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DIE PSYCHOSOZIALE SITUATION VON FRAUEN IN ÖSTERREICH
Maritta Teufl-Bruckbauer, Sozialpädagogin, seit 1991 Leiterin der Aidshilfe Salzburg.
ÜBERBLICK
BasisdatenFallbeispiel MariaKlientinnen-Analyse ÖsterreichWas hat sich verändert?Was tun?
Quellen: Daten der österreichischen Aidshilfen, Interviews,
Frauenselbsthilfegruppe Wien, BM f. Gesundheit,Frauengesundheitsbericht 2005
FAKTEN: HIV IN ÖSTERREICH
30% Frauen > 2000 positiv getestet Neuinfektionen: 2004: 470 davon ca. 35% Frauen > Tendenz steigend Durchschnittsalter: 26 Jahren > Männer + 10 Jahre 90% Österreicherinnen, 10% Migrantinnen (Afrika, Asien)
Fallbeispiel:
Maria aus dem Salzburgerland
FALLBEISPIEL MARIA
26 Jahre alt gesundheitsbewusst, selbstständig im Gastgewerbe tätig wohnte 60 km vor Salzburg „Innergebirg“ seit 1½ Jahren infiziert, vom Freund lebt mit Partner und Baby, 6 Monate alt er AIDS-Krank, sie HIV-Positiv, Kind gesund er ist arbeitslos, vorher Hilfsarbeiter am Bau sie ist in Karenz
DIAGNOSE / INNERE BELASTUNG
Diagnose-Schock im 4. Schwangerschaftsmonat gleichzeitige Info: Partner AIDS-Krank, sie positiv. Wird das Kind gesund sein? Wer versorgt mein Kind wenn ich… ? Verunsicherung durch widersprüchliche Risiko-Infos alle Kontakte abgebrochen psychosomatische Belastung: Kopfschmerzen, Depressionen, Schlafstörungen… Schuldgefühle
DIAGNOSE / ÄUSSERE BELASTUNG
telefonische Diagnosemitteilung! „keine Sorge: noch 10 bis 15 Jahre Lebenserwartung“ Hausarzt uninformiert, distanziert neugierig kein Vertrauen in Verschwiegenheit ängstlich, unbeholfener Psychotherapeut Kinderarzt hat Blutabnahmen verweigert
Typisch Land: kein Netzwerk für HIV-Positive. Anonymitäts-Problematik (Apotheke, Gerüchte…)
AKTUELLE SITUATION
Umzug nach Salzburg Unterstützungsfonds für Umzug: „Life Ball“ u.a Therapienetzwerk (Psychiatrisch..) kürzere Wege, Aidshilfe vor Ort Sozialhilfe in Anspruch genommen.
Vorteile Stadt: positive Anonymität, professionelles Netzwerk: psychosoziale Angebote, erfahrene TherapeutInnen, bessere berufliche Bedingungen, bessere ärztliche Versorgung, Beschäftigungsprojekte etc.
KLlENTINNEN-ANALYSE
Von 300 Frauen wurden 2005 Daten erhoben: Einkommenssituation: 90% unter der Armutsgrenze 45% haben nur bis zu EUR 500,- weitere 45% leben bis zu EUR 780,- (Armutsgrenze) 5% berufstätig, 35% IV-Pension, 40% Sozialhilfe, 20% AL/NH mehr als 50% Singles und kinderlos Depressionen sehr verbreitet Betreuungsdauer hat sich verlängert Frauen leben sehr isoliert und sind auf Geheimhaltung bedacht
ALLGEMEIN: WAS HAT SICH GEGENÜBER FRÜHER GEÄNDERT? medizinisch besser Rechtslage verbessert sich Psychosoziale/Medizinische Versorgung
regional abhängig keine Änderung im gesellschaftlichen Umgang „Sozialer Tod“ Geheimhaltung immer noch Überlebensstrategie Finanzielle Lage schlechter
WAS KÖNNEN WIR TUN?
Antidiskriminierende Kampagnen: Wir haben zwei landesweite Kampagnen seit 2001
1. „Das Kranke daran, sind die Vorurteile dagegen“2. „Gib Aids die rote Karte“ – mit Fußball-Star
Großflächige Plakate sind noch heute präsent Zum Bus des Jahres 2002 gewählt
BILD BUS
WAS KÖNNEN WIR TUN?
Soziale Lage verbessern (höhere Sozialhilfe) Frauenspezifische Angebote: z.B. Frauen in der
Betroffenenarbeit einsetzen, Gruppe für Alleinerzieherinnen, Angebote für Migrantinnen…
Schulung von TherapeutInnen und ÄrztInnen - besonders GynäkologInnen
HIV-BehandlerInnen: Nicht nur physische sondern auch psychische Symptomatik behandeln
Arbeitspolitische Maßnahmen
Vielen Dank! Haben Sie Fragen? Gerne...
Maritta Teufl-Bruckbauer, Sozialpädagogin, seit 1991 Leiterin der Aidshilfe Salzburg.