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XV. Die Contacthiffe der Granite und Syenite im Schiefergebiete des Elbthalgebirges. Von Richard Beck in Leipzig. (Mit Tafel IX.) Das Sehiefergebiet des Elbthalgebirges geh(irte bis vor wenigen Jahren noch zu den geologisch minder bekannten Gegenden Sachsens. Bei gewissen iilteren Autoren, wie C h a r p e n t i e r, C. v. R a u m e r, B o n n a r d, F. H o ffm a n n, findet man nur sehr vereinzelte dortige Vorkommnisse beschrieben. Auf der 1846 beendeten geognostischen Karte des Kiinigreiches Sachsen yon C. F. Naumann und B. v. Cotta ist die Gegend zum erstenmale eingehender, wenn auch nut karto- graphisch beriicksichtigt. Denn leider erstrecken sich die im V. Heft der geognostischen Beschreibung des K(inigreiches Sachsen ent- hattenen Ertiiuterungen dieser Karte yon C. F. N a u m a n n nut auf einen sehr kleinen Theil des Gebietes, auf die Gegend yon Weesen- stein und Maxen. Der weitaus gr~isste Theil blieb unerliiutert. Dies veranlasste wohl H. Mietzseh, sich mit dem Gegenstand zu be- sch~iftigen. Er verSffentlichte im Jahre 1871 eine Beschreibung unseres Gebirgesl), die abet schon deswegen in petrographischer Beziehung nicht sehr eingehend sein konnte und oft irrthiimlich seia musste, well sic nicht auf mikroskopischer Untersuchung der Gesteine fusste. Seit dem :Frtihling 1887 bearbeitete der Verfasser im Auf- trage des Directors der kSniglich s~ichsisehen geologischen Landes- untersuchung, Herrn geheimen Bergrathes Professor Dr. H. C r e d n e r, das Gebiet. Die Frucht dieser Arbeiten waren fblgende Ver- (iffentlichungen : Section BerggiesshUbel der geologischen Specialkarte des K~inig- reiches Sachsen, nebst Erlii.uterungen. 1889. Section Pirna, nebst Erl~iuterungen. 1892. Section Kreischa-H~inichen, nebst Erlii,uterungen. 1892. 1) H. ~Iietzsch, Ueber das erzgebirgisehe Sehieferterrain in seinem nord- i~stlichen Theile. Dissert. Halle 1871.

Die Contacthöfe der Granite und Syenite im Schiefergebiete des Elbthalgebirges

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Page 1: Die Contacthöfe der Granite und Syenite im Schiefergebiete des Elbthalgebirges

XV. Die Contacthiffe der Granite und Syenite im Schiefergebiete des Elbthalgebirges.

Von Richard Beck in Leipzig.

(Mit Tafel IX.)

Das Sehiefergebiet des Elbthalgebirges geh(irte bis vor wenigen Jahren noch zu den geologisch minder bekannten Gegenden Sachsens. Bei gewissen iilteren Autoren, wie C h a r p e n t i e r , C. v. R a u m e r, B o n n a r d, F. H o f fm a n n, findet man nur sehr vereinzelte dortige Vorkommnisse beschrieben. Auf der 1846 beendeten geognostischen Karte des Kiinigreiches Sachsen yon C. F. Naumann und B. v. C o t t a ist die Gegend zum erstenmale eingehender, wenn auch nut karto- graphisch beriicksichtigt. Denn leider erstrecken sich die im V. Heft der geognostischen Beschreibung des K(inigreiches Sachsen ent- hattenen Ertiiuterungen dieser Karte yon C. F. N a u m a n n nut auf einen sehr kleinen Theil des Gebietes, auf die Gegend yon Weesen- stein und Maxen. Der weitaus gr~isste Theil blieb unerliiutert. Dies veranlasste wohl H. M i e t z s e h , sich mit dem Gegenstand zu be- sch~iftigen. Er verSffentlichte im Jahre 1871 eine Beschreibung unseres Gebirgesl), die a b e t schon deswegen in petrographischer Beziehung nicht sehr eingehend sein konnte und oft irrthiimlich seia musste, well sic nicht auf mikroskopischer Untersuchung der Gesteine fusste. Seit dem :Frtihling 1887 bearbeitete der Verfasser im Auf- trage des Directors der kSniglich s~ichsisehen geologischen Landes- untersuchung, Herrn geheimen Bergrathes Professor Dr. H. C r e d n e r, das Gebiet. Die Frucht dieser Arbeiten waren fblgende Ver- (iffentlichungen :

Section BerggiesshUbel der geologischen Specialkarte des K~inig- reiches Sachsen, nebst Erlii.uterungen. 1889.

Section Pirna, nebst Erl~iuterungen. 1892. Section Kreischa-H~inichen, nebst Erlii, uterungen. 1892.

1) H. ~ I i e t z s c h , Ueber das erzgebirgisehe Sehieferterrain in seinem nord- i~stlichen Theile. Dissert. Halle 1871.

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Ferner die kleineren Mittheilungen: Ueber das Sehiefergebirge etc. der Gegend yon Berggiess-

hiibel, Weesenstein und Maxen. Ber. d. Naturforschenden Gesellsch. zu Leipzig. 1890.

Ueber Amphibolitisirung yon Diabasgesteinen im Contaetbereiche yon Graniten. Zeitschr. d. deutschen geol. Gesellseh. 1891, pag. 257 ft.

(Im Verein mit W. L u z i.) Ueber die Bildung yon Graphit bet der Contactmetamorphose. Neues Jahrb. f. Min. 1891, Bd. II, pag. 28.

Ueber gequetschte Granite. Ber. d. Naturforschenden Gesellsch. zu Leipzig. 1891.

Ueher Brookit als Contactmineral. Neues Jahrb. f. Min. 1892.

Allgemeine geologische Verhiiltnisse. Unser Schiefergebirge liegt siidSstlich yon Dresden auf der

nSrdlichen Abdachung des Erzgebirges und zur Linken der Elbe. Es wird yon den Zufittssen dieses Stromes, der Lockwitz, Mtiglitz and Gottleuba, in tief eingeschnittenen Querth~tlern dm'chbrochen. Vom Spitzberg bet Possendorf and yon Kauseha aus, w o e s der yon Nordwest her Kommende zum erstenmale unter der jttngeren Decke des Rothliegenden and der oberen Kreideformation ange- schnitten findet, l~isst es sich in siidiistlicher Richtung noch auf eine Strecke yon 25 Kilometer hin bis in das Markersbacher Bahrathal verfolgen. Von hier ab noch welter ostwiirts wird alles i~ltere Ge- birge dureh die Quadersandsteinformation verhtillt, welche in diesem 5stlichen Theile des Erzgebirges his auf dessen KammhShe hinauf- steigt. Erst nach ether Unterbrechung yon 15 Kilometer L~ng'e sttisst man (istlich vom letztcn Aufschlnss bet Buchenhain unweit Markersbach wiederum auf Granit und Schiefergesteine, welche hier die Elbe an den unteren Geh~,tngen iln'er tiefen Thalsehlucht bet Tschirte und Rasseln nSrdlich yon Tetschen unter der Sandsteindecke der s~ichsisch-br Schweiz entbliisst hat. l) Am wenigsten verhtillt yon jtingeren Formationen tritt uns das Schiefergebirge zwischen dem Lockwitz- und dem Gottleubathal entgegen, in der Gegeud yon Maxen, Weesenstein und Berggiesshtibel. Hier bildet es eine Zone yon 4, 5--6 Kilometer Breite, welche sich an das

1) S. Era. H i b s e h , Die Insel ~lteren Gebirges im Elbthale nSrdlieh yon Tetschen. Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanstalt. 1891, Bd. XLI, Heft 2.

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292 l~icb ard Beck.

erzgebirgisehe Gneissgebiet angliedert, naeh ~N'ordost dagegen yon tier linkselbischen stidwestlichen Randzone des grossen Lausitzer Granitterritoriums abgeschnitten wird.

Man wtirde in reid orographischem Sinne die Landschaft, welche dureh das Schiefergebirg'e auf dieser Strecke gebildet wird, noch als einen Theil des Erzgebirges betrachten kSnnen. Denn topographisch besteht keine Grenzlinie zwische~ den beiden un- mittelbar benachbarten Regionen, and der Charakter einer sanft geneigten Hochfl~tche, wie er der gesammten nSrdlichen Abdachung des Erzgebirges zukommt, ist auch diesem Sehiefergebiete auf- gepriigt. Doch f~llt es schon in reid orographiseher Beziehung auf, dass hier die Richtung jener Neigung entschieden eine nord(istliche ist, was denn auch, wie sich zeigen wird, dutch eine yon der erz- gebirgischen verschiedene Tektonik begriindet ist. Im tibrigen herrscht ganz wie im erzgebirgischen Nachbarg'ebiet oben auf der eigentlichen Hochfliiche ein ziemlich einf~irmiges Landschaftsbild. Wit finden vor- wiegend ein finch welliges, meist vom Ackerbau in Beschlag ge- nommenes Gel~nde. Nut dort, wo h~irtere, der Verwitterung schwerer anheimfallende Gesteine eingelagert sind, treten uns langgestreckte und steile, gewiihnlich yon Wald bedeckte Hiihenr~icken entgegen, die aber immerhin noeh zu niedrig sind, um den Plateaucharakter wesentlieh zu stSren. Umso mannigfaltiger gestaltet sich die Scenerie, wenn wir in die oben genannten Querthiiler und ihre Seitensehluchten hinabsteigen. Die griinen Wiesenplanen der Thalsohlen ziehen sich hier zwischen bewaldeten Steilhiingen hin, welche h~ufig yon schroffen Felsriffen unterbrochen sind. Mit starkem Gef~tlle eilen die Fliisschen, deren Erosion diese Landschaftsbilder schui; der Elbe zu. An hiirteren Gesteinsmassen prallen sie nicht selten ab, um weiter seitlich das Hindernis zu durchbrechen. In diesen Thitlern finden wir den inneren Bau des Gebirges vortrefflich enthUllt, welcher yon einer ttber- rasehenden Regelm/issigkeit sich zeigt.

Wie schon aus der allgemeinen Lage der yon Nordwest nach Stidost verlaufenden gesammten Schieferzone zu schliessen war, herrscht ganz ausgesproehen ein nordwestliches Hauptstreichen. Die Schichten fallen unter einem meist recht steilen Winkel bach Nordost ein. Stellenweise ist ihre Aufrichtung eine so starke, dass dieselben vSllig" senkrecht stehen oder gar auf kiirzere Strecken hid iiberkippt sind. Auch bei zahlreichen Eruptivgiing'en, welche die Sehiefer durchsetzen,

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wiederholt sich das nordwestliehe Hauptstreichen. Dureh dieses geotektonische Merkmal unterscheidet sieh unser Gebiet vom Erz- gebirge und sehliesst sich vielmehr deL' Lausitz und den Sudeten an, in denen die Nordwest- bis Siidostrichtung die herrsehende ist. Mit der Lausitz hat das Elbthalgebirge siid~istlieh yon Dresden ehemals auch in unmittelbarem Zusammenhang gestanden, ehe die grosse SUdlausitzer Hauptverwerfung erfolgte, und ehe der weite Elbthal- kessel nnterhalb yon Pil'na sich bildete.

Zum Verst~tndnis der zu schildernden Contacterscheinungen ist es niithig, vorher die Gliederung des Schiefergebirges, sowie die Lagerungsverh~iltnisse und die petrographische Beschaffenheit der als Urheber jener Erscheinungen th~tig gewesenen Eruptivgesteine in den Hauptztigen vorzufiihren.

A. Das Schiefergebirge.

An der Zusammensetzung des clbthalgebirg'ischen Schiefer- gebietes betheiligen sich folg'ende Formationen:

Die Gneissformation, die Phyllitformation, das Cambrium, die Silurformation nnd die Devonformation.

H. M i e t z s c h unterschied nut Gneissg'ebirge, Glimmerschiefer- gebirge (-----Phyllitformation) und Thonschiefergebirge. Die g'rosse Regelmiissigkeit der Lagerungsverhitltnisse, welche die zahlreichen, untereinander parallelen, auf weite Strecken hin verfolgbaren Gesteins- einlagerungen zeigen, geht schon aus der ~tlteren geologischen Karte yon 1846 hervor und wurde auch yon H. M i e t z s c h 1) stark betont. Der letztere g'ieng allerding's zu welt, wenn er manche Einlagerungen, wie namentlich die untersilurischen Kalklager, zu durchgehenden Zonen verband. In dem ganzen Gebiet wurde ohne Ausnahme eine vSllig concordante Ueberlagerung der geschichteten Gebirgsforma- tionen untereinander beobachtet. Die Glimmerschieferformation ist bier, wit tiberhaupt im ~istliehen Erzgebirg'e, nicht entwickelt, wird Vielmehr yon den kleinkSrnigschuppigen Biotitgneissen der oberen

1) 1. c. pag. 26.

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2 9 4 Richard Beck.

Gneissformation vertreten. Da auch diese letztere bereits yon dem Lausitzer Streichen beherrscht wird und gleiehes Fallen, wie die sich anschliessenden phyllitisehen Gesteine besitzt, so besteht diese Coneordanz durch alle Formationen hindurch veto archiiischen Gneiss an bis zum Devon.

Auf die G n e i s s f o r m a ti o n, deren Gesteine nirgends in die Contacth~ife eintreten, braucht hier nicht eingegangen zu werden.

DiG sich unmittelbar anschliessende P h y l l i t f o r m a t i o n , deren Ausstrichzone sich yon Lungwitz fiber Biensdorf und Gottleuba bis Markersbach verfolgen liisst, ist etwas versehieden ausgebildet~ wie im sonstigen Saehsen. Neben den Phylliten und normalen Quarzit- schiefern stellen sich hier auch feldspathreiche Quarzitschiefer ein: welche in H~lleflinta ~thnliche Gesteine iiber~ehen. Aueh schieben sich Zwischenlager yon Chloritgneissen ein. Eine genauere Be- schreibung dieser und der iibrigen yon der Metamorphose betroffenen Gesteine des Schiefergebirges wird fiiglich jedesmal der sp~teren Schilderung der einzelnen zugeh(irigen Contaetproducte vorausgehen k(~nnen.

Gewisse, iibrigens nur sehwaeh entwiekelte Thonschiei~r im Hangenden der Phyllite wurden nach ihrer petrographischen Ueber- einstimmung mit a nderen siichsisehen und thiiringischen Vorkommnissen a l s c a m b r i s e h aufgefasst.

Auf die sehmale cambrisehe Zone folgt als miichtig" entwickelter, sehr mannigfach zusammengesetzter Complex die S i 1 u r f o r m a t i o n~ deren stratigraphische Bestimmung sich auf petrog'raphische Ana- logien und auf den Fund yon G r a p t o 1 i t h e n und R a d i o 1 a r i e n im Kieselschiefer yon Wittgensdorf ~) stiitzt. An dem Aufbau des Silurs betheiligen sich graue und schwiirzliche Thonschiefer, Kiesel- sehiefer~ Quarzite~ Grauwacken, Kalkgrauwaeken, Kalksteine, Schiefer- kalke, Diabase, Diabastuffe und Tuffschiefer.

Im Hanffenden der Silul~'ormation, besonders gut aufgeschlossen bei Weesenstein, finden wir sine Formation entwiekelt, welche mit der gr~issten Wahrscheinlichkeit dem D e v o n zugereehnet werden darf. Da sit in ihrer ganzen Erstreckung unmittelbar an den Lausitzer Granit angrenzt, ist sie durchaus dem Contactmetamorphismus anheim gefallen. Reconstruirt man ihren ursprtingliehen petrographischen

1) Erl. zu S. Kreischa-Hiinichen. 1892, pag. 11.

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Charakter nach Analogie anderer Vorkommnisse, so darf man au- nehmen, dass sie vor der Granitintrusion vorwiegend aus Grau- waeken bestanden hat, welche in h~ufiger Weehsellagerung mit Thonschiefern verkntipft waren, local auch Banke yon Conglomerat enthielten, ferner aus m~ichtigen selbstandigen Lagern unbestimmbarer, feldspathreicher Gesteine, aus Quarziten und Diabastuffen.

B. Die granitischen und syenitischen Eruptiv- gesteine.

Es traten im Ell)thalgebirge drei Massive yon granitischen und syenitischen Gesteinen in Wettbewerb bei den Einwirkungen auf das yon ihnen durchbroehene Sedimentgestein. Als viertes, minder be- deutendes Vorkommnis sehliesst sich an diese m~ichtigen Intrusiv- massen ausserdem noch eine Kette gangartiger Granitst~cke an, die aber nur sehr local eine Contactmetamorphose austibten.

I. Der Lausitzer Granit.

Der Lansitzer Granit stSsst auf der Linie Kauscha-Sttrrssen, K~ttwitz, Niederseidewitz an das Schiefergebirge an. Im ol)eren Dohmaer Thal siid~stlich yon Niederseidewitz beginnt das Quader- sandsteingebirge diese Grenze der unmittelbaren Beot)achtung auf eine weite Strecke hin zu entziehen. Aber bei dem schon genannten Dorfe Tschirte im Elbthal sehen wir ganz den nKmliehen Granit und ganz dieselben Schiefergesteine, welche wir bei Niederscidewitz ver- iiessen, wiederum in Contact. L~ings dieser 3~'5 Kilometer langen, yon Nordwest nach Siidost verlaufenden Linie grenzt, soweit die Beob- achtung mSglich ist und jedenfalls auch in dem verhiillten Abschnitt, das Lausitzer Granitmassiv an die devonisehe Grauwackenformation. Die Grenzverh:,~ltnisse erreg'ten zu einer Zeit. als man erst begann Beweise ftir die eruptive Natur tier GranitstScke zu sammeln, uud die gegentheilige Ansicht noch verbreitet war, grosse Aufmerksam- keit. Der Umstand n~imlich, dass diese Granitgrenze dem Haupt- streichen des Schiefergebirges ungeF,4hr parallel verl~uft, veranlasste C. v. R a u m e r ~) zu der Annahme, dass der Granit dem Schiefer

~) C. v. R a u m e r , Geognostische Fragmente. 1811, pag. 7--27,

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hier aufg'elagert sei. Friedrich H o f f m a n n 1) aber und C. F. Nau - m a n n 2) erkannten besonders an den Aufschlusspunkten der Gebir~'s- scheide am Wehr der K~ittwitzer Papierfabrik die intrusive Natur des Eruptivgesteines. Die Feststellnng der Granitgrenze ist zwar an einer ganzen Reihe yon Punkten m~glich, eine eingehendere Unter- suchung der Grenzverh~iltnisse ist jedoch ausser an dem bereits genannten Aufschluss nur noch im Bahrethal unterhalb yon Friedrichs- walde ausfiihrbar. Bei den iibrigen ThalLibersetzungen der Grenze hindern Bewaldung, Gehiingelehm oder Geh~ngeschutt e ine seharfe Beobachtung. Am K~ittwitzer Wehr im Miiglitzthal gewahrt man an der felsigen linken Thalwand, wie der mittelkiirnige Granitit 1"5 his 2 Meter vom Contact entfernt eine feinkSrnige Struetur annimmt und fast glimmerfrei wird. Diese an Gitngen gewShnliche endomorphe Contacterscheinung wurde schon wiederholt auch an GranitstScken beobachtet. Ch. B a r r o i s 3) beschreibt sie an den )[assiven yon Huelgoat und yon Morbihan. In der Lausitz wird der Granitit nach O. H e r r m a n n 4) nahe am Contact mit der Grauwacke bei BrSssnitz feink~)rnig. Der Biotit tritt zuritck und wird dutch )Iuscovit ersetzt.

Am KSttwitzer Wehr streicht das angrenzende Schiefergebirge Ost West bis Nord 750 Ost und bcsitzt saigere Schichtenstellung. Die Granitgrenze verlituft in ihrem Streichen und Einfallen zwar ungef~hr der Schichtung der Schiefcr parallel, das Eruptivgestein springt aber deutlich in wicderholten Ausbuchtungen ill alas Neben- gestein vor und entsendet auch eine schmale Apophyse in dasselbe. Nicht welt vom Contact bemerkt man {iberdies eiue eingeschlossene Schieferscholle im Granit. 5) Auch im Bahrethal verl~uft die Contact- flSche des Granites dem Schichtenverlauf des durchbrochenen Schiefer- gebirges ungef~thr parallel, wenn man yon den kleinen Ausbuchtungen absieht. Aueh hier wurden Apophysen festgestellt.

L) F. H o f f m a n n in Poggendorf's Annalen. 1829, XVI, pag. 536. - - Ueber- sicht der orographischen and geognostischen Verhitltnisse des nordwestlichen Deutsch- lands. Leipzig 1830, pug. 410.

2) C. F. N a u m a n n , Geognostische Beschreibung des KSnigreiches S~chsen. Heft 5, pug. 133--139 and in Karsten's Archiv, Bd. IV, pug. 184 ft.

3) Ch. B a r r o i s , Sur le massif granitique du ]:Iuelgoat. 1887, pug. 873. - - Modifications et transformations des granulites du Morbihan. Annal. d. 1. soci~t6

g~ol. du Nord. 1887, T. XV, pag. 10 et 17. ~) O. Iterrmann, Erl. zu 8. SchSnfeld-Ostrand. 1SSS, pag. 12. 5) Ausfiihrlicher in Erl. zu S. Pirna, pag. 14, nebst Fig. 1.

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In p e t r o g r a p h i s c h e r B e z i e h u n g zerf~tllt der Lausitzer Granit unseres Gebietes ganz wie in der Lausitz selbst in einen Granitit und in einen Granit.

a) Der G r a n i t i t .

Das im Elbthalgebirge unter diesen beiden bei weitem vor- waltende Gestein ist ein Granitit, den man besonders schiin auf dem Gamightigel bei Torna, bei Lockwitz, bei Dohna, bei 1Niederseidewitz und nSrdlich yon Rasseln im Elbthal ~) aufgeschlossen findet. Er ist ein vorwiegend mittelk~irniges, nm- ausnahmsweise, n~tmlich beim Rittergut Gamig unweit Dohna, sehr grobk~irniges Gestein. Er unterseheidet sich dutch seinen grossen Reichthum an 01igoklt~s yon vielen anderen Granititen und fiihrt immer reichtich braunen Glimmer, welcher feinschuppige Putzen, nut" selten jedoch gr~issere und ge- sonderte Individuen bildet, enthiilt dagegen gar keinen Museovit. Insgesammt nehmen folgende Mineralien, nach ihrem Vorwalten ge- ordnet, an seiner Zusammensetzung Theil: 01igoklas und Oligoklas- albit~), Orthoklas, Quarz, brauner Glimmer, Apatit, Zirkon, Pyrit, Mag'netit. Die Structur ist gewShnlich rein massig, doch tritt auch primiire Streckung als Folge yon fiuidalen Vorgiingen im Magma auf. Die ebenfalls mitunter vorhandene secund:,ire Streckung, welcim immer mit mikroskopischer Kataklasstructur verkutipft ist, darf hiermit nicht verwechselt werden. Das Gestein war stellenweise, wie hei K~ttwitz und auf dem Gamightigel, hier liings einer durchsetzenden Kluft, so hohem Gebirgsdruck ausgesetzt gewesen, dass :,iusserlich gneiss- oder plffllifiihnliche Producte entstanden. Aehnliches wurde yon E. H i bsch 8) -ira Elbthal beobachtet. Von dem in der eigent- lichen Lausitz vorwaltenden normalen Granitit4), einem typischen Oligoklasgranitit, unterscheidet sich das elbthalgebirgische Gestein dadurch, dass sein brauner Glimmer nur sehr selten g'r~ssere und dabei scharf hexagonal umgrenzte Bliittchen bildet. Die jenem fehlenden mikroskopischen Turmaline sind iibrigens auch hei ihm nur sehr sparlich vertreten. Wie jener fiihrt er bisweilen unregel-

1) E. H i b s c h , 1. c. pag. 259. 2) Erl. zu S. Pirna, pag. 10.

3) 1. c. pag. 263.

4) O . I - [ e r r m a n n , Erl. zn S. Pa l sn i t z , pag. 9. - - G, K l e m m , Erl. zu S. 1%ustadt-Hohwald, pag. 6 u. a. 0.

Mineral. und petrogr. Mitth. XI[I. 1893. (R. Beck.) 20

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29~ Richard Beck.

m~.ssige Ausscheidungen yon feinerem K0rn und gr~isserem Glimmer- reichthum, sowie auch seltene Einsehliisse yon Epidothornfels.

b) Der G r a n i t .

Der Granit ist aussehliesslich bei Dohna und Heidenau ent- wiekelt. Er unterseheidet sieh yon dem vorigen durch feineres Korn, durch die Ftihrung yon MusGovit und iiberhaupt dutch grCisseren Glimmerreiehthum. Wie der ihm ganz gleiehende normale Granit der eigentlichen Lausitz enthi~it er neben Einsehltissen yon Quarz- biotitgesteinen h~ufig Fraffmente yon Milchquarz.

II. Der Syenit nebst seinen granitischen und dioritischen Ab~inderungen.

Stidwestlich vonder Grenze des Lausitzer Granites und parallel zu derselben zieht zwisGhen dem Lockwitz- und dem MUglitzthal ein Zug von Eruptivgesteinen mit vol~viegend syenitischem Charakter bin. Zwar treten nur einzelne Partien desselben rUckenf(irmig unter der Hiille des Schiefergebirges hervor, abel' sie h~ngen nach allen Anzeichen unterirdisch zusammen und bilden ein einheitliehes Ganze. Als solches sind sie hinwiederum nur als der siid~istliehste Ausliiufer des grossen Granit-Syenitmassives der Gegend yon Meissen und des Plauenschen Grundes bei Dresden zu betrachten. Ihr directer Zu- sammenhang mit jenem wird durch die m:,ichtige Decke des Roth- liegenden und der Quadersandsteinformation verhUllt.

Typischer Syenit steht in der Geg'end yon BurgstKdtel und Tronitz an. Wie in der Meissner Gegend zu beiden Seiten der Elbe geht abel" der Syenit (istlich yon Tronitz ganz allmiihlich dureh sich steigernde Aufnahme yon Quarz nnd Biotit in einen Hornblende-" granitit tiber. Das Endglied der Reihe, der normale Granitit, ist hier night aufgeschlossen oder tiberhaupt nicht vorhanden. Dahin- gegen bildet sieh nach Stidwest hin zwischen Riihrsdorf und Wittgens- dorf eine dioritische Facies aus dem Syenit heraus, ~hnlich wie sigh am n()rdwestlichen Ende des grossen Meissner Massives zu den Syeniten und Hornblendegranititen yon Strehla, G(irzig und Sahlasan der Pyroxensyenit yon Griiba gesellt. 1) Die dioritiscbe Facies des elbthalgebirgisehen Massives bei Wittgensdorf besteht aus einem durch Hornblendegranitit mit dem typisehen Syenit verkniipften Quarz-

l) G. K l e m m , Erl. zu S. Riesa-Strehla. 15S9, pag. 19.

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glimmerdiorit und aus einem wiederum durch Ueberg~inge mit diesem verbundenen Quarzaugitdiorit. ~) Das Auftreten dieser Oesteine neben- einander erinnert in maneher Beziehung an die yon K. A. L o s s e n 2) yon der Ostseite des Brockenmassives beschriebenen Verh~ltnisse.

Die L a g e r u n g s v e r h A l t n i s s e der gesammten Gesteins- gruppe deuten darauf hin, dass das Schiefergebirge, welches sich zwischen den einzelnen zu Tage tretenden Partien vorfindet, nur als eine relativ dfinne Decke das Massiv theilweise verhiillt. Hiermit stimmt die hoehgradige Contaetmetamorphose Uberein, welche die Sehiefermassen zwischen jenen einzelnen Partien erlitten haben. Besonders deutlich markirt sich das Einkriechen des syenitisch- granitischen Massives unter die Schiefer in der Gegend des Lockwitz- thales, wie das Profil Fig. 1, Tar. IX beweist. Dasselbe ergab sich aus zahlreichen AufschlLissen fiber Tage und aus dem Profil des mit eingetragenen Preusserschachtes.

Die Oberfl~che tier gesammten Intrusivmasse muss eine hSchst unebene sein, was aus dem verschiedenen b~iveau der beobachteten Contaetpunkte hervorgeht. Das flache Einkriechen der Eruptiv- gesteine unter das Schiefergebirge scheint sich weithin nach SUdost zu fortzusetzcn. Der Hornblendegranitit yon Tronitz und Weesenstein erstreckt sich 5stlich yore MLiglitzthal wahrscheinlieh als unterirdischer, flach gewOlbter Rficken unter einer verh/iltnismiissig nur diinnen Hfille von Sedimenten fort, wie das schon H. M i e t z s c h ~ ) vermuthete. Hierf'dr splicht die sp~ter zu erw~ihnende ausserordentlich grosse Ausdehnung der contactmetamorphischen Gesteine nach dieser Rich- tung hin. Auch ist an der Stelle des Untertauchens der Eruptiv- masse dicht 5stlich yon der Papierfabrik das lappenF6rmige Ueber- greifen yon Schiefergesteinen auf den Granit direct zu beobachten. Dem scheint allerdings das Verhalten der SLid- und Nordgrenze des Hornblendegranits sfidwestlich yon Weesenstein zu widcrsprechen. Denn dort miissen die GrenzflAchen nach der Art, wie sie das tier eingeris~ene Thal iibersetzen, nahezu saiger stehen. Indessen kommen hier wahrscheinlich sp~itere Dislocationen mit in's Spiel, so dass man es daselbst gar nicht mit den eigentlichen Contactgrenzen~

~) R. B e c k , Erl. zu S. Kreischa-Hhnichen, pag. 50. ~) K. A. L o s s e n in Zeitschr. d. deutschen geol. Gesellseh. 1SS0, pag. 208 ft. 3) 1. e. pag. 37.

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~ 0 0 Richard Beck.

sondern mit senkrechten, das Lausitzer Streiehen- innehaltenden Vet ~ werfungskltiften zu thun hat.

Die p e t l " o g r a p h i s e h e B e s e h a f f e n h e i t der hierher ge- hSrigen Gesteine kann bier nur ganz kurz berUhrt werden. ~)

a) D e r S y e n i t .

Das mittelk(irnige Gestein ist rein massig oder besitzt primiire Parallelstrnctur infolge yon gleiehsinniger Stellung der Orthoklas- tiifelehen. Die mikroskopische Structur ist eine typiseh granitiseh- k(irnige. Dieser Syenit besteht aus folgenden, naeb ihrer Pr~tvalenz geordneten Gemengtheilen: Orthoklas, Hornblende - - Oligoklas, Biotit - - Quarz, Titanit - - Apatit - - Magnetit, Eisenglanz, Pyrit und Zirkon. Bei Sobrigan und am Blauberg treten sehr hornblende- reiche und orthoklasarme Modifieationen auf.

b) D e r H o r n b l e n d e g r a n i t i t .

Derselbe fiihrt dieselben Gemengtheile wie der Syenit, aber in anderem Mischungsverlfiiltnis. Sie wUrden naeh ihrem Vorwalten, wie folgt, geordnet werden miissen: 0rthoklas, Oligoklas, Hornblende, Biotit - - Quarz - - Titanit, Apatit: Magnetit, Eisenglanz: Pyrlt und Zirkon. Die Struetur ist wie beim Syenit.

c) D e r Q u a r z g l i m m e r d i o r i t .

Das granitiihnliche Gestein ist fast vSllig frei yon Orthoklas, dagegen reich an 01igoklas. Die Structur ist eeht dioritiseh, indem der Quarz als zwischengeklemmte Ftillmasse 'zwisehen den scharf begrenzten Feldspathleisten erscheint. Zu den beim Syenit genannten Mineralien tritt hier noch Mikroklin und Orthit. Das Misehnngs- verh~iltnis der Gemengtheile wUrde sich in folgender Reihenfolge ansspreehen lassen : Oligoklas - - Hornblende, Biotit~ Quarz - - Ortho- klas, Mikroklin, Apatit, Titanit, Magnetit, Pyrit, Zirkon und Orthit. Hiernach ~hnelt unser Vorkommnis yon Wittgensdorf vollkommen dem bekannten T o n a 1 i t G. v o m R a t h's 2) vom Monte Adamello.

1) Ausfiihrlicher in den Erl. zu S. Kreischa-H~nichen, pag. 51 und zu S. Pirna, pag. 16.

2) G. v o m R a t h , Beitr~ge zur Kenntnis der eruptiven Gesteine der Alpen. Zeitsehr. d. deutsehen geol. Gesellsch. 1864, Bd. XVI, pag. 249--266. - - R. L e p s i u s, Das westliche Slid-Tirol. 1878, pag. 148.

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Die ContacthSfe der Granite und Syenite etc. 301

d) Der Q u a r z a u g i t d i o r i t .

In diesem mittel- bis feinkSrnigen, dunkelgeii~rbten Gestein fehlt Orthoklas und Mikroklin g~inzlich, w~ihrend zu den Gemeng- theilen der vorigen Gesteine noeh Augit, und zwar ein D!allag, hinzugetreten ist. Titanit und Orthit wurden nicht beobaehtet.: Die Gruppirung tier Componenten ordnet sich hier nach der Priivalenz, wie folgt: Oligoklas - - Hornblende, Augit, Biotit - - Quarz, Apatit - - Magnetit~ Pyrit, Zirkon. ~Die Structur ist i~bnlich wie beim vorigen Gestein. Mitunter gewabrt man bis 7 Millimeter grosse porphyr- artige Einsprenglinge yon Diallag.

III. Der Markersbacher Granit.

Dieser Oranitstock triigt seine Beze'ichnung nach dem Dorfe Markersbaeh, welches unmittelbar an seiner Stidgrenze gelegen ist. Die Umrisse dieses Massives lassen sich nur zum Theil feststellen, da eine Decke yon Quadersandstein die tibrigen Partien verhtillt. Das Gestein bildet zwischen Markersbach, der Panoramah~ihe bei- Berggiesshtibel und tier Haltestelle Langenhennersdorf im Gottleuba- thal eine halbkreisf(irmig nach Westen hin ausgebogene Masse in- mitten des Schiefergebirgesi deren Durchmesser, yon Nord'en nach Siiden gemessen, 4"5 Kilometer betrfigt. Nach Osten hin ist Alles verhiillt. Die durchgreifende Lagerungsform ist gut naehweisbar. Sowohl die Schichten des Untersilurs, als auch die der Phyllitforma- tion stossen auf weite Strecken hin deutlich an dem Massiv ab, besonders zwischen Zwiesel und BerggiesshtibeI. Auch hier schiesst ausserdem die Oberfliiche des Stockes flach unter die Schiefergesteine ein. Dies war besonders klar in einem Steinbrueh an der Strasse siid(istlich von der Panoramahtihe bei Berggiesshtibel ersiehtlich. Hier war gerade die Contactfliiehe zwischen dem Granit und dem Andalusitglimmerfels angeschnitten, wie das Profil Fig. 2, Taf. IX, zeigt. In diesem stellt die Hauptpartie rechts genau die Ansieht dar, welche die Westwand des Steinbruehes im Sommer 1888 darbot. Die Profilebene liegt hier der Streichlinie der Grenzfl~icbe und zu- gleich des Schiefers parallel. Der links angesetzte kleinereTheil der Figur dagegen gibt e~nen Scbnitt senkrecht zum Streichen und wurde nach dem Befnnd mehrerer einspringendei" Ecken der St.ein- bruchswand construirt. Diesehr unregelmi~ssig buekelige ~Oberfliiche

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3 0 ~ Richard Beck.

des Granitstoekes schicsst hier im Durehschnitt unter 200 unter den Andalusitglimmerfcls ein, dessert Schichten unter 15 ~ Nordwest einfallen. Der sonst mitte!k~mige Granit wird 2--3 Meter veto Contact feink6rnig und fast glimmerfrei. Er wird yon Grcisen- trtimern durchsehwKrmt (siehe pag. 338) und enthKlt grobkrystalline Quarz-Orthoklasausscheidungen, die beide keine Darstellung in der Figur fanden. In sein Schieferdach hinein sendet der Granit zahl- reiche schmale Apophysen yon feink~rnigem, feldspathreichem und glimmerfreiem Gestein, welche in senkrechter oder schrKger R!chtung emporsteigen. Von diesen OKngen gehen hKufig schmale, bis 1 Milli- meter diinne Nebenzweige aus und dr~ngen sieh zwischen die Schichtenfugen des hier nicht massig ausgebildeten Contactgesteines ein. Hier erseheinen sie oft g~inzlich losgel~st yon ihrem Ausgangs- punkt als sehmale, nur bis 3 Millimeter starke Schmitzen, mitunter in kettenfSrmigen Reihen. Diese Injection yon Granit zwischen die SchichtflKchen des Andalusitglimmerfelses liess sich bis auf 10 Centi- meter Entfernung yon beiden SalbKndern der aufsteigenden GKnge aus verfolgen.

Dieses Vorkommnis erinnert au gewisse Beobachtungen be- senders franz6sischer Forseher 1), nach denen zuweilen, allerdings in noch viel ausgedehnterem Maasse, granitisches Magma in die Schichten- fugen des durchbroehenen Gesteines eingedrungen ist, derart, dass eine fSrmliehe Vermischung der beiderseitigen Substanz stattgefunden hat. Auch im ThUringer Wald hat H. L o r e t z ~) Aehnliches ge- sehen. VollstKndig den VerhKltnissen in dem besehriebenen Aufschluss entspricht endlieh die Schilderung, welche G. K 1 e mm s) yon der Injicirung eines Amphibolschiefers auf dam Huthberg bei Oberotten- dorf in der Lausitz entwirft.

Aus dem flaehen Einsehiessen des Markersbacher Granites unter die Schiefer erklK~ sich die grosse Breite des Contacthofes bei BerggiesshUbel, welehe dort den Betrag yon 2 Kilometer erreicht.

1) A. M i c h e 1 - L ~ v y nach Rosenbusch, Physiogr. II, pag. 46 - - Ch. B a r r o i s, Y~m. sur les gr6s m6tam, du massif granitique d e Gu~m6n& Ann. de la soc. du

Nord. 1884, Tom. XI, pag. 120. ~) H. L o r e t z , Bemerkungen fiber das Vorkommen yon Granit und ver-

~udertem Schiefer im Quellgebiete der Schleuse. Jahrb. d. k. preuss, geol. Landesaust .

1886, pag. 279. 3) G. K 1 e m m, Erl. zu S. Neustadt-Hohwald. 1890, pag. 14.

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Auch nordwesflich yon Markersbach ist die Unterteufung der metamor- phischen Schiefer durch den Granit direct zu bcobachten.

In p e t r o g r a p h i s c h e r B e z i e h u n g 1) ist das Gestein yon Markersbach ein G r a n i t i t , der sich scharf yon dem Lausitzer unterscheidet. Das vorwiegend mittelkSrnige Gestein ist sehr glimmer- arm. Es besteht aus Plagioklas (wesentlich einem Oligoklas), Ortho- klas, Quarz und einem braunen Lithioneisenglimmer, enthiilt ausser- dem Apatit, Zirkon, Pyrit, Magnetit und bisweilen Flusspath.

IV. Der Turmalingranit von GotUeuba.

Auch an den gangartig verschm~lerten und mit ihren Liings- axen in einer nach Nordwest streichenden Linie liegenden kleinen GranitstScken der Gegend yon Maxen und Gotfleuba finden wir, wenn auch hier nur sehr spiirliche und locale Spuren einer Um- wandlung des Schiefergebirges, so auf Rosch' HShe beim St~idtehen Gottleuba und unmittelbar an der Strasse bei Cratza. Die ganze Kette besteht aus sechs einzelnen StScken. Der gr~sste derselben bei Gottleuba ist 3 Kilometer lang und 1 Kilometer breit, der kleinste bei Bovna stellt eine Masse yon nut wenigen Metern im Durchmesser dar. Die ganze Reihe l~sst sich yon Maxen bis Cratza auf 17 Kilo- meter Entfernung hin verfolgen, allerdings mit einer Unterbrechung yon 5 Kilometer zwischen Hfiselich und Borna. Die geradlinige Anordnung dieser StScke und die gleiehbleibende Beschaffenheit ihres Gesteins lassen vermuthen, dass sie siimmtlieh aufein und derselben Gangkluft in das Gefdge des Schiefergebirges eingedrungen siud. Diese veal/tuft parallel mit dem Hauptstreichen. Deshalb sitzen alle diese gangartigen Granitstiicke in einem und demselben geologischeu Horizont, n~imlich gerade zwischen der Gneiss- und Phyllitformation oder nahe der liegenden Grenze der letzteren.

In p e t r o g r a p h i s e h e r B e z i e h u n g geh(irt das Gestein zu den glimmerfreien, Turmalin ftihrenden Graniten. Neben dem vor- herrschenden Orthoklas, Plagioklas und Quarz betheiligen sich an der Zusammensetzung des grob- his feinkSrnigen Gemenges Turmalin, Zirkon und Apatit, aber nur ganz spiirliche und wohl nur secundiire, lichtgef~rbte Glimmerschiippchen. Der Turmalin bildet unregelmiissige

~) Erl. zu S. Berggiesshiibel pag. 25 ausfiihrlieher.

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304 Richard Beck.

S~iulchen oder tritt mit Q uarz innig verwaehsen zu radialstrahligen Aggregaten zusammen.

Das Gestein zeigt allenthalben die Merkmale ether Bearbeitunff dureh hohen Gebirgsdruek. In der Gegend yon Maxen hat die Dynamometam0rphose sogar v~llig sehieferige Gesteine yon gneiss- iibnlichem Habitus aus ihnen gebildet. 1) Diese fiihren neben den aufgeftihrten Mineralien noeh Mikroklin und Serieit und zeiehnen sich dureh eine vollkommene Kataklasstruetur aus.

V. Gan00ranite.

Wobl sehr bald nach dem Erstarren der granitischen und syenitischen Massenergiisse drangen an zahlreichen Stellen Gi~nffe yon meist(feink(irnigen glimmerarmen oder glimmerfl'eien Graniteu (Apliten) hervor und durehsetzten bald jene Massive selbst, bald das umgebende Sehiefergebirge. Man findet sie im Syenit des Lockwitz- thales , im Hornblendegranitit an der Weesensteiner Papierfabrik, im Lausitzer Granitit stidiistlieh yon Nieder-Seidewitz, im Markers- bacher Granitit bet Berggiesshiibel, im Augit-Hornblendeschiefer bei Weesenstein.

C. Die Contacterscheinungen.

AIIgemeine iVerbreitung der Contactproducte. Die bisher gesehilderten allffemeinen Lagerung'sverhitltnisse

zwischen Schiefergebirge und Eruptivgesteinen haben gezei•t, wie iiusserst gtinstig" im Elbthalgebirg'e die Vorbeding.ungen f'fir eine m~gliehst ausgedehnte Contaetmetamorphose sind. Besonders wichtig" flit die Entstehung der letzteren, wenn nieht geradezu nothwendig" flit dieselbe, seheint die U e b e r d a e h u n g " de r E r u p t i v m a s s e n mi t S e d i m e n t g e s t e i n zu sein, welehe jetzt noeh auf weiten Streeken besteht und welehe jedenfalls in fi'Uherer Zeit, vor der sp~teren Denudation, durehweg vorhanden war. Es wiederholen sieh hier die Verh~ltnisse,' wie sie ~hnlieh sehon an so vielen Granit- st~eken der Erde besehrieben wor'den sind, besonders aueh an denen

~) Ausffihrlicher in Erl. zu S. Berggiesshfibel, pag. 33, ErL zu S. Kreischa- H~nichen, pag. 55 und Berichte der Naturs Gesellscb. zu Leipzig. 1890/91, pag. 113.

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des westlichen Erzgebirges und des VogtIandes. 1) Die Contact- gesteine sind im Elbthalgebirge in folgender Weise verbreitet:

Das gesammte Schiefergebirge zwischen dem Lausitzer Granit und dem syenitisch-granitischen oder auch local dioritischen Zug yon Eruptivgestein der Gegend yon Burgsti~dtel, Tronitz, Weesenstein nnd Wittgensdorf ist contaetmetamorphisch beeinfiusst~ ebenso das Schiefergebirge zwisehen den einzelnen Partien jenes Zuges und eine 300--500 Meter breite Zone sUdwestlich yore Weesensteiner Horn- blendegranitit. Man erhiilt als Breite der gesammten Contaetzone im Lockwitzthal 3, im MUglitzthal 2 Kilometer. 0bwohl der Horn- blendegranitit, im Mtiglitzthal der einzige Vertreter jenes proteus- al~igen Eruptivzuges, dicht jenseits dieses Thales, wie wir sahen, wieder v~illig untertaueht, hiilt diese ausserordenfliche Breite der Contactzone stidwestlich yore Lausitzer Granit nach Stidost hin an. Sie beliiuft sich im Seidewitzthal auf 3"5 Kilometer, bei Friedrichs- walde auf 2"5 Kilometer. Dies wtirde ohne unsere oben pag. 299 ausgefiihrte Annahme einer unterirdischen Fortsetzung des Granites fiach unter dem Sehiefergebirge, welt nach Siidost hin, ganz un- erkl~rlich sein. Vielleicht sogar stossen der Lausitzer Granit yon Dohna und iNiederseidewitz unterirdisch mit dem Weesensteiner Granitzug zusammen. Auch im Elbthal bei Tschirte und Rasseln haben das Grauwackengebirg'e, sowie die silurischen Schiefer und Diabase nach E. H i b s c h 2) vom Lausitzer Granitit aus bis auf l"4 Kilometer Entfernung hin eine contactmetamorphische Beein- fiussung erlitten.

Am Markersbaeher Granitit sind die Contacterscheinungen in einem ununterbrochenen Hofe entwickelt, der in der Niihe yon Berg- giesshtibel, wie wir sahen, 2 Kilometer Breite erreicht. Zwischen Ottendorf und Berggiesshtibel kommen sich die Aussengrenzen der Contactzone des Markersbacher Granites und des breiten Contact- gebietes yon Friedrichswalde auf 2"5 Kilometer nahe~ und es jst mSg'lich, dass sie unter der Quaderhiille in der Gegend des Cottaer Spitzberges miteinander verfiiessen. Das Studium der Contact-

2) Besonders gut nachweisbar in der Gegend yon Schneeberg, vergl. K. D a 1 m e r, Erl. zu S. Schneeberg, pag. 22--28. Der neue schSne Aufschluss der Gebirgsscheide am Gleesherg, welcher s ich.dem unserigen, in Fig. 2 dargestellten, an die Seite stellt, wird dem Vernehmen naeh yon anderer Seite beschrieben werden.

2) 1. e. pag. 366.

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306 Richard Beck.

erscheinungen ist am Markersbacher Stock insofern ein leichteres als im Gebiete der anderen Massive, weil bier die Granitgrenze zum gr~issten Theil quer zum Streichen der Sehiefer verliiuft. So kann man hier an den einzelnen Sehichtencomplexen die Umwandlung schrittweise yon ihren ersten Anf~tngen an bis zum H(ihepunkt ver- folgen, w~thrend an jenen das unveriinderte Material oft Uberhaupt vermisst wird.

Sehr auff'~illig ist die iiusserst schwaehe Entwicklung einer Contactmetamorphose am Gottleubaer Turmalingranit. Hie r zeigen die sonst so empfindlichen anstossenden Phyllite gar keine Symptome einer Umwandlung, obwohl niehts dazu zwingt, Verwerfungen anzu- nehmen, welche etwa ehemals vorhandene Contactproducte der Beob- achtung hiitten entrUcken ktinnen. Nur die der Phyllitformation ein- gelagerten feldspathreichen Quarzitschiefer zeigen an zwei Stellen in einer etwa 50 Meter breiten und 0"5--1 Kilometer langen Zone unmittelbar am Granit eine Umwandlung in Biotithornfels.

Dass sich stellenweise auch in den Eruptivgesteinen e ndo- m o r p h e C o n t a c t e r s c h e i n u n g e n geltend machen, geht aus dem auf pag. 296 Gesagten hervor.

Die nach der frtiheren Besehreibung sehr scharf entwickelte petroga'aphische Individualitiit der einzelnen Intrusivmassen spricht sigh durchaus nicht zugleich in einer verschiedenen Ausbildungs- weise der Contactgesteine in den gleichen umgewandelten Schichten aus. Die Contaetproducte riehten sich vielmehr ganz ausschliesslich nach der urspriinglichen Beschaffenheit der Sedimente und nach dem Abstand derselben yon der Contactfliiehe. Bei der grossen Ver- schiedenheit des ursprUnglichen Gesteinscharakters in unserem reich gegliederten Schiefergebirge sind darum auch die Contactgesteine yon ausserordentlicher Mannigfaltigkeit. Dies gilt vom Contact- metamorphislnus im gew(ihnliehen Sinne. Anders verhiilt es sieh mit den Erscheinungen des Impriignationsmetamorphismus, der ja tiber- haupt in seinem ganzen Wesen ab~reicht. Er ist im Gegentheil offenbar im hohen Grade abhitngig yon der petrographischen Be- schaffenheit der Intrusivmassen, an denen er auftritt. Im Elbthal- gebirge zeigt er sich nut am Markersbacher Granitit. Es empfiehlt sich datum, ihn spiiter gesondert zu beschreiben.

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I. Die eigenUiche Contactmetamorphose.

a) D i e C o n t a c t m e t a m o r p h o s e d e r G e s t e i n e d e r P h y l l i t - f o r m a t i o n .

1. Die Umwandlung der Phyllite.

Die u n v e r ii n d e r t e n glimmerigen Pbyllite der Gegend yon Berggiesshtibel gleichen vSllig denen des westliehen Erzgebirges, deren genauere Untersuehung wit K. D a I m e r z) verdanken, und deren Beschreibung hier nicht wiederholt zu werden braueht. Die Phyllite haben am Markersbacher Granit ganz dieselbe U m w a n d - l u n g erlitten, wie sie an den Granitst(icken des westlichen Erz- gebirges in den dortigen phyllitisch-cambrisehen Schiefern sich ab- spielte. ~-) Hier wie dort lassen sich vier Stadien der Metamorphose unterscheiden, welche nach dem Gesetz yon D ur o eh er 3) propor- tional mit der Abnahme der Entfernuug vom Granit sich steigert:

1. Das Stadium der Fruchtsehiefer mit unver~inderter Schiefer- masse.

2. Das Stadium der Fruchtschiefer mit krystallinisch veriinderter Sehiefermasse.

3. Das Stadium der schieferigen Glimmerfelse. 4. Das Stadium der Andalusitglimmerfelse.

1) K. D a l m e r , Erl. zu S. L~issnitz. 1881, pag. 4--6 . ~) Die Ansieht, dass die Fleckschiefer und die mit ihnen vergesellsehafteten

,gneissiihnlichen" Gesteine des w e s t l i c h e n E r z g e b i r g e s durch den Einfiass der Granite entstanden seien, wurde zuerst yon Otto F r e i e s I e b e n aufgestellt (Acten der Mteren geol. Landesunters.). Er nahm eine Impriigaation mit Feldspath an. A. v. G u t b i e r spricht die betreffenden Gesteine am Kirehberger Massiv bestimmt ale nmgewandelte Thonschiefer an (Geognostisehe Beschreibung des Zwickauer Sehwarzkohlengebirges and seiner Umgebungen. Zwickau 1834, pag. 136). Ausfiihr- licher findet sich der Gegenstand bei folgenden Autoren bearbeitet : C. F. N a u m a n n, Geognostische Beschreibung des KSnigreiches Sachsen. 1845, Heft 2, pag. 264--267. - - L. C a r i u s , Ueber die Thonschiefermetamorphose bei Eiehgriin in Saehsen. Annal. Chem. Pharm. 1855, Bd. XCIV, pag. 45--56. - - H. R o s e n b u s e h , Die Steiger- Schiefer und ihre Contaetzone an den Graniten yon Barr-Andlau und Hohwald. Abhandl. zur geol. Specialk. yon Elsass-Lothringen. 1877, Bd. I, Heft 2. Behandelt aueh die Gegend yon Kirchberg. - - Die P u b l i c a t i o n e n d e r L a n d e s u n t e r - s u e h u n g , besonders K. D a l m e r , Erl. zu S. LSssnitz, 1881, pag. 47; S. Schnee- berg, ]88B, pag. 36; S. Kirchberg. 1884, pag. 25 ft.

3) D u r o e h e r , ]~tud~s sur ls m~tamorphisme .des roehes. Bull. soc. g~ol. de la France. 1845--1846, (2) III, pag. 546--647 (nach R o s e n b u s c h ) .

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3 0 8 Richard Beck.

Eine Besehreibung der f'tir die einzelnen Stadien bezeiehnenden Gesteine, welehe sehon so oft gegeben wurde, erseheint hier Uber- fliissig. Es sei nut betont, dass die Vorg~tnge auch bei Berggiess- hUbel bestehen:

1. in einem allm~ihliehen Versehwinden des Chlorits, 2. in einer zunehmenden Neubildung yon braunem Glimmer und

yon Andalusit, 3. in einer Umkrystallisirung des Quarzes unter Vergr~sserung"

des Kornes, 4. in der Herausbildunff der Contaetstruetur des Gesteines

(siehe pag. 310).

2. Die Umwandlung der Chloritgneisse.

Die u n v e r ~i n d e r t e n Chlorltgneisse sind ein dem Elbthal- gebirge und dem Sehiefergebirge der Gegend yon Nossen eigen- thUmlieher Gesteinstypus, weleher zuerst dutch K. D a 1 m e r 1) yon Tanneberg besehrieben wurde. Die Hauptgemengtheile des dunkel- grauen bis sehmutziggrtinen , feinkiJrnig-sehuppigen Gesteins yon gneissartigem Habitus sind Albit, Orthoklas, Quarz und Chlorit. Ausserdem ftihrt es noeh sehr reiehliehen Apatit, endlieh Titaneisen , Titanit und Zirkon. Die Feldspathe und der Quarz bilden unregel- m~issige Ktirner, der Quarz solehe yon sehr klelnen Dimensionen. Chlorit ist in SehUppehen ausgeschieden. H~tufig weehseln lieht- fleisehrothe, feldspathreiehe Lamellen mit dunkelgrUnen, ehlorit- reiehen Lagen. Diese zarten Sehiehten umsehmiegen mitunter aueh augenartig -hervortretende grtissere Feldspathktirner yon rundlieheff Umrissen.

Die Zusammensetzung" dieser Gesteine und die nicht seiten bemerkbare Kataklasstruetur derselben kiJnnte dazu ermuntern, in ihnen dutch Druck veranderte Eruptivgesteine zu sehen, etwa Granit- porpbyre. Dieser Vorsteilung stellt sieh die Be0baehtung entgegen, dass die Chloritg'neisse ~iusserst regelm~issige, den Phylliten zwisehen- gesehaltete Lager bilden, wie das besonders deutlich bi~i Giesenstein hervortritt~), und dass den hangendsten Sehiehten des Chloritgneiss- lagers yon .~liihlbaeh bei Maxen ein regelm~issig gesehiehte~es Kalk- steinlager eingesehaltet ist.

~) K. D a I m e r , Erl. zu S. Tanneberg. 1888, pag. 12. ~') Ausfiihrlicher iu den Erl. zu Berggiesshiibel, pag. 12--14-

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Am Markersbacher Granit erleiden dis Chlolitgneisse eine U ro- w a n d 1 u n g i n B i o t i t g n e i s s e, welche ~ ~iusserlich yon gewissen Gliedern der erzgebirgisehen Gneissformation night zu unterscheiden sind. Der Vorgang geschisht in folgendsr Wsiss: Dsr Chlorit ver- schwindet ganz allm~ihlieh und wird durch braunen ~ Glimmer ersetzt, dsssen Bl~ittchen rundlich-lappige Umrisse besitzen und kreuz und quer gestellt sind, w~ihrend die lagenf6rmige Schichtung des Gesteins sish sonst bewahrt. Die QuarzkSrnchen krystallisiren zu g'rSssersn Individuen urn, wslehe h~iufig Scheibchen yon braunem Glimmer, seltener auch Fliissigksitseinschltisse beherbergen. An den Feld- spathen wurden mit Sicherheit Veriinderungen nicht nachgswiesen. Andalusit wurde nicht gefundsn.

3. Die Umwandlung der feldspathreichen Quarzite.

Die u n v e r ~ n d e r t e n Q u a r z i t e der Phyllitformation des Elbthalgebirges sind etwas abweichend wie in anderen Gegenden ausgebildet. Schon mit blossem Auge erkennt man n~imlich in dem graulich- weissen, dLinnplattig brechenden, zuckerkSrnigen Gestein ziemlieh zahlreiche bis steeknadelkopfgrosse Plagioklase und viele Schuppehen eines sericitartigen farblosen, seidegl~inzenden Glimmers, die in parallelen ~treifen auf den Schichtfl~ichen geordnet erscheinen. Die QuarzkSrnchen, welehe die Hauptmasse des Gesteins ausmachen, zeigen unter dem Mikroskop zackig ineinander eingreifende Riinder, w~ihrend sich an den mitunter schalqeckigen Umrissen der Plagio- klass Kataklasstructur verr~th. Accessorisch finden sich Zirkon- und Ratilmikrolithen singesprengt. Zwischen dem Bahrethal und dem Marksrsbacher Thai tritt in der liegsndsten Zone der Formation ein Zug ~iusserst fsldspathreicher und dabei sshr feink~rniger, fast dicht erscheinender Gesteine ~hnliehsr Art auf, fdr welehe die Bezeichnung Hornschiefer oder schieferige H~illeflinten anwsndbar erscheint.

Diese letztgenannten Gesteins zeigen am Turmalingranit yon Gottlsuba eine U m w a n d l u n g ' in f e l d s p a t h f L i h r e n d e B i o t i t - h o r n f e 1 s e. Von diesem Contactproduct wurds auch ein unmittelbar dem Markersbachsr Granitit auflisgendes Vorkommnis beobachtet, Welches aller Wahrscheinliehkeit nach aus demselben Muttsrgestein hervorgieng. Diese IIornfelse bestehen haupts~chlich aus Quarz, Plagioklas und braunem Glimmer, welcher der Ktirze wegen als

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Biotit bezeiehnet werden mag. Sehr reiehlieh beigemengt ist Tur- malin, seltener Titanit, Magnefit und Zirkon.

Quarz und Plagioklas zeigen die fttr diese Mineralien als Contaet- produete so eharakteristisehe polygonale Entwieklung. Ihre Ki~rner besitzen niimlieh keine zaekig oder wellig ineinander greifende Riinder, wie das bei den betreffenden Gemengtheilen in arehiiisehen Sehiefergesteinen hiiufig der Fall ist. Sie haben vielmehr eine geradfliiehig umgrenzte polygonale Gestalt yon sehr gleiehm~tssig allseitiger Raumentwieklung. Auf diese Form des Contaetquarzes hatte bereits Ch. B a r r o i s 1) mehrfach hingewiesen. Sehr eingehend besehrieben und auch flit die Feldspathe hervorgehoben wurden diese Structurverh~iltnisse spiiter yon A. S a u e r ~) und den auf pag. 311 citirten siichsisehen Geologen. Die den lichten Untergrund der DUnn- schliffe bildenden Quarz-Feldspathaggregate erseheinen in unserem Gestein pflasterartig, oft sogar, wie O. H e r r m a n n und E. W e b e r 3) sich ausdriiekten, bienenwabenartig (siehe auch spiiter pag. 333). Ferner Ftihren sowohl Quarze, wie die wasserhellen Plagioklase zahl- reiche Einsehltisse yon winzigen, kreisrunden Biotitscheibchen, was ebenfalls yon A. S a u e r 3) als eine Eigenthtimlichkeit dieser Mine- ralien als Contactbildungen erkannt wurde. Der Quarz beherbergt ausserdem scharfe Turmalinkryst~illchen, der Plagioklas rundliche Quarzk(irnchen. Der im Gestein regellos vertheilte Biotit besitzt hier~ wie fast in allen untersuchten Contactgesteinen, wenn er nut kleine Individuen bildet, rundliehe, manchmal aueh scharf hexagonale Gestalt, wenn seine Bliittchen griJsser sind, lappenf6rmige Umrisse mit abgerundeten Zipfeln, forint sich aber nicht zu randlich zer- schnittenen und zerschlissenen Schuppen, wie in den Gneissen und architisehen Glimmersehiefern, sehmiegt sieh aueh nicht, wie in diesen, den Umrissen der Quarzk(irner an. Auf diese Merkmale des Contact- biotits wurde schon yon Cb. B a r r o i s 4) eingehend aufmerksam gemacht.

1) Ch. B a r r o i s , ~I6m. sur le granite de Rostrenen (CStes-du-Nord), s e s

apophyses et ses contacts. Ann. de la Soc. G~ol. du Nord. 1884, Tom. XII, pag. 29 et 33. ~-) A. S a n e r , Erl. zu S. Meissen. I ~ 9 , pag. 43 ft. '~) O. H e r r m a n n und E. W e b e r , Contactmetamorphische Gesteine der west-

lichen Lausitz. Neues Jahrb. f. Min. 1890, Bd. II, pag. 187. 4) Ch. B a r r o i s , M~m. sur les gr~s m~tamorph, du massif granitique du

Gu~m~n~ (Morbihan). Ann. de la Soc. G~ol. du Nord. 1884, Tom. XI, pag. 111.

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Da hier zum erstenmal im Laufe dieser Abhandlung die Feld- spathfiihrung eines Contactgesteines erw~ihnt wird, mbgen einige historische Bemerkungen tiber diese theoretisch interessante That- sache Platz finden. Schon die Beobachter der vormikroskopischea Zeit der Petrographie sprechea 5fter yon neugebildeten Feldspathen in den Contactgesteinen an Granitst~cken. So erw~ihnt G. yore Rath ~) in den aus silurischen Sedimenten bei Drammen entstandenen gneiss- i~hnlichen Gesteinen ausdrticklieh Feldspath. hls H. R o s e n b u s e h 2) sparer die gleichen Angaben der iilteren s~chsischen Geologen in ihrer Beschreibung der sogenannten Cornubianite des westlichen Erzgebirges im allgemeinen nicht bestiitigt fand, meinte er, die Feld- spathfiihrung der Contaetgesteine sei m~r eine ganz vereinzelte Aus- nahme wie bei dem eapli~ndischen Hornfels Cob e n's 8), bei einem Cordierithornfels der Vogesen un4 einem Andalusithornfels yon Nieder- crinitz bei Kirchberg. Seitdem haben aber nacheinander die mikro- skopischen Untersuchungen yon A. P e n k ' ) , W. C. Brbggerb) , K. A. L o s s e n e ) , A. SauerT), dem VerfasserS) , O. Herr- mann') , E. Weber~O), G. K l e m m ~ ) , W. Salomonr~), A. Harker

' ) G. v e t o R a t h , Aus Norwegen. Neues Jahrb . L ~Iin. 1S69, pag. 424. 2) H. R o s e n b u s e h , Steiger Schiefer. 1877, pag. 226. 31 C o h e n , Geogn.-petrogr . Skizzen aus Sfidafrika. Neues Jahrb . f. Min.

1874, pag. 460- -505 . *) A. P e a k , Ueber einige Contactgesteine des Christiania-Silurbeekens. Nyt

Magaz. s Naturvidenskab. 1879, XXV, 1, pag. 66. 5) W. ~. B r 5 g g e r , Die siluriscben Etageu 2 und 3 im Cllristiauiagebiet und

auf Ekvr. 1882, pag. 328 u. a. 8) K. A. L e s s e n , Ueber die Ekergneisse im Jahrb. d. k. preuss, geol. Landes-

anstalt. 1888, pag. X X X V I I und XLI. 7) A. S a n e r , Erl. zu S. Meissen. 1889, pag. 43 ft. s) R. B e c k , Erl. zu S. Berggiesshtibel. 1889, pag. 47 ; Erl. zu S. P i rna ,

pag. 32, 40; Erl. zu $. Kreischa-tt~uichen, pag. 63. 9) O. H e r r m a n n und E. W e b e r , Contactmetamorphische Gesteine der

westlichen Lausitz. Neues Jahrb . f. Min. 1890, Bd. II, pag. 187. - - O. Herrmann, Erl. zu S. Pulsnitz. 1890, pag. 24 ; ErL zu S: Bischofswerda, K1. Marienstern u. Am

1~) E. W e b e r , Eft. zu S. Kbnigbrtick. 1890, pag. 22 ; Erl . zu S. Radeberg, Kamenz u. A. - - E. W e b e r , Die ,Wei~enberger Gneisse". Neues ~rahrb. f. Min. 1891, Bd. I, H. 2, pag. 211.

li) G. K l e m m , Erl. zu S. Neustadt-Hohwald. 1890, pag. 12. 1-~) W. S a 1 o m o ~, Geologische und petrugraphische Studien am Monte Aviblo.

Zeitschr. d. deutschen geol. Gesellsch. 1890, pag. 492.

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3 1 2 Richard Beck.

and J. E. M a r r 1) eine sehr grosse Verbreitung yon neugebildeten oder mindestens umkrystallisirten Feldspathen in contactmetamor- phischen Schiefern und Grauwacken der pal~ozoischen Formationen dargethan. Dahingegen haben die Feldspathe der yon Ch. Barro.is~) beschriebenen ,quarzites micac~s feldspathis~s" yon Gu~m~n6 (Ortho- klas, Oligoklas, Mikroklin) genetisch nichts mit den neugebildeten Feldspathen unserer Contactgesteine zu thun. Sic verdanken viel- mehr nach dem angefUhrten Autor ihren Ursprung einer directen Durehtr~inkung des l~ebengesteins mit gmnitischem Magma, auf die schon oben (pag.. 302) hingewiesea wurde. Der Scolithussandstein am Granit yon Gu~mfinfi zeigt diese Erscheinung Ubrigens in einer nur gegen 10 Meter breiten oder noch schm~ileren Zone unmittelbar am Contact oder in den veto Granit umhiillten Bruehsttieken. Aehn- liches wiederholt sich am Granit yon Rostrenen. 8) B a r r o i s ver- gleieht die Erscheinung mit der Beobachtung yon J. L e h m a n n 4), wonach der Spiriferensandstein nahe am Granit des Ockerthales auf mehrere Centimeter Entfernung bin mit Biotit und Feldspath impr~ignirt wurde.

5) Die C o n t a c t m e t a m o r p h o s e d e r G e s t e i n e de r S i lu r - f o r m a t i o n .

L Die Umwandlung der Thonschiefer in Knotenschiefer und Hornfelse.

Die u n v e r ~ t n d e r t e n T h o n s e h i e f e r sind dUnnschieferige, dicht erscheinende, matt gliinzende Gesteine. Sic bestehen in der Hauptsache aus winzigen Kiirnchen yon Quarz und iiusserst zarten SchUppchen yon glimmerigen und chloritischen Mineralien. Hierzu treten in sehr wechselnder Menge Pyritkrysfiillchen, Eisenglanz- schUppchen, kohlige Partikel, welche des Pigment der schw~irzlichen Abarten darstellen, Rutiln~idelchen und EpidotkSmchen.

Die U m w a n d l u n g spielt sich sehr ~ihnlieh wie bei den Phylliten ab, nut tfitt hier an die Stelle des Andalusites ausnahmslos

1) H a r k e r und ~ I a r r , On the Shap granite and associated rocks. Quart. Journ. of the Geol. Soc. f. Aug. 1891, peg. 321.

2) Ch. B a r r o i s , Gu6m6n6. 1. c. pag. 120. a) Ch. B a r r o i s , Rostrenen, peg. 14. 4) j . L e h m a n n , Entstehuug der altkrystallinischen Schiefergesteine. Bona

1884, pag. 35.

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Die Conta,tthSfe der Granite and Syenite etc. 313

der Cordierit ein. Der Vorgang beginnt mit dem Auffreten yon Kn(itehen, die zwar im Handstiick dunkler als die sonst noeh un- veriinderte Schiefermasse erscheinen, unter dem Mikroskop jedoch im Gegentheil dutch etwas weniger starke Pigmentirung mit Kohle sich auszeichnen (Stadium der Knotenthonschiefer). Weiter nach dem Granit zu stellen sich sehr reichlicher Biotit und zerstreute K(irner yon Cordierit ein. Das Gestein verr~ith durch sti~rkeren Glanz er- hShte Krystallinitat (Stadium der Knotenglimmerschiefer). Endlieh steigert sich der Reichthum an Biotit und Cordierit noch mehr. Das Gefiige wird dicksehieferig bis massig (Stadium der Hornfelse).

In den Knotenschiefern erkennt man unter dem Mikroskop als Hauptgemengtheile Quarz, Biotit und Kohle oder Graphit, welcher letztere hier die Kohle zu ersetzen beginnt, w~thrend in geringerer Menge beig'emengt sind : Muscovit, Cordierit, Turinalin, Magnetit, Pyrit, Magnetkies und Rutil, local auch Brookit. Dieselben Gemeng- theile mit Ausnahme der Kohle und des Brookits kehren in den Hornfelsen wiedcr. Die KSrnchen des Quarzes erreichen vielfach bereits in den Knotenschiefern grSssere Dimensionen wie irn unver- iinderten Thonschiefer und umschliessen in den Hornfelsen Biotit und Graphit.

Der Cordierit stellt an der Jonasmtihle und anderen Punkten (lie KnStchen der Knotenglimmerschiefer dar, welche sonst keine einheitlichen MineralkSrper bilden. Schon C. F. N a u m a n n ~) ver- muthete die locale Betheiligung eines Minerals der Cordierit~ruppe an der Zusammensetzung der sSehsischen Contactg'esteine. Denn er sagt yon den Fleckschiefern links der Elbe zwischen RothschSnberg. und Munzig', dass sic ,,kleine litngliche, oder auch bis zollgt'osse garbenf(irmig'e Partien eines grtinlich sehwarzen oder grtinlich brauneu, t:~hlunitithnlichen Mineralcs" eiag'estreut enthalteu. Die auf seine Veranlassung damals yon K e r s t e n ausg'efiLhrte Analyse der frag- lichen Substanz untersttttzte seine Auffassung his auf den zu hohen, wohl auf Einschltisse yon Erzen beruhenden Gehalt yon Eisenoxydul- oxyd. Den ersten bestimmteu Nachweis yon Cordierit erbrachte neuerdings E. Hussak~ der aus den Fruehtschiefern yon Tirpers-

~) C. F. N a u m a n n und B. C o t t a , Geogn. Beschr. d. KSnigreiches Sachsen. 1845, Heft 5, pag. 50.

:) E. t t u s s a k , Min. u. petrogr. Notizeu. Verhandl. d. naturh. Vereines d. Rheinland~ u. Westph. 1~87, Bd. XLIV.

Mineralog. unO. petrogr. Mirth. XII[. 1893. (R. Beck.) 21

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314 Richard Beck.

dorf im Vogtland die Knoten als sehr einschlussreiche, in pinitartige Substanz umgewandelte Cordieritkrystalle beschrieb. Dasselbe vogt- liindisehe Vorkommnis wurde spiiter yon M. S ehr 5 d e r 1) eingehender untersucht. Inzwischen war durch A. S a u e r 2) das Auftreten des Cordierites in den Contactgesteinen der Gegend you Meissen, durch 0. H e r r m a n n und E. W e b e r 3) sein sehr h~ufiges Vorkommen in den umgewandelten Grauwaeken der westlichen Lausitz beobaehtet worden. Ausserhalb Sachsens hatte H. R o s e n b u s c h 4) in den Steiger Schiefern den Cordierit als Stellvertreter des hndalusites angetroffen. J. S. D i l l e r s ) fand ihn im CoDtactbereiche eines Quarzdiorites der Treas. W. S a l o m o n e) beschrieb eingehend cor- dieritreiche Contactgesteine veto Monte AviSlo, Y. K i k u c h i 7) solche ans der inneren Contactzone des Granites yon Watarase-gawa.

Was den Magnetkies in unseren metamorphen Thonschiefern betrifft, so sind dessen zackig umrandete Klttmpchen an die Stelle des neben ihm nicht mehr nachweisbaren Pyrites getreten, l~ur noch im Knotenschiefer wurde Pyrit beobaehtet, und zwar nicht, wie im normalen Thonschiefer, in Gestalt gleichm~tssig durch das Gestein verstreuter Kiirnchen und Krystiillchen, sondern zu diinnen, der Schieferungsebene parallelen H:~tuten concentrirt. Aehnlichcs beschreibt Br ( igge rS ) veto Pyrit aus dell umgewandelten Alaun- schiefern im Christiania,~ebiet. Die Titansiture der ehemaligen Rutilniidelchen hat sich zu RutilkSrnchen yon griisserer Dimension concentrirt. Local aber ist sie als Brookit ausgeschiedcn worden, dessen winzige Kryst~tllchen in lichter gef~trbten, stark metallgliin- zenden Gesteinspartien des schwarzen Knotenglimmerschiefers yon der Jonasmtihle im Mtiglitzthale vom Verf'~sser 9) beschrieben wnrden. Das Vorkommnis erinnert sehr lebhaft an das ganz analoo'e Auf-

1) E. W e i s e und ]I. S c h r S d e r , Erl. zu S. 0elsnitz-Bergen. 1890, pag. 4 ~. ~) A. S a u e r , Erl. zu S. Meisseu. 1889, pag. 50. 3) H e r r m a n n und W e b e r , Neues Jahrb. f. Min. 1890, Bd. II, pag. 187. 4) H. R o s e a b u s c h , Steiger Schiefer, pag. 220 u. 224. ~) Quart. Journ. of the Geol. Soc. 1883, Vol. XXXIX, pag. (131. 6) W. S a l o m o n , Monte Avi61o. 1. c. pag. 511. 7) y. K i k u c h i , On Cordierite as contactmineral. Journ. of the Science College

Tokyo. 1890, Vol. III, Pt. IV. 8) I. c. pag. 347. 9) R. B e c k, Ueber Brookit als Contaetmineral. Neues Jahrb. f. Min. 1892, Bd. L

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Die ContacthSfe der Granite und Syenite etc. 315

treten des Anatas, welehen W. M. H u t e h i n g s 1) in einem silurischen Fleckschiefer yon Wasdale Beck am Shap Granite in Westmorland auffand.

2. Die Umwandlung der Kieselschiefer in Graphitquarzite.

Die Metamorphose der Kieselschiefer iiisst sich am besten an den grossen Lageru zwischen dem Lockwitz- und Miiglitzthal stu- diren, well man hier auch das a n v e r ii n d e r t e G e s t e i n vergleiehen kann. Theils erweist sieh dieses als ein eehter homogener Lydit, theils besitzt es eine lagenf(irmige Structur~ indem kurze Sehmitzen und Lagen yon sehr feink~irnigem oder diehtem, lichtgrauem Quarzit mit solchen yon schwi~rzlichem Lydit weehseln. GewShnlich sind diese lagenf(irmigen Gesteine dutch den Gebirgsdruek dermassen zersttickeIt women, dass sie Breccien gleichen.

Bei der Coutactmetamorphose wird der ~iusserst winzige K(irnchen bildende Quarz zu weit grSsseren, geradlinig-polygonal umrandeten Iudividuen umkrystallisirt, wiihrend die Kohlestiiubchen, welehe das sehwarzc Pigment darstellten, unter Verlust yon Wasser in mikro- skopisch kleine krystalline Aggregate und scharfe Kryst~illehen yon Graphit ~) zusammentreten. Am reichsten an Graphit erwies sich ein deutlich kiirnig-krystalliner, dickplattig brechender, schwarzgrauer Graphitquarzit aus dem ROhrsdorfer Thal, in dem man schon mit der Loupe die metallisch gl:~nzenden, seheibenfSrmigen KSrnchen, KrystSllchen und krystallinen Aggregate des Minerals erkennt. Das Gestein enth~tlt nach einer Kohlenstoffbestimmung yon W. L u z i 2 Procent seines Gewichtes an Graphit. Es besitzt das specifische Gewicht 2"62 bis 2"637 und besteht ausser aus Quarz und Graphit noch aus Muscovit, Biotit~ eincm lichtgriinen Glimmer, Rutil und Turmalin. An anderen Fnndorten, wie bei Burkhardtswalde, wurde ausserdem noeh Chiastolith und Magnetkies in demselben festgestellt.

Die kulmischen und devonischen Kieselschiefer des Harzes erhalten nach K. A. Los s e n 3) im Contact mit dem Brockengranit

1) Bei H a r k e r und Mar r , Quart. Journ. of the Geol. Soc. for Aug. 1891, pag. 318.

,2) Ausftihrlicher bei R. B e ek und W. L u z i , Ueber die Bildung yon Graphit bei der Contactmetamorphose. Neues Jahrb. f. Min. 1891, Bd. II, pag. 28.

3) K. A. L o s s e n in der Zeitsehr. d. deutschen geol. Gesellsch. 1888, XL, 3, pag. 591.

2 l *

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316 Richard Beck.

ebenfalls quarzitisch k~rnige Structur, bleichen abet im Gegensatz zu unseren Graphitquarziten aus, indem das organische Pigment einfach versehwindet. Eine ausgefiihrte Analyse gibt nut noeh 0"01 Procent CO~. an. Graphit wird nicht erw~hnt. Hiernach dtirfen die Beobaehtungen an den Kieselschiefern des Elbthalgebirges nicht verallgemeinert werden.

3. Die Umwandlung der Grauwacken in krystalline Grauwacken und Hornfelse.

U n v e r ~ n d e r t e G r a u w a c k e n des elbthalge birgischen Silurs lassen sich in tier Gegend yon FriedrichswaIde studiren. Sie sind hier in diinnschichtiger Wechsellagerung mit Thonschief~rn verkntipft, bilden zuweilen auch grSssere selbst~indige Lager. Man erkennt als ihre Hauptbestandtheile ziemlich grosse KSrner you Quarz und yon Feldspath, letztere immer stark zersetzt. Der klastische Ursprung sprieht sieh in den oft scharfeckigen Umrissen derselben aus. Unter- geordnet enthalten die Grauwacken Muscovitschiippchen, kohlige Beimengnngen und oft sehr reichliche, fast immer zu Brauneisen zersetzte Eisenerztheilchen. Wenn zu dem Gemenge, wie mitunter geschieht, noch fein vertheilter kohlensam'er Kalk tritt, so entstehen Kalkgrauwacken.

Einzelne scharfeekige Einsprenglinge yon Quarz, (lie abet untei- dem Mikroskop in eine gr~ssere Anzahl von EinzelkiJrnern sich auf- 15sen, verrathen auch bei den c o n t a e t m e t a m o r p h e n G r a n - w a c k e n noch deren klastisehen Ursprung. In der Hauptsache jedoch haben diese Gesteine im Contact eine v~llig krystalline Beschaffen- heir angenommen. Als ihre jetzigen Hauptgemengtheile erkennt man Quarz, Biotit, Muscovit und Plagioklas, ferner Magnetit, Pyrit, Magnetkies, kohlige Partikel und einzelne Zirkonkryst~illchen. Die Hauptgemengtheile besitzen typische Contactstruetur (siehe pag'. 310). Auch der Muscovit, dessert T~tfelchen rundlich lappige Umrisse haben und h~ufig quer zur diinnbankigen Sehichtnng gestellt sind, ist in der charaktefistischen Weise yon Quarzk~rnchen durchspickt.

Die Umwandlung der Grauwacken ist hiernaeh ganz analog der Metamorphose verlaufen, welche nach den auf pag. 311 citirten Autoren ausgedehnte Gebiete des silurischen Grauwackeng'ebirges der Lausitz erlitten haben. Auch erinnern diese Verh/iltnisse viel-

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faeh an die von Ch. B a r r o i s ~) gesehilderte Umwandlung der Gr~s armoricains der Montagnes-Noires in die yon ihm ,quarzites micae6s" genannten Contactproducte. Aueh H a r k e r und M a r r ~) beriehten tiber die Contactmetamorphose feldspathreieher Grauwaeken (der Coniston grits u. a.) in quarz-und feldspathreiehe Gesteine mit typiseher Contaetstruetur. Doch kam es dort zu keiner Glimmer- bildung.

4. Die Umwandlung der Kalksteine in Marmore und Kalksilicat- gesteine und ihre Impragnation mit Erzen.

Die u n v e r ~ n d e r t e n s i l u r i s c h e n Kalksteine des Elbthal- gebirges erscheinen ausserst feink0rnig oder dieht. Nut unter dem Mikroskop 10st sich ihre gleiehmiissig aussehende Masse in ein itusserst feinkrystallines Aggregat yon Kalkspathk0mchen ant'. Die Farbe sehwankt zwischen lichtgrau und schw~irzlichgrau. Quarz- kSrnchen, Pyritkrystiillchen und in manehen Vorkommnissen auch reichliehe Kohlestiiubehen sind beigemengt. Sechs yon G. L i ch t e n- b e r g e r ausgefiihrte Analysen geben folgende Grenzwerte flit die chemische Zusammensetzung :

Kohlensaure Kalkerde . 11 Magnesia .

Thonerde . . . . . . Eisenoxyd . . . . . . Kieselsiture . . . . . .

80"40--93"50 Procent; 0 '65-- 1"89 ,

O-- 1"82 ,, O~ 1"I9

�9 7 1

5"50--17"90 ,

FLit die spiiter zu beschreibenden Erscheinungen ist besonders wichtig, dass die Kalklager, deren M~ehtigkeit gew0hnlicb nut bis zu 25, ausnahmsweise his zu 50 Meter ansteigt, h~tufig 0"5--1 Meter starke Zwischenschiehten und zahlreiche dtinnere Lagen yon Thon- schiefer, Alaunsehiefer, Tuffschiefer und Diabastnff eingeschaltet ent- halten. Sehr verbreitet ist namentlieh eine itusserst dtinnschichtige Wechselhtgerung zwischen zarten Kalksteinlamellen, welche vorwalten, und papierdtinnen SehieferhSuten (Sehieferkalke).

Die Contaetmetamorphose ~tussert sich bei den silurischen Kalken in einer Marmorisirung, in einer Ausseheidung yon Kalksilieaten und in einer Impdignation mit Erzen.

1) Ch. B a r r o i s , Rostreuen, 1. c. pag. 3:3, ~) 1. e. pag. 321.

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a) Marmorisirte Kalksteine.

Dort, wo die Kalke iiberhaupt als Carbonatgesteine erhalten blieben, wurden sie in den Contacthtifen in mehr oder minder grob- krystalline Marmore umgewandelt. Dies zeigen z. B. die denschwarzen Knotensehiefern der iiusseren Contactzone zwischengesehalteten Kalk- lager yon Friedrichswalde. Selten ist Ubrigens der krystalline Kalk- stein ganz rein. K~irnehen yon Pyrit oder Magnetkies, sowie yon lichtgriinem oder farblosem Augit sind die gew(ihnlichsten Beimen- gungen. Der krystalline Kalkstein yon Berggiesshtibel v:erdankt seine dunkelgraue Fii, rbung oder Streifung einem racist lagenweise angereicherten kohligen Pigment, welches bier, im ~usseren Contacthof, noch nieht zur Bildung yon Graphit Anlass gegeben hat. G r o b- k t i r n i g - k r y s t a l l i n e T r t i m e r yon weissem Marmot durch- schwii, rmen das dunkelfarbige Gestein quer oder parallel zur Schieh- tung. An den R:.~ndern sind sic innig mit dem Hauptgestein verfltisst und unterscheiden sieh hierdurch und im ganzen sonstigen I-Iabitus yon jtingeren, secund~ren Secretionstriimern yon Kalkspath, die auch mitunter vorhanden sind.

/~) Kalksilicatgesteine.

An anderen Stellen ist der grSssere Theil oder auch (lie gauze Masse des kohlensauren Kalkes im Contactbereich durch Kalksilicate ersetzt women. Im allgemeinen hat dieser Vorgang um so gr(issere Fortschritte gemacht, je nii, her das Ursprungsgestein an der Granit- grenze lag. Ausserdem scheint er abet auch dutch die grtissere Diinne der betreffenden Schmitzen oder Zwischenlagen volt Kalkstein begUnstigt worden zu sein, welche vieneicht verkniipft war mit einer gr(isseren Verunreinigung des kohlensauren Kalkes dutch Qua.rz- ktirnchen, Glimmersehiippchen und andere Mineralien. Gerade in denjenigen Sehichtengruppen, in welehen dtinne Lagen yon Kalk- stein mit solchen yon Sehiefer wechseln, wie bei den oben erwtthnten Schieferkalken, finden wir das Carbonat gew~ihnlich auch in grtisserer Ferne yore Contact durch Silicate ersetzt, wiihrend mttehtigere, eom- pacte Kalksteinbttnke auch ziemlich nahe am Contact ihren ursprUng- lichen Kohlens~uregehalt behielten. Wir ktinnen diese Erseheinungen unmittelbar am tIornblendegranitit hinter der Papierfabrik bei Weesen- stein und im Crottaer Graben studiren, wo wit einen ehemaligen

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ThonschiefGrcomplex mit d[innen Lagen und SGhmitzen oder mit dickercn Biinken yon Kalkstein in umgcwandeltem Zustande antreffen. Dcr Schicfer ist zu einem im wcsentlichen aus Quarz und Biotit bestchendcn Hornfels geworden, die dUnnen Kalkschmitzen dagegen erscheinen jetzt als ein feinkSrnig-krystallines, weisses oder grtinlich weisses Gestein, dessen I-Iauptgemengtheil Gin farbloser oder schwach griinlich geF~rbter Angit ist. Ausserdem entdeckt man unter dem Mikroskop Calcit, Titanit, oft lagenweise angereiGhert, Magnetit, Magnetkies und Pyrit, s~immtlich in sehr ungleichmiissiger Ver- theilung. Granat erscheint hier erst ganz dicht am Contact. In dem grobkrystallinen Mariner, den die stiirkeren Kalksteinb~tnke hier geliefert haben, findet man nur spiirlich eingesprengte Silicate. mimlich unvollkommen ausgebildete, 0"5 Millimeter grosse Krystiill- chen yon grtiner Hornblende und yon farblosem oder ganz light- grtinem Augit.

Im Contacthof yon Bergg'iesshiibel wurden indessen abweichend yon diesen Beobaehtungen auch sehr gewaltige Kalksteinpartien v~illig ihrer Kohlensiinre beraubt, und zwar bier in A u g i t g r a n a t g e s t e i n oder reinen G r a n a t f e l s umgewandelt. Die Structur dieser Ge- steine schwankt zwischen kryptokrystallin und deutlich kiirnig- krystallin. Der Granat ist in allen mGglichcn FarbentOnen zwischen griin und gelb und zwischen roth und braun gefiirbt. Fast immer fiihrt er mikroskopische Einschltisse yon Augit. Hiiufig findcn sich wohlausgebildete Granatkrystalle. Sehon dutch W i c h m a n n 1) und K l e i n 2) wurden am Granat yon Berggiesshiibel anomale Doppel- brechung und prachtvolle Zonarstructur beschrieben. Unter den optischen Anomalien, welche man besonders schGn an den grtinlich- gelben Varietiiten bGmerkt, waltet die ,Dodekai~derstructur" K 1 e i n's vet. Diese Erscheinungen stud vielleicht charakteristisch ftir Contact- granat. Ganz yon derselben Art haben sie u. A. H a r k e r und M a r r 8) ebenfalls an grtinlichgelben Granaten aus den veto Shap-Granit um- gewandelten Coniston-Kalken yon Wasdale Head beschrieben. Der mit dem Granat vergesellsehaftete lichtgriine bis lichtgrtinlichgelbe Augit tritt auch in grOsseren selbst:,tndigcn Gesteinspartien auf.

5) Zeitschr. d. deutschen geol. Gesellsch. 1875, Bd. XXVII, pag. 719. 2) Neues Jahrb. f. 3iin. 1883, pag'. 112 u. 147. a) H a r k e r und M a r r , Shap-Granite ].c. Quart. Journ. of the geol. Soc.

for August 1891, pag. 312.

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Minder h~iufig finden sieh im Granatfels yon Berggiesshtibel Tremolit, Aktinolith, Epidot und Zoisit. Chlorit, zum Thcil als Helminth ent- wickelt, darf als secund~res Product gelten. Auffiillig ist das Fehlen yon Wollastonit and yon Vcsuvian. Wollastonit ist yon Berggiess- htibel nut als offenbar secunditre Bildung bekannt, ni~mlich in Form schneeweisser, cisblumeniihnlichcr Dendriten aufKltiften eines schwarzen marmorisirten Kalksteines. Skapolith wurdc veto Verfasser nicht auf- gefunden, kommt abet nach H. M ill 1 e r 1) neben den anderen Kalk- silicaten yon Berggiesshtibel vor. Sehr wesentlich endlieb betheiligen sich an der Zusammensetzung der Granatgesteine KSrnchen yon Magnetit, Schwefelkies and Kupferkies, die mitunter auch zu grSsscren Aggregaten zusammentreten.

Dies fiibrt uns hinUber zu einer besonderen Classe yon Contact- erscheinungen~ zu der Impregnation der Kalklager und ihres Neben- gesteines mit Erzen.

7J Erzlager im Contacthofe des Markersbacher Granitits.

Die Erzvorkommnisse yon Berg'gicsshtibel 9-) sind anf das Engstc mit den dortigen Mariner- und Kalksilieatgesteincn verkntipft. Denn diese drei bilden sowohl im Verein Lager als auch jedes fiir sich, aber in n~ehster Naehbarschaft zu einander. Diese Einlagerungen sind auf das Regelm/issigste den liegendsten Schichten der Silur- formation zwisehengeschaltet, and zwar besonders h~iufig den meta- morphosirten Diabastuffen, sowie auch den Knotensehiefern. Ihr Auf- treten erstreekt sich rings urn das St~idtchcn Berggiesshiibel yon der Granitgrcnze an bis an die Peripherie des Contaethofes. Sic kommen selbst noch deft vet, we die tibrigen Anzeiehen der Contactmeta- morphose nur noch sehr schwaeh bemerkbar sind, in der iiussersten Knotenthonschieferzone. Man kennt sic noch aus 2"2 Kilometer Entfernung vom Granit. Hierzu ist jedoeh zu bemerken, dass auch die Fleckschiefer der angrenzendcn Phyllitformation in derselben Gegend sehr welt, n;,tmlich bis 1"7 Kilometer vom Granit aus sich verfolgen ]assen, was mit dem oben pag. 301 geschilderten flachen Einschiessen des Granitstockes unter die Schiefer zusammenhL~ngt.

~) pag-. 40. 2) tI. Miiller, Ueber die ErzlagelstLitten in der Umgegend von Berggiess-

hiibel. ~Iit eider Erzlagerkarte and einer Tafel Profile. Leipzig 1890. -- R. Beck, Erl. zu S. Berggiesshiibel. 1839, pag. 58--69.

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Unter den Erzen waltet der Magnetit bei weitem vor. Er bildet sehr feink~rnig-krystalline, oft auch grSberkSrnige Aggregate, in denen zugleich sehr hiiufig Schwefelkies, Kupferkies, Buntkupfer- kies, Kupferglanz und Zinkblende eingesprengt sind. Die Verbindungs- weise des Magneteisenerzes mit dem Granatgestein und mit dem Marmor ist eine sehr verschiedenartige. Zun~ehst bilden entweder Erze und Kalksilicate in inniger Vermengung nur wenige Centimeter starke Lagen in den metamorphosirten Diabastuffen, oder aber Erze und Granatgesteine stellen sich als mehr oder minder grosse Bestand- massen innerhalb der grSsseren Lager yon krystallinem Kalkstein ein. Im letzteren Falle beschriinken sich Erz und Granatfels hitufig auf den liegenderen Theil des Fli~tzes, greifen aber vielfach buckel- und saekf6rmig in den hangenden krystallinen Kalkstein ein oder verdr~,ingen ihn auf weitere Streeken hin giinzlich. An Stellen, wo der Kalkstein eine Sehiehtung in versehieden gef~rbten Lagen auf- weist, sieht man mitunter deutlieh die durehgreife~:de Lag'erung der Magneteisenerzmassen und erkennt daran, dass sic den Kalkstein, der ursprtinglieh aueh ihren Raum einnahm, verdriing't haben. Aueh finden sieh unregelm/issige Erzmassen i n m i t t en des krystallinen Kalksteins vor. Sehr bemerkenswerth ist bei diesen eombinirten Lagern wiederum die Art der VerknUpfung zwisehen Magneteisenerz und Granatgestein. W~ihrend niimlieh an einer Stelle die regel- miissigste, dem allgemeinen Streiehen parallele dtinnsehiehtige Weehsel- lag'erung zwisehen dem dunkelfarbigen Erz und dem gelbliehen Granatgestein besteht, wird an einem anderen Punkte desselben F15tzes das Magneteisenerz yon zahlreiehen, vielfaeh verzweigten und unter sieh netzartig verbundenen Trtimern des Granatgesteines durehzogen. ')

Die Marmorisirung yon Kalksteinen und die Umwandlung kal- kiger Schiehten in Kalksilieatgesteine sind seit F. Zi r k e l's Studien an den pyreniiisehen Vorkommnissen, seit den Arbeiten vom R a t h's, C. D o e l t e r ' s , J. L e m b e r g ' s u.A. tiber Predazzo die bekanntesten und am hhufigsten besehriebenen Erseheinnngen der Contaetmeta- morphose.'2) Zur Erkl~irung derselben hiilt man im allg'emeinen die

~) H. ~ I i i l l e r gibt yon allen diesen Verbandsvm'hMtnissen eine Reihe yon genauen AbbiIdungen.

~) Man vergleiche die re iehhal t ig ,n Literaturausztige in R o t h ' s Allgem. u. chem. Geologie. B,]. I, Cap. IX, pag'. 42ti ft. und Bd. II, I. Ab~h.

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Annahme einer Zufuhr irgend welcher ehemischer Verbindungen vom Granit her nicht ftir n~thig. Vielmehr herrscht die Meinung, die Kalkerde des urspriinglichen Carbonates habe sieh naeh partieller kustreibunff der Kohlensaure mit SilicatlSsungen vereint, die bei der Umkrystallisirung der benaehbarten Schiefer oder anderer Sili- cate enthaltender, angrenzender Schichten disponibel geworden seien oder die nach anderer Version den Silicaten entstammten, mit welchen der metamorphosirte Kalkstein yon Haus aus verunreinigt war, wie z. B. Glimmerschiippchen. Die sehr reichliehe Entwicklung yon Kalksilicaten in den Kalklagern yon Berggiesshiibel setzt 'diesen Erkliirungsversuchen viele Schwierigkeiten entg'egen. Das Neben- einander yon reinen Marmormassen und yon Granatgestein, wie es geschildert wur(le, l~isst an eine Zufuhr aus weiterer Ferne denken. Noch schwieriger wtirde jedoch mit jenen Annahmen die Genesis der mit den Kalksilicaten bei BerggiesshUbel so innig vergesell. schafteten Erze zu entriithseln sein. Hier wird man kaum ohne die Hypothese einer directen Stoffzufuhr vom Granit her auskommen kSnnen. Die Aktinolithschiefer im LiegeMen und Hangenden der Kalk- und Erzlao'er verrathen dm'ch niehts, dass yon ihnen aus eine Wegfiihrung der Eisenverbindungen und Concentration derselben in den Kalklagern stattgefunden babe. Im Gegentheil, sic sowohl, wie die ihnen manchmal zwiscbengesehalteten Hornfelse, sind ebenfalls ausserordentlieh reich an Magnetitk~rnchen, an Magnetkies- und anderen Kiespartikeln. Ein besonders erzreicher Andalusitglimmerfels aus dem LiegeMen des Hauptlagers enthielt sogar nach H. M [t l l e r 25--30 Procent Magneteisenerz eingesprengt.

Es whre nun noch die Annahme zu beriicksichtigen, dass etwa die Magneteisenerze yon Berggiesshiibel bereits im unver~nderten Silur in Form yon Spath- oder Brauneisenstein vorbanden gewesen seien, ~hnlich wie Ch. B a r r o i s 1) aus dem Contaethof yon Rostrenen yon tier Umwandlung yon Brauneisensteinlagern theils zu Magnet- eisenerz oder Rotheisenerz, theils zu Magneteisenerz und Chamoisit berichtet. Dies ist flir Berggiesshiibel nicht anwendbar. Verfolgen wir n~imlieh den durch die Kalksteinlager und Diabastuffe wohl charakterisirten Gesteinszug, dem im Contacthof am Markersbacher Granit die Berggiesshiibeler Erzlager angeh0ren, fiber die ~ussere

1) Ch. B a r r o i s , Rostrencn, 1. c. pag. 78.

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Contactzone hinaus in dem normalen Silur weiter bis Maxen, so stossen wit auf der ganzen gegen 12 Kilometer langen Strecke nut auf ganz vereinzelte und iiusserst sehwach entwickelte, kaum nennens- werte Vorkommnisse yon Roth- und Brauneisenerz. Die pl~itzliche, miichtige Entfaltung derselben gerade an der Stelle, welehe spiiter in den Contactbereich fiel, wiire g'anz unwahrseheinlieh.

Von grosser genetischer Bedeutung ist die schon W. V oge l - g e s a n g 1) bekannte, spiiter yon H. M U 11 e r "-) genau besehriebene Thatsache, dass in dem Contacthof von Berg.giesshtibel Kltifte au- getroffen werden, welche im Bereiche der yon ihnen durchsetzten Erz- und Kalksteinlager neben Quarz und verschiedenen Carbonaten ebenfalls Erze fiihren. Und zwar finder man in ihnen ganz dieselben geschwefelten Erze~ welche dem Magneteisenerz, zuweilen auch dem Granatfels und Marmot beigemengt sind. Man hat sogar beobachtet, dass diese Erze, besonders Kupfererze, innerhalb der Erzlager eben dort besonders reichlich sich einstellen, wo jene Kltifte durehsetzen. H. M t i l l e r schliesst hieraus, dass diese Erze yon j e n e n K l t i f t e n a us , vielleicht aus gr~isserer Entfernung und Tiefe her, spiiter in die ~ltere Lagermasse eingefiihrt wurden. An die ebenfalls im dor- tigen Contacthof aufsetzenden, Zinnerz ftihrenden Ghnge ist sifftter pag. 338 zu erinnern.

Alle die beobachteten Verhiiltnisse scheinen dafiir zu sprechen, dass die Kalksteinlager w i i h r e n d d e r C o n t a c t m e t a m o r p h o s e mit Erzen impriignirt wurden, deren Material yore Granit her zugeftihrt wurde. Hierbei gehSrt die Impriignation mit den geschwefelten Erzen, hesonders der Kupfererze, in der Hauptsache wenigstens einer spiiteren Phase an, wie diejenige mit Magneteisenerz.

Aueh aus anderen Gegenden sind iihnliche Erzlager im Contact- bereich granitischer Intrusivmassen beschrieben worden. In Sachseu geh~irt hierher das Magneteisenerzlager im Schiefergebirge yon Zschorlau hart am EibenstScker Granitstock, welches nach J. C. F r e i e s l e b e n ~) neben dem Magneteisenerz derbe Partien yon Vesuvian, Strahlstein, Omphacit, Pistacit, Lievrit und Quarz enthalten haben soll.

') Berg- und Htittenm. Ztg. 1852, Nr. 37, pag. 635. 2) ]. c. pag. 44 if. 3) j . C. F r e i e s l e b e n , Magazin ffir die Oryktographie yon Sachsen.

berg 1828--1845, Heft 1, pag. 37, 128. Frei-

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Bekannt sind die ~ihnliehen Vorkommnisse im Christianiagebiet. ,Von 60 auf Magneteisenerz betriebenen Gruben, kleinere Schtirfe abg.erechnet," schreibt B. M. K e i l h a u ~ ) , ,,liegen 4 im Granit und Syenit, 12 im harten Schiefer oder Marmor, n~imlieh in der Be- riihrungszone mit dem Granite, 19 auf der Grenze selbst." Naeh B. M. K e i l h a u und Th. Kj erulf"-) enthalten die dortigen Erzlager ausser dem Magneteisenerz noch Eisenkies, Zinkblende, Kupferkies, Bleiglanz, Wismuthglanz, Molybd~inglanz, und ausser dem Granat noch Flusspath, Quarz, Epidot und Idokras. Ueber ihre Genesis itussert sich K j e r u l f (pag. 84) wie folgt: ,Diese den Sehichten- reihen nicht ang.ehSrigen Erze sind mit den Eruptivgesteinen als Fremdlinge hineing.ekommen und die begleitenden Mineralien sind zum Theil solche, die aus dem eigenen Material der Schichten ent- stehen konnten, wie Granat und Vesuviau."

Aueh die La,~erstfitten yon Magnetit und Eisenglanz auf Elba finden sich nach L o t t i 8) in Verkntipfung mit Pyroxen und Granat inmitten yon vorwieg'end kalkigen Sehichten und sind mit der Eruption der dortigen Granite entstanden, in deren Contaetbereich sic auftreten.

5. Die Umwandlung (Amphibolitisirung) der Diabase.

Gr~ssere Lager yon u n v e i' ~i n d e r t e m D i a b a s mit localer Entwicklung' yon Pikrit 0 wurden im untersten l~iveau der Silur- formation bei Maxen beobachtet. Da aber dieser Diabaszug nirgends nachweisbar in die Contaetzonen eintritt, kann auf seine Beschrei- bung" bier verziehtet werden. Mehr Interesse fiir nnsere Zwecke verdient ein kleines Lager yon Diabas bei der Jonasmtthle in Mtig'litz- thal, besonders als ein Beispiel normaler, auf nicht contaetmeta- morphem Wege erfolgender Umwandlung dureh Verwitterung und vielleicht dutch Gebirgsdruck. Der Augit ist hier zum Theil noch vollkommen fi'isch, hhufig' dagegen randlich chloritisirt. Ein noch anderer Theil seiner KrystallkSrner ist unter Erhaltung" der Augit-

t) B. M. K e i l h a u , Gaea norvegica, pag. 83, nach K j e r u l f . ~) Th. K j e r u l f , Die Geologie des siidlicheu und mittlerea 1%rwegen, tiber-

setzt von A. G u r l t . IS80, pag. 81 ft. ~) L o t t i , Descrizione geologiea dell' Isola Elba, Cap. XIX, in Memorie

descrittive della carta geol. d'Italia. Vol. iI. ~) Erl. zu S. Kreiseha-H~tnichen, pag. 19.

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form in stengelig-faserige saftgrtine Hornblende umgewandelt, also zu Uralit geworden. Daneben sind vereinzelte kleine Niidelchen von liehtgrtiner secundi~rer Hornblende regellos dutch alas Gestein zerstreut. Die Plagioklasleisten erscheinen unver~tndert. Ausserdem findcn sieh im Gestein ziemlieh grosse Biotitbliittehen, Siiulchen yon Apatit, Kiirner yon Titaneisen und Pyrit, und endlieh als .weitere secund~tre Bildung.en neben dem Chlorit und Uralit noch Epidot and Calcit.

Leider ist nirgends im Gebiet Gelegenheit geg.eben, den nor- malen Zustand der Diabase mit dem contaetmetamorphen an ein und demselben Lager zu vergleieben. Doch l~tsst sigh aus tier Betraehtung des ver~nderten Gesteines der versehiedea stark meta- morphosirten einzelnen Lager dieser Nangel erg.Snzen.

Die amphibolitisirten Diabase 2) liegen sSmmtlich zwischen den Ortscbaften Weesenstein und Friedriehswalde. Die meisten bilden Lager, welehe contactmetamorphisch veriinderten Schieferg.esteinen eingeschaltet sind, nur eines tritt stoekfSrmig, im Knotensehiefer auf. Das grSsste 4 Kilometer lange Lag.er hat zum LiegeMen auf der einen Strecke umgewandelte Diab~stuffe, auf der anderen sehwarze Knotenschiefer, zum Hangenden dagegen im Nordwcsten, nhher am Weesensteiner Hornblendegranitit, einen Andalusitglimmerfels, im Sttdosten krystalline Grauwacke, Knotenschiefer oder krystallinen Kalkstein. Aehnlieh sind die Verbandsverh~tltnisse der iibrig.en.

Das Gestein besitzt vorherrsehend eine gleiehmiissig kSrnige bis dight erseheinende Struetur nnd sehmutziggrttne his g.rtinlieh- graue Fiirbung'. Als Gemengtheile bemerkt man unter dem 3[ikro- skop: Hornblende, Aug'it, Plag'ioklas, Biotit, Titaneisen, Mag.netit, Apatit, Titanit, Epidot, Rutil, Caleit. Die stark diehroitisehe, lieht- grane Hornblende, der Hauptgemengtheil, bildet Niideleben, SSulchen, aut)efaserte Stengel and gr~ssere KSrner, zwisehen denen ein liehter, wesentiieh aus wasserhellen, polygonalen Plagioklaski~rnehen be- stehender Gesteinsg'rund hervorleuehtet. Die gr~sseren Hornblende- individuen haben uralitisehen Aufbau und umsehliessen mitunter noeh einen unregelmiissigen Kern von liehtbraunem Augit. Die fiir den Augit eharakteristisehen gesetzmitssigen Umrisse lassen indessen

~) Diese Uatersuchungen wurden vora Verfasser zuerst mitgetheilt in der Zeitschr. d. deutschen geol. Gesellsch. 1891, XLIII , Heft 1, pag, 257--263; aus- fiihrlieher in Erl. zu S. Pirna. 1892, pag. 34 ft.

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auch solche im Inneren noch augitisehe K~rner nicht mehr erkennen. Man sieht vielmehr, wie das K. A. L o s s e n ~) so anschaulich ge- schildert hat~ ,wie sich die Neubildung nieht auf die Form des Mutterminerals besehr~inkt, sondern dieselbe iiberwuchert und welter- bin ausserhalb derselben einen grossen Theil der ursprtinglichen Feldspathsubstanz ersetzt". An anderen Punkten, und zwar an solchen, welche inmitten des minder stark umgewandelten Schiefer- gebirges liegen, haben sieh aueh gr0ssere, bis 2 Millimeter messende Augitk0rner erhalten, die gar nieht uralitisirt sind. Sie liegen neben solchen, welehe bereits randlich und yon SpaItchen aus in fein- stengelige Hornblende umgewandelt sind~ oder welehe filzige Pilit- aggregate in ihrem Inneren aufgenommen haben. Der Biotit erscheint in ~chiippchen, zu Putzen geh~uft, auch als scheibchenfSrmiger Ein- schluss in den PlagiokIasen. Apatit, als EinschIuss in der Horn- blende, ist selten. Titan- und Magneteisenerz, ersteres mit einem Titanitrande oder verwachsen mit RutilkSrnehen, haben dis in Diabasen fibliche Ausbildungsweise. Epidot und Calcit in mikro- skopischen K0rnehen fehlen nirgends.

Wenn in dem vorwaltenden Gestein offenbar der diabasische Plagioklas v 5 l l i g umkrystallisirt ist in jenes kleink0rnige ~ farb- lose Aggregat, an dessen Zusammensetzung auch einzelne Quarz- kSrnchen Theil zu nehmen scheinen, so lassen andcre Vorkommnisse im Dtinnsehliff noch deutlicb die allm~ihliche Herausbildung dieser Mosaik an den leistenformig'en Durchscbnitten urspr~inglicher Plagio- klase erkennen. Es sind dies p o r p h y r i s e h e G e s t e i n e , welche inmitten der normalen Modification des Hauptlagers an vereinzelten Punkten bei Burkhardtswalde und Friedrichswalde auftreten. Sie fiihren in einer dunkelgefiirbten, dicht erscheinenden Grundmasse sehr zahlreiche sehneeweisse oder glasigfarblose Einsprenglinge yon Feldspath und einzelne g'r0ssere Hornblendek0rner. Die bis 10 Milli- meter, selten his 25 Millimeter grossen Feldspathe, ihrem optischen Verhalten nach Oligoklas, zeigen unter dem Mikroskop zum Theil noch scharfe Zwillingsstreifnng, zum anderen Theil aber sind sie bereits in jenes Aggregat yon polygonalen Pla~oklask~irnchen um- gewandelt, dessen Individuen meist ausserordentlich regelm~issige,

1) K. A. L o s s e n, Studien an metamorphen Eruptiv- und Sedimentgesteinen. II. Jahrb. d. k. preuss, geol. LaDdesansta]t. 1884, pag. 530, Tar. XXIX, Fig. 1.

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oft seehseekige Umrisse besitzen. Diese wabenf6rmigen Part[en durch- ziehen in regellosen Streifen die einen Oligoklaskrystalle oder nehmen den gesammten Raum yon anderen ein. Auch diese neugebildeten Plagioklase sind nach ihrem optischen Verhalten Oligoklas. Die mikroskopischen Bilder solcher theilweise umgewandelter Oligoklas- einsprenglinge erinnern sehr lebhaft an die analog'en Erscheinung'en an diabasischen Labradoren, welche K. A. Lo s s e n ~) so ausge- zeichnet beschrieben und abgebildet hat. Dort allerdings handelt es sich nut um Dynamometamorphose.

In diesen ehemaligen porphyrischen Diabasen des Elbthal- gebirges hat sich vielfaeh auch nach ihrer Umwandlung" eine aus- gesprochene Fluidalstructur erhalten, weIche schon dem unbewaffneten Auge an der anniihernd parallelen Stellung der g'rSsseren Feldspatb- tafeln sich verriith.

Bei der Benennung' dieser Contactgesteine ]tisst sich ein yon W. B e r g t o) gebraucbter Ausdruck verwerten, weleher yon ibm flit tthnlich beschaffene Diabase allerdings yon ganz unsicherer g'eo- logiscber Herkunft vorgeschlagen wurde, niimlich ,,amphibolitisirte Diabase". Als Contacterscheinung" an Granitstiicken ist eine iihnliche Amphibolitisirung" yon Diabasen zuerst yon S. A l lp o r t 3) beschrieben worden. Er berichtet yon ,Grtinsteinen ~, deren Augit in der Nacb- barschaft der Cornischen Granite durch Hornblende und Aktinolith ersetzt wurde. Dann folgen die bekannten Beobaehtungcn solcher Umwandlungen yon K. A. Lossen .* ) Ch. B a r r o i s ,~) bericbtet yon derartigen Erscheinungen im Contactbereich des Granites yon Rost- renen, und zwar an Gesteinen, die er als Uralitdiorite bezeicbnet. M. S c h r 5 d e r G) schilderte die Amphibolitisirung cambrischer Diabase im Contaethof des Bergener Granitmassives im Vogtland. Viele Ann-

1) K. A. L o s s e n , Studien etc. I. 3ahrb. d. k. prouss, geol. Landesaustalt. 1883, pag. 617, Taf. XXIX, Fig. 1 u. 2.

~) Diese Mittheilungen. 1888, X, pag. 360. ~) S. A l l p o r t , On the metam, rocks surrounding the Lands-End Mass of

Granite. Quart. 5ourn. Geol. Soc. 1876, Vol. XXXII, pag. 418. 4) K. A. L o s s e n , Erl. zu Blatt ttarzgerode. 1881, pag. 80, und die citirten

,Studien".

5) Ch. B a r r o i s , Le granite de Rostrenen. Annal. de la soc. g~ol. du Nord. 1~84:, XII, pag. 104.

6) E. W e i s e u. M. S c h r S d e r , Erl. zu S. Oelsnitz-Bergen. 1890, pag. 50--56.

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logien endlich zeigen die yon A. H a r k e r und J. E. M a r r ~) ein- gehend untersuehten Umwand|ungsersehcinungen in silurischen Augit- andesiten (--Diabascn) im Contacthof des Shapgranit. Dort spielt indesscn neugebildeter Biotit eine welt grSssere Rolle a.ls wie bei unsercn Gesteinen. Die Verfasser betonen ausscrdem~ dass dort die Hornblende und der Biotit sich nicht, wic im Harz und Elbthal- gebirge, direct aus Augit entwickelten, sondern aus dessen Zer- setzungsproducten. Jcne Gesteine in Westmorland waren n/~mlich vor Eintritt der Contactmetamorphose bereits stark verwittert.

Aueh die zum Elbthal~ebirge geh~rig'cn Diabase im Elbthal nSrdlich yon Tetschen win'den nach E. H ibs c h ~) ebenfalls im Con- tact mit dcm Lausitzer Granitit amphibolitisirt. Die Wirkungen der Contactmetamorphose sind aber nach diesem Autor dort combinirt mit denen einer starken Dynamometamorphose, welche nach der Eruption des Granites start hatte und die Spuren jener zum Theil wieder vcrwischte.

Auffi~llig ist bei unseren Vorkommnissen das Fehlen des ander- w~rts so charakteristischen Magnetkieses. Auch Axinit wurde nicht bemerkt. Dass die beschriebene Umwandlung' nichts mit rein dynamo- metamorphosen Erscheinungen zu thun hat. beweist schon das vSllige Fehlen von Chlorit und jcglicher Kataklasstruetur, ferner das aus- schliessliche Gebundensein des Vorgang'es an die ContacthiJfe.

6. Die Umwandlung (Amphibolitisirung) der Diabastuffe.

Die u n v e r ~ n d e r t e n D i a b a s t u f fe des Elbthalgebirges sind yon dem gewShnlich als ~ S c h a 1 s t e i n" bezeichnetcn Typus, nhmlich dickschieferig'e, weiche, schmutzigg'r[ine Gesteine, als deren Haupt- gemengthcile man chloritisehe Zersetzungsproduete, ferner mehr odor weniger zersetzten Feldspath (Plagioklas), endlich Epidot, Apatit, Magnetit, Titaneisen, Titanit, Rutil und Pyrit erkennt. Kalkspath stellt sich ganz gewShnlich in KSrnern, Schmitzen oder Lagen ein. Indem sich Thonscbiefermaterial in wacbsender Meng'e an der Zusammensetzung dieser Schalsteine betheiligt~ entstehen manchmal alle mSgliehen Ueberg/~nge zu jenen, die als T t l f f s c h i e f e r be-

1) A. H a r k e r and J. E. Mar r , Shap granite. Quart. Journ. Geol. Soc. 1891, Vol. XLVII, pag. 294--300.

~) J. Era. H i b s c h , Die Insel ~lteren Gebirges nSrdl, von Tetschen. Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanst. 1891, Bd. XLI, I=[. 2, pug. 25~.

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zeiehnet werden kiinnen. Da in unserem Elbthalgebirge grossartige Druckwirkungen an anderen Gesteinen festgestellt werden konnten (vergl. z. B. pag. 297), so erhebt sich die Frage, ob nicht die Schal- steine, wie anderwiirts, durch Druck schieferig gewordene Diabase vorstellen. Dass unter unseren Diabastuffen einzelne gequetschte Diabaslager sich verstecken m(igen, ist wohl m0glich. FUr die Haupt- masse seheint mir jedoch diese Auffassung nieht anwendbar. Nament- lich die Weehsellagerung" unserer Schalsteine mit ganz unverdrtiekten dtinnbankigen Kalklag'ern, mitunter in mehrfacher Wiederholung, sprieht dagegen.

Bei der C o n t a e t m e t a m o r p h o s e werden die Diabastuffe in Aktinolithschiefer und Hornblendesehiefer, seltener in Anthophyllit- schiefer umffewandelt. Diese einzelnen Abarten sind hiiufig dureb Wechsellagerung untereinander verbunden. Besonders seh(in liisst sich der Vorgang" sehrittweise, in immer stiirker werdender Ent- wicklung an dem breiten Zug yon Diabastuffen verfolgen, weleber am Hohen Stein in den Contacthof am Markersbaeher Granit ein- tritt und ihn erst schri~g, dann senkreeht zur Contactg'renze durch- zieht. In demselben Masse, wie der Chlorit und der Caleit ver- schwindet, nimmt die erst ganz vereinzelt auftretende aktinolithartige Hornblende an )Ieno'e zu. Einen bis 500 Meter breiten und 6 Kilo- meter langen Zug bilden diese sehieferigen Hornblendegesteine zwischen Weesenstein und Friedrichswalde in unmittelbarer Nachbar- sehaft der amphibolitisirten Diabaslag'er.

Unter dem Mikroskop lassen sich in diesen Contaetprodueten folgende Gemengtbeile feststellenl): Gew0hnliche g'rtine, stark dichroi- tisehe Hornblende in kurzen sehilfartig" ausgefaserten Stengeln und K0rnern, liehtg'rLtne bis thrblose aktinolithartige Hornblende"-) in zarten sehwaeh diehroitisehen N:,tdelehen, dieht nntereinander ver-

1) Ausfahrlicher in den Erl. zu S. Berggiesshiibel. 1889, pag. 51--54 und zu S. Pirna. 1892, pag. 37--39.

2) Einem dankenswerten ttinweis meines hochverehrten Herrn Collegen E. D a t h e zufolge (Jahrb. d. k. preuss. Landesanst. fiir 1891) bekenne ich gem, dass sich mein der Ktirze wegen gewShlter Ausdruck , A k t i n o l i t h " , sowie , A k t i n o l i t h s e h i e f e r " zunhchst nicht nachweisbar deckt mit dem strengeren Begriff ,Aktinolith" nach R a m m e l s b e r g . Vielmehr halte ich es sogar fiir wahr- seheinlich, dass diese nadelfSrmigen, oft strahlig ausgebildeten Hornblenden mehr als 5 Procent Thonerde enthalten.

.Mineralog. und petrogr. Nitth. XIII. 1893. (R. Beck. R. Herz.) 22

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filzt und oft in strahligen Btischeln angeordnet, zuweilen vertreten dureh eine strahlsteinartige Modification des Anthophyllits, ferner Plagioklas, Quarz, gruner Glimmer, etwas Biotit, Epidot, Magnetit und Magnetkies. Der Plagioklas bildet zusammen mit dem spiir- lieberen Quarz eine sehr feinkSrnige Mosaik zwisehen den Horn- blenden.

Im Verbande mit diesen Gesteinen kommen zierlich gebiinderte Schiefer vor, welche aus dunkelgriinen, an Hornblende reichen und aus liehtgrtinen, an Augit reiehen Lagen bestehen. Der Augit gleicht vgllig dem fast farblosen Malakolith der Kalksilicathornfelse und ist, wie in jenen, eine Neubildung, wahrseheinlich hervorgegangen aus friiheren zarten Kalkspathlagen im Diabastuff. Diese augitftihrenden Gesteine enthalten neben der Hornblende aueh Granat, Biotit, Titanit, Apatit, Mag'netit und Titaneisen.

Die Umwandlung yon silurischen Diabastuffen in Aktinolith- schiefer besehrieb schon K. D a l m e r ~) aus dem Contacthof des Meissner Syenits und A. S an e r 2), der auch Anthophyllitschiefer auffand. Ausser diesen Autoren und dem Verfasser (1. e.) beobachtete auch M. S e h r 5 d e r 3) ganz ithnliche Erscheinungen an cambrischen Diabastuffen im Contacthof des Bergener Granitstoekes.

c) Die c o n t a c t m e t a m o r p h e n G e s t e i n e de r d e v o n i s c h e n W e e s e n s t e i n e r G r a u w u c k e n f o r m a t i o n .

1. I~rystalline Grauwacken-Hornfelse und Knotengl~mmerschiefer.

Wie bereits pag. 294 erwiihnt wurde, liegen diese und die fol- genden Gesteine ausschliesslich im umgewandelten Zustande vor.

Krystalline Grauwacken, ganz ~hnlieh besehaffen wie die aus dem Silur beschriebenen, walten beiweitem vor. Sie gehen in Horn- felse fiber und wechsellagern mit Knotenglimmerschiefern. In diesen allen sind Quarz und Biotit die Hauptgemengtheile. Die erst- genannten Gesteine sind hitufig reich an neugebildeten wasserhellen Ptagioklasen und Orthoklasen yon typiseher Contaetstructur. Sie enthalten ferner noch Muscovit, einen griinen Glimmer, Magnetit, Apatit, Rutil und Zirkon.

i) K. D a l i n e r , Erl. zu S. Tanneberg. 1888, pag. 36. 2) A. S a u e r , Erl. zu S. bleissen. 1889, pag. (~8. :J) E. W e i s e u. Ill. S c h r i i d e r , Erl. zu S. Oelsnitz-Bergeu. 1890, pag. 50--5(s

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Zu dieser Gruppe gchSren auch die Knotenschiefer und Horn- felse aus der Umgebung yon Weesenstein, welche H. R o s e n b u s c h ~) bcschrieb, ferner die Hornfelse, Fleck- und Knotenschiefer, welche E. Hi b s c h 2) aus dem Elbthal nSrdlieh yon Tetschen ausfiihrlich schilderte and durch eine Anzahl chemischer Analysen erl~iuterte.

2. Conglomerate.

Von besonderem Interesse sind B~nke yon k r y s t a l l i n e r , G e r S l l e f t i h r c n d e r G r a u w a c k e S ) , welche den soeben auf- gefiihrten Gesteinen ganz nahe an der Granitgrenze bci K~ittwitz, Ploschwitz und Lockwitz eingeschaltet sind. Die Grundmasse dieser Conglomerate ist v(illig krystallin. Sic besteht im wesentlicben aus Quarz und Biotit, sowie aus Muscovit und Plagioklas, s~mmtlich in iiusserst feinkSrniger oder feinsehuppiger Ausbildung. Die GerSlle, welehe aus Quarz, feinkSrnigem Quarzit und einem mittel- his fein- kSrnigcm, racist aplitischem Granitit bestehen, haben zum grSssten Theil ihre ursprtingliche, kugclige, abgeplattete oder dattelfSrmige Form erhalten und weisen kcine sieher nachweisbaren Spuren yon Umwandlung auf. Auch unter dem Mikroskop ist die Grenze zwischen Grundmasse uud GerSll seharf und deutlich.

Seit der Auffindung dieser contactmetamorphen Conglomerate dt~rch Herrn Th. L a n g e und den Verfasser im Jahre 1888 bestand unter den s~ichsicl~en Gcologen kein Zweifel mehr, dass auch die zuletzt yon F. S eh a l c h ~) eingehend beschriebenen Conglomerate yon Wellcrswalde und Clanzschwitz contactmetamorphe Gebildc seien. Auch hier zeigt sich wieder, wie iihnlich, wenigstens iiusserlich, die contactmetamorphischen Gesteine hiiufig solchen aus den arch~ischen Formationen werden k(innen, denn die KSttwitzer Conglomerate ~ihneln den bekannten Obermittweidaer Cong'lomeraten A. S a u e r's ~) zum Verwechseln.

~) H. Rosenbusch, Steiger Schiefer. 1877, pag. 207 u. 248. 2) 1. c. pag. 266--271. 8) Erl. zu S. Pirna. 1392, pag. 41. 4) F. S c hal c h, Erl. zu S. Oschatz-Wellerswalde, pag. 20. 5) A. S a u e r, Ueber 12onglomerate in der Glimmerschieferformation des s~chs.

Erzgebirges. Zeitschr. f. d. ges. Naturw. 1879, Bd. LII, pag, 706.

22*

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3 3 2 Richard Beck.

3. Andalusitglimm erfelse.

Andalusit oder Cordierit wurde in den eigentlichen krystallinen Grauwacken nicht beobachtet. Dagcgen stellen sich im liegendsten Niveau der Formation bei Tronitz, Weesenstein and Oberseidewitz ausgedehnte Lager yon einem ziemlich grobk~rnig-sehuppigcn A n d a- 1 u s i t g 1 i m m e r ~'e I s ein, welcher vorwicgend aus Quarz, Andalusit, Biotit und Muscovit, fcrner aus Cordierit, Turmalin und Magnetit besteht, scltener Orthoklas nnd Zirkon enth~lt. Dies Gestein crw~hnt schon H. R o s e n b u s c h 1) aus dem Mtiglitzthal zwischen Weesen- stein und tier Papierfabrik. An gewissen Stellen, wie bci Weesen- stein, bilden sich A n d a l n s i t g l i m m e r s c h i e f e r und 3 I u s c o v i t - s c h i e f e r heraus.

4. Gneiss~ihnliche Contactgesteine.

In demselben geologischen Horizont auf der Strecke zwischen Goppein and Tronitz werden diese andalusitreichen Gesteine durch f e l d s p a t h r e i e h e , h h u f i g z u g l e i c h c o r d i e r i t r e i c h e , g n e i s s ~ h n l i c h e C o n t a c t g e s t e i n e vcrtreten. Diesc sind in einer his 1"5 Kilometer breiten Zone hart am Syenit and zugleich sehr nahe am Lausitzer Granit entwickelt. Sic verdienen eine ein- gehendere Beschreibung.

In ihrer Zusammensetzung und Structm' zcigen sic vielfachen Wechsel, immer aber sind sic fcldspathreich and als Contactgesteine palhozoischen Alters ungewShnlich grobkrystallin. Da sic zugleich vorhcrrschcnd eine deutliche Flaserung besitzen, hhneln sic husserlich ganz ausserordentlich mlttel- bis feink~rnigen Biotitgneissen und Cordieritgneissen der arch~iischen Formationen. Besonders reich an Cordierit und zugleieh an Feldspathen ist das ziemlich grobk~rnige Gestein in der N~the der Chocoladefabrik im Lockwitzthal. 2) Hier walten die his 4 Millimeter grossen dunkelgrauen, schwach fettgl~tnzen- den K~rner yon Cordierit vor allen tibrigen Componenten vor. Bei der Verwittcrung br~uncn odor rSthen sich die dunkelgrauen Gesteine rasch. Die mikroskopische Untersuehung crgab als Hauptgemengtheile

~) H. R o s e n b u s c h , Steiger Schiefer. 1877, pag. 249. ~) Dieses Gestein, sowie eine Auswahl anderer s~ichsischer Contactgesteine

kSnnen dutch die k S n i g l i c h e 3 I i n e r a l i e n n i e d e r l a g e zu F r e i b e r g in S a c h s e n bezogen werden.

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Die ContacthSfe der Granite und Syenite etc. 333

aller dieser Gesteine Quarz, Plagioklas, Orthoklas, Biotit and racist auch Cordierit; mehr untergeordnet und zum Theil nur local betheiligen sich dagegen an ihrer Zusammensetzung Muscovit, Anda- lusit, Sillimanit, Turmalin, Apatit, Zirkon, Magnetkies, Magnetit und Graphit. Alle diese Mineralien besitzen eine Ausbildungsweise, welche dafdr spricht, dass sic wiihrend der Contactmetamorphose entweder neu gebildet oder wenigstens in neuer Gestalt wieder ausgeschieden women sind. Quarz und Feldspathk~rner besitzen vorherrsehend geradlinig-polygonale Begrenzung und nach allen Dimensionen gleich- miissige Raumentwicklung. Sic treten untereinander zu Aggregaten yon P i l a s t e r - , oft sogar yon B i e n e n w a b e n s t r u c t u r zusammen. Bei den beiden Figuren 3 nnd 4, Taft IX, welehe naeh Dtinnsehliffen mittelst Zeichnenprisma und mit theilweiser Zuhilfenahme yon polarisirtem Licht yon dem akademischen Zeichner und Custos Herrn Dr. F. E t z o 1 d in Leipzig ausgefiihrt wurden, tritt diese Structur deutlich he:'vor. Besonders ist sie in Fig. 3 entwickelt. Diese stellt das Diinnschliff- bild eines feink6rnigen Gesteins dar, welches als dttnne Bank dem an der Choeoladefabrik vorherrschenden mittelk(irnigen Cordierit- gestein zwisehengeschaltet ist. Der Quarz enth~lt fast immer rund- liche, ovale oder hexag'onale Biofitsehtippchen, aber nur sehr selten Flttssigkeitseinschltisse. Der unter den Feldspathen vorherrschende wasserklare, oft deutlieh zwigingsgestreiffe Plagioklas beherhergt ebenso wie der Orthoklas mitunter sehr zahlreiche Biotitscheibehen und rundliche Quarzk(irnehen. Der Orthoklas enth~lt ausserdem die zuerst yon A. S a u e r 1) in Gesteinen des Meissner Contacthofes beschriebenen spindel- oder stabf6rmig erscheinenden Interpositionen.

Der Biotit bildet Sehtippchen yon unregelm~tssig lappigen Um- rissen, mitunter his tiber 1 Millimeter im Durchmesser. H~tufig ordnen sic sieh zu parallelen sehmalen Ztigen, welche die Cordierite umsehmiegen, ganz wie in einem eehten Gneisse. Sit erseheinen aber doch selten in ihren leistenf6rmig.en Schnitten an den Enden derartig' ausgefranzt, wie in jenen die Regel ist. Der Biotit fiihrt nur selten Einschlttsse yon Quarz, dagegen oft sehr zahlreiche, stark lichtbreehende~ winzige K6rnehen und S~iulchen, wohl yon Zirkon mit dunklen, stark pleochroi- tisehen Aureolen. Behandelt man den Biotit lange Zeit mit Salzs~iure, so dass er weisslieh ausbleicht, so erhalten sich doeh diese H6fe als

1) A. S a u e r, Erl. zu S. Meissen, p~g. 44.

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334 Richard Beck.

seharfumrandete, kreisrunde dunkle Fleeken mit demselben starken Pleochroismus, ganz wie das ~ihnlich E. C o h e n i) yon Biotiten in Granitporphyren und Gneissen beriehtet. Bei der Zersetzung fiirbt sieh der Biotit grUnlieh, und es scheiden sieh in ihm Rutiln~tdelehen aus. Der Biotit ist datum reich an Titans~iure. Es ist hierbei an den yon P. J a n n as e h 3) analysirten eisenreichen Magnesiaglimmer aus einem Hornfels yon Gunildrud zu erinnern~ weleher 3"40 Proeent Titan- s~ture enthiilt. Neben dem braunen tritt der farblose Glimmer in diesen Gesteinen sehr zurtiek. Aueh er bildet Sehtippchen mit rundlich- lappigen Umrissen.

Der CoL dierit formt sehr unregelm~issige, mitunter etwas ge- streekte Ktirner bis 4 Millimeter im Durehmesser. Nur seine kleinsten mikroskopischen Individuen zeigen bisweilen regelm~issige, hexagonale Umrisse. Eine Drillingsbildung ist tifters angedeutet, verr~ith sieh abet gewShnlieh nut dureh eine sehr versehwommene Feldertheilung. Nut selten traten unter dem polarisirten Liehte an giinstigen Sehnitten die seehs Seetoren seharf hervor, h~iufig untereinander wie verzahnt. Die Substanz des unzersetzten Ninerals ist vSllig Ikrblos und zeigt auch naeh entspreehendem Gliihen keinen Diehroismus. Nut einzelne, sehr kleine rundliche Partien des Cordierites ergaben aueh, ohne gegliiht zu sein, einen deutliehen Pleochroismus in zarten gelbliehen T~inen. Diese Partien sehienen Aureolen um ~tusserst winzige Ein- sehliisse zu bilden. Die Polarisationsfarben sind m~ssig lebhaft. Bei der lKngeren Behandlung mit Salzs~ure bedeekt sieh das Mineral mit mikroskopischen kurzen Aetzrissen. Unter den kleineren Individuen kommen fast einsehlussfreie Exemplare vor, 'alle gr~isseren dagegen wimmeln yon Interpositionen in der Weise, wie Fig. 4 es zeigt. Mit- unter seheint die Masse der Einschliisse diejeniffe des Cordierites zu Uberwiegen. Man erkennt unter ihnen rundliche K(irnehen yon Quarz, Scheibchen oder hexagonale Bl~tttehen yon Biotit, Schtippchen yon farblosem Glimmer und Kiirnehen, sowie scharf hexagonal umran- dete Kryst~illchen yon Graphit. In einzelnen F~illen, bei denen die Cordierite geradlinige krystallographisehe Grenzlinien zeigten, be-

~) E. Cohen , Ueber pleochroitische H~fe im Biotit. Neues Jahrb. f. Min. 1888, Bd. I, pag. 165--169.

2) H. O. L a n g und P. J a n n a s c h , BeitrRge zur Kenntnis der Eruptiv- gesteine des Christiania-Silurbeckens. Nyt Mag. f. Naturvidenskab. Sep.-Abdr. Christiania 1856, pag. 114.

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Die Contacth5fe tier Granite und Syenite etc. 335

merkte man eine parallele Orientirung tier Biotitschiippehen zu diesen. Mitunter war aueh eine gewisse zonare Anordnung der Interposi- tionen ersiehtlieh.

Dureh Zersetzun~ f/irbt sich der Cordierit bei der Verwitterung des Gesteines dunkel~lgrUn und endlich gewShnlieh ziegelroth. Unter dem Mikroskop erh/ilt man folgendes Bild yon den Zersetzungsvor- gEng.eu: Im I. Stadium, welches abet mitunter direct vom II. ersetzt wird, f/irbt sieh die farblose Substanz vom Rande der K0rner und you Spaltrissen aus lichtkaffeebraun. Die braunen Partien, welche schliesslich das gauze Korn erftillen k0nnen, verhalten sich optisch einheitlieh, ~ihnlich wie tier normale Cordierit. Die F~rbung scheint nicht auf der Einwanderung. sines Pig.mentes, sondern aaf vollst~tn- dig.er chemischer Umsetzung der Cordieritsubstanz zu beruhen. Aehn- liche braune Partien besehrieb A. W i e h m a n n l) am Aspasiolith bei Beg'inn tier Zersetzung., desg.leiehen beim sog'enannten harten Fahlunit und beim Pyrarg.illit. Im II. Stadium dringen ebenfalls vom Rande und yon Sp~tltehen aus zarte Seh[ippehen eines g.rtinlichen, dutch l~tng.ere Behandlung. mit Salzs~ure zerst0rbaren, ehloritischen Minerals scheinbar vor, welche endlich die ganze ehemalige Cordierit- masse erfLtllen. Im II[. Stadium stellcn sieh g.r0ssere, oft in den Spalt- rEumen qaerg.estellte Bliittehen yon grttnem Chlorit und yon einem farblosen Glimmer ein~ ~thnlich wie es A. W i e h m a n n ~) am Gig.an- tolith und J. Ki k u e h i 2) am Cerasit bcschrieben haben. In anderen Fallen erfolgt am Ende eine massenhafte Ausscheidung. yon Eisen- ocker.

Andalusit tritt in diesen Gesteineu weit seltener als Cordierit und dann gew0hnlieh ohue dessen Beg.leitung. auf. Ein Glimmerfels aus dem Preussersehaeht bei Burg.st:,idtel enthielt sowohl Cordierit, wie auch Andalusit und Sillimanit. Der Andalusit bildet unre~el- m~issig.e, skelettartig" yon Quarz durchspiekte, licht pfirsichblttthrothe KSrner. Sillimanit findet sich gewShnlich nut in zerstreuten BLischeln. Auch tier Turmalin fiihrt, wenn er in grSsseren K0rnern entwickelt ist, viele Einschliisse, und zwar yon Quarz uud yon Biotit. Apatit wurde

1) A. W i c h m a n n , Die Pseudoraorphosen des Cordierites. Zeitschr. d. d. geol. Gesellsch. 1874, XXVI, pag. 687, 690, 691,689.

'-') J. K i k u c h i , On Cordierite as contact mineral. Journ. of the Science Coll. Tokyo 1890, Vol. III, Pt. IV, pag. 325.

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~36 Richard Beck.

in kurzen, g'edrungenen Prismen, Zirkon in KSrnehen und Sttulehen beobachtet, Magnetkies in nur vereinzelten Kltimpehen. Magnetit, dessen Krystttllehen und KSrnehen dutch Behandlung mit Salzstture yon dem oben erw~ihnten Graphit untersehieden wurden, ist ziemlieh sp~irlieh zugegen.

Eine eig'enartige Erseheinung in den gneiss~ihnliehen Contact- gesteinen des Loekwitzthales bilden liehtgefitrbte, bis 1"5 Centimeter starke T r ti m e r, welehe wesentlieh aus einem feinkSrnig-krystallinen Gemenge yon Quarz, Plagioklas und Orthoklas bestehen, aber aueh Biotit und Cordierit enthalten. Diese Gemengtheile haben hier indessen eine ganz andere Ausbildungsweise wie in dem yon diesen Trtimern durehsetzten Gestein selbst. Im Quarz vermisst man die zahlreiehen Biotite, findet daftir aber sehr reiehliehe Fltissigkeitseinsehltisse. Die gr~sseren, bis 1"5 Millimeter messenden KSrner zerfallen im polari- sirten Lieht in optiseh versehieden orientirte, untereinander mit welligen Riindem verbundene Individuen, dureh welehe die Ztige yon Fliissigkeitseinsehltissen ung'esttirt hindurehgehen. Die his 1"5 Milli- meter grossen Orthoklase zeigen, wie im Nebengestein, die oben besehriebene Faserung. Die bis 3 Millimeter grossen K~rner und Tafeln yon Plagioklas enthalten Einsehlfisse yon Quarz, abor nieht yon Biotit. Die Cordierite sind hier g:,inzlieh frei yon Einsehltissen, desgleiehen die vereinzelten grossen Biotitbl/tttehen. Die racist nur spannenlangen, zuweilen aber auf tiber 2 Meter Entfernung hin ver- folgbaren Triimer durehziehen das Gestein tilters sehrSg zur Flaserung und zeig'en in ihrem Verlauf Windungen, Kniekung'en und FKlte- lungen. An den Biegungsstellen ist weder in den Trtimern, noeh im umg'ebenden Gestein Kataklasstruetur bemerkbar. Auch besteht keine auff:211ig'e DiseontinuitKt zwisehen der Masse der Trtimer und der- jenigen des Gesteins. Nirgends maeht sieh eine Zersetzung des letzteren am Trum bemerkbar, die auf SeeretionsvorgKng'e sehliessen lasseu k(~nnte. Die Trtimer setzen z. B. an der Choeoladefabrik im Loek- witzthal im denkbar frisehesten Gestein auf. Dieses letztere seheint mitunter in seiner kusbildung dieht an den Trtimern yon diesen beeinflusst zu sein. Denn hier hat sieh der Biotit reiehlieher und in grtisseren Sehuppen ausgesehieden, welehe annKhernd parallel zum Salband des Trums sieh geriehtet baben.

Vielleicht hat man die Entstehung" dieser Trtimer als letzte Phase der Contactmetamorphose zu betrachten. Sie sind vermuthlich gebildet

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Die ContacthSfe der Granite und Syenite etc. 337

worden: als die Umkrystallisirung des Nebengesteins eben beendet war, indem infolge der Abkiihlung sich Spaltrisse 5ffneten, welche dutch die Absiitze tier immer noeh reichlich vorhandenen Mineral- solutionen wieder ausgeftillt wurden. Die pag. 318 besehriebenen grobkrystallinen Kalkspathtrtimer im BerggiesshUbler Marmor scheinen eine ganz analoge Bildung zn sein.

Contactgesteine yon sehr iihnlicher Zusammensetzung und grob- krystalliner Struetur scheinen nach K. A. L o s s e n's 1) Beschreibung die sogenannten Eckergneisse des Harzes zu sein, welche dieser Autor als ver~tnderte Sehiefer und Grauwaeken des Culm erkannte. GneissShnliche, aber minder grobkrystallin entwickelte Contact- gesteiae, wie diejenigen aus dem Lockwitzthal, besehrieben ferner A. S a u e 1" e) aus dem Meissener Contacthof: sowie O. H e r r m a n n und F. We be t aus dem contactmetamorphischen Grauwaekengebirge der Lausitz. Besonders die feldspathfiihrenden Quarz-Biotitschiefer, welche O. H e r r m a n n S ) yore Burkauer Berg bei Pulsnitz, E. W e b e r * ) aus der Gegend yon Radeberg schilderte, sowie auch die sogenannten ,,Weissenberger Gneisse", deren wahre Natur der Letztgenannte ~) crkannte, werden im Habitus nnd in der Zusammensetzung sehr gneisshhnlich. Die grSsste Aehnlichkeit indessen haben mit den gneiss- ~thnlichen Gesteinen des Lockwitzthales die yon W. Sa l o m o n o) untersuchten und Contactgneisse benannten Gebilde vom Adamello. Und doch ist die Genesis eine verschiedene. W;.thrend, wie wir sahen, unsere Gesteine cntschieden aus Schichten der wahrscheinlich devo- nischen, sicher pal~iozoischen Weesensteiner Grauwackenformation hervorgegangen sind, hiiIt W. S a 1 o m o n jene ftir contaetmetamorphisch veriinderte wirkliehe Gneisse.

~) K. A. L o s s e n i m Jahrb. d. k. preuss, geol. Landesanst. 1388, 1)ag. XXXVII u. pag. XLI.

~) A. S a u e r , Erl. zu S. Meissen. 1889, pag. 54. a) O. K e r r m a n n , Erl. zu S. Pulsnitz. 1890, pag. 25. ~) E. W e b e r , Erl. zu S. Radeberg. 1890, pag. 11. ~) E. We b e r , Weissenberger Gneisse. Neues J-ahrb. f. Min. 1891, Bd. I, H. 2,

pag. 211. ~) W. S a 1 o m o n, Geologische und petrog'rapbische Studien am Monte Avi61o.

Zeitsehr. d. d. geol. Gesellsch. 1890, pag. 492--500.

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338 Richard Beck.

II, Erscheinungen von Impriignationsmetamorphose.

Die Erzlager yon Berggiessh~ibel, welehe eigentlich hier ihre riehtige Stellung h~tten finden miissen, wurden zugleieh mit der Contaetmetamorphose der Kalklag'er besehrieben, well die Impr~ig- nationserseheinungen, denen sie ihre Entstehung verdanken, mit jener innig zusammenhangen.

Ebenfalls an den Markersbaeher Granitstock ist eine andere, ganz selbsfiindige Gruppe yon Erseheinungen ~thnlieher Art gekntipft.1 ) An vielen Stellen, niimlieh sowohl nahe an der Sehiefergrenze, wie auch welter im Inneren dieses Massives, faUen in dem lichtg'rauen normalen Gestein dunkelfarbige Bander in's Auge, in Wahrheit fl~chen- f(irmige Gebilde, die sich oft zu ganzen Ztigen sehaaren, sich spitz- winkelig kreuzen oder parallel zu einander laufen, immer aber ein ziemlich steiles Einfallen besitzen. In diesen B~ndern hat das Gestein eine abweichende Zusammensetzung. Es besteht haupts:,ichlich aus Quarz und einem dunkelgrUnen Glimmer, ist also ein G r e i s e n. Die Greisenbiinder im Markersbacher Granitit g'leichen vSllig den Greisen- oder Z w i t t er t r tim er n i m Granit von Geyer, welehe schon v. C h a r p e n t i e r ~-) so ausgezeichnet beschrieb und abbildete, und welche sp~tter A. S t e 1 z n e r 3) eingehend untersuchte. Sie stimmen ferner iiberein mit den Greisentriimern yon Altenberg" und Zinnwald, tiber welche zuletzt K. D al m e r *) ausfiihrlich berichtet hat, und mit den ganz ~hnlichen, yon einer Greisenzone beiderseitig" begleiteten Impr~ignationskliiften in den Graniten yon Cornwall, tiber welehe E. Re y e r 5) alles Wissenswerte zusammengestellt hat.

Die beiden Abbildungen, Fig. 5 und 6, wurden nach der Natur nach Zwitterbiindern gezeichnet, welche in grosser Zahl Granit- bl(icke am Nordabhang- des Grossen Horns bei Berggiesshtibel durch- ziehen. Sie stellen diese Gebilde auf dem Querbrueh dar. Immer zei~ sich auf diesem in den Streifen eine mehr oder minder deutlich

') Zuerst beschrieben in den Erl. zu S. Berggiesshfibel. 1889, pag. 27--;~0. 2) v. C h a r p e n t i e r , Mineralogische Geog,'aphi~ der churs~chsischen Lande.

1778, pag. 205 ft., Tat'. 3. 3) A. S t e l z n e r , Die Granite yon Geyer und Ehrenffiedersdorf. FIeiberg

1865, pag. 42. 4) K. D a l m e r , Erl. zu S. Altenberg-Zinnwald. 1890, pag. 74 ~'. s) E R e y e r , Zinn. 18S1, pag. 106 if'.

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Die ContacthSfe der Granite und Syenite etc. 339

markirte Mittellinie, oft nur als haarfeine, besonders glimmerreiehe 51aht, oder aueh als enge Kluft, liings deren der Granit beim Stein- bruchbetrieb sigh abl(ist. Andere Greisenbiinder begleiten als Seiten -~ zonen ein wesentlich aus Quarzk~irnchen gebildetes Trum oder einen deutlich bilateral aufgebauten, bis 1 Centimeter breiten Quarzgang. Die griissten Ansehwellungen der Greisenzonen, welehe man besonders an den Kreuzungen antrifft, betragen h~ichstens 10 Centimeter.

Dort, wo der umgebende Granit zuweilen feinkSrniff ist und porphyrische Quarze enthiilt, finden sieh diese auch im Zwitter vor. Der granitische Quarz ist darum bei der Umwandlung des normaleu Gesteins nicht mit betroffen worden. Dagegen wurde der Feldspath zerst(irt und Quarz und gl:tiner Glimmer ausgeschieden. Als charak- teristisebe Uebergemengtheile dieser Greisenbiinder, welche ebenfalls nur dureb eine Impritgnation yon den medianen Spalten aus ent- standen skin k~innen, wurden folgende Mineralien bestimmt : Topas und Zinnstein, beide nur in mikroskopisch kleinen K~rnehen, ferner Molyb- d~nglanz, Zinkblende, Turmalin und Flusspatb. Alle mit Ausnahme des Flusspathes fehlen im normalen Granit.

Ueber einen ebenfalls Zinnstein ftihrenden, mit Impriiffnations- erscheinungen verkntipften Gangtriimerzug, welcher das Mutter Gottes- Magneteisenerzlager zu Berggiesshiibel durcbsetzt, berichteten H. Mti l ler und A. S t e l z n e r . 1)

Haarfeine Trtimer yon Turmalin, Zinnstein und Topas fand endlich tier Verfasser im feldspathreiehen Biotithornfels dicht am Turmalingranit von Gottleuba auf. 2)

R f i e k b l i e k .

Folgende allgemeine Beobaehtung'en und Sehliisse erhalten dutch unsere Untersuchungen der Contaeth~fe des Elbthalgebirges eine er- neute Best~tigung:

Wie an zahlreiehen anderen Punkten der Erde stellen auch die Granite und Syenite dieses Gebietes Intrusivmassen dar, welehe

~) H. Mi t l l er, Ueber die Erzlagersti~tten der Umgegend hiibel, pag. 55.

2) R. Beck , Erl. zu S. Berggiesshtibel, pag. 49.

yon Berggiess-

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340 Richard Beck.

zum Theil jetzt naeh van Schiefergebirge verhiillt werden, urst)rting- lich aber sehr wahrscheinlich iiberhaupt nicht die Erdoberfl~che erreicht hatten.

Die Art der Cantactmetamarphase der Sedimente hiingt ganz yore ursprtinglichen petrographischen Charakter jeder einzelnen Sehicht ab, sowie yon der Gr~sse der Entfernung zwischen dem bctreffenden Gestein und dem Eruptivstock~ nicht aber yon der petragraphischen Individualit~t eines jeden Massives. Die Umwandlung besteht theils in einer Umkrystallisirung bereits varhandener Mineralien, theils in einer Neubildung van solchen aus varhandenem chemischen Material. Nur bei der Entstehung der Erzlager yon Berggiesshfibel ist die Annahme einer Stoffzufuhr yon der Granitgrenze her unbedingt nSthig. Die Contactmetamorphose war nicht mit einer plStzlichen und tatalen Aenderung des urspdinglichen Aggregatzustandes der Sedimente. etwa einer Einschmelzung, verkntiph, denn die ehe- malige Verschiedenheit yon oft nut sehr schmalen benachbarten Schichten spiegelt sich auch in den Contactgesteinen derselben Com- plexe van Sedimenten wieder, und dicht am Granit konnten die GerSlle der K~ttwitzer Conglomerate ihre urspriing'liehe Fol:m be- wahren, ~hnlich wie wir das seit P o u i II o n 1) und B r 5 g g e r ") yon Petrefacten wissen.

Die folgende Tabelle gibt eine Uebersicht der gesteinsbildenden Mineralien van nachweisbar contactmetamarphischer Entstehung aus dem Elbthalgebirge. Den Cantactgesteinen ist das ursprUngliche Ge- stein in Parenthese beigesetzt. Die Producte der Impr~gnationsmeta- morphose, sa besanders die Kupfererze u. s. w. der Erzlag'er von Berg~iesshiibel, sowie Mineralien auf Kliiften, Zersetzungspraducte und zweifelhafte Vorkommnisse sind nicht mit aufgefiihrt. Durch e i n e n - ist das Varhandensein angezeigt.

L e i p z i g , 1. M~rz 1893.

1) P o u i l l o n besehreibt sehon 1838 Chiastolithsehiefer mit Fossi]ien yon Salles du Rohan in der Bretagne. Bullet. de la soc. g~ol. de France. X, pag. 227 ft. (naeh W. C. B r S g g e r ) .

3) W. C. B r 5 g g e r, ,Ueber neue Vorkommnisse yon Vesuvian und Chiastolith in Norwegen. Zeitschr. d. d. geol. Gesellsch. 1876, pag. 69--74.

W. C. B r S g g e r , Die silurischen Etagen 2 und 3 im Christianiagebiet und anf

Eker. 1882, pag. 570.

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D i e C o n t a c t h S f e d e r G r a n i t e u n d S y e n i t e e t c , 341

T a b e l l e d e r c o n ~ a e t m e t a m o r p h i s c h e n g e s t e i n s b i l d e n d e n M i n e r a l i e n d e s E l b t h a l g e b i r g e s .

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P l a g i o k l a s .

O r t h o k l a s .

A n d a l u s i t .

C h i a s t o l i t h

S i l l i m a n i t .

C o r d i e r i t

G e m e i n e , g r ~ i n e

H o r n b l e n d e

A k t i n o l i t h a r t i g e "

H o r n b l e n d e

T r e m o l i t . . . .

A n t h o p h y l l i t . .

M a l a k o l i t h . . .

G r a a a t . . . .

E p i d o t . . . .

T u r m a l i n . . .

G r a p h i t . . . .

T i t a n i t . . . .

R u t i l . . . . .

B r o o k i t . . . .

M a g n e t i t . . .

S c h w e f e l k i e s . .

3 I a g n e t k i e s . . i . I I

Page 53: Die Contacthöfe der Granite und Syenite im Schiefergebiete des Elbthalgebirges

842 Richard Beck.

Erkli~rung der Tafel IX.

Fig. 1.

Fig. 2.

Fig. 3.

Fig. 4.

Fig. 5

Profil durch den Blauberg am Lockwitzthal mit dem Preusserschacht 1 : 25.000. Von Siidwesten nach Nordosten. S Syenit, he Biotithornfels, gs Graphit- quarzit, kn Knotenschiefer, acg Andalusit- uud cordieritffihrender Glimmer- fels, R Rothliegendes. Profil an der Westwand eines Steinbruches an der PanoramahShe bei Berg- giesshfibel. Die dunkelgehaltenen Partien sehieferiger Andalusitglimmerfels, die hellen fein- und mittelkSrniger Granitit. L~inge gegen 10 Meter. Diinnschliff eines f'einkSrnigen, feldspathreichen, gneiss~hnlichen Contact- gesteines mit Camera lueida und Hartnack 0b. 5, Oc. I gezeiehnet, o faseriger Orthoklas, p Plagioklas, beide mit Einschliissen yon Quarz und Biotit, q Quarz, vielfach mit Biotiteinschlii.osen, b Biotit. Typische Pflasterstructur. Diinnschliff eines grobkrystallinen, an Cordierit reichen, gneisslhnlichen Contact- gesteines quer zur Flaserung. Cam. luc., Hartnack Ob. 3, Oc I. c Cordierit, wimmelnd yon Einschliissen yon Quarz, Biotit und Graphit, m Muscovit, b Biotit mit pleoehroitischen HSfen und .Zirkoneinschl/issen, sonst wie beim vorigen. und 6. Greisen-Impr~gnationstriimer im Markersbacher Granitit veto grossen Horn, in Fig. 5 znm Theil mit medianem Quarzgang. ProfilhShe 0"7 Meter.

Page 54: Die Contacthöfe der Granite und Syenite im Schiefergebiete des Elbthalgebirges

Richard Beok, :Die ContacthSfe der Grani te und Syenite im Sehiefergebiete des :Elbthalgebirges. Tafel IX.

F ig . 1.

~ ig . 2.

:Fig. S. :Fig. 4.

)~ig. 5.

Mineralog. unfl pe~rogr, l~[itth. X I I I . 1893. Ver lag yon A l f r e d H S l d e r , k. u. k. Hof- und Universit~ts-Buehh~ndler in ~Vien, I. , :Rothen~hurms~rasse 15.