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trinhquynh
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Die Katastrophe von Tschernobyl Seite 1 von 27
Die Katastrophe von Tschernobyl
Aus Wikipedia, der freien Enzyklopdie
(Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe_von_Tschernobyl;
Fassung wie am 1.10.2010 vorgefunden)
Die Katastrophe von Tschernobyl (auch: Super-GAU
von Tschernobyl) ereignete sich am 26. April 1986 im
Kernkraftwerk Tschernobyl nahe der Stadt Prypjat,
Ukraine (damals Ukrainische Sowjetrepublik), als Folge
einer Kernschmelze und Explosion im Kernreaktor
Tschernobyl Block 4. Sie gilt als die schwerste nukleare
Havarie und als eine der schlimmsten
Umweltkatastrophen aller Zeiten. Auf der INES-Skala
wurde sie als bisher einziges Ereignis mit dem
Hchstwert 7 (katastrophaler Unfall) eingestuft.
Grundlegende Mngel in der Konstruktion des Reaktors
sowie Planungs- und Bedienungsfehler bei einem
Versuch schaukelten sich auf und bewirkten einen
Super-GAU. Groe Mengen an radioaktivem Material
wurden in die Luft geschleudert und verteilten sich
hauptschlich ber die Region nordstlich von
Tschernobyl, aber auch ber viele Regionen Europas.
Der Unfall fhrte bei einer nicht genau bekannten Zahl
von Menschen zum Tod. Bei vielen Erkrankungen wird
die Strahlung als mgliche Ursache angesehen. Dazu
kommen psychische, soziale, kologische und
konomische Schden. ber die zu erwartenden
Langzeitfolgen besteht seit Jahren ein Streit auch unter
Wissenschaftlern.
Nach der Katastrophe hatten hunderttausende Helfer, so
genannte Liquidatoren, einen Sarkophag einen
provisorischen Betonmantel um den explodierten
Reaktor errichtet. Dieser ist inzwischen an vielen Stellen
gerissen und droht einzustrzen. Mit auslndischer
Finanzhilfe soll deshalb in den kommenden Jahren eine
neue Schutzhlle gebaut werden.
Bekannt ist die Katastrophe unter dem russischen
Namen der Nachbarstadt Tschernobyl, da Russisch zum
Zeitpunkt der Katastrophe Hauptamtssprache war. Der
heute amtliche ukrainische Name der Stadt lautet
Tschornobyl. Vereinzelt werden auch die englischen
Schreibweisen Chernobyl bzw. Chornobyl verwendet.
Reaktor Nr. 4 in Tschernobyl im September
2006
Lage des Kraftwerks in der Nhe der Stadt
Prypjat
Satellitenbild der Region aus dem Jahr 1997
http://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe_von_Tschernobylhttp://de.wikipedia.org/wiki/Auslegungsst%C3%B6rfall#Super-GAUhttp://de.wikipedia.org/wiki/Kernkraftwerk_Tschernobylhttp://de.wikipedia.org/wiki/Prypjat_%28Stadt%29http://de.wikipedia.org/wiki/Ukrainehttp://de.wikipedia.org/wiki/Ukrainische_Sozialistische_Sowjetrepublikhttp://de.wikipedia.org/wiki/Kernschmelzehttp://de.wikipedia.org/wiki/Kernreaktorhttp://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Unf%C3%A4lle_in_kerntechnischen_Anlagenhttp://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Unf%C3%A4lle_in_kerntechnischen_Anlagenhttp://de.wikipedia.org/wiki/Umweltkatastrophehttp://de.wikipedia.org/wiki/Internationale_Bewertungsskala_f%C3%BCr_nukleare_Ereignissehttp://de.wikipedia.org/wiki/Bedienfehlerhttp://de.wikipedia.org/wiki/Auslegungsst%C3%B6rfall#Super-GAUhttp://de.wikipedia.org/wiki/Liquidatorhttp://de.wikipedia.org/wiki/Russische_Sprachehttp://de.wikipedia.org/wiki/Tschornobyl
Die Katastrophe von Tschernobyl Seite 2 von 27
Inhaltsverzeichnis
1 Die Katastrophe
o 1.1 Ursachen
o 1.2 Geplanter Versuchsablauf
o 1.3 Chronologie der Ereignisse
2 Folgen der Reaktorkatastrophe
o 2.1 Vorbemerkung zu den verschiedenen Studien
o 2.2 Kontaminierte Gebiete
o 2.3 Strahlenexponierte Personengruppen
o 2.4 Gesundheitliche Folgen
2.4.1 Akute Strahlenkrankheit
2.4.2 Langzeitfolgen
2.4.3 Schilddrsenkrebs und Leukmien
2.4.4 Andere Krebserkrankungen
2.4.5 Genetische und teratogene Schden
2.4.6 Andere (krperliche) Gesundheitsfolgen
2.4.7 Mentale Gesundheit und psychosoziale Auswirkungen
o 2.5 Wirtschaft
o 2.6 Personelle Konsequenzen
3 Reaktionen auf das Unglck auerhalb der ehemaligen Sowjetunion
o 3.1 Bundesrepublik Deutschland
o 3.2 DDR
o 3.3 Diskussion nach zwanzig Jahren
4 Tschernobyl und die gesperrte Zone nach dem Unfall
5 Das Kernkraftwerk Tschernobyl heute
6 Gedenken
o 6.1 Veranstaltungen
o 6.2 Museum und Mahnmale
o 6.3 Ausstellungen, Konzerte und andere Aktivitten
7 Literatur
8 Weblinks
o 8.1 Wissenschaftliches
o 8.2 Dokumentation
o 8.3 Fotodokumentation
o 8.4 Videodokumentation
o 8.5 Audiodokumentation
9 Einzelnachweise
Die Katastrophe
Ursachen
Die Katastrophe ereignete sich bei der Durchfhrung eines Versuchs unter Leitung des
stellvertretenden Chefingenieurs Anatoli Stepanowitsch Djatlow, der den Nachweis einer
ausreichenden Stromversorgung nach einer Reaktorabschaltung bei gleichzeitig unterstelltem
Totalausfall der Versorgung durch das uere Stromnetz htte erbringen sollen (Simulation
eines totalen Stromausfalls). Als Hauptursachen fr die Katastrophe gelten schwerwiegende
http://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe_von_Tschernobyl#Die_Katastrophehttp://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe_von_Tschernobyl#Ursachenhttp://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe_von_Tschernobyl#Geplanter_Versuchsablaufhttp://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe_von_Tschernobyl#Chronologie_der_Ereignissehttp://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe_von_Tschernobyl#Folgen_der_Reaktorkatastrophehttp://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe_von_Tschernobyl#Vorbemerkung_zu_den_verschiedenen_Studienhttp://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe_von_Tschernobyl#Kontaminierte_Gebietehttp://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe_von_Tschernobyl#Strahlenexponierte_Personengruppenhttp://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe_von_Tschernobyl#Gesundheitliche_Folgenhttp://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe_von_Tschernobyl#Akute_Strahlenkrankheithttp://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe_von_Tschernobyl#Langzeitfolgenhttp://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe_von_Tschernobyl#Schilddr.C3.BCsenkrebs_und_Leuk.C3.A4mienhttp://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe_von_Tschernobyl#Andere_Krebserkrankungenhttp://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe_von_Tschernobyl#Genetische_und_teratogene_Sch.C3.A4denhttp://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe_von_Tschernobyl#Andere_.28k.C3.B6rperliche.29_Gesundheitsfolgenhttp://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe_von_Tschernobyl#Mentale_Gesundheit_und_psychosoziale_Auswirkungenhttp://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe_von_Tschernobyl#Wirtschafthttp://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe_von_Tschernobyl#Personelle_Konsequenzenhttp://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe_von_Tschernobyl#Reaktionen_auf_das_Ungl.C3.BCck_au.C3.9Ferhalb_der_ehemaligen_Sowjetunionhttp://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe_von_Tschernobyl#Bundesrepublik_Deutschlandhttp://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe_von_Tschernobyl#DDRhttp://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe_von_Tschernobyl#Diskussion_nach_zwanzig_Jahrenhttp://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe_von_Tschernobyl#Tschernobyl_und_die_gesperrte_Zone_nach_dem_Unfallhttp://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe_von_Tschernobyl#Das_Kernkraftwerk_Tschernobyl_heutehttp://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe_von_Tschernobyl#Gedenkenhttp://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe_von_Tschernobyl#Veranstaltungenhttp://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe_von_Tschernobyl#Museum_und_Mahnmalehttp://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe_von_Tschernobyl#Ausstellungen.2C_Konzerte_und_andere_Aktivit.C3.A4tenhttp://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe_von_Tschernobyl#Literaturhttp://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe_von_Tschernobyl#Weblinkshttp://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe_von_Tschernobyl#Wissenschaftlicheshttp://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe_von_Tschernobyl#Dokumentationhttp://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe_von_Tschernobyl#Fotodokumentationhttp://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe_von_Tschernobyl#Videodokumentationhttp://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe_von_Tschernobyl#Audiodokumentationhttp://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe_von_Tschernobyl#Einzelnachweisehttp://de.wikipedia.org/wiki/Anatoli_Stepanowitsch_Djatlow
Die Katastrophe von Tschernobyl Seite 3 von 27
Verste gegen geltende Sicherheitsvorschriften whrend des Versuches durch die
Operatoren sowie die bauartbedingten Eigenschaften des mit Graphit moderierten
Kernreaktors vom Typ RBMK-1000 und dessen Betrieb in einem unzulssig niedrigen
Leistungsbereich.[1] Kennzeichnend fr diesen Reaktortyp unter dieser Voraussetzung ist ein
stark positiver Void-Koeffizient die Verringerung der Neutronenabsorption des
Khlwassers infolge von Dampfblasenbildung (Dichtenderung) bei Leistungssteigerung. Ein
hoher Void-Koeffizient wurde gleichzeitig durch den fortgeschrittenen Abbrand des
Kernbrennstoffes begnstigt. Weiterhin war die betriebliche Reaktivittsreserve (minimal
erforderliche Reaktivittsbindung durch hinreichend in den Reaktor eingefahrene Steuerstbe)
nicht in das automatische Reaktorsicherheitssystem eingebunden, sondern lediglich ein
Minimalwert in den Betriebsvorschriften vorgegeben. Dieser Minimalwert war bereits
Stunden vor Beginn des Versuchs unterschritten, der Reaktor htte abgeschaltet werden
mssen. Auerdem hatte die Betriebsmannschaft Sicherheitssysteme abgeschaltet, um im
Bedarfsfall den Versuch wiederholen zu knnen. Die automatisch arbeitenden
Sicherheitssysteme htten das ansonsten planmig verhindert; wie weit sie im
eingeschalteten Zustand bei den gegebenen ungeplanten Randbedingungen des Versuchs
auch dessen Erstdurchfhrung oder zumindest den Eintritt einer Katastrophe bei
Durchfhrung verhindert htten, ist umstritten.
Die endgltige Auslsung der explosionsartigen Leistungsexkursion war wahrscheinlich auf
eine weitere konstruktive Besonderheit des Regelstabsystems zurckzufhren: Ein Groteil
der Steuerstbe hat an ihrem unteren Ende Graphitspitzen, die beim Einfahren aus der oberen
Endlage zunchst eine positive Reaktivittszufuhr (Leistungssteigerung) in Hhe eines halben
Betas bewirken, eine Leistungsminderung ergibt sich erst bei grerer Einfahrtiefe.
Als der Schichtleiter Aleksandr Akimow schlielich die Reaktorschnellabschaltung auslste,
ist genau dieser Effekt eingetreten: Viele Stbe fuhren gleichzeitig ein und fhrten dadurch
dem Reaktor mehr Reaktivitt zu. Dieser wurde prompt berkritisch, das heit die
Kettenreaktion der Kernspaltungen lief auch ohne verzgerte Neutronen von allein weiter und
war daher nicht mehr regelbar. Die Leistung stieg so innerhalb von Sekundenbruchteilen auf
ein Vielfaches (vermutlich etwa auf das Hundertfache) der Nennleistung an.
Eine weitere Schwche des RBMK war ein fehlender Sicherheitsbehlter (Containment), auch
wenn unklar ist, ob dieser den Explosionen standgehalten htte.
Umstritten ist auch der tatschliche Anteil von Fehlentscheidungen des Kraftwerkpersonals
am Zustandekommen des Unglcks. Dass Betriebsvorschriften verletzt wurden, ist Tatsache
in welchem Umfang sie dem Personal bekannt waren, ist fraglich. Unerfahrenheit und
unzureichende Kenntnisse, insbesondere im Zusammenhang mit der Leistungsanhebung des
(mit Xenon vergifteten) Reaktors werden angefhrt. Da beim Versuch ein neuartiger
Spannungsregler getestet werden sollte, bildeten Elektrotechniker einen Groteil des
anwesenden Personals.
Getreu der Geheimhaltungspolitik wurden wie bei frheren Strfllen in den Kernkraftwerken
Ignalina und Leningrad weder sorgfltige Untersuchungen angestellt noch das Personal in den
brigen Kraftwerken mit wichtigen Informationen versorgt.
Wesentlich zum Zustandekommen des Unfalls beigetragen hat die Verschiebung des
Versuchs um rund einen halben Tag. Die lange Haltezeit auf Teillast fhrte zu einer
Anreicherung des Reaktors mit neutronenabsorbierendem Xenon-135. Dadurch wurde das
neutronenphysikalische Verhalten des Reaktors wesentlich komplexer und unbersichtlicher.
http://de.wikipedia.org/wiki/Graphithttp://de.wikipedia.org/wiki/Moderator_%28Physik%29http://de.wikipedia.org/wiki/RBMKhttp://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe_von_Tschernobyl#cite_note-Medwedew-0http://de.wikipedia.org/wiki/Dampfblasenkoeffizienthttp://de.wikipedia.org/wiki/Abbrand_%28Kerntechnik%29http://de.wikipedia.org/wiki/Betriebliche_Reaktivit%C3%A4tsreservehttp://de.wikipedia.org/wiki/Steuerstabhttp://de.wikipedia.org/wiki/Regelstabhttp://de.wikipedia.org/wiki/Kritikalit%C3%A4t#Neutronenbilanzhttp://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Aleksandr_Akimow&action=edit&redlink=1http://de.wikipedia.org/wiki/RESAhttp://de.wikipedia.org/wiki/Reaktivit%C3%A4t#Physikhttp://de.wikipedia.org/wiki/Kritikalit%C3%A4t#Prompt_.C3.BCberkritischhttp://de.wikipedia.org/wiki/Containment_%28Nukleartechnik%29http://de.wikipedia.org/wiki/Xenonvergiftunghttp://de.wikipedia.org/wiki/Kernkraftwerk_Ignalinahttp://de.wikipedia.org/wiki/Kernkraftwerk_Leningrad
Die Katastrophe von Tschernobyl Seite 4 von 27
Weiterhin war zum Zeitpunkt des Versuchs ein anderes Schichtpersonal anwesend, als
ursprnglich geplant war.
Geplanter Versuchsablauf
Auch ein abgeschaltetes Kernkraftwerk ist auf die Versorgung mit elektrischer Energie
angewiesen, beispielsweise zur Aufrechterhaltung der Khlung und fr die Instrumentierung
und berwachung. Im Normalfall wird der Bedarf aus dem ffentlichen
Energieversorgungsnetz gedeckt. Ist das nicht mglich, laufen Notstromaggregate an.
Im Rahmen einer zwecks Wartungsarbeiten anstehenden Abschaltung des Reaktors sollte nun
gezeigt werden, dass die Rotationsenergie der auslaufenden Turbinen bei gleichzeitig
unterstelltem Netzausfall ausreicht, die Zeit von etwa 40 bis 60 Sekunden bis zum vollen
Anlaufen der Notstromaggregate zu berbrcken. Nach Sicherheitsvorschriften htte der
Versuch bereits vor der kommerziellen Inbetriebnahme im Dezember 1983 durchgefhrt
werden sollen.
Ein (durch Xenon-135) unvergifteter Reaktor ohne Abbrand htte sicherere Voraussetzungen
geboten. Warum das unterblieben ist, ist nicht bekannt. Ein im Block 3 des Kraftwerkes
bereits durchgefhrter Versuch war 1985 fehlgeschlagen, weil die Spannung zu schnell
abfiel.[2] Nun sollte der Versuch im Block 4 mit einem verbesserten Spannungsregler
wiederholt werden.
Es war vorgesehen, den Versuch bei reduzierter Reaktorleistung (zwischen 700 bis
1.000 MWth) durch Schlieung der Dampfzufuhr zu den Turbinen einzuleiten.
Chronologie der Ereignisse
Freitag, 25. April 1986, 01:06: Als erster Schritt sollte die thermische Leistung des Reaktors
von ihrem Nennwert bei 3200 Megawatt (MW) auf 1000 MW reduziert werden, wie bei einer
Regelabschaltung blich. Der Reaktor sollte sowohl fr eine Revision als auch fr den Test
abgefahren werden.[3]
25. April 1986, 13:05: Aufgrund erhhter Stromnachfrage wird auf Anweisung des
Lastverteilers in Kiew die Leistungsabsenkung bei einer erreichten Leistung von 1600 MW
unterbrochen und der Reaktor mit dieser Leistung konstant weiter betrieben. Bei diesen etwa
50 % Leistung wird der Turbogenerator 7 abgeschaltet.[3]
25. April 1986, 14:00: Es wird begonnen, das Notkhlsystem abzuschalten. Grund dafr war,
dass bei einem Notkhlsignal kein Wasser in den Reaktor gepumpt werden soll.[3]
25. April 1986, 23:10: Es erfolgt die Freigabe zur weiteren Leistungsabsenkung. Der Reaktor
soll nun langsam auf 25 % der Nennleistung abgefahren werden.[3]
Samstag, 26. April 1986, 00:00: Eine neue Schichtmannschaft bernimmt den Reaktor.
26. April 1986, 00:28: Bei 500 MW erfolgte eine Umschaltung innerhalb der
Reaktorleistungsregelung. Durch einen Bedienfehler, durch den der Sollwert fr die
Gesamtleistungsregelung mglicherweise nicht richtig eingestellt wurde, oder auf Grund
http://de.wikipedia.org/wiki/Stromerzeugungsaggregathttp://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe_von_Tschernobyl#cite_note-1http://de.wikipedia.org/wiki/Nennleistunghttp://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe_von_Tschernobyl#cite_note-pdf_Katastrophe_von_Tschernobyl-2http://de.wikipedia.org/wiki/Turbogeneratorhttp://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe_von_Tschernobyl#cite_note-pdf_Katastrophe_von_Tschernobyl-2http://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe_von_Tschernobyl#cite_note-pdf_Katastrophe_von_Tschernobyl-2http://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe_von_Tschernobyl#cite_note-pdf_Katastrophe_von_Tschernobyl-2http://de.wikipedia.org/wiki/Bedienfehlerhttp://de.wikipedia.org/wiki/Sollwert
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eines technischen Defekts sank die Leistung weiter bis auf nur noch etwa 30 MW, was ca.
1 % der Nennleistung betrgt.
Wie nach jeder Leistungsabsenkung erhhte sich vorbergehend die Konzentration des
Isotops Xenon-135 im Reaktorkern (Xenonvergiftung). Da Xenon-135 als Neutronengift
die fr die nukleare Kettenreaktion bentigten Neutronen sehr stark absorbiert, nahm
aufgrund der Konzentrationszunahme die Reaktivitt des Reaktors immer weiter ab. Als die
Betriebsmannschaft am 26. April 1986 um 00:32 Uhr die Leistung des Reaktors durch
weiteres Ausfahren von Steuerstben wieder anheben wollte, gelang ihr das infolge der
mittlerweile aufgebauten Xe-Vergiftung nur bis zu etwa 200 MW oder 7 % der Nennleistung.
Obwohl der Betrieb auf diesem Leistungsniveau unzulssig war (laut Vorschrift durfte der
Reaktor nicht unterhalb von 20 % der Nennleistung betrieben werden, was 640 MW
entspricht) und sich zu diesem Zeitpunkt auerdem viel weniger Steuerstbe im Kern
befanden, als fr einen sicheren Betrieb vorgeschrieben waren, wurde der Reaktor nicht
abgeschaltet, sondern der Betrieb fortgesetzt.
26. April 1986, 01:03 bzw. 01:07: Bei Schlieen der Turbineneinlassventile luft
normalerweise das Kernnotkhlsystem an. Dieses war jetzt jedoch ausgeschaltet. Um dessen
Stromverbrauch fr den Versuch zu simulieren, wurden nacheinander zwei zustzliche
Hauptkhlmittelpumpen in Betrieb genommen. Der dadurch erhhte Khlmitteldurchsatz
verbesserte die Wrmeabfuhr aus dem Reaktorkern und reduzierte demgem den
Dampfblasengehalt in ihm. Der positive Dampfblasen-Koeffizient bewirkte eine
Reaktivittsabnahme, auf welche die (automatische) Reaktorregelung mit dem Herausfahren
weiterer Steuerstbe reagierte. Der Reaktorzustand verschob sich weiter in den unzulssigen
Bereich.
26. April 1986 01:19: Die Wasserzufuhr in den Reaktor wird erhht, um so die Warnsignale
zu deaktivieren.[3]
26. April 1986 01:22: Es gelingt, den Reaktor zu stabilisieren und den Wasserpegel im
Reaktor auf zwei Drittel des vorgeschriebenen Wertes zu steigern.[3]
Einfahrweite der Steuerstbe (Grn) und von unten
eingefahrene gekrzte Absorberstbe (Gelb) whrend der
Explosion in Zentimetern
26. April 1986, 01:23:04: Der eigentliche Test begann durch Schlieen der
Turbinenschnellschlussventile. Dadurch wurde die Wrmeabfuhr aus dem Reaktor
http://de.wikipedia.org/wiki/Xenonvergiftunghttp://de.wikipedia.org/wiki/Neutronengifthttp://de.wikipedia.org/wiki/Kettenreaktionhttp://de.wikipedia.org/wiki/Neutronhttp://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe_von_Tschernobyl#cite_note-pdf_Katastrophe_von_Tschernobyl-2http://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe_von_Tschernobyl#cite_note-pdf_Katastrophe_von_Tschernobyl-2
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unterbrochen, sodass die Temperatur des Khlmittels nun anstieg. Infolge des positiven
Dampfblasen-Koeffizienten kam es jetzt zu einem Leistungsanstieg, auf den die automatische
Reaktorregelung folgerichtig mit dem Einfahren von Steuerstben reagierte. Infolge der
relativ langsamen Einfahrgeschwindigkeit der Steuerstbe konnte die Leistung allerdings
nicht stabilisiert werden, sodass der Neutronenfluss weiter anstieg. Dies bewirkte einen
verstrkten Abbau der im Kern angesammelten Neutronengifte (insbesondere Xenon-135).
Dadurch stiegen Reaktivitt und Reaktorleistung weiter an, wodurch immer grere Mengen
an Dampfblasen entstanden, die ihrerseits wieder die Leistung erhhten. Die Effekte
schaukelten sich auf.
26. April 1986, 01:23:40: Der Schichtleiter Aleksandr Akimow lst manuell den Knopf des
Havarieschutzes, Typ 5 (Notabschaltung des Reaktors), aus. Dazu wurden alle zuvor aus dem
Kern entfernten Steuerstbe wieder in den Reaktor abgeworfen; doch hier zeigte sich ein
weiterer Konzeptionsfehler des Reaktortyps: Durch die an den Spitzen der Stbe angebrachten
Graphitblcke (Graphit war der Hauptmoderator des Reaktors) wurde beim Einfahren eines
vollstndig herausgezogenen Stabs die Reaktivitt zunchst kurzzeitig um den Wert eines
halben Betas erhht, bis der Stab tiefer in den Kern eingedrungen war.[1]
Die durch das gleichzeitige Einfahren aller Stbe massiv gesteigerte Neutronenausbeute lie
die Reaktivitt so weit ansteigen, bis schlielich (um 01:23:44) die prompten Neutronen
alleine (also ohne die verzgerten Neutronen) fr die Kettenreaktion ausreichten (prompte
Kritikalitt) und die Leistung innerhalb von Sekundenbruchteilen das Hundertfache des
Nennwertes berschritt (nukleare Leistungsexkursion).
Die Hitze verformte die Kanle der Steuerstbe, so dass diese nicht weit genug in den
Reaktorkern eindringen konnten, um ihre volle Wirkung zu erzielen. Die Steuerstbe
verkeilten sich nach nur 2 bis 2,5 Metern anstelle der vorgesehenen 7 Metern im Reaktor. Die
herrschende Temperatur lie die Druckrhren reien und das Zirconium der Brennstbe
(Ummantelung der Brennstbe) wie auch den Graphit mit dem umgebenden Wasser
reagieren. Wasserstoff und Kohlenmonoxid entstand in greren Mengen und konnte
aufgrund der Beschdigungen des Reaktorkernes entweichen. Unterhalb des
Reaktorgebudedeckels bildeten diese mit dem Sauerstoff der Luft entzndbares Knallgas,
das sich vermutlich entzndete und zu einer zweiten Explosion (nur Sekunden nach der
nuklearen Exkursion) fhrte.
Welche Explosion zum Abheben des ber 1000 Tonnen schweren Deckels des Reaktorkerns
(Biologischer Schild) fhrte, ist nicht ganz klar. Auerdem zerstrten die Explosionen das
(nur als Wetterschutz ausgebildete) Dach des Reaktorgebudes, sodass der Reaktorkern nun
nicht mehr eingeschlossen war und direkte Verbindung zur Atmosphre hatte. Der glhende
Graphit im Reaktorkern fing sofort Feuer. Insgesamt verbrannten whrend der folgenden zehn
Tage 250 Tonnen Graphit, das sind etwa 15 % des Gesamtinventars.
Groe Mengen an radioaktiver Materie wurden durch die Explosionen und den
anschlieenden Brand des Graphits in die Umwelt freigesetzt, wobei die hohen Temperaturen
des Graphitbrandes fr eine Freisetzung in groe Hhen sorgten. Insbesondere die leicht
flchtigen Isotope Iod-131 und Csium-137 bildeten gefhrliche Aerosole, die in einer
radioaktiven Wolke teilweise hunderte oder gar tausende Kilometer weit getragen wurden,
bevor sie der Regen aus der Atmosphre wusch. Radioaktive Stoffe mit hherem Siedepunkt
wurden hingegen vor allem in Form von Staubpartikeln freigesetzt, die sich in der Nhe des
Reaktors niederschlugen.
http://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%BChlmittelhttp://de.wikipedia.org/wiki/Neutronengifthttp://de.wikipedia.org/wiki/Kritikalit%C3%A4t#Neutronenbilanzhttp://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe_von_Tschernobyl#cite_note-Medwedew-0http://de.wikipedia.org/wiki/Promptes_Neutronhttp://de.wikipedia.org/wiki/Zirconiumhttp://de.wikipedia.org/wiki/Knallgashttp://de.wikipedia.org/wiki/Iodhttp://de.wikipedia.org/wiki/C%C3%A4siumhttp://de.wikipedia.org/wiki/Aerosol
Die Katastrophe von Tschernobyl Seite 7 von 27
26. April 1986, 04:30: Akimow meldet einem Mitglied der Kraftwerksleitung, Formin, dass
der Reaktor intakt geblieben sei. Obwohl augenscheinlich berall kontaminierte Bruchstcke
des Brennstoffes sowie Graphitelemente verstreut lagen und die Situation bei Tageslicht
offensichtlich war, wird seitens der Operatoren sowie der Kraftwerksleitung (Formin und
Brjuchanow) noch bis zum Abend des 26. April darauf beharrt, dass der Reaktor intakt sei
und nur gekhlt werden msse. Entsprechende Meldungen wurden nach Moskau bermittelt.
Dieser Umstand ist nach Medwedew haupturschlich fr die spte Evakuierung der Stadt
Prypjat.[1]
26. April 1986, gegen 05:00: Die Brnde auerhalb des Reaktors waren durch die
Werkfeuerwehr gelscht. Block 3 wurde abgeschaltet.
Abwurf von Materialien aus einem Hubschrauber, um die
Freisetzung von Spaltprodukten zu verringern
26. April 1986, gegen 15:12: Der Werksfotograf Anatoli Rasskasov macht die ersten
Aufnahmen von der radioaktiven Rauchfahne und dem zerstrten Reaktorblock 4 von einem
Hubschrauber aus. Ein Groteil seiner Aufnahmen waren infolge der hohen radioaktiven
Strahlung geschwrzt. Einige Abzge behielt er fr sich und die anderen Fotos mitsamt der
Negative wurden dem Notfallstab und den Sicherheitsbehrden bergeben. Einige
Aufnahmen werden erst am 30. April 1986 retuschiert im sowjetischen Fernsehen gezeigt, um
das Ausma des Unglcks weniger dramatisch darstellen zu knnen.
27. April 1986: Die Blcke 1 und 2 wurden um 01:13 bzw. 02:13 abgeschaltet. Es wurde
begonnen, den Reaktor von Block 4 mit Blei, Bor, Dolomit, Sand und Lehm zuzuschtten.
Dies verringerte die Spaltproduktfreisetzung und deckte den brennenden Graphit im Kern ab.
Insgesamt wurden ca. 40 t Borcarbid abgeworfen, um die Kettenreaktion zu unterbinden, ca.
800 t Dolomit, um den Graphitbrand zu unterdrcken und die Wrmeentwicklung zu
verringern, ca. 2400 t Blei, um die Gammastrahlung zu verringern, wie auch eine
geschlossene Schicht ber den schmelzenden Kern zu bilden und ca. 1800 t Sand und Lehm,
um die radioaktiven Stoffe zu filtern.[3] Rund 1800 Hubschrauberflge waren hierfr ntig.
Das zur Khlung in den Block 4 eingeleitete Wasser sammelt sich aufgrund der geborstenen
Leitungen in den Rumen unter dem Reaktor, wo es stark kontaminiert wurde und mit etwa
1000 Rntgen pro Stunde strahlte.[1] Zur gleichen Zeit begann die Evakuierung der in der
Nhe liegenden Stadt Pripjat mit 48.000 Einwohnern.
28. April 1986, 9:00 Uhr: Im Kernkraftwerk Forsmark in Schweden wurde aufgrund
erhhter Radioaktivitt auf dem Gelnde automatisch Alarm ausgelst.[4] Messungen an der
Arbeitsbekleidung der Angestellten ergaben erhhte radioaktive Werte.[5] Nachdem die
eigenen Anlagen als Verursacher ausgeschlossen werden konnten, richtete sich der Verdacht
aufgrund der aktuellen Windrichtung gegen eine kerntechnische Anlage auf dem Gebiet der
Sowjetunion.
http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Formin_%28Kraftwerksleiter%29&action=edit&redlink=1http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Brjuchanow&action=edit&redlink=1http://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe_von_Tschernobyl#cite_note-Medwedew-0http://de.wikipedia.org/wiki/Werkfeuerwehrhttp://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Anatoli_Rasskasov&action=edit&redlink=1http://de.wikipedia.org/wiki/Spaltprodukthttp://de.wikipedia.org/wiki/Borcarbidhttp://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe_von_Tschernobyl#cite_note-pdf_Katastrophe_von_Tschernobyl-2http://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe_von_Tschernobyl#cite_note-Medwedew-0http://de.wikipedia.org/wiki/Kernkraftwerk_Forsmarkhttp://de.wikipedia.org/wiki/Schwedenhttp://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe_von_Tschernobyl#cite_note-3http://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe_von_Tschernobyl#cite_note-4http://de.wikipedia.org/wiki/Kerntechnische_Anlage
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28. April 1986, 21:00 Uhr: Nachdem die sowjetischen Behrden zunchst eine
Nachrichtensperre erlassen hatten, meldete die amtliche Nachrichtenagentur TASS erstmals
einen Unfall im Kernkraftwerk Tschernobyl. Um 21:30 Uhr wird auch in der
Nachrichtensendung Wremja eine Meldung verlesen, dass der Reaktor in Tschernobyl
beschdigt sei und man Manahmen zur Beseitigung der Folgen der Havarie ergriffen habe.
Um 19:32 Uhr MEZ schickt auch die Presseagentur dpa eine erste Eilmeldung an die
Nachrichtenredaktionen in der Bundesrepublik Deutschland ab.
29. April 1986: Sowjetische Quellen sprachen erstmals von einer Katastrophe und von
zwei Todesopfern.[6] Auch internationale Medien berichten erstmals ausfhrlicher ber den
Unfall, verfgten aber ber kein Bild- oder Filmmaterial vom Unglcksort. US-
Militrsatelliten liefern ab dem Nachmittag erste Aufnahmen und Informationen, die
allerdings der ffentlichkeit vorenthalten werden.
Im sowjetischen Fernsehen wird erstmals ein Foto vom Unglcksort gezeigt, das aber
retuschiert wurde. Auch die ARD-Nachrichtensendung Tagesschau zeigte erstmals am 30.
April 1986 das von den sowjetischen Behrden bearbeitete Foto. Der Generalsekretr des
Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der Sowjetunion erklrte:
Wenn wir die ffentlichkeit informieren, sollten wir sagen, dass das Kernkraftwerk gerade
renoviert wurde, damit kein schlechtes Licht auf unsere Ausrstung geworfen wird.
Michail Gorbatschow, auf der nichtffentlichen Sitzung des ZK der KPdSU am 29. April
1986
Erst am 5. Mai 1986 nimmt Gorbatschow im sowjetischen Fernsehen Stellung zum
Reaktorunglck in Tschernobyl.
1. Mai 1986: Der erst im Februar 1986 in die Erdumlaufbahn entsandte franzsische
Erderkundungssatellit SPOT 1 lieferte den internationalen Fernsehmedien Aufnahmen von
Infrarotbildern der nuklearen Rauchfahne ber dem Reaktor. Am 3. Mai lieferten auch
LANDSAT-Satelliten erstmals Aufnahmen, die allerdings sehr ungenau waren und keine
Aufschlsse ber das Ausma der Katastrophe zeigen konnten.
4. und 5. Mai 1986: Es wurde unterhalb der Anlage begonnen, gasfrmigen Stickstoff
einzublasen, um so das Feuer zu ersticken. Zunchst bewirkte ein Nebeneffekt, dass die
Wrme im Kern anstieg und so auch mehr radioaktive Partikel hinausgeblasen wurden.[3]
6. Mai 1986: Die Freisetzung der Spaltprodukte war weitgehend unterbunden. Man begann,
ein Stickstoffkhlsystem unter dem Reaktor einzubauen.[7][3]
Folgen der Reaktorkatastrophe
Vorbemerkung zu den verschiedenen Studien
Die Folgen der Reaktorkatastrophe werden nach wie vor sehr kontrovers errtert. Ein im
September 2005 verffentlichter Report des Tschernobyl-Forums beschreibt die
gesundheitlichen, kologischen und soziokonomischen Auswirkungen aus der Sicht der
Mitglieder dieses Forums.
http://de.wikipedia.org/wiki/ITAR-TASShttp://de.wikipedia.org/wiki/Dpahttp://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe_von_Tschernobyl#cite_note-5http://de.wikipedia.org/wiki/Kommunistische_Partei_der_Sowjetunionhttp://de.wikipedia.org/wiki/SPOT_%28Satellit%29http://de.wikipedia.org/wiki/LANDSAThttp://de.wikipedia.org/wiki/Stickstoffhttp://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe_von_Tschernobyl#cite_note-pdf_Katastrophe_von_Tschernobyl-2http://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe_von_Tschernobyl#cite_note-6http://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe_von_Tschernobyl#cite_note-6http://de.wikipedia.org/wiki/Tschernobyl-Forum
Die Katastrophe von Tschernobyl Seite 9 von 27
Das Tschernobyl-Forum besteht aus vier Nebenorganen der UNO (dem Umweltprogramm der
Vereinten Nationen (UNEP), dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP),
dem Bro der Vereinten Nationen zur Koordinierung der humanitren Hilfe (OCHA) und
dem Wissenschaftlichen Komitee der Vereinten Nationen ber die Wirkungen atomarer
Strahlungen (UNSCEAR)), vier autonomen Organisationen, die mit der UNO durch Vertrge
verbunden sind (der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO), der Weltbank, der
Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der Ernhrungs- und Landwirtschaftsorganisation
der Vereinten Nationen (FAO)), sowie aus den Regierungen von Weirussland, Russland und
der Ukraine.[8]
Die Ausarbeitung des Tschernobyl-Forums wird von einigen Wissenschaftlern und
Nichtregierungsorganisationen kritisiert. Dem Report wird einerseits vorgeworfen, parteiisch
zu sein und die Folgen des Reaktorunglcks vorstzlich zu verharmlosen. Andererseits wird
auf methodische Mngel hingewiesen. So umfasse die Studie lediglich die Folgen in
Weirussland, Russland und der Ukraine, obwohl ein erheblicher Teil der
Strahlenbelastungen in Mittel- und Westeuropa anfiel. Auerdem habe die Studie des
Tschernobyl-Forums Publikationen, die hhere Opferzahlen nahe legen, unbercksichtigt
gelassen. Schlielich wird kritisiert, dass die Untersuchungen erst fnf Jahre nach dem
Unglck begonnen wurden.
Mit The other report on Chernobyl (TORCH) wurde ein 'Gegenreport' zur Ausarbeitung des
Tschernobyl-Forums verffentlicht. Dieser Report wurde von den britischen Wissenschaftlern
Ian Fairlie und David Sumner erarbeitet. Er sagt weitaus schwerwiegendere
gesundheitsschdigende Folgen des Reaktorunglcks voraus. In Auftrag gegeben und privat
finanziert wurde die Studie von der Grnen Europaabgeordneten und Atomkraftgegnerin
Rebecca Harms.
Die nachfolgenden Angaben stammen im Wesentlichen aus obigen beiden Studien (siehe
Weblinks).
http://de.wikipedia.org/wiki/UNOhttp://de.wikipedia.org/wiki/UNEPhttp://de.wikipedia.org/wiki/UNDPhttp://de.wikipedia.org/wiki/OCHAhttp://de.wikipedia.org/wiki/UNSCEARhttp://de.wikipedia.org/wiki/IAEOhttp://de.wikipedia.org/wiki/Weltbankhttp://de.wikipedia.org/wiki/Weltgesundheitsorganisationhttp://de.wikipedia.org/wiki/Ern%C3%A4hrungs-_und_Landwirtschaftsorganisationhttp://de.wikipedia.org/wiki/Wei%C3%9Frusslandhttp://de.wikipedia.org/wiki/Russlandhttp://de.wikipedia.org/wiki/Ukrainehttp://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe_von_Tschernobyl#cite_note-7http://de.wikipedia.org/wiki/Rebecca_Harmshttp://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe_von_Tschernobyl#Weblinks
Die Katastrophe von Tschernobyl Seite 10 von 27
Kontaminierte Gebiete
Die Karte zeigt die Caesium-137-Kontamination in Weirussland, Russland und
der Ukraine in Curie pro Quadratkilometer.
Die grten Freisetzungen radioaktiver Stoffe fanden whrend des Zeitraums von zehn Tagen
nach der Explosion statt. Aufgrund der groen Hitze des bauartbedingten Graphitbrandes
gelangten gasfrmige oder leichtflchtige Stoffe (z. B. Jod oder Csium) in Hhen von 1.500
- 10.000 Meter. [9]Die Wolken mit dem radioaktiven Fallout verteilten sich zunchst ber
weite Teile Europas und schlielich ber die gesamte nrdliche Halbkugel. Wechselnde
Luftstrmungen trieben sie zunchst nach Skandinavien, dann ber Polen, Tschechien,
sterreich, Sddeutschland und Norditalien. Eine dritte Wolke erreichte den Balkan,
Griechenland und die Trkei. Innerhalb dieser Lnder wurde der Boden je nach regionalen
Regenfllen unterschiedlich hoch belastet. Insgesamt wurden etwa 218.000 Quadratkilometer
mit mehr als 37.000 Becquerel (37 kBq) Cs-137 pro m radioaktiv belastet. Mehr als
70 Prozent dieser Gebiete liegen in Russland, der Ukraine und Weirussland. Whrend hier
die strksten Konzentrationen an flchtigen Nukliden und Brennstoffpartikeln entstanden,
wurde mehr als die Hlfte der Gesamtmenge der flchtigen Bestandteile und heien Partikel
auerhalb dieser Lnder abgelagert. Jugoslawien, Finnland, Schweden, Bulgarien, Norwegen,
Rumnien, Deutschland, sterreich und Polen erhielten jeweils mehr als ein Petabecquerel
(1015 Bq oder eine Billiarde Becquerel) an Csium-137. Insgesamt wurden in Europa etwa
3.900.000 km (40 % der Gesamtflche) durch Csium-137 kontaminiert (mindestens
4 kBq pro m).
In den am strksten belasteten Gebieten Deutschlands, im Sdosten von Bayern, lagen die
Bodenkontaminationen bei bis zu 2 Ci /km (74 kBq/m) Cs-137. Diese Landkreise htten
auch in Weirussland, Russland und der Ukraine den Status der kontaminierten Zone
http://de.wikipedia.org/wiki/Curie_%28Einheit%29http://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe_von_Tschernobyl#cite_note-8http://de.wikipedia.org/wiki/Becquerel_%28Einheit%29http://de.wikipedia.org/wiki/Curie_%28Einheit%29
Die Katastrophe von Tschernobyl Seite 11 von 27
erhalten. So sind beispielsweise auch heute noch in einigen Regionen Deutschlands,
insbesondere im Sden, Pilze, Waldbeeren und Wildtiere hoch belastet. Laut Bundesamt fr
Strahlenschutz (BfS) ist die Kontamination dort rund zehnmal hher als im Norden
Deutschlands. Im Muskelfleisch von Wildschweinen wurden in Deutschland Csium-137-
Werte von bis zu 40.000 Bq/kg gemessen. Der Durchschnittswert betrug 6.800 Bq/kg und
damit mehr als das Zehnfache des EU-Grenzwertes von 600 Bq/kg.
Auch einige Regionen in Grobritannien und Skandinavien sowie im Alpenraum sind
teilweise hohen Csium-Kontaminationen ausgesetzt, wobei die Belastung im Laufe der Jahre
nur langsam abnimmt. In einigen Lndern gelten weiterhin Einschrnkungen bei Produktion,
Transport und Verzehr von Lebensmitteln, die immer noch durch den radioaktiven
Niederschlag von Tschernobyl belastet sind.[10]
Strahlenexponierte Personengruppen
Siehe auch: Auswirkung von Strahlenbelastungen
Unmittelbar nach dem Unglck und bis Ende 1987 wurden etwa 200.000 Aufrumarbeiter
(Liquidatoren) eingesetzt. Davon erhielten ca. 1.000 innerhalb des ersten Tages nach dem
Unglck schwere bis absolut tdliche Strahlendosen im Bereich von 2 bis 20 Gray (Gy). Die
restlichen Liquidatoren erhielten demgegenber wesentlich geringere (sich nicht direkt
auswirkende) Strahlendosen bis zu maximal etwa 500 Millisievert (mSv), bei einem
Mittelwert von etwa 100 mSv. Die Zahl der Liquidatoren erhhte sich nach Angaben der
WHO in den folgenden Jahren auf 600.000 bis 800.000. Die Zahl ist nicht exakt bezifferbar,
da nur 400.000 Liquidatoren registriert wurden und auch deren Daten unvollstndig sind. Die
spter eingesetzten Liquidatoren erhielten deutlich geringere Dosen. Die Liquidatoren wurden
spter fr ihre Arbeit mit einer Medaille gewrdigt.
Herz der Medaille der Liquidatoren
http://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe_von_Tschernobyl#cite_note-9http://de.wikipedia.org/wiki/Strahlenkrankheit#Symptomehttp://de.wikipedia.org/wiki/Liquidatorhttp://de.wikipedia.org/wiki/Strahlendosishttp://de.wikipedia.org/wiki/Grayhttp://de.wikipedia.org/wiki/Sievert_%28Einheit%29http://de.wikipedia.org/wiki/Weltgesundheitsorganisation
Die Katastrophe von Tschernobyl Seite 12 von 27
Weitere Medaillen von Tschernobyl
Im Frhjahr und Sommer 1986 wurden etwa 116.000 Personen aus der 30 Kilometer-Zone
rund um den Reaktor evakuiert. Spter wurden zirka 240.000 weitere Personen umgesiedelt.
Fr die ukrainischen Evakuierten wurde ein mittlerer Dosiswert von 17 mSv
(Schwankungsbereich 0,1 bis 380 mSv) errechnet, fr die weirussischen Evakuierten ein
Mittelwert von 31 mSv (mit einem maximalen Durchschnittswert in zwei Ortschaften von
300 mSv).
In den ersten Tagen nach dem Unfall fhrte die Aufnahme von radioaktivem Jod mit der
Nahrung zu stark schwankenden Schilddrsendosen in der allgemeinen Bevlkerung von im
Mittel etwa 0,03 bis 0,3 Gy mit Spitzenwerten bis zu etwa 50 Gy. Eine Ausnahme davon
bildeten die wenigen Einwohner von Prypjat, die durch die rechtzeitige Ausgabe von
Tabletten mit stabilem Jod (Jodblockade) wesentlich geringere Schilddrsendosen erhielten.
Die nicht evakuierte Bevlkerung erhielt whrend der mehr als 20 Jahre seit dem Unfall
sowohl durch externe Bestrahlung als auch durch Aufnahme mit der Nahrung als interne
Strahlenexposition effektive Gesamtdosen von im Mittel etwa 10 bis 20 mSv bei
Spitzenwerten von einigen 100 mSv. Heute erhalten die fnf Millionen Betroffenen in
kontaminierten Gebieten generell Tschernobyl-bedingte Dosen von unter 1 mSv/Jahr, doch
rund 100.000 erhalten immer noch mehr als 1 mSv pro Jahr.
Gesundheitliche Folgen
Akute Strahlenkrankheit
Akute Strahlenkrankheit wurde zunchst bei 237 Personen vermutet und bei 134 Personen
(insbesondere Kraftwerksbeschftigten und Feuerwehrleuten) besttigt. Von diesen sind 28
im Jahr 1986 und weitere 19 in den Jahren 1987 bis 2004 verstorben, einige mglicherweise
auch aus anderer Ursache.
Langzeitfolgen
Die Langzeitfolgen des Unglcks sind schwer abzuschtzen. Wegen der Unsicherheit vieler
Daten und epidemiologischer Modell-Parameter sind alle Voraussagen ber zuknftige
Morbiditts- oder Mortalittszahlen mit Vorsicht zu betrachten.
Schilddrsenkrebs und Leukmien
Zu den bisher am hufigsten beobachteten gesundheitlichen Folgen gehrt ein dramatischer
Anstieg der Flle von Schilddrsenkrebs bei Personen aus Weirussland, Russland und der
Ukraine, die zum Zeitpunkt des Unglcks Kinder oder Jugendliche waren. Der Anstieg wird
auf die Belastung mit radioaktivem Jod zurckgefhrt und wurde Anfang der 1990er Jahre
zuerst in Weirussland beobachtet. Insgesamt wurden in den genannten drei Lndern bis
Anfang 2006 etwa 5000 Flle diagnostiziert. Mit weiteren Fllen wird noch ber viele Jahre
gerechnet. Von den betroffenen Patienten seien bis 2002 in Weirussland 14 gestorben, davon
6 aus anderen Ursachen (persnliche Mitteilung). Umstritten ist, ob ein erhhtes
Schilddrsenkrebs-Risiko auch fr Menschen besteht, die zum Zeitpunkt der hchsten
Belastung durch radioaktives Jod bereits erwachsen waren.[11]
http://de.wikipedia.org/wiki/Jodhttp://de.wikipedia.org/wiki/Schilddr%C3%BCsehttp://de.wikipedia.org/wiki/Prypjat_%28Stadt%29http://de.wikipedia.org/wiki/Jodblockadehttp://de.wikipedia.org/wiki/Strahlenkrankheithttp://de.wikipedia.org/wiki/Epidemiologiehttp://de.wikipedia.org/wiki/Morbidit%C3%A4thttp://de.wikipedia.org/wiki/Schilddr%C3%BCsenkrebshttp://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe_von_Tschernobyl#cite_note-10
Die Katastrophe von Tschernobyl Seite 13 von 27
Ein durch freigesetzte radioaktive Strahlung bedingter Anstieg der Flle von Leukmie ist
bisher nicht eindeutig feststellbar, kann aber auch nicht widerlegt werden. Diesbezgliche
Studien hatten zum Teil unsichere Datengrundlagen oder brachten widersprchliche
Ergebnisse. In einer groen Kohorte von Liquidatoren in Russland wurde (bei registrierten
Strahlendosen zwischen 150 und 300 mSv) eine annhernde Verdoppelung des
Leukmierisikos gefunden.
Andere Krebserkrankungen
In Folge der durch die Katastrophe bedingten Freisetzung von radioaktiver Strahlung sind
auch andere Krebserkrankungen zu erwarten. Sie werden aber zum grten Teil erst nach
einer Latenzzeit von mehreren Jahrzehnten auftreten. Bisher konnten nach Angaben der
Internationalen Agentur fr Krebsforschung (IARC) mit Ausnahme von Schilddrsenkrebs in
den am strksten kontaminierten Gebieten keine erhhten Krebsraten festgestellt werden, die
eindeutig auf die Strahlung zurckgefhrt werden knnen. Hinweise auf erhhte Raten z. B.
von Brustkrebs mssten weiter verfolgt werden.
Schtzungen der IARC ber die zu erwartende Hufigkeit an Krebserkrankungen beruhen auf
Risikomodellen, die aus Studien bei anderen Populationen (hauptschlich Opfern der
Atombombenabwrfe in Japan) und auf der (umstrittenen) Basis der linearen
Dosis/Wirkungs-Beziehung entwickelt wurden. Nach diesen Modellen wird bis 2065 in
Europa mit ungefhr 16.000 Fllen von Schilddrsenkrebs und 25.000 Fllen von anderen
Krebsarten als Folge der Tschernobyl-bedingten Strahlenbelastung gerechnet. Zwei Drittel
der Erkrankungen an Schilddrsenkrebs und mindestens die Hlfte der anderen
Krebserkrankungen seien in Weirussland, der Ukraine und den am strksten kontaminierten
Gebieten der russischen Fderation zu erwarten. Ungefhr 16.000 Todesflle knnten auf
diese Krebserkrankungen zurckgefhrt werden.
Bei der hohen Zahl von Krebserkrankungen, die insgesamt in diesem Zeitraum in Europa
auftreten wrden, werde dieser Anstieg aber kaum in den nationalen Krebsstatistiken
nachzuweisen sein.
Zu hheren Fallzahl-Schtzungen kam der TORCH-Bericht (The Other Report on
Chernobyl). Er kommt zum Ergebnis, dass unter den damals lebenden 570 Millionen
Menschen zwischen 30.000 und 60.000 zustzliche Krebstodesflle durch die Katastrophe
von Tschernobyl mglich sein knnten.
Genetische und teratogene Schden
Das Tschernobyl-Forum sieht nach Auswertung der vorliegenden epidemiologischen Studien
weder einen Beweis noch einen Hinweis auf verringerte Fruchtbarkeit bei Mnnern und
Frauen, auf die Zahl der Totgeburten, auf andere negative Geburtsfolgen, auf Komplikationen
bei der Geburt und auf die allgemeine Intelligenz und Gesundheit der Kinder, die eine direkte
Folge ionisierender Strahlung sein knnten. Die gesunkenen Geburtenraten in den
kontaminierten Gebieten knnten auf die ngste der Bevlkerung und auf den Wegzug vieler
jngerer Menschen zurckzufhren sein. Ein miger, aber bestndiger Anstieg von
berichteten angeborenen Fehlbildungen in kontaminierten und nicht kontaminierten Gebieten
Weirusslands scheine auf eine vollstndigere Erfassung und nicht auf Strahlung
zurckzugehen.[12]
http://de.wikipedia.org/wiki/Leuk%C3%A4miehttp://de.wikipedia.org/wiki/Latenzzeithttp://de.wikipedia.org/wiki/Internationale_Agentur_f%C3%BCr_Krebsforschunghttp://de.wikipedia.org/wiki/Brustkrebshttp://de.wikipedia.org/wiki/Dosis-Wirkungs-Kurvehttp://de.wikipedia.org/wiki/Fruchtbarkeithttp://de.wikipedia.org/wiki/Totgeburthttp://de.wikipedia.org/wiki/Fehlbildunghttp://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe_von_Tschernobyl#cite_note-11
Die Katastrophe von Tschernobyl Seite 14 von 27
Einige Studien von anderen Organisationen und Wissenschaftlern beschreiben im zeitlichen
Zusammenhang mit der Katastrophe hingegen einen deutlichen Anstieg von genetischen bzw.
teratogenen Schden wie Totgeburten und Fehlbildungen in der Unglcksregion, aber auch in
Deutschland und in anderen europischen Lndern und legen einen urschlichen
Zusammenhang nahe.[13]
Die Forscher bzw. Herausgeber der einen Position haben wiederholt den Vertretern der
anderen Position Voreingenommenheit unterstellt oder deren Befunde wegen unvollstndiger
Absicherung der Daten und anderer methodischer Mngel zurckgewiesen. Meist handele es
sich um sogenannte kologische Studien, die wegen des Fehlens einer individuellen
Dosiszuordnung mit groer Vorsicht zu betrachten seien. Autoren, die kologische Dosis-
Wirkungsbeziehungen fr Totgeburten, Fehlbildungen sowie fr das Geschlechtsverhltnis
bei der Geburt unter anderem in unterschiedlich hoch belasteten bayerischen Landkreisen
gefunden haben,[14][15] wird entgegen gehalten, dass vor dem Hintergrund der
vergleichsweise geringen Strahlendosiserhhungen in Deutschland, die sich innerhalb der
Schwankungsbreite der natrlichen Strahlenexposition bewegten, nicht zu verstehen sei, dass
solche massiven Effekte nachweisbar sein sollten. Diese Skepsis werde untersttzt durch
zahlreiche negative epidemiologische Befunde in Deutschland und anderen europischen
Lndern mit zum Teil deutlich hheren Strahlendosen. Zudem sei bis heute kein biologischer
Mechanismus bekannt, der solche Effekte in dem beobachteten Ausma erklren knnte.[16]
Gegen negative epidemiologische Befunde wird wiederum vorgebracht, dass die Nicht-
Signifikanz flschlich als Nachweis eines nicht vorhandenen Effekts ausgegeben werde.
Korrekt wre die in einigen Studien auch so offen formulierte Aussage, dass solche Effekte
entweder tatschlich nicht vorhanden sind oder aufgrund des Studiendesigns nicht
nachgewiesen werden konnten. Zudem wurde bisher nicht gezeigt, dass es auch in relativ
unbelasteten Gebieten stark erhhte Raten von Totgeburten und Fehlbildungen gab. Dies wre
ein Hinweis auf andere Ursachen oder auf einen rein zuflligen Zusammenhang.
Andere (krperliche) Gesundheitsfolgen
In den am strksten von der Tschernobyl-Katastrophe betroffenen Lndern ist ein erheblicher
Anstieg auch bei vielen nicht bsartigen Erkrankungen zu beobachten. Die durchschnittliche
Lebenserwartung ist deutlich gesunken. Beides gilt jedoch auch fr die nicht kontaminierten
Gebiete. Es ist umstritten, wie weit diese Vernderungen auf hhere Strahlenbelastung oder
auf andere Faktoren (z. B. Armut, schlechte Ernhrung, ungesunde Lebensbedingungen,
wirtschaftliche und soziale Verwerfungen nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion,
psychische Belastungen im Zusammenhang mit der Katastrophe sowie den Evakuierungen
und Umsiedlungen, selbstschdigendes Verhalten, bessere Diagnostik und Erfassung von
Krankheiten) zurckzufhren ist. Die Zuverlssigkeit der Daten und die methodische Qualitt
vieler Studien sind sehr unterschiedlich.
Bei Erkrankungen der Augenlinsen (z. B. dem Grauen Star) ist ein Zusammenhang mit
radioaktiver Belastung wahrscheinlich. Schon relativ geringe Dosen in der Grenordnung
von 250 mGy scheinen eine Zunahme der Bildung von Grauem Star zu bewirken. Einer
solchen Dosis waren u. a. viele Aufrumarbeiter in den ersten Tagen nach der Explosion
ausgesetzt. Auch bei anderen Augenerkrankungen (Akkommodationsstrungen,
Makuladystrophien und Gefvernderungen) wird ein Zusammenhang mit radioaktiver
Strahlung vermutet. Hier sind weitere Beobachtungen ntig.
http://de.wikipedia.org/wiki/Genetikhttp://de.wikipedia.org/wiki/Teratogenhttp://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe_von_Tschernobyl#cite_note-12http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96kologische_Studiehttp://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe_von_Tschernobyl#cite_note-13http://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe_von_Tschernobyl#cite_note-13http://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe_von_Tschernobyl#cite_note-15http://de.wikipedia.org/wiki/Katarakt_%28Medizin%29http://de.wikipedia.org/wiki/Akkommodationsst%C3%B6rung
Die Katastrophe von Tschernobyl Seite 15 von 27
Hohe Dosen radioaktiver Strahlung knnen ein breites Spektrum kardiovaskulrer
Komplikationen verursachen. Die Auswirkungen chronischer und niedriger
Strahlungsbelastung auf das Herz-Kreislauf-System sind weniger klar.
In Russland wurde in einer groen Studie an Notfall-Einsatzkrften von Tschernobyl ein
signifikant hheres Risiko fr tdliche Herz-Kreislauf-Krankheiten festgestellt. Ob dieses
hhere Risiko allein auf hhere Strahlendosen oder auf konkurrierende Krankheitsursachen
zurckzufhren ist, muss in weiteren Untersuchungen beobachtet werden. Es deckt sich aber
mit Ergebnissen von Studien, die an berlebenden von Atombombenangriffen durchgefhrt
wurden.
In mehreren Studien wurden Beeintrchtigungen des zellulren und humoralen
Immunsystems gefunden. Die Interpretation dieser Befunde ist jedoch schwierig, weil sie
auch andere Ursachen (Stress, chronische Infektionen, Ernhrungsmngel, Chemikalien)
haben knnen. Die Langzeitfolgen solcher Beeintrchtigungen sind noch unklar.
Mentale Gesundheit und psychosoziale Auswirkungen
Eine erhebliche Belastung fr die Gesundheit durch die Katastrophe von Tschernobyl liegt in
direkt oder indirekt von ihr verursachten mentalen und psychosozialen Folgen. Als mentale
Folgen des Unglcks werden unter anderem Angst vor mglichen Folgen der Strahlung, das
Drngen in eine Opferrolle, die zu einem Gefhl sozialer Ausgrenzung fhrt, sowie Stress in
Zusammenhang mit Evakuierung und Umsiedlung genannt. Angst kann zu
Krankheitserscheinungen und zu gesundheitsschdigendem Lebenswandel (Ernhrung,
Alkohol, Tabak) fhren. Auch die hohe Suizidrate der Region wird damit erklrt.
Wirtschaft
Verlassene Schiffe auf dem Prypjat
Die Katastrophe von Tschernobyl verursacht immense Kosten und schadet der Wirtschaft in
der Region. Wegen des konomischen Umbruchs aufgrund des Zusammenbruchs der UdSSR
sind die genauen wirtschaftlichen Auswirkungen Tschernobyls aber kaum zu erheben. Die
Kosten haben ein groes Loch in die Budgets der drei betroffenen Lnder gerissen.
Besonders betroffene Zweige der lokalen Wirtschaft sind Land- und Forstwirtschaft. So
knnen aufgrund der Strahlenbelastung knapp 800.000 Hektar (ha) Land und 700.000 ha
Wald nicht mehr wirtschaftlich genutzt werden. Die Landwirtschaft der Region leidet aber
auch unter dem Stigma Tschernobyl, das zu sehr geringer Nachfrage nach Produkten aus
http://de.wikipedia.org/wiki/Blutkreislaufhttp://de.wikipedia.org/wiki/Immunsystemhttp://de.wikipedia.org/wiki/Prypjat_%28Fluss%29http://de.wikipedia.org/wiki/Hektar
Die Katastrophe von Tschernobyl Seite 16 von 27
der Region fhrt. Aufgrund dieser Tatsache werden kaum private Investitionen im
Agrarbereich der Region gettigt.
Personelle Konsequenzen
Der Energietechniker Nikolai Antonowitsch Dolleschal, der als Leiter des nach ihm
benannten Forschungs- und Konstruktionsinstitut fr Energotechnik (NIKITE)
hauptverantwortlich fr die Entwicklung des Reaktortyps RBMK war, trat nach der
Reaktorkatastrophe in den Ruhestand. Der Zusammenhang zwischen diesem Schritt und dem
Super-GAU von Tschernobyl wurde jedoch niemals offiziell besttigt.
Reaktionen auf das Unglck auerhalb der ehemaligen
Sowjetunion
In den Lndern auerhalb der damaligen Sowjetunion waren die Reaktionen auf das
Reaktorunglck sehr unterschiedlich.
Bundesrepublik Deutschland
In Sddeutschland beherrschten monatelang Diskussionen ber das Ausma der radioaktiven
Belastung von Lebensmitteln und andere mgliche Kontaminationen die ffentlichkeit. Dabei
wurde die Auseinandersetzung neben Sachargumenten vor allem auch durch die
grundstzliche Einstellung zur Kernenergie geprgt, zumal sich gleichzeitig die Kontroverse
um die Wiederaufarbeitungsanlage Wackersdorf abspielte.[17]
Es wurden Empfehlungen zum Unterpflgen von Feldfrchten oder zum Sperren von
Kinderspielpltzen gegeben, wobei es aus heutiger Sicht strittig ist, inwieweit diese
angemessen und notwendig waren. In der Folge des Reaktorunglcks brckelte der ohnehin
schon durch die Anti-Atomkraft-Bewegung in Frage gestellte Konsens ber die Verwendung
der Atomenergie. Groe Teile der Bevlkerung waren nun fr einen Ausstieg aus der
Atomenergie. In der Politik wurde diese Forderung nun auch von der SPD bernommen, u.a.
durch Erhard Eppler und den SPD-Kanzlerkandidaten Johannes Rau, der einen schrittweisen
Ausstieg befrwortete. Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) sprach sich auch im Namen seiner
Fraktion im Bundestag in der Zukunft fr eine Senkung des Anteils der Kernenergie an der
Energieversorgung (1985: rund 31 %) aus, fr einen baldigen Ausstieg komme dies aber nicht
in Frage, da dieser weder notwendig noch machbar sei. Der Ministerprsident Lothar Spth
(CDU) nannte die Kernenergie eine bergangsenergie, und nach Tschernobyl gelte es
konsequent ber eine Energiepolitik nachzudenken, die langfristig der Kernenergie nicht
bedrfe. Die FDP bezeichnete die Kernenergie auf ihrem Bundesparteitag 1986 in Hannover
ebenfalls als eine bergangsenergie, auf deren Verzicht als Bestandteil der
Energieversorgung hingearbeitet werden msse.
Der Bau schon in Planung befindlicher Atomkraftwerke wurde auch aufgrund der Erfahrung
mit Tschernobyl nicht mehr realisiert.
Ein Beispiel fr die damalige Diskussion in Westdeutschland ist die so genannte
Strahlenmolke: Einige Molkereien in besonders betroffenen Gebieten waren angewiesen
worden, die Molke von der Milch abzutrennen und nicht zu verkaufen, sondern einzulagern,
da sich in ihr das radioaktive Csium besonders angereichert hatte. Der Vorschlag, diese
Molke als Dnger auf Felder aufzubringen, hatte keinerlei Chancen auf Umsetzung.
http://de.wikipedia.org/wiki/Nikolai_Antonowitsch_Dolleschalhttp://de.wikipedia.org/wiki/Wiederaufarbeitungsanlage_Wackersdorfhttp://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe_von_Tschernobyl#cite_note-br-16http://de.wikipedia.org/wiki/Anti-Atomkraft-Bewegunghttp://de.wikipedia.org/wiki/Sozialdemokratische_Partei_Deutschlandshttp://de.wikipedia.org/wiki/Erhard_Epplerhttp://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_Rauhttp://de.wikipedia.org/wiki/Helmut_Kohlhttp://de.wikipedia.org/wiki/Fraktion_%28Bundestag%29http://de.wikipedia.org/wiki/Lothar_Sp%C3%A4thhttp://de.wikipedia.org/wiki/Freie_Demokratische_Partei
Die Katastrophe von Tschernobyl Seite 17 von 27
Stattdessen wurde die Molke in extra errichteten Spezialanlagen ber Ionenaustauscher
behandelt. Eine Gruppe Waggons mit Strahlenmolke wurde nach einer lngeren Fahrt durch
Norddeutschland, die Medien mit groem Interesse verfolgten, vor der Entsorgung sogar
auf einem gesicherten Bundeswehrgelnde zwischengelagert.
In der Bundesrepublik Deutschland wurden nach Bekanntwerden des Reaktorunglcks die
Landwirte durch die Strahlenschutzkommission des Bundes aufgefordert, den eigentlich fr
Anfang Mai 1986 anstehenden Umstieg von der Winterftterung der Milchkhe auf
Sommerftterung (und Weide) noch bis nach den ersten Regenfllen hinauszuzgern. Die
Katastrophe fiel mit einer mehrwchigen Schnwetterperiode zusammen, die einerseits das
Wachstum der Wiesen sehr anregte, auf der anderen Seite aber auch mit einem stetig
blasenden Ostwind die Verbreitung des radioaktiven Staubs nach Westen bewirkte. Spter
gab es dann eine Ausgleichszahlung fr die landwirtschaftlichen Betriebe fr die entstandenen
Mehrkosten bei der Ftterung. Die Strahlenschutzkommission gab zudem Grenzwerte fr
Frischmilch und Blattgemse aus, bei dessen berschreitung der Werte die Produkte nicht
verkauft werden durften. Der Umsatz auch von freigegebenen Milchprodukten, sowie von
Obst und Gemse ging drastisch zurck. Die Lebensmittelgruppe Rewe vernichtete allein im
Mai 1986 unverkufliche Milchprodukte und Frischgemse im Wert von rund 3 Millionen
DM.
Wenige Wochen nach dem Unglck wurde in der Bundesrepublik Deutschland das
Bundesministerium fr Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit gegrndet. Die Grndung
dieses Ministeriums war vor allem eine Reaktion auf den als unzureichend koordiniert
empfundenen Umgang der Politik mit der Katastrophe von Tschernobyl und ihren Folgen.
DDR
Aus Rcksicht auf den sowjetischen Bruderstaat wurden Informationen ber das Unglck nur
zgerlich in Umlauf gebracht, oftmals wurden Fakten des Unglcks heruntergespielt oder
ganz verschwiegen. In den Wochen nach dem Unglck gab es in der DDR pltzlich ein
reichhaltiges Angebot an Gemse, jenes, das im Westen nicht gekauft wurde. Gleichzeitig
war von einer Stabilisierung der Radioaktivitt auf niedrigem Niveau in den Zeitungen zu
lesen, ohne ber das Niveau vor der Katastrophe zu schreiben. Das damalige Mitglied des
Politbros, Gnter Schabowski informierte sich zwar auch in den West-Medien und machte
sich Gedanken, aber es habe im Katastrophenfall ein eisernes Gesetz gegolten: Auf jeden
eigenen Kommentar verzichten. Da wird nur erzhlt, was die in Moskau fabrizieren.[18]
Fr Umweltgruppen in der DDR war das Ereignis allerdings ein erstes Aufbruchsignal.
Erstmals begann eine Debatte um die friedliche Nutzung der Kernenergie. In Eingaben an die
Volkskammer und den Ministerrat forderten DDR-Brger erstmals den Ausstieg aus der
Kernenergie.
Diskussion nach zwanzig Jahren
Auch zwanzig Jahre nach der Katastrophe sind in der Diskussion um Tschernobyl die
Grenzen zwischen sachlicher Information, gezielter Verharmlosung und absichtlich
geschrter Verngstigung mitunter flieend. Die Katastrophe von Tschernobyl ist zum
Symbol fr die Gefahren der friedlichen Nutzung der Kernenergie geworden und wird von
Atomkraftgegnern hufig als Argument fr einen schnellen Atomausstieg verwendet.
Kernenergiebefrworter beklagen hingegen, dass Tschernobyl als Totschlagargument gegen
die Nutzung der Kernenergie missbraucht werde.
http://de.wikipedia.org/wiki/Ionenaustauscherhttp://de.wikipedia.org/wiki/Strahlenschutzkommissionhttp://de.wikipedia.org/wiki/Rewe_Grouphttp://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Markhttp://de.wikipedia.org/wiki/Bundesministerium_f%C3%BCr_Umwelt,_Naturschutz_und_Reaktorsicherheithttp://de.wikipedia.org/wiki/Bruderstaathttp://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Demokratische_Republikhttp://de.wikipedia.org/wiki/G%C3%BCnter_Schabowskihttp://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe_von_Tschernobyl#cite_note-17http://de.wikipedia.org/wiki/Volkskammerhttp://de.wikipedia.org/wiki/Ministerrat_der_DDRhttp://de.wikipedia.org/wiki/Kernenergiehttp://de.wikipedia.org/wiki/Atomausstieghttp://de.wikipedia.org/wiki/Totschlagargument
Die Katastrophe von Tschernobyl Seite 18 von 27
Weitgehend anerkannt ist zur Jahrtausendwende allerdings, dass die damaligen
Strahlenexpositionen in Deutschland meist niedriger als und nur in wenigen Regionen etwa
vergleichbar mit den Strahlenexpositionen durch Atombombentests vor dem partiellen
Teststoppabkommen waren. Eine einmalig hohe Strahlenbelastung auf dem Gebiet der DDR
war im Gebiet Magdeburg zu verzeichnen, allerdings kamen die Ergebnisse der Messungen
des Bezirkshygieneinstituts nicht an die ffentlichkeit.
Die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl und ihre Folgen sind inzwischen auch Gegenstnde
sozial- und kulturwissenschaftlicher Untersuchungen. So arbeiten etwa am Forschungsprojekt
Politik und Gesellschaft nach Tschernobyl das Potsdamer Zentrum fr Zeithistorische
Forschung (ZZF), die Justus-Liebig-Universitt Gieen (JLU), die Europische
Humanistische Universitt Vilnius/Minsk (EHU) und die Nationale Universitt Kiew-
Mohyla-Akademie (NaUKMA) zusammen.[19]
Tschernobyl und die gesperrte Zone nach dem Unfall
Die Stadt Prypjat
Verlassenes Haus in der Sperrzone
http://de.wikipedia.org/wiki/Atombombentesthttp://de.wikipedia.org/wiki/Teststoppabkommenhttp://de.wikipedia.org/wiki/Zentrum_f%C3%BCr_Zeithistorische_Forschunghttp://de.wikipedia.org/wiki/Zentrum_f%C3%BCr_Zeithistorische_Forschunghttp://de.wikipedia.org/wiki/Justus-Liebig-Universit%C3%A4t_Gie%C3%9Fenhttp://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Europ%C3%A4ische_Humanistische_Universit%C3%A4t&action=edit&redlink=1http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Europ%C3%A4ische_Humanistische_Universit%C3%A4t&action=edit&redlink=1http://de.wikipedia.org/wiki/Nationale_Universit%C3%A4t_Kiew-Mohyla-Akademiehttp://de.wikipedia.org/wiki/Nationale_Universit%C3%A4t_Kiew-Mohyla-Akademiehttp://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe_von_Tschernobyl#cite_note-18http://de.wikipedia.org/wiki/Prypjat_%28Stadt%29
Die Katastrophe von Tschernobyl Seite 19 von 27
Eingangsposten zur 30-Kilometer-Zone
Nachdem Prypjat bereits am 27. April 1986 evakuiert worden war,[20] erfasste ein weiterer
Evakuierungs-Schritt bis 3. Mai weitere Personen aus einem Umkreis von 10 km um den
Reaktor. Weitere 116.000 Einwohner wurden am 4. Mai 1986 aus dem Gebiet 30 km um den
Reaktor evakuiert. In den folgenden Jahren wurden weitere 210.000 Einwohner umgesiedelt,
so dass die Sperrzone mittlerweile 4.300 km gro ist.
Etwa 1.000 Bewohner sind angesichts der wirtschaftlichen Lage trotz der stark erhhten
Strahlungswerte zum Teil schon Wochen nach dem Unglck in die gesperrte Zone
zurckgekehrt. Der Grund war fr die meisten, dass ihnen weder die damalige Sowjetunion
noch der heutige ukrainische Staat in den Orten, in die sie evakuiert wurden, eine
ausreichende Lebensgrundlage zur Verfgung stellen konnte. Dazu kommt, dass viele der
Rckkehrer die Gesundheitsgefahr durch die Strahlung nicht sehr hoch einschtzten. Da es
sich auch damals berwiegend um ltere Personen handelte, ist unklar, wie viele davon an den
Folgen der Strahlung starben. Einige heute noch lebende Rckkehrer meinen, es seien sehr
viele gestorben. Einige berichten aber auch, sie htten auch nach 20 Jahren in der
kontaminierten Region keine strahlenbedingten Beschwerden. Im Dorf Tschernobyl selbst,
einige Kilometer sdlich des Reaktors, leben heute etwa 100 Rckkehrer. 2001 erffnete auch
die orthodoxe Dorfkirche Sv. Ilja wieder, zum Sonntagsgottesdienst erscheinen regelmig
etwa 30 Glubige. Alle Rckkehrer wie auch alle Bewohner der Zone 3, der Region rund
um die Sperrzone, erhalten ab dem Alter von 47 Jahren eine kleine Sonderrente vom
ukrainischen Staat in Hhe von umgerechnet 60 US-Dollar im Monat. Unabhngig davon
ernhren sich praktisch alle Bewohner der Sperrzone, wie der belasteten, aber nicht
evakuierten Zone 3, auch aufgrund der Armut und Arbeitslosigkeit vor Ort, von den
Waldpilzen und dem vor Ort gezogenen Gemse und Obst. Die gesundheitlichen Folgen bei
den Erwachsenen sind schwer abzuschtzen, vor allem auch deshalb, weil es andere
ungnstige Faktoren wie die mangelhafte Ernhrung, die schlechte Wirtschaftslage,
Alkoholismus und eine steigende AIDS-Rate gibt. Laut Einschtzung des Radiologischen
Instituts der Stadt Iwankiw, etwa 50 Kilometer sdlich von Tschernobyl, sind nur etwa 3
Prozent der Proben von Gemse, Obst und Wildfleisch, die die Bewohner dort kostenlos zur
Untersuchung einreichen, ber die (mit westeuropischem Niveau im Einklang befindlichen)
Grenzwerte hinaus belastet. Die Messwerte schwanken aber sehr stark nach Mikro-Regionen,
es gibt einzelne Proben, die enorm hoch belastet sind.
Was die Kinder betrifft, die in Zone 3 wohnen, schtzt Jewgenija Stepanowa, Chefrztin
der Pdiatrischen Abteilung der 1987 fr die Tschernobyl-Opfer gegrndeten Klinik fr
Radiologie in Kiew, ein, dass etwa 90 Prozent der Kinder der Region an strahlenbedingter
http://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe_von_Tschernobyl#cite_note-19http://de.wikipedia.org/wiki/Sowjetunionhttp://de.wikipedia.org/wiki/Ukrainehttp://de.wikipedia.org/wiki/Russisch-orthodoxe_Kirchehttp://de.wikipedia.org/wiki/US-Dollarhttp://de.wikipedia.org/wiki/Alkoholismushttp://de.wikipedia.org/wiki/AIDShttp://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Iwankiw&action=edit&redlink=1
Die Katastrophe von Tschernobyl Seite 20 von 27
Immunschwche leiden. Die Folgen seien insbesondere hufige Erkrankungen aller Art wie
Lungenentzndung oder Allergien. Leukmie oder andere Krebserkrankungen bei Kindern
trten aber heute nicht besonders gehuft auf. Das Dorf Tschernobyl ist heute vor allem
Wohnort aller Arbeiter und Wissenschaftler, die im Zusammenhang mit der
Reaktorkatastrophe in der Sperrzone eingesetzt sind. Das Dorf wurde dafr ausgewhlt, weil
es innerhalb der Sperrzone als verhltnismig minderbelastet eingestuft wurde. Das Betreten
ist trotzdem nur mit besonderer Genehmigung mglich. Auf Warnschildern wird vor der
Gefahr von offenbar gelegentlich auftretenden Staubstrmen im Sommer gewarnt, die stark
erhhte Radioaktivitt verbreiten. Fr die Bewohner sind dafr in Tschernobyl besondere
Schutzrume angelegt, die laut Warnschildern sofort aufgesucht werden sollen und die man
nicht verlassen solle, bevor die Strme sich gelegt htten oder man gerettet werde. Es gibt
dort heute ein kleines Hotel fr auslndische Wissenschaftler, auch die Verwaltung der
Sperrzone und verschiedene wissenschaftliche Institute der Ukraine haben dort ihren Sitz
bzw. Auenstellen. Aus Strahlenschutzgrnden wechseln die bei den dauernden
Ausbesserungsarbeiten am Sarkophag eingesetzten und in Tschernobyl untergebrachten
Arbeiter alle 14 Tage. Die Mitarbeiter der Verwaltung haben eine auf Montag bis Donnerstag
verkrzte Arbeitswoche, kehren am Wochenende in ihre Wohnorte auerhalb der Sperrzone,
meist nach Kiew, zurck. Vor Verlassen der Sperrzone gibt es Kontrollen auf radioaktive
Kontamination. Besuchern vor Ort ist es selbst berlassen, wie sie mit der radioaktiven
Belastung der Umgebung umgehen. Whrend insbesondere einheimische Wissenschaftler
ungeschtzt in der Sperrzone unterwegs sind, trifft man in der am hchsten belasteten Zone
im Umkreis von einigen Kilometern rund um den Reaktor auch Experten aus westlichen
Lndern mit Atemschutz und Schutzanzgen.
Die Sperrzone von Tschernobyl erscheint heute auf den ersten Blick als Naturparadies. Elche,
Wlfe, Hirsche sind hier zahlreich vorhanden, in den 1990er-Jahren wurden hier auch einige
der vom Aussterben bedrohten Przewalski-Pferde ausgesetzt. Binnen 20 Jahren sind die
damals verlassenen Drfer verwildert und zum groen Teil zugewachsen.
Bis zum Ende der Sowjetunion waren die meisten Folgen vor Ort Staatsgeheimnis. Die
Behrden und Experten der heutigen Ukraine, zum Teil sogar mit denselben beteiligten
Personen wie rzten oder Radiologen, gehen heute offen und sehr auskunftsfreudig damit
um. Die Hilfsgelder fr die Folgen der Tschernobyl-Katastrophe sind heute ein wichtiger
Wirtschaftsfaktor fr die Ukraine.
Selbst das zum Teil stark durch Plutonium verseuchte Zentrum der Sperrzone von
Tschernobyl wurde in den letzten Jahren auch von Plnderern heimgesucht, obwohl das
Gebiet eigentlich abgesperrt, durch Schranken und Kontrollen abgeschirmt ist. Fast alle
Wohnungen in der am 27. April 1986 nachmittags binnen Stunden evakuierten Stadt Prypjat
sind geplndert, Tren eingeschlagen, Kchenherde und Mbel geraubt. Wildschweine und
wildernde Hunde sind auf den ehemaligen und langsam zuwachsenden Straen anzutreffen.
Im Fundus des ehemaligen Theaters der Stadt lagern bis heute die Groplakate mit den
Konterfeis der einstigen sowjetischen Politbro-Mitglieder und zahlreiche Spruchbnder und
Fahnen, vorbereitet fr die Mai-Demonstration, die am 1. Mai 1986 in der Stadt stattfinden
sollte.
Auch die meisten der tausenden 1986 eingesetzten Fahrzeuge und Hubschrauber, die wegen
ihrer geringen bis hohen Kontamination damals auf einem zentralen Friedhof im
Sperrgebiet abgestellt wurden, sind trotz formaler Bewachung und Einzunung
ausgeschlachtet und geplndert. Motoren und Windschutzscheiben fehlen, ganze
Hubschrauber sind zerlegt und verschwunden.
http://de.wikipedia.org/wiki/Lungenentz%C3%BCndunghttp://de.wikipedia.org/wiki/Allergiehttp://de.wikipedia.org/wiki/Leuk%C3%A4miehttp://de.wikipedia.org/wiki/Krebs_%28Medizin%29http://de.wikipedia.org/wiki/Elchhttp://de.wikipedia.org/wiki/Wolfhttp://de.wikipedia.org/wiki/Hirschehttp://de.wikipedia.org/wiki/Przewalski-Pferdhttp://de.wikipedia.org/wiki/Plutoniumhttp://de.wikipedia.org/wiki/Prypjat_%28Stadt%29
Die Katastrophe von Tschernobyl Seite 21 von 27
Das Kernkraftwerk Tschernobyl heute
Alle drei noch funktionsfhigen Blcke wurden nach dem Ende der Aufrumarbeiten wieder
hochgefahren. Nach den Dekontaminierungsarbeiten in den Jahren 1986 und 1987 war die
Regierung der Ansicht, dass die Strahlung keine weiteren Auswirkungen auf das Personal
habe.[3] Der zweite Reaktorblock wurde im Oktober 1991 nach einem Feuer in der
Turbinenhalle abgeschaltet. Block 1 folgte im November 1996, Block 3 am 15. Dezember
2000. Die Abschaltung erfolgte insbesondere auf Druck der Europischen Union, die Ukraine
erhielt dafr entsprechende Ausgleichszahlungen.
Der havarierte Reaktorblock ist heute durch einen provisorischen, durchlssigen Sarkophag
gedeckelt. Im Inneren ist weitgehend die Situation vom Zeitpunkt der Katastrophe in heier
Form konserviert. Von rund 190 Tonnen Reaktorkernmasse befinden sich Schtzungen
zufolge noch rund 150180 Tonnen im Gebude, teils in Form geschmolzener und erstarrter
Brennelemente aus Uran, Plutonium, Graphit und Sand, teils in Form von Staub und Asche, in
Form ausgewaschener Flssigkeiten im Reaktorsumpf und im Fundament oder in anderer
Form. Die ZDF-Reportage Tschernobyl der Millionensarg spricht hingegen von weit
weniger verbliebenem Brennstoff im zerstrten Reaktorblock. Demnach sei im Zuge der
Katastrophe mehr radioaktives Material freigesetzt worden, als ukrainische und westliche
Stellen behaupten.
Im Jahr 1992 hatte die Ukraine mit einer franzsischen Firma einen Konzeptwettbewerb
veranstaltet, dessen Thema es war, Ideen fr eine langfristige Lsung fr Block 4 zu finden.
Schon nach kurzer Zeit entschied man sich fr eine effektive Schutzummantelung und krte
einen Gewinner. Hierzu sollte eine vollkommene Ummantelung von Block 3 und Block 4
gebaut werden. Da aber fr dieses Konzept der damals noch aktive Block 3 htte abgeschaltet
werden mssen, verwarf man dieses Projekt wieder. Die Kosten htten sich auf ca. drei bis
vier Milliarden US-Dollar belaufen.[3]
Der internationale Shelter Implementation Plan hat als Ziel, einen neuen haltbaren
Sarkophag zu errichten. Als erste Manahme wurden das Dach des ursprnglichen
Sarkophags verstrkt und die Belftungsanlage verbessert. Der neue Sarkophag soll ber dem
alten errichtet werden. Dadurch soll es mglich sein, den alten Sarkophag zu entfernen, ohne
dass weitere radioaktive Stoffe freigesetzt werden. Das geht mit zwei speziellen Krnen, die
extra fr die Arbeit unter hoher Strahlenbelastung angefertigt wurden. Unter anderem knnen
diese auch radioaktive Stoffe zerkleinern. Der neue Sarkophag soll 257 Meter lang, 150 Meter
breit und 108 Meter hoch werden. Der Auftrag wurde am 17. September 2007 dem
Konsortium Novarka erteilt.[21] Der neue Sarkophag soll 200 Meter neben dem Reaktor
aufgebaut und auf Schienen ber den alten Sarkophag gefahren werden.
Gedenken
Veranstaltungen
Bereits kurz nach der Katastrophe etablierten sich in greren Stdten, vor allem der
ehemaligen Sowjetunion, jhrliche Gedenkveranstaltungen. Hierbei werden im Frhjahr
Kundgebungen oder Gottesdienste abgehalten, bei denen tausende Teilnehmer mit
brennenden Kerzen, Schweigeminuten, Mahnwachen oder Glockenluten der Opfer der
http://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe_von_Tschernobyl#cite_note-pdf_Katastrophe_von_Tschernobyl-2http://de.wikipedia.org/wiki/Sarkophaghttp://de.wikipedia.org/wiki/ZDFhttp://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe_von_Tschernobyl#cite_note-pdf_Katastrophe_von_Tschernobyl-2http://de.wikipedia.org/wiki/Novarkahttp://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe_von_Tschernobyl#cite_note-20
Die Katastrophe von Tschernobyl Seite 22 von 27
Reaktorexplosion gedenken. Sie demonstrieren damit jedoch auch fr die friedliche Nutzung
der Atomenergie oder langfristig auch fr die Stilllegung aller Atomreaktoren.[22]
Zur Erinnerung an Tschernobyl!
Museum und Mahnmale
Ein in der ukrainischen Hauptstadt Kiew eingerichtetes National-Museum zeigt
eindrucksvolle Bilder, Videos, Reste von Kleidung oder verweist mit durchgestrichenen
Ortstafeln auf die nicht mehr existenten Drfer.[23]
Inzwischen gibt es auch mahnende Denkmale, wie in der russischen Hauptstadt Moskau oder
in den ukrainischen Stdten Kiew, Charkow oder Saporoschje.[24]
Kiew erinnert mit einem Denkmal an die Feuerwehrleute und Ingenieure, die infolge ihres
Einsatzes bei der Katastrophe gestorben sind. An dem symbolhaften verbogenen Metall legen
Politiker des Landes regelmig Gedenkkrnze nieder.[25]
Mahnmal in Charkow
In Charkow erinnern sogar zwei Monumente an die Katastrophe: eines aus rotem Porphyr und
ein weiteres, dreifarbig gestaltetes, im Park der Jugend. Ein weiteres Denkmal, das den
Helfern (Liquidatoren) im Gelnde des Kernkraftwerks gewidmet war, wurde zerstrt.
In Saporoschje hat ein Bildhauer einen Stein an einem Brunnen wie ein gespaltenes Atom
gestaltet, unweit davon befindet sich ein Granitfindling mit einer Tafel fr die Opfer der
Katastrophe. In der nach dem Reaktorunglck neu errichteten Stadt Slawutytsch gibt es ein
Mahnmal mit Fotos und Lebensdaten einiger Opfer.[26]
Ausstellungen, Konzerte und andere Aktivitten
http://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe_von_Tschernobyl#cite_note-21http://de.wikipedia.org/wiki/Kiewhttp://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe_von_Tschernobyl#cite_note-22http://de.wikipedia.org/wiki/Moskauhttp://de.wikipedia.org/wiki/Charkowhttp://de.wikipedia.org/wiki/Saporoschjehttp://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe_von_Tschernobyl#cite_note-23http://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe_von_Tschernobyl#cite_note-24http://de.wikipedia.org/wiki/Charkowhttp://de.wikipedia.org/wiki/Slawutytschhttp://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe_von_Tschernobyl#cite_note-25
Die Katastrophe von Tschernobyl Seite 23 von 27
Der deutsche Knstler Till Christ organisierte in Zusammenarbeit mit Studenten der
Staatlichen Akademie fr Design und Kunst aus Charkow im Berliner Kunsthaus Tacheles die
Ausstellung Visual Energy Nach Tschernobyl: Ressourcen, Energien und wir. Diese war
zwischen Oktober 2005 und April 2006 zu sehen.[27]
Im Jahr 2006 fhrte die schweizerische Stadt Thun in ihrem Rathaus eine Gedenkausstellung
mit Untersttzung der Botschafter der Ukraine, von Weirussland und von Russland durch.
Sogar musikalisch wurde das schreckliche Geschehen verarbeitet. Die Schriftstellerin
Swetlana Alexijevitsch hatte ein Tschernobyl-Gebet verfasst, das im Jahr 2006 von dem
franzsischen Komponisten Alain Moget als Oratorium unter dem Titel Und sie werden uns
vergessen vertont und uraufgefhrt wurde. In jedem Jahr kommen weitere Aktivitten in
aller Welt zum Gedenken hinzu wie Fotoausstellungen, Konzerte, Verffentlichungen oder
wissenschaftliche Tagungen. [28]
Literatur
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Verpflichtung. Berlin 2006 (= Osteuropa, 4/2006), ISBN 3-8305-1122-1.[29]
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5.[30]
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Gustav Fischer Verlag, 1996. - ISBN 3-437-25198-8
Karl-Heinz Karisch/Joachim Wille (Hg.): Der Tschernobyl-Schock. Zehn Jahre nach
dem Super-GAU. Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verlag, 1996. - ISBN 3-
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Hanser Verlag Mnchen Wien, 1991. - ISBN 3-446-16116-3
V. M. Chernousenko: Chernobyl. Insight from the Inside. Berlin, Heidelberg, New
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Antje Hilliges/Irina Wachidowa: Der Tag, an dem die Wolke kam. Wie wir
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Zhores Medwedjew: Das Vermchtnis von Tschernobyl, Mnster: Daedalus Verlag
Joachim Herbst, 1991, ISBN 3-89126-030-X
Swetlana Alexijewitsch Stimmen aus Tschernobyl. In: 20 Jahre Tschernobyl,
Themenheft Aus Politik und Zeitgeschichte Beilage zur Wochenzeitung das
Parlament, 27. Mrz 2006 (Online).
Richard Stone: Der lange Schatten von Tschernobyl. Vor 20 Jahren explodierte der
Atomreaktor Die Folgen sind noch immer furchtbar, Auszge aus National
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20 Jahre Leben mit Tschernobyl - Erfahrungen und Lehren fr die Zukunft,
Kongressband zum internationalen Kongress vom 14.-17. September 2006, Feldkirch,
sterreich, ISBN 978-3-929990-04-1
Weblinks
Commons: Katastrophe von Tschernobyl Sammlung von Bildern, Videos und
Audiodateien. Die hier wiedergegebenen Aufnahmen sind dieser Quelle entnommen. Zur
Autorenschaft wird ausdrcklich auf die dort wiedergegebenen Lizenzbestimmungen
verwiesen (siehe
http://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Chernobyl_disaster?uselang=de).
Wissenschaftliches
IAEO-Website :In Focus - Chernobyl. Mit verschiedenen Studien des 'Tschernobyl-
Forums'
IAEO-Pressemitteilung: Tschernobyl: Das wahre Ausma des Unfalls PDF-Datei (176
kB)
Darstellung des Unfallhergangs auf der Seite des Kernkraftwerks Tschernobyl
(englisch)
ECRR Chernobyl 20 Years On Health Effects of the Chernobyl Accident: European
Committee on Radiation Risk (PDF-Datei; 3,86 MB)
The Other Report on Chernobyl (als Download)
Tschernobyl: Die IAEA spricht von 56, Greenpeace von 93000 Todesopfern. Wer hat
Recht ? von Eike Roth, sehr ausfhrliche Gegenberstellung der Studie des
Chernobyl-Forums und der Greenpeace-Studie, PDF (1,64 MB)
www.pro-physik.de Artikelserie im Physik-Journal 4/2006
Forschungszentrums Jlich: Langzeitbelastung der Bevlkerung in Weirussland
http://de.wikipedia.org/wiki/Bundesministerium_f%C3%BCr_Umwelt,_Naturschutz_und_Reaktorsicherheithttp://de.wikipedia.org/wiki/Spezial:ISBN-Suche/3437251988http://de.wikipedia.org/wiki/Joachim_Willehttp://de.wikipedia.org/wiki/Spezial:ISBN-Suche/3596133017http://de.wikipedia.org/wiki/Spezial:ISBN-Suche/3596133017http://de.wikipedia.org/wiki/Spezial:ISBN-Suche/3446161163http://de.wikipedia.org/wiki/Springer_Science%2BBusiness_Mediahttp://de.wikipedia.org/wiki/Spezial:ISBN-Suche/3540536981http://de.wikipedia.org/wiki/Spezial:ISBN-Suche/3453645081http://de.wikipedia.org/wiki/Spezial:ISBN-Suche/389126030Xhttp://www.bpb.de/publikationen/0UFE1G,0,20_Jahre_Tschernobyl.htmlhttp://www.nationalgeographic.de/php/magazin/topstories/2006/04/topstory3.htmhttp://www.nationalgeographic.de/php/magazin/topstories/2006/04/topstory3.htmhttp://de.wikipedia.org/wiki/Spezial:ISBN-Suche/9783929990041http://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Chernobyl_disaster?uselang=dehttp://www.iaea.org/NewsCenter/Focus/Chernobyl/index.htmlhttp://www.iaea.org/NewsCenter/Focus/Chernobyl/index.htmlhttp://www.iaea.org/NewsCenter/Focus/Chernobyl/pdfs/pr_ger.pdfhttp://new.chnpp.gov.ua/eng/articles.php?lng=en&pg=28http://new.chnpp.gov.ua/eng/articles.php?lng=en&pg=28http://www.euradcom.org/publications/chernobylebook.pdfhttp://www.chernobylreport.org/?%20p=downloadshttp://www.energie-fakten.de/pdf/tschernobyl-roth.pdfhttp://www.energie-fakten.de/pdf/tschernobyl-roth.pdfhttp://www.energie-fakten.de/pdf/tschernobyl-roth.pdfhttp://www.pro-physik.de/Phy/pjtoc.do?issue=23459&mid=3http://www.fz-juelich.de/gs/genehmigungen/forschung-sg/volincy
Die Katastrophe von Tschernobyl Seite 25 von 27
Direktion fr Entwicklung und Zusammenarbeit DEZA, Bern; Website zu den
Langzeit-Folgen
PDF mit Karte der Kontamination auf landwirtschaftlichen Flchen in Bayern (573
kB)
Chernobyl: the true scale of the accident UN Report (WHO) zu den Folgen des
Unglcks
Publikationen der GRS zum Thema Tschernobyl
Rayk Einax: Tagungsbericht Politik und Gesellschaft nach Tschernobyl. 14.12.2009
15.12.2009, Gieen. In: H-Soz-u-Kult, 19. Januar 2010.
Dokumentation
Wahrnehmung des Unglcks in der DDR (Zusammenfassung mit Links zu zwei pdf-
Dateien; 867 kB)
20 Jahre Tschernobyl (u. a. umfangreiche Presseschau des Umweltinstitut Mnchen
e. V.)
Karte zur regionalen Verteilung der Strahlenbelastung nach dem Tschernobyl-Unfall
(Quelle: CIA, 1996)
Strahlentelex Tschernobyl-Folgen (Materialsammlung / Li