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Die Bibel studieren und lehren

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Wie kann man die Bibel effektiv studieren und das Gelernte an andere weitergeben? Ist das ohne besondere Ausbildung überhaupt möglich? Kann das jeder lernen? Dieser Kurs gibt Ihnen in elf Arbeitseinheiten praktische Anleitung. Er stellt die Werkzeuge vor, mit denen jeder ein erfolgreiches Bibelstudium durchführen kann. Nicht nur das: Er zeigt auch, wie man seine Entdeckungen lebendig an andere weitergibt – in Bibel- und Gesprächskreisen, in Predigt und Vortrag.

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Falls nicht anders angegeben, sind die Bibelstellen zitiert nach der Elberfelder Übersetzung (Edition CSV Hückeswagen). Copyright Christliche Schriftenver-breitung, 42499 Hückeswagen.

Güthler, Peter Die Bibel studieren und lehren Ein Arbeitsbuch für Einzelne und Gruppen

ISBN 978-3-95473-002-5

© 2012 Rigatio, ein Verlag der Buhl Data Service GmbH

Umschlaggestaltung: Christian Schumacher, München

Satz und Gestaltung: Rigatio

Druck: Merkur Druck, Detmold

Inhalt

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Inhalt

TEIL I StudierenWenn Sie die Bibel studieren ..............................16

Beten Sie viel ................................................................................................... 18Erwarten Sie viel ............................................................................................. 19Arbeiten Sie viel .............................................................................................. 19Ernten Sie viel ................................................................................................. 20

Studienteil .............................................................................................. 21

KAPITEL 1Ein Buch im Überblick ...............................................23

Die grobe Skizze ................................................. 24

1. Schritt: Machen Sie eine „Weitwinkel-Aufnahme“ ............... 26Lesen Sie ..........................................................................................................26Fragen Sie ........................................................................................................28Identifizieren Sie .............................................................................................29

Studienteil ..............................................................................................30

2. Schritt: Erstellen Sie eine Gliederung .....................................31Wozu Sie eine Gliederung brauchen ............................................................32Wie Sie eine Gliederung erarbeiten ..............................................................32Wie Sie eine Gliederung darstellen ............................................................... 33

Studienteil ..............................................................................................36

3. Schritt: Blicken Sie hinter die Kulissen ................................... 37Wozu Sie Informationen benötigen ............................................................. 37Woher Sie Informationen erhalten ...............................................................38Welche Informationen Sie brauchen ............................................................39

Studienteil .............................................................................................. 41

Die Bibel studieren und lehren

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KAPITEL 2Ein Abschnitt unter der Lupe ....................................43

Die Detailstudie .................................................. 44

1. Schritt: Sehen Sie hin ...............................................................46Stellen Sie Fragen .......................................................................................... 46Achten Sie auf Bindewörter ..........................................................................47Markieren Sie ..................................................................................................49Analysieren Sie die Textstruktur ................................................................. 50Erstellen Sie die Textgliederung ...................................................................52Legen Sie Arbeitsblätter an ...........................................................................52

Studienteil ..............................................................................................54

2. Schritt: Legen Sie aus .............................................................. 56

Achten Sie auf den Zusammenhang ............................................................56Vergleichen Sie mit anderen Stellen ............................................................58Untersuchen Sie Schlüsselwörter ................................................................59Bestimmen Sie den Schreibstil .................................................................... 60Verachten Sie die Kommentare nicht .......................................................... 61Sagen Sie‘s mit eigenen Worten (optional) .................................................62

Studienteil ............................................................................................. 64

3. Schritt: Wenden Sie an............................................................. 65

Bewegen Sie Gottes Wort im Herzen ......................................................... 66Stellen Sie Fragen zur Anwendung .............................................................. 66Formulieren Sie konkret und machbar .........................................................67Theoretisieren Sie nicht – handeln Sie ........................................................68

Studienteil ................................................................................................ 69

Inhalt

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TEIL II LehrenDamit Gottes Wort Spuren hinterlässt ..............72

Das Leben muss passen.................................................................................. 74Die Vorbereitung muss passen ...................................................................... 74Der Inhalt muss passen ..................................................................................75Das Ziel muss passen ......................................................................................76Die Ausführung muss passen ........................................................................77

Studienteil ..............................................................................................79

KAPITEL 3Gesprächsrunden mit Tiefgang ................................ 81

Gekämpft, gehofft – verloren? ......................... 82

1. Schritt: Formulieren Sie Fragen ............................................... 85Die Bedeutung von Fragen ............................................................................85Die Arten von Fragen ......................................................................................86Die Absicht von Fragen ..................................................................................87Das Zusammenspiel der Fragen ....................................................................89Vorgegebene Fragen ...................................................................................... 91Mit Fragen ins Ziel ..........................................................................................92

Studienteil ..............................................................................................93

2. Schritt: Planen Sie „Start“, „Flug“ und „Landung“ ...............94Starten Sie ...................................................................................................... 94Fliegen Sie .......................................................................................................95Landen Sie ...................................................................................................... 98Werden Sie immer besser ............................................................................. 98

Studienteil ............................................................................................. 99

Die Bibel studieren und lehren

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KAPITEL 4Predigten mit Vollmacht ......................................... 101

Auslegungspredigt – oder frommer Vortrag? 102 Studienteil ............................................................................................ 105

1. Schritt: Bringen Sie die Botschaft zu Papier ........................ 106Lassen Sie die Botschaft reifen ...................................................................106Formulieren Sie das Ziel ............................................................................... 107Machen Sie die Gliederung persönlich ...................................................... 107Erstellen Sie das Grundgerüst .....................................................................109

Studienteil .............................................................................................116

2. Schritt: Bringen Sie die Botschaft an den Mann! .................. 118Das Abfassen der Predigt ..............................................................................118Das Halten der Predigt ..................................................................................121

Studienteil ............................................................................................ 125

KAPITEL 5Andachten mit Substanz .........................................127

Impulse für den Alltag ....................................... 128

Schreiben Sie eine Andacht! ..................................................... 129Die Predigt als Ausgangsbasis ..................................................................... 130Das Einmaleins des Schreibens .................................................................... 131Die hohe Schule der Kritik ........................................................................... 132Die Autorität von Druckerschwärze ........................................................... 132

Studienteil .............................................................................................133

Inhalt

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AnhangBeispiel für einen Gliederungsprozess von 2. Timotheusbrief (Ausschnitt) ................................................................... 136Beispiel für eine Textgliederung 2. Timotheusbrief ................................. 138Beispiel für das Markieren von 2. Timotheus 2,1-6 ..................................140Beispiel für Textschaubild, Textgliederung und Grundgedanke zu 2. Timotheus 2,1-6 ..................................................141Beispiel für eine Gliederung zu 2. Timotheus 2,1-6 .................................. 143Beispiel für ein Gesprächsrundenkonzept zu Epheser 6,5-8 .................. 146Beispiel für eine Kurzpredigt zu Philipper 4,6-7 ........................................ 150

Illustrationen ..............................................................................155

Studienteil ............................................................................................ 158

Symbole zur schnellen Orientierung

Einstieg

Das Thema des Kapitels wird anschaulich und praktisch vorgestellt.

Internet

Auf unserer Webseite www.rigatio.com gibt es weiteres Arbeitsmaterial zu diesem Thema.

Studienteil

Am Ende jedes Kapitels finden Sie einen Studienteil. Hier können Sie das einüben, was Sie im Kapitel gelernt haben.

Die Bibel studieren und lehren

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So ist‘s gedachtDieses Arbeitsbuch setzt sich aus fünf Kapiteln zusammen, die Sie mit den Werk-zeugen für das Studieren und Lehren der Heiligen Schrift vertraut machen.

Teil I: Studieren

In Teil I lernen Sie, wie man ein ganzes biblisches Buch im Überblick (Kapitel 1) und einzelne Sinnabschnitte im Detail studiert (Kapitel 2). Die Ergebnisse des Abschnittsstudiums sind Grundlage für die Bearbeitung von Teil II. Das Studium eines Buches dagegen ist optional; Sie können auch auf entsprechende Informa-tionen aus anderen Quellen zurückgreifen (z. B. auf ein Bibellexikon oder einen Kommentar).

Teil II: Lehren

In Teil II erfahren Sie, wie Sie Ihre Entdeckungen anderen vermitteln können, und zwar im Rahmen einer Gesprächsrunde (Kapitel 3), einer Predigt (Kapitel 4) oder einer geschriebenen Andacht (Kapitel 5). Kapitel 3 und 4 können unabhängig voneinander bearbeitet werden; Kapitel 4 dient als Grundlage für Kapitel 5.

Kapitel 1Ein Buch im Überblick

Kapitel 2Ein Abschnitt unter der Lupe

Kapitel 4Predigten mit Vollmacht

Kapitel 3Gesprächsgruppen mit Tiefgang

Kapitel 5Andachten mit Substanz

Teil IStudieren

obligatorisch

optional

Teil IILehren

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Vier SchritteSelbstverständlich können Sie die verschiedenen Kapitel im Selbststudium bear-beiten. Als besonders effektiv hat sich allerdings die Durchführung als Kurs in-nerhalb einer Gruppe erwiesen. Wenn Sie sich für Letzteres entscheiden, sollten Sie in folgenden vier Schritten vorgehen:

1. Bearbeitung zu Hause: Dieses Arbeitsbuch verliert an Wert, wenn Sie Ihre Hausaufgaben nicht gründlich und vollständig vor den gemeinsamen Treffen erledigen. Lesen Sie den jeweiligen Arbeitsschritt sorgfältig durch, und bearbeiten Sie den dazugehörigen Aufgabenteil. Ihre Ergebnisse dienen als Grundlage für die Diskussion mit den anderen Kursteilnehmern. Die Be-arbeitung der Aufgaben ist zum Teil sehr zeitaufwändig; fangen Sie daher rechtzeitig an.

2. Diskussion in der Gruppe: In der Gruppe können Sie von den Entdeckungen anderer lernen und zugleich auch Ihre eigenen Ergebnisse mitteilen. Probleme bei der Bearbeitung der Aufgaben werden angesprochen und gemeinsam ge-löst. Der Diskussionsleiter erklärt und verdeutlicht den Inhalt des jeweiligen Arbeitsschrittes und fasst die Ergebnisse der Gruppe zusammen.

3. Feedback durch den Leiter: Nach dem Treffen geben Sie Ihre Ausarbeitung dem Kursleiter. Er wird sie durchsehen und gegebenenfalls Anmerkungen einfügen. Diese sollen Ihnen ein Hinweis darauf sein, ob Sie den Stoff ver-standen haben. Die Hausaufgabe wird Ihnen erst beim nächsten Treffen wieder zurückgegeben; bevor Sie sich von handschriftlichen Ausarbeitungen trennen, sollten Sie also eine Kopie anfertigen.

4. Anwendung in der Praxis: Wenden Sie die Prinzipien, die Ihnen dieses Ar-beitsbuch vermittelt, möglichst bald in der Praxis an. Setzen Sie sich konkrete Ziele, bei welchen Gelegenheiten Sie das tun wollen.

Das Einüben der vorgestellten Methoden ist mitunter sehr anspruchsvoll. Früher oder später werden Sie sich vielleicht fragen: „Taugt diese Vorgehensweise tat-sächlich für den Alltag?“ Wenn Sie an diesen Punkt kommen, sollten Sie sich an zwei Dinge erinnern:

1. Sie müssen nicht immer alle Werkzeuge verwenden. Ein Handwerker setzt nicht in jedem Fall alle Geräte ein, mit deren Gebrauch er sich während seiner Lehrzeit vertraut gemacht hat; je nach Werkstück greift er zum einen oder zum anderen. Ähnlich werden Sie in der Praxis nicht immer alle Methoden anwenden, die Sie in diesem Arbeitsbuch kennenlernen. Sie benutzen dieje-nigen, mit denen Sie gute Erfahrungen gemacht haben.

KAPITEL 1Ein Buch im Überblick

Die Bibel studieren und lehren

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Die grobe Skizze

Sie können das Studium eines kompletten, biblischen Buches mit

der Arbeitsweise vergleichen, mit der ein Künstler eine grobe Skizze

seines Modells anfertigt. Wir schauen ihm bei seiner Arbeit über die

Schulter und lassen uns erklären, wie er dabei vorgeht:

„Mein Freund Andreas sitzt vor mir auf dem Sofa und spielt

Gitarre. Ich möchte die Szene in Form einer Zeichnung

festhalten, deshalb nehme ich Skizzenblock, Stift und

Radiergummi zur Hand.

Ich setze mich so, dass ich sowohl Andreas als auch meine

Zeichnung mit einer einfachen Bewegung der Augen erfassen

kann. Einige Minuten lang betrachte ich mein Modell, ohne

dabei etwas auf mein Papier zu zeichnen. Ich suche nach

Anhaltspunkten, mit deren Hilfe ich meine Zeichnung

aufbauen kann. Dann versuche ich, die wesentlichen Linien

und Formen zu erfassen und in den richtigen Proportionen

aufs Papier zu bringen. Ich ermittle z. B., wie groß der

Abstand zwischen Andreas’ rechter Schulter und seinem

Ellbogen im Vergleich zu seiner Kopfhöhe ist:

‚Die beiden Linien sind ungefähr gleich lang. Sein rechter

Oberarm erscheint – von mir aus gesehen – waagrecht. Sein

Hinterkopf ist im Vergleich zur Senkrechten um etwa 30° nach

rechts geneigt.‘

Auf diese Weise ermittle ich Größe und Position der Beine,

der Gitarre, des Sofas etc. Als ich anfange, die Haare, den

Kapitel 1 Ein Buch im Überblick

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Pullover, die Hose, Teile des Gesichts etc. grob zu schattieren,

nimmt das Bild Gestalt an. Ich beginne, mein Modell auf der

Zeichnung zu sehen.“

Um einen Textabschnitt richtig auslegen zu können (Kapitel 2),

müssen Sie sich zuerst einen groben Überblick über das gesamte

Buch verschaffen, dem er entnommen ist. Das erste Kapitel macht

Sie mit den entsprechenden Werkzeugen vertraut:

1. Schritt: Machen Sie eine „Weitwinkel-Aufnahme“

2. Schritt: Erstellen Sie eine Gliederung

3. Schritt: Blicken Sie hinter die Kulissen

Das Ergebnis wird sein, dass Sie das

Buch „zu sehen” beginnen.

Die Bibel studieren und lehren

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1. Schritt: Machen Sie eine „Weitwinkel-Aufnahme“

IneinemMagazinstoßeichaufeinRatespiel.AnhandeinesstarkvergrößertenBildausschnittssollichherausfinden,wozudasgehört.LangegrübleichüberdieBedeutungeinesgeheimnisvollen„schwarzenLoches“nach–erfolglos.Schließ-lichblättereichzurAuflösungdesRätselsaufdieletzteSeite.Alsichdaskom-pletteBildsehe,istmirplötzlichallesklar:Dasmysteriöse„schwarzeLoch“istnichtsanderesalsdasNasenlocheinerKuh!

WennSieeinzelneBibelverseimDetailstudieren,ohnedabeidenÜberblicküberdasBuchzuhaben,wirdesIhnenähnlichergehenwiemirbeidemQuiz:VieleswirdIhnenrätselhaftvorkommen,undSiekönnennurvermuten,wasderAutormitbestimmtenAussagenmeint.BevorSiealso „dasMakro-Objektivauf IhreKameraschrauben”,umeinzelneVersegenauerzubetrachten–darumwirdesinKapitel2gehen–,machenSiemitdem„Weitwinkelobjektiv”eine„Aufnahme“desgesamtenBuches.KayArthurschreibtdazu:

„Der Überblick [über ein biblisches Buch] lässt sich auch mit einer Luft-aufnahmevergleichen,diemanineinemFlugzeugauseinerFlughöhevon1000Meternmacht, um einGrundstück zu fotografieren, dasman beab-sichtigtzukaufen.In1000MeterHöhekannmankeineDetailserkennen,wohl aber die Grenzen und die Lage des Grundstückes. Hat man einmaleine Luftaufnahme gemacht, kann man das Grundstück aus geringererHöheHektar fürHektar fotografieren.SchließlichwirdmandasFlugzeuglanden,umdasGrundstückzuFußzuerforschen.WennmanbeimGehendieLuftaufnahmeninderHandhat,behältmandierichtigePerspektivefürdasgesamteGrundstückundsiehtgleichzeitig,wiesichdieDetails indasGesamtbildeinfügen.“10

Umdiese„Luftaufnahme“voneinembiblischenBuchzuerstellen,gehenSieinfolgendenSchrittenvor:

Lesen Sie11

JeöfterSieeinBuchlesen,destomehrwerdenSiesichinihmzuHausefühlen.EinText,derfürSiebisdahinnichtsanderesalseinebloßeAneinanderreihung„heiligerWorte“war,wirddannplötzlicheinenSinnergeben.

• Lesen Sie wiederholt.HabenSieschoneinmaleinbiblischesBuchdrei,fünf,zehn oder zwanzigMal in Folge gelesen?Versuchen Sie es, und SiewerdenimmerwiederneueSchätzezuTagefördern!HowardG.Hendricksstelltfest:„DieGenialitätdesWortesGottesliegtdarin,dassesbleibendeKraftbesitzt.

Kapitel 1 Ein Buch im Überblick

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EsistinderLage,einerfortwährendenEnthüllungstandzuhalten.“12Jemandhateseinmalsoausgedrückt:„DieBibelistwieeinSternenhimmel:Jelängermanhinsieht,destomehrentdecktman.“

• Lesen Sie konzentriert. Walter B. Knight erinnert sich: „Einige Leute lesenihreBibel,wieichKartoffelngehackthabe,alsichnocheinJungewar:WenndieGlockezumAbendessenläutete,mussteicheinenPflockandieStellederReihestecken,anderichzuletztgehackthatte.Sowussteich,wennicheineStundespäterzurückkam,woichmitdemHackenaufgehörthatte.WirlesenunsereBibelmitsowenigKonzentration,dasswirnichtmehrwissen,wowiraufgehört haben,wennwirweiterlesenwollen.”13 Um bei der Sache bleibenzukönnen,solltenSiesicheinenOrtsuchen,andemSiemöglichstungestörtsind.HaltenSieeinenZettelbereit,aufdemSiewichtigeDingenotieren,dieIhnenwährenddesLesensderHeiligenSchriftindenSinnkommenundSieablenkenwollen.

• Lesen Sie gründlich. Jemand sagte einmal: „Der größte Feind des Bibelstu-diumsistdieBemerkung:,Daskenneichschon.’”LernenSie,einenTextsozulesen,alswäreesdasersteMal.VerwendenSieverschiedeneÜbersetzungen(bzw.Übertragungen)14oderlesenSiedenTextineineranderenSprache(z.B.Englisch).AufdieseWeisebekommenSieeinenfrischenEindruckvoneinerbekanntenPassage.

• Lesen Sie die Bibel wie einen Liebesbrief.15 Den Brief eines geliebten Men-schenlesenSie(hoffentlich)andersalsdieGebrauchsanweisungfüreineneueMikrowelle.MitzitterndenHändenschließenSiedenBriefkastenauf:„End-lich!”HastigöffnenSiedenUmschlag,undnochdraußenvorderTürüber-fliegenSiedieZeilen.BevorSiezuBettgehen,nachdemAufstehen,währenddes Tages: Immer und immerwieder studieren Sie jedes einzelneWort! Sietunesnicht,weilSiedenBriefnichtverstandenhätten!Sietunes,weilesdieWorteeinesMenschensind,denSielieben!–GottliebtSie,unddieBibelistseinBriefanSie.LesenSiesiewieeinenLiebesbrief!

WennSiedenTextbeimLesenmitUnterstreichungenundHinweisenversehen(z. B. auf sichwiederholendeAussagen, Themenschwerpunkte etc.) und dazunicht Ihre Bibel nehmen wollen, können Sie das betrachtete Buch auch mitdoppeltem Zeilenabstand ausdrucken (für den Titusbrief: www.rigatio.com –Arbeitsmaterial).

Die Bibel studieren und lehren

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Fragen Sie

EinBibellehrerwurdeeinmalgefragt,wieerdasWortGottesstudiert.SeineAnt-wortlautete:

„MiteinemFragezeichenimGehirn.”16

Fragen wirken wie die Maschen eines Siebes, mit dessen Hilfe Sie wertvolle„Nuggets”ausGottesWortheraussiebenkönnen.

WennSieeinBuchmehrereMaledurchgelesenhaben,werdenSiediemeistenderfolgendensiebenFragenbeantwortenkönnen:

1. WeristderAutordesBuchesoderBriefes?Wienenntersichselbst?

2. WoundinwelcherSituationbefindetsichderAutor?WersindseineZeitge-nossen?

3. AnwenistdieBotschaftdesBuchesoderBriefesgerichtet(Empfänger)?

4. WoundinwelcherSituationbefindensichdieEmpfängerderBotschaft?

5. InwelchemTonsprichtderAutorbzw.welchenSchreibstilverwendeter?

6. WelcheAussagen,IdeenoderThemenkommenwiederholtvor?

7. Was ist IhrerMeinungnachdieHauptaussageoderdasSchreibzieldesBu-ches?

VersuchenSie,dieseFragenzunächstnurmitHilfederInformationenimTextzubeantworten,undgreifenSienichtvorschnell zuanderenHilfsmitteln.Siewerdenerstauntsein,wievielSieherausfinden!SchreibenSie IhreErgebnissesonieder,dassSiespäterwiederdaraufzurückgreifenkönnen,alsomitderent-sprechendenKapitel-undVersangabe(www.rigatio.com–Arbeitsmaterial).

FürmanchebiblischenBücherwerdenSienichtalleFragenbeantwortenkönnen.BeimStudiumdesHebräerbriefeslässtsichbeispielsweisenichteindeutigsagen,werderVerfasserist. ImGegensatzzuanderenBriefendesNeuenTestaments(vgl.1Kor1,1)stelltsichdiesernämlichnichtnamentlichvor.

Kapitel 1 Ein Buch im Überblick

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Identifizieren Sie

Über 40 Autoren haben die Bibel während einer Zeitspanne von etwa 1 500Jahrenverfasst.UnterihnenwarenKönige,Staatsmänner,Philosophen,Dichter,HirtenundFischer. Es leuchtet ein, dass solchunterschiedlicheEpochenundMenschentypenaucheinereicheVielfaltanAusdrucksformenundLiteraturgat-tungenzurFolgehatten.Diesegilteszuidentifizieren.ImWesentlichenfindenSieinderBibeldiefolgendenTextgattungen:

• geschichtlicheBücher(z.B.1.Mose,Könige,Chronik)

• biografischeBücher(z.B.dieEvangelien,zumTeilauch2.Mose,1.+2.Samuel)

• prophetischeBücher(z.B.Daniel,Offenbarung)

• poetischeBücher(z.B.Psalmen,Hoheslied)

• Gleichnisse(z.B.2.Samuel12,1-6;Prediger9,14-16;Matthäus13,1-53)

• SammlungenvonSprichwörtern(z.B.dasBuchderSprüche)

• Briefe(z.B.der1.Korintherbrief)

HelgeStadelmannerklärt,warumes sowichtig ist,dieLiteraturgattungeinesBuches zu erkennen– speziell fürdenAuslegungsschritt, denSie inKapitel 2kennenlernenwerden:

„WillderAuslegerdenbiblischenTextrechtverstehen,mussersichaufdieEigenartderjeweiligenAusdrucksformeinstellen.Obmaneinengeschicht-lichen Erzähltext oder ein poetisches Stück aus den Psalmen oder demHohenlied auslegt, ob man es mit einem Gleichnis, einem ermahnendenTugendkatalogineinemPaulusbriefodereinemapokalyptischenVisionsbe-richtausderJohannesoffenbarungzutunhat,machtfürdieExegese[d.i.dieAuslegung]durchauseinenUnterschied.EsgehörtzurKunstderAuslegung,dieverschiedenenTextgattungenzuerkennen [und]sichauf ihreEigenarteinzustellen.”17

Die Bibel studieren und lehren

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Studienteil

Verschaffen Sie sich einen Überblick über den Titusbrief!

• LesenSiedasBuchmindestensfünfmalgründlichdurch!

• BeantwortenSie–soweitmöglich–dieuntengenanntensiebenFragenzumText.GebenSiedabeidieentsprechendenBibelstellenan(www.rigatio.com–Arbeitsmaterial).

1. Wer ist der Autor des Buches oder Briefes? Wie nennt er sich selbst?

2. Und in welcher Situation befindet sich der Autor? Wer sind seine Zeitgenossen?

3. An wen ist die Botschaft des Buches oder Briefes gerichtet (Empfänger)?

4. Wo und in welcher Situation befinden sich die Empfänger der Botschaft?

5. In welchem Ton spricht der Autor bzw. welchen Schreibstil verwendet er?

6. Welche Aussagen, Ideen oder Themen kommen wiederholt vor?

7. Was ist Ihrer Meinung nach die Hauptaussage oder das Schreibziel des Buches?

MartinLuther18bezeugte:

„Ichhabenun28Jahre,seitichDoktorgewordenbin,stetiginderBibelge-lesenunddarausgepredigt,dochbinichihrernichtmächtigundfindenochalleTageetwasNeuesdrinnen.“

Nennen Sie mindestens eine biblische Wahrheit, die Ihnen beim Studium des Titusbriefes neu aufgegangen ist.

Kapitel 1 Ein Buch im Überblick

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2. Schritt: Erstellen Sie eine Gliederung

DieJudenteilendasAlteTestamentindreiAbschnitteein.DerHerrJesusver-wendetdieseGliederunginLukas24,44:„Dies sind meine Worte, die ich zu euch redete, als ich noch bei euch war, dass alles erfüllt werden muss, was über mich geschrieben steht in dem Gesetz Moses und den Propheten und Psalmen.”

DieBibel ist keinewillkürlicheAbfolge vonVersen, sondern ein systematischaufgebautesWerk.DerpresbyterianischePredigerBillySunday(1862-1935)ver-glichdieStrukturderHeiligenSchriftmitdemgenialenPlaneinesgöttlichenArchitekten.InseinerBibelfandsichfolgenderEintrag:

„Vor29Jahrentratich–mitdemHeiligenGeistalsmeinemFührer–durchdasTordesBuchesGenesisundflaniertedanndenGangderalttestament-lichenKunstgalerieentlang,woGemäldevonNoah,Abraham,Mose,Josef,Isaak,JakobundDanielanderWandhingen.AufdieseWeisegelangteichindasMusikzimmerderPsalmen,woderGeistüberdieTastaturderNaturgleitet,bisesscheint,alsobjedesRohrblattundjedePfeifevonGottesgroß-artigerOrgelaufdieHarfeDavidsantwortet,demlieblichenSängerIsraels.IchbetratdieKammerdesBuchesKohelet,inderdieStimmedesPredigerszuhören ist,undauchdasKonservatoriumvonScharonundderLiliederTäler,indemsichsüßeSpezereienbefandenundmichmitDuftumgaben.Daraufhinbetrat ichdieGeschäftsräumederSprücheunddasObservato-riumderPropheten.Dort sah ichTeleskope inunterschiedlichenGrößen.SiewarenaufGeschehnisseausgerichtet,dienochweitentferntlagen,undaufdenhellenMorgenstern,derzuunsererRettungundErlösungüberdenmondbeschienenen Hügeln Judäas erscheinen soll. Dann kam ich in dasEmpfangszimmerdesKönigsderKönigeunderhaschtedortetwasvondemEindruck, den auch Matthäus, Markus, Lukas und Johannes beschriebenhaben. Von dort aus ging es in das Gesprächszimmer,wo Petrus, Paulus,JakobusundJohannessaßenundihreBriefeverfassten.ZuletztschrittichindenThronraumderOffenbarung,wosichglänzendeGipfelerhoben.DerKönigderKönigesaßinHerrlichkeitaufseinemThronundhieltdasHeilderNationeninseinerHand.Dariefichaus:

LautrühmetJesuHerrlichkeit, IhnpreistdieEngelwelt. DieKronebringt,dasPurpurkleid, undkröntihnHerrscherderWelt!“19

DochnichtnurdieBibelalsGanzes,sondernauchjedesihrer66Bücherbesitzteinecharakteristische,innereStruktur.ZieldiesesArbeitsschrittesistes,dieseStrukturausdemTextherauszuarbeitenunddarzustellen.

Die Bibel studieren und lehren

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Wozu Sie eine Gliederung brauchen

„EineGliederungistdieAufteilungeinesGanzeninmehrerestrukturelleTeileoderBereiche,dieinsichweitgehendabgeschlossensind“–soerklärtesdasOn-line-LexikonWikipedia.20

DasErstelleneinerBuchgliederungisteinzeitaufwändiger,aberlohnenswerterArbeitsschritt:

• Die Gliederung gibt einen Überblick über den Inhalt. Nicht alles in der Bibelisteinfachzubegreifen(vgl.2Petr3,16).UmeinerbiblischenArgumentationfolgenzukönnen, istesdahervongroßemVorteil,GedankenschritteknappundpräziseinWortezufassen.Genaudasistes,wasSiebeimErstelleneinerGliederungtun.

• Die Gliederung bringt den Grundgedanken des Buches ans Licht.Sieübensichdarin, den Inhalt langer Abschnitte in kurzenÜberschriften zusammenzu-fassen. Die Zusammenfassung aller Haupt-Überschriften nennt man denGrundgedanken. Er bringt inwenigenWorten zumAusdruck,worum es indemBuchgeht.

• Die Gliederung bildet die Grundlage für das Lehren des Wortes.AnderewerdenIhrenAusführungennurfolgenkönnen,wennes Ihnengelingt,denGedan-kenflusseinesBuchesinlogischnachvollziehbarenSchrittenaufzuschließen.

Wie Sie eine Gliederung erarbeiten

DiemeistenBibelnwerdenvomHerausgebermitAbsätzenundÜberschriftenversehen. Von dieser vorgegebenen Gliederung sollten Sie sich nicht beein-flussenlassen,dennsieistgenausowenigBestandteildesgöttlichinspiriertenWorteswiedieKapitel-undVerseinteilung.

ZiehenSieandieserStelle IhresStudiumsauchnochkeineKommentareoderandereStudienhilfenzuRate. Siewürden sichnurdieFreudeverderben, IhreeigeneGliederungzuerstellen!

UmeinbiblischesBuchzugliedern,gehenSiefolgendermaßenvor:

1. Drucken Sie das Buch aus.Wenn Sie eine Bibelsoftware besitzen, könnenSie denText so formatieren, dass er in kleiner Schrift ganz links auf demBlatt steht, damit rechts ausreichend Platz zum Schreiben vorhanden ist

Kapitel 1 Ein Buch im Überblick

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(www.rigation.com – Arbeitsmaterial); alternativ können Sie den Gliede-rungsprozessnatürlichauchamPCdurchführen.

2. Identifizieren und benennen Sie die „kleinsten Sinn-Einheiten“ der erstenGliederungsebene.Dazu lesenSiedenText langsamundkonzentriertundmarkierenmiteinemBleistiftdiejenigenStellen,andeneneinneuerGedankebeginnt.Jederdieser„kleinstenSinn-Einheiten”gebenSieeineÜberschrift,dieexaktdie imTextabschnittvermittelteIdeewiedergibt.Solltedasnichtmöglichsein,müssenSiedenAbsatzvielleichtnocheinmalaufteilen.AchtenSiedarauf,dassIhreÜberschriftenknappformuliertsindund–wennmög-lich – Begriffe beinhalten, die in dem jeweiligen Absatz vorkommen. DieÜberschriften der verschiedenen Absätze sollten stilistisch zusammen-passen.

3. Identifizieren und benennen Sie die zweite Gliederungsebene. In diesemSchrittfassenSie„Sinn-Einheiten“zuneuen,größerenGruppenzusammen,die nacheinander kommen und eine ähnliche Idee vermitteln.21 Auch fürdieseneuentstandenenBlöckegiltes,passendeTitelzufinden,diedenobenbeschriebenenKriterienGenügetragen.

4. IdentifizierenundbenennenSiedieweiterenGliederungsebenen.FahrenSiesolangefort,gemeinsameElementezusammenzufassenundzubenennen,bisSiezumSchlusszur„Überschrift“(=demThema)desBuchesgelangen.

ImAnhangzuKapitel1sehenSieeinenAuszugdesGliederungsprozesses(sieheS.136)fürden2.Timotheusbrief (dievollständigeGliederungfindenSieunterwww.rigatio.com –Arbeitsmaterial). Versuchen Sie den oben beschriebenenAblaufanhanddiesesBeispielsnachzuvollziehen.

Gliederungsübungen,mitderenHilfeSielernen,vonderBenennungeinzelnerElementezudenÜberschriftenundschließlichzumThemazukommen,findenSieaufunsererWebsitewww.rigatio.com–Arbeitsmaterial.

Wie Sie eine Gliederung darstellen

Dietraditionell-gemischteGliederungverwendetindererstenEbenerömischeZiffern(I,II,III...),inderzweitenarabische(1.2.3....)undinderdrittenBuch-staben(BeispielsieheS.35BuchJona).„JedeUnterteilungmussmindestenszweiPunkteenthalten.Wennes inderGliederungdie römischeZiffer I gibt, dannmussesauchdieZiffer IIgeben,aufdenBuchstabenAmussderBuchstabeBfolgen.EskannmehrereNeben-oderUnterpunktegeben(C,Dusw.),aberzwei

Die Bibel studieren und lehren

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Abbildung:Gliederung

Kapitel 1 Ein Buch im Überblick

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müssenesaufjedenFallsein,ansonstensolltedieUnterteilungnichtgemachtwerden.“22

EineinfachesundzugleichflexiblesSystemistdieDezimalgliederung. ImAn-hangzuKapitel1 (S.138-139)findenSiedafüreinBeispiel (Gliederung2.Timo-theusbrief).

WennSieIhreGliederungübersichtlichaufeinerSeitedargestellthaben,werdenSie unter Umständen noch kleinere, stilistische Anpassungen vornehmenwollen.DanachsolltenSiesiemitGliederungenausKommentarenundBibelle-xikavergleichen.DenkenSiedabeinocheinmalkritischüberIhreeigeneArbeitnach.ÜberlegenSiesich,worindieStärkenundSchwächenderverschiedenenVersionenliegen.JemehrKommentareundNachschlagewerkeSiekonsultieren,destomehrGliederungsvariantenwerdenSiekennenlernen.

Während eines Bibelstudienkurses bekam ich einmal – zusammen mit achtweiteren Teilnehmern – die Aufgabe, eine Gliederung des alttestamentlichenBuchesJonazuerstellen.MeinErgebnisschautedamalssoaus:

Gottes Handeln mit JonaI.JonasersteBeauftragung(1,1–2,11)

1.JonasAuftrag(1,1–2) 2.JonasUngehorsam(1,3) 3.JonasersteZurechtweisung(1,4–2,11) a.JonaimBauchdesSchiffes(1,4–5) b.JonaunddieSeeleute(1,6–14) c.JonaimRachendesMeeresunddesFisches(1,15–2,11)

II.JonaszweiteBeauftragung(3,1-4,11)

1.JonasAuftrag(3,1–2) 2.JonasGehorsam(3,3–10) 3.JonaszweiteZurechtweisung(4,1–11) a.JonasZorn(4,1–3) b.JonaundderRizinus(4,4–7) c.DerHerrundNinive(4,8–11)

Beim Vergleichen der Arbeiten stellten wir fest, dass keine Gliederung exakteineranderenglich!EswarwiebeieinerGruppevonKünstlern,diealledieAuf-gabebekamen,dasPortraiteinesModellszuzeichnen.Nachdemsiedamitfertigwaren,waraufallenZeichnungendeutlichzuerkennen,umwelchePersonessich handelte, denn alle hatten die charakteristischenMerkmale desModells

Die Bibel studieren und lehren

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richtig erkanntundgekonnt aufsPapierübertragen.UnddochglichkeinBildexakteinemanderen,weiljederseinenindividuellenStilundseineihmeigeneArbeitstechnikangewandthatte.

Ebensowird auch die Gliederung, die Sie vom Titusbrief erstellen, Ihre ganz„persönlicheNote“tragen.

Studienteil

Analysieren Sie den Aufbau des Titusbriefes!

1. Führen Sie, wie oben beschriebenen, den Gliederungsprozess des Buches durch (www.rigatio.com – Arbeitsmaterial)!

2. Stellen Sie die fertige Gliederung mit der entsprechenden Numme-rierung auf einer DIN-A4-Seite dar (www.rigatio.com – Lösungen). Ihr Kursleiter wird Ihnen sagen, in welcher Form Sie Ihr Ergebnis den anderen Teilnehmern vorstellen sollen (Kopie, Beamer, Flipchart oder Folie).