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Staatliche Museen zu Berlin -- Preußischer Kulturbesitz Die Ausstellungen der Berliner Antikensammlung Author(s): Max Kunze Source: Forschungen und Berichte, Bd. 27 (1989), pp. 223-234 Published by: Staatliche Museen zu Berlin -- Preußischer Kulturbesitz Stable URL: http://www.jstor.org/stable/3881047 . Accessed: 25/06/2014 05:56 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . Staatliche Museen zu Berlin -- Preußischer Kulturbesitz is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Forschungen und Berichte. http://www.jstor.org This content downloaded from 195.78.108.60 on Wed, 25 Jun 2014 05:56:54 AM All use subject to JSTOR Terms and Conditions

Die Ausstellungen der Berliner Antikensammlung

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Staatliche Museen zu Berlin -- Preußischer Kulturbesitz

Die Ausstellungen der Berliner AntikensammlungAuthor(s): Max KunzeSource: Forschungen und Berichte, Bd. 27 (1989), pp. 223-234Published by: Staatliche Museen zu Berlin -- Preußischer KulturbesitzStable URL: http://www.jstor.org/stable/3881047 .

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Die Ausstellungen der Berliner Antikensammilung

MAX KUNZE

Die folgenden Ausfi?hrungen besch?ftigen sich vor allem mit zwei Problemkreisen. Erstens, welche Haupt- entwicklungsetappen die Berliner Antikensammlung innerhalb der arch?ologischen Sammlungen der Berliner Museen durchlaufen hat, eine Fragestellung, die neben einem kurzen historischen R?ckblick in Uberlegungen zum zukunftigen Kontext der arch?ologischen Samm- lung mundet. Und zweitens, worin die heutigen Aufgaben und kulturpolitischen Intentionen der Ausstellungen lie- gen und wie sie realisiert worden sind. FPr diese Er?rte- rung wird der Ausstellungsbereich Antike Plastik im Hauptgeschog3 des Pergamonmuseums im Mittelpunkt stehen.

Einige Vorbemerkungen seien vorangestellt. Einmal: Ausstellungen geh?ren zweifeilos zu den Grundfunktio- nen eines jeden arch?ologischen Museums. Sie sind aber zugleich - durch Auswahl, Anordnung, Gestaltung und

begleitende Informationen - Interpretationen einer be- stimmten Geschichtsepoche und reflektieren damit die Forschungsrichtung und den Wissenschaftsstand der Ar- ch?ologen am Museum, und in der physischen Qualit?t der Exponate wird die Bewahrungsfunktion des Mu- seums, einschlief3lich der Konservierung und Restaurie- rung, deutlich. Von den interpretatorischen uber die museumsspezifischen Material- und Objektforschungen hinaus werden wir uns mit Fragen der Restaurierung und Gestaltung ebenso besch?ftigen.

Zum anderen: Seit Winckelmanns ?Geschichte der Kunst des Altertums? hat die klassische Arch?ologie eine historische und normative Komponente gehabt. Mehr als in der Wissenschaft selbst, die mit dem Ende des Klassizismus die normative ?sthetik aufzugeben ge-

Abb. i Saal mit klassisch-griechischen Grabreliefs

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zwungen war, hielt sich in der Praxis der Ausstellungen im Museum zugleich auch die Einsicht, daf3 bei aller hi- storischen Darstellungsweise und Erweiterung unseres Welt- und Geschichtsbildes die ?sthetik antiker Kunst nachwirkt, ja im Sinne von Karl Marx die antike Kunst nicht nur bleibendes Zeugnis ist, sondern einen bleiben- den Zugang in eine exemplarisch faIbare Geschichts- epoche gestattet. Dabei steht oft das einzelne Denkmal oder Kunstwerk im Mittelpunkt von Ausstellungen, die bewuf3t oder unbewul3t den vorbildhaften Charakter der antiken Kunstwerke betonen. Dies trifft vor allem f?ir jene aus den Kunstsammlungen der H?fe entstandenen Antikensammlungen zu, die durch ihren Bestand beson- dere, unverwechselbare Ausstellungsstrukturen haben; die als Kunstsammlung gewachsene Dresdener Antiken- sammlung z. B. unterscheidet sich so von jedem arch?o- logischen Regionalmuseum gerade durch ihren kunsthi- storisch orientierten und vom Geschmack des i8. und I9. Jahrhunderts bestimmten Bestand. Verschiedenste Grundmuster f?r arch?ologische Ausstellungen kann es also geben, doch gibt es auch gemeinsame Ziel- und Aufgabenstellungen.

Eine weitere Bemerkung unter dem Gesichtspunkt der ?Institution Museum?, die im Dienst der Gesell- schaft steht oder stehen sollte: In der Pr?sentation ar- ch?ologischer Objekte erf?llt sich ihre wesentliche kom- munikative Funktion. Die unverwechselbare Eigenheit eines jeden Museums ist bestimmt durch das originale Objekt, das erforscht, bewahrt und pr?sentiert wird. Der Arch?ologe am Museum tritt mit dem Besucher in Kon- takt auch durch die Art und Weise, wie die Pr?sentation des originalen Objektes geschieht und durch die Infor- mation begleitet wird. Hier teilt er seine Erfahrungen und sein Wissen uber k?lnstlerische, kulturelle und menschheitsgeschichtliche Werte und Wertungen hin- sichtlich arch?ologischer Objekte mit und damit auch die Aktualit?t ihrer Rezeption. In der Dominanz des Originals liegt die unverwechselbare Eigenheit des Mu- seums: ein Ruckblick in die Geschichte der Berliner An- tikensammlung wurde zeigen, daf die seit der Mitte des I9. Jahrhunderts zeitweilig mit Priorit?t betriebene Er- werbung von Gipsabg?lssen f?r die Berliner Museenl zwar ein wissenschaftsgeschichtlich-didaktisches Ereig- nis war, aber zu einer bedenklichen, weil der Funktion des Museums widersprechenden Entwicklung f?lhrte. Die Konsequenz war folgerichtig: I9154/6 kam es zu einer radikalen Trennung und einer Uberf?hrung dieser Be- st?nde an die Berliner Universit?t, wo die Sammlung I92I

in 24 S?len aufgestellt der ?ffentlichkeit ubergeben wer- den konnte.

Abb. 2 Sogenannter >Betender Knabe?, sp?tklassisches Grabrelief und apulischer Grabkrater Abb.3S Saal mit griechischen Weihreliefs des ,r. und 4. Jahrhunderts v. u. Z.

L. Zur Entwicklung der Antikensammlung und zu Kontext- beziebungen zu den anderen arch?ologischen Sammlungen

Welche Struktur hatte also die Berliner Antikensamm- lung, und welche Kontextbeziehungen zu den anderen arch?ologischen Sammlungen Berlins bestanden und entwickelten sich, wobei wir die ur- und fr?ihgeschicht- lichen Sammlungen zu Berlins Geschichte im M?r- kischen Museum und zur deutschen Geschichte im Mu- seum f?ir Deutsche Geschichte unberi?cksichtigt lassen wollen?

Die Er?ffnung des Alten Museums I830 war zugleich die Geburtsstunde der Berliner Museen: ein ?ffentliches Museum f?ir Skulpturen, Kleinkunst und Gem?lde war entstanden, ihm angeschlossen ein Kupferstichkabinett. In den Ausstellungen dominierten Kunstwerke des grie- chisch-r?mischen Altertums. Damals beherbergte das Hauptgeschofl des Schinkelschen Museums die Skulptu- rensammlung. In der als Pantheon begriffenen Rotunde standen antike G?tterstatuen: in Angleichung an diese Aufstellung sind ?ibrigens zum I50. Jubil?um durch die Antikensammlung wieder antike Statuen aufgestellt wor- den. Den S?len antiker Skulpturen schlog sich damals ein weiterer Saal mit mittelalterlicher und neuzeitlicher Plastik an. Erst nach der Grundung eines eigenst?ndigen Sammlungsbereiches f?lr neuzeitliche Skulpturen I883 er- folgte die Ausgliederung und damit Erweiterung der Fl?che f?ir die Sammlung antiker Skulpturen. Im Sockel- geschof3 fand das Antiquarium Unterkunft, die Samm- lung antiker Vasen, Gl?ser, Terrakotten, Bronzen, Gold- und Silberarbeiten, Gemmen und Kameen.

Bis I896 verblieb ?brigens das Antiquarium als eige- ner Direktionsbereich innerhalb der Berliner Museen. I879 wurde die Vasensammlung in dem i84i-i855 von Stuler erbauten ?Neuen Museum? separiert, und nach der Ausgliederung der Gipsabgufsammlung fand das ge- samte Antiquarium im i. Stock des Neuen Museums seine Aufstellung. Bis I939, des Jahres der SchlieBung der Museen im Angesicht des vom Hitlerfaschismus ent- fesselten Krieges, verblieben die Skulpturen im Alten Museum. Mit der Er?ffnung des Pergamonmuseums I930 war man einer empfindlichen Raumnot entkom- men: Die pergamenischen Altertumer waren seit ihrer Auffindung und ihrer Uberf?hrung nach Berlin in einer stets wechselnden provisorischen Aufstellung zu sehen: zun?chst in der Rotunde des Alten Museums, dann in dem I902-I908 bestehenden ?Alten Pergamonmuseum? und schlief3lich in der S?ulenhalle des Neuen Museums. Vornehmlich als Architekturmuseum errichtet, erfullt das Pergamonmuseum diese Funktion mustergultig. In den grogen Mittels?len mit ihrem naturlichen Oberlicht war es m?glich, antike Geb?ude und Geb?udeteile in Originalgr?f3e zu rekonstruieren. Im zentralen Mittelsaal ist die Westfront des monumentalen Altars von Perga- mon mit der grogen Freitreppe unter Verwendung origi- naler Bauteile rekonstruiert und sind die Friese der Nord-, Ost- und S?idseite an die W?nde des Saales ge-

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Kunze Kolloquium >>Arch?ologie und Museumz 225

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setzt worden. Seit I982 gelangt man durch eine neue Ein- gangshalle, die in Anlehnung an den Plan von Messel er- baut wurde, in den Pergamonsaal. In den beiden links und rechts sich anschlieBenden S?len kann der Besucher sich einen Einblick in urspriingliche architektonische Zusammenh?nge von hellenistischen und r?mischen Baugliedern, in Proportionen wie Einzelformen ver- schaffen. Mit Hilfe der aus originalen Fundstucken, Mar- mor und marmorartigen Kunststeinerg?nzungen rekon- struierten Einzelbauwerke, Teile eines Tempels oder anderer sakraler wie profaner Bauwerke werden Grund- strukturen antiken Bauens sowie antiker Bauornamentik sichtbar und erlebbar. So sind etwa im Saal hellenisti- scher Baukunst S?ulen des m?chtigen Athenatempels von Priene und Teile des Altars, des Artemistempels von Magnesia oder die doppelgeschossige Eingangshalle zum Athenaheiligtum von Pergamon rekonstruiert wor- den. Im Saal r?mischer Baukunst ?iberragt das aus vielen originalen Baugliedern wieder aufgebaute Markttor von Milet den Saal, der weitere Geb?udeteile bekannter r?- mischer Bauten beherbergt. Im Verteilerfoyer, auf das man von der neuen Eingangshalle her st?Bt, trifft der Besucher auf weitere Beispiele antiker, auch friihgriechi- scher Architekturen, denen Foto- und Textdokumenta- tionen zugeordnet sind. Sie fi?hren ein in die von den Berliner Museen I875 in Olympia begonnenen Ausgra- bungen, denen bald weitere Grabungsunternehmungen, u. a. in Milet, Priene, Magnesia und Samos, folgten. Gleichsam als Einf?hrung sind damit die Grabungsorte markiert, aus denen die im Bereich der Ausstellung anti- ker Architektur rekonstruierten Bauwerke stammen.

Vor I939 waren in zwei weiteren S?len des Mitteltrak- tes des Pergamonmuseums der ?ffentlichkeit weitere Architekturproben der Antike zug?nglich, die, indem sie klassische und archaische Architektur vorstellten, h?chst geeignet waren, den historischen Uberblick i?ber die an- tike Architektur zu erg?nzen und den Besuchern an- schaulich funktionale Zusammenh?nge durch Einzelfor- men vorzufiihren, etwa Fragen der Dachbedeckungen, der Geb?lktypen und S?ulenformen zu erl?utern. Insge- samt konnten damit funktionale Gesamtzusammen- h?nge antiker Geb?ude vermittelt werden. In einem Punkt war man sich allerdings schon damals unsicher, n?mlich, ob nicht die Fi?lle des Dargebotenen den Be- sucher ermi?de und wie man dem Umstand Rechnung tragen k?nne, daf3 ?weiten Kreisen der heutigen Mu- seumsbesucher die Kenntnis der Antike weniger gel?u- fig geworden ist als vergangenen Generationen?2. Auch war man sich, wie der mit der Einrichtung des Museums beauftragte Wilhelm von Massow schrieb, bei der Auf- stellung der Architekturen der ?Unentbehrlichkeit erkl?- render Zeichnungen? bewuB3t, will ein Besucher die Teil- aufbauten als Ganzes und die Bauwerke im st?dtebauli- chen Zusammenhang begreifen. Man wird nicht, wie W. v. Massow richtig erkannte, auf ?Zeichnungen, Quer- schnitte oder Grundrisse verzichten k?nnen0x.

Bis I939 war also die Antikensammiung auf drei H?u-

ser verteilt, wobei durch die nach Berlin gelangten Gra- bungsfunde die Notwendigkeit zur Vergr?flerung der Ausstellungsfl?che unterstrichen wurde und damit An- lag3 zum Bau des Pergamonmuseums gab. Die Vielfalt der Funde, bereits am Ende des ig.Jahrhunderts, f?ihrte dazu, daf3 die Trennung von Skulpturensammlung und Antiquarium aufgegeben wurde. Fi?r die Wissenschafts- organisation innerhalb des Museums war durch die Gra- bungspublikationen eine Aufarbeitung in Fundkom- plexe vorgegeben, und die Darstellung von Grabungs- komplexen war in der Ausstellung des Antiquariums teilweise beri?cksichtigt worden. Hier liegen noch viele Chancen f?ir die Zukunft von Ausstellungsprojekten, die im weitesten Sinne historische und kulturgeschichtliche, ?konomische, soziologische und kunstgeschichtliche Aussagen geben k?nnen; Voraussetzung ist eine Neu- interpretation aufgrund des heutigen Forschungsstandes und eine Zusammenfassung aller erhaltenen Fund- gruppen.

Mit- der Er?ffnung des Neuen Museums fand auch das ?gyptische Museum seinen Platz auf der Museums- insel. In einem bereits Ende des i9.Jahrhunderts ver?f- fentlichten F?lhrer durch die ?Altertumssammlungen des Alten und Neuen Museums? (man wi?nscht sich gele- gentlich einen solchen Gesamtfiihrer durch die arch?olo- gischen Sammlungen der Staatlichen Museen heute) war es bereits m?glich, dem Museumsbesucher eine Raum- folge der Sammlungen iiber die H?user hinweg als ar- ch?ologischen Rundgang zu empfehlen und zu beschrei- ben: ?Vom Lustgarten aus gelangt der Besucher durch die groBe Freitreppe in das Alte Museum und betritt zu- n?chst das Erdgeschog mit den Originalwerken antiker Skulpturen; von da aus wendet er sich zum Oberge- schofl, das vom Antiquarium eingenommen wird. Aus diesem fiihrt der ?bergangsbau nach dem ersten Stock des Neuen Museums und der Sammlung antiker Gipsab- g?isse (sp?ter vom Antiquarium eingenommen - M. K.). Im Treppenhaus steigt man sodann hinab zum Erdge- schof3 mit der ?gyptischen Sammlung, zu der auch der Haupteingang des Neuen Museums in der Mitte seiner Ostfront ffhrt(.4 Das ?gyptische Museum, I823 begri?n- det und bis I848 im Schlof Monbijou untergebracht, fand im Untergeschol3 des Neuen Museums eine schnell in Raumnot geratene Aufstellung, die von der Fr?ihzeit des ?gyptischen Reiches bis zur christlichen Zeit ?gyptens reichte. Die Ausstellung, die der T?tigkeit Richard Lep- sius' wesentliche Impulse verdankt, erhielt ihre Anzie- hungskraft nicht zuletzt durch die Rekonstruktion von S?ulenhof und S?ulensaal eines ?gyptischen Tempels und des von Heinrich Sch?fer geschaffenen ?Amarna- hofs?, in dem die Funde von Amarna erstmalig der ?f- fentlichkeit zug?nglich gemacht wurden. Der heute un- mittelbar bevorstehende Wiederaufbau des Neuen Museums bedeutet f?r das ?gyptische Museum ein Pro- visorium zu beenden, das l?ngere Zeit f?r die Ausstel- lungen im Bodemuseum charakteristisch war. Die schweren Zerst?rungen durch die anglo-amerikanischen

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Luftangriffe im Februar I945 haben bekanntlich auf der Museumsinsel Wunden hinterlassen, die nur allm?hlich geheilt werden k?nnen.

Mit der Errichtung eines neuen Museumsgeb?udes, in dessen Mittelbau (Pergamonmuseum) der Pergamon- altar und die antike Baukunst ihre feste Heimstatt fan- den, bekamen auch in dem anschlief3enden S?dfl?igel zwei weitere Sammlungen, das Vorderasiatische Mu- seum und das Islamische Museum, Gelegenheit, ihre rei- chen Best?nde in st?ndigen Ausstellungen einer breiten ?ffentlichkeit zug?nglich zu machen. Durch einen Ubergang (vom Markttor von Milet aus) waren diese Ab- teilungen mit dem Neuen Museum verbunden und da- mit in den arch?ologischen Rundgang direkt mit einbe- zogen. Das Vorderasiatische Museum konnte damit eine Jahrzehnte dauernde unzureichende Aufstellung ?ber- winden und sowohl durch einen Uberblick uber die vor- derasiatischen Kulturen als auch durch Teilrekonstruk- tionen ganzer Architekturen, der Prozessionsstraf3e und des Ischtar-Tores von Babylon etwa, den Charakter des Architekturmuseums mittragen. Folgerichtig endet der arch?ologische ?berblick mit der persischen Zeit und entl?glt den Besucher ins Islamische Museum im Ge- schof3 dar?ber. Die bereits vor Beginn der grogen Aus-

grabungen (Babylon, Assur, Bogazk?y, Uruk) erworbe- nen vorderasiatischen Altertumer waren ubrigens in den fruhen Best?nden der Skulpturensammlung und des Antiquariums enthalten.

Auch die fri?hchristlich-byzantinische Sammlung, die ji?ngste, erst I952 selbst?ndig gewordene Sammlung der Staatlichen Museen, geht - wenn man so will - auf die I830 gegr?ndete Skulpturensammlung zur?ck bzw. auf die nach I883 selbst?ndig gewordene Sammlung mittel- alterlicher und neuer Skulpturen. Wilhelm von Bodes Weitblick ist es zu verdanken, dag3 neben den bereits bestehenden arch?ologischen und kunsthistorischen Sammlungen Spezialabteilungen wie die Islamische Ab- teilung gegriindet worden waren. I904, zur Er?ffnung des Kaiser-Friedrich-Museums, des heutigen Bode- museums, waren als Glanzpunkte dieser beiden Samm- lungen, das ravennatische Apsismosaik aus der Kirche San Michele und die Fassade des Wi?stenschlosses aus Mschatta, zum ersten Mal aufgestellt worden.

Zum Antiquarium ubrigens, seit I830 Heimstatt aller

Abb. 4 Saal der Athena Parthenos; im Vordergrund Statue der verwundeten Amazone des Kresilas, r?mische Kopie nach einem griechischen Original der Zeit um 43o v. u. Z.

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?kleinen Altert?mer?, geh?rten zun?chst auch die anti- ken M?nzen, die innerhalb der Ausstellung gezeigt wor- den waren. i868 wurde eine Neuordnung durchgesetzt und das M?nzkabinett mit seinen verschiedenen, bis zur Gegenwart reichenden Sammlungsteilen mit eigenem Direktionsbereich geschaffen. I983, mit der Er?ffnung der neugestalteten Ausstellung der Antikensammlung im Hauptgeschof3, wurde als Teil der Gesamtkonzeption eine neue wie zugleich alte Idee durch das M?nzkabi- nett realisiert: Eine Ausstellung antiker M?nzen vermit- telt einen vorzi?glichen ?berblick ?ber die Miinzge- schichte der Antike und f?gt sich in die Ausstellung der Antikensammlung ein.

Dieser kurze Uberblick kann veranschaulichen, wie die unter anderem von Wilhelm von Humboldt begr?n- dete Museumsidee einen EntwicklungsprozeB eingelei- tet hat, in welchem die ersten Grundlagen f?r die heute bedeutenden arch?ologischen Sammlungen der Berliner Museen gelegt wurden. Die Entwicklung der einzelnen Fachdisziplinen wirkte zugleich museumsbildend dank dem genialen Weitblick ihrer Fachvertreter, etwa Wil- helm von Bodes, um nur einen zu nennen. Mit der Gr?ndung des Deutschen Reiches begann zudem die Periode der grogangelegten Ausgrabungen, oder um mit Wilhelm Waetzoldt zu sprechen, eine Periode ?groEer

Stile?, in der sich Museumsarbeit vor dem Hintergrund ?imperialistischer Tendenzen? abspieltel.

Die Sammlungen hatten, um nochmals Waetzoldt zu zitieren, eine kunsthistorische Orientierung. Nach I00 Jahren Museumsentwicklung in Berlin stellte I930

der damalige Generaldirektor heraus, daf3 sich in dem alten und neuen Geb?ude der Museumsinsel ?die kunst- historischen Sammlungen im engeren Sinne zusammen- gefunden haben, wobei naturgem?f3 die Grenzen zum Kulturgeschichtlichen hin flieflen.?? Neben den kunst- historischen Sammlungen der Museumsinsel standen v?lkerkundliche und kulturhistorische Museen im s?d- westlichen Museumsbezirk, also die arch?ologisch- ethnographischen Sammlungen: Das Museum f?r Ur- und Fr?hgeschichte, die asiatischen, afrikanischen, ozeanischen und amerikanischen Sammlungen. Das Mu- seum f?r Ur- und Fr?hgeschichte, das durch den Krieg umfangreiche Verluste erlitten hat, verf?gt noch heute i?ber ein Fundmaterial, das neben der europ?ischen auch die ?gyptische Fr?hzeit umfalt, daruber hinaus Fund- gruppen aus Nordafrika und Pal?stina, aus Sibirien und China enth?lt.

Ist es also nur eine Frage der Definition, wenn wir heute auch von den arch?ologischen Sammlungen der Staatlichen Museen zu Berlin sprechen und sie den

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kunsthistorischen zur Seite stellen? Oder folgen wir einem Modetrend, der etwa auf der Linie der ?Arch?olo- gisierung unserer Welterfahrung<7 liegt? Ich glaube nicht; das ?gyptische Museum und das Vorderasiatische Museum etwa haben die die materielle Kultur einschlie- f3enden Ausstellungskonzeptionen verwirklicht, ein ar- ch?ologisches Material im weitesten Sinne anschaulich gemacht. In bezug auf die Ausstellungen der Antiken- sammlung, in denen ja zugleich Strukturen der Samm- lungen und Auffassungen der wissenschaftlichen For- schung sichtbar werden, wird des ?fteren die Frage gestellt, ob der geschichtliche Entwicklungsgang der an- tiken Kultur als ein nur an den Werken der hohen Kunst, die zweifellos repr?sentativ f?r die menschliche Kultur sein k?nnen, ablesbarer Vorgang verstanden wird oder ob ein Kulturbegriff zugrunde liegt, der die Kom- plexit?t der materiellen Kultur, der Lebensformen, der gesellschaftlichen, ?konomischen und sozialen Bezuge also, einbezieht. Diese Frage trifft aber nur bedingt f?r die Berliner Antikensammlung zu.

Die Sammlung k?nnte kein auch nur ann?hernd voll- st?ndiges Bild der gesamten materiellen Kultur geben: Arch?ologische Regionalmuseen k?nnten diese Funk- tion erf?llen, sofern sie i?ber Objekte aus heutigen Gra- bungen verf?gen, kaum aber historisch gewachsene, zu-

n?chst als Kunstsammlung angelegte Antikensammlun- gen, deren Sammlungsstrukturen der Wissenschaftsent- wicklung vergangener Generationen und Jahrhunderte entsprechen. Dennoch gibt es eine Fulle von Objekt- gruppen und damit Interpretationsm?glichkeiten, die auf solche oder andere Fragestellungen in Ausstellungen Bezug nehmen k?nnen.

Zuruck zur Frage des gewachsenen Zusammenhan- ges zwischen den arch?ologischen Sammlungen in den Staatlichen Museen zu Berlin: Gerade wegen der entwik- kelten Fachwissenschaften und damit aufgegliederten Ge- schichtsetkenntnis ist ein interdisziplin?res Zusammen- wirken im Sinne einer Nordeuropa sowie die Mittelmeer- und Vorderasiatischen Kulturen umfassenden Gesamt- konzeption der zuk?nftigen Ausstellungen unerl?glich. Mit dem unmittelbar bevorstehenden Wiederaufbau des Neuen Museums und einer bevorstehenden Generalre- konstruktion liegt es auf der Hand, arch?ologische Kontexte f?ir die nordeurop?ischen, die Mittelmeer- und Vorderasiatischen Kulturen in ihrer Entstehung und Entwicklung herzustellen und dem Besucher er-

Abb.yf und 6 Saal der Athena Parthenos; r?mische Kopien nach griechischen Originalen des . und 4.Jahrhunderts v. u. Z

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Page 9: Die Ausstellungen der Berliner Antikensammlung

lebbar zu pr?sentieren. Voraussetzung ist, dag fi?r eine solche integrale Betrachtungsweise eine entspre- chende Neuordnung der Ausstellungsbereiche (nicht der Fachabteilungen) in den H?usern der Staatli- chen Museen auch architektonisch-funktional mitge- plant wird. Es liegt in den M?glichkeiten unserer Zeit, ?ibergreifende und vergleichende arch?ologische Frage- stellungen und integrierte Ausstellungskonzeptionen zu entwickeln und zu verwirklichen. FPr die Best?nde der Antikensammlung etwa w?ren solche zeitlich wie geo- graphisch ?ibergreifenden Bezugsebenen h?chst bedeut- sam: eine sinnvolle Zuordnung w?lrden etwa die Be- st?nde an Kykladenidolen, an kretisch-mykenischer Kunst, an zyprischer oder sp?tantiker Kunst finden, und es w?lrde gelingen, arch?ologische, kunsthistorische wie kulturhistorische Kontexte durch solche Bestandsgrup- pen mit den anderen Kulturen des Mittelmeergebietes herzustellen. Ich bin sicher, dag3 diese in den kommen- den Jahren bestehende Chance f?lr den Besucher genutzt wird und die einzigartigen Best?nde der Berliner Mu- seen in einer neuen Qualit?t sichtbar werden.

Bereits durch den Bau des Pergamonmuseums wur- den Anf?nge einer solchen Fragestellung realisiert. So f?hrt die damals neuartige museale Pr?sentation der Ar- chitektur vom rekonstruierten Einzelbauwerk bzw. Bau- glied i?ber Stadtmodelle, Grundrisse, Grabungsfotos zu Zusammenh?ngen des antiken Bauens der St?dte und der Heiligti?mer. Das pr?sentierte Objekt ist so in ein weitgespanntes didaktisches Ziel eingebunden, das noch immer aktuell ist, gerade heute, in einer Zeit, die in zu- nehmendem Maf3e durch visuelle Kommunikation be- stimmt ist. Und doch sollten die eingangs zitierten Worte von W. v. Massow nicht vergessen werden: Erst diese Kontexte sind geeignet, jenem oft herrschenden Objektfetischismus und damit ahistorischem Erleben entgegenzuwirken. Hier ist noch weiter zu denken. Es wird sich zeigen, ob die neuen Beschriftungstafeln mit Rekonstruktionszeichnungen und Grabungsfotos ausrei- chen, ob trotz aller Ver?nderung in der Baukunst des 20.Jahrhunderts die antike Architektur dem Besucher Zugang gew?hrt, indem sie sowohl optisch fafbar bleibt wie sie dem Betrachter selbst durch die vielf?ltigen Ver- mittlungen von Grundstrukturen, Baugliedern und Or- namentformen in der europ?ischen Baukunst seit der Renaissance vertraut ist.

II. Griechische und r?mische Plastik im Hauptgeschofl: Zu Fragen des Inhalts und der Gestaltung

Wie bereits angedeutet, fi?gt sich die neue Ausstellung antiker Plastik im Hauptgeschof3 in die durch Carl Bl?- mel und Elisabeth Rohde entwickelte Verteilung der Ausstellungsfl?chen im Pergamonmuseum ein. Sie um- faf3t ann?hernd i 000 Jahre kunstlerischer Entwicklung der Antike unter dem Aspekt ihrer besonderen Wir- kung: der Entdeckung und Darstellung der menschli-

chen Figur; zum ersten Mal vollzog sich bei den Grie- chen die Hinwendung zum Naturvorbild: Die Ausstel- lung wird so zu einem Gang durch die Geschichte des Menschen und seines Abbildes. Folgerichtig beginnt die Ausstellung mit den fri?hen groBplastischen Werken griechischer Kunst des 6.Jahrhunderts v. u. Z. Das voran- gegangene 7.Jahrhundert ist angedeutet, w?hrend Vor- stufen der Bronzeplastik geometrischer Zeit teilweise im Ausstellungsbereich und im Kontext der fr?ihgriechi- schen Kleinkunst im Obergeschof3 zu finden sind.

Die neuen, lichten R?ume des Hauptgeschosses ha- ben zweifellos den Vorzug, den plastischen Eigenwert der Skulpturen st?rker zur Geltung zu bringen. Die rela- tiv fest gruppierte, aber Symmetrien vermeidende Auf- stellung der archaischen Plastik vermag ihre plastische Gebundenheit zu unterstreichen, w?hrend fur die den Raum aktivierenden Skulpturen des Hellenismus eine entsprechend grofl3zgig raumbetonende Aufstellung ge- w?hlt wurde. Damit sind k?nstlerisch-?sthetische Ent- wicklungslinien angedeutet und fur den sensiblen Blick des Betrachters bereits Leitf?den durch die Ausstellung gegeben. Eine solche ?sthetisch-kunstlerische Beruck- sichtigung kann zudem emotional ansprechen und die Freude am plastischen Sehen f?rdern.

Im ersten Raum dominieren die griechischen Kuroi, die Junglingsfiguren, deren verschiedene Typik aufge- zeigt wird, gefolgt von den zauberhaften M?dchen- und Frauenfiguren dieser fruhen Epoche. Die Archaik ist also vor allem als Epoche verstanden, weniger als chro- nologische Folge von Skulpturen dieser Zeit. Das bishe- rige, nach Kunstschulen und Landschaften bestimmte fachwissenschaftliche Gliederungsprinzip ist zugunsten thematischer Uberblicke und der Vielfalt der menschli- chen Figurenauffassungen der Archaik ver?ndert wor- den. Wenige kleinplastische Originalwerke erg?nzen diese Absicht und zeigen die Vielfalt archaischer Aus- drucksm?glichkeiten.

Die feierliche Strenge der thronenden G?ttin aus Ta- rent leitet i?ber zur Klassik: In der Ausstellung kann der Besucher auch die kleine Tarentiner Tonmatrize und einen Abdruck davon sehen, nach der eine Benennung als Persephone wahrscheinlich ist. Solche Objekte sind wertvolle Argumentationshilfen f?r den Besucher in der Ausstellung: Sie erm?glichen ihm, sich selbst ein Urteil zu bilden i?ber Benennungen oder verlorene Attribute. ?hnliche Verweise finden sich mehrfach in der Ausstel- lung. Sie sind erprobt in jener neueren Art arch?olo- gischer Ausstellung, die Forschungsergebnisse in der Kombination von Originalen, Gipsabg?issen, Fotos und Zeichnungen vorstellt.

Arch?ologische Ausstellungen dieser Art sprechen Besucher trotz der Verschiedenartigkeit der Objektmate- rialien an, weil sie ihm Gelegenheit zum Nachvollziehen von Hypothesen oder Argumentationen geben. Auch wir sollten st?rker diese Form f?r Sonderausstellungen nutzen, nutzen als Ergebnis und Ausdruck von Wissen- schaftskooperation mit Partnern.

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Die klassische und nachklassische Epoche des 5. und 4.Jahrhunderts in ihrer Neuformulierung des Men- schenbildes als ?>Maf aller Dinge? im Zeitalter der Bli?te und Krise griechischer Poleis wurde nach anderen the- matischen Schwerpunkten gegliedert, um die Vielfalt der Statuen, K?pfe, Friese, der Grab- und Weihreliefs zu ordnen. Dabei ist der chronologischen Abfolge inner- halb dieser Epoche ebenfalls nur bedingt Rechnung ge- tragen worden. tEs ?berwiegen im ersten Raumkomplex die griechischen Grabreliefs als einer herausragenden Gattung griechischer Kunst (Abb. i). Zwar bleibt die kunstlerische Entwicklung als Reliefgattung ablesbar von den fr?hesten Beispielen des 6.Jahrhunderts v. u. Z. bis hin zu den repr?sentativen, fast freiplastischen Wer- ken des sp?ten 4.Jahrhunderts v. u. Z., der thematische Rahmen aber dominiert. Zum Beispiel ist hier der Ver- such unternommen worden, funktionale Zusammen- h?nge griechischer Grabreliefs sichtbar zu machen, in- dem sich an einem Beispiel die museale Pr?sentation dem antiken Aufstellungsprinzip ann?hert. Dies bedeu- tete ein Zusammenf?gen verschiedener in der Antike selbst verwendeter Relieftypen, die an bestimmte Perso- nengruppen gebunden waren. Die museale Pr?sentation ist so insgesamt der eines Familiengrabes an der Athener Gr?berstraf3e angeglichen und f?hrt sinnf?llig den Besu- cher in Zusammenh?nge des antiken Lebens und der

Religion, in kunst- und kulturgeschichtliche Umfelder ein. Zudem kann der Besucher Jenseitsvorstellungen und den Gr?berkult auf zeitgleichen Darstellungen weil3grundiger Lekythen ?ablesen?. Mehrere, ineinander verwobene Bezugsebenen sind damit gegeben, die f?r den Besucher selbst erschlie?bar sind: Lebens- und Vor- stellungsbereiche der Antike erschlief3en, sich auch ohne lange textliche Erl?uterungen, da durch Zuordnung und Pr?sentationsform sich ?ablesbare Bilder? ergeben.

Zusammenh?nge wie Wandlungen werden gerade an den vorzi?glichen Grabreliefs der Berliner Ausstellung deutlich: Von den schmalen ionischen Stelen mit der oder dem Toten uber die mehrfigurigen Reliefs, die die Verstorbenen mit den Hinterbliebenen in verhaltener Trauer zeigen, bis hin zu den aufwendigen Hochreliefs, deren separate Architekturumrahmungen in der Berliner Ausstellung fehlen; solche Zusammenh?nge vermittelt etwa ein apulischer Grabkrater mit der Darstellung eines solchen Naiskos (Abb. 2). Andere Kunstgattungen sind also nur dann zugeordnet, wo sie sinnvoll die plasti- schen Werke erg?nzen, erkl?ren oder - im Falle der Ter- rakottenvitrine in diesem Bereich - f?r die Vielzahl ver-

Abb. 7 Blick in den Saal mit hellenistischer Plastik; im Vordergrund weibliche Gewandstatue aus dem Prytaneion von Magnesia

Kunze * Kolloquium ?Arch?ologie und Museum? 23I

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lorener grof3plastischer Darstellungstypen stehen und damit den Reichtum zeitgleicher Ausdrucksm?glichkei- ten dokumentieren.

Ein weiterer thematischer Bereich ist bewugt abge- hoben: Er zeigt Weihreliefs der Griechen, eine wichtige, durch hervorragende Stucke belegte Gattung klassischer Kunst (Abb. 3). Angedeutet ist hier etwa auch, daf3 be- reits zur Zeit der Klassik der Hochkunst weniger bedeu- tende handwerkliche Reliefs gegenuberstehen, ohne dag3 diese eine eigene Kunstsprache entwickelten.

Im Saal der ?Athena Parthenos? - die Raumfolge w?re jeweils nach einem solchen signifikanten Werk be- nennbar - sind die in r?mischen Kopien erhaltenen Meisterwerke bedeutender antiker Kunstlerpers?nlich- keiten vertreten (Abb. 4-6). FPr die Pr?sentation war es wichtig, einige der durch die r?mische Kunst vermittel- ten, in der Regel verlorenen groBplastischen Werke, f?r die Rekonstruktion griechischer Kunstentwicklung zu nutzen. Sie k?nnen den Besucher an die bahnbrechen- den Leistungen dieser beiden Jahrhunderte erinnern, auf die Wandlungen des Verhaltens des Individuums zur Gesellschaft und zur Umwelt, die bis in den privaten Bereich gehen, eindr?cklich hinweisen.

Weitaus gr??er als der Bestand an griechischen Ori- ginalen ist zudem der r?mischer Kopien nach griechi-

schen Werken, die zum grof3en Teil aus der ?lteren k?- niglichen Sammlung, aus Privatsammlungen oder An- k?ufen des I9. Jahrhunderts nach Berlin gelangten. Ausgestellt sind nur relativ wenige, ihre Anzahl ist ge- genuber der vorigen Ausstellung reduziert. Sie stehen aber f?r die verlorenen Meisterwerke griechischer Kunst, nicht als Zeugnisse r?mischer Kunst und r?mi- schen Kunstgeschmacks. In diesen Punkten ist heute eine lebhafte Diskussion im Gange, die auch zu ver- schiedenen Bewertungen solcher Konzeptionen fuhrt. Einerseits entspricht es zwar der differenzierten und sensiblen Sicht des 20.Jahrhunderts, griechische Origi- nalwerke und Originalfragmente uber r?mische Kopien zu stellen; andererseits sollte man jenem schon erw?hn- ten Objekt- wie Originalfetischismus entgehen: Uns ging es um eine komplexe Darstellung der Epoche der griechischen Klassik, deren k?nstlerische Vielfalt nur mit den r?mischen Kopien zu gewinnen ist. Zwar ver- folgte die Ausstellung vor I939 eine andere didaktische wie inhaltliche Absicht, doch waren bereits in dieser Ausstellung Originale und Kopien, vereinzelt sogar wie im archaischen Saal mit Abgussen vereint. Sehen wir also in diesem Ausstellungsabschnitt die r?mischen Ko- pien vor allem als Ersatz f?r die verlorenen griechischen Kunstwerke, so sollten - k?nnte man weiter argumentie-

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ren - moderne Erg?nzungen, die bis zu Rekonstruktio- nen gehen k?nnen, m?glichst entfernt werden, da sich durch sie gleichsam eine dritte Ebene k?lnstlerischer Ver?nderungen gegenuber dem griechischen Original auftut und sich dem Blick des Besuchers entgegenstellt, ja, dem unge?bten Blick die Ann?herung an das Original verstellen k?nnte. Oder ist es, um eine Verfechterin von modernen Antikenerg?nzungen, Inga Gesche, zu zitie- ren, ein ?Akt der Vernichtung historischer Dokumente zur neuzeitlichen Antikenrezeption?, die den ?Charak- ter t?tiger Gewalt? hat8? Freilich k?me - so wird man entgegenhalten - kein Museumspraktiker auf die Idee, bei der Abnahme von Erg?nzungen an bekannten Sta- tuen diese Marmorteile zu Kalk zu brennen. Die Depots von Museen haben auch daf?ir ihre Funktion.

Mit einer solchen Argumentation freilich sind wir mitten in der Diskussion um die sogenannte Entrestau- rierung antiker Kunstwerkel. Nur soviel sei an dieser Stelle gesagt und ohne damit den Stand auch unserer in Diskussion befindlichen unterschiedlichen Meinungen zusammenfassen zu wollen. Neben den theoretischen und prinzipiellen Grundpositionen in dieser Frage gibt es eine Reihe von museumspraktischen Gesichtspunk- ten, die ihre eigene Logik haben. Meines Erachtens w?re es Unsinn, Restaurierungen des ig.Jahrhunderts an den

Skulpturen zu entfernen, die in der Rotunde des Alten Museums aufgestellt sind. Sie ergeben durch ihre inhalt- liche wie funktionale Einbindung in die Schinkelsche Architektur eine Einheit, die eine Entrestaurierung zer- st?ren wurde. Als Gestaltungselement ist etwa im Saal r?mischer Kunst unserer Ausstellung eine gebundene, auf Symmetrien bedachte Aufstellung der Togati und Panzerstatuen im strengen Wechsel mit Reliefs versucht worden, die bewugt auf eine Gesamtwirkung des Rau- mes mit den r?mischen Skulpturen zielt. In dieser deko- rativen Einbindung entspricht sie zudem r?mischen Funktionalisierungen von Skulpturen; moderne Erg?n- zungen wird man hier nur bedingt als st?rend empfin- den (Abb. 9). Zielt die Ausstellung auf das griechische Original, das zudem im griechischen Sinne in seiner rundansichtigen Plastizit?t Aufstellung finden muf3, sind manche moderne Erg?nzungen mehr st?rend als den Blick des Betrachters f?rdernd. Die Frage der Entrestau- rierung sollte auch unter diesen Blickpunkten gesehen werden.

Abb. 8 Blick in den Saal r?mischer Plastik Abb. 9 Blick in zwei Seitenansichten im Saal r?mischer Plastik mit r?mischen Gl?sern und Tonreliefplatten; im Vordergrund sogenannter ?Xanthner Knabe?

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Doch zur?lck zu unserer Ausstellung und zum Saal hellenistischer Kunst (Abb.7). Die neuen Stil- und Aus- drucksmittel bei der Gestaltung des Menschenbildes, die sich aus den k?lnstlerischen Aufgaben an den H?fen in den Diadochenreichen ergaben, sind an grof3plastischen Werken ablesbar. Zudem sind hier hellenistische Origi- nale und r?mische Kopien nicht getrennt worden, um einzelne typische Themen und k?instlerische ?uf3erun- gen hellenistischer Kunst zu belegen: Vier solcher Aus- stellungsensembles sind herausgehoben. Dem Herr- scherbild etwa ist ein solcher Bereich gewidmet, diesem Bereich zugeordnet die pergamenische Prometheus- gruppe: Der Betrachter kann den allegorischen Bezie- hungsreichtum hellenistischer Kunst sich selbst erschlie- gen, kann selbst reflektieren ?iber die ki?nstlerische ?berh?hung von Herrscherbildnissen und ihre G?tter- angleichung. Uberhaupt erscheint es wichtig, Bez?ige dieser Art punktuell st?rker auszubauen und - wie man in der Museumssprache sagt - wirkungsstrategische Zu- sammenh?nge herzustellen: In dem Objekt der Ausstel- lung uberlagern sich verschiedenste Inhalte und Wir- kungsaspekte, die durch die Anlage der Ausstellung in einen funktionellen Zusammenhang gebracht werden, ohne dag damit freilich der Zwang zu einer Aussage ent- steht.

Unsere Themen reichen bis zur Genreplastik und zur anatomischen wie psychologischen Ausdeutung des menschlichen K?rpers etwa in Gestalt des Fischers, eines durch Alter und soziales Elend ausgemergelten Mannes.

Der Rundgang endet im Saal r?mischer Kunst: Ihre Spannweite, von Bildwerken der offiziellen Staatskunst bis hin zur privaten, nicht offiziellen Portr?t- und Relief- kunst wird an ausgew?hlten Beispielen der umfangrei- chen Berliner Sammlung sichtbar (Abb. 8-9). Meister- werke der r?mischen Sepulkralkunst, wie der Caffarelli- oder Medeasarkophag, haben hier ihre Aufstellung ge- funden. Nicht in die Aufstellung mit einbezogen wer- den konnten die umfangreiche Genreplastik der R?mer oder das r?mische Kopistenwesen, vor allem aus Platz- grunden. Insgesamt ist diesem Ausstellungsteil eine st?r- kere kulturhistorische Orientierung gegeben worden, ohne die Vielfalt r?mischer Kunstproduktion oder gar die imperalen Strukturen des r?mischen Weltreiches wi- derspiegeln zu wollen. Doch sollten auf das Ph?nomen r?mischer Kunstproduktion deutlich hingewiesen und thematische Akzente gesetzt werden: Ein r?misches Pantheon der wichtigen G?tter, vor allem in Bronzewer- ken, ist zu sehen, aus dem Bereich r?mischer Villen ent- stammen ausgestellte Bronzen, Lampen, verzierte Ge- f?Be aus Bronze, Glas und Keramik (Abb. 9); liber r?mische Militaria, ?ffentliche Spiele, Gladiatoren und Theater geben vornehmlich Reliefs Auskunft, und den sepulkralen Bereich erg?nzen Urnen und Aschenkisten. Nach Abschlufl zweij?hriger Restaurierungsarbeiten sind Teile des I907 entdeckten Mosaiks aus einem r?mi- schen Privathaus in Gerasa (Jordanien) in der Saalmitte

ausgelegt und so zum ersten Mal sichtbar (Abb. 8). Ein Grund f?ir die st?rkere kulturgeschichtliche Orientie- rung dieses Ausstellungsbereiches war auch die Uberle- gung, dag im Obergeschofi nur r?mische Portr?ts die Kunst der R?mer erg?nzen, der r?mische Ausstellungs- teil also ohnehin ?u.3erst eingeschr?nkt ist.

Wir haben unseren Rundgang durch die Ausstellung im Hauptgeschofl mit einigen Reflexionen zur Gestal- tung und zum Inhalt begleitet. Aus der individuellen Be- gegnung und dem Erleben ergeben sich sicherlich Ant- worten auf manche der hier gestellten Fragen. Es ist ein Hauptanliegen der Ausstellung, die griechische Kunst in ihrer exemplarischen Geschlossenheit der Hauptepo- chen zusammenzufassen und als Ausdruck von ?ber- schaubaren Einheiten zu dokumentieren. Wir hoffen, dagi die epochale Leistung griechischer und r?mischer Kunst in der Hinwendung zum Naturvorbild uber alle Ver?nderungen, die die antike Kunst durchlaufen hat, sichtbar ist und damit die M?glichkeiten der Rezeption heute durch das Museum gegeben sind.

Anmerkungen

Da der Beitrag I983 geschrieben wurde, konnte die Ausstellung im Ober- geschof3, er?ffnet I984, noch nicht in den Uberblick einbezogen werden.

I In der zweiten Auflage von I872 verzeichnet Karl B?ttiger I 350 Abgiisse (Koenigliche Museen. Erkl?rendes Verzeichnis der Abgiisse antiker Werke, Berlin I872). I92I waren in der Berliner Universit?t etwa 2500 Abgiisse untergebracht.

2 Wilhelm von Massow, Fiihrer durch das Pergamonmuseum, 2. Aufi. Berlin I936, S. 6.

3 Ders., Bilderhefte f?r die Besucher des Pergamonmuseums in Berlin, 2. Aufl., Leipzig I938, S. I.

4 Die Altertumssammlungen des Alten und Neuen Museums, I4. Aufl., Berlin I9II, S. 3.

S So Wilhelm Waetzoldt, Die Staatlichen Museen zu Berlin I830-I930,

in: Jahrbuch der Preugischen Kunstsammlungen, Jg. LI, Berlin I930,

S. I99. 6 Wilhelm Waetzoldt (Hrg.), Gesamtf?hrer zur Hundertjahrfeier, Berlin

I930, S. 5 f- 7 A. Borbein, in: Arch?ologie und Gesellschaft, Forschung und ?ffent-

liches Interesse, Stuttgart/Frankfurt I98I, S.49.

8 Inga Gesche, Bemerkungen zum Problem der Antikenerg?nzungen und seiner Bedeutung bei Johann Joachim Winckelmann, in: For- schungen zur Villa Albani, Berlin (West) i982, S.455.

9 Leider nicht zum Abdruck gekommen ist der Beitrag von K.Vierneisel zu diesem Problemkreis am Beispiel der M?nchner Antiken.

Abbildungsnachweis

Abb. i Staatliche Museen zu Berlin, DDR; Abb. 2-9 1. Ripke, Berlin.

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