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Zeitschrift des Magischen Zirkels von Deutschland e.V. magıe DIE KUNST DES ZAUBERNS MÄRZ 2015 Heft 3 • 21239 E ALEXANDER DE COVA KREATIVER QUERDENKER

DIE KUNST DES ZAUBERNS MÄRZ 2015 Heft 3 • 21239 E · DIE KUNST DES ZAUBERNS MÄRZ 2015 Heft 3 • 21239 E ALEXANDER DE COVA ... ten Netzwerkens habe ich es geschafft: Ich

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Z e i t s c h r i f t d e s M a g i s c h e n Z i r k e l s v o n D e u t s c h l a n d e . V.

magıeDIE KUNST DES ZAUBERNS M Ä R Z 2 0 1 5

Heft 3 • 21239 E

ALEXANDER DE COVAKREATIVER QUERDENKER

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Als Zauberer um die Welt reisen? „Dan, wie konntest Du so viele Jahre um die Welt reisen? Ich möchte das auch mal machen!“ Diese Frage wurde mir vor allem von Zauberkollegen schon oft gestellt. Eine Weltreise ist der Traum von vielen Menschen, doch nur wenige erfüllen ihn sich auch. Ich wünsche mir, dass ich viele Zauberer mit meiner Geschichte inspi-rieren kann.

Mit der Zauberkunst um die WeltIch lebe meinen Traum

Dan Berlin

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Magie in einer Favela in Rio – nur mit Polizeischutz möglich

Ich habe einen Traum: ich möchte die Welt bereisen. Im Alter von

25 Jahren erfülle ich mir diesen Traum. Ein Jahr Australien, ein Jahr Asien, drei Monate Afrika, drei Monate Südamerika, ein Mo-nat Las Vegas. Nun bin ich 30 Jahre alt und habe außer der Antarktis jeden Kontinent der Erde bereist … und verzaubert! Wenn ich darauf zurückblicke, kann ich es selber

kaum glauben. Für diese Erfahrungen, die Eindrücke und die tollen Menschen, die ich aufmeinen Reisen kennenlernte, bin ich unendlich dankbar.

Wie alles begannIch arbeitete in der IT-Branche und mochte meinen Job nicht wirklich. Keine großen Karrierechancen, unglückliche Arbeits-

kollegen, 30 Tage Urlaub im Jahr … und das ist also das Leben? Hiermit werde ich die nächsten 40 Jahre verbringen? Auf kei-nen Fall! Ich will unbedingt raus aus dem Hamsterrad!

Das Jahr 2005: Ich interessierte mich schon immer für das Thema Persönlich-keitsentwicklung und las viele Bücher von erfolgreichen Menschen. „Denke nach und

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werde reich“ von Napoleon Hill hat es mir besonders angetan. Ich will Management studieren, habe aber kein Abitur. Also ma-che ich es per Fernstudium nach: Jeden Abend nach der Arbeit und am Wochen-ende setzte ich mich ich zu Hause hin und lernte zwei bis drei Stunden. Die nächsten viereinhalb Jahre verbrachte ich mit der Tortur. Ein Jahr vor meinen Abschluss-prüfungen sagte ich mir: „Wenn ich damit durch bin, gönne ich mir eine Reise nach Australien, bevor ich studieren gehe.“ Und dann kam alles anders als gedacht.

Kündigung, die alles veränderteEs ist Sommer 2009, ich habe mein Ferna-bitur in der Tasche, mein Flug nach Aus-tralien ist gebucht und ich kündige mei-nen Job. Die beste Entscheidung meines Lebens.

Ein Jahr Backpacking in Australien ist ziemlich teuer. Und einen Job zu finden, ist aufgrund der vielen Backpacker nicht ein-fach. Nach einem Kellner-Job, Holz-Lagerist und Subway-Mitarbeiter packt mich der Mut, meine erste Straßenshow in Melbour-ne auszuprobieren. Ich habe keine Ahnung von Straßenzauberei und das spiegelt sich auch in meinem Hut wieder: Ebbe. Ich kau-fe mir also Bücher und DVDs von Gazzo, Jim Cellini und Kozmo und lerne von den Profis. Zwei Wochen später bekomme ich

die erste Beschwerde eines Ladenbesitzers, weil ich durch meine Menschentraube die ganze Straße blockiere.

Mein Jute-Beutel voller Münzen wird von Tag zu Tag schwerer und der austra-lische Bankmitarbeiter, der jede Woche alle Münzen zählen muss, kann nicht fas-sen, dass ich mehr verdiene als er.

Ein Traum wird wahrEin Traum wird wahr: Ich kann mit meiner Leidenschaft Geld verdienen! Ich mache eine ganze Straßen-Tour durch Australien, immer auf der Suche nach dem schönsten Spot. Nach einem spannenden Jahr und vielen neuen Erfahrungen zerreiße ich mein Rückflugticket nach Deutschland. Das Reisen macht so viel Spaß, ich fliege doch jetzt nicht zurück!

Es folgt ein weiteres, erlebnisreiches Jahr in Asien. Singapur, Malaysia, Thai-land, Vietnam, Laos, Kambodscha, Ma-cau und Hong Kong werden bereist. Doch Straßenshows sind den Asiaten eher unbe-kannt und funktionieren nicht sehr gut. In vielen Ländern haben die Menschen auch wenig Geld zur Verfügung, also muss ich umdenken. Ich reise für die Hochsaison in die Touristenhochburg Phuket in Thailand und stelle mich ca. 50 Restaurants und 20 Luxus Hotels vor. Nach einem Monat har-ten Netzwerkens habe ich es geschafft: Ich

Verblüffung auf der Straße in Asien

Ein Jahr in Australien

Dan Berlin am Anfang seiner großen Reise

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Dan Berlin begeistert Kinder nicht nur in Kenia ...

zaubere sieben Abende die Woche Close-Up. Feste Gagenzahlung vom Management plus Trinkgelder. Ich lerne in den drei Mo-naten viel Neues über Restaurantzauberei und lerne viele Menschen kennen. Die verhalfen mir u.a. auf die Titelseite einer Zeitung sowie zu zwei Fernsehauftritten. Mein Highlight ist eine Bühnenshow an Silvester in einem 5-Sterne-Yacht-Club mit traumhaftem Blick aufs Meer.

Der weiße WundermannDie Reisekasse ist wieder voll und das Abenteuer kann weitergehen. Es geht nach Laos, ein Land wo das WLAN noch erfun-den werden muss und selbst Strom nicht überall verfügbar ist. Die Einheimischen sind so fasziniert von meinen Kunststü-cken, dass sie mich in ihre Dörfer einladen. „Der weiße Wundermann“ werde ich ge-nannt. Viele dieser Menschen haben noch nie Zauberei gesehen und manche glauben,

... sondern sorgt für strahlende Augen auch im Waisenhaus in La Paz (Bolivien)

ich kann wirklich zaubern! Es gibt Zere-monien und Dorffeste, die extra für meine Zaubershow organisiert werden. Ich habe stets einen Übersetzer dabei und kommu-niziere oft nur durch Körpersprache. Einer der verblüffendsten Zaubertricks ist mein elektrischer Rasierer: die verschwindenden Bartstoppeln.

Als Zauberer gibt es viele Möglich-keiten, sich immer wieder ein paar Euros zu verdienen. In Vietnam werde ich einem

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Neue Bekanntschaften in Namibia

Glückliche kleine Patienten in einem Krankenhaus in Peru

Schnappschuss in Buenos Aires

Geschafft – auf der Cover der Phuket Post

Auf Safari unter Wasser

Beach-Club-Besitzer vorgestellt und zaube-re jedes Wochenende am Strand. In Hong Kong trete ich bei einem Festival auf und unterhalte die Leute in Nachtclubs. Darü-ber hinaus werde ich oft eingeladen, bei Einheimischen zu übernachten und bei ihnen zu speisen. Und wenn man es ge-schickt anstellt, kann man einen spaßigen Party-Abend erleben, ohne einmal das Portemonnaie zücken zu müssen.

Afrika und HexereiDiese Asien-Erfahrung in den Dörfern war so spannend, dass mich 2013 das Reisefie-ber wieder packt. Dieses Mal geht es zuerst nach Dubai und dann hinüber zum näch-sten Kontinent: Afrika!

Ich weiß von vornherein: Hier wird es

sehr schwer sein, Geld zu verdienen. Also spare ich fleißig für diese Reise, um finan-ziell unabhängig zu sein. Es gibt in Afrika eine Sache, die ich erheblich unterschätze: Viele Einwohner haben zu Beginn Angst vor mir, da sie an schwarze Magie und Hexerei glauben. Ich erinnere mich beson-ders an eine Dame in Kenia. Sie arbeitet in einem Kiosk und ich möchte sie beim Kauf mit einem Bill Switch überraschen. Doch was passiert? Die Gesichtsfarbe der Dame wechselt schlagartig in Weiß, sie sagt kein Wort mehr, dreht sich 90 Grad und schaut gegen eine Wand. Mein Übersetzer zieht mich weg und sagt mir: „Die Dame ge-hört zu einer Art Sekte und sie glaubt, du bist vom Teufel besessen!“ Dies war zum Glück die einzige Extrem-Erfahrung und

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ich begeistere weiterhin viele Menschen in Kenia, Namibia und Südafrika.

Meine größte Charity-ShowAuf einem Motorrad-Trip durch Kenia kommen wir an einer Schule vorbei. Der Direktor ist total aus dem Häuschen, dass ein Zauberer aus Europa seine Schule besu-chen kommt. Und was macht er? Er stoppt sofort den kompletten Unterricht, holt alle Schüler aus den Klassen und plötzlich sit-zen da 250 Kids auf der Wiese. Eine Show mit viel Herzklopfen und strahlenden Ge-sichtern. Menschen helfen mir, Kontakte zu knüpfen und es ist die Zeit meines Lebens!

Was man dort an Freude, Glück und Dank-barkeit zurückbekommt, ist einfach unbe-schreiblich!

Think bigDer Tag meiner Kündigung war der schönste und mutigste Tag meines Lebens. Er veränderte mein ganzes Leben und seitdem steht dieses Datum auf meinem Autokennzeichen. Mein Traum war es immer, die Welt zu bereisen. Nur durch viel Mut und den Glauben an die eigenen Fähigkeiten konnte ich mir diesen Traum erfüllen und viele tolle Menschen kennen-lernen.

Zauberhafte Wüstentour durch Dubai

Unvergesslicher Giraffenkuss in KeniaZaubern im Thai-Steakhaus

Höhepunkte meiner Reise waren u.a. ein zehntägiger Meditationskurs in Thai-land ohne zu sprechen, Schwimmen mit Krokodilen und Haien, der höchste Brü-cken-Bungee-Jump der Welt, das Küssen einer Giraffe, Schülern in Laos & Kambo-dscha Englisch beibringen, auf dem Dach eines Jeeps über einen Salzsee brettern, im 7-Sterne-Hotel in Dubai einen Cocktail schlürfen, im Amazonas Dschungel die Orientierung verlieren, zwei Heiratsanträ-ge von Frauen zu erhalten, eine Charity-Show mit Polizeischutz in einer Favela in Rio de Janeiro, Ferrari fahren in Las Vegas, u.v.m.

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Ein kurzes Video mit vielen Erlebnissen aus Südamerika finden Sie hier: www.tinyurl.com/dan-berlinEfi

Dan Berlin in einer Schule in Kenia

Spaß muss sein – Der schwebende Dan

Ich habe ein paar der schönsten Orte erleben dürfen. Doch es ist nicht der Ort, der dein Leben bereichert, sondern die Menschen, die dich berühren. Und die Zauberkunst ist eine wunderbare Kunst, um mit Menschen in Kontakt zu treten. Auch ganz ohne Worte. Deshalb emp-fehle ich jedem Zauberkünstler, diese großartige Erfahrung auch mal zu ma-chen. Es muss ja nicht direkt zwei Jahre sein, aber für ein paar Wochen oder Mo-nate in ein anderes Land reisen und sich überraschen lassen, welche neuen Türen die Zauberei für einen selber öffnet.

Ich wünsche jedem Zauberkünst-ler, dass auch ihm noch viele Träume in Erfüllung gehen. Think big. And just do it. m