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1710 gegr. DR. PETER RITTERSHAUSEN Familienbesitz seit 1865 Wilhelmsplatz 14 35683 Dillenburg Tel. 02771/7055 Die erste Stadtapotheke in Dillenburg ist im Jahre 1710 entstanden. Johann Caspar Heller, der im Dillen- burger Kirchenbuch als „allhiesiger Apotheker“ bezeichnet wurde, wird 1709 mit der Verwaltung der fürstlichen Hof-Apotheke auf dem Schloß verpflich- tet. Er heiratet noch im selben Jahr die Tochter Maria des Herborner Stadtapo- thekers Johann Michael Gaudelius. Dieser hatte bereits 1687 in der Stadt Herborn die erste Stadtapotheke, unab- hängig von der „Hoheschulapotheke“ errichtet und dort später auch das Bür- gerrecht erworben. Im Jahre 1710 hat er auch in Dillen- burg die erste Stadtapotheke einrichten können und sie unmittelbar danach an seinen Schwiegersohn Johann Caspar Heller für 650 Gulden verkauft. Das Haus steht heute noch auf dem Hüttenplatz zur Maibach hin mit der Hausnummer 19. Noch im selben Jahr hat Johann Caspar Heller, der neue Dillenburger Stadtapo- theker in der fürstlichen Kanzlei einen so genannten „Apotheker-Eid“ geschworen. Er mußte sich verpflichten: - die Apotheke mit frischen und unverfälschten Waren bester Qualität zu versehen, - alle Simplicia und Composita (einfache und zusges. Arzneien) ohne Betrug zu präparieren, - die Geheimmittel der Ärzte nicht ohne deren Zustimmung bekannt zu machen, - die Rezepte streng nach Vorschrift anzufertigen und keine Ingredienzen ohne vorherige Benachrichtigung des Arztes zu substituieren, - unklare Verordnungen erst nach Rückfragen mit dem Arzt anzufertigen, - im Handverkauf das Quid-pro-quo (den Ersatz einer Droge durch eine ähnlich wirkende) zu unterlassen und - die Preise nach der Frankfurter Arznei-Taxe festzusetzen und nach Möglichkeit zu unterschreiten. Handzeichnung von Herrn K. Schmidt Dillenburg 1984

Die erste Stadtapotheke in Dillenburg ist im Jahre 1710 ... · - alle Simplicia und Composita (einfache und zusges. Arzneien) ohne Betrug zu präparieren, - die Geheimmittel der Ärzte

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1710 gegr. Dr. Peter rittershausen Familienbesitz seit 1865Wilhelmsplatz 14 35683 Dillenburg tel. 02771/7055

Die erste Stadtapotheke in Dillenburg ist im Jahre 1710 entstanden.

Johann Caspar heller, der im Dillen- burger Kirchenbuch als „allhiesiger apotheker“ bezeichnet wurde, wird 1709 mit der Verwaltung der fürstlichen hof-apotheke auf dem schloß verpflich-tet. er heiratet noch im selben Jahr die tochter Maria des herborner stadtapo-thekers Johann Michael Gaudelius.

Dieser hatte bereits 1687 in der stadt herborn die erste stadtapotheke, unab-hängig von der „hoheschulapotheke“ errichtet und dort später auch das Bür-gerrecht erworben.

im Jahre 1710 hat er auch in Dillen-burg die erste stadtapotheke einrichten können und sie unmittelbar danach an seinen schwiegersohn Johann Caspar heller für 650 Gulden verkauft.

Das haus steht heute noch auf dem hüttenplatz zur Maibach hin mit der hausnummer 19.

noch im selben Jahr hat Johann Caspar heller, der neue Dillenburger stadtapo-theker in der fürstlichen Kanzlei einen so genannten „apotheker-eid“ geschworen.

Er mußte sich verpflichten: - die Apotheke mit frischen und unverfälschten Waren bester Qualität zu versehen,

- alle Simplicia und Composita (einfache und zusges. Arzneien) ohne Betrug zu präparieren,

- die Geheimmittel der Ärzte nicht ohne deren Zustimmung bekannt zu machen,

- die Rezepte streng nach Vorschrift anzufertigen und keine Ingredienzen ohne vorherige Benachrichtigung des Arztes zu substituieren,

- unklare Verordnungen erst nach Rückfragen mit dem Arzt anzufertigen,

- im Handverkauf das Quid-pro-quo (den Ersatz einer Droge durch eine ähnlich wirkende) zu unterlassen und

- die Preise nach der Frankfurter Arznei-Taxe festzusetzen und nach Möglichkeit zu unterschreiten.

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Das Haus am Dillenburger Viehhof um 1750

nach einer Federzeichnung der Katharina Helena Doer-rien (1717-1795), die sich um die Gräser, Kräuter, Blumen und sträucher nassau-Ora-niens verdient gemacht und eine Flora in Buchform veröf-fentlicht hat. sie wohnte im haus gegenüber.

Das Gebäude am heutigen Wilhelmsplatz 14 um 1880 mit anbau und schuppen.

Der spätere Besitzer der ers-ten Dillenburger stadtapo-theke Franz Aust hat das haus um 1820 erworben und seinen Betrieb in das Gebäude verlegt, in dem sich heute noch die amtsapotheke befindet.

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Ärztliche Verschreibung aus dem Jahre 1853

Die Ärzte meinten noch im 20. Jahrhundert:

„Wir haben schreiben gelernt, lernt ihr Apotheker lesen!“

Die apotheker mussten schon damals „lesen“ können!

Das Zeichen links „rp“ ist das Kürzel der Ärzte für rezept vom lateinischen Wort „recipe“ auf deutsch „nimm ...“ (die folgenden Drogen und Mengen) …

… rechts die verordneten Ge-wichtsangaben für die Mischung, die der apotheker zubereiten soll …

… darunter zu finden die art der anwendung und die Dosis …

… unten der name des Pati-enten darunter das unterschrifts-Kürzel des verordnenden arztes …

… am linken rand sind die tax-Preise der apotheke angege-ben …

… abgestempelt von der amts apotheke in Dillenburg des apothekers aust.

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Das Nassauische Medizinal- Edikt

von 1818

nach einer Verwaltungsordnung für das spätere herzogtum nassau 1815 wurde auch das gesamte Medizinalwesen geordnet.

Durch das Medizinaledikt von 1818 wurde für jeden der 28 amtsbezirke jeweils einen Medizinal-Bezirk geschaffen.

„Für jeden Medicinalbezirk sollen in der regel ein Medicinal-rath, Medicinal-assis-tent und ein apotheker von uns angestellt werden.“

Die Ernennung des Apothekers Theodor Rittershausen zum Amtsapotheker des Medizinal-Bezirks

Dillenburg durch De-kret des Herzogs Adolf

von Nassau 1865 …

… und statt Besoldung ihm die durch die Gebührenordnung bestimmten emolumen-ten (einkünfte) zuzuweisen.

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Die Amtsapotheke am Wilhelmsplatz 14 um 1908

Der apothekenbesitzer Dr. Paul Rittershau-sen hatte durch ankauf der benachbarten hang-Grundstücke die Möglichkeit geschaf-fen, sich eine großzügige Gartenanlage hin-ter dem Gebäude anzulegen.

im Fenster oben links der Besitzer, im ne-benfenster die haushälterin Minna Pfau mit der jüngsten tochter Hilde, auf dem Bürger-steig in der Mitte die älteste tochter Berta, daneben die zweitälteste tochter Thea.

Werbung in der Zeitung 1893 und 1894. Der Verkauf von Weinen und spirituosen ge-hörte seinerzeit zum alltags-geschäft in der amtsapotheke.

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Dem Kandidaten der Pharmazie Walter Rittershausen in Dillenburg (h.-n.) wird hiermit bescheinigt, daß er nach vollständig bestandener pharmazeutischer Prüfung vom 1. august 1924 bis zum 1. März 1927 in der von mir geleiteten apotheke als assistent beschäftigt gewesen ist. er hat sich während dieser Zeit ernstlich bemüht, seine praktischen und theo-retischen Kenntnisse und Fähigkeiten zu erweitern und zu vertiefen. Der Kandidat hat alle ihm obliegenden Pflichten und arbeiten mit pünklichster Zuverlässigkeit und sachkenntnis ausgeführt und war mir stets ein unentbehrlicher, angenehmer Mitarbeiter, der in jeder hin-sicht befähigt ist, eine apotheke zu leiten.

Dillenburg, den 12. März 1927B. rittershausen, Verwalter

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Liste der Einrichtungsgegenstände von Apotheke und Drogerie 1936

im notariellen Kaufvertrag von 1936 zwischen der Witwe Elisabeth des verstorbenen apothekenbesitzers Dr. Paul Rittershausen und apotheker Walter Rittershausen wurden alle einrichtungsgegenstände der amtsapotheke und der angegliederten Drogerie in einer anlage aufgeführt.

Konzessionswert rM 95 400.--

zusätzlicher Firmenwert rM 6.600.--

Warenlager rM 12.000.--

apothekeneinrichtung rM 10.000.--

Drogerie - Firmenwert rM 12.000.--

- einrichtung rM 4.000.--

- Warenlager rM 4.000.--

im Kaufvertrag wurden übergeben: Die apothekenberechtigung, das recht apotheke und Drogerie unter der bisherigen Firma fortzuführen, sowie sämtliche sonstige gewerblichen Berechtigungen, wie Kleinhandelserlaubnis mit spirituosen usw., auch das recht an den rezepten zu den nachfolgenden Preisen:

Aus der notariellen Urkunde vom 28.Sept. 1936 des Notars Dr. jur. Hans Bruns in Dillenburg

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Die Offizin war relativ klein, weil die meisten Mischungen und Medikamente erst frisch hergestellt und danach spä-ter abgeholt werden mussten. im Bild Frl. Blank und Marianne Versé, geb. seelbach, links der eigentümer Walter Rittershausen.

Die Amtsapotheke um 1936 am damaligen „Platz der SA“ Haus-Nr. 14

Walter Rittershausen, an der haustür stehend hat die apotheke links im Bild 1936 von seiner verwitweten Mutter käuflich erworben und danach im lin-ken teil des eG eine Drogerie angeglie-dert, die Fenster im OG gehören zur pri-vaten Wohnung.

Das Laboratorium war für damalige Ver-hältnisse sehr großzügig und mit den seinerzeit neusten Geräten zur arznei-mittel- Prüfung und -herstellung einge-richtet. Links der inhaber, übers Mikro-skop gebeugt, rechts die hilfe „elschen“ aus Oberscheld.

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Vorrats- und Arbeitsräume der Amtsapotheke um 1936

in der Tee-Kammer im Obergeschoß wur-den die vorwiegende pflanzl. Drogen aufgewahrt, abgewogen und gemischt. hier füllt eine helferin fertig gemischten tee in kleine teebeutel aus bedrucktem Papier ab.

im Arzneikeller wurden die flüssigen rohstoffe und Mischungen, sowie sal-ben aufgewahrt Phosphor separat in ei-nem gemauerten stahlfach. Mit im Bild die apotheker-Praktikantin Marianne Seelbach, ein Glasgefäß abfüllend.

im Packraum wurden die Waren und rohstoffe mit Pferd und Wagen der spe-dition Pracht angeliefert. Große Mengen wurden auf der Dezimal-Waage links im Bild gewogen und in kleinern Behältern und Flaschen abgefüllt.

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Gewinn- und Verlust-Meldung 1948

unmittelbar nach der militärischen Besetzung Dillenburgs im letzten Kriegsjahr 1945 wur-de das Gebäude der amtsapotheke von amerikanischen Dienststellen beschlagnahmt und in eine sanitäts-station des Militärs umgewandelt. im laufenden Betrieb der apotheke wurde ein treuhänder, Herr Lehnert eingesetzt, der vierteljährig eine Gewinn- und Verlust - auf-stellung an die örtliche Militär-Behörde melden mußte, auf einem Formular in englischer sprache, die Werte noch in reichsmark.

anlage 1948

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Der Wilhelmsplatz um 1950

in der Mitte das Kriegerdenkmal, mit den namen der im ersten Weltkrieg gefallenen Dillenburger Bürger. nach der umgestal-tung des Wilhelmsplatzes wurde das ehrenmal auf einer städ-tischen Bau-Deponie entsorgt.

Der ganze Platz war damals noch eingerahmt mit 26 prächtigen Lindenbäumen, die Mitte der 60-ziger Jah- re fast alle gefällt und einem unterirdischen Überlaufbe-cken weichen mussten.

Links im Bild die drei kleinen schaufenster der angeglieder-ten Drogerie und Parfümerie, der alte Haupteingang und rechts hinter den drei Schaufenstern die Offizin der amtsapotheke. hinter den Fenstern im Obergeschoß Wohnräume der Familie rittershausen.

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als verantwortliche apothekerinnen und apotheker waren in der Familien-tradition der Dillenburger amtsapotheke folgende Pharmazeuten tätig:

von 1865 bis 1879

Theodor Rittershausen, Dr. phil.geb. 25. August 1831 in Herborn - gest. 22. Juli 1879 in Frankfurt

er wurde noch von der herzoglichen Kanzlei zum amts-apotheker des Medizinalbezirks Dillenburg ernannt.

von 1894 bis 1924, sein Sohn

Paul Rittershausen, Dr. phil.geb. 25. August 1865 in Dillenburg - gest. 27. Mai 1924 in Dillenburg

Betriebs-Konzession auf seine Lebenszeit erteilt.

von 1924 bis 1933, seine Tochter

Berta Rittershausengeb. 14. Sep. 1895 in Dillenburg - gest. 07. Nov. 1933 in Katzenellenbogen

sie war tätig als Verwalterin ihrer verwitweten Mutter, die nach dem tod ihres Mannes Vorerbin geworden war.

von 1933 bis 1945, sein Sohn

Walter Rittershausengeb. 24. Januar 1899 in Dillenburg - vermisst 1945 in Ostpreussen

er konnte haus und Betrieb von seiner Mutter käuflich erwerben, musste aber nachweisen, dass er einen arischen stammbaum hatte, bevor ihm die Betriebserlaubnis auf Lebenszeit erteilt wurde.

von 1960 bis 1963, seine Tochter

Ingrid Rittershausengeb. 06. Juni 1932 in Gießen

sie war tätig als Verwalterin ihrer verwitweten Mutter, die nach der amtlichen todeserklärung ihres im Krieg als ritterkreuzträger verschollenen Mannes Vorerbin des Familienbetriebs geworden war.

1963 bis 1993, sein Sohn

Peter Rittershausen, Dr. rer. nat.geb. 16 Mai 1935 in Gießen

er konnte haus und apotheke 1966 von seiner Mutter und der erbengemeinschaft seiner Geschwister käuflich erwerben.

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Der erste heimische Apotheker vom Familienstamm war

Johann Peter Rittershausen.seine Lehrzeit hatte er bei seinem Onkel, dem apotheker Engelbert Rittershausen in der Giessener universitäts-apotheke „Zum engel“ verbracht. 1739 hat er die Witwe

des verstorbenen schwanen-apothe-kers Johann Gott-fried Gaudelius in herborn geheiratet.

1742 leistete er auf dem herborner rathaus den treu-eid auf „seine ho-heit den Prinzen von Oranien“. spä-ter hat er den sohn seines Bruders als Lehrling aufgenom-

men. im erhaltenen und in der ausstellung gezeigten Zeugnis von 1770 bescheinigt er seinem neffen mit seiner urkunde, daß er fünf Jahre lang in seiner Offizin nicht nur „discipliniert“, sondern auch zwei Jahre als Gesell „serviert“ habe.

„Nachdem derselbe sich weiter umzusehen resolviert ist und dannenhero mich sowohl um seine Dimission

als auch um ein glaubhaftes Testimonium seines Verhaltens ersucht, so habe ich ihm solches nicht versagen können.“

er erkennt in ihm einen rechtschaffenen apothekergesellen, der sich durch treu und Fleiß viel Lob erworben hat. er empfiehlt seine zukünftige Diens-te „allen und jeden in dieser Kunst erfahrenen“.

Den sohn seines Bruders hat er später als nachfolger bestimmt. noch vor seinem tod hatte er ihm 1772 die herborner schwanen-apotheke mit Ge-nehmigung der regierung im niederländischen haag übertragen können.

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Die Apotheker-Dynastie Rittershausenin Herborn und Dillenburg

nachdem der erste, in herborn eingebürgerte apotheker Johann Peter Rit-tershausen (1703-1774) kinderlos geblieben war, hat er seinen neffen Johann Friedrich Rittershausen zum nachfolger in der herborner schwanen-apotheke bestimmt und damit die Dynastie der apotheken-Besitzer rittershausen in herborn und Dillenburg über sieben Generationen lang gegründet.

Sieben Generationen Rittershausen als Apotheker in Herborn und Dillenburg.

Rittershausen, Johann FriedrichApotheker in Herborn

geb. 29. Mai 1750 in Schwelmgest. 16. Januar 1815 in Herborn

Rittershausen, Johann AugustApotheker in Herborn

geb. 10. Januar 1782 in Herborngest. 9. Januar 1848 in Herborn

Theiß, Anna Elisabetha

geb. 14. Januar 1797 in Herborngest. 6. Juni 1862 in Herborn

Thomae, Berta Wilhelmine

geb. 16. Nov. 1842 in Dillenburggest. 31. März 1895 in Dillenburg

Seel, Elisabeth Julie

geb. 14. März 1875 in Dillenburggest. 4. Juli 1962 in Freiburg

Kock, Felizitas Regina

geb. 28. Juni 1906 in Bremengest. 14. April 2000 in Devon, G.B.

Rittershausen, Theodor Franz, Dr. phil.Amtsapotheker in Dillenburg

geb. 25. August 1831 in Herborngest. 22. Juli 1879 in Herborn

Rittershausen, Paul Heinrich, Dr. phil.Apotheker in Dillenburg

geb. 3. März 1865 in Driedorfgest. 27. Mai 1924 in Dillenburg

Rittershausen, WalterApotheker in Dillenburg

geb. 24. Januar 1899 in Dillenburggest. 1945 in Ostpreussen

Rittershausen, Peter, Dr. rer. nat.Apotheker in Dillenburg

geb. 16. Mai 1935 in Gießen

Rückert, Anna Maria Magdalena

geb. 4. September 1753gest. 9. Januar 1795 in Herborn

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hier auf dem Dachboden des hauses waren nicht nur Leinen gespannt, zum aufhängen der Wäsche aus dem haushalt, sondern es gab auch Vorratskammern für die apotheke.

Drei bis vier mal im Jahr wurden von der Fir-ma Loetschert aus dem „Kannenbäckerland“ große Mengen von Flaschen, Kruken und Kor-ken angeliefert. alles wurde vom hof aus in einem groben Weidenkorb mit einem Fla-schenzug und einem dicken seil bis unters Dach hoch gezogen.

Die industrielle Massenanfertigung von Me-dikamenten, die heute vom apotheker mit einem handgriff aus dem schrank oder aus der schublade gezogen werden, hat sich ja erst nach dem Kriegsende 1945 langsam entwickelt. Davor mußte alle verschriebene arznei in der so genannten rezeptur und im Labor der apotheke selbst hergestellt wer-den. Zum abfüllen und und zur abgabe an die Patienten wurden Glasgefässe, Kruken und andere Behälter benötigt.

Für Medizin zum inneren Gebrauch waren runde Flaschen vorgeschrieben, zur äussere anwendung sechseckige. normal waren alle Gefässe weiß, nur für lichtgefährdete inhalts-stoffe wurden braune Flaschen genommen. Für gefährliche Flüssigkeiten, wie z.B. salz-säure waren grüne, sechseckige Gläser vorge-schrieben, damit man schon beim anfassen der spezialflaschen alarmiert war. Für augen- und nasentropfen gab es besonders kleine Fläschchen, die immer braun und sechseckig und mit einer Pipette versehen waren. Zum Verschließen der Glasgefäße gab es echte Kor-ken in allen Größen. Über den eingesetzten Korken kam eine „tektur“, ein buntes Papier-hütchen, das mit einem rezeptur-Bindfaden am Flaschenhals zugeschnürt wurde.

Der Glas-Speicher unterm Dach der Amtsapotheke

Weiterhin wurden auch Pulver, Puder, Zäpf-chen, salben, teemischungen, Pflaster und natürlich auch Pillen zubereitet und jeweils nach rezept für den Patienten hergestellt. und dafür brauchte es zur abgabe allerlei Behälter: Dosen, schachteln, tüten, Kruken aus holz und Porzellan. Das fertige arznei-mittel mußte nach der anfertigung beschrif-tet werden: ein weisses etikett für alles, was eingenommen werden sollte, ein rotes für die äusserliche anwendung. schließlich wurden noch der name des Patienten, die Gebrauchsanweisung nach Vorschrift des arztes, alle verwendeten inhaltsstoffe und das Datum der anfertigung auf dem etikett aufgeschrieben.

alle utensilien, die so täglich zum anferti-gen der einzelnen arzneimittel nötig waren, wurden auf diesem „Glas-speicher“ der apo-theke vorrätig gehalten und gelagert. in gro-ßen holztonnen lagerten die Korken in allen Größen, in großen Pappkartons die schach-teln und salbenkruken, gesondert die viel-seitigen etiketten, darunter auch die für arzneimittel, die in großer stückzahl im La-bor der apotheke hergestellt und abgefüllt wurden. Zudem lagerten unterm Dach die Vorrats-Gefäße aus der Offizin, dem Labor und dem arzneikeller, die nicht mehr benö-tigt wurden.

heute ist der apotheker kein „Pillendreher“ und „Giftmischer“ mehr und seine hand-werkliche Kunst des herstellens von arznei-mitteln gehört der Vergangenheit an. Geblie-ben sind aber der Dienst und die aufgabe, an der Gesundheit der Bevölkerung mit zu wirken.

Ingrid Cowan, geb. Rittershausen 2010

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Der Glas-Speicher unterm Dach der Amtsapotheke