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XXVI. Die Krebssterblichkeit in Buenos Aires w~hrend der letzten 20 Jahre. Von Dr. reed. Eduardo Marii~o, Delegierter yon Argentinien zur Internationalen u flit KrebsforsChuug. Der Krebs, dessen Ergrtindung heute die ganze medizinische Welt auf das lebhafteste bewegt, hat auch in den meisten sttdamerikanischen Staaten nach dem Vorbilde Europas ein gleiches Studium dieser verheerenden Krankheit angeregt. Auch fiir diese Staaten ist dutch eine moderne Sta- tistik ein Zunehmen des Krebses erwiesen worden, das in keinem Verhiiltnis zur wachsenden BevSlkerdng steht. u bieten gerade so manche St~tdte Stidamerikas wegen ihrer jungen und rasehen Entwieklung naeh den verschiedensten Gesichtspunkten hin wichtige Momente flit die Erforschtmg besonders tier Aetiologie des Carcinoms. Unter dem Gesiehtspunkte, dass nur mit vereinten Kraften dieses hohe Ziel zu erreichen ist, streben gleich- falls die einzelnen Staaten dieses Kontinents danach gemeinsam hierin zu arbeiten in enger Ftthlung mit Europa, wo bereits durch die Begrtindung der Internationalen Vereinigung fiir Krebsforschung zu Berlin ein Zentral- punkt ffir die ganze Krebsfrage geschaffen ist. Die Bedeutung einer um- fassenden Krebsstatistik steht wohl ausser Frage, allein sie ist hier nicht so leicht durchfiihrbar, weil das Land zu wenig bevSlkert ist, noch viel- fach die Organisation der statistischen Erhebungen sich vorzugsweise auf die grSsseren Stadte beschrankt, wobei nur beispielsweise auf Brasilien hin- gewiesen sei. Jttngst hat sich nun die argentinische Republik tier oben erwahnten Internationalen Vereinigung fttr Krebsforschlmg angeschlossen; und mSchte ich hier gleich als argentinischer Delegierter der Vereinigung einen statistischen Beitrag zur Krebsforschlmg aus diesem Staate liefern. Ich will Angaben tiber Buenos Aires machen, der grSssten Stadt Siidamerikas (1400000 Einwohner), welche nach der Ansicht namhafter Autoren eine Reihe die Krebskrankheit fSrdernder Faktoren aufweisen soll. Beifolgende Zeit~chrift filr Krebsforschung. 10. Bd. 2. Heft. 19

Die Krebssterblichkeit in Buenos Aires während der letzten 20 Jahre

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XXVI.

Die Krebssterblichkeit in Buenos Aires w~hrend der letzten 20 Jahre.

Von

Dr. reed. Eduardo Marii~o, Delegierter yon Argentinien zur Internat ionalen u flit KrebsforsChuug.

Der Krebs, dessen Ergrtindung heute die ganze medizinische Welt auf das lebhafteste bewegt, hat auch in den meisten sttdamerikanischen Staaten nach dem Vorbilde Europas ein gleiches Studium dieser verheerenden Krankheit angeregt. Auch fiir diese Staaten ist dutch eine moderne Sta- tistik ein Zunehmen des Krebses erwiesen worden, das in keinem Verhiiltnis zur wachsenden BevSlkerdng steht. u bieten gerade so manche St~tdte Stidamerikas wegen ihrer jungen und rasehen Entwieklung naeh den verschiedensten Gesichtspunkten hin wichtige Momente flit die Erforschtmg besonders tier Aetiologie des Carcinoms. Unter dem Gesiehtspunkte, dass nur mit vereinten Kraften dieses hohe Ziel zu erreichen ist, streben gleich- falls die einzelnen Staaten dieses Kontinents danach gemeinsam hierin zu arbeiten in enger Ftthlung mit Europa, wo bereits durch die Begrtindung der Internationalen Vereinigung fiir Krebsforschung zu Berlin ein Zentral- punkt ffir die ganze Krebsfrage geschaffen ist. Die Bedeutung einer um- fassenden Krebsstatistik steht wohl ausser Frage, allein sie ist hier nicht so leicht durchfiihrbar, weil das Land zu wenig bevSlkert ist, noch viel- fach die Organisation der statistischen Erhebungen sich vorzugsweise auf die grSsseren Stadte beschrankt, wobei nur beispielsweise auf Brasilien hin- gewiesen sei. Jttngst hat sich nun die argentinische Republik tier oben erwahnten Internationalen Vereinigung fttr Krebsforschlmg angeschlossen; und mSchte ich hier gleich als argentinischer Delegierter der Vereinigung einen statistischen Beitrag zur Krebsforschlmg aus diesem Staate liefern. Ich will Angaben tiber Buenos Aires machen, der grSssten Stadt Siidamerikas (1400000 Einwohner), welche nach der Ansicht namhafter Autoren eine Reihe die Krebskrankheit fSrdernder Faktoren aufweisen soll. Beifolgende

Zeit~chrift filr Krebsforschung. 10. Bd. 2. Heft. 19

278 E. Marif io , Krebssterblichkeit in Buenos Aires.

Jahr

T a b e l l e I.

Davon P r o z e n t z a h l

] V e r - an Krebs der Todes- derKrebs- ] s t o r b e n e Ver- f~llCauf todesf~lle [ storbene I0000 auf 10000

Einwohner Einwohner

1888 1889 1890 1891 1892 1893 1894 1895 1896 1897 1898 1899 1900 1901 1902 1903 1904 1905 1906 1907

12,367 14,736 16,417 13,014 13,341 13,000 13,702 14,947 13,645

.14,216 13,533 13,567 16,504 15,807 14,097 13,996 14,313 15,916 17,916 18,616

301 352 308 324 370 427 442 461 514 629 554 614 748 745 797 901 909 974

1004 1011

271,7 281,5 300,0 243,2 240,5 224,0 227,2 220.5 191,6 192,5 176,7 170,6 200,9 t86,0 162,0 156,3 1461 155,1 165,~ 9 164fl

6,6 6,7 5,6 6,0 6,7 7,4 7,3 6.8 7,2 8,5 7,2 7,7 9,1 8,8 9,2

10,1 9,3 9,5 9,3 9,0

T a b e l l e If.

M o n a t 1905 1906 1907 I

Januar . . . F e b r u a r . . . M~rz . . . . April . . . . Mai . . . . . Juni . . . . . Juli . . . . . August . �9 . September . O k t o b e r . . . November . Dezember . .

189811899 1900

59 59 78 54 36 58 54 46 53 42 74 56 38 43 59 67 38 39 67 59 42 53 48 78 46 43 59 67 52 51 64 62 48 37 62 60 46 56 61 71 46 73 63 51 50 60 59 74

J a h r ]190111909 1903 1904

76 74 67 64 60 79 52 85 78 71 82 79 70 77 83 61 59 58 56 89 74 79 77 74 69 54 67 65 82 83 65 84 85 70 78 82

81 66 98 73 78 78 75 89 82 71 85 98

84 80 90 88

106 86 82 78 77 75 81 85

100 83 87 64 74 62

104 98 91 96 76 76

732 626 715 664 691 625 695 716 647 706 708 732

drei Tabel len, deren Daten dem ,,Anuario estadistico de la ciudad de

Buenos Aires" entnommen sind, geben zlmachst ein Bild yon de]" fortschrei-

tenden Zunahme des Krebses, derart, dass die Krebssterbl ichkei t sich in

diesem Zei t ramn verdoppel te , withrend die BevS lkemng sich nur um ein

Dri t te l vermehrte . Aldfal lend wird in Tabel le I der niedrige Prozentsatz

E. Marifio, KrebssterbllehkeJt in Buenos Aires.

T a b c l l e III.

'279

I Befallene J a h r ]

I Insgesamt

hlundhShle . . . . Magen und Leber Peritoneum, Darm

(Rektum) . . . . Weibliehe Ge- sehleehtsorgane �9

Brust . . . . . . . Haut . . . . . . Sonstige Organe Andere Tumoren

Zusammen

22 228

24

81

174

554

21 22 275 311

20 36

74 9~

196 26~

29 26 302 380

34 36

76 62 1~ 19

18 262 ~22

22 34

46 45 387 39~

39 51

99 l l l 23 22 14 17

~56 25~ 37 19

43 434

52

109 29 17

266 "24

614 748 745 i

797 901 909

I 48 54 ] 356 ~-- 4,3 ~

409 440 !3558~-~- 3,1 ,, ]

59 48 ] 399-~- 4,8 ,

99 99 907~11 ,0 , 16 28 192= 2,3,, 17 19 131~ 1,6 ,

234 ~95 2528~---30,6 , 22 28 186~--~- 2.3 ,,

974 '1004!1011[8251

(5,6 der Krebssterbe[iille im Jahre 1890), wogegen die Gesamtsterbliehkeit besonders hoch gerade iu diesem Jahre war; es h,ingt das zusammen mit dem derzeitigen Au[stande in Buenos Aires. Tabelle l[ liisst erkennen, dass das Maximum tier Krebssterblichkeit in die Monate Dezember-Januar, also den Hochsommer f~illt, das Mininmm auf den Juni, Mitte des Win- ters. Aus Tabelle IH ist beachtenswert, dass der Mageu- und Leherkrebs (43,1 pCt.) den Hauptanteil an der Sterblichkeit ausmacht, en~sl)rechend auch den europ~tischen Statistiken. Es muss diese Tatsache wohl in Zusammen- hang mit der ausgesprochenen Fleischnahrmlg yon Buenos Aires gebracht werden, denn auch in Montevideo, we die Verhiiltnisse ebenso liegen, zeigt, sich die gleiche Erscheinung zugleich mit stiindige r Ztumhme der Ziffern. Dass der Mtmdkrebs mit 4,3 in der Tabelle figuriert, kann nicht Wunder nehmen, wenn man starke das Rauchen yon Zigaretten ohne Mundstfiek in Stadt in Betracht zieht. Jedenfalls lassen diese Tabellen, die noeh durch dieser die Erfahrungen allerorts best~itigt werden, klar erkennen, dass auch in Siidamerika der Krebs im Zunehmen begriffen ist, mit Ausnahme viel- leicht yon Brasilien, und dass er im allgemeinen den gleichen Gesetzen der

iibrigen Welttei le unterworfen ist.

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