öffentlichkeitswirsamen Post-karten- und Plakatoffensive mit Motiven zu verschiede-nen gesellschaftlichen Problemfeldern soll die Aufmerk-samkeit ebenso auf die Probleme selbst wie auf die be-gleitenden vertiefenden Maßnahmen gelenkt werden. Zunennen sind hier vor allem eine dazugehörige Home-page, wie auch verschiedene Begleitveranstaltungen (Dis-kussionsrunden, Vorträge, Filmvorführungen).

Der Fußball eignet sich wohl wie keine andere Sportart,um bestimmte Missstände aufzuzeigen. Das Geschehenim Stadion, aber auch die Fußballkultur im Ganzen be-sitzt beinahe schon gesamtgesellschaftliche Relevanz.Dazu kommt eine hohe öffentliche Aufmerksamkeit, diediesen Umstand begleitet und erhöht. Das FanprojektBielefeld und seine Partner möchten hier ein Zeichensetzen, sich positionieren und den Blick auf die Inhalteder Kampagne lenken. Diese soll mit dafür sorgen, dasssich jeder Einzelne mehr in die Verantwortung nimmt.Für sich, aber auch für sein Umfeld. Jeder soll für sicheine Antwort finden auf dieFrage: Wo stehst du?

Wo stehst du im Umgangmit Rassismus? In unsererGesellschaft kann man ge-nug Beispiele für Rassismusfinden, in Worten, Tatenund auch strukturell. Es sind

noch immer viel zu viele, die rassistisches Gedankengutin sich tragen und dies auch artikulieren.

Wo stehst du im Umgang mit Homophobie? Genau wiebeim Rassismus ist es nicht zu tolerieren, dass bestimm-te sexuelle Neigungen einen Menschen zu jemand Min-derwertigem machen sollen. Diskriminierungen sind auchhier völlig fehl am Platze. Entscheidend ist immer der ge-genseitige Respekt voreinander.

Wo stehst du im Umgang mit anderen Problemfeldern?Die Kampagne beschränkt sich nicht ausschließlich aufo.g. Bereiche, sondern spricht weitere Themen an, wiez.B. Alkoholmissbrauch oder Vandalismus, und soll inZukunft weiter fortgesetzt werden. Im Sinne einer posi-tiven Fankultur sehen wir die eigene klare Positionierungfür Toleranz und gegen Diskriminierung und Gewalt,welche wir u.a. mit unserer Kampagne »Wo stehst du?«vollziehen. Gleichzeitig möchten wir mit ihr an dieZivilcourage jedes Einzelnen appellieren und diese in derbreiten Masse stärken, sich gegen die im Rahmen derKampagne angesprochenen Missstände in der Gesell-schaft, aber auch über diese hinaus, zu positionieren.

Den Weg der aktiven Bildungsarbeit wählt das Fanpro-jekt Bielefeld, um die jugendlichen TeilnehmerInnen desBildungsprojekts »Stadionschule« u.a. für die Themen-felder Vorurteile, Diskriminierung, aber auch Deeskala-tion und Zivilcourage zu sensibilisieren. Im Rahmen vondreitägigen Seminaren setzen sich Schulklassen in unter-schiedlichen didaktischen Formen mit Themen und Pro-blemen auseinander, die für sie alters- und alltagsrele-vant sind. In den Klassen, die oft durch einen hohen An-teil von SchülerInnen mit Migrationshintergrund geprägtsind, werden dabei genauso eigene Vorurteile und derUmgang damit aufgearbeitet, wie ein vertrauensvoller,

Unterschiede überwinden-der Umgang miteinandereingeübt. Im Rahmen derStadionschule werden Hil-festellungen hin zu einemsensibleren und die o.g.Problemfelder einbeziehen-den Umgang miteinandergegeben.

Wo stehst du? FANPROJEKT BIELEFELD

20

Page 23: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

Ebenfalls in den Bereich der Bildungsarbeit fallen ver-schiedene Veranstaltungen, die das Fanprojekt Bielefeldimmer wieder in sein Angebot aufnimmt. Zu nennensind hier vor allem Diskussionsrunden, Ausstellungenund Vorträge. Begleitet durch eben diese Art Angebotefand in Bielefeld die von BAFF konzipierte Ausstellung»Tatort Stadion« statt, die sich gegen Rechtsextremis-mus und Diskriminierung im Fußball wendet. Im Rah-men von 6 Begleitveranstaltungen wurden wesentlicheAspekte der Ausstellung vertieft. In die gleiche Richtungging eine Lesung, die den Blick über den Tellerrand desdeutschen Fußballs lenken sollte und rechtsextremisti-sche Auswüchse in den polnischen Fanszenen beleuch-tete.

Mit dem Ziel, Kinder und Jugendliche über alle Gren-zen von Herkunft und ethnischem Hintergrund zumgemeinsamen Fußballspiel zu animieren, tritt das Fan-projekt mit der Bielefelder Street Soccer Tour an. Dieintegrierende Wirkung wird dadurch erzielt, dass derSchwerpunkt auf den respektvollen und gewaltfreienUmgang untereinander gelegt wird. Im Rahmen derBielefelder Street Soccer Tour veranstaltet das Fanpro-jekt mit seinen Partnern jährlich 30 - 50 Einzelturniereim ganzen Stadtgebiet. Regelmäßig werden so weit über1000 Kinder und Jugendliche erreicht.

Die genannten Beispiele stehen stellvertretend für dasBemühen des Fanprojekts Bielefeld, gesellschaftlicheProbleme und Entwicklungen – auch im Sinne der För-derung einer positiven Fankultur – aufzugreifen und deneigenen Zielen und Wertvorstellungen entsprechend zubeeinflussen.

Weiterführende Links: www.wostehstdu.de,www.stadionschule.de, www.bielefelder-street-soccer-tour.de

■ Öffnungszeiten: Dienstag und Donnerstag von14:00 bis 19:00 Uhr, an Spieltagen vor und nach dem Spiel oder nach individueller Absprache. Jeden Donnerstag vor einem Heimspiel öffnet dasFanprojekt Café von 19:05 bis 23:00 Uhr.

21

Fanprojekt Bielefeld

Ellerstraße 3933615 Bielefeld

Tel.: 0521 - 61 060Fax: 0521 - 61 041

[email protected]

Mitarbeitende: Jörg Hansmeier, Tobias Mittag und Ole Wolff

Page 24: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

Antirassistisches Malprojekt in Kooperation mit Bochumer Schulen

Das Fanprojekt Bochum initiierte in diesem Kalender-jahr die zweite Auflage eines antirassistischen Malwett-bewerbs unter dem Motto »Gewalt und Rassismus –Nein Danke«.

Hierbei wurden alle Bochumer Schulen der Sekundar-stufe I dazu aufgefordert, die Malvorlage – ein Fußball-fan mit Doppelhalter – unter dem oben genannten Mot-to zu gestalten. Der Kreativität waren an dieser Stellekeine Grenzen gesetzt. Aus allen Einsendungen wählteeine fachkundige Jury, bestehend aus Lizenzspielern desVfL Bochum 1848 mit Migrationshintergrund, loka-len Pressevertretern, dem Fanbeauftragten und Mitar-beiterInnen des Fanprojektes zwölf Motive aus. Diesewurden in Kooperation mit den Stadtwerken Bochum zueinem Wandkalender zusammengefasst, der im Bochu-mer Stadtgebiet verteilt wurde. Daneben wurden die dreiErstplatzierten zu einem Heimspiel des VfL Bochum1848 eingeladen und mit attraktiven Sachpreisen prä-miert.

Da Gewalt und Rassismus nachwie vor gesellschaftliche Pro-bleme darstellen, die Menschentagtäglich in den unterschied-lichsten Ausprägungen beglei-ten und insbesondere Jugend-liche in ihrer Lebenswelt kon-frontieren, ist es unumgänglich,mit dieser Thematik auf die ver-schiedensten Arten und Weisenumzugehen. Da die kreative und

visuelle Auseinandersetzung offen und niedrigschwelligist und durch klassische bildungspädagogische Angebo-te sinnvoll ergänzt werden kann, erscheint diese Heran-gehensweise an die Thematik sinnvoll und schlüssig. Da-neben wird so ein möglichst breites Altersspektrum vonJugendlichen angesprochen. Schülerinnen und Schülerder Jahrgangsstufe 5 können sich hier ebenso kreativ be-tätigen wie ihre Pendants der Jahrgangsstufe 10.

Zusätzlich können die Schulen das Malprojekt als Auf-hänger nutzen, um die Themen Gewalt und Rassismusin den Schulunterricht einzubinden. Hierbei erscheint esvorteilhaft, dass die Thematik in verschiedenen klassi-schen Schulfächern bearbeitet werden kann. Somit ergibtsich ein stimmiges synergetisches Gesamtbild im Rah-men der Präventionsarbeit.

Die Anbindung an das attraktive Themengebiet »Fuß-ball« holt die Jugendlichen zudem ganz bewusst in ihrerLebenswelt ab. Es handelt sich um keine abstrakte the-matische Auseinandersetzung, sondern sie werden ineinem realen Rahmen angesprochen und können so ihresubjektiven Erfahrungen mit einbringen. Durch die Un-terstreichung des allgemeinen Problems wird zudem einBrückenschlag vom Sport zur Gesellschaft hergestellt, derzur kritischen Auseinandersetzung anregt. Der pädago-gische Ansatz wird durch die öffentliche Wirkung ab-gerundet.

Kunst gegen RassismusFANPROJEKT BOCHUM

22

Page 25: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

Durch die Siegerehrung auf dem Rasen des rewirpower-STADIONs in der Halbzeitpause eines Bundesligaspiels,die Berichterstattung in den lokalen Medien über dasProjekt sowie die Verarbeitung in einem Kalender wirdden TeilnehmerInnen verdeutlicht, dass auch ihr kleinesEngagement gegen Ressentiments und Gewalt großeWirkung besitzt und somit lohnenswert ist.

Als Fazit lässt sich konstatieren, dass das Fanprojekt eineNeuauflage des antirassistischen Malprojektes auch inden kommenden Jahren durchführen wird und eine lang-fristige Etablierung in den Schulunterricht anstrebt.

■ Öffnungszeiten: Dienstag und Mittwoch jeweilsvon 16:00-22:00 Uhr und nach Vereinbarung.

23

Fanprojekt Bochum

Feldsieper Str. 74a44809 Bochum

Tel.: 0234 - 95 54 29 10Fax: 0234 - 95 54 29 29

[email protected]

Mitarbeitende: Benjamin Bödecker, Melanie Bujok, Thomas Fischer, Ralf Zänger (Leitung)sowie Angé Hanscher, Annika Ziemer, Florian Kovatsch (StudentInnen)

Page 26: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

Das Lernzentrum Ostkurvensaal

Das »Lernzentrum Ostkurvensaal« ist ein Kooperations-projekt des Fanprojekts Bremen e.V. und Werder Bre-mens, finanziert von der Robert Bosch Stiftung und un-terstützt von der Bundesligastiftung. Das Lernzentrumbietet für Schulen und andere Bildungseinrichtungenvier Module an:

■ Schulklassen zu Besuch – eine Unterrichtseinheitzum Thema »rechtsextremistische Symbole, Codesund Bekleidungsmarken«;

■ Fit For Life – ein Lernkonzept zum Aufbau einer soliden Sozial- und Lebenskompetenz;

■ JuMixx – ein Integrationsprojekt für Jugendlichemit Migrationshintergrund;

■ Werderfans gegen Diskriminierung – eine Gruppe engagierter Fans gegen alle Formen vonDiskriminierung und Ausgrenzung.

Beispielhaft wollen wir das Projekt »JuMixx« und einvon der Arbeitsgruppe »Werderfans gegen Diskriminie-rung« entworfenes Plakat mit rechtsextremistischen Zei-chen und Symbolen vorstellen.

»JuMixx yourself«

»Sport hat die Kraft, die Welt zu verändern. Er hat dieKraft, zu inspirieren. Er hat die Kraft, die Menschen in einer Art zu vereinen, wie es wenig anderes vermag. Er ist ein Instrument des Friedens.« (Nelson Mandela)

Bereits Nelson Mandela erkannte früh, dass mit Hilfe desSports, auch über den Fußball, kulturelle Unterschiedeund nationale Vorurteile überwunden werden können.

Für die Besucher und die Fans eines Vereins ist es mitt-lerweile gewohnte Selbstverständlichkeit, dass für »ihreElf«, »ihren Club«, Spieler unterschiedlicher Nationalitä-ten kämpfen. Doch was ist mit den Besuchern, den Fansselbst? Im Weser-Stadion spiegelt der verhältnismäßiggeringe Anteil von Jugendlichen mit Migrationshinter-grund nicht die Zusammensetzung der Bremer Bevölke-rung wider. In der Gruppe der Kinder und Jugendlichenbis 15 Jahre sind 13,5 % Zuwanderer oder Nachkommenvon Zuwanderern (Quelle: Land Bremen, StatistischesLandesamt, 2011), doch nur wenige von ihnen nehmenaktiv am Geschehen der Grün-Weißen im Stadion teil.

Aus diesem Grund hat das Fanprojekt Bremen e.V. sichzum Ziel gesetzt, mit Hilfe eines Projektes diesen Kon-trast zwischen Fußballbegeisterung einerseits und Fern-bleiben von Fankulturen im Weser-Stadion durch nicht-deutschstämmige Jugendliche andererseits aufzuarbeitenund dieser Sachlage etwas entgegenzusetzen. Seit Okto-ber 2010 besteht daher das Modul »JuMixx«, das unterdem Motto »JuMixx yourself« Jugendliche mit undohne Migrationshintergrund durch verschiedene Aktio-nen zusammenbringen soll. Ziel ist es, dass die Jugend-lichen in Zukunft die Möglichkeit haben, eigene Projek-te gemeinsam mit professioneller Unterstützung zu orga-nisieren. »JuMixx« ist Teil des von der Robert BoschStiftung geförderten Projekts »Politische Bildung imLernzentrum Ostkurvensaal« des Fanprojekts Bremen,das als eines von zwölf Fanprojekten deutschlandweit indieser Form finanziell unterstützt wird.

JuMixx yourself!FANPROJEKT BREMEN

24

Page 27: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

Im Projektjahr 2010/2011 wurden folgende Veranstal-tungen für Jugendliche in die Praxis umgesetzt: Speziellfür Schulen gab es zwei so genannte »Stadionschulen«,bei der Berufsfelder im und um das Weser-Stadion vor-gestellt wurden, sowie ein Medienprojekt mit einer Filme-macherin. Eine Lesung mit Metin Tolan, der über diePhysik des Fußballs referierte, fand bereits im Oktober2010 im VIP-Platin-Bereich des Stadions statt. Um dieJugendlichen auch sportlich herauszufordern, wurdenvier »Futsal-Nächte« veranstaltet, bei denen sie sich inder südamerikanischen Form des Hallensports auspro-bieren konnten. Auch im kommenden Bewilligungszeit-raum 2011/2012 werden diese Angebote im Zuge von»JuMixx« durchgeführt werden.

Eines ist jetzt schon sicher: Sport hat Integrationskraftund ist Integrationsmotor zugleich. Über den sportli-chen Hintergrund entstehen Freundschaften und Kon-takte, Menschen werden Teil eines sozialen Netzwerkes,das auch in persönlich schwierigen Zeiten auffangen undtragen kann. Das könnte auch der erste Schritt sein, umMenschen mit einer Migrationsbiographie den Zugangzum gesellschaftlichen Leben in Deutschland zu ermög-lichen. »JuMixx« bietet eine Chance, um dieses Ziel zuerreichen.

Aktivitäten der Antidiskriminierungs-AG 2011

Ein schon lange verfolgtes Anliegen unserer Arbeitgegen Diskriminierung war die Erklärung versteckterCodes und Symbole der rechten Szene, insbesondere mitlokalen Bezügen, in Form eines Plakats. Dieses Plakatliegt nun vor (siehe Bild) und hat großes Interesse gefun-den, auch in den Fanprojekten bundesweit.

Zudem wird das Plakat bei Fortbildungsveranstaltungenzum Thema eingesetzt und erweist dabei gute Dienste.So hat die Antidiskriminierungs-AG zusammen mit derJugendbildungsstätte Lidicehaus in Bremen eine speziel-le Fortbildung für Mitarbeiter von Werder entwickelt.Zuletzt wurden die Ordner des Weserstadions fortgebil-det, die jetzt auch das Poster für ihre Arbeit einsetzen.

Natürlich gab es auch weitere wichtige Aktivitäten derGruppe, wie die Beteiligung an diversen Veranstaltungenzum Thema Diskriminierung oder die Entwicklung vonT-Shirts, Buttons und Aufklebern zu Themen wie Ras-sismus, Homophobie, Sexismus und Neonazismus. Sohat sich die AG an der Bewerbung Bremens als Haupt-stadt des Fairen Handels beteiligt und mit dazu beige-tragen, dass Bremen für die nächsten zwei Jahre tatsäch-lich die Hauptstadt des Fairen Handels ist. Gewonnenwurde auch der Bremer Senatspreis »Dem Hass keineChance« und der Aktivpreis des Bündnis für Demokra-tie und Toleranz (Berlin) für die umfangreichen Aktivi-täten der Antidiskriminierungs-AG.

25

Fanprojekt Bremen e.V.

Franz-Böhmert-Straße 528205 Bremen

Tel.: 0421 - 49 80 24Fax: 0421 - 49 80 25

[email protected]

Mitarbeitende: Susanne Franzmayer, Thomas Hafke, Jens Höhn, Manfred Rutkowski, Carsten Platt und Jens Staskewitsch

Page 28: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

Football is Freedom – Ein Filmprojekt zum Thema Diskriminierung im Fußball

Die Idee zum Film »Football is Freedom« entstand im Sommer 2008. Die jugendlichen Anhänger des SVDarmstadt 98 wollten auf diesem Wege Diskriminierungim Kontext von Fußballspielen öffentlich thematisieren.Das Darmstädter Fanprojekt und die Aktionsgemein-schaft bewegungsorientierte Sozialarbeit e.V. (AGBS)waren schnell begeistert und unterstützten die Fans beider Umsetzung des Films. Erfahrungen auf dem Gebietdes Filmemachens hatte keiner der Teilnehmer, doch da-von ließ sich niemand abschrecken.

Nachdem eine lange Liste von Diskriminierungsformenim Fußball erstellt und diskutiert wurde, beschlossen dieTeilnehmer, den Fokus auf die Themen Rassismus, Sexis-mus und Homophobie zu legen. Um sich der Thema-tik zu nähern, wurden zunächst in den verschiedenstenMedien Informationen gesammelt und gemeinsam be-sprochen. Nach und nach konkretisierte sich die Ideeeiner filmischen Dokumentation. Im Film sollten Exper-ten zu Wort kommen und über ihr Fachgebiet aufklären.Außerdem sollten Betroffene die Möglichkeit erhalten,aus ihrem Alltag zu berichten.

Mit diesem Ziel vor Augen führten die Fans in einein-halb Jahren nicht weniger als zehn Interviews mit denunterschiedlichsten Personen und Gruppen. So berich-tet die Fußballweltmeisterin Steffi Jones ebenso wie türkischstämmige Spieler des Darmstädter Vereins FCBursaspor von ihren persönlichen Erfahrungen. Ein Aus-steiger aus der rechtsextremen Szene schildert, wie Neo-nazis im Stadion gezielt Nachwuchs rekrutieren und der Sportjournalist Ronny Blaschke rückt die Verhältnis-se im Fußball in einen gesellschaftlichen Gesamtkontext.Auch der Trainer und mehrere Spieler des BezugsvereinsDarmstadt 98 werden miteinbezogen und sprechenoffen über ihre Erfahrungen als Sportler.

Um über den eigenen Tellerrand hinauszublicken, fuhrdas Filmprojekt im Sommer 2009 nach Berlin. Hier wur-den gleich drei Interviews geführt, die den Film späterprägen sollten. Nachhaltigen Eindruck auf die jungenFans machte auch der Besuch der Gedenkstätte des Kon-zentrationslagers Buchenwald, der mit der Berlinfahrtverbunden wurde.

Football is FreedomFANPROJEKT DARMSTADT

26

Page 29: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

Da weder Equipment noch Know-How auf dem Gebietdes Filmens und Schneidens vorhanden waren, enga-gierte das Filmprojekt den Medienpädagogen HaraldKuntze. Er brachte den Jugendlichen professionelleFilmtechniken bei und stand beim langwierigen Prozessdes Schneidens mit Rat und Tat zur Seite. So entstandüber zwei Jahre hinweg ein facettenreicher Film, dermehr will als informieren. Er will Anstoß sein, um überdie Themen Rassismus, Homophobie und Sexismus imFußball zu reflektieren und zu diskutieren. Auch dieMöglichkeiten von Fans, Vereinen und Verbänden, die-sen Phänomenen entgegenzuwirken, werden aufgezeigt.Er richtet sich nicht nur an Fußballfans, sondern willbreite Bevölkerungsschichten - egal ob alt oder jung - fürdie Thematik sensibilisieren und ermuntert sie dazu,selbst für eine tolerante Gesellschaft aktiv zu werden.

Nach der Premiere der Dokumentation in einem ausver-kauften Darmstädter Kino am 2. Juni 2010 lief der Filmin zahlreichen Städten im gesamten Bundesgebiet und inden unterschiedlichsten Kontexten. So wurde »Footballis Freedom« beispielsweise bei Ausstellungen (z.B. »Tat-ort-Stadion« in verschiedenen Städten oder »Anne-Frank-Ausstellung« in Darmstadt und Jena) und Veran-staltungen (z.B. »Martinsviertler Tage gegen Rassismusund rechtsextreme Gewalt« in Darmstadt oder »Wochengegen Rechtsextremismus« in Celle) sowie in verschie-denen Jugendhäusern und Fanprojekten gezeigt.

Die Dokumentation Football is Freedom ist für 7€ beim Fanprojekt Darmstadt

zu erhalten.

Zudem wurde der Film in Fortbildungsseminare vonAbsolventen des »Freiwilligen sozialen Jahrs« eingebun-den. Anhand der Vorführung des Films wurden die ver-schiedenen Diskriminierungsformen anschaulich vorge-stellt und anschließend über das Gesehene diskutiert.Das Bündnis für Demokratie und Toleranz zeichnete dasProjekt »Football is Freedom« im Rahmen des Wettbe-werbs »Aktiv für Demokratie und Toleranz 2010« aus.

■ Öffnungszeiten: Dienstag und Donnerstag jeweilsvon 16:00-21:00 Uhr und nach Absprache.

27

Fanprojekt Darmstadtc/o Internationaler Bund e.V.

Erbacher Straße 164283 Darmstadt

Tel.: 06151 - 951 37 38Fax: 06151 - 951 37 39Mobil: 0160 - 91 50 16 98

Fanprojekt-Darmstadt@internationaler-bund.dewww.ib-fanprojekt-darmstadt.de

Mitarbeitende: Michael Kirschner und Adeline With

Page 30: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

Das Lernzentrum des BVB – Anziehungs-punkt für Dortmunder Schulen

Schon seit längerem beobachten die Mitarbeiter/innendes Fanprojekts mit großer Sorge eine deutliche Zunah-me der Gewaltbereitschaft gerade bei den jüngeren Fansin den deutschen Fankurven. Auch rassistisches undrechtsradikales Gedankengut spielt in diesem Zusam-menhang eine immer größere Rolle.

So ist zum Beispiel der Begriff »Auschwitz« heute immernoch und immer öfter bundesweit Bestandteil eines unerträglichen Gesanges, der vor allem im Umfeld vonFußballstadien in unschöner Regelmäßigkeit zu hörenist. Es ist das berüchtigte »U-Bahn Lied«, ein Schmäh-Gesang, in dem Anhängern des jeweils aktuell gegne-rischen Vereins mit der Deportation nach Auschwitzzynisch gedroht wird. Zu viele und vor allem die ganzjungen Fans halten diese Art von Liedern und Texten fürharmlose Scherze und erkennen die tatsächlichen Zu-sammenhänge nicht. Das darf nicht sein.

Das Fanprojekt Dortmund hat gemeinsam mit demJugendamt der Stadt Dortmund und dem BVB ein Pro-jekt entwickelt, das sowohl Dortmunder Schulklassen

(ab Klasse 7) als auch Jugendverbände, Sportvereine undFanclubs von Borussia Dortmund dafür sensibilisierensoll, dem Rassismus, der Fremdenfeindlichkeit und demAntisemitismus keine zweite Chance zu geben.

In unterschiedlichsten Unterrichtseinheiten versucht dasBVB-Lernzentrum im Signal Iduna Park, die Jugendli-chen für Empathie- und Perspektivwechsel zu sensibi-lisieren, ihre Akzeptanz von Unterschiedlichkeit undGleichwertigkeit (weiter) zu entwickeln und mit ihnensozialkompetente Verhaltensweisen einzuüben.

Aus einem umfangreichen Methodenrepertoire schöp-fend, zu dem u.a. theaterpädagogische Übungen, koope-rative Aktivierungsspiele, Vertrauensübungen, Kleingrup-penarbeit sowie Medieneinsatz gehören, setzen sich dieJugendlichen wahlweise mit der durch Migration undIntegration geprägten kulturellen Geschichte des Ruhr-gebiets auseinander, werden sie für verschiedene Formenvon Gewalt sensibilisiert und/oder erfahren sie etwas über

Lernzentrum als AnziehungspunktFANPROJEKT DORTMUND

28

Trainingsmodule im BVB-Lernzentrum (Beispiele)

Trainingsmodul »Wir schauen hin: Rassismus und rechte Tendenzen im Fußball«

■ Biografie Julius Hirsch (in Auschwitz getöteter deutscher Nationalspieler)■ »U-Bahn Lied« (zynische Drohung einer Deportation nach Auschwitz an

gegnerische Fußballfans)■ Rechtsextreme Agitation und geeignete Gegenstrategien

Trainingsmodul »Interkulturelles Lernen«

■ Kultur als prägender Faktor für die eigene Identität■ Kulturen im Ruhrgebiet: Eine Geschichte von Migration und Integration■ Vielfalt als Chance durch Verbesserung der interkulturellen Kommunikation

Trainingsmodul »Gewaltprävention/Zivilcourage«

■ Sensibilisierung für verschiedene Formen von Gewalt■ Selbst- und Fremdwahrnehmung von Körpersprache ■ Gewaltfreier Widerstand und Selbstschutz

Page 31: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

rechtsextreme Agitation und geeignete Gegenstrategien.In diesem Zusammenhang spielt auch die berüchtig-te »U-Bahn nach Auschwitz« eine wichtige Rolle. DieSchüler werden mit dem Schicksal des deutschen Fuß-ball-Nationalspielers Julius Hirsch konfrontiert, dessenLeben nach Verlassen des besagten Sonderzuges 1944 inAuschwitz ausgelöscht wurde.

Eingerahmt werden diese Unterrichtsreihen von einerStadionführung und dem Besuch von Deutschlandsschönstem Fußballmuseum, dem Borusseum.

Im Jahr 2011 haben mehr als 1.500 Jugendliche dasAngebot der politischen Bildung des Fanprojekts Dort-mund wahrgenommen und einen Vormittag im SignalIduna Park verbracht. Wegen der großen Resonanz ent-schloss sich das pädagogische Team zur Weiterführungdes Projekts in 2012. Eine großzügige finanzielle Förde-rung der Robert Bosch Stiftung ermöglicht die Fortfüh-rung zusätzlich.

Straßenfußball verbindet Jugendkulturen

Im Jahr 1994 entwickelte das Fanprojekt Dortmund einmobiles Straßenfußballkonzept, das im Sommer des glei-chen Jahres erstmalig in Dortmund mit großem Erfolgdurchgeführt wurde.

Selbstverständlich veranstaltet das Fanprojekt Dortmundin jedem Jahr Straßenfußballturniere auf mehreren 8m x12m großen und von meterhohen Banden umgebenenAnlagen, die bei Jugendlichen unterschiedlichen Altersund Nationalität großen Anklang finden. Sie alle stehenseit mittlerweile 17 Jahren unter dem Motto »Straßen-fußball verbindet Jugendkulturen«.

Das Ziel des Fanprojekts, mit dem transportablen Fuß-ballfeld eine Ebene des friedlichen Miteinanders für ver-schiedene Jugendkulturen zu schaffen und wirkungsvolleine größere Toleranz anderen Menschen gegenüber zufördern, scheint in all den Jahren vollends aufgegangenzu sein.

Weit über 10 000 Teilnehmer pro Jahr im Alter zwischen8 und 18 Jahren allein im Bereich Dortmund sind Indizdafür, dass die Veranstaltungen, die unter dem Motto»Kick Racism Out« stehen, in den vergangenen Jahrenzu einem festen Bestandteil der sportlichen Jugend-Sozialarbeit geworden und nicht mehr aus dieser Regionwegzudenken sind. Darüber hinaus bieten diese Veran-staltungen den beteiligten Jugendgruppen und -kultu-ren ein Forum zur Veröffentlichung ihrer Interessen undfreizeitspezifischen Bedürfnisse, die von der Dortmun-

der Öffentlichkeit mit großem Interesse aufgenommenwerden.

Dieses Projekt in seiner unnachahmlichen Wirkung aufjunge Menschen verschiedenster Kulturkreise fand selbstauf Europaebene viele Nachahmer und hat zahlreicheTräger der außerschulischen Jugendarbeit dazu bewegt,die Idee zukünftig in Eigenregie zu übernehmen. NachAuswertung des langjährigen Projektzeitraumes könnendie Mitarbeiter des Fanprojekt Dortmund e.V. dreiRichtung weisende Thesen aufstellen, die sich seit Jah-ren bestätigen:

■ Viele Jugendliche im Ruhrgebiet haben bei dem»Street-Projekt« die Gelegenheit, im fairen, sportlichenWettkampf, bei dem nur die Regeln der gegenseitigenRücksichtnahme gelten, andere als aggressiv-gewaltsameErfahrungen mit anderen Jugendkulturen zu machen so-wie ihre interkulturelle Toleranz zu steigern.

■ Ausgeprägte Gewaltbereitschaft und mangelndeToleranz anderen Kulturen gegenüber ist ebenso wieAusländerfeindlichkeit für viele junge Menschen bekann-termaßen eine Möglichkeit, um jeden Preis aufzufallenund sich darzustellen. Aufgabe der Jugendsozialarbeitmuss es sein, den Jugendlichen alternative Angebote zureigenen Selbstdarstellung zu machen.

■ Kontakte zwischen unterschiedlichen Jugend(sub)-kulturen bauen die Angst vor dem Unbekannten bzw.Fremden ab und beugen so entstehender Gewaltbereit-schaft vor. Hierzu eignen sich u. E. in erster Linie sport-liche und kulturelle Begegnungen. Aufgrund der leichtverständlichen Spielidee und der problemlosen Durch-führung in allen Bereichen urbanen Lebens erscheinenStraßensport-Aktivitäten prädestiniert für deren Realisie-rung.

29

Fanprojekt Dortmund e.V.

Dudenstraße 444137 Dortmund

Tel.: 0231- 721 42 92Fax: 0231- 721 42 95

[email protected]

Mitarbeitende: Rolf-Arnd Marewski, Thilo Danielsmeyer, Davud Mohammed, Klaas Pütschneider und Wolfgang Pfeiffer

Page 32: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

Die Auseinandersetzung mit Rassismus innerhalb undaußerhalb des Stadions ist aus gegebenem Anlass einwichtiges Thema.

Nach rassistischen und antisemitischen Vorfällen beim 3. Liga-Auswärtsspiel gegen Hansa Rostock im April2011 präsentierten Dresdner Fans beim nächsten Heim-spiel gegen TUS Koblenz ein Spruchband gegen Anti-semitismus. Zugleich wurden T-Shirts mit dem Slogan»LOVE DYNAMO – HATE RACISM« im Stadion ver-kauft. Auch die Ultras Dynamo erteilten Rassismus imStadion durch eine Erklärung im Infozine »Zentral-organ« eine klare Absage.

Die erste Mannschaft des Vereins lief auf Anregung derantirassistischen Faninitiative 1953international beimSpiel gegen FC Hansa Rostock im Juni dieses Jahres –diesmal in der 2. Liga – in Sondertrikots mit dem Schrift-zug »LOVE DYNAMO – HATE RACISM« auf. An-schließend wurden die Sondertrikots für einen gutenZweck versteigert. Insgesamt kamen 3.000 Euro zusam-men, die an drei zivilgesellschaftliche Initiativen verteiltwurden, die sich gegen Rassismus und für die Opfer vonRechtsextremismus engagieren. Die zweite Mannschaftder SG Dynamo Dresden trägt den Slogan »LOVEDYNAMO – HATE RACISM« dauerhaft auf der Trikot-brust.

Für das Fanprojekt Dresden ist Antirassismusarbeit schonseit langem ein Querschnittthema, das in allen Arbeits-bereichen zum Tragen kommt. Neben dem Lernzen-trum »Denk-Anstoß«, das wir nachfolgend ausführlichvorstellen,

■ erarbeiten wir aktuell Positionen und Strategien in Bezug auf die Themen »Rassismus« und »Arbeitmit rechts-orientierten Jugendlichen«;

■ bilden wir uns zu diesen Themen regelmäßig fort;

■ waren wir mit unserer Streetkick-Anlage (aufBanden der Streetkick-Anlage steht der Slogan»LOVE DYNAMO – HATE RACISM«) amChristopher-Street-Day in Dresden beteiligt;

■ haben im Rahmen unserer Jugendangebote diverse»Länderabende« (Polen, Tschechien etc.) statt-gefunden, bei denen z.T. Spieler der 1. Mannschaftaus den jeweiligen Ländern anwesend waren;

■ fand im Rahmen der FARE-Action-Week eineLesung »Angriff von Rechtsaußen« mit RonnyBlaschke statt;

■ wird gegenwärtig in Zusammenarbeit mit der StadtDresden und dem Verein eine Plakatkampagne zumThema »Rassismus« entwickelt.

Love Dynamo – hate racismFANPROJEKT DRESDEN

30

Page 33: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

Präventive Jugend- und Bildungsarbeitim Lernzentrum »Denk-Anstoß«

Diskriminierende und menschenverachtende Einstellun-gen sind überall in unserer Gesellschaft zu finden. Schlei-chend machen sich Fremdenfeindlichkeit, Diskriminie-rung von Minderheiten und Ausgrenzung in der Mitteder Gesellschaft breit. Dabei können wir junge Men-schen nicht allein lassen. Besonders Jugendliche brau-chen in Ihrer Entwicklungsphase Unterstützung und vorallem Orientierung. Dafür benötigt es unter anderemgute Präventionsprojekte und Netzwerke, die sich füreine demokratische Kultur und ein tolerantes Miteinan-der einsetzen.

Im September 2011 hat das Fanprojekt Dresden e.V. dasLernzentrum »Denk-Anstoß«, ein Projekt für präventi-ve Jugend- und Bildungsarbeit, offiziell eröffnet. DieIdee der Lernzentren kommt ursprünglich aus England,wo Fußballclubs bereits seit den 90er-Jahren ihre Räum-lichkeiten für Bildungs- und Präventionsangebote zurVerfügung stellen. 2006 wurde das Konzept vom Fan-projekt Dortmund erstmals in Deutschland übernom-men. Die Robert Bosch Stiftung griff diese Idee 2009auf und unterstützt seitdem den Aufbau weiterer Lern-zentren. 2010 entstand das Projektkonzept des Lernzen-trums »Denk-Anstoß« in Dresden.

Die Grundidee der englischen »Study Support Centers«,den außergewöhnlichen Lernort Fußballstadion, dieFußballbegeisterung junger Menschen und die Identi-fikation mit dem Verein zur Lernmotivation zu nutzen,ist besonders für den Standort Dresden und die damitverbundene starke Identifikation der Jugendlichen mitihrem Heimatverein Dynamo Dresden von enormer Re-levanz. Wir möchten das Thema Fußball und die Begeis-terung dafür als Anknüpfungspunkt und Diskussions-grundlage nutzen, um mit den Jugendlichen über ver-schiedene persönliche und gesellschaftspolitische The-men ins Gespräch zu kommen.

Dabei haben wir uns ein breites Netzwerk rund um dasProjekt aufgebaut. Hier engagieren sich viele unterschied-liche Kooperationspartner, Initiativen und Einzelper-sonen für ein tolerantes Miteinander, eine demokratischeKultur und einen respektvollen Umgang miteinander. Inden einzelnen Workshops unterstützen wir couragiertesHandeln und hinterfragen menschenverachtende Einstel-lungen sowie diskriminierende Stammtischparolen undVerhaltensweisen jeglicher Form.

Gemeinsam mit den Jugendlichen diskutieren wir überVorurteile und Diskriminierung im persönlichen Schul-alltag und in der Freizeit, um Zivilcourage zu stärkenund zu aktivem Handeln zu ermutigen. Wir unterstüt-zen die Jugendlichen – beginnend in ihrem eigenendirekten Umfeld – dabei, aktiv aufzutreten und sich ein-zumischen. Mit dem Ziel, die eigenen Werte, Normenund Verhaltensweisen zu reflektieren sowie die eigenePosition und Verantwortung deutlicher wahrzunehmen,versuchen wir »Denk-Anstöße« zu vermitteln und damitaktiv daran mitzuwirken, dass unsere Gesellschaft offe-ner, toleranter und couragierter wird.

31

Fanprojekt Dresden e.V.

Löbtauer Str. 1701067 Dresden

Tel.: 0351 - 485 20 49Fax: 0351 - 485 20 56

[email protected]

Mitarbeitende: Ramona Dressler, KorinnaDittrich, Christian Kabs, Nora Kohlenbrenner,Janine Mutschischk, Torsten Rudolph

Page 34: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

Rückblick auf »Tatort Stadion 2« in Düsseldorf

Vom 1. bis 14. Mai 2011 gastierte die Ausstellung »Tat-ort Stadion 2« bei uns in Düsseldorf. Die Ausstellung,bestehend aus ca. 24 Schautafeln, wurde 2001 vom Bünd-nis Aktiver Fußballfans (BAFF) entwickelt.

Neben einem buntgemischten Rahmenprogramm (u.a.Lesung und Diskussion mit Tanja Walther-Ahrens zuihrem Buch »Seitenwechsel: Coming-out im Fußball«,Konzert »Fortuna-Fans gegen Rechts«, Busfahrt undFührung zur Erinnerungs- und Gedenkstätte Wewels-burg, Vortrag »Das Versteckspiel – Codes, Symbole undLifestyle der extremen Rechten«, Lesung, Vortrag undDiskussion zum Thema »Sexismus« mit Nicole Selmer,Talkrunde mit Vertretern der Polizei, Fanbetreuung so-wie Fans und Vortrag »Patriotismus und Nationalismusin der Bild-Zeitung« mit Dieter Bott) und Führungenfür Schulklassen, Fangruppen und andere Interessierte,haben wir zusammen mit unseren Kooperationspartnernselbst zwei Tafeln zu der Ausstellung beigesteuert: Einezur negativen Entwicklung und eine zu Gegenmaßnah-men. Beide werden im Folgenden vorgestellt.

Tafel 1: Negative Entwicklung

Die grundsätzlich rechtsoffene Haltung der deutschenFanszene in den 70ern und 80ern und die fehlenden Ge-genkonzepte machten es Rassisten leicht, sich zu inte-grieren. Fortuna-Fans waren zwar nie dafür bekannt, eindurchorganisierter Nazitrupp zu sein, aber Reichskriegs-

flaggen an den Zäunen, rechte Gesänge, nationalistischeAufnäher und Affenlaute gegen dunkelhäutige Spielergehörten zum Standard.

Das änderte sich erst in den 90ern: Durch den generel-len Trend, die Fanzine-Generation, die Anfänge des mo-dernen Fußballs (Versitzplatzung, Eventisierung, Ver-teuerung der Eintrittskarten, strengere Überwachungdurch die Polizei, mediale Dauerpräsenz), die aufkom-mende geförderte Sozialarbeit und vor allem durch vielehrenamtliches Engagement der Fans selbst.

Durch den Abstieg in die vierte Liga änderte sich dasGesicht der Düsseldorfer Fanszene. Viele Ältere gingen,jüngere, anders orientierte Fans kamen hinzu. Es schien,als sei das Problem gelöst. Nach dem Zweitliga-Aufstiegwurde aber klar, dass die Nazis nie verschwunden waren.Sie hielten sich jahrelang bedeckt und trauten sich nicht,offene Parolen zu propagieren. Aber vor allem in der Sai-son 2010/2011 gab es wieder Schmierereien, Aufkleber,Hitlergrüße, rechte Lieder und offene Anfeindungen ge-gen den antifaschistischen Teil der Fanszene.

Auch heute gibt es (noch) keinen offenen Rassismus. Dieneue Taktik lautet anders: Nun wird der Kampf gegenRassismus als »Extremismus« bezeichnet. Die Forderungnach einer »unpolitischen Fortuna« wird immer lauterund auch von Kreisen mitgetragen, die bei weitem nichtder rechten Szene zuzuordnen sind. Aber was ist derKampf für eine unpolitische Szene anders, als der Kampfgegen antirassistische Fans? Das Ziel des Antifaschismus,dass sich jeder Mensch frei ausleben darf und alle gleich-

Fußball ohne Grenzen FANPROJEKT DÜSSELDORF

32

Page 35: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

berechtigt und bei Fortuna willkommen sind, wird als zupolitisch empfunden. Dagegen wird vorgegangen, damitRassisten sich freier entfalten können und keinen Gegen-wind verspüren. Der Kampf gegen Faschisten ist alsonoch lange nicht gewonnen!

Tafel 2: Gegenmaßnahmen

Von Seiten des Vereins, des Verbandes oder der Medienkam lange Zeit nichts gegen die rechten Umtriebe in derKurve. Wegsehen und Verharmlosen waren die Gebotebis in die 90er Jahre. So mussten erst die Fans für Kam-pagnen, Aufklärung und Gegenmaßnahmen sorgen.Mitgetragen wurden die Aktionen vom sozialpädago-gischen Fanprojekt, den Fanzines (vor allem »Come-back«), die offen und kritisch über Nazis im Fußballsprachen, von bekannten Künstlern, die ebenfalls For-tuna-Fans sind (z.B. »Die Toten Hosen«) und einigenSpielern, die den Mut hatten, sich zu äußern.

Erst als der Fernsehfußball komplett zum Wirtschafts-faktor wurde, begannen auch der DFB und die Vereine,gegen Nazis vorzugehen. Die »Marke« Fußball musstereingewaschen und zum Familienausflugsziel werden.Die menschenverachtenden Brandanschläge auf Asylbe-werberunterkünfte in Rostock und Solingen in dieserZeit rüttelten außerdem wach.

Die Aktionen »von oben« kamen aber erst lange nachAktionen der Fans, die sich bereits seit Beginn der 90erJahre kreativ und von innen heraus gegen Rassisten en-gagieren. In Düsseldorf wurde offensiv aufgeklärt. ÜberTexte in Fanzines, Handzettel, Initiativen, Talkrunden,Spruchbänder und gemeinsame Aktionen mit dem Verein.

Mittlerweile ist der kritische Teil der Düsseldorfer Fan-szene für seine antifaschistische Arbeit im ganzen Landbekannt. Es gab und gibt:

■ zahlreiche kritische Choreos und Transparente,■ Zusammenarbeit mit der Flüchtlingsinitiative Stay,

dem schwul-lesbischen Jugendzentrum PULS unddem Arbeitskreis »Fortunafans mit Handicap«,

■ die Beteiligung an den Aktionswochen der Netz-werke BAFF, FARE und ALTERA,

■ Demos, Partys, Konzerte und Fußballturniere,■ Kleidersammlungen für Bedürftige,■ Spenden und Solidaritätsaktionen für andere

Initiativen,■ Kontakte zu anderen kritischen, antirassistischen

Fangruppen aus ganz Europa,■ Podiumsdiskussionen und Vorträge sowie■ Texte und Stellungnahmen zum Thema in Fanzines,

Spieltagsheften und im Internet.

Bei und auch außerhalb der Ausstellung war und ist einPlakat zum Thema Homophobie im Fußball ein wichti-ger Aspekt unserer Arbeit. Das Plakat ist auf Initiative desschwul-lesbischen Jugendzentrums PULS entstandenund wird beispielsweise an Sportvereine verteilt und inder Arena aufgehängt. Es soll zum Nachdenken anregenund im Fußball und in anderen Sportar-ten etwas an der Einstellung zu Dis-kriminierung und Homosexualität än-dern. Neben der Vorstellung im Rah-men von »Tatort Station« wurde dasPoster während der Farewoche auch inder Arena selbst vorgestellt.

Insgesamt bleibt festzuhalten, dass dieAusstellung in Düsseldorf ein voller Er-folg war. Zu den einzelnen Abendver-anstaltungen im bunt gemischten Rah-menprogramm kamen mehr als 300Teilnehmer. Besonders erfreut waren wir, dass viele Men-schen, die nicht aus dem Fußball-Zusammenhang kom-men, »Tatort Stadion« angeschaut haben. Insgesamt ka-men weit mehr als 1.500 Besucher.

■ Öffnungszeiten: Montag 18:00-22:00 Uhr Fancafé,Donnerstag 17:00-17:30 Uhr U18-Treff

33

Fanprojekt Düsseldorf

Lacombletstr.1040239 Düsseldorf

Tel.: 0211 - 892 20 22Mobil: 0176 - 20 29 68 33Fax: 0211 - 892 90 47

[email protected] www.jugendring-duesseldorf.de

Mitarbeitende: Dirk Bierholz, Benjamin Belhadj und Linn Schulte

Page 36: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

Fußball bei Nacht

In enger Kooperation veranstalten das Fanprojekt Duis-burg e.V. und das Jugendamt der Stadt Duisburg schonseit 8 Jahren regelmäßig eine interkulturelle Hallenfuß-ballnacht.

Zwei Mal im Jahr treffen sich knapp einhundert Jugend-liche aus verschiedenen Duisburger Schulen und Jugend-zentren zu einem Fußballturnier, um zu nächtlicherStunde den begehrten Wanderpokal »auszukicken«. Ins-gesamt nehmen daran jeweils acht Mannschaften mitSpielern unterschiedlichster Nationalität teil.

Es findet eine offizielle Mannschaftsvorstellung statt,Schiedsrichter werden vorgestellt und in gelöster Atmo-sphäre wird gemeinsam gegessen. Gerade diese Atmosphä-re nimmt einen großen Stellenwert ein und wirkt sichpositiv auf den Verlauf des Turniers aus. Hier habenJugendliche die Möglichkeit, sich untereinander besserkennen zu lernen.

Jede Mannschaft bekommt nach dem Essen für das Tur-nier eigens entworfene Trikots überreicht, wobei jedeMannschaft vorher eine festgelegte Farbe zugewiesen be-kommt. Diese Farbe behält die Mannschaft für jedes neueTurnier.

Die nächtliche Uhrzeit des Turniers – das Turnier startetum 21.00 Uhr und endet gegen 4.00 Uhr in der Früh –und die Atmosphäre des Turniers sind natürlich nicht dieeinzigen Besonderheiten dieser Veranstaltung. Wie obenschon angedeutet, spielt neben diesen Dingen vor allemdie Fairness eine wichtige bzw. die wichtigste Rolle. Beiallen Hallenfußballnächten wird immer ein besonderesAugenmerk darauf gelegt. Ein speziell dafür von den Or-ganisatoren entwickeltes Punktevergabesystem unter-stützt dieses Anliegen.

Um den sportlichen Wettstreit nicht gänzlich aus denAugen zu verlieren, gibt es wie üblich pro Spiel und Sieg3 Punkte zu gewinnen. Bei einem Unentschieden be-kommt jedes Team einen Punkt. Hinzu kommen jedochnoch so genannte Fairnesspunkte. Hierbei bekommt ein Team bei Nichterhalt einer roten Karte einen Punktextra. Bei keiner gelben Karte im Spiel einen weiterenPunkt. Anders ausgedrückt: Ein Team ohne gelbe undrote Karten im Spiel erhält 2 Punkte extra. Ein faires undsiegreiches Team hat also die Möglichkeit, pro Spielmaximal 5 Punkte erhalten zu können, die letztendlich

Fair kriegt fünfFANPROJEKT DUISBURG

34

Page 37: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

auch in die Tabellenwertung einfließen werden. Gleichesgilt im Übrigen auch für das Verliererteam. Dieses kannebenso noch die beiden »Nicht-Kartenpunkte« erhalten. Bei zwei und mehr gelben Karten pro Team und Spielgibt es allerdings keine Fairnesspunkte mehr zu gewin-nen. Gleiches gilt selbstverständlich auch schon bei min-destens einer roten Karte.

Dieses Punktevergabesystem soll nicht die Unfairness derTeams bestrafen, sondern positives Verhalten belohnen.Erreicht wird dies durch zusätzliche Punkte für die Ta-bellenwertung.

Am Ende des Turniers bzw. am Anfang des neuen Tagesgewinnt dann das Team, welches die meisten Punkte aufseinem Konto hat. Allerdings ist bei Punktegleichheitnicht zuerst die Tordifferenz entscheidend. Denn demHauptmotto des Turniers folgend zählt natürlich zuerstdie Anzahl der Fairnesspunkte! Außerdem erhält jedesTeam mit den meisten Fairnesspunkten auf seinem Kon-to einen extra dafür gestifteten Pokal.

Beide Institutionen, Jugendamt und Fanprojekt, kon-zentrieren sich in ihrer täglichen Arbeit natürlich beson-ders auf 14- bis 17-jährige Jugendliche. Gerade in die-sem Alter, in dem sie sich intensiv auf der Suche nachZielen, Identitäten, aber auch nach Gemeinsamkeitenund Unterschieden befinden, ist es wichtig, sich gezieltmit den Heranwachsenden auseinanderzusetzen. Diesgilt verstärkt für junge Menschen mit Migrationshinter-grund, da hier noch die Suche nach der eigenen kultu-rellen Identität und die Findung des eigenen Standortsin der Gesellschaft erschwerend hinzukommt.

Das sportliche Feld ist dabei ein Bereich, in dem vieleAspekte des täglichen Lebens eine Rolle spielen – vorallem auch bei einer Mannschaftssportart wie dem Fuß-ball.

Denn gerade im Fußballsport, wohl die beliebteste Sport-art hierzulande, wo der leistungssportliche Gedanke ab-solut im Mittelpunkt steht, sollte man den JugendlichenAlternativen bieten, die ihnen aufzeigen, dass es beimFußball, ebenso wie im Leben, auf den richtigen, fairenUmgang miteinander ankommt – und das selbstver-ständlich vor, während und nach dem Spiel.

■ Öffnungszeiten: Termine sind nach telefonischerAbsprache möglich

35

Fanprojekt Duisburg e.V.

Bürgermeister-Pütz-Str.12347137 Duisburg

Tel.: 0203 - 28 83-61 und -62Mobil: 0177 - 561 17 14Fax: 0203 - 28 41 70

[email protected]

Mitarbeitende: Rebecca Ellmann

Page 38: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

»Kicker Kämpfer Legenden«

Vom 14. Juni bis 11. Juli 2010 wurde die Ausstellung»Kicker Kämpfer Legenden« im Wiesbadener Rathausgezeigt. Eigens dafür haben wir eine Präsentation ange-fertigt, die mittlerweile im Eintracht Frankfurt Museumdauerausgestellt wird. Mittels der Präsentation begebenwir uns hinter den Zaun, in das Terrain, in dem sich dasEngagement des Fanprojektes entfaltet und wo Legen-den erst zu dem gemacht werden, was sie sind.

Zwar gibt es in der Frankfurter Fanszene einige Bei-spiele für das Engagement gegen Rassismus, aber nurwenige davon zeigen, wie sich das Engagement auf denRängen mit dem Geschehen auf dem Rasen verbindet.Umso naheliegender war es, die beiden »United Colors«Aktionen aus den Jahren 1992 und 2008 als Thema derPräsentation zu wählen. Für die Figur »United Coloursof Bembeltown« (1992) haben wir vom Comedy DuoBadesalz die Erlaubnis bekommen, den legendären»Sabini-Sketch« in unser Kunstwerk einzubauen. Im»Kopfkino« der Figur »United colours of Frankfurt«(2008) zeigen wir anhand vieler Bilder Aktionen gegenRassismus von Fanszene und Fanprojekt.

»Im Gedächtnis bleiben«

Wenn man sich im Rahmen der sozialpädagogischenArbeit gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Dis-kriminierung engagiert, ist es selbstverständlich, dass derBogen der Aktivitäten in die deutsche Vergangenheit ge-spannt werden muss. Nur die tabulose Konfrontationmit der Vergangenheit hilft, die Gegenwart richtig ein-

zuordnen. Als Mahnmal dessen, was Menschen Men-schen antun können, dürfen die nationalsozialistischenVernichtungslager niemals im Gedächtnis der Gesell-schaft verblassen. Und wenn schon Chelmno, Treblinka,Sobibor, Belzec und die ganzen anderen Namen bei all-zu vielen Jugendlichen keine Assoziation mehr hervorru-fen, soll wenigstens der Name Auschwitz stellvertretendfür alle anderen die Tür in die schamvollen Gefilde deut-scher Geschichte offenhalten. Auschwitz muss in Erin-nerung bleiben!

Im Frühjahr 2011 setzten wir uns mit verschiedenenPersonen aus der Frankfurter Fanszene zusammen, umdas Projekt einer Gedenkstättenfahrt nach Krakau/Auschwitz zu verwirklichen. Zwar war das Fanprojektdie Drehscheibe für den Informationsfluss und die For-malien, doch wurde das sich immer weiter entfaltendeProjekt maßgeblich vom Engagement aus der Fanszenegetragen. Wer sich schon mit dem Thema Holocaust be-schäftigt hat weiß, dass das, was in Auschwitz passiert ist,so unfassbar ist, dass die Beschäftigung damit schier zuüberwältigen droht. Allein deshalb war allen Beteiligtenklar, dass eine Annährung nicht unvorbereitet geschehendarf. So haben wir aus der anfänglichen Idee einer Ge-denkstättenfahrt nach und nach unsere Veranstaltungs-reihe »Im Gedächtnis bleiben« entwickelt.

Im Gedächtnis bleibenFANPROJEKT FRANKFURT

36

Page 39: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

Eindrucksvoll gestartet wurde »Im Gedächtnis bleiben«am 13.7.2011 im Studierendenhaus auf dem Unicam-pus. Vor über 200 Zuschauern hat Esther Bejarano, eineÜberlebende aus dem Mädchenorchester Auschwitz zu-sammen mit der RAP-Formation Microphone Mafiaantirassistische und jüdische Lieder performt. Zwei Film-vorführungen, zwei Lesungen, eine Veranstaltung zuFritz Bauer, ein Workshop zur Enteignung der Juden inHessen und die Erarbeitung eigener Recherchemöglich-keiten sowie eine Führung im ehemaligen IG-Farben-Haus vervollständigten das Rahmenprogramm. »Im Ge-dächtnis bleiben« war so konzeptioniert, dass jeweils eineder am Projekt beteiligten Gruppen für die Veranstal-tung federführend war. Zur Vorbereitung auf die Ge-denkstättenfahrt haben wir den über 42 TeilnehmerIn-nen Lesestoff mitgegeben, auf den sie während der vier-tägigen Fahrt zurückgreifen konnten. Allen wurde einReader ausgehändigt, der auf 130 Seiten wissenschaft-liche Texte, literarische Verarbeitungen von Überleben-den und Aspekte der Aufarbeitung des NS-Regimes zu einem facettenreichen Einstieg in das Thema verdich-tete.

Das Ziel des Projektes, das im Nachhinein betrachtetauch erreicht wurde, war die Initiierung einer offenenVeranstaltungsreihe, die auf Fortführung drängt. Es freutuns sehr, dass sich im Projektverlauf eine Gruppe zusam-mengefunden hat, deren Zusammenarbeit so konstruk-tiv und fruchtbar war, dass die geplante Fortsetzung derVeranstaltungsreihe »Im Gedächtnis bleiben« zum Teilschon in die Tat umgesetzt wurde. So haben wir im Rah-men des Auswärtsspiels von Eintracht Frankfurt bei TSV186o München im November 2011 eine Jugendfahrtmit Übernachtung und Besuch der KZ-GedenkstätteDachau angeboten.

Darüber hinaus gastiert von Januar bis März 2012 dieAusstellung »Kicker Kämpfer und Legenden« im Ein-tracht Frankfurt Museum. Wir werden bei der Veranstal-tung mitarbeiten und in diesem Kontext eigene Recher-chearbeiten durchführen.

Bildungsarena Frankfurt

Im Herbst 2011 hat das Frankfurter Fanprojekt sein viel-seitiges Angebot für Jugendliche um ein von der RobertBosch Stiftung und der Bundesliga-Stiftung geförder-tes Lernzentrum erweitert. Das Stadion dient dabei alsaußergewöhnlicher Lernort, die Fußballbegeisterungjunger Menschen als Motivationsinstrument. In der Bil-dungsArena werden jungen Menschen verschiedene The-men aus dem Bereich politischer Bildung vermittelt.

Es versteht sich von selbst, dass auch Module gegen Ras-sismus und Fremdenfeindlichkeit in das Programm ein-gebaut werden. Beispielsweise finden sich in den Trai-ningslagern »Fit for Football« oder »Fit for Differences«Unterrichtseinheiten, in denen die jugendlichen Teilneh-merinnen und Teilnehmer aus der Fußball-FanszeneMöglichkeiten zur Überwindung von Rassismus undFremdenfeindlichkeit im Sport reflektieren und lernen,entsprechende Konflikte zu bewältigen.

■ Öffnungszeiten: In der Regel Dienstag, Mittwochund Donnerstag von 11:00 bis 19:00 Uhr

37

Frankfurter Fanprojekt e.V.

Schwarzsteinkautweg 5a60598 Frankfurt Main

Tel.: 069 - 494 05 47Fax: 069 - 94 41 31 75

[email protected]

Mitarbeitende: Stephan von Ploetz, SebastianBeck, Michael Bus, Gabriele Müller, BenjaminWeigand und für das Lernzentrum: Carina Weber

Page 40: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

Das Fanprojekt Halle organisierte vom 9. -12.5.2011eine Bildungsfahrt nach Krakau und Auschwitz. Vor Orterwartete die Reisegruppe ein umfangreiches Programm.

Nach der Ankunft und dem Check-In im zentrums-nahen Hotel Matejko besuchten die mitgereisten HFCUltras mit den Fanprojektmitarbeitern am Nachmittagden historischen Stadtkern Krakaus. Beeindruckt von derdurch Prunk und Pracht vergangener Epochen gepräg-ten Altstadt verbrachte die Gruppe den Abend im Zen-trum dieser pulsierenden Metropole.

Mit einem deutschsprachigen Reiseleiter besichtigte man am folgenden Tag das ehemalige Konzentrationsla-ger in Auschwitz und das ehemalige VernichtungslagerAuschwitz-Birkenau.

Auf der Hin- und Rückfahrt gab es darüber hinaus vieleInformationen über historische Bauten an der Wegstrek-ke und die Geschichte Polens.

Die vierstündige Führung durch die Gedenkstätte ver-mittelte in erschütternder Art und Weise die systema-tische Vernichtung menschlichen Lebens – sie machtedeutlich, was Menschen Menschen angetan haben.

Am dritten Tag folgte eine Stadtführung mit der Besich-tigung zahlreicher Denkmäler, Kirchen und historischerBauten sowie des ehemaligen jüdischen Viertels von Kra-kau. Der anschließende Besuch in Oskar Schindlers ein-stiger Emaille-Warenfabrik bedeutete den Abschluss ei-ner Reise, die einen umfangreichen Einblick in die His-torie und Entwicklung Polens ermöglichte und einenergreifenden Rückblick in das düsterste Kapitel deut-scher Geschichte gab. Die Fabrik Oskar Schindlers wur-de zu einem Museum umgebaut und zeigt seit Septem-ber 2009 eine Dauerausstellung über Krakau und dieVerfolgung der Juden während der NS- Besatzung.

Am Abend ging es ins neue Stadion von Wisla Krakau.Der kommende polnische Meister spielte gegen denTabellenfünften Lech Posen und gewann das Spiel mit1:0.

Am Donnerstag fuhr die Gruppe mit unvergesslichenEindrücken und vielfältigen Informationen zurück nachHalle.

Hallesche FC-Fans in PolenFANPROJEKT HALLE

38

Page 41: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

Fachbereich, Kinder, Jugend und Familie

Fanhausordnung

1. Jeder ist unabhängig von seinem Geschlecht, seiner Herkunft und seines Aussehens im Fanhaus willkommen.

2. Das gesamte Fanhaus ist Nichtraucherbereich.

3. Im Fanhaus dürfen an alkoholischen Getränken nur branntweinfreie Getränke –im Rahmen des Jugendschutzgesetzes – konsumiert oder verkauft werden. Das Mitbringen und der Konsum von branntweinhaltigen Getränken undillegaler Drogen ist im Fanhaus untersagt. Die Mitarbeiter des Fanprojektessind berechtigt derartige Gegenstände vorübergehend einzuziehen.

4. Das offene Tragen von Zeichen oder Symbolen rassistischen, ausländerfeind-lichen oder sonstigen diskriminierenden Inhalts sowie das Rufen bzw. Absingensolcher Inhalte und das Mitführen oder Verteilen von rassistischem, fremden-feindlichem oder rechtsradikalem Propagandamaterial ist im Fanhaus untersagt.

5. Innerhalb des Fanhauses hat sich jeder Besucher so zu verhalten, dass kein anderer geschädigt oder gefährdet wird.

6. Die Räume und das Inventar im Fanhaus sind von jedem Besucher pfleglich zu behandeln. Das Aufbringen von Aufklebern, Flyern und Plakaten ist imFanhaus nur an den dafür vorgesehenen Stellen gestattet.

7. Bei Zuwiderhandlung und Verstößen gegen die Hausordnung ist der Projekt-leiter berechtigt ein Hausverbot auszusprechen.

Heder, Ressortleiterin

■ Öffnungszeiten: Das Fanhaus hat Montag, Dienstag und Donnerstag von 16:00-20:00 Uhr geöffnet, Mittwoch von 16:00-22:00 Uhr und Freitag nach Bedarf/Ver-einbarung sowie an Heimspieltagen 3 Stunden vor und nach dem Spiel. PersönlicheBeratungszeit ist auch außerhalb der Öffnungszeiten nach Vereinbarung möglich.

39

Büroadresse:Streetwork Fanprojekt Halle

Amt für Kinder, Jugend und FamilieSchopenhauerstraße 406114 Halle/Saale

Fanhaus:

Kantstraße 506110 Halle/SaaleTel.: 0163 - 380 11 63Fax: 0345 - 122 98 10

[email protected]

Mitarbeitende: Steffen Kluge und Uwe Striesenow

Page 42: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

Aktionstag gegen Diskriminierungbeim HSV

Unruhe in der Führungsebene, Derbyniederlage, sport-liche Talfahrt – über den HSV gab es zu Beginn desJahres 2011 viele Geschichten zu erzählen, von denendie meisten leider einen unerfreulichen Beigeschmackhatten. Wir haben aber auch noch eine andere, nämlichdie vom »Tag der Vielfalt«. Ein Aktionstag, der von denUltras initiiert und vom HSV-Fanprojekt unterstütztund begleitet wurde.

Der 21. Januar 2011 war ein besonderer Tag für denHSV und seine Fans. Das lag auch am erfolgreichen Spielgegen die Frankfurter Eintracht. Aber nicht nur daran.Denn nach monatelanger Vorbereitung einer engagier-ten Gruppe von Fans stand der Spieltag unter dem be-merkenswerten Motto »Tag der Vielfalt: Wir ALLE sindder HSV – kein Platz für Diskriminierung!«.

Geneviève Favé, die als Mitarbeiterindes Fanprojekts die Arbeit der Gruppevon Beginn an begleitet hat, berichtetüber die Entstehung der Aktion: »Aus-gangspunkt war wirklich die Fanszeneselbst. Einige Leute aus den großenUltragruppen wollten sich mit demThema Diskriminierung beschäftigen.Sie haben dann gezielt weitere Fans an-gesprochen und angefangen, sich regel-mäßig zu treffen, zu diskutieren undden Aktionstag zu planen.«

Das Hauptaugenmerk lag dabei natürlich auf dem Ham-burger SV und der eigenen Fanszene. Unterstützt wur-de die Gruppe von etwa 15 jungen Fans nicht nur durchdas HSV-Fanprojekt, sondern auch durch den Vereinund den HSV Supporters Club. Außerdem packten zu-sätzlich zahlreiche Helferinnen und Helfer mit an. Daswar auch nötig, denn die geplanten Aktionen wurdenimmer größer und umfangreicher: »Am Anfang hieß es,wir machen eine Choreo. Dann kamen weitere Ideendazu: eine Broschüre oder T-Shirts und Aufkleber. Undein Film für Supporters TV mit Spielerinterviews stießebenfalls auf große Zustimmung in der Gruppe. Und amEnde wurde dann alles gemacht. Das war wirklich sehrviel Arbeit, aber wir hatten auch viel Unterstützung.«

Gerade in Anbetracht der Tatsache, dass Themen wieSexismus und Homophobie beim HSV und in der Fan-szene bisher eher weniger diskutiert wurden, war dasErgebnis überwältigend. Bereits vor dem eigentlichenAktionstag wurden Ankündigungen gemacht und umUnterstützung gebeten: im Stadionheft »HSV Live«, inden Ultras-Infoblättern »Seemannsgarn« und »Kurven-info« sowie durch das Fanclub-Rundschreiben der Fan-betreuung wurden alle Fans über die unterschiedlichenAktionen und deren Hintergründe informiert. Auch dasSupporters TV berichtete mit einem eigens erstelltenBeitrag bereits einige Wochen vorher über die geplanteAktion.

Zum Nachdenken anregen

Obwohl der Termin an einem kalten Freitagabend ausSicht der Vorbereitungsgruppe eher unglücklich war,kamen hunderte Fans in den Aktionsbereich innerhalbdes Stadions, um sich zu informieren und zu diskutieren.Der »Tag der Vielfalt« wurde dort mit einer Vielzahl vonAktivitäten begangen. Sowohl auf dem Rasen als auchden Rängen wurde Flagge gezeigt: mit einer Choreogra-fie gegen Diskriminierung und einem Transparent, daszum Einlaufen der Mannschaften von Fans aufs Spielfeldgetragen und gemeinsam mit den Spielern präsentiertwurde.

Kein Spiel wie jedes andere HSV-FANPROJEKT

40

Page 43: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

Zudem wurden Initiatoren der Aktion im Stadioninnen-raum direkt vor dem Spiel interviewt. Auch das »Volks-parkett«, das regelmäßig vor den Spielen im Umlaufstattfindet, widmete sich dem Thema und wurde vonüber 400 Zuschauern besucht. Rund um den Stand desFanprojekts gab es eine Fotoausstellung unter dem Mot-to »Wir sind der HSV«. Die Fotos von über 500 HSV-Fans jeglicher Couleur zeigten ohne großen Erklärungs-bedarf auf, wie vielfältig die Anhänger des Vereins sind.Darüber hinaus gab es Infostände mit T-Shirts, Buttonsund Aufklebern zum Selbstkostenpreis. Aber nicht nurdie konnten die Fans mit nach Hause nehmen, sondernvor allem auch die rund 50-seitige Broschüre »HSV-Fansgegen Diskriminierung«, die die Aktionsgruppe selbstkonzipiert, getextet und layoutet hatte. In zahlreichenArtikeln und Interviews beschäftigen sich die Fans hiermit der Situation ihrer eigenen Szene, allgemeinenAspekten von Diskriminierung und verschiedenen The-men wie »Frauen in der Ultraszene«, Fans mit Migra-tionshintergrund oder schwule Fußballer.

»Niemand ist frei von Vorurteilen«

Sowohl die Initiatoren als auch viele Fans waren sichnach diesem Tag einig, dass die Aktion rundum gelun-gen war. Bis auf ganz wenige Ausnahmen waren die Re-aktionen der Zuschauer und Fans sehr positiv und dasInteresse an den Angeboten groß.

Für Geneviève Favé ist insbesondere das Engagementder Gruppe in den Diskussionen der Vorbereitung einwichtiger Teil des Erfols: »Ich fand es toll, wie viele in-haltliche Auseinandersetzungen es mit dem Thema gab,auch sehr persönliche. Schließlich ist ja niemand frei vonVorurteilen. Es wurde viel darüber diskutiert, wann Dis-kriminierung anfängt und auch das eigene Verhaltenwurde reflektiert. Man merkt, dass die junge Generationvon HSV-Fans da klar Stellung beziehen will und sagt:›Solche Sprüche wollen wir bei uns nicht‹. Das war nichtimmer so.«

Nicht überraschend also, dass die Gruppe auch nach die-sem Aktionstag weiter aktiv bleiben möchte. Denn trotzdes hohen Stellenwertes eines Sieges gegen Frankfurt istspätestens an diesem Abend vielen beim HSV deutlichgeworden, dass auch andere Themen einen Platz in denKurven verdienen!

Bei den Nachbereitungstreffen des Aktionstages wurdein den Berichten der Aktivistinnen und Aktivisten deut-lich, dass das Thema Diskriminierung beim HSV sehrwohl relevant ist, auch wenn einige dies hartnäckig ver-neinen und Probleme nicht sehen (wollen). Klar ist je-doch auch, dass mit der Aktion ein richtiger und wich-tiger Weg eingeschlagen wurde, den das Fanprojekt seitjeher unterstützt hat und auch weiter unterstützen wird.

■ Sprech- bzw. Bürozeiten: Montag und Donnerstagvon 10 bis 19 Uhr, Dienstag, Mittwoch und Freitag von10 bis 16 Uhr und nach Vereinbarung.

■ Fanhausöffnung vor jedem Bundesligaheimspiel:immer vier Stunden vor dem Anpfiff, nach den Bundes-ligaheimspielen: nur nach den 15.30 Uhr Samstagsspie-len ab 18.00 Uhr pünktlich zur Sportschau.

41

HSV-Fanprojektim Verein Jugend und Sport e.V.

Stresemannstr. 16222769 Hamburg

Tel.: 040 - 43 14 94Fax: 040 - 432 23 44

[email protected]

Mitarbeitende: Thorsten Eikmeier, GenevièveFavé, Joachim Ranau und Martin Zajonc

Page 44: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

Ein Schwerpunkt der sozialpädagogischen Arbeit desFanprojektes ist die offene Auseinandersetzung mit rassis-tischen, fremdenfeindlichen, rechtsextremistischen unddiskriminierenden Tendenzen im Fußballumfeld.

In einer interdisziplinären Arbeitsgruppe mit allen amFußball beteiligten relevanten Institutionen wird gemein-sam gegen rechte Tendenzen in der Fanszene vorgegan-gen. Es werden Angebote gemacht, die zum Ziel haben,die demokratischen Kräfte in der Fanszene zu fördernund zu stärken.

Im Oktober 2004 entstand der Arbeitskreis »96-Fans ge-gen Rassismus«. Er wird vom Fanprojekt begleitet undunterstützt. Wichtig ist dem Arbeitskreis vor allem, dieSensibilität aller Fans und ZuschauerInnen im Stadion zustärken und sie dazu zu ermutigen, sich einzumischen,wenn diskriminierende Sprüche und/oder Gesänge zuhören sind.

Der Arbeitskreis »96-Fans gegen Rassismus« entwickeltkontinuierlich Ideen zur Bekämpfung rechter Umtrie-be im Fußballumfeld. Seit nunmehr sieben Jahren plantund organisiert er eine Reihe von Aktionen:

Infoveranstaltungen

Der AK »96-Fans gegen Rassismus« organisiert regel-mäßig Referate und Vorträge für die hannoversche Fan-szene und Interessierte, um über rechte Tendenzen imFußball zu informieren und auf diese Tendenzen hinzu-weisen.

Mit einem Vortrag über Neo-Nazi-Symboliken, der Aus-stellung »Das Versteckspiel«, einem Verkaufs- und Info-stand und einer Vielzahl verteilter Flyer beteiligte sichder Arbeitskreis »96-Fans gegen Rassismus« u.a. im Um-feld des Länderspiels Deutschland gegen Zypern 2007an den Aktionen gegen Rassismus und Diskriminierungim Fußball.

Antirassistische Fußballturniere

Seit 2005 richtet der Arbeitskreis antirassistische Fußball-turniere unter dem Motto »Kein Fußball den Rassisten«aus.

Konzerte

Unter dem Motto »Spaß gegen Stumpf« und gegen Ras-sismus organisierte der Arbeitskreis im Umfeld von 96-Heimspielen eine Reihe bemerkenswerter Live-Konzer-te. Wie der Name schon sagt, standen der Spaß und dieinformative Arbeit im Vordergrund.

T-Shirts und Schals gegen Rassismus

Die kontinuierliche Arbeit des AK »96-Fans gegen Ras-sismus« und Choreographien gegen Rassismus finanzie-ren sich hauptsächlich durch den Verkauf von selbst pro-duzierten Artikeln wie Schals und T-Shirts.

Schulferienkalender gemeinsam mit Jugendschutz

Unter dem Motto »Zeichen setzen« gestaltete der Ar-beitskreis im WM-Jahr 2006 den vom Jugendschutz der Stadt Hannover alljährlich herausgegebenen Schul-ferienkalender.

Umgang mit rechten Tendenzen, Rassismus und Diskriminierung im FußballumfeldFANPROJEKT HANNOVER

42

Page 45: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

Fest installierte Bande im Stadion

Am 22.10.05 wurde zum Spiel gegen Werder Bremendie bis dahin in einem Bundesligastadion einmalige Ban-de mit der Aussage: »96-Fans gegen Rassismus« einge-weiht. In Zusammenarbeit mit Hannover 96 ist diese festinstallierte Bande ein weiteres Resultat des Arbeitskrei-ses gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus im Fuß-ballumfeld.

FARE-Woche (Football Against Racism in Europe)

Im Rahmen der internationalen FARE-Aktionswochengab der Arbeitskreis »96-Fans gegen Rassismus« eineBroschüre heraus, in der es inhaltlich um FARE (Foot-ball Against Racism In Europe), den Begriff Rassismusund den Rassismus in Hannover geht.

Choreografie

Zu Beginn der Partie Hannover 96 gegen Werder Bre-men am 13.08.06 wurde im Unterrang der Nordkurvedes hannoverschen Stadions eine Choreographie gezeigt,die eindeutig Stellung bezieht: »Gemeinsam gegen Ras-sismus«!

Zusammenarbeit mit Schulen

Mit Referaten und Beiträgen zum Thema Rassismus imFußball unterstützen das Fanprojekt und der Arbeitskreisdas Projekt »Schule ohne Rassismus – Schule mit Cou-rage«.

Pilotprojekt

Von Dezember 2007 bis Frühjahr 2009 beteiligte sich derAK »96-Fans gegen Rassismus« an der Arbeitsgruppe des»Pilotvereins« Hannover 96 im Rahmen des DFB-Pro-jekts: »Verein für Toleranz gegen Rassismus und Diskri-minierung«. Über den Arbeitskreis wurde der hannover-sche Ordnungsdienst in Hinsicht auf rechte Symbolikengeschult und für diese Problematik sensibilisiert. DieTestphase wurde im Frühjahr 2009 abgeschlossen.

Julius-Hirsch-Preis

2009 bekam das Fanprojekt Hannover in Zusammen-arbeit mit dem AK »96-Fans gegen Rassismus« den drit-ten Preis bei dem vom DFBausgelobten »Julius-Hirsch-Preis« gegen Rassismus undDiskriminierung.

Geehrt wurde die jahrelangeArbeit gegen Rassismus undDiskriminierung. Im Zen-trum der Arbeit stand im-mer das Ziel, die Problem-wahrnehmung und gegenseitigen Respekt zu fördern so-wie Rassismus und Fremdenfeindlichkeit zu bekämpfen.In Kooperation mit der Universität Hannover undJugendzentren wird aktuell ein Konzept zur Integrationvon Jugendlichen mit Migrationshintergrund in die Sta-dien erarbeitet.

■ Öffnungszeiten: Der Fan-Treff öffnet Mittwoch von 15:00 bis 21:00 Uhr und nach den Samstag-Heim-spielen.

43

Fanprojekt Hannover

Herrenstr. 1130159 Hannover

Tel.: 0511 - 44 22 96Fax: 0511 - 44 11 47

[email protected]

Mitarbeitende: Michael Anolke und Tanja Behrends

Page 46: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

Fanprojekt Jena 2011

Politische Bildung, Zivilcourage und Engagement gegenDiskriminierung und Rechtsextremismus bildeten auchim Jahr 2011 einen Schwerpunkt der Arbeit des Fanpro-jekts Jena.

Über das gesamte Jahr wurde eng mit dem Verein »Hin-tertorperspektive« zusammengearbeitet und bspw. des-sen »Flutlicht-Festival« unterstützt. Die Mitarbeiter desFanprojektes nahmen an zahlreichen Fachveranstaltun-gen zum Thema teil und präsentierten die Arbeit u.a. auf dem Jugendkongress 2011 »Mach mit! Jugend ak-

tiv für Demokratie undToleranz« vom 20. - 22.05.2011 in Berlin.

Das Jahr begann mit derBeteiligung des Fanpro-jektes als Kooperations-partner von »KoKont«am Rahmenprogrammder Ausstellung »Anne

Frank – Eine Geschichte für heute«. Neben der Ausrich-tung eines Fußballturniers unter dem Motto »Toleranz-Cup« fanden drei Filmveranstaltungen im Programm-kino »Schillerhof« statt. Die Filme waren verbunden miteiner anschließenden Diskussionsrunde mit den jeweili-gen Filmemachern oder mit »Mitwirkenden« bei »Foot-ball Is Freedom« (Fanprojekt Darmstadt, UItras Darm-stadt), »der Fan-Embassy« (Matthias Stein, Mitarbeiterim Team der »Mobilen Fanbotschaft« zur EURO 2008)und »Gefahr von Rechtsaußen – Neo-Nazis im Fußball«(Stefan Keber/SWR, Matthias Stein/Fanprojekt Jenaund Phillipp Pältz/Hintertorperspektive). SämtlicheVeranstaltungen waren hervorragend besucht.

Nach der 2010 realisierten Teilnahme am Bundesfinaleder »Fairplay-Soccer-Tour« in Pößneck mit Informati-onsstand, Filmveranstaltung sowie Diskussion (»Gefahrvon Rechtsaußen – Neo-Nazis im Fußball«) und einem

Workshop zu rechter Symbolik und Lifestyle (»Weißt du,was du trägst?«) beteiligte sich das Fanprojekt im Jahr2011 an der Ausrichtung der Jenaer Qualifikationsrun-de sowie des Thüringer Landesfinales der »Fairplay-Soc-cer-Tour« erneut mit dem Workshop »Weißt du, was duträgst?«.

Auch beim Höhepunkt des Jahres, der Festwoche »20 Jahre Fanprojekt« bildete eine Aktion gegen Rechts-extremismus und Rassismus die Klammer der Veran-staltungen. Am 10.10.2011 wurde im Fanprojekt dieAusstellung »Demokratie stärken – Rechtsextremismusbekämpfen« eröffnet, die in Zusammenarbeit mit derFriedrich-Ebert-Stiftung Landesbüro Thüringen und»KoKont« fünf Tage lang im Fanprojekt präsentiert wur-de. Im Rahmen der Eröffnung hielt Rainer Zipfel, Präsi-dent des FC Carl Zeiss Jena, einen Vortrag zum Thema»Warum ist es für einen Fußballverein wichtig, sich mitRechtsextremismus zu beschäftigen?«. Die begleitetenAusstellungsbesuche (inkl. Filmvortrag) für Schulklassenwaren ausgebucht. Am 13.10.2011 fand mit Unter-stützung der Landeszentrale für politische Bildung eineAutorenlesung statt. Der bekannte Journalist ChristophRuf las aus seinem neuen Buch »Was ist links?« sowieeinen von ihm verfassten Beitrag aus dem Buch »Zonen-fußball« und seinen Beitrag zur Festschrift »20 JahreFanprojekt«.

Am 14.10.2011 fand eine Festveranstaltung mit 100 Gäs-ten im VIP-Zelt des Stadions statt. Ehrengäste aus Poli-tik, Fachwelt, Sport und Kommune sowie Vertreter derFanszene ehrten das Fanprojekt. Festredner waren dieThüringer Ministerin für Soziales, Familie und Gesund-

20 Jahr Feier im Zeichen der ZivilcourageFANPROJEKT JENA

44

Page 47: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

heit Heike Taubert, Oberbürgermeister Dr. AlbrechtSchröter, DFB-Vertreter Martin Spitzl, die Vizepräsiden-tin des Deutschen Bundestages Katrin Göring-Eckardt,LSB-Hauptgeschäftsführer Rolf Beilschmidt, Volker Gollvon der Koordinationsstelle Fanprojekte, Ostverbunds-sprecherin Korinna Dittrich für die Bundesarbeitsge-meinschaft der Fanprojekte, der Bundestagsabgeordne-te Ralph Lenkert, der Landtagsabgeordnete Uwe Barthund FC-Präsident Rainer Zipfel. Regelmäßig wurde inden Festreden und Grußworten auch das Engagementgegen Rechtsextremismus und für Zivilcourage gewür-digt. Schließlich überreichte der bekannte FanforscherProf. Dr. Gunter A. Pilz das Qualitätssiegel »Fanprojektnach dem Nationalen Konzept Sport und Sicherheit«.Mit einer Führung für die Teilnehmer der Festveranstal-tung endete die Ausstellung. Am gleichen Abend fanddie Festwoche mit der Buchlesung »Zonenfußball« mitHerausgeber Frank Willmann und Mitautorin GabrieleDamtew ihren Abschluss. Eine 36-seitige Festschrift derFeierlichkeiten zum 20-jährigen Bestehen des Fanpro-jekts wird künftig die Präsentation und Öffentlichkeits-arbeit unterstützen.

Eine weitere Lesung fand am 25.10.2011 mit AutorRonny Blaschke statt. Er las aus seinem aktuellem Buch»Angriff von Rechtsaußen – Wie Neonazis den Fußballmissbrauchen«. Schließlich beteiligte sich das Fanprojektmit einem Informationsstand sowie einem Cateringstandbeim Rock-gegen-Rechts-Konzert »Rock’n Roll Arenain Jena – für eine bunte Republik Deutschland« am02.12.2011 in der Jenaer Oberaue.

»Street-Soccer-Tour für Zivilcourage«

Nach einem erfolgreichen Street-Soccer-Turnier auf demApoldaer Marktplatz anlässlich des »Tages der Befrei-ung« am 08. Mai 2007 wurde durch das Fanprojekt Jenain den Jahren 2008, 2009 und 2010 mit großem Erfolgjeweils eine »Street-Soccer-Tour für Zivilcourage« imLandkreis Weimarer Land sowie der (kreisfreien) StadtWeimar durchgeführt. Die Touren 2008 (mit dem Ko-operationspartner »Cultures Interactive«) und 2009 (mitdem Kooperationspartner »Hintertorperspektive«) wur-den über den »Lokalen Aktionsplan« (LAP) gefördert.Im Jahr 2010 wurden durch den LAP keine Fördermit-tel zur Verfügung gestellt. Trotzdem wurde durch dasFanprojekt und den Verein »Hintertorperspektive« eine(leicht reduzierte) Tour durchgeführt.

Am Mittwoch, den 20. Oktober 2010, war es dann wie-der soweit, im Rahmen der FARE-Aktionswoche (Foot-ball Against Racism in Europe) wurde nun schon tradi-tionell auf dem Kantplatz in Apolda das Siegerteam der»Soccer-Tour für Zivilcourage« ermittelt. Zum wieder-

holten Mal setzten über das ganze Jahr hinweg viele Kin-der und Jugendliche ein Zeichen für Zivilcourage undpositionierten sich gegen Rechtsextremismus und Ras-sismus.

Zudem gab es zum Finale erstmalig die Gelegenheit,eine Ausstellung der »Hintertorperspektive« zu betrach-ten, die sich anhand des Beispiels eines Fußballers und ei-nes »normalen« Flüchtlings mit Flüchtlingsschicksalenin Deutschland beschäftigte.

Das Wetter spielte in Apolda mit, leider nicht alle Sieger-teams der Qualifikationsturniere, vielleicht auch, weilnicht abzusehen war, dass »das Wetter hält«. Dennochlief ein tolles Turnier ab. Premiere hatte dabei die Teil-nahme von Flüchtlings-Teams aus den Gemeinschafts-unterkünften in Weimar und Apolda, die sich begeistertvon der Möglichkeit zeigten, mit anderen Fußball zuspielen. So ging es mit Spaß und Leidenschaft zur Sache.Am Ende setzten sich die Zottelstedter »Ilmstromer 2«mit 4:1 im Endspiel gegen »Persia« durch. Platz 3 gingan »Ilmstromer 1« vor »People Of The World 2«. Dieweiteren Plätze belegten»People Of The World1«, »Hintertorperspekti-ve« und »Fanprojekt«.

Die Sieger aus Zottel-stedt freuten sich überfünf »10er-Karten« fürHeimspiele des FC CarlZeiss Jena, gestiftet vomFC Carl Zeiss Jena. Wei-tere Sachpreise für diePlatzierten stifteten der Deutsche Fußball-Bund (DFB),die Deutsche Fußball Liga GmbH (DFL) und das Fan-projekt. Bereits in den Jahren zuvor erfolgte eine mehrals vorbildliche Unterstützung des Projektes durch denFC Carl Zeiss Jena, den DFB und die DFL.

45

Fanprojekt Jena e.V.

Oberaue 407749 Jena

Tel.: 03641 - 47 85 90 Fax: 03641 - 76 51 23

[email protected]

Mitarbeitende: Christian Helbich, Lutz Hofmann und Matthias Stein

Page 48: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

Das pädagogische Kölner Fanprojekt

»Wir sind multikulinarisch – wir sind multikulturell«, sobeschreibt die kölsche Band »Höhner« die Stadt Köln ineinem ihrer Lieder. Dennoch gibt es auch in dieser Stadtnoch viel Arbeit bezüglich Rassismus, Fremdenfeindlich-keit und Diskriminierung jeglicher Art.

Im Sommer 1998 wurde der Verein »Kölner Fanprojekte.V.« gegründet und im Januar 2003 der »Jugendzen-tren Köln gGmbH« angegliedert.

Fan- und fußballrelevante Veranstaltungen und Bera-tungsangebote finden für alle jungen Fußballanhängerdes 1. FC Köln in unseren Räumlichkeiten statt. Außer-dem steht uns ein ausrangierter Linienbus zur Verfü-gung. Die »Linie 1. FC Köln« steht an allen Heimspiel-tagen hinter der Südtribüne.

Da nach der Methode der Streetwork gearbeitet wird,beschränkt sich die Arbeit allerdings nicht auf die Räum-lichkeiten des Fanprojektes. Denn die aktive Fanszenedes 1.FC Köln unterteilt sich in mehrere Gruppen mitverschiedenen Treffpunkten. Hinzu kommen Angebote,die präventiv an Schulen oder Jugendeinrichtungendurchgeführt werden. Die Aufgabe besteht darin, nah ander Lebenswelt der jugendlichen Fans zu arbeiten. Anti-rassistische Maßnahmen bilden dabei einen Schwerpunktunserer Arbeit, ebenso wie die Beschäftigung mit Frem-denfeindlichkeit, Diskriminierung oder Homophobie imFußball.

Zu nennen sind zunächst Besuche des NS-Dokumen-tationszentrums in Köln sowie ein Besuch der KZ-Gedenkstätte Buchenwald im Rahmen einer Fahrt mitJugendlichen zum Spiel des 1. FC Köln in Berlin. ImRahmen unserer Maßnahmen, welche die deutsche Ver-gangenheit thematisieren, sind weitere Gedenkstätten-besuche in Planung.

Ein Highlight – nicht nur in Köln – ist die NRW-Street-soccertour. Hier gelingt es, die Jugendlichen zum Kickengegen Rassismus zu aktivieren. Die 13 sozialpädagogi-schen Fanprojekte des Bundeslandes unterstreichen dar-über hinaus die Stärke ihres Netzwerkes.

Im Jahre 2011 haben wir gemeinsam mit anderen Ein-richtungen unseres Trägers den Aufbau einer Fußballliga»Kick Fair Köln – Fußball ohne Schiedsrichter« initiiert.Fair Play auf und neben dem Platz stehen hier im Vor-dergrund. Die Jugendlichen sollen lernen, Konflikte ge-waltfrei zu lösen, Regeln gemeinsam zu vereinbaren undeinzuhalten. Aus der besonderen Spielweise lassen sichLerninhalte und Themenfelder wie Toleranz, Respekt,Dialogfähigkeit, interkulturelles Verständnis, Konflikt-fähigkeit und die Übernahme von Verantwortung ablei-ten.

Im Rahmen der FARE ACTION WEEK 2011 organi-sierten wir innerhalb eines Arbeitsbündnisses (neben unsbestehend aus FC-Ultra-Fangruppe Coloniacs und Bi-BeriS - Bildung & Beratung im Sport) zum vierten Maldie Aktionstage gegen Rassismus & Diskriminierung. Indiesem Jahr stand die Veranstaltung unter dem Motto

multikulinarisch – multikulturellKÖLNER FANPROJEKT

46

Page 49: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

»Gegen Rechtsextremismus im Sport«. Zum Auftakt derAktionstage veranstalteten wir in Kooperation mit »KölnKickt« unter dem Titel »Mehr als ein 1:0 - Fußballkulturgegen Rassismus« ein Fußballturnier für Jugendliche.Das Fanprojekt ist seit Jahren Mitorganisator dieserKampagne und Mitveranstalter regelmäßiger Fußballtur-niere gegen Rechts. 16 Teams aus verschiedenen KölnerJugendeinrichtungen spielten diesmal im Schatten desRheinEnergie-Stadions auch um einen speziellen Fair-Play-Pokal. Am Ende eines sportlichen Tages konntensich dann alle TeilnehmerInnen als Gewinner fühlen.

Mit den Aktionstagen machten wir darauf aufmerksam,wie Rechtsextreme den Sport missbrauchen, um ihremenschenverachtenden Ansichten zu verbreiten. Neona-zis gründen Sportvereine, um Jugendliche an ihre Kame-radschaften heranzuführen. Die NPD wirbt in Fußball-fanszenen Mitglieder und schöpft Wählerstimmen. ImAmateursport gewinnen Funktionäre von Pro Köln alsKlubvertreter oder Schiedsrichter Akzeptanz in der Ge-sellschaft. Entsprechend war an der Deutschen Sport-hochschule Köln eine thematische Ausstellung des Köl-ner Jugendclubs Courage e.V. zu sehen. Auf 26 Schau-tafeln informierte diese Ausstellung über Hintergründezu Ideologien, Parteien und Symbolik rechtsextremerKultur in Köln. Auch gibt es Informationen über rassi-stische Vorfälle im (Fußball-)Sport und zu den vielfälti-gen Gegenaktivitäten. Dieselbe Ausstellung präsentier-ten wir zum Spiel 1. FC Köln gegen FC Augsburg vorunserem Info-Bus hinter der Südtribüne des RheinEner-gie-Stadions. Zuvor konnten Besucher diese Schautafelnin unseren Fanprojekt-Räumlichkeiten anschauen.

Dort fand auch ein Vortrag mit Diskussion über dieSymbolik rechter (Jugend-)Kultur statt, die auch imSport, in Vereinen und in Fußballfankurven zu finden ist.Wir konnten dafür als Referenten Hans-Peter Killgussvon der Info- & Bildungsstelle gegen Rechtsextremis-mus (ibs) aus Köln gewinnen. Als weitere Veranstaltungim Rahmen der Aktionstage stellte der Journalist undAutor Ronny Blaschke (Berlin) sein neues Buch » Angriffvon Rechtsaußen – Wie Neonazis den Fußball missbrau-chen« vor. Nach dieser Lesung wurde zu der Frage dis-kutiert, wie Rechtsextreme den Sport unterwandern unddabei das Verständnis von Demokratie und Toleranz imFußball nachhaltig schädigen.

Auch nach den erfolgreichen Aktionstagen geht die Ar-beit des Kölner Fanprojekts gegen Rassismus im Sportweiter. In Zusammenarbeit mit BiBeriS werden, aufbau-end auf den durchgeführten Veranstaltungen, Folge-workshops organisiert, in denen Beispiele aus der Sport-vereinspraxis besprochen und mögliche Lösungsansät-ze behandelt werden. Ebenso werden Fußballturniere

und U16-Fahrten unter dem Motto »gegen Rassismusund Gewalt« auch zukünftig zum festen Repertoire desFanprojekts innerhalb unseres Träger-Netzwerkes mit 22Jugendeinrichtungen in Köln gehören.

Im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit stehen wir den Re-gelschulen, Fachhochschulen, Universitäten und ande-ren interessierten Institutionen insbesondere zu denThemen Gewalt und Rassismus im Sport als Ansprech-partner zur Verfügung.

■ Öffnungszeiten: Montag und Mittwoch Bürozeitvon 13:00-18:00 Uhr. Alle anderen Raumöffnungs-zeiten sowie Beratungsangebote nach Absprache. An Heimspieltagen sind wir ab 3,5 Std. vor Anpfiff am Infobus hinter der Südkurve des RheinEnergie-Stadions zu finden.

47

Kölner Fanprojekt

Gereonswall 11250670 Köln

Tel.: 0221 - 16 85 69 74Fax: 0221 - 16 85 66 44

[email protected]

Mitarbeitende: Carsten Blecher, Christian Hauschild, Andreas Schmidt, Michaela Waschkau

Page 50: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

Das Fanprojekt Leipzig hat am 15.11.2011 in Träger-schaft der OUTLAW Kinder- und Jugendhilfe gGmbHdie Arbeit aufgenommen.

Das Team besteht aus fünf Mitarbeiter_innen mit einemreichen individuellen Kenntnisschatz und arbeitet unterLeitung der fußball- und fanprojekterfahrenen Pädogo-gin Sarah Köhler. Das Fanprojekt legt einen Schwerpunktdarauf, als ein Projekt für ganz Leipzig wahrgenommenzu werden und macht daher vereinsbezogene und pro-jektorientierte Angebote für Fans der BSG Chemie Leip-zig, LOK Leipzig, RB Leipzig, SG Leipzig-Leutzschund Roter Stern Leipzig. Das Fanprojekt agiert aufGrundlage des NKSS, SGB VIII und des Thesenpapiersder Stadt Leipzig zur Jugend-Sozialarbeit, wonach ak-zeptierende Arbeit mit organisierten Neonazis ausge-schlossen wird.

»Die Fußball-Fanarbeit in Leipzig ist wegen der hiesigenTradition und Vielfalt eine besondere Aufgabe – der ichmich realistisch, respektvoll aber auch mit Begeisterungstellen werde.« sagte Sarah Köhler zu Beginn ihrer Tätig-keit. Ihre Kolleg_innen teilen diese Motivation.

Neben der »normalen« Fanarbeit und sozialpädagogi-schen, sport- und erlebnispädagogischen Angeboten,kann das Fanprojekt Leipzig besonderen Wert auf Bil-dungsarbeit legen und den Fans auch bildungs- und kul-turpädagogische Vorschläge unterbreiten. Hierzu wurdeeigens und von der Kommune stark befürwortet einePersonalstelle im Projekt geschaffen. Ziel der beschäftig-ten Politologin Ulrike Fabich ist es, gemeinsam mit allenMitarbeiter_innen des Fanprojektes, vorhandene Initia-tiven und Fangruppen aller Vereine, die sich gegen jedeForm von Diskriminierung im Fußball zur Wehr setzen,personell zu unterstützen. Hier geht es weniger darum,ein geschlossenes Wertebild zu vermitteln, als Denkan-stöße zu geben und Impulse aus der Fanszene aufzuneh-men.

Den Fans sollen Räume für Kreativität und konstruktiveAuseinandersetzungen eröffnet werden. Gemeinsam wer-den Informationsveranstaltungen, Workshops, Filmvor-führungen, Bildungsreisen und Peer-to-Peer-Trainingsdurchgeführt. Dazu können vom Fanprojekt räumlicheund finanzielle Ressourcen bereitgestellt und sowohl diePlanung als auch die Durchführung und Nachbereitungvon Anfang an begleitet und unterstützt werden. Aufdiesem Weg soll auf aktuell vorhandene Problemlagender Leipziger Fußballfanszene eingegangen und langfri-stig eine Fankultur gestärkt bzw. geschaffen werden, inder Rassismus, Antisemitismus und andere menschen-feindliche Einstellungen keinen Platz haben.

Die Aktivitäten des Fanprojektes erfolgen in enger Zu-sammenarbeit mit zivilgesellschaftlichen Akteuren in denjeweiligen Sozialräumen und kommunalen Einrichtun-gen, wie dem Zentrum für demokratische Bildung unddem Referat für Migration und Integration der StadtLeipzig.

Auch vereinsunabhängig werden relevante Multiplika-tor_innen und die Fachöffentlichkeit für die Problema-tik sensibilisiert. Dazu wird das Fanprojekt im Frühjahrdiesen Jahres eine Fachtagung zum Thema »Fußball undDiskriminierung« für Jugendsozialarbeiter_innen, offenauch für Fanbeauftragte der Vereine, durchführen.

Für das Jahr 2012 sind bereits verschiedene Veranstal-tungskomplexe geplant. So wird beispielsweise schon seitlängerer Zeit von der Fangruppe »Diablos« der BSGChemie Leipzig eine Bildungsfahrt zum ehemaligen KZAuschwitz gewünscht. Das Konzept dazu wurde ge-meinsam mit den Fans erarbeitet. In Vorbereitung derFahrt wird ein Themenabend »Nationalsozialismus/Konzentrationslager« mit Filmvorführung und einer an-schließenden Diskussionsrunde durchgeführt. Ein wei-terer Themenabend wird Einblicke in das Leben nicht-konformer Jugendgruppen in den 30er Jahren gebenund speziell jugendlichen Widerstand in Leipzig in derNS-Zeit beleuchten. Durch diese Veranstaltungen sollauch denjenigen Fans ein Einstieg in die Thematik er-

Ein Fanprojekt für ganz LeipzigFANPROJEKT LEIPZIG

48

Page 51: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

möglicht werden, die sich bislang wenig damit ausein-andergesetzt haben. Die Abende werden sensibilisierenund die Grundlage für die verschiedenen pädagogischenAngebote bilden, welche während der im Herbst statt-findenden Fahrt im ehemaligen KZ Auschwitz wahrge-nommen werden sollen.

Um den Zusammenhang zum Fußball und einen regio-nalen Bezug herzustellen, wird in einem Anschlusspro-jekt das Thema »Juden im deutschen Fußball« aufgegrif-fen werden. Ziel ist, mit den Fans ein Dokumentations-projekt über Fußball in Leipzig während der NS-Zeit zuerarbeiten.

Aufgrund der besonderen Möglichkeiten, die eine Per-sonalstelle für Bildung darstellt, sind die Mitarbeiter_in-nen des Fanprojektes zuversichtlich, ähnliche Konzeptezukünftig auch mit anderen Fangruppen der Stadt um-setzen zu können. Dabei wird es besonders wichtig sein,auf die jeweiligen Bedürfnisse und unterschiedlichenAusgangssituationen der verschiedenen Fangruppen ein-zugehen.

■ Für Fragen und Anregungen steht die Projekt-mitarbeiterin Ulrike Fabich gern zur Verfü[email protected], telefonisch unter: 0160-7497659

49

Fanprojekt Leipzig

Brandvorwerkstarße 3704275 Leipzig

Tel.: 0160-74 39 859

[email protected]://www.fanprojekt-leipzig.de

Mitarbeitende: Ulrike Fabich, Benjamin Görges, Sarah Köhler (Leiterin), Mario Opitz und Stefan Pfeiffer

Im Aufbau – das Team des Fanprojekts Leipzig wird zeitnah

komplettiert: Benjamin Görges, Ulrike Fabich, Sarah Köhler (v.l.)

Page 52: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

Gegen Rassismus und Fremden-feindlichkeit

Die sozialpädagogische Arbeit mit Fußballfans ist seitJahren ein fester Bestandteil der Fanarbeit rund um Bay-er 04 Leverkusen. Dabei ist das Fanprojekt ein verbind-licher Netzwerkpartner im Rahmen der kommunalen Ju-gendarbeit in Leverkusen. Ein besonderer Schwerpunktder sozialpädagogischen Arbeit des Fanprojekts ist tradi-tionell der Abbau fremdenfeindlicher und rechtsextre-mistischer Orientierungen sowie die Sensibilisierung derJugendlichen zu den Themen Rassismus und Fremden-feindlichkeit. Wie auch im Rahmen der Gewaltpräven-tion versucht das Fanprojekt Leverkusen, den Jugend-lichen hier mit einem persönlichkeitsakzeptierenden An-satz zu begegnen. D.h. es wird Wert darauf gelegt, ihreindividuellen Hintergründe zu erfassen und ihre gesell-schaftlichen und sozialen Defizite zu erkennen, um sie soin ihrer Entwicklung im Fußballumfeld gezielt zu beglei-ten und entscheidend zu fördern. Das geschieht durchInformation und Aufklärung sowie durch spezielle an-tirassistische und multikulturelle Angebote und Maßnah-men.

Kalender gegen Gewalt und Rassismus

Gewalt und Rassismus begegnen uns immer wieder inunterschiedlicher Art und Weise in unserer Gesellschaft.Auch Kinder und Jugendliche werden immer häufiger inihren Lebenswelten damit konfrontiert. Eine Möglich-keit dem zu begegnen liegt in der visuellen Auseinander-setzung mit der Problematik. Fanprojekte beschäftigensich seit Jahren als Teil der örtlichen Jugendarbeit pro-fessionell mit dem Thema und vermitteln alternativeHandlungsmöglichkeiten und Bewältigungsstrategien –ob durch Freizeit- und Aufklärungsangebote, im Rah-men offener Jugendarbeit oder auch durch andere vor-beugende Maßnahmen.

Eine dieser Maßnahmen ist ein 2011 durchgeführtesMalprojekt des Fanprojekts, das dazu dienen sollte,Schülerinnen und Schülern der Sekundarstufe I für dieProblematik in Fußballstadien zu sensibilisieren. Denngerade hier treffen Gegensätze und Emotionen auf-einander, die immer wieder gewalttätige und fremden-feindliche Tendenzen hervorrufen. Die jugendlichenKünstler sollten ihre Botschaften und Wünsche mit frei wählbaren Mitteln (z.B. Pinsel und Farbe, Filz- undWachsmalstiften, Collagen etc.) auf sogenannte Doppel-halter bringen. Das Malprojekt begann Anfang Juni mitdem Besuch der Hauptschulen Neucronenberg undTheodor-Wuppermann-Schule und einer Einführung indas Projekt in insgesamt sechs Klassen. Die Umsetzungerfolgte dann in den Schulen mit den Lehrern undSchulsozialarbeitern während des Kunstunterrichts. AmEnde wurden die fertigen Exponate an das Fanprojektzurückgegeben, wo eine Jury aus Fußballfans schließlichdie 13 schönsten und kreativsten Bilder für den jetzt fer-tigen Kalender auswählte.

»Angriff von Rechtsaußen« Lesung mit Ronny Blaschke

Das Fanprojekt Leverkusen präsentierte im August 2011in Kooperation mit dem Fan-Dachverband »Nord-kurve12« eine Lesung mit dem Berliner JournalistenRonny Blaschke, der in seinem neuen Buch »Angriff vonRechtsaußen« Einblicke in ein nicht zu unterschätzendesProblemfeld gab.

Um Akzeptanz ihrer menschenfeindlichen Positionenbemühen sich Rechtsextremisten heutzutage nicht nurauf politischer Ebene, sondern auch im alltäglichen Um-feld. Entgegen der weit verbreiteten Meinung ist Rechts-radikalismus keineswegs aus den Fußballstadien ver-schwunden. Ganz im Gegenteil – landesweit ist braunesGedankengut nach wie vor, mal mehr mal weniger, trau-riger Bestandteil der Kurvenkultur. Der Journalist Ron-ny Blaschke hat sich in seinem neuen Buch »Angriff vonRechtsaußen« umfassend mit diesem dunklen Thema be-schäftigt und in einer Lesung von seinen Erfahrungenund Recherchen berichtet.

Kalender gegen Gewalt und RassismusFANPROJEKT LEVERKUSEN

50

Page 53: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

Über 40 Bayer 04-Fans fanden sich in der Fankneipe»Stadioneck 12« in der Nähe der BayArena zusammen,um die einstündige Lesung des Berliner Journalisten zuverfolgen. Mithilfe von einprägsamen Bildern gelang esBlaschke, seine gewählten Passagen aus seinem Buch zuuntermalen und mit zahlreichen Beispielen zu fundieren.Blaschke berichtete von seinen Recherchen, die er in sei-nem Buch zusammengetragen und dokumentiert hat.Eindrucksvoll machte er auf die rechtsradikale Szene auf-merksam, die versucht, immer mehr Einfluss bei Fußball-fans zu gewinnen und somit den Sport als Plattform fürrechtextreme Einstellungen zu missbrauchen. Währendseinen Nachforschungen sprach Blaschke ebenso mitNeonazis wie mit Sozialarbeitern, Forschern und Vertre-tern aus Politik und Verfassungsschutz. Blaschke gewähr-te Einblicke in ein Problemfeld, über das wenig bekanntist. In der anschließenden lebendigen Diskussionsrundehatten alle Besucher die Gelegenheit, über BlaschkesAussagen zu sprechen und Meinungen und Erfahrungenauszutauschen. Schnell stellte sich heraus, dass das The-ma in der Leverkusener Fanszene eher eine kleine Rollespielt, obwohl viele Beteiligte unterschiedliche Erfah-rungen und Berührungspunkte beispielhaft verdeutli-chen konnten. So wurde z.B. vereinzelt berichtet, dassrechte Organisationen versuchten, Kontakte zu Fans zuschließen, dies jedoch ohne Erfolg schnell wieder aufge-ben mussten.

NRW Streetkick Tour – Kicken, Klettern und Elfmeterschießen

Einen tollen Ausklang der Frauen WM in Leverkusen er-lebten am 9. Juli 2011 über 100 Mädchen auf dem Bir-kenberg in Leverkusen-Opladen. Das Fanprojekt Lever-kusen lud im Rahmen der NRW-Streetkick Tour und inZusammenarbeit mit der DFB-Kampagne »Kinderträu-me 2011« zehn Mädchenteams zu einem Fußballturnier

ein. Nach vielen spannenden Spielen unter dem Motto»Kick Racism out« holte sich am Ende die Freizeitmann-schaft der »Wilden Kicker« aus Leverkusen den Sieger-pokal vor den »Ninja Turtles« aus Remscheid und den»Girls United« aus Alsdorf bei Aachen. Weitere Teil-nehmer waren einige Jugendeinrichtungen aus Lever-kusen sowie die Fanprojekte aus Köln, Gelsenkirchenund Leverkusen.

Parallel zum Kicken gab es für die Mädchen die Gelegen-heit, sich am angrenzenden Hochseilklettergarten aus-zuprobieren. Auf mehreren Ebenen mussten in luftigerHöhe verschiedene Hindernisse überwunden werden.Großen Spaß bereitete hier besonders die 80 Meter Seil-rutsche in den Wald und zurück, denn um sich in die-se fallenzulassen war eine gehörige Portion Mut vonNöten. So kam es reihenweise zu Adrenalinschüben beiden Mädchen, die diese dann beim Kicken am Ball wie-der umsetzen konnten.

Nach der Siegerehrung und der gemeinsamen Stärkungam Grillstand des Kletterparks gab es für die Mädels zumAbschluss des Tages noch ein besonderes Highlight. Ge-meinsam ging es zur BayArena, in der das WM-Viertel-finale England- Frankreich anstand. Auch beim viertenund letzten Mal herrschte eine tolle Stimmung unter den26.000 Zuschauern im WM Stadion - und das nicht zu-letzt wegen einer Gruppe von etwa 100 hochmotivier-ten Mädchen, die ein ums andere Mal die La Ola ins Rol-len brachten. So wurde der WM Girlz Day bis aufs Letz-te ausgenutzt und als sich dann die Teilnehmerinnengegen 21 Uhr auf den Heimweg machten, blickten alleauf einen tollen und erlebnisreichen Tag in Leverkusenzurück.

■ Öffnungszeiten: Das Fanprojekt bietet Dienstag,Mittwoch und Donnerstag jeweils von 10:00 bis 17:00Uhr einen »Offenen Jugendtreff« an. Zu diesen Termi-nen und an Freitagen von 10:00 bis 14:00 Uhr sind zu-dem die Büros des Fanprojekts besetzt.

51

Fanprojekt Leverkusen

Lichstr. 6451373 Leverkusen

Tel.: 0214 - 86 60-864Fax: 0214 - 86 60-865

[email protected]

Mitarbeitende: Daniela Frühling, Claudia Fuhl, Sebastian Pöschke und Stefan Thomé

Page 54: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

Ausstellung im Bruchwegstadion

Die vom Bündnis Aktiver Fußballfans (BAFF) konzipier-te Wanderausstellung »Tatort Stadion 2« thematisiertunterschiedliche Formen von Diskriminierung in Fuß-ballstadien und zeigt darüber hinaus auf, wie Fans sichgegen derartige Vorkommnisse zur Wehr setzen können.Auf Initiative des Fanprojekt Mainz e.V. und des DGBRheinhessen-Nahe wurde die Ausstellung vom 10. bis20. November 2011 im VIP-Raum des Mainzer Bruch-wegstadions gezeigt.

Oberstes Ziel war es von Beginn an, die aktive Fanszene des 1. FSVMainz 05 in die Umsetzung undGestaltung des Vorhabens einzube-ziehen. An den Planungssitzungenwaren dementsprechend unter an-derem Vertreter der Ultraszene, derSupporters sowie einzelner Fanclubs

von Mainz 05 beteiligt. Das begleitende Abendpro-gramm zur Ausstellung wurde zu einem Großteil vondiesen Gruppen organisiert und gestaltet.

Die Ultraszene Mainz steuerte zur Ausstellung einen ei-genen Film bei, der sich mit unterschiedlichen Formenvon Diskriminierung auseinandersetzt. Unter anderemkommen hier ein homosexueller Mainz-Fan, ein weibli-ches Mitglied der Ultraszene Mainz und ein Aussteigeraus der rechten Szene zu Wort. Der Film hatte am Abendder Ausstellungseröffnung Premiere und konnte dannüber den gesamten Ausstellungszeitraum von den Besu-chern angesehen werden. Die differenzierte und filmischanspruchsvolle Auseinandersetzung mit unterschiedli-chen Erscheinungsformen von Diskriminierung wurdevon Seiten des Publikums sehr positiv bewertet.

Zusätzlich engagierte sich die Ultraszene auch im Be-reich der Öffentlichkeitsarbeit. So wurde die Ausstellungmit selbstgemalten Bannern bei einem Heimspiel un-mittelbar vor Ausstellungsbeginn angekündigt. Darüberhinaus lag die Gestaltung und grafische Umsetzung desWerbeflyers in den Händen eines Mitglieds der Ultra-szene.

Die Supporters Mainz organisierten für den Eröffnungs-abend eine Podiumsdiskussion zum Thema »Fußball alsSpiegelbild der Gesellschaft!?«. Rund 250 Besucher hat-ten sich für die Eröffnung im Bruchwegstadion einge-funden und folgten den Ausführungen der geladenenVertreter aus den Bereichen Fußball, Politik, Medienund Gewerkschaften. Die unerwartet hohe Publikums-resonanz offenbarte ein großes Interesse der MainzerFanszene an einer differenzierten und vorbehaltlosenAuseinandersetzung mit dem Thema Diskriminierung.

Der Fanclub Handkäsmafia setzte sich an einem Veran-staltungsabend mit der jüdischen Geschichte von Mainz05 auseinander. Hierzu hatten die Initiatoren eine drei-köpfige Expertenrunde eingeladen, welche über die Fuß-ballhistorie hinausgehend einen fundierten Einblick indie Geschichte der jüdischen Gemeinde in Mainz gebenkonnte.

Zusätzlich zum Veranstaltungsangebot wurde in Zu-sammenarbeit mit dem Netzwerk für Demokratie undCourage (NDC) und der Schwul Lesbischen AufklärungRheinland-Pfalz (SCHLAu) ein umfangreiches Work-shop-Angebot für Schüler und Auszubildende konzi-piert. Die Schulen und Firmen konnten zwischen vierverschiedenen Themen wählen, die in einem Workshop

Tatort Stadion 2FANPROJEKT MAINZ

52

Page 55: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

vertiefend behandelt werden sollten. Ein Großteil derteilnehmenden Institutionen entschied sich für das The-ma »Fairplay gegen Diskriminierung und Rassismus«.Darüber hinaus bestand die Möglichkeit, unabhängigvon einer Workshop-Buchung an einer Führung durchdie Ausstellung teilzunehmen.

An den insgesamt elf Ausstellungstagen konnten mit derAusstellung und dem flankierenden Rahmenprogrammrund 1500 Menschen erreicht werden – ein voller Erfolgfür den Kampf gegen Diskriminierung.

Aktionstag »Unsere Kurve – kein Platz für Rassismus«

Schon im März 2006 wurde anlässlich eines Heimspielsdes 1. FSV Mainz 05 im Bruchwegstadion zusammenvon dem Fanprojekt Mainz e.V., den Supporters und derUltraszene ein Antirassismustag organisiert und durch-geführt. Der Aktionstag stand unter dem Motto »Unse-re Kurve – kein Platz für Rassismus!«. Ein Ziel dieserbreit angelegten Aufklärungsaktion war es, die Stadion-besucher für dieses Thema zu sensibilisieren. Zu diesemZweck wurden hinter der Stehplatztribüne verschiedeneInfostände und Infotafeln aufgebaut, an denen sich dieBesucher näher über die Themen »Rassismus und Dis-kriminierung«, »Rassismus im Stadion« und »Rassisti-sche und faschistische Codes« informieren konnten. DasStadiongelände wurde an diesem Tag eine Stunde früherals üblich für die Zuschauer geöffnet.

Die Supporters Mainz e.V. regten die Fans mit ihremStand zum Nachdenken an. Sie informierten z.B. überdie Herkunft der Begriffe »Kanake« und »Zigeuner« undüber die abwertende und diskriminierende Bedeutung,die diese Begriffe mittlerweile im allgemeinen Sprachge-brauch angenommen haben.

Die Ultraszene Mainz dokumentierte auf Fotos, wie Fa-schismus und Rassismus in deutschen und europäischenStadien offen ausgelebt werden. Zu sehen waren zumBeispiel Zuschauer und Spieler mit dem Hitler-Gruß,Hakenkreuz-Fahnen oder ein aus Menschen gebildetesHakenkreuz.

Das Fanprojekt widmete sich dem Thema »Kleidung,Codes und Symbolik der Rechten Szene«. Es wurde überszenetypische Dresscodes aufgeklärt. Hingewiesen wur-de auf Kleidungsmarken, deren Hersteller aus dem Um-feld rechtsextremer Gruppierungen und Organisationenstammen.

Informiert wurde ebenfalls über subtile rechtsextremisti-sche Codes. Aufgrund von Verboten verschiedener Be-griffe oder Aussagen bedient sich die rechte Szene seit

einiger Zeit einer Verschlüsselungstechnik. Über dieseVerschlüsselungstechniken wurde aufgeklärt und dazuaufgerufen, den Ordnungsdienst zu informieren, fallsdiese Symboliken im Stadion zu sehen sind.

Als optischer Höhepunkt wurde von der UltraszeneMainz eine farbenfrohe Choreographie organisiert. VorSpielbeginn, beim Einlaufen der beiden Mannschaften,entrollten sie ein Transparent mit dem Motto des Akti-onstages, dazu schwenkten die Fans auf den Stehrängendie Flaggen von über 200 Nationen und es erklang ausden Stadionlautsprechern der »Ärzte«-Song »Schreinach Liebe« – ein Plädoyer gegen Gewalt und für mehrToleranz.

Der gesamte Aktionstag wurde von der Fanszene mitUnterstützung des Fanprojektes geplant und durchge-führt. Der Verein Mainz 05 trug sämtliche Aktivitätenmit und unterstützte die Veranstalter, wo es notwendigwar. Mainz 05 hielt sich aber bewusst im Hintergrund,um dieser authentischen politischen Artikulation derFanszene den notwendigen Raum zu lassen.

■ Öffnungszeiten: Das Fan-Café ist Montag und Mitt-woch von 18:00 bis 22:00 Uhr geöffnet

53

Fanprojekt Mainz e.V.

c/o NeustadtzentrumGoethestraße 755118 Mainz

Tel.: 06131 / 23 85 22Fax: 06131 / 91 27 23Mobil: 0162 / 407 04 03

fanprojekt-mainz@t-online.dewww.fanprojekt-mainz.dewww.facebook.com/fanprojekt.mainz

Mitarbeitende: Thomas Beckmann, Heiko Biermann, Sabrina Maron, Vanessa Ponert und Matthias Schöffel

© www.rheinhessen-on-tour.de

Page 56: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

Übergabe der Ausstellung »Demokratie stärken – Rechtsextremismus bekämpfen«

Am 07. Dezember 2010 fand die Übergabe der Aus-stellung »Demokratie stärken – Rechtsextremismus be-kämpfen« der Friedrich Ebert Stiftung und des Fritz-Erler-Forums vom Mannheimer Elisabeth-Gymnasiumzur Friedrich-List-Schule statt.

Die Ausstellung war vom 23. November bis zum 06. De-zember 2010 im Elisabeth-Gymnasium zu sehen undwurde anschließend bis zum 16. Dezember 2010 in derFriedrich-List-Schule präsentiert. Dort konnten sich dieSchüler/innen auf 16 Tafeln über die Gefahren infor-mieren, die vom Rechtsextremismus für Demokratie undMenschenwürde ausgehen. Außerdem wurden die Grund-lagen der Demokratie, die Abgründe des Rechtsextre-mismus und die Übergänge dazwischen veranschaulicht.Da die Ausstellung speziell für Baden-Württemberg kon-zipiert wurde, beziehen sich die Informationen auf diemomentane Situation in diesem Bundesland.

Während der Ausstellungsdauer haben die Mitarbeiterdes Fanprojekts Mannheim/Ludwigshafen, Martin Wil-lig und Thomas Balbach, Workshops zum Thema »De-mokratie und Rassismus« angeboten. Verschiedene Klas-sen konnten dieses Angebot wahrnehmen. Die Jugend-lichen wurden bei den Workshops aktiv eingebunden. Siewurden über Symbole, Grüße und Codes, die in derrechtsradikalen Szene verwendet werden, informiert unddafür sensibilisiert. Des Weiteren werden sie darauf hin-gewiesen, dass man mit Kleidung seine politische Mei-nung kundgeben kann. Denn bestimmte Marken wer-den hauptsächlich von Rechtsradikalen getragen.

Ziel der Ausstellung und Workshops war es, dass dieSchüler/innen lernen, sich eine eigene Meinung überRechtsextremismus zu bilden und sich gegen Rassismusund Gewalt zu engagieren.

Die Schüler/innen der beiden Schulen haben gemein-sam einen ersten Schritt gegen Rassismus unternommen.Bei ihrem Marsch von Schule zu Schule haben die Ju-gendlichen ihre Meinung in Form von Plakaten kundge-tan. Die Plakate waren selbst gestaltet und zeigten anti-rassistische und anti-rechtsextremistische Symbole, Bil-

Demokratie stärken – Rechtsextremismus bekämpfenFANPROJEKT MANNHEIM/LUDWIGSHAFEN

54

Page 57: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

der und Sprüche. Im Rahmen dieser Kundgebung wur-de die Ausstellung zum nächsten Standort transportiert.Am Ziel angekommen, wurden die Schüler/innen vonden Direktoren und Schüler/innen der Friedrich-List-Schule empfangen.

Nachdem die Schüler/innen gemeinsam die Ausstellungan ihrem neuen Platz aufgebaut hatten, wurden alle Be-teiligten in der Aula begrüßt und die Ausstellung offizielleröffnet. Die Direktorin des Elisabeth-Gymnasiums, Ma-nuela Weiss, bedankte sich bei den Schüler/innen für dassoziale Engagement. Peter Bischof, Direktor der Fried-rich-List-Schule, empfahl ihnen, offen durch die Aus-stellung zu gehen und in Gesprächen mit Anderen dieInhalte zu vertiefen. Beide Direktoren bedankten sichsehr bei den Mitarbeitern des Fanprojekts Mannheim/Ludwigshafen im Sportkreis Mannheim und den Lehr-kräften Anouk Bourrat-Moll (Kunstlehrerin an beidenSchulen) und Martina Schulz-Hamann (Deutsch undGeschichtslehrerin an der Friedrich-List-Schule), die dasProjekt angestoßen hatten. Am Schluss erläuterte ArneGüttinger von der Friedrich-Ebert-Stiftung den Grund-

gedanken der Ausstellung und wünschte den Jugendli-chen viele positive Ergebnisse bei der Auseinanderset-zung mit diesem Thema. An der Friedrich-List-Schulehat die Stiftung so genannte Schülerguides ausgebildet,die ihre Mitschüler/innen fachkundig durch die Ausstel-lung führen können.

Großer Dank ging abschließend an Christine Behrens,die zusammen mit der Internationalen Malschule Jung-busch und den Schüler/innen des Elisabeth-Gymnasi-ums einen Wandteppich gegen Rassismus gestaltet hat-te, der auch in der Ausstellung zu sehen ist. Eine Fort-setzung der Aufklärungsarbeit ist angedacht.

■ Öffnungszeiten: Das Fan-Café ist Dienstag und Donnerstag von 17:00 bis 21:00 Uhr geöffnet.

55

Fanprojekt Mannheim

c/o Sportkreis Mannheim e. V

Merowinger Straße 1568259 Mannheim

Mobil: 0157 - 78 34 98 45 (Thomas Balbach)0157 - 75 96 14 19 (Martin Willig)

[email protected] oder [email protected]

Mitarbeitende: Thomas Balbach und Martin Willig

Page 58: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

Arbeitsansatz

Ein Arbeitsschwerpunkt des Fanprojekts Nürnberg ist,gewaltförmigem und delinquentem Verhalten sowiefremdenfeindlichen, rassistischen oder extremistischenEinstellungen in der Fan-Szene zu begegnen, jugendli-che Fans in ihrer Entwicklung zu fördern und in die Fan-Szene zu integrieren sowie gesellschaftliche Institutio-nen zu mehr Engagement für Jugendliche zu bewegen.Wir verstehen uns als Ansprechpartner und Vermittlungs-instanz für alle Fan-Aktiven und alle in das Fußballge-schehen beim 1. FCN involvierten Institutionen. Unserzentrales Ziel ist die Unterstützung und Förderung ei-ner bunten, kreativen, fairen und toleranten NürnbergerFankultur.

Sportprojekte

Die sportliche Betätigung, vor allem der Fußball, bietetinsbesondere Jugendlichen die Möglichkeit, ihre Ener-gien zu kanalisieren und damit Stress abzubauen, Er-folgserlebnisse zu verbuchen, dadurch Selbstvertrauenund Selbstbewusstsein aufzubauen und einen fairen Um-gang miteinander zu erfahren. Der Enthusiasmus undder Einsatz der jugendlichen Teilnehmer an den Sport-projekten »Mitternachtssport« und »Streetsoccer Cup«beweisen, dass die Begegnung und die Kommunikationzwischen Jugendlichen unterschiedlicher Nationalitä-ten die Toleranz und Akzeptanz fördert, interkulturelleFähigkeiten verbessert und damit zur Integration bei-trägt.

Mitternachtssport

Mitternachtssport ist ein Kooperationsprojekt der StadtNürnberg (Jugendamt), dem Fanprojekt Nürnberg undder Bayerischen Sportjugend BSJ-Kreis Nürnberg. AlsPräventionsprojekt verbindet es Jugendliche der Alters-stufen 16-27 Jahre, ungeachtet ihrer Herkunftsländerund ethnischen Hintergründe. Es schafft für Jugendlichedurch seine attraktiven Angebote und die außergewöhn-liche Uhrzeit Alternativen zu Disco und zu abendlichenTreffpunkten in den Parks.

Wurde zunächst nur Basketball angeboten, kamen imLaufe der inzwischen mehr als zehn Projektjahre weite-re Sportarten hinzu. Das aktuelle Angebotsspektrum istebenso vielfältig wie seine Teilnehmer/innen und um-fasst vom Basketball über Fußball bis hin zu Badminton,HipHop Tanz, Juggern und speziellen Mädchenangebo-ten fast alles.

Neu seit April 2011 ist das Angebot »Fußball um Mitter-nacht« in der Sporthalle des 1. FCN. Das FanprojektNürnberg bietet dort fußballbegeisterten Jugendlichenund jugendlichen Fans des 1. FCN in Kooperation mitdem Kinder- und Jugendhaus Klüpfel (Jugendamt) so-wie der Bayerischen Sportjugend BSJ-Kreis Nürnberg die attraktive Möglichkeit, Freitagnacht von 22:00 -1:00 Uhr in der Sport-halle der Profispielerdes 1. FCN ihr Könnenam Ball unter Beweis zustellen. Dem Verein istdafür zu danken, dass erdie Halle kostenlos zurVerfügung stellt.

Ein Ziel des Projekts ist z.B. Spaß im Sport zu vermit-teln. Durch einen niederschwelligen Zugang (keine Teil-nehmergebühr, keine Voranmeldung) schafft es besteZugangsvoraussetzungen für alle. Im Projekt geht esauch um das Vermitteln von Fairplay und Regeln imSport. Durch die Fairplayregeln regulieren sich die Ju-gendlichen selbst (z.B. Fouls werden selbstständig ange-zeigt und der Ball an die gegnerische Mannschaft abge-geben), der Schiedsrichter rückt in den Hintergrund undgreift nur in das Spielgeschehen ein wenn nötig. AlleMitternachtssportangebote sind gewalt-, alkohol- unddrogenfreie Zonen.

Der Sport, nicht Wettkampf, Konkurrenz und Leistungs-druck stehen beim Mitternachtssport im Mittelpunkt. Esgibt bei den nächtlichen Freitagsangeboten bewusst kei-ne Spielergebnisse oder Tabellen mit Punkten. Über dieJahre hat sich der Ansatz bewährt, neben den Honorar-kräften für den sportlichen Ablauf (Studenten aus dem

Sport gegen RassismusFANPROJEKT NÜRNBERG

56

Page 59: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

Bereich Sport etc.) mit Pädagogen vor Ort in den Hal-len präsent zu sein. So hat sich über den Sport ein loserund niederschwelliger Beratungsstützpunkt etabliert, dergerne in Anspruch genommen wird.

Weitere Infos unter: www.mitternachtssport.nuernberg.de

Streetsoccer Cup

Einmal jährlich findet ein großes Straßenfußballtur-nier für Kinder und Jugendliche in Nürnberg statt, der»Streetsoccer Cup«. Der Streetsoccer Cup ist ein Koope-rationsprojekt vom Jugendamt, dem Sportservice, demKreisjugendring Nürnberg-Stadt und weiteren Verbän-den sowie dem Fanprojekt Nürnberg.

An mehreren Spieltagen wird in fünf Stadtregionen auföffentlichen Plätzen in allen Altersgruppen zwischen 8 und 21 Jahren die Vorrunde ausgespielt. Dort qualifi-zieren sich die Teams für die eintägige Finalrunde, aus-getragen zentral in der Nürnberger Innenstadt.

Insgesamt nehmen jährlich ca.1000 Kinder und Jugend-liche mit Migrationshintergrund aus 50 verschiedenenNationen am Turnier teil. Die Spiele werden in den soge-nannten »Käfigen«, den Streetsoccer-Courts (10x15 m),ausgetragen.

Mit dem »Nürnberger Streetsoccer Cup« werden unter-schiedliche Ziele verfolgt:

■ Förderung von Begegnung und Kommunikationzwischen Kindern und Jugendlichen unterschied-licher Nationalitäten;

■ Integration durch Entwicklung von Toleranz,Akzeptanz und Fairplay im Sport;

■ Unterstützung der Eigeninitiative von Kindern und Jugendlichen (» … wir wollen gewinnen, alsomüssen wir trainieren … «);

■ Angebot einer Freizeitmöglichkeit für Kinder undJugendliche;

■ Integration sportbegeisterter Kinder und Jugend-licher in die Jugendverbandsarbeit und die Sport-vereine;

■ Talentsichtung/individuelle Förderung.

Weitere Infos unter: www.streetsoccer.nuernberg.de

Ausstellung »Tatort Stadion 2« im Haus Eckstein

Vom 14.06. bis 05.07.2011 wurde die völlig überarbei-tete Ausstellung unter dem Namen »Tatort Stadion 2«im Eingangsbereich des Haus Eckstein, Burgstr. 1-3 inNürnberg gezeigt.

Diese von BAFF (Bündnis aktiver Fußballfans) entwickel-te Wanderausstellung beschäftigte sich auch dieses Malmit den rund um den Fußball auftauchenden Diskrimi-nierungsformen. Zu diesen zählen neben Rassismus undFremdenfeindlichkeit auch Homophobie und Sexismus.

Die Ausstellung in Nürnberg organisierte in Koope-ration mit dem Fanprojekt Nürnberg u.a. das Eichen-kreuz Nürnberg, die Evangelische Jugend Nürnberg, dieDeutsche Akademie für Fußballkultur und »Vereint inBewegung«.

Weitere Infos unter: www.tatort-stadion.de

■ Öffnungszeiten: Das Fanprojektbüro ist Montag,Dienstag und Donnerstag jeweils von 9:30 Uhr bis13:30 Uhr geöffnet. Bei Heimspielen ist der Fanprojekt-Container in der Nordkurve zwei Stunden vor Spielbe-ginn geöffnet. Das Fanprojekt begleitet zu allen Aus-wärtsspielen des 1. FCN.

57

Fanprojekt Nürnberg

Frauentorgraben 7390443 Nürnberg

Tel.: 0911 - 20 22 790Fax: 0911 - 20 22 777

[email protected]

Mitarbeitende: Katja Erlspeck-Tröger, Heino Hassler und Nicola Nemeth

Page 60: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

Begegnungsturnier

Im März 2011 veranstaltete das Fanprojekt zusammenmit der Plauener Kontaktstelle gegen Rechts »Move« einabendliches Fußball- und Begegnungsturnier im Rah-men der »Internationalen Wochen gegen Rassismus«. ImTurnierformat »jeder gegen jeden« traten letztendlich35 Fußballerinnen und Fußballer in fünf Teams gegen-einander an. Neben Spielern aus Jugendclubs, Migra-tionsprojekten und dem Fanbereich schnürten aucheinige Zuschauer spontan die Fußballschuhe und tratenebenso zum Wettkamf an.

Das Turnier verlief erfreulicherweise in einem sehr fairenRahmen und so musste das Schiedsrichter- und Organi-sationsteam sich hauptsächlich mit der Ergebnisverwal-tung und der Siegerehrung beschäftigen. Besonders er-freut waren wir über die zahlreichen Zuschauer, welcheauf dem Zuschauerrang die Akteure anfeuerten und auchso manchen Gesang zur Unterstützung der Kicker an-stimmten. Eine Neuauflage des Turniers folgt im Jahr2012.

Herbstturnier Street-Soccer

Ein weiteres Fußballturnier fand im Herbst 2011 imVogtlandstadion statt. Bereits im Sommer hatte die Fan-szene während der Teilnahme des Fanprojekt-Fußball-teams an zahlreichen Freizeitturnieren den Wunsch zurAusrichtung einer eigenen Veranstaltung geäußert. Undso engagierten sich zahlreiche Jugendliche mit Unter-stützung der Fanprojekt-Mitarbeiter um die Organi-sation des Turniers und die Beschaffung einer Street-Soccer-Anlage. Nachdem im Spätsommer bereits vieleFlyer und Plakate verteilt waren, konnte am 15.10.2011der gemeinsame Aufbau der Anlage beginnen. Diesklappte dank der vielen Helfer auch ohne Probleme unddas Turnier konnte bei tollem Wetter wie geplant star-ten. Mehr als 50 Teilnehmer aus dem gesamten Vogtlandwaren dem Ruf nach schnellen Ballstafetten gefolgt. Biszur Dämmerung fand Spiel an Spiel statt, begleitet vonmusikalischer Unterhaltung und interessanten Gesprä-chen. Abgerundet wurde der Tag mit der Auszeichnungder Teams und besten Spieler und dem gemeinsamenAbbau der Anlage.

Faire Begegnungen FANPROJEKT PLAUEN

58

Page 61: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

Film und Diskussionsrunde zum Thema Rechtsextremismus

Zur Informations- und Diskussionsrunde kamen EndeMärz 2011 zahlreiche junge Menschen im Jugendzen-trum »Oase« zusammen. Zentrales Anliegen war die Auf-klärung über das Thema Rechtsextremismus. Im Mittel-punkt der Veranstaltung stand die Präsentation des Films»Die Tragödie der Provinz«. Dieser versinnbildlicht einin vielen vogtländischen Kleinstädten vorhandenes Pro-blem mit rechtsextremen Einstellungsmustern und teil-weise auch gefestigten rechtsextremen Strukturen. ImAnschluss an den Film bot eine Frage- und Diskussions-runde den jungen Besuchern die Möglichkeit, den an-wesenden Volker Herold (Fanprojekt) und René Weber(Kenner der rechtsextremen Szene) Fragen zu stellenund sich in einer offenen Diskussionsrunde über Erfah-rungen und Hintergründe auszutauschen.

FARE-Aktionswoche

Rassismus und Rechtsextremismus im Fußballsport wa-ren das Thema einer Podiumsdiskussion mit den Teil-nehmern Wilfried Hub (Präsident VFC Plauen), VolkerHerold (Projektleiter Fanprojekt), René Weber (Kon-taktstelle gegen Rechts »Move« ) und Tobias Bahr (ak-tiver Fußballfan) im Rahmen der FARE-Aktionswochevom 12. bis zum 25. Oktober 2011. Im Raum stand dieThematik »Das Ankommen des Rechtsextremismus inder Mitte der Gesellschaft« sowie die Frage nach einervon Neonazis selbst so bezeichneten »Graswurzelrevo-lution« (Versuch, durch ziviles Auftreten und lokalesEngagement Organisationen und Initiativen zu unter-wandern und ihr menschenverachtendes Weltbild anbreite Bevölkerungskreise heranzutragen). Während deröffentlichen Veranstaltung in der »Alten Feuerwache«diskutierten die Anwesenden der Vereine, aus der Poli-tik, aus der Fanszene und Bürgerinnen und Bürger imbesonderen Hinblick auf die Sportvereine über die Ge-fahren dieser Vereinnahmung und welche Maßnahmendem entgegengesetzt werden können.

Weitere Veranstaltungen:

Lesung mit dem Titel »Ist doch ein geiler Verein! – Reisen in die Fußballprovinz« von und mit ChristophRuf (April 2011),

Teilnahme mit einem Infostand an der InterkulturellenWoche des Vogtlandkreises (September 2011).

■ Öffnungszeiten: Montag: 9:00-15:00 Uhr, Diens-tag: 9:00-17:00 Uhr, Mittwoch: 14:00-22:00 Uhr,Donnerstag: 12:00-20:00 Uhr, Freitag, am Wochen-ende und an den Spieltagen nach Vereinbarung

59

Fanprojekt Plauen – Vogtland e.V.

Dobenaustraße 908525 Plauen

Tel.: 03741 - 71 91 70

info@fanprojekt-plauen-vogtland.dewww.fanprojekt-plauen-vogtland.de

Mitarbeitende: Volker Herold (Projektleiter), Nicole Kittler

Page 62: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

Ziele und Schwerpunkte

Die Grundidee bei der Entwicklung der Streetsoccer-Konzeption basierte auf zwei Pfeilern. Zunächst wurdedavon ausgegangen, dass Jugendliche an den Orten er-reicht werden sollten, an denen sie ihre Freizeit verbrin-gen.

Um zugleich eine relativ hohe Wahrscheinlichkeit zu ha-ben, auch rechtsgefährdete Jugendliche zu erreichen,wurden gezielt geografische Räume ausgesucht, von de-nen bekannt war und ist, dass dort verstärkt rechte Grup-pierungen vertreten sind.

Umsetzung

Zunächst wurden in den angedachten Gebieten Ortsbe-gehungen durchgeführt.

Es galt informelle Treffpunkte der Zielgruppe zu loka-lisieren und Aufstellmöglichkeiten für die Streetsoccer-anlage zu erkunden.

Nachdem sich die Anzahl der Teilnehmer an den jeweilsausgewählten Standorten – zunächst spontan und späterdurch die Information im Freundeskreis der Beteiligten– zunehmend erhöhte, wurden kleinere Turniere orga-nisiert.

Zunächst wurde bewusst ohne direkte »Lenkung« inRichtung des Projektzieles gearbeitet. Die Jugendlichensollten u.a. ein Bild von sich abgeben, das ihrer momen-tanen Gedankenwelt entspricht.

Später wurde beim Zusammenstellen der Mannschaftendarauf geachtet, dass sehr unterschiedliche Jugendlichemöglichst in einer Mannschaft zusammen spielten unddass die Vorgaben Fair Play, Akzeptanz, Toleranz undVerbindlichkeit der abgesprochenen Regeln eingehaltenwurden.

Im weiteren Verlauf kamen Trikots unterschiedlicher Na-tionalmannschaften zum Einsatz (Elfenbeinküste, Brasi-lien, Frankreich, Niederlande, England), sodass einigeJugendliche für von ihnen offensichtlich abgelehnte Na-tionen spielten.

Nach und nach entwickelten sich erste Ansätze von Ver-trauen, was sich in einer zunehmenden Gesprächsbereit-schaft auch über fußballfremde Themen äußerte.

Des Weiteren war eine zunehmende Identifikation mitdem Projekt zu verzeichnen.

So waren einige Jugendliche schon vor Beginn der Ver-anstaltung vor Ort und halfen unaufgefordert beim Auf-bzw. Abbau. Zugegebenermaßen war dies nicht immerganz uneigennützig, da die Anlage mit Eintreten derDunkelheit abgebaut sein musste: »Wenn ihr helft, kön-nen wir länger spielen«.

Erfahrungen

Fußball als Spiel- und Mannschaftssport zeigte sich alssehr geeignet, um Konfliktfähigkeit auch in Alltagssitua-tionen zu üben.

So ist es wegen der unterschiedlichen Leistungsstärke derSpieler immer eine entscheidende Frage, ob und wie guteine Mannschaft zusammen spielt. Denn bei aller Indivi-dualität sind auch die vermeintlich Besseren auf eine

»Doppelpass« – Streetsoccer als Angebot für Toleranz und Zivilcourage FANPROJEKT SAARBRÜCKEN

60

Page 63: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

mannschaftliche Geschlossenheit angewiesen. Das for-dert von jedem Einzelnen Akzeptanz in Bezug auf dieLeistungsfähigkeit der Mannschaftskameraden und auchToleranz bei unterschiedlichen Spielauffassungen.

Grundsätzlich, egal ob es Antipathien gab oder nicht,waren alle Spieler verpflichtet, sich den »Fair Play Gedan-ken« zu eigen zu machen. Es zeigte sich allerdings, dassmanche Mitspieler fehlende Feinmotorik durch Kampf-geist ersetzen wollten. Aber letztendlich wurden insbe-sondere diese Situationen zu den besten Möglichkeiten,den Umgang mit aufschäumenden Emotionen zu lernen.

Die Jugendlichen konnten durch die Strukturen des Pro-jektaufbaus in spielerischer Weise ihre Kompetenzen umEmpathiefähigkeit erweitern und Toleranzerfahrungenmachen.

Schlussfolgerungen undPerspektiven/Nachhaltigkeit

Vorrangiges Ziel war es, das regelmäßige Sportangebot»Streetsoccer« und entsprechende Fußballturniere alsErstkontakte infrastrukturell in den Regionen (Sulzbach-tal, Köllerbachtal, Burbach und Saarlouis) zu etablieren.Damit sollte die Beziehungsgrundlage zu den Zielgrup-pen gelegt und durch wiederholende Angebote vertieftwerden.

Diese Zielvorgabe ist erfüllt worden. An allen Standor-ten konnte mit dem Medium »Streetsoccer« recht kurz-fristig ein tragfähiges Beziehungskonstrukt mit den Ziel-gruppen entwickelt werden. Es gelang auch an allenStandorten geeignete Hallen und Hallenzeiten zu orga-nisieren. Dies war elementar. Ohne diese Infrastrukturwären die gerade geknüpften Beziehungsgrundlagenernsthaft in Gefahr geraten.

Eine weitere Zielformulierung war, dass die neuartigeForm der Zusammenarbeit zwischen politischer Bildung,Streetwork und Sportpädagogik durch eine aktive Öf-fentlichkeits- und Lobbyarbeit begleitet werden sollte.Zum einen sollte die angesprochene Jugendszene miteiner identifikationsstiftenden Öffentlichkeitsarbeit imSinne des »empowerments« auf ihrem Weg zur Interkul-turalität, Toleranz etc. gestärkt werden, zum anderensollte die Öffentlichkeit von der Sinnhaftigkeit des Un-ternehmens überzeugt werden.

Die mediale Begleitung fand von Beginn an statt. Es ge-lang sogar, dass der Saarländische Rundfunk in seinerFernsehnachrichtensendung »Aktueller Bericht« nichtnur ein Porträt zeigte, sondern zugleich ein Live-Studio-gespräch durchführte.

Es bleibt festzuhalten, dass die Grundidee, über das Me-dium »Streetsoccer« niedrigschwellig Beziehungsgrund-lagen aufbauen zu können, gegriffen hat. Die regionaleAuswahl, unter Berücksichtigung von Treffpunkten rech-ter Jugendszenen, hat auch das Erreichen der vorgege-benen Zielgruppen begünstigt.

Die Attraktivität des Angebotes und die Begleitungdurch die sportpädagogische Fachkraft führte zur Akti-vierung einer weiteren Komponente der inhaltlichenArbeit, welche zunächst nicht konzeptionell ausgearbei-tet war: Mit dem »freien Angebot« in den frei zugäng-lichen Sozialräumen für Jugendszenen wurde natürlich»Jugend« in ihrer Gesamtheit angesprochen. DiesesPotential wurde recht schnell in die pädagogische Aus-richtung der Anti-Vorurteilsarbeit mit eingebunden.

■ Öffnungszeiten: Die Räumlichkeiten sind bei Heim-spielen vor und nach dem Spiel geöffnet.

61

Fankontaktstelle »Innwurf« Saarbrücken

Arbeiterwohlfahrt Landesverband Saarland e.V.– Sozialpädagogisches Netzwerk (SPN) –

Ziegelstraße 2366113 Saarbrücken

Tel.: 0681 - 989 26 86 und 0681 - 85 79 02 31Fax: 0681 - 989 27 73

[email protected]@lvsaarland.awo.orgwww.innwurf.de

Mitarbeitende: Steffen Jung und Torsten Hart

Page 64: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

Erinnern für die Zukunft – internationaler Holocaustgedenktag

Zum ersten Mal im Jahr 2010 organisierte der FanladenSt. Pauli zusammen mit engagierten Fans am 27. Janu-ar eine Veranstaltung unter dem Motto »Erinnern für dieZukunft«, um mit Redebeiträgen, Gedichten und Musikan die Opfer des Nationalsozialismus zu erinnern.

Es kamen rund 130 Menschen, um im Schneegestöberder Gedenkveranstaltung vor dem Stadion am Millern-tor beizuwohnen, darunter auch das Trainerteam, derMannschaftsrat und mehrere Spieler des Profiteams.

Dazu eingeladen hatte der Fanladen St. Pauli gemeinsammit verschiedenen Fangruppierungen und der Vereini-gung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Anti-faschisten (VVN-BdA). Ein Banner mit der Aufschrift»Erinnern für die Zukunft – 65 Jahre Befreiung vonAuschwitz« wies auf den Ort des Gedenkens hin: Vor derSüdtribüne des Stadions steht eine Tafel, die an dieOpfer der nationalsozialistischen Verfolgung erinnertund 2004 auf Initiative der St.-Pauli-Fans aufgestelltwurde.

Die Veranstaltung sollte jedoch nicht nur Erinnerung an die Vergangenheit sein, sondern auch diejenigen ein-schließen, die nach 1945 Opfer von Anhängern neo-nazistischer Ideologien wurden. Nach der Begrüßungdurch Fanladen-Mitarbeiter Justus Peltzer erinnerteTraute Springer-Yakar, Landessprecherin der VVN-BdAan den Stadtteil St. Pauli während des Nationalsozialis-mus. Schon damals war er ein multikulturelles Viertel, indem es sowohl Geschichten von Verfolgung als auch vonWiderstand gab. Springer-Yakar hob zudem hervor, dasssich der FC St. Pauli und seine Fans seit Jahren jenseitsvon rein symbolpolitischem Engagement gegen Rassis-mus und Rechtsextremismus einsetzen.

Der Historiker Gregor Backes, der im Auftrag des Ver-eins zur Geschichte des FC St. Pauli während der NS-Zeit forscht, sprach in seinem Redebeitrag auch vom Ver-gessen – dem Vergessen der Opfer nämlich. Während derVerein die Erinnerung an seine in den Weltkriegen ge-fallenen Mitglieder schon frühzeitig mit einem Gedenk-stein pflegte, blieben die vom NS-Regime ermorde-ten Opfer lange ohne Andenken. Um dies nachzuholen,wurde am 9. November 2004 die Gedenktafel enthüllt,die heute ihren Platz direkt neben dem Gedenkstein hat.

Mehr als ein FanprojektFANLADEN ST. PAULI

62

Page 65: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

Zwischen den Reden trug die Schauspielerin Sonja Flie-gel Gedichte von Überlebenden der Konzentrations-lager wie Kurt Kapper und Hilde Rubinstein vor. Vondiesen Zeugnissen des Holocaust schlug der JournalistPatrick Gensing als letzter Redner den Bogen in die Ge-genwart, in der die Erinnerung an die Verbrechen desNationalsozialismus nicht nur an Gedenktagen bewahrtwerden müsse. Gensing skizzierte die aktuellen Versucheder Relativierung und Vereinnahmung des Holocaustu.a. durch die NPD und schilderte die Schicksale heuti-ger Opfer neonazistischer Angriffe, die in deutschenMedien oft wenig Beachtung fänden. Umso wichtiger seider Widerstand gegen rechtsextremistische Aktionenund Veranstaltungen wie den in Dresden am Jahrestagder Bombardierung Mitte Februar geplanten sogenann-ten »Trauermarsch« Tausender Neonazis.

Nach einer gemeinsamen Gedenkminute und der Verab-schiedung durch Justus Peltzer ging es noch zu Kaffeeund Kuchen ins Clubheim des FC St. Pauli. Die musika-lische Untermalung dieses abschließenden Beisammen-sitzens lieferte die Hamburger Klezmer-Band »Misch-poke«.

Im Jahr 2011 entschieden sich die Organisatoren denGedenktag erneut zu begehen, aber mit einem anderenKonzept. Dieses Mal stand das Viertel St. Pauli im Mit-telpunkt. Es wurde ein Stadtteilrundgang organsiert, beidem verschiedene engagierte Fans an sechs historischenStandorten im Viertel Vorträge über die Gebäude oderStraßen während der NS-Herrschaft hielten. Themenhierbei waren u.a. die Enteignung von jüdischen St. Pau-lianer/innen, das Berufsverbot für jüdische Ärzte unddie Hitlerjugend auf St. Pauli. Den Abschluss bildeteeine Gedenkminute samt Kranzniederlegung vor der Ge-denktafel an der Südtribüne.

Kamen im ersten Jahr ca. 130 Personen, so steigerte sichdie Anzahl um das Doppelte und der Rundgang mussteauf zwei Gruppen aufgeteilt werden, damit auch alleüberhaupt etwas hören konnten.

Man kann inzwischen sagen, dass sich der Gedenktag inder Fanszene, im Stadtteil und auch im Verein selbst eta-bliert hat. Dieses Jahr lag der thematische Schwerpunktauf der Verfolgung Homosexueller. Hierzu referierte imClubheim des FC St. Pauli der Historiker Moritz Ter-floth über Homosexuellenverfolgung im Nationalsozia-lismus. Danach berichtete Dirk Brüllau, Sprecher desNetzwerkes Queer Football Fanclubs, über Diskriminie-rung im heutigen Fußball allgemein und über den FC St.Pauli im speziellen.

Weitere Projekte

Weitere Projekte des Fanladens zum Thema »Die Arbeitder Fanprojekte gegen Rassismus« finden sich in den vor-herigen Ausgaben dieser Broschüre. Dort werden die Pro-jekte »Kiezkick – Fußball der Kulturen«, »Das Aktions-bündnis gegen Homophobie und Sexismus im Fußball«sowie »das antirassistische Einladungs-Fußballturnier desFanladen St. Pauli« vorgestellt. Internetlinks für dieseProjekte sind

■ www.kiezkick.net

■ http://de-de.facebook.com/fightdiscrimination

■ www.antira-stpauli.org sowie natürlich

■ www.stpauli-fanladen.de.

■ Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag von 15:00 bis19:00 Uhr sowie an den Heimspieltagen

63

Fanladen St. Pauli

Brigittenstraße 3 20359 Hamburg

Tel.: 040 - 439 69 61Fax: 040 - 430 51 19

[email protected]

Mitarbeitende: Justus Peltzer, Carsten Kupisch, Stefan Schatz und Elin Wagner

Page 66: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

Arbeit mit Fußballfans und sozial benachteiligten Jugendlichen

Antirassismusarbeit ist neben der Gewaltprävention eineder beiden Säulen der Fanprojektarbeit! In der alltägli-chen Arbeit versuchen wir, beide Themenbereiche zu-sammen zu führen. Der Fokus liegt auf sport- und erleb-nispädagogischen Angeboten, die sich nicht nur an Fansrichten, sondern auch an Jugendliche aus dem Sozial-raum. In Gelsenkirchen findet man eine große Anzahlvon Jugendlichen mit Migrationshintergrund, die dasöffentliche Leben prägen und mitgestalten. Das spiegeltsich auch in der örtlichen Fanszene wieder. Dort sindMigranten und Fans mit Migrationshintergrund inte-griert und ein fester Bestandteil auch der meinungsbil-denden Personenkreise. Durch den Umzug des Büros inden Stadtteil Bismarck sowie die Sportangebote in der

unmittelbaren Umgebung des Fanprojektssind die Mitarbeiter für die Jugendlichenvor Ort wichtige Ansprechpartner gewor-den. Interessierte Jugendliche werden nichtweggeschickt, sondern in die offenen An-gebote integriert.

Sportprojekte

Skateboardworkshop auf der Trendsportanlage an der Zeche Consol

Im Frühjahr 2009 startete der Skateboardworkshop auf der hauseigenen Skateboardbahn. Im Vordergrundstand das Erlernen einer neuen Sportart, durch die Teil-nehmerstruktur sollte der integrative Charakter der Ar-beit verdeutlicht werden. Geleitet wurde der Workshop von dem Bochumer Skateboardprofi Pascal »Pancho«

da Stena. Die Teilnehmer konntensich kostenloses Material auslei-hen, eine Teilnehmergebühr gabes nicht. Der Workshop lief übervier Monate und wurde mit einemContest abgeschlossen. Dort konn-ten die Jugendlichen ihre neu er-lernten Fähigkeiten Freunden, El-tern und einer Fachjury präsen-tieren. Erreicht wurden durch denWorkshop ca. 30 Jugendliche ausverschiedenen sozialen Schichten.

Vorurteile unter den Teilnehmern konnten erfolgreichabgebaut werden, darüber hinaus nutzen viele der Teil-nehmer das kostenlose Verleihmaterial weit über den Ab-schluss des Kurses hinaus. Zu Dokumentationszweckenist eine DVD erstellt worden. Als Sponsoren für denWorkshop konnte man namhafte Firmen wie Globe, Vansund Rockstar Energydrinks gewinnen. Dieser Workshopläuft mittlerweile im dritten Jahr erfolgreich und erreichtimmer wieder neue Jugendliche, auch über den Stadtteilhinaus.

Angebote im bildungs- und kultur-pädagogischen Bereich

Fahrt in die Konzentrationslagergedenkstätte nach Dachau

Im Rahmen der Kids on Tour-Fahrt nach München be-suchte das Schalker Fanprojekt im April 2009 mit 50Personen das Bundesligaspiel gegen den FC Bayern. ImAnschluss fuhren wir mit der Gruppe nach Dachau undbesuchten die dortige KZ-Gedenkstätte.

Die Gruppe wurde fast drei Stunden lang von fachkun-digem Personal durch die Gedenkstätte geführt. Der Be-such war ein Versuch, die Jugendlichen über den Fußballhinaus auch für andere wichtige Themen, wie z.B. dieGräueltaten der Nazis im Dritten Reich zu sensibilisie-ren. Die Jugendlichen wurden bereits im Vorfeld vonden Mitarbeitern aufgeklärt und vorbereitet und habendas Angebot gut angenommen.

Gemeinsam gegen RassismusSCHALKER FANPROJEKT

64

Page 67: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

Fahrt nach Auschwitz mit einer Gruppe junger Ultras

Der Name des Vernichtungslagers Auschwitz wurde zumSymbol für den Holocaust. Um Jugendlichen diesesdunkle Kapitel näher zu bringen, organisierte das Schal-ker Fanprojekt in den Herbstferien 2010 eine Bildungs-und Gedenkstättenfahrt nach Auschwitz. Mit acht jun-gen, aktiven Schalkern fuhren sie drei Tage nach Polenum Land und Leute kennenzulernen und über dieSchrecken des Dritten Reichs zu informieren.

Championsleague-Spiel in Tel Aviv

Dank des internationalen Spieles in Tel Aviv konnten wirdie Gelegenheit nutzen und eine Tagestour von Tel Avivnach Jerusalem anbieten. Unser Angebot, welches wir inZusammenarbeit mit einem israelischen Schalke Fan er-arbeiteten, umfasste eine Führung durch Yad Vashem,welches die wohl bedeutendste Gedenkstätte zur natio-nalsozialistischen Judenvernichtung ist, sowie den Be-such der Altstadt von Jerusalem. Knapp 40 junge Schal-ke-Fans aus der aktiven Szene nahmen das Angebot desFanprojektes wahr.

Für das Schalker Fanprojekt bedeutet diese Fahrt diekonsequente Fortsetzung der bisherigen Arbeit, die sichgegen extremistische Orientierungen und für den Ab-bau von Vorurteilen und Feindbildern bei Fußball-fans engagiert und sich gegen alle Formen von Rassismusund Diskriminierung stark macht. Im Rahmen der FARE-Aktionswoche sicherlich ein gelungener Beitrag, der auchdank der Unterstützung von FARE zustande kam.

Öffentlichkeitsarbeit

Jahreskalender gegen Gewalt und Rassismus 2011

Ein im Sommer 2009 gestartetes Malprojekt fordertSchüler dazu auf, eine Botschaft gegen Gewalt und Ras-sismus zu gestalten. Aus über 100 Einsendungen suchenwir am Ende des Jahres in Zusammenarbeit mit einerkompetenten Jury – bestehend aus Mitarbeitern derPresseabteilung von Schalke 04 und einigen Fans – dieschönsten Werke aus und gestalten daraus einen Kalen-der. Dieser wird seit 3 Jahren Ende Dezember unter demMotto: »Klatschende Hände statt fliegende Fäuste« kos-tenlos an alle Teilnehmer und Interessierten verteilt.

Lesung von Ronny Blaschke »Angriff von Rechts-außen – wie Neonazis den Fußball missbrauchen«

In Kooperation mit der Schalker Fan-Initiative wurde die geplante Lesung an dem Abend dann doch eher einVortrag über rechte Entwicklungen und rechtes Gedan-kengut im Fußball. Unterschwellig, beispielsweise überMusik, wollen die Rechten Fuß fassen. Auch das Feind-bild hat sich verschoben. Blaschke: »Im Fußball hat sicheine Rangliste der Diskriminierungen entwickelt.« Paro-len gegen Homosexuelle würden von Verantwortlichenweniger stark verurteilt als die gegen Ausländer. Ein vollbesetztes Lokal diskutierte den Abend über mit RonnyBlaschke über Entwicklungen und Einstellungen inner-halb der Kurven, die den Rechten den Zugang erleich-tert haben könnten (Freund-Feind-Schema, Tradition,Heimat).

Lernzentrum Schalke macht Schule

Auch in Gelsenkirchen können wir uns mittlerweile seitSeptember 2011 über ein Lernzentrum in der Veltins-Arena freuen. Zusammen mit der Robert-Bosch-Stif-tung, Schalke-hilft und der Manuel Neuer Kids Founda-tion werden hier im wöchentlichen Wechsel Schulklassenmotiviert, sich den Themen Demokratie und Rassismus,Gewalt und Konfliktlösung auf vielfältige und unkonven-tionelle Art und Weise zu nähern und zu stellen.

■ Öffnungszeiten: Der Fantreff in der Glückauf-Kampf-bahn ist bei Heimspielen am Samstag ab 11:00 Uhr ge-öffnet. Bei Heimspielen am Freitag und am Sonntagwerden die Termine jeweils frühzeitig auf der Homepa-ge veröffentlicht. Aufgrund der großen Nachfrage sind die Mitarbeiter desSchalker Fanprojektes im Büro auf den Consol Gelän-de nur nach vorheriger, rechtzeitiger Absprache anzu-treffen. Jeden Dienstag jedoch, sofern kein Spiel vonSchalke terminiert ist, wird in der Zeit von 15:00-18:00Uhr eine offene Sprechstunde angeboten.

65

Schalker Fanprojekt

Postfach 200861 45843 Gelsenkirchen

Tel.: 0209 - 46 88 46Fax: 0209 - 40 82 477

[email protected]

Mitarbeitende: Hendrik Jochheim, Markus Mau und Benjamin Munkert

Page 68: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

Das Fanprojekt Trier

Das Fanprojekt Trier wurde im Juli 2009 gegründet undspricht insbesondere jugendliche und junge erwachseneFußballfans an. Als Drehpunkteinrichtung fungieren wirals Ansprechpartner für alle fußballrelevanten Akteureund vermitteln beim gegenseitigen Interessenaustauschund bei Problemen zwischen Fans, Sicherheitskräftenund dem Verein. Wir begleiten die Fans bei den Heim-und Auswärtsspielen der Trierer Eintracht und verfügendarüber hinaus mit unserem Fantreff in der Metternich-straße über eigene Räumlichkeiten (Offene Tür-Ange-bot). Hier finden unter anderem verschiedene Freizeit-aktivitäten, Bildungsveranstaltungen, Vorbereitungenvon Choreographien sowie situationsbedingte Beratungund Beistandschaft bei privaten, schulischen bzw. beruf-lichen Problemen statt. Grundsätzlich haben wir einoffenes Ohr für alles, was jugendlichen Fußballfans wich-tig ist.

Ein immer wieder kehrendes Thema in unserer alltägli-chen Arbeit ist es, die jugendlichen Fans für demokrati-sches Denken zu sensibilisieren. Hierzu zählt natürlichneben anderen Themen auch die Auseinandersetzungmit rassistischen, fremdenfeindlichen, rechtsextremenund diskriminierenden Tendenzen. Hier senden wir dieBotschaft, dass Respekt vor Anderen sowie gewaltfreieLösung von Konflikten und Meinungsverschiedenheitendie Basis für das Zusammenleben von Menschen darstel-len. In unserer Arbeit stellen wir fest, dass politische Bil-dung bei vielen Jugendlichen nur rudimentär vorhandenist – bei vielen Jugendlichen ist ein verzerrtes Politikver-ständnis vorherrschend. Hier setzt unsere Bildungsarbeitan, die bei kleinen alltäglichen Gesprächen und Begeg-nungen beginnt, sich weiterhin in Filmabenden, Vorträ-gen und Diskussionsrunden äußert und teilweise in grö-ßere Aktionen – z.B. Flyer »Weißt Du, was Du trägst«oder Fahrt ins ehemalige KZ Struthof/Natzweiler –mündet.

Flyer: »Weißt Du, was Du trägst?«

Das Erscheinungsbild der Rechtsextremen hat sich inden letzten Jahren deutlich verändert. Anstelle von Bom-berjacke und Springerstiefel ist die getragene Szeneklei-dung heute deutlich unauffälliger. Rechtsextreme bedie-nen sich dabei bestimmter Marken und Zahlencodes, dieszeneintern auch als Erkennungszeichen gelten. Symbo-le und Codes werden immer vielfältiger und damit für

Antirassismusarbeit vor OrtFANPROJEKT TRIER

66

Page 69: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

Außenstehende immer schwieriger zu entschlüsseln: Einoberflächlicher Blick reicht oft nicht mehr aus, um sei-nen Gegenüber einzuordnen.

Mit dem Flyer »Weißt Du, was du trägst?« haben wir das Thema rechter Symboliken und Codes noch einmalbesonders deutlich angesprochen. Der Inhalt des Flyerswurde in dem Projekt »Am Ball bleiben« erarbeitet unddient der Aufklärung zu dieser Thematik. Dabei richtenwir uns zum einen direkt an die Jugendlichen und zumanderen wollen wir Eltern, Schulen, Vereine sowie sons-tige Interessenten zu dieser Thematik aufklären.

Bildungsfahrt

Eintracht-Fans besuchen das ehemalige deutscheKonzentrationslager Natzweiler- Struthof

Im April 2011 machte sich das Fanprojekt mit einerkleinen Delegation Eintracht-Fans auf den Weg zu einerGedenkstättenfahrt in das ehemalige deutsche Konzen-trationslager Natzweiler-Struthof (Elsass), welches sichrund 60 km von Straßburg entfernt befindet.

Zwischen Mai 1941 und November 1944 wurden etwa55.000 Häftlinge aus ganz Europa nach Natzweiler-Struthof deportiert. Insgesamt starben über 22.000Menschen an den schrecklichen Folgen der Haft oderwurden direkt ermordet.

Mit dem Besuch im ehemaligen KZ Natzweiler-Struthofwollten wir die Jugendlichen für Themen abseits desFußballs sensibilisieren. Im Rahmen der Bildungsarbeitdes Fanprojekts stand bei dieser Fahrt insbesondere dietiefe Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichteund den Werten unserer Demokratie im Vordergrund.

Als Einführung in den Besuch des eigentlichen Lagersbesuchten wir zunächst das 2005 errichtete Museum»Europäisches Zentrum des deportierten Widerstands-kämpfers«. Das Museum zeichnet auf über 2000 m2 Aus-

stellungsfläche die Geschichte des europäischen Wider-standes nach und dient als Ort der Information und desNachdenkens. An verschiedenen Computer-Terminalskönnen zudem Informationen zu vielen anderen deut-schen Konzentrationslagern recherchiert werden. Bei deranschließenden Besichtigung des ehemaligen Lagerge-ländes sorgten insbesondere die ehemaligen Gefange-nenbaracken, das Lagergefängnis, die Räume für medi-zinische Experimente und Menschenversuche sowie dasKrematorium und das Gaszimmer für betroffene undnachdenkliche Gesichter.

Sichtlich bewegt verließen wir am Abend nach informa-tiver und beeindruckender Besichtigung das Gelände.

■ Öffnungszeiten: Der Fantreff ist Dienstag von 16:00bis 22:00 Uhr (»Offene Tür«), Donnerstag von 18:00bis 20:00 Uhr (Fußballangebote in der Soccerhalle) so-wie nach Absprache und 3 Stunden vor dem Anpfiff beiHeimspielen geöffnet.

Die Büro-Sprechzeiten sind Dienstag von 12:00 bis14:00 Uhr und Donnerstag von 14:00 bis 16:00 Uhr.

67

Fanprojekt Trier

Metternichstraße 3854292 Trier

Tel.: 0651 - 991 73 08Fax: 0651 - 991 93 88

[email protected]

Mitarbeitende: Markus Ankerstein und Thomas Endres

Page 70: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

Für eine kreative, bunte, selbstverantwortlich handelndeund fröhliche VfL Wolfsburger-Fußball-Fankultur.

Wir schauen hin

■ bei Fremdenfeindlichkeit und Rassismus!

■ wenn Kinder und Jugendliche Alkoholmissbrauchbetreiben!

■ wenn Gewalt angedroht oder ausgeübt wird!

■ und wollen andere ermutigen auch hinzuschauen!

■ und wollen Zivilcourage fordern und fördern!

■ und sprechen mit Kindern, jugendlichen Fans,Eltern und anderen erwachsenen Fans über das, was wir sehen.

Zielgruppen des Projektes sind:

1) Kinder und Teens

2) Jugendliche und junge Erwachsene

3) Eltern und Erwachsene

4) Ordnungs- und Sicherheitspersonal

Das Projekt möchte

■ Kinder und jugendliche VfL Fans unterstützen, einegefestigte Persönlichkeitsstruktur zu entwickeln,

■ Eltern einen Blick in die Lebenswelt ihrer Kinderermöglichen,

■ Ordnungs- und Sicherheitspersonal die Chancegeben, ihr Handeln zu reflektieren und zu professio-nalisieren.

Dabei ist das Themenspektrum breit und spiegelt alleswieder, was im Umfeld von Fußball, und nicht nur dort,im Leben von Kindern, Jugendlichen und Erwachseneneine Rolle spielt.

Ziele des Projektes:

■ Alle am Fußballgeschehen beteiligten Menschensollen im Hinblick auf Themen wie Fremdenfeind-lichkeit, Rassismus, Homophobie, Diskriminierung,Gewalt und Alkoholmissbrauch sensibilisiert und

■ durch eine Vielzahl unterschiedlicher Veranstaltun-gen dazu aufgefordert werden, hinzuschauen undsich konstruktiv einzubringen!

Das Fanprojekt Wolfsburg veranstaltet im Rahmen von»Wir schauen hin« Informations- und Diskussions-abende zu eben diesen und anderen fanrelevanten bzw.fanpolitischen Themen. Dies geschieht auch in Koope-ration mit unterschiedlichen Partnern und Organisatio-nen sowie Fachleuten aus den unterschiedlichsten Institu-tionen und Fachbereichen.

Das Fanprojekt Wolfsburg möchte so Eltern, Pädago-gen, Lehrer, Ordner und andere Interessenten errei-chen. Denn Achtung gegenüber Anderen und die Fähig-keit, Meinungsverschiedenheiten demokratisch und ge-waltfrei aushandeln zu können, sind unverzichtbar im

Zusammenleben und -arbeitenvon Menschen, sei es im Alltag,in der Schule oder im Stadion.

Wenn Kinder und Jugendlichevon Ausgrenzung und Gewaltfördernden Gruppen, Ideolo-gien und Strukturen beeinflusstwerden, entzieht sich das häufigder Wahrnehmung von Erwach-senen. Wir wollen mit Informa-

tions- und Themenabenden uns allen ermöglichen, Zei-chen von Diskriminierung richtig zu deuten. Weiterhinthematisieren wir, wie und in welchen Formen dieseEntwicklungen in Fußballstadien sichtbar sind und dortEinfluss haben. Hieraus wollen wir gemeinsam den Um-gang mit diskriminierendem Verhalten bzw. Wege desgezielten Handelns gegen dieses aufzeigen. Zusätzlichzu diesen Informationsveranstaltungen erhalten Interes-sierte beim Fanprojekt jederzeit eine Auswahl an Adres-

sen, Broschüren, Infomateriali-en, Büchern und Medien, die ih-nen weitere Informationen zumThema Diskriminierung an dieHand geben.

Durch das Projekt »Wir schau-en hin!« ist es uns möglich mitallen am Fußball Beteiligten zu-sammen zu arbeiten: Gruppenund Verbände, Fans, Polizei,

Schulen, ehrenamtliche Organisationen, städtische Ein-richtungen, Vereine etc. Jegliche Aktion die sich gegen

»Wir schauen hin!«FANPROJEKT WOLFSBURG

68

Page 71: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

Diskriminierung engagiert, versuchen wir so gut es gehtzu unterstützen – sei es personell, finanziell oder gerneauch kreativ. Je mehr Augen, desto besser für »Wirschauen hin«.

Im Rahmen des Projekts »Anstoß VFL« 100 Schulen –100 Vereine arbeiten wir an gemeinsamen Schnittstellenmit der VfL Wolfsburg Fußball GmbH zusammen undnutzen unsere jeweiligen Netzwerke und Ressourcen. Sotreten wir vermehrt an Partnerschulen des VfL Wolfs-burg heran und sind Multiplikatoren für Schüler aberauch bei Lehrerfortbildungen.

Einige Veranstaltungen und Initiativen aus der Vergangenheit von »Wir schauen hin«

■ Bei Projekttagen an Schulen und in Freizeitein-richtungen sind wir – wie zuletzt in der Realschule Schö-ningen – gern gesehen. Wir werben für mehr Demo-kratie und Toleranz, sprechen uns gegen jede Art derDiskriminierung aus und fordern mehr Zivilcourage.Zudem besuchen uns regelmäßig verschiedene Jugend-und Freizeiteinrichtungen aus der Region, um sich überdas Fanprojekt und die Arbeit gegen Diskriminierung imFußball zu informieren.

■ Das Internationale Fußballcamp fand im Sommerauf dem Jugendzeltplatz in Almke statt. Im Rahmen desvom DFB geförderten Projektes »Kinderträume 2011«trafen sich 90 Kinder und Jugendliche aus Wolfsburg

und Bielsko-Biala (Polen), umeine Woche lang gemeinsam einSommerfußballcamp zu gestal-ten. Dank der Mitarbeiter desFanprojekts und der Kollegender Jugendförderung der StadtWolfsburg gelang es, über ver-schiedenste Freizeitangebote,

wie Trikotgestaltung, Fahnenmalen und natürlich regel-mäßige Fußballspiele, einen guten Austausch zwischenden Teilnehmern zu fördern. Besonderes Highlight warder Besuch des Viertelfinalspiels der FIFA Frauen WMzwischen Deutschland und Japan in der Arena in Wolfs-burg.

■ Fan-AG gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismusund andere Formen der DiskriminierungZur Ausstellung »Tatort Stadion 2«, die im Mai und Juni mit der Unterstützung verschiedener Partner (u.a.VfL Wolfsburg Fußball GmbH, IG Metall Wolfsburg,Stadtjugendring Wolfsburg) im Hallenbad – Kultur amSchachtweg gezeigt wurde, erarbeitete eine Fan-AG einbegleitendes Rahmenprogramm. Neben einem Film-abend gab es zwei thematische Diskussionsrunden. ZumThema Rechtsextremismus im Fußball wurde Ronny

Blaschke als Experte eingeladen.An einem weiteren Abend dis-kutierten Tanja Walther-Ahrens,Hans-Jürgen Gurtowski undMarkus Delnef (Queer FootballFans – QFF) im sommerlichenAmbiente mit Fans über Homo-phobie im Fußball.

■ Verhältnis Fußball und Polizei – Abbau von Feindbildern Durch verschiedenste Veranstaltungen und Gesprächs-runden sind wir stets bemüht, das oftmals durch beider-seitige Vorurteile belastete Verhältnis zwischen Polizeiund Fans zu entspannen. Hierzu zählt auch die jährlicheInformationsveranstaltung für künftige Szenekundige Be-amte an der Polizeiakademie Hannoversch Münden, zuder wir als Experte für Fanangelegenheiten geladen wer-den. Viel Zuspruch erfuhr auch der Diskussionsabendzur Amnesty International Kampagne »Mehr Verantwor-tung bei der Polizei« im September 2011.

■ Die Riesenleiter symbolisiert die Inhalte unseres Pro-jektes »Wir schauen hin!«. Sie ermöglicht mit einerHöhe von 12 Metern ein Erlebnis der besonderen Artund eine »besondere Sicht auf die Dinge«. Klettern isteine Herausforderung, der sich jeder auf seine ganz be-sondere Weise stellen kann. Neben Kraft, Ausdauer undGeschicklichkeit sind vor allem Teamgeist, Vertrauen,Mut und Disziplin gefragt.

■ Öffnungszeiten: Bürozeiten: Montag bis Freitag9:00-12:00 Uhr, Dienstag bis Donnerstag 13:00-18:00Uhr. Dienstag und Donnerstag Offener Fantreff bis21:00 Uhr. Mittwoch Fanstammtisch mit U16 Kick ab15:00 Uhr. An Heimspieltagen öffnet das Fanprojekt 3 Stunden vor Spielbeginn. Extra Beratungs-/Gesprächs-termine können individuell vereinbart werden.

69

Fanprojekt Wolfsburg

In den Allerwiesen 138446 Wolfsburg

Tel.: 05361 - 893 55 12Fax: 05361 - 893 55 20

[email protected]://fanprojektwolfsburg.posterous.com

Mitarbeitende: Mike Compagnone, Tobias Grunwald und Anke Thies

Page 72: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

Das Fanprojekt Wuppertal feierte 2011 sein fünfjährigesBestehen. Anfang des Jahres 2011 fand ein Generations-wechsel statt: Jens Rüttgers und Nico Klinkert über-nahmen die Aufgaben von Marko Martinek und MarcoGinesi. Bei der Arbeit gegen Rassismus für Toleranz setztdas Fanprojekt Wuppertal auf die Mithilfe verschiedenerNetzwerkpartner und seines Trägers der GESA gGmbH.

Motto-Shirts

Im Juli 2011 gestaltete das Fanprojekt die Motto-Shirtsmit dem Schriftzug »Respekt« auf der Vorderseite und»Gegen Rassismus für Toleranz« und unserem Fanpro-jektlogo auf der Rückseite.

Die Idee, ein solches Motto-Shirt zu gestalten und un-ter den Wuppertaler Fans zu verschenken, entstand,nachdem die neuen Mitarbeiter des Fanprojekts, JensRüttgers und Nico Klinkert, den Kontakt und die Zusam-menarbeit mit der Wuppertaler Initiative für Demokra-tie und Toleranz e.V. neu aufgebaut hatten. Zweck derT-Shirt Aktion war es zu versuchen, mit einem einfachenSchriftzug das Demokratieverständnis und die Toleranzzwischen Kulturen in Wuppertal, aber vor allem in denverschiedenen Fangruppen, zu verbessern. Die Shirtssollen eine positive Fankultur stärken. Die in blau undweiß gehaltenen Kleidungsstücke kamen unter den Wup-pertaler Fans außerordentlich gut an und man sieht anden Spieltagen immer mehr Fans, die das Motto in Ver-bindung mit unserem Logo und somit unserem Projektnach außen tragen. Die Mannschaft des WSV unterstütz-te unsere Aktion, indem sie an zwei Heimspieltagen dasShirt zum Aufwärmen im Stadion am Zoo trugen.

Zusammen mit der Initiative für Demokratie und Tole-ranz wurde Wuppertaler Bürgern das Motto und die T-Shirts auch bei einem Integrations- und Trassenfest(Wuppertaler Nordbahn Trasse) und bei der 10- Jahres-feier der Initiative an Wuppertaler Bürger vorgestellt undnahgebracht. Insgesamt eine Idee, die gut ankam!

NRW Streettour »Kick Racism Out«

In Zusammenarbeit mit der Bundesarbeitsgemeinschaftder nordrheinwestfälischen Fanprojekte (BAG West)richtete das Fanprojekt Wuppertal am 05. Mai 2011 einStreetsoccer-Turnier für Schüler der 5. und 6. Klassen anWuppertaler Schulen aus. Das Turnier wurde auf zweiStreetcourtanlagen direkt vor dem Stadion am Zoo – derHeimspielstätte des WSV – durchgeführt. Das Besonde-re bei diesem Turnier ist die internationale Mischung derTeams, wodurch das Motto »Kick Racism Out« deut-lich von allen Teilnehmern vertreten wird. Ein weite-res »Highlight« ist der Verzicht auf Schiedsrichter beimSpielgeschehen. Es gibt lediglich sogenannte Spielbeob-achter, die nur in Ausnahmesituationen eingreifen. Die-ses Turnier wird jährlich wiederholt.

Respekt! Gegen Rassismus – Für Toleranz!FANPROJEKT WUPPERTAL

70

Page 73: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

Als kleines Bonbon wurde neben den zwei Streetcourt-anlagen eine Ballgeschwindigkeits-Messanlage aufge-baut. 2011 wurde das Streetsoccer-Turnier gemeinsammit den Fanprojekten Dortmund und Bochum sowiedem Fanprojekt Wuppertal und Fans des WSV durch-geführt. Das Turnier wurde von Josef Neumann, demWuppertaler Landtagsabgeordneten, eröffnet, für dendie Arbeit der Fanprojekte nicht neu ist – er war an derGründung des Schalker Fanprojektes beteiligt. Insge-samt nahmen 31 Teams, von Förderschulen bis hin zuGymnasien, teil.

■ Öffnungszeiten: Es wird zweimal wöchentlich einoffener Betrieb angeboten.

71

Fanprojekt Wuppertal

Tiergartenstr. 246 / Ecke Simonsstr.42117 Wuppertal

Tel.: 0202 -820 99 9 -1 /-2Fax: 0202 - 820 99 08

[email protected]

Mitarbeitende: Nico Klinkert, Jens Rüttgers und Sabine Thrien

Page 74: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

Allgemeine Ziele und Aufgaben des Fanprojekts

Hauptziel der Fanprojekt-Arbeit ist die Förderung sport-lich korrekten Verhaltens und die Bewahrung jugend-licher Problemgruppen vor abweichendem Verhaltendurch Hilfestellung bei der Bewältigung ihrer Schwierig-keiten. Außerdem soll durch die Arbeit des Fanprojektsdas Abgleiten jüngerer Jugendlicher in Problemgruppenverhindert werden.

Weitere Ziele der Fanprojekt-Arbeit sind:

■ Eindämmung von Gewalt durch Präventivarbeit

■ Vermittlung von demokratischen und humanitärenPrinzipien und Werten; Abbau von extremistischenOrientierungen

■ Rückbindung der Fanszene an den Verein FSV Zwickau e.V.

■ Aufbau und Stärkung von Selbstwertgefühl,Verhaltenssicherheit und Verantwortungsgefühl beijugendlichen Fußballfans

■ Stärken von Verhaltenssicherheiten bei Jugendlichengegenüber fußballrelevanten (gesellschaftlichen)Institutionen

■ Wecken von Engagement bei fußballrelevanten (gesellschaftlichen) Institutionen für Fußballfans

■ Gleichstellung und Gleichberechtigung vonweiblichen und männlichen Fußballfans

■ Beeinflussung jugendlichen Handelns im Hinblickauf einen gesunden Lebensstil

■ Sicherung des Sozialraums Stadion für Jugendliche

Aus den genannten Zielen ergeben sich folgende Aufgaben:

1. Teilnahme an der Lebenswelt der ZwickauerFußballfanszene

2. Bildungsarbeit

3. Gewährung von einzelfallbezogenen Hilfen auch in Zusammenarbeit mit anderen Institutionen

4. Schaffung von Sport und Freizeitangeboten

5. Unterstützung der Fanszene bei der Selbst-organisation

6. Aufarbeitung und Dokumentation regionaler undlokaler Entwicklungen von Jugendsubkulturen

7. Institutions- und Öffentlichkeitsarbeit

Respekt, Toleranz, Freiräume, Alternativen FANPROJEKT ZWICKAU

72

Bildungsreise mit jugendlichen Fußballfans in die

Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau

Page 75: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

Antirassismusarbeit des Fanprojekts

Bereits seit vielen Jahren haben wir uns der Antirassis-musarbeit innerhalb der Fanszene des FSV Zwickau e.V.verschrieben und leisten nicht erst seit dem Bekannt wer-den der sogenannten Zwickauer Terrorzelle präventiveArbeit auf diesem Themenfeld.

Durch Lesungen und Vorträge, die sich mit dem Themades Rechtsextremismus und dem Alltagsrassismus be-schäftigen, haben wir erreicht, dass jugendliche Fußball-fans sensibilisiert werden.

Bildungsreise mit jugendlichen Fußballfans in die Gedenkstätte Auschwitz- Birkenau

Im Oktober 2011 fuhren wir zu einer Bildungsreise indas ehemalige KZ Auschwitz-Birkenau, die mit einemBesuch der Städte Wroclaw und Katowice verbundenwurde und letztlich mit einem Spielbesuch des eigenenVereines in Bautzen endete.

Durch diese Reise wurden wichtige Gespräche und Dis-kussionen innerhalb der Fanszene angeregt, die nach wievor die Wichtigkeit solcher Unternehmungen unterstrei-chen. Daher werden wir auch in den kommenden Jahrenweitere Bildungsreisen anbieten.

Freundschaftsspiel des FSV Zwickau e.V. gegen dieBSG Chemie Leipzig am 06.02.2011 unter dem Motto»Respekt, Toleranz, Freiräume, Alternativen«

Aufgrund der Austragung des Spiels, des alternativenSicherheitskonzepts und wegen dem offensiven klarenBekenntnis der Organisatoren wurde dieser Tag zu ei-nem großen Erfolg, da sich beide Ultragruppen ohneSicherheitskräfte und hohe Zäune friedlich gegenüber-standen. Dass dieses Projekt unter die letzten fünf von61 Bewerbern beim jährlich verliehenen Julius-Hirsch-Preis des DFB gekommen ist, verdeutlicht den großenErfolg und die erzielte Breitenwirkung.

■ Öffnungszeiten:Montag und Mittwoch nach Vereinbarung, Dienstag, Donnerstagund Freitag 14:00-19:00 Uhr.

73

Fanprojekt Zwickau

Äußere Plauensche Str. 1808056 Zwickau

Tel.: 0375 - 39 09 995Fax: 0375 - 39 09 996

[email protected]

Mitarbeitende: René Hutzler und Michael Voigt

Page 76: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

74

Auf den ersten Blick wirkt die Szenebedrückend: In der Dämmerungrennt ein Jugendlicher zu einer S-Bahn-Station, sein Gesicht istunter der Kapuze seines Pulloversnur schwer zu erkennen. Sein Kum-pel erwartet ihn vor einer Unter-führung. Sie wollen die Bahn nocherreichen. Doch im Tunnel kom-men ihnen mehrere dunkel geklei-dete Jungs mit entschlossenemBlick entgegen. Wird es einen Streitgeben? Fliegen gleich die Fäuste?Im Gegenteil. Die Gruppe begrüßtsich herzlich. Sie kennen sich, spie-len gemeinsam Fußball und sindzusammen auf dem Weg zum Bolz-platz.

Es ist das Intro der TV-Spots, mit denen die Bundesliga-Stiftung seit Juli 2011 ihre bundesweiteKampagne »Integration. Gelingtspielend.« bewirbt. Gezielt wird mitden Vorurteilen des Zuschauers ge-spielt, der aufgefordert wird, seineeigene Einstellung zu überprüfen.

Die Wendung zu einem friedlichenMiteinander, dem der sportlicheWettkampf auf dem Rasen folgt,spiegelt die einende Kraft des Fuß-balls wider: Woche für Woche gehenin der Bundesliga und 2. Bundes-liga knapp 1.000 Profi-Spieler ausüber 60 Nationen tolerant und re-spektvoll miteinander um. Und vonden insgesamt über 5.000 Spielernin den 36 Clubs und deren Nach-wuchsleistungszentren haben fast

40 Prozent einen Migrationshinter-grund. Sie alle sprechen dieselbeSprache – die Sprache des Fußballs.

Die Bundesliga beweist an jedemSpieltag, dass Integration spielendgelingen kann. Auf dem Platz. Aber auch auf den Rängen, woHerkunft oder Religion nicht imVordergrund stehen. Neben derkonkreten Unterstützung von Inte-grationsprojekten will die Bundes-liga-Stiftung die mediale Strahl-kraft der Bundesliga nutzen, um für das Thema Integration und Mit-einander im Allgemeinen weiter zu sensibilisieren. Die Kampagnestellt dabei nur den Auftakt zum»Schwerpunktjahr Integration« dar,welchen die Bundesliga-Stiftung fürdie Saison 2011/2012 ausgerufen

»Integration. Gelingt spielend.«

Page 77: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

75

hat. Begleitend zu der Kampagneunterstützt die Stiftung mit rund500.000 Euro zahlreiche Projekte,die Menschen mit Migrations-hintergrund unter anderem durchSprachförderung oder Berufsbe-ratung und -training die Eingliede-rung in unsere Gesellschaft erleich-tern soll.

Zum Start der Kampagne anläss-lich des Supercups im Juli 2011 in Gelsenkirchen zwischen dem FC Schalke 04 und Borussia Dort-mund wurden die Spots erstmaligim Fernsehen ausgestrahlt. Nurwenige Tage später ging die eigeneWebsite, www.integration-gelingt-spielend.de, online, Print-Anzeigenwurden geschaltet, und in der Folgebegleiten die Spots die Bundesliga-Berichterstattung bei den Bundes-liga-Partnern ARD, Sky und Sport1.Auch die Clubs der Bundesliga und2. Bundesliga werden bei Aktions-tagen rund um das Thema Integra-tion eingebunden.

»Wir Profis sind für viele Jugend-liche Vorbilder. Deshalb liegt es anuns, den richtigen Umgang mitdem Thema Integration jeden Tag

vorzuleben«, ist sich Ilkay Gündo-gan seiner Rolle für die vielen klei-nen und großen Fußball-Fans be-wusst. »Integration ist für uns allesehr wichtig. Uns hat der Dreh sehrviel Spaß gemacht. Ein gelungenesProjekt«, sagt Nationalspieler MarioGötze. Für die beiden Dortmunderwar es ebenso wie für LeverkusensSidney Sam oder den ehemaligenNationalspieler Gerald Asamoaheine Selbstverständlichkeit im Spotmitzuwirken.

Gemeinsam mit den anderen ausden Nachwuchsmannschaften pro-minenter Bundesliga-Clubs gecaste-ten »Schauspielern«, darunter Bay-erns Emre Can, der Kapitän derU17-Nationalmannschaft, wurdenin einer aufwändigen Produktiondie TV-Spots gedreht, denen Wolf-gang Niedecken als Sprecher seineStimme lieh. »In erster Linie sollenmit der Kampagne Jugendliche an-gesprochen werden. Aber insgesamtmüssen in Deutschland noch vieleMenschen überzeugt werden, dass Integration ein sehr wichtigesThema ist«, sagt der Frontmann der Kölsch-Rock-Band BAP undKurator der Bundesliga-Stiftung.

Damit sich das zukünftig ändertund Vorurteile abgebaut werden,kämpfen die Bundesliga und dieBundesliga-Stiftung mit der Kampagne »Integration. Gelingtspielend.« nachhaltig gegen Dis-kriminierung und setzen sich für die Integration von Menschen mitMigrationshintergrund ein. So ver-schwinden die düsteren Szenen viel-leicht irgendwann aus den Köpfenund aus der Realität.

Page 78: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

Frage: Als Nuri Sahin, Hamit Altintop, Kevin-Prince Boa-teng und andere Doppelstaater sich dafür entschieden, inter-national nicht für Deutschland, sondern für das Herkunfts-land ihres Vaters oder ihrer Mutter zu spielen, haben mancheFans ihnen Undankbarkeit und Verrat vorgehalten. Gleichzei-tig wird Spielern wie Mesut Özil oder Sami Khedira – die sichtrotz anderer Optionen für die deutsche Nationalmannschaftentschieden haben – unterstellt, keine »richtigen Deutschen« zusein. Was sagt diese Wahrnehmung darüber aus, wie anfälligmanche Fußballfans für Rassismus und Diskriminierung sind?

Diese Problematik ist nicht fußballspezifisch. Man kannes niemandem recht machen. Grundsätzlich muss es je-der Spieler für sich selbst entscheiden für welche Nati-on er spielen möchte und diese Meinung gilt es zu re-spektieren. Für die Spieler ist es eine Herzensangelegen-heit, für welches Land sie auflaufen wollen. Das bedeutetnicht, dass sie das Land in dem sie groß geworden sindablehnen. In den meisten Fällen schlagen zwei Herzenin der Brust der Betroffenen. Leider haben viele Men-schen ein Problem, sich so eine Situation vorzustellen.Nicht nur Fußballfans sind anfällig für Rassismus.

Frage: Die jüngsten internationalen Fußball-Großereignissefür deutsche Fußballfans waren bzw. sind die WM 2010 unddie EURO 2012. Gastgeber waren bzw. sind Länder, indenen Rassismus und seine tödlichen Folgen in der jüngerenGeschichte deutlich geworden sind: In Südafrika durch dieApartheit, in Polen und der Ukraine durch die Verfolgung vonJuden, Sinti und Roma und anderen während des DrittenReichs. Was meinen sie: Soll man als DFB froh sein, wennFans dort nicht unangenehm durch rassistische Ausfälle auf-fallen oder die Gelegenheit zu antirassistischer Bildungsarbeitam historischen Ort nutzen?

Man sollte jede Gelegenheit nutzen, antirassistische Bil-dungsarbeit an historischen Orten zu leisten, um dieSinnlosigkeit von Rassismus zu verdeutlichen. Der Sportbietet optimale Voraussetzungen, um Rassismus zu be-kämpfen. Im Vordergrund steht der Charakter und dieLeistung des Sportlers. Es geht um Menschen. Ich glau-be, dass durch antirassistische Bildungsarbeit der einoder andere von seinem rassistischem Weg abzubringenist und das alleine ist schon ein großer Erfolg. Aber wirdürfen uns nichts vormachen: Rassismus hat es gegebenund so schnell werden wir ihn auch nicht los. Gerade des-halb ist eine vernünftige Aufklärungsarbeit immer gut.

Frage: Kommen wir von den Fans zu den Aktiven. Der Prä-sident der FIFA, Josef Blatter hat vor kurzem für viel Aufsehengesorgt, als er in einem Interview mit dem arabische SenderAl-Dschasira behauptete: »Auf dem Spielfeld gibt es keinenRassismus«. Sie beobachten die Szene seit vielen Jahren. HatBlatter recht?

Wieso Josef Blatter seine Augen vor der Realität ver-schließen will kann ich nicht sagen. Er kann doch nichternsthaft behaupten, dass es auf dem Spielfeld keinenRassismus gibt!!! Der Fußball ist das Spiegelbild unse-rer Gesellschaft. Das heißt, im Fußball ist alles zu finden– wie zum Beispiel auch homosexuelle Fußballer. Selbst-verständlich ist Rassismus auch unter den Aktiven ver-breitet. Nichtsdestotrotz kann ich mir vorstellen, dassrassistische Äußerungen auf dem Feld nicht immer rassis-tischen Überzeugungen entstammen, sondern auch malim Eifer des Gefechts entstehen, ohne genau darübernachzudenken, was gesagt wird. Das soll nicht als Ent-schuldigung gelten, aber es muss unterschieden werdenzwischen tiefgehender rassistischer Gesinnung und kopf-losem Geplapper, also zwischen Verhaltens- und Persön-lichkeitsebene. Trotzdem muss hinterfragt werden, war-um im Eifer des Gefechts auf rassistische Äußerungenzurückgegriffen wird.

Frage: Blatter hat kurz nach seinem Interview eingeräumt,dass es zwar möglicherweise rassistische Äußerungen gibt, diesaber nicht überbewertet werden sollte. »Wenn es einen Vorfallgibt«, so Blatter, »dann soll er untersucht werden und dannwird man die beiden Spieler zusammenbringen und ihnensagen, sie sollen sich die Hände schütteln.« Ist das der richti-ge Umgang mit Rassismus im Fußball?

Dem Spieler sollte klar gemacht werden, dass rassistischeÄußerungen in der Hitze des Gefechts nicht zu entschul-digen sind. Ich finde Händeschütteln alleine ist zu we-nig. Die Fußballverbände sollten eine Kommission ein-richten, um das Bewusstsein der Aktiven in Bezug aufRassismus zu fördern. Es geht darum, dass der Spielererfährt, was Rassismus bedeutet und was er bewirkt. DerSpieler sollte lernen, sein Verhalten zu reflektieren. ImWiederholungsfall sollte eine Geldstrafe und eine Sperrein Betracht gezogen werden.

Frage: Die rassistischen Vorkommnisse im Stadion, die inden Medien aufgegriffen werden, spielen oft nicht in den deut-schen Bundesligen. Stattdessen hören wir von Hakenkreuzfor-mationen, die kroatische Fans bei einem Spiel ihrer National-mannschaft gegen Italien bilden, von rassistischen und anti-

Rassismus im Fußball: »Die Kreisklasse ist das wahre Leben«Interview mit dem Sportjournalisten Kwamena Odum

76

Page 79: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

semitischen Transparenten und Gesängen bei den Fans vonLazio Rom oder antisemitischen Hasstiraden und Beleidigun-gen von Sinti und Roma in Polens Stadien. Auch der im No-vember 2011 veröffentlichte »Bleacher-Report« zu Rassismusim Profi-Fußball (http://bleacherreport.com) greift Vorfälle inEngland, Spanien, Italien und den Niederlanden, aber nichtin Deutschland auf. Leben wir auf einer Insel der Glückseli-gen, sind wir auf dem Auge blinder als andere oder gibt es inDeutschland subtilere Formen von Rassismus im Fußball?

Der Rassismus in den Profiligen in Deutschland ist an-ders als der in anderen Ländern. Ich bin der Meinung,dass es bei uns wirklich nicht so schlimm ist wie in Ita-lien, Polen, Kroatien etc. Woran das liegt, kann ich nichtgenau sagen. Ich glaube nicht, dass wir in Deutschlandnicht genau hinschauen. In Deutschland wird der Rassis-mus im Profifußball nicht so geduldet wie in anderenLändern. Das heißt nicht, dass es ihn hier nicht gibt. Ichbehaupte: es ist hier schwieriger, Rassismus in den Stadienzu leben als zum Beispiel in Italien, weil die Verantwort-lichen (Vereine, DFB,DFL) mehr eingreifen. Damit willich nichts verharmlosen. Ich will damit nur sagen, dass esein schwarzer Spieler zum Beispiel in Italien schwierigerhat als ein schwarzer Spieler in Deutschland. Davon binich überzeugt.

Frage: Wir haben jetzt viel auf den Profibereich geschaut.Aber wie sieht es in der Kreisklasse aus? Ein aktuelles Bei-spiel: Bei einem Spiel der Dortmunder C-Kreisliga im Okto-ber letzten Jahres war ein 19-jähriger Spieler, der aus Guineastammt, während der Partie massiven rassistischen Belei-digungen seines Gegenspielers ausgesetzt. Nach dem Abpfiffstürmten plötzlich andere Spieler der gegnerischen Mann-schaft auf den 19-Jährigen zu und attackierten ihn mit Trit-ten und Faustschlägen. Spieler und Funktionäre von Mann-schaften wie Makkabi Berlin oder von Türkiyemspor Berlinberichten regelmäßig von antisemitischen oder rassistischenZwischenfällen während des Spiels. Wir lesen von Rechtsextre-misten, die mit der Rückennummer 88 auf den Platz laufenund von NPD-Mitgliedern, die engagiert und akzeptiert imVorstand von »Provinzvereinen« mitarbeiten. Hat der Fuß-ball das eigentliche Problem mit Rassismus an der Basis?

Ein klares Ja. Der DFB und die DFL sind bei Spielen inden unteren Klassen, zum Beispiel der Kreisliga, nichtanwesend. Also haben die Chaoten dort die Möglichkeit,unbeobachtet ihre braune Gesinnung zum Vorschein zubringen. Dort gibt es keine Kontrolle und kein medialesInteresse. Die Rassisten können sich austoben. Das wassich in den Kreisklassen abspielt zeigt deutlich, wie ver-breitet der Rassismus bei uns in Deutschland ist. Fußballim Profibereich ist ein vorzeigbares gesellschaftliches Er-eignis. Fußball in der Kreisklasse ist das wahre Leben.Dort gibt es keine VIP-Logen und keinen Champagner.

Frage: Zum Schluss noch einmal zu dem Blatter-Interviewüber Rassismus im Fußballsport: Rio Ferdinand, englischerNationalspieler und Kultverteidiger bei Manchester United,hat mit heftiger Kritik auf Blatters Aussagen reagiert. Sie seien»so herablassend, dass es fast schon lachhaft ist«. Er bezweifelt,dass der Fußball im Kampf gegen Rassismus eine Führungs-rolle übernommen habe und übernehmen kann. Wie beurtei-len Sie das: Kann der Fußball einen Beitrag zur Überwin-dung von Rassismus leisten und welche konkreten Chancenund Probleme gibt es dabei?

Grundsätzlich glaube ich schon, dass der Fußball imKampf gegen den Rassismus eine Führungsrolle über-nehmen könnte. Es hängt von der Herangehensweise ab.Wenn man es bei einem Händeschütteln belässt, so wiees Fifa Präsident Blatter vorschlägt, kommen wir nichtweiter. Man darf den Rassismus nicht tot schweigen son-dern man muss ihn ernst nehmen und vernünftig be-kämpfen. Die Jungs von Badesalz haben für mein Emp-finden mit ihrer Parodie mit Anthony Yeboah einenOscar verdient. Besser kann man die Situation nicht auf den Punkt bringen. Fußball ist Entertainment Nr. 1weltweit. Es gibt keine bessere Bühne als den Fußball umzu vermitteln, dass es keine Rolle spielt, wo man her-kommt oder wie man aussieht. Es geht um Charakter,Herz und Leistung. Die wichtigen Herren des Weltfuß-balls dürfen nicht müde werden und müssen jede Ge-legenheit nutzen, Rassismus zu bekämpfen. Sie lebenvor. Nichts auf dieser Erde bringt so viele Menschen zu-sammen wie der Fußball. Ich behaupte, dass fast die gan-ze Welt Ghana gegen Uruguay die Daumen gedrückthat, als es 2010 in Südafrika um den Einzug ins Halb-finale ging. Für Ghana haben aber nur Schwarze gespieltund kein einziger Weißer.

77

Kwamena Odum ist Journalist, Produzent und Filmemacherund lebt in Wiesbaden. Er ist langjähriger Begleiter und Kenner der Fußballszene und arbeitet u.a. für Sport 1 und für die Deutsche Fußball Liga und die WildFehring GmbH. Er ist Mitglied bei Phoenix e.V. und gehört seit 2009 demRedaktionsteam der Kampagne »RESPEKT – Kein Platz fürRassismus« an.

Page 80: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

78

Page 81: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

79

Page 82: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

Der Interkulturelle Rat ist ein Netz-werk, in dem Persönlichkeiten un-terschiedlicher Herkunft und Natio-nalitäten sowie aus verschiedenengesellschaftlichen Gruppen wie Ge-werkschaften, Arbeitgeberverbän-den, Religionsgemeinschaften,Migranten- und Menschenrechts-organisationen, Kommunen undstaatlichen Stellen, Medien, Wissen-schaft und Sport zusammenarbei-ten. Zu den Zielen des Interkultu-rellen Rates gehört der Austauschüber Fragen des Zusammenlebensin der multikulturellen Gesellschaft,die frühzeitige Identifizierung vonHerausforderungen und Proble-men im Zusammenleben, die Ent-wicklung von Konzepten und Um-setzung modellhafter Maßnahmenzur Verbesserung des Zusammen-lebens sowie die kompetente Be-ratung von Entscheidungsträgernin der Zivilgesellschaft, in Parlamen-ten, Regierungen und der Verwal-tung. Hierzu regt der Interkultu-relle Rat auf Bundes-, Länder undkommunaler Ebene Runde Tische,Gesprächsforen oder Gremien an,in denen an der Überwindung vonFremdenfeindlichkeit und Rassis-mus gearbeitet wird, Modellprojek-te werden entwickelt und erprobtsowie mit Argumentationshilfen,Broschüren und mit Fachtagungenund Konferenzen Konflikte imZusammenleben benannt und ver-sachlicht.

Im Zuge seiner Projektarbeit koor-diniert der Interkulturelle Rat auchdie Aktivitäten zu den Internationa-len Wochen gegen Rassismus.

Die Internationalen Wochen gegen Rassismus

Der 21. März ist der »Internatio-nale Tag für die Beseitigung rassis-tischer Diskriminierung« der Ver-einten Nationen. Er mahnt an das »Massaker von Sharpeville«, bei dem die südafrikanische Polizei am 21. März 1960 im TownshipSharpeville 69 friedlich Demon-strierende erschoss.

In Deutschland und ganz Europafinden jährlich mehrere tausendVeranstaltungen im Rahmen derInternationalen Wochen gegenRassismus statt, die öffentlichkeits-wirksam Zeichen gegen Rassismusund Fremdenfeindlichkeit und für eine friedliche und weltoffeneGesellschaft setzen.

Mehrere hundert Schulen, Betrie-be und Gewerkschaften, Medien,Kinos, lokale Initiativen und Projekte, Stiftungen, Religionsge-meinschaften, Sportvereine und -verbände und andere Einrichtun-gen engagieren sich innerhalb derAktionswochen in Deutschland.

Die Aktionen reichen von Schul-initiativen, Sportveranstaltungenund Stadtteilfesten über Podiums-diskussionen bis zu Theaterstückenund Lesungen.

Die Veranstaltungen zeigen hier-bei eine breite thematische Vielfalt.Viele beziehen sich sehr direkt auf Fragen des Rassismus. Anderesetzen sich mit Rechtsextremismusund rechtsextremen Parteien aus-einander. Auch Integration, derUmgang mit kultureller und reli-giöser Fremdheit und verschiedeneFormen von Diskriminierung sindThemen.

Die Anzahl und Vielfalt der Ver-anstaltungen zeigen, wie breit diegesellschaftliche Unterstützung ist und wie wichtig persönliches Engagement ist.

■ Weitere Informationen:

Interkultureller Rat in Deutschland

Goebelstr. 21, 64293 DarmstadtTel.: 06151 - 33 99 71, Fax: 06151 - 39 19 740

[email protected]

www.interkultureller-rat.dewww.internationale-wochen-gegen-rassismus.de

Die Internationalen Wochen gegen Rassismus:Ein Projekt des Interkulturellen Rates

80

Page 83: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

Herausgeber:

Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS) bei der Deutschen SportjugendOtto-Fleck-Schneise 1260528 Frankfurt/MainTel.: 069 - 67 00 345Fax: 069 - 67 73 00 [email protected]

Interkultureller Rat in Deutschland e.V.Goebelstr. 2164293 DarmstadtTel.: 06151 - 33 99 71Fax: 06151 - 39 19 [email protected]

3. Auflage 2012Veröffentlicht im März 2012

Redaktion: Britta Graupner, Torsten Jäger (Interkultureller Rat in Deutsch-land e.V.), Gerd Wagner (Koordinationsstelle der Fanprojekte)

Gestaltung: Wolfgang Scheffler, Mainz

Druck: Druckerei Imprenta, Hausen

Umschlagmotiv: Mit freundlicher Genehmigung: Fanprojekt Mainz 05 e.V.

Auf Grund der Vielzahl der Autorinnen und Autoren, die zu dieser Broschü-re beigetragen haben, wurde die geschlechtergerechte Formulierung in deneinzelnen Beiträgen nicht einheitlich verwendet. Bei allen Bezeichnungen,die auf Personen bezogen sind, meint die jeweils gewählte Formulierung aberbeide Geschlechter, auch wenn aus Gründen der leichteren Lesbarkeit teil-weise die männliche Form steht.

Diese Broschüre wurde gefördert aus Mitteln des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

Page 84: Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus · Ein Projekt des Interkulturellen Rates 81 Impressum. Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012 veröffentlichen die

Sponsoren und Unterstützer der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012:

FORUMGEGEN RASSISMUS

ZENTRALRAT DEUTSCHER

SINTI UND ROMA

ZENTRALRAT DER JUDEN IN DEUTSCHLAND

RTS

Das Projekt wird aus Mitteln des Europäischen Integrations-fonds kofinanziert.

Bundeszuwanderungs-und Integrationsrat

Interkultureller Ratin Deutschland

Gesellschaften für Christlich-Jüdische ZusammenarbeitDEUTSCHER KOORDINIERUNGSRAT E.V.